Tarifrunde DEINE - Tarif- und Besoldungsrunde 2019 mit der ...
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... denn es ist vor allen Dingen DEINE TarifrundeÖFFENTLICHER DIENST Fakten zur Tarifpolitik im öffentlichen Dienst und zur Tarif- und Besoldungsrunde Bund und Kommunen 2018 sgabe t u a l i s ierte Au luss Ak esch erungsb mit Ford ebruar 2018 vom 8. F
Herausgeber Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft – ver.di Paula-Thiede-Ufer 10, 10179 Berlin Verantwortlich: Wolfgang Pieper Bearbeitung: Ronny Keller, Sabine Reiner, Onno Dannenberg, Patrick Schreiner Satzerstellung: VH-7 Medienküche GmbH, 70372 Stuttgart Druck: alpha print medien AG, Darmstadt W-3544-44-1117, Februar 2018
1 VIELES KANN ICH SELBST – ABER GROSSES BEWEGEN WIR BESSER GEMEINSAM!
WIR SIND ES WERT.
3 Liebe Kollegin, lieber Kollege! Als wäre es gestern gewesen: Ich erinnere Gehaltserhöhungen durchgesetzt. Die Be- mich noch gut an die letzte Tarifauseinan- schäftigten von Bund und Kommunen lie- dersetzung mit dem Bund und der Vereini- gen bei der Entwicklung der Bezahlung seit gung der kommunalen Arbeitgeberverbän- dem Jahr 2000 gegenüber dem Durch- de (VKA). Wohl auch deshalb, weil diese schnitt der anderen Branchen um ca. vier Auseinandersetzung im Frühjahr 2016 von Prozentpunkte zurück. Diese Lücke, liebe zwei schwierigen Themen bestimmt wurde: Kollegin, lieber Kollege, die müssen wir ver- Dem erfolgreichen Abschluss der Entgelt- ringern! Der öffentliche Dienst macht nicht ordnung bei den Kommunen. Endlich! nur das Zusammenleben in unserer Gesell- Wahrlich ein tarifpolitisches „Mammut- schaft möglich und auch lebenswert. Auch werk“, in dem die Eingruppierung für die die Gewinne der Unternehmen und das Vielzahl an Tätigkeiten im kommunalen damit verbundene Wirtschaftswachstum in öffentlichen Dienst neu geregelt und mit diesem Land entstehen nur, weil die öffent- deutlichen Verbesserungen verbunden ist. liche Infrastruktur gut und verlässlich funktioniert. Zweitens ist es uns gelungen, die von den Arbeitgebern geforderte Kürzung der Leis- Zur Abwehr von Forderungen bemühen Ar- tungen der Zusatzversorgung – die tarifliche beitgeber gerne das Argument der „leeren Betriebsrente im öffentlichen Dienst – abzu- Kassen“. Abgesehen davon, dass es nur die wehren. Beides kostete Kraft und musste berechtigten Forderungen der Beschäftig- von den Gewerkschaften zusätzlich zu den ten des öffentlichen Dienstes infrage stellen Gehaltsforderungen verhandelt werden. soll, trifft es momentan sowieso nicht zu. Nach den aktuellen Vorhersagen steigen Deshalb müssen wir in der bevorstehenden die Steuereinnahmen der öffentlichen Tarif- und Besoldungsrunde 2018 beson- Haushalte in den nächsten Jahren um vier ders für den klassischen „Tarif“ – also das bis fünf Prozent – Jahr für Jahr! Zugegeben, Monatseinkommen von Dir und Deinen nicht jede Kommune wird ausreichend Geld Kolleginnen und Kollegen – gemeinsam in der Kasse haben, um die höheren Löhne einstehen! ohne Zimpern zahlen zu können. Doch das Auch die Beschäftigten des öffentlichen darf nicht heißen, dass die Beschäftigten Dienstes haben ein Recht, an wirtschaftli- verzichten und für eine verfehlte Haushalts- chem Wachstum und steigender Produktivi- politik die Zeche zahlen müssen. Geld ist an tät teilzuhaben. Die Arbeitnehmerinnen anderer Stelle genug da – es muss nur klug und Arbeitnehmer haben in den zurücklie- und gerecht verteilt werden. genden Jahren insgesamt gute Lohn- und
4 Aber letzten Endes liegt die Entscheidung In diesem „Fakten-Heft“ wollen wir Dir un- über die Forderungen, die wir an die Arbeit- sere Leidenschaft, die uns gemeinsam vor- geber stellen, bei Dir und Deinen Kollegin- antreibt – nämlich mit guten Tarifverträgen nen und Kollegen. Von November ’17 bis gute Arbeits- und Lebensbedingungen zu Januar ’18 haben die ver.di-Mitglieder in den gestalten – ein Stück näherbringen! Betrieben und Dienststellen der Kommunen Damit Du mehr mitreden kannst, wenn Du sowie den Behörden des Bundes ihre Forde- schon dabei bist. Und damit Du überhaupt rungen diskutiert. Die gewählten Mitglieder erst mitmachen kannst, wenn Du es bisher der ver.di-Bundestarifkommission für den öf- noch nicht getan hast. fentlichen Dienst haben anschließend am 8. Februar 2018 über die gemeinsame Forde- Ich freue mich auf eine aktive Tarif- und Be- rung abgestimmt. soldungsrunde, in der wir erneut zeigen, dass wir gemeinsam einfach besser sind! Und jetzt zu Dir! Ich lade Dich nicht nur herzlich ein, über die möglichen Forderun- gen bei Dir im Betrieb zu sprechen, sondern Auf geht’s! fordere Dich sogar dazu auf! Gewerkschaft Dein Wolfgang Pieper heißt eben auch: Mitmachen. Sich beteili- Mitglied des ver.di-Bundesvorstands gen. Verantwortung übernehmen. Gemein- sam mehr erreichen! Für Dich, aber auch für die Anderen.
