Atemlos durch die nacht - Unterwegs mit der Strassenreinigung 6-7 Festkultur im Wandel der Zeit 10 Das Uni Fest unter neuem Namen 16 Doris ...

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Atemlos durch die nacht - Unterwegs mit der Strassenreinigung 6-7 Festkultur im Wandel der Zeit 10 Das Uni Fest unter neuem Namen 16 Doris ...
atemlos durch die nacht
                          Unterwegs mit der Strassenreinigung     6-7

                          Festkultur im Wandel der Zeit 10
                          Das Uni Fest unter neuem Namen 16
ganz, ganz festkultur     Doris Wastl-Walter im Interview 18-19
Atemlos durch die nacht - Unterwegs mit der Strassenreinigung 6-7 Festkultur im Wandel der Zeit 10 Das Uni Fest unter neuem Namen 16 Doris ...
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Atemlos durch die nacht - Unterwegs mit der Strassenreinigung 6-7 Festkultur im Wandel der Zeit 10 Das Uni Fest unter neuem Namen 16 Doris ...
editorial                                     inhalt

                                                 akzent                                                                        unisphäre
                                                                                       Inserat_Unifestival_Unikum_215×295

                                                                                                                                                                                                                                                                 design: durchzwei.ch
                                                                                                                                                                     s                                Kel
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                                                                                                                                                                 u
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                                                                                                                                                                                                                       d
                                                                                                                                                                                                  es
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                                                                                                                                                                         Lo
Liebe Leser_innen

                                                                                                                                                                         We
Man soll die Feste feiern, wie sie fallen.                                                                                                                                                                                              Iw
                                                                                                                                                                                                                                          an
Und seien wir ehrlich: Bei uns Studis                                                                                                                                                                                                            P

                                                                                                                                                                                                                                                  et
fallen sie wie Herbstlaub. Prüfung

                                                                                                                                                                                                                                                     ro
                                                                                                                                                         o
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                                                                                                                                                         k
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bestanden? Lass es uns feiern. Prüfung
                                                                                                                                             fil
                                                                                                                                        rz

                                                                                                                                                                                                                                                        tsch
                                                                                                                          shnit Ku

nicht bestanden? Lass sie uns ertränken.
Mariä Empfängnis? – Härdöpfelpuffer-            6-7     Die Hüter der Postkartenmotive                                        16                     Unifestival 2014

                                                                                                                                                                                                 am
                                                                                                                                                                                                  l
                                                                                                                                                                                               yS
tag? Stell schon mal das Bier kalt.                     Wo die Party ist, da ist auch der                                                            Ein frischer Auftritt unter neuem

                                                                                                                                                                                             tr

                                                                                                                                                                                                                                                             s
                                                                                                                                                                                           Poe

                                                                                                                                                                                                                                                            le
                                                                                                                                                                                                                                                            Ru

Besonders im Herbstsemester gibt es
                                                                                                                                                                                                                                                        o

                                                        Müll. Doch am Morgen danach                                                                  Namen: Das Unifestival 2014
                                                                                                                                                                                                                                                   tt
                                                                                                                                                                                                                                                 Ma

                                                                                                                                                     er
                                                                                                                                                                                By

                                                                                                                                                 st
wegen Unifestival und zig Instituts-                    erinnert jeweils nichts mehr                                                                 besticht durch aufregende
                                                                                                                                                 s

                                                                                                                                             a
                                                                                                                                        sc
                                                                                                                                             o                                 SUB
                                                                                                                                   Di

Partys genügend Gründe, das Lernen auf                  an den nächtlichen Exzess. Das                                                               Neuerungen.
morgen zu verschieben. In der unikum-                   unikum unterwegs mit der
Ausgabe u170 gehen wir der ganzen                       Strassenreinigung in der Berner                                       11                     JA zur Stipendieninitiative      Pat r
                                                                                                                                                                                            i c k P o da
                                                                                                                                                                                                         ge

Festerei auf den Grund.                                 Innenstadt.                                                                                  Gerechteren Zugang zur Bildung

                                                                                                                l         e
                                                                                                             rt
Dass der Exzess fester Bestandteil der                                                                                                               herstellen.

                                                                                                                      u
                                                                                               D i rt y P u r p l e T
abendländischen Kulturgeschichte ist,           5       Tanzen wie damals
zeigt Cedric Fröhlich auf Seite 10 –                                                                                          11-12 Von Bern nach Türöffnung:
                                                                                                                              04.                   Bologna 20:00 Uhr
                                                                                                                                                    Unitobler
                                                        Damals tanzte man zu den Beach
                                                                                                                              Ok tober 2014
passend dazu stellt er auf Seite 9 die                  Boys. Wie war das Feiern vor 30                                             Die SUB-Umfrage zu der| Bologna-
                                                                                                                                                    Vorverkauf: Bugeno und starticket.ch
                                                                                                                                                                                                      unifestival.ch       fb.com/UnifestivalBySUB

schrägsten Festbräuche vor. Die Zeit nach               Jahren, was war anders als heute?                                           Reform zeigt: Die Reform leidet noch
dem Feiern konnte Marco Dal Molin                       Ein neugieriger Blick zurück.                                               immer an Kinderkrankheiten.
mit anderen Augen sehen, als er am
Sonntagmorgen die «Strassenreinigung            10     Im Rausch der Geschichte                                               13                     ...und sie bewegt sich doch
Innenstadt» begleitete. Seine Reportage                 Die negativen Folgen des                                                                     Open Access für wissenschaftliche
findest du auf Seite 6 und 7. Maria Gerber              Alkoholkonsums stehen für einmal                                                             Publikationen wird an der
und Nina Hänni stellen auf Seite 5 einen                nicht im Vordergrund, sondern                                                                Universität zur Regel.
Vergleich an, wie Studis vor 30 Jahren                  ein Blick in die Geschichte, der uns
und heute feierten. Und ich begab mich                  zeigt, dass Feiern und Trinken seit                                   14                     Kennst du deine Bugeno?
in den Schlagertempel Kirchberg. Mehr                   jeher eng miteinander verbunden
dazu liest du auf der letzten Seite.                    sind.

Jonathan Stauffer
unikum-Koordinator

PS: Für diese Ausgabe schrieben Mitglie-
der des SUB-Vorstands vier Seiten – die
ganze Uni-Sphäre. Somit zeigt Emmanu-
el Schweizer ab Seite 11, wie die Situation
15 Jahre nach der Bolognaerklärung                     titelbild: selina lüthi
aussieht. Auf der gleichen Seite stellt dir
Luisa Jakob die Stipendieninitiative vor.
Und Julia Strobel erklärt auf Seite 13 das
Open-Access-System der Uni-Bern.                rubriken
                                                4      Umfrage                                                                     18-19                         Auf ein Wort
PPS: Der Abschied von Layout-Urgestei-                 Geschichten aus dem Uni-Ausgeh-                                                                           Frau Wastl-Walter
nin Muriel Schwärzler stimmt uns trau-                 Alltag                                                                      19                            Serviceverzeichnis
rig. Dein ehrliches Mundwerk und deine          8      Bookface                                                                    20                            Carte Blanche
klaren Linien werden uns fehlen! Weiter         9      Apropos...                                                                  21                            Impressum
danken wir Rémy Geu vom SUB-Vor-                       Feierzwang                                                                  21                            Reinziehn
stand für die angenehme Zusammenar-             9      Die fünf                                                                    22                            Rätsel
beit und begrüssen dafür recht herzlich                ...kuriosesten Festbräuche                                                  23                            Entdecken
Nadia Aboulwafi, die ab dieser                  15     Pinnwand                                                                                                  Schlagertempel Kirchberg
Ausgabe unser Redaktionsteam                    17     Bookface Auflösung
verstärkt.

                                                                                                                                                                                                                           unikum 170         3
Atemlos durch die nacht - Unterwegs mit der Strassenreinigung 6-7 Festkultur im Wandel der Zeit 10 Das Uni Fest unter neuem Namen 16 Doris ...
umfrage

                                                                                       4 Dominic
                                                                                       Philosophie
                                                                                       «Es war im November. Ein Kollege sprang
                                                                                       in die Aare. Als er wieder draussen war,
                                                                                       sagten wir ihm aber, es zähle nicht, weil
                                                                                       er noch seine Boxershorts anhatte und
                                                                                       nicht mit dem Kopf untergetaucht war.
                                                                                       Also ging er nochmal rein. Er hatte dann
1                            2                            3
                                                                                       einen Schnupfen. So im Nachhinein sehe
                                                                                       ich, dass das wohl ziemlich gefährlich
                                                                                       war, denn niemand von uns hätte ihn
                                                                                       retten können.»

                                                                                       5 David
                                                                                       Französisch
                                                                                       «Letztes Jahr, 2013, arbeitete ich in Tel
4                                5                        6                            Aviv in einem Hostel. Da lernte ich
bilder: nina hänni                                                                     eine amerikanische Studentin kennen.

