Weltweite Kirche - Hand in Hand bleiben wir dran - Nr.2| 2017 - Brot für alle
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Mitteilungen der evangelischen Werke für die Kirchgemeinden Nr.2| 2017 Weltweite Kirche – Hand in Hand bleiben wir dran © Jãšrg Mâÿller/HEKS
2 contigo Nr.2 | 2017 INHALT contigo Mitteilungen der evangelischen Werke für die Kirchgemeinden Herausgegeben von Brot für alle, HEKS, Mission 21 und den OeME-Fachstellen ISSN 1660-3788 Brot für alle Bürenstrasse 12, Postfach 1015, 3000 Bern 23 Tel. 031 380 65 65, Fax 031 380 65 64 Mail: info@bfa-ppp.ch, Web: www.brotfueralle.ch Spendenkonto: 40-984-9 © ACT/Sean Hawkey HEKS – Hilfswerk der Evangelischen Kirchen Schweiz Seminarstrasse 28, Postfach, 8042 Zürich Tel. 044 360 88 00, Fax 044 360 88 01 Mail: info@heks.ch, Web: www.heks.ch Spendenkonto: 80-1115-1 DOSSIER S4 – 9 Mission 21 – Evangelisches Missionswerk Basel Missionsstrasse 21, 4009 Basel In der letzten Ausgabe des «contigo» kommen Menschen zu Wort, die rund Tel. 061 260 21 20, Fax 061 260 21 22 Mail: info@mission-21.org, Web: www.mission-21.org um die Welt an einer gerechteren Welt arbeiten. Im Süden wie im Norden, im Spendenkonto: 40-726233-3 Osten wie im Westen meistern sie Herausforderungen. Sie alle wissen und sind OeME-Fachstellen der Kantonalkirchen überzeugt, dass es nur gemeinsam – contigo – gelingen kann. Das braucht viel Web: www.oeme.ch Redaktion Standhaftigkeit. Doch Beispiele in den Beiträgen von Heinz Bichsel (Seite 4) wie Dorothee Adrian (da) Mission 21 von Bruno Stöckli (Seite 8) machen Mut, den Weg der Veränderung zu gehen. uw Heinz Bichsel (hb), OeME Olivier Schmid (os), HEKS Urs Walter (uw), Brot für alle BROT FÜR ALLE Redaktionsleitung Urs Walter S10 Tempo und Musse – mit dem Gast der Ökumenischen Kampagne Tel. 031 380 65 71 Bürenstrasse 12, unterwegs Postfach 1015, 3000 Bern 23 Mail: walter@bfa-ppp.ch S12 Tipps, Hilfe und Informationen – das reichhaltige Angebot Layout von Brot für alle comDesign AG, 4562 Biberist Druck S13 Kinderarbeit in der Lieferkette von LafargeHolcim in Uganda rubmedia, 3084 Wabern Adressänderungen und Abonnementsverwaltung Administration Brot für alle HEKS Bürenstrasse 12, Postfach 1015, 3000 Bern 23 S14 Kampagne «Farbe bekennen» für eine menschliche Schweiz Mail: contigo@bfa-ppp.ch Tel. 031 380 65 65 S16 Nothilfe von HEKS gegen Hungersnot in Äthiopien, Fax 031 380 65 64 im Südsudan und in Uganda S17 HEKS gewinnt «Roma Integration Award» MISSION 21 S18 Südsudan: «Trauma-Arbeit ist Friedensarbeit» S20 Reformation geschieht auch heute: Herbstkampagne 2017 Titelbild: An einem Workshop in Südindien bereiten sich S21 Herbstbazar zum Herbstkampagnen-Thema «Reformator/innen Frauen auf Gemeindearbeit nach einem Tsunami vor: Gemeinsam, verbunden und auf ihren Auftrag ausgerichtet, von heute» meistern sie die Herausforderungen. Rückseite: Der Bau einer Schnellstrasse in Kolumbien HINWEISE, AGENDA UND FILMTIPP verdrängte auch die Familie dieser Mädchen. Gemeinsam verhandelten die Angehörigen des Volkes S22 So bleiben Sie auch künftig gut informiert der Wohan und die afrikanischstämmige Bevölkerung mit der Regierung und konnten nach Cacarica, Region S23 Filmtipp Chocó, zurückkehren.
contigo Nr.2 | 2017 3 EDITORIAL Abschied – dennoch bleiben wir gemeinsam dran Urs Walter, Redaktionsleitung «contigo» gemeinsam politisch agiert. Jedes der drei Werke arbeitet auf seine Art daran, die Welt gerechter und besser zu machen. Diesem Ziel bleiben Brot für alle, HEKS und Mis- sion 21 auch ohne «contigo» verpflichtet. Und die OeME-Fachleute und -Stellen tragen diese Arbeit in die Kirchgemeinden und zu vielen engagierten Frau- en, Männern und Jugendlichen, die mithelfen. Dafür danke ich Ihnen im Namen der Redaktion. Dafür danken Ihnen auch die Menschen aus dem Süden, wie die Beiträge im Dossier belegen. «Für meine Arbeit ist es ganz wesentlich, Teil eines weltweiten Netzwerkes zu sein», betont zum Beispiel Kartini © Brot für alle Samon aus Indonesien. Dieses «gemeinsam» öffnet auch neue Perspekti- ven, um zukunftsfähige Modelle für Wirtschaft und Nach fast sieben Jahren «contigo» – auf Spanisch Gesellschaft zu leben. Ein Beispiel sind die wieder «mit dir» – sagen wir mit dieser letzten Ausgabe entdeckten Vorteile der Commons, diesen allen zu- Adieu: 26 Ausgaben lang waren wir gemeinsam stehenden Gemeingütern (Seite 8). unterwegs, eine Vielzahl von Themen rund um das Von «contigo» nehmen wir Abschied – gemeinsam Engagement der Werke und der Kirchgemeinden mit Ihnen brechen wir auf zur weiteren Arbeit für prägte die Hefte des «contigo». Unterschiedlichste Veränderung, Verbesserung und Gerechtigkeit. Wie Gesichter aus allen Weltgegenden auf den Titel- und Sie künftig die Informationen und Geschichten rund Rückseiten verdeutlichten die Vielfalt der Welt. um die Arbeit der Werke finden, steht auf den Sei- Vielzahl und Vielfalt belegen auch die Jahresberich- ten 22 und 23. te 2016 der Werke, die kürzlich veröffentlicht wur- den oder diesem «contigo» beiliegen. Auf allen Kon- Freundlich grüsst tinenten wurden Projekte unterstützt, Not gelindert und Mut gestärkt, Gemeinschaften aufgebaut und einzelne Menschen gefördert oder in der Schweiz
4 contigo Nr.2 | 2017 DOSSIER WELTWEITE KIRCHE SEIN Das Gemeingut Religion sorgfältig pflegen Heinz Bichsel Die Reformation hat der Vielfalt des Glaubens Tür weil z.B. Kirchen in jeder Stadt und jedem Dorf präsent sind. und Tor geöffnet. Seither wird den Reformierten Es braucht die Kirchen aufgrund ihrer Fähigkeit, Worte mit- einander zu verweben, Hoffnung auszudrücken, Lebenssinn aber auch vorgehalten, sie würden sich aufsplittern, zu verankern. Es braucht die Kirche, weil Religion eine gute den Sinn fürs Ganze verlieren. So feiern wir dieses Rolle im Aufbau von friedvollen, gerechten und würdigen Jahr auch 500 Jahre Ringen um das Bewusstsein, Gesellschaften spielen kann.» zu einer weltweiten Kirche zu gehören. Spirituell und materiell teilen und tauschen Aus kirchlicher Perspektive ist Religion ein gesellschaft- In der globalisierten Welt gibt es keine lokale Realität, liches Gemeingut, ein «Common». Auch die «säkulare Welt» welche nicht weltweit verbunden wäre. Vielleicht haben wir deutet mit dem Menschenrecht Religionsfreiheit