Sport. Immer. Überall - Zürcher ...
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Dossier Sportkanton Zürich Sport. Immer. Überall. Sportverhalten und -bedürfnisse in der Rushhour des Lebens Chance und Herausforderung Sporttreibende sind überall aktiv – auch im öffentlichen Raum Innovative Sportprojekte Vereine, Organisationen und Gemeinden animieren zum Sporttreiben Fit bleiben im Berufsalltag Mit dynamischen Angeboten Arbeit und Sport verbinden
Inhalt Ausgangslage 4 Spor ttreiben in der Rushhour des Lebens 6 Spor tbedürfnisse ermitteln und kennen 8 Spor t braucht nicht nur normier te Anlagen 10 Eine starke Par tnerin der Spor tförderung 12 Welche Bedürfnisse Spor tlerinnen und Spor tler hier und jetzt beeinflussen Vereine öffnen sich 14 Wie Tausende Studierende bewegt werden 16 Der Schweizerische Turnverband macht Winterfit 18 Der SC Stäfa engagier t sich für den Breitenspor t Ungebundene Sportangebote 20 Wer Outdoor Fitness betreibt und weshalb 22 Im Team trainieren – ohne Verpflichtungen einzugehen 24 Spor tangebote rund um die Arbeitsstelle sind gefragt Infrastruktur 26 Wie dem Bedürfnis nach Bewegung in der Natur nachkommen 28 Städte und Gemeinden schaffen Raum für Spor t 30 Tipps und Informationsquellen Sport. Immer. Überall. – 3
AUSG ANGSL AGE AUSG ANGSL AGE «Ein Freibad ist mehr als nur eine Badi» Josy Beer «Da ich im ZKS-Team an der SOLA-Stafette teilnehme, absolviere ich regelmässig über Wer in der Rushhour des Lebens steht «Sport. Immer. Überall.» bedeutet auch lebenslanges Mittag ein Lauftraining. Ich mag es, auf den Sporttreiben. Welche Anspruchs- respektive Alters- verkehrsfreien Wegen der Glatt entlangzu- mit Beruf und Familie, treibt dann Sport, gruppe geht dem Sport besonders häufig verloren? laufen und draussen zu sein. Es ist zudem wenn es in den Kalender und Tagesab- Schötzau: Aus Studien wissen wir, dass dies meist junge ein perfekter Ausgleich zum vielen Sitzen Erwachsene sind, die mit ihrer Erstsportart aufhören und im Büro und kann ohne grossen Aufwand in lauf passt. Neben den Vereinen werden ihre aktive Turnier- und Wettkampfkarriere beenden. die Wochenagenda eingeplant werden. Für andere Organisationsformen und Räume Beer: Der Wiedereinstieg geschieht individualisiert und ist das Gesellige nutze ich das offene Spiel- meistens nicht wettkampfgetrieben. Die Zeit am Wochen- training, das an mehreren Abenden in mei- interessant. ZKS-Geschäftsführerin Josy ende wird lieber mit der Familie verbracht oder für berufli- nem Handballverein angeboten wird. Das Beer und Stefan Schötzau, Chef Sport- che Weiterbildung eingesetzt. gemeinsame Schwitzen und Lachen tut gut und ich bleibe so im Verein verankert.» amt Kanton Zürich, diskutieren, wie sich Das Sportverhalten verändert sich mit den verschie diese Sportbedürfnisse auf Sportanbieter denen Lebensphasen. Was bedeutet dies für die Vereine oder die Gemeinden? Stefan Schötzau wie Vereine und Gemeinden auswirken. Beer: Heute ist eine flexiblere Art von Mitgliedschaft ge- «In den Sommermonaten fahre ich regel- fragt. Es ist eine Herausforderung für die Vereine, dass sich mässig mit dem Rennvelo ins Büro und Was meinen Sie mit «Sport. Immer. Überall.»? nicht mehr alle Mitglieder vollumfänglich zu Helfereinsät- verbinde so den Arbeitsweg mit Sport. Es Beer: Heutzutage ist es möglich, überall und jederzeit zen verpflichten wollen. ist für mich aber weit mehr als das. Insbe- Sport zu treiben. Es gehört zum Alltag, wenn jemand in Schötzau: Das Bedürfnis, Freundschaften zu pflegen, ist sondere die Hinfahrt bietet immer wieder einem Park Yoga- oder Stretchingübungen macht. gross. Es braucht jedoch eine Vereinskultur, in der man grandiose Morgenstimmungen und lassen Schötzau: Wenn ich morgens mit der S-Bahn zur Arbeit fah- nicht erwartet, dass alle Mitglieder in jedem Training an- mich beflügelt in den Tag starten. Mein Fix- re, sehe ich auf dem See Ruderer, am Abend sehe ich Ten- wesend sind. Mehrfachbelastungen von Beruf, Familie, punkt ist mein Volleyballteam, mit dem ich nisspieler und über Mittag mitten in der Stadt Bootcamper. Weiterbildung führen dazu, dass sich Prioritäten bei den an der regionalen Meisterschaft teilnehme. Egal wo man sich bewegt, überall sieht man Menschen, die Mitgliedern verschieben. Es braucht Vereinsangebote, in Vor allem das Zusammensitzen nach dem Sport machen. Insbesondere die erwachsene Bevölkerung denen nicht der Wettkampf- oder der Meisterschaftsbe- Training schätze ich sehr. Ansonsten halte nutzt den öffentlichen und privaten Raum 24/7, um sich trieb im Vordergrund stehen. ich es eher situativ variabel: Einmal pro körperlich fit zu halten. Beer: Vereine sollen Sporttrends aufnehmen. Turnverei- Woche mache ich mich über Mittag auf eine ne, aber auch Vereine in anderen Sportarten, machen das Joggingrunde oder besuche das Indoor- Wie manifestiert sich das, wenn der Sport clever. Die Angebote sollen, wenn möglich, offen gestaltet Rudern im ASVZ – je nach Agenda.» vermehrt öffentliche Räume in Beschlag nimmt? werden, sodass man nicht gleich Mitglied werden muss. Beer: Aufgrund der zunehmenden Verdichtung wird heu- Schötzau: Wichtig ist, dass sich die Vereine mit den Be- te quasi bis an die Seitenlinie des Fussballplatzes gebaut; dürfnissen der eigenen Mitglieder auseinandersetzen. Man es gibt Fitnesscenter, die rund um die Uhr geöffnet sind. sollte seine Mitglieder fragen, wie sie sich die Zukunft im Beer: Es ist wichtig, einerseits die Sportbedürfnisse der «Sport. Immer. Überall.» heisst auch Sport rund um die Schötzau: Parks und Treppen sind zu Sportanlagen gewor- Verein vorstellen, bevor sie diesen verlassen, weil das An- Bevölkerung zu erfragen, und anderseits die Sportverei- Arbeit. Welche Tendenzen gibt es hier? den. Eine Sportlerin, die auf der Bank Kraftübungen macht, gebot für sie nicht mehr passt. Wenn ein neues Angebot ne respektive Sportorganisatoren in der Präsentation der Beer: Flexiblere Arbeitszeiten ermöglichen Sport über Mit- und ein älterer Mann, der daneben ein Buch liest, sind ein aufgebaut wird, muss man Werbung machen und möglichst Angebote zu unterstützen – zum Beispiel mit einer Sport- tag sowie vor oder nach der Arbeit. Es ist in vielen Betrie- normales Bild. genau kommunizieren, welchen Fokus das Angebot hat. Da- mappe mit den Angeboten für Neuzuzüger. ben auch gerne gesehen, wenn die Mitarbeitenden Sport Beer: Mittlerweile haben sich Mountainbiker und Wande- mit hat man beste Chancen, neue Mitglieder zu gewinnen treiben. rer aneinander gewöhnt und nun kommen die Elektrobikes. und bestehende Mitglieder zu behalten. Gleichzeitig soll Was können Vereine tun, damit ihre Mitglieder auch Schötzau: Es braucht entsprechende Angebote