«när hei mir dänkt,
                                                                                       Als sie vom Strand kam, fragte ich sie,
                                                                                       ob wir zusammen zu Abend essen
                                                                                       wollten. Sie kam mit und wir gingen

auso chumm, let's go»
                                                                                       in die Stadt Sushi essen. Wir hatten ein
                                                                                       super Gespräch, und dann war es etwa
                                                                                       zehn Uhr. Wir überlegten uns, was wir
                                                                                       noch machen wollten. Im Hostel hatte
                                                                                       ich einen amerikanischen Kollegen,
Die Frage nach kuriosen Ausgangs-           2 Carlo                                    der in der israelischen Armee war und
geschichten wird von den meisten            Rechtswissenschaften                       einen französischen, der Praktikant im
                                            «Wir waren im Club, vorher noch beim       Hostel war. Dann sagten wir uns: «Auso
mit einem Grinsen quittiert. Ein
                                            Bräteln, wo wir schon ein paar Harassen    chumm, let’s go!» und nahmen ein Taxi
Erlebnis dieser Art haben alle zu           Wein getrunken hatten und wir waren        ins Zentrum, wo die Clubs sind, wollten
erzählen. Hier eine Auswahl an lu-          alle ein bisschen «näb der Schnurre».      aber nur ein Bier trinken. Dort musste
stigen, romantischen und doofen             Mein Kollege hatte am meisten getrun-      man aber überall anstehen und Eintritt
                                            ken. Ich ging dann schnell zur Bank,       bezahlen, deshalb landeten wir dann in
Geschichten aus dem Uni-Ausgeh-             Geld holen. Als ich zurück kam, suchte     einem Homosexuellenclub, wo wir uns
Alltag.                                     er mich. Deshalb wollte er mich anrufen.   so richtig abschossen.»
                                            Er stand am Eingang vom Club, als er
nina hänni                                  mich anrief. Da kam einer der Broncos      6 Sarah
                                            und warf ihn raus, weil man in dem Club    Germanistik
                                            nicht telefonieren darf, vor der Tür! Es   «Wir waren im Ausgang in Olten an
1 Hanna                                     gab eine Riesendiskussion, ich ging mit-   einer Chilbi, ich war mit ein paar Kolleg_
Islamwissenschaft                           tenrein, nahm sie auseinander, wollte      innen an der Aare. Wir tranken die erste
«Vor einigen Jahren war ich mit Kolleg_     die Kollegen holen, draussen schlugen      Flasche Passoa, und als wir in den Mac
innen im Chessu in Biel. Wieder einmal      sie sich fast. Mein Kollege flog dann      gingen, stellten wir die zweite Flasche
war die Lüftung heillos überfordert, was    drei Meter, der Bronco hatte ihn fliegen   aussen hin. Als wir wieder herauska-
dazu führte, dass einem nicht nur der       lassen. Lustigerweise war ein Kollege      men, wollte ich die Flasche holen, und
Schweiss aus allen Poren quoll, sondern     von uns an diesem Abend Securitas und      die Stufe war etwa so gross (zeigt mit
auch kondensiertes Wasser von der           hatte alles gesehen, er hätte uns helfen   den Händen), und statt runterzusteigen,
Decke tropfte. Es war tropisch. Plötzlich   können, hatte uns aber nicht erkannt.»     wollte ich mich bücken. Ich verlor das
packte jemanden von uns der Schaber-                                                   Gleichgewicht und fiel in die Aare.»
nack und er liess einem Kollegen einen      3 Amena
Eiswürfel aus seinem Longdrink den          Geographie
Rücken runterrutschen. Der liess dies       «An einem Festival sass ich am Boden,
natürlich nicht so auf sich beruhen und     den Tag über hatte es geregnet. Als ich
warf einen Eiswürfel zurück. Das Ganze      dann aufstand und loslief, kam er mir
artete in eine süssklebrige Eiswürfel-      entgegen. Er fragte mich, ob es nass
schlacht aus. Wir hatten unseren Spass      sei am Boden, ich drehte mich um und
und die Abkühlung dazu.»                    streckte ihm mein «Füdle» hin und
                                            sagte: «Chasch ja luege!» Wir flirteten
                                            dann weiter und es wurde eine schöne
                                            Liebesstory.»

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Atemlos durch die nacht - Unterwegs mit der Strassenreinigung 6-7 Festkultur im Wandel der Zeit 10 Das Uni Fest unter neuem Namen 16 Doris ...
akzent

laut und heiss muss es sein!
         Am Freitag Abend, rufen die Tanzlokale der Stadt. Aber wie war das eigentlich vor 30 Jahren?
         Wo ging man in Bern weg, was dröhnte aus den Lautsprechern? Das Unikum hat die
         Zeitmaschine angeworfen und mit zwei Studis aus unterschiedlichen Jahrzehnten die Nacht
         durchgefeiert.

         nina hänni und maria gerber

         Ausgang 2014                                                  Ausgang 1984
         19 Uhr: Neben mir klingelt unerbittlich das Handy. "Reit-     20 Uhr: Der Abend ist noch jung. Ich treffe meine
         halle, bist du dabei?", wird mir die dritte Einladung für     Freunde in der Quickbar in der Marktgasse-Passage.
         die Nacht unterbreitet. Freudig, gespannt auf die kom-        Hier stehe ich mit Bier oder Cola, höre laute Musik aus
         menden Eindrücke, aber auch ein bisschen gestresst von        der Musikbox «Rock-o-la» und warte. Darauf, dass viel-
         diesem hastigen, zerstreuten Zeitgeist koche ich mir          leicht jemand vorbeikommt und von einer tollen Party
         noch schnell eine Portion Linsen.                             weiss, wo wir hingehen können. Saufen ist kein Thema
         20 Uhr: Ratlos stehe ich vor meinem überfüllten Kleider-      für die Meisten von uns. Deshalb treffen wir uns auch
         schrank. Meine High Heels wähle ich nicht ganz so hoch,       nicht irgendwo zum Vorglühen. Alkohol ist teuer und
         ich will für Abenteuer bereit sein.                           wir Studenten haben kein Geld. In vielen Bars wird nicht
         21 Uhr: Im Bad einer Freundin stehen drei Mädchen vor         einmal Alk ausgeschenkt.
         dem Spiegel und schminken sich Verzierungen ins Ge-           21 Uhr: Langsam kommt Bewegung in die Sache. Wir
         sicht. Im Hintergrund laufen Nosebleed Section, Folk          machen uns auf die Socken. Möglichkeiten gibt es ei-
         und auch ein bisschen Elvis. Jene Musik, die ich mag          nige: Das Babalu zum Beispiel, ein Dancing hinter dem
         und selten in einem Club zu hören ist. Immer mal wie-         Loeb. Hier muss ich zwar Eintritt bezahlen; dafür legen
         der nimmt man einen kurzen Zug aus der Shisha. Dies           aber bekannte DJ’s auf. Die Musik ist topaktuell: Beach
         ist der beste Teil des Abends für mich, denke ich, und        Boys, Bob Dylan, Cat Stevens... Let’s rock’n’roll!
         freue mich über das breite Grinsen auf den Gesichtern,        22 Uhr: Das Tilt in der Lorraine schliesst schon eine Stun-
         die Vorfreude.                                                de vor Mitternacht. Dafür gibt es vorher fantastischen
         21.30 Uhr: Trinkspiele angesagt. Nach einer kurzen Zehn-      Jazz-Sound, nur für Insider. Der kleine Keller ist meistens
         Uhr-Müdigkeitsphase und schwachem Zweifeln, ob wir            übervoll – aber niemand, die_der davon weiss, lässt sich
         den Abend nicht doch lieber mit Werwolf und Schara-           das entgehen – auch ich nicht. Auf geht’s ins Gedränge;
         den verbringen wollen, ziehen wir in die Nacht hinaus.        wir schwitzen und stinken nach Rauch, aber das spielt
         23 Uhr: Langsam beginnen die Stadt und die Gläser sich        keine Rolle.
         zu füllen. Beim kurzen Fassadenklettern wird einem der        22.30 Uhr: Jetzt habe ich Lust auf etwas richtig Abge-
         Alkoholpegel schlagartig bewusst.                             fahrenes. In der Matte tönt laute Rockmusik aus einem
         2 Uhr: Die Musik dröhnt, ich spüre den Bass in meinem         zwielichtigen Keller. Er gehört dem Broncos Club – den
         Herzen, werde von den Körpern vor der Bühne hin und           richtig harten Jungs also. Hier spielen wir Billard, rau-
         her geworfen wie in einem Ozean. Ab und zu kann ich           chen und trinken Bier; dazu diskutieren wir über Gott
         zwischen den Menschen Personen erkennen, mit de-              und die Welt. Wenn ich genug vom Palavern habe, ver-
         nen ich sprechen möchte, aber es ist ohnehin zu laut.         schiebe ich wieder hoch in die Altstadt, in die kleinen
         Schwitzend gebe ich mich der aufgeladenen Atmosphä-           Keller an der Kram- und Gerechtigkeitsgasse. Hygiene?
         re hin, lasse mich von den Wellen davontragen, fühle          Sicherheit? Pah, laut und heiss muss es sein!
         den Rhythmus um mich herum und in mir.                        23.00 Uhr: Wenn ich mich so richtig rebellisch fühle, lan-
         3 Uhr: Mir wird es zu laut, zu viel, und es ist der Moment,   de ich noch im Uhu. Das ist der Inbegriff einer Spelunke;
         an dem ich mich frage, was ich hier eigentlich mache.         hier sind die Leute unterwegs, die auch gerne mal eine
         Gerade fühlt sich der Moment so sinnlos an, rastlos und       weisse Nase haben. Aber heute ist es dafür schon etwas
         leer. Vielleicht auch, weil die erste Ladung Alkohol sich     spät.
         langsam aus meinem Blut verflüchtigt hat. Jetzt gibt es       23.30 Uhr: Beizenschluss. Höchstens bis um 1 Uhr haben
         zwei Möglichkeiten: nach Hause gehen oder weiter trin-        die Lokale geöffnet. Ich habe noch Hunger und lande in
         ken.                                                          der Glocke. Das ist zwar unterste Schublade, aber wenn
         5 Uhr: Wir sind im Dead End gelandet. Aufgekratzt und         halt sonst alles zu hat… Manche Dancings haben noch
         müde stehe ich im Keller am Töggelikasten. In der dunk-       bis 2 Uhr früh geöffnet. Aber die Preise dort sind happig
         len Ecke knutscht eine Freundin von mir.                      und das Klientel auch nicht mehr so ganz mein Ding. Die
         6 Uhr: Nachdem wir den Hunger gestillt haben, gehen           ganzen Snobs eben.
         wir auf den ersten Zug. Es war eine tolle Nacht. Nicht        24 Uhr: Langsam verzieht sich das Partyvolk, nur hier
         wegen des Alkohols, nicht wegen der überfüllten Clubs,        und da wird noch weitergefeiert. Wir Studierenden
         sondern wegen (der Musik und) dem Zusammensein.               müssen leider schon die Segel streichen; schliesslich ist
                                                                       morgen um acht schon wieder Uni... Hoffentlich wird
                                                                       diese Sechs-Tage-Woche irgendwann abgeschafft!