an, dass ihr in der heutigen international vernetzten globalisierten Welt das Verständnis von Religion als Gemeingut nicht fremd wie nie zuvor die Möglichkeit, die Universalität Jesu Christi ist. Glaubensbasierte Organisationen wie die Kirchen haben und ihre vielfältigen kirchlichen und säkularen Ausdrucks- deshalb eine besondere Verantwortung für den sorgfältigen formen wahrzunehmen. Jesus Christus ist viel grösser als die Umgang mit diesem Gut und dafür, dass es nicht mit Exklu- Grenzen von Konfessionen, Weltbünden, ökumenischen Rä- sivität belegt und durch «Privatisierung» bedroht wird. ten und Religionen. Der Kern unseres Glaubens lebt überall Ein ganzheitliches Teilen und Tauschen, das tönt wie dort, wo die grosse Erzählung der Befreiung in Wort und Tat eine jüngere urbane Lebensweise. Doch es ist das, was Kir- weitergegeben und die Welt nicht auf das reduziert wird, was chen seit der Kollekte für Jerusalem (2. Kor 8,12-14) zum wir heute an Gewalt, Krieg und Ausbeutung von Mensch Zusammenleben der Menschen beitragen können. Geld und Natur vorfinden. geben, Personalaustausch betreiben, im Gespräch sein über Um aber nicht bei hehren Gesinnungen stehen zu blei- verschiedenste Glaubensformen und den existenziellen ben, braucht es Organisationen, die Anstösse geben und mit Herausforderungen über alle Grenzen hinweg begegnen, beharrlichen Schritten einen konkreten Beitrag zu einem Le- damit haben wir Teil an der weltweiten Kirche und an einem ben in Würde und zur Selbstbestimmung von Gemeinschaf- lebensfördernden Gemeingut Religion. ten leisten. Dazu sind die reformierten Kirchgemeinden auf die Verbindlichkeit der Arbeit von HEKS, Brot für alle, Mis- sion 21 und DM échange et mission angewiesen. Gerade heute braucht es die Kirche Auch in der Schweizer Kirchenlandschaft mehren sich Stimmen, die bezweifeln, dass Kirche und kirchliche Werke © Brot für alle / Maryline Bisilliat zur globalen Entwicklung einen spezifischen Beitrag leis- ten können. Gerade jetzt, wo der Missbrauch von Religion augenfällig ist, sind viele Menschen nicht mehr bereit, die menschenrechtsbasierte Arbeit kirchlicher Hilfswerke, die kirchliche Zusammenarbeit und eine verantwortliche theo- logische Ausbildung zu unterstützen. Dazu sagt die brasili- anische Theologin Elaine Neuenfeldt: «Der Beitrag der Kir- Gemeinsam unterwegs mit konkreten Forderungen: Karawane gegen Land chen zur Entwicklungszusammenarbeit ist nicht nur nötig, Grabbing in Westafrika vom März 2016.
contigo Nr.2 | 2017 DOSSIER 5 NETZWERKE Vielfalt und weltweit verbunden sein hilft Brot für alle, HEKS und Mission 21 arbeiten mit Partnerorganisationen und Partnerkirchen in vielen Ländern zusammen. Wir fragten bei engagierten Frauen und Männern im Süden und bei uns in der Schweiz nach, was dieses weltweite Netzwerk für ihr Engagement zugunsten der weltweiten Kirche und der Entwicklungs- arbeit bedeutet. Begegnungen und Kontakte Verbunden als Schwestern inspirieren in der Ökumene Alena Fedrychova Cecilia Castillo Nanjarí Ich bin Mitglied der Evangelischen Kirche der Böh- Die ökumenische Gemeinschaft mischen Brüder, einer reformierten Minderheitskirche in befindet sich in einer Krise. Unser Tschechien, wo nicht einmal 20 Prozent der Leute zu einer gemeinsamer Weg ist hart, manch- Kirche gehören. Beruflich setze ich mich dafür ein, dass mal könnte man den Mut verlieren. Flüchtlinge besser in die tschechische Gesellschaft integriert In Lateinamerika und in anderen werden. Dabei arbeiten wir eng mit unseren Kirchgemein- Teilen der Welt sind verschiedene © Mission 21 / Tobias Frey den zusammen. Das ist aber oft eine grosse Herausforde- fundamentalistische Strömungen rung. Nicht nur die tschechische Regierung und viele meiner erstarkt. Unsere Schwächen und Landsleute haben eine negative Einstellung zu Fremden. Ich Unstimmigkeiten machen es ihnen erlebe diese Haltung auch in meiner Kirche. leicht. Trotz aller Schwierigkeiten Kürzlich war ich in einer Kirch- halte ich aber an der Ökumene fest. gemeinde. Der Pfarrer sprach in der Denn ich glaube, dass wir uns ge- Cecilia Castillo Nanjarí: Seit März 2017 Predigt über die Liebe und Tole- genseitig bereichern. theologische Mitarbeiterin von Mission 21 in Chile, zuvor Koordinatorin des ranz. Doch während der anschlies- Teil der weltweiten Kirche zu Programms für Frauen und Genderge- senden Informationsveranstaltung sein bedeutet für mich, Leben rechtigkeit sowie des sozialen und sagten ein paar Frauen, dass es und Glauben zu teilen und von- pastoralen Netzwerkes des Latein- ihnen als Christinnen nicht erlaubt einander zu lernen. Wir erleben amerikanischen Kirchenrates (CLAI). sei, mit Muslimen zu sprechen. Sie uns als Schwestern, ungeachtet © HEKS/Matthias Herren haben offenbar Angst vor Musli- ideologischer, ökonomischer und politischer Begrenzungen. men. Sie denken, dass sie bereits Wir üben uns in Liebe und Sorgfalt und gehen gemeinsam bei einem Wortwechsel in Gefahr den ökumenischen Weg. wären. Das ist zum Verzweifeln. «Schwesternschaft» – die Verbindung mit anderen Frauen Alena Fedrychova: Mitarbeiterin Da bin ich um meine vielen in- – ist für mich eine intensivierte Form der Solidarität. Sie führt Diakonie der Evangelischen Kirche ternationalen Kontakte zu Kirchen zu gemeinsamem Engagement und setzt uns in Bewegung. der Böhmischen Brüder in Tschechien. und Christen sehr dankbar. Ich Ich möchte die Weisheiten der afrikanischen Frauen in habe in Deutschland Kirchgemein- ihrem täglichen Kampf in mein Leben aufnehmen; ich schät- den besucht und gesehen, wie offen Kirchenmitglieder auf ze jede Minute, die ich mit Frauen aus Lateinamerika und Flüchtlinge zugehen. Ich war auf Sizilien und habe erlebt, der Karibik teilen darf; ich meditiere mit Asiatinnen über das wie eindrücklich sich die kleine reformierte Minderheit der Göttliche und ich erforsche den Kampf der Europäerinnen Waldenser für die Aufnahme der Flüchtlinge einsetzt. Die- um die Menschenwürde. se Begegnungen und Kontakte inspirieren mich, mich auch Es heisst, wir sollen das pflegen, was uns lieb ist. Und so weiterhin in Tschechien und in meiner Kirche für die Frem- will ich den Weg der «iglesia re-unida», der wieder vereinig- den einzusetzen. ten Kirche, lieben und pflegen.