über Mit- Es ist wichtig, proaktiv zu kommunizieren. Es geht auch um ein Verein nicht zu einem Fitnessstudio werden, sondern nach dem Ende ihrer Wettkampf- und Meisterschafts- tag. Dies bedeutet wiederum für die Gemeinden, dass Be- Respekt: Wie weit geht die eigene Freiheit und wo wird die seine typische Charakteristik behalten. karriere als Aktivmitglieder erhalten bleiben? darf an Hallen oder zumindest Garderoben und Duschen Freiheit von anderen eingeschränkt. Schötzau: Die Vereine betreiben einen immensen Aufwand ebenfalls in dieser Zeit besteht. Perfekt ist es natürlich, Schötzau: Die Gemeinden sollten sich bewusst sein, dass Sportvereine sind die wichtigsten Sportanbieter, für die Mitgliedergewinnung. Es ist ratsam, wie in der Be- wenn der Betrieb eigene Duschen hat. die Bevölkerung Bedarf an Freiraum für Sport hat, Spiel- welche Rolle kommt den Gemeinden zu? rufswelt, ein Austrittsgespräch zu führen. Es gilt zu ak- und Schulhausplätze können hier an Bedeutung gewinnen. Schötzau: Gemeinden haben eine bedeutende Rolle in der zeptieren, wenn jemand nicht mehr in die Vereinstrainings Beer: Ein Freibad ist eben mehr als nur eine Badi. Das kommunalen Nutzungsplanung (Raumplanung: Gestal- kommen möchte. Beachvolleyballfeld oder die Grünflächen könnten auch tungsplan). Wichtig ist, dass insbesondere in Zeiten des Beer: Vereine könnten für Anlässe Ehemalige einladen und ausserhalb der Saison zur Verfügung stehen. verdichteten Bauens genügend bedarfsgerechte und at- per Newsletter über Aktuelles informieren. Die Digitalisie- traktive Freiräume für Sport eingeplant werden. rung macht vieles möglich. 4 – Sport. Immer. Überall. Sport. Immer. Überall. – 5
AUSG ANGSL AGE AUSG ANGSL AGE Eine erfolgreiche Sport- Für die Stuttgarter Trend- und Zukunftsforscherin Anja Wo, wie oft und wann Menschen letztlich Sport treiben, Kirig ist klar, dass die Menschen weiter nach Gemeinschaft hängt von verschiedenen Aspekten ab. Zu diesen zählt Urs suchen. «Sie finden diese in Sportcommunitys im Internet Mäder unter anderem die positive Erwartung gegenüber förderung berücksichtigt die und kommunizieren dort, treffen sich aber real.» Das ist vor dem Thema Bewegung und Sport, die spezifischen Fähig- allem in der Rushhour des Lebens der Fall. Die Gruppe von keiten und das soziale Umfeld. Aber auch die strukturierten arbeitenden 35- bis 50-Jährigen steht wegen Beruf, Wei- Angebote, die gute Zugänglichkeit von Landschaft und Na- verschiedenen Bedürfnisse terbildung und Familie speziell unter Zeitdruck, weshalb tur, bewegungsfreundliche Aussenräume sowie eine gute, ihnen flexible Sportclub-Mitgliedschaften besonders ent- sichere Nachbarschaft sind entscheidend. «Viele Faktoren, gegenkommen. «Fakt ist, dass dieser Community-Gedan- die das Sporttreiben erleichtern und begünstigen, betref- ke in das Selbstverständnis der Vereine integriert werden fen das Umfeld», erläutert der Rektor der EHSM. «Eine er- muss», betont sie. Klubs sollten sich für Gäste und Men- folgreiche Sportförderung berücksichtigt dies.» Wo, wie oft und wann Menschen Draussen in der Natur sein, die Gesundheit fördern, Spass schen öffnen, die nur kurzfristig vor Ort sind, und diese haben, Freude an der Bewegung und abschalten können. am Vereinsleben teilhaben lassen. Das gehe etwa über Ko- Sport treiben, hängt davon ab, ob Das sind die fünf wichtigsten Motive, weshalb Menschen operationen mit anderen Klubs. «Früher kam der Mensch Sportangebote den sportbezogenen in der Schweiz Sport treiben. Zu diesem Schluss kommt zum Sport, heute muss der Sport zum Menschen kommen», die Studie «Sport Schweiz 2014: Sportaktivität und Sport- zieht Anja Kirig Fazit. Motiven und Zielen entsprechen. interessen der Schweizer Bevölkerung», die das Bundes- amt für Sport BASPO in Auftrag gegeben hatte. Die Analy- sen bringen Erstaunliches zutage: Die wichtigsten Motive des Sporttreibens bleiben nicht nur über die Jahre stabil, sondern erhalten von allen Altersgruppen auch dieselbe hohe Bedeutung. Während die Sportmotive konstant geblieben sind, hat sich das Bewegungsverhalten verändert. So ist der Anteil je- ner, die sich ausreichend bewegen, seit 2002 von 62 auf 72 Prozent angestiegen, wogegen sich besonders der Anteil der Inaktiven verringert hat (von 19 auf 8 Prozent), wie die Schweizerische Gesundheitsbefragung aus dem Jahr 2017 zeigt. «Das ist der Beleg dafür, dass sich die Bedeutung des Sports in der Gesellschaft verankert hat», erklärt Urs Mäder, Rektor der Eidgenössischen Hochschule für Sport Magglingen EHSM. Die Krux: «Die Menschen wollen zeit- und ortsunabhängig bleiben – auch beim Sport», sagt Anja Kirig, die Stuttgarter Trend- und Zukunftsforscherin. Diesem Bedürfnis ist Rech- nung zu tragen – oder wie es Achim Conzelmann, Leiter Ab- teilung Sportwissenschaft I und Vizerektor Entwicklung an der Universität Bern, auf den Punkt bringt: «Spezifische Anreize einer Sportart und die diversen Sportbedürfnisse müssen zusammenpassen, ansonsten wird diese Freizeit- Urs Mäder aktivität nicht nachhaltig verfolgt.» Entscheidend ist laut Rektor der Eidgenössischen Urs Mäder, den Zugang zu den Sporttreibenden zu finden: Hochschule für Sport «Ich muss wissen, was die Menschen antreibt. Die Moti- Magglingen EHSM ve sind bei der Angebotsgestaltung zu berücksichtigen.» Achim Conzelmann fügt einen weiteren Aspekt hinzu: «Die Vereine und Verbände müssen sich zum einen die Frage Quellen: stellen, welche Motive sie mit ihrer Sportart ansprechen, – Dossier Sportkanton Zürich «Herausforderung Sportverein», 2018 zum anderen sollten sie sich fragen, wie sie durch unter- – Dossier Sportkanton Zürich «Alles Roger?!», 2019 schiedliche Inszenierungen ihre Sportart auch bislang nicht – Machst du noch Sport oder lebst du schon Sport?!, Präsentation und Referat Urs Mäder, interessierten Menschen zugänglich machen.» Beispiels- 9. Sportforum Zürich, 2019 weise könnte eine Mountainbike-Tour als geselliges und – Beschreibung der Sporttypen, Universität Bern, Institut für Sportwissenschaft, 2014 kulturelles Erlebnis konzipiert respektive die Fitnessver- – https://www.ispo.com/maerkte/die-zukunft-des-sports-5-thesen-von-trendforscherin-anja-kirig besserung oder das Wettkampferlebnis in den Vordergrund gestellt werden. 6 – Sport. Immer. Überall. Sport. Immer. Überall. – 7
