Berlin im Wandel - kreativ, innovativ und hoch? - Potenzialanalyse Bürohochhäuser 2015 - TLG Immobilien
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POTENZIALANALYSE bulwiengesa BÜROHOCHHÄUSER BERLIN INHALTSVERZEICHNIS EINLEITUNG 1 1 BERLINER STADTÖKONOMIE UND STADTENTWICKLUNG 2 1.1 Demografische Eckpunkte 2 1.2 Wirtschaftliche Leistungsfähigkeit 3 1.3 Bildungsangebot 6 1.4 Tourismus 6 1.5 Infrastruktur 7 1.6 Aktuelle Berlin-Vision 7 2 BÜROIMMOBILIEN BERLIN 11 2.1 Büroflächenangebot 11 2.2 Büroflächennachfrage 13 2.3 Büroimmobilien-Investmentmarkt 15 2.4 Kapitalwertentwicklung für Büro und Wohnen 16 2.5 Performance-Prognose 16 3 QUALITÄTEN DER TOP-BÜROSTANDORTE 20 3.1 Büroflächenangebot 20 3.2 Büroflächennachfrage 22 3.3 Büroimmobilien-Investmentmarkt 23 3.4 Übergeordnete Faktoren 23 3.5 Marktscoring 23 3.6 Ergebnisse des Scorings 24 4 BÜROHOCHHÄUSER – DATEN, FAKTEN UND TYPOLOGIEN 27 4.1 Hochhaus-Typologien 27 4.2 Der Markt für Bürohochhäuser in Deutschland 28 4.3 Das richtige Timing – Bürohochhäuser positionieren 31 4.4 Landmarks und Branding – nachhaltiger Wiedererkennungswert 33 4.5 Der Markt für Bürohochhäuser in Berlin 37 5 STIMMEN AUS DER PRAXIS – EXPERTENPOSITIONEN ZUM THEMA BERLINER BÜROHOCHHÄUSER 46 6 FAZIT 47 GLOSSAR 48 © bulwiengesa AG 2015 – P1502-1631
POTENZIALANALYSE bulwiengesa BÜROHOCHHÄUSER BERLIN EINLEITUNG Sie wurden von bulwiengesa, dessen Büroteam das Potenzial für Bürohochhäuser in den letzten Monaten wachsen sah, als wichtige Akteure mit Praxiserfahrung ausgewählt, um den Blick „In Berlin entscheidet sich, wie wir künftig leben werden: zu schärfen für alle Details, die auf dieses erste Pauschaler- Junge Gründer fordern die Großen der Welt heraus.“ gebnis folgen. Denn die Immobilienwirtschaft muss sich der Verantwortung und den möglichen Folgen stellen. Bettina Weiguny, Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 21. Juni 2015 Exkurs: Zwei Denkanstöße vorab Berlin hat in den letzten zehn Jahren wirtschaftliche Muskeln a. Kosten und Erträge werden sozialisiert. Der Wert, den ein entwickelt. Unternehmen, Investoren, Politiker, Einwohner und Bürohochhaus langfristig hat, ergibt sich aus dem Verhältnis Besucher sehen darin Potenziale für eine gute Zukunft. von eingesetzten Kosten und den laufenden Erträgen. Alle Beteiligten „gewöhnen“ sich zunehmend an die Sichtweise, Aber es gibt auch limitierende Faktoren: von einer Überregulie- dass Kosten und Erträge nicht mehr nur beim Investor und rung in deutschen Verordnungen bis hin zu Bürgerprotesten Immobilieneigentümer liegen, sondern auch bei der Gesell- und den berechtigten Zweifeln, ob die urbanen Strukturen von schaft. Städten wie London, Paris, Madrid oder Mailand überhaupt zum Vorbild taugen. Die Frage, wie die wirtschaftliche Entwick- So liegen die Kosten etwa für den U-Bahn-Anschluss oder lung der Bundeshauptstadt in den kommenden Dekaden ver- die Ausbildung der akademischen Mitarbeiter (ohne die ein laufen kann, muss innerhalb dieses Spannungsfeldes beant- Bürohochhaus kaum wertvoll wäre) eher beim Staat. Aber wortet werden. auch die Erträge fließen nicht allein als Mietzahlungen an den Investor. Durch sehr hochwertige Arbeitsplätze entste- Bürohochhäuser können städtebauliche Ikonen sein oder Hass- hen globale Wettbewerbsvorteile; zudem kommen die ent- objekte. Die Sponsoren dieser Studie wollten wissen, ob und sprechend höheren Einnahmen von Unternehmen, die ein unter welchen Voraussetzungen mögliche neue Bürohochhäu- Hochhaus nutzen, weil sie es vielleicht schick oder für sich ser sinnvoll sind. Um dies zu beantworten und Klarheit für sich angemessen finden, der öffentlichen Hand und der Stadtge- und das Land Berlin zu schaffen, wurden für die Studie zahlrei- sellschaft zugute. che Vergleiche angestellt und unterschiedliche Kennzahlen in Relation zueinander gesetzt. b. Die wirtschaftliche Basis steht und fällt mit den richtigen Bü- rohochhäusern. Berlin tut sich sozialpolitisch und auch in Die vorliegende Studie ist von acht immobilienwirtschaftlichen seiner Stadtentwicklungspolitik schwer zu sagen: „Wir brau- Akteuren finanziert worden: chen eine wirtschaftliche Basis.“ In der Tat sind Bürohoch- häuser wegen ihrer Nutzungsdichte – zumindest in Phasen – AG City e. V. einer schwachen Konjunktur – stärker mit Risiken behaftet – BImA, Bundesanstalt f. Immobilienaufgaben als kleinere Gebäude. Auch hier ist das Wissen über den – CLUPEA wirtschaftlichen Kontext und die Typologie eines Bürohoch- – CA Immo hauses entscheidend. Deswegen arbeitet die vorliegende – Helaba – Landesbank Hessen-Thüringen Studie viel mit Städte- und Immobilienmarktvergleichen. – SSN Investment – Tishman Speyer Deutschland Formt unsere Gesellschaft ihre Städte, oder formen unsere – TLG IMMOBILIEN Städte eine bestimmte Gesellschaft? Das ist eine weltan- schauliche Frage – durch Vergleiche und Praxisbeispiele wird deren Beantwortung leichter fallen. © bulwiengesa AG 2015 – P1502-1631 Seite 1/49
POTENZIALANALYSE bulwiengesa BÜROHOCHHÄUSER BERLIN 1 BERLINER STADTÖKONOMIE UND Einwohner der Top-Agglomerationen Europas 2015 STADTENTWICKLUNG (in Mio.) London Die Berliner Wirtschafts- und Stadtentwicklung hat in den 25 Jahren nach dem Mauerfall eine sehr wechselvolle Entwicklung Paris durchlaufen. Strukturwandel, Boom-Phasen, Krise und neue Madrid Aufgaben haben die heutige Bundeshauptstadt in jeder Hinsicht nachhaltig geprägt. Mailand Ruhrgebiet Trendwende statt Strohfeuer Barcelona Die jüngere Vergangenheit wiederum ist durch ein sehr dynami- Berlin sches Wachstum in verschiedenen Bereichen gekennzeichnet. Köln/Düsseldorf Sowohl aus demografischer Sicht als auch aus ökonomischen Neapel Gesichtspunkten kann von einer entscheidenden und nachhalti- gen Trendwende ausgegangen werden – nicht vergleichbar mit Rom dem nur kurz anhaltenden „Strohfeuer“, den die erste Welle der 0 5 10 15 New Economy am Anfang des Jahrtausends in Berlin bewirkte. Nicht zuletzt ist die Bedeutung Berlins politisch, touristisch und Quelle: Statista; Eurostat wirtschaftlich – Stichwort Gründerszene – gerade im gesamteu- ropäischen Kontext fundamental anders als noch vor zehn Jah- Hinter London und Paris, beides Hauptstädte in stark mono- ren. zentrischen Staaten, bleiben Berlin und auch andere europäi- sche Agglomerationen weit zurück: Im Großraum London Die Ausgangssituation für die Entwicklung des Berliner Büroim- (Greater London mit Umlandgemeinden) lebten im Frühjahr mobilienmarktes zeigt deshalb im europäischen