Ältere Mitarbeiter in der digitalen Arbeitswelt - Handlungsfelder, Tipps und Best Practice - BIHK

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Ältere Mitarbeiter in der digitalen Arbeitswelt - Handlungsfelder, Tipps und Best Practice - BIHK
Ältere Mitarbeiter
in der digitalen Arbeitswelt
Handlungsfelder, Tipps und Best Practice
Ältere Mitarbeiter in der digitalen Arbeitswelt - Handlungsfelder, Tipps und Best Practice - BIHK
2 | INHALT                                                                             Inhalt                                                                                                                  VORWORT | 3

     Inhalt                                                                            Vorwort

         Vorwort                                                                   3   Der demografische Wandel geht auch an Bayern nicht spurlos vorüber. Zwar sind
                                                                                       hier die prognostizierten altersstrukturellen Veränderungen, zumindest bis 2035,
     1. Blick nach vorn                                                            4   nicht ganz so gravierend wie andernorts in Deutschland. Dennoch müssen sich auch
                                                                                       in Bayern Wirtschaft und Gesellschaft den Aufgaben stellen, die mit einer alternden
     2. Ergrauende Belegschaften - (k)ein Problem? - Alter und Arbeitsfähigkeit    9   Bevölkerung verbunden sind.

     3. Arbeitsfähigkeit erhalten, Wettbewerbsfähigkeit sichern                   12   Der Erhalt der geistigen und physischen Leistungsfähigkeit und die stete Weiter-
                                                                                       entwicklung der Kompetenzen älterer Mitarbeiter sind dabei zentrale Aufgaben, um
     4. Wissen generieren, Handlungsoptionen schaffen                             14   demografischen Wandel und Digitalisierung erfolgreich zu meistern. Hierbei stehen
                                                                                       sowohl die Unternehmen als auch die Mitarbeiter selbst in der Verantwortung.
     5. Interventionsfeld: Weiterbildung und Qualifikation                        17
                                                                                       Die bayerischen Unternehmen sind heute gefordert, personalpolitische Strategien zu
     6. Interventionsfeld: Gesundheit                                             22   entwickeln und umzusetzen, die der demografischen Entwicklung Rechnung tragen              Dr. Eberhard Sasse
                                                                                       – um so ihre Wettbewerbsfähigkeit auch mit einer zukünftig älteren Belegschaft zu          Präsident
     7. Interventionsfeld: Arbeitsorganisation und Arbeitsgestaltung              25   sichern. Damit verbunden ist die Frage, wie eine Arbeitswelt gestaltet sein muss, in der   Bayerischer Industrie- und
                                                                                       sich auch ältere Beschäftigte wohlfühlen, in der sie gesund, leistungsfähig, motiviert     Handelskammertag e. V.
     8. Interventionsfeld: Unternehmens- und Führungskultur                       31   und kreativ bleiben.

         Fazit                                                                    34   Antworten auf diese Fragen gibt diese Broschüre. Sie zeigt Ihnen, was Sie in Ihrem
                                                                                       Betrieb für alter(n)sgerechte Arbeitsbedingungen tun können und worauf Sie achten
         Impressum                                                                35   sollten. Dazu gibt die Broschüre einen Überblick über die wesentlichen Handlungs-
                                                                                       und Themenfelder des betrieblichen Generationen-Managements und liefert praxis-
                                                                                       orientierte Tipps, mit denen Sie Ihr Unternehmen demografiefest machen können.

                                                                                       Dr. Eberhard Sasse                         Peter Driessen                                  Peter Driessen
                                                                                                                                                                                  Hauptgeschäftsführer
                                                                                                                                                                                  Bayerischer Industrie- und
                                                                                                                                                                                  Handelskammertag e. V.
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4 | BLICK NACH VORN                                                                                                              Inhalt                                                                                                                             BLICK NACH VORN | 5

     1. Blick nach vorn

                                       Die demografische Entwicklung in Deutschland und Bayern                                   Abb. 1: Durchschnittsalter in Jahren

                                       Trend Deutschland: Erst mehr, dann weniger
                                       Lange Jahre schon ist die Rede davon, dass die Bevölkerung in Deutschland langfris-             43,6            44,0              44,5              45,2              43,5                43,7                  43,8                  42,8
                                       tig schrumpfen und künftig durchschnittlich älter sein wird. Laut den Prognosen des
                                       Statistischen Bundesamtes wird sich daran trotz der starken Zuwanderung in den
                                       Jahren 2014 und vor allem 2015 grundsätzlich nichts ändern. Zwar wird die Bevölke-              46,1             47,0              47,7              48,2             46,3                 47,0                  47,2                  46,1
                                       rungszahl Deutschlands bis 2020 von 82,8 Millionen (2016) auf 83,5 Millionen steigen,
                                       aber danach wird sie bis 2035 auf das Niveau von 2015 sinken und rund 82,2 Millionen
                                       betragen. Im Jahr 2050 werden dann je nach Zuwanderung und Geburtenrate zwischen              Bayern     Regierungsbezirk   Regierungsbezirk Regierungsbezirk Regierungsbezirk Regierungsbezirk Regierungsbezirk Regierungsbezirk
                                       76 und 79 Millionen Menschen in Deutschland leben. Die demografische Entwicklung                          Mittelfranken      Unterfranken      Oberfranken       Schwaben         Oberpfalz      Niederbayern      Oberbayern
                                       ist insofern durch die starke Zuwanderung 2014/2015 nicht aufgehoben, sondern nur
                  2015                 aufgeschoben. Auch auf die Zusammensetzung dieser mittelfristig weiter schrumpfen-          31.12.2015         31.12.2035                                                 Quelle: Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung, 2015
                                       den Bevölkerung hat die Einwanderungswelle kaum Einfluss. Es wird auch künftig in
                                       Deutschland weniger Kinder und mehr Ältere geben, die zudem länger leben werden.
                  2035
                                       Trend Bayern: Bevölkerungswachstum bis 2035                                               Abb. 2: Anzahl 0-19-Jährige je 100 Personen im Alter von 20 bis 64 Jahren (Jugendquotient)
                                       Anders stellt sich die Situation in Bayern dar. Hier wird die Bevölkerung nach der
                                       aktuellen regionalisierten Bevölkerungsvorausberechnung im Zeitraum von 2015 bis
                                       2035 von ca. 12,84 Millionen auf dann rund 13,53 anwachsen – ein Plus von rund 5,4              30,4             30,1              29,6             28,9              31,8                29,8                  30,4                  30,6
             + 5,4 %                   % bzw. über 680 000 Menschen. Diese Steigerung erscheint auf den ersten Blick im-
                                       mens, liegt aber immer noch unter dem Zuwachs von 6,6 %, den Bayern von 1995 bis
       Bevölkerungswachstum Bayerns    2015 verzeichnen konnte. Nach Schätzung des Statistischen Landesamtes werden von                 32,1            32,2              31,6              30,8             32,8                31,3                   31,5                  32,6
                                       den sieben Regierungsbezirken Bayerns fünf hinsichtlich der Einwohnerzahl wachsen:
                                       Oberbayern (+ 11,5 %), Niederbayern (+ 4,8 %), Oberpfalz (+ 1,6 %), Mittelfranken
                                       (+ 3,7 %) und Schwaben (+ 5,8 %). Oberfranken (- 5,1 %) und Unterfranken (- 2,6 %)            Bayern     Regierungsbezirk   Regierungsbezirk Regierungsbezirk Regierungsbezirk Regierungsbezirk Regierungsbezirk Regierungsbezirk
                                                                                                                                                 Mittelfranken      Unterfranken      Oberfranken       Schwaben         Oberpfalz      Niederbayern      Oberbayern
                                       werden Einwohner verlieren. Allerdings sind die Schwankungen innerhalb der einzelnen
                                       Regierungsbezirke erheblich – hier lohnt der Blick in die einzelnen kreisfreien Städte,
                                       Landkreise und Regionen. Auch mit Blick auf ganz Bayern kann von einer einheitlichen        31.12.2015         31.12.2035                                                 Quelle: Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung, 2015
                                       Entwicklung keine Rede sein: Während der Landkreis Dachau als Spitzenreiter mit rund
                                       17 % mehr Einwohnern bis 2035 rechnen kann, muss am anderen Ende der Landkreis
           43,6 Jahre                  Wunsiedel im Fichtelgebirge mit über 15 % weniger Einwohnern auskommen.*
                                                                                                                                 Abb. 3: Anzahl 65-Jährige oder Ältere je 100 Personen im Alter von 20 bis 64 (Altenquotient)
                  2015                 Im Durchschnitt älter
                                       Ein Bevölkerungsrückgang steht in Bayern also nicht an, allerdings wird sich die
                                       Altersstruktur deutlich verändern. So sind aktuell die mittleren Jahrgänge mit rund             32,6             33,0             34,2              36,1              33,5                31,6                  32,2                   31,3
                                       3,2 Millionen Menschen (2015) noch am stärksten besetzt. Aber diese sogenannte
                  2035                 Babyboomer-Generation der 1950er- und 1960er-Geburtsjahre rückt immer mehr in

         46,1 Jahre                    Richtung Renteneintrittsalter. Deshalb werden im Jahr 2035 die über 60-Jährigen die
                                       zahlenmäßig größten Jahrgänge stellen. Eine Folge dieser Entwicklung ist ein stei-
                                                                                                                                        47,3             47,2             55,9              57,8             48,9                51,4                   51,9                  41,1
                                       gendes Durchschnittsalter im Freistaat von 43,6 Jahren (2015) auf 46,1 Jahre im Jahr
        Durchschnittsalter in Bayern   2035. Zugleich wird auch die Zahl der Menschen im erwerbsfähigen Alter zwischen               Bayern     Regierungsbezirk   Regierungsbezirk Regierungsbezirk Regierungsbezirk Regierungsbezirk Regierungsbezirk Regierungsbezirk
                                       20 und 65 Jahren von 7,88 Millionen auf 7,45 Millionen (-4,3 %) zurückgehen. Damit                        Mittelfranken      Unterfranken      Oberfranken       Schwaben         Oberpfalz      Niederbayern      Oberbayern
                                       stehen auch bayerische Unternehmen künftig vor der Herausforderung, gut quali-
                                       fiziertes Personal in ausreichender Zahl zu rekrutieren – Stichwort: Fachkräfteman-         31.12.2015         31.12.2035                                                 Quelle: Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung, 2015
                                       gel. Damit nicht genug, steigt mit dem Durchschnittsalter der Gesamtbevölkerung
                                       auch das durchschnittliche Alter der Menschen, die 2035 im erwerbsfähigen Alter
                                       sein werden. Insofern werden künftig die über 45-Jährigen den Hauptanteil bei den
                                       Belegschaften stellen, während die Jüngeren immer weniger werden. Die folgenden
                                       Grafiken zeigen die wesentlichen demografischen Entwicklungen für die einzelnen
                                       bayerischen Regierungsbezirke.