AUSG ANGSL AGE AUSG ANGSL AGE Aktiv – immer und überall: Chance und Herausforderung zugleich Die Freiräume im Siedlungsgebiet und Ob Outdoor-Fitness, Radfahren oder Ballspiel: Es gibt kaum eine Fläche im öffentlichen Raum, die nicht zum Bewegen in der Natur werden von der Bevölkerung oder zum Sporttreiben genutzt wird. Freiräume nehmen zunehmend für Bewegung und Sport im immer mehr die Funktion einer kleinen oder grossen Sport- arena ein. «Es braucht nicht nur die typische Sporthalle für Alltag genutzt. Wie sich diese Entwicklung den Vereins- und Schulsport oder den klassischen Sport- auf den öffentlichen Raum auswirkt platz, sondern auch Bewegungsräume, die nicht auf den ersten Blick als Sportraum zu erkennen sind», brachte es und wie Nutzungskonflikte verhindert Stefan Eckl vom Stuttgarter Institut für Kooperative Pla- werden können. nung und Sportentwicklung auf den Punkt. Dass der Raum vor der Haustüre zunehmend als Sport- stätte genutzt wird, hat unter anderem mit dem gestiege- nen Gesundheitsbedürfnis zu tun. Die Menschen möchten sich fit fühlen, gut aussehen und ihre Leistungsfähigkeit verbessern – ja vielleicht sogar ihren gestählten Körper in den sozialen Medien präsentieren. Zudem gehört Sport zu jenen gesellschaftlichen Trends, welche die urbane Le- bensweise ebenso auszeichnen wie das Bedürfnis, Sport heute zeitlich und örtlich unabhängig auszuüben. Die An- fänge reichen bis in die 1980er-Jahre zurück, als sich in den Städten das Street-Skateboarding verbreitete. Eine stark urbane Bewegung nahm ihren Lauf, die mit den Jah- ren durch weitere Aktivitäten wie Inlineskating oder Par- kour zu einer festen Grösse wurde. hin zu Auseinandersetzungen zwischen Menschen, die sich Damit Menschen den öffentlichen Raum für ihre Bedürf- bewegen wollen, und Menschen, die Ruhe suchen. «Will nisse überhaupt nutzen, sind keine bestimmten Voraus- Doch welche Konsequenzen bringt die gesellschaftliche man Konflikte vermeiden, sind mögliche Spannungsfel- setzungen nötig – oder wie Stefan Eckl sagt: «Sporttrei- Entwicklung «Sport. Immer. Überall.» für den öffentlichen der zu antizipieren», betont Gabriela Muri. Für Gemeinden bende erkennen, ob sich ein Raum eignet oder nicht.» Für Stadtforscherin Gabriela Muri vom Departement Soziale Arbeit an der Zürcher Raum mit sich? Die Antworten kennt Stadtforscherin Ga- und Städte bedeutet dies, dass diese ressortübergreifend Gabriela Muri stellt sich vielmehr die Frage, wie die weni- Hochschule für Angewandte Wissenschaften ZHAW briela Muri vom Departement Soziale Arbeit an der Zür- denken und zusammenarbeiten müssen. «Sei es im Be- ger aktiven Gesellschaftsgruppen, die mit beruflichen He- cher Hochschule für Angewandte Wissenschaften ZHAW. reich Soziales, Schule, Jugend, Sport, Freizeit oder Raum- rausforderungen oder einem sportunfreundlichen Wohn- «Im Zuge des verdichteten Bauens werden Freiräume zu planung: Um Sport, Sportvereine, Bewegung und Freizeit umfeld zu tun haben, an den Sport herangeführt werden. Leistungsträgern», erklärt sie. Dieses Phänomen eröffne fördern zu können, müssen alle Parteien an einen Tisch ge- Als Lösungsansatz bringt die Stadtforscherin wiederum einerseits grosse Chancen. «Freiräume werden trotz digi- holt und in den Prozess integriert werden.» Dazu gehörten die Partizipation ins Spiel. Insbesondere den Jugendlichen talen Kommunikationskanälen zu Gesellschaftsräumen. auch die Personen, die sich durch die Nutzung des öffent- sei Gehör zu verschaffen, seien sie doch am Puls der Zeit. Junge, Alte, Fremde oder Bekannte: Hier begegnen und be- lichen Raums gestört fühlen. Hierbei sei es wichtig, einen «Werden die verschiedenen Bedürfnisse in die Prozesse wegen sich Menschen aus allen Bevölkerungsgruppen. Es «Kümmerer» zu definieren, der im Prozess eingebunden ist, integriert, kann eine benutzerorientierte Bewirtschaftung entsteht ein lebhaftes Umfeld, das sowohl gesundheitliche so Gabriela Muri. «Diese Person ist für die Kommunikation der Freiräume sichergestellt werden.» Sie appelliert, bei als auch soziale Bedürfnisse abdeckt», erläutert Gabriela zuständig und schafft Verständnis. Sie fungiert als Dreh- der Planung Wert darauf zu legen. Denn: «Hier geht es auch Muri. Die Nutzung des öffentlichen Raums bringe auch In- scheibe und tritt als Ansprechperson auf.» um gesundheitspolitische Investitionen in die Zukunft. Sport novation in die Raumplanung. Beispielsweise, indem ein ist mittendrin, in der Gesellschaft. Sport bringt Innovation Freiraum der Bevölkerung zur Zwischennutzung zur Verfü- in den Alltag, aber auch in die Stadtentwicklung.» gung gestellt wird. «Andererseits», gibt die Stadtforscherin zu bedenken, «bringt das Immer-und-überall-Aktivsein sein Herausfor- derungen mit sich.» Wenn verschiedene Bedürfnisse im öffentlichen Raum aufeinandertreffen, können Nutzungs- konflikte entstehen: Von Lärmemissionen über Littering bis 8 – Sport. Immer. Überall. Sport. Immer. Überall. – 9
AUSG ANGSL AGE AUSG ANGSL AGE Starke Sportförderung tet ist, sind wir bemüht, übergeord- nete Stellen zu sensibilisieren und how wir haben, desto mehr Einfluss können wir nehmen. Davon profitieren Ressourcen stellen kein Hindernis für die Sportförderung dar. Vielmehr geht dank starker Zusammenarbeit das Thema aufs politische Parkett zu insbesondere die kleineren Gemein- es um die Frage der Priorisierung und bringen.» Ein Beispiel hierfür sind die den, die in der Regel weniger Ressour- wie offen Gemeinden sind, neue Wege Regelungen der Lärmemissionen beim cen für die Sport- und Bewegungsför- einzuschlagen.» Betrieb von Sportanlagen. Diese wa- derung zur Verfügung haben.» ren bis anhin zu restriktiv. Nach inten- Die heutigen Sport Gemeinden, Städte und andere Sport- lich sein.» Konkret heisse dies, dass siven Verhandlungen mit dem Bundes- Obwohl die Beschaffung der finanziel- anlagenbetreiber bei ihren Aufgaben eine Gemeinde zwar weiterhin für ein amt für Umwelt BAFU konnte 2017 ein len Mittel vielerorts eine Herausfor- bedürfnisse fordern rund um die Sportförderung zu unter- vereins- und clubfreundliches Um- Erfolg gefeiert werden: Die Vollzugshil- derung ist, setzen sich die Gemeinden Gemeinden und Städte stützen, hat sich die Arbeitsgemein- feld sorgen sollte. Jedoch müsse sie fe für die Beurteilung der Lärmbelas- für den Sport ein. «In den letzten Jah- schaft Schweizerischer Sportämter auch in der Lage sein, die Bedürfnis- tung aus dem Jahr 2013 wurde über- ren wurden zahlreiche Sport- und Be- Sébastien Reymond in vielerlei Hinsicht ASSA auf die Fahne geschrieben. Zu- se der Menschen abzuholen, die bei- arbeitet und die Betriebszeiten wurden wegungsprojekte initiiert – zum Bei- heraus – zum Beispiel dem bietet die ASSA ihren Mitgliedern spielsweise keine Zeit haben, abends angepasst. Auch bei der Überarbeitung spiel auf der Basis von Sportleitbildern eine umfangreiche Datenbank an, über Sport zu treiben oder ein Clubtraining der Vollzugshilfe Lichtemissionen ist oder von Bewegungskonzepten», er- aufgrund von Lärm- und die Ideen, Projekte und Best-Practi- zu besuchen. der Dachverband mit im Boot. klärt