                                                                                                                      unikum 170   5
Atemlos durch die nacht - Unterwegs mit der Strassenreinigung 6-7 Festkultur im Wandel der Zeit 10 Das Uni Fest unter neuem Namen 16 Doris ...
akzent

die hüter der postkartenmotive

Die «City Cat 5 000» und ihre Gehilfen auf dem Streifzug durch die Nacht. bild: marco dal molin

                  Periodisch überschwemmen Horden von                              Morgenstunden zu. Der 59-Jährige mit tief auf der Na-
                  Ausgehfreudigen die Innenstadt, und mit ih-                      se sitzender Brille erklärt anhand eines Stadtplans an
                                                                                   der Wand die verschiedenen Zuständigkeitsgebiete. Rote
                  nen ein blinder Passagier, der eigentlich gar
                                                                                   Punkte stehen für die rund 300 Abfalleimer in der Berner
                  keiner ist: Müll. Über den Kampf der Stras-                      Innenstadt, farbige Linien zeigen die verschiedenen Rei-
                  senreinigung gegen post-apokalyptische                           nigungstouren. Über die Schichten verteilt kümmern
                  Strassen­szenen und eine Arbeit, die man nur                     sich 40 Personen alleine um die Innenstadt, in der ganzen
                                                                                   Stadt sind es deren 150.
                  wahrnimmt, wenn sie einmal nicht gemacht
                  wird.                                                            «Schlimmer als in einem Drittweltland»
                                                                                   Kurz darauf fährt Mustafa Yigit mit einem weissen Pick-
                                                                                   Up vor. Der Schriftzug «Subers Bärn, zämä geits!» ziert
                  marco dal molin                                                  die Motorhaube von Wagen Nummer 168. Für die Reini-
                                                                                   gung der Aarbergergasse herrsche dort zu diesem Zeit-
                  Er dient nicht als Abluftrohr für das darunterliegende           punkt noch zu viel Rummel, meint Yigit. Auch in dieser
                  Metro-Parking, wie viele meinen, der Oppenheimbrun-              Nacht tummeln sich hunderte in der Gasse zwischen
                  nen auf dem Waisenhausplatz. Die moosig grün über-               den Clubs und Imbissbuden. «Texas-Strasse» nennt er
                  wachsene Säule wirkt schmutzig, soll aber symbolisch             sie, denn hier gehe es ab wie im Wilden Westen. Und un-
                  für Leben und Wachstum stehen. Lebendig ist es auch              gefährlich sei die Arbeit hier auch nicht: Schon einmal
                  in dieser Samstagnacht vor dem Brunnen. Polizeisirenen           sei ein Kollege beim Putz brutal angegriffen worden. Erst
                  hallen über den Platz, eine Horde Polizist_innen macht           gegen 5 Uhr werde es hier ruhiger, deshalb spediert der
                  eine Gruppe junger Männer dingfest. Nur wenige Meter             29-Jährige erstmal Laub und Ghüder auf die Strasse vor
                  unter der Oberfläche, hinter einem grauen Tor im Park-           dem Bundeshaus-West, wo es ruhiger ist. Hier liegt heute
                  haus versteckt, erschliesst sich eine andere, eine orange        nur wenig rum. Trotzdem werde nie eine Strasse ausge-
                  Welt: Hier ist die Maschinenhalle der Strassenreinigung          lassen. «Leute aus dem Ausland bewundern immer wie
                  des Tiefbauamts, wo sich kurz vor 4 Uhr die Putzkolonne          sauber es in der Schweiz ist. Würde aber nur eine Nacht
                  für die anstehende Arbeit in der Innenstadt parat macht.         nicht geputzt – es sähe schlimmer aus als in einem Dritt-
                  Vorarbeiter Martial Roncaglioni weist den acht Wischern          weltland», grinst der gebürtige Türke, während sein E-
                  und fünf Maschinisten die Arbeit für die kommenden               Gebläse wie ein Staubsauger summt.

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Atemlos durch die nacht - Unterwegs mit der Strassenreinigung 6-7 Festkultur im Wandel der Zeit 10 Das Uni Fest unter neuem Namen 16 Doris ...
akzent

         Ein zweiter Pick-Up fährt vor, diesmal mit grosser Mulde     sen Schanze ein Handy gefunden hat. Die Polizei sucht
         auf der Ladefläche. Erwin Waser winkt mich in den Wa-        es bereits – als Beweismittel. Auf der Grossen Schanze
         gen, will mir die Grosse Schanze zeigen. Auf der sonst so    hat sich angeblich ein tödlicher Vorfall ereignet. Gerüch-
         belebten Terrasse, wo sich normalerweise Student_innen       te machen die Runde, jemand sei von der Terrasse auf die
         neben Pärchen und Punks tummeln, ist in dieser Nacht         Gleise gefallen, das ganze dabei kein Unfall. Tatsächlich
         nicht mehr viel los. Nur ein Streifen aus Dosen und Fla-     sperrt die Polizei das Gelände weiträumig ab. «Wäre die
         schen säumt den Gehweg und lässt das frühabendliche          Person auf den Asphalt des Parkings gestürzt, wäre die
         Treiben erahnen. Der Fribourger, der seit dreizehn Jah-      Reinigung unsere Aufgabe gewesen», wirft ein Mitar-
         ren bei der Strassenreinigung arbeitet, ist ein Kenner des   beiter des Tiefbauamts ein. Unten auf der Gasse geht die
         Berner Nachtlebens. Es ist der Müll, der ihm zeigt, dass     Arbeit unterdessen weiter. An Zwischenfälle wie diesen
         sich das Ausgangsgebiet in den letzten zwei Jahren ver-      haben sich die Mannen mittlerweile scheinbar gewöhnt.
         grössert hat. Nebst Hotspots wie der Aarberggasse und        Der ganz normale Wahnsinn eben.
         der Cuba Bar beim Zytglogge falle seit einiger Zeit zum
         Beispiel auch mehr Ghüder am Bollwerk an. Vor dem Uni-
         Hauptgebäude nimmt er noch schnell eine Glasflasche
         aus dem Weg, «damit’s keinen Platten gibt».

         Monatsmitte im Portemonnaie
         Zurück beim Hirschengraben springt der gebürtige Pa-
         raguayer Emilio Etter hinten drauf. Zusammen leeren
         sie alle Abfalleimer westlich des Zytglogge. «Mittlerwei-
         le habe ich mich daran gewöhnt, wenn mal Bier oder
         Schnaps unplanmässig über die Hosen schwappt. Doch
         Anfangs ist das schon sehr unangenehm», sagt Erwin
         Waser während sein Kollege einen vollen 110-Liter-Sack
         auf den Pick-Up wirft. Trotzdem gebe es auch für ihn Un-
         angenehmes. Bei der Heiliggeistkirche ist die öffentliche
         Toilette defekt, darum «schiffen» die Leute in der Ecke an   Erwin Waser auf Kontrollfahrt auf der Schützenmatte.
         den Eimer. Das stinke dann «wie ne Moore», und sie dürf-     bild: marco dal molin
         ten ihn dann putzen.
         Mittlerweile ist es 5.09 Uhr, der 10er Bus nach Ostermun-    Fünf Tonnen Abfall
         digen macht die erste reguläre Fahrt über den Bahnhof-       Letzte Kontrollfahrt. Im Zickzack geht es durch die Innen-
         platz, die meisten Partygänger_innen sind jetzt auf dem      stadt, dann auf die Schützenmatte. Noch bläst hier ein
         Heimweg. Jetzt wird auch das Anhalten auf den Gleisen        Angestellter des Tiefbauamts liegengebliebenen Müll
         für die Strassenreinigung brenzlig, die ersten Trams wol-    auf die Strasse, damit die Putzmaschinen ihn leichter
         len freie Fahrt. Kurz darauf nötigt ein geplatzter Reifen    aufsaugen können. Eigentlich hätte Erwin Waser heute
         die beiden doch noch zu einer Zwangspause – eine Glas-       seinen freien Tag gehabt, doch Überzeit kommt vor. Um
         flasche. Doch der Zeitplan stimmt, die Arbeit kommt gut      6.50 Uhr dröhnt lauter Hip Hop von einem «Antirep»-
         voran. Dies liege auch daran, meint Vorarbeiter Roncagli-    Fest auf den fast leeren Vorplatz der Reitschule. Im Pick-
         oni, dass Monatsmitte sei. Die Lohnkonti seien jetzt nicht   Up Nummer 183 plätschert derweil Robbie Williams'
         mehr prall gefüllt, das Geld grösstenteils versoffen. Als    «Feel» aus dem Autoradio und vermischt sich mit den
         das Ersatzrad in der Maschinenhalle montiert ist, pflügt     Beats zum sonntäglichen After-Hour-Soundtrack.
         sich die Kolonne bereits mit gemeinsamen Kräften durch       Noch einmal soll der trichterförmige Heckaufbau in die
         die «Texas-Strasse».                                         Mulde bei der Parkhauseinfahrt beim Waisenhausplatz
                                                                      gekippt werden, aber eine Putzmaschine besetzt den
         Das Beweismittel liegt auf der Strasse                       Container. Dieser müsse alle zwei Tage geleert werden,
         Erst jetzt, kurz vor 6 Uhr, ist der Weg nicht mehr durch     erklärt Vorarbeiter Martial Roncaglioni, das seien dann
         die Menschenherde verstopft. Einzelne letzte Partygän-       gut fünf Tonnen Müll. Am Ende dieses Wochenendes
         ger_innen sitzen auf den Stufen vor den Lauben, die ei-      werden es genau 4 520 Kilogramm gewesen sein.
         gentlich durch Private gereinigt werden müssten, am          Die Schicht geht zu Ende, einzeln tröpfeln die Arbeiter
         Wochenende aber durch die Stadt von der Plastikmorä-         zurück in ihre unterirdische Basis. Mustafa Yigit spielt
         ne befreit werden. Weiter weg spielt noch jemand Gitar-      mit einem Kollegen noch ein Kartenspiel, dessen Namen
         re. Vor dem «Pronto-Döner» regieren wieder die Kommu-        zwar niemand kennt, hier aber trotzdem alle spielen kön-
         nalfahrzeuge, orange gekleidete Männer sind jetzt in der     nen. Draussen ist es jetzt hell. Vor dem Hotel Savoy war-
         Überzahl und die «City Cat 5 000» saugt die Überreste        tet eine Gruppe asiatischer Tourist_innen auf den Bus.
         der Ausgangsnacht in ihren Schlund. Unter den Füssen         Rasch noch posiert ein junges Paar für ein Foto vor dem
         rascheln die Becher, Pommes saugen sich mit Bier voll        blitzblanken Postkartenmotiv.
         und komplettieren das post-apokalyptische Strassenbild.
         Besonders viel zu tun gibt es vor dem Burger King. Hier,
         beim Strassenübergang zum City-Parking sucht Erwin
         Waser einen Kollegen, der beim Wischen auf der Gros-

