Austausch Hin und her - Stadt Zug
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Seite 2 Stadtmagazin Nr. 22 Januar 2019 Editorial Start in den Austausch EDITORIAL IMPRESSUM Herausgeberin Stadt Zug Die Welt aus einem anderen Blickwinkel zu Stadthaus amsehen Kolinplatzund 6300 Zug neue Erfahrungen zu machen, das kommt mir beim Begriff Periodizität «Austausch» spontan in den Sinn. Als dreimal pro Jahr17 in einen ich mit Sprachaustausch nach Frankreich ging, habe ich mir weniger Aufl age 20 000 Gedanken über den Austausch an und für sich gemacht als vielmehr, ob mein Französisch für eine erste, halbwegs Redaktion Rolf Elsener (Redaktionsleitung), vernünftige Unterhaltung mit meiner Gastfamilie reichen Beat Aeberhard, Maria Aeberhard, würde. Erst im Nachhinein, als ich wieder zurück in der Jaana Bienz, Daniel Christen, Michaela Eicher, Regula Kaiser, Mercedes Schweiz war, haben sich die Erfahrungen wieSaturnino Lämmler, Karin ein Puzzle Stück für Stück zusammengesetzt. Dass ich beispielsweise Telefon zu Beginn kaum ein Wort rausgebracht habe, mir dann 041 728 21 82 aber gesagt habe, wenn nicht jetzt, wann E-Mail dann, und ab kommunikation@stadtzug.ch diesem Moment frei von der Leber weg und ohne weitere Gedanken an meine gestrenge Französischlehrerin Autoren drauflosparliert habe. Und siehe da, Ueli es ging ganz ordentlich. Berger (Kolumnist), Jaana Bienz (Mitarbeiterin Kommunikation), Lucia Bolli (Journalistin), Rolf Elsener (Leiter Nicht viel anders geht es mir jetzt, kurz vor dem Kommunikation), offi Lukas - Niederberger (Geschäftsführer) ziellen Amtsantritt. Es ist Sonntag, der 6. Januar 2019. Die Koffer sind – bildlich gesprochen – gepackt: Fotografen Ich habe Michaela Eicher, Rolf Elsener, Daniela mich so weit wie möglich eingelesen, mich mit Geschäften, Kienzler, Thomas Gretener, Alexandra Gesetzen, Abläufen und vielem mehr Weyvertraut gemacht und da und dort erste Gespräche geführt. Korrektorat Ich bin parat und kann am 7. Januar, meinem ersten offi ziellen Mirjam Weiss,Arbeitstag, Zug starten. Wie vor einer Reise üblich, bin ich freudig gespannt, Kreation, Grafi k und Produktion spüre eine leichte Nervosität und hoffe, Christendass alles Visuelle gutGmbH, Gestaltung zum Klappen kommt. Dass ich viele Erfahrungen machen Zug: Daniel Christen, Andrea Näpfl in, werde, ist klar, und als grundsätzlich optimistisch ein- Druck gestellter Mensch gehe ich davon aus, dass AG, Kalt Medien dieZugmeisten positiv sein werden. Wie dieser Austausch Papier dann tatsächlich ausfällt, welche neuen Welten sich auftun, PlanoSpeed,darauf bin Offset hochweiss Klimaneutral gedruckt auf FSC-zertifi- ich gespannt. ziertem Papier Vorerst danke ich Ihnen, liebe Zugerinnen und Zuger, dass Sie mir diesen Austausch mit der Wahl zur Stadträtin am 7. Oktober 2018 ermöglicht haben und ich die Chance erhalte, an der Zukunft unserer Stadt mitzuwirken. Ich werde mich anstrengen! Eliane Birchmeier, Vorsteherin Baudepartement
Seite 3 Stadtmagazin Nr. 22 Januar 2019 Die Stadt Zug im Fokus INHALT Stadtpolitik 7 Amtseinführung im 4/4-Takt Stadtpräsidium Er ist promovierter Historiker, schwingt gerne das Tanzbein und lässt sich nicht von dicken Portemonnaies blenden: Karl Kobelt, Zugs neuer Stadtpräsident, ein Liberaler, der sich Inspirationen fürs politische Tages- geschäft zuweilen auch mal im Kunsthaus holt. Wirtschaft 11 Kräfte bündeln für den Standort Zug Gemeinsam stark Unterschiedliche Organisationen mit verschiedenen Zielgruppen engagieren sich für die Zuger Wirtschaft. Wo es Sinn macht, spannt man zusammen – so für die Bildung oder den Ausbau des öffentlichen Verkehrs. Schule & Familie 21 Im Ausland zu Hause Austauschjahr Ein Austauschjahr ist mit viel Umgewöhnung verbunden, nicht nur für den Austauschschüler selbst, sondern auch für Personen um ihn. Deshalb entscheidet sich die Mehrheit nicht dafür, eine andere Kultur zu besuchen, sondern gemütlich zu Hause zu bleiben. Einige haben sich doch getraut. Kultur & Freizeit 25 Draussen ist die Welt – und was ist dann drinnen? Auslandateliers Was macht es mit einem Künstler, wenn man ihn aus Zug rausnimmt und in eine Millionenstadt steckt? Da passiert was, im Austausch. Manchmal kann das auch eine Prüfung sein. STADTMAGAZIN-APP Für zusätzliche Bildstrecken, direkte Web-Links, Filme und 4 Hin und her Feedback-Buttons: Laden Sie 28 Dialog mit der Stadt die Stadtmagazin-Zug-App via QR-Code oder Store auf Ihr 28 Kolumne Till Smartphone oder Tablet oder 29 Kinderseite nutzen Sie die Browser-Version. stadtzug.ch/stadtmagazin
Seite 4 Stadtmagazin Nr. 22 Januar 2019 Infografik Hin und her Text Janina Römer Illustration Alice Kolb 3310 Bäume So viele Bäume pflegt der städti- sche Werkhof. Davon müssen jährlich etwa 17 gefällt werden. Der Werkhof pflanzt wenn immer möglich neue Bäume. Quelle: Stadt Zug 5 Minuten Die Stadt Zug hat ein Pilot- projekt mit dem Free-Floating- Veloverleih «AirBie» lanciert (siehe S. 6). Eine Reise mit diesen Crypto-Bikes dauert durchschnittlich fünf Minuten. Quelle: Airbie 14 Jahre Es dauert im Mittel 14 Jahre, bis sich das Wasser im Zugersee vollständig ausgetauscht hat. Quelle: Amt für Umweltschutz Kanton Zug
Seite 5 Stadtmagazin Nr. 22 Januar 2019 Infografik 25 000 Arbeitnehmer 25 000 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer pendeln in die Stadt Zug zur Arbeit. 14 000 davon 3008 her wohnen ausserhalb des Kantons Zug. Aus der Stadt Zug weg 2706 weg pendeln 8900 Arbeitnehmende. Quelle: Fachstelle Statistik Kanton Zug 2017 haben 3008 Personen ihren Wohnsitz in die Stadt Zug verlegt. Weggezogen sind 2706 Personen. Quelle: Bevölkerungsstatistik 2017, BEVNAT, Statpop 18 Megawatt Die Wärmetauscher in der See- wasserzentrale des Wärme- und Kältenetzes Circulago liefern eine Leistung von rund 18 Mega- watt. Mit dieser Leistung könnten rund 2250 Einfamilienhäuser beheizt werden. Quelle: WWZ AG