Sébastien Reymond. Auch wür- Lichtemissionen oder durch ce-Beispiele aus dem Sportbereich den bestehende Infrastrukturen heu- ausgetauscht werden können und an- Die Ausgangslage, wonach Sport im- Indem die ASSA eng mit dem BASPO te vielseitiger genutzt als früher. Nicht die Littering-Problematik. deren als Inspiration dient. mer und überall getrieben wird, stellt zusammenarbeitet, bleibt sie auf dem zuletzt stellt die ASSA fest, dass vor Die Arbeitsgemeinschaft die rund 130 Mitglieder (Kantone, Ge- Laufenden, was die Entwicklung von allem kleinere Gemeinden immer mehr Seit der Gründung des Schweizer Dach- meinden und Sportanlagenbetreiber) Konzepten, Gesetzen und Verordnun- Synergien nutzen, um Bewegung und Schweizerischer Sport verbands der Sportämter und Sport- der ASSA vor ähnliche Herausforde- gen im Sport betrifft. «Die Heraus- Sport in der Bevölkerung zu fördern. «Als ehemaliger Skifahrer bin ich auch heute immer noch sehr gerne aktiv. So bin ämter ASSA setzt sich unter anlagenbetreiber im Jahr 1979 haben rungen, wie Sébastien Reymond kon- forderung für uns ist, auch dann den Als Beispiel erwähnt er das lokale Be- ich Teil einer Ü35-Fussballmannschaft, sich die Rahmenbedingungen wesent- statiert. «Egal ob in der Stadt oder auf Überblick zu behalten, wenn es um Be- wegungs- und Sportnetz «Bewegung anderem dafür ein, dass lich verändert. «Früher fokussierte sich dem Land, ob 500 oder 400 000 Ein- reiche geht, die nicht direkt den Sport und Sport Wehntal+», bei dem fünf gehe regelmässig ins Gym und spiele Tennis. Um mein Wettkampfbedürfnis zu übergeordnete Stellen die Gemeinde darauf, der Bevölkerung wohner: Weil der Druck auf den Raum betreffen, aber Nebeneffekte auf den Gemeinden, Schulen, Vereine und stillen, spiele ich neuerdings auch Inter- Sportinfrastrukturen zur Verfügung steigt, werden beispielsweise Lärm- Sport haben können», sagt der Ge- Private zusammenarbeiten. «All die- wie Bund und Kantone für zu stellen», erklärt ASSA-Geschäfts- und Lichtemissionen zunehmend zu schäftssekretär. Hierbei sei das Netz- se Entwicklungen sind äusserst posi- club. Den Sport nutze ich als Ausgleich und um abzuschalten. Zugleich hat für mich diese und weitere Themen sekretär Sébastien Reymond. Das einem Problem.» In solchen Fällen ist werk von grosser Bedeutung. «Der tiv zu bewerten. Sie dienen uns als das Training im Team auch eine soziale reiche nicht mehr. «Heute muss die die ASSA gefragt. «Sehen wir, dass Austausch ist für uns sehr wichtig. Je Best-Practice-Beispiele und spornen sensibilisiert werden. ganze Raumplanung spor tfreund- eine Problematik vielerorts verbrei- mehr Kontakte wir pflegen und Know- andere an, es gleich zu tun. Knappe Komponente, die ich sehr schätze.» 10 – Sport. Immer. Überall. Sport. Immer. Überall. – 11
AUSG ANGSL AGE AUSG ANGSL AGE Jeder Lebensabschnitt «Ich treibe Sport, weil ich fit und gesund bleiben will und meinen Be- wegungsdrang ausleben möchte. Ich mache das mit den Sportarten, die ich schon in jüngerem Alter ausgeübt habe: Turnen/Gymnastik und hat eigene Sportbedürfnisse Tanzsport. Gleichzeitig bin ich ein ehrgeiziger Mensch. Ich brauche den Wettkampf nach wie vor und motiviere und fordere mich gerne. Einer- seits bin ich sehr lernbegierig, andererseits gebe ich auch gerne mein Wissen als Trainerin weiter. Zusätzlich sind mir Sportaktivitäten im fa- miliären Rahmen sehr wichtig, wie Bergtouren und Skifahren. Beein- Ob Beruf, Schule, Familie oder Freunde: Wer lebenslang Sport ausüben will, muss in jeder Lebens- flusst werden meine Sportbedürfnisse von tollen Menschen um mich phase altersgerechte Angebote suchen. Denn: Form, Art herum in all diesen Sportarten. Gleichgesinnte Sporttreibende spor- In jedem Lebensbereich stehen andere und Umfeld des Aktivseins passen sich den Aufgaben und nen an, erfüllen das Bedürfnis nach Austausch untereinander sowie Aufgaben und Herausforderungen an. Diese Herausforderungen der jeweiligen Lebensetappe an. Jun- den sozialen Aspekt.» ge Erwachsene beispielsweise suchen vor allem vielfältige wirken sich auch auf die Vorlieben für sowie herausfordernde Erlebnisse als Ausgleich zu Schu- Katharina Egli, 56 Jahre, Trainerin Wettkampfgymnastik GymTeam eine Sportart und auf die Erwartungen an le und Beruf. Erwachsene bewegen sich oft individuell. Sie Brütten und Turniertänzerin Standard Dance Unlimited Zürich treiben neben der Familie – so oft es geht – Sport, um die Freizeit und Bewegung aus. Fünf Personen Leistungsfähigkeit zu erhalten. Ältere Menschen trainieren, unterschiedlichen Alters erzählen, wie damit sie sich auch künftig aktiv und unternehmenslustig fühlen. Bei Pensionierten werden unter anderem Gesund- ihre aktuellen Sportbedürfnisse aussehen erhaltung, Abwechslung oder regelmässig wiederkehrende und wodurch diese beeinflusst werden. Treffen zu wichtigen Motiven. Melisa D emirayak, P hilipp «Sport ist seit je ein wichtiger Bestandteil meiner Freizeit. Bis vor weni- Messerli, Beat Luginbühl, Katharina Egli und Veronika Fehr gen Jahren war das Ziel, auf persönliche Bestleistungen zu trainieren. geben Einblick in ihr Leben als Sporttreibende und erklären, Heute stehen die Gesundheit, Fitness und der Genuss an der sportlichen wie sie ihre Bedürfnisse erfüllen und wer sie beeinflusst. Betätigung im Vordergrund. Das motivierende Wettkampffieber soll den- noch nicht zu kurz kommen und der persönliche Ehrgeiz treibt mich im- mer noch an, zumindest im Teamsport meine Höchstleistung abzuliefern. Ob Fachtest Allround, Fit+Fun, Gymnastik Kleinfeld, Faustball oder Win- «Zeit wirkt sich leider aktuell limitierend auf meine Sportbedürfnis- terfit: Meine sportliche Ausrichtung wurde bis heute vorwiegend durch se aus. Dennoch schaue ich, dass ich zwischen den beruflichen be- meine Zugehörigkeit zum Turnverein STV Wetzikon geprägt. Vor 25 Jah- ziehungsweise familiären Verpflichtungen zweimal pro Woche ins ren habe ich zusammen mit meiner Frau vom alpinen Skisport auf das Vereinsturnen der Sektion Turnsport des TV Rüti gehen kann. Reicht Langlaufen gewechselt und damit die ideale Ergänzung zum Joggen, es für mehr, absolviere ich individuelle Sporteinheiten wie zum Bei- Radfahren und Schwimmen im See gefunden. Ich habe auch immer sehr spiel Snowboarden, Skifahren, Mountainbike oder Laufen. Zum einen gerne verschiedene andere Sportarten ausprobiert und bin auch heute treibt mich die abnehmende körperliche Fitness an, am Ball zu blei- noch für Neues zu begeistern. Meine Sportbedürfnisse werden insbe- ben und regelmässig die Trainings zu besuchen. Zum anderen sind es sondere durch die verfügbare Freizeit, die berufliche Belastung, Fami- die Kameradschaft im Verein sowie die vielfältigen Aktivitäten