BERICHT ZUM 3. QUARTAL 2021 - Grossbötzl, Schmitz & Partner ...
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Rückblick Aktien Am Ende schien es, als wolle der Dax 30 allen Beteilig- senkte. In der Folge wechselten sich Nachrichten über nicht ten den Abschied leicht machen. An seinem letzten Tag, vorankommende Veräußerungen von Vermögenswerten dem 17. September, erlebte der Leitindex alter Form einige und Spekulationen über Zahlungsausfälle oder eine Insol- Schwankungen und schloss mit einem Minus von rund 0,7 venz ab. Der Aktienkurs sackte auf den niedrigsten Stand Prozent. Die weitreichende Rückschau, die mit einer sol- seit Mai 2010. Dies und die Sorge vor dem Platzen einer chen Zäsur verbunden ist, fiel dagegen erfreulich aus. Am chinesischen Immobilienblase wirkte sich auch auf die 1. Juli 1988 war der Dax mit einem Wert von 1000 Punkten Märkte in Europa und den USA aus. gestartet, in den folgenden rund 33 Jahren hat er seinen Wert um mehr als das 15-fache gesteigert. Wie weit die Folgen dieser Krise reichen, hängt von drei Aspekten ab: Gelingt es Evergrande, die Forderungen auf Seit dem 20. September fließen nun die Kurswerte von 40 dem internationalen Kapitalmarkt zu bedienen, und schafft Unternehmen in die Berechnung ein. Neu hinzugekommen es anschließend die chinesische Regierung die Projekte sind Airbus, Brenntag, Hellofresh, Porsche, Puma, Qiagen, Evergrandes auf dem nationalen Markt möglichst geräusch- Sartorius, Siemens Healthineers, Symrise und Zalando. Ihr los abzuwickeln? Ende September wurde die Zahl der Bau- gemeinsamer Start verlief allerdings wenig erbaulich. Die projekte, die auf Eis liegen, mit 800 beziffert – mehr als Krise beim chinesischen Immobilienkonzern Evergrande be- eine Million Chinesen könnten davon betroffen sein, weil sie lastete den Handel, der Dax 40 sank zu seinem Auftakt pha- ihre Wohnung landesüblich vor deren Bau bezahlt haben. senweise in Richtung der 15.000-Punkte-Marke, im Laufe Zu alledem kommt erschwerend das chinesische Schatten- der ersten Woche entspannte sich die Lage wieder. bankensystem hinzu. Das heißt nicht zuletzt so, weil dieser graue Markt schwer zu überblicken ist und es selbst für die Evergrande ist mit einem Umsatz von rund 67 Milliarden chinesische Regierung folglich nicht leicht sein wird, dort Euro (2020) das zweitgrößte Immobilienunternehmen korrigierend einzugreifen. Chinas und in den vergangenen Jahren auch in anderen Branchen aktiv geworden, etwa in der Solarenergie, der Aufgrund der beschriebenen Ereignisse endete das dritte Elektromobilität oder der Landwirtschaft. Seit Mitte dieses Quartal für den deutschen Leitindex mit einer Differenz von Jahres wird die hohe Verschuldung des Konzerns immer minus 1,7 Prozent im Vergleich zum 1. Juli. Damals stand offensichtlicher. Dies gipfelte im September darin, dass die der Dax bei rund 15.600 Punkten und war danach vor al- Ratingagentur Fitch die Langzeitbewertung von Evergrande lem in einem Punkt beständig: in seinen Schwankungen. Abbildung 1: DAX, Euro Stoxx 50, FTSE 100, MSCI World | Wertentwicklung 01.01.2021 bis 30.09.2021 | in EUR Grossbötzl, Schmitz & Partner Vermögensverwaltersozietät GmbH 1
Die Amplituden lagen wiederholt nahe der 15.100 Punkte hatte vor dem Scheitern der Übernahme und nach dem im negativen Sinne und auf der anderen Seite im August Start des nächsten Versuchs zwei Höhepunkte zu verzeich- auch mehrfach bei neuen Höchstwerten um 16.000 Punkte. nen, den zweiten sogar jenseits von 60 Euro. Im September Erstmals passierte der Index diese Marke am 13. August, verlor die Aktie dann allerdings an Wert. zum Börsenschluss standen bisher noch stets Werte knapp darunter. Die beiden Tiefpunkte des Quartals erlebten die Für die Automobilbranche waren es schwierige drei Mona- Anleger Mitte Juli, als mehrere Bundesländer von einem ge- te. Der Aktienkurse von VW und BMW gingen kontinuierlich waltigen Hochwasser getroffen wurden sowie eben anläss- zurück, Daimler konnte die Quartals-Bilanz in den letzten lich der Krise in China. Tagen des Septembers noch nach oben verbessern. Aus- gangspunkt dieses Trends war für Volkswagen und BMW Über den gesamten Zeitraum betrachtet bedeutete der Ab- eine Kartellstrafe Anfang Juli. Damals verhängte die EU- schlusswert von 15.260 Punkten das erste schwache Kommission Wettbewerbsstrafen in dreistelliger Millionen- Quartal seit März 2020. Das