Die Wirtschafts- und Finanzkrise Lehren für Österreichs
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Die Wirtschafts- und Finanzkrise Lehren für Österreichs Außenwirtschaft 26. MAI 2010 Oesterreichische Statistik Wirtschaftskammer Nationalbank Austria Österreich Dr. Aurel Dr. Franz Dr. UIrike Schubert, Granner, Oschischnig, Direktor der Direktor der Leiterin der Hauptabteilung Direktion Stabsabteilung Statistik Volkswirtschaft Statistik Dr. Rene Bakk. Erich Dell’mour Greul Dr. Patricia Dr. Peter Walter Laimer Helga Neuhold Mag. Walter Seiringer Mag. Jürgen Weiß
Dienstleistungen Grafik 11 Entwicklung des Dienstleistungsexports (ohne Reiseverkehr) in Mrd EUR 30 25 20 15 10 5 0 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 traditionell Versicherungen und Finanz wissensbasiert technisch-innovativ übrige Dienstleistungen in Summe Quelle: OeNB, Statistik Austria. Bis 2007 endgültige Daten, 2008 revidierte Daten, 2009 provisorische Daten; ohne Transithandel. Dynamik im Dienstleistungshandel abgebremst Bis zum Jahr 2007 bzw. bis zum Ausbruch der aktuellen Wirtschafts- und Finanzkrise ist der Export des breiten Spektrums an heimischen Dienstleistungen im Durchschnitt um 10% p.a. gewachsen, etwas dynamischer als der Güterhandel laut Zahlungsbilanz (+9% p.a.). Überdurchschnittlich hat dazu das Wachstum technisch-innovativer Dienstleistungen im Ausland beigetragen (+15% p.a.), allen voran EDV- und Informationsdienstleistungen sowie Leistungen der Forschung und Entwicklung. → Seit Mitte der 1990er Jahre ist deren Anteil an den Gesamteinnahmen aus dem Dienstleistungsangebot im Ausland von 15% auf 27% gestiegen. → Die Transportbranche ist mit einem Anteil von mehr als einem Drittel nach wie vor am wichtigsten. In den Jahren 2008 und 2009 wurde auch der Dienstleistungshandel Österreichs von den negativen Auswirkungen der Wirtschafts- und Finanzkrise auf die internationale Nachfrage erfasst: Im Verlauf des Jahres 2008 hat sich die positive Dynamik im Dienstleistungsexport halbiert (von +12% auf +6%); 2009 sind die Einnahmen um 12% zurückgegangen. 1
2
Grafik 12 Grenzüberschreitender Dienstleistungsverkehr nach H auptgruppen (ohne Reiseverkehr) Exporte und Importe 2009 und Veränderungsraten gegenüber 2008 -17% Transportleistungen -17,9% -14,1% Bauleistungen -24,6% -3,6% Versicherungsdienstleistungen +24,8% -28,8% Finanzdienstleistungen -42,1% -4,6% Technologie bezogene Dienstleistungen -3,9% -2,1 % Rechts- und W irtschaftsdienste -8,1% -12,1% W erbung und Marktforschung -8% -18% Transit- und sonstige Handelsleistungen -18% -5,4% Sonstige Dienstleistungen -5,9 % 0 1 2 3 4 5 6 7 8 in Mrd EUR Import Export Quelle: OeNB, Statistik Austria. 2009 provisorische Daten. Traditionelle Dienstleistungen wurden von „Innovation und Wissen“ flankiert Den höchsten Einbruch, nämlich knapp ein Drittel, erfuhren erwartungsgemäß Einnahmen aus Finanzdienstleistungen, die bis zum Ausbruch der Krise dynamisch gewachsen waren. Die Transporteinnahmen sind im Gleichschritt mit dem Güterhandel um 17% eingebrochen und auch die Bauaufträge im Ausland waren stark rückläufig (- 15%). Deutlich moderater war der Rückgang bei technisch- innovativen Dienstleistungen (- 6%), ebenso bei wissensbasierten Dienstleistungen (- 7%): Neben EDV- und Informationsdienstleistungen waren auch Rechts- und Unternehmensberatung in Krisenzeiten gefragt. 3
Grafik 13 Entwicklung des Dienstleistungssaldos (ohne Reiseverkehr) in Mrd EUR in Mrd EUR 3,5 7 3,0 6 2,5 5 2,0 4 1,5 3 1,0 2 0,5 1 0,0 0 -0,5 -1 -1,0 -2 -1,5 -3 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 traditionell (linke Achse) Versicherungen und Finanz (linke Achse) wissensbasiert (linke Achse) technisch-innovativ (linke Achse) übrige (linke Achse) Dienstleistungen in Summe (rechte Achse) Quelle: OeNB, Statistik Austria. Bis 2007 endgültige Daten, 2008 revidierte Daten, 2009 provisorische Daten; ohne Transithandel. Außenhandel mit Dienstleistungen krisenresistenter als mit Waren 2009 sanken auch die Dienstleistungsimporte um 12%, der Abschwung begann bereits im Jahr 2007. Im Ergebnis lukrierte Österreich in den Krisenjahren 2008 und 2009 hohe Einnahmenüberschüsse: Nach dem Spitzenwert im Jahr 2008 von mehr als 6 Mrd EUR wurden 2009 immerhin per saldo 5,5 Mrd EUR im Ausland erwirtschaftet. → Im Vergleich zum Güterhandel erwies sich der grenzüberschreitende Handel mit Dienstleistungen damit als krisenresistenter und damit als eine Stütze der heimischen Wirtschaftentwicklung! Die Entwicklung des Imports von ausländischen Dienstleistungen ist langfristig hinter dem Export zurückgeblieben (1995 – 2007: im Durchschnitt +8% p.a.). Das bedeutet, dass Österreich seit Mitte der 1990er Jahre steigende Einnahmenüberschüsse aus dem Dienstleistungsverkehr lukriert, die wesentlich zur außenwirtschaftlichen Erfolgsgeschichte beigetragen haben. Insbesondere bei Leistungen der Forschung und Entwicklung sowie Architektur-, Ingenieur- und sonstigen technischen Dienstleistungen besitzt Österreich eine starke internationale Wettbewerbsposition: Ausländische Anbieter konnten 4