6 contigo Nr.2 | 2017 DOSSIER «Weltweite Netzwerke stärken bei der Arbeit mit den Partnern im Alltag» Kartini Samon In meiner Arbeit für Grain ist es ganz wesentlich, Teil © Globethics eines weltweiten Netzwerkes zu sein. Kirchennahe Partner sind ebenso wichtig wie säkulare. Erst mit einem weltweiten Netzwerk können wir die Fragen unserer Partner vor Ort Martin Robra: Seit 1994 beim Ökumenischen Rat der Kirchen, 2007 bis 2012 fundiert beantworten. Zugleich ermöglicht diese Solidarität, Direktor der Programmeinheit «ÖRK und ökumenische Bewegung im 21. Jahrhun- dert», heute Stabsgruppe für den Pilgerweg der Gerechtigkeit und des Friedens umfassender und wirkungsvoller gegen die Herausforderun- gen des globalen Systems der Nahrungsmittelproduktion anzugehen. Das Netzwerk hilft Grain auch, schnell weltweit über unsere Themen rund um gemeinschaftliche und biodi- Die ökumenische Bewegung schärft versitätsbasierte Landwirtschaft zu informieren. Gewissen und ist unbequem Dank unserem guten Netzwerk bleiben wir führend in der Beobachtung und Analyse der Entwicklungen. Das er- laubt den Gruppen vor Ort, ihren täglichen Überlebenskampf Martin Robra in einen grösseren Rahmen zu stellen. So arbeitet Grain mit Gemeinschaften in Afrika, Asien und Lateinamerika zusam- men, die alle unter Ölpalmplantagen leiden. Informationen Am 25. Juni 1992 wurde unser drittes Kind geboren: und Wissen über das geeignete Vorgehen der Gemeinschaf- Michel. Seit er die Chance hatte, bei der Generalversamm- ten wird ausgetauscht, um so das Problem des Land Grab- lung des Reformierten Weltbundes 2004 in Ghana mit dabei bing wirkungsvoller anzugehen. Dank diesem Austausch zu sein, ist er sensibilisiert für die Wirklichkeit dieser Welt verstehen wir aber auch besser, wie die Agroindustrie rund mit ihren Herausforderungen von Ungerechtigkeit und Un- um den Globus die Ernährungskultur umpflügt. gleichheit, Rassismus und nicht zuletzt dem Klimawandel. In Ländern mit wenig stabilen oder sicheren Verhältnis- Am 25. Juni 1992 schrieb ich auch die letzten Zeilen meiner sen bilden glaubensbasierte oder kirchliche Partner oft wich- Dissertation zur ökumenischen Sozialethik. Was ich damals tige Stützen. Als neutrale Orte können sie heikle Gespräche formulierte, bleibt auch heute für mich wichtig und gültig: erleichtern. Dies unterstreicht, wie wichtig es ist, Kirchen «Das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen (Unicef) und kirchliche Organisationen mit den aktuellen weltweiten erinnert ... daran, dass für die Kinder Afrikas die achtziger Entwicklungen zu vernetzen. Jahre ein verlorenes Jahrzehnt waren». ... Die Anklage des Kinderhilfswerks steht gleich unter der Meldung vom Umweltgipfel 1992 in Rio «…Die Arbeit an der Veränderung der Situation muss sich schonungslos die- ser Wirklichkeit aussetzen und darf Augen und Ohren davor nicht verschliessen. Die ökumenische Bewegung schärft die Gewissen. Sie ist unbequem, weil sie falsche Hoffnung un- barmherzig desillusioniert und ins Gericht stellt. Aber sie führt Menschen im Glauben an den dreieinigen Gott zuei- nander, wenn sie umkehren und die Gegenwart Gottes in © Brot für alle / Urs Walter seiner gequälten Schöpfung und unter den Armen suchen. Damit bezeugt die ökumenische Bewegung das Evangelium vom kommenden Gottesreich vor der Welt und lässt hoffen, solange Hoffnung bleibt.» Pilgerweg der Gerechtigkeit und des Friedens nennt der Kartini Samon hat ländliche Entwicklung studiert und lebt in Jakarta. Sie arbeitet Ökumenische Rat der Kirchen heute die gemeinsame Reise für Grain und betreut die Programme bei deren Partnerorganisationen in Asien. der ökumenischen Bewegung mit vielen anderen Schwestern und Brüdern, die sich für Gerechtigkeit und Frieden einset- zen. Wir sind dankbar, dass es sie gibt und wir gemeinsam unterwegs sind.
contigo Nr.2 | 2017 DOSSIER 7 «Die Zukunft unserer Kirchen gehört der Vielfalt » Andreas Pauli Die Auseinandersetzung mit andern Kulturen stärkt die eigene Identität. Ich durfte mit meiner Frau 1992 bis 1997 in der «Kirche der Geschwister» in Nordnigeria dienen. Der Aufenthalt in Mubi im Auftrag der Basler Mission hat unser Viola Raheb wuchs in Bethlehem in einer palästinensisch-christlichen Familie auf © OeME Bern Familienleben und meine berufliche Laufbahn geprägt. und ist heute freiberufliche Beraterin und Bildungsreferentin für Entwicklungs- zusammenarbeit und Erwachsenenbildung in Wien. Zur Vorbereitung in Birmingham wohnten wir mit Studierenden aus 60 Ländern und verschiedenster Kirchen zusammen. Welch kleine Stimme unsere Reformierte Kirche im weltweiten Konzert der Christenheit doch ist! Auch im Ort der Hoffnung, Solidarität Kulp Bible College im ländlichen Mubi werden sechs regi- und Inspiration onale Sprachen gesprochen. Wie unterschiedlich wirkt die Bibellektüre in verschiedenen Sprachen. Jede Kultur drückt die Botschaft doch anders aus. Meistens ist dies ein Gewinn, Viola Raheb finde ich. Seit zwölf Jahren bin ich nebenamtlich Seelsorger in Als ich anfing, mich in der Ökumene zu engagieren, war einem Hochsicherheitsgefängnis. Die Kirche hinter den der konziliäre Prozess zu Gerechtigkeit, Frieden und Be- Mauern ist nicht nur überkonfessionell, sondern wie ihre wahrung der Schöpfung, voll im Gange. Ich war zu jung, um Insassen vor allem international. Dank meinen Erfahrungen zu begreifen, was dieser Prozess wirklich bedeutet und wel- fällt mir der Zugang zu Menschen aus anderen Kulturen oft- che zentrale Bedeutung diese Themen für meinen Glauben mals leicht. In der Kirchgemeinde pflege ich u.a. Kontakte haben. Erst viel später und vor allem durch die theologische zur eritreisch-orthodoxen Kirche. Ich denke, es wird mehr Reflexion über das Leben und den Glauben im Kontext von und mehr Aufgabe unserer Kirche sein, verschiedensten Besatzung ist es mir klar geworden. Gleichzeitig bekamen Gruppen Raum zu geben und sie zu begleiten. diese zentralen theologischen Themen eine völlig andere Ein gutes Beispiel für die weltweite Kirche erlebe ich zur- Bedeutung durch die Begegnungen mit den Geschwistern zeit in Costa Rica, wo ich für einen Studienaufenthalt weile. aus allen Teilen der Erde. Lehrkörper und Studentenschaft der «Universidad Bíblica An vielen Orten, an denen das Leben der Menschen von Latinoamerica (UBL)» kommen aus verschiedenen Ländern Gewalt, Krieg, Ungerechtigkeit und Ausbeutung gekenn- Lateinamerikas. Der Dialog mit den Kulturen wird hier ge- zeichnet war, lernte ich wunderbare Initiativen kennen, in sucht und gepflegt. So hat die UBL eine Ausstrahlung in den denen Menschen sich gewaltfrei und kreativ für eine gerech- ganzen Kontinent. Ich bin überzeugt: Die Zukunft unserer tere Welt einsetzen. Dort bin ich Geschwistern im Glauben Kirchen gehört der Vielfalt. begegnet, die jeden Tag aufs Neue ein Stück Welt mit Wort und Tat verändern. Der Einsatz für diese unsere gemein- sam «bewohnte Erde» gewann durch sie und mit ihnen eine andere Bedeutung. Auf einmal schienen diese vielen kleinen Schritte Sinn zu ergeben, ein Mosaikstück eines grösseren Bildes zu sein. Auf einmal wurde die Verbindung zwischen meinem Einsatz in meinem lokalen Kontext und jenem der Geschwister sichtbar. In den vielen Jahren meines Engage- © Mission 21 / Dorothee Adrian ments sowohl in meiner Heimatgemeinde in Bethlehem als auch in den verschiedenen ökumenischen Initiativen war und sind diese Begegnungen stets ein Ort der Hoffnung, der Solidarität und der Inspiration. Andreas Pauli: Pfarrer in Buchs/AG und Gefängnisseelsorger.