Seite 6 Stadtmagazin Nr. 22 Januar 2019 Stadtpolitik Stadtpolitik FREE-FLOATING-VELOVERLEIH GUT PARLIERT NEUGESTALTUNG Bike-Sharing In dieser Rubrik servieren wir knackige Zitate aus den vergange- Alpen- und nen Sitzungen des Stadtparlaments, des Grossen Gemeinderats. Gotthardstrasse Am Bahnhof ein E-Bike über eine App lokalisie- «Der Stadtrat ist kein ren, über die gleiche App Care-Team für verun- das Veloschloss öffnen, glückte Initiativtexte.» mit dem Velo zu einer Dolfi Müller in seinem letzten Votum als Stadtpräsident zur SVP- Konferenz im Theater Interpellation «Hintertreibt der Stadtrat aktiv den Volksentscheid Im Hinblick auf die Sanierung und Casino fahren und das vom 10. Juni 2018 zum unteren die Neugestaltung der Alpen- Bike nachher dort stehen Postplatz?» und der Gotthardstrasse sowie der Pilatus- und der Erlenstrasse ver- lassen, weil man lieber anstaltete die Stadt Zug einen Pro- «Zieht den Kopf aus jektwettbewerb mit acht Teams. zu Fuss durch die Alt- Diese bestanden je aus einem dem Sand und sucht stadt flanieren möchte. nach Lösungen, Landschaftsarchitekten und einem Verkehrsplaner. Die Jury erachtet Möglich ist all das mit um dem Volkswillen das Siegerprojekt «Chriesi» als rundum überzeugendes Konzept. dem sogenannten Free- gerecht zu werden!» Es wurde von den Berner Land- Floating-Veloverleih- Zur selben Interpellation SVP- schaftsarchitekten bbz bern gmbh und dem Bieler Büro Dudler (Raum- Fraktionschef Gregor R. Bruhin in system, das Fahrräder ohne feste Basisstation seinem Votum an die Adresse und Verkehrsplanung) entworfen. Laut der Jury stärke das Konzept verleiht. Das Ziel ist, dass bis im Sommer des Stadtrates. die Klarheit und Grosszügigkeit der 2019 in den Gemeinden Zug, Baar, Cham, ursprünglichen Strassenzüge. «Die Welt geht vor Gleichzeitig erhöhe es die Sicher- Steinhausen, Hünenberg und Risch insge- heit für die Fussgänger, ohne den die Hunde und wir Verkehr zu behindern. Für alle samt 500 free-floating Velos zur Verfügung diskutieren über Verkehrsteilnehmer werde eine stehen. Bisher haben die Anbieter smide und Parkplätze.» Verbesserung erreicht. Das Projekt diene auch als Katalysator für die nextbike Bewilligungen erhalten. Stadtrat Urs Raschle in der Diskus- weitere Entwicklung des Quartiers sion über die Bedeutung der Nach- Neustadt und als Beitrag für eine haltigkeitskommission. mögliche Weiterentwicklung des Bundesplatzes. Wenn der Grosse Inhaberinnen und Inhaber einer digitalen ID Gemeinderat den Krediten zu- der Stadt Zug können schon seit November stimmt, soll die Umsetzung ab 2020/2021 erfolgen. 2018 neun Elektrovelos via App gratis benut- zen. Das Bike-Sharing-Pilotprojekt wurde Plakate über die acht Wettbewerbs- projekte waren vom 14. November von der Stadt Zug in Zusammenarbeit mit bis zum 2. Dezember 2018 auf dem nördlichen Bundesplatz öffentlich dem Zürcher Start-up-Unternehmen «AirBie» ausgestellt. realisiert. Der Versuch dauert voraussichtlich Die Projektvisualisierung (siehe bis im Sommer 2019 und ist ebenfalls im oben) lässt zwar darauf schliessen, dass die neu gestaltete Alpenstrasse Free-Floating-System angelegt. mit japanischen Kirschbäumen be- pflanzt werden soll. Welche Baum- Infos: art schliesslich die Strasse zum See smide.ch, nextbike.ch, airbie.io säumen wird, ist zum aktuellen Zeit- punkt allerdings noch nicht definitiv.
Seite 7 Stadtmagazin Nr. 22 Januar 2019 Stadtpolitik Amtseinführung im 4/4-Takt Stadtpräsidium Er ist promovierter Historiker, schwingt gerne das Tanzbein und lässt sich nicht von dicken Portemonnaies blenden: Karl Kobelt, Zugs neuer Stadt- präsident, ein Liberaler, der sich Inspirationen fürs politische Tagesgeschäft zuweilen auch mal im Kunst- haus holt. Interview Philipp Bucher, Fotos Philippe Hubler Karl Kobelt: «Dass in unserer Stadt Einwohnerinnen und Einwohner aus über 130 Nationen leben, ist bereichernd.»
Seite 8 Stadtmagazin Nr. 22 Januar 2019 Stadtpolitik «Ich habe Freude, wenn sich ein Gemeinwesen entwickelt, und das Wachstum darf durchaus sicht- bar werden.» Karl Kobelt Nach zwölf Jahren hat sich die FDP das Zuger Stadtpräsidium von der Was muss ein guter Stadtpräsident mitbringen? Linken zurückerobert. Karl Kobelt heisst das frisch gewählte Ober- Offenheit gegenüber Menschen und Meinungen, eine ge- haupt, das gerade dabei ist, dem von Amtsvorgänger Dolfi Müller ge- wisse Hartnäckigkeit und schliesslich die Konsequenz, räumten Büro neues Leben einzuhauchen. Noch stehen einige Bilder den Worten Taten folgen zu lassen. Wenn man dann noch auf dem Boden und sind nicht alle Unterlagen ausgepackt. Der 59-jäh- ein gewisses Gespür für Entwicklungen sowie ein Stück rige Kobelt hingegen fühlt sich bereits wohl an seinem neuen Arbeits- Lebenserfahrung mitbringt, ist das umso besser. ort – und lässt seinen Blick in die Zukunft schweifen. Und das bringen Sie alles mit? Karl Kobelt, als Finanzchef waren Sie sechs Jahre lang zuständig für Das wird sich zeigen (lacht). Ich denke, dass ich in den die wirtschaftlichen Geschicke der Stadt Zug. Sind Sie froh, dieses Amt zwölf Jahren, in denen ich nun bereits politisch aktiv bin, nun zugunsten des Stadtpräsidiums abgeben zu können? durchaus das eine oder andere habe erwerben können. Das ist eine maliziöse Frage (lacht). Ich möchte mit umge- Das ist auch meinem Alter geschuldet, immerhin werde ich kehrten Vorzeichen antworten. Ich bin froh um die Zeit im in diesem Jahr 60, obwohl ich mich Gott sei Dank meistens Finanzdepartement. Die interdisziplinäre Zusammenar- jünger fühle, als ich bin. beit war für mich eine bereichernde Erfahrung, zumal ich von Haus aus nicht Finanzfachmann, sondern Historiker In der Neuzusammensetzung des Zuger Stadtrates wird dieser nun bin. Ich habe viel gelernt und konnte im Team und mit an- deutlich bürgerlicher. Was bedeutet bürgerliche Politik für Sie? deren einiges bewirken. In diesem Sinne ist es ein guter Bürgerliche Politik beinhaltet für mich – erstens mit den Moment, das Departement nun abzugeben. finanziellen Mitteln haushälterisch umzugehen, zweitens die Menschen nicht zu bevormunden, sondern auf ihre Ei- Sie sind 1959 in St. Gallen geboren und wohnen seit 1998 in Zug. Wie genverantwortung zu setzen, und drittens das nichtstaat- hat sich die