Sport. Immer. Überall - Zürcher ...

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Sport. Immer. Überall - Zürcher ...
Dossier
                Sportkanton Zürich

Sport. Immer. Überall.
  Sportverhalten und -bedürfnisse in der Rushhour des Lebens

                   Chance und Herausforderung
      Sporttreibende sind überall aktiv – auch im öffentlichen Raum

                       Innovative Sportprojekte
   Vereine, Organisationen und Gemeinden animieren zum Sporttreiben

                   Fit bleiben im Berufsalltag
        Mit dynamischen Angeboten Arbeit und Sport verbinden
Sport. Immer. Überall - Zürcher ...
Inhalt

		Ausgangslage
 4   Spor ttreiben in der Rushhour des Lebens
 6   Spor tbedürfnisse ermitteln und kennen
 8   Spor t braucht nicht nur normier te Anlagen
10   Eine starke Par tnerin der Spor tförderung
12   Welche Bedürfnisse Spor tlerinnen und Spor tler hier und jetzt beeinflussen

		 Vereine öffnen sich
14   Wie Tausende Studierende bewegt werden
16   Der Schweizerische Turnverband macht Winterfit
18   Der SC Stäfa engagier t sich für den Breitenspor t

		 Ungebundene Sportangebote
20   Wer Outdoor Fitness betreibt und weshalb
22   Im Team trainieren – ohne Verpflichtungen einzugehen
24   Spor tangebote rund um die Arbeitsstelle sind gefragt

		Infrastruktur
26   Wie dem Bedürfnis nach Bewegung in der Natur nachkommen
28   Städte und Gemeinden schaffen Raum für Spor t

30   Tipps und Informationsquellen

                                                                Sport. Immer. Überall. – 3
Sport. Immer. Überall - Zürcher ...
AUSG ANGSL AGE                                                                                                                                                                                                                           AUSG ANGSL AGE

«Ein Freibad ist
mehr als nur eine Badi»                                                                                                                                                                                          Josy Beer
                                                                                                                                                                                                                 «Da ich im ZKS-Team an der SOLA-Stafette
                                                                                                                                                                                                                 teilnehme, absolviere ich regelmässig über
Wer in der Rushhour des Lebens steht                          «Sport. Immer. Überall.» bedeutet auch lebenslanges                                                                                                Mittag ein Lauftraining. Ich mag es, auf den
                                                              Sporttreiben. Welche Anspruchs- respektive Alters-                                                                                                 verkehrsfreien Wegen der Glatt entlangzu-
mit Beruf und Familie, treibt dann Sport,                     gruppe geht dem Sport besonders häufig verloren?                                                                                                   laufen und draussen zu sein. Es ist zudem
wenn es in den Kalender und Tagesab-                          Schötzau: Aus Studien wissen wir, dass dies meist junge                                                                                            ein perfekter Ausgleich zum vielen Sitzen
                                                              Erwachsene sind, die mit ihrer Erstsportart aufhören und                                                                                           im Büro und kann ohne grossen Aufwand in
lauf passt. Neben den Vereinen werden                         ihre aktive Turnier- und Wettkampfkarriere beenden.                                                                                                die Wochenagenda eingeplant werden. Für
andere Organisationsformen und Räume                          Beer: Der Wiedereinstieg geschieht individualisiert und ist                                                                                        das Gesellige nutze ich das offene Spiel-
                                                              meistens nicht wettkampfgetrieben. Die Zeit am Wochen-                                                                                             training, das an mehreren Abenden in mei-
interessant. ZKS-Geschäftsführerin Josy                       ende wird lieber mit der Familie verbracht oder für berufli-                                                                                       nem Handballverein angeboten wird. Das
Beer und Stefan Schötzau, Chef Sport-                         che Weiterbildung eingesetzt.                                                                                                                      gemeinsame Schwitzen und Lachen tut gut
                                                                                                                                                                                                                 und ich bleibe so im Verein verankert.»
amt Kanton Zürich, diskutieren, wie sich                      Das Sportverhalten verändert sich mit den verschie­
diese Sportbedürfnisse auf Sportanbieter                      denen Lebensphasen. Was bedeutet dies für die Vereine
                                                              oder die Gemeinden?                                                                                                                                Stefan Schötzau
wie Vereine und Gemeinden auswirken.                          Beer: Heute ist eine flexiblere Art von Mitgliedschaft ge-
                                                                                                                                                                                                                 «In den Sommermonaten fahre ich regel-
                                                              fragt. Es ist eine Herausforderung für die Vereine, dass sich
                                                                                                                                                                                                                 mässig mit dem Rennvelo ins Büro und
Was meinen Sie mit «Sport. Immer. Überall.»?                  nicht mehr alle Mitglieder vollumfänglich zu Helfereinsät-
                                                                                                                                                                                                                 verbinde so den Arbeitsweg mit Sport. Es
Beer: Heutzutage ist es möglich, überall und jederzeit        zen verpflichten wollen.
                                                                                                                                                                                                                 ist für mich aber weit mehr als das. Insbe-
Sport zu treiben. Es gehört zum Alltag, wenn jemand in        Schötzau: Das Bedürfnis, Freundschaften zu pflegen, ist
                                                                                                                                                                                                                 sondere die Hinfahrt bietet immer wieder
einem Park Yoga- oder Stretchingübungen macht.                gross. Es braucht jedoch eine Vereinskultur, in der man
                                                                                                                                                                                                                 grandiose Morgenstimmungen und lassen
Schötzau: Wenn ich morgens mit der S-Bahn zur Arbeit fah-     nicht erwartet, dass alle Mitglieder in jedem Training an-
                                                                                                                                                                                                                 mich beflügelt in den Tag starten. Mein Fix-
re, sehe ich auf dem See Ruderer, am Abend sehe ich Ten-      wesend sind. Mehrfachbelastungen von Beruf, Familie,
                                                                                                                                                                                                                 punkt ist mein Volleyballteam, mit dem ich
nisspieler und über Mittag mitten in der Stadt Bootcamper.    Weiterbildung führen dazu, dass sich Prioritäten bei den
                                                                                                                                                                                                                 an der regionalen Meisterschaft teilnehme.
Egal wo man sich bewegt, überall sieht man Menschen, die      Mitgliedern verschieben. Es braucht Vereinsangebote, in
                                                                                                                                                                                                                 Vor allem das Zusammensitzen nach dem
Sport machen. Insbesondere die erwachsene Bevölkerung         denen nicht der Wettkampf- oder der Meisterschaftsbe-
                                                                                                                                                                                                                 Training schätze ich sehr. Ansonsten halte
nutzt den öffentlichen und privaten Raum 24/7, um sich        trieb im Vordergrund stehen.
                                                                                                                                                                                                                 ich es eher situativ variabel: Einmal pro
körperlich fit zu halten.                                     Beer: Vereine sollen Sporttrends aufnehmen. Turnverei-
                                                                                                                                                                                                                 Woche mache ich mich über Mittag auf eine
                                                              ne, aber auch Vereine in anderen Sportarten, machen das
                                                                                                                                                                                                                 Joggingrunde oder besuche das Indoor-
Wie manifestiert sich das, wenn der Sport                     clever. Die Angebote sollen, wenn möglich, offen gestaltet
                                                                                                                                                                                                                 Rudern im ASVZ – je nach Agenda.»
vermehrt öffentliche Räume in Beschlag nimmt?                 werden, sodass man nicht gleich Mitglied werden muss.
Beer: Aufgrund der zunehmenden Verdichtung wird heu-          Schötzau: Wichtig ist, dass sich die Vereine mit den Be-
te quasi bis an die Seitenlinie des Fussballplatzes gebaut;   dürfnissen der eigenen Mitglieder auseinandersetzen. Man
es gibt Fitnesscenter, die rund um die Uhr geöffnet sind.     sollte seine Mitglieder fragen, wie sie sich die Zukunft im     Beer: Es ist wichtig, einerseits die Sportbedürfnisse der     «Sport. Immer. Überall.» heisst auch Sport rund um die
Schötzau: Parks und Treppen sind zu Sportanlagen gewor-       Verein vorstellen, bevor sie diesen verlassen, weil das An-     Bevölkerung zu erfragen, und anderseits die Sportverei-       Arbeit. Welche Tendenzen gibt es hier?
den. Eine Sportlerin, die auf der Bank Kraftübungen macht,    gebot für sie nicht mehr passt. Wenn ein neues Angebot          ne respektive Sportorganisatoren in der Präsentation der      Beer: Flexiblere Arbeitszeiten ermöglichen Sport über Mit-
und ein älterer Mann, der daneben ein Buch liest, sind ein    aufgebaut wird, muss man Werbung machen und möglichst           Angebote zu unterstützen – zum Beispiel mit einer Sport-      tag sowie vor oder nach der Arbeit. Es ist in vielen Betrie-
normales Bild.                                                genau kommunizieren, welchen Fokus das Angebot hat. Da-         mappe mit den Angeboten für Neuzuzüger.                       ben auch gerne gesehen, wenn die Mitarbeitenden Sport
Beer: Mittlerweile haben sich Mountainbiker und Wande-        mit hat man beste Chancen, neue Mitglieder zu gewinnen                                                                        treiben.
rer aneinander gewöhnt und nun kommen die Elektrobikes.       und bestehende Mitglieder zu behalten. Gleichzeitig soll        Was können Vereine tun, damit ihre Mitglieder auch            Schötzau: Es braucht entsprechende Angebote über Mit-
Es ist wichtig, proaktiv zu kommunizieren. Es geht auch um    ein Verein nicht zu einem Fitnessstudio werden, sondern         nach dem Ende ihrer Wettkampf- und Meisterschafts-            tag. Dies bedeutet wiederum für die Gemeinden, dass Be-
Respekt: Wie weit geht die eigene Freiheit und wo wird die    seine typische Charakteristik behalten.                         karriere als Aktivmitglieder erhalten bleiben?                darf an Hallen oder zumindest Garderoben und Duschen
Freiheit von anderen eingeschränkt.                                                                                           Schötzau: Die Vereine betreiben einen immensen Aufwand        ebenfalls in dieser Zeit besteht. Perfekt ist es natürlich,
Schötzau: Die Gemeinden sollten sich bewusst sein, dass       Sportvereine sind die wichtigsten Sportanbieter,                für die Mitgliedergewinnung. Es ist ratsam, wie in der Be-    wenn der Betrieb eigene Duschen hat.
die Bevölkerung Bedarf an Freiraum für Sport hat, Spiel-      welche Rolle kommt den Gemeinden zu?                            rufswelt, ein Austrittsgespräch zu führen. Es gilt zu ak-
und Schulhausplätze können hier an Bedeutung gewinnen.        Schötzau: Gemeinden haben eine bedeutende Rolle in der          zeptieren, wenn jemand nicht mehr in die Vereinstrainings
Beer: Ein Freibad ist eben mehr als nur eine Badi. Das        kommunalen Nutzungsplanung (Raumplanung: Gestal-                kommen möchte.
Beachvolleyballfeld oder die Grünflächen könnten auch         tungsplan). Wichtig ist, dass insbesondere in Zeiten des        Beer: Vereine könnten für Anlässe Ehemalige einladen und
ausserhalb der Saison zur Verfügung stehen.                   verdichteten Bauens genügend bedarfsgerechte und at-            per Newsletter über Aktuelles informieren. Die Digitalisie-
                                                              traktive Freiräume für Sport eingeplant werden.                 rung macht vieles möglich.