                                       * Quelle: Statistisches Landesamt Bayern, 2015
Ältere Mitarbeiter in der digitalen Arbeitswelt - Handlungsfelder, Tipps und Best Practice - BIHK
6 | BLICK NACH VORN                                                                                                                          Inhalt                                                                                                                                                                                                             BLICK NACH VORN | 7

                       Abb. 4: Altersaufbau der Bevölkerung Bayerns 2015 und 2035 nach Geschlecht                                            Abb. 5: Bevölkerungsentwicklung in den kreisfreien Städten und Landkreisen
                       in Tausend                           99                                                                               Bayerns, Veränderung 2035 gegenüber 2015 in Prozent               Unterfranken
                                                                                                                                                                                                                                                                                                            Oberfranken
                                                                               oder
                                                                               älter                                                                                                                                                                                                               Mittelfranken
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                     Oberpfalz
                                                                               95                                                                                                                                                                                                                                                              Dachau

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               +17,2 %
                                                                                                                                                                               Rhön-Grabfeld
                                                                                                                                                                                                               Coburg
                                                                               90                                                                                                                                                    Kronach                                                                                Niederbayern
                                                                                                                                                                                                                                                        Hof
                                                                                                                                                                       Bad Kissingen                                                                                                               Schwaben
                                                                               85                                                                                                                                      Lichtenfels                         Wunsiedel i.                                        Oberbayern
                                                                                                                                           Aschaffenburg                                        Haßberge                               Kulmbach            Fichtelbebirge
                                                                               80                                                                            Main-Spessart      Schweinfurt                      Bamberg                                                                                                                       Wunsiedel im Fichelgebirge

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               -15,2 %
                                                                                                                                                                                                                                                                Tirschenreuth
                                                                               75                                                                                                                                                       Bayreuth
                                                                                                                                                Miltenberg                                                                                                                                             Regierungsbezirke
                                                                                                                                                                                  Kitzingen
                                                                                                                                                                                                                         Forchheim                    Neustadt a. d. Waldnaab
                                                                               70                                                                                      Würzburg                            Erlangen-
                                                                                                                                                                                                           Höchststadt                                         Weiden i.
                                                                                                                                                                                                                                                               d. Oberpf.
                                                                                                                                                                                    Neustadt a. d. Aisch-        Erlangen
                                                                               65                                                                                                   Bad Windsheim                              Nürnberger Amberg-Sulzbach
                                                                                                                                                                                                                               Land                                                                                                            Bayern

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               +5,4 %
                                                                                                                                                                                                                         Nürn-
                                                                                                                                                                                                               Fürth     berg
                                                                               60                                                                                                                                                             Amberg      Schwandorf

                                                                               55                                                                                                                                  Schwabach             Neumarkt                                          Cham
                                                                                                                                                                                         Ansbach                                         i. d. Oberpfalz
                                                                                                                                                                                                                           Roth
                                                                               50                                                                                                                                                                              Regensburg
                                                                                                                                                                                                             Weißenburg-                                                                                    Regen
                                                                                                                                                                                                             Gunzenhausen                                                              Straubing
                                                                               45
                                                                                                                                                                                                                                   Eichstätt
                                                                                                                                                                                                                                                           Kelheim                                                    Freyung-Grafenau
                                                                               40                                                                                                                  Donau-Ries                                                               Straubing-Bogen
                                                                                                                                                                                                                                                                                                   Deggendorf
                                                                                                                                                                                                                                 Ingolstadt
                                                                                                                                                                                                                         Neuburg-
                                                                               35                                                                                                                                        Schrobenhausen                            Regensburg      Dingolfing-Landau
                                                                                                                                                                                             Dillingen                                   Pfaffen-
                                                                                                                                                                                             a. d. Donau                                 hofen
                                                                                                                                                                                                                                         a. d. Ilm                                                                 Passau
                                                                               30                                                                                                                                      Aichach-
                                                                                                                                                                                                                       Friedberg                   Freising                                   Rottal-Inn
                                                                                                                                                                                       Günzburg     Augsburg
                                                                               25                                                                                                                                                                              Erding
                                                                                                                                                                               Neu-Ulm                                             Dachau
                                                                                                                                                                                                                                                                                Mühldorf   Altötting
                                                                               20                                                                                                                                          Fürstenfeld-                                         a. Inn                                            unter -7,5 - stark abnehmend
                                                                                                                                                                                                                           bruck        MÜNCHEN
                                                                               15                                                                                                  Memmingen                                                               Ebersberg                                                              -7,5 bis unter -2,5 - abnehmend
                                                                                                                                                                                                                 Landsberg Starnberg
                                                                                                                                                                                         Unterallgäu                                 München
                                                                                                                                                                                                                 a. Lech                                                                                                          -2,5 bis unter 2,5 - stabil
                                                                               10                                                                                                                                                                                    Rosenheim
                                                                                                                                                                                                                                                                                      Traunstein
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  2,5 bis unter 7,5 - zunehmend
                                                                                                                                                                                               Kaufbeuren              Weilheim-
                                                                                5                                                                                                                                      Schongau                         Miesbach                                                                  7,5 bis unter 12,5 - stark zunehmend
                                                                                                                                                                                                Ostallgäu
                                                                                                                                                                                                                                          Bad Tölz-                                                    Berchtes-
                                                                                0                                                                                     Lindau
                                                                                                                                                                                   Kempten
                                                                                                                                                                                   (Allgäu)
                                                                                                                                                                                                                                          Wolfrats-
                                                                                                                                                                                                                                          hausen
                                                                                                                                                                                                                                                                                                       gadener                    12,5 oder mehr - sehr stark zunehmend
                                                                                                                                                                                                                                                                                                       Land
                      120     100       80       60        40       20     0           0   20   40   60   80   100   120                                                                                                Garmisch-
                                                                                                                                                                                                                        Partenkirchen
                                                                                                                                                                                Oberallgäu

                            2015              2035

                       Quelle: Bayerisches Landesamt für Statistik, 2016                                                                                                                                                                                                                                                                          Oberfranken
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                             Unterfranken
                                                                                                                                             Quelle: Bayerisches Landesamt für Statistik, 2016
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                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                           Mittelfranken
                       Trotz der auf den ersten Blick für den Freistaat recht stabilen Bevölkerungspers-                                                                                                                                                                                                                                                   Oberpfalz
                       pektive bis zum Jahre 2035 gibt es für Unternehmen keineswegs Entwarnung in                                         Auch steigt bis 2035 in allen Regierungsbezirken und Landkreisen der Altersdurch-
                                                                                                                                                            Rhön-Grabfeld
                       Sachen demografische Herausforderung. Zwar steht die „Boomregion“ Oberbayern                                        schnitt der Bevölkerung      – und damit auch
                                                                                                                                                                                       Coburgder Belegschaften – weiter an. Damit
                       bei Bevölkerungszuwachs und Altersstruktur auch in den nächsten Jahren gut da,                                      werden für Produktion und Innovation in den Unternehmen       Kronach immer mehr die über                                                                                                                            Niederbayern
                                                                                                                                                                                                                       Hof
                       aber in zahlreichen Regionen Bayerns sieht es erheblich schlechter aus. Dabei sollten                               50-Jährigen
                                                                                                                                                     Bad verantwortlich
                                                                                                                                                         Kissingen         sein, während die jüngeren Jahrgänge schwächer ver-                                                                                                             Schwaben
                       sich auch Unternehmen in den Landkreisen, wo dank Zuwanderung die Bevölke-                                          treten sein werden. Auf diese veränderten Bedingungen
                                                                                                                                                                                             Lichtenfels
                                                                                                                                                                                                             und die damitWunsiedel
                                                                                                                                                                                                                            verbundenen
                                                                                                                                                                                                                                      i.                                                                                                              Oberbayern
                       rung wächst oder zumindest nur gering schrumpft, aktiv mit Fragen der künftigen                     Aschaffenburg   Fragen nach Wettbewerbs- und     Haßberge
                                                                                                                                                                               Innovationsfähigkeit sollten       Unternehmen
                                                                                                                                                                                                           Kulmbach                Antworten
                                                                                                                                                                                                                          Fichtelbebirge
                       Personalrekrutierung beschäftigen. Denn ob die „Zuagroasten“ dann auch tatsächlich                                  haben,  die in die Zukunft tragen. So helfen beispielsweise attraktive Arbeitsbedingun-
                                                                                                                                           Main-Spessart      Schweinfurt                Bamberg
                       die gefragte Qualifikation und Ausbildung im Reisegepäck haben, ist nicht garantiert.                               gen im Wettbewerb um die besten Hände und Köpfe. Zudem sollten Unternehmen           Tirschenreuth
                       Zuwanderung kann daher nur ein Teil der Lösung sein.                                                                Arbeitsbedingungen so gestalten, dass die Mitarbeiterinnen            und Mitarbeiter ihre
                                                                                                                                                                                                            Bayreuth
                                                                                                                                Miltenberg Aufgaben tatsächlich bis zum gesetzlichen Rentenalter – und vielleicht noch freiwillig                                                                                                            Regierungsbezirke
                       Hinzu kommt die fortschreitende Digitalisierung der bayerischen Wirtschaft – Stich-                                                      Kitzingen                                                                                                                                                                     Regierungsbezirke
                                                                                                                                                                                                                     Neustadt a. d. Waldnaab
                       wort: Arbeit 4.0. Diese verändert die industrielle Produktion grundlegend und stellt                                darüber hinaus – produktiv und motiviert
                                                                                                                                                                                  Erlangen-
                                                                                                                                                                                            erfüllen  können. Wie das
                                                                                                                                                                                               Forchheim                gehen kann und
                                                                                                                                                      Würzburg
                       hohe Anforderungen an die Qualifikation der Beschäftigten.                                                          was Unternehmen dafür tun können,          davon handeln die nächsten Kapitel.
                                                                                                                                                                                  Höchststadt                                              Weiden i.
                                                                                                                                                                                                                                                                      d. Oberpf.
                                                                                                                                                                               Neustadt a. d. Aisch-                   Erlangen
                                                                                                                                                                               Bad Windsheim                                          Nürnberger Amberg-Sulzbach
                                                                                                                                                                                                                                Nürn- Land
                                                                                                                                                                                                                  Fürth         berg
                                                                                                                                                                                                                                                     Amberg      Schwandorf
Ältere Mitarbeiter in der digitalen Arbeitswelt - Handlungsfelder, Tipps und Best Practice - BIHK
8 | BLICK NACH VORN                                                                                                                    Inhalt                                                          ERGRAUENDE BELEGSCHAFTEN – (K)EIN PROBLEM? ALTER UND ARBEITSFÄHIGKEIT | 9