Stadt seither verändert? liche Engagement von Einzelpersonen und Vereinen für Sie ist vor allem stark gewachsen. Als ich hierher zog, die Allgemeinheit wertzuschätzen und nach Möglichkeit zählte die Stadt Zug rund 22 000 Einwohnerinnen und zu fördern. Einwohner, heute sind es über 30 000. Das schlägt sich na- türlich im Stadtbild nieder, so existierten vor 20 Jahren Zug ist eine wohlhabende Stadt und gerade für Wenigverdienende kein weder die Hochhäuser an der Baarerstrasse noch das einfaches Pflaster. Finden auch einkommensschwache Schichten Ge- Uptown und der Parktower beim Bahnhof. Man sieht der hör beim neuen Stadtpräsidenten? Stadt das Wachstum an. Ich habe für die ganze Bevölkerung ein offenes Ohr. Wert- schätzung ist für mich keine Frage des Portemonnaies. Ich Wie stehen Sie dieser Entwicklung emotional gegenüber? sehe primär den Menschen, nicht dessen soziale Stellung. Ich habe Freude, wenn sich ein Gemeinwesen entwickelt, Zudem verfügt die Stadt Zug über ein verlässliches sozia- und das Wachstum darf durchaus sichtbar werden. Gleich- les Netz und über zahlreiche attraktive Angebote für alle. zeitig nehme ich wahr, dass viele Menschen ihre Stadt kaum mehr wiedererkennen. Dem gilt es Rechnung zu tra- Würden Sie sich eher als liberal oder als bürgerlich bezeichnen? gen. Identität und Heimatgefühle sind etwas, womit man Beides. Auf der Achse progressiv-konservativ würde ich achtsam umgehen muss. mich eher auf der progressiven Seite einordnen. Ich habe nicht den Eindruck, dass früher alles besser war. Dennoch Wann ist in Sachen Wachstum die Grenze erreicht? kann ich mich auch für konservative Werte erwärmen, für Naherholungsgebiete dürfen nicht verschwinden. Auf dem die Heimatverbundenheit etwa. Stadtgebiet bestehen wunderbare öffentliche Grünzonen, die für alle rasch erreichbar sind. Diesem Angebot sollten Sie politisieren für die FDP, bezeichnen sich aber zugleich als kultur- wir Sorge tragen. affinen Menschen. Wie geht das zusammen? Ich sehe da keinen Widerspruch. Der Liberalismus lässt Was wird sich mit Karl Kobelt als Stadtpräsidenten in Zug ändern? sich nicht auf einen Bereich, etwa auf die Wirtschaft, re- Muss sich denn viel ändern? Die Stadt Zug verfügt über duzieren. Für mich bedeutet Liberalismus eine Grundhal- viele und grosse Qualitäten. Wenn es in Zukunft gelingt, tung, die alle politischen Themen und Lebensbereiche mit- die Lebensqualität zu halten und die Möglichkeiten für einbezieht. zwischenmenschliche Begegnungen aller Art noch zu erweitern, ist viel gewonnen. Dass in unserer Stadt Ein- Welche Kultur konsumieren Sie? wohnerinnen und Einwohner aus über 130 Nationen leben, Ich lese gerne Bücher, gehe in Kunstausstellungen, besu- ist bereichernd. che Konzerte und ab und zu das Theater. Kultur inspiriert
Seite 9 Stadtmagazin Nr. 22 Januar 2019 Stadtpolitik Karl Kobelt: «Auf der Achse progressiv-konservativ würde ich mich eher auf der progressiven Seite einordnen.» «Immerhin werde ich in diesem Zu Ihren Hobbys gehört das Tanzen. Was tanzen Sie und warum? Verschiedene Tänze, Standard und Latein, Foxtrott, Rum- Jahr 60, obwohl ich mich Gott ba, Wiener Walzer, Tango, etc. Allerdings für den Haus- sei Dank meistens jünger fühle, gebrauch und ohne hohe Ansprüche (lacht). Tanzen ist nonverbale Paar-Kommunikation und macht einfach Spass. als ich bin.» Karl Kobelt Sie waren viele Jahre im Journalismus und im Marketing tätig, zuletzt als Geschäftsführer der eigenen PR-Agentur. Vermissen Sie die Privat- wirtschaft nicht? Nein. Ich gehe in meiner politischen Aufgabe auf. Ausser- dem sehe ich durchaus Parallelen zur Privatwirtschaft. Jedes Unternehmen stellt sich die Frage, was getan werden muss, um das Produkt oder die Dienstleistung einzigartig mich. Es kam schon vor, dass ich bei gewissen beruflichen und damit attraktiv auf dem Markt zu gestalten. Diese Fra- Fragestellungen ins Kunsthaus ging, um mich bewusst mit ge lässt sich auch auf die Standortpolitik übertragen. einer ganz anderen Materie zu befassen. Das kann einen neuen Blick auf eine Sache eröffnen und zu anderen Denk- Was sind die drängendsten Herausforderungen, die in naher Zukunft ansätzen führen. Kultur ist für mich mehr als Freizeitbe- auf die Stadt Zug zukommen? schäftigung oder Konsum schöner Dinge. Kultur ist eine Generell der Umgang im Spannungsfeld von Wachstum Auseinandersetzung mit der Gesellschaft und mit sich und Wohn- und Lebensqualität. Konkrete Projekte in die- selbst. sem Bereich sind die Postplatzgestaltung sowie die Neuge- staltung der Alpen- und der Gotthardstrasse. Zudem steht Gibt es eine Person, die Sie nachhaltig politisch sozialisiert hat? die Revision der Bau- und Zonenordnung an. Wichtig Nein. Es gab aber grosse Figuren der Weltbühne nament- scheint mir, dass wir trotz der sehr guten Situation, in der lich im 20. Jahrhundert, die meinen Sinn für die Gestal- sich die Stadt Zug befindet, offen für mutige Entscheidun- tungskraft der Politik geschärft haben. Dazu gehören gen bleiben und uns nicht blockieren lassen. Winston Churchill, Konrad Adenauer und Charles de Gaul- le. Politische Vorbilder habe ich allerdings keine. Jeder Was wird in 100 Jahren in den Geschichtsbüchern über die Stadt Zug muss sich in seiner politischen Rolle zurechtfinden, seine der heutigen Zeit geschrieben stehen? Vorstellungen und seine Person einbringen. Dass die Stadt Zug nach einer klugen Standortpolitik im 20. Jahrhundert und einem darin begründeten Wachstum Mit welcher Person würden Sie gerne für einen Tag tauschen? an Wohlstand mit der Digitalisierung an der Schwelle zum Mit einem Pianisten. Ich würde gerne sehr gut Klavier 21. Jahrhundert einen weiteren Wachstumsschub erfahren spielen können und entdecken, wie es sich anfühlt, beispiels- hat. Dass sie sich dadurch aber auch mit neuen Herausfor- weise ein Klavierkonzert Rachmaninovs perfekt zu spielen derungen, etwa dem sinnvollen Umgang mit der knappen und ganz in diese Klangwelt und das Lebensgefühl eines Ressource Land, aber auch mit einer gewissen Sättigung Werks einzutauchen. konfrontiert sah.