4 – Sport. Immer. Überall.                                                                                                                                                                                                       Sport. Immer. Überall. – 5
Sport. Immer. Überall - Zürcher ...
AUSG ANGSL AGE                                                                                                                                                                                              AUSG ANGSL AGE

Eine erfolgreiche Sport-
                                                                                                   Für die Stuttgarter Trend- und Zukunftsforscherin Anja         Wo, wie oft und wann Menschen letztlich Sport treiben,
                                                                                                   Kirig ist klar, dass die Menschen weiter nach Gemeinschaft     hängt von verschiedenen Aspekten ab. Zu diesen zählt Urs
                                                                                                   suchen. «Sie finden diese in Sportcommunitys im Internet       Mäder unter anderem die positive Erwartung gegenüber

förderung berücksichtigt die
                                                                                                   und kommunizieren dort, treffen sich aber real.» Das ist vor   dem Thema Bewegung und Sport, die spezifischen Fähig-
                                                                                                   allem in der Rushhour des Lebens der Fall. Die Gruppe von      keiten und das soziale Umfeld. Aber auch die strukturierten
                                                                                                   arbeitenden 35- bis 50-Jährigen steht wegen Beruf, Wei-        Angebote, die gute Zugänglichkeit von Landschaft und Na-

verschiedenen Bedürfnisse
                                                                                                   terbildung und Familie speziell unter Zeitdruck, weshalb       tur, bewegungsfreundliche Aussenräume sowie eine gute,
                                                                                                   ihnen flexible Sportclub-Mitgliedschaften besonders ent-       sichere Nachbarschaft sind entscheidend. «Viele Faktoren,
                                                                                                   gegenkommen. «Fakt ist, dass dieser Community-Gedan-           die das Sporttreiben erleichtern und begünstigen, betref-
                                                                                                   ke in das Selbstverständnis der Vereine integriert werden      fen das Umfeld», erläutert der Rektor der EHSM. «Eine er-
                                                                                                   muss», betont sie. Klubs sollten sich für Gäste und Men-       folgreiche Sportförderung berücksichtigt dies.»
Wo, wie oft und wann Menschen       Draussen in der Natur sein, die Gesundheit fördern, Spass      schen öffnen, die nur kurzfristig vor Ort sind, und diese
                                    haben, Freude an der Bewegung und abschalten können.           am Vereinsleben teilhaben lassen. Das gehe etwa über Ko-
Sport treiben, hängt davon ab, ob   Das sind die fünf wichtigsten Motive, weshalb Menschen         operationen mit anderen Klubs. «Früher kam der Mensch
Sportangebote den sportbezogenen    in der Schweiz Sport treiben. Zu diesem Schluss kommt          zum Sport, heute muss der Sport zum Menschen kommen»,
                                    die Studie «Sport Schweiz 2014: Sportaktivität und Sport-      zieht Anja Kirig Fazit.
Motiven und Zielen entsprechen.     interessen der Schweizer Bevölkerung», die das Bundes-
                                    amt für Sport BASPO in Auftrag gegeben hatte. Die Analy-
                                    sen bringen Erstaunliches zutage: Die wichtigsten Motive
                                    des Sporttreibens bleiben nicht nur über die Jahre stabil,
                                    sondern erhalten von allen Altersgruppen auch dieselbe
                                    hohe Bedeutung.

                                    Während die Sportmotive konstant geblieben sind, hat sich
                                    das Bewegungsverhalten verändert. So ist der Anteil je-
                                    ner, die sich ausreichend bewegen, seit 2002 von 62 auf 72
                                    Prozent angestiegen, wogegen sich besonders der Anteil
                                    der Inaktiven verringert hat (von 19 auf 8 Prozent), wie die
                                    Schweizerische Gesundheitsbefragung aus dem Jahr 2017
                                    zeigt. «Das ist der Beleg dafür, dass sich die Bedeutung
                                    des Sports in der Gesellschaft verankert hat», erklärt Urs
                                    Mäder, Rektor der Eidgenössischen Hochschule für Sport
                                    Magglingen EHSM.

                                    Die Krux: «Die Menschen wollen zeit- und ortsunabhängig
                                    bleiben – auch beim Sport», sagt Anja Kirig, die Stuttgarter
                                    Trend- und Zukunftsforscherin. Diesem Bedürfnis ist Rech-
                                    nung zu tragen – oder wie es Achim Conzelmann, Leiter Ab-
                                    teilung Sportwissenschaft I und Vizerektor Entwicklung an
                                    der Universität Bern, auf den Punkt bringt: «Spezifische
                                    Anreize einer Sportart und die diversen Sportbedürfnisse
                                    müssen zusammenpassen, ansonsten wird diese Freizeit-             Urs Mäder
                                    aktivität nicht nachhaltig verfolgt.» Entscheidend ist laut       Rektor der Eidgenössischen
                                    Urs Mäder, den Zugang zu den Sporttreibenden zu finden:           Hochschule für Sport
                                    «Ich muss wissen, was die Menschen antreibt. Die Moti-            Magglingen EHSM
                                    ve sind bei der Angebotsgestaltung zu berücksichtigen.»

                                    Achim Conzelmann fügt einen weiteren Aspekt hinzu: «Die
                                    Vereine und Verbände müssen sich zum einen die Frage              Quellen:
                                    stellen, welche Motive sie mit ihrer Sportart ansprechen,         – Dossier Sportkanton Zürich «Herausforderung Sportverein», 2018
                                    zum anderen sollten sie sich fragen, wie sie durch unter-         – Dossier Sportkanton Zürich «Alles Roger?!», 2019
                                    schiedliche Inszenierungen ihre Sportart auch bislang nicht       – Machst du noch Sport oder lebst du schon Sport?!, Präsentation und Referat Urs Mäder,
                                    interessierten Menschen zugänglich machen.» Beispiels-               9. Sportforum Zürich, 2019
                                    weise könnte eine Mountainbike-Tour als geselliges und            – Beschreibung der Sporttypen, Universität Bern, Institut für Sportwissenschaft, 2014
                                    kulturelles Erlebnis konzipiert respektive die Fitnessver-        – https://www.ispo.com/maerkte/die-zukunft-des-sports-5-thesen-von-trendforscherin-anja-kirig
                                    besserung oder das Wettkampferlebnis in den Vordergrund
                                    gestellt werden.

