Aus LWV.Eingliederungshilfe wird Habila 4/2018 - Werkstattjubiläum: Wohnen ohne Hindernis

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4/2018

KVJS

Aus LWV.Eingliederungshilfe
wird Habila
Seite 4

Soziales             Jugend                   Fortbildung
Werkstattjubiläum:   Kita: Inklusion öffnet   Kinder besser
Wohnen ohne          die Tür zur sozialen     gegen sexuelle
Hindernis            Partizipation            Gewalt schützen
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Impressum

                   KVJS aktuell
                   November 2018
                   Herausgeber:
                   Kommunalverband für Jugend und Soziales
                   Baden-Württemberg
                   Öffentlichkeitsarbeit
                   Lindenspürstraße 39
                   70176 Stuttgart
                   www.kvjs.de

                   Verantwortlich:
                   Kristina Reisinger

                   Redaktion:
                   Monika Kleusch

                   Mit Beiträgen von:
                   Gabriele Addow (add)
                   Julia Holzwarth (hol)
                   Monika Kleusch (mok)

                   Titelfoto:
                   Rampart Pictures/L.EH

                   Layout:
                   Waltraud Gross

                   Bestellungen und Adressänderungen:
                   Petra Wagner
                   Telefon 0711 6375-208
                   Petra.Wagner@kvjs.de

                   Druck:
                   Texdat-Service gGmbH, Weinheim

                                                Redaktioneller Hinweis:
                                                Wir bitten um Verständnis, dass aus
                                                Gründen der Lesbarkeit auf eine durch-
                                                gängige Nennung der weiblichen und
                                                männlichen Bezeichnungen verzichtet
                                                wird. Selbstverständlich beziehen sich
                                                die Texte in gleicher Weise auf Frauen
                                                und Männer.
2   KVJS aktuell
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KVJS

                      Inhaltsverzeichnis

KVJS              4   Aus LWV.Eingliederungshilfe wird Habila
                  6   Kunststipendium Rappertshofen: Offen sein und fühlen

SOZIALES          8   Werkstattjubiläum: Wohnen ohne Hindernis
                  9   Teilhabe am Arbeitsleben für Menschen mit erhöhtem Hilfebedarf
                 10   Austausch und Vernetzung auf Fachtag zur Quartiersentwicklung in Stuttgart
                 11   Ambulant betreute Wohngemeinschaften neu schaffen und weiterentwickeln

INTEGRATION      12   Geschäftsbericht liefert Zahlen-Daten-Fakten zur Arbeit des Integrationsamtes
                 14   KVJS-Integrationsamt packt Informationspakete
                 15   Serie Ausgezeichnet! Ein eingespieltes Team
                 16   Solide Zahlen, verantwortungsvolles Wachstum bei Inklusionsunternehmen

JUGEND           19   Landesjugendamt: Kindertagespflege weiter auf dem Vormarsch
                 20   KVJS fördert fünf Modellvorhaben zur Weiterentwicklung der Kinder- und Jugendhilfe
                 22   Kita: Inklusion öffnet die Tür zur sozialen Partizipation
                 24   Jugend mit Chancen auf dem Arbeits- und Ausbildungsstellenmarkt

FORSCHUNG        26   KVJS-Forschungsvorhaben zur Schulsozialarbeit ist abgeschlossen

FORTBILDUNG      28   Kinder besser gegen sexuelle Gewalt schützen
                 30   Prävention als Kernaufgabe für Erziehungs- und Familienberatungsstellen
                 32   Bundesteilhabegesetz im Praxistest

NEU ERSCHIENEN   34   Beim KVJS erschienen

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KVJS

Qualifizierte Arbeitsplätze für zufriedene Klienten.                                                              Foto: Rampart Pictures/L.EH

                       Aus LWV.Eingliederungshilfe wird Habila
                       Strukturentwicklungskonzept sieht weitere Standorte vor

                       Ab Januar wird die LWV.Eingliederungshilfe unter dem neuen Namen Habila firmieren.
                       Der Name kommt aus dem Lateinischen und steht für Befähigen. Genau das will Habila
                       auch an neuen Standorten unter Beweis stellen.

                      Planungsgespräche dazu gab es unter anderem         Die LWV.Eingliederungshilfe GmbH war mit ihrem
                      bereits mit dem Landkreis Heilbronn. „Eine Wei-     Konzept der Dezentralisierung in den letzten zehn
                      terentwicklung unseres Angebots kann nur in         Jahren bereits Vorreiter. „Das zeigt sich in vielen
                      enger partnerschaftlicher Zusammenarbeit mit        innovativen Ansätzen wie dem Kulturpark Reutlin-
                      den einzelnen Stadt- und Landkreisen als Träger     gen oder dem Wohnen im Ort “, so Schwarz. „Dies
                      der Eingliederungshilfe stattfinden“, betont die    gilt es nun, weiter auszubauen. Vor allem aber
                      Verbandsdirektorin Kristin Schwarz. Vorüberlegun-   wollen wir Menschen mit Behinderung mehr Mög-
                      gen gibt es auch für die Landkreise Biberach und    lichkeiten bieten, ihre individuellen Wünsche und
                      Rems-Murr. Die Angebotserweiterung ist Teil des     Bedürfnisse zu verwirklichen und sie zu befähi-
                      Strukturentwicklungskonzepts bis 2025 für die       gen, beim Wohnen und im Arbeitsleben entspre-
                      (noch) LWV.Eingliederungshilfe GmbH (L.EH), das     chende Lösungen zu finden.“
                      jetzt vom zuständigen Ausschuss beim KVJS ver-
                      abschiedet wurde.

                       4   KVJS aktuell                                                                                 4/2018
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Quartiersentwicklung in Rappertshofen                 konzepts. Immerhin befindet sich ein Drittel der
                                                      Arbeitsplätze in teilhabeorientierten dezentralen
Eine einzigartige neue Herausforderung bildet die     Betriebsstätten und Unternehmen des allgemei-
geplante Konversion des gesamten Heimgeländes         nen Arbeitsmarktes. Zum allgemeinen Arbeits-
von Rappertshofen Reutlingen. Im Zusammenwir-         markt gehört auch das Inklusionsunternehmen
ken mit der Stadt Reutlingen soll nach und nach       Insiva für Gemeinschaftsverpflegung. „Es gibt Qua-
ein komplett neues Quartier für gelebte Inklu-        lifizierungen zu allem, was mit Selbstständigkeit
sion entstehen. „Der Reutlinger Gemeinderat hat       und Arbeit zu tun hat“, so Steinmaier. Die L.EH ist
bereits einen entsprechenden Grundsatzbeschluss       darum auch als Bildungsanbieter anerkannt.
gefasst“, erklärt Hans Steinmaier vom KVJS. „Dieses
Projekt dürfte bundesweit einmalig sein.“             Die Landesheimbauverordnung verlangt, dass
                                                      Einrichtungen nicht mehr als 100 Heimplätze an
Doch auch an anderen Standorten tut sich was:         einem Standort haben sollen. Bis zum Jahr 2017
„In Ellwangen sind wir ebenfalls in Gesprächen mit    hat die L.EH in ihren vier Einrichtungen für Men-
der Stadt, um eine weitere Öffnung des dortigen       schen mit Behinderungen in Ulm, Reutlingen,
Rabenhofs gemeinsam zu gestalten“ so Kristin          Markgröningen und Ellwangen 320 stationäre
Schwarz. „Herzlichen Dank an dieser Stelle an die     Plätze aufgegeben. Im Gegenzug entstanden 279
beiden Städte für ihre Unterstützung und aktive       ins Gemeinwesen integrierte stationäre Plätze und
Mitwirkung an diesen zukunftsweisenden Vorha-         ein ambulant betreutes Angebot für 188 Men-
ben.“                                                 schen. Auch dieser Trend wird sich fortsetzen.

Ein positiver Nebeneffekt der Dezentralisierung       Der neue Name ist Programm
wurde in Laichingen, wo der Tannenhof Ulm eine
Werkstatt für behinderte Menschen (WfbM) eröff-       Der neue Name leitet sich von den lateinischen
nete, spürbar: „Die Bürger vor Ort haben ein bei-     Begriffen „habilitare“, „habitare“ und „laborare“ ab
spielhaftes Engagement entwickelt“, so Referats-      – also befähigen, wohnen und arbeiten. „Damit
leiter Steinmaier. Das sei auch an anderen neuen      beschreibt er genau die Kernfelder, auf denen
Standorten spürbar: „Die Leute bieten Hilfe und       unser Sozialunternehmen tätig ist“ erklärt Ver-
Unterstützung an.“                                    bandsdirektorin Schwarz. „Zusammen mit vie-
                                                      len Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern haben wir
Qualifizierung der Werkstattbeschäftigten             überlegt, was die neue Marke ausmacht, welche
                                                      Leitgedanken wir damit verfolgen, welche Hal-
Die Gestaltung interessanter WfbM-Arbeitsplätze       tung damit verbunden ist und wie dies transpor-
und die Qualifizierung der Werkstattbeschäftig-       tiert werden kann.“
ten ist ein weiterer wichtiger Teil des Struktur-                                                       mok

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                    Offen sein und fühlen
                    Kunststipendiatin Jenny Winter-Stojanovic kommuniziert über Material und Begegnungen

                    Als zweite Kunststipendiatin im Reutlinger Kulturpark RT-Nord rückt Jenny Winter-Sto-
                    janovic Zugänge und Ausdrucksmöglichkeiten in den Mittelpunkt, die sich über Gefühle
                    entwickeln. Auch für sie selbst sei die Arbeit mit Menschen mit Behinderung in Rap-
                    pertshofen eine große Bereicherung, sagt die Künstlerin.