passt zu einer Meldung des höhe. Die Unternehmen hätten ihre Kartellbeteiligung, also ifo-Instituts vom September. Danach erlebte der Geschäfts- Absprachen im Wettbewerb der Abgasreinigung, eingeräumt klimaindex seinen dritten Rückgang in Folge. Die Unterneh- und dem Vergleich zugestimmt, teilte die Kommission mit. men waren weniger zufrieden mit der aktuellen Lage und Da Daimler sich als Kronzeuge zur Verfügung gestellt hatte, blickten skeptischer auf die nächsten Monate. Als Haupt- blieb das Unternehmen straffrei und musste nicht zahlen. problem nannten sie die Beschaffung von Rohstoffen und Wettbewerb und Innovation seien „von entscheidender Be- Vorprodukten. Für dieses Stimmungsbild sorgte vor allem deutung“, damit Europa die Ziele des Green Deal erreichen die Industrie. Im Dienstleistungssektor und im Baugewerbe könne, sagte die für Wettbewerbspolitik zuständige Kom- verbesserte sich das Geschäftsklima, im Handel blieb es so missionsvizepräsidentin Margrethe Vestager. VW und BMW gut wie unverändert. erklärten, mit dem Verfahren habe die Kommission „kartell- rechtliches Neuland“ betreten, weil es weder Preis- noch Die größte Beachtung neben der größten Veränderung in Gebietsabsprachen zum Gegenstand gehabt habe. der Geschichte des Dax erfuhr in den vergangenen drei Mo- naten noch einmal die mögliche Übernahme der Deutsche Darüber hinaus hatten alle Automobilkonzerne wie auch Un- Wohnen durch den größeren Konkurrenten Vonovia. Ende ternehmen anderer Branchen mit Lieferschwierigkeiten bei Juli war das Bochumer Unternehmen mit seinem zweiten Halbleitern zu kämpfen. Die Gefahr solcher Engpässe war Versuch nach 2016 gescheitert. Es hatte 47,6 Prozent der in der Vergangenheit immer wieder diskutiert worden, zwi- Deutsche-Wohnen-Aktien gesammelt und damit das Min- schen Juli und September wurde sie nun aber in bisher nicht destannahme-Ziel von 50 Prozent verfehlt. Damals vermu- gekannten Maße Wirklichkeit. Experten korrigierten deshalb teten Beobachter, dass viele Marktteilnehmer noch auf einen nun ihre Wachstumsprognosen, die betroffenen Unterneh- höheren Preis spekulieren. men mussten auf Kurzarbeit umstellen. Beobachter gehen von Produktionsausfällen von weltweit mehreren Millionen Nur eine knappe Woche später startete Vonovia den drit- Fahrzeugen aus. ten Anlauf. Dies war trotz der Zwölf-Monate-Regelung des Übernahmegesetzes so schnell wieder möglich, weil die Die EU drängt deshalb darauf, die Halbleiterproduktion auf Deutsche Wohnen und die Finanzaufsicht Bafin das Vorha- dem Kontinent merklich zu erhöhen und damit die Probleme ben unterstützten beziehungsweise genehmigten. Vonovia zumindest mittelfristig zu verringern. Als Ziel hat die Kom- erhöhte sein Angebot von 52 auf 53 Euro pro Aktie. Vonovia mission ausgegeben, dass der Anteil an der globalen Pro- verstärkte den Druck noch mit zwei Ankündigungen: Der duktion bis zum Jahr 2030 von zehn auf 20 Prozent steigt. dritte Versuch sei auch der letzte, teilte das Unternehmen Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen will noch mit. Und als Mehrheitsaktionär werde man sich dafür ein- einen Schritt weiter gehen und hat ein „Europäisches Halb- setzen, dass die Deutsche Wohnen keine Dividenden mehr leitergesetz“ angekündigt. Damit möchte sie unter anderem auszahlt. Das alles wirkte. Eine Woche vor Ende der Annah- erreichen, dass die Investitionen in diesem Bereich koor- mefrist hielt Vonovia die Aktienmehrheit. Durch die Fusion diniert werden beziehungsweise die Staaten einander nicht entsteht der größte Immobilienkonzern Europas mit rund mit Subventionen für Hersteller überbieten. Ein Instrument 550.000 Wohnungen. könnte in diesem Kontext ein europäischer Halbleiter-Fonds sein. Auf die Kurse der nun ehemaligen Konkurrenten hatte dieser Verlauf unterschiedlichen Einfluss: Die Deutsche Wohnen Der US-amerikanische Aktienmarkt hat sich im Grund- bewegte sich ausschließlich seitlich und lag dabei in aller satz positiver entwickelt als der deutsche und das Quartal Regel ganz knapp unter den gebotenen 53 Euro. Vonovia deshalb trotz des Evergrande-Einflusses mit einem Plus 2 Grossbötzl, Schmitz & Partner Vermögensverwaltersozietät GmbH