                                                                                                                                       2. Ergrauende Belegschaften – (k)ein Problem?
                                                                                                                                           Alter und Arbeitsfähigkeit

                                                                                                                                       Wettbewerbsfähig mit Älteren?
      Profil                                        Praxisbericht                                                                      In den nächsten Jahren stehen mehr Beschäftigte im mittleren und höheren Alter
                                                                                                                                       immer weniger Jüngeren gegenüber. Kann das funktionieren? Wie ist es um die Inno-
       Unternehmen                                  Erfahrung, die sich auszahlt: Ältere Beschäftigte sind bei der Teamlog             vations- und Wettbewerbsfähigkeit in Bayern bestellt, wenn künftig immer mehr ältere
       Teamlog GmbH Spedition und
       Logistik, Aschaffenburg                      GmbH willkommen.                                                                   Beschäftigte am Computermonitor sitzen und an der Werkbank stehen? Kann der
                                                                                                                                       Transformationsprozess zur Industrie 4.0 auch mit älteren Belegschaften gelingen?
       Branche                                      Logistik ist heute weit mehr als Warentransport. Entsprechend komplex sind die     Können die Beschäftigten produktiv, kreativ und motiviert bis zum gesetzlichen Ren-
       Logistik
                                                    Anforderungen an Logistikdienstleister wie die Teamlog GmbH. Consulting und        teneintritt im Erwerbsleben bleiben, ohne vorher krankheitsbedingt auszuscheiden?
       Beschäftigte                                 Management maßgeschneiderter Logistikprojekte erfordern ein hohes Maß an           Bleibt der Wirtschaftsstandort Bayern auch weiterhin wettbewerbsfähig, obwohl doch
       ca. 330                                      Kompetenz und Erfahrung. Hier sind ältere Beschäftigte für das Aschaffenburger     ältere Beschäftigte nach landläufiger Meinung häufiger krank, weniger belastbar, ver-
          teamlog.de                                Unternehmen unverzichtbar. Sie bringen ihr Fachwissen und ihre Professionali-      mindert leistungsfähig und kaum lernfähig sind?
                                                    tät in die Projekte ein, ihre Ideen und ihr Know-how bringen die Kunden – und
                                                    natürlich auch die Teamlog GmbH – voran.                                           Alle diese Fragen lassen sich bejahen, wenn die Unternehmen den Blick verstärkt auf
                                                                                                                                       das Altersmanagement in ihren Betrieben richten und die entsprechenden Voraus-                  „Altes Eisen“?
                                                    Gesundheit ist eine entscheidende Voraussetzung, damit die Arbeitsfähigkeit        setzungen schaffen. Denn Altern ist keineswegs generell und schicksalhaft mit der
      Links & Literatur                             über lange Jahre erhalten bleibt. Deshalb hat die Prävention im Unternehmen        Einbuße von Fähigkeiten auf allen Ebenen und in alle Richtungen verbunden. Zwar                 Viele Fähigkeiten und Eigenschaften
                                                                                                                                                                                                                                       des Menschen bleiben vom Altersgang
                                                    Priorität. Bereits vor einigen Jahren wurde ein Gesundheitszirkel gegründet, um    verliert der Mensch im Regelfall im Alter an Muskelkraft sowie an Schnelligkeit, ebenso         unberührt, andere entwickeln sich sogar
         Informationen rund um die Bevölkerungs-   in regelmäßigen Abständen die Arbeitsplatzgestaltung und -umgebung kritisch        lassen die Sinnesorgane Augen und Ohr in ihrer Leistungsfähigkeit nach. Aber Muskel-            erst im fortgeschrittenen Alter. Persona-
         entwicklung: Statistisches Bundesamt       unter die Lupe zu nehmen und Verbesserungen auf den Weg zu bringen. Unter-         kraft ist an vielen Arbeitsplätzen heute ebenso nicht mehr nötig wie Schnelligkeit. Und         ler attestieren älteren Mitarbeitern viel
         Deutschland destatis.de                                                                                                                                                                                                       Erfahrungswissen und Arbeitsdisziplin,
                                                    stützung erhält die Teamlog GmbH dabei von den Krankenkassen. Weil Gesund-         eine Brille, eine bessere Beleuchtung oder auch ein Hörgerät können in vielen Fällen die        eine solide Einstellung zur Qualität so-
         Informationen über Bayern: Bayerisches
         Landesamt für Statistik                    heit nicht nur eine Frage der Arbeitsbedingungen ist, erhalten die Beschäftigten   nachlassende körperliche Leistungsfähigkeit kompensieren.                                       wie eine besonders hohe Zuverlässigkeit
             statistik.bayern.de/statistik/         einen Zuschuss zu den wöchentlich stattfindenden Inhouse-Massagen.                                                                                                                 und Loyalität.
                                                                                                                                       Ältere sind anders leistungsfähig
                                                                                                                                       Viele Fähigkeiten und Eigenschaften des Menschen bleiben vom Altersgang unbe-
                                                                                                                                       rührt, andere entwickeln sich sogar erst im fortgeschrittenen Alter. So haben nach
                                                                                                                                       Erkenntnissen der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) ältere
                                                                                                                                       Beschäftigte vor allem die folgenden Stärken:

                                                                                                                                          Sorgfalt                                 Loyalität
                                                                                                                                          Erfahrung                                Verantwortung
                                                                                                                                          Toleranz                                 Stabilität
                                                                                                                                          Urteilsfähigkeit                         Arbeitserfahrung
                                                                                                                                          Kommunikationsfähigkeit                  komplexes Problemlösen
                                                                                                                                          Arbeitsethik                             gute Risikoeinschätzung
                                                                                                                                          Motivation

                                                                                                                                       Personalverantwortliche mit Erfahrung im Umgang mit älteren Beschäftigten be-
                                                                                                                                       stätigen diese wissenschaftlichen Erkenntnisse. Sie attestieren den „Silver Workern“
                                                                                                                                       in ihren Belegschaften mehr Erfahrungswissen und Arbeitsdisziplin, eine solide Ein-
                                                                                                                                       stellung zur Qualität sowie mehr Zuverlässigkeit und Loyalität im Vergleich zu den
                                                                                                                                       jüngeren Kollegen. Diese wiederum können bei Kreativität, Lernbereitschaft, Lern-
                                                                                                                                       fähigkeit, Flexibilität und auch bei der körperlichen Belastbarkeit punkten. Insofern
                                                                                                                                       spricht vieles – auch aus wirtschaftlicher Sicht – für altersgemischte Belegschaften,
                                                                                                                                       in denen sich die jeweiligen Stärken und Schwächen ergänzen und ausgleichen.
Ältere Mitarbeiter in der digitalen Arbeitswelt - Handlungsfelder, Tipps und Best Practice - BIHK
10 | ERGRAUENDE BELEGSCHAFTEN – (K)EIN PROBLEM? ALTER UND ARBEITSFÄHIGKEIT                                                                 Inhalt                                                        ERGRAUENDE BELEGSCHAFTEN – (K)EIN PROBLEM? ALTER UND ARBEITSFÄHIGKEIT | 11