8 contigo Nr.2 | 2017 DOSSIER COMMONS Der neu erkannte Reiz der Gemeinwirtschaft Bruno Stöckli * Was müssen wir zwingend mitnehmen, um erfolg- (exklusiv), gleichzeitig sind sie rival, weil sauberes Wasser reich eine Survival-Tour zu überstehen? Essen, nur einmal getrunken – oder verschmutzt – werden kann. Und der Stadtpark kann an einem sonnigen Sonntag so Trinken, angepasste Kleidung, das packen alle ein. überfüllt sein, dass kaum noch ein Plätzchen frei ist. An Luft, das überlebenswichtige Gemeingut, den- ken aber wohl die wenigsten. Rückkehr der Allmenden Gemeingüter hatten lange einen schlechten Ruf. Falls Welche elementaren Dinge des Lebens braucht es, um jede Frau und jeder Mann freien Zugang zu einer Ressource erfolgreich ausserhalb der Zivilisation zu überleben? Die haben, so die landläufige Meinung, sind Übernutzung und meisten denken wohl an: Etwas zu trinken und zu essen, Zerstörung vorprogrammiert. Wie andere Bodenschätze gute Kleider gegen Nässe und Kälte. Einige packen noch das seien Wasser und Land knappe Güter, die es zu schützen Sackmesser ein und laden das GPS aufs Handy. Dass auch gelte. Am besten durch Privatisierung. Bereits im 18. Jahr- Luft zu den elementaren Dingen des Lebens gehört, wird den hundert wurden die Allmenden fast überall in Europa als wenigsten in den Sinn kommen. Luft gibt es ja überall – und private Grundstücke eingezäunt und exklusive Wasserrech- überhaupt, Luft lässt sich nicht kaufen. te erteilt. Dasselbe passiert zurzeit im globalen Süden. Im Namen von Entwicklung und Fortschritt wird das traditi- Wichtiges ist nicht käuflich onelle Nutzungsrecht durch ein westliches Eigentumsrecht Das Beispiel der Survival-Tour zeigt aber, dass elemen- ersetzt. Nur wenn natürliche Ressourcen in privater Hand tare Dinge des Lebens nicht käuflich sind. Nicht nur Luft sind, wird Sorge zu ihnen getragen, lautet die Lehrmeinung zum Atmen, auch Ruhe der Natur oder Rückbesinnung in dahinter. der Abgeschiedenheit gehören dazu. Das sind sich selbst die Angesichts der globalen Zerstörung von Ressourcen Volkswirtschaftler bewusst. In der Ökonomie werden die oder wenig nachhaltiger Nutzung von Elementargütern materiellen und immateriellen Güter in die zwei Kategorien kommen Zweifel auf, ob diese Thesen stimmen. Genährt Rivalität und Exklusivität eingeteilt. Ein Stück Brot ist ein wurden diese Zweifel durch die umfangreichen Forschungs- rivales Gut, weil es nur einmal gegessen werden kann. Aus- arbeiten von Elinor Ostrom, welcher 2009 als bisher einziger serdem ist es exklusiv, weil es dem einen Käufer eines Brots Frau der Wirtschafts-Nobelpreis zugesprochen wurde. Eine möglich ist, andere vom Konsum auszuschliessen. Diese ihrer Kernfragen: Welche Form der Bewirtschaftung von beiden Eigenschaften machen Brot gemäss ökonomischer Ressourcen ist die nachhaltigste, die staatliche, die private Theorie zu einem privaten Gut, ganz im Gegensatz zur Luft, oder die gemeinwirtschaftliche? Diese Frage führte die For- einem so genannt öffentlichen Gut. Eingeatmete Luft wird zwingend ausgeatmet (nicht rival) und niemand kann nie- mandem die Luft entziehen (inklusiv statt exklusiv). Wie ist das nun mit anderen elementaren Gütern wie Sieben Lesetipps Wasser oder Land? Ein Liter Wasser, er abgefüllt in einer Flasche im Laden steht, ist exklusiv. Ein Liter Wasser aus «Commons», Silke Helfrich und Heinrich-Böll-Stiftung dem Bach hingegen nicht. Im Gegensatz zum Stadtpark (Hrsg.); «Die Null Grenzkosten Gesellschaft», Jeremy Rifkin; ist der eigene Garten exklusiv. Diese beiden Beispiele zei- «Ecommony», Frederike Habermann; «Enlivement», And- gen, dass es noch eine dritte Kategorie von Gütern gibt, reas Weber; «Menschenzeit», Christian Schwägerl; «Selbst die Gemeingüter, gelegentlich auch als Almende oder Com- denken – Eine Anleitung zum Widerstand», Harald Welzer; mons bezeichnet. Stadtpärke oder Bergbäche gehören allen im Web: www.keimform.de; www.neustart-schweiz.ch
contigo Nr.2 | 2017 DOSSIER 9 schaftens, die sich an der Idee der Commons orientieren und gemein-wirtschaftlich ausgerichtet sind. Dazu gehören die solidarische Ökonomie, die Transition Town Initiative oder die Gemeinwohl-Ökonomie. Sie alle zeigen, dass die nach- haltige Verwendung von Ressourcen nicht zwingend durch Preise und Märkte geregelt werden muss. Die angesproche- nen Initiativen verstehen sich als zukunftsgerichtet und wol- len nicht zurück in längst vergangene Zeiten. Das gilt auch für die Open Source Bewegung, die Wikipedia und Linux unterhalten. Sie versteht Wissen als Gemeingut der Mensch- heit. Wie das Saatgut, das die Natur in Fülle bereitstellt, soll Wissen nicht durch Patente und Urheberrechte künstlich verknappt und so der Allgemeinheit entzogen werden. Darum ist die Eingangsfrage nochmals zu stellen: Welche elementaren Dinge des Lebens braucht es für die Survival-Tour? Sind es bloss Wasserflasche, Notnahrung, Outdoor-Bekleidung, Sackmesser und Handy mit GPS? Oder lautet die grundsätzliche Antwort schlicht: Luft, Wasser und Nahrung in Fülle für alle? * Bruno Stöckli; Bis zur Pensionierung bei Brot für alle zuständig für die Wissensplattform Dialog4change. Seither Mit- und Vordenker im Bereich Alternative Wirtschaftsformen. Was fördert die Initiative Blue Community? Wasser sei ein Gemeingut und der Zugang zu Wasser ein Menschenrecht, formulierte die ehemalige Sonderbericht- © Act Alliance / Paul Jeffrey erstatterin der Uno für Wasser, Maude Barlow. Sie hat in der Auseinandersetzung um Wasserprivatisierungen in Kanada die Initiative Blue Community gegründet. In der Schweiz wird die Initiative durch die Reformierten Kirchen Bern-Jura-Solothurn Oft bedeutet die Nutzung von Gemeingütern auch gemeinsame Arbeit (im Bild ein Brunnen vertreten und propagiert. Auch HEKS, die Stadt Bern, die in Deley, Südsudan). Universitäten Bern und St. Gallen und mehrere Kirchgemeinden sind «Blue Communities». scherin in verschiedene Regionen, unter anderem auch in die Walliser Alpen. Dort untersuchte sie die Nachhaltigkeit ver- schiedener Formen der Alpbewirtschaftung. Ihre Resultate Basis der Selbstverpflichtung als Blue Community bilden liessen aufhorchen. Anhand zahlreicher Fallbeispiele konnte vier Prinzipien: Zugang zu Wasser ist ein Menschenrecht, sie nachweisen, dass gemeinwirtschaftliche Bewirtschaftung Wasserdienstleistungen bleiben Aufgabe der öffentlichen Hand, natürlicher Ressourcen keineswegs zu Übernutzung und Zerstörung führt. Mehr noch: vielerorts ist sie der privaten Leitungswasser anstelle von Flaschen propagieren, in der und staatlichen Bewirtschaftung hinsichtlich Nachhaltigkeit internationalen Zusammenarbeit im Wassersektor die öffentlich- überlegen. öffentliche Kooperation unterstützen. Blue Communities setzen mit ihrer Ausrichtung ein Zeichen Gemeingüter auch im Digitalen Die neuere Commons-Forschung hat den Blick wie- für Gemein-Wirtschaft und gegen die Privatisierung der der frei gemacht für das Gemein-Wirtschaftliche. Indigene Lebensgrundlage aller Menschen, des Wassers. hb Kosmovisionen wie Ubuntu im südlichen Afrika oder Buen www.bluecommunity.ch Vivir in Lateinamerika wurden wiederentdeckt. Und über- all auf der Welt entstanden neue Formen alternativen Wirt-