                                                                    Die Reutlingerin hat bereits in zahlreichen Ausstel-
                                                                    lungen ihre Skulpturen, Installationen und Perfor-
                                                                    mances präsentiert. In Rappertshofen bietet sie
                                                                    ein „Offenes Atelier“ für Menschen mit und ohne
                                                                    Behinderung, in dem experimentell mit Materia-
                                                                    lien wie Stein, Seife, Kohle, Wachs, Salz, Gewebe
                                                                    und Honig gearbeitet werden kann. Unter dem
                                                                    Motto „Die Dinge entstehen aus dem Bauch, nicht
                                                                    aus dem Kopf“ gehen die Teilnehmer der Frage
                                                                    nach, welches Phänomen in welcher Materialität
                                                                    steckt. Ihre Ergebnisse verarbeiten sie dann künst-
                                                                    lerisch weiter.

                                                                    Berührungsängste kennt Jenny Winter-Stojanovic
                                                                    nicht, auch wenn sie bislang in ihrem persönli-
                                                                    chen Umfeld keine unmittelbaren Kontakte zu
                                                                    Menschen mit Behinderung hatte. Sie hat mit
                                                                    Demenzkranken ebenso künstlerisch gearbeitet
                                                                    wie mit hochbegabten Jugendlichen. Ihr nächs-
                                                                    tes Projekt wird in einem Kinderhospiz stattfin-
                                                                    den. „Der Zugang ist immer derselbe: Den Kopf
                                                                    etwas zurückschrauben, wegkommen vom Leis-
                                                                    tungsdenken, offen sein für neue Erfahrungen.
                                                                    Was dabei herauskommt, ist erst einmal toll“,
                                                                    beschreibt sie ihren Ansatz.

                                                                    Den Blick weiten

                                                                    Das einzige Tabu, das sie anfangs aufstellt: Bäume,
                                                                    Häuser, Autos und ähnliche Motive sind nicht
                                                                    erlaubt. Das soll den Blick weiten und weglen-
Materialien eine neue Bedeutung geben.              Foto: Gokeler   ken von dem, was man zur Genüge kennt. Dazu

                    6   KVJS aktuell                                                                             4/2018
Aus LWV.Eingliederungshilfe wird Habila 4/2018 - Werkstattjubiläum: Wohnen ohne Hindernis
KVJS

passt auch, dass die Teilnehmer ihres letzten Pro-
jekts ihren Werken erst zum Abschluss, gleichsam
als letzten Schritt, einen Titel geben sollten. Ob
Frischhaltefolie, Wolle, Draht oder irgendein ande-
res Material: Die künstlerische Auseinanderset-
zung damit soll aufgreifen, was das Medium selbst
vorgibt.

Ihr selbst mache die Arbeit in Rappertshofen
„unendlich viel Freude“, sagt die Künstlerin.
Anfangs habe sie lernen müssen, dass Begegnun-
gen mit Menschen mit Behinderung ein eigenes,
oft reduziertes Tempo erforderten: „Das tut mir
auch persönlich sehr gut, bringt Ruhe und Mög-
lichkeiten zum Auftanken.“

Verstehen ohne Worte

Im Lauf der Monate, die sie nun schon in Rap-
pertshofen arbeitet, seien die Beziehungen immer
intensiver geworden. „Auch nonverbal verstehe
ich inzwischen immer mehr, auch in Bezug auf die
künstlerischen Ausdrucksmöglichkeiten“, erzählt
Jenny Winter-Stojanovic. Sie mache zwar keine
                                                        Keine Berührungsängste: Jenny Winter-Stojanovic mit Kursteilnehmer.
therapeutische Arbeit, sagt sie, aber mit einigen                                                               Foto: Gokeler
Klienten in Rappertshofen habe sie in Materialien
und Formen deren eigene innere Themen erkun-
den können.
                                                        INFO

                                                                   Iara Peters ist neue Stipendiatin
„Das Kunststipendium hat seinen eigenen Rhyth-
                                                                   Über die Vergabe des Kunststipen-
mus. Nach dem Ankommen entstehen erste Arbei-
                                                                   diums Rappertshofen entscheidet
ten, dann gibt es Workshops, Kurse und die eigene
                                                                   eine von der LWV.Eingliederungshilfe
künstlerische Arbeit. Zum Abschluss zeigt eine
                                                                   bestellte Jury mit kunstsachverstän-
Ausstellung die gemeinsam entstandenen Werke,
                                                                   digen Mitgliedern, darunter auch
aber auch eigene Arbeiten des Künstlers“, berich-
                                                                   Christian Malycha, Geschäftsführer
tet Norbert Peichl. Dem Bereichsmanager Wohnen
                                                                   des Kunstvereins Reutlingen. Die Jury
und Soziale Dienste der LWV.Eingliederungshilfe
                                                                   entschied sich für Iara Peters als Nach-
ist besonders wichtig: „Der Kulturpark ist ein inklu-
                                                                   folgerin von Jenny Winter-Stojanovic.
sives Projekt, und das Kunststipendium ein wich-
                                                                   Die 25jährige hat in diesem Sommer
tiger Schlüssel zur Öffnung. Die Angebote richten
                                                                   ihr Studium der Kunsttherapie in Nür-
sich an alle Bürgerinnen und Bürger Reutlingens,
                                                                   tingen beendet. Am 1. Oktober ist sie
ob mit oder ohne Behinderung.“
                                                                   als Stipendiatin im Kulturpark einge-
                                   Stephan Gokeler
                                                                   zogen.

4/2018                                                                                              KVJS aktuell 7
Aus LWV.Eingliederungshilfe wird Habila 4/2018 - Werkstattjubiläum: Wohnen ohne Hindernis
SOZIALES

                      Wohnen ohne Hindernis
                      Werkstatt Wohnen feiert 20-jähriges Jubiläum

                      Wie Barrierefreiheit in den eigenen vier Wänden funktionieren kann, zeigt die Werkstatt
                      Wohnen des KVJS eindrucksvoll. Seit nun 20 Jahren finden sich hinter jeder Tür innova-
                      tive Lösungen für selbständiges Wohnen.

                                                                                        und anschaulichen Informationen zu den barri-
                                                                                        erefreien Lösungen, wird die Werkstatt Wohnen
                                                                                        künftig auch für Interessierte vor dem Computer-
                                                                                        bildschirm erlebbar sein. Ab Mitte November steht
                                                                                        die neue Internetseite unter www.barrierefrei-
                                                                                        wohnen.kvjs.de zur Verfügung.

                                                                                        Zahlreiche Partner

                                                                                        Die Musterwohnung ist damals in Zusammen-
                                                                                        arbeit mit dem Fraunhofer Institut entstanden.
                                                                                        Heute kooperiert sie mit der Deutschen Roten
                                                                                        Kreuz (DRK)-Wohnberatung Stuttgart sowie zahl-
                                                                                        reichen Partnern aus Sozial- und Wohnungswirt-
                                                                                        schaft, Forschung, Ausbildung, Handwerk und Ver-
                                                                                        waltung. „Die Werkstatt Wohnen erfreut sich auch
Zum 20. Jubiläum wird sich die Werkstatt Wohnen mit einem neuen Internetauftritt
                                                                                        nach 20 Jahren zunehmender Beliebtheit. 2017
präsentieren. Das Highlight: ein virtueller 360-Grad-Rundgang mit Infos zur barriere-
freien Einrichtung und den Hilfsmitteln.                       Foto: Mees + Zacke       konnten gemeinsam mit der DRK-Wohnberatungs-
                                                                                        stelle über 70 fachkundige Führungen angeboten
                                                                                        werden. Die offene Sprechstunde wurde dann in
                      Immer mehr ältere Leute und Menschen mit                          diesem Jahr wegen der hohen Nachfrage ausge-
                      Behinderung leben dauerhaft Zuhause. Um den                       baut“, berichtet Leiterin Barbara Steiner-Karatas.
                      Alltag auch ohne Unterstützung durch Familie                                                                       hol
                      oder Fachkräfte möglichst selbständig bewäl-
                      tigen zu können, bringen bauliche und technische
                      Lösungen sowie praktische Hilfsmittel eine Entlas-
                      tung. Seit 1998 zeigt die Werkstatt Wohnen, wie
                      Wohnräume barrierefrei und sicher ausgestattet
                      werden können.