5 Was es hier zu lesen gibt – Inhaltsverzeichnis 1 Den öffentlichen Dienst im Blick Zahlen, Daten, Fakten zur Beschäftigung im öffentlichen Dienst............................................................................................ Seite 6 2 Tarifarbeit im öffentlichen Dienst und die Tarifrunde mit Bund und Kommunen.............................................. Seite 8 3 Von der Forderungsdiskussion bis zur Tarifeinigung Wie entsteht ein Tarifvertrag – und wie kannst Du Dich einbringen?................ Seite 10 4 Was regelt der Tarifvertrag? Und was steht im Gesetz?............................................................... Seite 15 5 Tariffolklore oder: Warum denn schon wieder? Ziele gewerkschaftlicher Lohnpolitik................................................................ Seite 16 6 Die Situation der öffentlichen Haushalte ................................................................... Seite 21 7 Tarifpolitische Themenfelder Eine erste Orientierung für die Forderungsdiskussion....................................... Seite 23 8 Jetzt aktiv werden: Unser Erfolg hängt auch an Dir!...................................................................... Seite 27
6 1 Den öffentlichen Dienst im Blick Zahlen, Daten, Fakten zur Beschäftigung im öffentlichen Dienst Woran denken die meisten Bürgerinnen den Bürgerinnen und Bürgern bereitstellen. und Bürger wohl zuerst, wenn man sie Dazu sind sie durch das Sozialstaatprinzip nach dem öffentlichen Dienst fragt? Wahr- (Artikel 20 Grundgesetz) verpflichtet. scheinlich an das Rathaus, das Bürgeramt, Bürgerinnern und Bürger haben also einen an Formulare. Rechtsanspruch auf einen funktionierenden Doch die öffentliche Daseinsvorsorge hat Staat. Wirtschaftlichkeit ist nicht die Bedin- weitaus mehr zu bieten. Zum Beispiel Mobi- gung. Es dreht sich nicht um Profit wie in lität – ob nun mit dem Auto auf öffentli- Unternehmen, sondern um die Erbringung chen Verkehrswegen, oder im Personen- guter Leistungen – und zwar gleicherma- nahverkehr auf den Schienen. Gepflegte ßen für alle Menschen, die in diesem Land Parks und Stadtgärten. Schwimmbäder. leben. Freizeiteinrichtungen und Sportplätze. Gute Arbeit braucht gute Leute. Und die Kultur- und Begegnungsstätten. Soziale müssen auch ordentlich für ihre Arbeit Einrichtungen und Hilfe im Lebensalltag. entlohnt werden – so lautet schon länger Gesundheitsvorsorge und Krankenhäuser. unsere Botschaft an die öffentlichen Arbeit- Schutz und Sicherheit vor Verbrechen, geber, und die hat auch weiterhin Berechti- Feuer oder Katastrophen. Kitas, Schulen gung! Wir sind es wert, Kolleginnen und Hochschulen. Von der Versorgung mit und Kollegen. Energie und Wasser – bis zur Entsorgung Insgesamt arbeiten 4,7 Millionen Beschäf- von Abfällen. Finanzielle Absicherung bei tigte im öffentlichen Dienst und nochmals Krankheit, im Alter, bei Arbeitslosigkeit etwa 500.000 bei kommunalen Unterneh- oder Arbeitsunfällen. Behörden, Verwaltun- men, das heißt mehr als jeder und jede gen und Betriebe – damit der Rechtsstaat zehnte Erwerbstätige in Deutschland. Etwa auch funktionieren kann. Kurzum: Alle die Hälfte von ihnen – knapp 2,4 Millionen öffentlichen Leistungen, die das Leben auch – sind Beschäftigte der Bundesländer. Bei lebenswert machen! Städten, Gemeinden und kommunalen Diese und noch weitere Leistungen der Unternehmen arbeiten gut zwei Millionen Daseinsvorsorge müssen Bund, Länder, Menschen, im Bundesbereich knapp Gemeinden und Sozialversicherungsträger 500.000 und bei den Sozialversicherungs- im Rahmen ihrer Aufgaben und Pflichten trägern knapp 400.000. Sie arbeiten als
7 t arifbeschäftigte Arbeitnehmerinnen und 6,7 Millionen 1991 auf einen Tiefstand Arbeitnehmer oder als Beamtinnen und von 4,5 Millionen 2008. Darunter hat die Beamte sowie Richterinnen und Richter. Bereitstellung von öffentlichen Leistungen Auch Soldatinnen und Soldaten zählen in vielen Bereichen spürbar gelitten. Seither zum öffentlichen Dienst. Darunter fallen steigt die Zahl wieder leicht an. Zusätzliche auch rund 88.000 junge Menschen die Stellen gab es vor allem in den Kommunen beim Bund und den Kommunen ihre durch den Kita-Ausbau. Allerdings arbeiten Berufsausbildung oder ein Praktikum heute viel mehr Beschäftigte in Teilzeit. absolvieren. Im öffentlichen Dienst insgesamt sind knapp In den vergangenen Jahrzehnten ist die ein Drittel Teilzeitbeschäftigte, in den Zahl der Beschäftigten im öffentlichen Städten und Gemeinden sind es sogar fast Dienst erheblich reduziert worden: von 40 Prozent. Beschäftigte nach Dienst-/Arbeitszeitverhältnis Beamte/Beamtinnen und Richter/-innen Soldat/-innen Arbeitnehmer/-innen Bund 36,8 % 33,5 % 29,8 % Länder 53,9 % 46,1 % Gemeinden 12,7 % 87,3 % Sozialversicherungen 8,4 % 91,6 % Insgesamt 35,7 % 3,5 % 60,8 % Quelle: Statistisches Bundesamt 2017, Zahlen für 2016
8 2 Tarifarbeit im öffentlichen Dienst und die Tarifrunde mit Bund und Kommunen Für die Tarifbeschäftigten im Bereich des rbeitgeber, die ihre Interessen durch die A Bundes und der Kommunen gilt der „Tarif- „Vereinigung der kommunalen Arbeit vertrag für den öffentlichen Dienst“, kurz geberverbände“ am Verhandlungstisch TVöD. Hinzu kommen für die kommunalen vertreten lassen. Versorgungsunternehmen der TV-V und für Da ver.di auch immer die zeit- und inhalts- die kommunalen Nahverkehrsunternehmen gleiche Übertragung des Ergebnisses auf die jeweiligen landesweiten TV-N. Für die die Beamtinnen und Beamten, Richterinnen Tarifbeschäftigten der Länder gilt der „Tarif- und Richter sowie Soldatinnen und Soldaten vertrag für den öffentlichen Dienst der Län- fordert, ist diese Tarif- und Besoldungsrunde der“ (TV-L), in Hessen der TV-H. auch Maßstab für die Besoldung von rund Im Frühjahr 2018, genauer gesagt ab dem 360.000 Beamtinnen und Beamten sowie 26. Februar 2018, wird wieder über den 175.000 Versorgungsempfängerinnen und TVöD und den TV-V bzw. über einzelne -empfänger des Bundes. Für die Besoldung Regelungen dieser Tarifverträge verhandelt. der Beamtinnen und Beamten der Kommu- Die Tarifverhandlungen für die Beschäftigten nen sind die Bundesländer zuständig, sodass der Bundesländer finden davon getrennt sie nicht in die Tarif- und Besoldungsrunde statt. Dort haben wir mit dem letzten Tarif- 2018 einbezogen sind. abschluss im Februar 2017 unter anderem Die Gewerkschaft ver.di ist Verhandlungs eine Erhöhung der Tabellenentgelte um zwei führerin auf der Gewerkschaftsseite und der Prozent, mindestens aber 75 Euro für 2017 öffentliche Dienst bei uns „Chefsache“. und eine weitere Erhöhung um 2,35 Prozent Deshalb führen Frank Bsirske, Vorsitzender für 2018 erreicht. Die nächste Verhandlung von ver.di, und Wolfgang Pieper, Mitglied im mit den Arbeitgebern im Länderbereich – der ver.di-Bundesvorstand, die Verhandlungen Tarifgemeinschaft deutscher Länder, TdL – für unsere Kolleginnen und Kollegen. Doch findet im Frühjahr 2019 statt. dabei sind sie nicht allein, denn die ver.di- Die Verhandlungen für Bund und Kom Verhandlungskommission ist ebenfalls vor munen finden gemeinsam statt: Für die Ort. Mit ihr berät die Verhandlungsspitze Beschäftigten des Bundes wird mit dem den aktuellen Stand, diskutiert das weitere Bundesinnenminister verhandelt. Die Be- Vorgehen und lässt sich von der Stimmung schäftigten der Städte und Gemeinden und der Beschäftigten in den Verwaltungen und kommunalen Betriebe haben unzählige Betrieben berichten. Die Verhandlungskom-