6 – Sport. Immer. Überall.                                                                                                                                                                          Sport. Immer. Überall. – 7
Sport. Immer. Überall - Zürcher ...
AUSG ANGSL AGE                                                                                                                                                                                                        AUSG ANGSL AGE

Aktiv – immer und überall:
Chance und Herausforderung zugleich
Die Freiräume im Siedlungsgebiet und            Ob Outdoor-Fitness, Radfahren oder Ballspiel: Es gibt kaum
                                                eine Fläche im öffentlichen Raum, die nicht zum Bewegen
in der Natur werden von der Bevöl­kerung        oder zum Sporttreiben genutzt wird. Freiräume nehmen
zunehmend für Bewegung und Sport im             immer mehr die Funktion einer kleinen oder grossen Sport-
                                                arena ein. «Es braucht nicht nur die typische Sporthalle für
Alltag genutzt. Wie sich diese Entwicklung      den Vereins- und Schulsport oder den klassischen Sport-
auf den öffentlichen Raum auswirkt              platz, sondern auch Bewegungsräume, die nicht auf den
                                                ersten Blick als Sportraum zu erkennen sind», brachte es
und wie Nutzungskonflikte verhindert            Stefan Eckl vom Stuttgarter Institut für Kooperative Pla-
werden können.                                  nung und Sportentwicklung auf den Punkt.

                                                Dass der Raum vor der Haustüre zunehmend als Sport-
                                                stätte genutzt wird, hat unter anderem mit dem gestiege-
                                                nen Gesundheitsbedürfnis zu tun. Die Menschen möchten
                                                sich fit fühlen, gut aussehen und ihre Leistungsfähigkeit
                                                verbessern – ja vielleicht sogar ihren gestählten Körper
                                                in den sozialen Medien präsentieren. Zudem gehört Sport
                                                zu jenen gesellschaftlichen Trends, welche die urbane Le-
                                                bensweise ebenso auszeichnen wie das Bedürfnis, Sport
                                                heute zeitlich und örtlich unabhängig auszuüben. Die An-
                                                fänge reichen bis in die 1980er-Jahre zurück, als sich in
                                                den Städten das Street-Skateboarding verbreitete. Eine
                                                stark urbane Bewegung nahm ihren Lauf, die mit den Jah-
                                                ren durch weitere Aktivitäten wie Inlineskating oder Par-
                                                kour zu einer festen Grösse wurde.                             hin zu Auseinandersetzungen zwischen Menschen, die sich      Damit Menschen den öffentlichen Raum für ihre Bedürf-
                                                                                                               bewegen wollen, und Menschen, die Ruhe suchen. «Will         nisse überhaupt nutzen, sind keine bestimmten Voraus-
                                                Doch welche Konsequenzen bringt die gesellschaftliche          man Konflikte vermeiden, sind mögliche Spannungsfel-         setzungen nötig – oder wie Stefan Eckl sagt: «Sporttrei-
                                                Entwicklung «Sport. Immer. Überall.» für den öffentlichen      der zu antizipieren», betont Gabriela Muri. Für Gemeinden    bende erkennen, ob sich ein Raum eignet oder nicht.» Für
Stadtforscherin Gabriela Muri
vom Departement Soziale Arbeit an der Zürcher   Raum mit sich? Die Antworten kennt Stadtforscherin Ga-         und Städte bedeutet dies, dass diese ressortübergreifend     Gabriela Muri stellt sich vielmehr die Frage, wie die weni-
Hochschule für Angewandte Wissenschaften ZHAW   briela Muri vom Departement Soziale Arbeit an der Zür-         denken und zusammenarbeiten müssen. «Sei es im Be-           ger aktiven Gesellschaftsgruppen, die mit beruflichen He-
                                                cher Hochschule für Angewandte Wissenschaften ZHAW.            reich Soziales, Schule, Jugend, Sport, Freizeit oder Raum-   rausforderungen oder einem sportunfreundlichen Wohn-
                                                «Im Zuge des verdichteten Bauens werden Freiräume zu           planung: Um Sport, Sportvereine, Bewegung und Freizeit       umfeld zu tun haben, an den Sport herangeführt werden.
                                                Leistungsträgern», erklärt sie. Dieses Phänomen eröffne        fördern zu können, müssen alle Parteien an einen Tisch ge-   Als Lösungsansatz bringt die Stadtforscherin wiederum
                                                einerseits grosse Chancen. «Freiräume werden trotz digi-       holt und in den Prozess integriert werden.» Dazu gehörten    die Partizipation ins Spiel. Insbesondere den Jugendlichen
                                                talen Kommunikationskanälen zu Gesellschaftsräumen.            auch die Personen, die sich durch die Nutzung des öffent-    sei Gehör zu verschaffen, seien sie doch am Puls der Zeit.
                                                Junge, Alte, Fremde oder Bekannte: Hier begegnen und be-       lichen Raums gestört fühlen. Hierbei sei es wichtig, einen   «Werden die verschiedenen Bedürfnisse in die Prozesse
                                                wegen sich Menschen aus allen Bevölkerungsgruppen. Es          «Kümmerer» zu definieren, der im Prozess eingebunden ist,    integriert, kann eine benutzerorientierte Bewirtschaftung
                                                entsteht ein lebhaftes Umfeld, das sowohl gesundheitliche      so Gabriela Muri. «Diese Person ist für die Kommunikation    der Freiräume sichergestellt werden.» Sie appelliert, bei
                                                als auch soziale Bedürfnisse abdeckt», erläutert Gabriela      zuständig und schafft Verständnis. Sie fungiert als Dreh-    der Planung Wert darauf zu legen. Denn: «Hier geht es auch
                                                Muri. Die Nutzung des öffentlichen Raums bringe auch In-       scheibe und tritt als Ansprechperson auf.»                   um gesundheitspolitische Investitionen in die Zukunft. Sport
                                                novation in die Raumplanung. Beispielsweise, indem ein                                                                      ist mittendrin, in der Gesellschaft. Sport bringt Innovation
                                                Freiraum der Bevölkerung zur Zwischennutzung zur Verfü-                                                                     in den Alltag, aber auch in die Stadtentwicklung.»
                                                gung gestellt wird.

                                                «Andererseits», gibt die Stadtforscherin zu bedenken,
                                                «bringt das Immer-und-überall-Aktivsein sein Herausfor-
                                                derungen mit sich.» Wenn verschiedene Bedürfnisse im
                                                öffentlichen Raum aufeinandertreffen, können Nutzungs-
                                                konflikte entstehen: Von Lärmemissionen über Littering bis

8 – Sport. Immer. Überall.                                                                                                                                                                                     Sport. Immer. Überall. – 9
Sport. Immer. Überall - Zürcher ...
AUSG ANGSL AGE                                                                                                                                                                                                                       AUSG ANGSL AGE

Starke Sportförderung                                                                                                 tet ist, sind wir bemüht, übergeord-
                                                                                                                      nete Stellen zu sensibilisieren und
                                                                                                                                                                 how wir haben, desto mehr Einfluss
                                                                                                                                                                 können wir nehmen. Davon profitieren
                                                                                                                                                                                                             Ressourcen stellen kein Hindernis für
                                                                                                                                                                                                             die Sportförderung dar. Vielmehr geht

