AUGENBLICK 2 - Freundeskreis Goethe Weimar

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AUGENBLICK 2 - Freundeskreis Goethe Weimar
AUGEN BLICK 2
 M ITTEI LU NGEN DES F R EU N DE SK R EI SE S GOET H E-NATIONA L M USEU M e.V.

Georg Neumarks Weg nach Weimar
                                                                                                              15 . A P R I L 2 0 21

Enthüllung einer Gedenktafel anläßlich seines 400. Geburtstags am 16. März 2021

                                                         Not hat er später beschrieben. Denn er wurde      Editorial
                                                         überfallen und völlig ausgeplündert: »Wenn
                                                         ein junger Mensch von dem Vaterland weit           »Wie sehr wünsche
                                                         entfernet/und gantz ausgeplündert/solchen        ich, daß Sie« den neuen
                                                         Unglücks-Fällen keine Hülffe weiß/auch kei-      AugenBlick »bey guter
                                                         nen Wechsel an baren Gelde wiederum zu           Gesundheit und Stimmung
                                                         gewarten/und in manchen schönen Städten          antreffen und Sie einige
                                                         ungeacht so viel vornehme Patrone sich be-       Stunden unterhalten
                                                         funden/doch unbefördert immer weiter in die      möge.« Und im Brief an
                                                         Welt reisen muß?«                                Carl Friedrich Zelter lesen
                                                             Mit solchen Worten beschreibt Neumark,       wir: »Hierbey sende durch
                                                         was im 17. Jahrhundert wahrlich selten ist,      gute Gelegenheiten die
                                                         den Erlebnishintergrund und das innerper-        erste Lieferung meiner
                                                         sönliche Spannungsfeld für sein in jenen Mo-     Werke. Ich hatte gehofft,
                                                         naten verfaßtes Trostlied »Wer nur den lieben    daß sie ihnen in friedliche-
                                                         Gott läßt walten«, daß ihm einen bleibenden      ren Stunden zukommen
                                                         Platz in der Geschichte des protestantischen     sollten; allein da es doch
                                                         Kirchenliedes gesichert hat. »Wer nur den lie-   auch in den schlimmsten
                                                         ben Gott läßt walten/Und hoffet auf ihn alle-    Zeiten langweilige Stun-
                                                         zeit/Der wird ihn wunderlich erhalten/In aller   den giebt, die man sich
                                                         Not und Traurigkeit./Wer Gott den allerhöch-     mit Lesen vertreiben mag,
                                                         sten traut/Der hat auf keinen Sand gebaut.«      so kommen diese Bände
                                                             Im späten Frühjahr 1643 kam der frisch-      vielleicht auch zur rechten
                                                         gebackene Dichter endlich in Königsberg an       Zeit.« Goethe beschreibt in
                                                                                                          »Dichtung und Wahrheit«
Dr. Detlef Ignasiak und Oberbürgermeister Peter          und ließ sich an der Albertina, der preußi-
                                                                                                          wie ihn, wahrscheinlich
Kleine enthüllen die Gedenktafel für den Barock-         schen Landesuniversität, immatrikulieren,
                                                                                                          1755, die Pocken sehr arg
dichter am ehemaligen Standort seines Wohnhau-           an der Simon Dach, das Haupt des »Königs-
ses in der Windischenstraße 17
                                                                                                          befallen haben. Interessant
                                  (Foto: Dieter Höhnl)   berger Dichterkreises«, Professor poeseos et     ist aber die nachfolgende
                                                         eloquentiae war. Der Kreis um Dach, in dem       Stelle: »Die Einimpfung
   Georg Neumark war der Sohn eines wohl-                der aus dem thüringischen Lobenstein stam-       derselben ward bei uns
situierten Langensalzaer Tuchmachers, der                mende und von Heinrich Schütz in Dresden         noch immer für sehr pro-
jedoch schon 1623 mit seiner Familie in die              ausgebildete Heinrich Albert die wichtigste      blematisch angesehen,