9 mission wiederum setzt sich aus Vertreterin- erade bei öffentlichen Arbeitgebern weit g nen und Vertretern aus der Bundestarifkom- verbreitet. Nach wie vor nicht geschlossen mission für den öffentlichen Dienst (BTK öD) ist auch die Lücke zwischen den Löhnen und zusammen. Deren Mitglieder sind gewählte Gehältern im öffentlichen Dienst und den Kolleginnen und Kollegen von Dir, aus allen Löhnen und Gehältern in anderen Branchen. Bereichen des öffentlichen Dienstes. Die Gegenüber dem Jahr 2000 sind die Ein BTK öD entscheidet zum Beispiel über kommen der Beschäftigten bei Bund und Tarifforderungen und die Annahme oder Kommunen um 44,3 Prozent gestiegen. In Ablehnung von Verhandlungsergebnissen. der Gesamtwirtschaft hingegen betrug das Trotz guter Erfolge in unserer Tarifarbeit in Plus in diesem Zeitraum 48,3 Prozent, in den letzten Jahren gibt es im Bereich des der Metallindustrie sogar fast 56 Prozent. öffentlichen Dienstes noch einiges „gerade Hier gilt es aufzuholen: Die abhängig Be- zu rücken“. Wer nämlich glaubt, Beschäftig- schäftigten im öffentlichen Dienst müssen te beim Staat haben auf Lebenszeit einen wieder an der gesamtwirtschaftlichen Ent- sicheren Arbeitsplatz, zählen zu den Spitzen wicklung t eilhaben. Dafür braucht es deut verdienern und haben bereits jetzt für ihren liche Lohnsteigerungen, die mithelfen, die Ruhestand ausgesorgt, der irrt. Prekäre Lücke g egenüber anderen Branchen zu Arbeit, wie zum Beispiel Befristungen, ist verringern. Tarifentwicklung 2000–2017 2000 = 100 160,0 Metallindustrie 155,7 150,0 Chemische Industrie 154,8 Preise + Produktivität 152,1 Gesamt 148,3 140,0 Öffentlicher Dienst Bund und Gemeinden 144,3 130,0 Bankgewerbe 139,5 Einzelhandel 139,4 120,0 Preisindex 127,6 110,0 100,0 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 Quelle: WSI-Tarifarchiv
10 3 Von der Forderungsdiskussion bis zur Tarifeinigung Wie entsteht ein Tarifvertrag – und wie kannst Du Dich einbringen? Ein kurzer Exkurs zum Tarifvertrag im tarifvertrag geregelt. Der Grund? Über die Allgemeinen: Höhe des Entgelts muss regelmäßig, alle Gewerkschaften schließen Tarifverträge ab. ein bis zwei Jahre, verhandelt werden. Der Und das nicht erst seit gestern. Arbeiterin- Manteltarifvertrag hingegen wird seltener nen und Arbeiter haben im 19. Jahrhundert verhandelt und kann daher eine längere Gewerkschaften genau dafür gegründet, Laufzeit haben. Getreu dem Motto: „Was um nicht alleine dem Arbeitgeber gegen- man hat, das hat man.“ Im öD sind diese über zu stehen, sondern gemeinsam besse- Regelungsarten in einem Werk zusammen- re Einkommens- und Arbeitsbedingungen gefasst – liest sich einfacher. Dafür haben durchsetzen zu können. Verhandelt wird aber die Entgeltregelungen entsprechend mit dem jeweiligen Arbeitgeber oder mit der vereinbarten Laufzeit auch andere dem Zusammenschluss mehrerer Arbeit Kündigungsfristen. geber, dem Arbeitgeberverband. Im Tarif- Tarifverträge gelten zwingend und unmit- vertrag halten Gewerkschaften und Arbeit- telbar wie ein Gesetz nur für die Mitglieder geber das Ergebnis schriftlich fest. der vertragsschließenden Gewerkschaft. Während Tarifverträge früher in erster Linie Ein Arbeitgeber, der Mitglied im unterzeich- den „Tarif“, also die Bezahlung der Be- nenden Arbeitgeberverband ist, muss den schäftigten, regelten, sind sie heute um Tarifvertrag für die ver.di-Mitglieder anwen- einiges umfangreicher. Beispielsweise bei den. Nur wer Mitglied der unterzeichnen- den allgemeinen Arbeitsbedingungen, zu den Gewerkschaft ist, hat unmittelbaren denen u. a. die regelmäßige wöchentliche Anspruch auf die Leistungen aus dem Tarif- Arbeitszeit, der Anspruch auf Erholungs vertrag. Wer sich darauf ausruhen will, dass urlaub und Arbeitsbefreiung oder Regelun- sein Arbeitgeber einen geltenden Tarifver- gen zur Beendigung des Arbeitsverhältnis- trag bei allen Beschäftigten anwendet, dem ses zählen. Diese „Rahmenbedingungen“ sei gesagt: Dieses „Entgegenkommen“ ist werden in einem Rahmen- oder Mantelta- freiwillig! rifvertrag festgehalten. Die Bezahlung, also Und wichtig ist: Je mehr Beschäftigte Mit- das Tabellenentgelt und weitere Entgelt glied der Gewerkschaft sind, umso bessere bestandteile (wie Zulagen oder die Jahres- Regelungen können durchgesetzt werden. sonderzahlung) sind oft in einem Entgelt Wenn niemand in der Gewerkschaft wäre,
11 könnten die Arbeitgeber wieder einseitig Doch keine Sorge: Auch wenn die Entgelt die Arbeits- und Bezahlungsbedingungen regelungen gekündigt sind – Geld gibt’s bestimmen. Denn Dein Interesse ist nicht trotzdem weiterhin. Die „Nachwirkung“ das Interesse Deines Arbeitgebers, auch sorgt dafür, dass die gekündigten Regelun- wenn es ein öffentlicher Arbeitgeber ist. gen solange weitergelten, bis ein neuer Deshalb: Nicht nur mitnehmen – Tarifabschluss erzielt wird. Das gilt aller- sondern auch mitmachen! dings nur für Gewerkschaftsmitglieder, die bereits vor dem Zeitpunkt des Wirksamwer- dens der Kündigung (also am 28. Februar Am Anfang des Neuen steht 2018) bei demselben Arbeitgeber beschäf- das Ende des Alten: tigt waren. Ende der Laufzeit und Kündigung des Tarifvertrages. Alles andere als ein W unschkonzert: Die Forderungsdiskussion. Tarifverträge haben grundsätzlich eine bestimmte Laufzeit, die festlegt, wann der Jetzt sind die ver.di-Mitglieder gefragt: Was Tarifvertrag oder eine einzelne Regelung und in welcher Höhe soll gefordert wer- frühestens gekündigt werden kann. Das den? Deshalb ist es wichtig, dass die in schafft Planungssicherheit auf beiden ver.di organisierten Kolleginnen und Kolle- Seiten. Die ver.di-Bundestarifkommission gen auf Versammlungen in den Betrieben öD hat unter Einhaltung der Fristen die und Dienststellen darüber diskutieren, Entgelttabellen (insbesondere die allgemei- welche Forderungen sie an die Arbeitgeber ne Entgelttabelle sowie die Entgelttabellen richten wollen. Zwei Dinge sind dabei zu für den Sozial- und Erziehungsdienst und beachten: Zum einen muss die Forderung für den Pflegedienst) sowie die Entgelte für grundsätzlich „arbeitskampffähig“ sein, die Auszubildenden und Praktikantinnen d. h. es darf hierzu nicht bereits eine Rege- und Praktikanten zum 28. Februar 2018 lung bestehen bzw. muss diese gekündigt gekündigt. Damit haben wir den Start- sein – denn das ist Voraussetzung, dass schuss für die Tarif- und Besoldungsrunde wir unsere Forderungen nötigenfalls auch 2018 gegeben. Nach dem Ende der Lauf- durch Streik durchsetzen können. Und, zeit am 28. Februar 2018 sind wir für noch viel wichtiger: Wer etwas fordert, die Entgeltforderungen auch arbeitskampf- muss sich auch immer die Frage stellen, fähig. welche Bereitschaft es in den eigenen Reihen gibt, diese Forderung auch mit Nachdruck und im äußersten Fall mit Streik durchzusetzen!