Städtevergleich 2015 rund 14,2 Millionen Menschen; in Paris und seinem Um- erkennbare Beschleunigungsfaktoren, aber auch noch lange land (Île-de-France) rund 11,2 Millionen. gültig bleibende retardierende Momente. Zukünftig relevant ist zudem, dass die Bevölkerungsprognosen für Großbritannien und Frankreich deutlich positiv, dagegen für 1.1 Demografische Eckpunkte Deutschland deutlich negativ sind. Selbst eine erklärte Einwan- derungspolitik Deutschlands könnte diese starken Unterschiede Trotz der polyzentrischen Struktur Deutschlands zählt die Regi- lediglich dämpfen, nicht aber überkompensieren. Dies wirkt sich on Berlin mit ihrer Kernstadt (ca. 3,5 Millionen Einwohner) und vor allem auf Konsummärkte aus, weniger dagegen auf Politik, seinem Umland zu den zehn größten Agglomerationen in Euro- Kultur und Tourismus. pa. Als Hauptstadt des einwohnerstärksten Landes der EU positio- niert sich Berlin inklusive seines unmittelbaren Umlandes an siebter Stelle mit rund 4,4 Millionen Einwohnern. © bulwiengesa AG 2015 – P1502-1631 Seite 2/49
POTENZIALANALYSE bulwiengesa BÜROHOCHHÄUSER BERLIN Strategische Aufgabe: Verdichtung statt Verdrängung Wenn künftig Büros in Innenstadtlagen gehalten werden sollen und gleichzeitig, ohne Verdrängungstendenzen anzustoßen, der Wohnanteil hoch bleiben soll, dann sind weitere Verdich- tungen die strategische Aufgabe für die innere Stadt Berlins. Damit verbunden ist die Frage nach den geeigneten Gebäude- typologien und der angemessenen Geschossigkeit. Die Perspektiven für die Einwohnerzahl Berlins sind auch für den lokalen Büroimmobilienmarkt von zentraler Bedeutung. In den letzten Jahren verzeichnet Berlin einen stetigen Einwoh- nerzuwachs mit wachsender Dynamik, der zudem stark von der Altersgruppe der 15- bis 32-Jährigen getragen wurde. Im Quelle: BBSR, Berliner Morgenpost Interactive Team, Gfk Geomar- Durchschnitt wuchs die Stadt seit 2009 jährlich um rund 40.000 keting, UK Data Service, Eurostat, © OpenStreetMap contributors, bis 45.000 Einwohner. In den Jahren vor 2009 registrierten die Mapbox Statistiker nur eine Zunahme von jeweils unter 10.000 Perso- nen pro Jahr. Die Dynamik blieb zwar hinter London zurück, „Leeres Berlin“ – nicht im Zentrum positionierte sich aber auch im Vergleich zu anderen europäi- schen Kernstädten wie Paris überdurchschnittlich. Städtebaulich und stadtfunktional verblüfft das „leere Berlin“ im Vergleich zu anderen europäischen Metropolen seine Besu- Welche Auswirkungen die Bevölkerungsentwicklung in Berlin cher. Diesen Eindruck bestätigt auch die Statistik. Die Einwoh- haben wird, wird auch im Zusammenhang mit den Wohnungs- nerdichten in den europäischen Kernstädten weisen sogar eine märkten und der generellen Stadtentwicklung tiefer analysiert stärkere Spreizung auf als die bereits beschriebenen absoluten werden müssen, als es hier möglich ist. Daher steht am Ende Einwohnerzahlen in den Ballungsräumen. Die Einwohnerdichte des Abschnitts lediglich die Gesetzmäßigkeit „je mehr junger in der Pariser City etwa ist siebenmal höher als in Berlin. Bevölkerungszuwachs, desto höher der Büroflächenbedarf“. Bezogen auf die Büroimmobilienmärkte und die Notwendigkeit von Bürohochhäusern ist an dieser Stelle vermeintlich klar, 1.2 Wirtschaftliche Leistungsfähigkeit warum eine Hochhausagglomeration wie La Défense in Paris oder künftig South Bank in London in Berlin nicht zwingend nö- Die wirtschaftliche Basis Berlins hat sich in den letzten Jahren tig ist. parallel zum Bevölkerungswachstum (siehe 1.1) stetig verbes- sert und führt zu kräftigen Einkommens- und Kaufkraftimpul- sen. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) liegt seit fünf Jahren in Einwohnerdichte ausgewählter Städte im Vergleich 2012 Folge über dem Durchschnitt der deutschen Bundesländer; das Stadt Einwohner pro km² Beschäftigungswachstum summiert sich über einen 10-Jahres- Berlin (Gesamtstadt) 3.952 Zeitraum (2005 bis 2014) auf ca. 170.000 zusätzliche Jobs. Brüssel (Region Brüssel Hauptstadt) 7.324 London (Inner London – NUTS Regi- 10.295 on 2010) Paris (Central) 21.260 Quelle: bulwiengesa nach Statistisches Landesamt Berlin Branden- burg; Eurostat Das Bild ändert sich jedoch grundlegend: nämlich dann, wenn man nur die zentralen Bezirke Berlins einem derartigen Ver- gleich unterzieht. Der Bezirk Mitte zählt 8.614 Einwohner je km2, Charlottenburg-Wilmersdorf 4.997 und Kreuzberg-Fried- richshain 13.500. Hier werden in den zentralen Lagen Berlins Strukturen sichtbar, die vergleichbar sind mit denen in den bei- den europäischen Megastädten London und Paris. Innerhalb des Berliner S-Bahn-Rings ergeben sich also schon jetzt die gleichen Nutzungskonflikte wie in London oder Paris. © bulwiengesa AG 2015 – P1502-1631 Seite 3/49
POTENZIALANALYSE bulwiengesa BÜROHOCHHÄUSER BERLIN Bruttowertschöpfung und SVP*-Beschäftigung in Berlin A. T. Kearney Global Cities Index 2014 100 1,6 New York London Mio. SVP-Beschäftigte 90 1,4 Paris ... in Mrd. Euro Shanghai 80 1,2 Berlin ... 70 1 Frankfurt ... München 60 0,8 05 06 07 08 09 10 11 12 13 14 0 10 20 30 40 50 60 Quelle: bulwiengesa nach Arbeitskreis Volkswirtschaftliche Gesamt- Quelle: A.T. Kearney Global Cities Index 2014 rechnungen der Länder, * sozialversicherungspflichtig Dies verdeutlicht einerseits die nationale Bedeutung Berlins, Wachstum über Bundesdurchschnitt dokumentiert aber gleichzeitig eine große Diskrepanz zu den Metropolen London und Paris, die nicht nur demografisch, son- Aktuelle Prognosen diverser Analysten und Forschungsinstitute dern auch hinsichtlich der wirtschaftlichen und politischen Be- gehen davon aus, dass die Bundeshauptstadt auch in den deutung die uneingeschränkten Zentren ihres Landes sind. kommenden Jahren stärker wachsen wird als der bundesdeut- Umso interessanter ist es, diesem Status quo auch einzelne sche Durchschnitt. Ebenso wird bei der Beschäftigtenzahl – un- dynamische Elemente wie Arbeitslosenquote oder -kosten ge- ter anderem aufgrund der IT-, Internet- und Kreativ-Kompetenz genüberzustellen. Berlins – ein kontinuierlicher weiterer Anstieg erwartet. Erwerbslosigkeit sinkt beständig Um die wirtschaftliche Bedeutung auch international vergleich- bar zu machen, kann, neben den üblicherweise verwendeten Aufgrund der Nachkriegs- und Nachwende-Entwicklungen be- Einzelparametern wie dem BIP, der Global City Index der glo- findet sich Berlin bezüglich der wirtschaftlichen Entwicklung balen Unternehmensberatung A. T. Kearney eine relativ hohe noch