                                                                                                                       unikum 170   7
Atemlos durch die nacht - Unterwegs mit der Strassenreinigung 6-7 Festkultur im Wandel der Zeit 10 Das Uni Fest unter neuem Namen 16 Doris ...
bookface

bookface
                         «Sag mir, was du liest und ich sage dir, wer du
                         bist!» – wer versteckt sich wohl hinter diesem
                         Bücherstapel? Die Auflösung findest du auf
                         Seite 17.

           bild: zvg.

                        www.bugeno-unibe.ch
                                                    einige
                                                    bücher
                                                    soll
                                                    man
                                                    schmecken,
                                                    andere
                                                    verschlucken
                                                    und
                                                    einige
                                                    wenige
                                                    kauen
                                                    und
                                                    verdauen.
                                                    Francis Bacon

                                     BUCHHANDLUNG   UNITOBLER          031 631 36 11
                                     BUCHHANDLUNG   UNI-HAUPTGEBÄUDE   031 631 82 37
                                     BUCHHANDLUNG   FÜR MEDIZIN        031 631 48 10
                                     BUCHHANDLUNG   VONROLL            031 631 36 66
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apropos                                      die fünf

apropos ...                                  die fünf kuriosesten
                                             festbräuche

feierzwang

Freitagabend um acht. Jede Woche das-
selbe Spiel. Da kriechen sie plötzlich aus
allen Löchern – die Feierwütigen und                                                              illustration: muriel schwaerzler
die, die es gerne wären. Eine Duftwolke
aus Haarspray und Parfüm liegt über          Frei nach dem Motto: «Es gibt               El Colacho
der Stadt, die Röcke sind kürzer als die     nichts, was es nicht gibt», folgt           Als Teufel verkleidete Männer springen
Polizei erlaubt und die Männer öffnen        eine wahllos zusammengestellte              in einem festlichen Akt über Neugebo-
noch einen weiteren Hemdknopf. Kann                                                      rene. Die Symbolik besteht darin, dass
                                             Liste von Festakten, welche eigent-
ja nicht schaden. Wer feiern geht, ist                                                   damit böse Geister ferngehalten werden
ja sooo cool. Denn Party machen zeigt:       lich niemand wirklich versteht              und den Babys sicheres Geleit durchs
Ich bin ein Rudeltier, keine Einzelgän-      und doch ist es schön zu wissen,            Leben bereitet wird.
gerin. Wehe denen, welche lieber einen       dass wir immer wieder einen
Abend zuhause auf der Couch verbringen.                                                  Argungu Fishing Festival
Die einzige Entschuldigung für dieses
                                             Grund zum Feiern finden.                    Seit 1934 wird im nigerianischen Bundes­
unverständliche Verhalten: eine anste-                                                   staat Kebbi ein Festival durchgeführt,
ckende Krankheit. Und so beginnt immer       cedric fröhlich                             welches mit einem spektakulären Wett-
freitagabends um acht für die nicht-so-                                                  kampf endet. Ziel ist es, den grössten
Feierwütigen unter uns der Kampf mit                                                     Fisch aus dem Fluss zu ziehen. Dafür
sich selbst: Eigentlich hab ich ja keine     Das Cheese-Rolling-Festival                 haben die Teilnehmenden eine Stunde
Lust rauszugehen. Aber was wird XY von       In Brockworth, England werden jährlich      Zeit. Die Krux dabei ist, dass nur traditi-
mir denken, wenn ich einfach so zu­          tausende Schaulustige Zeugen eines          onelle Fischereigeräte benutzt werden
hause bleibe? Und wie erkläre ich Z, dass    wirklich eigenartigen Festbrauchs. In       dürfen und nicht selten fällt dabei die
diese Woche keine Bilder von mir auf till-   einem Rennen jagen die Teilnehmenden        Wahl auf die blossen Hände. Wer im
late auftauchen? Nein, unmöglich. Aber       einem Rad Gloucesterkäse hinterher,         tumultartigen Gewimmel am Ende den
das Sofa sieht so bequem aus... Und ich      welcher einen halsbrecherisch steilen       grössten Fisch gefangen hat, dem winkt
wollte doch schon lange einmal die kom-      Hügel hinunterrollt, mit dem Ziel diesen    eine saftige Siegprämie.
plette Staffel «House of Cards»... Nein!     zu fangen. Da der Käse mit bis zu 110
Am Freitag geht man aus. Keine Diskus-       Stundenkilometer den Hang hinunter-         Der Fulehung
sion. Aber wieso eigentlich nicht? Wer       rast, ist dies praktisch unmöglich. Nicht   Am alljährlichen Stadtfest von Thun
hat denn irgendwann einmal festgelegt,       selten brechen sich die Kombattant_in-      jagt die Bevölkerung den mit Stock und
dass man am Wochenende sein ganzes           nen bei diesem Versuch etliche Knochen.     getrockneter Schweineblase bewaff-
hart verdientes Geld in irgendeinem          Trotzdem oder gerade deshalb erfreut        neten Fulehung. Diese Tradition geht auf
Partyschuppen in Bier anlegen muss?          sich das Spektakel, das angeblich auf       die Legende zurück, wonach die Thuner_
Wer befiehlt, dass man den Samstag           eine 2 000-jährige Tradition zurückzu-      innen während den Burgunderkriegen
und schlimmstenfalls auch den Sonn-          führen ist, grösster Beliebtheit.           den Hofnarren von Karl dem Kühnen
tag mit einem üblen Kater im Bett                                                        gefangen nahmen, um ihn anschlies-
verbringen muss? Und wieso lässt sich,       Kanamara Matsuri                            send bis zur vollständigen Erschöpfung
wie es scheint, die Mehrheit der jungen      Das «Fest des stählernen Phallus» wird      durch die Gassen zu treiben. Heute
Menschheit dieses Feierdiktat oktroyie-      jeden Frühling in der japanischen Stadt     lockt der Brauch die ganze Stadt in den
ren; wo sie sich doch sonst nirgendwo        Kawasaki abgehalten. An den Penissen        Morgenstunden auf den Rathausplatz.
etwas sagen lassen will? Es ist Freitag      in allen Grössen und Formen erfreuen        Dort wird er von einer Meute Halbstar-
Abend um acht. Und ich: wieder einmal        sich heute vor allem Tourist_innen.         ker provoziert und von Kindern, seiner
ratlos.                                      Früher jedoch wurde zu diesem Fest an       Bewaffnung und der gehörnten Maske
                                             verschiedenen penisförmigen Schreinen       wegen, gefürchtet.
maria gerber                                 der fruchtbaren Verbindung zwischen
                                             Mann und Frau gehuldigt.