Abbildung 2: Han Seng Index, Nikkei 225, MSCI Emerging Markets | Wertentwicklung 01.01.2021 bis 30.09.2021 | in EUR abgeschlossen. Bis zur Krise des chinesischen Immobi- ten. Im US-Senat stimmten Mitte August 69 der 100 Sena- lienkonzerns verbuchten die großen Indizes zahlreiche Best- toren für das Paket – obwohl kurz zuvor das unabhängige marken, nicht spektakulär, aber regelmäßig. Der marktbreite Haushaltsbüro des Kongresses erklärte, das Paket könne S&P 500-Index hatte im Juli trotz eines Einbruchs um 2,3 das Haushaltsdefizit der USA innerhalb von zehn Jahren Prozent zugelegt, im August bewegte er sich über die Mar- um 256 Milliarden Dollar erhöhen. Im US-Repräsentanten- ke von 4500 Punkten. In der vorletzten Septemberwoche haus fiel die Entscheidung erst nach Ende des Quartals, der wurden diese Werte aus den genannten Gründen ein gutes Grund dafür waren Unstimmigkeiten in den Reihen der De- Stück nach unten korrigiert, am Ende des Quartals stand mokratischen Partei, also der Partei von Präsident Biden. der S&P 500 dann bei rund 4300 Punkten. Teile der Partei wollten die Infrastrukturmaßnahmen mit einem sozialpolitischen Paket verknüpfen. In der Phase der Unsicherheit Mitte September sorgte die US-Notenbank für die richtige Mischung aus Beruhigung Die Konsumenten in den Vereinigten Staaten teilten die posi- und perspektivischen Veränderungen. Die Fed setzt die tive Einschätzung des IWF und der nationalen Institutionen Wertpapierkäufe und ihre Geldpolitik vorerst fort, eine Zins- nicht. Im August sank das Barometer für die Verbraucher- erhöhung könne es aber schon 2022 statt 2023 geben – so laune deutlich, im September stieg es wieder minimal an. die beiden Botschaften. Der US-Aktienmarkt kompensierte Als Ursache gelten vor allem die gestiegenen Preise, die anschließend die beschriebenen Verluste und ging mit dem sich in einem Maße erhöht hatten wie zuletzt 2008. erwähnten Gesamtplus aus dem Quartal. Die Veränderungen in Bekämpfung und Betrachtung der Die beispiellose geldpolitische Unterstützung fand auch Pandemie machte sich noch an einer anderen Stelle be- an anderer Stelle einen Widerhall. Der Internationale Wäh- merkbar. Den Aktienkurs von Amazon stagnierte im dritten rungsfonds (IWF) hob seine Wachstumsprognose für die Quartal. Der Internethandelskonzern hatte in der Corona-Kri- USA zu Quartalsbeginn deutlich an. Im April war der IWF se seine Gewinne verdreifacht, für das zweite Quartal 2021 für 2021 noch von 4,6 Prozent ausgegangen, Anfang Juli meldete das Unternehmen erneut Steigerungen im Vergleich waren es nun glatte 7 Prozent. zum Vorjahreszeitraum. Mit Blick auf die folgenden Monate aber rechnet es mit einem Abflauen der Online-Bestellun- Ein Impuls für diesen Optimismus lag in der Annahme, dass gen, weil nun das Einkaufen im stationären Handel dank der der US-Kongress die Pläne der Biden-Administration für Inf- Impffortschritte und der Lockerungen wieder besser mög- rastrukturmaßnahmen in einer Größenordnung von rund 1,2 lich sei. Das sorgte dafür, dass anfängliche Kursgewinne in Billionen Dollar beschließen würde. Knapp die Hälfte davon den vergangenen drei Monaten nicht von Dauer waren. sind neue Mittel, die übrigen umgewidmete Haushaltspos- Grossbötzl, Schmitz & Partner Vermögensverwaltersozietät GmbH 3
Abbildung 3: Anleihen-Indizes | Dt. Bundesanleihen, iBoxx Corporates Overall Total Return Index | Wertentwicklung 01.01.2021 bis 30.09.2021 | in EUR Anleihen An der Oberfläche ist das vergangene Quartal mit Blick derter Satz, das schlug sich dann zwingend im dritten Quar- auf die Anleihen schnell erzählt. Die großen Zentralbanken tal dieses Jahres nieder. haben ihre Zinspolitik nicht verändert, und die Inflation be- wegte sich überall auf hohem Niveau. Entscheidende Er- Die Werte in der Eurozone fielen absolut und relativ etwas kenntnisse fördert aber der Gang in die Tiefe zu Tage. Es niedriger aus. Dort stiegen die Verbraucherpreise laut dem lohnt sich der Blick auf die Rhetorik der Repräsentanten der Statistikamt Eurostat im Juli um 2,2, im August 3,0 und im Notenbanken, auf die Ursachen der Inflation und ihre Halb- September um 3,4 Prozent. Das ist der höchste Wert seit wertzeit sowie ungewöhnliche Entwicklungen am Rande immerhin 13 Jahren. Das galt auch für die Kernteuerungsra- des Anleihemarkts. te, aus der Energie- und Lebensmittelpreise herausgerech- net werden und die damit weniger anfällig für Schwankun- Ein Anstieg der Preise war schon in den Werten des Früh- gen ist. Sie stieg zuletzt auf 1,9 Prozent. Eine noch stärkere sommers sichtbar geworden. In Deutschland ging es