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AUSSEN WIRTSCHAFT WIRTSCHAFTSBERICHT RUSSISCHE FÖDERATION AUSSENWIRTSCHAFTSCENTER MOSKAU OKTOBER 2021
2 Eine Information des AußenwirtschaftsCenters Moskau Wirtschaftsdelegierter Mag. Rudolf Lukavsky T +7 495 121 0566 E moskau@wko.at W wko.at/aussenwirtschaft/ru HEAD OFFICE Mag. Cosima Steiner, MSc T +43 5 90 900 - 4442 E aussenwirtschaft.osteuropa@wko.at fb.com/aussenwirtschaft twitter.com/wko_aw linkedIn.com/company/aussenwirtschaft-austria youtube.com/aussenwirtschaft flickr.com/aussenwirtschaftaustria www.austria-ist-ueberall.at Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte, insbesondere die Rechte der Verbreitung, der Vervielfälti- gung, der Übersetzung, des Nachdrucks und die Wiedergabe auf fotomechanischem oder ähnlichem Wege durch Fotokopie, Mikrofilm oder andere elektronische Verfahren sowie der Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwertung, der Wirtschaftskammer Österreich – AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA vorbehalten. Die Wiedergabe mit Quellenangabe ist vorbehaltlich anders lautender Bestimmungen ge- stattet. Es wird darauf hingewiesen, dass alle Angaben trotz sorgfältiger Bearbeitung ohne Gewähr erfolgen und eine Haftung der Wirtschaftskammer Österreich – AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA ausgeschlossen ist. Darüber hinaus ist jede gewerbliche Nutzung dieses Werkes der Wirtschaftskammer Österreich – AUSSENWIRT- SCHAFT AUSTRIA vorbehalten. © AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA DER WKÖ Offenlegung nach § 25 Mediengesetz i.d.g.F. Herausgeber, Medieninhaber (Verleger) und Hersteller: WIRTSCHAFTSKAMMER ÖSTERREICH / AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA Wiedner Hauptstraße 63, 1045 Wien Redaktion: AUSSENWIRTSCHAFTSCENTER MOSKAU, T +7 495 121 0566, F +7 495 121 05 67 E moskau@wko.at, W wko.at/aussenwirtschaft/ru Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA
3 WIRTSCHAFTSBERICHT RUSSISCHE FÖDERATION (OKTOBER 2021) • Basiseffekt und hohen Rohstoffpreise führen zu + 3,8 % BIP-Wachstum 2021 • Erholung des Ölpreises 2021 wirkt sich positiv auf russischen Export und Staatsfinanzen aus • Österr. Exporte nach Russland sinken von Jan.-Juli 2021 um -14,9 %, die Importe aus Russ- land steigen im selben Zeitraum um +54,8 % • 30 % COVID-Impfquote durch Impfskepsis und wenig effiziente Impfkampagnen • Nur noch selektive COVID-19-Schutzmaßnahmen und Einreisebeschränkungen Wirtschaftskennzahlen 2019 2020 Prognose Prognose für 20218 für 20228 Nominales Bruttoinlandsprodukt in Mrd. USD1 1.686,7 1.480,9 1.668,6 1.831,7 Bruttoinlandsprodukt/Kopf zu Kaufkraftparität in US-Dollar2 28.756 27.696 29.727 30.768 Bevölkerung in Mio.3 148,9 149,0 148,9 148,8 Reales Wirtschaftswachstum in % 4 +2,0 -2,9 3,8 2,7 Inflationsrate in %5 +3,0 +4,9 +6,0 +4,4 Arbeitslosenrate in %6 4,6 5,8 5,3 4,8 Wechselkurs der Landeswährung (Rubel) zu Euro; 1 EUR = XX 72,46 82,73 88,58 k.A. Rubel7 Warenexporte des Landes in Mrd. US-Dollar 419,7 333,4 433,0 458,4 Warenimporte des Landes in Mrd. US-Dollar 253,9 239,6 285,7 287,2 Wirtschaftsleistung des Landes, Weltwertung:8 Rang 11 Wirtschaftsbeziehungen mit Österreich 2020 Veränderung 2021 Veränderung zum Vorjahr zum Vorjahr in in % % Österreichische Warenexporte in Mio. Euro 2.119 -10,3 1.110 (I-VII) -14,9 Österreichische Warenimporte in Mio. Euro 2.170 -21,4 1.961 (I-VII) +54,8 Österreichische Dienstleistungsexporte in Mio. Euro9 958 -12,0 171 (I-III) -44,8 Österreichische Dienstleistungsimporte in Mio. Euro10 805 -4,6 183 (I-III) -16,8 Österreichische Direktinvestitionen11, Stand 2020: 4.643 Beschäftigte bei österr. Direktinvestitionen12, Stand 2018: 50.029 Direktinvestitionen aus RU in Ö13, Stand 2020: 21.304 Beschäftige in Österreich bei Direktinvestitionen aus RU14, Stand 2018: 824 Wichtigster Warenexportmarkt für Österreich: Rang 16 1-6 Quelle: Economist Intelligence Unit 7 Quelle: Europäische Zentralbank 8 Quelle: Weltbank 9-14 Quelle: Österreichische Nationalbank Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA
4 1. Wirtschaftslage 2021 starker BIP- Hoher Rohstoffbedarf in der Post-Pandemie-Phase und rasant steigende Öl- Zuwachs preise bescheren Russland eine Wachstumsprognose von +3,8 % für 2021. Der Anstieg fällt höher als erwartet aus und überkompensiert den Wirtschaftsrück- BIP-Reduktion 2020 gang von -2,9 % in 2020. Russland verzeichnete im Pandemiejahr - u.a. auf- grund der geringeren Integration in die Weltwirtschaft - einen kleineren BIP- Rückgang als westliche Staaten. Dabei spürte Russland die wirtschaftlichen Ölpreisabsturz und Turbulenzen 2020 durchaus stark - der Ölpreiskampf mit Saudi-Arabien und Rubelabwertung der COVID-19-bedingte weltweite Nachfragerückgang nach Rohstoffen ließen die Ölpreise um 30 % abstürzen. Dies hatte direkte Auswirkungen auf den Rubel und das Staatsbudget. Daneben wirkten sich auch politischen Spannungen und Sanktionen rund um Oppositionspolitiker Alexey Navalny negativ auf die Natio- nalwährung aus, welche zum Jahresende 2020 um ca. 35 % abwertete. Harter Lockdown im Parallel zum Ölpreisverfall 2020 begann das Coronavirus sich in Russland aus- Frühling 2020 zubreiten. Zur Bekämpfung des Virus wurde neben Reise- und Ausgangsbe- schränkungen auch ein harter Lockdown der Wirtschaft im Frühjahr 2020 ein- geführt, der große Teile der Wirtschaft lahmlegte. Die Anti-COVID-Maßnahmen und der einsetzende Sommer führten zur Halbierung der Fallzahlen. Trotz eines Keine weiteren explosionsartigen Anstiegs der Infektionen ab Herbst 2020 wurde kein erneuter Lockdowns russlandweiter Lockdown eingeführt, sondern verstärkt auf Hygienemaßnah- men sowie selektive, regionale und branchenspezifische Einschränkungen ge- setzt. Dies ist auch darauf zurückzuführen, dass der russische KMU-Sektor seine Finanzreserven während des Lockdowns großteils aufgebraucht hatte und Start der Impfkam- ein zweiter harter Lockdown existenzbedrohend gewesen wäre. Mit Beginn der pagne und weitge- Sputnik-V-Impfkampagne Dezember 2021 konnte Russland die Infektionsquote hende Rücknahme der innerhalb von zwei Monaten von einem Allzeithoch von ca. 30.000 Infektionen COVID-Maßnahmen pro Tag auf rund 10.000 reduzieren. Die COVID-Einschränkungen wurden da- raufhin weitgehend zurückgenommen und die Einreise für ausgewählte Länder wieder ermöglicht. Österreichische Staatsbürger dürfen ab Juni 2021 wieder mit Infektionsanstieg einem Geschäfts- oder Touristenvisum nach Russland reisen. Seit Sommer wegen Virusmutation 2021 sind die Infektionszahlen aufgrund von Virusmutationen und der Impfskep- und Impfskepsis sis im Lande jedoch sukzessive wieder auf 25.000 Infizierte am Tag angestiegen. Wirtschaftshilfe Staatliche Hilfe für Unternehmen wurden 2020 vor allem in Form von zinslosen während COVID-19 Krediten und Steuerstundungen, später auch in Form direkter Zuschüsse be- reitgestellt. Vereinzelte Maßnahmen wurde kurzfristig 2021 weitergeführt. Die wirtschaftlichen COVID-Hilfsmaßnahmen fielen mit ca. EUR 4 Mrd. im internati- onalen Vergleich eher gering aus. 2019 litt Wirtschaft 2019 ist die russische Wirtschaft noch um +2,0 % gewachsen. Wachstumsquel- unter gesunkenem len waren die Rohstoffgewinnung und die verarbeitende Industrie. Während- Realeinkommen dessen belastete das sechs Jahre in Folge sinkende Realeinkommen den Ein- zelhandel und die Baubranche merklich. Die Hoffnungsträger der Regierung – die sogenannten „Nationalen Projekte“ – haben noch nicht den erwünschten wirtschaftlichen Aufschwung gebracht, vieles verzögert sich nun weiter. Krise 2014 hat starke Wiederkehrender Ölpreisverfall und Zerwürfnisse mit dem Westen erhöhen Auswirkung auf heu- den Druck, das auf Rohstoffexporte orientierte Wirtschaftsmodell zu diversifi- tige Wirtschaftspolitik zieren und die russische Industrie wettbewerbsfähiger zu machen. Seit 2014 werden die Diversifizierungsbestrebungen verstärkt durch eine protektionisti- sche Wirtschaftspolitik unterstützt, deren Motto „Importsubstitution und Loka- Diversifizierung, lisierung“ lautet und die bereits Erfolge – so in der Landwirtschaft und im Le- Importsubstitution bensmittelsektor - zeigt. Einschränkungen bei der öffentlichen Beschaffung und Lokalisierung und Bevorzugung lokaler Produzenten sind nur ein Beispiel für die auf den Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA
5 Aufbau lokaler Produktion ausgerichtete Wirtschaftspolitik. Um Marktanteile nicht zu verlieren oder auszubauen, haben etliche europäische Unternehmen daher beschlossen in eine Produktion in Russland zu investieren. Die stärkere Unabhängigkeit von Importen kam Russland in der COVID-19 Krise zugute. Auch die Themen Klimaschutz und die Erreichung einer CO2 Neutralität wer- den in Russland zu zentralen Fragen, klare, ausgearbeitete Konzepte fehlen aber noch. Als erstes Pilotprojekt soll die Region Sachalin CO2 Neutralität bis 2025 erreichen. Zuwachs bei Industrie- Von Jänner bis August 2021 stieg die Industrieproduktion um +4,5 %, was auf produktion in 2021 die Rohstoffproduktion (+2,1 %) und vielmehr noch auf die verarbeitende In- dustrie (+5,3 %) zurückzuführen ist. Bei der verarbeitenden Industrie lagen die Produktionswerte in allen Branchen über dem Vorjahreswert. Besonders ste- chen die Automobilherstellung mit einem Zuwachs von +31,5 % und die Möbel- herstellung mit +22,6 % hervor. Aufgrund eingeschränkter Reisemöglichkeit nutzen russische Verbraucher die COVID-19-bedingt angesparten Mittel u.a. um den Lebenskomfort zu erhöhen und investierten in neue Auto oder neue Möbel 2020 pandemiebeding- für ihre Wohnung oder das Wochenendhaus. Aber auch die Pharmaindustrie ist ter Einbruch in der In- um 21 % gestiegen - diese Entwicklung ist dem Regierungsziel über den Aufbau dustrieproduktion einer eigenen Pharmaindustrie geschuldet sowie der Bekämpfung der COVID- 19-Pandmie. 2020 ist die Industrieproduktion pandemiebedingt um -2,6 % ge- fallen. Zusammen mit den Ölpreisen fiel die Rohstoffproduktion um -6,9 % während die verarbeitende Industrie mit +0,6 % leicht wuchs. Durch Sanktionen Sanktionsbedingte Investitionen in den staatlich geschützten Lebensmittelbe- begünstigte Branchen reich zeigten seit 2015 Erfolge – selbst 2020 und 2021 konnte mit +3,6 % und wachsen auch zu +2,4 % noch Wachstum in der Lebensmittelproduktion erzielt werden. Während Pandemiezeiten die europäischen Lebensmittelexporteure das Nachsehen haben, profitieren ausländische Lieferanten von Landwirtschafts- und Lebensmittelverarbeitungs- technik. Arbeitslosenquote Im Pandemiejahr 2020 wurde ein Anstieg der Arbeitslosenrate um 1,2 % auf 5,8 steigt durch Pandemie % verzeichnet. Der verhältnismäßig geringe Anstieg ist neben verstärkter Nut- zung von Teilzeitarbeit oder Gehaltsanpassungen auch darauf zurückzuführen, dass einige staatliche Hilfsmaßnahmen an die Aufrechterhaltung von Arbeits- plätzen geknüpft wurden und gemahnt wurde, dass Entlassungen vom Staat gründlich geprüft werden. Zudem betraf der Arbeitsplatzverlust verstärkt Mig- ranten aus Nachbarländern in Zentralasien und dem Kaukasus, die zum Teil nicht offiziell als Arbeitslose registriert werden. Die Lokalisierungspolitik in Russland hat sich in den letzten Jahren positiv auf den Arbeitsmarkt ausge- wirkt. 2019 lag die Arbeitslosenrate noch bei 4,6 %. Rubel weiterhin von Die russische Nationalwährung ist traditionell stark von Brennstoffpreisen, Ölpreis abhängig dem Exportgeschäft sowie Investitionen aus dem Ausland abhängig und verlor bereits 2014 aufgrund der Sanktionen und des Ölpreisabsturzes signifikant an Wert. Erst die historische Einigung über eine Ölförderbeschränkung zwischen der OPEC und anderen Ölförderländern 2016 gaben dem Rubel wieder Aufwind. Im März 2020 fielen die Ölpreise aufgrund der Ölpreiskampfes zwischen Russ- Rubelverfall zu Pan- land und Saudiarabiens sowie den Auswirkungen der COVID-19-Pandemie mit demiebeginn, 2021 einem starken Nachfragerückgang auf die Weltwirtschaft erneut auf ein histori- Rubelstärkung durch sches Tief und führten zu einer Rubelabwertung von 25 %. Ein starker Ölpreis- hohen Ölpreis anstieg von über 50 % sorgte 2021 jedoch wieder für eine Stärkung des Rubels, welcher mittlerweile knapp unter 85 Rubel je Euro gehandelt wird. Leitzins seit 2014 Um die Kreditvergabe und Investitionen anzukurbeln, wurde der Leitzins seit dem Krisenjahr 2014 etappenweise wieder herabgesetzt. Die letzte Reduktion Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA
6 stetig reduziert, 2021 auf 4,25 % erfolgte im Juli 2020 als Maßnahme zur Stützung der Wirtschaft an- wieder Erhöhung gesichts der COVID-19-Pandemie. Nach dem historischen Zinstief wurde ab 2021 der Zinssatz zur Inflationsbekämpfung und Rubelstabilisierung sukzessive wieder erhöht und liegt ab September 2021 bei 6,75 %. Inflation nahe Zielwert Nachdem die russische Zentralbank die hohe Inflation der letzten Jahre mit gesenkt strenger Geldpolitik in den Griff bekommen hat, gilt es diese auf einem niedri- gen Niveau zu halten (Zielwert 4 %). 2020 stieg die Inflation auf +4,9 %, da viele Importwaren sich aufgrund der starken Rubelabwertung verteuerten, während russische Produzenten verstärkt an den Weltmarkt exportierten. 2021 be- Inflationsanstieg 2021 schleunigte sich die Inflation sogar auf +6,0 % aufgrund der weltweit angestie- und genen Transport- bzw. Herstellungskosten. Um die Inflation zu drosseln führte Preisregulierungen die Regierung temporär Preisregulierungen auf bestimmte Waren ein (z.B. Zu- cker, Buchweizen, Medikamente). Realeinkommen Das russische Realeinkommen ist im 2. Quartal 2021 kräftig angestiegen und steigen wieder lag um +6,8 % über dem Wert der Vorjahresperiode. Der Zuwachs ist besonders auf den um +5,5 % gestiegenen Reallohn zurückzuführen. Dies setzt den Trend aus 2019 fort, als erstmals nach 5 Jahren das verfügbare Einkommen wieder gestiegen ist. Im Pandemiejahr 2020 ist das Realeinkommen (=Löhne und wei- Knappe Haushaltsbud- tere Zusatzeinkünfte) trotz steigender Reallöhne um -2,8 % gefallen. Sinkende gets, sparsames Realeinkommen haben zwischen 2014 und 2018 das Wohlstandsniveau und die Konsumverhalten und Kaufkraft der russischen Bevölkerung, gedrückt und zu einer Erhöhung der erhöhte Kreditvergabe Kreditaufnahme u.a. für Konsumgüter geführt. Das knappere Budget der Haus- halte änderte auch das Kaufverhalten, wovon primär Anbieter im Niedrigpreis- segment profitieren. Das geringere Realeinkommen und die starke Rubelab- Russische Touristen wertung führte vielerorts zum Ausbleiben von konsumfreudigen russischen bleiben aus Touristen., was durch die COVID-19-Reisebeschränkungen verstärkt wurde. Aufgrund weltweit gesunkenen Rohstoffnachfrage sowie der russischen Corona-Auswirkungen verzeichnete Russland 2020 erstmals nach 2 Jahren wie- Budgetdefizit für 2020, der ein Budgetdefizit von -3,8 %. Für 2021 wird jedoch wieder ein leichter ausgeglichenes Budgetüberschuss von +0,2 % erwartet – nicht zuletzt wegen der Erholung der Budget 2021 Ölpreise. Nach drei Jahren kontinuierlich steigender Devisenreserven ist der Zuwachs Devisenreserven 2020 vorerst zum Erliegen gekommen. 2021 konnte die Anhäufung jedoch fort- steigen 2021 wieder gesetzt werden und die Devisenreserven Russlands lagen Ende August 2021 bei USD 485,48 Mrd. Im Gegensatz zu den Krisenjahren 2015-2016, als die Reserven zur Stabilisierung des volatilen Rubelkurses genutzt wurden, gab es im Pande- miejahr 2020 keine Deviseninterventionen der russischen Nationalbank. Im „Entdollarisierungs“- Zuge der „Entdollarisierungs“-Strategie wurden in 2021 die Hälfte der staatli- Strategie chen Dollar-Reserven in Euro, Yuan und Yen überführt. Außenhandel steigt Mit der Wiederbelebung der Weltwirtschaft nach COVID-19 wird für 2021 ein Au- wieder stark ßenhandelszuwachs von +25,4 % auf USD 719 Mrd. erwartet. Dieses kräftige Wachstum ist vor dem Hintergrund eines pandemiebedingten Rückgangs von - 14,9 % auf USD 573 Mrd. im Vorjahr zu sehen. Bereits 2019 sank das russische Außenhandelsvolumen um -2,6 % auf USD 674 Mrd., nachdem es 2018 (+17 %) einen starken Anstieg gab. Der Haupttreiber für den Anstieg bzw. die Abnahme des Handelsvolumens ist fast immer der steigende bzw. fallende Ölpreis ge- Außenhandelsbilanz paart mit einem stärkeren bzw. schwächeren Rubel. Die Handelsbilanz ist in weiter positiv den letzten Jahren immer positiv gewesen. Der Außenhandelsüberschuss Russlands 2020 sank aufgrund des Ölpreiseinbruchs um -43,5 % auf USD 94 Mrd. Der Rückgang kann aber bereits 2021 mit einer Steigerung von +57,1 %. auf 147 Mrd. mehr als ausgeglichen werden. Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA
7 Ölpreis wirkt sich 2021 wird ein Anstieg der russischen Exporte mit +29,9 % auf USD 433 Mrd. stark auf Exporte aus nachdem sie 2020 aufgrund der weltweit gesunkenen Nachfrage nach Rohstof- fen und der historisch niedrigen Ölpreise um -20,6 % auf USD 333 Mrd. einge- brochen sind. Exporte von Öl und Gas machen traditionell mehr als zwei Drittel der russischen Ausfuhren aus, gefolgt von Metallen und Metallprodukten sowie Chemikalien, Holz und Getreide. Russland gehört weiterhin zu den drei größten Erdölproduzenten weltweit. Importe steigen 2021 wird wieder ein kräftiger Anstieg der Importe um +19,2 % auf USD 286 wieder an Mrd. erwartet. 2020 belasteten rückläufige Investitionen und Konsum sowie erhöhte Importpreise die Importstatistik. So ist es nicht verwunderlich, dass bei einem Rückgang von Anlageinvestitionen um -4 % und Realeinkommensverlust von -3 % der russische Import 2020 um -5,6 % auf USD 240 Mrd. zurückging. Die wichtigsten Importproduktgruppen sind Maschinen und Anlagen sowie Fahr- zeuge. Beim Handel mit Russland dominierte lange Zeit die Europäische Union und Handel mit EU auch von Jänner bis Juli 2021 lag die EU mit 35,8 % Handelsanteil noch knapp weiter rückläufig, vor den APEC-Staaten, welche mittlerweile für 34,2 % des Handels aufkommen. APEC fast gleichauf Während sich der Handelsanteil der APEC-Staaten von 2016 (29,9 %) bis 2020 mit EU (33,8 %) sukzessive steigerte, war der Trend beim Handel mit der EU rückläu- fig. 2014 kam die Europäische Union noch auf 48,1 % des Handelsvolumens, 2020 nur noch auf 38,5 %. Dies ist nicht zuletzt auf den schwächeren Rubel, ge- ringere Budgets, Sanktionen und damit einhergehende Unsicherheiten zurück- zuführen ist. Während sich die russische Privatwirtschaft nach günstigeren Wa- Diversifikation der ren in Asien ohne Sanktions-Risiken umschaut, sind Behörden und staatliche Quellenmärkte Unternehmen mittlerweile in vielen Bereichen per Gesetz dazu verpflichtet, ihre Lieferanten im Inland oder den Ländern der Eurasischen Wirtschaftsunion bzw. Ländern, die keine Russland-Sanktionen erlassen haben, zu suchen. Ausnah- men werden nur dann gemacht, wenn nachgewiesen werden kann, dass die in- ländischen Produkte in Qualität oder Funktion den ausländischen Waren we- sentlich nachstehen. Der asiatische Raum gewinnt grundsätzlich für Russland Asien gewinnt an an Bedeutung. Auf die Länder der Eurasischen Wirtschaftsunion entfielen von Bedeutung Jänner bis Juli 2021 insgesamt 8,8 % und auf die GUS 12 %. Wichtigster bilate- raler Handelspartner bleibt mit 17,7 % China, gefolgt von Deutschland (7,4 %), den Niederlanden (5,9 %) und Belarus (4,9 %). Direktinvestitionen Ende März 2021 beliefen sich die ausländischen Direktinvestitionen laut Anga- sinken ben der russischen Zentralbank auf USD 406 Mrd., was einem Anstieg von 19 % zum Vorjahreswert entspricht. Kapitalabfluss nimmt Im 1. Halbjahr 2021 lag der Kapitalabfluss mit USD 28 Mrd. um ca. 9 % unter wieder zu, aber keine dem Vorjahreswert. 2020 hatte sich der Kapitalabfluss angesichts der starken Kapitalkontrollen Rubelabwertung und politischer Spannungen auf USD 50,5 Mrd. mehr als ver- doppelt. Um den Abfluss von nicht deklarierten Geldmitteln ins Ausland zu stop- pen, hat die russische Regierung eine Vielzahl von „Anti-Offshorisierungs"-Ge- setzen erlassen. Auch Doppelbesteuerungsabkommen mit Malta, Zypern und Luxemburg wurden 2020 neuverhandelt, mit dem Ziel Steuervorteile zu redu- zieren. Kapitalkontrollen wurden jedoch nicht eingeführt. Sehr geringe Aus- Die Auslandsverschuldung Russlands ist im internationalen Vergleich sehr landsverschuldung niedrig und reduziert sich 2020 um weitere -6,7 % auf USD 458 Mrd. Für 2021 wird eine weitere Reduktion auf USD 455 Mrd. erwartet. Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA
8 • 2. Besondere Entwicklungen Russland rollt Um die COVID-19-Pandemie schneller zu beenden und auch die Leistungsfähig- Impfungen aus und keit des russischen Pharmasektors zu fördern, begann Russland mit der Ent- exportiert Sputnik V wicklung von Impfstoffen. Der bekannteste russische Impfstoff mit einer Wirk- samkeit von 95 % ist „Sputnik V“. Er wurde im August 2020 als weltweit erster COVID-Impfstoff registriert und ab Jänner 2021 im Rahmen einer breit angeleg- ten Impfkampagne im Land ausgerollt. Parallel dazu wurde Sputnik V auch ins Ausland verkauft, teils als Exportlieferungen, teils in Form von Produktionslizen- zen. Während die EU russische Impfstoffe bislang nicht zugelassen hat, haben knapp 70 Länder in Lateinamerika, Asien, Afrika und Europa Sputnik V registriert. Bereits vier COVID-19- Im 1. Halbjahr 2021 hat Russland drei weitere Impfstoffe auf den Markt gebracht: Impfstoffe aus Russ- EpivacCorona, Covivac und Sputnik Light. Sputnik Light als Ein-Phasen-Impf- land stoff ist hauptsächlich