                                                                                                                           unikum 170   9
Atemlos durch die nacht - Unterwegs mit der Strassenreinigung 6-7 Festkultur im Wandel der Zeit 10 Das Uni Fest unter neuem Namen 16 Doris ...
akzent

im rausch der geschichte

                                                                                                              illustration: alice fankhauser

                  Von den Trinkgelagen germanischer Stämme,                   Orgien in der Antike. Feste, an welchen die klassischen
                  ausschweifenden Orgien im alten Rom, bis zu                 Griech_innen ihre Hochkultur zu Ehren des Dionysos,
                                                                              Gott des Weines, der Ekstase und des Wahnsinns hoch-
                  den Botellóns auf der grossen Schanze –
                                                                              leben liessen. Waren diese Festivitäten noch von einer
                  Feste waren stets auch ein Ausdruck des exzes-              gewissen religiösen Ernsthaftigkeit, entwickelten sich
                  siven Rausches. Die Flucht in den durch Alko-               im alten Rom diese festlichen Aktivitäten in ausschwei-
                  hol veränderten Geisteszustand ist keineswegs               fend dekadente Exzesse weiter. Der Alkohol – meist in
                                                                              Form von Wein, Met oder anderen bewusstseinsverän-
                  ein Phänomen der Neuzeit, vielmehr zieht sie                dernden Substraten – waren stets feste Bestandteile die-
                  sich wie ein Muster durch die Geschichte des                ser festlichen Akte.
                  Abendlandes.
                                                                              Kampftrinker und Gin-Leichen
                                                                              Im mittelalterlichen Europa war der beschwipste Zu-
                  cedric fröhlich                                             stand beinahe der Normalfall. Da Wasser oft schal wur-
                                                                              de, galt ein Destillat als gesünder und das Frühstück
                                                                              konnte schon mal aus einer Biersuppe bestehen. Weit
                  Der Genuss von Alkohol ist hierzulande tief in der Ge-      verbreitet war der Trinkzwang, nach welchem es un-
                  sellschaft verankert. Wir konsumieren Bier, Wein und        tersagt war, ein angebotenes Getränk abzulehnen. Um
                  Spirituosen nach Feierabend, an Weihnachten, bei Be-        die eigene Männlichkeit zu demonstrieren, soff sich
                  gräbnissen und im Ausgang. Kurz, eigentlich zu jeder        der ganze Kerl schon mal bis zur Besinnungslosigkeit.
                  Gelegenheit. Gerade wenn es etwas zu feiern gibt, wird      An ausgedehnten Banketten des Adels entwickelte sich
                  gerne und oft auch mal etwas zu tief ins Glas geschaut.     auch das Kampftrinken als eine Art Duell ohne Waffen.
                  Dem übermässigen Alkoholkonsum folgen seine Be-             Verunreinigtes Trinkwasser war auch einer der Grün-
                  gleiterscheinungen. Unbestritten sind die direkten ge-      de, weshalb in London, der Weltmetropole des 18. Jahr-
                  sundheitlichen Folgen für unseren Körper. Eine in die-      hunderts, der Gin, ein süsslicher Schnaps, damals nicht
                  sem Jahr vom Bundesamt für Gesundheit veröffentlichte       selten mit Terpentin versetzt, in Strömen floss. Einer Er-
                  Studie beleuchtet zudem die Problematik der Gewalt-         hebung von 1740 zufolge wurden in der Hauptstadt des
                  handlungen in alkoholisiertem Zustand. Demnach war          British Empires jährlich 50 Millionen Liter davon pro-
                  bei rund 50 Prozent der Gewaltdelikte während einer Re-     duziert, die in 17 000 Ginhäusern konsumiert werden
                  ferenzwoche Alkohol im Spiel, wobei eine Häufung an         konnten.
                  den Wochenenden feststellbar ist. Die vieldiskutierten
                  negativen Folgen nächtlicher Eskapaden sollen aber für      Wir trinken immer weniger
                  einmal nicht im Vordergrund stehen. Dem Zeitgeist ent-      Mit der spirituellen Erfahrung antiker Saufgelage hatte
                  sprechend, wird an dieser Stelle eine Lanze für ein Stück   dies freilich nichts mehr zu tun. Der Gin galt vielmehr
                  schweizerisch-europäisches Kulturgut gebrochen.             als Fluchtmittel aus sozialem Elend und verursachte da-
                                                                              bei immense Opferzahlen. Auch heute mag an einer ge-
                  Trinken mit den Göttern                                     wöhnlichen Wochenendnacht der Alkohol im Übermass
                  In der nordischen Mythologie galt Walhall als Heim des      fliessen. Dennoch gilt es festzuhalten, dass wir im Ver-
                  Göttervaters Odin. Nach dem Ableben erhielten die tap-      gleich zu unseren Vorfahren massiv weniger konsumie-
                  fersten Krieger das Privileg sich mit den Göttern und       ren. Im Jahr 1900 nahmen Herr und Frau Schweizer jähr-
                  Helden vergangener Tage an den Tisch Walhalls zu set-       lich durchschnittlich 17 Liter puren Alkohols zu sich. Für
                  zen und dem ewigen Göttergelage beizuwohnen. In der         das Jahr 2012 bezifferte die eidgenössische Alkoholver-
                  Welt der Sterblichen wurde dieser Vorstellung gehuldigt,    waltung den Pro-Kopf-Konsum auf 8,5 Liter. Anders aus-
                  indem zu gegebenen Anlässen ein regelrechtes Rausch-        gedrückt: Wir wären wir an Feiern unserer Vorfahren
                  trinken veranstaltet wurde, welches der Glaubensvor-        wohl reihum unter den Tisch gebechert worden. Und
                  stellung nach einer Transformation des Bewusstseins-        obschon die heutige Partykultur vielleicht unschöne Ne-
                  zustands in höhere Sphären dienen sollte. Der Rausch        benerscheinungen haben mag, ist die Neigung zum Ex-
                  stellte sich dabei stets im Zuge ritueller Abläufe und      zess tief in unserer Festkultur verankert und Teil unserer
                  Opfergaben ein. Götterkult stand auch im Zentrum der        Geschichte.

10   unikum 170
unisphäre

     «wir wollen mehr fairness –
     JA zur stipendieninitiative»
                 :
       s der SUB
... au

     Zustand Heute
     Die Verantwortung für das Stipendien-
     wesen liegt heute bei den Kantonen.
     Da sie über die Regeln bei der Vergabe
     entscheiden, hat die Schweiz 26 ver­-
     schiedene Stipendiensyteme. Sie unter-
     scheiden sich beträchtlich. So kann es
     sein, dass eure zukünftige Studienkolle-    Ziele der Initiative
     gin aus Schwyz kein Stipendium erhält,      Die Initiative will Fairness beim Zugang      Fachkräfte in allen Bereichen gesucht
     aber euer Freund aus Biel schon, obwohl     zur Bildung herstellen. Das wird erreicht,    sind. Die Stipendien-Initiative des Ver-
     beide hier an der Uni Bern studieren        indem der Bund die Regeln für den             bands der Schweizerischen Studieren-
     und ihre Eltern gleich wenig verdienen.     Zugang zu Stipendien festsetzt. Nur so        denschaften (VSS) wird voraussichtlich
     Das ist unfair! Wenn die Kantone über       werden alle Studierenden gleich behan-        im Juni 2015 zur Abstimmung kommen.
     den Zugang zu Stipendien entscheiden,       delt, unabhängig von ihrem Wohnort.
     und sich ihre Berechungsgrundlagen so       Das verbessert den Zugang für Bildung         Luisa Jakob, Vorstandsmitglied SUB
     massiv unterscheiden, gleicht die Stipen-   für alle. Diese Massnahmen helfen auch
     dienvergabe einem Glücksspiel.              dabei, dem Fachkräftemangel entgegen-
     Dabei können sich längst nicht alle eine    zuwirken. Denn nur so kann verhindert
     höhere Bildung leisten und sind für ihre    werden, dass jemand aus finanziellen
     Ausbildung auf ein Stipendium ange-         Gründen kein Studium aufnimmt – und
     wiesen.                                     das in Zeiten, in denen gut ausgebildete

   von bern nach bologna
                 :
           r SUB
                                                 tauschbarkeit von Vorlesungen, Modulen        rung des Hochschulwesens steht, ist dies
       s de
... au
                                                 und ganzen Abschlüssen gewährleistet          hingegen nicht gerade ein Leistungs-
                                                 werden.                                       ausweis. Obwohl im gesamten europä-
     Die Ergebnisse der SUB-Umfra-                                                             ischen Hochschulraum nun ECTS Punkte
     ge zu der Bologna-Reform zeigen:            Die Realität                                  gesammelt werden und in Bachelor-
                                                 Doch die politisch-programmatische            oder Masterabschlüsse investiert werden
     Nach 15 Jahren leidet die Reform
                                                 Erklärung, für welche sich die 29 Bil-        können, wurde wiederholt festgestellt,
     noch immer an Kinderkrankheiten.            dungsminister_innen in der geschichts-        dass die Mobilität mit oder wegen Bolo-
                                                 trächtigen italienischen Universitäts-        gna stagniert oder sogar gesunken ist.
     Es waren gute Argumente, mit denen          stadt nach dessen Unterzeichnung sicher
     um die Jahrtausendwende für den Bolo-       für ihre Vision gegenseitig auf die Schul-    Bologna in Bern
     gnaprozess geworben wurden. In einer        tern klopften, landete bald unsanft auf       Die Student_innenschaft (SUB) hat die
     grossen Freihandelszone für Bildung –       dem harten politischen Parkett von in-        Umsetzung der Bolognareform an der
     von Lissabon am Atlantik bis nach           zwischen knapp 50 beteiligten Ländern.        Universität Bern von Anfang an aus
     Wladiwostok am Pazifik – sollten alle       Diese zeigten sich mehr oder weniger          Perspektive der Studierenden kritisch be-
     Studienleistungen und akademischen          kreativ in der konkreten Umsetzung der        gleitet. Im Jahr 2010 – als die letzten Stu-
     Abschlüsse vergleichbar sein und so die     Bolognaziele – mit dem Resultat, dass es      dierenden in Bern noch auf ein Lizentiat
     Mobilität massiv vereinfachen.              inzwischen eine grosse Vielfalt an Bolo-      hinarbeiteten und die ersten bereits ECTS-
     Zu diesem Zweck wurde auf im inzwi-         gnasystemen, beziehungsweise natio-           Punkte zählten – hat sie die Studierenden
     schen als European Higher Education         nalen Implementierungen der Bologna-          um ein Feedback zur Bologna Reform
     Area (EHEA) bezeichneten Gebiet eine        erklärung, gibt.                              gebeten. Etwa 1000 Studierende nahmen
     neue gemeinsame Währung für Bil-                                                          damals an der Bolognaumfrage teil.
     dung geschaffen – das European Credit       Diversität wäre an sich nichts Schlech-
     Transfer System (ECTS). Damit sollte die    tes. Für ein politisches Projekt, in dessen   Im Zentrum der erhobenen Daten stan-
     internationale Vergleichbarkeit und Aus-    Zentrum die internationale Harmonisie-        den damals drei Kritikpunkte. Erstens