im Inflation als Deutschland erlebten die baltischen Staaten: dritten Quartal weiter nach oben. Im Juli lag die Inflations- Für Litauen und Estland rechnete Eurostat mit jeweils rund rate im Vergleich zum Vorjahresmonat 3,8 Prozent höher, im sechs Prozent im September. August 3,9 Prozent, im September wurde sogar die Grenze von vier Prozent überschritten (4,1). Eine höhere Inflations- Die Europäische Zentralbank (EZB) hat im beschriebenen rate gab es zuletzt im Dezember 1993 mit plus 4,3 Prozent. Zeitraum ihre Haltung geändert, nicht aber ihre Politik. Mit Blick auf deutlich steigende Preise reagierte die Behörde Wesentlichen Einfluss hatten dabei die Preise für Energie- entspannter, als angesichts früherer Ankündigungen zu produkte und Lebensmittel sowie die Steuerpolitik. Die erwarten war. Eine Inflationsrate von zwei Prozent galt als weltweite Konjunkturerholung verursachte mit kurzen Aus- Richt- und Zielwert. Als diese Marke dann überschritten nahmen für hohe Nachfrage nach Rohöl und Folgeproduk- wurde, war bereits eine neue geldpolitische Strategie in ten. Ein weiterer Faktor im Vergleich mit 2020 ist in diesem Kraft getreten, die der EZB-Rat Anfang Juli verabschiedet Zusammenhang der im Januar eingeführte CO2-Preis. Je hatte. Tonne ausgestoßenem Kohlendioxid werden 25 Euro fällig – das gilt gleichermaßen für Heizöl, Benzin und Diesel wie Diese Strategie nennt die zwei Prozent nun nicht mehr Grenz- für Erdgas. Im Vergleich mit dem Vorjahr ist es außerdem wert, sondern mittelfristiges und symmetrisches Ziel. Das wichtig, die beiden unterschiedlichen Mehrwertsteuersätze heißt: Abweichungen von diesen zwei Prozent nach oben zu beachten. Von Juli bis Dezember 2020 galt ein vermin- oder unten sind unerwünscht. Die Leitzinsen sieht der EZB- 4 Grossbötzl, Schmitz & Partner Vermögensverwaltersozietät GmbH
Abbildung 4: Inflation | Entwicklung 2008 bis 2021 Rat dabei nach wie vor als das wichtigste Instrument an, „Wenn sich die Inflation und die Wirtschaft erholen, wird es hinzu kommen Ankäufe von Vermögenswerten und länger- logischerweise zu einer schrittweisen Normalisierung der fristige Refinanzierungsgeschäfte. Darüber hinaus erklärte Geldpolitik und auch der Finanzpolitik kommen.“ das Gremium, dass der Klimawandel erheblichen Einfluss auf die Preisstabilität habe und dass es dies künftig stark In den USA fielen die Umstände noch heftiger, die Ent- berücksichtigen werde. scheidungen aber ähnlich aus. Schon im Mai und Juni hatte die Inflationsrate bei 5 beziehungsweise 5,4 Prozent Der EZB-Rat wendet die neue Strategie seit der Sitzung am gelegen, auf diesem Niveau blieb sie im Juli und August. 22. Juli an, eine Veränderung des Leizinses hat sie im dritten Die Entwicklung wurde durch die Lockerung der Corona- Quartal nicht bewirkt. Zuletzt gab EZB-Präsidentin Christine Beschränkungen vorangetrieben: Preise für Autovermietun- Lagarde in der zweiten September-Woche bekannt, dass er gen, Bekleidung und Flugreisen gingen nach oben, bei Ge- bei null Prozent bleibt und dass Geschäftsbanken für kurz- brauchtwagen erlebten die USA den höchsten Anstieg seit fristige Einlagen 0,5 Prozent Zinsen zahlen müssen. Beginn der Aufzeichnungen. Mit Blick auf die Anleihekäufe hat ein Adjektiv Bedeutung Aber auch jenseits des Atlantiks blieben die Aussagen zum gewonnen: moderat. Nach der erwähnten Sitzung des EZB- Leitzins gleich. Er liegt auch weiterhin nahe Null. Erst wenn Rates Anfang September kündigte Christine Lagarde an, ein hohes Beschäftigungsniveau erreicht sei und die Infla- die Nettokäufe im Pandemie-Notfallkaufprogramm PEPP tion für längere Zeit bei rund zwei Prozent liege, erwägt die im vierten Quartal „moderat“ zu reduzieren. Eine Summe Zentralbank Fed die Zinsen anzupassen. nannte sie nicht. Bisher kaufte die EZB Wertpapiere in einer Größenordnung von 80 Milliarden Euro pro Monat. Insge- Angesichts solch konstanter Werte gilt es auch hier, die samt kann sie bis zu 1,85 Billionen Euro investieren, das sprachlichen Veränderungen in den Blick zu nehmen. Das Programm ist bis März befristet. Volumen und Laufzeit än- Adjektiv moderat übersetzte Fed-Präsident Jerome Powell derten sich trotz des Wortes „moderat“ nicht. Ende September so: „Wenn der Fortschritt sich weiter auf breiter Front fortsetzt wie erwartet, dann könnte nach dem Rhetorisch fiel neben dem Adjektiv noch ein ganzer Satz Urteil des Ausschusses (der Fed) eine Reduzierung der auf. Er stammt von Christine Lagardes Stellvertreter Luis Käufe bald angemessen sein.“ Noch kauft die Zentralbank de Guindos und aus einem Interview, das ebenfalls Anfang Staats- und Hypothekenanleihen in einem Umfang von 120 September in die Öffentlichkeit gelangte. Der Satz lautet: Milliarden Dollar pro Monat. Grossbötzl, Schmitz & Partner Vermögensverwaltersozietät GmbH 5