12 Allerdings: Nicht jede Forderung, die vor Manege frei! Ort aufgestellt wird, schafft es in die Tarif- Die Tarifverhandlungen beginnen. runde. Die letzte Entscheidung liegt bei der Bundestarifkommission. Sie diskutiert die Für die Verhandlungen werden in der Regel Forderungsempfehlungen, fasst die Dis drei bis vier Termine angesetzt. Beim Ver- kussion zusammen und beschließt eine handlungsauftakt, also dem ersten Termin, gemeinsame Forderung, die bundesweit an dem Gewerkschaften und Arbeitgeber gilt. Für diese Forderung gilt es, gemeinsam zusammenkommen, gab es in der Vergan- aktiv zu werden und zu kämpfen! genheit wenig Bewegung. Und dennoch ist der Auftakt von Bedeutung. Denn bereits Und jetzt? zu diesem Zeitpunkt sind wir gefordert zu Die Zeit bis zum Beginn der zeigen, dass wir gemeinschaftlich und entschlossen hinter unseren Forderungen Tarifverhandlungen. stehen! Es ist ein guter Ersteindruck gegen- über den Arbeitgebern und wichtig für die Bevor die Verhandlungen beginnen, ist weiteren Verhandlungen, wenn wir schon ausreichend Zeit, um in den Betrieben und im Vorfeld in den Betrieben und Dienst Dienststellen sowie in der Öffentlichkeit stellen aktiv waren und uns am Tag des auf unsere Forderungen aufmerksam zu Verhandlungsauftakts am Verhandlungsort machen. Das heißt, im Rahmen von ge- blicken lassen! meinschaftlichen Aktionen weitere Mit streiterinnen und Mitstreiter im Betrieb, Denn eins ist klar: Allein am Verhandlungs- aber auch Unterstützerinnen und Unter tisch werden wir unsere Forderungen nicht stützer in der Öffentlichkeit zu gewinnen. durchsetzen können. Für unseren Erfolg Jetzt ist Kreativität gefragt! So lassen sich braucht es die Unterstützung jeder einzel- Mittagspausen nutzen, um Kolleginnen nen Kollegin und jedes einzelnen Kollegen! und Kollegen in einer Pausen-Aktion, Zwischen den Verhandlungsterminen ist es z. B. in der Kantine, zu informieren und bereits möglich und auch gängige Praxis, zu interessieren, damit wir auch auf ihre dass ver.di – in Abhängigkeit vom Verlauf Unterstützung und Beteiligung zählen der bisherigen Verhandlungen – zu ersten können. Dazu gehört auch, sie aus guter Warnstreiks aufruft. Der Streik ist das Überzeugung für eine Mitgliedschaft in wichtigste Mittel der Beschäftigten, ihren ver.di zu gewinnen! Forderungen auch Nachdruck zu verleihen, Entschlossenheit zu demonstrieren und „Schwung“ in die weiteren Verhandlungen zu bringen.
13 Ein Ergebnis – oder kein Ergebnis? schlag. Die Schlichtungsempfehlung hat keine bindende Wirkung. Anders als wäh- Sind die anberaumten Verhandlungen rend der Verhandlungen herrscht während beendet, gibt es zwei Möglichkeiten: der Schlichtung Friedenspflicht: Arbeits- kampfmaßnahmen sind auf beiden Seiten A eine Einigung und K untersagt. somit auch kein Ergebnis. Die Tarifvertragsparteien sind verpflichtet, Und nun? innerhalb von drei Tagen die Verhandlun- gen auf Grundlage der Schlichtungsemp- fehlung wiederaufzunehmen. Eine Möglichkeit ist es, einen weiteren Verhandlungstermin zu vereinbaren. Doch Verhandlungen oder Schlichtung häufig sind zu diesem Zeitpunkt alle Ar gescheitert: Streik! gumente ausgetauscht. Dann müssen die Arbeitgeber mit anderen Mitteln überzeugt Wenn keine Einigung erzielt werden konn- werden und alle Zeichen stehen auf Streik. te, ist der Arbeitskampf das letzte Mittel, Denn Tariffragen sind Machtfragen! um unsere Forderungen durchzusetzen. Ob ein Streik ausgerufen werden soll, ent- Ein weiterer Versuch der Einigung: scheiden die ver.di-Mitglieder in einer Urab- Die Schlichtung stimmung. Hierbei müssen sich mehr als Bevor die Gewerkschaft versucht, ihre Ziele 75 Prozent der unter den umkämpften mit einem unbefristeten Arbeitskampf zu Tarifvertrag fallenden ver.di-Mitglieder für erreichen, kann in den Tarifrunden mit einen Streik aussprechen. Bund und VKA von beiden Seiten die Wir sind jetzt also im Ausstand! Wir, die Schlichtung angerufen werden. Wenn von Beschäftigten im öffentlichen Dienst, sind einer Seite die Schlichtung angerufen wird, im Streik! muss sich die andere Seite auf das Ver fahren einlassen. Von beiden Seiten wird Ein kleiner Exkurs zum Arbeitskampf eine Schlichterin bzw. ein Schlichter be- Die Rechtsprechung zu Arbeitskämpfen nannt, die abwechselnd stimmberechtigt passt nicht in diese Broschüre. Die gesetz sind. Die Schlichterinnen bzw. Schlichter liche Grundlage hingegen kommt mit drei versuchen, mit den Schlichtungskommis Zeilen aus: sionen der Arbeitgeber und der Gewerk- schaften zu einer gemeinsamen Schlich- „Das Recht, zur Wahrung und Förderung tungsempfehlung zu kommen. Gibt es der Arbeits- und Wirtschaftsbedingungen kein Einvernehmen, gibt die Stimme der Vereinigungen zu bilden, ist für jedermann stimmberechtigten Schlichterin bzw. des und für alle Berufe gewährleistet.“ (Artikel stimmberechtigten Schlichters den Aus- 9 Abs. 3 Grundgesetz)
14 Beschäftigte dürfen sich also zur Verbesse- rung ihrer Arbeitsbedingungen einer Vereinigung (Gewerkschaft) anschließen B Einigung auf ein Verhandlungsergebnis. (Koalitionsfreiheit). Auf Grundlage dieses Artikels des Grundgesetzes hat das Bundes- Konnte eine Einigung am Verhandlungs- arbeitsgericht höchstrichterlich entschieden, tisch erzielt werden, so entscheidet die dass Streik ein legitimes und auch das Bundestarifkommission über die Annahme einzige Mittel ist, mit dem die Beschäftigten des Verhandlungsergebnisses. Dies jedoch ihre Interessen durchzusetzen können. Alles nicht, ohne vorher die Meinung der Mit andere wäre nichts weiter als „kollektives glieder eingeholt zu haben. Im Rahmen Betteln“. einer Mitgliederbefragung wird das Ergeb- Das jedoch nur am Rande, denn mehr nis vorgestellt und mit den Kolleginnen braucht man nicht zu wissen. Um das und Kollegen diskutiert. Die ver.di-Mitglie- Rechtliche kümmert sich ver.di. Sobald die der entscheiden dann, ob das Tarifergebnis Gewerkschaft zum Streik aufruft, sind die angenommen werden soll, oder ob sie zur Beschäftigten berechtigt, die Arbeit nieder- Erreichung eines besseren Ergebnisses zum zulegen. Da während eines Streiks kein unbefristeten Streik bereit sind. Anspruch auf Entgeltzahlung besteht, zahlt Erst danach entscheidet die Tarifkommissi- die Gewerkschaft ver.di ihren Mitgliedern on über die endgültige Annahme des aus der solidarisch finanzierten Streikkasse Verhandlungsergebnisses. eine Streikunterstützung. Die Verhandlungen können jederzeit Der Tarifkonflikt ist somit beendet. fortgesetzt werden. Der Streik wird dann Unsere Aufgabe ist es dann, den für die Dauer der Verhandlungen ausge- Tariferfolg in den Betrieben und Ver- setzt. Kommt bei den weiteren Tarifver- waltungen auch entsprechend umzu- handlungen ein Verhandlungsergebnis setzen! Hier sind die Personal- und zustande, müssen die Mitglieder erneut Betriebsräte – mit Unterstützung ihrer ihr Votum abgeben. Bei dieser zweiten Gewerkschaft – in der Verantwortung, Urabstimmung müssen sich mindestens die Einhaltung der Tarifregelungen 25 Prozent der Mitglieder für die Annahme im Blick zu behalten und nötigenfalls des Verhandlungsergebnisses aussprechen. einzufordern. Ist dies der Fall, wird auch der Streik beendet, da im Umkehrschluss die für die Fortsetzung des Streiks erforderlichen 75 Prozent nicht mehr vorhanden sind.