für den Export bestimmt. Trotz ausreichender Impfstoff- verfügbarkeit sind bislang lediglich 30 % der Russinnen und Russen vollständig geimpft. Neben anfänglichen Lieferengpässen hängt dies nun mit einer Impfskepsis der Bevölkerung und wenig effizienter Impfkampagnen zusammen. Ukraine-Krise und Als Folge der Ereignisse in der Ukraine im Jahr 2014 hat die EU Sanktionen ge- Sanktionen gen Russland erlassen. U.a. wurden circa 170 natürliche und circa 40 juristische Personen mit Einreiseverboten, Vermögenssperren und einem Bereitstel- lungs- und Bezahlungsverbot belegt. Darüber hinaus wurde ein umfangreiches Handels-, Finanzierungs- und Investitionsverbot für die Halbinsel Krim in Kraft gesetzt und es wurden sektorale Sanktionen für die Finanz- und Ölin- dustrie sowie den Hochtechnologie- und Militärgüterbereich eingeführt. Russ- land erließ im August 2014 Gegensanktionen in Form von Importverboten im Le- bensmittel- und Agrarbereich. Weiterführende Informationen zu den Sanktionen finden Sie hier. Verlängerung der Eine Rücknahme der EU-Sanktionen wurde im Wesentlichen von der Umset- Sanktionen zung der Vereinbarungen unter Minsk II abhängig gemacht und diese wurden bis dato noch nicht vollständig umgesetzt. Die Personenlistungen sind daher bis März 2022, die Wirtschaftssanktionen bis Jänner 2022 und die Krim-Sanktionen bis Juni 2022 verlängert worden. Die Kernpunkte der Vereinbarung von Minsk II sind eine sofortige Waffenruhe und von der OSZE kontrollierte Abzug schwerer Waffen auf beiden Seiten sowie die Ingangsetzung eines politischen Prozesses, der insbesondere eine neue ukrainische Verfassung einschließlich der Dezent- ralisierung der Ukraine sowie Regionalwahlen vorsieht. US-Sanktionen gegen Mit dem „Countering America's Adversaries Through Sanctions Act“ schafften Russland die USA 2017 eine Rechtsgrundlage für weitere Sanktionen gegen wichtige Sek- toren der russischen Wirtschaft sowie gegen Investitionen in größere Pipeline- Projekte für den Export russischer Energieträger. Potentiell davon betroffen ist die Nord Stream 2. Erstmals wurden auch Sanktionen eingeführt, welche expli- zit Non-US-Persons und somit europäische Geschäftsleute ansprechen. Insbe- sondere für Unternehmen mit Aktivität in den USA erhöht sich somit das Ge- schäftsrisiko. Anfang 2019 wurden erstmals US-Sanktionen gegen drei russi- sche Unternehmen (RUSAL, EN+, EuroSibEnergo) nach Abgabe von Kontrolle- und Eigentumsrechten von Oleg Deripaska wieder aufgehoben. Über weitere potentielle Sanktionen (DASKA und DETER) gegen Russland wird bereits seit 2018 berichtet, jedoch wurden die Gesetzesinitiativen bislang nicht umgesetzt. Präsidentschafts- Nach seiner Wiederwahl im März 2018 erließ Putin die sogenannten Mai-Dek- wahlen 2018 und rete, welche ambitionierte Ziele bis 2024 beinhalten. U.a. soll die Armut hal- Regionalwahlen 2021 biert, die Lebenserwartung bis 78 Jahre angehoben und das Realeinkommen Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA
9 gesteigert. Darüber hinaus soll Russland 2024 zu den 5 größten Wirtschaftsnati- onen gehören. Im September 2021 fanden in Russland Parlamentswahlen statt. Die Präsidentenpartei „Einiges Russland“ konnte trotz leichter Verluste ihre Zweidrittelmehrheit behaupten. Die Kommunistische Partei konnte Zugewinne verzeichnen und ihre Position als zweite Kraft im Land ausbauen. Referendum über Ein für 2020 geplantes Referendum über eine Verfassungsreform wurde trotz Verfassungsreform COVID-19 Ende Juni 2021 durchgeführt. Mit einer Wahlbeteiligung von 68 % 2020 stimmten 78 % der Beteiligten für die Annahme der Änderungen. Mit der Verfas- sungsänderung wurde auch die bisherige Amtszeit von Präsident Putin auf „Null“ gesetzt und erneuter Wahlantritt nach 2024 mit einer Amtszeit bis 2036 ist für ihn somit theoretisch möglich. Nord Stream 2 und Die seit 2018 im Bau befindliche „Nord Stream 2“-Pipeline wurde trotz Wider- Kraft Sibiriens stands der USA Anfang September 2021 fertiggestellt. Sie verläuft entlang der Nord Stream 1 von Russland nach Deutschland durch die Ostsee und befindet sich mehrheitlich in Besitz von Gazprom. Die jährliche Transportkapazität der 1230 km-langen-Gaspipeline entspricht dem Verbrauch von 26 Mio. Haushalten. Zur Kommissionierung wird bereits erstes Gas durch