Seite 10 Stadtmagazin Nr. 22 Januar 2019 Wirtschaft Wirtschaft SELBSTFAHRENDES FAHRZEUG PARKHAUS POSTPLATZ B360 MyShuttle nun unterwegs Erste Erfahrungen positiv Wissen austauschen Während ein paar Wochen an Uni- Im Sommer letzten Jahres wurde versitäten in Afrika unterrichten? Afri- das Parkhaus am oberen Postplatz kanischen Studierenden ein Prakti- eröffnet. Eigentümer sind die Pensi- kum in Schweizer Firmen anbieten? onskasse der Stadt Zug und die Die 2009 von Sabina Balmer gegrün- Wasserwerke Zug AG. Die Auslas- dete Zuger Non-Profit-Organisation tung der 100 öffentlichen Park- B360 macht es möglich. Im Pro- plätze hat sich seither gut entwi- gramm «Südwärts» investieren euro- ckelt. Matthias Häfelin, Geschäfts- päische Fachexperten Zeit und führer der Betreibergesellschaft Know-how und unterrichten ehren- Regimo AG, zeigt sich zufrieden: amtlich an Hochschulen in Namibia, «Seit der Eröffnung können wir lau- Südafrika und Sambia. Umgekehrt fend steigende Frequenzen fest- erhalten Studierende im Programm «Nordwärts» einen dreimonatigen Seit dem 8. Januar 2019 ist das selbstfahrende stellen. Teilweise ist das Parkhaus sogar ausgebucht, so zum Beispiel Praktikumsplatz bei Partnerfirmen in Fahrzeug MyShuttle auf einer Teststrecke wenn Anlässe am See oder in der der Schweiz. Gastfamilien sorgen für ein Zuhause und die Integration in Altstadt stattfinden, wie die Jazz- zwischen Metalli und Technologiecluster un- night, das Seefest, das Zug Sports den Schweizer Alltag. Spender, Do- natoren, Friends von B360 und viele terwegs. Das Fahrzeug lernte bereits im Früh- Festival oder der Weihnachts- markt.» Gemäss den Rückmeldun- Pro-Bono-Leistungen ermöglichen ling 2018 die Strassen von Zug kennen. gen der Nutzerinnen und Nutzer die Programme. Mehr als 60 Studierende absolvier- werden besonders die grossen Nun wird es in den offenen Strassenverkehr Parkfelder und die helle Atmos- ten bisher ein Praktikum in einem Schweizer Unternehmen. Über 200 eingebunden. Bewährt sich der MyShuttle phäre geschätzt. Bemängelt wird die erschwerte Zufahrt. Von der freiwillige Fachexperten leisteten in der Testphase, wird der Pilotbetrieb auf Vorstadt her führt diese über die mehrwöchige Einsätze an den Uni- versitäten. Der ehemalige Regie- Neugasse, die untere Ägeri- eine geschlossene Kundengruppe ausge- strasse und die Zeughausgasse. rungsrat Matthias Michel ist einer von ihnen. Im Rahmen seines Sabba- weitet. Diese besteht aus Mitarbeitenden der ticals hat er Ende Januar die Gele- Freie Parkplätze online: V-Zug AG. Wenn auch diese Testphase erfolg- www.pls-zug.ch genheit packt. An der Namibia University of Science and Technology reich verläuft, kann der MyShuttle von in Windhoek leitet er zusammen allen Zugerinnen und Zugern genutzt wer- mit drei anderen Experten aus der Schweiz sogenannte «Career Starter den. Am Pilotprojekt beteiligt sind SBB, Mo- Workshops». Dabei bekommen die Studierenden einen Einblick in die bility, Zugerland Verkehrsbetriebe AG, Stadt Berufspraxis und lernen selbst erste Zug und Technologiecluster Zug. Aufgrund Schritte auf dem Arbeitsmarkt: durch praktische Übungen, Fallbearbeitun- der geltenden Bestimmungen des Strassen- gen, Erstellen von Bewerbungsdos- siers oder Präsentationen. Matthias verkehrsgesetzes muss jede Fahrt von einem Michel vor seiner Abreise: «Dieser Sicherheitsfahrer begleitet werden. Transfer von Wissen und Erfahrung ist eine sinnvolle Art der Entwick- lungszusammenarbeit.» Impressionen: https://vimeo.com/310069217 Infos: www.b360-education- partnerships.org
Seite 11 Stadtmagazin Nr. 22 Januar 2019 Wirtschaft Kräfte bündeln für den Standort Zug Gemeinsam stark Unterschiedliche Organisationen mit verschiedenen Zielgruppen engagieren sich für die Zuger Wirtschaft. Wo es Sinn macht, spannt man zusammen – so für die Bildung oder den Ausbau des öffentlichen Verkehrs. Text Therese Marty, Fotos Thomas & Vreni Müller, Stephan Knecht Die drei- bis viermal jährlich durchgeführten Berufswahlveranstaltungen stossen auf grosses Interesse.
Seite 12 Stadtmagazin Nr. 22 Januar 2019 Wirtschaft «Gemeinsam stark – für Zimmerberg-Basis- tunnel 2 und Durchgangsbahnhof Luzern.» «2018 haben rund 1000 dung investiert wird und der Jugend attraktive, vielseitige Ausbildungsmöglich- So lautet der Titel einer Medienmitteilung, Schülerinnen und keiten geboten werden. die der Zuger Gewerbeverband, der Verein Wirtschaftsregion ZUGWEST und die Zuger Schüler sowie gegen Engagement für die Bildung Wirtschaftskammer Ende Oktober 2018 ge- 700 Väter und Mütter Beide Organisationen engagieren sich für Bil- meinsam veröffentlicht haben. Ihre Anliegen fassen die drei Organisationen in einem Posi- die Berufswahlveran- dungsbelange. So sind sie unter anderem in der Schulkommission Berufsbildung vertre- tionspapier zusammen, das sie im kommen- staltungen besucht.» ten. Von der PH Zug sind sie eingeladen, im den Januar im Rahmen eines öffentlichen Yvonne Kraft Rahmen der neuen Strategie ihre Meinung Informationsanlasses der Bevölkerung prä- kundzutun. Sie machen sich bei vielen inter- sentieren wollen. Zusammen mit den Zent- nationalen Unternehmen für die duale Be- ralschweizer Kantonen will man sich dafür rufsbildung stark und engagieren sich ebenso stark machen, dass der Zimmerberg-Basis- bei der Einführung neuer Berufe – zum Bei- tunnel 2 bis 2035 projektiert und die Realisie- spiel für die Ausbildung ICT-Fachmann/Fach- rung des Durchgangsbahnhofs Luzern zügig frau EFZ. Ein Thema ist auch die Förderung vorangetrieben wird. Verkehr um ein überregionales Thema han- der MINT-Berufe, also die Ausbildung in den delt, haben wir uns für den gemeinsamen Bereichen Mathematik, Informatik, Natur- «Wir engagieren uns für optimale Rahmenbe- Weg entschlossen», sagt die Geschäftsstellen- wissenschaft und Technik. Einfluss nehmen dingungen für Unternehmen in der Region leiterin Claudia Heger. Dies, «um dem Anlie- die beiden Organisationen insbesondere in Zug, und eine gut ausgebaute Infrastruktur gen mehr Kraft zu verleihen und die unter- der Vernehmlassung zum Lehrplan 21, wo sie zählt mit zu den zentralen Standortfaktoren», schiedlichen Zugänge zu Mitgliedern und in der Arbeitsgruppe «Beurteilen & Fördern» sagt Andreas Umbach, Präsident der Zuger Entscheidungsträgern zu nutzen». ZUGWEST aktiv mitwirken. Wirtschaftskammer. «Der Zimmerberg-Basis- wird zum Teil durch öffentliche Gelder der tunnel 2 verbessert zusammen mit dem drei Mitgliedergemeinden finanziert und Durchgangsbahnhof Luzern das Bahnange- pflegt insbesondere mit den lokalen Gewerbe- bot im Wirtschaftsraum Zentralschweiz mar- vereinen sowie den Gemeinde- und Kantons- kant», ist er überzeugt. räten aus dem Ennetsee regen Kontakt. Dies mit dem Ziel, die gemeindeübergreifende Standortentwicklung erfolgreich voranzu- In einem gemeinsam mit dem kantonalen Ge- werbeverband und dem Verein ZUGWEST er- treiben. Aufgrund der lokalen Ausrichtung «Durch den gemeinsa- arbeiteten Positionspapier nahmen die drei bleibt für den Verein die Zusammenarbeit mit men Auftritt erhalten wir den kantonalen Organisationen auf einzelne Wirtschaftsverbände im vergangenen Okto- ber Stellung zur Botschaft des Bundesrats be- Themen – wie die Bahninfrastruktur – be- im politischen Prozess treffend den Bahn-Ausbauschritt 2035. Um schränkt. wie auch in der Öffent- die Bevölkerung über die Wichtigkeit der bei- den Projekte – Zimmerbergtunnel und Bahn- Anders beim Gewerbeverband des Kantons lichkeit mehr Gehör.» hof Luzern – zu informieren, ist am 30. Januar Zug und der Zuger Wirtschaftskammer. Sie Andreas Umbach 2019 ein öffentlicher Anlass geplant. «Darü- wollen ihre schon länger dauernde Zusam- ber hinaus suchen wir den Kontakt zu den menarbeit künftig noch intensivieren. Dies Zentralschweizer Bundesparlamentariern, gaben sie kürzlich über den Kurznachrichten- und wir werden die Diskussionen genau be- dienst Twitter bekannt. Ziel sei es, die Aktivi- obachten und allenfalls mit weiteren Aktivi- täten zu koordinieren und Synergien zu nut- täten reagieren», so Umbach. «Eine gute Er- zen, hauptsächlich in politischen Fragen, bei reichbarkeit des Wirtschaftsstandorts Zug ist Vernehmlassungen und vor Abstimmungen, «Für den neuen Lehrplan 21 haben wir unter für alle drei Parteien gleichermassen von In- und das besonders bei solchen, die den Stand- anderem erreicht, dass das Fach Berufswahl teresse», sagt er weiter und ist überzeugt: ort Zug betreffen. Denn die Interessen und in der 2. Oberstufe auch weiterhin als voll- «Durch den gemeinsamen Auftritt erhalten Meinungen sind bei der politisch neutralen wertige Lektion von der Klassenlehrperson wir im politischen Prozess wie auch in der Öf- Wirtschaftskammer und dem bürgerlich aus- unterrichtet wird – und das Thema nicht, wie fentlichkeit mehr Gehör.» gerichteten Gewerbeverband in wirtschafts- vorgesehen, in andere Fächer integriert politischen Themen weitgehend dieselben: wird», sagt Yvonne Kraft. Sie ist Vorstands- ÖV – ein überregionales Anliegen Ob internationale Unternehmen oder Schwei- mitglied des Gewerbeverbandes und verant- Dies ist auch die Überzeugung bei ZUGWEST, zer KMU, ob Dienstleister oder Gewerbebe- wortlich für das Berufsbildungsmarketing. einem 2009 gegründeten, politisch unabhän- triebe – sie alle sollen von einem wirtschafts- Ausserdem sei es gelungen, das vom Aus be- gigen, regionalen Verein, der sich als Netz- freundlichen Umfeld profitieren können. Ein drohte Fach Technisches Zeichen als Wahl- werkplattform versteht und sich auf die Ge- Umfeld, das nicht nur moderne Infrastruktu- fach im Lehrplan beizubehalten: «Ein Fach, meinden Cham, Hünenberg und Risch ren, wenig Bürokratie und attraktive Steuer- das in zahlreichen gewerblichen Lehrberu- konzentriert. «Da es sich beim öffentlichen sätze bietet, sondern in dem auch in die Bil- fen erforderlich ist.»
