Über den Foopass von Weisstannen nach Elm
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Über den Foopass von Weisstannen nach Elm Ein geschichtsträchtiger und sagenumwitterter Alpenübergang Josef Tschirky, Mels D er klassische Passübergang vom Glarnerland kann um eine Weihegabe an eine Landschafts- sankt-gallischen Weisstannental mit einem besonde- oder Quellgöttin handeln. Quellen, allein- ins glarnerische Sernftal ist das ren Fundstück auf- stehende Felsblöcke und Passübergänge erste Teilstück der Alpenpassroute, die warten. dienten oft als Opferstätten. Eines steht von Sargans nach Montreux führt. Der Im Jahre 1939 bau- aber fest: Der Foo- und der Risetenpass Foopass wird als Wanderziel immer be- te man auf der 1930 wurden schon vor 3000 Jahren begangen. liebter. Er bietet denn auch eine Fülle von Meter hoch gele- Das 46,3 Zentimeter lange Griffangel- landschaftlichen Schönheiten. Für Ge- genen Alp Walabütz- schwert stammt aus der späten Bronzezeit schichts- und Heimatfreunde ist er nicht Matt zuhinterst im und zählt zu den historisch wertvollsten minder interessant als mancher der be- Weisstannental eine Raritäten des Schweizerischen Landes- kanntesten Alpenübergänge der Schweiz. neue Alphütte. Beim museums. Im Museum Sarganserland auf Der romanische Name Foo, von den Ein- Aushub des Funda- Schloss Sargans prangt eine gute Kopie. heimischen als «Fuu» ausgesprochen, soll ments kam unter ei- Griffangelschwerter vom Walabützer Typ auf das lateinische Wort Fundus zurück- ner Steinplatte in 70 gibt es nur wenige. Sie sind aber weit zer- gehen und Grund bedeuten. Zentimeter Tiefe ein Griffangelschwert streut. Eines wurde sogar bei El Katara am bronzenes Schwert von Walabütz-Matt Suezkanal gefunden. mit umgebogener aus dem 12. Jahr- Schon vor 3000 Jahren hundert vor Christus. Griffangel zum Vor- Prähistorische Funde bezeugen, dass die schein. Die Fundlage deutet auf eine be- Wichtige Schmugglerroute Pässe der Zentralalpen nicht erst seit der wusste Niederlegung der Waffe hin und Der Foopass war nie ein wichtiger Han- Römerzeit, sondern schon in urgeschicht- lässt auf die Nutzung der beiden Pässe delsweg oder ein berühmter Alpenüber- licher Zeit überstiegen wurden. Auch die Foo und Riseten schliessen. Beim Griffan- gang. Er besass einzig lokale Bedeutung entlegene Gebirgswelt am Übergang ins gelschwert von Walabütz könnte es sich für den früher recht regen Verkehr zwi- Das heimelige Berg- dörfchen Weiss tannen mit der schmucken Kirche und sehenswerten, alten Häusern ist Ausgangspunkt der Foopasswanderung. Anreise: mit der Bahn nach Sargans und weiter mit dem Postauto nach Weisstannen. Wanderroute: Weisstannen (1004 m ü. M.) – Alp Vorsiez (1176 m ü. M.) – Glätti (1328 m ü. M.) – Walabütz-Untersäss (1361 m ü. M.) – Alp Foo (1875 m ü. M.) – Foopass (2223 m ü. M): 51/4 Std. Foopass – Raminer Matt (1897 m ü. M) – Gmeinmad (1680 m ü. M.) – Stäfeliegg (1242 m ü. M) – Talstation Niderenalpbahn (1039 m ü. M.) – Elm (977 m ü. M.): 23/4 Std. Gesamtwanderzeit: 8 Std. Rückreise: von Elm mit dem Regionalbus nach Schwanden und mit der Bahn nach Ziegelbrücke. 2/2007