Jerome Powell spielte im dritten Quartal in einem weiteren gen ihrer schwachen Bonität und ihres relativ hohen Risi- Kontext die Hauptrolle. US-Politiker diskutieren, ob er eine kos mit einer hohen Verzinsung angeboten werden. Diese zweite Amtszeit erhält. Kritiker bemängeln sein Beharren Hochverzinsten, bisweilen abfällig als „Junk Bonds“ be- in der Zins- und Geldpolitik. Der Republikaner Powell war zeichneten Anleihen, waren Anfang September, zumindest vom demokratischen Präsidenten Barack Obama in die Füh- inflationsbereinigt, im negativen Zinsbereich angekommen. rungsspitze der Notenbank geholt worden, dessen Nachfol- Das war erstmals der Fall und damit ein weiterer Indikator ger Donald Trump hatte ihn 2018 zum Chef gemacht. Die dafür, dass sich in der Geld- und Zinspolitik bald etwas än- erste Amtszeit Powells endet im Februar 2022. dern sollte. Mindestens moderat. Joe Biden könnte die Chance nutzen, einen Demokraten in die Position zu befördern, andererseits sind die Träume des Rohstoffe linken Flügels der Partei nicht mehrheitsfähig im Kongress. Powell genießt breites Ansehen, er habe gleich zu Beginn Der Ölpreis unterlag in den vergangenen drei Monaten enor- der Corona-Krise entschlossen reagiert und eine tiefere men Schwankungen. In den Medien war sowohl von einem Finanzkrise verhindert, heißt es. Die Wahrscheinlichkeit relativen Tiefpunkt zu lesen als auch vom höchsten Stand personeller Veränderungen hängt danach wesentlich vom seit mehr als drei Jahren. Pro Barrel US-Leichtöl (WTI) wur- Tempo der Erholung ab, also der Frage, ob und in welchem den Anfang Juli kurzzeitig mehr als 75 Dollar fällig. Von dort Maße man Kurswechsel riskieren kann. ging es zunächst vor allem abwärts, bis zum Tiefpunkt am 20. August, der bei etwas mehr als 62 Dollar lag. Anschlie- Neben Rhetorik und künftigen Personalentscheidungen ßend wendete der Trend, am Ende des Quartals stand ein lohnt sich auch ein Blick über die Grenzen der großen Märk- leichter Verlust von rund 0,3 Prozent. Europas wichtigste te hinaus, um einen Eindruck davon zu bekommen, was und Rohöl-Sorte Brent verzeichnete auf den ersten Blick einen wie sich ein Wechsel in näherer Zukunft vollziehen könnte. ähnlichen Verlauf, allerdings mit einem Finale in anderen Die norwegische Zentralbank kehrte Ende September von Höhen – kurzzeitig über 80 Dollar und unter dem Strich 3,5 der Null-Zins-Politik ab und erhöhte den Leitzins um einen Prozent über dem Ausgangswert. Viertel Punkt auf 0,25 Prozent. Weitere Erhöhungen sollen in den nächsten Monaten möglich sein, für Ende nächsten Den zwischenzeitlichen Wertverlust verursachten Devisen- Jahres sind 1,25 Prozent prognostiziert. Die Inflation lag in handel und Gesundheitslage. Der starke Dollar und die Co- Norwegen vor der Entscheidung bei 3,4 Prozent. rona-Sorgen des Augusts sorgten für den beschriebenen Tiefstand. Im mittleren Monat des Quartals waren die Infek- Die zu Beginn erwähnte ungewöhnliche Entwicklung am tionszahlen stark angestiegen, die Menschen agierten pha- Rande des Marktes betrifft die Anleihen, die Investoren we- senweise zurückhaltender, die Treibstoffreserven wuchsen Abbildung 5: Gold | Wertentwicklung 01.01.2021 bis 30.09.2021 | in EUR 6 Grossbötzl, Schmitz & Partner Vermögensverwaltersozietät GmbH
Abbildung 6: Rohstoffe | Brent Öl, West Texas Intermediate Öl, CRB Rohstoff Index | Wertentwicklung 01.01.2021 bis 30.09.2021 | in EUSD entsprechend. Hurrikan Ida, der Ende August die ölreiche Steigende Zinsen, so die Logik, machen das zinslose Gold US-Golfregion überquerte, übte nur kurzfristig Einfluss auf als Anlageobjekt unattraktiver. Produktion und Preise aus. Offshore-Plattformen wurden geräumt, die Förderung im Golf von Mexiko zum größten Eine Entwicklung, die Freunde des Silbers im vergangenen Teil unterbrochen, im US-Bundesstaat Louisiana konnten Quartal noch als wünschenswert betrachtet hätten. Das Raffinerien wegen des beschädigten Stromnetzes nur ein- Edelmetall verlor in