in Österreich nicht in dem Maß Fuß fassen wie heimische Anbieter im Ausland. Dem entsprechend ist das Bild Österreichs als traditioneller Dienstleister und klassisches Reiseverkehrsland inzwischen überholt, vielmehr wird ein modernes Dienstleistungsangebot international zur Verfügung gestellt! Dazu haben der hohe Internationalisierungsgrad der heimischen Unternehmen sowie die Standortattraktivität Österreichs für ausländische Firmen beigetragen. → Technisch-innovative Sparten im Dienstleistungsverkehr werden vor allem von internationalen Konzernen betrieben; es besteht ein enger Zusammenhang mit dem Warenhandel. → Lokale Firmen dominieren den Export wissensbasierter Dienstleistungen; die vorherrschenden kleinbetrieblichen Strukturen dürften die Wettbewerbsfähigkeit bzw. Reichweite des Dienstleistungsangebots bislang beschränken: die Wettbewerbsposition Österreichs ist deutlich negativ, d.h. der Absatz, den ausländische Anbieter in Österreich finden, überwiegt den Exporterfolg heimischer Unternehmen. Methodischer Hinweis: Der RCA-Index (Revealed Comparative Advantage) zeigt, in welchem Maß die Export-Import-Relation bei einer Dienstleistungsart von der Export-Import-Relation bei Dienstleistungen insgesamt (ohne Reiseverkehr) abweicht. Der Index für das Land i wird definiert als RCAi = 100 ln [(exj/imj)/(Gex/Gim)] mit ex Export im Import j Dienstleistungsart G Dienstleistungen in Summe. Der RCA-Index nimmt einen positiven Wert an, wenn bei der jeweiligen Dienstleistungsart die Export-Import-Relation überdurchschnittlich hoch ist, was auf eine starke internationale Wettbewerbsposition hinweist. 5
Grafik 14 Grenzüberschreitender Dienstleistungsverkehr, unterjährige Entwicklung (ohne Reiseverkehr) Veränderungsraten in % zum Vorjahresquartal 12 11,1 9 8,6 7,8 6 5,8 4,9 3 4,2 1,1 0 -3 -4,1 -6 -8,0 -9 -10,1 -9,7 -10,4 -11,6 -12 -14,6 -15,2 -15 -15,9 -18 2008Q1 2008Q2 2008Q3 2008Q4 2009Q1 2009Q2 2009Q3 2009Q4 Export Import Quelle: OeNB, Statistik Austria. 2007 endgültige Daten, 2008 revidierte Daten, 2009 provisorische Daten. Talsohle überschritten, aber noch kein positives Wachstum Die Abschwungphase im Dienstleistungsexport begann im Jahr 2008, in dessen Verlauf sich die Wachstumsdynamik halbierte. Im ersten Quartal 2009 begannen die Einnahmen zu schrumpfen, im dritten Quartal dürfte die Talsohle überschritten worden sein. Ein positiver Wachstumspfad wurde, wie im Güterhandel, noch nicht wieder erreicht. Im Dienstleistungsimport begann die Abschwungphase bereits im Jahr 2007. Im Schlussquartal 2008 kippte die Nachfrageentwicklung ins Minus, seit dem dritten Quartal 2009 erholen sich die Importe langsam. 6
Grafik 15 Entwicklung des Dienstleistungsexports der EU -27 (ohne Reiseverkehr) in % gegenüber dem Vorjahr 30 25 20 15 10 5 0 2005 2006 2007 2008 Dänemark Deutschland Irland Spanien Luxemburg Österreich Portugal EU Quelle: EUROSTAT. Österreich kann im internationalen Vergleich punkten Im Vergleich zur EU-27 gestaltete sich die Entwicklung des österreichischen Dienstleistungsexports zwischen 2004 und 2008 etwas dynamischer (+11% gegenüber +10% der EU insgesamt gegenüber Drittstaaten). Österreichs Anteil am gesamten Exportvolumen der EU stagnierte jedoch bei 3%. → Deutschlands Exporte dominierten mit einem Anteil von 15%; das Wachstum entsprach dem EU-Durchschnitt. → Mit Ausnahme der Wachstumsstaaten Mittel- und Osteuropas wiesen Dänemark, Irland, Luxemburg, Spanien und Portugal deutlich höhere Wachstumszahlen auf (zwischen +16% und +23%). Jene Dienstleistungssparten, in denen die österreichische Außenwirtschaft im internationalen Vergleich positiv abschneidet, sind Finanzdienstleistungen sowie EDV- und Informationsdienstleistungen. 2008 wurde das Wachstum des Dienstleistungsexports der EU scharf abgebremst und hat sich mehr als halbiert (von +13% auf +5%). → Der Abschwung hat in einigen Ländern, unter anderem Deutschland, bereits 2007 begonnen. 7
→ Irland und Luxemburg wurden wesentlich härter vom internationalen Nachfragerückgang getroffen als Österreich. 8
Tabelle 1 Die Top 10 Handelspartner im Dienstleistungsverkehr Anteil am Export in % Anteil am Import in % Rang Land Rang Land 2009 2008 2009 2008 1 [1] Deutschland 32,6 30,7 1 [1] Deutschland 32,5 30,7 2 [2] Schweiz 7,8 7,6 2 [2] Vereinigtes Königreich 7,7 7,6 3 [3] Italien 5,2 5,6 3 [3] Schweiz 5,1 5,6 4 [4] Vereinigtes Königreich 4,2 4,4 4 [5] Tschechische Republik 4,2 4,4 5 [6] Vereinigte Staaten 3,5 3,4 5 [4] Ungarn 3,5 3,4 6 [5] Ungarn 3,2 3,7 6 [6] Slowakei 3,2 3,7 7 [7] Frankreich 2,8 2,7 7 [9] Niederlande 2,8 2,7 8 [8] Niederlande 2,6 2,7 8 [8] Vereinigte Staaten 2,6 2,7 9 [9] Tschechische Republik 2,6 2,7 9 [7] Italien 2,6 2,7 10 [12] Rumänien 2,0 2,1 10 [11] Russische Föderation 2,0 2,1 Rang in [] ist der Vorjahresrang. Deutschland auch in Krisenzeiten als wichtigster Handelspartner Regional betrachtet ist die Nachfrage nach heimischen Dienstleistungen aus den EU- und Nachbarstaaten Tschechien, Ungarn und Polen 2008 weiter dynamisch gewachsen, ebenso aus Drittstaaten – neben der Schweiz vor allem aus Russland, Südamerika, den asiatischen Tigerstaaten und den Golfstaaten. Im Jahr 2009 sah sich Österreich hingegen mit einem weltweiten Nachfragerückgang konfrontiert. Stabile Einnahmen aus dem wichtigsten Handelspartnerland, Deutschland, wirkten jedoch als Puffer. Wie im Warenhandel entwickelte sich auch im Dienstleistungsverkehr die Nachfrage aus China 2009 weiter positiv (+5%). Gegenüber Russland, dem dominierenden Zielland unter den sogenannten BRIC-Staaten (Brasilien, Russland, Indien, China), aus dem die Einnahmen eingebrochen sind, hat China damit an Bedeutung gewonnen und stieg seit Mitte der 1990er Jahre vom 31. auf den 18. Rang unter den österreichischen Zielländern auf. Der Anteil am Dienstleistungsverkehr Österreichs (1,2%) ist jedoch bislang gering bzw. noch geringer als im Warenhandel. Eine Beurteilung der Frage, ob die Wirtschafts- und Finanzkrise insgesamt zu einer Umschichtung in der 9