über lie, Vereinszugehörigkeit und nicht zuletzt auch durch meinen persön- das Vereinsleben hinaus, die mich motivieren. Nicht zuletzt sorgen die lichen Gesundheitszustand geprägt.» gemeinsamen sportlichen Erfolge und Misserfolge an Wett- kämpfen für einen Energieschub.» Beat Luginbühl, 54 Jahre, Aktivmitglied, Leiter Kunstturnen und ehemaliger Präsident Turnverein STV Wetzikon Philipp Messerli, 48 Jahre, technischer Leiter Vereinsturnen Turnsport Rüti / TV Rüti sowie Ehrenmitglied TV Rüti und TV Männedorf «Ich spiele Fussball, weil ich mich vom Alltag als Studentin ausklinken möch- «Aufgewachsen in einer Turnfamilie, war die Bewegung für mich bereits als Kind sehr te. Ich will einfach unbekümmert auf den Rasen gehen, die Probleme für ein- wichtig. Bei meinem ersten Beruf als Krankenschwester war die Leichtathletik mein mal vergessen und den Ball an den Füssen haben. Ich mag es, wenn ich mich Hobby. Später fand ich immer mehr Gefallen an Gymnastik und Tanz und liess mich zur auspowern kann und am Ende nudelfertig bin. Dann weiss ich: Ich habe alles diplomierten Bewegungspädagogin BGB ausbilden. Heute bin ich Fachleiterin bei pro gegeben und starte mit mehr Elan und Tatendrang in den Folgetag. Ich bin Senectute Fit/Gym und Esa-Expertin. Bewegung ist mir nach wie vor ein grosses Be- gerne gefordert und versuche, an meine Grenzen zu gehen und diese auszu- dürfnis. So unterrichte ich wöchentlich rund zehn Lektionen, darunter Rückengym- weiten. Wenn ich zurückblicke und eine Steigerung erkennen kann, ist das nastik, Nordic Walking und Seniorensport. Es sind die Freude an der Bewegung und ein grossartiges Gefühl. Neben diesen Bedürfnissen ist mir der soziale As- die Begeisterung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer an meinen Unterrichtslektio- pekt im Team enorm wichtig. Ich sehe meine Teamkolleginnen auch gerne nen, die mich motivieren und meine Sportbedürfnisse prägen. Ich bin sehr dank- neben dem Platz und finde es schön, wenn wir nach einem Spiel den Abend bar, dass mein Körper es mir erlaubt, heute noch Sport zu treiben.» gemeinsam ausklingen und den Match Revue passieren lassen können.» Veronika Fehr, 78 Jahre, Fachleiterin Pro Senectute Fit/Gym, technische Melisa Demirayak, 26 Jahre, Spielerin Frauen 1 des FC Kloten Leiterin kantonale Gruppe SenVital, Rückentrainerin STV, Leiterin FTV Illnau 12 – Sport. Immer. Überall. Sport. Immer. Überall. – 13
VEREINE ÖFFNEN SICH VEREINE ÖFFNEN SICH Wie der ASVZ die Zürcher Studierenden bewegt Unter den Sportanbietern nimmt der Akademische Sport- zielle Fitnessanbieter und lassen bewusst auch Raum für verband Zürich (ASVZ) eine Sonderstellung ein. Dessen ist Nischenangebote», so Ursprung. Dazu sei man auch im Aus- sich sein Direktor Lorenz Ursprung bewusst. Die Studieren- tausch mit anderen grossen Anbietern – gerade im Bereich den der Universität Zürich, der ETH Zürich und der Zürcher des individuellen Trainings. «Mehr als die Hälfte der Besu- Fachhochschule bezahlen über die Semestergebühr einen che entfällt auf die Kraft/Cardio-Räume – wir verzeichnen Pflichtbeitrag an den ASVZ und dürfen dafür die Angebote in rund 900 000 Eintritte in diesem Bereich.» An zweiter Stel- über 120 Sportarten nach Belieben nutzen – und das machen le folgt Kondi/Super Kondi mit über 200 000 Eintritten vor die Studierenden fleissig: 1,75 Millionen Trainingsbesuche Yoga mit rund 80 000 Besuchen. weist die Statistik für das Jahr 2019 aus. «Der ASVZ ist trotz seiner Grösse nicht schwerfällig und verfügt über sehr gute «Überhaupt», hält Ursprung fest, «spricht der nicht wett- Trainingsleitende, die recht schnell rekrutiert werden kön- kampforientierte Sport viele Studierende an.» So figurieren nen», erläutert Ursprung. «Vor allem haben wir auch viele selbst populäre Sportspiele wie Volleyball oder Basketball Räume, die verschiedene Nutzungen zulassen.» nicht in den Top Ten der Eintritte. Hier stellt Ursprung den grössten Wandel in der 80-jährigen Geschichte des ASVZ Dazu erfasst der ASVZ das Sportverhalten seiner Klien- fest: «Beim Start war der Wettkampfgedanke viel wichti- tel sehr genau. «Früher trugen wir jeweils Ende Semester ger als heute. Wir führen wohl in vielen Spielsportarten noch Papierlisten mit Teilnehmerzahlen zusammen und konnten Turniere durch, immer wichtiger werden aber der Gesund- erst mit einer gewissen Verzögerung auf Tendenzen reagie- heitsgedanke und vor allem der soziale Austausch.» ren», erklärt Lorenz Ursprung. «Heute erfassen die Leiten- den die Anwesenheiten über das Smartphone. So wissen wir Der Wandel im Sportverhalten veränderte auch die Raum- sehr genau, welche Trainings wie besucht werden und kön- bedürfnisse. «Wir können in kleineren Räumen heute viel nen innert kurzer Zeit Anpassungen vornehmen.» Dabei mehr Leute bewegen», sagt Lorenz Ursprung. Der Trend zu helfe, dass der früher in 65 000-facher Ausführung gedruckte Kraft/Cardio, Group Fitness und BodyMind trug wesentlich Sportfahrplan nur noch online publiziert werde. zu dieser Entwicklung bei. «Weniger als 20 Prozent unse- rer Trainings finden noch in einer klassischen Sporthal- Dank der Beobachtung und der Expertise der Sportlehrerin- le statt.» Gewisse Angebote werden von über 400 Studie- nen und Sportlehrer sowie der rund 1200 Trainingsleiten- renden genutzt – dafür braucht es dann aber die klassische den erkennt das ASVZ-Team auch frühzeitig Trends. «Wir Dreifachhalle. Eine Entwicklung der anderen Art ist der On- haben nicht den gleichen ökonomischen Druck wie kommer- line-Schalter mit der dazugehörigen, personalisierten App. Lorenz Ursprung «Zwar braucht es für den grössten Teil unserer rund 650 An- neue Leute anzusprechen, sollten die Angebote so nieder- gebote pro Woche keine Anmeldung, aber gerade bei raum- schwellig wie möglich sein. «Die psychologische Eintritts- oder materialkritischen Angeboten ist das Einschreiben schwelle soll ebenso wie die physische Hürde tief sein», «Ich integriere Sport so gut wie möglich in eine Notwendigkeit», erklärt Ursprung. «Unsere Auslas- so Ursprung. «Ist das Angebot gleich vor dem Hörsaal, hat meinen normalen Alltag: Ich fahre bei- tungen sind so deutlich besser und es ist komfortabel für es grössere Chancen, als wenn es weit entfernt ist.» Dazu spielsweise mit dem E-Bike zur Arbeit – die Nutzenden, weil sie bei der Reservation nicht auf Schal- kommt der Zeitfaktor: Weil es morgens früh bis abends das sind rund 60 km pro Arbeitstag. In der teröffnungszeiten angewiesen sind.» spät ein passendes Sportangebot gibt, fällt ein weiteres Mittagspause nutze ich die Infrastruktur mögliches Hindernis weg. Dies verdeutlichen die Zahlen des ASVZ und am Abend spiele ich Hallen- Erkenntnisse aus dem ASVZ-Alltag, so ist Lorenz Ursprung an den Zürcher Hochschulen. 95 Prozent der Studieren- und Beachvolleyball. Ich bin ursprünglich überzeugt, lassen sich auch auf Vereine und weitere Sport- den sind auch dank des ASVZ-Angebots sportlich aktiv. ein Vereinsmensch. Die Gemeinschaft und anbieter übertragen. «Es lohnt sich, in Qualität zu investie- Gesamtschweizerisch geben indes 25 Prozent an, keinen der Wettkampf sind mir wichtig.» ren», hält er fest. Dies gilt im Besonderen für Trainerinnen Sport zu treiben. und Trainer, «die mit Leidenschaft bei der Sache sind». Um 14 – Sport. Immer. Überall. Sport. Immer. Überall. – 15