                      In den vergangenen Monaten sind einige Berei-
                                                                                        INFO

                                                                                                 Ihre Ansprechpartnerin:
                      che der Musterwohnung neu ausgestattet und
                                                                                                 Barbara Steiner-Karatas
                      Räume modernisiert worden. Auch ein neuer
                                                                                                 Telefon 0711 6375-207
                      Internetauftritt geht pünktlich zum Jubiläum
                                                                                                 barbara.steiner-karatas@kvjs.de
                      online: Mit einem virtuellen 360-Grad-Rundgang

                      8   KVJS aktuell                                                                                               4/2018
Aus LWV.Eingliederungshilfe wird Habila 4/2018 - Werkstattjubiläum: Wohnen ohne Hindernis
SOZIALES

Teilhabe am Arbeitsleben sichern
„Werkstatt-Transfer“ für Menschen mit erhöhtem Hilfebedarf

Das 2017 geschaffene Angebot „Werkstatt-Transfer“ soll Menschen mit erhöhtem Hil-
febedarf die Beschäftigung in einer Werkstatt für Menschen mit Behinderung ermögli-
chen. Seit Juli diesen Jahres gibt es ein Muster für künftige Vereinbarungen.

In einem mehrjährigen Prozess hat sich der KVJS      Im Juli 2018 wurde
mit der Entwicklung auseinandergesetzt, dass die     ergänzend ein Ver-
Teilnehmerzahlen im Förder- und Betreuungsbe-        einbarungsmuster als
reich angestiegen sind: Nutzten in 2005 knapp        Grundlage für zukünf-
20 Prozent der Leistungsberechtigten aus dem         tige Vereinbarungen
Segment der Arbeit und Beschäftigungsangebote        abgestimmt, das an die
eine Förder- und Betreuungsgruppe, so waren          örtlichen Verhältnisse
es in 2016 schon mehr als 25 Prozent. Über 9.000     angepasst werden
Menschen in Baden-Württemberg waren somit            kann. Das Vereinba-
von einer aktiven Teilnahme am Arbeitsleben und      rungsmuster steht im
den Vorteilen der Sozialversicherung in der Werk-    Mitgliederbereich auf
statt für behinderte Menschen (WfbM) ausge-          der Webseite des KVJS
schlossen.                                           zur Verfügung.

Um diesem Trend entgegenzuwirken, hat der KVJS       Mehr Informationen
2012 eine trägerübergreifende Arbeitsgruppe ins      zum Thema und den
Leben gerufen. Beteiligt waren neben Leistungs-      Vorteilen des Werk-
trägern und Leistungserbringern auch Menschen        statt-Transfers, sowohl
mit Behinderung als gewählte Werkstattvertreter      für Leistungsträger als
sowie deren Angehörige. Darüber hinaus begleite-     auch für Leistungser-
ten das Sozial- und Kultusministerium die Entwick-   bringer, stehen in Kürze
lung auf Ministerialebene sowie Stadt- und Land-     auf kvjs.de bereit.
kreisvertreter in der Erprobung auf Kreisebene.                  hol/Süßmilch   Mit dem Angebot „Werkstatt-Transfer“ sollen Men-
                                                                                schen mit Behinderung und erhöhtem Unterstüt-
                                                                                zungsbedarf am Arbeitsleben teilhaben können.
Im Juli 2017 wurde als Ergebnis der Werkstatt-                                             Foto: © M.Dörr & M.Frommherz / Fotolia
Transfer als ergänzendes Leistungsangebot
beschlossen. Ziel ist es, Personen auch bei verän-
dertem und erhöhtem Hilfebedarf weiterhin die
Teilhabe am Arbeitsleben zu ermöglichen. Damit
können Wechsel in eine Förder- und Betreuungs-
gruppe vermieden werden. Gleichzeitig ermög-
                                                     INFO

                                                              Ihre Ansprechpartnerin:
licht das Angebot Übergänge aus diesem Bereich
                                                              Bettina Süßmilch
in die WfbM und damit in eine sozialversiche-
                                                              Telefon 0711 6375-397
rungspflichtige Beschäftigung.
                                                              Bettina.Suessmilch@kvjs.de

4/2018                                                                                     KVJS aktuell 9
Aus LWV.Eingliederungshilfe wird Habila 4/2018 - Werkstattjubiläum: Wohnen ohne Hindernis
SOZIALES

                      Orte der Gemeinschaft gestalten
                     Austausch und Vernetzung auf Fachtag zur Quartiersentwicklung in Stuttgart

                     Mehr als 300 Fachleute widmeten sich auf dem Fachtag Quartiersentwicklung der
                     Gestaltung zukunftsfähiger Gemeinschaften in den Kommunen. Auch die Fachstelle
                     ambulant unterstützte Wohnformen, die beim KVJS angesiedelt ist, brachte ihre
                     Expertise ein.

                                                                                        Leistungen. Sie ist Teil des Informations- und Bera-
                                                                                        tungsnetzwerkes der Strategie Quartier 2020. Die
                                                                                        FaWo setzt Impulse zur Einführung innovativer
                                                                                        Wohnformen. Ihr Angebot wird von Kommunen,
                                                                                        Kreisen, Wohnbaugesellschaften, Trägern, Ver-
                                                                                        bänden, Initiativen und interessierten Bürgern in
                                                                                        Anspruch genommen.

                                                                                        Dr. Alexandra Klein vom KVJS machte in einem
                                                                                        Praxisforum die Entstehung bürgerschaftlicher
                                                                                        Hilfenetzwerke und ambulant betreuter Wohn-
                                                                                        gemeinschaften zum Thema. Die kommunalen
                                                                                        Gesprächspartner waren der Vorsitzende des Sozi-
                                                                                        alen Netzwerkes Ortenberg e. V. (SoNO), Wilhelm
                                                                                        von Ascheraden, sowie Frederick Brütting, Bürger-
Von links nach rechts: Wilhelm von Ascheraden (SoNO e.V.), Dr. Alexandra Klein (KVJS)
                                                                                        meister der Stadt Heubach.
und Frederick Brütting, Bürgermeister von Heubach.                   Foto: Holzwarth

                                                                                        „Die Hilfe zu den Menschen bringen“
                     Der Fachtag fokussierte die Landesstrategie „Quar-
                     tier 2020 – Gemeinsam.Gestalten“, die das aktive                   Der Verein SoNO ist ein Beispiel für Quartiersent-
                     Zusammenleben aller Generationen in Quartie-                       wicklung durch bürgerschaftliche Initiative und
                     ren fördert. Die Teilnehmer diskutierten darüber,                  freiwilliges Engagement. Ziel des Netzwerkes ist
                     wie Netzwerke und Wohngemeinschaften für                           es, jedem Ortenberger das Wohnen im gewohn-
                     ältere Menschen geschaffen werden können und                       ten Umfeld zu ermöglichen. Ganz nach dem Ver-
                     ein gemeinsames Zusammenleben in Quartieren                        einsgrundsatz „Die Hilfe zu den Menschen brin-
                     gelingt.                                                           gen, nicht umgekehrt“ sind zahlreiche Angebote
                                                                                        entstanden, wie die Nachbarschaftshilfe, Schulkin-
                     Markt der guten Ideen                                              derbetreuung oder auch begleitende Fahrdienste.

                     Der „Markt der guten Ideen“ mit Infoständen zu                     Der Verein unterstützte die Entwicklung einer
                     Projekten und Partnern der Landesstrategie war                     ambulant betreuten Wohngemeinschaft (WG),
                     Plattform für Organisationen und Kommunen,                         die ab Ende 2018 in Betrieb gehen wird. Zwölf
                     die sich aktiv an der Entwicklung von Quartieren                   Bewohner können dort selbstbestimmt leben,
                     beteiligen. Auch die Fachstelle ambulant unter-                    über die Organisation des Alltags mitbestimmen
                     stützte Wohnformen (FaWo) informierte über ihre                    sowie über notwendige Betreuungsleistungen

                     10 KVJS aktuell                                                                                                  4/2018
SOZIALES

entscheiden. Von Ascheraden beschrieb, welche         tagsgestaltung und die Wahl der Pflegeleistungen
Herausforderungen mit dem Projekt verbunden           durch die Bewohner im Fokus. Sie liegt in einem
waren. Auch die Frage, wie ältere Menschen und        Neubaukomplex mit zahlreichen Eigentumswoh-
Angehörige für diese Wohnform gewonnen wer-           nungen. Bürgermeister Frederick Brütting hob
den können, wurde diskutiert.                         hervor, wie wichtig die Einbindung einer Pflege-
                                                      WG in das Wohnumfeld sei. Durch die direkte
WG in Wohnviertel integrieren                         Nähe könne bürgerschaftliches Engagement in
                                                      der Nachbarschaft erzeugt werden.
Auch in der Gemeinde Heubach geht Ende 2018
eine neue ambulant betreute Wohngemeinschaft          Ausgerichtet wurde die Veranstaltung vom Minis-
mit elf Plätzen in Betrieb. Im Vorfeld wurden ver-    terium für Soziales und Integration in Koope-
schiedene Akteure an einen Tisch gebracht, mit        ration mit der Familienforschung Baden-Württem-
dem Ziel, sie als Bündnispartner für das Projekt zu   berg. Mehr Informationen zum Fachtag und der
gewinnen. Auch die Ergebnisse einer Befragung         Landesstrategie Quartier 2020 finden Sie unter
in Heubach waren Teil der Planung. Die WG wird        www.quartier2020-bw.de
von einem Anbieter verantwortet. Auch in dieser       Mehr Informationen zur FaWo finden Sie unter
Wohnform stehen die Mitbestimmung in der All-         www.kvjs.de
                                                                                                     hol

