ImmerGRÜN Nachrichten aus Wald, Forstwirtschaft & Natur - Dezember 2018 - Besuch einer russischen Delegation in M-V - Wald-MV

Die Seite wird erstellt Carlotta Linke
 
WEITER LESEN
ImmerGRÜN Nachrichten aus Wald, Forstwirtschaft & Natur - Dezember 2018 - Besuch einer russischen Delegation in M-V - Wald-MV
immerGRÜN
Nachrichten aus Wald, Forstwirtschaft & Natur – Dezember 2018

 Besuch einer russischen Delegation in M-V

 Extremwitterung 2018

 Landwirtschaftsmesse MeLa
ImmerGRÜN Nachrichten aus Wald, Forstwirtschaft & Natur - Dezember 2018 - Besuch einer russischen Delegation in M-V - Wald-MV
immerGRÜN | Ausgabe 2 – 2018 Seite 2

                                       Sehr geehrte Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer,

                                       mit dem vorliegenden immerGRÜN erhalten Sie die zweite
                                       und diesjährig letzte Ausgabe unseres Magazins.

                                       Wir blicken auf ein sehr ereignisreiches Jahr zurück. Während
                                       wir 2017 mit starken Niederschlägen und Überflutungen
                                       kämpften, verzeichneten wir in diesem Jahr einen
                                       Rekordsommer. Lange Trockenphasen und sommerliche
                                       Temperaturen bis in den goldenen Oktober hinein stellten
                                       uns vor neue Herausforderungen. Die Auswirkungen dieser
                                       Extreme zeigten sich im Verlauf des Jahres vor allem in den
                                       forstlichen Kulturen und den Fichtenbeständen. Flächige
                                       Dürreschäden, Zunahme der Forstschädlinge und zahlreiche
                                       Waldbrände sind zu verzeichnen.

                                       Gerade diese schwierigen Bedingungen für die Forstbetriebe
                                       verlangen     nach    forstlichem     Sachverstand     und
                                       gemeinschaftlichen      Lösungsansätzen        mit     den
                                       unterschiedlichen Akteuren im ländlichen Raum. Einige
                                       dieser Themen durchzogen auch den Besuch der russischen
                                       Delegation aus der Region Vladimir im August. Ein „Blick
                                       über den Tellerrand“ bietet nicht nur viele neue Eindrücke,
                                       sondern bringt verschiedenste Sichtweisen auf bestehende
                                       Probleme hervor. Die Reiseberichte aus Georgien und
                                       Schweden möchte ich Ihnen daher besonders empfehlen.

                                       2018 ist das Jahr der Jubiläen, so konnten wir 15 Jahre PEFC
                                       in M-V und 10 Jahre „Ruheforst Schweriner Seen“ feiern.
                                       Doch auch viele weitere Veranstaltungen fanden traditionell
                                       im Sommerhalbjahr statt. Neben den großen Events, wie
                                       zum Beispiel dem Tag der offenen Tür im
                                       Landwirtschaftsministerium in Schwerin und der MeLa in
                                       Mühlengeez, fanden auch viele kleinere Veranstaltungen in
                                       den Forstämtern statt.

                                       Mit dem Beginn der Wintermonate läuft die
                                       Weihnachtsbaumsaison wieder an. Wir hoffen auf regen
                                       Zulauf bei den Weihnachts- und Adventsmärkten der
                                       Forstämter und eine feierliche Stimmung beim Kauf des
                                       „Weihnachtsbaums vom Förster“.

                                       Ich wünsche Ihnen viel Freude beim Lesen und Durchstöbern
                                       der Lektüre.

                                       Manfred Baum
                                       Vorstand der Landesforst Mecklenburg-Vorpommern
ImmerGRÜN Nachrichten aus Wald, Forstwirtschaft & Natur - Dezember 2018 - Besuch einer russischen Delegation in M-V - Wald-MV
immerGRÜN | Ausgabe 2 – 2018 Seite 3

 Inhalt

 Die Zweiten Deutschen Waldtage 2018                             4       Offene Türen im Ministerium für
 Besuch der Bundesministerin Julia Klöckner in M-V               6       Landwirtschaft und Umwelt Mecklenburg-Vorpommern            34
 Russische Delegation besucht Landesforstanstalt                 7       Oben Bäume, unten Rohre                                     36
 Betriebsteil FVI in Berlin                                     10       KFN Darrleitertagung – Gastbeitrag Nordkurier               37
 Neues Schutz- und Forschungsprojekt                            12       Reisebericht Georgien                                       38
 Extremwitterung 2018 und Auswirkung auf den Wald in MV         14       Fachexkursion zu aktuellen Waldschutzthemen                 41
 Wisentnachrichten – aus dem Juni 2018                          17       Alltag im Revier                                            42
 10. Waldtag MV und 16. Holzfest in Friedrichsmoor              18       Geburtstag im Leea                                          43
 MeLa Tagebuch 2018                                             20       Anmeldung für die EFNS 2019                                 43
 10 Jahre RuheForst „Schweriner Seen“                           28       WALDGesellschaft – Forstvereinstagung 2019 in Dresden       44
 15 Jahre PEFC-Zertifizierung in Mecklenburg-Vorpommern         30
 Landeserntedankfest Dummerstorf                                32
 Baumpflanzaktion im Klimawald Fleesensee                       33