                                                                                                                              unikum 170   11
unisphäre

      wurde das Studium durch Bologna                                   Noch immer wünscht sich die Mehrheit
      stärker verschult mit der Folge, dass die                         der Studierenden in Bern mehr Wahl-                   Bologna Umfrage
      Wahlfreiheit und Wahlmöglichkeiten                                freiheiten. Nach wie vor gibt es beim
      abnahmen. Zweitens gaben ganze 89                                 Arbeitsaufwand pro ECTS Punkt grosse                  Alle zitierten Zahlen stammen aus den
      Prozent der Studierenden an, dass es                              Differenzen (72 Prozent), so dass gerade              Bolognaumfragen der Student_innen-
      grosse bis sehr grosse Unterschiede in                            mal 22 Prozent der Studierenden in der                schaft der Universität Bern (SUB). Die
      der Handhabung der ECTS-Punkten gibt                              Lage sind, mit den ECTS Punkten ihren                 ausführlichen Zahlen zu Bologna und
      und sie kaum zur Erleichterung der Mo-                            Arbeitsaufwand in etwa abzuschätzen.                  allgemein der Situation der Studieren-
      bilität beitragen. Der dritte Kritikbereich                       Nicht viel besser sieht es in Bezug auf die           den an der Universität Bern werden
      bezog sich auf die neu eingeführten                               Lehrevaluationen aus. Immer noch traut                einerseits auf der Homepage der SUB
      Lehrevaluationen.                                                 die grosse Mehrheit der Studierenden                  (sub.unibe.ch) publiziert und anderer-
                                                                        den Evaluationen kaum zu, etwas verän-                seits themenspezifisch hier im unikum
      Um das Problem der trotz aller interna­                           dern können.                                          behandelt werden.
      tio­nalen Harmonisierungsbestrebungen
      weiterbestehenden Qualitätsunter-                                 Es bleibt also auch 15 Jahren nach der
      schiede anzugehen, wurde die Qualitäts­                           Bolognaerklärung viel Verbesserungs-
      sicherung zur obersten Priorität erklärt.                         potential. Und der SUB kommt weiterhin
      Die Studierenden in Bern fanden Eva­-                             die undankbare Rolle zu – mit ihren
      luationen im Prinzip sinnvoll (89 Prozent),                       aktuellen Daten als Argument – inner-
      hatten es aber kaum bis gar nie (90 Pro-                          halb der universitären Strukturen und
      zent) erlebt, dass die Evaluationen wirk-                         Kommissionen auf die Schwachstellen
      lich Folgen gezeigt und Veränderungen                             im System hinzuweisen. Denn es ist
      nach sich gezogen hätten.                                         umso tragischer, dass die Kinderkrank-
      Im FS 2014 wurde die Befragung wieder-                            heiten, wie sie damals noch optimistisch
      holt. Zwar wurde an der Universität Bern                          bezeichnet wurden, seit vier Jahren
      seit 2010 fleissig die Qualität gesichert,                        genau die selben sind.
      doch die knapp 3000 Datensätze zeigen
      leider keine grossen Veränderungen.                               Emmanuel Schweizer, ehem. Vorstands-
                                                                        mitglied SUB
                                                                                               Unikum Inserat

Beratungsstelle der Berner
Hochschulen
Beratung / Coaching
Studiengestaltung (Studienplanung, Studienfachwechsel und Fächerkombination, Alternativen
zum Studium, Koordination von Studium und Erwerbsarbeit, Studium und Familie, Studienfinan-                                                      Internationales Büro
zierung), Arbeits- und Lerntechniken und Bewältigung von Prüfungen, Laufbahnplanung und
Berufseinstieg, Konflikte in persönlichen und studienbezogenen Beziehungen, Schwierigkeiten,

                                                                                               „ We r E rf ahrun gen machen will, muss Umwe ge ge hen “
Krisen und persönliche Entwicklung

Mailberatung für Studierende zu Informationsfragen und bei persönlichen Anliegen unter                  Andrzej Sczypiorsky
www.beratungsstelle.bernerhochschulen.ch

Unsere Angebote sind unentgeltlich und vertraulich. Telefonische oder persönliche Anmeldun-
gen nimmt das Sekretariat entgegen.

Information
Online-Angebot unter www.beratungsstelle.bernerhochschulen.ch: Studienführer der
drei Berner Hochschulen, Beratungstexte mit didaktischen Materialien zu Schlüsselkompe-
tenzen des Studierens, Wegweiser Studienfinanzierung, Linkportal mit rund 500 kommen-
tierten Links zum Studium, Berufseinstieg und zu Berufsfeldern u.a.

Bibliothek: Informationen über Fachrichtungen an Schweizer Hochschulen, zu Bewerbungen,
Berufsfeldern und zur Laufbahnplanung; Medien zur Planung und Strukturierung des Studiums,
zu Lern- und Arbeitstechniken, Stressbewältigung und Motivation; Fachliteratur zu psycholo-
gischen Themen wie persönliche Entwicklung, Beziehungen, Depression, Ängste, zur Teament-
wicklung, zu Konflikten und Methoden der Erwachsenenbildung.

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Wir leiten Workshops zu Themen wie: Lern- und Arbeitstechnik, Referatskompetenz, wissen-
schaftliches Schreiben, Prüfungssituation, Stressbewältigung, persönliche Entwicklung und                              z.B. über Singapur zum Berner Abschluss:
Sozialkompetenz, Berufseinstieg, Laufbahnplanung, Mentoring (Programm auf unserer Website).                        ein Mobilitätsprogramm der Universität Bern
                                                                                                                                  www.int.unibe.ch. > Outgoing
Beratungsstelle der Berner Hochschulen
Erlachstrasse 17, 3012 Bern                                                                    Sprechstunden: Dienstag und Donnerstag
Tel. 031 635 24 35                                                                             10 bis 13 Uhr oder nach Vereinbarung
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unisphäre

     ...und sie bewegt sich doch
                 :
           r SUB
                                                  vollständige Fassung aller begutachteten    bewegt, sondern auch die Forschenden
       s de
... au
                                                  und veröffentlichten wissenschaftlichen     – um ihre Verantwortung den Studieren-
                                                  Arbeiten und die entsprechenden biblio-     den gegenüber wahrzunehmen.
     Open Access für wissenschaftliche            graphischen Daten im institutionel­len      Lehrmittel verschlingen ungefähr
     Publikationen wird an der Univer-            Repositorium der Universität Bern zu        100 Franken pro Monat, wie die Sozial-
                                                  hinterlegen sind.» Vorgesehen ist eine      kommission des VSS berechnet hat – ein
     sität zur Regel.
                                                  gesamtuniversitäre Volltextablage, auf      nicht ganz unbedeutender Posten im
                                                  die alle interessierten Personen Zugang     schmalen Studibudget. Ein_e Student_in,
     Im Jahr 2007 unterzeichnete die Univer­      haben. Es gibt viele gute Gründe, dieses    die im Gastgewerbe arbeitet und pro
     sität Bern die Berliner Erklärung und        Repositorium zu feiern: Die Texte wür-      Stunde 20 Franken verdient, muss fünf
     verpflichtete sich somit, ihre Forschung     den mehr gelesen und mehr zitiert. Alle     Stunden pro Monat arbeiten, um sich
     der Öffentlichkeit frei zugänglich zu ma-    Menschen können– egal wo und wann –         die Lehrmittel finanzieren zu können,
     chen. Sieben Jahre später ist es soweit:     auf die Forschungsergebnisse zurück-        andere Kosten wie Wohnungsmieten
     BORIS (Bern Open Repository and Infor-       greifen.                                    und Nahrungsmittel werden bei dieser
     mation System), das offizielle Reposito-                                                 Rechnung ausgeblendet. An der Univer-
     rium der Universität für Publikationen,      Und die Studierenden?                       sität Bern arbeiten knapp 90 Prozent
     gilt als verpflichtend für alle Professor_   Aber auch die Studierenden könnten          aller Studierenden neben dem Studium,
     innen und Assistent_innen. Die Publika-      davon profitieren: Einführungslektüren,     auch weil sie anderweitig ihr Studium
     tionen aller Professor_innen und Assi-       die von den eigenen Professor_innen         nicht finanzieren können.
     stierenden sollen auf BORIS als Volltext     geschrieben und in den Einführungs-         Die Universität hat mit BORIS den For-
     abgerufen werden können.                     vorlesungen teuer verkauft werden,          schenden ein Mittel zur Verfügung ge-
                                                  sollen nach den Richtlinien auf BORIS       stellt, um ihre Forschung einer breiteren
     Open Access an der Universität Bern          verfügbar sein. Nur leider ist das noch     Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
     Um die Ziele der Berliner Erklärung          nicht der Fall. Nur rund vier Prozente      Nun ist es an den Forschenden, dieses
     umzusetzen, wurde einerseits das Repo-       aller Einträge in BORIS sind mit Volltext   Mittel auch zu Gunsten der Studieren-
     sitorium BORIS geschaffen, andererseits      versehen, Einführungslektüren fehlen        den einzusetzen und somit die finanzi-
     wurden 2012 dazu Richtlinien verab-          noch. Es wird Zeit, dass sich nicht nur     elle Last der Studierenden zu mindern.
     schiedet. Diese sehen vor, dass «eine        die Universität Richtung Open Access
                                                                                              Julia Strobel, Vorstandsmitglied SUB