                                                  Warum Ältere oft alt aussehen
                                                  Nach wie vor erreichen viele Beschäftigte das gesetzliche Rentenalter nicht in
                                                                                                                                             Praxisbericht                                                                                Profil
                                                  Arbeit, weil ihre Gesundheit vorzeitig verschlissen ist. So geht nach Angaben der
                                                  Deutschen Rentenversicherung Bund rund jeder fünfte Neurentner aus gesundheit-            Gesunder Altersmix: Bei den Abele Ingenieuren werden ältere Mitarbeiter                       Unternehmen
                                                                                                                                                                                                                                          Abele Ingenieure GmbH, Augsburg
                                                  lichen Gründen vorzeitig in den Ruhestand. Ursächlich verantwortlich dafür ist oft        geschätzt.
                                                  weniger das Alter selbst als vielmehr die Bedingungen, unter denen die Betroffenen                                                                                                      Branche
                                                  jahrzehntelang ihre Arbeit verrichtet haben. Immer noch sind viele Beschäftigte an        Beim Augsburger Anlagenbauer Abele Ingenieure GmbH zählt das Ergebnis, nicht                  Maschinen- und Anlagenbau
                                                  ihrem Arbeitsplatz einseitig und damit fehlbelastet. Damit ist das Dauersitzen bei        so sehr die Jugend der Bewerber. 26 Prozent der Beschäftigten gehören zur Gene-               Beschäftigte
                                                  der Bildschirmarbeit ebenso gemeint wie die wenig abwechselungsreichen Überwa-            ration Ü50, manche von ihnen sind aber erst seit kurzer Zeit dabei. Denn bei den              ca. 100
                                                  chungstätigkeiten in der Werkshalle.                                                      Abele Ingenieuren weiß man die Erfahrung und Kompetenz älterer Mitarbeiter zu
                                                                                                                                                                                                                                             abele-ing.de
                                                                                                                                            schätzen. Sie kennen viele betriebliche Abläufe bereits aus einem längeren Berufs-
                                                  Grundsätzlich gilt: Wer immer das Gleiche machen muss, wessen Arbeit monoton              leben und arbeiten sich deshalb oft schneller ein als Berufsanfänger.
                                                  ist, wer ständig physisch und/oder psychisch unter- oder überfordert ist, läuft
                                                  Gefahr zu erkranken und das Rentenalter nicht im Beruf zu erreichen. Deshalb ist          Dass ältere Beschäftigte häufiger krank sind, kann Abele Ingenieure nicht be-
                                                  die vermeintliche (und häufig auch tatsächlich) schlechtere Arbeitsfähigkeit Älterer      stätigen. Das Unternehmen schafft allerdings mit seinem betrieblichen Gesund-
                                                  keineswegs biologisch zwingend und damit oft vermeidbar. Wesentliche Leistungs-           heitsmanagement auch eine wichtige Voraussetzung. Unter dem Motto „BGM
                                                  voraussetzungen wie Gedächtnis, Problemlösekompetenz, Kreativität, Kommunika-             – gesund, bewegt, miteinander“ werden gerade die älteren Mitarbeiter bewusst                  Links & Literatur
                                                  tions-, Innovations- und Lernfähigkeit sind allerdings stark von den Reizen beein-        angesprochen. Jährliche Gesundheitstage stärken das Bewusstsein für die eigene
                                                  flusst, denen der Mensch im Laufe seines Berufslebens ausgesetzt war und ist.             Gesundheit. Kurse zur Rückengesundheit oder zur Stressprävention, Check-ups                     Informationen zum Einfluss der Arbeits-
                                                  Wer als Arbeitgeber auch morgen noch gesunde, motivierte und leistungsfähige              und Ernährungstipps bieten ganzjährig Unterstützung.                                            gestaltung auf die geistige Gesundheit
                                                  Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigen möchte, die zudem lernfähig und                                                                                                             und Leistungsfähigkeit von älter werden-
                                                                                                                                                                                                                                            den Beschäftigten
                                                  somit flexibel einsetzbar sind, der sollte heute Arbeitsbedingungen und Aufgabenzu-       Im Arbeitsalltag setzen die Abele Ingenieure auf die richtige Mischung aus Alt                      pfiffprojekt.de/pfiff1
                                                  schnitte anbieten, die angemessen fordern und fördern. Was sich dahinter verbirgt         und Jung. Junge Mitarbeiter, aufgewachsen mit Internet und Smartphone, helfen
                                                                                                                                                                                                                                             iologisches Altern & Defizit- und Kom-
                                                                                                                                                                                                                                            B
                                                  und wie Sie als Arbeitgeber die Arbeitsfähigkeit Ihrer Beschäftigten erhalten, fördern    älteren Mitarbeitern bei neuen digitalen Systemen. Dabei lernen sie wiederum                    petenzmodell, „Arbeit bis 67? – Überle-
                                                  und verbessern können, ist Thema der nächsten Kapitel.                                    von deren langjähriger Expertise. „Ich sehe darin nur Chancen, keine Risiken“, sagt             gungen aus arbeitsmedizinischer Sicht“
                                                                                                                                            Geschäftsführer David Abele über diese generationenübergreifende Zusammenar-                        baua.de/DE/Angebote/Publikationen/
                                                                                                                                                                                                                                                 Fokus/artikel09.html
                                                                                                                                            beit. Sie ist für ihn zudem eine Strategie, dem Fachkräftemangel entgegenzuwir-
                                                                                                                                            ken und sich für die Zukunft zu rüsten.
Ältere Mitarbeiter in der digitalen Arbeitswelt - Handlungsfelder, Tipps und Best Practice - BIHK
12 | ARBEITSFÄHIGKEIT ERHALTEN, WETTBEWERBSFÄHIGKEIT SICHERN                                                                                  Inhalt                                                                      ARBEITSFÄHIGKEIT ERHALTEN, WETTBEWERBSFÄHIGKEIT SICHERN | 13

     3. Arbeitsfähigkeit erhalten, Wettbewerbs-
         fähigkeit sichern

                                                    Handlungsfelder einer demografiefesten Unternehmensführung                                Für die Antworten werden Punkte vergeben, woraus sich ein Ergebnis zwischen 7
                                                                                                                                              (schlechte Arbeitsfähigkeit) und 49 (sehr gute Arbeitsfähigkeit) Punkten ergibt. Die
                                                    Was tun?                                                                                  erreichte Punktzahl gibt einerseits Auskunft darüber, wie hoch die eigene Arbeitsfä-
                                                    Vor fast 30 Jahren stellte man sich am „Finnischen Institut für Arbeitsmedizin“ (FIOH)    higkeit jetzt und künftig eingeschätzt wird. Zum anderen lassen sich Ziele ableiten,
                                                    u. a. die Frage, wie die Potenziale von Beschäftigten einerseits so gefördert werden      wie z. B. Arbeitsfähigkeit wiederherstellen, verbessern oder auch unterstützen. Der
                                                    können, dass die Unternehmen möglichst lange von ihnen profitieren können, ande-          WAI ermöglicht individuelle Lösungen für alle Mitarbeiter, eben weil er neben allen
                                                    rerseits die Beschäftigten möglichst gesund und vital in Rente gehen. Ein wichtiges       gesetzlichen Regelungen zusätzlich das Individuum mit seinen Stärken und Schwä-
                                                    Forschungsergebnis des FIOH ist: Die Arbeitsfähigkeit bleibt nicht allein durch Arbei-    chen in den Fokus der Arbeitsgestaltung rückt. Wer sich näher für den WAI und seine
                                                    ten erhalten. Ihr Erhalt und Ausbau erfordert vielmehr Aktivitäten auf den folgenden      Einsatzgebiete interessiert – siehe Links & Literatur.
                                                    Interventionsfeldern:

       Vorbeugen ist                                    Gesundheit                              rbeitsgestaltung
                                                                                                A                                               Praxisbericht                                                                                Profil
       besser als Heilen                                 Weiterbildung                         Führungskultur
                                                                                                                                                Ohne Denkverbote und Altersgrenzen: Die Gruber Unternehmensgruppe bei                        Unternehmen
                                                                                                                                                                                                                                             Gruber Unternehmensgruppe,
       Beginnen Sie mit der Demografiearbeit        Geschieht hier nichts, nimmt die Arbeitsfähigkeit in der Regel zwar nicht wegen des         Cham                                                                                         Rötz-Bernried bei Cham
       im Betrieb nicht erst bei den älteren Mit-
       arbeitern - auch Jüngere profitieren von
                                                    Alters, aber dennoch im Altersgang ab. Um das zu verhindern, sollte die betriebliche
                                                    Demografiearbeit frühzeitig im Unternehmen ein Thema werden. Denn obgleich sich             Erfahrung ist kaum zu ersetzen. Deshalb war der älteste Bauleiter, den Johanna               Branche
       Präventionsmaßnahmen zum Erhalt von                                                                                                                                                                                                   Bau
       Gesundheit und Arbeitsfähigkeit - und        die Arbeitsfähigkeit auch im reiferen Alter durch geeignete Maßnahmen noch ver-             Gruber jemals eingestellt hat, bereits 72 Jahre alt. Aber: „Er wusste, was er konn-
       werden es Ihnen im Alter danken!
                                                    bessern lässt: Vorbeugen ist auch hier besser als Heilen. Ebenfalls wichtig: Betriebli-     te und war sehr motiviert. Wir fanden das toll und haben nicht lange überlegt“,              Beschäftigte
                                                    che Demografiearbeit sollte sich nicht ausschließlich auf die bereits Ergrauten in der      sagt die Personalleiterin der Gruber Unternehmensgruppe in Rötz bei Cham.                    ca. 300
                                                    Belegschaft beschränken, sondern schon die Jungen und insbesondere die Beschäf-             Ältere Beschäftigte spielen für den familiengeführten Mittelständler, der sich                  gruber-gruppe.com
                                                    tigten im besten Alter einbeziehen. Schließlich sind das die Älteren von morgen, de-        auf Ausbau, Holzbau und Baumanagement spezialisiert hat, eine wichtige Rolle.
                                                    ren künftige Arbeits- und Beschäftigungsfähigkeit bereits jetzt durch entsprechende         Gegenwärtig sind rund 15 Prozent der Belegschaft älter als 55 Jahre. Als vor
                                                    Interventionen gefördert werden kann (und muss).                                            20 Jahren auf einen Schlag die drei wichtigsten gewerblichen Mitarbeiter fami-
                                                                                                                                                lien- und krankheitsbedingt ausschieden, war die entstandene Lücke nicht ohne
                                                    Zweigleisig zum Erfolg                                                                      Weiteres zu schließen: „Da haben wir zum ersten Mal gemerkt, wie viel Wissen
                                                    Maßnahmen, welche die Arbeitsfähigkeit unterstützen, sollten in zwei Richtungen zielen:     und Erfahrung wir gar nicht so einfach ersetzen können“, sagt Johanna Gruber.
                                                                                                                                                Ziel ihrer Personalpolitik ist es seither, Beschäftigte so lange wie möglich am
                                                      Alter(n)sgerechte Arbeitsgestaltung: Darunter fallen spezifische Maßnahmen für           Arbeitsplatz zu halten.
                                                        die Gruppe älterer Arbeitnehmer, deren Leistungsspektrum sich verändert hat. Ziel
                                                        ist dabei, älteren Mitarbeitern Beschäftigungsmöglichkeiten zu sichern, bzw. neue       Als erstes unterzog sie sämtliche Aufgaben einem Kompetenzcheck. Und sie
                                                        Perspektiven im Unternehmen zu eröffnen.                                                stellte fest: Zahlreiche Jobs sind wie gemacht für ältere Beschäftigte. „Gerade
                                                       Alter(n)sgerechte Erwerbsbiografien: Die Entwicklung der Arbeitsfähigkeit ist           wenn Bauvorhaben stecken geblieben sind, brauchen wir Menschen, die souve-
                                                        von den Anforderungen und Belastungen abhängig, mit denen der Mensch im                 rän auftreten und Konflikte lösen können. Außerdem ist es Älteren oft besonders
                                                                                                                                                                                                                                             Links & Literatur
                                                        gesamten Verlauf seines Erwerbslebens konfrontiert wird. Deshalb müssen früh            wichtig, Projekte abzuschließen.“
                                                        Strategien entwickelt werden, die präventiv der Entstehung alterstypischer Einbu-                                                                                                       emografischer Wandel in der Arbeits-
                                                                                                                                                                                                                                               D
                                                                                                                                                                                                                                               welt – Bevölkerung, Bildung, Arbeitsmarkt,
                                                        ßen entgegenwirken.                                                                     Für die Bewerbungsverfahren entwickelte sie mit ihrem Team generell einen                      Arbeitsbedingungen, Gesundheit, Arbeit
                                                                                                                                                festen Kriterienkatalog. Er gleicht die anstehenden Aufgaben systematisch mit                  im Alter demowanda.de
                                                    Der Arbeitsfähigkeitsindex (Work Ability Index – WAI)                                       den jeweiligen Fähigkeiten ab. „So schließen wir aus, dass wir uns mit unbe-                    as Demographie Netzwerk (ddn) – Im
                                                                                                                                                                                                                                               D
                                                    Der Begriff Arbeitsfähigkeit ist jetzt schon einige Male gefallen. Was verbirgt sich        wussten Vorurteilen selber im Wege stehen.“ Im Alltag schaut sie, was bestimm-                 Mittelpunkt stehen Themen wie Gesund-
                                                                                                                                                                                                                                               heit, Arbeitsorganisation, Qualifizierung
                                                    eigentlich dahinter? Wenn man die objektiven Maßstäbe zur Bewertung eines Arbeits-          te Zielgruppen am Arbeitsplatz brauchen. „Ältere Beschäftigte wünschen sich oft                und Weiterbildung oder Führungs- und
                                                    platzes, wie z. B. die Arbeitsstättenverordnung, Berufsgenossenschaftlichen Vorschrif-      Teilzeit oder Home-Office. Das ist bei uns aber sowieso Standard, weil wir auch                Unternehmenskultur.
                                                    ten für Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz (BGV), DIN-Normen etc. anlegt, weiß         viele junge Eltern im Team haben.“                                                                demographie-netzwerk.de
                                                    man, ob ein Arbeitsplatz den gesetzlichen Vorschriften entspricht. Aber wie gut die                                                                                                        WAI und das WAI-Netzwerk
                                                                                                                                                                                                                                                 wainetzwerk.de
                                                    Person, die dort arbeiten soll, mit diesem Arbeitsplatz zurechtkommt, weiß man dann         Mit dem Ergebnis ihrer Personalpolitik ist Johanna Gruber sehr zufrieden. Ihr
                                                    noch nicht. Diese Lücke schließt der WAI. Es handelt sich dabei um ein Fragebogenins-       ältester Bauleiter war noch sechs Jahre tätig und spielte eine wichtige Rolle im
                                                    trument, das die Beschäftigten nach der persönlichen Beurteilung ihres Arbeitsplatzes       Unternehmen. Mit 78 Jahren verabschiedete er sich in den Ruhestand. Johanna
                                                    fragt. Dabei kommen die physischen und psychischen Anforderungen ebenso zur                 Gruber: „Das war nicht leicht für uns, diese Erfahrung zu verlieren.“
                                                    Sprache wie der eigene Gesundheitszustand und die eigenen Leistungsreserven.
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14 | WISSEN GENERIEREN, HANDLUNGSOPTIONEN SCHAFFEN                                                                                      Inhalt                                                                              WISSEN GENERIEREN, HANDLUNGSOPTIONEN SCHAFFEN | 15