immer in einem Aufholprozess. Dies spiegelte sich – end- Transparenz schaffen. Andere Indizes oder Rankings kommen lich positiv – in den vergangenen Jahren besonders in der Ent- zu im Detail unterschiedlichen, aber in der Grundaussage ähn- wicklung der Arbeitslosenquote wider, die gleichzeitig eine lichen Ergebnissen. maßgebliche soziale Aussagekraft hat. Insgesamt hat sich in den vergangenen fünf Jahren die Zahl der Erwerbslosen um Der Global City Index vergleicht jährlich weltweit 125 Wirt- rund 37.000 Personen reduziert. Dies entspricht einem Rück- schaftszentren, unter anderem hinsichtlich ihrer Wirtschaftsak- gang um 14,3 %. Dieser Trend setzt sich auch aktuell weiter tivität, des Arbeitskräfteangebots und ihres politischen Einflus- fort. Im Mai 2015 hatte Berlin noch rund 200.000 Arbeitslose zu ses. Im Jahr 2014 positionierte sich Berlin weltweit nach verzeichnen, was einem weiteren Rückgang von 1,7 % im Ver- Shanghai auf Platz 19 der einflussreichsten Metropolregionen gleich zum Vorjahr entspricht. Durch den stetigen Abbau der – vor Frankfurt und München. Arbeitslosigkeit seit 2005 positioniert sich Berlin im Vergleich der europäischen Großstädte mittlerweile deutlich positiver und erreicht mit der erkennbar stärksten Dynamik das Niveau der französischen Hauptstadt Paris. © bulwiengesa AG 2015 – P1502-1631 Seite 4/49
POTENZIALANALYSE bulwiengesa BÜROHOCHHÄUSER BERLIN Arbeitslosenquote der 20 - 64-Jährigen in ausgewählten Preisniveau in ausgewählten Städten 2012 (Index=100) Städten 2005 - 2014 (in %) Oslo 20 Zürich Kopenhagen 14 London Frankfurt 8 München Paris 2 Amsterdam 05 06 07 08 09 10 11 12 13 14 Brüssel Berlin Berlin London Brüssel Paris 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 Quelle: bulwiengesa nach Bundesagentur für Arbeit; Eurostat Quelle: CIO Wealth Management Research, 2012 Nur geringe Effekte hatte die wirtschaftliche Dynamik auf die Während Brüssels Wirtschaft wie auch der Büroimmobilien- Arbeitskosten. Das durchschnittliche Lohnniveau in Berlin ist markt stark von Interessenverbänden, Lobbyistenbüros und vergleichsweise niedrig. Eine internationale Vergleichbarkeit Kulturinstituten beherrscht wird, beherbergen London und Paris kann dabei durch die Indizes des CIO Wealth Management Re- neben den Blue Chips aus nationalem und globalem Produkti- search gewährleistet werden. Danach haben allerdings alle onsgewerbe (u. a. Medien- und Verlagsindustrie in London, Lu- drei Vergleichsmetropolen (London, Paris, Brüssel) ein durch- xusgüter in Paris) die wichtigsten Bank- und Finanzumschlag- schnittliches Lohnniveau, das etwa um 40 % unter dem von plätze ihrer Länder – die typischen Nutzer von Bürohochhäu- Zürich liegt. Andere deutsche Städte mit vorangegangener sta- sern. biler wirtschaftlicher Entwicklung haben leicht höhere Niveaus. Dienstleistungen und Kreativbranche Lohnniveau in ausgewählten Städten 2012 (Index=100) Berlins Beschäftigtenstrukturen sind hingegen durch ein eher breites und wenig spezialisiertes Dienstleistungsspektrum ge- Zürich prägt. Typische Hochhausnutzer sind darunter bislang die Aus- Kopenhagen nahme (vergleiche Kapitel 3). Der Bundeshauptstadt mangelt Oslo es anders als andere europäische Großstädte an Headquarter- München Büros internationaler Unternehmen. So lassen sich grob die unterschiedlichen Preisniveaus begründen. Frankfurt Brüssel Gleichzeitig kann Berlin aber auch von dieser Situation profitie- London ren. Denn das niedrige Preisniveau zieht, verbunden mit dem Berlin kulturellen Angebot und der Bildungslandschaft, seit einigen Jahren viele Studierende und junge Menschen an. Dies wirkt Amsterdam sich deutlich auf die derzeit sehr vital wachsenden Sektoren Paris Kreativ- und Kulturwirtschaft, Medien sowie Informations- und 0 20 40 60 80 100 Kommunikationstechnologie aus. Quelle: CIO Wealth Management Research, 2012 Berlin hat sich auf dieser Basis in den vergangenen Jahren als Gründerhauptstadt etabliert. Die Stadt inszeniert sich als kreati- Etwas anders ist die Position der europäischen Städte zueinan- ves Zentrum Europas. Entrepreneure, IT-Fachleute und Kultur- der, wenn man das lokale Preisniveau (für einen definierten schaffende aus aller Welt ziehen nach Berlin; im Jahr 2014 Referenzwarenkorb) heranzieht. Hier spielen vor allem die flossen 300 bis 500 Millionen Euro (je nach Quelle) als Venture Wohnkosten, aber auch Kosten für Dienstleistungen und Ver- Capital in lokale Business-Modelle. Das ist weit mehr als in je- sorgung eine Rolle, bei denen Berlin auch aktuell im Städtever- der anderen deutschen Stadt und den meisten europäischen gleich die erkennbar kostengünstigste Stadt ist – mit derzeit Städten. deutlich positivem Effekt auf den Zuzug von Arbeitskräften und Entwicklungen in der Kreativwirtschaft. © bulwiengesa AG 2015 – P1502-1631 Seite 5/49
POTENZIALANALYSE bulwiengesa BÜROHOCHHÄUSER BERLIN 1.3 Bildungsangebot Die Zahl der Ankünfte lag 2014 bei 11,3 Millionen. Daraus er- gibt sich eine durchschnittliche Aufenthaltsdauer von 2,4 Näch- Berlin wird traditionell als Kultur-, Bildungs- und Wissenschafts- ten, Tendenz steigend. standort wahrgenommen. Die lokalen Unternehmen profitieren von einem weitverzweigten Netzwerk an renommierten Hoch- Trotz einer insgesamt unterdurchschnittlichen Bettenauslas- schulen und Ausbildungseinrichtungen, die ein großes Potenzi- tung ist die Bautätigkeit im Hotelsegment ungebrochen hoch. al an Fach- und Führungskräften sicherstellen. Sämtliche Betriebe der Kettenhotellerie sind bereits in Berlin ansässig oder suchen den Zugang zum Markt. Berlin ist dabei der größte Universitätsstandort in Deutschland mit insgesamt zwölf Universitäten, fünf Kunsthochschulen, 26 Fachhochschulen und zwei Verwaltungsfachhochschulen. Er- Berliner Übernachtungen in allen Betriebsarten gänzt werden diese um 67 außeruniversitäre Forschungsein- 2005 - 2014 (in Mio.) richtungen. Im Wintersemester 2014/15 waren über 170.000 30 Studierende an den Hochschulen eingeschrieben. Die Freie Universität mit rund 34.000 Studierenden ist der größte Univer- sitätsstandort, gefolgt von der Humboldt Universität mit rund 25 32.000 und der Technischen Universität mit rund 31.000 Stu- dierenden. 