regionalen Struktur des österreichischen Dienstleistungsexports geführt hat, kann anhand der aktuellen Datenlage noch nicht vorgenommen werden. Strukturanpassungen bedürfen erfahrungsgemäß einer längeren Zeitdauer, so sind bislang noch keine eindeutigen Verschiebungen zwischen den Zielländern zu erkennen. 10
Tabelle 2 Zusammensetzung des Dienstleistungshandels: Export in Mio EUR 2007 2008 2009 Dienstleistungen ohne Reiseverkehr* 25.999 27.627 24.324 traditionell 10.130 10.652 8.886 Transportleistungen 8.804 9.152 7.592 Bauleistungen 1.001 1.166 1.001 Operational leasing 326 334 292 Versicherungen und Finanz 2.040 1.960 1.620 Versicherung 956 888 857 Finanzdienstleistungen 1.084 1.072 763 wissensbasiert 1.628 1.709 1.582 Rechts-u.Wirtschaftsdienste 666 665 651 Werbung, Marktforschung etc. 762 839 738 Persönl. DL, Kultur, Erholung 201 206 194 technisch-innovativ 6.440 6.992 6.582 Kommunikationsleist. 1.215 1.199 1.118 EDV- u. Informationsl. 1.331 1.476 1.448 Patente u. Lizenzen 537 623 534 Forschung u. Entwickl. 1.540 1.460 1.391 Architektur-, Ing. u.so.techn. DL 1.818 2.234 2.090 übrige 2.190 2.483 2.474 * ohne Transithandel. Quelle: OeNB, Statistik Austria. Bis 2007 endgültige Daten, 2008 revidierte Daten, 2009 provisorische Daten. Primärstatistisches Erhebungsdesign Statistik Austria: Primärstatistische Erhebung des grenzüberschreitenden Dienstleistungsverkehrs bei den Unternehmen im Realwirtschaftlichen Bereich und bei den Non Profit Organisationen. OeNB: Primärstatistische Erhebung des grenzüberschreitenden Dienstleistungsverkehrs bei den Unternehmen des finanziellen Sektors. 11
Reiseverkehr Erhebungsdesign Die Reiseverkehrsbilanz erfasst die touristischen Ausgaben der ausländischen Gäste im Inland und stellt diesen die Aufwendungen der Inländer im Ausland gegenüber. Im Vergleich dazu umfassen internationale Tourismuseinnahmen die Ausgaben von international Reisenden im Einreiseverkehr inklusive der von ihnen an inländische Unternehmen für den Transport (AUA, ÖBB) geleisteten Zahlungen (unabhängig davon, ob die Reise in dieses Land erfolgt). → Sollten alle Vorauszahlungen für die im Zielland in Anspruch genommenen Dienstleistungen und Waren enthalten. → Internationale Tourismusausgaben: Ausgaben, die inländische Reisende im Ausreiseverkehr in anderen Ländern tätigen inklusive der Zahlungen an ausländische Unternehmen für den Transport (Air France etc.). 12
Die wichtigsten Datenquellen zum Einreiseverkehr: Nächtigungsstatistik - Ankünfte und Übernachtungen von non-residents Tourismus Monitor Austria Durchschnittsausgaben der Übernachtungsgäste nach wichtigsten Herkunftsländern Spiegelstatistiken von Partnerländern (Importe eines Landes entsprechen den Exporten des anderen Landes) Internationale Datenbanken: UNWTO-Daten, European Travel Monitor (ETM), New Cronos (Eurostat) Zentrales Melderegister (Zweitwohnsitze) Hausinterne Quellen der Statistik Austria: Lohnsteuerstatistik, Konsumerhebung, VPI, Konjunkturstatistik, etc. Universitätsstatistik, Erasmusstatistik Kredit- und Bankomatkarteninformationen Die wichtigsten Datenquellen zum Ausreiseverkehr: Vierteljährliche Reisebefragung zu den Urlaubs- und Geschäftsreisen der Österreicher Spiegelstatistiken von Partnerländern (Exporte eines Landes entsprechen den Importen des anderen Landes) KFZ-Statistik (private Autokäufe der Österreicher im Ausland) Einkommenssteuerstatistik (Saisonarbeiter und Grenzgänger) Buchungsindizes der Reservierungssysteme von Reisebüros Informationen der Reisbüro- und Reiseveranstalterbranche Schätzungen zu illegalen Aktivitäten (Prostitution) Kredit- und Bankomatkarteninformationen 13
Grafik 16 Q uartalsverlauf 2006-2009 Quartalsanteile in % 45 40 35 30 25 20 15 10 5 0 2006Q1 2006Q2 2006Q3 2006Q4 2007Q1 2007Q2 2007Q3 2007Q4 2008Q1 2008Q2 2008Q3 2008Q4 2009Q1 2009Q2 2009Q3 2009Q4 Reiseverkehrseinnahmen Reiseverkehrsausgaben Quelle: OeNB, Statistik Austria. Saisonmuster im Reiseverkehr Das typische Saisonmuster im Einreiseverkehr weist zwei Spitzen auf. Bedingt durch höhere Durchschnittsausgaben im Wintertourismus kommt dem ersten Quartal dabei die größte Bedeutung zu. Ausreiseseitig ist das dritte Quartal entscheidend. Rund 40% der Reiseverkehrsausgaben fallen in die typischen Ferienmonate Juli bis September. 14
Grafik 17 Ankünfte internationaler T ouristen weltweit und Österreichs Marktanteil in % in Tsd EUR 10 1.000.000 9 900.000 8 800.000 7 700.000 6 600.000 5 500.000 4 400.000 3 300.000 2 200.000 1 100.000 0 0 1981 1983 1985 1987 1989 1991 1993 1995 1997 1999 2001 2003 2005 2007 2009 Marktanteil (linke Achse) Ankünfte (rechte Achse) Quelle:WTO, Statistik Austria. Der weltweite Tourismus in der Krise Nach Angaben der Welttourismusorganisation brachte das Jahr 2009 den stärksten Einbruch des internationalen (grenzüberschreitenden) Tourismus seit 50 Jahren. Die Zahl der Ankünfte sank von 920 auf 880 Mio (-4,3%). → Nach einem sehr guten Jahresbeginn 2008 war die Entwicklung zur Jahresmitte gekippt und hat im ersten Halbjahr 2009 mit bis zu zweistelligen Minuswerten einen Tiefpunkt erreicht. → Bisher sind Rückgänge in den Reiseaktivitäten nur in den Jahren 2001 (Anschläge des 11. September) und 2003 (SARS) aufgetreten. → Laut Welttourismusorganisation gab es bereits im vierten Quartal 2009 wieder positive Wachstumsraten. Während sich die österreichische Tourismuswirtschaft im Jahr 2008 mit neuen Rekorden bei den Ausländerankünften dem internationalen Trend noch entziehen konnte, ging die Zahl der Ankünfte ausländischer Gäste in Österreich im Berichtsjahr auf 21,3 Mio (nach 21,9 Mio) zurück. Da jedoch der Rückgang in Österreich mit 2,7% geringer war als im Weltmaßstab (-4,3%) heißt das, dass Österreich seinen Weltmarktanteil leicht ausbauen konnte (aktuell 2,4%). → Langfristiger Marktanteilsrückgang ist angesichts einer wachsenden Anzahl konkurrierender Destinationen ein „normales“ Phänomen. 15