     4. W
         issen generieren, Handlungsoptionen schaffen

                                               Werkzeuge einer demografiefesten Unternehmensführung                                     Die Bedeutung der Qualifikationsanalyse ist insofern kaum zu überschätzen, da sie
                                                                                                                                        sogenannte Engpassqualifikationen identifiziert. Das sind solche, über die unterneh-
                                               In die Menschen investieren                                                              mensweit nur sehr wenige Personen verfügen, ohne die aber das große Ganze nicht
                                               Es gibt viele Möglichkeiten, wie Unternehmen die Arbeitsfähigkeit ihrer Beschäftig-      funktioniert. Werden solche Arbeitsplätze identifiziert, lohnt der Blick in die Alters-
                                               ten erhalten, fördern und wiederherstellen können. Erfolg versprechend sind vor al-      strukturanalyse. Hier lässt sich ablesen, wann dieses spezifische Wissen mitsamt
                                               lem solche Konzepte, welche die Aktivitäten auf den relevanten Handlungsfeldern zu       seiner Träger verrentet wird und schlimmstenfalls dem Unternehmen von heute auf
                                               einem ganzheitlichen betrieblichen Generationenmanagement bündeln. Dieses Gene-          morgen nicht mehr zur Verfügung steht. Damit solche personalpolitischen Lücken
                                               rationenmanagement sollte frühzeitig im Unternehmen starten, da viele Maßnahmen          rechtzeitig erkannt und geschlossen werden, ist die Qualifikationsbedarfsanalyse
                                               bereits bei den Jüngeren ansetzen müssen und erst mittel- und langfristig wirken.        ebenso unverzichtbar wie die Altersstrukturanalyse. Wie so etwas genau geht, was
                                               Am Anfang jeder systematischen betrieblichen Demografiearbeit steht die Analyse          Sie als Unternehmer dafür brauchen, welche Hilfen zur Verfügung stehen: siehe
                                               der Ist-Situation des Unternehmens. Auf dieser Basis lassen sich dann Handlungsbe-       Links & Literatur.
                                               darfe identifizieren und damit verbundene Investitionsentscheidungen treffen. Für
                                               die Analyse des demografischen Status quo eines Unternehmens gibt es zahlreiche          Ebenso kann Ihnen der IHK-Demografierechner Bayern – siehe Info-Box unten –
                                               Instrumente und Methoden, die sich thematisch in drei Bereiche gliedern:                 wertvolle Hinweise für Ihre Personalplanung geben. Sie können sich mit diesem
                                                                                                                                        Instrument Ihre Ersatzbedarfe bis in das Jahr 2030 darstellen lassen und bekommen
                                                 die Altersstrukturanalyse                                                             die Fachkräftesituation in den jeweiligen Berufen dargestellt. Weitere Informationen
                                                  die Qualifikationsbedarfsanalyse                                                     über die Entwicklung von Fachkräfteangebot und -nachfrage in einzelnen Berufen,
                                                   die alter(n)skritische Gefährdungs- und Belastungsbeurteilung                       Qualifikationen, Regionen oder Branchen in Bayern finden Sie unter:
                                                                                                                                           ihk-fachkraeftemonitor-bayern.de.
                                               Die Altersstrukturanalyse
                                               Mit der Altersstrukturanalyse wird die aktuelle Altersstruktur im Unternehmen            Die alter(n)skritische Gefährdungs- und Belastungsbeurteilung
                                               erfasst, indem z. B. die folgenden Fragen gestellt werden: Gibt es mehr Mitarbeiter      Als Arbeitgeber sind Sie nach dem Arbeitschutzgesetz verpflichtet, eine sogenannte
                                               über als unter 40 im Unternehmen? Werden bei Neueinstellungen sowohl Ältere als          Gefährdungsbeurteilung durchzuführen. Damit sollen Mängel bei der Arbeitsum-
                                               auch Jüngere eingestellt? Wie ist es um die Frauenquote bestellt? Wie hoch ist die       gebung, -gestaltung und -organisation auf Grundlage von Richtlinien, Normen,
                                               Zahl der An- und Ungelernten im Unternehmen? Auf Basis solcher Fragen kann nicht         Grenzwerten etc. identifiziert werden, um sie danach im Sinne von Sicherheit und
                                               nur die gegenwärtige Altersstruktur analysiert werden, möglich wird auch der Blick       Gesundheit zu beseitigen. Einen Schritt weiter geht die nicht vorgeschriebene, aber
                                               in die personalpolitische Zukunft eines Unternehmens. So lässt sich z. B. abschätzen,    mit Blick auf älter werdende Belegschaften sinnvolle alter(n)skritische Gefährdungs-
                                               wie viele Beschäftigte aus welchen Abteilungen mit welchen Qualifikationen wann          und Belastungsbeurteilung. Sie basiert auf der normalen Gefährdungsbeurteilung,
                                               in Rente gehen und ersetzt werden müssen. Die Altersstrukturanalyse entwirft ein         berücksichtigt bei der Bewertung von Arbeitsplätzen aber auch alterskritische
                                               belastbares Zukunftsszenario hinsichtlich der Zusammensetzung der Belegschaft            Gefährdungen und Belastungen. So kann ein Arbeitsplatz beleuchtungstechnisch
                                               nach Alter, Qualifikation, Geschlecht und Beschäftigtenstatus. Darauf basierend          zwar vorschriftsmäßig, für Ältere aber dennoch ungenügend ausgeleuchtet sein.
                                               lassen sich dann aktuelle und künftige Personal- und Qualifikationsengpässe früh         Einen solchen Mangel zu beseitigen, ist mit wenig finanziellem Aufwand verbunden,
                                               erkennen, sodass die Personalabteilung ebenso früh gegensteuern kann. Alles, was         birgt aber Vorteile für alle Beteiligten: Der Mitarbeiter kann seine Aufgaben besser
                                               Sie für eine solche Altersstrukturanalyse brauchen, sind die aktuellen Personaldaten     erfüllen und das Unternehmen profitiert von der besseren Produktivität. Bei einer
                                               aller Mitarbeiter, also Alter, Geschlecht, Qualifikation, Funktion, Arbeitsbereich und   üblichen Gefährdungsbeurteilung wäre ein solcher Mangel nicht weiter aufgefallen.
                                               erwartbares Ausscheiden aus dem Unternehmen, z. B. durch Ende der Befristung,
                                               Altersteilzeit, Rente.