Reichsstadt Mühlhausen übersiedelte. Seinen              Integrationsfigur war, setzte auf eine von der   und ob sie gleich populäre
Kindern konnte er eine ausgezeichnete Aus-               gängigen Casualpoesie getragene musikalisch      Schriftsteller schon faßlich
bildung zukommen lassen, die schon an der                kultivierte Geselligkeit. Diese brachte eine     und eindringlich empfoh-
angesehenen Mühlhäuser Lateinschule be-                  Intimität und Leichtigkeit zustande, die zwar    len, so zauderten doch
gann. Es folgte der Besuch des Gymnasium                 auf die von Martin Opitz favorisierten For-      die deutschen Ärzte mit
im hennebergischen Schleusingen, dann des                men setzt, dessen strenge Regeln aber still-     einer Operation, welche
Gymnasiums in Gotha, wo gerade der Rati-                 schweigend aufhebt. Dachs Hochzeitscarmen        der Natur vorzugreifen
chianer Andreas Reyher das Rektoramt über-               »Anke von Tharaw« (in Johann Gottfried Her-      schien.« Ein Jahr vor Goe-
nommen hatte und dessen bald erscheinender               ders hochdeutscher Fassung Ȁnnchen von          thes Tod, am 19. Februar
»Schulmethodus« ihn bald in ganz Europa be-              Tharau«) ist das Gipfelwerk der Königsber-       1831, war Eckermann mit
rühmt machen sollte. Die Schule war ohne-                ger Barockpoesie. Neumark stand diesen Poe-      Hofrat Dr. Vogel, Goethes
hin berühmt für ihren hohen Stand der poeti-             ten nahe, hat an Angehörige und Freunde der      Leibarzt, am Frauenplan
schen und musikalischen Ausbildung.                      Dachschen Gemeinschaft Gedichte gerichtet        zu Tisch. Vogel berich-
   Wegen der Unsicherheit in Mitteldeutsch-              und vieles von ihnen übernommen, auch den        tete, daß in Eisenach die
land begab sich Neumark nach Hamburg,                    Titel seines großen Gedichtwerkes, den »Poe-     »natürlichen Blattern,
von wo aus er wie viele Thüringer damals                 tisch-Musikalischen Lustwald«, das ihn in ganz   trotz aller Impfungen…
weiter wollte in die preußische Hauptstadt               Deutschland als Dichter bekannt machte. Auch     hervorgebrochen seien
Königsberg. Doch blieb er in Hamburg län-                der literarisch interessierte Weimar Herzog      und in kurzer Zeit bereits
ger, als er wollte. Er hatte dort ein Schäfer-           hat davon erfahren. Wilhelm IV. ist sowohl der   viele Menschen hingerafft
spiel veröffentlichen können, daß ihn uner-              Bruder Johann Ernst des Jüngeren, des Mitbe-     hätten.« Goethe sprach sich
warteten Erfolg brachte. Offensichtlich gab              gründer der Fruchtbringenden Gesellschaft,       im Verlauf des Gespräches
es in Hamburg ein Publikum für solche Poe-               als auch Ernsts des Frommen, des Herausge-       dafür aus, »daß man von
tereien. Dennoch verließ Neumark Ende 1640               bers der Weimarer Bibel und der Beförderer       dem strengen Gebot der
das gastliche Hamburg Richtung Kiel, dem                 des Gothaer Schulprojekts.                       Impfung auch ferner nicht
                                                                                                          abgehe…« Siebzig Jahre
möglichen Ausgangsort für eine Fahrt über                   Georg Neumark wurde 1652 von Herzog
                                                                                                          später wütete immer noch
die Ostsee. Doch aus Geldmangel nahm er                  Wilhelm IV. nach Weimar berufen, was sich
                                                                                                          ein Streit zwischen den
hier eine Stelle als »Paedagogus« an. Seine              durchaus mit der Berufung Wielands durch
                                                                                                          »Naturärzten« und den
                                                                                                          Befürwortern der Pocken-
                                                                            … Fortsetzung auf Seite 3

                                                 THEM A
AUGENBLICK 2 - Freundeskreis Goethe Weimar
impfung. Nachzulesen in        Ein »Búcaro de Indias« aus Goethes Sammlung
dem Artikel »Goethe und
der Impfzwang« von Herr-          »Man sieht nur, was man weiß«, be-              hen Neuzeit ein besonders wohlriechender
mann Cohn, der 1900 in         merkte Goethe treffend. Und so mußte               Duft nachgesagt. Gefäße dieser Art waren
der »Wochenschrift für The-    denn die Bestimmung und Datierung eines            in der höfischen Gesellschaft der spani-
rapie und Hygiene des Au-      merkwürdigen Gefäßes, welches schon zu             schen Welt beliebt und finden sich als Staf-
ges«, Dresden, erschien. Er    Schuchardts Zeit zusammen mit Goethes              fage auf Gemälden des 18. Jahrhunderts.