20 Studenten und Studienanfänger in Berlin 2005 - 2014 (in Tsd.) 15 180 26 170 24 10 05 06 07 08 09 10 11 12 13 14 Studienanfänger 160 22 Studenten Quelle: bulwiengesa nach Statistisches Landesamt Berlin Branden- burg 150 20 140 18 Sowohl die Übernachtungszahlen deutscher als auch ausländi- scher Besucher steigen stetig an, wobei der Anteil ausländi- 130 16 scher Gäste von einer größeren Dynamik gekennzeichnet ist. Mittlerweile liegt deren Anteil bei rund 44 % der gesamten 120 14 Übernachtungen. Insbesondere Besucher aus Großbritannien, 05 06 07 08 09 10 11 12 13 14 Italien, Niederlande, Spanien und Polen prägen dabei die Tou- rismuszahlen. Quelle: bulwiengesa Etablierter Kongressstandort Der Zahl internationaler Studierender wächst stetig und hat die Marke von 20.000 mittlerweile überschritten. Die starken Inter- Berlin ist auch ein international etablierter Kongressstandort. nationalisierungstendenzen der Hochschullandschaft sind unter Entsprechend hat das Kongressgeschäft einen merklichen An- anderem auf viele englischsprachige Studiengänge zurückzu- teil an den Übernachtungen. Im Jahr 2014 war jede vierte führen, die in den letzten Jahren eingeführt wurden. Übernachtung dem Kongressbereich zuzuordnen. Künftig ist nicht mit signifikanten Änderungen in der Entwick- 1.4 Tourismus lungsdynamik zu rechnen. Mit Eröffnung des Flughafens und der Vergrößerung des Angebotes von interkontinentalen Flü- Im Jahr 2014 erzielte Berlin mit rund 28,7 Millionen Übernach- gen ist eher von einem weiteren Ansteigen der Fremdenver- tungen einen neuen Rekordwert. Berlin ist damit weiterhin das kehrszahlen auszugehen. beliebteste Städtereiseziel in Deutschland und nach London und Paris die Nummer drei in Europa. London (54 Millionen Übernachtungen) und Paris (36,7 Millionen) liegen dabei noch deutlich oberhalb des Berliner Niveaus. Das Wachstum in der Bundeshauptstadt verläuft jedoch rasant. © bulwiengesa AG 2015 – P1502-1631 Seite 6/49
POTENZIALANALYSE bulwiengesa BÜROHOCHHÄUSER BERLIN 1.5 Infrastruktur 1.6 Aktuelle Berlin-Vision Mit dem Ziel eines klimaneutralen Berlins bis zum Jahr 2050 Die Vision der Berliner Stadtentwicklung für das Jahr 2030 ist hat sich die Stadt ein strategisches Ziel gesetzt, das auch für mit den Schlagworten „Wirtschaftskraft, Lebensqualität und So- künftige Bürohochhäuser und eine entsprechende Verdichtung lidarität" beschrieben. Aktuell gilt die Stadt als aufstrebender von Arbeitsplätzen Relevanz hat. Im Hinblick auf den wachsen- Wirtschaftsstandort und führende Smart City in Europa. Dies den Stellenwert von Green Politics spielen Verkehrsstrukturen spiegelt sich vor allem in der Berliner Branchenstruktur mit ei- und -belastungen eine zentrale Rolle. ner Basis aus vielfältigen kleinen und mittleren Unternehmen wider. Dabei gehört die Verkehrsinfrastruktur Berlins zu den moderns- ten und leistungsfähigsten Europas. ÖPNV-Nutzer können täg- Global Hub oder wirtschaftliche Restriktionen? lich die Verkehrsmittel S-Bahn, U-Bahn, Tram und Bus an über 3.100 Haltestellen mit einer Streckenlänge von rund 1.800 Kilo- Im aktuellen Leitlinienkonzept der Senatsverwaltung für Stadt- metern nutzen. Hinzu kommen der Regionalverkehr und Fäh- entwicklung wird neben der Bevölkerungsentwicklung die wirt- ren. schaftliche Entwicklung der Hauptstadt stark in den Vorder- grund gestellt. Die Strategien im Bereich der Wirtschaft sehen Auch das Straßenverkehrsnetz ist durch die großen Erschlie- vor, Berlin im globalen Wettbewerb zu stärken und nachhaltig ßungsstraßen der Stadt, die Stadtautobahn und den Berliner als internationalen Standort auszubauen. Ring sehr leistungsfähig. Dafür sollen vor allem die Zuwanderung von Fachkräften, die internationale Vernetzung und die Innovationskraft gestärkt Modal Split in Berlin 2013 werden. Grundlage ist die Verflechtung von Forschung, Wirt- schaft und Verwaltung und der erfolgreiche Technologietransfer aus der Forschung in Produktion und Arbeit. 13,0 % Insbesondere der Industriesektor der Stadt Berlin steht stark im 30,0 % Fokus der Leitlinien. Wegen der fehlenden industriellen Basis MIV in der Stadt steht die Politik hier vor großen Herausforderun- ÖPNV gen. 30,0 % Fußgänger Radfahrer Auch das Dienstleistungssegment sowie die derzeitig für die dynamische Entwicklung Berlins wichtigen innovativen Seg- 27,0 % mente sind in Teilen Bestandteil der Strategie. Zusammen erwirtschaften die Unternehmen der innovativen Cluster Energietechnik, Gesundheitswirtschaft, Informations- Quelle: TU Dresden für Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und und Kommunikationstechnologien (IKT), Medien und Krea- Umwelt tivwirtschaft, Optik und Verkehr rund 103 Milliarden Euro jähr- lich, was fast 40 % des Umsatzes der Gesamtwirtschaft ent- In den europäischen Vergleichsstädten Paris, London oder spricht. Brüssel ist das öffentliche Verkehrsnetz, insbesondere zu Rush-Hour-Zeiten, nahe an der Belastungsgrenze. Dieses er- Die Strategien münden in zehn „Transformationsräume“, denen höhte Verkehrsaufkommen sorgt im motorisierten Straßenver- standortspezifische Entwicklungspotenziale zugeordnet sind. kehr für eine hohe Stauanfälligkeit. Neben Standorten wie Mos- kau und Istanbul gehören London, Paris und Brüssel zu den Städten mit der höchsten Staubelastung. Problematisch und ein Engpassfaktor für die Entwicklung der Berliner Dienstleistungswirtschaft ist die Anbindung im Flugver- kehr. Die Flughäfen Tegel und Schönefeld fertigen Volumina deutlich über ihrer ursprünglichen Kapazitätsgrenze ab. Der neue Flughafen ist nicht nur für das weitere Wachstum wichtig, sondern sorgt mit seinen modernen Strukturen und Halteplät- zen für Großraumflugzeuge perspektivisch auch für mehr direk- te Fernflüge. © bulwiengesa AG 2015 – P1502-1631 Seite 7/49
POTENZIALANALYSE bulwiengesa BÜROHOCHHÄUSER BERLIN onsstruktur von einer Aufwärtsspirale geprägt, da viele Men- Transformationsräume der Wirtschaftsentwicklung schen mit individuellen Lebensstilen und Talenten hier ihren Raum Wirtschaftliches Entwicklungspotenzial 2030 Wohnort suchen. City West Internationaler Dienstleistungs- standort Insgesamt sind 186 Nationen in der Stadt vertreten, mehr als Stadtspree/Neukölln Standort für mittelständische Un- 900.000 Menschen haben einen Migrationshintergrund. Der ternehmen Anteil der ausländischen Bevölkerung beträgt rund 14,5 %. Ins- Wedding Wirtschafts- und Forschungsstand- besondere aus den westeuropäischen Industrieländern sind ort Zuwächse zu verzeichnen, aber auch wieder verstärkt aus Berlin TXL Smart City Staaten Mittel- und Osteuropas. Spandau Industrie- und Gewerbestandort Schöneweide/Adlershof Standort für Forschung, Logistik und flughafenaffines Gewerbe Anteil verschiedener Nationalitäten in Berlin 2013 (in %) Süd-West