                                                                                                                           unikum 170   13
unisphäre

        kennst du deine bugeno?
            er S UB:                                               Ab dem Frühlingssemester 2015 können
...   aus d                                                        alle Dozierenden per Ilias mit einem
                                                                   Button alle Skripte freigeben, so dass sie
        Die Bugeno ist die Buchhandlung                            in der Bugeno gedruckt gekauft werden
        der Studierenden an der Uni Bern                           können.
                                                                   Die SUB, Delegierte aus Fachschaften
        und baut ihr Angebot stetig aus.
                                                                   und Mitarbeitende bilden zusammen die
                                                                   Delegiertenversammlung der Bugeno
        Seit Jahrzehnten ist die Bugeno die Num-                   und gestalten so aktiv die Arbeit der
        mer eins für Fachliteratur an der Uni                      Bugeno mit. Mit vollem Stimmrecht aus-
        Bern, so bekommen auch alle Studieren-                     gerüstet entscheiden wir mit, was in der
        den immer einen Rabatt von mindestens                      Bugeno läuft. Interessierst du dich für die
        zehn Prozent. Dazu kommt, dass über                        Mitgestaltung der Bugeno? Dann melde
        jegliche Fachliteratur jederzeit Auskunft                  dich bei Aline Leimann (aline.leimann@
        gegeben werden kann. Die Angestell-                        sub.unibe.ch) oder fülle direkt in deiner
        ten wissen, welche Bücher wirklich                         Filiale einen Genossenschaftsschein aus.
        studiumsrelevant sind und welche von                       Die Filialen nehmen all deine Fragen
        den Dozierenden unnötig angepriesen                        und Anregungen ernst. Die Bugeno freut
        werden. Zudem druckt und bindet die                        sich über neue Vorschläge, damit das
        Bugeno dir jede deiner Arbeiten, sei es                    Angebot stetig ausgebaut und verbessert
        eine Seminar- oder Masterarbeit und                        werden kann, sowie auch über aktive
        auch egal ob zehn oder 200 Seiten, gün-                    Delegierte.
        stiger als bei der Konkurrenz. Schicke sie                 Die Bugeno, deine genossenschaftliche
        einfach als PDF per Mail und hole deine                    Buchhandlung an der Universität Bern.
        gebundene Arbeit bei der Bugenofiliale
        deiner Wahl ab.                                            Aline Leimann, Vorstandsmitglied SUB

        ROUND-THE-WORLD · JUGEND- UND STUDENTENTARIFE · ERLEBNISREISEN ·
                    FREIWILLIGENPROJEKTE · SPRACHREISEN

                                             Einzigartige
                                             Studentenflüge
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                                              UND BUCH' DEIN UNVERGESS-
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                                                          TEL. 058 - 450 47 80
                                                            ZEUGHAUSGASSE 18
                                                                     3011 BERN

                                CHF 100                    TEL. 058 - 450 47 60

                                BEI BUCHUNG

                                 BIS 31.12.2014*                  14 Shops in der Schweiz

                            www.statravel.ch
                            * Nähere Infos zu den Buchungsebedingungen in den Shops
pinnwand

                                       Globetrotter Fernwehfestival
                    Reisebegeisterten begegnen, inspirierenden Reportagen
             lauschen, Reisetipps von Experten erfahren und beeindruckende
                 Bilder von Abenteuern sehen. Kulinarische Köstlichkeiten aus
                  aller Welt probieren, Geschichten austauschen und entdecken.
                   Von neuen Destinationen träumen und sich inspirieren lassen.
                                                 18. bis 19. Oktober im Kursaal Bern

                                                                                 Spuren gesellschaftlicher Aussenseiter_innen
                                                                               Die polnische Autorin Joanna Bator wird im Herbstsemester
                                                                             2014 die Friedrich Dürrenmatt Gastprofessur für Weltliteratur an
                                                                         der Universität Bern innehaben und in diesem Rahmen ein
                                               Buch am Mittag         Seminar für Studierende anbieten zu dem Thema «Of Misfits, the
                                  Kriegsalltag an der Ostfront –   Uncanny and Heterotopias – Places and Narratives». In diesem wird sie
              Feldpostbriefe eines Elsässer Juden, 1916–1918     auf gesellschaftliche Aussenseiter_innen in Polen, Japan, Bern und
        Dr. Karin Huser, Staatsarchiv des Kantons Zürich       anderswo hinweisen. Eine zentrale Rolle wird dabei der Mythos des Nuklear-
In Zusammenarbeit mit der Jüdischen Gemeinde Bern           monsters Godzilla spielen. Weitere Informationen: www.iash.unibe.ch
                 14. Oktober, Unitobler, Raum F 023,
                              12.30 Uhr bis 13 Uhr

                                                                     RUDI rockt
                                                                Sich gegenseitig bekochen, neue Menschen mit ganz unterschiedlichen
                                                            Hintergründen kennen lernen und einen Einblick in fremde Wohnungen
                                                        erhalten, dies ist das Konzept vom Running Dinner, das am 22. November zum
                                                    zweiten Mal in Bern stattfindet. Der ganze Anlass ist kostenlos und bietet eine
                                                gute Chance zu Perspektivenwechsel und lustigem, gemütlichem Zusammensein.
                                             Mehr Infos und Anmeldung gibt es unter www.rudirockt.de

                                                          Unterstützung für nachhaltige Projektideen
                                                         Das Sustainable Development at Univerisities Programme unterstützt
                                                      Projekte, die sich im Bereich Lehre oder Forschung mit nachhaltiger Entwicklung
                                                    befassen, sowie Studierendenprojekte zur nachhaltigen Entwicklung. Einreichefrist
                                                 ist der 1. Dezember 2014. Weitere Informationen: http://sd-universities.ch/project_funding/

                                                                               Collecting Home
   Eine Musiktheaterproduktion, die eine grenzenlose Reise beschreibt. Es ist die Reise einer Frau
 auf der Suche nach Identität, Freiheit und dem, was man Heimat nennt. Unterwegs sammelt sie
 Geschichten und Erinnerungsstücke, um daraus ihr neues Zuhause zu bauen. Der Ausgang ihrer
   Reise ist ungewiss... Tojo Theater Bern Reitschule, 1. bis 4. Oktober 20.30 Uhr, 5. Oktober 19 Uhr

                                 musica movendi
                                  Bewegte Musik, Musik in Bewegung. Hinter diesem Namen steht ein
                                 junges, engagiertes Kammerorchester, das mit viel Spielfreude und Elan
                                 für das gemeinsame Musizieren neue Pfade geht und kreativ kombiniert.
                                 22. November, Petruskirche Bern; 23. November, Aula Muristalden Bern,
                                Werke von Peter Warlock, Benjamin Britten und Moritz Achermann
                                (Uraufführung)

                                                     Einsatz für die Nachhaltigkeit
                                                     Der Verein an der Universität Bern für Nachhaltige Entwicklung BENE lädt
                                                     alle herzlich zur offenen GV inkl. Apéro ein, unter dem Grundsatz: BENE –
                                                      damit da gehandelt wird, wo viele denken.
                                                       Mehr Infos und Anmeldung auf Facebook: facebook.com/beneunibern,
                                                       15. Oktober, 18.30 Uhr, Erlachstrasse 9a
unisphäre