setzung des Dörfchens Weisstannen. Am 18. September liess Masséna 2400 Mann im Glarnerland einrücken und Quartier beziehen. Schrecken und Unwillen be- mächtigten sich der Bevölkerung. Franzosen gegen Österreicher Ende Februar 1799 brach der Krieg der verbündeten Russen und Österreicher gegen Frankreich aus. Die Schweiz wur- de zum Schauplatz eines europäischen Krieges. Österreichische Truppen dran- gen in die Ostschweiz ein und vertrieben die Franzosen auch aus dem Sarganser- Die Glarner Hauptüberschiebung ist auch am Foostock gut erkennbar.(Bild David Imper) und Glarnerland. Die Helvetische Repu- blik brach zusammen. Die Freude über schen dem Weisstannen- und dem Sernf- Mehrere Salzfuhren den alten Zustand dauerte indessen nicht tal. Zur Zeit der Reformation diente der lange. Die Macht und der Einfluss Zürichs reich- Pass als wichtiger Schmugglerpfad für die ten bis zum Walensee. Deshalb brachten Versorgung der Innerschweiz mit dem die katholischen Orte das in Weesen ge- Rückkehr der Franzosen lebensnotwendigen Salz. Die Glarner und lagerte Salz nach Walenstadt. Fuhrleute Innerschweizer bezogen das Salz fast aus- Mitte August 1799 gingen die Franzosen transportierten es später nach Mels, wo nahmslos aus Hall im Tirol. Das Haller zum Angriff über. Die 20 000 Mann starke das begehrte Schmugglergut auf Saum- Salz wurde über den Arlberg gesäumt russische Armee des Generals Suworow rosse geladen wurde. Im September 1531 und von Walenstadt an auf dem Wasser- sollte von Oberitalien her den Österrei- gelangten mehrere Salzfuhren durch weg transportiert. Weesen war der erste chern zu Hilfe eilen. Am 24. September das Weisstannental über den Foopass in Umschlagplatz auf eidgenössischem Bo- kämpfte sie sich bis Altdorf vor. Am fol- das konfessionell gespaltene und daher den. Von hier aus wurden nicht nur die genden Tag aber besiegte Masséna bei neutrale Glarnerland und von da in die Salzmärkte von Zürich und Schmerikon Zürich das andere russische Heer unter fünf Orte. Ein einziger Salzzug zählte 60 beliefert, sondern auch das Glarnerland General Korsakow und die Österreicher Saumtiere, die von zwei Säumerunter- und die Innerschweiz versorgt. in der Linthebene. Mit einem Schlag hat- nehmern zur Verfügung gestellt wurden. ten die Franzosen die Ostschweiz wieder Wohlbewaffnete Krieger begleiteten und in ihrer Hand, und Suworow war von Lebensmittelsperre beschützten die Transporte. Die refor- seinen Verbündeten abgeschnitten. Nach mierten Weisstanner und Sernftaler, die Um 1520 brachen auch in der Schweiz einem beschwerlichen Gebirgsmarsch er- von Zürich aufgefordert worden waren, die Reformationswirren aus. Hauptsäch- reichte er Muotathal. Hier erfuhr er von den Durchgang der Salzlieferungen zu lich die Städte Zürich, Bern, Basel und der Niederlage und dem Rückzug der verhindern, getrauten sich jedoch nicht, St. Gallen nahmen die neue Lehre an, Österreicher. Trotz heftiger Angriffe der die Säumerkolonnen anzugreifen. während die fünf Orte der Innerschweiz Franzosen erzwang er den Durchbruch ins Die verhängnisvolle Lebensmittelsperre dem alten Glauben treu blieben. Das ein- Klöntal und erreichte am 1. Oktober Gla- steigerte die Erbitterung der fünf Orte, flussreiche Zürich wollte die Verkündi- die dann in der Schlacht von Kappel am gung im reformierten Sinn auch in der 11. Oktober 1531 den Zürchern eine emp- Innerschweiz mit Gewalt durchsetzen. Die