Ambulant betreute Wohngemeinschaften neu schaffen
und weiterentwickeln
Mit der Entwicklung ambulant betreuter Wohn-          renten, Vertretern des Ministeriums, der kom-
gemeinschaften in der Kommune beschäftigt sich        munalen Landesverbände und der FaWo werden
die diesjährige Herbsttagung der Stuttgarter Fach-    diese Inhalte diskutiert und vertieft. Ergänzend
stelle ambulant unterstützte Wohnformen (FaWo).       stellen Akteure aus der Praxis erfolgreiche Wohn-
Sie findet am 4. Dezember 2018 im Hospitalhof in      gemeinschafts- und Quartiersprojekte vor. Darü-
Stuttgart statt.                                      ber hinaus bietet die gemeinsam vom Ministerium
                                                      für Soziales und Integration Baden-Württemberg
Ambulant betreute Wohngemeinschaften haben            und der FaWo veranstaltete Tagung Gelegenheit
sich in Baden-Württemberg in den letzten Jahren       zum Austausch und zur Vernetzung.
als Baustein der Wohn- und Versorgungslandschaft
für Menschen mit Behinderungen oder Pflegebe-         Weitere Informationen zu der ganztägigen Fachta-
darf etabliert. Auch aus Sicht der Kommunen sind      gung sind auf der Homepage der Fachstelle (www.
sie eine interessante Bereicherung des Angebots-      kvjs.de/soziales/fawo-fachstelle-fuer-ambulant-
spektrums und der Quartiersentwicklung vor Ort.       unterstuetzte-wohnformen.html) eingestellt.

Experten aus Wissenschaft und Praxis zeigen           Die Teilnahme ist kostenlos, eine Anmeldung ist
bei der Fachtagung Faktoren auf, die ambulant         erforderlich.
betreute Wohngemeinschaften begünstigen. In                                                   add/FaWo
einer moderierten Expertenrunde mit den Refe-

4/2018                                                                                   KVJS aktuell 11
6
                           INTEGRATION
         TEILHABE WESENTLICH BEHINDERTER MENSCHEN AM ARBEITSLEBEN

         Immer       mehr Inklusionsunternehmen
         Werkstatt für behinderte Menschen auf den all- nisse werden laufend auf ihre Nachhaltigkeit
         gemeinen Arbeitsmarkt und noch weit erfolgrei-                 überprüft und zeigen eine erfreuliche Konstanz
         Geschäftsbericht liefert Zahlen-Daten-Fakten zurvon
         cher am Übergang aus der Schule, den Sonder-
                                                          Arbeit des Integrationsamtes
                                                             über 84 Prozent dauerhaftem Bestand,
         pädagogischen Bildungs- und Beratungszentren                   teilweise schon seit dem Jahr 2005. Alle Arbeits-
         Das Integrationsamt des KVJS hat seinen Geschäftsbericht
         (SBBZ), auf den allgemeinen Arbeitsmarkt gear-
                                                                              2017/18 vorgelegt: Zehn neue
                                                                verhältnisse sind tariflich oder ortsüblich ent-
         Inklusionsunternehmen           und fast 400 Neuvermittlungen
         beitet. Mit der vom KVJS Baden-Württemberg                        besonders
                                                                lohnt und sind            betroffener
                                                                                uneingeschränkt        Personen
                                                                                                   sozialversiche-
         auf den2005
         im Jahr  allgemeinen       Arbeitsmarkt
                       initiierten „Aktion           stehen
                                            1000“ (Ziel war auf rungspflichtig.
                                                                 der Habenseite.   Weiter schwierigistbleibt
                                                                                Baden-Württemberg         auch
         die Arbeitssuche
         es damals,  innerhalbfürvon
                                   die5 Jahren
                                        übrigen  schwerbehinderten
                                               1000  Arbeits-          Arbeitssuchenden.
                                                                das erste Bundesland, das einen Rückgang der
         plätze für die Zielgruppe zu schaffen) wurde im                Aufnahmen in die WfbM verzeichnen konnte.
         Bundesvergleich weit Überdurchschnittliches er-                Ermöglicht wurden diese Ergebnisse durch
         reicht.
         Die     Bis zum 31.12.2017 wurden
             Inklusionsunternehmen               4.488
                                         mit 30 bis    schwer-
                                                    50 Prozent          mehrereMaß
                                                                       gleichen Instrumente.
                                                                                    wie nicht-behinderte von der guten
         behinderte Menschen,
         Beschäftigten              die zugleich wesentlich
                         mit Schwerbehinderung      wuch-              Situation auf dem Arbeitsmarkt profitieren. Mit
         behindert
         sen          im Sinne
             2017 deutlich:      der Unternehmen
                               Zehn  Eingliederungshilfe  sind,
                                                    oder neue           Durchgängiger
                                                                       14.257             Einsatzschwerbehinderte
                                                                               Personen machen     der Integrations-Men-
         Abteilungen    bestehender
         auf den allgemeinen           Unternehmen
                                  Arbeitsmarkt        gingen
                                                 vermittelt             fachdienste
                                                                       schen  3,2 Prozent der Arbeitssuchenden in Baden-
         neu
         undan   denEntwicklung
              diese    Start oder bereiten
                                     geht imsich darauf
                                              Jahr 2018vor.
                                                        konti-         Württemberg aus. Immerhin eine Verbesserung
         Damit  erhöht
         nuierlich       sich ihre Zahl auf 90.
                    weiter.                                            von
                                                                        Die 0,4 Prozent im Vergleich
                                                                            Dienstleistungen         zu 2016.
                                                                                               der Integrationsfachdiens-
                                                                        te (IFD) stehen in Baden-Württemberg für dieses
         In den 80 bestehenden
          Wesentlicher             Unternehmen
                          Erfolgsfaktor dafür war wur-
                                                    und ist            Förderprogramm     Arbeit
                                                                        Konzept durchgängig     zurinklusiv weiter
                                                                                                    Verfügung,  vonerfolg-
                                                                                                                    der
         den  4.420sich
          es, dass  Personen   (Vorjahr 3.679)
                         die Beteiligten       beschäftigt,
                                         im Land   gut ver-            reich
                                                                        Schule bis zur Stabilisierung des vermittelten
         davon   1.958 (Vorjahr
          netzt haben   und eng1.535)  Menschen mit einer
                                  zusammenarbeiten.     Dazu            Arbeitsverhältnisses. Die Kosten hierfür trägt
         Schwerbehinderung.
          gehören die schulischeUnter  den schwerbehinder-
                                     Seite, vom Kultus-                Weiterhin  erfolgreich hingegen verlief die Ver-
                                                                        das Integrationsamt.
         ten  Beschäftigten
          minis terium bis zuwaren
                                den1.570  (Vorjahr
                                     einzelnen     1.310)
                                                Schulen,               mittlung von wesentlich behinderten Menschen,
         Menschen,    die ohne Inklusionsbetriebe
          die Bundesagentur                        vermut-
                                für Arbeit, die Träger der             wie etwa geistig oder sinnesbehinderte Perso-
                                                                        Berufswegekonferenzen
         lich keine Beschäftigung   auf dem  allgemeinen
          Eingliederungshilfe, die Werkstätten für behin-              nen, auf den allgemeinen Arbeitsmarkt: Durch das
         Arbeitsmarkt   gefunden
          derte Menschen,          hätten.
                              das Sozialministerium   und              KVJS-Förderprogramm
                                                                        Berufswegekonferenzen  „Arbeit inklusiv“
                                                                                                   werden         fanden
                                                                                                             für die ein-
         der KVJS mit seinen Dezernaten Soziales und                   391 Personen   eine sozialversicherungspflichtige
                                                                        zelnen Schüler von der Schule in Kooperation
         Laut Geschäftsbericht
         Integrationsamt.  Die konnten  Menschen
                               erreichten         mit
                                          Arbeitsverhält-              Arbeit.
                                                                        mit demInsgesamt  konnten imIn
                                                                                  IFD durchgeführt.    Aktionszeitraum
                                                                                                         ihr werden alle
         einer Schwerbehinderung nach wie vor nicht im                 (01.01.2005 bis 31.12.2017) bisher 4.488 wesent-

         Erreichte Arbeitsverhältnisse für wesentlich behinderte Menschen

         500
                       Summe: 4.488 Arbeitsverhältnisse                    420             429       413     418
                                                                  360              374                                386 391
         400
                                       307     299
         300                                          281
                              251                                                                 Allgemeiner Arbeitsmarkt
                                                                                                  davon Integrationsunternehmen
         200
                     159

                                                                                           73        91      87       73      81
         100                                                               63       58
                                        47     45                 55
                               26                       38
                       18
           0
                    2005    2006    2007     2008    2009    2010       2011     2012    2013    2014     2015     2016      2017

