BAYERISCHE KOORDINIERUNGSSTELLE REALLABORE AN DER FFE - DR. CHRISTOPH PELLINGER, SIMON KÖPPL, CHRISTIAN WENDLINGER
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§ Bayerische Koordinierungsstelle Reallabore an der FfE Dr. Christoph Pellinger, Simon Köppl, Christian Wendlinger
Was ist ein "Reallabor"? • Forschungsformat, das seinen Ursprung in der transdisziplinären Nachhaltigkeitsforschung hat • Begriffe wie „Living Lab“, „Innovationsraum“, „Experimentierraum", "sandbox" oder „Realexperiment“ werden häufig für Reallabore und ähnliche Erprobungsprojekte verwendet explizite Förderlinien in BMWi: Einführung von Forschungsstrategisches Reallaboren im Sinne Baden-Württemberg Expertengutachten in BaWü von regulativen („BaWü-Labs“) und Rheinland-Pfalz Experimentierräumen 2008 2013 2014 2015 2017 2018 heute erste Einzelnennungen große Ausschreibungen zwei "parallele" Diskurse bzw. Definitionen: erste Erwähnung durch die BReg des Begriffs (z.B. Zukunftsstadt 2030+, wissenschaftlich/wissenschaftspolitisch vs. bei Hightech-Strategie 2020: Kopernikus), Reallabore politisch-regulatorisch neues Instrument zur Erprobung als Teil des von Technologien, Problem- Forschungsdesigns lösungen oder Veränderungs- prozessen und deren wissenschaftlicher Begleitung 3
Was ist ein "Reallabor"? BMWi-Reallabore Testräume für Innovation und Regulierung Reallabore der Nachhaltigkeitswissenschaft Experimentelle Räume am Schnittpunkt von Zeitlich und oft räumlich begrenzte Testräume zur Erprobung von Innovationen (Technologien, Produkte, Wissenschaft und Gesellschaft für gesellschaftliche Dienstleistungen, Geschäftsmodelle oder Ansätze) unter Herausforderungen und Transformationsprozesse realen Bedingungen Gezielt eingerichtete Forschungsinfrastrukturen oder - Regulatorisches Erkenntnisinteresse und Erfordernis von räume für Kooperation von Wissenschaft und rechtlichen Spielräumen: Ausnahmegenehmigungen oder Zivilgesellschaft die Nutzung von Experimentierklauseln Realexperimente zur Gewinnung von System-, Ziel- und Transformationswissen 4
Wie grenzt sich ein Reallabor von "Pilottests", "Feldversuchen", "Living Labs", "Transition Labs" ab? In der Theorie handelt es sich um verschiedene Konzepte. In der Praxis werden die Begriffe mitunter synonym verwendet. Pilottest (synonym zu Machbarkeitsstudie) – geht einer eigentlichen Studie voraus und dient deren Planung; Erkenntnisse (z.B. zu Forschungsdesign, Partizipationspotentialen, Experimentsparametern) finden in der Hauptstudie Anwendung und vermeiden so trial-and-error-Prozesse auf großer Skala Feldversuch (synonym zu Feldexperiment) – von Wissenschaft ohne Partizipation der Bevölkerung (in Kreation oder Produktion) im natürlichen Umfeld, d.h. außerhalb einer kontrollierten Laborumgebung, implementiertes Experiment Living Lab – Infrastruktur für eine nutzerzentrierte (Co-Kreation, Co-Produktion) experimentelle Forschungsmethodik für (informations- und kommunikations-) technologische Produktinnovationen im (semi-)realistischen Kontext (Urban) Transition Lab – dem Konzept des Living Labs ähnelnde Infrastruktur mit Fokus auf transformative Prozesse in Städten 5