                                               Die Qualifikationsbedarfsanalyse
                                                                                                                                         Gut zu wissen
                                               Die Qualifikationsbedarfsanalyse richtet den Fokus auf die vorhandenen Personalres-
                                               sourcen im Unternehmen und hilft dabei, diese zielgerichtet zu entwickeln und zu         Wie steht es um die Altersstruktur im Unternehmen?
                                               qualifizieren. Hierfür werden einerseits alle Qualifikationsanforderungen ermittelt,
                                               die für den optimalen Rundlauf aller Betriebsbereiche jetzt und künftig benötigt         Der IHK-Demografierechner Bayern gibt Auskunft. Nur wer die jetzige und künf-
                                               werden. Andererseits werden alle Fähigkeiten, Kenntnisse und Potenziale der Be-          tige Altersstruktur seines Unternehmens kennt, kann Personalengpässe erkennen
                                               schäftigten erfasst, die diese bereits haben.                                            und rechtzeitig gegensteuern. Der IHK-Demografierechner Bayern unterstützt Sie
                                                                                                                                        kostenfrei bei dieser wichtigen Aufgabe. Mit seiner Hilfe lassen sich Altersstruktur
                                               Die sich daraus ergebenden Anforderungs- und Fähigkeitsprofile werden gegenüber-         und das Durchschnittsalter der Mitarbeiter Ihres Unternehmens bis in das Jahr 2030
                                               gestellt und ausgewertet. Der Qualifikationsbedarf des Unternehmens ergibt sich          visualisieren. Zugleich sehen Sie, wo Sie personalpolitisch stehen, da sich mit dem
                                               dann aus der Differenz zwischen dem Soll des benötigten Qualifikationsstandes und        Instrument die Altersstruktur Ihres Unternehmens mit denen Ihrer Region und Ihrer
                                               dem Ist-Zustand der vorhandenen Qualifikationen.                                         Branche vergleichen lassen. Darüber hinaus zeigt es Ihnen Handlungsansätze für
                                                                                                                                        eine demografiefeste Personalpolitik auf. Interessiert? Das Instrument finden Sie
                                                                                                                                        unter ihk-demografierechner-bayern.de.
Ältere Mitarbeiter in der digitalen Arbeitswelt - Handlungsfelder, Tipps und Best Practice - BIHK
16 | WISSEN GENERIEREN, HANDLUNGSOPTIONEN SCHAFFEN                                                                                          Inhalt                                                                           INTERVENTIONSFELD: WEITERBILDUNG UND QUALIFIKATION | 17

                                                                                                                                            5. Interventionsfeld: Weiterbildung und
                                                                                                                                                Qualifikation

                                                                                                                                            Lernfähigkeit keine Altersfrage
       Profil                                           Praxisbericht                                                                       Vorbei sind die Zeiten, in denen eine Ausbildung für das ganze Berufsleben reichte.
                                                                                                                                            Heute revolutioniert der technische Fortschritt – Stichwort: Digitalisierung – die
       Unternehmen                                      Viele Maßnahmen führen zum Erfolg: BHS tabletop AG                                  Arbeitswelt und stellt die Beschäftigten ständig vor neue Herausforderungen. Ältere
       BHS Tabletop AG, Selb
                                                                                                                                            Beschäftigte haben in vielen Personalabteilungen allerdings den Ruf, kaum lern-
       Branche                                          Die BHS tabletop AG ist der weltweit führende Anbieter von Porzellan für alle       fähig und nur mäßig lernbereit zu sein. Insbesondere ist die Vorstellung noch weit
       Feinkeramische Industrie                         Zielgruppen der Außer-Haus-Verpflegung. Seit 2005 beschäftigt sich das Unter-       verbreitet, dass Ältere den digitalen Wandel „nicht mehr schaffen“ und mit neuen
       Beschäftigte                                     nehmen mit betrieblicher Gesundheitsförderung. Jährliche Gesundheitsprogram-        Technologien „nicht mehr klarkommen“. Dabei spricht nichts dagegen, dass Ältere
       1.100                                            me beinhalten spezifische Angebote, die auch ältere Mitarbeitern ansprechen:        ihr Wissen erhalten, aktualisieren und auch erweitern können – wenn man sie nur
                                                        Hautscreenings, Osteoporose-Checks, Sehtests und andere Angebote stoßen auf         lässt und die Voraussetzungen schafft. Das hat schon die Vergangenheit gezeigt.
          bhs-tabletop.de
                                                        reges Interesse. Die Barmer unterstützt hier im Rahmen eines Kooperations-
                                                        vertrages.                                                                          Denn schließlich sind technologische Veränderungen im Arbeitsumfeld nichts wirk-
                                                                                                                                            lich Neues. So hat das Computer-Aided-Design (CAD) in den 1990ern das Zeichen-
                                                        „Gesunde Führung“ wird bei BHS tabletop groß geschrieben. Alle Führungskräfte       brett abgelöst und damit den Konstruktionsberuf radikal verändert. Ähnliches gilt
                                                        werden zu diesem Thema intensiv geschult. Der Schulungserfolg wird durch            für die CNC-Drehmaschine, die den Beruf des Drehers schon damals digitalisiert hat.
                                                        Mitarbeiterbefragungen abgesichert. Führungskräfte werden über Zielverein-          Und wer die Büroarbeit von 1990 mit der heutigen vergleicht, stellt fest, dass die
                                                        barungen beim Thema „Gesunde Führung“ gemessen. Gesundheitszirkel in den            Beschäftigten schon immer gefordert waren, technische Veränderungen zu bewälti-
                                                        Bereichen Produktion und Logistik runden das Ganze ab. Eine jährliche Alters-       gen. Die geistigen Voraussetzungen dafür sind jedenfalls gegeben. Untersuchungen
                                                        strukturanalyse zeigt auf, wo rechtzeitige Nachfolgeplanung mit Personalent-        zeigen, dass die geistige Fitness bei entsprechendem Training auch im Alter weit-
                                                        wicklung ansetzen kann, aber auch, wo es alterskritische Teamkonstellationen        gehend erhalten bleibt, selbst die Lernfähigkeit lässt nicht zwangsläufig nach. Wie
                                                        gibt. Betriebsbegehungen wurden unter dem Aspekt „alter(n)sgerechte Arbeits-        Beschäftigte mit dem digitalen Wandel in der Arbeitswelt umgehen, ob sie diesen
                                                        plätze“ durchgeführt und Maßnahmen umgesetzt. Qualifizierungsmatrizen und           als Herausforderung annehmen oder als Überforderung erleben, ist insofern primär
                                                        Kompetenzbeurteilungen sind weitere Basistools für Personalentwicklung und          keine Frage des Alters. Entscheidend sind vielmehr Motivation, Veränderungsbe-
                                                        Wissenserhalt im Unternehmen. Mit der Einführung der „i-gb Card“ wurde 2017         reitschaft sowie nicht zuletzt Qualifikation und Weiterbildung. Alles Faktoren, die
                                                        dem Gesundheitsmanagement ein weiterer Baustein hinzugefügt, der jedem              Unternehmen beeinflussen können und im eigenen Interesse auch sollten.
                                                        interessierten Mitarbeiter die Möglichkeit gibt, finanziell unterstützte Gesund-
                                                        heitsangebote ganz nach seinem individuellen Interesse wahrzunehmen.

                                                                                                                                              Praxisbericht                                                                                Profil
                                                                                                                                              Verlockendes Angebot: die „Gesundheitsreise“ der MANN+HUMMEL GmbH                            Unternehmen
                                                       Gut zu wissen                                                                                                                                                                       MANN+HUMMEL GmbH,
                                                                                                                                                                                                                                           Marklkofen
                                                                                                                                              Das Gesundheitsmanagement der MANN+HUMMEL GmbH lädt seine Beschäftigten
                                                      Wissen, was morgen ist                                                                  mit dem Programm Boarding Gesundheit auf eine Kreuzfahrt der besonderen Art                  Branche
                                                                                                                                                                                                                                           Automotive
                                                                                                                                              ein. Zum 55. Geburtstag erhalten alle Beschäftigten eine Bordkarte als Einladung
                                                      Der IHK-Fachkräftemonitor Bayern macht Personalplanung demografiesicher.                für ihre persönliche Gesundheitsreise. Das Boarding der Reise ist ein Tagesseminar:          Beschäftigte
                                                      Wie entwickeln sich Angebot und Nachfrage nach Fachkräften in den einzelnen             Die MS MANN+HUMMEL nimmt an diesem Tag Kurs auf die Inseln Ernährung,                        ca. 21.000
                                                      Berufsgruppen in den nächsten Jahren? Gibt es regionale und branchenspezifische         Bewegung und Entspannung. Auf jeder Insel gibt es einen 45-minütigen Impulsvor-                 mann-hummel.com
                                                      Unterschiede? In welchen Berufsgruppen ist mit Fachkräfteengpässen zu rechnen?          trag und einen erlebnisorientierten Praxisteil von 45 Minuten. Take-home-Karten
       Links & Literatur                              Mit Hilfe dieser Informationen haben Sie die Möglichkeit, Ihre Personalstrategie        und Alltagstransfer sorgen am Ende des Boardings dafür, dass die Inseln nicht so
                                                      langfristig auf die Entwicklungen am Fachkräftemarkt abzustimmen und gegebe-            schnell in Vergessenheit geraten und auch im Alltag Erinnerungen geweckt werden.
          ltersstrukturanalyse-Werkzeuge – Initia-
         A                                            nenfalls gegenzusteuern. Denn wer frühzeitig die Fakten kennt, kann rechtzeitig
         tive Neue Qualität der Arbeit (INQA)
             inqa.de
                                                      Alternativen prüfen und z. B. durch Aus- und Weiterbildung gezielt Fachkräfte im        Die bisherigen Erfolge des Konzeptes sprechen für sich: Die Krankheitsdauer der
                                                      Unternehmen aufbauen oder auch solche Zielgruppen ansprechen, die bisher viel-          über 55-Jährigen konnte bei dem Filtrations-Spezialisten aus Niederbayern im
         B
          roschüre „Aller guten Dinge sind drei!“
            inqa.de                                   leicht weniger im Fokus der Personalrekrutierung standen, z. B. Frauen, Ältere oder     Vorjahresvergleich um 6,6 Arbeitsunfähigkeits-Tage gesenkt werden. Für Ralf
                                                      Menschen mit Zuwanderungsgeschichte. Das Instrument steht allen Interessierten          Schäfer, Verantwortlicher des Gesundheitsmanagements bei MANN+HUMMEL,
                                                      kostenlos zur Nutzung zur Verfügung. Sie finden es unter                                belegt dies eindrucksvoll, wie Beschäftigten die Idee eines gesunden und erfüllten
                                                          ihk-fachkraeftemonitor-bayern.de.                                                   Lebens nachhaltig vermittelt werden kann: „Wir können das körperliche und auch
                                                                                                                                              das seelische und das soziale Wohlbefinden unserer Mitarbeiterinnen und Mitar-
                                                                                                                                              beiter durch Boarding Gesundheit wirkungsvoll unterstützen.“
Ältere Mitarbeiter in der digitalen Arbeitswelt - Handlungsfelder, Tipps und Best Practice - BIHK
18 | INTERVENTIONSFELD: WEITERBILDUNG UND QUALIFIKATION                                                                                                            Inhalt                                                                         INTERVENTIONSFELD: WEITERBILDUNG UND QUALIFIKATION | 19