Fotos: Landesforst MV – Waldtag M-V und Holzfest in Friedrichsmoor (li. S.), Landwirtschaftsmesse MeLa 2018 in Mühlengeez (re. S.)
ImmerGRÜN Nachrichten aus Wald, Forstwirtschaft & Natur - Dezember 2018 - Besuch einer russischen Delegation in M-V - Wald-MV
immerGRÜN | Ausgabe 2 – 2018 Seite 4

 Die Zweiten Deutschen Waldtage 2018 erfolgreich durchgeführt

Das Bundesministerium für Ernährung   Als Kooperationspartner konnte seitens    konferenz Forst und Holz lautete:
und Landwirtschaft (BMEL) veran-      des BMEL der Deutsche Olympische          „Ziele gemeinsam erreichen – Vielstim-
staltete vom 13. bis 16. September    Sportbund (DOSB) gewonnen werden,         migkeit als Chance!?“. Die Konferenz
die „Deutschen Waldtage 2018“         so dass die Themen Sport, Erholung        richtete sich an interessierte Vertreter
im Humboldt-Carré in Berlin und       und Gesundheit dieses Mal im Mittel-      aus dem Cluster Forst & Holz, die sich
in ganz Deutschland. Unter dem        punkt standen. Das diesjährige            in unterschiedlichen Netzwerken
Motto „Wald bewegt“ wurden            Thema knüpft an die im Januar 2018        (Clusterinitiativen,    Landesbeiräten
neben der Zentralveranstaltung in     zwischen DOSB und Deutschen Forst-        Holz, Kooperationen, etc.) engagieren
Berlin 205 Veranstaltungen in ganz    wirtschaftrat (DFWR) geschlossene         oder diese auf- und ausbauen wollen.
Deutschland angeboten. Darunter gab   Kooperationsvereinbarung an. Mit          Ziel der Konferenz war es vor allem, den
es auch Angebote in Mecklenburg-      dieser Vereinbarung will man das          Austausch und die Zusammenarbeit in
Vorpommern. Dieses zentral-dezen-     gegenseitige Verständnis für einander     den Netzwerken zu den unterschied-
trale    Veranstaltungsformat   war   steigern.                                 lichsten Fragestellungen, Themen und
aufgrund der Erfahrungen des ersten                                             gemeinsamen Zielen zu verbessern.
Deutschen Waldtages in 2016 gewählt   Die Deutschen Waldtage 2018               Nach zwei interessanten Vorträgen
worden.                               fanden ihren Auftakt am 13. und           mit dem Titel „Netzwerke und Organi-
                                      14. September mit der Zentralver-         sationssysteme wirksam managen
                                      anstaltung im Berliner Humboldt           – Erfolgsfaktoren am Beispiel des
                                      Carré. Die Bundesforstministerin Julia    Deutschen Olympischen Sportbundes
                                      Klöckner ließ es sich nicht nehmen,       (DOSB)“ von Andreas Klages, Haupt-
                                      an beiden Tagen die Veranstaltung zu      geschäftsführer      Landessportbund
                                      eröffnen. Dabei war es ihr wichtig, den   Hessen e. V., sowie „Charta für Holz
                                      Wald als Multitalent heraus zu stellen.   2.0 – konkret: Ergebnisse der Arbeits-
                                      Sie wies aber gleichzeitig auch auf die   gruppe im Handlungsfeld ‚Cluster Forst
                                      oberste Regel im Wald hin: Das sei die    & Holz‘“ von Lars Schmidt, Vorsitzender
                                      Rücksichtnahme. Jeder Waldnutzer          der Charta-AG Cluster Forst & Holz, gab
                                      müsse auch Waldschützer sein. Gerade      es eine Paneldiskussion zum Thema.
                                      Freizeitwaldbesucher würden oft           Am Panel war auch Hella Stein aus dem
                                      vergessen, dass der Wald, den man         Ministerium für Landwirt und Umwelt
                                      aufsuche, jemandem gehöre. Man            Mecklenburg-Vorpommern beteiligt.
                                      müsse Rücksicht auf die Natur und         Nach der Paneldiskussion moderierte
                                      seine Bewohner nehmen.                    Frau Stein einen der drei angebotenen
                                                                                Workshops. In ihrem Workshop wurde
                                      Donnerstag, der 13. September 2018        das Thema „Netzwerkmanagement
                                      stand ganz im Zeichen des Clusters        im Cluster Forst & Holz – Instrumente,
                                      Forst und Holz. Das Thema der Cluster-    Tools“ behandelt.