Erfolgsfaktoren für Reallabore: Erkenntnisse des BMWi Rechtliche Aspekte Vorbereitung & Planung Rechtliche Hürden identifizieren Ausgestaltung & Gemeinsame Ziele Mögliche Umsetzung formulieren und messbar Ausnahmeregelungen machen finden Dauer und Standort Akteure und ihre Haftungsrisiken passend wählen individuellen Ziele und absichern Funktionen identifizieren, Zuständigkeiten für Beihilferecht Aufsicht und Evaluation differenzieren und gezielt beachten klären einbinden Netzwerke nutzen und Indikatoren und gestalten Datenquellen für Evaluation definieren Zeit und Ressourcen einplanen Ergebnisse gezielt nutzen Fördermöglichkeiten prüfen 6
Erfolgsfaktoren für Reallabore: Erkenntnisse der Begleitforschungen • Dem anspruchsvollen Format Zeit geben • Grenzen des Formats beachten • Realistisches, differenziertes Erwartungsmanagement und transparente Kommunikation • Anpassung von Projektlaufzeiten und Finanzierungsmechanismen an die Spezifika von Reallaboren • Schaffung bzw. Erhalt von Förderverfahren, -bedingungen, Ausnahmeregelungen und rechtlichen Sonderzonen, sowie Evaluationsverfahren • Unterstützung beim Kompetenzaufbau bieten • Systematisch aus Erfahrungen in, mit und von Reallaboren lernen Schaffung von Evaluationsverfahren 7
Erfolgsfaktoren für Reallabore – Erfahrungen aus SINTEG Vielfalt der Partner • Gemeinsame Sprache Zielverständnis, Begriffsdefinitionen, Leitidee • Dialog nach innen & außen PMO-Team mit Erfahrung Kommunikation auf vielen Ebenen Was sollte ein • Co-Design Forschung & Praxis neues Reallabor beinhalten? • Freiräume & Methoden für inter- und transdisziplinäres Arbeiten Flexible Gestaltungsmöglichkeiten • Inspiration und Substanz Partizipation & Öffentlichkeitsarbeit als integraler Bestandteil 8
Beispiele für Reallabore im Verkehrsbereich: HEAT – Hamburg Electric Autonomous Transportation • Laufzeit: 1. Januar 2018 - 31. Dezember 2021 • Fördersumme: 3,7 Millionen Euro • Entwicklung eines Konzeptes für den Einsatz vollautomatisiert bzw. autonom fahrender elektrisch angetriebene Kleinbusse im öffentlichen Personennahverkehr • Umsetzung in der Hamburger HafenCity • 3 Umsetzungsstufen mit sukzessive wachsenden Anforderungen an die Funktionalität der Fahrzeuge sowie die Sicherheit und Leistungsfähigkeit des Gesamtsystems • Ermittlung technischer, verkehrsrechtlicher relevanter Anforderung an die Steuerung, Überwachung des Gesamtsystems, Abstimmung mit Hamburger Instanzen und Installation • Evaluierung möglicher Geschäftsmodellen, Akzeptanz des Systems bei Fahrgästen, anderen Verkehrsteilnehmern, Einwohnern • Ausnahmegenehmigungen: Für die Umsetzung des Projektes bzw. Zulassung der Fahrzeuge sind Anträge nach § 21 StVZO unter Genehmigung von Ausnahmen nach § 70 StVZO erforderlich 9
Beispiele für Reallabore der Energiewende NDRL - Norddeutsches Reallabor • Laufzeit: 1. April 2021 – 31. März 2026 • Fördersumme: 52,3 Millionen Euro • Entwicklung und Untersuchung innovativer Ideen zur Sektorkopplung, Schwerpunkt Wasserstoff, und zu Quartierslösungen im Wärmebereich • Umsetzung in Hamburg, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern • Projektpartner des Verbundprojektes aus allen Bereichen der Energiebranche: Strom, Verkehr, Wärme und Industrie • Nutzung von Wasserstoff für Mobilität als alternativer Treibstoff + für Industrie und Wärmeversorgung • Nutzung der Abwärme einer Müllverbrennungs- und einer Industrieanlage zur Einspeisung in eine vorhandene Fernwärmeleitung • Das Projekt knüpft an das SINTEG-Projekt NEW 4.0 an (regionale Erweiterung auf Mecklenburg-Vorpommern, weitere Wirtschaftsbereiche) 10