16
Grafik 18 Langfristige Entwicklung der wichtigsten T ourismussegmente Nächtigungen in Mio 70 60 50 40 30 20 10 0 1960 1965 1970 1975 1980 1985 1990 1995 2000 2005 2010 Inländer im Kalenderjahr Ausländer im W inter Ausländer im Sommer Quelle: Statistik Austria. Österreich schneidet im internationalen Vergleich gut ab Bei den Nächtigungen verzeichnete Statistik Austria im Berichtsjahr 2009 mit 89,8 Mio Nächtigungen ausländischer Gäste einen Verlust von rd. 3 Mio Gästenächtigungen (-3,3%). Im internationalen Vergleich hat Österreich – angesichts des extrem schwierigen Umfelds – recht gut abgeschnitten. → EUROSTAT: 2009 in Europa bei Auslandsgästen in Hotels und vergleichbaren Unterkünften - 9,1 Prozent, in Österreich - 4,6%. → Bei den Inlandsgästen europaweit ein Minus an Nächtigungen (- 1,6%,), in Österreich ein Plus (+1,6%). Keines der neun österreichischen Bundesländer blieb 2009 von Verlusten bei den Nächtigungen ausländischer Gäste verschont: → Geringster Rückgang im Burgenland (- 0,7%) → Touristisches Kernland Tirol überdurchschnittlich gut abgeschnitten (- 2,2%) → Wien hat 360.000 Ausländernächtigungen eingebüßt (Rückgänge bei Geschäftsreisen, Sondereffekt der Europameisterschaft 2008). Der langfristige Trend zu kontinuierlich steigenden Qualitätsanforderungen hat sich auch im Krisenjahr 2009 fortgesetzt, die Vier- und Fünfstern-Betriebe 17
haben besser abgeschnitten als die einfacheren Unterkunftsarten. → Privatzimmer wie immer an letzter Stelle (- 8%), stark nachgefragt waren 2009 vor allem private und gewerbliche Ferienwohnungen. 18
Grafik 19 Einnahmen und Ausgaben im Reiseverkehr einschließlich "Internationaler Personentransport" in Mrd EUR 18 15 12 9 6 3 0 -3 -6 -9 -12 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 Einnahmen Reiseverkehr Einnahmen Personentransport Ausgaben Reiseverkehr Ausgaben Personentransport Saldo Reiseverkehr Quelle: OeNB, Statistik Austria. Bis 2007 endgültige Daten, 2008 revidierte Daten, 2009 provisorische Daten. Österreich ist stets eine Reise wert Die Einnahmen aus dem Reiseverkehr gingen zwischen 2008 und 2009 um 5,2% auf 13,9 Mrd EUR zurück. → Dass die Reiseverkehrseinnahmen trotz steigender Qualitätsanforderungen stärker rückläufig waren als die Nächtigungsziffern ist ein deutliches Indiz dafür, dass die heimischen Touristikanbieter mit Preisanpassungen reagiert haben müssen. Die Reiseverkehrsausgaben der Österreicher im Ausland beliefen sich auf 7,7 Mrd EUR und waren damit annähernd gleich hoch wie im Jahr davor. → 2009 wirksam gewordene Steuerreform, die generell den privaten Konsum gestützt haben dürfte. Die gestiegene Zahl der Inlandsnächtigungen war kein Substitutionseffekt, sondern ging mit einer gleichbleibenden Auslandsreisetätigkeit einher. Der Überschuss des Jahres 2009 betrug somit 6,2 Mrd EUR; das sind zwar 800 Mio weniger als 2008, der Reiseverkehr ist damit jedoch nach wie vor eine wesentliche Stütze der österreichischen Leistungsbilanz! 19
Grafik 20 Die wichtigsten Herkunfts– und Zielländer im Reiseverkehr Einnahmen und Ausgaben im Reiseverkehr in Mio EUR 336 / 33 6.981 / 1.639 Gesamt 13.912 / 7.744 1.078 / 46 594 / 167 USA 250 / 442 138 / 57 Russ. Föd. 232 / 65 Russland 322 / 146 124 / 105 444 / 333 272 / 212 74 / 216 587 / 166 691 / 1.194 82 / 619 102 / 297 39 / 378 Einnahmen Ausgaben Quelle: OeNB, Statistik Austria. 2009 provisorische Daten. Gäste aus krisengeschüttelten Ländern blieben aus Deutsche Gäste dominierten weiterhin mit einem Anteil von 50% die Nächtigungs- und Einnahmenentwicklung. Gegenüber 1995 ist ihr Einnahmenanteil jedoch um nahezu zehn Prozentpunkte gesunken. Eine gewisse regionale Diversifizierung der Nachfrage ist nicht zu übersehen. Nach wie vor stammen aber 19 von 20 eingenommen Euro von europäischen Gästen. Auffallend stark waren die prozentuellen Rückgänge bei Gästen aus jenen Ländern, die von der Finanzkrise besonders betroffen waren (Island, Irland, Spanien). → Die Anzahl der Nächtigungen von Gästen aus den USA ist 2009 mit 1,1 Mio Nächtigungen auf den niedrigsten Wert seit 1981 gesunken. Dafür dürfte der starke Außenwert des Euro ebenfalls Erklärung liefern. Die Märkte Zentral-, Ost- und Südosteuropas haben 2009 sehr unterschiedlich abgeschnitten - weiterhin positive Wachstumsraten aus Tschechien, der Slowakei und der Ukraine; Rückgänge bis hin zu Einbrüchen aus Ungarn, Rumänien, Russland und dem Baltikum. 20
Der wachsende Wohlstand der Bevölkerung im Exportweltmeisterland China spiegelt sich in einem Vorrücken unter den Gästenationen Österreichs vom 31. auf den nunmehr 26. Rang und Einnahmen im Umfang von 42 Mio EUR wider. Bei den Reiseverkehrsausgaben standen den „Verlierern“ Deutschland (-10%), Tschechien und Ungarn 2009 angesichts von starkem Euro und attraktiven Reiseangeboten die USA, Kroatien und Griechenland als Gewinner gegenüber. Auf der Verliererstraße befinden sich seit einigen Jahren die traditionellen Urlaubsziele am Mittelmeer (Italien, Griechenland, Spanien). Ihnen ist vor allem in Kroatien wieder ein Konkurrent erwachsen, der 1995 kriegsbedingt „aus dem Spiel“ war. → Die auffallenden Anteilsverluste Sloweniens und der Tschechischen Republik sind in erster Linie mit der geringer gewordenen Attraktion des Einkaufstourismus in den Grenzregionen zu erklären. 21