findliche Niederlage zufügten. übrigen evangelischen Städte lehnten aber kriegerische Massnahmen ab, verhängten jedoch im Mai 1531 eine Lebensmittel- Die Franzosen kommen sperre gegen die fünf katholischen Orte. Im Jahre 1798, nach dem Zusammenbruch Die Sarganserländer wehrten sich gegen der Alten Eidgenossenschaft, begann der die Errichtung einer Proviantsperre. Der Einmarsch der französischen Truppen. Hafen des altgläubigen Städtchens Wa- Um Michaeli erschienen die Franzosen lenstadt blieb offen, obwohl Zürich mit auch im Sarganserland. Sie standen unter Sanktionen gedroht hatte. Gilg Tschudi, dem Kommando von General Masséna, Landvogt zu Sargans, und der Walen- der sein Zentralquartier im bekannten stadter Schultheiss Hans Bünzli liessen Hotel Schwert in Zürich aufgeschlagen sich aber nicht einschüchtern. Die Sperre hatte. In Mels stand General Mortier, des- wurde umgangen und konnte den Salz- sen Hauptquartier sich im «Oberlihaus» schmuggel nicht verhindern. befand. Gleichzeitig erfolgte auch die Be- General Gabriel Jean Joseph Molitor. 2/2007
Chräzerli 2241 m Älplichopf 2641 m Grossi Schiben 2937 m Die gepflegte Alphütte auf Foo lädt zu kurzer Rast ein. Am Fuss der Grossi Schiben breitet sich der Weidestafel Matten aus. Das Schibengletscherli Quelle der Seez hat dem Klimawandel standgehalten. An der Grossi Schiben ent- springt auch die Seez. (Bild Werner Blumer, Zollikon) Foopass 2223 m Rossalphüttli 2071 m Rossalp Foostöckli 2535 m Der Name Rossalp weist darauf hin, dass früher auf dem obersten Stafel von Foo Pferde gesömmert wurden. Im Bildvordergrund erkennen wir den neuen Trink- und Tränkebrunnen sowie Katharina Ackermann, die Präsidentin der Alpkorporation Foo. (Bild Werner Blumer) 2/2007
Der Marsch der Franzosen durch das Weiss- tannental brachte den Älplern auf der Kloster alp grosses Ungemach. (Bild Alp Kloster mit der alten Hütte) befanden sich noch weit hinten im Tal. Plötzlich stand ein Offizier, der ihnen vorausgeeilt war, vor den verdutzten Alp- knechten. Er sprach sie in gebrochenem Deutsch an und warnte sie: «Bald kom- men meine Truppen. Ich möchte euch vor Schaden bewahren. Schafft Vieh und Vorräte weg! Die Mannschaft hat gros- sen Hunger und würde über die Tiere und das Molken herfallen. Ich könnte dies nicht verhindern. Bringt schnell alles rus. Er entschloss sich, seine Armee über entdeckten, verfolgten sie den abzie- in Sicherheit!» Die Älpler horchten und den Kerenzerberg und durch das Seeztal henden Feind bis nach Matt und Elm. schreckten auf. Zuerst zogen sie dem Vieh nach Vorarlberg zu führen. Die Truppen Zersprengte russische Nachhuten über- die Schellen ab und trieben es in den des französischen Generals Molitor ver- stiegen den Foo- und den Risetenpass und dichten Wald gegen das Obersäss hinauf. sperrten aber den Russen den Weg. Su- setzten sich ins Weisstannental ab. Hätte Die Käselaibe versteckten sie im Scherm in worow blieb nichts anderes übrig als der Suworow für den Rückzug die Passüber- den Hohlräumen unter den Planken der Rückzug über Elm und den verschneiten gänge ins Weisstannental gewählt, wäre Stallbrücken, sodass die Franzosen in den Panixerpass ins Vorderrheintal oder über seinen Soldaten unsägliches Leid erspart Krippen nur noch die Kuhschellen und im die