ist in der HAAB digital ver-   antiker Keramik auf bewahrt wurde, zu-                Wie nun jenes Gefäß in Goethes Samm-
fügbar. Es lohnt sich, die     nächst offen bleiben. Zwar deuteten ein-           lung gelangte, müssen zukünftige For-
Diskussion vor 120 Jahren      zelne Merkmale, wie die Kugelappliken,             schungen zeigen. Natürlich denkt man so-
mit der gegenwärtigen zu       die ohrenförmigen Henkel, das gestem-              fort an Namen wie Alexander von Humboldt
vergleichen. Kommen wir
                               pelte Kreisdekor und die gezahnte Rand-            oder den Weimarer Herzog Bernhard, wel-
aber zu Goethes Tischge-
                               gestaltung auf eine mittelamerikanische            che die Neue Welt bereisten. Da diese Wa-
sellschaft zurück. Vogel
äußerte in dem Gespräch:
                               Herkunft (Ähnlichkeiten zur Applikenware           renart aber auch auf der spanischen Halb-
»Die Natur spielt einem        Costa Ricas) präkolumbischer Zeit, aller-          insel kopiert wurde und in den Kunstkabi-
doch immer einmal wieder       dings reichten die Vergleiche zur eindeuti-        netten europäischer Fürsten begehrt war,
einen Streich, und man         gen Bestimmung nicht aus.                          ist auch eine weniger spektakuläre Her-
muß sehr aufpassen, wenn          Erst mit Blick auf die ethnographischen         kunft denkbar. Vielleicht kam es zusam-
eine Theorie gegen sie         Sammlungen des Herzog Anton Ulrich-Mu-             men mit einer Erwerbung von Majolika an
ausreichen sollte.« Goethe     seums Braunschweig konnte ich nun die              den Weimarer Frauenplan. Die »Búcaros de
stimmte mit Vogel überein,     Warenart konkreter fassen: Bei Bechern             Indias« sind erst seit wenigen Jahren in der
da sich seine lebenslangen     und Näpfen der sog. Búcaro-Keramik fand            Forschung präsent, so daß entsprechende
Naturerfahrungen darin         sich die gleiche halbkugelige Form, die            Keramiken bis heute nicht erkannt bzw.
widerspiegelten. Goethe        gleichen Henkel, eine ähnlich anmutende            falsch zugeschrieben werden. Einen guten
hat die Natur beobachtet,      Vorliebe für die plastische Gestaltung der         Überblick zur Warenart bietet der Beitrag
ihre Zerstör-, aber auch       Wandung wie beim Exemplar aus Goethes              von Christopher Maxwell in der Zeitschrift
ihre Heilkraft. Goethes        Sammlung.                                          Keramos und der Ethnographica-Katalog
Erkenntnisse besitzen eine        Eine der größten Sammlungen dieser              von Claudia Schmitz. Das im Gefäß befind-
hohe Aktualität für unsere     Keramik befindet sich im Museo de Amé-             liche goethezeitliche Zettelchen »In Cöln
Zeit. In diesem Zusam-         rica in Madrid. Es handelt sich um Ware            bei den Ausgrabungen zum Festungsbau
menhang möchte ich Ihre        der spanischen Kolonialzeit, die im 16., 17.       gefunden« gehörte also wohl eher zu ei-
Aufmerksamkeit auf eine        und 18. Jh. im westmexikanischen Tonalá            nem anderen, antik römischen Gefäß aus
interessante Neuerschei-       hergestellt wurde und aus alten, präko-            Goethes Sammlung, einem Geschenk des
nung lenken: »Der Atem         lumbischen Töpfertraditionen hervorging.           Kölner Kunstpatriarchen Wallraf. Verwun-
der Welt – Johann Wolf-        Noch vor der typischen Formensprache               dern wird es aber nicht, daß Schuchardt
gang Goethe und die Er-        ist der rote Ton, glänzend poliert oder mit        und auch die frühe Goetheforschung es für
fahrung der Natur«. In den     Schlicker überzogen, charakteristisch für          antike Terra Sigillata hielten.