Technologie- und Gründerzentrum 0,5 % Marzahn Urban Technologies 2,3 % Buch Wirtschafts- und Forschungsstand- 3,7 % EU ort 5,6 % Türkei Mitte Ort für Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur 36,8 % Asien 16,8 % Quelle: Senatsverwaltung für Stadtentwicklung Sonstiges Europa Amerika Wohnstadt oder Arbeitsstadt? Afrika 14,2 % 20,1 % Australien Bis 2030 wird eine weitere Zunahme der Bevölkerung in Berlin erwartet. Für die Stadtentwicklung sind dies neue Herausforde- staatenlos rungen, insbesondere im Hinblick auf die Schaffung von Wohn- raum. Die Realisierung von neuen und traditionellen Wohnfor- Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, 2013 men, auch bezahlbaren im Besitz der Stadt, soll vorangetrie- ben werden. Der hohe Zuzug jüngerer Menschen spiegelt sich auch in den Zudem soll in diesem Rahmen das Miteinander von Wohnen Altersstrukturen wider. Während der Anteil der Bevölkerung und kulturellen, wirtschaftlichen und wissenschaftlichen Nut- zwischen 36 und 64 Jahren stetig zurückgeht, profitieren insbe- zungen gefördert werden; auch das Verkehrsnetz soll weiter sondere die jüngeren Altersklassen von einem Anstieg. Sowohl ausgebaut werden, damit Wohnort und Arbeitsplatz möglichst die Gruppe der unter 15-Jährigen, insbesondere aber auch die schnell erreicht werden können. 16- bis 35-Jährigen verzeichneten spürbare Anstiege. Bei letz- teren liegt Berlin auch deutlich über dem Bundesdurchschnitt. Mit der Realisierung leistungsstarker, international ausgerichte- Berlin ist eine vergleichsweise junge Stadt, rund 40 % der Be- ter und renommierter Dienstleistungsstandorte wie z. B. der völkerung sind aktuell jünger als 35 Jahre. City West oder Mitte werden inhaltliche Fokussierungen von Standorten vorgenommen. Details zur städtebaulichen Umset- zung sind jedoch nicht Bestandteil und schließen Hochhäuser Bevölkerungsverteilung nach Altersgruppen in Berlin 2005 - 2014 (in % ) damit nicht aus. 50 Zukunftsfähige Migrations- und Altersstrukturen 40 Berlin versteht sich als eine solidarische, partizipative und en- 30 gagierte Stadt mit dem Leitbild der integrierten und verantwor- 20 tungsvollen Stadtentwicklung. Ziel der Hauptstadt ist es, allen 10 Bevölkerungsgruppen und Migranten einen gleichberechtigten 0 Zugang zu Wohnungen, Bildung und Arbeit zu bieten. 05 06 07 08 09 10 11 12 13 14 Aufgrund des Wachstums des Wirtschaftsstandortes, insbeson- < 15 Jahre 36 - 64 Jahre dere der Start-up-Szene, und des vielfältigen Bildungs-, Kultur- 15 - 35 Jahre > 65 Jahre und Freizeitangebotes ist die Stadt vor allem bei gut ausgebil- deten Bevölkerungsgruppen mit tertiärem Bildungsabschluss in Quelle: bulwiengesa nach Statistisches Landesamt Berlin Branden- den letzten Jahren stark gefragt. Somit ist die Berliner Migrati- burg © bulwiengesa AG 2015 – P1502-1631 Seite 9/49
POTENZIALANALYSE bulwiengesa BÜROHOCHHÄUSER BERLIN Das aktuelle Stadtentwicklungskonzept greift diese Entwick- Fazit lung auf. Ein Fokus liegt auf dem Wissenschafts- und Bildungs- standort sowie der Kreativwirtschaft. Migranten spielen in die- Nach Jahren der Konsolidierung ist Berlin in der jüngsten sem Zusammenhang eine zentrale Rolle. Gerade vor dem Hin- Vergangenheit durch eine gestiegene Dynamik geprägt. tergrund des demografischen Wandels ist eine gezielte Migrati- Dies dokumentiert sich in wachsenden Bevölkerungszahlen, onspolitik wichtig, um die soziale Spaltung der heterogener, äl- die vor allem aus Zuzügen generiert werden. Berlin etabliert ter und internationaler werdenden Stadtgesellschaft zu verhin- sich damit auch europaweit als eine der größten Agglomera- dern und Berlin auch ökonomisch zukunftsorientiert aufzustel- tionen. len. Parallel steigen die Beschäftigtenzahlen und die Bruttowert- Bis 2030 verkleinert sich Prognosen zufolge die erwerbstätige schöpfung; Arbeitslosigkeit wird stetig abgebaut. Im Gegen- Bevölkerung um rund 116.000 Personen. Strategien, um dem satz zu anderen Hauptstädten in zentralistisch geprägten zu begegnen, sind eine aktive Bleibepolitik sowie eine gezielte Ländern steht Berlin innerhalb Deutschlands im Wettbewerb Integrations-, Familien- und Bildungspolitik, die einer älter wer- um Unternehmen und Zuzüge. denden Gesellschaft Rechnung trägt. Berlin als Standort mit vergleichsweise niedrigem Preis- und Lohnniveau positioniert sich daher derzeit weniger für typi- sche Hochhausmieter wie die großen DAX-Konzerne oder Banken und Versicherungen als über Technologieunterneh- men und eine äußerst vitale kreative Klasse. Mittlerweile etablieren sich einige dieser Unternehmen auch nachhaltig und entwickeln damit signifikante Büromarktrelevanz. Zugute kommt diesen Unternehmen die überdurchschnittli- che Verkehrs- und Bildungsinfrastruktur sowie die Besonder- heiten Berlins im Hinblick auf attraktive alte Bestandsgebäu- de und Szenebezirke. Auch die stetig steigenden Tourismus- zahlen sind Ausdruck der gestiegenen Attraktivität Berlins. Diese Rahmenbedingungen bieten vorhandenen Nutzern eine gute Grundlage für die Etablierung und Expansion und ziehen zudem neue an. Da mittelfristig nicht mit Veränderun- gen dieses Trends zu rechnen ist, ist der Nährboden für ein weiteres und nachhaltiges wirtschaftliches Wachstum gege- ben. © bulwiengesa AG 2015 – P1502-1631 Seite 10/49
POTENZIALANALYSE bulwiengesa BÜROHOCHHÄUSER BERLIN 2 BÜROIMMOBILIENMARKT BERLIN Nach einer intensiven Bautätigkeit im Bürosegment nach der Jahrtausendwende wurden zwischen 2009 und 2013 in Berlin jährlich nur rund 112.000 qm MF/G neu fertiggestellt. Im Jahr 2.1 Büroflächenangebot 2013 zog die Bautätigkeit dabei mit rund 140.000 qm MF/G erstmals wieder etwas an. 2014 setzte sich dieser Trend fort. Mit mehr als 18,7 Millionen qm MF/G (Mietfläche für gewerbli- Das Fertigstellungsvolumen lag zum Jahresende bei rund chen Raum) ist Berlin der mit Abstand größte Büromarktstand- 173.000 qm MF/G. ort der Bundesrepublik. Auch im internationalen Vergleich posi- tioniert sich die Bundeshauptstadt bei reiner Betrachtung des Im Metropolenvergleich zeigt Berlin damit die beständigste Ent- Stadtgebietes als ein absoluter Topstandort hinsichtlich der wicklung. Die Vergleichsstandorte zeigen sich deutlich volatiler Marktvolumina. hinsichtlich der Volumina, wenngleich der Trend in den letzten Jahren ebenfalls eher rückläufig war und teils auch Nettoab- Größter Büromarkt Deutschlands gänge des Bestandes zu verzeichnen waren. Zu berücksichtigen ist dabei, dass in den stark zentralistischen Leerstand