10 contigo Nr.2 | 2017 RÜCKBLICK KAMPAGNE 2017 den. Bischof Alvaro Ramazzini, Menschenrechtsaktivist aus Guatemala, zeigte sich von der Rosenaktion begeistert: Gegen Land Grabbing – für Neuland «Indem ich einer mir lieben Person eine Rose schenke, helfe ich einer anderen Person. Auch wenn diese Person und ich Urs Walter uns wahrscheinlich nie begegnen werden, kreuzen sich un- sere Wege, und das schafft einen besonderen Moment.» Der Dank von Bischof Alvaro Ramazzini richtet sich an «Land muss dem Leben dienen und nicht dem Pro- die vielen Menschen in den Kirchgemeinden und Pfarreien: fit» – dieser Satz prägte die Ökumenische Kampa- Sie alle haben mit ihrem Engagement und ihrer tatkräfti- gen Unterstützung die Ökumenische Kampagne 2017 zum gne 2017. Aufgezeigt wurde, wie Schweizer Banken Erfolg gemacht. Dank dieser Solidarität können Brot für alle, und Finanzinstitute an der Finanzierung von Land Fastenopfer und Partner sein ihre Partnerorganisationen im Grabbing beteiligt sind. Süden unterstützen. Zwei Kernsätze erläuterten die drei Entwicklungsorgani- sationen Brot für alle, Fastenopfer und Partner sein an der Tempo und Musse – Medienkonferenz zum Auftakt einer grossen Zahl Medien- mit dem Kampagnengast unterwegs schaffenden: 1. Land Grabbing, der Kauf von Land, um gros- se Plantagen anzulegen, nimmt den Bäuerinnen und Bauern Fabian Weidmann den Zugang zu Land. 2. Es darf darum nicht sein, dass sich auch Schweizer Banken an der Finanzierung solcher Ge- schäfte beteiligen. «Wir müssen uns ein wenig beeilen, wenn wir den Als Zeichen gegen diesen Landraub wurde in der Öku- Anschluss nicht verpassen wollen», hörte ich mich zwei menischen Kampagne die Aktion Neuland lanciert. Sie Wochen lang immer wieder sagen. Ich war unterwegs mit stiess auf grosses Interesse. In der ganzen Schweiz wurde in Kartini Samon aus Indonesien und Aktivistin bei Grain, vielen Paletten gesät und gepflanzt. Entstanden sind bunte, einer Organisation, die sich weltweit für Kleinbäuerinnen vielfältige Symbole gegen den Verlust an fruchtbarem Land, und Kleinbauern engagiert. Sie besuchte die Schweiz im die lange über die Kampagne hinaus sichtbar bleiben. Eine Rahmen der Ökumenischen Kampagne 2017, in der sie als Auswahl der Bilder der vielen Aktionen finden Sie auf der Referentin über Landraub als Folge der massiven Expansion Webseite (https: sehen-und-handeln.ch/neuland). von Ölpalm-Plantagen in Südostasien berichtete. Ich beglei- Der Rosenverkauf fand erneut regen Zuspruch. Als tete sie auf ihrer «Tour de Suisse», sorgte für die Organisation Weltneuheit wurde eine App entwickelt, mit der eine digi- der Referate und übersetzte, wo nötig, ins Deutsche. tale Rose verschenkt und zugleich gespendet werden kann. Wir legten Tausende von Kilometern mit unserem zu- Diese Aktion läuft weiter. Die Solidarität und viele Spenden verlässigen und bis ins letzte Detail durchdachten öffentli- stärken die Projektarbeit der Werke im Süden und im Nor- chen Verkehr zurück. Kartini Samon trat an über zwanzig Veranstaltungen zwischen Schaffhausen und Lugano, Bern und Zürich auf – oft zweimal täglich. So erstaunt es nicht, dass uns zwischen den einzelnen Events meist nur wenig Zeit zur Verfügung stand. Wir waren auf einen funktionierenden und pünktlichen öffentlichen Verkehr angewiesen. Und wir wurden nicht enttäuscht: Kein einziges Mal mussten wir die Veranstalter über eine verspätete Ankunft informieren. Der öffentliche Verkehr in der Schweiz ist einfach Weltklasse! Und dennoch: Gerade zwischen zwei ländlichen Ort- © Brot für alle / Patrik Kummer schaften – etwa Altdorf im Kanton Uri und Stetten im Aargau, wo man vier Mal umsteigen muss, um ans Ziel zu gelangen – stösst die Benutzung des auf die Sekunde durch- getakteten Systems bisweilen an Grenzen. Immer wieder mussten wir Sprints hinlegen, damit uns der nächste Zug Start zur Aktion Neuland: An der Medienkonferenz pflanzten Kartini Samon, nicht direkt «vor der Nase» abfuhr. Meine indonesische Miges Baumann, Leiter Entwicklungspolitik Brot für alle (rechts), und Matthias Begleiterin hasste dies! Solches Hasten sei sie sich schlicht Dörnenburg, Co-Leiter Kommunikation Fastenopfer, erste Frühlingsblüher. nicht gewohnt, betonte Kartini Samon mehrmals. «Ihr
contigo Nr.2 | 2017 11 der Schweiz anerkannten Uno-Leitprinzipien für Menschen- rechte und Umwelt gesetzlich verankern wollen, so wie es die Konzernverantwortungsinitiative fordert. In Frankreich ist im März 2017 das Gesetz für eine Sorgfaltspflicht für Unternehmen vom Verfassungsgericht genehmigt worden. In Grossbritannien und den Niederlanden soll die Sorgfalts- pflicht in Bezug auf Kinderarbeit und Zwangsarbeit vorge- schrieben werden. uw © Brot für alle / Patrik Kummer VORSCHAU KAMPAGNE 2018 Gemeinsam Verantwortung für die Zukunft tragen An der Medienkonferenz zum Auftakt der Ökumenischen Kampagne 2017 gab Kartini Samon Die Welt steckt in einer existenzbedrohenden Krise, Einblicke in die Folgen des Land Grabbing in Indonesien. die ökologische, ökonomische, gesellschaftliche und spirituelle Komponenten hat. Doch: Brot für alle ist Schweizer habt die Uhren, wir haben die Zeit», erinnerte sie mich hin und wieder an das bekannte geflügelte Wort. überzeugt, dass ein Wandel hin zu einer Welt, in der In Indonesien sei Zeit wie Gummi – äusserst dehnbar alle genug zum Leben haben, möglich ist. und flexibel. In Indonesien gibt es mit «Jam Karet» sogar einen Begriff, der die «Gummi-Zeit» umschreibt, wie ich Um die Menschenrechte, die Natur und das Klima wir- lernte. Einen Fahrplan gibt es dort oft nicht, man ist froh, kungsvoll zu schützen, braucht es einen Paradigmenwech- wenn der Bus überhaupt fährt. sel – vergleichbar mit der Reformation oder der Aufklärung. «Ich glaube, wir geniessen einfach das Leben mehr, wir Das heutige Werte- und Lebensmodell muss grundlegend leben den Moment», sagte mir Kartini Samon einmal. Und verändert werden. Künftig müssen sich Wirtschaft und ich musste ihr beipflichten. Wir