Seite 13 Stadtmagazin Nr. 22 Januar 2019 Wirtschaft ZUGER WIRTSCHAFTSKAMMER Präsident Andreas Umbach Mitglieder 400 mit 20 000 Arbeitsplätzen Ziel Stärkung Wirtschaftsstandort Zug Schwerpunkte Interessenvertretung, Förderung, Erfahrungsaustausch, Vernetzung, Aus- und Weiterbildung, Öffentlichkeitsarbeit Meilensteine 2011 Initiierung Faszination Technik, 2016 Übernahme Stützpunkt economiesuisse, Bildung neuer Ausschüsse Publikation eNews zwk.ch GEWERBEVERBAND DES KANTONS ZUG Präsident Roland Staerkle Andreas Umbach, Präsident der Zuger Wirtschaftskammer. Mitglieder 9 Gewerbevereine und 18 Berufsverbände mit 2500 angeschlossenen Unternehmen Ziel Gute Rahmenbedingungen für Gewerbetreibende Meilensteine 10 Jahre «Wirtschaft Zug», Berufswahlveranstaltungen Publikation Magazin «Wirtschaft Zug» Dem Gewerbe Nachwuchs sichern den alles Wissenswerte zum Bildungssystem. zugergewerbe.ch Beim Gewerbeverband des Kantons Zug – Die seit 12 Jahren organisierten Anlässe sind dem grössten Wirtschaftsverband des Kan- sehr erfolgreich, wie Yvonne Kraft bestätigt: tons – liegt gar der Hauptfokus auf der Berufs- «2018 haben rund 1000 Schülerinnen und VEREIN WIRTSCHAFTSREGION ZUGWEST bildung. Der Grund liegt nahe: «Wir brauchen Schüler sowie gegen 700 Väter und Mütter Präsidentin Regula Hürlimann im KMU-Bereich genügend Lernende, und die Berufswahlveranstaltungen besucht – er- Mitglieder 450 Firmen, 790 Personen wir wollen gewährleisten, dass unsere Mit- freulicherweise sind auch immer mehr aus- Ziel Standortprofilierung und glieder auch in Zukunft auf tüchtigen Nach- ländische Eltern dabei.» aktive Wirtschaftspflege wuchs zählen können», so Kraft. in der Wirtschaftsregion Vernetzen, wo es Sinn macht Zugwest Kürzlich erst haben sie und drei Berufsbildner Es gibt also zahlreiche Themen und Projekte, Meilensteine 2013 Nominierung SVSM mehrere Rektoren, Schulleiterinnen und bei denen es Sinn macht, dass die verschiede- Award (Schweiz. Schulleiter an die Swiss Skills in Bern einge- nen Organisationen ihre Kräfte bündeln. Vereinigung für laden. Beim Besuch der Berufsmeisterschaf- Nach weiteren Beispielen einer erfolgreichen Standortmarketing), ten sollten diese die unterschiedlichsten lokalen Zusammenarbeit bei der Zuger Wirt- 2014 Petition ÖV Lehrberufe kennenlernen. «Unser Ziel ist es, schaftskammer befragt, listet Andreas Um- Drehscheibe Zugwest dass künftig möglichst viele Lehrpersonen bach zahlreiche Gruppierungen auf – vom Ad- zugwest.com die Swiss Skills mit ihren Klassen besuchen.» vokatenverein über verschiedene Ämter und Mit «unser» meint Kraft den Gewerbeverband Bildungsinstitute zu mehreren Berufsverbän- und ebenso die Zuger Wirtschaftskammer. den oder dem Technologie Forum Zug. Gibt es WEITERE ZUGER «Wir arbeiten im Bereich Berufsbildung eng denn unter den zahlreichen Organisationen WIRTSCHAFTSORGANISATIONEN zusammen», sagt sie und spricht damit auch auch Konkurrenz? Umbach bestätigt, dass – Technologieforum Zug die Berufswahlveranstaltungen an, die je- manche Gruppierungen ähnliche Ziele verfol- – Advokatenverein des Kantons Zug weils drei- bis viermal jährlich in verschiede- gen und dieselben potenziellen Mitglieder an- – Verein HR Services Zug nen Gemeinden des Kantons durchgeführt sprechen. Allerdings sieht er dies positiv: «Da – Zuger Treuhändervereinigung ZTV werden. Am Nachmittag werden Schülerin- die Ziele und Schwerpunkte und die Mitglie- – Zug Commodity Association nen und Schülern die unterschiedlichsten Be- der beziehungsweise die vertretenen Bran- – Crypto Valley Association rufe vorgestellt, abends erfahren Eltern und chen nicht deckungsgleich sind, resultiert – Raiffeisen Unternehmerzentrum Baar Lehrpersonen durch Referate und eine Podi- eine sich gegenseitig ergänzende Koexistenz, – Diverse Gewerbevereine und umsdiskussion mit Ausbildnern und Lernen- die wir aktiv suchen und fördern.» Berufsorganisationen
Hin und her Pendlerinnen und Pendler am Bahnhof Zug Eine Fotoreportage von Anina Lehmann
Seite 20 Stadtmagazin Nr. 22 Januar 2019 Schule & Familie Schule & Familie LUDOTHEK MUSIKSCHULE BIBLIOTHEK Spielzeug-Tauschbörse Ensemblekonzerte Generationen vereint In der Musik ist Austausch ein wichti- Die aktuelle Veranstaltungsreihe ger Grundpfeiler für die musikali- der Bibliothek Zug widmet sich den sche und persönliche Entwicklung. neuen Herausforderungen, vor die Sie kann auf verschiedenen Ebenen uns die digitale Welt stellt. Diese stattfinden: im Einzelunterricht, aber Herausforderungen betreffen nicht vor allem auch beim gemeinsamen nur Kinder und deren Eltern, son- Musizieren im Ensemble, im Chor dern die ganze Gesellschaft. Die oder im Orchester. Veranstaltungsreihe greift offene Jährlich landen nach Weihnachten unzählige Um möglichst vielen Schülerinnen Fragen, Ängste und Unsicherheiten auf und zeigt zugleich, welche Mög- unbenutzte Spielzeuge im Abfall. Doch war- und Schülern die Möglichkeit zu bie- lichkeiten sich durch die Nutzung ten, sich musikalisch zu entwickeln digitaler Medien ergeben. Ver- um etwas wegwerfen, wenn man es gegen und mit anderen zu musizieren, hat schiedene Workshops und Vorträge etwas viel Cooleres eintauschen kann? Eine die Musikschule Zug ein neues For- mat, das «Ensemblekonzert», ins Le- unterstützen Eltern, Kinder sowie di- gitale Einsteiger dabei, sich sicher Spielzeug-Tauschbörse, an der «ungeliebte» ben gerufen. Die insgesamt fünf und entspannt in der digitalen Welt Konzerte finden jeweils am Samstag- zu bewegen. Weihnachtsgeschenke getauscht werden kön- morgen um 10.30 Uhr in der Aula nen, gab es bisher in Zug noch nicht. Anfang Loreto in Zug statt. Das Publikum er- Beispielsweise findet am Samstag, lebt an diesen Konzerten die grosse 23. Februar, ein kostenloser Mine- 2020 möchte die Ludothek erstmals einen Vielfalt der Musikschule. Zudem er- craft-Workshop statt. Eltern und Kin- solchen Anlass durchführen. fahren die Schülerinnen und Schüler, wie bereichernd es ist, wenn sie der können zusammen in die Spiel- welt von Minecraft eintauchen und neben dem Einzelunterricht auch ihre Kreativität und Überlebensstra- Ensembleunterricht erhalten. tegie unter Beweis stellen. Die Ludothek bietet nicht nur eine grosse Aus- Ensemblekonzerte Weitere Infos: wahl an Spielen, sondern beteiligt sich auch der Musikschule Zug www.medienkompetenz. regelmässig an Veranstaltungen. Dazu gehört 19. Januar 2019: Tasteninstrumente 26. Januar 2019: Streichinstrumente bibliothekzug.ch minecraftfebruar.eventbrite.de beispielsweise der Malwettbewerb der IG 23. Februar 2019: Zupfinstrumente 9. März 2019: Holz- und Altstadt zu Ostern (8.–20. April). Auch beim Blechblasinstrumente Altstadtflohmarkt im Juni, beim Ferienpass 23. März 2019: Gesang in den Sommerferien und beim Märlisunntig Jeweils um 10.30 Uhr in der Aula Loreto in Zug am 8. Dezember macht die Ludothek mit. Weitere Infos: Weitere Infos: www.ludo-zug.ch www.musikschulezug.ch In der Ludothek: Puzzle auf der Kinderseite 29.