Biographien wird der Na-       diese Erzeugnisse aus Tonalá (red bur-                                             Ronny Teuscher
turforscher nur am Rande       nished pottery). Ihm wurde in der Frü-
erwähnt, eher nebenbei. In
Bollmanns Lebensbeschrei-
bung wird der Dichter aus
der Zeit heraus betrachtet,
als ernstzunehmender
und anerkannter Natur-
wissenschaftler, welcher
permanent beobachtete, ex-
perimentierte, forschte und
die Welt als Ganzes sah,
in der der Mensch Teil der
Natur ist. Es beginnt mit
Goethes Geburt und endet,
wie ein »Mensch gemacht
wird«. Erfrischend, wie
der Biograph mit vielen
Vorurteilen aufräumt. Eine
beglückende Lektüre. Ich
werde versuchen, Herrn
Stefan Bollmann nach
Weimar einzuladen.
  Goethe schreibt am 12.
Mai 1807 an Rochlitz:
»Möge dieser Brief auch
Sie von jedem Anfall
befreyt antreffen. Ge-
sundheit brauchte man
wohl niemals mehr
als gegenwärtig.«
  In diesem Goetheschen
Sinne grüßt Sie herzlich,

 Ihr Dieter Höhnl

                                            Schuchardt II, S. 331, Nr. 57; Graphik: R. Teuscher.

                                                                       RÜCKSCH AU
AUGENBLICK 2 - Freundeskreis Goethe Weimar
Zum 200. Todestag von Napoleon I. Bonaparte am 5. Mai 1821                                                         Spender 2020
                                                                                                                    »Empfangen Sie daher nochmals
                                                                                                                    meinen herzlichen Dank für Ihre
Aus der Unterredung zwischen Goethe und Napoleon am 2. Oktober 1808 in Erfurt                                       schöne und fruchtbringende
                                                                                                                    Einwirkung.«
                                                   auf den Werther, den er durch und durch                         Ursula Adamy, Schwarzhausen
                                                   mochte studirt haben. Nach verschiedenen                        Dr. Hubert Amft, Weimar
                                                   ganz richtigen Bemerkungen bezeichnete er                       Barbara und Herbert Andert,
                                                                                                                     Weimar
                                                   eine gewisse Stelle und sagte: warum habt                       Klaus Aschenbach, Weimar
                                                   ihr das gethan? es ist nicht naturgemäß, wel-                   Elisabeth Asshoff, Weimar
                                                   ches er weitläufig und vollkommen richtig                       Vera Bardon, Östringen
                                                   auseinandersetzte. Ich hörte ihm mit heite-                     Petra und Dieter Bielesch, Weimar
                                                                                                                   Dr. Grit Berger, Weimar
                                                   rem Gesichte zu und antwortete mit einem                        Rolf Bönker, Fröndenberg
                                                   vergnügten Lächeln, daß ich zwar nicht                          Wolfgang Boesner, Witten
                                                   wisse, ob mir jemand denselben Vorwurf                          Johanna und Dr. Reinhard Both,
                                                                                                                     Jena
                                                   gemacht habe; aber ich finde ihn ganz rich-                     Karin und Michael Braun-Huster,
                                                   tig und gestehe, daß an dieser Stelle etwas                       Gerabronn
                                                   Unwahres nachzuweisen sey. Allein, setzte                       Ursula und Gerd Bretschneider,
                                                   ich hinzu, es wäre dem Dichter vielleicht zu                      Weimar
                                                                                                                   Dr. Ulrike und Dr. Götz Buchda, Jena
                                                   verzeihen, wenn er sich eines nicht leicht zu                   Karin und Helmut Büttner, Weimar
                                                   entdeckenden Kunstgriffs bediene, um ge-                        Johannes Cämmerer, Oßmannstedt
                                                   wisse Wirkungen hervorzubringen , die er                        Ingrid Cherubim, Weimar
                                                                                                                   Patricia Conring, Weimar