VEREINE ÖFFNEN SICH VEREINE ÖFFNEN SICH Der nationale Verband als Impulsgeber der Vereine Mit Winterfit stellt der Schweizerische Für die Durchführung von Winterfit wird den STV-Vereinen sämtliches Material kostenlos zur Verfügung gestellt: fix- Turnverband seinen Vereinen ein kosten- fertige Lektionen, passende Musik, Postenblätter, Videos, loses Angebot zur Verfügung, das sie Fotos und Kommunikationsmittel wie Flyer- und Postervor- lagen. «Um die Durchführung für die Vereine möglichst ein- in erster Linie bei der Trainingsgestaltung fach zu halten, haben wir darauf geachtet, dass die Lektio- und Gesundheitsförderung unterstützt, nen in der Turnhalle umgesetzt werden können und dafür nur wenig Material benötigt wird», sagt Nicole Hitz, beim in zweiter Linie bei der Mitgliederge Turnverband verantwortlich für Winterfit. winnung. Der Turnverein STV Wetzikon Rund 350 Vereine in der Schweiz bieten Winterfit an, da- ist einer von rund 350 Vereinen, der das runter der Turnverein STV Wetzikon. «Wir legen Wert auf Programm erfolgreich durchführt. polysportive Betätigung. Insbesondere das Turnen aller Al- ters- und Fähigkeitsstufen ist uns ein grosses Anliegen. Schnupperangebote, Tage der offenen Tür oder Kuchen- Winterfit entspricht diesem Bestreben und passt deshalb stände – Vereine haben diverse Möglichkeiten, neue Mit- gut in unser Angebot», erläutert Dennis Mannhart, Präsi- glieder zu gewinnen. Unterstützung bieten auch Verbän- dent des STV Wetzikon. Knapp 20 Teilnehmende besuchten de, so zum Beispiel der Schweizerische Turnverband STV. in der Saison 18/19 die Winterfit-Lektionen, davon waren In Kooperation mit der Suva hat der STV im Jahr 2013 Win- gut die Hälfte Nichtmitglieder. «Das Feedback ist durch- terfit lanciert. Das Angebot soll einerseits einen Beitrag zur weg positiv. Die Anzahl der Teilnehmenden steigt von Sai- Gesundheit leisten, andererseits für eine Mitgliedschaft im son zu Saison leicht an», konstatiert Renate Morneault, Verein begeistern. Aktuell umfasst das Angebot vier Pro- Winterfit-Leiterin beim STV Wetzikon. gramme für den Trainingsbetrieb von Oktober bis März: Training, Dance, Cross und Games. Für den über 200 Mitglieder zählenden Verein ist Winter- Der STV Wetzikon engagiert sich ebenso, mit seinem Ange- fit eine Win-win-Lösung. «Mit dem Programm können wir bot verschiedene Zielgruppen anzusprechen: Neben Win- Nicole Hitz Renate Morneault Dennis Mannhart zum einen unseren eigenen Mitgliedern attraktive Trai- terfit holt er den Breitensport unter anderem mit Haus- nings anbieten. Zum anderen haben wir die Möglichkeit, frauenturnen, Frauen-Plausch-Volleyball oder Fitness für den STV Wetzikon auch Nichtmitgliedern zu präsentieren», alle ab. «Indem wir verschiedene Bedürfnisse abdecken, betont Dennis Mannhart, selbst ehemaliges Mitglied der folgen wir dem Trend zu mehr Individualismus. So wählt Kunstturn-Nationalmannschaft. Mit Erfolg: Nebst dem man gezielt ein Angebot, das gender- oder altersbedingt sportlichen und sozialen Gewinn für jeden Teilnehmen- zu einem passt. Vielleicht will man nicht mehr unbedingt den konnte der Verein mit den Programmen bereits neue einem Verein beitreten und freut sich gleichwohl darüber, Mitglieder gewinnen. in einer Gruppe Gleichgesinnter Sport zu treiben», erläu- tert Renate Morneault. Entscheidend, ob ein neues Ange- «Als ich 2016 meinen Rücktritt aus dem «Für mich sind die Winterfit-Programme «Als ehemaliger Kunstturner habe ich Der STV entwickelt Winterfit von Jahr zu Jahr weiter. Nicole bot lanciert werde, sei letztlich, dass engagierte Aktivmit- Kunstturn-Nationalkader gab, wusste ideal. Da Kraft-, Beweglichkeits- und immer noch das Bedürfnis und den Hitz: «Nach jeder Saison führen wir in Zusammenarbeit mit glieder den Vorstand mit einem neuen Konzept überzeugen ich, dass ich weiterhin aktiv bleiben will. Koordinationstrainings sonst eher zu kurz Wunsch, mich turnerisch zu betätigen. der Suva eine Evaluation durch. Dabei erhalten die teilneh- können, sagt Dennis Mannhart. Auch müsse eine Nachfra- Deshalb bin ich heute neben meinem kommen, bietet Winterfit eine gute Ergän- Aus diesem Grund trainiere ich einmal menden Vereine einen Fragebogen mit allgemeinen sowie ge innerhalb sowie ausserhalb des Vereins vorhanden sein. Sportmanagementstudium und Job beim zung zum Ausdauersport, den ich vor allem pro Woche mit meinen ehemaligen Ver- spezifischen Fragen zu den Programmen.» Anhand der Ant- «Und: Es müssen sich genügend Vereinsmitglieder bereit Turnverband regelmässig in der Turnhalle im Sommerhalbjahr betreibe, insbeson einskollegen der Barrensektion und worten erkennt der Turnverband die aktuellen Bedürfnisse, erklären, die Organisation und die Leitung zu übernehmen.» des TV Rüti anzutreffen und trainiere mit dere Laufen und Schwimmen.» unterstütze sie.» kann so Massnahmen treffen und das Angebot anpassen der Sektion Vereinsturnen. Ich bewege und weiterentwickeln. Zusätzlich stattet die Projektleite- mich, weil es mir Spass macht und ich in rin Besuche bei Vereinen ab und bekommt so einen Einblick, diesem Verein, der mich in meiner Karriere wie Winterfit vor Ort umgesetzt wird. Per Winter 20/21 ist stets unterstützt hat, zuhause bin.» der STV daran, ein fünftes Winterfit-Programm zu lancie- ren, das spezifisch für die Zielgruppe 60+ ausgerichtet ist. 16 – Sport. Immer. Überall. Sport. Immer. Überall. – 17