dank starker Zusammenarbeit
                                                                                                                      das Thema aufs politische Parkett zu       insbesondere die kleineren Gemein-          es um die Frage der Priorisierung und
                                                                                                                      bringen.» Ein Beispiel hierfür sind die    den, die in der Regel weniger Ressour-      wie offen Gemeinden sind, neue Wege
                                                                                                                      Regelungen der Lärmemissionen beim         cen für die Sport- und Bewegungsför-        einzuschlagen.»
                                                                                                                      Betrieb von Sportanlagen. Diese wa-        derung zur Verfügung haben.»
                                                                                                                      ren bis anhin zu restriktiv. Nach inten-
Die heutigen Sport­             Gemeinden, Städte und andere Sport-        lich sein.» Konkret heisse dies, dass      siven Verhandlungen mit dem Bundes-        Obwohl die Beschaffung der finanziel-
                                anlagenbetreiber bei ihren Aufgaben        eine Gemeinde zwar weiterhin für ein       amt für Umwelt BAFU konnte 2017 ein        len Mittel vielerorts eine Herausfor-
bedürfnisse fordern             rund um die Sportförderung zu unter-       vereins- und clubfreundliches Um-          Erfolg gefeiert werden: Die Vollzugshil-   derung ist, setzen sich die Gemeinden
Gemeinden und ­Städte           stützen, hat sich die Arbeitsgemein-       feld sorgen sollte. Jedoch müsse sie       fe für die Beurteilung der Lärmbelas-      für den Sport ein. «In den letzten Jah-
                                schaft Schweizerischer Sportämter          auch in der Lage sein, die Bedürfnis-      tung aus dem Jahr 2013 wurde über-         ren wurden zahlreiche Sport- und Be-        Sébastien Reymond
in vielerlei Hinsicht           ASSA auf die Fahne geschrieben. Zu-        se der Menschen abzuholen, die bei-        arbeitet und die Betriebszeiten wurden     wegungsprojekte initiiert – zum Bei-
­heraus – zum Beispiel          dem bietet die ASSA ihren Mitgliedern      spielsweise keine Zeit haben, abends       angepasst. Auch bei der Überarbeitung      spiel auf der Basis von Sportleitbildern
                                eine umfangreiche Datenbank an, über       Sport zu treiben oder ein Clubtraining     der Vollzugshilfe Lichtemissionen ist      oder von Bewegungskonzepten», er-
 aufgrund von Lärm- und         die Ideen, Projekte und Best-Practi-       zu besuchen.                               der Dachverband mit im Boot.               klärt Sébastien Reymond. Auch wür-
 Lichtemissionen oder durch     ce-Beispiele aus dem Sportbereich                                                                                                den bestehende Infrastrukturen heu-
                                ausgetauscht werden können und an-         Die Ausgangslage, wonach Sport im-         Indem die ASSA eng mit dem BASPO           te vielseitiger genutzt als früher. Nicht
 die Littering-Problematik.     deren als Inspiration dient.               mer und überall getrieben wird, stellt     zusammenarbeitet, bleibt sie auf dem       zuletzt stellt die ASSA fest, dass vor
 Die Arbeitsgemeinschaft                                                   die rund 130 Mitglieder (Kantone, Ge-      Laufenden, was die Entwicklung von         allem kleinere Gemeinden immer mehr
                                Seit der Gründung des Schweizer Dach-      meinden und Sportanlagenbetreiber)         Konzepten, Gesetzen und Verordnun-         Synergien nutzen, um Bewegung und
 Schweizerischer Sport­         verbands der Sportämter und Sport-         der ASSA vor ähnliche Herausforde-         gen im Sport betrifft. «Die Heraus-        Sport in der Bevölkerung zu fördern.
                                                                                                                                                                                                             «Als ehemaliger Skifahrer bin ich auch
                                                                                                                                                                                                             heute immer noch sehr gerne aktiv. So bin
 ämter ASSA setzt sich un­ter   anlagenbetreiber im Jahr 1979 haben        rungen, wie Sébastien Reymond kon-         forderung für uns ist, auch dann den       Als Beispiel erwähnt er das lokale Be-      ich Teil einer Ü35-Fussballmannschaft,
                                sich die Rahmenbedingungen wesent-         statiert. «Egal ob in der Stadt oder auf   Überblick zu behalten, wenn es um Be-      wegungs- und Sportnetz «Bewegung
 anderem dafür ein, dass        lich verändert. «Früher fokussierte sich   dem Land, ob 500 oder 400 000 Ein-         reiche geht, die nicht direkt den Sport    und Sport Wehntal+», bei dem fünf
                                                                                                                                                                                                             gehe regelmässig ins Gym und spiele
                                                                                                                                                                                                             Tennis. Um mein Wettkampfbedürfnis zu
 übergeordnete Stellen          die Gemeinde darauf, der Bevölkerung       wohner: Weil der Druck auf den Raum        betreffen, aber Nebeneffekte auf den       Gemeinden, Schulen, Vereine und             stillen, spiele ich neuerdings auch Inter-
                                Sportinfrastrukturen zur Verfügung         steigt, werden beispielsweise Lärm-        Sport haben können», sagt der Ge-          Private zusammenarbeiten. «All die-
 wie Bund und Kantone für       zu stellen», erklärt ASSA-Geschäfts-       und Lichtemissionen zunehmend zu           schäftssekretär. Hierbei sei das Netz-     se Entwicklungen sind äusserst posi-
                                                                                                                                                                                                             club. Den Sport nutze ich als Ausgleich und
                                                                                                                                                                                                             um abzuschalten. Zugleich hat für mich
 diese und weitere Themen       sekretär Sébastien Reymond. Das            einem Problem.» In solchen Fällen ist      werk von grosser Bedeutung. «Der           tiv zu bewerten. Sie dienen uns als         das Training im Team auch eine soziale
                                reiche nicht mehr. «Heute muss die         die ASSA gefragt. «Sehen wir, dass         Austausch ist für uns sehr wichtig. Je     Best-Practice-Beispiele und spornen
 sensibilisiert werden.         ganze Raumplanung spor tfreund-            eine Problematik vielerorts verbrei-       mehr Kontakte wir pflegen und Know-        andere an, es gleich zu tun. Knappe
                                                                                                                                                                                                             Komponente, die ich sehr schätze.»

10 – Sport. Immer. Überall.                                                                                                                                                                                                Sport. Immer. Überall. – 11
Sport. Immer. Überall - Zürcher ...
AUSG ANGSL AGE                                                                                                                                                                                                                          AUSG ANGSL AGE

Jeder Lebensabschnitt
                                                                                                                             «Ich treibe Sport, weil ich fit und gesund bleiben will und meinen Be-
                                                                                                                             wegungsdrang ausleben möchte. Ich mache das mit den Sportarten,
                                                                                                                             die ich schon in jüngerem Alter ausgeübt habe: Turnen/Gymnastik und

hat eigene Sportbedürfnisse
                                                                                                                             Tanzsport. Gleichzeitig bin ich ein ehrgeiziger Mensch. Ich brauche den
                                                                                                                             Wettkampf nach wie vor und motiviere und fordere mich gerne. Einer-
                                                                                                                             seits bin ich sehr lernbegierig, andererseits gebe ich auch gerne mein
                                                                                                                             Wissen als Trainerin weiter. Zusätzlich sind mir Sportaktivitäten im fa-
                                                                                                                             miliären Rahmen sehr wichtig, wie Bergtouren und Skifahren. Beein-
Ob Beruf, Schule, Familie oder Freunde:                     Wer lebenslang Sport ausüben will, muss in jeder Lebens-         flusst werden meine Sportbedürfnisse von tollen Menschen um mich
                                                            phase altersgerechte Angebote suchen. Denn: Form, Art            herum in all diesen Sportarten. Gleichgesinnte Sporttreibende spor-
In jedem Lebensbereich stehen andere                        und Umfeld des Aktivseins passen sich den Aufgaben und           nen an, erfüllen das Bedürfnis nach Austausch untereinander sowie
Aufgaben und Herausforderungen an. Diese                    Herausforderungen der jeweiligen Lebensetappe an. Jun-           den sozialen Aspekt.»
                                                            ge Erwachsene beispielsweise suchen vor allem vielfältige
wirken sich auch auf die Vorlieben für                      sowie herausfordernde Erlebnisse als Ausgleich zu Schu-          Katharina Egli, 56 Jahre, Trainerin Wettkampfgymnastik GymTeam
eine Sportart und auf die Erwartungen an                    le und Beruf. Erwachsene bewegen sich oft individuell. Sie       Brütten und Turniertänzerin Standard Dance Unlimited Zürich
                                                            treiben neben der Familie – so oft es geht – Sport, um die
Freizeit und Bewegung aus. Fünf Personen                    Leistungsfähigkeit zu erhalten. Ältere Menschen trainieren,
unterschiedlichen Alters erzählen, wie                      damit sie sich auch künftig aktiv und unternehmenslustig
                                                            fühlen. Bei Pensionierten werden unter anderem Gesund-
ihre aktuellen Sportbedürfnisse aussehen                    erhaltung, Abwechslung oder regelmässig wiederkehrende
und wodurch diese beeinflusst werden.                       Treffen zu wichtigen Motiven. Melisa D   ­ emirayak, ­P hilipp                                                     «Sport ist seit je ein wichtiger Bestandteil meiner Freizeit. Bis vor weni-
                                                            Messerli, Beat Luginbühl, Katharina Egli und ­Veronika Fehr                                                        gen Jahren war das Ziel, auf persönliche Bestleistungen zu trainieren.
                                                            geben Einblick in ihr Leben als Sporttreibende und erklären,                                                       Heute stehen die Gesundheit, Fitness und der Genuss an der sportlichen
                                                            wie sie ihre Bedürfnisse erfüllen und wer sie beeinflusst.                                                         Betätigung im Vordergrund. Das motivierende Wettkampffieber soll den-
                                                                                                                                                                               noch nicht zu kurz kommen und der persönliche Ehrgeiz treibt mich im-
                                                                                                                                                                               mer noch an, zumindest im Teamsport meine Höchstleistung abzuliefern.
                                                                                                                                                                               Ob Fachtest Allround, Fit+Fun, Gymnastik Kleinfeld, Faustball oder Win-
                                                  «Zeit wirkt sich leider aktuell limitierend auf meine Sportbedürfnis-                                                        terfit: Meine sportliche Ausrichtung wurde bis heute vorwiegend durch
                                                  se aus. Dennoch schaue ich, dass ich zwischen den beruflichen be-                                                            meine Zugehörigkeit zum Turnverein STV Wetzikon geprägt. Vor 25 Jah-
                                                  ziehungsweise familiären Verpflichtungen zweimal pro Woche ins                                                               ren habe ich zusammen mit meiner Frau vom alpinen Skisport auf das
                                                  Vereinsturnen der Sektion Turnsport des TV Rüti gehen kann. Reicht                                                           Langlaufen gewechselt und damit die ideale Ergänzung zum Joggen,
                                                 es für mehr, absolviere ich individuelle Sporteinheiten wie zum Bei-                                                          Radfahren und Schwimmen im See gefunden. Ich habe auch immer sehr
                                                 spiel Snowboarden, Skifahren, Mountainbike oder Laufen. Zum einen                                                             gerne verschiedene andere Sportarten ausprobiert und bin auch heute
                                                 treibt mich die abnehmende körperliche Fitness an, am Ball zu blei-                                                           noch für Neues zu begeistern. Meine Sportbedürfnisse werden insbe-
                                                ben und regelmässig die Trainings zu besuchen. Zum anderen sind es                                                             sondere durch die verfügbare Freizeit, die berufliche Belastung, Fami-
                                                die Kameradschaft im Verein sowie die vielfältigen Aktivitäten über                                                            lie, Vereinszugehörigkeit und nicht zuletzt auch durch meinen persön-
                                                das Vereinsleben hinaus, die mich motivieren. Nicht zuletzt sorgen die                                                         lichen Gesundheitszustand geprägt.»
                                                gemeinsamen sportlichen Erfolge und Misserfolge an Wett-
                                                kämpfen für einen Energieschub.»                                                                                               Beat Luginbühl, 54 Jahre, Aktivmitglied, Leiter Kunstturnen und
                                                                                                                                                                               ehemaliger Präsident Turnverein STV Wetzikon
                                                Philipp Messerli, 48 Jahre, technischer Leiter
                                                Vereinsturnen Turnsport Rüti / TV Rüti sowie
                                                Ehrenmitglied TV Rüti und TV Männedorf