beiden Pässe Foo und Riseten durch geblieben.Wahrscheinlich nahm er an, das Käsegaden die leeren Lagergestelle vorfan- das Weisstannental nach Sargans. Sarganserland sei inzwischen in Feindes- den. Man wollte auch noch die Schweine hand geraten. Die Österreicher hielten es in den Wald hinaufjagen. Doch dazu kam aber immer noch besetzt. Erst einige Tage es nicht mehr. Schon stürmten die ersten Ein verhängnisvoller später warf Molitor gemeinsam mit den Soldaten daher und stachen die Tiere ab. Entschluss vom Walensee her in Mels eingetroffenen Nur ein altes Mutterschwein entging dem In der Nacht vom 4. auf den 5. Oktober französischen Truppenverbänden die Kai- Gemetzel. verliessen die Russen in aller Stille ihr serlichen nach Ragaz zurück. Die Klosteralp hiess damals Lax. Auch Lager. Als die Franzosen den Abmarsch der Name Lox bedeutet See. Bergstürze in Vorsiez und beim Lox stauten zeitweise die Ein strapaziöser Marsch Seez. Die Alp und das Vieh gehörten dem Schon am 6. Oktober nahm Molitor, einer adeligen Frauenstift Schänis, das 1811 der bewährtesten Führer im Gebirgskrieg, aufgehoben wurde. Senn war Johannes die Verfolgung der geflohenen Russen auf Tschirky, der zusammen mit seinem Bru- und marschierte durch das Weisstannen- der Christian den ganzen Alpbesitz des tal nach Mels. Bereits am 7. Oktober konn- Klosters im Weisstannental kaufte, wie es te er dem Oberbefehlshaber Masséna mel- die letzte Fürstäbtissin gewünscht hatte. den, sein Marsch von Elm nach Mels mit fünf Bataillonen (etwa 5500 Mann) habe einen Tag und eine halbe Nacht gedauert. Gefecht beim Lox Er bezeichnete ihn als den schwierigsten Bei der Verfolgung der Russen stiessen die von allen seinen Gebirgsmärschen. Mo- Franzosen auch auf Österreicher. General litors Truppen blieben bis zum Ende der Linken war nämlich mit zwei Kompa- französischen Besetzung in Mels. nien am 23. September von Elm nach Weisstannen marschiert und nach sechs Tagen wieder ins Sernftal zurückgekehrt. Franzosen auf der Klosteralp Vermutlich musste ein Detachement im Vom Marsch Molitors durch das Weiss- Weisstannental bleiben. Es hatte den Auf- tannental erzählen auch mündliche Über- trag, den Durchmarsch der Franzosen zu lieferungen: Alle Alpen waren entladen. verhindern. So hatten denn die Kaiser- Im Sommer 2006 erstellte die Alpkorporation Einzig das Vieh auf der Klosteralp war lichen, auf der rechten Talseite gegenüber Foo ein Klein-Wasserkraftwerk, das auch die noch nicht heimgekehrt, denn neben der dem Lox, von der Seez bis zum Wald Wasserversorgung einschliesst. Für die Ver Herbstweide verfütterten die Hirten einen hinauf eine Schanze ausgehoben. Sie la- legung der Wasserleitung und der Elektrokabel kam ein Schreitbagger der neuesten Bauart Teil des Heues vom Klostergut. Die an- gen hinter dem Erdwall und schossen auf zum Einsatz. (Bild Werner Blumer) marschierenden französischen Truppen die vorrückenden Franzosen, vermochten 2/2007