15 4 Was regelt der Tarif vertrag? Und was steht eigentlich im Gesetz? Tarifverträge kommen in der Rangfolge Klausel z. B. im Arbeitsvertrag eines Gewerk- der unterschiedlichen Rechtsnormen in schaftsmitglieds, die das Niveau der Tarifrege- Deutschland nach den Gesetzen und vor lung unterläuft, hat ebenso keinen Bestand. der Betriebs- oder Dienstvereinbarung und Da die Gesetzgebung also Mindeststandards dem Einzelarbeitsvertrag. für die Arbeitsbedingungen bestimmt, kön- Daraus ergibt sich folgende Logik: Das Gesetz nen durch Tarifvertrag bessere Regelungen steht über dem Tarifvertrag. Ein Tarifvertrag vereinbart werden – vorausgesetzt natürlich, kann folglich nicht gegen eine Regelung im die Gewerkschaft ist aufgrund eines hohen Gesetz verstoßen. Eine Regelung im Tarifver- Organisationsgrades entsprechend durch trag, die schlechter ist als die gesetzliche, ist setzungsfähig. Das ist das überzeugendste nichtig. Besser geht jedoch immer, d. h. das Argument gegenüber dem Arbeitgeber! „Günstigkeitsprinzip“ erlaubt es, im Tarifver- Nachfolgend eine Auswahl an gesetzlichen trag eine Regelung zu treffen, die über dem Regelungen in Gegenüberstellung zur Ver- Niveau des Gesetzes liegt. Gleichzeitig ist der einbarung im TVöD. Tarifvertrag „nach unten“ bindend. Eine Gegenstand Gesetz TVöD Regelmäßige Arbeitszeitgesetz 39 Stunden je Woche bei Bund und wöchentliche max. 48 Stunden je Woche Kommunen (West) und 40 Stunden Arbeitszeit bei Kommunen (Ost) Erholungsurlaub Bundesurlaubsgesetz 30 Arbeitstage je Jahr 24 Tage Werktage (bei 6-Tage-Woche) ent- (bei 5-Tage-Woche) sprechend 20 Arbeitstage bei 5-Tage-Woche Ausbildungs- Berufsbildungsgesetz (BBiG) Auszubildende nach dem BBiG vergütung „angemessene Vergütung“, von 918,26 Euro (1. Ausb.jahr) jährlich steigend bis 1014,02 Euro (3. Ausb.jahr) Jahressonder- Keine Regelung z. B. 82,05 % vom Monats-Brutto zahlung in den Entgeltgruppen 1– 8 (VKA – Tarifgebiet West)
16 5 Tariffolklore oder: Warum denn schon wieder? Ziele gewerkschaftlicher Lohnpolitik Gewerkschaftliche Lohnpolitik ist keine Aber warum denn „alle Jahre wieder“ Tariffolklore, sondern hat gleich mehrere Tarifverhandlungen? gute Gründe! Die Regelmäßigkeit, in der die Beschäftig- Grundsätzlich schützt ein Tarifvertrag die ten des öffentlichen Dienstes wie auch einzelnen Beschäftigten vor der Willkür des aus anderen Branchen in Tarifverhandlun- Arbeitgebers und entfaltet damit auch für gen eine Entgelterhöhung fordern, erklärt die Gesellschaft insgesamt eine positive Wir- sich so: kung. Abgesehen von dieser grundsätzlichen Jedes Jahr verändern sich wirtschaftliche Schutzfunktion gebieten Tarifverträge auch Kennzahlen. Daher muss sich auch im dem Wettbewerb um den billigsten Lohn Portemonnaie was tun. Die Wirtschaft und damit um die billigsten Arbeitskräfte wächst, gleichzeitig werden Waren und Einhalt. Wenn Tarifverträge für eine ganze Dienstleistungen teurer, dadurch verliert Branche für allgemeinverbindlich e rklärt unser Geld an Wert (Inflation). So kann es werden und somit für alle Unternehmen dazu kommen, dass Beschäftigte ohne jähr- dieser Branche gelten, können die Unter liche Lohnerhöhung im nächsten Jahr mit nehmen nicht mehr über immer niedrigere der gleichen Menge Geld weniger kaufen Löhne konkurrieren, die sie ihren B eschäf- können. Es geht also nicht immer darum, tigten zahlen. Stattdessen müssen sie sich „mehr Geld“ zu bekommen – sondern über die Qualität der Produkte und Dienst- auch darum, zu vermeiden, dass sich weni- leistungen und guten Service behaupten. ger Geldwert im Portemonnaie befindet! Und noch was: Tarifverträge sind manchmal auch Vorreiter für die Gesetzgebung. Vieles, Wenn die Wirtschaft von Jahr zu Jahr was wir heute als selbstverständlich aus wächst, gibt es außerdem immer mehr zu Gesetzen kennen, wurde erstmals in einem verteilen. Dabei dürfen die Arbeitnehmerin- Tarifvertrag geregelt. Bezahlter Urlaub? – nen und Arbeitnehmer nicht zu kurz Bis 1945 nur in Tarifverträgen geregelt. kommen: Schließlich sind sie es, die den Gesetzlicher Kündigungsschutz? – Geht auf Wohlstand in unserem Land erwirtschaften. eine Vereinbarung zwischen den Gewerk- schaften und den Arbeitgeberverbänden von Teilhabe am Wachstum 1950 zurück. Sechs Wochen Lohnfortzah- Der öffentliche Dienst trägt maßgeblich zu lung im Krankheitsfall? – Eine Tarifregelung, Wachstum und Wohlstand in Deutschland die sogar erst 1969 für alle Gesetz wurde. bei. Er schafft die Bedingungen für eine
17 Aufschwung setzt sich fort Bruttoinlandsprodukt in Deutschland 4,1 % 3,7 % 1,9 % 1,9 % 2,2 % 2,2 % 1,7 % 1,6 % 1,1 % 0,5 % 0,5 % Prognose -5,6 % 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 Quelle: Stat. Bundesamt, 2018/19: DIW funktionierende Wirtschaft und ermöglicht Ausgleich von Preissteigerung somit auch Umsatz und Profit in der Privat- Ein Ziel gewerkschaftlicher Lohnpolitik ist wirtschaft. der Ausgleich von gestiegenen Verbrau- Das reale Bruttoinlandsprodukt (BIP) cherpreisen – der Inflationsausgleich. Im wuchs 2016 um 1,9 Prozent und 2017 Jahr 2016 wirkten sich Entgelterhöhungen um 2,2 Prozent. Die Forschungsinstitute besonders positiv aus, da die Inflationsrate erwarten eine Fortsetzung dieses Trends. mit 0,5 Prozent vergleichsweise gering war. Die in den verschiedenen Konjunkturprog- Für die Jahre 2017 bis 2019 prognostizieren nosen für 2018 genannten Wachstums die Wirtschaftsinstitute jedoch eine Steige- raten haben eine Spannweite von 2,2 bis rung der Verbraucherpreise zwischen 2,4 Prozent. 1,5 und 1,8 Prozent. Damit sich eine Entgelterhöhung für Be- schäftigte auch spürbar auswirkt, müssen prozentuale Erhöhungen vereinbart wer- den, die deutlich oberhalb der prognosti- zierten Inflationsrate liegen.