                                                                                                                             «Ich spiele Fussball, weil ich mich vom Alltag als Studentin ausklinken möch-
«Aufgewachsen in einer Turnfamilie, war die Bewegung für mich bereits als Kind sehr                                          te. Ich will einfach unbekümmert auf den Rasen gehen, die Probleme für ein-
wichtig. Bei meinem ersten Beruf als Krankenschwester war die Leichtathletik mein                                            mal vergessen und den Ball an den Füssen haben. Ich mag es, wenn ich mich
Hobby. Später fand ich immer mehr Gefallen an Gymnastik und Tanz und liess mich zur                                          auspowern kann und am Ende nudelfertig bin. Dann weiss ich: Ich habe alles
diplomierten Bewegungspädagogin BGB ausbilden. Heute bin ich Fachleiterin bei pro                                            gegeben und starte mit mehr Elan und Tatendrang in den Folgetag. Ich bin
Senectute Fit/Gym und Esa-Expertin. Bewegung ist mir nach wie vor ein grosses Be-                                            gerne gefordert und versuche, an meine Grenzen zu gehen und diese auszu-
dürfnis. So unterrichte ich wöchentlich rund zehn Lektionen, darunter Rückengym-                                             weiten. Wenn ich zurückblicke und eine Steigerung erkennen kann, ist das
nastik, Nordic Walking und Seniorensport. Es sind die Freude an der Bewegung und                                             ein grossartiges Gefühl. Neben diesen Bedürfnissen ist mir der soziale As-
die Begeisterung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer an meinen Unterrichtslektio-                                             pekt im Team enorm wichtig. Ich sehe meine Teamkolleginnen auch gerne
nen, die mich motivieren und meine Sportbedürfnisse prägen. Ich bin sehr dank-                                               neben dem Platz und finde es schön, wenn wir nach einem Spiel den Abend
bar, dass mein Körper es mir erlaubt, heute noch Sport zu treiben.»                                                          gemeinsam ausklingen und den Match Revue passieren lassen können.»

Veronika Fehr, 78 Jahre, Fachleiterin Pro Senectute Fit/Gym, technische                                                      Melisa Demirayak, 26 Jahre, Spielerin Frauen 1 des FC Kloten
Leiterin kantonale Gruppe SenVital, Rückentrainerin STV, Leiterin FTV Illnau

12 – Sport. Immer. Überall.                                                                                                                                                                                                    Sport. Immer. Überall. – 13
Sport. Immer. Überall - Zürcher ...
VEREINE ÖFFNEN SICH                                                                                                                                                                                                                   VEREINE ÖFFNEN SICH

Wie der ASVZ die Zürcher
Studierenden bewegt
Unter den Sportanbietern nimmt der Akademische Sport-            zielle Fitnessanbieter und lassen bewusst auch Raum für
verband Zürich (ASVZ) eine Sonderstellung ein. Dessen ist        Nischenangebote», so Ursprung. Dazu sei man auch im Aus-
sich sein Direktor Lorenz Ursprung bewusst. Die Studieren-       tausch mit anderen grossen Anbietern – gerade im Bereich
den der Universität Zürich, der ETH Zürich und der Zürcher       des individuellen Trainings. «Mehr als die Hälfte der Besu-
Fachhochschule bezahlen über die Semestergebühr einen            che entfällt auf die Kraft/Cardio-Räume – wir verzeichnen
Pflichtbeitrag an den ASVZ und dürfen dafür die Angebote in      rund 900 000 Eintritte in diesem Bereich.» An zweiter Stel-
über 120 Sportarten nach Belieben nutzen – und das machen        le folgt Kondi/Super Kondi mit über 200 000 Eintritten vor
die Studierenden fleissig: 1,75 Millionen Trainings­besuche      Yoga mit rund 80 000 Besuchen.
weist die Statistik für das Jahr 2019 aus. «Der ASVZ ist trotz
seiner Grösse nicht schwerfällig und verfügt über sehr gute      «Überhaupt», hält Ursprung fest, «spricht der nicht wett-
Trainingsleitende, die recht schnell rekrutiert werden kön-      kampforientierte Sport viele Studierende an.» So figurieren
nen», erläutert Ursprung. «Vor allem haben wir auch viele        selbst populäre Sportspiele wie Volleyball oder Basketball
Räume, die verschiedene Nutzungen zulassen.»                     nicht in den Top Ten der Eintritte. Hier stellt ­Ursprung den
                                                                 grössten Wandel in der 80-jährigen Geschichte des ASVZ
Dazu erfasst der ASVZ das Sportverhalten seiner Klien-           fest: «Beim Start war der Wettkampfgedanke viel wichti-
tel sehr genau. «Früher trugen wir jeweils Ende Semester         ger als heute. Wir führen wohl in vielen Spielsportarten noch
Papierlisten mit Teilnehmerzahlen zusammen und konnten           ­Turniere durch, immer wichtiger werden aber der Gesund-
erst mit einer gewissen Verzögerung auf Tendenzen reagie-        heitsgedanke und vor allem der soziale Austausch.»
ren», erklärt Lorenz Ursprung. «Heute erfassen die Leiten-
den die Anwesenheiten über das Smartphone. So wissen wir         Der Wandel im Sportverhalten veränderte auch die Raum-
sehr genau, welche Trainings wie besucht werden und kön-         bedürfnisse. «Wir können in kleineren Räumen heute viel
nen innert kurzer Zeit Anpassungen vornehmen.» Dabei             mehr Leute bewegen», sagt Lorenz Ursprung. Der Trend zu
helfe, dass der früher in 65 000-facher Ausführung gedruckte     Kraft/Cardio, Group Fitness und BodyMind trug wesentlich
Sportfahrplan nur noch online publiziert werde.                  zu dieser Entwicklung bei. «Weniger als 20 Prozent unse-
                                                                 rer Trainings finden noch in einer klassischen Sporthal-
Dank der Beobachtung und der Expertise der Sportlehrerin-        le statt.» Gewisse Angebote werden von über 400 Studie-
nen und Sportlehrer sowie der rund 1200 Trainingsleiten-         renden genutzt – dafür braucht es dann aber die klassische
den erkennt das ASVZ-Team auch frühzeitig Trends. «Wir           Dreifachhalle. Eine Entwicklung der anderen Art ist der On-
haben nicht den gleichen ökonomischen Druck wie kommer-          line-Schalter mit der dazugehörigen, personalisierten App.