                                                           Mehr in Ältere investieren!                                                                              E indeutiges Bekenntnis zu Weiterbildung. Fordern Sie die Bereitschaft der
                                                           Arbeitgeber wie Beschäftigte müssen sich angesichts der demografischen Entwick-                           Beschäftigten aller Altersgruppen zur Weiterbildung ein. Durch strukturierte
                                                           lung auf ein längeres Verbleiben älterer Mitarbeiter im Unternehmen einstellen.                           Mitarbeitergespräche können Sie jährlich an dieses Thema erinnern oder eine Wei-
                                                           Das aber setzt gerade in Zeiten des digitalen Wandels sowohl mehr Bereitschaft zur                        terbildung pro Jahr sogar zu einer festen Regel im Unternehmen machen.
                                                           Fortbildung bei den älteren Beschäftigten als auch mehr Investitionen in Weiterbil-
                                                           dung und Qualifikation von den Unternehmen voraus. Dass den Unternehmen der                              R
                                                                                                                                                                     espekt. Wertschätzen Sie das Erfahrungswissen Ihrer älteren Mitarbeiter wert.
                                                           Stellenwert von Weiterbildung sehr bewusst ist, zeigt das IHK Unternehmensbarome-                        Vermitteln Sie Anerkennung zum Beispiel durch gemeinsame Veranstaltungen,
                                                           ter 2017 zu den Auswirkungen der Digitalisierung:                                                        an denen sich Beschäftigte mit Geschäftsführung oder Vorstand austauschen.
                                                                                                                                                                    Nur wer sich respektiert fühlt, ist auch motiviert, sich für das Unternehmen zu
                                                           Abb. 7: Welche Auswirkungen hat die Digitalisierung in Ihrem Unternehmen?                                engagieren.
                                                           (in Prozent)
                                                                                                                                                                    G
                                                                                                                                                                     leichbehandlung. Machen Sie das Alter nicht zum Stigma. Je selbstverständli-
                                                                                                                                                                    cher junge und ältere Beschäftigte miteinander arbeiten und lernen können, desto
                                   Investitionsbedarf                                                                                                   87
                                                                                                                                                                    weniger wird die eigene Lernfähigkeit hinterfragt. Extraprogramme für Ältere
                          Weiterbildungsmaßnahmen                        -1                                                                             87          machen nur in Ausnahmefällen Sinn. Das könnten zum Beispiel Umschulungsan-
                                                                                                                                                                    gebote bei schweren körperlichen Tätigkeiten oder Anwenderschulungen für neue
                                    Sicherheitsrisiken                 -3                                                                     75
                                                                                                                                                                    Kommunikationstechnologien (Smartphones, Tablets etc.) sein.
                             Flexibilität des Arbeitens                 -2                                                                   72
                                                                                                                                                                   Die Investition in ständiges Lernen kann durch Ausgaben für klassische Schulungen
                Chancen durch neue Geschäftsmodelle                      -1                                                             67                         und Trainings getätigt werden. Was man hierzu bei der Auswahl von Maßnahmen
                                                                                                                                                                   berücksichtigen kann, haben wir in der Infobox auf S. 20 beschrieben. Mindestens
                            Rechtliche Unsicherheiten                    -1                                                            65
                                                                                                                                                                   genauso wichtig ist allerdings das Gestalten von Lernprozessen im Arbeitsalltag.
                   Probleme durch fehlende Standards                   -3                                                         60
                                                                                                                                                                   Abwechslung im Arbeitsalltag
              Konkurrenz durch neue Geschäftsmodelle                     -5                                                 54                                     Es gibt kein größeres Lernhindernis, als eine Tätigkeit, bei der es nichts zu lernen
                                                                         -5                                        44                                              gibt. Eine solche Tätigkeit mit viel Routine und wenig Abwechslung führt langfristig
                                              Umsatz
                                                                                                                                                                   dazu, dass Betroffene das Lernen verlernen und damit auch Qualifikationen verlie-
                                 Zahl der Mitarbeiter           -19                       18                                                                       ren. Als vorbeugende Maßnahme empfiehlt die Arbeitswissenschaft eine Arbeitsor-
                                                                                                                                                                   ganisation, die unterschiedliche Arbeitsinhalte zu einer möglichst zusammenhän-
                                                          -20                 0                20                40                60              80        100   genden Tätigkeit bündelt. Solche abwechslungsreichen Aufgabenzuschnitte, wie sie
                                                                                                                                                                   z. B. typisch für Mischarbeit sind, fordern und fördern die Beschäftigten und tragen
                                                                 Reduzierung                Erhöhung                                                               so zum Erhalt der Lern- und Arbeitsfähigkeit bei.
                                                           Quelle: IHK-Unternehmensbarometer zur Digitalisierung, Dezember 2017
                                                                                                                                                                   Für Sie als Personalverantwortlichen stellt sich somit die Aufgabe, Beschäftigte
                                                                                                                                                                   langfristig so einzusetzen, dass sie möglichst viele ihrer Fähigkeiten einbringen
                                                                                                                                                                   können und ihre Potenziale entwickeln können. Übertragen Sie Ihren Beschäftig-
                                                           Lernkultur im Unternehmen fördern                                                                       ten deshalb auch solche Aufgaben, bei denen mit neuen Techniken und Verfahren
                                                           Unterbleibt die permanente und gezielte Qualifizierung der Beschäftigten, verliert                      umgegangen werden muss. So wird der Umgang mit IT-Systemen wie z. B. Doku-
                                                           jede Fachkraft zunächst den Anschluss an aktuelle Entwicklungen, büßt danach                            mentenmanagement, Intranet-Portalen, Kollaborationstools, aber auch Anwendun-
                                                           Produktivität ein und verlernt letztlich auch das Lernen. Da sich Fachpersonal aktuell                  gen auf Smartphones und Tablets nicht nur in internen Schulungen, sondern auch
                                                           und künftig nicht so einfach rekrutieren lässt, bleiben Produktivitätspotenziale                        on-the-job erlernt.
                                                           liegen, was die Wettbewerbsfähigkeit eines Unternehmens gefährdet. Um diese
                                                           Abwärtsspirale zu vermeiden, sollte eine Unternehmenskultur angestrebt werden, die                      Es gibt klassische Modelle für eine solche lernförderliche Arbeitsorganisationen,
                                                           Lernen als generationenübergreifende Aufgabe versteht und entsprechend organi-                         zum Beispiel:
                                                           siert. Eine solche lernförderliche Kultur zeigt zum Beispiel die folgenden Merkmale:
                                                                                                                                                                    J ob Rotation. Hier pendeln die Beschäftigten zwischen unterschiedlichen Arbeits-
                                                                E ntwicklungsperspektiven. Die Aussicht auf persönliche Entwicklung weckt                           plätzen mit verschiedenen Anforderungen. Das ist je nach Aufgabe für kurze
                                                                den Wunsch nach Weiterbildung. Wenn die Karriereleiter nach oben versperrt                           Zeit möglich, aber auch durchaus für ganze Quartale umsetzbar. Lassen Sie Ihre
                                                                ist, schaffen Sie horizontale Entwicklungsmöglichkeiten für Ihre Mitarbeiter. Das                    Beschäftigten an unterschiedlichen Arbeitsplätzen im Unternehmen hospitieren.
                                                                kann z. B. die Übernahme eines Projekts sein oder auch die Mitarbeit in Projekten                    Dabei kann die befristete assistierende Mitarbeit durchaus in allen Bereichen des
                                                                anderer Teams.                                                                                       Unternehmens bis hin zur Produktion stattfinden.
20 | INTERVENTIONSFELD: WEITERBILDUNG UND QUALIFIKATION                                                                                            Inhalt                                                                      INTERVENTIONSFELD: WEITERBILDUNG UND QUALIFIKATION | 21

                                                     Betriebsinterne Praktika. Diese gehen zeitlich und inhaltlich über die Hospitati-
                                                     onen hinaus. Sie ermöglichen eingehende Einblicke in andere Arbeitsbereiche und                 Praxisbericht                                                                           Profil
                                                     erleichtern den Tätigkeitswechsel innerhalb des Unternehmens, wenn dieser eines
                                                     Tages notwendig werden sollte. Die Zusammenarbeit zwischen den Generationen                    Langfristig planen, Wissen sichern – die OHB System AG in Oberpfaffen-                   Unternehmen
                                                                                                                                                                                                                                             OHB System AG,
                                                     wird ebenso gefördert wie das Verständnis für Arbeits- und Produktionsabläufe.                 hofen                                                                                    Weßling-Oberpfaffenhofen

                                                     JobEnrichment. Hier werden die Tätigkeitsbereiche eines Beschäftigten für kurze               In der Raumfahrt gelten eigene Gesetze, auch bei der Qualifikation der Be-               Branche
                                                                                                                                                                                                                                             Raumfahrt
                                                     oder längere Zeit mit verwandten Tätigkeiten oder solchen angereichert, die mit                schäftigten. Entsprechend wichtig sind diese Fachleute für ein Raumfahrtunter-
                                                     der eigenen täglichen Arbeit in Verbindung stehen. Im Falle einer Person, die an               nehmen wie die OHB System AG in Oberpfaffenhofen. Ihr Wissen und ihre                    Beschäftigte
                                                     einer CNC-Fräse arbeitet, könnte diese z. B. auch von Zeit zu Zeit Kundenführungen             Erfahrung lassen sich nur mit der richtigen Strategie auf Dauer bewahren und             knapp 450
                                                     durch die Produktionshalle übernehmen oder bei der Schichtplanung mitwirken.                   nutzen. So arbeiten bei der OHB System AG altersgemischte Teams an den Pro-                 ohb.de
                                                                                                                                                    jekten. Dabei finden nicht selten jahrzehntelange Erfahrung und neue Ideen und
                                                     Teamorientierte   Projektstrukturen. Hier ist angestrebt, die Beschäftigten aller             Perspektiven zusammen. Die Nachfolgegeneration ist bei OHB oft bereits beim
                                                     Altersgruppen in interdisziplinäre und abteilungsübergreifende Projektarbeit ein-              Startschuss mit an Bord und kann den Staffelstab beim altersbedingten oder
                                                     zubinden. Dabei profitieren einerseits die Projektergebnisse von der Erfahrung der             unerwarteten Ausscheiden älterer Kollegen übernehmen. OHB-Personalvorstand
                                                     Älteren, diese bleiben andererseits durch die Beschäftigung mit aktuellen Projekten            Klaus Hofmann hat im Unternehmen eine durchgehende Nachfolgeregelung
                                                     auf dem Laufenden. Es muss aber nicht immer das große Arbeitsprojekt sein. Auch                eingeführt: „In der Raumfahrt haben wir es meist mit Einzelprojekten zu tun.
                                                     Firmenfeste, Kundenveranstaltungen oder Messeauftritte können kleine Projekte                  Deshalb ist der kontinuierlich wachsende Erfahrungsschatz unserer Experten
                                                     darstellen, in denen sich Mitarbeiter entsprechend einbringen können.                          genau wie das Weitergeben ihres Wissens für uns von zentraler Bedeutung.“
                                                                                                                                                    Für das Hochtechnologieunternehmen ist das lebenslange Lernen seiner Be-
                                                     Mentoring-   und Tandem-Systeme. Diese führen einerseits neue Mitarbeiter                     schäftigten entscheidend, um dauerhaft im Wettbewerb bestehen zu können.
                                                     schneller in die Kultur und Arbeitsweise des Unternehmens ein und veranlassen                  Bei der OHB System AG wird deshalb auch die Weiterbildung der Fachkräfte
                                                     andererseits die Mentoren dazu, das eigene Erfahrungswissen zu reflektieren und                und Ingenieure individuell abgestimmt und ebenfalls langfristig geplant.
                                                     strukturiert weiterzugeben.