18 Der verteilungsneutrale Spielraum Wachstum der Arbeitsproduktivität. Die Pro- Bei den Tarifforderungen von ver.di und duktivität steigt, wenn die Beschäftigten in anderen Gewerkschaften spielt der so der gleichen Zeit mehr Waren oder Dienst- genannte „verteilungsneutrale Spielraum“ leistungen schaffen oder für eine gleiche eine zentrale Rolle. Er beziffert jenen Wert, Menge an Waren oder Dienstleistungen um den die Löhne und Gehälter binnen weniger Zeit benötigen. Für den verteilungs- eines Jahres steigen müssen, damit die neutralen Spielraum wird die Veränderung Verteilung des Volkseinkommens zwischen der Arbeitsproduktivität im gesamtwirt- Arbeit und Kapital (und damit die Lohn schaftlichen Durchschnitt b erücksichtigt. quote) exakt gleich bleibt. Der Anteil der Für das Jahr 2018 erwarten die Wirtschafts- Beschäftigten am gesamtwirtschaftlichen forschungsinstitute eine Inflationsrate von Kuchen bleibt dann unabhängig von der 1,5 bis 1,7 Prozent und einen Anstieg der Größe des Kuchens gleich – die erzielten Arbeitsproduktivität von 1,0 bis 1,2 Pro- Entgelterhöhungen sind somit verteilungs- zent. Der verteilungsneutrale Spielraum neutral. Berechnet wird der verteilungs liegt also zwischen 2,5 und 2,9 Prozent. neutrale Spielraum als Summe aus der jährli- chen Preissteigerung sowie dem jährlichen Neutraler Verteilungsspielraum und Lohnentwicklung 5,0 % 4,2% 4,0 % 3,9% 3,6% 3,5% 3,0 % 3,1% 3,1% 2,9% 2,8% 2,8% 2,7% 2,7% 2,7% 2,6% 2,6% 2,4% 2,4% 2,3% 2,0 % 2,2% 2,0% 1,8% 1,8% 1,7% 1,6% 1,5% 1,0 % 1,0% 0,0 % -2,3% -1,0 % Verteilungsspielraum -2,0 % Tariflohnentwicklung -3,0 % 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 Quelle: Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen, WSI-Tarifarchiv
19 Umverteilung Inflationsrate 1,5 – 1,7 % Das Herstellen von Gerechtigkeit ist ein + Produktivität 1,0 – 1,2 % Grundwert gewerkschaftlichen Handelns. = Verteilungsneutraler 2,5 – 2,9 % Gerechtigkeit auch mit Blick auf die Spielraum Verteilung von Gewinnen und Vermögen. Auch wenn die Entgelte von Arbeitneh- 2012 bis 2016 sind den Gewerkschaften merinnen und Arbeitnehmern in den letz- Tarifabschlüsse gelungen, die im jährlichen ten Jahren wieder stärker gestiegen sind, Durchschnitt zu Lohnsteigerungen oberhalb so klafft gesamtwirtschaftlich bei der Ent- des verteilungsneutralen Spielraums führ- wicklung von Löhnen auf der einen Seite ten. So stiegen die Tariflöhne und -gehälter sowie Unternehmens- und Vermögensein- etwa 2016 um 2,4 Prozent, während der kommen auf der anderen Seite weiterhin verteilungsneutrale Spielraum nur 1,8 Pro- eine Lücke – und zwar zum Nachteil der zent betrug. 2017 allerdings lagen die Tarif- Beschäftigten. Während die Unternehmens- abschlüsse mit durchschnittlich 2,4 Prozent und Vermögenseinkommen seit dem Jahr wieder unterhalb des verteilungsneutralen 2000 um 37 Prozent gestiegen sind, ver- Spielraums von 2,8 Prozent. zeichneten die Entgelte der Arbeitneh- Schere zwischen Lohn und Profit immer noch weit offen Preisbereinigte Entwicklung 2000 bis 2017 145 % 140 % 135 % Unternehmens- und 130 % Vermögenseinkommen 125 % 120 % 115 % 110 % 105 % 100 % Arbeitnehmerentgelt 95 % je Stunde 90 % 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 Quelle: wipo.verdi.de, Statistisches Bundesamt, eigene Berechnungen, 2000 = 100% gesetzt
20 merinnen und Arbeitnehmer lediglich ein während die Bedeutung des Außenhandels Plus von zehn Prozent. für das Wachstum abgenommen hat und Um an dieser Verteilungsungerechtigkeit et- voraussichtlich noch weiter abnehmen wird. was zu ändern, müssen Entgelterhöhungen So nahmen zum einen die Staatsausgaben her, die oberhalb der Summe aus Inflations- kräftig zu. Zum anderen wuchs aber ins rate und Produktivitätssteigerung liegen – besondere auch der private Verbrauch oberhalb des sogenannten verteilungsneu dank guter Lohnabschlüsse und niedriger tralen Spielraums. Inflationsrate. Weiterhin deutliche Lohnsteigerungen sind Stärkung der Binnenkonjunktur vor diesem Hintergrund wünschenswert, Gute Tarifabschlüsse stärken die Kaufkraft um die Binnennachfrage als Treiberin dieser und somit auch die Wirtschaft im Land. guten Entwicklung weiterhin zu stützen. Durch höhere Löhne und Gehälter die Kauf- Die Wirtschaft wächst, wenn die Nachfrage kraft in Deutschland zu stärken, ist daher nach Waren oder Dienstleistungen wächst. nicht nur gerecht, sondern auch wirtschafts In den letzten Jahren war die inländische politisch vernünftig. Nachfrage wesentlicher Wachstumstreiber,
21 6 Die Situation der öffentlichen Haushalte Tarifverhandlungen mit öffentlichen Arbeit- schäftigte im öD das gleiche Recht auf gute gebern stehen nicht wie Verhandlungen mit Bezahlung haben, wie alle anderen auch. privaten Firmen dem Interesse an möglichst Aktuell zieht das Argument sowieso nicht, hohen Gewinnen gegenüber. Löhne und weil die Steuereinnahmen sprudeln und Gehälter der Beschäftigten im öD müssen die Haushaltsüberschüsse so hoch sind wie aber, wie alle Leistungen der öffentlichen noch nie. Daseinsvorsorge, aus den öffentlichen Kas- Schon seit 2015 nehmen Bund, Länder und sen finanziert werden. Regelmäßig versu- Kommunen insgesamt mehr ein, als sie chen sich die Arbeitgeber mit dem Argu- ausgeben. Das Jahr 2017 schließen die ment „Die öffentlichen Kassen sind leer!“ öffentlichen Haushalte mit einem Rekord aus der Verantwortung zu stehlen. Dieses überschuss von 38,4 Milliarden Euro ab. Argument ist grundsätzlich unfair, weil Be- Steuerentwicklung Deutschland tatsächliche und geschätzte Steuereinnahmen in Milliarden Euro 890 858 827 795 764 735 706 tatsächliche aktuelle Steuerschätzung 673 Steuereinnahmen November 2017 644 620 600 561 Mrd. € 573 538 531 524 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021 2022 Quelle: Arbeitskreis Steuerschätzungen