Seite 21 Stadtmagazin Nr. 22 Januar 2019 Schule & Familie Im Ausland zu Hause Austauschjahr Ein Austauschjahr ist mit viel Umgewöhnung verbunden, nicht nur für den Austauschschüler selbst, sondern auch für Personen um ihn herum. Deshalb entscheidet sich die Mehrheit nicht dafür, eine andere Kultur zu besuchen, sondern gemütlich bei sich zu Hause zu bleiben. Aber einige haben sich doch getraut. Text und Handy-Fotos Alexandr Ebnöther, Schüler an der Kantonsschule Zug Sophie Steinle (Vierte von rechts) mit ihrer Klasse aus dem Austauschjahr.
Seite 22 Stadtmagazin Nr. 22 Januar 2019 Schule & Familie Wieso sollen Jugendliche ein Austausch- semester machen? Die Vorstellung ist oft: um «Es ist eine komplett Kauf, was manchmal auch ein bisschen mit Heimweh verbunden ist. Gleichzeitig sagen Sprachen zu lernen. Zwei Austauschschüle- andere Erfahrung, alle Austauschschüler, dass es das beste Jahr rinnen, eine Gastfamilie und ein Vertreter ei- ner Austauschorganisation sind da ganz an- an einen Ort hinzu- war, das sie erleben durften.» derer Meinung. Sophie Steinle (16), eine gehen, um von null Mädchen und Jungs Schülerin der Kantonsschule Zug, hat ein Austauschjahr in Kanada gemacht. Ihrer Mei- anzufangen.» Hat es mehr Mädchen als Jungs unter den Austauschschülern? Evi Hirt, die Gastmutter nung nach ist dies eine gute Gelegenheit, in Sophie Steinle von Yee Lly, und ihre Tochter Jasmin sind der eine fremde Kultur mit einer neuen Sprache Meinung, dass beide Geschlechter gleich ver- einzutauchen. «Es ist eine komplett andere treten sind. Die Familie Hirt ist das zweite Erfahrung, an einen Ort hinzugehen, um von Mal Gastfamilie der Organisation AFS. Vor- null anzufangen. Es ist aber auch eine Mög- her lebte ein Junge aus Paraguay für ein Jahr lichkeit, sich selbst neu zu erfinden und ken- bei ihnen. nenzulernen. Dort gibt es niemanden, der dich schon kennt; man kann sein, wie man «Mehr Mädchen», antwortet Sophie Steinle wirklich ist, und nicht, wie man es von dir er- einen dreimonatigen Sprachaufenthalt und ohne zu zögern, «und es ist auch so, dass wartet», so Sophie. lernt gleich viel Sprache wie in einem ganzen Mädchen schneller eine Gastfamilie finden Austauschjahr. Der Sinn und Zweck vom Ju- als Jungs.» Auch sei es einfacher für Mäd- Yee Lly Lim (18) ist eine Austauschschülerin gendaustauschprogramm ist, dass man die chen, sich mit anderen Mädchen anzufreun- aus Malaysia, die vor fast einem Jahr in die Kultur kennenlernt, in ihr lebt, sich mit ihr den; es passiere viel natürlicher. Das heisse Schweiz kam. «Es ist mega einfach, eine neue auseinandersetzt, um nachher, wenn man aber nicht, dass Mädchen es einfacher haben, Sprache zu lernen, wenn man wie die Leute zurück in die Schweiz kommt, ein Botschaf- sich zu integrieren. in diesem Land lebt und jeden Tag die Spra- ter dieser Kultur zu werden», sagt Aufder- che hört», sagt die Malaysierin, die zuvor mauer. «Ein anderer wichtiger Aspekt ist die «Mädchen sind einfach offener. Sie sind ten- noch gar kein Deutsch konnte. Entwicklung der Jugendlichen. Die Zeit zwi- denziell auch mehr interessiert, eine neue schen 15 und 18 Jahren, in der man ein Aus- Sprache zu erlernen als Jungs. Deshalb las- Auch Stefan Aufdermauer, Jugenddienstlei- tauschjahr macht, ist ein Alter der starken sen sich Mädchen eher auf so ein Abenteuer ter des Rotary Club Zug-Zugersee, ist der Persönlichkeitsentwicklung. Ein Austausch- ein. Jungs dagegen sind strukturierter und Meinung, dass bei einem Austauschjahr nicht jahr wirkt wie zwei Jahre zu Hause. Der Ju- machen sich schon vorher Gedanken, was sie die Sprache im Vordergrund steht. «Wenn gendliche lernt in diesem Jahr, sich selbst- wo machen wollen», so Stefan Aufdermauer. man nur die Sprache lernen will, macht man ständig zu verhalten, und nimmt manches in «Aber konkret, ob es mehr Mädchen oder Evi Hirt (links), Jasmin Hirt (Mitte) und Yee Lly Lim.