Grafik 21 W ohin will man reisen, wohin muss man reisen Reisearten nach ausgewählten Ländern Woher Wohin Kroatien Griechenland Tuerkei Spanien Italien Ungarn Bosnien u. H Privat Frankreich USA China Geschäft Tschech. Rep. Polen Deutschland Belgien Niederlande Schweiz Rumaenien Russische Föderation -100 -80 -60 -40 -20 0 20 40 60 80 100 in % Quelle: OeNB, Statistik Austria. Aus und nach Osteuropa reist man aus Geschäftsgründen Die Reiseverkehrsbilanz unterscheidet Privatreisen (einschließlich jener aus Gesundheits- und Bildungszwecken) und Geschäftsreisen. Jeweils annähernd ein Fünftel der Einnahmen und Ausgaben aus dem Reisverkehr steht im Zusammenhang mit Geschäftsreisen. Der Anteil der Geschäftsreisen am gesamten Reisevolumen variiert erheblich. Am niedrigsten ist er in den typischen Urlaubsdestinationen der Österreicher am Mittelmeer (Kroatien, Griechenland, Türkei, Spanien und Italien) mit jeweils weniger als zehn Prozent. In der Gegenrichtung sind es die Schweizer, Niederländer, Belgier und Deutschen die vorwiegend zum Vergnügen nach Österreich reisen, obwohl die wirtschaftliche Verflechtung gerade mit Deutschland sehr hoch ist. Sehr hohe Geschäftsreiseanteile findet man bei den Reisen der Österreicher in einzelne osteuropäische Destinationen. Die prominente Rolle der Schweiz und die erheblichen Geschäftsreiseanteile in Deutschland haben mit der relativ hohen Zahl an Grenzgängern und Saisonniers zu tun, deren 22
Auslandsausgaben ebenfalls zum Reiseverkehr zählen (Liechtenstein 90%!). Auch beim Einreiseverkehr gilt, dass der Geschäftsreiseverkehr in Zentral-, Südost- und Osteuropa eine herausgehobene Rolle spielt; ähnliches gilt aber auch für Spanien und die Türkei. 23
Hintergrundinformationen: Hintergrundtabelle 1 Herkunftsländer der Reiseverkehrseinnahmen und ihre Anteilsentwicklung 2009 1995 Veränderung Rang Herkunftsland Anteil Rang Anteil Anteil 1 Deutschland 50,2% 1 59,5% 2 Niederlande 7,8% 2 6,4% 3 Italien 5,0% 3 4,7% = 4 Großbritannien 4,3% 5 3,5% 5 Schweiz 4,2% 4 3,8% 6 Ungarn 3,2% 7 2,3% 7 Belgien 2,4% 8 2,2% = 8 Tschechische Republik 2,3% 11 1,1% 9 Frankreich 2,0% 9 2,2% = 10 USA 1,8% 6 2,4% 11 Polen 1,7% 13 1,0% 12 Russische Föderation 1,7% 22 0,4% 14 Rumaenien 1,2% 20 0,5% 15 Slowakei 1,0% 12 1,0% = 16 Slowenien 0,9% 10 1,2% = 17 Spanien 0,7% 15 0,6% = 18 Schweden 0,7% 17 0,6% = 22 Japan 0,4% 21 0,4% = 23 Ukraine 0,3% 25 0,2% = 26 China 0,3% 31 0,2% = 28 Griechenland 0,3% 29 0,2% = 29 Bulgarien 0,3% 23 0,3% = Quelle: OeNB, Statistik Austria. 2009 provisorische Daten. 24
Hintergrundtabelle 2 Reiseverkehrsausgaben der Österreicher nach Zielland und ihre Anteilsentwicklung 2009 1995 Rang Herkunftsland Anteil Rang Anteil Veränderung 1 Deutschland 21,2% 1 20,9% = 2 Italien 15,4% 2 20,1% 3 Kroatien 8,0% 15 1,2% 4 USA 5,7% 6 4,3% 5 Griechenland 4,9% 3 5,8% 6 Ungarn 4,3% 9 3,3% 7 Spanien 3,8% 4 5,3% 8 Türkei 2,8% 11 2,8% = 9 Frankreich 2,7% 8 4,0% 10 Großbritannien 2,2% 7 4,2% 11 Schweiz 2,1% 12 2,5% 12 Tschechische Republik 1,9% 10 3,2% 13 Slowenien 1,4% 5 4,4% 14 Luxemburg 1,3% 41 0,2% 15 Ägypten 1,3% 54 0,1% 16 Norwegen 1,2% 28 0,3% 17 Polen 1,2% 26 0,5% 18 Thailand 1,1% 16 1,2% = 19 Schweden 0,9% 22 0,7% = 20 Russische Föderation 0,8% 14 1,3% 21 Rumänien 0,8% 51 0,1% 22 China 0,8% 33 0,3% Quelle: OeNB, Statistik Austria. 2009 provisorische Daten. 25
Unternehmensbeteiligungen Grafik 22 Verschnaufpause bei Direktinvestitionen in Zentral- und O steuropa Aktive Direktinvestitionen nach Zielregionen in Mrd EUR 30 25 20 15 10 5 0 -5 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 EU15 12 Neue EU-Mitgliedsländer MOEL-10 Rest der W elt Quelle: OeNB. Bis 2007 endgültige Daten, 2008 revidierte Daten, 2009 provisorische Daten. MOEL-10: Albanien, Bosnien-Herzegowina, Kroatien, Mazedonien, Montenegro, Moldawien, Russische Föderation, Serbien, Ukraine, Weißrussland. 12 Neue EU-Mitgliedsländer: Bulgarien, Estland, Lettland, Litauen, Malta, Polen, Rumänien, Slowakische Republik, Slowenien, Tschechische Republik, Ungarn, Zypern. Österreichs Direktinvestitionen im Sog der Wirtschaftskrise eingebrochen Im Einklang mit der weltweiten Entwicklung sind auch in Österreich die Direktinvestitionen im Jahr 2009 geradezu eingebrochen. Investitionen von 2,7 Mrd EUR sind 85% weniger als im Vorjahr und der niedrigste Wert seit zehn Jahren. → Davon entfielen 2,2 Mrd EUR auf den Eigenkapitalerwerb und 2,2 Mrd EUR auf reinvestierte Gewinne, während die konzerninternen Kreditforderungen um 1,8 Mrd EUR zurückgefahren wurden. Die Zahl der „Großprojekte“ mit Eigenkapitalinvestitionen von mehr als 100 Mio EUR ist 2009 auf weniger als zehn gesunken, nachdem es 2008 noch etwa 20 und 2007 sogar 50 solcher Großprojekte gegeben hatte. Die Investitionen der Verbundgesellschaft in Deutschland (Innkraftwerke) und der Türkei brachte diese beiden Länder an die Spitze der Zielregionen. Die üblichen Investitionen Österreichs in Zentral-, Ost- und Südosteuropa sind 2009 fast zur Gänze ausgefallen. → Neben Rumänien (400 Mio EUR) am vierten Platz findet sich nur noch Kroatien mit 300 Mio EUR auf Platz zehn. 26
→ Der Ausstieg der OMV aus der ungarischen MOL führte in Summe zu hohen Desinvestitionen in Ungarn. 27