Schweizerinnen und Schwei- Gesellschaft viel umfassender am Gemeinwohl orientieren, zer sind zwar Meister der Effizienz, Pünktlichkeit und Pla- auf Kooperation in Gruppen setzen und so neue Freiräume nung, doch wir haben verlernt, was es heisst, den Moment zu für Menschen und Umwelt schaffen. leben. Während ich auf den Zugfahrten oft meinen Laptop Diese Ausrichtung prägt die Arbeit der drei Entwick- öffnete und in die Tasten haute, schloss Kartini Samon ein- lungsorganisationen Brot für alle, Fastenopfer und Partner fach die Augen und genoss die Ruhe. sein. In der Ökumenischen Kampagne 2018 werden gezielt Seit ich die indonesische Aktivistin zum Flughafen Alternativen zum bisherigen Modell und inspirierende begleitet habe, versuche ich etwas gemächlicher zu gehen – konkrete Handlungsformen für das neue, zukunftsfähige und bewusst nicht die maximale Effizienz aus mir herauszu- Wirtschaften sowie für eine nachhaltige Nahrungsmittel- holen. Dies ist nur ein kleiner Schritt, aber bestimmt einer in produktion aufgezeigt. Brot für alle, Fastenopfer und Part- die richtige Richtung. ner sein möchten die Menschen zum Mitmachen ermutigen und nachhaltigere Lebensformen fördern. Ziel der Ökume- nischen Kampagne 2018 ist, gemeinsam Verantwortung für unsere Zukunft zu übernehmen und alle in die Gestaltung dieser Zukunft einzubeziehen. KONZERNVERANTWORTUNG Die Projekte machen das Kampagnenthema konkret und zeigen, wie wir über die Grenzen der Länder und Kontinente Frankreich führt hinweg solidarisch sein können. uw Sorgfaltsprüfung ein Ökumenische Kampagne 2018: 14. Februar bis 1. April 2018 Letztes Jahr stand die Ökumenische Kampagne im Zei- Rosenaktion: 10. März 2018 chen der Konzernverantwortungsinitiative. Diese wurde im Rosenapp: Rosen digital zu verschenken und dabei zugleich für Projekte zu Herbst 2016 eingereicht. Der Bundesrat hat jedoch die Ein- spenden, bleibt weiterhin möglich: Die dafür nötige App «Give a rose» kann gratis im App-Store für Ihr Betriebssystem heruntergeladen werden. führung einer Sorgfaltspflicht für Unternehmen abgelehnt. Jetzt beraten National- und Ständerat darüber, ob sie die von Informationen: www.sehen-und-handeln.ch
12 contigo Nr.2 | 2017 Was ist die häufigste Frage in der Beratung der Kirchgemeinden? PROJEKTE UND AKTIONEN Die meisten Fragen drehen sich um die Projektunterstüt- zung: Welches Projekt eignet sich? Wie kann ich die Spenden Wir helfen mit Rat einzahlen? Gibt es Bilder und Geschichten, die man im Got- und Tat und Text und Bild tesdienst oder am Suppentag verwenden kann? Auch zum Versand des Fastenkalenders kommen viele Fragen. Informationen, die für alle gültig sind, wie zu den Ver- Urs Walter sandarten des Fastenkalenders, finden sich online oder in den Kampagnenunterlagen. Viele Fragen sind jedoch in- Ob für die Wahl eines neuen Projektes, Unterlagen dividuell. Deshalb stehe ich auch per Telefon und Mail zur zur Ökumenischen Kampagne oder allgemeine Aus- Verfügung und berate die Mitarbeitenden in den Kirchge- meinden individuell. kunft zum Spenden: Für Ihre tägliche Arbeit in der Kirchgemeinde geben wir Ihnen viel Unterstützung. … und was die häufigste Klage? Anlaufstelle ist Maria Dörnenburg. Ein Gespräch: Die meisten Rückmeldungen erhalten wir zu den Infor- mationsmaterialien: zu häufig oder an die falschen Personen Welche regelmässigen Informationsmittel stehen von adressiert. Da hilft, wenn wir rasch erfahren, falls Unterla- Brot für alle für die Arbeit rund um Entwicklung und gen an eine falsche Adresse oder doppelt verschickt wurden. weltweite Kirche zur Verfügung? Gerne passen wir die Versände an. Die Zusammenarbeit zwischen Brot für alle und den Kirchgemeinden dreht sich zu einem grossen Teil um die Neben dem «Newsletter für Kirchgemeinden» kann Ökumenische Kampagne. Darauf richten sich unsere In- auf der Webseite auch ein «Newsletter» bestellt werden. formationsmaterialien aus. Im Herbst verschicken wir eine Was ist der Unterschied? Kampagnenvorschau und später den Musterversand mit den Der «Newsletter für die Kirchgemeinden» ist speziell wichtigsten Materialien und Fakten zur Kampagne: Fasten- für Multiplikatorinnen und Multiplikatoren gedacht und kalender, Gottesdienstvorlagen oder Unterrichtsmaterialien enthält Informationen zur Kampagne oder wie man sich etc. engagieren kann. Der allgemeine Newsletter richtet sich an Insbesondere während der Kampagnenzeit unterstüt- alle und informiert über Themen, die bei Brot für alle gerade zen die Kirchgemeinden Projekte im Gottesdienst, mit dem aktuell sind. Beide Newsletter ergänzen sich gegenseitig. Suppentag oder mit Aktionen im Religionsunterricht. Das Projektheft bietet eine Übersicht über alle von uns unter- Maria Dörnenburg, Beratung und Fundraising Kirchgemeinden, stützten Projekte und wird im Herbst verschickt. Kontakt: doernenburg@bfa-ppp.ch / 031 380 65 62 Wichtige Informationen sind aber nicht immer plan- bar. Deshalb haben wir einen speziellen Newsletter für die Kirchgemeinden. Darin informieren wir in unregelmässi- So kommen Sie zur gewünschten Information gen Abständen über Themen, die für sie und ihre Arbeit von • Newsletter für Kirchgemeinden: Interesse sind. www.brotfueralle.ch/fuer-kirchgemeinden/ • Internet: www.brotfueralle.ch/fuer-kirchgemeinden; alle Informationen sowie Materialien für Kirchgemeinden zu den laufenden Kampagnen: https://sehen-und-handeln.ch/fuer-pfarreien-und-kirchgemeinden • Materialien etc.: Musterversand für die Ökumenischen Kampagnen, Bildungsunterlagen oder Unterstützung beim Versand des Fasten- kalenders: bei Maria Dörnenburg anfragen. Allgemeine Informationen über die Arbeit von Brot für alle • Newsletter Brot für alle bestellen: www.brotfueralle.ch/newsletter • Magazin «Perspektiven» herunterladen: © Brot für alle / Mathias Räber www.brotfueralle.ch/publikationen • Dossier: Zu «Perspektiven» gehört regelmässig ein Dossier zu speziellen Themen oder der aktuellen Kampagne. • Webseite: www.brotfueralle.ch • Facebook: /www.facebook.com/brotfueralle/ • Twitter: www.twitter.com/brot_fuer_alle Maria Dörnenburg, Ansprechperson für Kirchgemeinden bei Brot für alle