                                                                                                     Quelle: eigene Erhebung KVJS

         12 KVJS aktuell                                                                                                  4/2018
    30   Geschäftsbericht KVJS-Integrationsamt 2017/18
INTEGRATION

lich behinderte Menschen vermittelt werden, die

                                                               INFO
überdurchschnittlich stabil in ihrem Job mit einer                    Personenkreis und Arbeitsmarkt
Nachhaltigkeitsquote von 83,1 Prozent blieben.                        • Bundesweit waren nach der Statis-
                                                                        tik des Statistisches Bundesamt zum
                                                                        31.12.2017 insgesamt 7.766.573 Men-
                                                                        schen schwerbehindert, in Baden-
                                                                        Württemberg (Quelle: Statistisches
                                                                        Landesamt) waren 943.183 schwerbe-
                                                                        hinderte Menschen gemeldet.
                                                                      • In Baden-Württemberg gab es im
                                                                        Jahr 2016 22.465 beschäftigungs-
                                                                        pflichtige Arbeitgeber mit 3.359.637
                                                                        Arbeitsplätzen, davon erfüllten 9.808
                                                                        Arbeitgeber die Beschäftigungs-
Neues Inklusionsunternehmen: Die Bioservice Südbaden
gGmbH wäscht unter anderem Gemüse und Gemüsekisten.                     pflicht nach dem SGB IX.
                               Foto: Andrea Obzerove/Fotolia          • Die Beschäftigungsquote in Baden-
                                                                        Württemberg betrug 2016 bei den
                                                                        Arbeitgebern der Privatwirtschaft
Mit dem Inkrafttreten des Bundesteilhabegesetzes
                                                                        4,09 Prozent und bei den Arbeitge-
(BTHG) entstand die Frage, ob die bisherigen Inst-
                                                                        bern des Öffentlichen Dienstes 5,41
rumente der Aktion Arbeit inklusiv durch eine För-
                                                                        Prozent.
derung mit dem neuen Budget für Arbeit ersetzt
                                                                      Leistungen der begleitenden Hilfe
werden können. Allerdings unterscheidet sich
                                                                      im Arbeitsleben
das Budget für Arbeit in zwei wesentlichen Punk-
                                                                      • 0,75 Millionen Euro an Arbeitgeber
ten von dem bisherigen Ansatz: Es führt wegen
                                                                        zur Schaffung von 61 Arbeitsplätzen
des Ausschlusses der Arbeitslosenversicherung
                                                                        für schwerbehinderte Menschen.
nicht zu vollwertigen sozialversicherungspflichti-
                                                                      • 1,81 Millionen Euro an Arbeitgeber
gen Arbeitsverhältnissen und es steht für Schüler
                                                                        zur behinderungsgerechten Einrich-
zum Übergang von der Schule in das Arbeitsleben
                                                                        tung von 585 Arbeitsplätzen.
nicht zur Verfügung, sondern erst, wenn sie einen
                                                                      • 26,49 Millionen Euro an Arbeitgeber
Werkstattanspruch erworben haben, also in der
                                                                        bei außergewöhnlichen Belastungen
Regel erst nach Durchlaufen des Berufsbildungs-
                                                                        (ohne Inklusionsbetriebe) – Anzahl
bereichs einer WfbM.
                                                                        der Leistungsempfänger: 8.717.
                                                                      • 4,36 Millionen Euro an schwerbehin-
Es stehen künftig zwei Angebote zur Verfügung:
                                                                        derte Menschen – Anzahl der Leis-
Wesentlich behinderte Menschen werden im bis-
                                                                        tungsempfänger: 876
herigen Rahmen und Umfang bei der Teilhabe
                                                                      Besonderer Kündigungsschutz für
am Arbeitsleben des allgemeinen Arbeitsmark-
                                                                      schwerbehinderte Menschen
tes gefördert. Die Förderung mit dem Budget für
                                                                      • 2.597 Neuanträge auf Zustimmung
Arbeit soll als weitere Möglichkeit hinkommen.
                                                                        zur Kündigung.
Dazu wurden die bisherigen Grundsätze „Arbeit
                                                                      • 2.598 Fälle (einschließlich nicht
Inklusiv“ bis 2022 verlängert und in einem zwei-
                                                                        abgeschlossener Fälle aus dem
ten Teil um Regelungen zum Budget für Arbeit
                                                                        Vorjahr) wurden entschieden. Der
erweitert.
                                                                        Arbeitsplatz konnte in 558 Fällen
                                              mok
                                                                        erhalten werden.

4/2018                                                                                          KVJS aktuell 13
INTEGRATION

KVJS-Integrationsamt packt Informationspakete
Neuwahl der Schwerbehindertenvertretungen im Herbst

In diesem Herbst werden die Vertrauenspersonen der schwerbehinderten Menschen
in Unternehmen und Dienststellen neu gewählt. Das KVJS-Integrationsamt bietet ein
umfangreiches Informationspaket zur Wahl an. Für frisch Gewählte gibt es ein Starter-
Paket mit allen wichtigen Informationen.

Bis Ende November können noch Wahlen zur             Kurse besteht die Möglichkeit, sich zum Betriebli-
Schwerbehindertenvertretung (SbV) abgehalten         chen Eingliederungsberater zu qualifizieren.
werden. Voraussetzung ist, dass mindestens fünf                                                    mok
schwerbehinderte oder gleichgestellte Personen
dauerhaft in einem Betrieb oder einer Dienststelle
beschäftigt sind. Gewählt wird für einen Zeitraum
von vier Jahren. Der KVJS hat ein Informationspa-
                                                     INFO
ket zur Wahl der Schwerbehindertenvertretung
                                                             Infopaket zur Wahl
geschnürt, das kostenlos bestellt werden kann.
                                                             Es enthält alle Informationen zur
Der Inhalt: Infomaterial, Vordrucke für Aushänge,
                                                             Durchführung der Wahl der SbV. Im
Formulare und was man sonst noch so braucht,
                                                             Internet finden Sie die Informationen
um die Wahl durchzuführen.
                                                             unter www.kvjs.de/KVJS-MDQ9

Die Schwerbehindertenvertretungen sind für Kol-
                                                             Infopaket zur SbV
leginnen und Kollegen mit Behinderungen wich-
                                                             Über die Aufgaben der SbV, ihre
tige Ansprechpartner. Sie sind Teil des Betriebli-
                                                             Rechte und Pflichten informiert dieses
chen Integrationsteams. Das KVJS-Integrationsamt
                                                             Infopaket.
unterstützt die Vertrauenspersonen der schwer-
behinderten Menschen mit Informationsmaterial
                                                             Das Fortbildungsprogramm
und einem breit gefächerten Fortbildungsange-
                                                             Das aktuelle Angebot mit Anmelde-
bot.
                                                             möglichkeit steht im Internet unter
                                                             www.kvjs.de/fortbildung/startseite-
Wichtig: Wahlergebnis melden!
                                                             fortbildung-alt/behinderung-und-
                                                             beruf/
Frisch gewählte Schwerbehindertenvertreter
                                                             zur Verfügung.
erhalten vom Integrationsamt ein kostenloses
                                                             Bestellung unter integrationsamt@
Informationspaket zu Aufgaben, Rechten und
                                                             kvjs.de, Telefon 0721 8107 942
Pflichten der SbV. Bitte denken Sie also daran,
umgehend die Wahlergebnisse mitzuteilen!
                                                             Mehr Infos
                                                             Die Seite www.integrationsaemter.
Schwerbehindertenvertrauensleute können beim
                                                             de bietet ebenfalls zahlreiches Info-
KVJS-Fortbildungsprogramm aus einem Angebot
                                                             Material zur Wahl an, darunter eine
von rund 100 Kursen wählen. Im kommenden Jahr
                                                             Broschüre in leichter Sprache zum
werden verstärkt Grundkurse zum Schwerbehin-
                                                             herunter laden.
dertenrecht angeboten. Mit der Belegung weiterer

14 KVJS aktuell                                                                                  4/2018
INTEGRATION

Serie Ausgezeichnet!

Ein eingespieltes Team
Passgenaue Perfektion bei Schaumaplast

Die drei arbeiten Hand in Hand: Styroporbehälter anreichen, auf Palette stapeln, den
Stapel gründlich mit Folie umwickeln. Fertig. Nächste Palette. Das eingespielte Team
arbeitet bei Schaumaplast in Reilingen. Und es ist der Grund, warum das Unternehmen
vom KVJS als beispielhaft behindertenfreundlich ausgezeichnet wurde.

Mit passgenauer Perfektion kennt man sich aus          Win-Situation“, freut sich der Geschäftsführer. Nur
bei Schaumaplast: Das international aufgestellte       an eines muss das tatkräftige Trio immer wieder
Unternehmen produziert an die 1.000 Formteile          erinnert werden: Doch auch mal Pause zu machen.
und Verpackungen aus speziellen Schäumen.                                                              mok
Auch bei der Beschäftigung von Menschen mit
Behinderung fand Schaumaplast passgenaue
Lösungen. Sinnvolle Strukturen, klare Ziele und
feste Ansprechpartner für die Beschäftigten mit
Behinderung sind Grundlagen des Erfolgs.