                                                   auf einem einfachen natürlichen Wege nicht                      Ruth Cyriax, Weimar
                                                   hätte erreichen können. Der Kayser schien                       Peter Doderer, Bad Laer
                                                   damit zufrieden, kehrte zum Drama zurück                        Dr. Hans-Joachim Driefer, Weimar
                                                   und machte sehr bedeutende Bemerkungen,                         Rita und Ulrich Dryander, Weimar
                                                                                                                   Dr. Sigrun Dünnebeil, Weimar
                                                   wie einer der die tragische Bühne mit der                       Brigitte Eismann, Weimar
                                                   größten Aufmerksamkeit ... betrachtet... So                     Gertraud Elchlep, Weimar
                                                   kam er auch auf die Schicksalsstücke die er                     Gudrun Findeisen, Weimar
                                                                                                                   Edmund Flatau, Osnabrück
                                                   misbilligte. Sie hätten einer dunklern Zeit                     Annelore und Dr. Siegfried Fischer,
                                                   angehört: Was, sagte er, will man jetzt mit                       Weimar
                                                   dem Schicksal, die Politik ist das Schicksal.                   Dr. Ute und Dr. Ferdinand Flechtner,
Die Zusammenkunft Goethes mit Napoleon I.          Er wandte sich sodann wieder zu Daru. …                           Biberach/Riß
                                                                                                                   Dr. Friedrich Folger, Weimar
von H. Merté                        (Foto: KSW)   Der Kayser stand auf, ging auf mich los und                     Ursula Franke, Weimar
                                                   schnitt mich durch eine Art Manöver von                         Margarete und Klaus Franke,
    Ein dicker Kammerherr, Pole, kündigte          den übrigen Gliedern der Reihe ab, in der ich                     Oßmannstedt
                                                                                                                   Veronika Friedrich, Leipzig
mir an zu verweilen. Die Menge entfernte           stand. Indem er jenen den Rücken zukehrte                       Prof. Dr. Reinhard Gaupp,
sich. Präsentation an Savary und Talley-           und mit gemäßigte Stimme, zu mir sprach,                          Dornburg
rand. Ich werde hereingerufen. In demsel-          fragte er: ob ich verheyratet sei, Kinder                       Dr. Ulrike Galander, Erfurt
ben Augenblicke meldet sich Daru, welcher          habe? und was sonst persönliches zu inter-                      Edeltraud und Wilfried Gnauck,
                                                                                                                     Weimar
sogleich eingelassen wird. Ich zaudere des-        essiren pflegt. Ebenso auch über meine Ver-                     Nicolas Graf Henckel von
halb. Werde nochmals gerufen. Trete ein.           hältnisse zu dem Fürstlichen Hause, nach                          Donnersmarck,
Der Kayser sitzt an einem großen runden            Herzogin Amalia, dem Fürsten, der Fürstin                         Hundham-Fischbachau
                                                                                                                   Christiane und Dr. Frank
Tische früstückend; zu seiner Rechten etwas        und sonst; ich antwortete ihm auf eine na-                        Gottschalk, Weimar
entfernt vom Tische Talleyrand, zu seiner          türliche Weise. Er schien zufrieden... Da-                      Barbara und Dr. Volker Güldener,
Linken ziemlich nah Daru, mit dem er sich          bey muß ich überhaupt bemerken, daß ich                           Oberursel
über die Contributions-Angelegenheiten             im ganzen Gespräch die Mannigfaltigkeit                         Monika Gregori, Bad Schlema
                                                                                                                   Ingemie und Prof. Dr. Steffen
unterhält. Der Kayser winkt mir heranzu-           seiner Beyfallsäußerungen zu bewundern                            Gronemeyer, Paderborn
kommen. Ich bleibe in schicklicher Entfer-         hatte; denn selten hörte er unbeweglich zu,                     Manfred Guztmer, Helge Riemen-
nung vor ihm stehen. Nachdem er mich auf-          entweder er nickte nachdenklich mit dem                           schneider, Weimar
merksam angeblickt, sagte er: vous êtes un         Kopfe oder sagte oui! oder gar c`est bien                       Sabine Kricke-Güse und Dr.