Grafik 23 Krise lähmt Direktinvestitionen Passive Direktinvestitionen nach Herkunftsländern in Mrd EUR 35 30 25 20 15 10 5 0 -5 -10 -15 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 Deutschland sonstige EU15 sonstiges Europa Außereuropäisch Quelle: OeNB. Bis 2007 endgültige Daten, 2008 revidierte Daten, 2009 provisorische Daten. Deutschland behauptet sich als Hauptinvestor Ausländische Unternehmenseigner investierten 2009 netto 5,1 Mrd EUR in ihre österreichischen Beteiligungen. Diese passiven Direktinvestitionen erfolgten vor allem in Form nicht entnommener Gewinne (3 Mrd EUR) und durch die Gewährung zusätzlicher konzerninterner Kredite (2,5 Mrd EUR). Beim Eigenkapital kam es 2009 netto sogar zu Desinvestitionen, ein Ergebnis, das seit 1992 erst ein Mal aufgetreten ist. Darunter fallen auch einzelne „Notverstaatlichungen“ im Bankensektor. Die wichtigsten Neuinvestitionen des Jahres 2009 waren der Einstieg der spanischen Criteria Caixa bei der Erste Group Bank als Minderheitseigentümer und die Beteiligung eines US-amerikanischen Private Equity Fund bei der Telekom Austria AG. Deutschland als traditionell wichtigster Investor in Österreich konnte – trotz einiger gegenläufiger Desinvestitionen – mit einer Netto-Kapitalzufuhr von 1,3 Mrd EUR, unter anderem auch für den Erwerb der AUA, einen Spitzenrang behaupten. Auffallend hoch waren 2009 die Investitionen aus Russland und China auf den Rängen sieben und neun. 28
Grafik 24 Banken und H oldinggesellschaften dominieren das Geschehen Entwicklung der Direktinvestitionen nach inländischen Branchen in Mrd EUR im Ausland (Aktiv) in Österreich (Passiv) 40 30 20 10 0 -10 -20 2006 2007 2008 2009 2006 2007 2008 2009 Produzierender Bereich (A-F) Handel inkl.KfZ (G) Finanzsektor (J) Übr. Dienstleistungen (G,H,K-Q) Insgesamt Quelle: OeNB. Bis 2007 endgültige Daten, 2008 revidierte Daten, 2009 provisorische Daten. Banken als Big Player Finanzinstitute und Holdinggesellschaften dominieren in zunehmendem Maße das Direktinvestitionsgeschehen in Österreich. Im Jahr 2009 hat die Erste Bank ihr Auslandsgeschäft in eine Holding ausgelagert, was die gegenläufigen Entwicklungen des Jahres 2009 auf der Aktivseite wesentlich determiniert. Auf der Passivseite wurden in den vier dargestellten Branchengruppen kleine Zuflüsse registriert. 29
Grafik 25 Das W achstum der Direktinvestitionsbestände bremst sich ein in Mrd EUR 140 120 100 80 60 40 20 0 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008* 2009* im Ausland (Aktiv) in Österreich (Passiv) Quelle: OeNB. * 2008 und 2009 Fortschreibung. Globalisierungstrend pausiert Die erheblichen Bewertungsverluste im Unternehmensvermögen im Jahr 2008 und die ausgesprochen schwachen Kapitalströme im Verlauf des Jahres 2009 haben das dynamische Wachstum der Direktinvestitionsbestände mit Ausbruch der Finanzkrise abrupt gebremst. Während vor allem die aktiven Direktinvestitionsbestände seit vielen Jahren zumeist mit deutlich zweistelligen Wachstumsraten gewachsen waren, dürfte das Wachstum der Bestände zwischen Ende 2008 und Ende 2009 nur zwei bzw. vier Prozent betragen haben. 30
Hintergrundinformationen: Hintergrundtabelle 3 Österreich als Direktinvestor in Osteuropa Rang in der Gesamtstand davon aus Österreichs Liste der in Mrd EUR Österreich Anteil in % Investoren Slowenien 1.Platz 9,5 4,3 44,7 Kroatien 1.Platz 30,7 10,5 34,2 Bosnien-Herzegowina 1.Platz 4,6 1,6 34,2 Rumänien 1.Platz 42,8 9,2 21,4 Bulgarien 1.Platz 32,6 6,6 20,2 Serbien 2.Platz 8,0 1,2 15,6 Slowakische Republik 3.Platz 25,5 3,6 14,2 Ungarn 3.Platz 59,9 7,8 13,0 Tschechische Republik 3.Platz 76,3 8,2 10,7 Mazedonien 4.Platz 2,5 0,2 9,4 Ukraine 4.Platz 25,3 1,7 6,8 Montenegro 5.Platz 3,1 0,2 7,1 Albanien 6.Platz 0,3 0,0 2,3 Polen 9.Platz 119,7 4,3 3,6 Lettland 12.Platz 8,1 0,2 2,6 Estland 16.Platz 11,6 0,1 0,8 Litauen 20.Platz 9,1 0,1 0,1 Quelle: WIIWDatabase 2009 FDI in the CEECs under the Impact of the Global Crisis. Hinweis: Das Ranking spiegelt zum Großteil noch die Situation vor der Krise wider, doch sollte sich an der Position Österreichs nicht viel geändert haben, da die Direktinvestitionen in der Region generell eingebrochen sind. 31
Neue Statistik zu Auslandsunternehmenseinheiten: - auslandskontrollierte Unternehmen in Österreich - österreichische Tochtergesellschaften im Ausland Seit September vorigen Jahres stellt die Statistik Austria eine neue Statistik zu den „Auslandsunternehmenseinheiten“ zur Verfügung. Gegenstand der Betrachtung dieser Statistik sind „kontrollierende“ grenzüberschreitende Unternehmensbeteiligungen. • Die Statistik enthält zwei Betrachtungsrichtungen: einerseits die Aktivität ausländischer Unternehmen in Österreich (auslandskontrollierte Unternehmen in Österreich), andererseits die Auslandsaktivität österreichischer Unternehmen (österreichische Tochtergesellschaften im Ausland). „Kontrolle“ wird dabei in der Regel durch mehrheitliche Unternehmensbeteiligungen erfasst. Die Statistik wird zum größten Teil unter Verwendung bestehender Daten erstellt. Sie verursacht somit nur eine sehr geringe zusätzliche Belastung der Respondenten (= inländische Unternehmen). Eine wesentliche Quelle für die Statistik sind Ergebnisse der Direktinvestitions-Statistik. Sie wird daher in enger Kooperation von Statistik Austria und Oesterreichischer Nationalbank erstellt. Die Statistik zu den Auslandsunternehmenseinheiten ist keine Kurzfriststatistik (generelle Verfügbarkeit ist 20-21 Monate nach Ende des Bezugszeitraumes), es sind mit ihr daher noch keine Aussagen über Auswirkungen und Bewältigung der Wirtschafts- und Finanzkrise möglich. Für die neue Auslandsunternehmenseinheitenstatistik liegt bisher ein Berichtsjahr – 2007 – vor. Die Daten für das nächste Berichtsjahr werden im September 2010 publiziert; Daten, die das volle Ausmaß der Auswirkungen der Wirtschaftskrise in diesem Bereich erkennen lassen sollten (zum Berichtsjahr 2009; siehe dazu auch 32