Blick von der Foopasshöhe ins Glarnerland. Über den tiefen Tälern thronen die Bergriesen Vorab, Hausstock und Kärpf. aber den Vormarsch des Feindes nicht auf- zuhalten. Dieses Gefecht war das einzige kriegerische Ereignis in der Geschichte des Weisstannentals. Säuberungsaktion Das Kommando über die in Mels stati- onierten und einquartierten Franzosen übernahm nun General Molitor. Schon einige Tage nach seinem Marsch über den Foopass nach Mels sandte er ein erst später. Er hatte sich entschlossen, über Nach einigen Tagen stiegen Weisstanner ganzes Bataillon ins Weisstannental, um den Foopass nach Elm zu gelangen. Die Bauern hinauf nach Foo, um nach dem die sich in den Weisstanner und Glarner Weisstanner, die er nach dem Weg fragte, Graswuchs zu sehen und das Datum für Alpen umhertreibenden Russen und Ös- rieten ihm dringend ab, den Pass zu be- die Alpauffahrt festzulegen. Sie fanden terreicher zu suchen und gefangen zu neh- gehen. Bei den herrschenden Wetter- und den völlig entkräfteten Mann in einem men. Es dauerte mehr als zwei Wochen, bis Schneeverhältnissen sei dies ein gefähr- erbärmlichen Zustand. In einiger Entfer- der letzte Flüchtling erwischt war. liches Unterfangen. Doch der Deutsche nung von der Hütte hatte er auf einem Im Sommer 1802 zog Napoleon seine liess sich nicht von seinem Entschluss Felskopf, gut sichtbar, ein Schriftstück de- Truppen aus der Schweiz nach Italien ab. abbringen. «Ich will und muss nach Elm», poniert. Darin verkündete er: «Morgen Die Besetzung, die der Bevölkerung un- soll er gesagt haben. In welcher Mission werde ich die Alphütte in Brand stecken sägliche Not und viel Leid gebracht hatte, er unterwegs sei, verriet er aber nicht. Die und so meinen Tod verkünden.» Der Alp- war beendet. Zeit verging und niemand in Weisstannen verwaltung von Foo erteilte er die Voll- dachte mehr an den selbstsicheren Berg- macht, das Geld für den Bau eines neuen gänger, der von einem Schnee- und Gewit- Gebäudes auf seiner Bank in Deutschland In geheimer Mission tersturm überrascht wurde. Die Alphütte abzuholen. Hätten die Fooner Alpgenos- Es war Anfang Sommer 1914. Der Erste auf Foo bot ihm rettende Unterkunft. Weil sen ihren Kontrollgang einen Tag später Weltkrieg war gerade ausgebrochen. Da sich das Wetter nicht besserte, getraute er ausgeführt, hätten sie nur noch einen erschien eines Tages in Weisstannen ein sich nicht mehr, die Hütte zu verlassen. rauchenden Trümmerhaufen vorgefun- Deutscher in guter Wanderausrüstung. Hunger und die Angst vor Mäusen setzten den. Die Alpkorporation wäre der Sorge Dass er Artillerieoffizier war, erfuhr man ihm arg zu. enthoben gewesen, die alte Hütte sanieren zu müssen. Ein untreuer Hirt die Geduld. Er prügelte das auf Foo Tier in die Felswand hinein, Verkehrte geologische Welt wo es zu Tode stürzen musste. Einige Jahre später, es dachte Beim Aufstieg in einer herrlichen Gebirgs- Wie alte Sagen berichten, schon lange niemand mehr welt fasziniert ein geologisches Phäno- bekommen Frevler für ihre an den unglücklichen Vorfall, Schandtaten immer ihren hörten die Hirten der Alp Foo men den Wanderer. Am massiven Berg- Lohn; wenn auch oft nicht in einer mondhellen Nacht rücken des Foostocks zeigt sich ein helles, zu Lebzeiten, so trifft sie die ein durchdringendes Ächzen waagrechtes, ein bis zwei Meter dickes Strafe im Jenseits. Die Fehl- und Stöhnen vom Schwiberg Band aus Lochsitenkalk. Es trennt zwei baren finden nach dem Tod her und sahen den inzwischen keine Ruhe. verstorbenen Küher die abge- horizontal verlaufende Gesteinsformati- Auf der Alp Foo schimpften stürzte Kuh