                                                    Diese Modelle sind für alle Beteiligten vorteilhaft. Die Zusammenarbeit zwischen den
                                                    Generationen wird ebenso gefördert wie das Verständnis für Arbeits- und Produkti-
                                                    onsabläufe. Und was auch nicht unterschätzt werden sollte: Der persönliche Kontakt
                                                    mit anderen Beschäftigten verbessert die sozialen und kommunikativen Kompe-
                                                    tenzen der Beschäftigten. Das wiederum verbessert das Betriebsklima, was oft mit
                                                    steigender Produktivität einhergeht.

                                                     Gut zu wissen
                                                    Achten Sie bei der Suche nach geeigneten Seminaren für Ältere besonders auf

                                                        d ie Lernziele: Sind sie nur Inhaltsangaben oder wird beschrieben, was die Teilneh-
                                                         mer am Ende „tun können“?
       Links & Literatur                                 das Lerntempo: Ist es flexibel, z. B. durch einen Blended-Learning-Ansatz?
                                                     die Lehrmethodik: Wieviel Zeit wird auf aktive Methoden, z. B. Diskussionen, Rollen-
        eutscher Bildungsserver
       D                                              spiele, Kleingruppenarbeit, Übungen der praktischen Anwendung des Gelernten usw.
          bildungsserver.de/Qualifizierung-aelte-     verwendet?
       rer-Arbeitnehmerinnen-und-Arbeitneh-
       mer-5184-de.html                                   die Darstellung: Werden audiovisuelle Medien eingesetzt?
        undesinstitut für Berufsbildung
       B                                              praktische Übungen: Ist es möglich, den Lehrstoff vor Ort – also je nach Thema z. B.
          bibb.de                                      direkt am Computer, in einer Produktionshalle oder anhand von selbst mitgebrachten
                                                       Unterlagen aus dem eigenen Arbeitsalltag zu erlernen und damit gleich anzuwenden?
                                                       d as Lehrpersonal: Wieviel praktische Erfahrung hat das Lehrpersonal im Themenbereich?
                                                           Nachhaltigkeit: Gibt es die Möglichkeit zur Nachbereitung der Inhalte (z. B. prakti-
                                                            sche Übungsaufgaben, Telefonsprechstunde, etc.)?
22 | INTERVENTIONSFELD: GESUNDHEIT                                                                                               Inhalt                                                                                      INTERVENTIONSFELD: GESUNDHEIT | 23

     6. Interventionsfeld: Gesundheit

                                     Gesundheit als Unternehmensziel                                                             weitgehend einig, dass Stress und Überforderung zu Rückenschmerzen führen können –
                                     Ein gewisses Maß an Gesundheit und Wohlbefinden ist Voraussetzung für Leistungs-            und dann hilft der ergonomische Bürostuhl auch nicht weiter. Die in den letzten Jahren
                                     fähigkeit und Motivation – auch und gerade im fortgeschrittenen Alter. Dabei meint          zu verzeichnende stetige Zunahme der Arbeitsunfähigkeit wegen psychischer Erkrankun-
                                     Gesundheit hier mehr als die bloße Abwesenheit von Krankheit. Es geht vielmehr um           gen wird von Fachleuten zu einem guten Teil auf die Arbeit bzw. die Arbeitsbedingungen
                                     einen Gesundheitsbegriff, der in Anlehnung an die Definition der Weltgesundheits-           zurückgeführt.
                                     organisation einen Zustand des physischen, psychischen und sozialen Wohlbefindens
                                     beschreibt. Damit ist Gesundheit ein ehrgeiziges Ziel, das Sie als Unternehmer am bes-      Ganzheitliches Gesundheitsmanagement sinnvoll
                                     ten gemeinsam mit Ihren Beschäftigten verfolgen sollten – schließlich profitieren alle      So vielfältig die Belastungsfaktoren in der Arbeitswelt sind, so vielfältig sind auch die
                                     Beteiligten vom Zuwachs an Gesundheit und Wohlbefinden. Das Mehr an körperlicher            Möglichkeiten, die Ihnen als Unternehmer zur Verfügung stehen, präventiv auf die
                                     und seelischer Gesundheit trägt einerseits bei den Beschäftigten zum Erhalt der Ar-         Gesundheit Ihrer Beschäftigten einzuwirken. Entscheidend für den Erfolg ist ein syste-
                                     beitsfähigkeit bei und verbessert die Lebensqualität. Andererseits ist die Gesundheit der   matisches Vorgehen. Am besten, Sie bündeln Ihre Aktivitäten zu einem ganzheitlichen
                                     Mitarbeiter ein bedeutsamer Faktor für die Wettbewerbsfähigkeit eines Unternehmens.         betrieblichen Gesundheitsmanagement. Informationen, wie so etwas geht und was Sie
                                     Schließlich sind sie es, die sich engagiert für die Unternehmensziele einsetzen sollen.     dafür tun müssen, haben die bayerischen IHKs in einer eigenen Broschüre zusammenge-
                                     Das können sie am besten, wenn sie gesund sind und sich bei der Arbeit (und darüber         stellt, siehe Links & Literatur.
                                     hinaus) wohlfühlen. Zudem bedeuten viele krankheitsbedingte Fehltage – einerlei in
                                     welcher Altersgruppe – immer auch Organisationsaufwand und vor allem Kosten. Weil           Grundsätzlich umfasst die betriebliche Gesundheitsförderung sowohl verhältnispräven-
                                     die Mitarbeitergesundheit insofern wettbewerbsrelevant ist, muss sie neben Qualität,        tive als auch auf verhaltenspräventive Maßnahmen. Im Bereich der Verhältnisprävention
                                     Wirtschaftlichkeit und Kundenzufriedenheit zu den Zielen eines jeden Unternehmens           kommen z. B. in Frage:
                                     gehören, insbesondere von solchen mit alternden Belegschaften.
                                                                                                                                  M
                                                                                                                                   aßnahmen des klassischen Arbeits- und Gesundheitsschutzes, also die ergonomische
                                     Arbeit kann krank machen                                                                     Optimierung von Arbeitsplatz, Arbeitsumgebung und Arbeitsablauf, z. B. durch die
                                     Es gibt zahlreiche Möglichkeiten für Unternehmen, positiven Einfluss auf die Ge-             Vermeidung von Lärm, Kälte, Hitze, Zugluft, Schadstoffen usw.
                                     sundheit der Mitarbeiter zu nehmen – Stichwort: Betriebliche Gesundheitsförderung.           D
                                                                                                                                   ie Einführung einer gesundheitsförderlichen Arbeitsorganisation, z. B. Mischarbeit,
                                     Sich hier zu engagieren, ist für jedes Unternehmen sinnvoll, für Unternehmen mit             die Abwechselung bietet, wenig Routineanteile enthält, der Monotonie vorbeugt und
                                     älteren Belegschaften aber schon fast zwingend. Denn mit steigendem Alter nimmt              viele Freiheitsgrade bietet.
                                     zwar nicht die Häufigkeit der Erkrankungen zu, wohl aber deren Dauer. Deshalb haben
                                     Unternehmen mit älteren Belegschaften bei ansonsten gleichen Rahmenbedingungen              Bei der Analyse der von Ihnen angebotenen Arbeit und Arbeitsbedingungen hilft Ihnen
                                     mehr Fehlzeiten und sind somit weniger wettbewerbsfähig. Viele Erkrankungen sind            die im Arbeitsschutzgesetz vorgeschriebene Gefährdungsbeurteilung, die Sie am besten
                                     dabei weniger eine Folge des Alters, sondern vielmehr schlechten Arbeitsbedingungen         um alterskritische und beteiligungsorientierte Aspekte anreichern – siehe Kapitel 3.
                                     geschuldet, mit denen Beschäftigte oft lange konfrontiert waren. So finden sich z. B.
                                     Muskel- und Skeletterkrankungen (MSE), die bundesweit mit rund einem Viertel an der
                                     Spitze aller Arbeitsunfähigkeitstage (AU-Tage) stehen, nachweislich oft bei Beschäftig-
                                     ten, deren Tätigkeiten mit hohen körperlichen Belastungen verbunden sind.

                                     Digitalisierung: Chance und Risiko
                                     Die digitale Transformation der Arbeitswelt geht mit immensen Umbrüchen und
                                     Veränderungen für die Unternehmen und Beschäftigten einher. So machen moder-
                                     ne Technologien Aufgaben häufig komplexer, wobei auch ganz neue Tätigkeitsfelder
                                     mit fach- und berufsspezifisch übergreifenden Anforderungen an die Beschäftigten
                                     entstehen. Dank moderner Kommunikationstechnologien wird die Arbeit zunehmend
                                     orts- und zeitunabhängig, und die Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit werden häufig
                                     durchlässiger.
                                     Das führt auf der einen Seite zu mehr Autonomie für die Beschäftigten, was insbe-
                                     sondere von älteren Beschäftigten oft geschätzt wird. Andererseits können sich bei
                                     ständiger Erreichbarkeit psychische Belastungen ergeben. Je nach den individuellen
                                     Bewältigungsmöglichkeiten resultiert ein mehr oder weniger großes Stresserleben, was
                                     letztendlich zu einer psychischen Erkrankung führen kann. Betroffen davon können
                                     sowohl ältere als auch jüngere Beschäftigte sein, wenngleich sich Ältere öfter gestresst
                                     fühlen. Laut Stressreport der BAuA berichten vor allem die älteren Beschäftigten von
                                     einer Zunahme von Stress. Das ist doppelt problematisch, da sich eine angeschlagene
                                     Psyche auch körperlich bemerkbar machen kann. So ist man sich in der Arbeitsmedizin
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