VEREINE ÖFFNEN SICH VEREINE ÖFFNEN SICH Lifetimesport anbieten und fördern Der Seeclub Stäfa bietet legt. Davon entfallen gut 100 000 Kilo- Bereitschaf t, sich ruder technisch meter auf den Breitensport – Tendenz weiterzuentwickeln, vorhanden sein. Erwachsenen und Jugend- steigend, wie Merz sagt. Nach Abschluss des Kurses im Früh- lichen ein umfangreiches ling unter der Leitung des Leistungs- Rudern als Fitnesssport sei beliebt, sporttrainers kann man bis Ende Jahr Breitensportangebot weil der ganze Körper beansprucht und beim Verein rudern. «Die Kandidieren- an – von Ruderkursen, keine einseitigen Belastungen auftre- den haben also die Möglichkeit, diesen ten würden, so Werner Merz. «Auch die Sport und den Club zuerst kennenzu- freien Trainings, geführ- besondere Stimmung auf dem Wasser lernen, um später allenfalls Mitglied ten Ausfahrten bis hin zu mit Sonnenauf- und -untergang und die zu werden.» Einmal im Verein, ist die Sicht auf die Berge machen das Rudern Mitarbeit bei der Pflege der Boote, des Wanderfahrten im In- und zu einer attraktiven Sportart.» Nicht Boothauses und des Geländes Pflicht. Ausland. Der passio- zuletzt trägt zum Erfolg bei, dass der «Sie fördert die Gemeinschaft und wird SC Stäfa weitere Breitensportangebo- deshalb – überwiegend – gerne geleis- nierte Ruderer Werner te organisiert, wie zum Beispiel Mond- tet», so Werner Merz. Merz erzählt, weshalb scheinfahrten zur Lützelau, Wander- fahrten im In- und Ausland und eine Rudern als Lifestylesport ist gefragt: es sich als Verein lohnt, jährliche Clubregatta für alle. Nicht nur sind die Kurse des SC Stäfa sich für den Breiten- jeweils schnell ausgebucht, sondern Das Breitensportangebot des SC S täfa es bleiben auch über die Kurse hin- sport zu engagieren. nutzen Erwachsene, die sich in der aus zwischen 60 und 100 Prozent der Natur sportlich betätigen möchten. Et- Teilnehmenden dem Verein treu. Eine Technik, Kraft und Rhythmus: Rudern liche haben in jüngeren Jahren schon hohe Zahl. «Wichtiger für uns ist, wie ist eine Sportart, die Körper und Geist gerudert (meistens wettkampfmässig viele Personen nach zwei bis drei Jah- fordert. Gleichzeitig sorgt sie für ein regattiert) und sind nach einer Ausbil- ren immer noch regelmässig rudern, unvergleichliches Naturerlebnis. Wäh- dungs- oder Familienpause wieder ein- weil sie Freude am Sport gefunden und rend der Breitensport in den 1980er- gestiegen, eine wachsende Anzahl ha- sich im Club vernetzt haben», betont und 1990er-Jahren noch überwiegend ben erst als Erwachsene zum Rudern Werner Merz. aus ehemaligen Regattierenden be- gefunden. Neben den organisierten stand, öffneten sich die Ruderclubs in Ausfahrten gibt es freie Trainingszei- den darauffolgenden Jahren für den ten. «Die Ruderinnen und Ruderer tref- Werner Merz Fitnesssport. fen sich je nach ihren zeitlichen Mög- lichkeiten früh am Morgen, tagsüber Rudern ist ein Lifetimesport, der bis oder abends», sagt Werner Merz. ins höhere Alter betrieben werden kann. Deshalb hat der Breitensport Den Breitensport zu fördern, ist für im Seeclub Stäfa neben dem Leis- den SC Stäfa auch aus betriebswirt- tungssport seinen festen Platz. Bis in schaftlicher Sicht wichtig. «Eine grös- die 1980er-Jahre war Rudern ein rei- sere Mitgliederzahl vergrössert auch ner Männersport, Frauen waren in den die finanziellen Möglichkeiten für den «Ich bin aktiv im Rudersport und nutze Clubs nicht zugelassen. «Heute be- Regatta- und Jugendsport», unter- verschiedene Möglichkeiten: allge- trägt der Frauenanteil bei den erwach- streicht Werner Merz. Dieser benötige meine Ausfahrten im Breitensport, um senen Neueinsteigenden über 50 Pro- rund 40 Prozent des Budgets für Trai- die Einsteigerinnen und Einsteiger zu zent. Dadurch erhielt der Breitensport ningsleitung und Boote. «Somit bil- unterstützen, ebenso wie Ausfahrten mit zusätzlichen Auftrieb», erklärt Werner det der Breitensport die finanzielle Ba- routinierten Kolleginnen und Kollegen. Merz, der von 2005 bis 2018 Präsident sis für den Regatta- und Jugendsport.» Da ich zeitlich flexibel bin, kann ich oft des SC Stäfa war. Rund 120 000 Kilo- Um den Rudersport auszuüben, muss dann rudern gehen, wenn die Wasser- und meter haben die knapp 200 Mitglieder ein Ruderkurs – beim SC Stäfa oder Wetterverhältnisse angenehm sind.» im Ruderboot im Jahr 2019 zurückge- anderswo – besucht werden und die 18 – Sport. Immer. Überall. Sport. Immer. Überall. – 19
UNGEBUNDENE SP OR TANGEBOTE UNGEBUNDENE SP OR TANGEBOTE Über Mittag Power tanken Outdoor-Fitnessanlagen sind ein Beispiel von Sportangeboten, die es erlauben, jederzeit Sport zu treiben. Ein Augenschein auf der Zürifit-Anlage auf dem Hardhof. Sport treiben, ohne an eine Mitgliedschaft oder an Öff- Auch Ricardo Bermudez ist ein regelmässiger Nutzer der nungszeiten gebunden zu sein. Menschen, die in der Rush- Zürifit-Anlage. Er schätzt, dass er das Krafttraining an der hour des Lebens stehen, haben oft nur diese Option, wenn frischen Luft und kombiniert mit einer schönen Aussicht sie fit bleiben möchten. Diesem Bedürfnis kommen ver- absolvieren kann. «Die Anlage ist toll und liegt nahe am schiedene Angebote nach. Beispiele hierfür sind Yoga im Arbeitsplatz. Meine Agenda gibt mir vor, wann ich hierher- Park, Buggy-Fit oder Freeletics. Letztere ist eine Trainings- kommen kann. Manchmal ist es über Mittag, manchmal am form, bei der jederzeit und überall Übungen mit dem eige- Abend. Ich trainiere hier, weil ich meine Fitness aufrecht- nen Körpergewicht praktiziert werden. Alles, was es dafür erhalten will. Die Auswahl der Geräte ist sehr gut, sodass braucht, ist eine Matte und eine App, die durch die Einheit ich Abwechslung ins Training bringen kann. So konzentriere führt. Wer das Krafttraining lieber an einer dafür vorge- ich mich einmal auf Brust-Übungen, ein anderes Mal liegt sehenen Infrastruktur absolviert, kommt bei einer Out- der Fokus auf dem Rücken, auf dem Bauch und so weiter. door-Fitnessanlage auf die Kosten. In den letzten Jahren Den Weg hierher nutze ich als Aufwärmen, meist joggend sind zahlreiche solcher Infrastrukturen im urbanen Raum oder auf dem Velo.» entstanden. Eine dieser Anlagen befindet sich an der Limmat auf der Sportanlage Hardhof. Egal ob morgens, über Mittag oder am Abend, in der Gruppe oder allein: Die Zürifit-Anlage wird rege besucht. Zu den Nutzern gehört Marc Engelhardt. «Im Fitnesscenter zu trainieren, mag ich nicht besonders. Des- halb finde ich eine Anlage im Freien wie diese hier super. Ich trainiere, um fit und gesund zu bleiben. Zudem ist es ein guter Ausgleich zum Arbeitsleben. Da ich eine Familie Yvan Gilla habe, nutze ich insbesondere die Mittagspause, um Sport zu treiben. An der Zürifit-Anlage bin ich ein- bis zweimal in der Woche für jeweils rund 45 Minuten anzutreffen. Das Training kombiniere ich mit Jogging von und zu meinem Ob Sommer oder Winter: David Bieber ist ein Sportler, der Arbeitsplatz. Wenn es die Zeit zulässt, spiele ich auch gerne das ganze Jahr hindurch an der Zürifit-Anlage trainiert. «Auf Unihockey oder gehe biken.» die Anlage gestossen bin ich, als ich mit Kollegen einmal laufen ging. Ich dachte sofort: cool! Ich bin froh, gibt es sie. So kann ich Kraft- und Ausdauertraining kombinieren. Denn nur an der Limmat joggen, finde ich etwas monoton. Als Pendler kommt mir die Mittagspause sehr entgegen. Ich trainiere, um fit zu bleiben und Spass zu haben. Freude bereiten mir auch die Trainings mit dem lokalen Turnverein, bei dem ich Mitglied bin. Insgesamt versuche ich, drei- bis viermal pro Woche Sport zu treiben.» Yvan Gilla trainiert dreimal die Woche an der Zürifit-Anlage. David Bieber «Sie ist sehr gut gelegen – rund eine Viertelstunde Jogging für mich entfernt. Was mich auch fasziniert, ist die Aussicht auf die Limmat. Ich komme hierher, wenn es mir die Arbeit erlaubt, also entweder morgens, mittags oder abends. Meist versuche ich, dreimal die Woche auf der Anlage zu trainieren. Dabei höre ich gerne Musik. Zur Abwechslung gehe ich auch schwimmen und spiele Fussball. Ich treibe Marc Engelhardt Ricardo Bermudez Sport, weil es fit hält und dem Kopf und der Seele guttut.» 20 – Sport. Immer. Überall. Sport. Immer. Überall. – 21