allen drei Monaten, in Summe unabhän- geschränkt arbeiten. gig von der Währung mehr als zehn Prozent. Am 30. Sep- tember war dies mit dem niedrigsten Stand seit 14 Monaten Die Trendumkehr im September hängt eng mit der Konjunk- verbunden. turerholung zusammen. Der Bedarf an Erdöl, Benzin und Diesel stieg in den letzten vier Wochen des Quartals zügig, Auch der Holzpreis ist kontinuierlich und deutlich gesun- das Angebot war schneller als erwartet wieder knapp. Die ken (12,7 Prozent in Euro). In der ersten Jahreshälfte hat- Hoffnung für das vierte Quartal ruhen daher auf der Opec ten Großkäufe der USA und China für einen empfindlichen plus, die die Fördermengen noch stärker steigern könnte. Mangel und enorme Preise gesorgt. Zwischen Juli und Mitte Erst im Juli hatten sich die Staaten auf eine Erhöhung ge- September erholte sich der Preis vorerst wieder. Sägewerke einigt, um der wachsenden Nachfrage zu begegnen. in Nordamerika und Europa erhöhten ihre Produktion, Kon- sumenten verschoben angesichts der erwähnten Preise ihre Ähnlich wie der Ölpreis verzeichnete auch das Gold im Au- Kauf- und Baupläne zunächst einmal. gust einen überdurchschnittlichen Sturz, allerdings erholte sich der Goldpreis deutlich schneller und verbrachte das Quartal in längeren Phasen jenseits der 1800 Dollar be- Währungen ziehungsweise 1500 Euro. Angesichts des starken Dollars bedeutete das ein Quartalsminus beim Gold in den USA be- Die USA haben in der Corona-Bekämpfung vorgelegt, an ziehungsweise ein Plus in Europa. ihrer Währung war dies auch noch abzulesen, nachdem Deutschland und Europa nun bei den Impfquoten und der Dass der Goldpreis Anfang August allein über ein Wochen- Konjunkturentwicklung aufholten. Der Dollar hat im Laufe ende sechs Prozent einbüßte, resultierte aus den damaligen des dritten Quartals seine Stärke gegenüber dem Euro be- positiven Zahlen des US-Arbeitsmarkts. Beobachter ging hauptet. Die drei Quartalsmonate begannen jeweils gut für damals davon aus, dass die Notenbank Fed ihre Geldpoli- die Gemeinschaftswährung, dann aber entwickelte sich die tik angesichts dieser Fortschritte zeitnah verändern würde. Lage jeweils zugunsten der US-Währung. Ende September Grossbötzl, Schmitz & Partner Vermögensverwaltersozietät GmbH 7
Abbildung 7: Währungen | USD, CHF, GBP, JPY jeweils vs. EUR | Wertentwicklung 01.01.2021 bis 30.09.2021 | in EUR stand ein Plus von mehr als zwei Prozent für den Dollar vom sicheren Hafen zu hören. Die Währung kostete Anfang oder umgekehrt der tiefste Stand des Euro seit 14 Monaten Juli 0,91 Euro, Ende September waren es 0,93 Euro. In der (unter 1,16 Dollar). Diskussion um die Frage, wie stark der Franken nun ist, gibt es unterschiedliche Positionen. Die Schweizer Nationalbank Ausschlaggebend dafür erschien zweierlei: Die Erwartun- (SNB) erklärte, die Währung sei nicht mehr massiv über- gen, dass die Notenbank aus ihrer sehr lockeren Geldpolitik aber noch hoch bewertet. aussteigt, sind in den USA ausgeprägter und stützen die Währung. Auch bei den Verbraucherpreisen deutet sich an, Die SNB hatte in ihrer Politik immer wieder darauf hinge- dass sich die Vereinigten Staaten schon in einer späteren wirkt, den Franken gezielt so zu schwächen, dass plötzliche Phase des Zyklus befinden. Die Inflationsrate liegt zwar in Wertsprünge wie 2011 oder 2015 ausblieben und die Pro- ihrem Wert höher, ist im dritten Quartal aber anders als in dukte Schweizer Unternehmen nicht schlagartig teurer wur- Europa nicht mehr gestiegen, sondern im August sogar den. Das ist gelungen, die jetzigen Werte gelten anders als leicht zurückgegangen. Auch das wirkte sich positiv auf vor sechs oder zehn Jahren als wettbewerbsfähig. Deshalb dem Devisenmarkt aus. reagieren Unternehmen heute gelassener auf einen starken Franken, manche Beobachter schätzen den Kurs sogar als Großbritannien ist zwar nicht mehr Mitglied der Europäi- nur noch „marginal“ überwertet ein. schen Union, im Vergleich der Währungen war am Ende des dritten Quartals aber kein nennenswerter Unterschied zwi- schen Pfund und Euro auszumachen. Der Kurs hatte Ende September in etwa das Niveau von Anfang Juli: Ein Pfund kostete rund 1,17 Euro. Ein Faktor, der sich negativ für die Briten auswirkte: Die Kosten des Brexits werden spürbar. So mussten nach Berechnungen einer Wirtschaftsprüfungsge- sellschaft für importierte Waren aus der EU im ersten Halb- jahr 2021 Einfuhrzölle in Höhe von 2,6 Milliarden Euro (rund 2,2 Milliarden Pfund) gezahlt werden. Ein positives Quartal hat der Schweizer Franken erlebt. Aus dem Nachbarland war wiederholt die beliebte Formulierung 8 Grossbötzl, Schmitz & Partner Vermögensverwaltersozietät GmbH