schmilzt Standorten London und Paris auch das Umland relevante Büro- bestände aufweist. So verfügt die Region London in Summe Die moderate Bautätigkeit der letzten Jahre in Berlin wirkt sich über rund 30 Millionen Quadratmeter, die Île-de-France ist mit auch spürbar auf die Leerstandssituation aus. Nachdem die mehr als 50 Millionen Quadratmeter der größte Büromarkt Eu- Leerstandsrate 2004 mit einem Wert von 9,5 % ihre absolute ropas. Im Kern handelt es sich hierbei um die Märkte La Défen- Spitze der letzten Dekade erreichte, ist seitdem aufgrund der se, Western Business District und den Central Business District sehr geringen spekulativen Bautätigkeit und der anhaltend ho- (CBD). hen Nachfrage ein deutlicher Leerstandsabbau zu verzeichnen. Büroflächenbestand in ausgewählten Städten Büroflächenleerstand in ausgewählten Städten 2005 - 2014 (Mio. qm MF/G) 2005 - 2014 (in %) 20 15 15 10 10 5 5 0 0 05 06 07 08 09 10 11 12 13 14 05 06 07 08 09 10 11 12 13 14 Berlin London Berlin* London Central City Bürozentrum Brüssel Paris Central Brüssel Cityrand Peripherie Quelle: bulwiengesa/PMA, * Berlin: City- und Cityrandteilmärkte Paris Quelle: bulwiengesa/PMA, *Berlin: Stadtgebiet nach Lagen differen- ziert © bulwiengesa AG 2015 – P1502-1631 Seite 11/49
POTENZIALANALYSE bulwiengesa BÜROHOCHHÄUSER BERLIN Betrachtete Büroteilmärkte in den ausgewählten Städten Berlin Brüssel London Paris © bulwiengesa AG 2015 – P1502-1631 Seite 12/49
POTENZIALANALYSE bulwiengesa BÜROHOCHHÄUSER BERLIN Ende 2014 lag das Leerstandsniveau bei rund 5 % bzw. 2.2 Büroflächennachfrage 940.000 qm MF/G. Auch 2015 ist ein Anhalten dieses Trends zu beobachten. Bis zum Jahresende wird ein weiteres Absin- Die Zahl der Bürobeschäftigten ist der Motor für die Entwick- ken auf unter 900.000 qm MF/G und rund 4,5 % prognostiziert. lung der Büroflächennachfrage. Hierbei konnten die europäi- Damit weist Berlin im Metropolenvergleich eine sehr geringe schen Büromärkte in den letzten Jahren von verbesserten wirt- Leerstandsquote auf. Deutlich wird die konjunkturelle Abhän- schaftlichen Rahmenbedingungen und einer Entspannung auf gigkeit der Märkte in London, Paris und Brüssel, die sich der- dem Arbeitsmarkt profitieren. zeit insbesondere in Paris in steigendem Leerstand dokumen- tiert. Bürobeschäftigte in ausgewählten Städten 2005 - 2014 (in Tsd.) Bürospitzenmiete in ausgewählten Städten 2005 - 2014 (Euro/qm MF/G) 800 120 100 600 80 400 60 40 200 20 0 0 05 06 07 08 09 10 11 12 13 14 05 06 07 08 09 10 11 12 13 14 Berlin London Central Berlin London Central Brüssel Paris Central Brüssel Paris Central Quelle: bulwiengesa nach Arbeitskreis Volkswirtschaftliche Gesamt- Quelle: bulwiengesa/PMA rechnungen der Länder/PMA Für das Spitzenmietniveau in Berlin konnte in den vergange- Berlin ist nach Paris der Standort mit der höchsten Bürobe- nen Jahren ein langsamer, aber stetiger Anstieg verzeichnet schäftigtenzahl unter den Vergleichsstandorten. Allerdings ver- werden. Ende 2014 lag das Spitzenmietniveau bei 23 Euro/qm eint Paris als der mit Abstand größte Büromarkt in Europa auch MF/G. Einzelvermietungen deutlich über der Marke sind in rund ein Viertel der Bürobeschäftigten des gesamten Landes Landmark-Gebäuden und ausgewählten Standorten bereits auf sich. jetzt möglich. Hohe Wachstumsdynamik Niedrige Spitzenmieten Hinsichtlich der Wachstumsdynamik liegt Berlin sogar deutlich Trotz der Steigerung des Spitzenmietniveaus in Berlin ist die- vor Paris, London und Brüssel. Dies liegt auch darin begründet, ses für eine europäische Hauptstadt als sehr niedrig einzustu- dass sich die Wirtschafts- und Finanzkrise in London und Paris fen und erschwert die Realisierung von Topprojekten wie Hoch- als zentralen Finanzstandorten ihrer Länder besonders stark häusern. Selbst die Spitzenwerte der 1990er Jahre, die z. T. auswirkte. bei annähernd 50 Euro/qm MF/G lagen, reichen nicht an Spit- zenwerte von Paris und London heran. Ende 2014 arbeiteten in Berlin rund 697.000 Bürobeschäftigte und damit 126.000 Beschäftigte mehr als noch 2005. Dies ent- Diese Standorte zeigen sich dabei deutlich volatiler, vor allem spricht einem Zuwachs von rund 22 % gegenüber 7 % bis in London wird die Abhängigkeit des Mietniveaus von der Wirt- 12 % an den Vergleichsstandorten. schaftslage deutlich. Die Londoner Bürospitzenmieten zeigen sich entsprechend zwar weniger beständig, dafür aber auf ei- Insbesondere in den letzten Jahren entstand eine besonders nem insgesamt sehr hohen Niveau. große Dynamik, die einen Zuwachs von annähernd 80.000 Be- schäftigten innerhalb der letzten fünf Jahre mit sich brachte. Eine starke Nachfrage und sinkendes Flächenangebot insbe- sondere in Londons West End treiben die Spitzenmieten in die Die Basis des Anstieges bildeten vor allem das anhaltende Höhe. Hier werden im zweiten Jahr in Folge die weltweit Wachstum der Dienstleistungsbranche, des TMT-Segmentes höchsten Mieten für Büroflächen registriert, was Projektent- (Technologie, Medien und Telekommunikation) und der Kreativ- wicklern deutlich bessere Rahmenbedingungen für die Ent- branche. Mit den steigenden Anteilen der TMT-Branche schlägt wicklung von Hochhäusern bietet. sich die Entwicklung Berlins zur Start-up-Hauptstadt auch © bulwiengesa AG 2015 – P1502-1631 Seite 13/49
POTENZIALANALYSE bulwiengesa BÜROHOCHHÄUSER BERLIN nachhaltig im Büromarkt nieder. Seit 2009 sind ca. 40.000 Flächenumsatz in ausgewählten Städten 2005 - 2014 neue Jobs allein in der Kreativwirtschaft entstanden. Mittlerwei- (Tsd. qm MF/G) le arbeitet jeder elfte Erwerbstätige in Berlin in der Kreativbran- che. 1400 1200 Bürobeschäftigtenstruktur Berlin 2005 - 2014 1000 100 % 800 600 80 % 400 60 % 200 05 06 07 08 09 10 11 12 13 14 40 % Berlin* London Central Brüssel Paris Central 20 % Quelle: bulwiengesa/PMA, * Berlin = Gesamtstadtvolumen 0% 05 06 07 08 09 10 11 12 13 14 In Berlin wurden im Mittel in den vergangenen zehn Jahren rund 565.000 qm MF/G umgesetzt. Der grundsätzliche Trend Banken-/Finanzgew. Logistik der letzten Jahre ist dabei ansteigend. Für das Jahr 2014 konn- Prod. Gewerbe Öffentl. Verwaltung te aufgrund eines überdurchschnittlich starken Schlussquartals Handel/Kfz-Rep. Gastgewerbe ein neuer Rekord-Flächenumsatz von 682.000 qm MF/G erzielt Techn./Medien/Komm. Gesundheit/Soz. werden. Untern.