22 Der Überschuss soll weiter kräftig steigen. senkungen. Würde zum Beispiel der Soli – Das Deutsche Institut für Wirtschaftsfor- der Solidaritätszuschlag – ersatzlos weg schung prognostiziert Überschüsse von 46 fallen, wäre damit auch der größte Teil der bzw. 54 Milliarden Euro 2018 und 2019. momentanen Haushaltsüberschüsse futsch. Die Steuerschätzung vom November 2017 Und profitieren würden von diesem Steuer- hat ergeben, dass die Steuereinnahmen geschenk vor allem diejenigen, die hohe gegenüber der Schätzung vom Mai 2017 Einkommen erzielen. Wenn die öffentlichen nochmals stärker steigen. Jahr für Jahr Arbeitgeber anschließend lamentieren, dass nimmt der Bund demnach 4,5 Prozent sie sich mehr Ausgaben für ihre Beschäftig- mehr an Steuern ein und die Steuerein ten nicht mehr leisten können, ist dies kein nahmen der Kommunen sollen sogar um Sachzwang. „Leere Kassen“ sind die Folge 4,85 Prozent jährlich steigen. einer Politik, die darauf verzichtet, not Eine Gefahr für die öffentlichen Haushalte wendige Einnahmen für gute öffentliche geht momentan lediglich von einer künf Leistungen, von denen alle etwas haben, tigen Bundesregierung aus. Teile der CDU zu e rzielen. und vor allem die FDP versprechen Steuer-
23 7 Tarifpolitische Themenfelder Die Forderung der Erwartungen an die Arbeitgeber Bundestarifkommission richten sich ferner auf: Die ver.di-Bundestarifkommission für den 1. Manteltarifliche Änderungen für Be- öffentlichen Dienst hat die Forderungen für schäftigte: die Tarif- und Besoldungsrunde 2018 in ihrer – Zusatzurlaub für Wechselschicht- und Sitzung am 8. Februar 2018 beschlossen. Schichtarbeit um 50 Prozent a nheben, wertgleiche Regelung im TV-V und TV-N Die Forderung im Einzelnen: –A ngleichung der Jahressonderzahlung 1. Erhöhung der Tabellenentgelte um (VKA) Ost an das Niveau West 6,0 Prozent, mindestens um 200 Euro – E inrechnung der Pausen in die monatlich Arbeitszeit bei Wechselschicht in 2. Erhöhung der Entgelte für Auszubilden- Krankenhäusern sowie Pflege- und de und Praktikantinnen/Praktikanten Betreuungseinrichtungen um 100 Euro monatlich –A nhebung des Samstagszuschlags in 3. Laufzeit 12 Monate Krankenhäusern auf 20 Prozent 4. Die Ausbildungsbedingungen der bisher –V erlängerung der Regelungen zur nicht tariflich geregelten Ausbildungs- Altersteilzeit und Praktikumsverhältnisse sollen in – E rweiterung der Regelungen bei Anlehnung an TVAöD bzw. TVPöD Leistungsminderung tarifiert werden 2. Manteltarifliche Änderungen für Aus 5. Wiederinkraftsetzung der Regelungen zubildende und Praktikantinnen/Prakti- zur Übernahme der Auszubildenden kanten: nach erfolgreich abgeschlossener Aus- –3 0 Tage Urlaub für A uszubildende bildung –Ü bernahme der Kosten beim Besuch 6. Anhebung des Nachtarbeitszuschlags in auswärtiger Berufsschulen Krankenhäusern auf 20 Prozent – Ausdehnung des Lernmittelzuschusses auf den Pflegebereich 3. Verhandlungen über ein kostenloses Nahverkehrsticket
24 Der Bund wird aufgefordert, das Verhand- wöchentlich kürzere Arbeitszeit erfolgen lungsergebnis zeit- und w irkungsgleich auf und dadurch für die Beschäftigten einen die Beamtinnen und Beamte, Richterinnen Spielraum zur Anpassung der Arbeitszeit an und Richter, Soldatinnen und Soldaten die eigenen Bedürfnisse schaffen. sowie Versorgungsempfängerinnen und Der Kampf um eine kürzere Arbeitszeit er- -empfänger zu übertragen. fordert eine durchdachte und schlüssige Argumentationsstrategie, ein positives ge- Weitere tarifpolitische Themen sellschaftliches Klima für dieses Ziel und vor In ihren Sitzungen hat die Bundestarif allem eine Erzwingungsstreikfähigkeit, die kommission auch über weitere tarifpoliti- zum derzeitigen Zeitpunkt im öffentlichen sche Themen diskutiert. Dienst nicht in ausreichendem Maße gege- ben ist. Für die Forderung nach Arbeitszeit- Arbeitszeitverkürzung verkürzung muss das gesellschaftliche Um- Nach dem Der DGB-Index „Gute Arbeit für feld von ver.di in Form einer Kampagne die öffentliche Verwaltung 2015“ haben bearbeitet werden und intern müssen die 40 Prozent der Befragten den Eindruck, Mobilisierung und die Durchsetzungsfähig- mehr Arbeit in der gleichen Zeit schaffen zu keit stark verbessert werden. müssen, als ein Jahr zuvor. Insgesamt fühlen Die BTK öD hat sich entschieden, in der sich 52,8 Prozent der Beschäftigten in der Tarifrunde 2018 das Thema Arbeitszeitver- öffentlichen Verwaltung sehr häufig oder oft kürzung durch freie Tage noch nicht anzu- in der Arbeit gehetzt. Viele Beschäftigte ent- gehen. Es ist jetzt zu diskutieren, wie ver.di scheiden sich individuell für Arbeitszeitver- die Diskussion zur Verkürzung der Arbeits- kürzung und arbeiten in Teilzeit. zeit in den Fachbereichen des öffentlichen Die gestiegene Produktivität, die durch die Dienstes frühzeitig angeht. Dabei müssen anstehende Digitalisierung noch weiter wir gemeinsam klären, ob und wie wir eine steigen wird, gibt genügend Spielraum für kürzere Arbeitszeit in der nächsten Tarif eine Arbeitszeitverkürzung im öffentlichen runde anstreben. Die BTK öD muss zeitnah Dienst. Die unterschiedliche Entwicklung in entscheiden, ob eine Arbeitszeitkampagne den verschiedenen Bereichen des öffent gestartet werden soll und ob dies das lichen Dienstes könnte eine gemeinsame Schwerpunktthema für die nächste Tarif- Forderung nach Verkürzung der regelmäßi- runde nach 2018 ist. gen wöchentlichen Arbeitszeit erschweren. Dennoch ist die Verkürzung der Arbeitszeit Mitgliedervorteilsregelungen der gemeinsame Nenner für alle Beschäftig- Viele ver.di-Mitglieder fordern regelmäßig ten im öffentlichen Dienst. Die Umsetzung die Einführung einer tariflichen Mitglieder- einer kürzeren Arbeitszeit kann in den ein- vorteilsregelung. Damit soll eine Leistung zelnen Bereichen in Form von freien Tagen, im Tarifvertrag aufgenommen werden, die in veränderten Schichtmodellen oder als – entgegen der gängigen Praxis – aus-