   Ein Festival, wo sonst die Köpfe rauchen

    Unifest 2013 bild: zvg.
                                                   Fest wahrgenommen wird.» Tatsächlich
               B:                                                                                    Unifestival 2014
         er SU
                                                   lässt sich das Programm nur schwer in
       sd
... au                                             ein paar wenigen Sätzen zusammenfas-              Das Unifestival findet am Samstag
                                                   sen: Neben Bands wie den genrespren-              4. Oktober 2014 auf dem Areal der
    Nach zwei ausverkauften Ausga-                 genden Mundartkünstlern Jeans For Jesus           Unitobler statt. Grosse Bühnen stehen
    ben folgt der dritte Streich unter             stehen innovative Theater-Shows (Kon-             in der Mensa und in der Tiefgarage,
                                                   glomerat M.I.D.I. übergibt den Zuschaue-          doch auch in den Bars der Fachschaften
    neuem Namen.
                                                   rInnen die Kontrolle über das Kampf-Ge-           und Gruppierungen gibt es DJ und Live-
                                                   schehen auf der Bühne), ein hochkarätig           Shows.
    Nach dem bunten Treiben auf den zahl-          besetzter Poetry-Slam, ein shnit-Kurz-
    reichen Openair-Wiesen dieses Landes,          filmkino oder der Folientango (unvorbe-           Line-Up
    spült der Herbst die Sommer-Euphorie           reitet eine Powerpoint-Präsentation zum           Jeans For Jesus, Dirty Purple
    förmlich den Bach runter. Zum Semester-        besten geben) auf dem Programm.                   Turtle, Kellerkind, Patrick Podage,
    beginn bleibt den wenigsten etwas zum                                                            Iwan Petrowitsch, We Love Machine,
    Lachen übrig, läutet doch die Rückkehr in      Das Unifest ist tot. Lang lebe das Unifestival!   Matto Rules, Discosaster, The Wake Up,
    die Hörsäle zugleich den Beginn der kal-       Über 2 000 Gäste strömten letztes Jahr            Loco Locations DJ Team, Microcuts,
    ten Tage ein. Doch nicht nur: Das jeweils      spätabends zur unitobler, um auf dem              Tom Winemann und viele mehr!
    im Oktober stattfindende Unifest hat sich      ausgedehnten Areal mit Kolleg_innen,
    seinen Platz im jährlichen Eventkalender       Kommiliton_innen, Fachschafts- oder               Kulturprogramm
    gesichert und mit den letzten Ausgaben         Fraktionsmitgliedern zu feiern. Für die           Poetry Slam, Konglomerat M.I.D.I., N64-
    sein Profil stärken können. Ein Prozess,       aktuelle Ausgabe wurde nicht nur das              Mario-Kart-Turnier, Folientango, shnit
    der nicht selbstverständlich und nur mit       Areal angepasst, um dem Ansturm ge-               Kurzfilmkino & Bar
    viel Einsatz möglich war.                      recht zu werden, auch das Unifest wur-
                                                   de umgetauft. Ab 2014 heisst das von der          9 Bars, 4 Foodstände
    Vielbeschäftigter Koordinator und Pro-         SUB organsierte Fest neu Unifestival. Wo
    gramm ohne Ende                                liegt hier der Unterschied? «Angesichts           Türöffnung: 20 Uhr
    «Verglichen mit den letzten Jahren hat         der Programmfülle mit über zehn live              Programm: 20.30–4 Uhr
    sich einiges getan», erzählt der Festival-     Bands, den talentiertesten DJs aus der
    Koordinator Emmanuel Schweizer. «Das           Region, vier vollwertigen Bühnen, un-             Preise
    Team wurde grösser, die Routine kam            zähligen Bars und einem breiten Kultur-           Vorverkauf für SUB Mitglieder:
    und wir entfernten uns vom Modell ei-          programm von Kurzfilmen bis zur expe-             21 Franken / regulär 26 Franken
    ner One- oder Two-Man-Show zu einem            rimentellen Theaterperformance, ist aus           Abendkasse 28 Franken
    veritablen Organisationskomitee mit den        dem Fest definitiv ein Festival gewor-
    entsprechenden Kompetenzen». Wo lie-           den», erklärt Emmanuel Schweizer. «Die            Der Vorverkauf läuft über die Bugeno­
    gen den die Knacknüsse? «Da liessen sich       Grundsteine wurden in den letzten Jah-            filialen und starticket.ch.
    unzählige auflisten», schmunzelt der Ko-       ren gelegt, nun erschien es uns an der
    ordinator, «uns war aber immer wichtig,        Zeit, den nächsten Schritt zu gehen.»             Mehr Infos:
    dass die Veranstaltung als ein vielfältiges,                                                     www.unifestival.ch
    programmreiches und musikrelevantes            Pablo Sulzer, Sponsoring Unifestival

    16      unikum 170
bookface

bookface: auflösung
                                                                 nw. Thomas Fuchs, Jahrgang 1966, politisiert seit 19 Jah-
                                                                 ren für die Berner SVP. Erst im Berner Stadtrat und seit
                                                                 2002 im Grossrat auf kantonaler Ebene. Neben seiner Tä-
                                                                 tigkeit als Politiker und Kreditspezialist bei der «Credit
                                                                 Suisse», ist Fuchs als Verleger von zwei bürgerlichen Zei-
                                                                 tungen («Die Idee», «Bern Aktuell») und als Redaktor der
                                                                 «Schweizerzeit» tätig. Zudem engagiert sich der wahr-
                                                                 scheinlich dezidierteste SUB-Kritiker in zahlreichen Ver-
                                                                 einen. Unter anderem als Geschäftsführer des Bundes
                                                                 der Steuerzahler und als Präsident der Samariterverei-
                                                                 nigung Bern.

             bild: zvg.

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           Fächertipps, kollektive        Kleidung, Dialog                      Ferientipps, Marktplatz,
           Übungslösungen,                mit Arbeitgebern,                     Politik & Wirtschaft,
           Auslandserfahrungen,           Messen, Traineeships,                 Mobilität, Games, Kino
           gebrauchte Bücher,             Brancheninfos,                        & TV, Diskussionen mit
           Sprachen lernen,               Bewerbungstipps,                      Gleichgesinnten, alles
           Arbeiten schreiben,            Erfahrungsberichte aus                rund ums Studileben, ...
           Antworten auf deine            Bewerbungsgesprächen,
           Fragen, ...                    CV-Templates, Tipps von
                                          Alumni, ...

                                                                                                              unikum 170   17
auf ein wort

«da können frauen
noch etwas lernen»
                                                                                             allen Schweizer Universitäten sind nur
                                                                                             wenige Frauen im Rektorat und letztlich
                                                                                             sind auch nur wenige Frauen in der Wirt-
                                                                                             schaft oder in der Politik in Führungspo-
                                                                                             sitionen. Daher bedarf es auch natio-
                                                                                             naler Anstrengungen. Es gibt etwa das
                                                                                             Bundesprogramm Chancengleichheit/
                                                                                             Gender Studies, in dem von 2013–2016
                                                                                             versucht wird, mit Massnahmenbündeln
                                                                                             und Aktionsplänen Frauen in der Wis-
                                                                                             senschaft zu stärken. An der Universität
                                                                                             Bern arbeiten wir jetzt an fakultären
                                                                                             Gleichstellungsplänen für 2015–2018, die
                                                                                             sieben Handlungsfelder umfassen: die
                                                                                             institutionelle Verankerung der Gleich-
                                                                                             stellung, die Anstellungsverfahren, die
                                                                                             Nachwuchsförderung, die Vereinbarkeit
                                                                                             von Karriere und Familie, die horizontale
                                                                                             Segregation, was vor allem die MINT­
                                                                                             Fächer und die Veterinärmedizin betrifft,
                                                                                             Diskriminierungsfreiheit und schliess-
                                                                                             lich Öffentlichkeitsarbeit und Bewusst-
                                                                                             seinsbildung.

                                                                                             Ist es Zufall, dass sich mit Ihnen gera-
                                                                                             de eine Frau für die Geschlechterfrage
                                                                                             einsetzt?
                                                                                             Ich glaube nicht, dass es ein Zufall ist,
                                                                                             aber ich wurde immerhin vom Rektor
                                                                                             mit dieser Aufgabe betraut, der hier
Vizerektorin Doris Wastl-Walter: «Missverständnisse mit Humor klären.» bild: http://www.     einen Schwerpunkt setzen wollte. Das
kommunikation.unibe.ch/unibe/rektorat/kommunikation/content/e78/e107/e109/e8646/e10201/      Anliegen wird aber von vielen mitge-
media_service/e10204/media_content10205/first_image/wastl.jpg, 21.9.2014.                    tragen und wir setzen eine ganze Reihe
                                                                                             von Massnahmen, die breit unterstützt
Zu wenig Frauen in der Chefetage;                Wie sind Sie Vize-Rektorin an einer Uni-    werden. Die Abteilung für Gleichstellung
gläserne Decke; Karriere und Be-                 versität geworden?                          (AfG) hat ein vielfältiges und differen-
                                                 Indem ich vom Senat vorgeschlagen und       ziertes Angebot und setzt sich auch für
ruf lassen sich nicht vereinen. Die-
                                                 von der Regierung gewählt wurde. Ich        25 Prozent Frauen in der Professor_in-
se Thesen kennen wir aus der Wirt-               wurde von einer Findungskommission          nenschaft ein. Derzeit liegen wir leider
schaft zur Genüge. Aber aus der                  des Senates angesprochen und habe           noch darunter, obwohl ich diesen Pro-
Wissenschaft? Dort geht es doch                  mich dann nach kurzer Bedenkzeit for-       zentsatz durchaus für bescheiden halte.
                                                 mell beworben. Dann durchlief ich eine
nur um Wissen, nicht um die Ge-                  Anhörung im Senat und bei der Regie-        Müssen sich Frauen dieses Recht immer
schlechterfrage. Ganz so einfach                 rung und wurde schliesslich gewählt.        noch von den Männern «erkämpfen»?
ist es aber nicht. Auf ein Wort mit              Erfreulicherweise wurde ich jetzt im        Ich erlebe das nicht immer als Kampf,
                                                 Frühjahr für eine weitere Funktions­        sondern heute schon viel mehr als
der Vizerektorin der Universität
                                                 periode wiedergewählt.                      Beratung. Da hat sich in den letzten
Bern, Doris Wastl-Walter. Sie ist zu-                                                        Jahren viel verändert und viele sind
gleich die Geschlechterbeauftragte               Sie sind im Rektorat zuständig für Ge-      sensibilisiert und würden gerne etwas
der Universität. Sie kennt den Spa-              schlechtergleichberechtigung. Sie sind      tun, wissen aber oft nicht, wo ansetzen.
                                                 aber die einzige Frau im Rektorat der Uni   Mit den Aktionsplänen wollen wir hier
gat zwischen Kindern und Beruf
                                                 Bern. Wird an der Uni zu wenig getan in     strukturell Hilfe anbieten.
aus erster Hand.                                 dieser Richtung?
                                                 Ich glaube nicht, dass man das so verein-
maria gerber                                     facht sagen kann. Es ist auch nicht nur
                                                 ein Problem an der Uni Bern, sondern an

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