Seite 23 Stadtmagazin Nr. 22 Januar 2019 Schule & Familie mehr Jungs gibt, ist schwierig zu sagen. In diesem Jahr sind es vielleicht mehr Jungs, im nächsten dann wieder mehr Mädchen.» Erwartungen und Erlebnisse «Die meisten Austauschschüler wollen nach Amerika oder Australien», sagt Stefan Auf- dermauer, «aber oft macht man mehr und bessere Erfahrungen, wenn man in ein Land reist mit einer ganz anderen Kultur, zum Bei- spiel Länder in Südamerika. Es bringt den Ju- gendlichen viel mehr, in ein ärmeres Land zu reisen, um zu erfahren, wie dort Familien le- ben, und so mit einer fremden Kultur in Kon- takt zu kommen.» Man solle offen bleiben, denn sonst habe man Erwartungen an das Austauschziel, welche dann nicht in Erfül- lung gehen könnten. Sich einfach nicht zu viel Gedanken machen, sondern die Momen- te geniessen – dann komme das Jahr auch meistens gut raus. «Ich wollte nach Kanada wegen dem Franzö- sisch», erzählt Sophie Steinle über ihren Ent- scheid. «Ich finde es wichtig, Französisch zu Sophie Steinle (links) mit einer Freundin aus dem Austauschjahr. können, da es eine Landessprache der Schweiz ist. Nach Frankreich wollte ich nicht, denn mir war die Distanz zur Schweiz zu klein. Es war Fazit gut, einen Ozean zwischen mir und meiner «Mein Gastvater ist «Im Nachhinein überlegte ich mir, ob ich Familie zu haben, denn so kann man nicht einfach nach Hause zurück, wenn es plötzlich Tourenleiter. Ich konnte nicht ein exotischeres Land hätte wählen sol- len», meint Sophie Steinle, «aber für eine ers- nicht passt.» Die grosse Distanz steht symbo- mit ihm das Breithorn te Erfahrung war Kanada eigentlich gut. Ich lisch dafür, dass man keine Hilfe von zu Hause bekommt. Sie hat gelernt, auf sich selbst zu besteigen, ich war empfehle es allen, die ein Abenteuer erleben wollen. Es ist aber sehr wichtig, dass man hören, «und auch dann einen Weg zu finden, noch nie auf einem so nicht nur für die Sprache in das Land geht, wenn es scheint, als gäbe es keine Lösung. Ich probierte, mir so wenig Gedanken wie mög- hohen Berg.» sondern auch um die Kultur kennenzulernen, sonst integriert man sich nicht.» lich zu machen. Aber natürlich wollte ich dort Yee Lly Lim Französisch lernen und neue Freunde finden, «Ich finde die Schweiz war eine gute Wahl, und beides ist eingetroffen.» um in ein Austauschjahr zu gehen», sagt Yee Lly. «Ich finde ich habe nicht ein Jahr verlo- «Ich wollte wissen, was ich alles kann», meint ren, sondern gewonnen.» Yee Lly, «denn wenn man ins Ausland geht, muss man selbst neue Freunde finden, und Die Gastfamilie von Yee Lly ist total begeis- man muss lernen, unabhängig zu sein.» Sie tert von den zwei Jahren mit Austauschschü- findet es gut, dass sie jeden Tag vor der Her- lern: «Es bringt Leben ins Haus. Anstatt dass ausforderung steht, mit Leuten aus einer an- ich selbst reisen muss, kommt die ganze Welt deren Kultur in einer fremden Sprache zu zu mir», sagt Evi Hirt. «Es ist auch sehr span- kommunizieren und in Kontakt zu treten. «Es nend zu sehen, wie ein Austauschschüler sich wird mir später im Leben viel bringen, was entwickelt und verändert. Man muss keine ich hier im Austauschjahr gelernt habe.» Yee Angst haben vor der Verantwortung. Als Lly wollte am Anfang nach Deutschland. Das Gastfamilie bekommt man viel Unterstüt- war leider nicht möglich, weil viele Leute Stefan Aufdermauer sagt, es werde dafür ge- zung von den Rotary-Organisationen. Wenn ebenfalls dorthin wollten. «Der Grund ist: sorgt, dass die Austauschschüler etwas er- Schwierigkeiten auftreten, wird man unter- wenn man in Asien ‹Europa› hört, denkt man lebten: «Damit sie die Gegend besser ken- stützt. Man ist nie allein.» direkt an Deutschland.» Da es mit Deutsch- nenlernen, organisieren wir fünf Zuger land nicht geklappt hat, hat sich Yee Lly als Rotary Clubs in den ersten vier Wochen Aus- Könnte der Grund, wieso Austauschjahre noch Alternative die Schweiz als deutschsprachi- flüge. Zum Beispiel gehen wir auf den Wild- nicht so populär sind, sein, dass Schüler oder ges Land ausgesucht. Über ihre Erlebnisse im spitz, wir erkunden die Zugerberg-Region, Familien noch zu viel Angst haben? Das wäre Austauschjahr erzählt Yee Lly: «Mein Gastva- fahren mit dem Schiff auf dem Zugersee und schade, denn diese Angst verhindert die Mög- ter ist SAC-Tourenleiter. Ich konnte mit ihm besuchen die Höllgrotten. Auch gibt es lichkeit, das beste Jahr seines Lebens zu erle- das Breithorn besteigen, ich war noch nie so Weekends in anderen Teilen der Schweiz ben. Traut euch, taucht ein in dieses einmalige hoch auf einem Berg. Das fand ich cool!» wie Zermatt, Fiesch und Tessin.» Abenteuer, ihr werdet es nicht bereuen!
Seite 24 Stadtmagazin Nr. 22 Januar 2019 Kultur & Freizeit Kultur & Freizeit GEDENKVERANSTALTUNG SPORTANGEBOT BIBLIOTHEK-HITLISTE Notlandung eines Multifunktions- Austausch anlage bald bereit US-Air-Force-Bombers Too Good To Go App Too Good To Go ist eine Bewegung zur Rettung von Lebensmitteln. Über die App können sich Konsumenten und Gastronomen miteinander ver- binden. So erhalten Interessierte die Möglichkeit, sich gegen Food Waste einzusetzen. Im Sommer 2019 wird im Hertiquar- tier eine sogenannte Multifunktions- Film und Fernsehen. anlage gebaut. Damit wird das öf- Geld: Vom Tausch fentliche Sportangebot um ein zum Kauf attraktives Angebot erweitert. Die WAS IST WAS Anlage entsteht auf dem Hartplatz zwischen der Trainings- und der WAS IST WAS entführt dich in ein Wis- Sporthalle, unmittelbar neben der sensabenteuer rund ums Geld. Früher Bossard-Arena. Es entstehen zwei tauschte man Muscheln oder Salz ge- Mehrzweck-Spielanlagen: eine An- gen Waren, später bezahlten die Men- schen mit Münzen. Heute kann man Am 16. März 1944 musste ein stark beschä- lage mit Kunstrasen und eine mit über das Internet bezahlen. Tartanbelag, wie bei einer Leicht- digter B-17G-Bomber der US Air Force auf athletikanlage. Beide Felder wer- Tausche Bruder gegen … dem Zugersee notwassern. Die neun Crew- den mit zwei Toren und einer Vor- richtung für die Befestigung eines Andrew Joyner und mitglieder dieser «fliegenden Festung» Volleyballnetzes ausgestattet. Sie Jan Ormerod erhalten je eine Fussball- und eine sprangen vorher im Raum Baar mit dem Fall- Volleyballfeld-Markierung, das Nachwuchs bei Familie Kroko! Karlines Mama findet das Baby zuckersüss und schirm ab. Ein Crewmitglied starb bei der Feld mit dem Tartanbelag zusätz- lich zwei Basketballkörbe und die toll. Vielleicht sogar toller als Karline? Landung. Der Pilot setzte mit einer fliegeri- entsprechende Markierung. Da hat Karline die Idee, den kleinen Bruder umzutauschen wie Mama ihren schen Bravourleistung auf dem See auf Kanton und Stadt Zug teilen sich neuen Hut. und überlebte. Durch die Notwasserung ver- die Kosten für die Multifunktionsan- lage. Bereits Anfang 2016 legte der Bibi Blocksberg: hinderte er eine Katastrophe. Am 15. und Stadtrat ein Projekt vor, mit dem Die Austauschschülerin die Sportmöglichkeiten für die Zu- Klaus-P. Weigand 16. März, 75 Jahre nach dem Ereignis, findet ger Bevölkerung erweitert werden in Baar und Zug eine Gedenkveranstaltung sollten. Die Baubewilligung wurde jedoch angefochten. Aufgrund neu- Bibi freut sich sehr auf die Austausch- schülerin Emily aus London. Doch lei- statt. Im Rahmen eines kleinen Festakts mit er Lärmschutzgrundlagen wurden der entpuppt sich das Mädchen die Betriebszeiten angepasst. Des- schnell als absolutes Gegenstück zu dem ehemaligen Stadtarchivar Christian halb verzögerte sich der Bau um ihr selbst. Ob die beiden trotzdem Raschle und mit Stadtpräsident Karl Kobelt rund drei Jahre. Die Anlage wird voraussichtlich noch vor dem eid- Freundinnen werden? wird eine Gedenktafel enthüllt. Der Lokal- genössischen Schwing- und Älpler- Tausche Chaos gegen fest fertiggestellt. historiker Oskar Rickenbacher wird ausser- Leichtigkeit: So entrümpeln Sie Ihr Leben dem zwei Vorträge halten. An verschiedenen Gabi Rimmele Orten informieren Plakate zur Geschichte. Warum ist es so verdammt schwer, sich von überflüssigen Dingen zu tren- nen? Die Diplom-Sozialarbeiterin Gabi Rimmele regt dazu an, inneren und äusseren Ballast loszulassen und neue Leichtigkeit zu gewinnen.