contigo Nr.2 | 2017 13 KINDERARBEIT LafargeHolcim bleibt in der Verantwortung Über zehn Jahre lang kauften LafargeHolcim und seine Zulieferer in Uganda Rohstoffe aus kleinen Steinbrüchen, in denen auch Kinder und Jugend- liche arbeiteten. Rund 150 junge Menschen waren zuletzt betroffen, belegt eine Studie von Brot für alle. Mehr als zehn Jahre hat Hima Cement, eine Tochter- firma von LafargeHolcim in Uganda, von der Arbeit von Kindern und Jugendlichen profitiert. Sie waren günstige Ar- beitskräfte im handwerklichen Abbau von Pozzolan, einem © Twerwaneho Listeners‘ Club TLC Zusatzstoff für Zement. Das belegt eine Studie von Brot für alle und Twerwaneho Listeners‘ Club (TLC) in Uganda. 54 Kleinschürfer und Lastwagenfahrer, Behördenvertreter und lokale Landbesitzer wurden zwischen März bis November 2016 befragt. Für drei Bezirke in der Region Harugongo im Südwesten von Uganda schätzten sie die Zahl der betroffe- nen Kinder und Jugendlichen auf 150. Übereinstimmend LafarageHolcim hat auch Rohstoff aus handwerklichem Abbau verarbeitet. In diesen Minen wiesen sie darauf hin, dass diese Kinderarbeit bis in die in der Region Harugongo im Südwesten von Uganda arbeiten Kinder und Jugendliche mit. frühen 2000er-Jahre zurückreicht. Erst als der Skandal zur Kinderarbeit in der Lieferket- Sonst wirke das schnelle Ende der Einkäufe in Steinbrüchen te von Hima Cement publik wurde, reagierte der Konzern mit Kinderarbeit wie ein blosser Schachzug, mit dem sich LafargeHolcim. Seit Januar 2017 kauft er den Rohstoff nur der Konzern aus seiner Verantwortung stehle. noch aus mechanisierten Steinbrüchen, die einzig erwach- Aber auch die Schweizer Politik muss handeln, fordern sene Arbeitskräfte beschäftigen. Die Folge: Nun sind die Brot für alle und Fastenopfer. Es braucht gesetzliche Bestim- Kinder und Jugendlichen arbeitslos. Brot für alle und Fasten- mungen, damit Konzerne über ihre ganze Lieferkette hinweg opfer fordern den Konzern LafargeHolcim auf, seine Verant- prüfen, ob das weltweit anerkannte Verbot von Kinderarbeit wortung wahrzunehmen, damit diese «vergessenen Kinder» tatsächlich eingehalten wird. Freiwillige Schritte oder Ver- wieder zur Schule gehen können oder eine Berufsausbildung einbarungen der Konzerne, wie sie der Bundesrat in seinem erhalten. kürzlich veröffentlichten Bericht zu Kinderarbeit umriss, genügen nicht. LafargeHolcim trägt noch immer Verantwortung «Der Entscheid hat Folgen und dafür trägt LafargeHol- Gravierende gesundheitliche Folgen cim auch Verantwortung», sagt Yvan Maillard Ardenti, Die Arbeit in den Steinbrüchen hat für die Kinder und Fachperson Unternehmen und Menschenrechte bei Brot für Jugendlichen gravierende gesundheitliche Folgen. Das be- alle. «Das gehört zu seiner Sorgfaltspflicht, so wie dies die legen die Aussagen in der Untersuchung. «Die Arbeit ist Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte der Uno riskant und ermüdend. Die Puzzolan-Steine sind schwer, (UNGP) verlangen.» Jahrelang habe der Zementkonzern 10 bis 15 Kilogramm und mehr», sagt ein 16-Jähriger, der Profit auf Kosten von Kindern und Jugendlichen erwirt- in einem der vielen kleinen Steinbrüche in der Region Haru- schaftet. Diese hätten dafür Schule und Ausbildung ver- gongo geschuftet hat. Ein 12-Jähriger fügt im Gespräch mit nachlässigt. Darum fordern Brot für alle und Fastenopfer von TLC an: «Oft habe ich im ganzen Körper Schmerzen. Ein- LafargeHolcim und den Lieferanten vor Ort Programme für mal brach ich die Hand. Die Behandlung musste mein Vater die früheren Kinderarbeiter. «Der Konzern soll die jungen bezahlen.» Menschen unterstützen, damit sie fehlende Schuljahre und Ausbildungen nachholen können», sagt Maillard Ardenti. Informationen und Bilder: https://brotfueralle.ch/lafargeholcim
14 contigo Nr.2 | 2017 FLÜCHTLINGSKAMPAGNE Farbe bekennen für eine menschliche Schweiz Andrea Oertli Weltweit sind mehr als 65 Millionen Menschen auf der Flucht. Auch wir in der Schweiz sind gefordert, geflüchteten Menschen Schutz zu gewähren und sie zu integrieren. Mit der Kampagne «Farbe beken- nen» setzt HEKS ein Zeichen der Solidarität. Vor gut einem Jahr erschütterten uns die Bilder von geflüchteten Frauen, Männern und Kindern, die auf der Su- che nach Schutz und einer besseren Zukunft nach Europa kamen. Mit der Schliessung der Balkan-Route sind diese Bilder aus den Medien verschwunden. Doch das bedeutet © HEKS/Sabine Buri Humanitäre Korridore für Flüchtlinge: Bald auch in der Schweiz? Es braucht Menschen, die Brücken bauen – zum Beispiel als Freiwillige in den «Neuen Die reformierten Kirchen und die katholische Laiengemeinschaft Gärten« von HEKS, dem Integrationsprojekt für Flüchtlinge. «Sant’Egidio» in Italien haben es vorgemacht: Sie haben mit nicht, dass auch die Menschen und ihre Not verschwunden den Behörden ihres Landes vereinbart, dass innert zwei Jah- sind – im Gegenteil. Traurige Realität ist, dass sich heute ren insgesamt tausend besonders verletzliche Flüchtlinge, mehr Menschen denn je auf der Flucht befinden. Weltweit vorwiegend aus Syrien, mit einem humanitären Visum sicher haben Kriege und Gewalt mehr als 65 Millionen Menschen nach Italien gelangen können und dort während des ordentlichen dazu gezwungen, ihre Heimat zu verlassen. Die Fluchtwege Asylverfahrens von Freiwilligen begleitet werden. Die Kosten für über Land sind jedoch zunehmend blockiert. So riskieren die Unterbringung und die ersten Massnahmen zur Integration die Flüchtenden die gefährliche Überfahrt über das Mittel- meer oder harren unter menschenunwürdigen Bedingun- der Flüchtlinge werden von den beiden kirchlichen Organisationen gen in den Flüchtlingscamps aus. Trotz dieser anhaltenden getragen. Dieses zivilgesellschaftliche, von grosser Menschlichkeit Not droht in der Schweiz die gesellschaftliche und politi- und Solidarität geprägte Engagement für Menschen auf der Flucht sche Haltung zu Geflüchteten von Solidarität in Ablehnung sollte für die Schweiz beispielgebend sein und könnte auch bei umzuschlagen. uns Schule machen. Denn die Schweiz als eines der weltweit reichsten Länder könnte und sollte zweifellos bedeutend mehr als Das menschliche Gesicht der Schweiz und unser humanitäres Erbe sind in Gefahr bisher tun zur Bewältigung der Krise. Mehr denn je ist es notwendig, dass wir zusammenste- HEKS wird deshalb in den nächsten Wochen und Monaten hen und der Stimme der Menschlichkeit Gehör verschaffen. mit Behörden und zivilgesellschaftlichen Akteuren Gespräche Unsere Schweiz ist eine menschliche Schweiz. Eine Schweiz, darüber führen, wie das Modell der «humanitären Korridore» die Brücken baut und schutzbedürftige Flüchtlinge sicher auf schweizerische Verhältnisse adaptiert werden könnte, um einreisen lässt. Und eine Schweiz, deren Bevölkerung den geflüchteten Menschen mit Offenheit begegnet und sie dabei noch mehr schutzbedürftigen Menschen die lebensgefährlichen unterstützt, einen Neuanfang zu schaffen – neue Freund- Fluchtwege zu ersparen. dw schaften zu schliessen, die Sprache zu lernen und einen Ein- stieg ins Schul- und Berufsleben zu finden.