25 schließlich die Gewerkschaftsmitglieder Weitere Ost-West-Angleichung erhalten. Argumentiert wird, dass es die Im kommunalen Tarifrecht bestehen noch Gewerkschaftsmitglieder sind, die den Tarif- zwei wesentliche Unterschiede zwischen vertrag erst möglich gemacht haben, von den Tarifgebieten West und Ost: Im TVöD dem alle profitieren. und im TV-V beträgt die regelmäßige wö- Alle drei Arbeitgeberbereiche des öffent chentliche Arbeitszeit 39 Stunden im Tarif- lichen Dienstes – Bund, TdL und VKA – leh- gebiet West und 40 Stunden im Tarifgebiet nen Mitgliedervorteilsregelungen („tarif Ost. Und im TVöD beträgt der Bemessungs- vertragliche Differenzierungsklauseln“) satz für die Jahressonderzahlung 75 Prozent entschieden ab. Solche Klauseln müssten des Bemessungssatzes im Tarifgebiet West. daher letztlich mit dem Mittel des Arbeits- Die BTK ist der Auffassung, dass die Frage kampfes durchgesetzt werden. Bliebe diese der regelmäßigen wöchentlichen Arbeitszeit Frage als einzige strittige Frage in einer nicht getrennt von der grundsätzlichen Tarifauseinandersetzung „übrig“, müsste Debatte um eine Arbeitszeitverkürzung ge- der Streik nur um die Durchsetzung der Dif- führt werden kann. Nur so kann vermieden ferenzierungsklausel geführt werden. Dafür werden, dass die Arbeitszeitfrage auf eine wäre ein hoher Organisationsgrad von 80 Ost-West-Problematik reduziert wird und oder 90 Prozent nötig, zumal es – anders die Beschäftigten im Tarifgebiet Ost alleine als bei den übrigen Tarifforderungen – kei- eine Forderung durchsetzen müssten, die ne Unterstützung für diese Forderung durch ein zusätzliches materielles Volumen von Nichtmitglieder geben würde. Außerhalb 2,5 Prozent zur Entgelterhöhung hat. von Notlagentarifverträgen sind Mitglieder- vorteilsregelungen bisher nur in Betrieben Die Bundestarifkommission schlägt deshalb mit extrem hohem Organisationsgrad vor, in der Tarifrunde 2018 in Anlehnung an durchgesetzt worden. Nicht der Organisati- die Tarifeinigung mit dem Bund von 2016 onsgrad wird durch Mitgliedervorteilsrege- für die Kommunen eine Angleichung des lungen erhöht, sondern Mitgliedervorteils- Bemessungssatzes für die Jahressonderzah- regelungen können nur bei einem hohen lung im TVöD an den im Tarifgebiet West Organisationsgrad durchgesetzt werden. zu fordern. Forderungen nach Vereinbarung von Diffe- renzierungsklauseln würden unsere Durch- Regionale Differenzierung setzungsfähigkeit in den Tarifrunden für Für und gegen regionale Differenzierungen den öffentlichen Dienst nicht verbessern, im bundesweiten Tarifvertrag lassen sich sondern deutlich erschweren. Unsere ge- jeweils viele gute Gründe ins Feld führen. meinsame Aufgabe bleibt es daher weiter- Für solche Regelungen spricht: hin, die Nichtmitglieder inhaltlich von der h ohe Mietkosten erfordern in Ballungs- Notwendigkeit der gewerkschaftlichen räumen ein höheres Entgelt, Organisation zu überzeugen.
26 e ine tarifliche Gestaltung würde an die f ür „bezahlbare“ Mieten zu sorgen ist Stelle eines Wildwuchses von einseitigen Aufgabe der staatlichen Wohnungs- Arbeitgeberregelungen treten, bauförderung, nicht der Tarifpolitik in den Tarifrunden könnte eine bessere n iedrigeren Mietkosten stehen außerhalb Mobilisierung durch direktere Betroffen- von Ballungsräumen höhere Fahrtkosten heit der Beschäftigten erreicht werden, und Fahrtzeiten gegenüber, r egionale oder örtliche Auseinander D ifferenzierung ließe sich nicht auf setzungen können zu einem höheren Abweichungen nach oben begrenzen – Organisationsgrad führen, die Arbeitgeber würden sofort auch Ab- d er Druck, unter dem die Arbeitgeber weichungen nach unten f ordern, zur Gewinnung von Arbeitskräften Ö ffnungsklauseln können zur Erosion stehen, sollte ausgenutzt werden, eben- des Flächentarifvertrages führen, so die Solidarität mit den Beschäftigten r egionale Differenzierungen verletzen in Bereichen mit hohem Miet- bzw. den gewerkschaftlichen Grundsatz der Preisniveau. Solidarität, wonach die Stärkeren die Schwächeren unterstützen. Gegen regionale Differenzierungen spricht: In ihrer Bewertung hat die Bundestarif d as Entgelt wird für die Arbeitsleistung kommission deshalb festgestellt, dass eine gezahlt und nicht als Alimentation, Lösung gefunden werden muss, die den r egionale Differenzierungen widerspre- Interessenlagen sowohl der Befürworter chen dem Grundsatz „Gleiches Geld für als auch der Gegner regionaler Differen gleiche Arbeit“, zierungen gerecht wird und die gegenüber d ie Bestreitung der Lebenshaltungskos- der Arbeitgeberseite durchsetzbar ist. ten muss durch die Beträge der bundes- Hierzu schlägt die BTK vor, ein kostenloses, weit geltenden Entgelttabelle sicherge- landesweites Nahverkehrsticket für alle stellt sein, ggfs. müssen durch soziale Beschäftigten zu fordern, das regional Komponenten die unteren Entgelt auszugestalten ist. Davon würden sowohl gruppen stärker angehoben werden, die Beschäftigten in Ballungsräumen als auch die Beschäftigten in ländlichen Regionen profitieren. Die Verhandlungstermine: 26. Februar 2018 12./13. März 2018 15./16. April 2018 erste zweite dritte Verhandlungsrunde Verhandlungsrunde Verhandlungsrunde
27 Jetzt aktiv werden: 8 Unser Erfolg hängt auch an Dir! Liebe Kollegin, lieber Kollege! Die Tarif- und Besoldungsrunde können wir nur gemeinschaftlich für uns erfolgreich gestalten. Nutze die Möglichkeit, Dich zu en zur formation beteiligen und stehe gemeinsam mit Dei- Aktuelle In srunde au f rif- u n d Besoldung nen Kolleginnen und Kollegen für unseren Ta ert.de i r - s i nd-es-w Tariferfolg ein. Es geht um Deine Arbeits- www.w seite ampagnen und Lebensbedingungen – aber auch um oder der K Jugend die der Anderen. der ver.di e.de ifdelux Die Möglichkeiten, sich zu beteiligen, sind www.tar tWaenriigerfdisteWluahnsxinen. # vielfältig! Schon bei der Forderungsdiskussi- on konnten alle mitmachen. Sei jetzt dabei, wenn es darum geht, weitere Kolleginnen und Kollegen für unser gemeinsames Ziel zu begeistern. Stelle Dich den Diskussionen in Betrieben und Dienststellen – aber auch in der Öffentlichkeit, mit Bürgerinnen und Bürgern. Und sei dabei, wenn es heißt, un- sere Forderungen auch durch einen Arbeits- kampf durchzusetzen!
28 JETZT LIEGT ES AN UNS – UND AN DIR! GEMEINSAM KÖNNEN WIR VIELES, IN JEDEM FALL MEHR.
WIR SIND ES WERT.
Mehr erfahren und mitmachen: wir-sind-es-wert.de
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