                                                                                                                     Ernst-Gerhard Güse, Berlin
homme; ich verbeugte mich. Er fragt: wie           oder dergl. auch darf ich nichtvergessen                        Inge Hall, Stuttgart
alt seyd ihr? Sechzig Jahr. Ihr habt euch gut      zu bemerken, daß, wenn er ausgesprochen                         Beate Hahn, Bonn
erhalten - Ihr habt Trauerspiele geschrie-         hatte, er gewöhnlich hinzufügte: Qu´en dit                      Christa Haubold und Manfred
                                                                                                                     Kanngießer, Weimar
ben. Ich antwortete das Nothwendigste. Hier        Mr. Göt. Und so nahm ich die Gelegenheit                        Edith Harnisch, Weimar
nahm Daru das Wort, der, um den Deut-              bey dem Cammerherrn durch eine Gebärde                          Dr. Karin Heidenstecker-Menke, Bonn
schen, denen er so wehe thun mußte, eini-          anzufragen, ob ich mich beurlauben könne?                       Martina und Jochen Henn,
germaßen zu schmeicheln, von deutscher             die er erwiederte und ich dann ohne Weite-                        Kaiserslautern
                                                                                                                   Rosemarie Hennersdorf, Weimar
Literatur Notiz genommen, wie er denn              res meinen Abschied nahm.                                       Christel und Ulrich Hering,
überhaupt in der lateinischen wohlbewan-                  (Goethe: Begegnungen und Gespräche, Bd 6, S 538/539,       Donaueschingen
dert und selbst Herausgeber des Horaz war.                  Hrsg. von Renate Grumach. Berlin / New York, 1999)     Ingrid und Dr. Jan Heyse, Tabarz
                                                                                                                   Silke und Dieter Höhnl, Weimar
...(der Kayser) wandte darauf das Gespräch                                                                         Regina Holzhäuser, Daun
                                                                                                                   Ursula und Hans-W. Hünefeld,
                                                                                                                     Weimar
… Fortsetzung von Seite 1                                                                                          Dr. Norbert Jung, Mühlhausen
                                                                                                                   Ingrid Kellner, Oßmannstedt
Herzogin Anna Amalia mehr als 100 Jahre            Ansehen, das Neumark als Dichter genoß,                         Hans-Jürgen Keßler, Weimar
später vergleichen läßt. Zunächst war Neu-         sicherte Weimar erstmals einen Platz in der                     Otto Kirchner, Stuttgart
mark Bibliothekar und Beamter der herzog-          deutschen Literatur. Anläßlich seines 400. Ge-                  Dr. Arno Kling, Bollschweil
                                                                                                                   Dr. Jochen Klauß, Weimar
lichen Kanzlei, bald »Ertzschreinhalter« (also     burtstages wurde eine Gedenktafel für Georg                     Irma Knötgen, Daun
Sekretär) der 1617 in Weimar gegründeten           Neumark eingeweiht. Die Literarhistorische                      Uta Köppel, Weimar
»Fruchtbringenden Gesellschaft«, deren Fort-       Gesellschaft Palmbaum e.V. und der Freun-                       Ursula und Rainer Krauß, Weimar
bestand er sicherte, bis 1667 ein neues Ober-      deskreis des Goethe-Nationalmuseums e.V.                        Ines und Eckehard Krause, Weimar
                                                                                                                   Dr. Peter D. Krause, Weimar
haupt gewählt und sie nach Halle verlegt           zeichnen dafür verantwortlich.                                  Prof. Dr. Rudi Krawitz, Koblenz
wurde. Neumark selbst wurde 1653 als »der                                                       Detlef Ignasiak   Elvira und Hartmut Kreier,
Sprossende« Gesellschaftsmitglied. Das große                                                                         Konstanz

                                RÜCKSCH AU / UMSCH AU
AUGENBLICK 2 - Freundeskreis Goethe Weimar
Inge Krüger-Rexrodt, Weimar
Uta Krumbholz, Weimar                Veranstaltungen des Freundeskreises 2021
Karin Kulmer, Gummersbach
Dr. Erika und Dr. Wilfried Lehrke,      27. Mai 2021, 18 Uhr, Vortragssaal im Goe-        09. September 2021, 18 Uhr, Vortragssaal im
  Weimar                             the-Nationalmuseum: »Kant hat nie von mir         Goethe-Nationalmuseum: »Von der Magie der
Christa und Richard Loose, Weimar
Monika und Bernhard Marschall,       Notiz genommen...«. Weimar und Königsberg.        nächsten Straßenecke« - Weimar im Span-
  Weimar                             Goethe und Kant. Vortrag von Prof. Dr. Steffen    nungsfeld von Mythos und Fußnotenherrschaft.