Direktinvestitionsstatistik) werden im September 2011 vorliegen. 33
Grafik 26 Beschäftigte in auslandskontrollierten U nternehmen in Ö sterreich und in Auslandstochtergesellschaften inländischer U nternehmen 2007 im Vergleich K - Realitätenwesen, Unternehmensdienstl. 66+67 - Versicherungswesen etc. 65 - Kreditwesen I - Verkehr und Nachrichtenübermittlung 52 - Einzelhandel; Reparatur 51 - Großhandel F - Bauwesen DM - Fahrzeugbau DL - H.v. Büromasch., Datenverarbeitungsgeräten DK - Maschinenbau DJ - Metallerz.u.-bearbeitung, Metallerz. DF+DG+DH - Kokerei, Mineralölverarb.; Chemie; Kunststoff 0 25.000 50.000 75.000 100.000 125.000 150.000 Beschäftigte im Jahresdurchschnitt Auslandskontrollierte Unternehmen Auslandstochtergesellschaften Quelle: Statistik Austria, Statistik der Auslandsunternehmenseinheiten. Definition des Erfassungsbereichs und der Merkmale analog zur Leistungs- und Strukturstatistik 2007. 500.000 Beschäftigte in auslandskontrollierten Unternehmen in Österreich - 760.000 Beschäftigte in österreichischen Tochterunternehmen im Ausland In Österreich waren im Jahr 2007 knapp 8.800 Unternehmen unter ausländischer Kontrolle tätig, in denen 500.000 Personen beschäftigt waren, die knapp 200 Mrd Euro Umsatz erwirtschafteten. Gleichzeitig befanden sich im Ausland rund 4.300 Unternehmen im mehrheitlich österreichischen Besitz. Diese beschäftigten mehr als eine Dreiviertelmillion Personen und erreichten einen Gesamtumsatz von rund 180 Mrd Euro. 34
Grafik 27 Auslandskontrollierte U nternehmen in Ö sterreich 2007 Anteile an der Gesamtheit der Unternehmen nach Merkmalen Anteile in % 35 32 30 29 26 25 25 20 20 19 15 10 5 3 0 Anzahl der Beschäftigte im Personalaufwand Umsatzerlöse Produktionswert Bruttowertschöpfung Bruttoinvestitionen in Unternehmen Jahresdurchschnitt zu Faktorkosten Sachanlagen Quelle: Statistik Austria, Statistik der Auslandsunternehmenseinheiten. Definition der Gesamtheit der Unternehmen und der Merkmale gemäß Leistungs- und Strukturstatistik 2007. Auslandskontrollierte Unternehmen in Österreich: nur drei Prozent der Unternehmen, aber ein Fünftel der Beschäftigten Während die 8.800 in Österreich ansässigen Unternehmen unter ausländischer Kontrolle 2007 → nur drei Prozent der österreichischen Unternehmen im marktwirtschaftlich orientierten Bereich darstellten, → beschäftigten sie 19% der dortigen Beschäftigten und → erwirtschafteten rund ein Drittel der erfassten Umsatzerlöse, → sowie ein Viertel der gesamten Bruttowertschöpfung. Im Durchschnitt weisen auslandskontrollierte Unternehmen in Österreich 57 Beschäftigte auf, während die gesamtösterreichische Vergleichsmasse auf nur neun Beschäftigte kommt. Die Anteile des ausländisch dominierten Bereichs an der Gesamtbeschäftigung des jeweiligen Wirtschaftsbereiches reichen von nur 1% in der Energie- und Wasserversorgung bis zu 28% in der Sachgütererzeugung. In einzelnen Teilbereichen trägt er bis zu zwei Drittel zur Branchenbeschäftigung bei (Fahrzeugbau, Herstellung von Chemikalien). 35
Grafik 28 Auslandskontrollierte U nternehmen in Ö sterreich 2007 Bedeutung der wichtigsten Herkunftsländer ausländischer Kontrolle Anteil an allen Unternehmen unter ausländischer Kontrolle in % 60 50 40 30 20 10 0 Deutschland Niederlande Italien Vereinigtes Königreich Frankreich Schweiz USA Herkunftsland der Kontrolle Anzahl der Unternehmen Beschäftigte im Jahresdurchschnitt Bruttowertschöpfung zu Faktorkosten Quelle: Statistik Austrian, Statistik der Auslandsunternehmenseinheiten. Definition der Gesamtheit der Unternehmen und der Merkmale gemäß Leistungs- und Strukturstatistik 2007. In Österreich wirtschaftlich besonders engagierte Länder: Deutschland, Schweiz, Niederlande, Italien, USA Die bestimmenden Unternehmenszentralen der auslandskontrollierten Unternehmen in Österreich sitzen in erster Linie in Deutschland (in 42% der Fälle), der Schweiz (13%), den Niederlanden, Italien und den USA (jeweils 6%), dem Vereinigten Königreich (4%) und Frankreich (3%). Insgesamt 71% der auslandskontrollierten Unternehmen wurden von Konzernzentralen in der EU gesteuert, von den 29% der Zentralen in Nicht-EU- Ländern saßen 22%-Punkte in der Schweiz, Liechtenstein oder den USA. Die durchschnittlich größten österreichischen Töchter besaßen kanadische Konzernmütter (mit durchschnittlich 259 Beschäftigten je Unternehmen). Die ertragreichsten Tochterunternehmen (Umsatz je Unternehmen) liefen unter arabischer (Vereinigte Arabische Emirate) bzw. ebenfalls kanadischer Flagge. 36
Grafik 29 Verteilung der Auslandstochterunternehmen 2007 nach ausgewählten Zielländern Anteile der Zielländer in % 20 18 16 14 12 10 8 6 4 2 0 Deutschland Rumänien Ungarn Tschechische Polen Slowakei Ukraine Russische Kroatien Vereinigte China Schweiz Republik Föderation Staaten Anzahl der Unternehmen Beschäftigte im Jahresdurchschnitt Umsatzerlöse Quelle: Statistik Austria, Statistik der Auslandsunternehmenseinheiten. Österreichische Unternehmen auch im Ausland erfolgreich Neben ihren inländischen Tätigkeiten erwirtschafteten in Österreich ansässige Unternehmen 2007 durch ihre ausländischen Töchter Umsätze im Wert von 178 Mrd Euro (was einem knappen Drittel des heimischen Umsatzes entsprach). Sie waren dabei hauptsächlich in den EU-Ländern vertreten, wobei hier die „neuen Mitgliedsländer“ eine besonders bedeutende Rolle spielen. → Ungarn, Rumänien und die Tschechische Republik, in denen jeweils rund 11% der „Auslandsbeschäftigten“ tätig sind (entspricht jeweils etwas mehr als 80.000 Jobs) → Deutschland mit 9% der Beschäftigten → Polen mit 6% → und die Slowakei mit 5% Außerhalb der EU sind österreichische Unternehmen mit Mehrheitsbeteiligungen ebenfalls vor allem im Osten engagiert, und zwar in der Ukraine mit knapp 5% aller Auslandsbeschäftigten, Russland und Kroatien mit jeweils 4%, sowie mit 3% in den USA. 37