auf dem Rücken onen, die sich gut sichtbar voneinander die Alpknechte über eine jun- das steile, zum Teil in den unterscheiden. Die Kuppe des Foostocks ge Kuh, die ihnen manchen Fels gehauene Weglein her- besteht aus dunklem, rötlichem Verruca- zusätzlichen Gang verursach- auftragen. Kaum war er oben, te, weil sie immer wieder eine Lücke in der no. Unter der markanten Trennungslinie fiel die Last wieder in die Tiefe, damit er sie Umzäunung fand, um im Heugras unterhalb von Neuem herauftragen konnte, mehrmals lagert eine bräunlich-graue, schieferartige der Hütte zu weiden. Wenn sich die Knechte in der gleichen Nacht und während länge- Gesteinsschicht aus Flysch. Sie bildet die am Abend endlich zur Ruhe legen konnten, rer Zeit. Die Knechte begannen sich ihres Basis des Berges. ging es nicht lange, bis einer den Schel- Kollegen zu erbarmen und wandten sich an Der Wanderer erkennt hier die verkehrte lenklang der naschhaften Kuh hörte. Für den Besitzer des Tieres. Dieser sagte: «Jää, den Küher hiess das, dass er aufstehen und winns äsou isch, winn där äsou muess lydä Schichtenfolge, denn das ältere Gestein der das Tier auf die Abendweide zurückführen wägä dem Tier, so sells em gschinggt sy.» Der Bergkuppe liegt über dem jüngeren. Nach musste. So ging das während Wochen. In Bauer war aus Mels und hiess Franz Perret. den heutigen geologischen Erkenntnissen einer regnerischen Nacht verlor der Küher Alois Senti wurden beim Aufbau des Foostocks, der 2/2007
Die Glarner Alp Sennen und Hirten mit ihren Herden von Ramin wies früher vier Senten auf. den Alpen ins Tal zurückgekehrt waren, Heute bewirtschaftet kauften einheimische und fremde Händ- Rudolf Marti-Elmer ler die feilgebotenen Tiere. Sie stellten die ganze Alp. Unsere Aufnahme Treiber an und zogen mit den oft beträcht- zeigt die Raminer lichen Viehhaben über die Bergpässe auf Matt mit dem Piz die Viehmärkte von Bellinzona, Lugano, Sardona im Hinter- grund. Varese, Bergamo oder Mailand. (Bild Hans Hobi, Mels) Der Viehhandel mit dem «Welschland» versprach den Bauern das nötige Bar- geld, um an Martini den Verpflichtungen nachzukommen. Die Italiener waren seit jeher die besten Abnehmer von Schwei- zer Vieh. Meistens benützten die Glarner Viehhändler den Weg über Elm und den Tschingelhörner, des Ringelspitzes und ein dumpfer Knall, wie aus dem Erdin- Panixerpass ins Vorderrheintal und von des Pizols die älteren Verrucanogesteine nern kommend. Der Boden zitterte – und dort über den Lukmanier oder den San vor 30 bis 50 Millionen Jahren als al- schon neigte sich die Felswand, zerfiel Bernardino. Die Wanderungen dauerten pine Schubdecke über die jüngere Flysch- mit fürchterlichem Getöse und begrub in jeweils sieben bis zehn Tage. schicht geschoben. Eine so eindrückliche wenigen Augenblicken die ganze Herde, Eine Variante zum Panixer- war der Foo und sichtbare Überschiebung ist auf der Mensch und Tier. Vor Schreck blieb der pass. In Weisstannen bezog die Viehhabe ganzen Welt nirgends anzutreffen. Sie Hirt mit dem Sentenstier wie zu Stein das erste Nachtlager. Die Kühe wurden wird als Glarner Hauptüberschiebung erstarrt stehen. Doch der Stier spürte die während der Nacht in Ställen untergebracht bezeichnet und verdient die Aufnahme in Gefahr und raste in grossen