-bez. DL Sonstige London und insbesondere Paris generieren hier deutlich höhe- Quelle: bulwiengesa nach Bundesagentur für Arbeit re Volumina. Bei Berücksichtigung des Umlands und dadurch deutlich größeren Beständen fällt die Diskrepanz noch stärker Die traditionell den Berliner Büromarkt dominierende öffentliche aus. Hand weist in den letzten Jahren eine rückläufige Tendenz auf. Einen wichtigen Stellenwert haben unternehmensbezogene Flächenumsatz nach Branchen in Berlin 2011 - 2014 Dienstleistungen. Weiterhin profitiert Berlin als Regierungssitz vom anhaltenden Zuzug von Lobbyisten und Verbänden. 100 % 80 % Banken und Finanzdienstleister als klassische Nachfrager von Büro(hochhaus)flächen zeigen sich nur für einen sehr geringen 60 % Anteil am Flächenumsatz verantwortlich und konzentrieren sich 40 % auf ausgewählte Teillagen. 20 % Ebenfalls einen ansteigenden Trend verzeichnen Handels- und 0% Industrieunternehmen, was die wirtschaftliche Belebung Berlins 2011 2012 2013 2014 verdeutlicht. Untern.-bez. DL Handel/Industrie Beim Flächenumsatz als direkter Folge der Beschäftigtenent- Banken/Finanz. Öff. Hand/Verb. wicklung fallen konjunkturelle Verwerfungen deutlich stärker ins TMT Andere Gewicht. Die Büromärkte sind hier einer ausgeprägten kon- Quelle: bulwiengesa junkturellen Zyklizität unterworfen. Der Flächenumsatz nach Branchen in Paris und London fokus- siert sich traditionell deutlich stärker auf den Banken- und Fi- nanzsektor sowie große Industrieunternehmen, also Unterneh- men, die auch Hochhausflächen nachfragen. In Brüssel domi- nieren vor allem politische Institutionen und angegliederte Ver- eine, Stiftungen und Verbände. © bulwiengesa AG 2015 – P1502-1631 Seite 14/49
POTENZIALANALYSE bulwiengesa BÜROHOCHHÄUSER BERLIN 2.3 Büroimmobilien-Investmentmarkt Gewerbliche Investmentvolumina in Berlin nach Käufergruppen 2014 Berlin hat sich in den vergangenen Jahren als einer der wich- tigsten Investmentstandorte in Deutschland etabliert. Diese At- Investor Volumen in Mio. Euro traktivität äußert sich in einer sehr hohen Nachfrage nach ge- Offene Fonds 138 werblichen Immobilien. Geschlossene Fonds - Versicherungen/Pensionskassen 121 Besonders gefragt ist das sogenannte Core-Segment. Der Spezialfonds 458 Nachfrage nach diesen gut vermietbaren Immobilien in den Immo AG/REIT 35 Toplagen der Hauptstadt steht nur ein geringes Angebot ge- genüber. Ausländer 2.400 Privat 334 Investment-Alternativen fehlen Sonstige 799 Summe 4.285 Die aktuelle Niedrigzinspolitik der EZB und damit auch der nati- Quelle: bulwiengesa onalen Notenbank wirkt sich spürbar auf die Nachfrage auf dem gewerblichen Immobilienmarkt aus. In Ermangelung von Kapitalmarktalternativen steigen die Kaufpreise deutlich, was Infolge der hohen Nachfrage sank die Nettoanfangsrendite in sich in einer sinkenden Rendite niederschlägt. Berlin auf derzeit 4,5 %. Damit liegt der Wert annähernd auf dem Niveau der traditionellen deutschen Topstandorte Ham- Das gewerbliche Transaktionsvolumen in Berlin erreichte 2014 burg und München. Für Immobilien mit sehr guten Lage- und mit mehr als 4,2 Milliarden Euro ein herausragendes Ergebnis. Objekteigenschaften sowie nachhaltiger Vermietungssituation Einzig das Jahr 2007 lieferte ein höheres Investmentvolumen. sind auch Renditen deutlich unterhalb des Spitzenwerts mög- lich. Gewerbliches Transaktionsvolumen in Berlin 2007 - 2014 Hohe Investorennachfrage (in Mrd. Euro) 7 Mittelfristig ist aufgrund der zu erwartenden, anhaltend hohen Investoren-Nachfrage davon auszugehen, dass die Renditen 6 weiter unter Druck bleiben. 5 Im Metropolenvergleich etabliert sich Berlin auch international 4 unter den Topstandorten. London und Paris positionieren sich 3 als zwei der wenigen internationalen Standorte mit noch deut- lich niedrigeren Renditekennziffern, aber auch größerer kon- 2 junkturell bedingter Volatilität. 1 0 Nettoanfangsrenditen in ausgewählten Städten 07 08 09 10 11 12 13 14 2005 - 2014 (in %) Quelle: bulwiengesa nach Gutachterausschuss Berlin 7 6 Besondere Bedeutung für das hohe gewerbliche Investmentvo- lumen 2014 kommt dabei den Verkäufen des Hackeschen 5 Quartiers, des Kurfürstendamm-Karrees, der im Bau befindli- chen Projekte Deutsche-Bank-Campus und Upper West sowie dem ehemaligen Tacheles-Grundstück zu. 4 Auch das Jahr 2015 zeigt sich bereits dynamisch. So konnten 3 einige großvolumige Deals realisiert werden, beispielsweise für 05 06 07 08 09 10 11 12 13 14 das Uniqlo-Haus (ehem. Niketown) am Tauentzien oder dem Q205 an der Friedrichstraße. Berlin London Central Brüssel Paris CBD Als Käufergruppen traten vor allem Spezialfonds und Assetma- nager und in verstärktem Maße auch Family Offices und aus- Quelle: bulwiengesa/PMA ländische Marktteilnehmer auf. © bulwiengesa AG 2015 – P1502-1631 Seite 15/49
POTENZIALANALYSE bulwiengesa BÜROHOCHHÄUSER BERLIN 2.4 Kapitalwertentwicklung für Büro und Wohnen 2.5 Performance-Prognose Allgemein stiegen als Resultat der sehr hohen Nachfrage von Trotz der derzeit günstigeren Ertragslage für Wohninvestments: Investoren die Preise für Büroimmobilien in den vergangenen Der positive Trend im Berliner Büromarkt wird sich nach den Jahren stetig an. Diese Entwicklung war auch in Berlin mit aktuellen Prognosen der bulwiengesa auch mittelfristig fortset- deutlichen Kauf- und Mietpreissteigerungen und einem Absin- zen. ken der Renditen spürbar. Das positive Wirtschaftswachstum im Zusammenspiel mit der Die Preisentwicklung von Eigentumswohnungen in Berlin stellt ausgeprägten Gründerszene in Berlin sorgt auch zukünftig für sich seit 2009 jedoch deutlich dynamischer dar als die Entwick- einen intensiven Anstieg der Bürobeschäftigten. 2019 werden lung im Bürosegment. in Berlin voraussichtlich mehr als 750.000 Bürobeschäftigte le- ben und arbeiten. Daraus ergibt sich auch künftig ein anhalten- der Bedarf an Büroflächen. Kapitalwerte für Berlin 2005 - 2019 (in Tsd. Euro/qm)* 10 Prognose der Bürobeschäftigten in Berlin 2015 - 2019 (in Tsd.) 8 800 5% 6 750 4% Veränderung zum Vorjahr Bürobeschäftigte in Tsd. 4 700 3% 2 650 2% 05 06 07 08 09 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 Büro zentral Wohnen (Max.) 600 1% Quelle: bulwiengesa, * ab 2015 Prognose 550 0% 2015 2016 2017 2018 2019 Ende 2014 konnten in Berlin mit Eigentumswohnungen rund 40 % höhere Erträge erzielt werden als mit Büroflächen. Quelle: bulwiengesa nach Arbeitskreis Volkswirtschaftliche Gesamt- rechnungen der Länder Getragen wird dies von der enorm gestiegenen Nachfrage nach Wohnungen. Institutionelle Investoren haben in der jüngs- Deutlich wird die gestiegene Dynamik unter anderem auch im ten Vergangenheit Wohninvestments wieder