die Pipeline gepumpt und bis Ende 2021 soll sie in Vollbetrieb gehen. Ende 2019 wurde zudem die Gaspipeline "Kraft Sibiriens" fertiggestellt. Sie bringt Gas aus Produktionsstät- ten im russischen Fernen Osten und Sibiren, den Gebieten Jakutien und Irkutsk nach China. Die Pipeline wurde von Präsident Putin beim Staatsbesuch in China 2014 angekündigt und dient zur Diversifikation der Absatzmärkte für Öl und Gas. • 3. Wirtschaftsbeziehungen mit Österreich Außenhandel erholt Von Jänner bis Juli 2021 belebte der österreichisch-russische Außenhandel sich nach Pandemie- sich wieder und stieg zur Vorjahresperiode um +19,44 % auf EUR 2,57 Mrd. 2020 jahr 2020 brach der Außenhandel aufgrund der weltweiten COVID-19-Pandemie um -16,3 % auf EUR 4,29 Mrd. ein. Das Allzeithoch des Außenhandelsvolumens wurde 2012 mit EUR 7,28 Mrd. erreicht. Der Außenhandelssaldo lag Jänner bis Juli 2021 bei EUR -850 Mio., nachdem er 2020 fast ausgeglichen war (EUR 62 Mio.). Österreichische Trotz steigendem Handelsvolumen sank der österreichische Export von Jänner Exporte nach bis Juli 2021 um -14,91 % auf EUR 1,11 Mrd. Mit -10,3 % war der österreichi- Russland rückläufig sche Export nach Russland auch 2020 rückläufig – allerdings nur unterproporti- onal vom Handelsrückgang betroffen. Die verhältnismäßig moderate Exportre- duktion 2020 auf EUR 2,12 Mrd. ist vor dem Hintergrund des weiterhin hohen Zulieferbedarfs für geförderte Industriezweige zu sehen. 2019 stieg der Export wegen Rubelerstarkung und höherem Investitionsbedarfs in Russland um +12,3 % auf EUR 2,36 Mrd. Hauptexporte Die wichtigsten Warengruppen der österreichischen Exportwirtschaft nach Maschinen, Anlagen Russland blieben auch 2020 Maschinen und Anlagen mit 40,1 % und Pharmaer- und Pharma zeugnissen mit 23,0 %, gefolgt von Lebensmittel mit 11,1 % und Waren aus Ei- sen und Stahl mit 7,7 %. Trotz Pandemie konnten die Exporte von Maschinen und Anlagen und Lebensmitteln sogar gesteigert werden: Maschinen und Anla- gen wuchsen 2020 um satte EUR 36 Mio. und Lebensmittelexporte um EUR 20 Mio. Österreichische Ex- Das Wachstum bestimmter Exportgruppen zu Pandemiezeiten ist auch mit der porte profitieren von russischen Lokalisierungspolitik zu begründen. Seit 2014 wird insbesondere Lokalisierungspolitik der Aufbau einer eigenen Lebensmittelindustrie forciert, für welche dringend Maschinen, Roh- und Hilfsstoffe benötigt werden. Von den zuvor erwähnten EUR 20 Mio. Exportzuwächse 2020 im Lebensmittelbereich entfallen knapp EUR 14,6 Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA
10 Mio. auf Saatmais, Raps- oder Rübensamen und Sonnenblumenkerne. Auch der Export von Zubereitungen zum Herstellen von Würzsoßen, etc. hat um EUR 3,7 Mio. zugenommen. Daneben sind auch die Exporte von Maschinen zur Herstel- lung von Nahrungs- oder Futtermitteln um EUR 6,5 Mio. gewachsen. Einfuhrbeschränkun- Hingegen ist aufgrund der russischen Einfuhrsperren für fertige Fleisch-, gen im Lebensmittel- Fisch- und Milchprodukte ab 2014 von jährlichen Exporteinbußen in Millionen- bereich höhe auszugehen. Nach Einführung der Lebensmittelsanktionen und weiterer Einfuhrsperren fiel 2015 der Export von Nahrungsmitteln und Lebendtieren um knapp -40 %. Importe aus Russland Steigende Rohstoffpreise – allem voran der Ölpreise – haben den Import aus steigen stark an Russland von Jänner bis Juli 2021 um satte +54,83 % auf EUR 1,96 Mrd. anstei- gen lassen. 2020 ist der Import aus Russland pandemiebedingt um -21,4 % auf EUR 2,17 Mrd. eingebrochen, nachdem er bereits 2019 einen Rückgang von - 16,8 % auf EUR 2,76 Mrd. aufgrund niedriger Ölpreise verzeichnet hatte. Hauptimporte Russland bleibt für Österreich ein klassischer Rohstofflieferant. 2020 machten Energieträger mineralische Brennstoffe, also in erster Linie Erdgas und Erdöl, circa 80 % der Importe aus Russland aus. Der Rest teilt sich im Wesentlichen auf Metalle (ca. 6 %) und Holz (ca. 3 %) und jeweils daraus erzeugte Waren auf. Einbruch bei Touris- Im Pandemiejahr 2020 sind die Ankünfte aus Russland um -69,1 % auf 112.683, mus nach Österreich und die Nächtigungen um -56,4 % auf 519.893 eingebrochen, denn russische Staatsbürger konnten ab April 2020 nur noch mit Aufenthaltsgenehmigung, Ar- beits- oder Studentenvisum sowie für medizinische und später auch für ge- Reiserestriktionen schäftliche Zwecke nach Österreich einreisen. Erst im Sommer 2021 wurden die und Quarantänepflicht Einreise für Touristen grundsätzlich wieder ermöglicht. Die fehlende gegensei- bremst Tourismus tige Anerkennung von Impfzertifikaten und die Quarantänepflicht für Touristen hat den Tourismus aber weiter gebremst. Die Zahl der Ankünfte fiel von Jänner bis Juli 2021 um weitere -91,8 % auf 8.836 und die Nächtigungen um -92,8 % auf 35.641. 