contigo Nr.2 | 2017 15 Schweizer Appell für Menschlichkeit So können Sie Farbe bekennen 1. Wir sehen eine Welt im Umbruch. Kriege und Katastrophen führen Tragen Sie das Armband: dazu, dass viele Menschen ihre Heimat verlassen und in fremden Mit dem Menschlichkeits- Ländern Zuflucht und eine bessere Zukunft für sich und ihre Kinder armband bekennen Sie sich suchen. 2. Wir verstehen, dass die rasanten Veränderungen in der Welt und die zu Solidarität mit Menschen enorme Zahl von Menschen auf der Flucht verunsichern können. auf der Flucht. Erhältlich © HEKS Manche haben Angst davor, was die Zukunft bringen könnte. in den Farben Purpur, 3. Wir haben Mitgefühl für alle Menschen, die verfolgt werden, deren Existenz bedroht ist oder die in ihrer Heimat keine Zukunft mehr ha- Ozean oder Gold. ben. Denn niemand flüchtet freiwillig. 4. Wir sind uns bewusst, dass viele Menschen, die bei uns Zuflucht ge- Zeigen Sie Flagge: sucht haben, bei uns bleiben werden. Sie brauchen so schnell wie mög- lich Gewissheit über ihre Zukunft. Bestellen Sie die 5. Wir wissen, dass jeder Mensch Essen, eine sichere Unterkunft und Menschlichkeitsflagge eine Perspektive für sich und seine Familie braucht. Diese existenziel- (Format 68 x 47,5 cm) len Dinge stehen jedem Menschen zu, auch in der Schweiz. 6. Wir glauben daran, dass wir diese Herausforderungen meistern und und hängen Sie diese dass alle Menschen, die in diesem Land leben, ihren Beitrag für eine bis zum Weltflücht- © HEKS/Sabine Buri erfolgreiche Zukunft der Schweiz leisten können und sollen. lingstag am 20. Juni gut 7. Wir wollen zusammen die Herausforderungen mit Zuversicht anneh- men. Wir wollen Chancen und Potenziale nutzen und gemeinsam sichtbar unter Ihr Fenster eine sichere Zukunft gestalten. oder an Ihren Balkon. 8. Wir setzen uns dafür ein, dass unsere erfolgreiche Schweiz von heute mit einer menschlichen und solidarischen Stimme in der Welt von morgen besteht. Engagieren Sie sich: Durch einfache Formen der 9. Wir alle sind diese Stimme. Bekennen wir Farbe für eine menschliche Alltagsbegleitung können Sie für Flüchtlinge bereits eine wichtige Schweiz. Jetzt. Unterstützung leisten. Auf der Plattform www.engagiert.jetzt finden Sie Projekte für und mit Flüchtlingen in Ihrer Umgebung. Es braucht Menschen, die Brücken bauen Freiwillige Helferinnen und Helfer gesucht! Dies sind keine einfachen Aufgaben. Sie erfordern von allen Seiten Mut, Geduld und den Willen, sich gemeinsam Bekennen Sie Farbe am Flüchtlingssonntag für eine hoffnungsvolle Zukunft einzusetzen. Wir sind über- Am Flüchtlingssonntag, am 18. Juni 2017, bietet sich für zeugt, dass eine menschliche Schweiz möglich ist. Dazu braucht es keine Mauern oder Zäune. Es braucht Brücken Kirchgemeinden die Gelegenheit, den Gottesdienst den zwischen den Menschen. Und Menschen, die Brücken bau- Menschen zu widmen, die ihre Heimat verlassen mussten und en. Setzen wir deshalb ein Zeichen für Menschlichkeit und hier in der Schweiz um Aufnahme bitten. Die Kirchgemeinden Solidarität. Bekennen wir Farbe! Jetzt! können eine wichtige Rolle spielen: Sie können Flüchtlinge zu Mehr Informationen: www.farbe-bekennen.ch Anlässen einladen und sie mit Mitgliedern der Gemeinde bekannt machen, zur Solidarität aufrufen, Menschlichkeitsarmbänder unter die Leute bringen und Kollekten oder Budgetmittel für die Flüchtlingsarbeit bestimmen. Als Unterstützung für Kirchgemeinden stellt HEKS auch dieses Jahr eine breite Palette von Materialien wie Predigtbausteine, © HEKS/Frank Egle Kollektenansagen, Reportagen und vieles mehr zur Verfügung. Materialien bestellen oder herunterladen: www.heks.ch/fluechtlingssonntag Die interkulturellen Vermittlerinnen vom HEKS-Projekt «Vitalina» geben fremd- sprachigen Eltern mit Kindern im Vorschulalter wichtige Tipps zu Gesundheits- themen und Angeboten in den Gemeinden.
16 contigo Nr.2 | 2017 flüchtet. Täglich überqueren rund 3000 Menschen, meist HUMANITÄRE HILFE Frauen und Kinder, die Grenze. Sie haben kaum Zu- Hungersnot in Ostafrika gang zu Nahrungsmitteln und Trinkwasser. HEKS wird Bettina Filacanavo mit seiner Partnerorganisa- © HEKS tion ACORD Nothilfe für die Flüchtlinge in Uganda leisten. Es ist ein Wettlauf gegen die Zeit. Nach Angaben Im Vordergrund steht auch HEKS unterstützt im Südsudan die Reparatur der Vereinten Nationen sind am Horn von Afrika 15 hier der Zugang zu sauberem von Handpumpen. 47 000 Menschen erhalten dadurch Zugang zu sauberem Trinkwasser. Trinkwasser. Millionen Menschen vom Hungertod bedroht. HEKS hilft mit Unterstützung der Glückskette den Notlei- Dürrekatastrophe in Äthiopien denden in Äthiopien, im Südsudan und in Uganda. Der Süden und Osten von Äthiopien sind schwer be- troffen von einer Dürre, bedingt durch das Klimaphä- Im Südsudan hat sich die humanitäre Lage weiter ver- nomen «El Niño». Über fünf Millionen Menschen sind schlimmert. Mehr als 3,4 Millionen Menschen sind wegen in ihrer Existenz bedroht und haben keinen Zugang zu des Bürgerkriegs auf der Flucht. Im Februar hat die UNO sauberem Trinkwasser. Die HEKS-Partnerorganisation die Hungersnot in der Region ausgerufen. Als Antwort auf Gayo Pastoral Development Initiative wird ein «Cash for diese humanitäre Krise hat HEKS gemeinsam mit Terre des work»-Projekt für rund 1200 Familien umsetzen, damit hommes ein Nothilfe-Projekt lanciert. Unterstützt wird die diese in der Lage sind, Lebensmittel zu kaufen. Weiter lokale Partnerorganisation South Sudan Health Associa- ist die Instandsetzung der Wasserversorgung für rund tion» (SSUHA), die intern Vertriebene mit lebensnotwen- 35 000 Menschen und 121 000 Rinder und Schafe geplant. digen Gütern versorgt. Das Hauptaugenmerk des Projekts liegt beim Zugang zu sauberem Trinkwasser für rund 47 000 Jetzt Spenden für Afrika! Menschen und der Verteilung von Saatgut und Arbeitsgerä- Helfen Sie mit und unterstützen Sie die notleidende Bevölke- ten zur Pflanzung von Nahrungsmitteln. rung in Ostafrika. Mit Ihrer Spende können wir rasch helfen und Not lindern. Herzlichen Dank! Flüchtlingskrise in Uganda Wegen der Konflikte in Südsudan sind laut UNHCR be- Spendenkonto: 80-1115-1, Vermerk «Hungersnot in Afrika» reits über 800 000 Menschen ins Nachbarland Uganda ge- Online unter spenden.heks.ch/hungersnot-afrika Ein sicherer Hafen Olivier Schmid © HEKS Die Philippinen werden regelmässig von Naturkata- strophen heimgesucht. HEKS baute deshalb zum Ende März 2017 wurde das Evakuierungszentrum in Manapao eingeweiht und den lokalen Behörden übergeben. Abschluss seines Engagements auf den Philippinen Evakuierungszentren, die den Menschen im Notfall ihrer Häuser und bei der Sicherung ihrer Lebensgrundla- Schutz bieten. gen. Da die Philippinen jährlich von rund zwanzig Taifunen heimgesucht werden, legte HEKS zudem grossen Wert auf Am 8. November 2013 traf der Taifun «Haiyan» die Phi- die Verbesserung der Katastrophenvorsorge. Zum Abschluss lippinen mit voller Wucht. Er kostete über 6300 Menschen seines Engagements auf den Philippinen baute HEKS auf der das Leben, Millionen von Menschen wurden obdachlos und Insel Panay drei neue Evakuierungszentren, die 316 Men- verloren ihre Lebensgrundlage. HEKS leistete gemeinsam schen Schutz bieten und ausserhalb von Katastrophenzeiten mit seiner Partnerorganisation Task Force Mapalad (TFM) von 581 Schülerinnen und Schülern für Schulzwecke und Nothilfe, unterstützte die Menschen beim Wiederaufbau Sportaktivitäten benutzt werden können.
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