Bei Jochen Beck, Osman Sömcerik und Luis Müller
stand jeweils ein Praktikum, vermittelt und beglei-
tet durch den Integrationsfachdienst, am Beginn
ihrer Tätigkeit bei Schaumaplast. Die wesentlich
behinderten jungen Männer haben ihren Platz in
der Verpackung gefunden. Sie machen meist die
gleiche Arbeit, aber in unterschiedlichen Hallen, je
nachdem wo sie gebraucht werden.                       Luis Müller, Osman Sömcerik und Jochen Beck sind aufeinander
                                                       eingespielt.

Luis Müller zum Beispiel wird auch beim Recyc-
ling von Styropor eingesetzt, das Schaumaplast
ebenfalls anbietet: „Das Material ist zu 100 Prozent
recycelbar“, erklärt Geschäftsführer Ralph Wit-
temann. Die beiden anderen verpacken vorwie-
gend auf Paletten und das gerne: „Ich mache das
nicht, weil ich muss“, erklärt Osman Sömcerik. „Mir
gefällt die Arbeit hier.“

Ralph Wittemann kann das nur bestätigen: „Unsere
schwerbehinderten Mitarbeiter arbeiten gerne bei
uns.“ Was man auch daran sieht, dass sie praktisch
keine Krankheitstage haben. „Eine klassische Win-      Die Arbeit geht Hand in Hand.                 Fotos: Kleusch

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INTEGRATION

Solide Zahlen, verantwortungsvolles Wachstum
Die inklusiven Unternehmen Baden-Württembergs trafen sich zum Fachtag

Wo stehen die Inklusionsbetriebe in Baden-Württemberg und wo soll es hin gehen?
Allein im vergangenen Jahr kamen zehn neue hinzu. Von den mittlerweile 92 Inklusions-
betrieben, sind 90 Prozent eigenständige Unternehmen und zehn Prozent Inklusionsab-
teilungen. Wachstum mit Augenmaß ist gefragt.

                                                       tential zu gering.“ Weiteres Potential sieht Pflaum
                                                       darin, dass sich bisher zwei Inklusionsfirmen
                                                       Angebote zur Qualifizierung schwerbehinderter
                                                       Menschen entwickelt haben. „Das möchten wir
                                                       unterstützen.“

                                                       Thomas Weichert, Vorsitzender der Landesarbeits-
                                                       gemeinschaft der Inklusionsunternehmen wies
                                                       darauf hin, dass die übliche Förderhöhe von maxi-
                                                       mal 15.000 Euro pro neuem Arbeitsplatz in eini-
                                                       gen Bereichen knapp bemessen ist: Die Eröffnung
                                                       eines Lebensmittelmarktes würde allein ein Finan-
                                                       zierungsvolumen von 350.000 bis 400.000 Euro
                                                       voraussetzen. „Sind dann von zwölf Mitarbeitern
                                                       sechs besonders betroffene schwerbehinderte
Wesentlichen Anteil daran hat das Bundespro-           Menschen, steht dem eine Förderung von maxi-
gramm „AlleImBetrieb“. Der KVJS fördert daraus         mal 90.000 Euro gegenüber.“ Weichert weiter: „Die
bis zu 35.000 Euro pro Arbeitsplatz für schwerbe-      meisten von uns sind gemeinnützige Unterneh-
hinderte Menschen mit besonderen Schwierigkei-         men und haben keine großen Kapitalreserven.“
ten bei der Teilhabe am Arbeitsmarkt. Aber: „Wir
wollen kein Geld in einem Strohfeuer verbrennen“,      Karl-Friedrich Ernst dazu: „Leider müssen mit unse-
erklärte Karl-Friedrich Ernst, Leiter des KVJS-Inte-   ren Ausgaben in der Ausgleichsabgabe auf Sicht
grationsamtes in seinem Einführungsvortrag.            fahren, unsere eigenen Mittel sind begrenzt. Die
Gefördert wird deshalb nur, wenn davon auszu-          Mittel des Bundesprogramms sind bereits ver-
gehen ist, dass sich Geschäftskonzepte möglichst       plant. Aber wir werden das nochmals prüfen.“
dauerhaft am Markt behaupten können.
                                                       Zusammenarbeit auf Augenhöhe
Zum Thema Zukunftsfähigkeit gehört auch die
Forderung von Bernhard Pflaum, dem Verantwort-         Weichert lobte indessen die gute und partner-
lichen für Inklusionsunternehmen beim KVJS: „Die       schaftliche Zusammenarbeit mit den Fachbera-
Unternehmen müssen so viel erwirtschaften, dass        tern des KVJS-Integrationsamtes: „Wir können auf
es möglich ist, eine professionelle Geschäftsfüh-      Augenhöhe reden.“ Auch das gemeinsam entwi-
rung zu bezahlen, sonst ist das Entwicklungspo-        ckelte spezielle Berichtswesen für die Inklusions-

16 KVJS aktuell                                                                                      4/2018
INTEGRATION

firmen sei gelungen: „Damit versucht man, die
Situation der Beschäftigten und die Auswirkun-
gen auf das Gemeinwohl abzubilden“, so Weichert.
„Das ist notwendig.“

Einige Inklusionsunternehmen sind aus Selbst-
hilfefirmen für psychisch Kranke hervorgegan-
gen. Ein immer wiederkehrendes Problem ist die
Beschäftigung von chronisch psychisch kranken
Mitarbeitern ohne Schwerbehindertenstatus,
denn ohne den Schwerbehindertenausweis kann
das Integrationsamt keine Leistungen gewäh-
ren. Karl-Friedrich Ernst dazu: „Durch eine richtige
Beratung dieser Menschen, etwa durch den Inte-
grationsfachdienst, lässt sich viel erreichen. Am
Ende auch die Akzeptanz des Schwerbehinderten-
                                                       Die Teilnehmer nutzten rege die Gelegenheit zum Austausch.
status.“ Eine psychische Erkrankung würde heute
längst nicht mehr so stigmatisierend wahrgenom-
men, wie vor Jahrzehnten.

Nicht zuletzt vor diesem Hintergrund sagte Klaus
Meyer zu Brickwedde, Vorsitzender der Bundesar-
beitsgemeinschaft der Inklusionsfirmen: „Wir sehen
die Inklusionsunternehmen als absolute Erfolgs-
geschichte. Vor 40 Jahre wurden nach der Psychi-
atrie-Enquete die ersten Selbsthilfeunternehmen
gegründet. Heute sind es bundesweit mehr als 900
Unternehmen mit rund 26.000 Mitarbeitern, davon
12.000 Menschen mit Behinderungen.“

Land bevorzugt Inklusionsunternehmen bei
Ausschreibungen

                                                       Thomas Weichert, Geschäftsführer Markthaus Mannheim.         Fotos: Kleusch
Zum Schluss der Veranstaltung gab der Vertreter
des baden-württembergischen Ministeriums für
Soziales und Integration, Dr. Andreas Grünupp,
bekannt, dass das Land seine Vergaberichtlinien
geändert hat. Neben Werkstätten für behinderte
Menschen und Blindenwerkstätten gehören nun
                                                       INFO

                                                                  Material zum Fachtag
auch Inklusionsunternehmen zu den bevorzug-
                                                                  Eine Dokumentation zum Fachtag
ten Betrieben. Die Landesverwaltung ist damit
                                                                  2018 der Inklusionsbetriebe finden Sie
gehalten, sie bei der Auftragsvergabe vorrangig
                                                                  auf der KVJS-Homepage unter www.
zu berücksichtigen.
                                                                  kvjs.de/?id=620
                                              mok

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INTEGRATION

Sozialunternehmen Wasni ausgezeichnet
Wenn anders sein normal ist, oder kurz Wasni        `Welten verbinden – Zusammenhalt stärken´ zeigt
– der Firmenname ist Programm. Das Esslinger        das Projekt, dass unterschiedlichste Handicaps
Sozialunternehmen stellt individuelle Shirts und    großartig zusammenarbeiten und so zukunftswei-
Jacken her und beschäftigt vorwiegend Mitarbei-     sende Innovationen im handwerklich produzie-
terinnen mit Behinderung. Nun konnte sich das       renden Textil-Bereich entstehen können.“
kleine Unternehmen über die Auszeichnung als
einer von 100 innovativen Preisträgern des Wett-    Es ist nicht die erste Auszeichnung für die erfolg-
bewerbs „Ausgezeichnete Orte im Land der Ideen“     reiche kleine Firma. Im Mai 2017 hatte eine andere
2018 freuen. 1.500 Bewerbungen waren für die        Jury Wasni zum besten Jung-Sozialunternehmen
Auszeichnung eingegangen.                           2017 in Baden-Württemberg gekürt. Als aktiver
                                                    Unterstützer freut sich das KVJS-Integrationsamt
Eine unabhängige Jury entschied sich mit fol-       mit dem Preisträger.
gender Begründung für Wasni: „Zum Jahresmotto                                                       mok