                                                                                      Lorenz Ursprung

                                                                                                                                    «Zwar braucht es für den grössten Teil unserer rund 650 An-     neue Leute anzusprechen, sollten die Angebote so nieder-
                                                                                                                                    gebote pro Woche keine Anmeldung, aber gerade bei raum-         schwellig wie möglich sein. «Die psychologische Eintritts-
                                                                                                                                    oder materialkritischen Angeboten ist das Einschreiben          schwelle soll ebenso wie die physische Hürde tief sein»,
                                                                                      «Ich integriere Sport so gut wie möglich in   eine Notwendigkeit», erklärt Ursprung. «Unsere Auslas-          so Ursprung. «Ist das Angebot gleich vor dem Hörsaal, hat
                                                                                      meinen normalen Alltag: Ich fahre bei-        tungen sind so deutlich besser und es ist komfortabel für       es grössere Chancen, als wenn es weit entfernt ist.» Dazu
                                                                                      spielsweise mit dem E-Bike zur Arbeit –       die Nutzenden, weil sie bei der Reservation nicht auf Schal-    kommt der Zeitfaktor: Weil es morgens früh bis abends
                                                                                      das sind rund 60 km pro Arbeitstag. In der    teröffnungszeiten angewiesen sind.»                             spät ein passendes Sportangebot gibt, fällt ein weiteres
                                                                                      Mittagspause nutze ich die Infrastruktur                                                                      mögliches Hindernis weg. Dies verdeutlichen die Zahlen
                                                                                      des ASVZ und am Abend spiele ich Hallen-      Erkenntnisse aus dem ASVZ-Alltag, so ist Lorenz Ursprung        an den Zürcher Hochschulen. 95 Prozent der Studieren-
                                                                                      und Beachvolleyball. Ich bin ursprünglich     überzeugt, lassen sich auch auf Vereine und weitere Sport-      den sind auch dank des ASVZ-Angebots sportlich aktiv.
                                                                                      ein Vereinsmensch. Die Gemeinschaft und       anbieter übertragen. «Es lohnt sich, in Qualität zu investie-   Gesamtschweizerisch geben indes 25 Prozent an, keinen
                                                                                      der Wettkampf sind mir wichtig.»              ren», hält er fest. Dies gilt im Besonderen für Trainerinnen    Sport zu treiben.
                                                                                                                                    und Trainer, «die mit Leidenschaft bei der Sache sind». Um

14 – Sport. Immer. Überall.                                                                                                                                                                                                          Sport. Immer. Überall. – 15
Sport. Immer. Überall - Zürcher ...
VEREINE ÖFFNEN SICH                                                                                                                                                                                                                  VEREINE ÖFFNEN SICH

Der nationale Verband
als Impulsgeber der Vereine
Mit Winterfit stellt der Schweizerische                             Für die Durchführung von Winterfit wird den STV-Vereinen
                                                                    sämtliches Material kostenlos zur Verfügung gestellt: fix-
Turnverband seinen Vereinen ein kosten-                             fertige Lektionen, passende Musik, Postenblätter, Videos,
loses Angebot zur Verfügung, das sie                                Fotos und Kommunikationsmittel wie Flyer- und Postervor-
                                                                    lagen. «Um die Durchführung für die Vereine möglichst ein-
in erster Linie bei der Trainingsgestaltung                         fach zu halten, haben wir darauf geachtet, dass die Lektio-
und Gesundheitsförderung unterstützt,                               nen in der Turnhalle umgesetzt werden können und dafür
                                                                    nur wenig Material benötigt wird», sagt Nicole Hitz, beim
in zweiter Linie bei der Mitgliederge­                              Turnverband verantwortlich für Winterfit.
winnung. Der Turnverein STV Wetzikon
                                                                    Rund 350 Vereine in der Schweiz bieten Winterfit an, da-
ist einer von rund 350 Vereinen, der das                            runter der Turnverein STV Wetzikon. «Wir legen Wert auf
Programm erfolgreich durchführt.                                    polysportive Betätigung. Insbesondere das Turnen aller Al-
                                                                    ters- und Fähigkeitsstufen ist uns ein grosses Anliegen.
Schnupperangebote, Tage der offenen Tür oder Kuchen-                Winterfit entspricht diesem Bestreben und passt deshalb
stände – Vereine haben diverse Möglichkeiten, neue Mit-             gut in unser Angebot», erläutert Dennis Mannhart, Präsi-
glieder zu gewinnen. Unterstützung bieten auch Verbän-              dent des STV Wetzikon. Knapp 20 Teilnehmende besuchten
de, so zum Beispiel der Schweizerische Turnverband STV.             in der Saison 18/19 die Winterfit-Lektionen, davon waren
In Kooperation mit der Suva hat der STV im Jahr 2013 Win-           gut die Hälfte Nichtmitglieder. «Das Feedback ist durch-
terfit lanciert. Das Angebot soll einerseits einen Beitrag zur      weg positiv. Die Anzahl der Teilnehmenden steigt von Sai-
Gesundheit leisten, andererseits für eine Mitgliedschaft im         son zu Saison leicht an», konstatiert Renate Morneault,
Verein begeistern. Aktuell umfasst das Angebot vier Pro-            Winterfit-Leiterin beim STV Wetzikon.
gramme für den Trainingsbetrieb von Oktober bis März:
Training, Dance, Cross und Games.

                                                                                                                                  Für den über 200 Mitglieder zählenden Verein ist Winter-       Der STV Wetzikon engagiert sich ebenso, mit seinem Ange-
                                                                                                                                  fit eine Win-win-Lösung. «Mit dem Programm können wir          bot verschiedene Zielgruppen anzusprechen: Neben Win-
Nicole Hitz                                   Renate Morneault                            Dennis Mannhart
                                                                                                                                  zum einen unseren eigenen Mitgliedern attraktive Trai-         terfit holt er den Breitensport unter anderem mit Haus-
                                                                                                                                  nings anbieten. Zum anderen haben wir die Möglichkeit,         frauenturnen, Frauen-Plausch-Volleyball oder Fitness für
                                                                                                                                  den STV Wetzikon auch Nichtmitgliedern zu präsentieren»,       alle ab. «Indem wir verschiedene Bedürfnisse abdecken,
                                                                                                                                  betont Dennis Mannhart, selbst ehemaliges Mitglied der         folgen wir dem Trend zu mehr Individualismus. So wählt
                                                                                                                                  Kunstturn-Nationalmannschaft. Mit Erfolg: Nebst dem            man gezielt ein Angebot, das gender- oder altersbedingt
                                                                                                                                  sportlichen und sozialen Gewinn für jeden Teilnehmen-          zu einem passt. Vielleicht will man nicht mehr unbedingt
                                                                                                                                  den konnte der Verein mit den Programmen bereits neue          einem Verein beitreten und freut sich gleichwohl darüber,
                                                                                                                                  Mitglieder gewinnen.                                           in einer Gruppe Gleichgesinnter Sport zu treiben», erläu-
                                                                                                                                                                                                 tert Renate Morneault. Entscheidend, ob ein neues Ange-
«Als ich 2016 meinen Rücktritt aus dem        «Für mich sind die Winterfit-Programme      «Als ehemaliger Kunstturner habe ich    Der STV entwickelt Winterfit von Jahr zu Jahr weiter. Nicole   bot lanciert werde, sei letztlich, dass engagierte Aktivmit-
Kunstturn-Nationalkader gab, wusste           ideal. Da Kraft-, Beweglichkeits- und       immer noch das Bedürfnis und den        Hitz: «Nach jeder Saison führen wir in Zusammenarbeit mit      glieder den Vorstand mit einem neuen Konzept überzeugen
ich, dass ich weiterhin aktiv bleiben will.   Koordinationstrainings sonst eher zu kurz   Wunsch, mich turnerisch zu betätigen.   der Suva eine Evaluation durch. Dabei erhalten die teilneh-    können, sagt Dennis Mannhart. Auch müsse eine Nachfra-
Deshalb bin ich heute neben meinem            kommen, bietet Winterfit eine gute Ergän-   Aus diesem Grund trainiere ich einmal   menden Vereine einen Fragebogen mit allgemeinen sowie          ge innerhalb sowie ausserhalb des Vereins vorhanden sein.
Sportmanagementstudium und Job beim           zung zum Ausdauersport, den ich vor allem   pro Woche mit meinen ehemaligen Ver-    spezifischen Fragen zu den Programmen.» Anhand der Ant-        «Und: Es müssen sich genügend Vereinsmitglieder bereit
Turnverband regelmässig in der Turnhalle      im Sommerhalbjahr betreibe, insbeson­       einskollegen der Barrensektion und      worten erkennt der Turnverband die aktuellen Bedürfnisse,      erklären, die Organisation und die Leitung zu übernehmen.»
des TV Rüti anzutreffen und trainiere mit     dere Laufen und Schwimmen.»                 unterstütze sie.»                       kann so Massnahmen treffen und das Angebot anpassen
der Sektion Vereinsturnen. Ich bewege                                                                                             und weiterentwickeln. Zusätzlich stattet die Projektleite-
mich, weil es mir Spass macht und ich in                                                                                          rin Besuche bei Vereinen ab und bekommt so einen Einblick,
diesem Verein, der mich in meiner Karriere                                                                                        wie Winterfit vor Ort umgesetzt wird. Per Winter 20/21 ist
stets unterstützt hat, zuhause bin.»                                                                                              der STV daran, ein fünftes Winterfit-Programm zu lancie-
                                                                                                                                  ren, das spezifisch für die Zielgruppe 60+ ausgerichtet ist.