Ausblick Man achte auf die Reihenfolge. Auf die Frage, wann sie die Ausdruck von Rationalisierung in einem Unternehmen sein Leitzinsen anheben, erklärten Vertreter der US-Notenbank und damit zu einer positiven Reaktion der Anleger führen. Fed Ende September, dies sei erst möglich, wenn maxi- male Beschäftigung erreicht sei und die Inflationsrate die Der beschriebene Paradigmenwechsel erscheint insofern Zielmarke von zwei Prozent für längere Zeit überschritten überraschend, als Fed-Präsident Jerome Powell Republika- habe. „Maximale Beschäftigung“ kommt in der Reihe der ner ist. Deshalb verwunderte es viele Beobachter, dass aus- Prämissen vor der Inflationsrate. Das war das jüngste Zei- gerechnet ihm so sehr daran gelegen ist, den Arbeitsmarkt chen, dass sich in der Ausrichtung der Zentralbanken etwas zu stützen und all jene, die die Pandemie besonders hart Grundlegendes verändert hat, das es künftig zu beachten getroffen hatte. Dafür nahm er einen Anstieg der Inflation gilt: Arbeitsmarktzahlen sind vom Indikator zum Maßstab sehenden Auges in Kauf. aufgestiegen, zum zweitwichtigsten nach Wachstum. Sein Ziel heißt wie am Anfang erwähnt „maximale Beschäf- Bis vor kurzem spielten Arbeitslosen- beziehungsweise Be- tigung“. In früheren Jahren hatten Notenbanker bisweilen schäftigtenquote vor allem im politischen Raum eine Rolle. die Geldpolitik angezogen, wenn der Arbeitsmarkt drohte Stieg die Zahl derjenigen ohne Beschäftigung, war das ein heiß zu laufen. Nun können hohe Erwartungen sogar über- Zeichen, das für die Opposition schön griffig war, um die troffen werden, ohne dass die Fed eingreift – es sei denn die Regierung zu kritisieren. Für die wiederum war der Wert ein Inflation überschreitet bestimmte Grenzwerte. Die Diskus- Indiz, dass höhere soziale Kosten, je nach Ausmaß auch sionen und die Preissteigerungen der vergangenen Monate eine ungemütliche soziale Lage drohen – einschließlich un- haben gezeigt, wie dehnbar die Geduld Powells und seiner zufriedener Wähler, die sich der Opposition oder Protestpar- Kollegen ist und wie ernst sie die Neuausrichtung ihrer Geld- teien zuwenden. politik meinen. Außerhalb von Kabinett und Parlament war die Bedeutung Die Anleger spüren das und zeigen es auch. Ein Beispiel aus der Arbeitsmarktzahlen weniger ausgeprägt. Sie konnten dem dritten Quartal: Im Juli und August waren in den USA darauf hinweisen, dass sich Unternehmen in einer schwieri- mehr Stellen geschaffen worden als prognostiziert, damals gen Phase befinden, deshalb Standorte schließen oder Mit- rechneten Beobachter damit, dass die Corona-Lücke in arbeiter entlassen müssen. Das bedeutete aber umgekehrt sieben Monaten geschlossen sein könne. Für Anfang Sep- nicht zwingend schlechte Nachrichten für die Märkte. Denn tember waren weitere positive Zahlen vom US-Arbeitsmarkt ein steigender Wert von Beschäftigungslosen konnte auch erwartet worden, die Erholung nach den Lockerungen soll- Grossbötzl, Schmitz & Partner Vermögensverwaltersozietät GmbH 9
te noch mehr Menschen in Beschäftigung gebracht haben. Arbeitsmarkt stabilisieren könne. Im Vergleich mit der glo- Darauf und auf mögliche Schlussfolgerungen der Fed war- balen Finanz- sowie der Banken- und Staatsschuldenkrise teten die Investoren erkennbar. Tatsächlich stieg aber die sei in der Corona-Pandemie ein wesentlicher Unterschied zu Zahl der Anträge auf Arbeitslosenhilfe wieder, die Zahlen beobachten gewesen. Länder des Euroraums, die damals fielen also überraschend schwächer aus. Es war schwierig, hohe Arbeitslosenquoten verzeichneten, kamen diesmal sie zu deuten, sie verunsicherten, statt für klare Perspekti- besser durch die schwierige Phase. Für Deutschland galt ven zu sorgen. Die Indizes sackten ab, erholten sich, kurz: das allerdings kaum. Hier wirkte vor allem das Programm, Sie waren der perfekte Ausdruck von gemischten Gefühlen. das Kurzarbeit ermöglichte. Der Effekt der Geldpolitik sei in Ob diese in früheren Jahren an der Wall Street so gewirkt Deutschland geringer, hieß es in der Studie. hätten, darf bezweifelt werden. Da nun also der Arbeitsmarkt wesentliche Kennzahlen für