Eine Druckerei, die jetzt auch mehr kann
Das Inklusionsunternehmen ARBEG in Wernau hat
                                                    übernimmt die Komplettabwicklung von der Kon-
seine vor 22 Jahren gegründete kleine Druckerei
                                                    zeption über die Gestaltung bis hin zum fertigen
zu einem Medienteam ausgebaut. Entstanden ist
                                                    Produkt und dessen Weiterverarbeitung oder Ver-
eine moderne Werbeagentur mit angeschlossener
                                                    sendung – sowohl im Print- als auch im Non-Print-
vielfältiger Druckerei. Das KVJS-Integrationsamt
                                                    Bereich.
unterstützte die Betriebserweiterung mit einem
Zuschuss für diese notwendigen Modernisierungs-
                                                    Die ARBEG Inklusion gGmbH mit Sitz in Wernau
kosten.
                                                    besteht aus vier Abteilungen: der Metallabteilung,
                                                    Elektromontageabteilung, allgemeinen Montage-
Das Medienteam bietet alles, was für eine erfolg-
                                                    abteilung und dem Medienteam. Hier bekommen
reiche Präsentation benötigt wird: Drucksachen,
                                                    vor allem psychisch behinderte Menschen eine
Werbemittel, 3D-Druck, Fahrzeugbeschriftung,
                                                    Chance auf einen Arbeitsplatz.
Laserbeschriftung oder einen Webauftritt. Es
                                                                                                  mok

18 KVJS aktuell                                                                                 4/2018
JUGEND

In guten Händen
Landesjugendamt: Kindertagespflege weiter auf dem Vormarsch

Viele berufstätige Eltern wünschen sich gerade für ihre ganz kleinen Kinder möglichst
familiennahe und flexible Betreuungsangebote, sie setzen auf die Tagespflege.

Die neunte Erhebung des KVJS zur Weiterentwick-        Das KVJS-Landesjugendamt begleitet die Entwick-
lung der Kindertagespflege belegt, dass in Baden-      lungen in der Kindertagespflege bereits seit 2010
Württemberg immer mehr Kinder von dieser               durch jährliche Erhebungen.
Betreuungsform profitieren. So betreuten am 1.                                                        add
März 2018 6.347 Tagespflegepersonen insgesamt
21.467 Kinder. Davon waren 13.507 Mädchen und
Jungen (63 Prozent) jünger als drei Jahre. Im Vor-
jahr waren es 12.964 Kinder (58 Prozent).
                                                       INFO

                                                               Qualifizierungskonzept sichert
Bei rund jedem fünften Kleinkind in Kindertages-
                                                               Standards
pflege findet die Erziehung, Bildung und Betreu-
                                                               Tagespflegepersonen müssen auf ihre
ung nicht bei den Tageseltern zuhause statt, son-
                                                               verantwortungsvolle Aufgabe gut
dern in anderen geeigneten Räumen, die diesen
                                                               vorbereitet und von Fachkräften vor
gehören, von ihnen angemietet wurden oder die
                                                               Ort kontinuierlich beraten und beglei-
ihnen beispielsweise die Kommune zur Verfügung
                                                               tet werden. Der KVJS entwickelte
gestellt hat. Mit 481 hat sich die Zahl dieser Kin-
                                                               bereits 2007 gemeinsam mit dem
dertagespflegestellen in anderen geeigneten Räu-
                                                               Landesverband Kindertagespflege
men im Vergleich zum Jahr davor um elf erhöht.
                                                               Baden-Württemberg e. V. (damals
                                                               noch Landesverband der Tagesmütter-
Weitgehend konstant geblieben sind hingegen
                                                               Vereine Baden-Württemberg e. V.)
die Personalschlüssel für die fachliche Beratung
                                                               und in Abstimmung mit dem damals
und Begleitung: In 29 Jugendamtsbezirken wird
                                                               zuständigen Ministerium für Arbeit
der landesweit empfohlene Personalschlüssel von
                                                               und Sozialordnung, Familie und
1:90 bis 1:130 bereits umgesetzt, vier Jugendäm-
                                                               Senioren s Baden-Württemberg ein
ter haben sogar eine bessere Personalausstattung.
                                                               Qualifizierungskonzept. Das Konzept
Der Personalschlüssel sagt aus, wie viele Betreu-
                                                               wurde 2011 überarbeitet und stellt
ungsverhältnisse von einer pädagogischen Fach-
                                                               eine landesweit einheitliche Quali-
kraft betreut werden.
                                                               fizierung von Tagespflegepersonen
                                                               sicher. Eine weitere inhaltliche Aktua-
Nach wie vor sind weitere Anstrengungen nötig,
                                                               lisierung vor allem unter dem Aspekt
um das Ausbauziel an Betreuungsplätzen für Klein-
                                                               des Kinderschutzes ist in Arbeit. Das
kinder in der Kindertagespflege zu erreichen, so
                                                               Qualifizierungskonzept und weitere
das Ergebnis der diesjährigen Erhebung. Hierfür
                                                               Informationen zur Kindertagespflege
bieten nicht zuletzt die 1.522 qualifizierten Tages-
                                                               finden Sie im Internet unter: www.
mütter und Tagesväter, die zur Betreuung von
                                                               kvjs.de/jugend/tagesbetreuung-
Kindern zur Verfügung stehen, momentan jedoch
                                                               von-kindern/kindertagespflege
keine Kinder betreuen, ein großes Potential.

4/2018                                                                                    KVJS aktuell 19
JUGEND

In der Jugendhilfe sind innovative Ideen gefragt.                                                                          Foto: oksix/Fotolia

                      Schub für neue Ideen
                      KVJS fördert fünf Modellvorhaben zur Weiterentwicklung der Kinder- und Jugendhilfe

                      Mit insgesamt 344.552 Euro unterstützt das KVJS-Landesjugendamt fünf neue Modell-
                      projekte zur Weiterentwicklung der Jugendhilfe. Das hat der Landesjugendhilfeaus-
                      schuss beschlossen. Die Vorhaben starten im Herbst und haben eine Laufzeit von drei
                      Jahren.

                      Die Förderung betrifft zwei Vorhaben aus den the-   GO!ES-Jugendbüros im Landkreis Esslingen
                      matischen Schwerpunkten „Risiko- und Armuts-        (Träger: Landratsamt Esslingen):
                      lagen junger Heranwachsender“ und „Integra-
                      tion von Kindern, Jugendlichen und Familien         Ein neues Projekt an der Schnittstelle von Jugend-
                      mit Fluchterfahrung“. Drei Projekte widmen sich     hilfe zum Übergang in Arbeit oder Ausbildung
                      weiteren sehr aktuellen und grundlegenden The-      hilft jungen Menschen mit besonderem Unter-
                      men der Jugendhilfe. Jedes Projekt wird von einer   stützungsbedarf eine schulische oder berufliche
                      Fachkraft des KVJS-Landesjugendamtes begleitet.     Ausbildung abzuschließen. Das Konzept wurde im
                      Die Modellvorhaben lassen Ergebnisse erwarten,      Rahmen des Arbeitsbündnisses Jugend und Beruf
                      die zum Beispiel in Form von Tagungen, Leitfäden    von Vertreterinnen aus SGB VIII, II und III gemein-
                      und Handreichungen auch anderen Regionen zur        sam entwickelt und soll an fünf Standorten im
                      Verfügung gestellt werden.                          Landkreis Esslingen passgenau umgesetzt wer-
                                                                          den. Die Steuerung und Koordination liegt beim
                      Folgende Ansätze profitieren von diesem Förder-     Jugendamt.
                      programm:

                      20 KVJS aktuell                                                                                  4/2018
JUGEND

Förderung der Gleichstellung und der gesell-             sondern die auch in die Beratungs- und Fortbil-
schaftlichen Teilhabe geflüchteter Mädchen               dungsarbeit des KVJS selbst übertragbar sind.
durch geschlechterbezogene Angebote (Trä-
ger: Lilith e. V. Pforzheim – Verein für ein selbstbe-   Familie 2.0 – Praxisentwicklungsprojekt zur
stimmtes Leben frei von sexueller Gewalt):               Weiterentwicklung von Unterstützungsmög-
                                                         lichkeiten für Familien in Patchwork- und
Geflüchtete Mädchen und junge Frauen sind nach           Stiefelternkonstellationen in den Erziehungs-
der Flucht – aufgrund der patriarchalischen Fami-        hilfen (Träger: Albert-Schweitzer Kinderdorf e. V.,
lienstrukturen – häufig in einer besonderen Situa-       Waldenburg):
tion. Lilith e. V. möchte deshalb deren Entwick-
lungschancen erhöhen und plant Angebote zur              Neben der klassischen Kernfamilie sind heute
Teilhabe an Freizeitmöglichkeiten und damit an           Familien mit einem Elternteil oder Patchwork- und
außerschulischer Bildung.                                Stiefelternkonstellationen weit verbreitet. Diese
                                                         Familien, aber auch die Kinder- und Jugendhilfe
Praxismodellprojekt zum Einbezug von Eltern              sehen sich Herausforderungen gegenüber, die mit
in der Pflegekinderhilfe (Träger: Stadt Stuttgart):      den bisherigen Angeboten nur unzureichend zu
                                                         bewältigen sind. Das Vorhaben sieht vor, gemein-
Die Projektteilnehmer wollen konkrete Angebote           sam mit allen Beteiligten neue Ansätze im Rah-
erproben und weiterentwickeln, die Herkunftsfa-          men von Workshops, Zukunftswerkstätten und
milien kontinuierlich in die Arbeit der Kinder- und      Biografiearbeit zu entwickeln. Fachkräfte sollen
Jugendhilfe und der zuständigen sozialen Dienste         weiter sensibilisiert sowie die Familienarbeit und
einbeziehen. Ziel ist es, Loyalitätskonflikte für Kin-   pädagogische Arbeit mit den jungen Menschen
der und Jugendliche zu reduzieren und die Akzep-         intensiviert und weiter qualifiziert werden.
tanz der Eltern gegenüber dem Pflegeverhältnis                                                            add
zu verbessern. Diese sollen einen stabilen Platz im
Leben ihrer Kinder behalten können.
                                                         INFO