Anneliese Megges, Bad Berka          Dietzsch, Berlin.                                 Vortrag von Karl Koch, Nordhorn.
Christian Meyer-Landrut, Weimar
Rainer Milde, Oßmannstedt               10. Juni 2021, 18 Uhr, Vortragssaal im           23. September 2021, 18.00 Uhr, Vortragssaal
Gudrun Mönnig, Weimar
Dr. Annelie und Prof. Kurt
                                     Goethe-Nationalmuseum: »Heilige Natur! Was        im Goethe-Nationalmuseum: »…mit besseren
  Morneweg, Riechheim                dir ansteht, ist heilsam und recht mir.« Kne-     Verzierungen und einfachen Formen der
Dr. Maria und Prof. Dr. Gerhard      bel und die Natur. Vortrag von Dr. Ronny          Möbel.« Denken in Schubladen - Ordnungs-
  Mühlau, Jena                       Teuscher, Gera. Anschließend Sommerfest           prinzipien in Goethes Sammlungsschränken.
Dr. Martin Müller, Zürich
Roswitha und Karl-Heinz Müller,      (geschlossene Veranstaltung).                     Vortrag von Dr. Diana Stört, Berlin.
  Weimar
Ursula Nemitz, Büsum                   Feierlichkeiten anläßlich des 272.                25. September 2021, 17.00 Uhr, Festsaal im
Arnold Nitzki und Andrea Nyland,     Geburtstages von J. W. v. Goethe                  Goethe-Nationalmuseum: »...über die folgen-
  Kempen                                                                               den Versammlungen ein günstiges Licht und
Peter Opp, Quickborn                    28. August 2021, 10 Uhr, Festsaal im Goe-
Viia Ottenbacher, Biberach/Riß
                                                                                       eine glückliche Einwirkung verbreiten wird.«
                                     the-Nationalmuseum: »Ich bin heute zu Goe-
Regina und Jürgen Peeß, Weimar                                                         Mitgliederversammlung 2021.
Beate Putz und Walter Gembus,
                                     the zum Thee geladen mit den andern
  Eschwege                           Frauen«. Zur Entstehung einer Weimarer              14. Oktober 2021, 18.00 Uhr, Vortragssaal im
Erika Pielmann, Frankfurt            Teegeselligkeit in den 1780er Jahren. Vortrag     Goethe-Nationalmuseum: Johann Heinrich
Rotraut Rebmann, Biberach/Riß        von Dr. Jens-Jörg Riederer, Weimar.               Meyer. Buchvorstellung und Vortrag von
Dr. Liljana Reitelmann-Stojanovic
  und Dr. Alexander Reitelmann,                                                        Dr. Johannes Rößner, Bielefeld.
                                        28. August 2019, 12 Uhr, Garten am histori-
  Meckenheim
Michal Riedel, Weimar                schen Goethewohnhaus: »...mit dem Glocken-           28. Oktober 2021, 18 Uhr, Vortragssaal im
Brita van der Vloet und              schlag zwölf...«                                  Goethe-Nationalmuseum: »Alles ist Wechsel-
  Dr. Alf Rößner, Weimar                                                               wirkung« Alexander von Humboldt und Goe-
Hiltrud Rott-Ehrenklau, Lauterbach       28. August 2019, 18 Uhr, Goethes Hausgar-
Regina und Klaus Rudow,
                                                                                       the als Vordenker einer alternativen Naturwis-
                                     ten: »Man feiere nur, was glücklich vollendet
  Hannover                                                                             senschaft und der Fridays for Future-Bewe-
                                     ist.« Geburtstagsprogramm mit Überraschun-
Monika und Detlef Saar,                                                                gung. Vortrag von Dr. Manfred Osten, Berlin.
  Mühlhausen                         gen (geschlossene Veranstaltung).