Im Blickfeld die Geldpolitik liefert, muss man ihn grundsätzlicher be- trachten. Seine wahrscheinliche künftige Struktur steht in Das Ergebnis der Bundestagswahl und die daraus resul- einem Konflikt zum Ziel der „maximalen Beschäftigung“. tierenden politischen Optionen haben die Gesamtlage un- Digitalisierung und Automatisierung werden voraussichtlich übersichtlicher gemacht, aber sie enthalten auch mehrere dazu führen, dass die Zahl der industriellen Arbeitsplätze gut erkennbare positive Botschaften. Die wichtigste: Die sinkt. Auf die Produktivität hat dies nicht zwingend einen politischen Extreme sind schwächer geworden. Die beiden Einfluss, wenn die verbleibenden Beschäftigten mit Hilfe der im Bundestag vertretenen Parteien, die den rechten und Digitalisierung die verlorengegangenen Arbeitsplätze kom- den linken Rand des politischen Spektrums definieren, ha- pensieren. Entscheidend aber ist zugleich, dass der Dienst- ben am 26. September deutlich Stimmen verloren. Für die leistungssektor weiter wächst, um neue Stellen zu schaffen Parteien der Mitte votierten weit mehr als 80 Prozent der und die Arbeitslosenquote nicht steigen zu lassen. Für die Wähler. passenden Rahmenbedingungen sorgen nun eben nicht mehr nur die Politiker, sondern auch die Notenbanken. Es gibt innerhalb dieses Zentrums eine höhere Wechsel- bereitschaft als in früheren Jahren und nicht mehr so kla- Die erhalten Rückenwind aus der Wirtschaftswissenschaft. re Mehrheitsverhältnisse. Ungebrochen und sogar noch Das Institut der Deutschen Wirtschaft veröffentlichte im gestiegen ist trotz der Corona-Krise das grundsätzliche September eine Studie zu den Folgen der Null- und Nied- Vertrauen in diese Mitte und deren Fähigkeit, für Stabilität rigzinsen der EZB. Eine Erkenntnis lautete dabei, dass eine zu sorgen. Es war keine Tendenz zu einer Protestwahl er- expansive Geldpolitik während eines Abschwungs den kennbar. Sanktioniert haben die Wähler Verhalten oder Pro- Abbildung 8: Arbeitslosenquote BRD, USA und Eurozone | Entwicklung 2008 bis 2021 10
gramm einzelner, nicht aber die politische Mitte als Ganzes. Ein weiteres optimistisch stimmendes Zeichen ist langfris- In diesem Zusammenhang geht eine nach der Wahl zu ver- tiger Natur, das kurzfristig bestätigt wurde. Der Markt hat nehmende Argumentation fehl: Es hieß, der nächste Bun- im Angesicht der verschiedenen Regierungskonstellationen, deskanzler sei von 75 Prozent der Deutschen nicht gewählt die dieses Land allein in den vergangenen 25 Jahren erlebt worden. Diese Rechnung ist schon insofern schief, als in hat, stets seine Stärke und Stabilität bewiesen. Die unter- Deutschland der Regierungschef nicht direkt gewählt wird. schiedlichen Pläne und Programme wurden aufgenommen, Das Votum der Bürger ergibt eine Zusammensetzung des eingeordnet, gelobt oder kritisiert, aber am Ende hatten alle Bundestages, und das Parlament bestimmt dann mit seiner Beteiligten, in Politik und Wirtschaft, ein gemeinsames Ziel. Mehrheit den Kanzler. Und so hat sich der Markt in diesem Sommer auch unbe- eindruckt von den Schwankungen der Umfragewerte im Dank dieser so klugen Konstruktion der Väter und Mütter Wahlkampf gezeigt – und nach der Wahl Gelassenheit aus- des Grundgesetzes ist in der Kanzler-Entscheidung des gestrahlt. Bundestages immer auch eine Mehrheit der Bevölkerung repräsentiert. Angesichts der sich abzeichnenden Koali- tion aus drei Fraktionen wird die Zahl der Stimmen für den nächsten Regierungschef sogar höher ausfallen als bei vie- len seiner Vorgänger, mit Ausnahme derer, die eine Große Koalition geführt haben. Ebenso positiv zu bewerten sind viele Reaktionen, die es schon am Wahlabend und in den Tagen darauf zu hören gab. Die meisten führenden Politiker haben aus 2017 ge- lernt. Nach der damaligen Bundestagswahl gab es mehrere Signale, die dem Vertrauen der Bürger nicht zuträglich wa- ren. Die einen wollten nicht regieren, andere mussten lan- ge überzeugt werden, in Verhandlungen und eine Koalition einzutreten. Diesmal waren die Aussagen dagegen von Mut und dem erforderlichen Tempo, Konstruktivität und wert- schätzender Rhetorik getragen. Anfang Oktober steht noch nicht fest, in welcher Konstellation regiert wird, es gibt aber keine ernstzunehmenden Zweifel, dass bald – voraussicht- lich noch vor Weihnachten – eine Regierung steht. 11
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