16 – Sport. Immer. Überall.                                                                                                                                                                                                        Sport. Immer. Überall. – 17
Sport. Immer. Überall - Zürcher ...
VEREINE ÖFFNEN SICH                                                                                                                 VEREINE ÖFFNEN SICH

Lifetimesport
anbieten und fördern
Der Seeclub Stäfa bietet                  legt. Davon entfallen gut 100 000 Kilo-     Bereitschaf t, sich ruder technisch
                                          meter auf den Breitensport – Tendenz        weiterzuentwickeln, vorhanden sein.
Erwachsenen und Jugend-                   steigend, wie Merz sagt.                    Nach Abschluss des Kurses im Früh-
lichen ein umfangreiches                                                              ling unter der Leitung des Leistungs-
                                          Rudern als Fitnesssport sei beliebt,        sporttrainers kann man bis Ende Jahr
Breitensportangebot                       weil der ganze Körper beansprucht und       beim Verein rudern. «Die Kandidieren-
an – von Ruderkursen,                     keine einseitigen Belastungen auftre-       den haben also die Möglichkeit, diesen
                                          ten würden, so Werner Merz. «Auch die       Sport und den Club zuerst kennenzu-
freien Trainings, geführ-                 besondere Stimmung auf dem Wasser           lernen, um später allenfalls Mitglied
ten Ausfahrten bis hin zu                 mit Sonnenauf- und -untergang und die       zu werden.» Einmal im Verein, ist die
                                          Sicht auf die Berge machen das Rudern       Mitarbeit bei der Pflege der Boote, des
Wanderfahrten im In- und                  zu einer attraktiven Sportart.» Nicht       Boothauses und des Geländes Pflicht.
Ausland. Der passio-                      zuletzt trägt zum Erfolg bei, dass der      «Sie fördert die Gemeinschaft und wird
                                          SC Stäfa weitere Breitensportangebo-        deshalb – überwiegend – gerne geleis-
nierte Ruderer Werner                     te organisiert, wie zum Beispiel Mond-      tet», so Werner Merz.
Merz erzählt, weshalb                     scheinfahrten zur Lützelau, Wander-
                                          fahrten im In- und Ausland und eine         Rudern als Lifestylesport ist gefragt:
es sich als Verein lohnt,                 jährliche Clubregatta für alle.             Nicht nur sind die Kurse des SC Stäfa
sich für den Breiten-                                                                 jeweils schnell ausgebucht, sondern
                                          Das Breitensportangebot des SC S   ­ täfa   es bleiben auch über die Kurse hin-
sport zu engagieren.                      nutzen Erwachsene, die sich in der          aus zwischen 60 und 100 Prozent der
                                          ­Natur sportlich betätigen möchten. Et-     Teilnehmenden dem Verein treu. Eine
Technik, Kraft und Rhythmus: Rudern        liche haben in jüngeren Jahren schon       hohe Zahl. «Wichtiger für uns ist, wie
ist eine Sportart, die Körper und Geist    gerudert (meistens wettkampfmässig         viele Personen nach zwei bis drei Jah-
fordert. Gleichzeitig sorgt sie für ein    regattiert) und sind nach einer Ausbil-    ren immer noch regelmässig rudern,
unvergleichliches Naturerlebnis. Wäh-      dungs- oder Familienpause wieder ein-      weil sie Freude am Sport gefunden und
rend der Breitensport in den 1980er-       gestiegen, eine wachsende Anzahl ha-       sich im Club vernetzt haben», betont
und 1990er-Jahren noch überwiegend         ben erst als Erwachsene zum Rudern         Werner Merz.
aus ehemaligen Regattierenden be-          gefunden. Neben den organisierten
stand, öffneten sich die Ruderclubs in     Ausfahrten gibt es freie Trainingszei-
den darauffolgenden Jahren für den         ten. «Die Ruderinnen und Ruderer tref-     Werner Merz
Fitnesssport.                              fen sich je nach ihren zeitlichen Mög-
                                           lichkeiten früh am Morgen, tagsüber
Rudern ist ein Lifetimesport, der bis      oder abends», sagt Werner Merz.
ins höhere Alter betrieben werden
kann. Deshalb hat der Breitensport        Den Breitensport zu fördern, ist für
im Seeclub Stäfa neben dem Leis-          den SC Stäfa auch aus betriebswirt-
tungssport seinen festen Platz. Bis in    schaftlicher Sicht wichtig. «Eine grös-
die 1980er-Jahre war Rudern ein rei-      sere Mitgliederzahl vergrössert auch
ner Männersport, Frauen waren in den      die finanziellen Möglichkeiten für den      «Ich bin aktiv im Rudersport und nutze
Clubs nicht zugelassen. «Heute be-        Regatta- und Jugendsport», unter-           verschiedene Möglichkeiten: allge-
trägt der Frauenanteil bei den erwach-    streicht Werner Merz. Dieser benötige       meine Ausfahrten im Breitensport, um
senen Neueinsteigenden über 50 Pro-       rund 40 Prozent des Budgets für Trai-       die Einsteigerinnen und Einsteiger zu
zent. Dadurch erhielt der Breitensport    ningsleitung und Boote. «Somit bil-         unterstützen, ebenso wie Ausfahrten mit
zusätzlichen Auftrieb», erklärt Werner    det der Breitensport die finanzielle Ba-    routinierten Kolleginnen und Kollegen.
Merz, der von 2005 bis 2018 Präsident     sis für den Regatta- und Jugendsport.»      Da ich zeitlich flexibel bin, kann ich oft
des SC Stäfa war. Rund 120 000 Kilo-      Um den Rudersport auszuüben, muss           dann rudern gehen, wenn die Wasser- und
meter haben die knapp 200 Mitglieder      ein Ruderkurs – beim SC Stäfa oder          Wetter­verhältnisse angenehm sind.»
im Ruderboot im Jahr 2019 zurückge-       anderswo – besucht werden und die

18 – Sport. Immer. Überall.                                                                                                        Sport. Immer. Überall. – 19
UNGEBUNDENE SP OR TANGEBOTE                                                                                                                                                                    UNGEBUNDENE SP OR TANGEBOTE

Über Mittag Power tanken
Outdoor-Fitnessanlagen sind ein Beispiel von Sportangeboten, die es erlauben,
jederzeit Sport zu treiben. Ein Augenschein auf der Zürifit-Anlage auf dem Hardhof.

Sport treiben, ohne an eine Mitgliedschaft oder an Öff-         Auch Ricardo Bermudez ist ein regelmässiger Nutzer der
nungszeiten gebunden zu sein. Menschen, die in der Rush-        Zürifit-Anlage. Er schätzt, dass er das Krafttraining an der
hour des Lebens stehen, haben oft nur diese Option, wenn        frischen Luft und kombiniert mit einer schönen Aussicht
sie fit bleiben möchten. Diesem Bedürfnis kommen ver-           absolvieren kann. «Die Anlage ist toll und liegt nahe am
schiedene Angebote nach. Beispiele hierfür sind Yoga im         Arbeitsplatz. Meine Agenda gibt mir vor, wann ich hierher-
Park, Buggy-Fit oder Freeletics. Letztere ist eine Trainings-   kommen kann. Manchmal ist es über Mittag, manchmal am
form, bei der jederzeit und überall Übungen mit dem eige-       Abend. Ich trainiere hier, weil ich meine Fitness aufrecht-
nen Körpergewicht praktiziert werden. Alles, was es dafür       erhalten will. Die Auswahl der Geräte ist sehr gut, sodass
braucht, ist eine Matte und eine App, die durch die Einheit     ich Abwechslung ins Training bringen kann. So konzentriere
führt. Wer das Krafttraining lieber an einer dafür vorge-       ich mich einmal auf Brust-Übungen, ein anderes Mal liegt
sehenen Infrastruktur absolviert, kommt bei einer Out-          der Fokus auf dem Rücken, auf dem Bauch und so weiter.
door-Fitnessanlage auf die Kosten. In den letzten Jahren        Den Weg hierher nutze ich als Aufwärmen, meist joggend
sind zahlreiche solcher Infrastrukturen im urbanen Raum         oder auf dem Velo.»
entstanden.

Eine dieser Anlagen befindet sich an der Limmat auf der
Sportanlage Hardhof. Egal ob morgens, über Mittag oder
am Abend, in der Gruppe oder allein: Die Zürifit-Anlage wird
rege besucht. Zu den Nutzern gehört Marc Engelhardt. «Im
Fitnesscenter zu trainieren, mag ich nicht besonders. Des-
halb finde ich eine Anlage im Freien wie diese hier super.
Ich trainiere, um fit und gesund zu bleiben. Zudem ist es
ein guter Ausgleich zum Arbeitsleben. Da ich eine Familie                                                                        Yvan Gilla
habe, nutze ich insbesondere die Mittagspause, um Sport
zu treiben. An der Zürifit-Anlage bin ich ein- bis zweimal
in der Woche für jeweils rund 45 Minuten anzutreffen. Das
Training kombiniere ich mit Jogging von und zu meinem                                                                          Ob Sommer oder Winter: David Bieber ist ein Sportler, der
Arbeitsplatz. Wenn es die Zeit zulässt, spiele ich auch gerne                                                                  das ganze Jahr hindurch an der Zürifit-Anlage trainiert. «Auf
Unihockey oder gehe biken.»                                                                                                    die Anlage gestossen bin ich, als ich mit Kollegen einmal
                                                                                                                               laufen ging. Ich dachte sofort: cool! Ich bin froh, gibt es
                                                                                                                               sie. So kann ich Kraft- und Ausdauertraining kombinieren.
                                                                                                                               Denn nur an der Limmat joggen, finde ich etwas monoton.
                                                                                                                               Als Pendler kommt mir die Mittagspause sehr entgegen.
                                                                                                                               Ich trainiere, um fit zu bleiben und Spass zu haben. Freude
                                                                                                                               bereiten mir auch die Trainings mit dem lokalen Turnverein,
                                                                                                                               bei dem ich Mitglied bin. Insgesamt versuche ich, drei- bis
                                                                                                                               viermal pro Woche Sport zu treiben.»