UNGEBUNDENE SP OR TANGEBOTE UNGEBUNDENE SP OR TANGEBOTE Sporttreiben – eigenständig Wenn die Liebe zum Basketball Wie aus einer Bieridee auch nach der Karriere bleibt ein beliebtes Rennen für Gümmeler entstand Ein Angebot, das sich exklusiv an weibliche Sportinter- Was 2005 von Oliver Schramm als Bieridee ins L eben und doch nicht allein essierte richtet, ist das Basketball-Frauenplauschteam gerufen wurde, hat sich bis heute zu einem angesagten Opfikon/Kloten. Der Grundstein dafür wurde Anfang der Rennen der Zürcher Radfahrerinnen und Radfahrer entwi- Nullerjahre gelegt, als mehrere NLB-Spielerinnen der 1. ckelt: das Bergzeitfahren Buchenegg Ostwand. Während Frauenmannschaft Opfikon Basket zurückgetreten waren. zu Beginn noch 4 Teams mit insgesamt 28 Personen teil- Da die Liebe zum Basketball geblieben war, nicht aber die nahmen, sind es heute rund 150 Velofahrerinnen und -fahrer, Lust am Meisterschaftsbetrieb, entschieden sie, sich ein- die in 16 Gruppen an den Start gehen. Und es könnten Wer im Sport keine Verpflichtungen ein mal pro Woche zu treffen. «Das Basketballspielen am Mon- locker mehr sein. «2014 hat die Teilnehmerzahl erstmals tagabend steht bei vielen von uns fix in der Agenda», sagt das Limit erreicht. Seither müssen wir für interessierte gehen will und trotzdem das Wir-Gefühl Sonia Carecci, die zu den Gründerinnen gehört und die Akti- Teams eine Warteliste führen», sagt Christophe Beil vom sucht, dem stehen verschiedene vitäten der Plauschgruppe koordiniert. Rund 14 Frauen sind OK Bergzeitfahren Buchenegg Ostwand. Er führt den Er- im Team, allesamt mit einem Basketball-Hintergrund. «Neue folg auf verschiedene Faktoren zurück: «Das Zeitfahren Angebote zur Verfügung. Die Community Mitglieder sind aber herzlich willkommen. Eine Vereins hat sowohl den Charakter eines coolen Hipster-Events als des ungebundenen Team- und Wett- angehörigkeit ist nicht nötig; Voraussetzung ist jedoch, dass auch eines etablierten Velorennens. Diese Kombination man ein gewisses Niveau hat, sprich, schon einmal Basket- macht den Anlass so speziell.» Damit dieses Flair nicht kampfsports bietet für jeden Geschmack ball gespielt haben muss.» Die Organisation erfolgt via Doo- verloren geht sowie aus bewilligungs- und organisations- etwas: vom Fussballspielen in der dle-Umfrage, kurzfristige Absagen werden per WhatsApp technischen Gründen, will das OK die Teilnehmerzahl nicht mitgeteilt. Das Training selbst sieht ein Aufwärmen vor, erhöhen. «Das Bergzeitfahren soll seinen Charakter be- Plauschgruppe bis hin zum Turnier für dann wird gespielt. «Im Vordergrund halten und ein Rennen für nicht lizenzierte Fahrerinnen challengefreudige Squasher. steht die Freude am Spielen und das und Fahrer bleiben, bei dem Plausch und Teamgedanke Zusammengehörigkeitsgefühl.» im Vordergrund stehen.» Beruflich und familiär eingebunden, ist die Zeit einge- schränkt. Man bewegt sich, wenn es grad passend ist. Mannschaftssport? Fehlanzeige. Das muss nicht sein: Auch Menschen, die sich gerne gemeinsam bewegen möch- ten, können auf ihre Kosten kommen. Der FC Wallisellen, die Racket Trophy, das Basketball-Frauenplauschteam Op- fikon/Kloten und das Bergzeitfahren Buchenegg Ostwand bieten entsprechende Angebote. Kicken, ohne sich zu verpflichten Die Squash-Turnierserie, die allen offensteht Wer Spass am Fussballspielen, aber keine Lust auf Meis- Rund 15 Clubs und Center, zirka 400 Spielerinnen und Spie- terschaft hat, der fühlt sich in der Plauschgruppe des FC ler und bis zu 80 Turniere pro Jahr: Das sind die Eckdaten Wallisellen gut aufgehoben. Das Team trifft sich einmal pro der nationalen Plauschturnier-Serie Racket Trophy. Egal Woche auf dem Sportplatz des Fussballvereins, es werden ob jung oder alt, ob im Club oder nicht, für eine Teilnah- zwei Mannschaften gebildet und es wird gegeneinander ge- me gibt es keine Einschränkungen. «Es sollen alle mit- spielt. «Jedes Wochenende sende ich die Einladung für die machen dürfen, die Freude am Squashen haben», sagt darauffolgende Woche. Bei mindestens zehn Anmeldungen Diego Staub, Initiator der Racket Trophy und ehemali- findet das Training statt», erklärt Riccardo Casella, ehema- ger Squash-Nationalspieler. Pro Teilnahme gibt es einen liger Juniorentrainer und Koordinator der Plauschgruppe. Punkt, pro Sieg ebenfalls. Als «Zückerchen» qualifizieren Die wöchentliche Fussballlektion wird nicht nur von trai- sich die besten und fleissigsten 24 Spieler der Turnierse- ningsfleissigen Spielern der Senioren 30+- und -40+-Teams rie für die Plausch-Schweizer-Meisterschaft, die Ende Sai- oder von Vereinsfunktionären besucht, die einfach gerne son im Juli stattfindet. «Die Racket Trophy soll den Clubs ein bisschen kicken. Der Plauschgruppe werden auch Spie- und Centern die Möglichkeit geben, die Menschen für den ler zugewiesen, die sich beim FC Wallisellen neu anmelden, Squashsport zu motivieren und neue Mitglieder zu gewin- aber keinen Platz in einem Team finden. Nicht zuletzt steht nen.» Alle Informationen wie Turnierdaten und Resultate das Training auch Nichtmitgliedern und Interessierten aller sind auf racket-trophy.ch ersichtlich. Die Durchführung der Altersklassen offen. Diese müssen für Turniere obliegt den Clubs und Centern, welche die Daten die Umtriebe lediglich einen kleinen unkompliziert und direkt auf der Plattform erfassen. «Der Unkostenbeitrag pro Einheit bezah- Aufwand für den lokalen Organisator hält sich in Grenzen. len. Das Format hat Erfolg: Über 20 Alles, was es braucht, sind freie Courts und eine Person, Spieler gehören zur Gruppe, wobei die motiviert ist, ein Turnier zu organisieren – und zwar re- bis zu 16 Spieler das Training re- gelmässig.» Denn: Gefällt es den Spielern, wollen sie ger- gelmässig besuchen. ne wiederkommen. 22 – Sport. Immer. Überall. Sport. Immer. Überall. – 23
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