2019 wurde mit 364.825 Touristenankünfte aus Russland noch ein Zuwachs von +4,4 % erzielt. Die beliebtesten Reiseziele sind Tirol, Wien und Salzburg. Der Dienstleistungshandel zwischen Österreich und Russland ist relativ ausge- Dienstleistungsex- glichen. Die Dienstleistungsexporte nach Russland sind in 2020 pandemiebe- porte 2020 und 2021 dingt um -12,0 % auf EUR 958 Mio. und die Dienstleistungsimporte um -4,6 % rückläufig auf EUR 805 Mio. gesunken. Im 1. Quartal 2021 sind die Dienstleistungsexporte um weitere -44,8 % auf EUR 171 Mio. eingebrochen (vor allem fehlender Touris- mus) und die Dienstleistungsimporte um -16,8 % auf EUR 183 Mio. gesunken. Österreichische 2020 sind die österreichischen Direktinvestitionen in Russland um -34,9 % ein- Direktinvestitionen gebrochen und betrugen EUR 4,6 Mrd. Dabei entfielen nur EUR 1,1 Mrd. auf den gesunken tatsächlichen Abzug von Investitionsmitteln und der restliche Rückgang ist auf eine Neubewertung der Investitionen aufgrund eines um ca. 30 % abgewerte- ten Rubelkurses zurückzuführen. 2019 lagen die Direktinvestitionen noch bei EUR 7,1 Mrd. Österreichisches FDI fließt zum überwiegenden Teil in den Dienst- leistungssektor, Öl- und Gas, die Industrie und das produzierende Gewerbe. Russische Russische Investitionen in Österreich sind 2020 um -15,3 % gesunken und er- Direktinvestitionen reichten EUR 21,3 Mrd. Vor allem russische Unternehmen aus dem Energiebe- weiterhin hoch reich wie Gazprom und Lukoil, aber auch Firmen aus der Industrie, dem Touris- musbereich sowie Banken investierten in Österreich. Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA
11 Österreichische Österreichische Produkte – insbesondere aus dem Maschinen- & Anlagen- so- Produkte weiterhin wie Pharmabereich – genießen auch weiterhin einen hervorragenden Ruf in gefragt Russland. Russische Unternehmen schätzen die ausgezeichnete Produkt- und Servicequalität sowie das Know-how der österreichischen Geschäftspartner. Dies wird es den österreichischen Exporteuren auch künftig ermöglichen, sich am russischen Markt zu positionieren und mit den asiatischen Mitbewerbern er- folgreich zu konkurrieren. Exporteure müssen sich aufgrund der Bevorzugung nationaler (russischer) Produkte bei öffentlicher Beschaffung jedoch auf ein erschwertes Marktumfeld einstellen. Weiter gilt es, das laufende Geschäft trotz des volatilen Wechselkurses und der bürokratischen Hürden durch beschlos- sene US- und EU-Sanktionen zu meistern. Österreichische Der russische Markt bleibt trotz einiger Rückschläge in den letzten Jahren auf- Firmen halten fest am grund seiner Größe und seines Potentials weiterhin für österreichische Unter- russischen Markt nehmen äußerst interessant. Das Bestehen von ca. 650 österreichischen Fir- menniederlassungen, welche bereits lange am russischen Markt vertreten sind, stärkt Österreichs Position als wichtiger wirtschaftlicher Partner. Fast alle Unternehmen beabsichtigen, trotz der Pandemiezeit und den damit einherge- henden Herausforderungen am russischen Markt festzuhalten. Trend zur Seit 2015 sind ein verstärkter Trend zur Lokalisierung sowie der Wunsch zur Lokalisierung Gründung von Produktionsniederlassungen in Russland spürbar, um die lokale Wertschöpfung zu verbessern und Wechselkursrisiken zu minimieren. Dies ist aufgrund von Gesetzesänderungen zur Teilnahme an russischen Ausschreibun- gen nunmehr auch notwendig. Seit 2016 werden auch von österreichischen Un- ternehmen vermehrt Lokalisierungsprojekte realisiert. Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA
AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA AUSSENWIRTSCHAFTSCENTER MOSKAU A Starokonyushenny Pereulok 1, 115127 Moskau, Russische Föderation T +7 495 121 0566 E moskau@wko.at W wko.at/aussenwirtschaft/ru
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