Ein Blick in die europäischen Nachbarländer • Reallabore (engl. real-world laboratories) sind bislang ein vorwiegend deutsches Phänomen. Es besteht allerdings die Schwierigkeit der Identifikation entsprechender Projekte aufgrund uneinheitlicher Definitionen und Übersetzungen der Konzepte. • Artverwandte Konzepte, z. B. Living Labs, (Urban) Transition Labs, Transformation Laboratories (T-Labs), Transition Management, existieren auch im europäischen Ausland. • Sie werden mitunter (insbesondere Living Labs) von der EU im Zuge des Horizon 2020 Research and Innovation Programm gefördert. • Unter finnischer Ratspräsidentschaft rief die EU 2006 ENoLL (European Network of Living Labs) ins Leben. 11
Beispiele für Reallabore: "Reallabore - BaWü-Labs" • Energielabor Tübingen - Potenziale, Partizipation, Perspektiven - Projektkoordination Universität Tübingen Ziel ist gemeinsam mit Tübinger Bürgerinnen und Bürgern zu ermitteln, wie im Stadtraum Photovoltaik, Solar- und Geothermie, Kleinwindkraft und Biomasse so ergänzt werden können, dass 50 Prozent der Versorgung durch regenerative Energiequellen erfolgt. • Reallabor "EnSign" - Reallabor für einen klimaneutralen Innenstadtcampus – Hochschule für Technik Stuttgart Ziel ist, Klimaneutralität für den innerstädtischen Hochschulcampus der HFT Stuttgart zu erreichen. Dazu soll eine umfassende Umsetzungsstrategie entwickelt, mit Akteuren aus Hochschule, Stadt und Region debattiert und in ersten innovativen Projekten – finanziert durch den Landesbetrieb Vermögen Bau – exemplarisch umgesetzt werden. • Wissensdialog Nordschwarzwald - Ein Reallaborprojekt (WiNo) - Projektkoordination Universität Freiburg Ziel ist, ökologische, soziale und ökonomische Wirkungsbeziehungen sowohl innerhalb des Nationalparks als auch zwischen Nationalpark und Region gemeinsam mit lokalen Akteuren mit Blick auf eine regionale Nachhaltigkeitstransformation hin zu analysieren, Ergebnisse zu bewerten, konkrete Handlungsoptionen abzuleiten. 12
Beispiele für Reallabore: "Reallabore - BaWü-Labs" • Reallabor 131: KIT findet Stadt - Projektkoordination KIT Karlsruhe Ziel ist die partizipative nachhaltige Transformation eines Karlsruher Stadtteils. Anknüpfend an mehrjährigen Beteiligungsprozess werden themenspezifisch transdisziplinäre Projekte in Kooperation mit lokalen Akteuren und Studierenden realisiert und beforscht. • BaWü-Labs existieren zu einem breiten Themenspektrum: nachhaltige (städtische und regionale) Mobilität, (partizipative) städtische Planung/städtische Nachhaltigkeitstransformation, erneuerbare/nachhaltige Energie und lokale Entwicklung, Nachhaltigkeitsbildung, Naturerhaltung/nachhaltige Regionalentwicklung, nachhaltige Textilindustrie und städtische Revitalisierung, Migration und Integration 13
Dr.-Ing. Christoph Pellinger Geschäftsführer Forschungsstelle für Energiewirtschaft e.V. Tel.: +49(0)89 15 81 21– 70 Email: CPellinger@ffe.de Dipl.-Ing. Simon Köppl Wissenschaftlicher Mitarbeiter Forschungsstelle für Energiewirtschaft e.V. Tel.: +49(0)89 15 81 21– 78 Email: SKoeppl@ffe.de Forschungsstelle für Energiewirtschaft Christian Wendlinger, M. Eng. Am Blütenanger 71 – 80995 München Wissenschaftlicher Mitarbeiter Forschungsstelle für Energiewirtschaft e.V. Tel.: +49(0)89 15 81 21 – 0 Email: info@ffe.de Tel.: +49(0)89 15 81 21– 74 Internet: www.ffe.de Email: CWendlinger@ffe.de Twitter: @FfE_Muenchen Fotos: ©Enno Kapitza
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