Seite 25 Stadtmagazin Nr. 22 Januar 2019 Kultur & Freizeit Draussen ist die Welt – und was ist dann drinnen? Auslandateliers Was macht es mit einem Künstler, wenn man ihn aus Zug rausnimmt und in eine Millionenstadt steckt? Da passiert was, im Austausch. Manchmal kann das auch eine Prüfung sein. Text Falco Meyer, Fotos Daniela Kienzler Lukas Meier (l.) und Martin Riesen nach ihrer Rückkehr aus Buenos Aires.
Seite 26 Stadtmagazin Nr. 22 Januar 2019 Kultur & Freizeit eine Möglichkeit, die du sonst gar nicht hast: Raus aus der Stadt. Beamer im Koffer. Kame- ra dabei. Mit dem Zug nach Zürich. Mit dem Dich den ganzen Tag, sieben Tage die Woche, «So ein Aufenthalt gibt Flugzeug nach Buenos Aires. Die beiden Zu- nur auf etwas einzulassen», sagt er. «In der dir eine Möglichkeit, ger Martin Riesen und Lukas Meier gehen als Schweiz hast du vielleicht noch einen Job, so- VJs (Visual Jockey), und kommen sechs Mo- ziale Verpflichtungen. Kannst mal zwei Stun- die du sonst gar nicht nate später als Künstler zurück. den arbeiten, dann musst du wieder los. Dort hast: Dich den ganzen hast du alle Zeit der Welt.» Aussteigen am Flughafen Kairo, rein in die Tag, sieben Tage die Bruthitze. Der Abholservice ist eine Stunde Zeit ist etwas, das Twerenbold heute nicht Woche, nur auf etwas zu spät, oder er hat sie nicht erkannt, oder sie mehr hat. Mit seiner Freundin und deren hat das Schild nicht gesehen. Als die Zuger Schwester baut er am Gemeinschaftsatelier, einzulassen.» Denis Twerenbold Musikerin Patricia Draeger ihren Weg zum bald ist Eröffnung, ein Jahr hat das nun ge- Atelier der Stadt Zug endlich findet, führt der dauert. Der Aufenthalt in Kairo ist zwei Jahre sie direkt an den Nil. Ein Fährmann ohne her. Er hat seine Arbeitsweise geprägt. «Da- klassische Künstlerförderung», sagt Falk. «Es Zähne setzt sie ans andere Ufer. Dort nehmen durch, dass ich viel Zeit hatte, ist alles viel geht darum, dass sie sich persönlich weiter- Frauen und Männer Fische aus, und blicken schärfer profiliert, besser durchdacht.» Seine entwickeln können. Ein Netzwerk aufbauen, auf, als Draeger vorbeigeht. Katzen und Hun- Serie aus Kairo heisst «all the satellite dishes Neues lernen.» de und noch mehr Katzen. Der Weg führt sie on the roofs face southwest». Das ist auch durch ein Dorf mitten in der 20-Millionen- eine Überlebensstrategie. «Wenn du in Kairo Das neuste Atelier in Buenos Aires hat Falk Stadt. Menschen mit Gesichtern, die es in der aus der Metro steigst und keine Ahnung hast, selbst initiiert und der Städtekonferenz Schweiz gar nicht gibt. Draeger braucht erst wo du bist, weisst du wenigstens, wo Südwes- schmackhaft gemacht, auf einer Ferienreise mal einen Moment, um hier anzukommen. ten ist», sagt Twerenbold und lacht. im Land. «Ich habe überall nach möglichen Den Moment bekommt sie nicht: Die Stadt Ateliers Ausschau gehalten», sagt sie und verschluckt sie sofort. Heute noch, zwei Jah- Persönliche Entwicklung ist gefragt lacht. Es hat geklappt. re später, ist sie nicht fertig damit. So dicht Was passiert, wenn man Künstler aus der zusammengeknetet wird ihre Zeit in Kairo, Kleinstadt Zug in eine Metropole verfrachtet? Zum ersten Mal als Künstler dass sie für ein halbes Leben Stoff zum Nach- Jacqueline Falk sitzt in ihrem Büro im Haus wahrgenommen denken bietet. Zentrum, hinter ihr stapeln sich Kunstwerke, Lukas Meier fühlt sich einigermassen wohl darunter auch das Bild von Twerenbold mit an der Strassenecke in La Boca, Buenos Aires. Denis Twerenbold steht auf der Dachterrasse der aufgeblasenen Autohülle. Falk sorgt da- Das Atelier ist Teil des armen Quartiers. und schwitzt. Seine Idee immerhin funktio- für, dass so oft wie möglich Zuger Künstler Gleichzeitig ist es auch Teil der Gentrifizie- niert. Die Autohülle ist aufgeblasen und den Weg ins Ausland finden. Das geht am rung. «Wir wussten eigentlich gar nicht, wo schwebt über der Dachhitze. Sieht aus wie besten über die Künstler-Ateliers der Städte- wir da mitmachen», sagt Meier: «Die Stadt die abgeworfene Reptilien-Haut. Twerenbold konferenz, bei der Zug mitmacht. An drei will mit solchen Ateliers das Quartier auf- ist gekommen, um zu arbeiten. Das Künstler- Ateliers kann die Stadt sich beteiligen: Bue- werten – das bedeutet auch, dass es für die atelier der Stadt Zug ist für ihn ein weiterer nos Aires, Kairo und Genua. «Aber Genua, Bewohner dort viel teurer werden wird.» Die Sprung ins Ungewisse. Er hat in China foto- das ist noch nicht genug weit weg», sagt Falk politische Vereinnahmung ist unangenehm, grafisch nach Geistern gejagt, in Tokyo, in und lacht. «Ich finde, Zuger Künstler müssen trotzdem wird es für Meier und Riesen eine Taiwan und in Berlin gearbeitet. Hier in Kai- mal weg von Europa, raus in die Welt.» Und aussergewöhnliche Zeit. Es ist vier Jahre her, ro ist er zum ersten Mal allein – und hat Zeit wenn sie zurückkommen, bringen sie viel- dass Meier mit Riesen in Argentinien war. zum Nachdenken. «So ein Aufenthalt gibt dir leicht ein Stück Welt nach Zug. «Es ist eine Meier war in der Zwischenzeit schon drei Mal wieder dort. «Für mich ist das nicht abge- schlossen», sagt er. «Ich habe dort etwas an- gefangen, das weitergeht.» Er hat sich mit lo- Souvenir aus Buenos Aires: Ein Konzertplakat. kalen Künstlern vernetzt, projiziert Kunstwerke auf Hochhäuser, wird ein aus- ländischer Satellit der dortigen Kunstszene. Meier und Riesen sind Videokünstler, haben erst mit VJ-Sachen angefangen, an Parties in Zug und Umgebung. In Buenos Aires ist daraus etwas ganz anderes geworden. «Dort haben wir uns zum ersten Mal als Künstler wahrge- nommen», sagt Meier, «in einer Szene von Künstlern, die etwas Ähnliches machen wie wir.» Martin Riesen nickt und sagt: «Bei mir hat der Aufenthalt vor allem einen Schub in technischer Hinsicht ausgelöst: Die Program- me und Techniken, die die Künstler dort brau- chen, haben mich weitergebracht. Ich bin nach Hause gekommen mit einer Idee davon, was ich eigentlich machen will», sagt er. Und er hat gemerkt: Kunst braucht auch Organisation.
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