verstärkt für sich Neubauvolumen der kommenden Jahre, das deutlich über den entdeckt. Zudem flüchten sich zu Zeiten der niedrigen Zinsen Werten der vergangenen Jahre liegt. Im Mittel wird ein jährli- viele Privathaushalte in „Betongold“ in Form von Wohneigen- ches Fertigstellungsvolumen von 187.000 qm MF/G prognosti- tum. ziert. Insbesondere 2015 und 2016 werden vergleichsweise hohe Volumina auf den Markt kommen, wobei 2015 die Fertig- Auseinanderentwicklung Wohnen – Büro stellung des BND-Neubaus eingeschlossen ist. Diese Auseinanderentwicklung der beiden Immobiliensegmen- te in den letzten Jahren, die nach den aktuellen Prognosen auch künftig anhalten wird, stellt sich dabei hemmend für den Bau neuer Büroprojekte dar. Selbst klassische Büroprojektentwickler entscheiden sich zuse- hends mehr für die Realisierung von Wohnungen, sofern dies baurechtlich möglich ist. Zudem ermöglichen die hohen Erträge der Wohnflächen Projektentwicklern, einen höheren Einstiegs- preis zu zahlen als dies bei Büroflächen der Fall wäre. © bulwiengesa AG 2015 – P1502-1631 Seite 16/49
POTENZIALANALYSE bulwiengesa BÜROHOCHHÄUSER BERLIN Abgrenzung Bürolagen Bürozentrum Peripherie Cityrand City Berlin © bulwiengesa AG 2015 – P1502-1631 Seite 17/49
POTENZIALANALYSE bulwiengesa BÜROHOCHHÄUSER BERLIN Damit wird Berlin im Jahr 2019 voraussichtlich die mit Abstand Prognose des Neubauvolumens in Berlin geringste Leerstandsrate im europäischen Vergleich aufweisen 2015 - 2019 (in Tsd. qm MF/G) und sich auch innerhalb Deutschlands neben Stuttgart als A- 300 Standort mit der geringsten Leerstandsquote positionieren. Dieser Trend wirkt sich auch auf das Berliner Mietniveau aus. 250 Dieses wird hinsichtlich der Spitzen- und Durchschnittsmieten in den nächsten fünf Jahren beständig steigen. Mittelfristig ist mit einer Entwicklung der Spitzenmiete in Richtung 25 Euro/qm 200 MF/G zu rechnen. Damit bleibt das Mietniveau jedoch auch weiterhin deutlich hinter dem Spitzenniveau anderer europäi- 150 scher Großstädte zurück. Prognose der Mieten in Berlin 2015 - 2019 100 (Euro/qm MF/G) 2015 2016 2017 2018 2019 28 Quelle: bulwiengesa, *2015 inkl. BND 24 Kaum spekulative Projekte 20 Trotz des Anstieges bleibt das Neubauvolumen deutlich hinter den Boomzeiten Mitte bis Ende der 1990er Jahre und zu Be- 16 ginn der 2000er Jahre zurück. Vor allem der Anteil spekulativer Projekte wird auch künftig gering ausfallen. 12 2015 2016 2017 2018 2019 Hohe Flächennachfrage Spitzenmiete Durchschnittsmiete Quelle: bulwiengesa Das Leerstandsniveau auf dem Berliner Büroimmobilienmarkt wird dem derzeitigen Trend folgen und sich sukzessive redu- zieren. Verantwortlich hierfür zeigt sich das geringe Volumen Aus Investorensicht ist vor allem die künftige Ertragsperspekti- der spekulativen Neuzugänge und die anhaltend hohe Flä- ve relevant. Der German Property Index (GPI) als Immobilien- chennachfrage infolge weiter wachsender Bürobeschäftigten- Performance-Index stellt diese in Form des Total Return dar. zahlen. Dies wird zu einer weiteren Flächenverknappung vor Errechnet wird dieser auf Basis vorhandener Marktdaten, aus allem in den begehrten Innenstadtlagen und bei Topobjekten der Mietrendite und der Wertentwicklung. Die Entwicklung der führen. vergangenen Jahre zeigte dabei eine sehr volatile und in der jüngsten Vergangenheit überwiegend sehr positive Preis- und Wertentwicklung. Diese wird in den kommenden Jahren an Prognose des Leerstands in Berlin 2015 - 2019 Schwung verlieren. 5% 900 4% 850 Leerstandsquote (Tsd. qm) 3% 800 2% 750 1% 0% 700 2015 2016 2017 2018 2019 Berlin % Berlin (abs.) Quelle: bulwiengesa © bulwiengesa AG 2015 – P1502-1631 Seite 18/49
POTENZIALANALYSE bulwiengesa BÜROHOCHHÄUSER BERLIN GPI (Total Return) aller Segmente für Berlin Fazit 1991 - 2017 (in %) Die Bedeutung des Berliner Büromarktes hat in den vergan- 20 genen Jahren stetig zugenommen. Dies dokumentiert sich 15 beispielsweise in einem überduchschnittlich hohen Bürobe- schäftigtenwachstum. Der Bereich Technologie, Medien und 10 Telekommunikation, der auch die klassischen Start-ups der 5 sogenannten Creative Class umfasst, zeigte dabei ein be- 0 sonders starkes Wachstum. -5 Aber auch andere Marktkennzahlen zeigten sich dynamisch. -10 Besonders hervorzuheben sind im deutschlandweiten Ver- gleich der geringe Büroflächenleerstand und die hohen Um- -15 satzvolumina. Dies führt zu einer zunehmenden Flächenver- -20 knappung vor allem in zentralen Lagen und hochwertigen 91 93 95 97 99 01 03 05 07 09 11 13 15 17 Objekten. Mittelfristig ist mit einem Anhalten des aktuellen Trends zu rechnen, da trotz steigender Fertigstellungszahlen Quelle: bulwiengesa, ab 2015 Prognose der noch verfügbare spekulative Anteil vergleichsweise ge- ring ausfällt. Verantwortlich für die künftig geringeren Total Returns sind vor allem die Entwicklungen des Capital Growth Return. Nach den Im internationalen Vergleich mit anderen europäischen Spit- starken Anstiegen der vergangenen Jahre wird für die Wert- zenmetropolen wie London und Paris werden aus Investo- veränderungen in den kommenden Jahren keine große Dyna- rensicht jedoch auch erhebliche Defizite deutlich. So weist mik mehr erwartet. Die Wachstumsimpulse des Total Returns Berlin nach wie vor ein vergleichsweise geringes Spitzen- kommen also fast ausschließlich aus der Mietrendite, für die mietniveau auf, das zwar künftig moderat steigen, aber wei- mittelfristig eine anhaltende dynamische Entwicklung prog- ter hinter den Topstandorten in Deutschland und Europa zu- nostiziert wird. rück bleiben wird. Dennoch hat sich der Berliner Büromarkt bereits unter den Topstandorten etabliert. Die hohe Nachfrage nach Büroim- mobilien in der Bundeshauptstadt hat das Kaufpreisniveau deutlich steigen und die Renditen entsprechend auf ein Re- kordniveau sinken lassen. Vor dem Hintergrund der aktuellen und künftigen Marktsitua- tion bietet der Berliner Büromarkt durchaus Chancen für die Realisierung von Bürohochhäusern. Neue Projektentwick- lungen werden jedoch deutlich durch das vergleichsweise geringe Mietniveau erschwert sowie durch die Umsatzstruk- turen der Hauptstadt, die bis dato nur wenig durch klassi- sche Bürohochhausmieter wie Banken, Versicherungen und Finanzdienstleister geprägt werden. Diese Nutzer konzen- trieren sich auf ausgewählte Teilmärkte der Hauptstadt, auf die nachfolgend detaillierter eingegangen wird. © bulwiengesa AG 2015 – P1502-1631 Seite 19/49
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