                                                                  Innovative Jugendhilfe
Einführung des Ansatzes „Signs of Safety“ für
                                                                  Auf den ständigen Wandel der
Kinderschutz und Gefährdungsabklärung (Trä-
                                                                  Lebenslagen junger Menschen und
ger: Landratsamt Biberach, Kreisjugendamt):
                                                                  ihrer Familien muss die Jugendhilfe
                                                                  mit neuen Angeboten und Metho-
„Signs of Safety“ ist ein fachlich fundiertes kom-
                                                                  den reagieren. Gefragt sind effektive
plexes Verfahren, das vor allem für die Kinder-
                                                                  Angebotsformen und Hilfen, die Eltern,
schutzarbeit im Jugendamt entwickelt und
                                                                  Schule und das Gemeinwesen einbe-
erprobt worden ist. Es unterstützt professionel-
                                                                  ziehen. Das KVJS-Landesjugendamt
le Helfer dabei, eine wertschätzende Haltung
                                                                  unterstützt deshalb Modellvorhaben
gegenüber den Familien zu zeigen und gleichzei-
                                                                  zur Weiterentwicklung der Kinder- und
tig dem Auftrag des Jugendamts – Überprüfung
                                                                  Jugendhilfe. Die Förderung ist auf
und Sicherstellung des Kindeswohls – gerecht
                                                                  innovative Vorhaben mit überregio-
zu werden. Bisher arbeitet noch kein Jugendamt
                                                                  naler Bedeutung beschränkt. Weitere
in Baden-Württemberg mit diesem Ansatz. Die
                                                                  Informationen finden Sie im Internet
bespielhafte Implementierung im Landkreis Bibe-
                                                                  unter www.kvjs.de/jugend/modell-
rach lässt auf Ergebnisse hoffen, von denen nicht
                                                                  vorhaben/
nur Impulse auf andere Jugendämter ausgehen,

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JUGEND

Eine Kita für alle
Inklusion öffnet die Tür zur sozialen Partizipation

Integrative Kitas gibt es bereits viele im Land. Inklusion geht jedoch noch einen Schritt
weiter. Inklusion bedeutet, dass alle Menschen ein Recht auf Förderung haben. Hierzu
ein Gespräch mit Evelyn Samara vom KVJS-Landesjugendamt.

Frau Samara, viele Kitas haben sich schon seit
Jahren die gemeinsame Erziehung und Bildung
von Kindern mit und ohne Behinderung auf die
Fahnen geschrieben. Ist der Inklusion damit
nicht schon Genüge getan?

Nein, denn trotz hohen Engagements der Einrich-
tungen reichen die strukturellen Rahmenbedin-
gungen für inklusive Kita-Arbeit leider noch lange
nicht aus. Die Fachkräfte wissen: Wenn alle Kinder
gemeinsam leben, spielen und lernen, lernen alle
mehr. So wird im Bereich der frühkindlichen Bil-
dung Inklusion zum Türöffner sozialer Partizipa-
tion. Das ist aber nur die eine Seite der Medaille.
Zur Inklusion gehört auch eine passende Finanzie-
rung, damit Teilhabe gelingt.

Was zeichnet denn eine inklusive Kita aus?

Durch die Umsetzung inklusiver Prozesse in Ein-
richtungen werden Veränderungen deutlich, die
den Wandel zu einer inklusiven sozialen Gesell-
schaft untermauern. Der Weg dazu ist je nach            Evelyn Samara leitet beim KVJS-Landesjugendamt das Referat
Standort der Einrichtung sehr unterschiedlich.          Tagesbetreuung für Kinder, Betriebserlaubnis, Beratung und
                                                        Aufsicht.                                            Foto: KVJS
Schlüsselbegriffe, die in allen Kitas zu finden sind,
die sich auf diese inklusive Pädagogik verständigt
haben, sind Barrieren abbauen, viele Möglichkei-
ten der Begegnung schaffen, Vielfalt stärken, Ver-
netzung pflegen.
                                                        INFO

                                                                   Ab der nächsten Ausgabe startet
Ich gehe konform mit der Deutschen UNESCO, die
                                                                   der KVJS eine neue Serie. Wir stellen
für alle Menschen weltweit den Zugang zu quali-
                                                                   beispielhaft Stadt- und Landkreise mit
tativ hochwertiger Bildung einfordert. Jeder muss
                                                                   erfolgreichen Konzepten und Strate-
in die Lage versetzt werden, seine Potenziale ent-
                                                                   gien für inklusive Kitas vor.
falten zu können. Dieser Anspruch bedeutet, dass

22 KVJS aktuell                                                                                                4/2018
JUGEND

alle Kinder in der Kita – mit oder ohne Migrations-   len Frühförderstelle, mit den kommunalen und
hintergrund, mit oder ohne Sprachschwierigkei-        den kirchlichen Verbänden, der Lebenshilfe und
ten, mit oder ohne Entwicklungsauffälligkeiten        dem Landesverband für Kindertagespflege. In alle
und unabhängig vom Geschlecht – so betreut und        Netzwerke bringen wir unsere fachlichen Stan-
gebildet werden sollen, wie es ihrer Entwicklung      dards stets mit Blick auf Inklusion ein.
entspricht.
                                                      Wie engagiert arbeiten die Stadt- und Land-
Stichwort: „Inklusion leben“: Was bedeutet das        kreise an der Umsetzung von Inklusion?
ganz konkret für den Alltag, das Miteinander
und die Haltung pädagogischer Fachkräfte in           Das ist regional sehr unterschiedlich. Projekte wie
einer Kindertageseinrichtung?                         etwa in Göppingen, Reutlingen und Ludwigsburg
                                                      gehen strukturell die Thematik in Form von ver-
Inklusion ist ein Prozess auf unterschiedlichen       besserten Rahmenbedingungen in Verwaltungs-
Ebenen. Da geht es zunächst um die eigene Hal-        abläufen und in der Umsetzung der Hilfen und
tung. Dem Anspruch, den Einrichtungen an die          Unterstützungsangebote für die Einrichtungen an.
praktische Umsetzung von Inklusion haben, also        Wir hoffen, dass in Baden-Württemberg mit den
gemeinsam leben, spielen und lernen, geht eine        angedachten Maßnahmen von regionalen Modell-
gemeinsame Auseinandersetzung der Fachkräfte          standorten in den Stadt- und Landkreisen ein
im Team voraus – über inklusive Werte und Kultu-      bedarfsgerechtes Unterstützungssystem für die
ren in der Einrichtung, über inklusive Strukturen     Begleitung inklusiver Konzeptionen in der Pra-
und über eine inklusive Praxis. Eine Einrichtung,     xis aufgebaut werden kann. Denn alle jungen
die sich eine inklusive Ausrichtung auf die Fahne     Menschen, auch Kinder mit Behinderungen oder
geschrieben hat, nimmt die Herausforderungen          einem höherem Förderbedarf haben ein Recht auf
einer zukunftsorientierten Qualitätsentwicklung       eine bruchlose Bildungsbiographie.
und Qualitätssicherung an.                                            Das Interview führte Gabriele Addow

Allerdings möchte ich an dieser Stelle nicht uner-
wähnt lassen, dass zu einer nachhaltigen Bil-
dungsoffensive auch die Weiterqualifizierung der
Fachkräfte, eine Neuausrichtung der finanziellen
Ressourcenverteilung sowie ein erweitertes Unter-
stützungssystem gehören. Nur so kann dieser
Prozess des gemeinsamen Lernens zur Normalität
werden.
                                                      INFO

                                                               Beim KVJS-Landesjugendamt ist eine
                                                               spezielle Arbeitsgruppe eingerichtet.
Um Inklusion erfolgreich umzusetzen, ist die
                                                               Das vierköpfige Team mit der langjäh-
Kooperation verschiedenster Akteure erforder-
                                                               rig erfahrenen Expertin Gabriele Ulrich
lich. Wie ist der KVJS in ein solches Netzwerk
                                                               befasst sich inhaltlich mit den unter-
eingebunden?
                                                               schiedlichen Fragestellungen rund um
                                                               das Thema Inklusion. Weitere Informa-
Wir sind intensiv in die Gremienarbeit mit dem
                                                               tionen unter
Kultusministerium eingebunden. Eine enge
                                                               www.kvjs.de/jugend/tagesbetreu-
Kooperation besteht auch mit der Arbeitsgemein-
                                                               ung-von-kindern/inklusion
schaft Frühkindliche Bildung, der Überregiona-

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