Georg Scheide, Sachsenhausen                                                              11. November 2021, 18 Uhr, Vortragssaal im
Steffen Schmeller, Dortmund             05. September 2019, 17 Uhr, Wielandgut
                                                                                       Goethe-Nationalmuseum: »Der Todt der
Annegrete und Prof. Dr. Arno         Oßmannstedt: »Besser als Wieland versteht
  Schmidt, Korbach/Waldeck                                                             Werthern ist wohl unvermuthet.« Von Weimar
                                     mich doch keiner.« Karlheinz Kuhn und Tho-        nach Afrika 1785 - August von Einsiedel. Vor-
Dr. Sieglinde Schmidt, Bad Berka
Carola und Dr. Michael Scholl,       mas Büttner, beide Biberach, lesen aus Chri-
                                                                                       trag von Veit Noll, Salzwedel.
  Mühlhausen                         stoph Martin Wielands »Nachlaß des Diogenes
Ursula Schütz , Wuppertal            von Sinope«. Traditionelle Geburtstagsfeier         09. Dezember 2021, 18 Uhr, Festsaal im
Prof. Dr. Olaf Schwencke, Berlin
Yvonne Schwarzer, Dortmund
                                     (geschlossene Veranstaltung).                     Goethe-Nationalmuseum: Weihnachten bei
Carola Sedlacek, Bergern                                                               Goethe. (NN)
Barbara und Jürgen Seiffert,
  Liebstedt
Peter Seifert, Weimar
Dr. Siegfried Seifert, Weimar
Christine und Dr. Volker Sklenar,
                                     Augenlust: Goethes Erotica (Buchempfehlung)
  Weimar
Galina Wünscher und Heinz            Johann Wolfgang Goethe
  Sokolowski, Weimar                 EROTICA
Ingrid Steiger-Schumann und
  Dr. Robert Steiger, Zürich         mit Zeichnungen von Gerd Mackensen
Martin Stempel, Breunigweiler        herausgegeben und gestaltet von
Gabriele Stenger, Hanau              Jens-F. Dwars
Dr. Christian Sterzing, Weimar
Annemarie und Jörg Teschner,
  Gaberndorf                            Goethe ist nicht nur der meistzitierte, er
Corona Viol, Weimar                  war auch jahrzehntelang der meistzensierte
Gisela und Hartfried Wachtel,        Dichter deutscher Sprache. Eben weil er als
  Weimar
Christina Walz, Weimar
                                     Dichterfürst galt, durfte sein Werk nichts Un-
Dr. Helgard und Gisbert Weirauch,    schickliches enthalten. Er selbst hat seine
  Neuhaus                            teils obszönen, teils sinnlich antichristlichen
Dr. Bettina Werche, Weimar           Bekenntnisse zur Lebens- und Liebeslust als
Frank Wohlgefahrt, Erfurt
Hartmut Wüst, Erfurt                 »Erotica« gesondert aufbewahrt. Die vorlie-
Dorit Zapfe, Weimar                  gende Sammlung vereint diese lang verborge-
                                     nen Texte, folgt aber darüber hinaus der Spur
                                     des Erotikers Goethes durch sein gesamtes
Herausgeber:                         Werk und macht sichtbar, daß die Liebe in all
Freundeskreis des                    ihren Facetten und abgründigen Paradoxien
Goethe-Nationalmuseums e. V.         der offenbar geheime Motor seines Lebens
Internet: www.goethe-weimar.de
21. Jahrgang 2021                    und Schreibens war. Eine »Enthüllung«, die
Redaktion:                           der Maler Gerd Mackensen mit seinen expres-
Dieter Höhnl,                        siv kraftvollen Zeichnungen zur Augenlust
Dr. Jochen Klauß
Konto:
                                     steigert. Fadenheftung in schwarzem Leinen,
Sparkasse Mittelthüringen            ganzseitige Farbblätter und ein handgeleimtes                  39,90 EUR (D) * 42,00 EUR (A)
IBAN: DE34 8205 1000 0365 0003 37    Deckelschild machen den Band auch buchäs-                      ISBN 978-3-947646-28-9
BIC: HELADEF1WEM                     thetisch zum Genuß.
Druck:
Buch- und Kunstdruckerei
Keßler GmbH

                                                                    RÜCKSCHAU/ VORSCHAU
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