                                                                                                                               Yvan Gilla trainiert dreimal die Woche an der Zürifit-Anlage.                      David Bieber
                                                                                                                               «Sie ist sehr gut gelegen – rund eine Viertelstunde Jogging
                                                                                                                               für mich entfernt. Was mich auch fasziniert, ist die Aussicht
                                                                                                                               auf die Limmat. Ich komme hierher, wenn es mir die Arbeit
                                                                                                                               erlaubt, also entweder morgens, mittags oder abends.
                                                                                                                               Meist versuche ich, dreimal die Woche auf der Anlage zu
                                                                                                                               trainieren. Dabei höre ich gerne Musik. Zur Abwechslung
                                                                                                                               gehe ich auch schwimmen und spiele Fussball. Ich treibe
                                           Marc Engelhardt                                              Ricardo Bermudez       Sport, weil es fit hält und dem Kopf und der Seele guttut.»

20 – Sport. Immer. Überall.                                                                                                                                                                           Sport. Immer. Überall. – 21
UNGEBUNDENE SP OR TANGEBOTE                                                                                                                                                                                             UNGEBUNDENE SP OR TANGEBOTE

Sporttreiben – eigenständig
                                                                                                                               Wenn die Liebe zum Basketball                                    Wie aus einer Bieridee
                                                                                                                               auch nach der Karriere bleibt                                    ein beliebtes Rennen für Gümmeler entstand
                                                                                                                               Ein Angebot, das sich exklusiv an weibliche Sportinter-         Was 2005 von Oliver Schramm als Bieridee ins L       ­ eben

und doch nicht allein
                                                                                                                               essierte richtet, ist das Basketball-Frauenplauschteam          ­gerufen wurde, hat sich bis heute zu einem angesagten
                                                                                                                               Opfikon/Kloten. Der Grundstein dafür wurde Anfang der            Rennen der Zürcher Radfahrerinnen und Radfahrer entwi-
                                                                                                                               Nullerjahre gelegt, als mehrere NLB-Spielerinnen der 1.          ckelt: das Bergzeitfahren Buchenegg Ostwand. Während
                                                                                                                               Frauenmannschaft Opfikon Basket zurückgetreten waren.            zu Beginn noch 4 Teams mit insgesamt 28 Personen teil-
                                                                                                                               Da die Liebe zum Basketball geblieben war, nicht aber die        nahmen, sind es heute rund 150 Velofahrerinnen und -fahrer,
                                                                                                                               Lust am Meisterschaftsbetrieb, entschieden sie, sich ein-        die in 16 Gruppen an den Start gehen. Und es könnten
Wer im Sport keine Verpflichtungen ein­                                                                                        mal pro Woche zu treffen. «Das Basketballspielen am Mon-         locker mehr sein. «2014 hat die Teilnehmerzahl erstmals
                                                                                                                               tagabend steht bei vielen von uns fix in der Agenda», sagt       das Limit erreicht. Seither müssen wir für interessierte
gehen will und trotzdem das Wir-Gefühl                                                                                         Sonia Carecci, die zu den Gründerinnen gehört und die Akti-      Teams eine Warteliste führen», sagt Christophe Beil vom
sucht, dem stehen verschiedene                                                                                                 vitäten der Plauschgruppe koordiniert. Rund 14 Frauen sind       OK Bergzeitfahren Buchenegg Ostwand. Er führt den Er-
                                                                                                                               im Team, allesamt mit einem Basketball-Hintergrund. «Neue        folg auf verschiedene Faktoren zurück: «Das Zeitfahren
Angebote zur Verfügung. Die Community                                                                                          Mitglieder sind aber herzlich willkommen. Eine Vereins­          hat sowohl den Charakter eines coolen Hipster-Events als
des ungebundenen Team- und Wett-                                                                                               angehörigkeit ist nicht nötig; Voraussetzung ist jedoch, dass    auch eines etablierten Velorennens. Diese Kombination
                                                                                                                               man ein gewisses Niveau hat, sprich, schon einmal Basket-        macht den Anlass so speziell.» Damit dieses Flair nicht
kampfsports bietet für jeden Geschmack                                                                                         ball gespielt haben muss.» Die Organisation erfolgt via Doo-     verloren geht sowie aus bewilligungs- und organisations-
etwas: vom Fussballspielen in der                                                                                              dle-Umfrage, kurzfristige Absagen werden per Whats­App           technischen Gründen, will das OK die Teilnehmerzahl nicht
                                                                                                                               mitgeteilt. Das Training selbst sieht ein Aufwärmen vor,         erhöhen. «Das Bergzeitfahren soll seinen Charakter be-
Plauschgruppe bis hin zum Turnier für                                                                                          dann wird gespielt. «Im Vordergrund                              halten und ein Rennen für nicht lizenzierte Fahrerinnen
challengefreudige Squasher.                                                                                                    steht die Freude am Spielen und das                              und Fahrer bleiben, bei dem Plausch und Teamgedanke
                                                                                                                               Zusammengehörigkeitsgefühl.»                                     im Vordergrund stehen.»
Beruflich und familiär eingebunden, ist die Zeit einge-
schränkt. Man bewegt sich, wenn es grad passend ist.
Mannschaftssport? Fehlanzeige. Das muss nicht sein:
Auch Menschen, die sich gerne gemeinsam bewegen möch-
ten, können auf ihre Kosten kommen. Der FC Wallisellen,
die Racket Trophy, das Basketball-Frauenplauschteam Op-
fikon/Kloten und das Bergzeitfahren Buchenegg Ostwand
bieten entsprechende Angebote.

Kicken, ohne sich zu verpflichten                              Die Squash-Turnierserie, die allen offensteht
Wer Spass am Fussballspielen, aber keine Lust auf Meis-        Rund 15 Clubs und Center, zirka 400 Spielerinnen und Spie-
terschaft hat, der fühlt sich in der Plauschgruppe des FC      ler und bis zu 80 Turniere pro Jahr: Das sind die Eckdaten
Wallisellen gut aufgehoben. Das Team trifft sich einmal pro    der nationalen Plauschturnier-Serie Racket Trophy. Egal
Woche auf dem Sportplatz des Fussballvereins, es werden        ob jung oder alt, ob im Club oder nicht, für eine Teilnah-
zwei Mannschaften gebildet und es wird gegeneinander ge-       me gibt es keine Einschränkungen. «Es sollen alle mit-
spielt. «Jedes Wochenende sende ich die Einladung für die      machen dürfen, die Freude am Squashen haben», sagt
darauffolgende Woche. Bei mindestens zehn Anmeldungen          Diego Staub, Initiator der Racket Trophy und ehemali-
findet das Training statt», erklärt Riccardo Casella, ehema-   ger Squash-Nationalspieler. Pro Teilnahme gibt es einen
liger Juniorentrainer und Koordinator der Plauschgruppe.       Punkt, pro Sieg ebenfalls. Als «Zückerchen» qualifizieren
Die wöchentliche Fussballlektion wird nicht nur von trai-      sich die besten und fleissigsten 24 Spieler der Turnierse-
ningsfleissigen Spielern der Senioren 30+- und -40+-Teams      rie für die Plausch-Schweizer-Meisterschaft, die Ende Sai-
oder von Vereinsfunktionären besucht, die einfach gerne        son im Juli stattfindet. «Die Racket Trophy soll den Clubs
ein bisschen kicken. Der Plauschgruppe werden auch Spie-       und Centern die Möglichkeit geben, die Menschen für den
ler zugewiesen, die sich beim FC Wallisellen neu anmelden,     Squashsport zu motivieren und neue Mitglieder zu gewin-
aber keinen Platz in einem Team finden. Nicht zuletzt steht    nen.» Alle Informationen wie Turnierdaten und Resultate
das Training auch Nichtmitgliedern und Interessierten aller    sind auf racket-trophy.ch ersichtlich. Die Durchführung der
Altersklassen offen. Diese müssen für                          Turniere obliegt den Clubs und Centern, welche die Daten
die Umtriebe lediglich einen kleinen                           unkompliziert und direkt auf der Plattform erfassen. «Der
Unkostenbeitrag pro Einheit bezah-                             Aufwand für den lokalen Organisator hält sich in Grenzen.
len. Das Format hat Erfolg: Über 20                            Alles, was es braucht, sind freie Courts und eine Person,
Spieler gehören zur Gruppe, wobei                              die motiviert ist, ein Turnier zu organisieren – und zwar re-
bis zu 16 Spieler das Training re-                             gelmässig.» Denn: Gefällt es den Spielern, wollen sie ger-
gelmässig besuchen.                                            ne wiederkommen.

22 – Sport. Immer. Überall.                                                                                                                                                                                                      Sport. Immer. Überall. – 23
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