Grafik 30 T ochterunternehmen von in Ö sterreich ansässigen U nternehmen im Ausland 2007 - W irtschaftsstruktur Beschäftigte nach W irtschaftsaktivitäten (ÖN ACE-Abschnitte) U nternehmen nach W irtschaftsaktivitäten (ÖN ACE-Abschnitte) 5% 3% 8% 3% 6% 21% 35% 22% 44% 8% 3% 17% 3% 22% A-C, E LFW ; Fischerei; Bergbau; Energie u.W asserv. A-C, E LFW ; Fischerei; Bergbau; Energie u.W asserv. D Sachgütererzeugung D Sachgütererzeugung F Bauwesen F Bauwesen G Handel; Reparatur v.Kfz u.Gebrauchsgütern G Handel; Reparatur v.Kfz u.Gebrauchsgütern J Kredit- und Versicherungswesen J Kredit- und Versicherungswesen K Realitätenwesen, Unternehmensdienstleistungen K Realitätenwesen, Unternehmensdienstleistungen H, I, M-O Sonstige W irtschaftsaktivitäten H, I, M-O Sonstige W irtschaftsaktivitäten Quelle: Statistik Austria, Statistik der Auslandsunternehmenseinheiten. Schwerpunkte der unternehmerischen Auslandsaktivitäten: Kreditwesen und Handel Nach Wirtschaftsbranchen gesehen sind österreichische Unternehmen im Ausland vor allem → im Kreditwesen (18% gemessen an der Beschäftigung), → im Einzelhandel (ohne Kfz-Handel und Tankstellen; 10%) → und im Großhandel (wiederum ohne Kfz; 7% der Auslandsbeschäftigten) aktiv. Der umfassende Bereich der Sachgütererzeugung bringt es auf insgesamt 44% der Beschäftigten aller österreichischen Tochterunternehmen im Ausland. 38
Zusammenfassung Der österreichische Warenhandel bilanzierte nach vorläufigen Ergebnissen 2009 negativ, die Einfuhren - 18,2%, die Ausfuhren - 19,9%. Ausfuhren in Anrainerstaaten (Deutschland, Italien, Ungarn), USA und Russland sind gesunken, jedoch wurden Anstiege nach China, Saudi-Arabien oder Venezuela verzeichnet. Starke Rückgänge, über - 20,0%, erfolgten bei den wichtigsten Produktgruppen „Maschinen und Fahrzeuge“ sowie „Bearbeitete Waren“. Der Dienstleistungshandel wurde mit einem Einnahmenrückgang von -12% weniger stark von der Finanz- und Wirtschaftskrise getroffen als der Güterhandel. Nach dem Spitzenwert im Jahr 2008 von mehr als 6 Mrd EUR wurden 2009 immerhin per saldo 5,5 Mrd EUR im Ausland erwirtschaftet. Der technisch-innovative Sektor, wie das Architektur- und Ingenieurwesen sowie EDV- und Telekommunikationsleistungen, erwiesen sich am krisenresistentesten; am härtesten getroffen wurden traditionelle Leistungen, der Transport und das Bauwesen. Der Einnahmenüberschuss aus dem Reiseverkehr betrug immer noch über 6 Mrd EUR und war damit ebenfalls eine wesentliche Stütze der österreichischen Außenwirtschaft im vergangenen Jahr. Die Zahl der Ankünfte ausländischer Gäste war zwar 2009 rückläufig, aber im Weltmaßstab hat Österreich sogar Marktanteile gewonnen. Im Einklang mit der weltweiten Entwicklung sind auch in Österreich die Direktinvestitionen 2009 geradezu eingebrochen und erreichten den niedrigsten Wert seit zehn Jahren (2,7 Mrd EUR). Deutschland behauptete sich, unter anderem mit dem Erwerb der AUA, als Hauptinvestor. 39
Im Jahr 2007, zu dem Strukturdaten über Unternehmen unter ausländischer Kontrolle in Österreich letzt verfügbar sind, wurden 8.800 Firmen gezählt, die rund 500.000 Personen beschäftigten und knapp 200 Mrd Euro an Umsatz erwirtschafteten. 40
Oesterreichische Nationalbank und Statistik Austria bedanken sich bei allen Unternehmen, die durch regelmäßige Meldungen die Erstellung der österreichischen Außenwirtschaftsstatistiken ermöglichen. Daten und Analysen zur Zahlungsbilanzstatistik finden Sie auf den Internetseiten der Oesterreichischen Nationalbank www.oenb.at unter Statistik und Melderservice - Statistische Daten Statistik und Melderservice - Statistische Publikationen Informationen zur Meldungslegung an die Oesterreichische Nationalbank sind abrufbar unter Statistik und Melderservice – Melderservice - Meldungen Außenwirtschaftsstatistik Daten und Analysen zur Außenhandelsstatistik, zur Tourismusstatistik und zur Statistik zu Auslandsunternehmenseinheiten finden Sie auf den Internetseiten der Statistik Austria www.statistik.at unter Statistiken – Außenhandel Statistiken – Tourismus Statistiken – Unternehmen, Arbeitsstätten - Auslandsunternehmenseinheiten Informationen zur Meldungslegung an die Statistik Austria sind abrufbar unter Fragebögen – Unternehmen – Erhebung des grenzüberschreitenden Dienstleistungsverkehrs Fragebögen – Unternehmen – Außenhandel (INTRASTAT) 41
Ansprechpartner: Außenhandelsstatistik: Mag. Walter Seiringer, Tel.: 01-711 28-7558, E-Mail: walter.seiringer@statistik.gv.at Grenzüberschreitender Dienstleistungsverkehr: → Erhebung: Helga Neuhold, Tel.: 01-711 28-7546, E-Mail: helga.neuhold@statistik.gv.at → Daten und Analysen: Dr. Patricia Walter, Tel.: 01-404 20-5411, E-Mail: patricia.walter@oenb.at Reiseverkehr: → Erhebung: Dr. Peter Laimer, Tel.: 01-711 28-7849, E-Mail: peter.laimer@statistik.gv.at Mag. Jürgen Weiß, Tel.: 01-711 28-7974, E-Mail: jürgen.weiss@statistik.gv.at → Daten und Analysen: Dr. Rene Dell`mour, Tel.: 01-404 20-5415, E-Mail: rene.dellmour@oenb.at Direktinvestitionen: Dr. Rene Dell`mour, Tel.: 01-404 20-5415, E-Mail: rene.dellmour@oenb.at Statistik zu Auslandsunternehmenseinheiten: Bakk. Erich Greul, Tel.: 01-711 28-7308, E-Mail: erich.greul@statistik.gv.at 42
43
Sie können auch lesen