Sprüngen und mit Heu gefüttert. Die Rinder blieben die Weltnaturerbeliste der Unesco. vom Passweg weg und rannte aufwärts im Freien und weideten auf der Allmend. den Heitelchöpfen zu, während die ge- Von Weisstannen gings dann über Mels waltige Steinlawine die Stelle verschüttete, und Chur nach Ems, wo Vieh und Treiber Bergstürze wieder nächtigten. Am zehnten Tag er- wo der Hirt kurz zuvor gestanden war. Er Der eigentliche Aufstieg zum Foopass be- zog den an der Halfter hängenden Hirten reichte der Viehzug das Ziel, den Viehmarkt ginnt in Walabütz-Untersäss (Walabütz einfach mit und rettete ihm so das Leben. in Chilicano-Messacio bei Mailand. war der Brunnen der Walen, der Ro- Als sich der Staub legte und die Sicht klarer Der kurze Gang durch die Geschichte manen) und führt zunächst durch ein wurde, war vom Senten und der Begleit- und die Sagenwelt des Foopasses möge Felssturzgebiet. Im Spätherbst 1979 löste mannschaft keine Spur mehr zu sehen. dazu beitragen, dass eine Wanderfahrt sich an einem Ausläufer des Foostocks Der Hirt mit dem Sentenstier brachte am über den Pass zu einem ungewöhnlichen eine mächtige Felslawine und verschüttete Abend als einziger Überlebener die Schre- Erlebnis wird. zwei Hektaren Weideland mit Geröll, und ckensbotschaft in sein Heimatdorf. entsprechend vorsichtig steigt man den Quellen: – Grünenfelder, Jakob: Versorgung der Innerschweiz neu angelegten Weg bergauf. Die Passrou- mit Salz, in: Sarganserland 1965. te von Foo über den Heitel quert nochmals Alpfahrten – Grünenfelder, Jakob: Die Französische Revolution, in: Sarganserland 1965. ein Gewirr von Felstrümmern. Es ist leicht Der Abstieg von der Foopasshöhe, die uns – Davatz, Jürg: Glarner Geschichte für Schulen, Gla- erkennbar, dass links gegen die Chli Schi- mit einem herrlichen Blick auf die Glarner rus 1980. Hinweise von Anni Brühwiler, Elm. ben eine grosse Felswand eingestürzt sein Berge überrascht, führt zunächst hinunter muss. Wann dieser Bergsturz niederging, zur Raminer Matt und dann zum Mittle- ist nirgends belegt. Wir sind daher auf ren Stafel. Früher gehörte die Hälfte der die mündliche Überlieferung angewiesen. Alp Ramin fünf Bauern aus Mels. Das Vieh Der Einsturz der Felswand muss vor zirka von Mels wurde durch das Weisstannental 150 bis 200 Jahren erfolgt sein: über den Foopass getrieben. Die Melser Ein schöner Alpsommer ging zu Ende. Das Alpbesitzer verkauften aber einen grossen gut genährte Senten der Alp Scheubs war Teil ihrer Weiderechte an Glarner Bauern. auf dem Heimweg ins Glarnerland, wo Sie sömmern das Vieh auf anderen Alpen die damaligen Besitzer der Alp wohnten. oder bringen es über Elm auf die Alp Ein gar fetter Alpstier war nicht mehr Ramin. imstande, mit der Herde Schritt zu hal- ten. Ein Hirt führte ihn an der Half- ter einige hundert Schritte hinter dem Welschlandfahrten Senten nach. Eben zog die Viehhabe der Schon seit Jahrhunderten trieben die Bau- In Elm, im Bergdorf hinten im Sernftal, endet sich hoch auftürmenden Felswand ent- ern Kühe, Stiere und Pferde über die die Wanderfahrt von Weisstannen über den lang dem Passanstieg zu. Plötzlich erscholl Alpenpässe nach Oberitalien. Wenn die Foopass. (Bild Elm-Sernftal Tourismus) 2/2007
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