                                                                                Auf der Abendveranstaltung ging es
                                                                                dann nach dem Grußwort der Bundes-
                                                                                forstministerin Julia Klöckner um
                                                                                Best Practice-Beispiele Wald – Sport/
                                                                                Erholung/Gesundheit. In der Podiums-
                                                                                diskussion stellte Herr Baum, Vorstand
                                                                                der Landesforstanstalt Mecklenburg-
                                                                                Vorpommern, die nach Forstrecht
                                                                                auszuweisenden Kur- und Heilwälder
                                                                                vor und welche Vorteile diese für die
                                                                                Waldbesitzer in unserer immer urbaner
                                                                                werdenden Welt haben.

                                                                                Während der Abendveranstaltung
                                                                                verlieh Julia Klöckner außerdem den
                                                                                Preis des Instagram-Fotowettbewerbs
                                                                                an eine 14-jährige Schülerin aus
                                                                                Koblenz. Der Preis ist ein Gutschein
                                                                                für eine Übernachtung in einem der
                                                                                deutschen Baumhotels. Im Vorfeld

Fotos: U. Tielking
ImmerGRÜN Nachrichten aus Wald, Forstwirtschaft & Natur - Dezember 2018 - Besuch einer russischen Delegation in M-V - Wald-MV
immerGRÜN | Ausgabe 2 – 2018 Seite 5

der Waldtage waren Jugendliche
dazu aufgerufen, unter dem Hashtag
#waldbewegt Fotos mit Waldmotiven
einzusenden. Das Siegerfoto ist auf
dem Bild zu sehen.

Bei der zentralen Veranstaltung am
14. September 2018 in Berlin wurde
dann mit einer Liveschalte auch
der Startschuss für die regionalen
Veranstaltungen gegeben. Dabei
kamen Forstministerin Klöckner, der
Präsident des DOSB, Alfons Hörmann
sowie der Präsident des DFWR,
Georg Schirmbeck, mit Forstleuten,
Sportlern,     Verbandsfunktionären
sowie Bürgerinnen und Bürgern aus
Remscheid      (Nordrhein-Westfalen),
Stromberg (Rheinland-Pfalz) sowie
Colmberg (Bayern) per Videoschaltung
ins Gespräch.                                    Bundesforstministerin Julia Klöckner eröffnet    Die Podiumsdiskussion zum Thema Best
                                                 im Humboldt-Carré in Berlin die Zweiten          Practice-Beispiele Wald – Sport/Erholung/
                                                 Deutschen Waldtage. (Foto linke Seite mitte)     Gesundheit (v.l.n.r.) mit Jens Prüller, Carsten
Neben Diskussionen und Gesprächs-                                                                 Wilke, Conny Czymoch, Prof. Dr. Nikolaus
runden zum Thema Wald stand auch                 Videokonferenz mit Bürgern in Remscheid          Risch und Manfred Baum. (Foto oben)
die Verleihung des Preises an Gewinner           (Nordrhein-Westfalen), Stromberg (Rhein-
des europäischen Jugendworkshops                 land-Pfalz) sowie Colmberg (Bayern) (v.l.n.r.)   Julia Klöckner verleiht den Preis des Insta-
der Schutzgemeinschaft Deutscher                 mit DOSB-Präsident Alfons Hörmann, Forst-        gram-Fotowettbewerbs an eine 14-jährige
Wald durch den Waldbeauftragten des              ministerin Julia Klöckner, DFWR-Präsident        Schülerin aus Koblenz. Die Moderation hatte
Bundesministeriums für Ernährung und             Georg Schirmbeck und dem Moderator Jörg          Conny Czymoch. (Foto unten)
Landwirtschaft, Cajus Julius Caesar, auf         Thadeusz. (Foto linke Seite unten)
dem Programm. Am Nachmittag wurde
das Programm abgerundet durch 10
parallel verlaufende und moderierte
Gesprächsrunden mit verschiedenen
Fragestellungen zum Motto „Wald
bewegt“. Eine der Gesprächsrunden
mit dem Thema „Förderung“ wurde
dabei von Felix Weisbrich, stellvertre-
tender Referatsleiter Forstpolitik im
Ministerium für Landwirtschaft und
Umwelt Mecklenburg-Vorpommern
moderiert.

Die Deutschen Waldtage waren mit
rund 250 Gästen im Humboldt-Carré
gut besucht. Nicht nur die Vorträge
und Diskussionsrunden waren sehr
informativ, sondern auch die vielen
Gespräche am Rande der Veran-
staltung mit Interessierten am Thema
Wald. Es war ein gelungenes Format
des Informationsaustausches, das
sicher wiederholt werden sollte.

Ulf Tielking
Referatsleiter Forstpolitik im Ministerium für
Landwirtschaft und Umwelt M-V

                                                                                                                                Fotos: U. Tielking
ImmerGRÜN Nachrichten aus Wald, Forstwirtschaft & Natur - Dezember 2018 - Besuch einer russischen Delegation in M-V - Wald-MV
immerGRÜN | Ausgabe 2 – 2018 Seite 6

 Besuch der Bundesministerin Julia Klöckner in Mecklenburg-Vorpommern

Am 06.09.2018 empfing der Staatssekretär und Vorsitzende
des Verwaltungsrates, Herr Dr. Buchwald, die Bundes­
ministerin für Ernährung und Landwirtschaft.

Die Bundesministerin wurde neben Ihren Mitarbeitern auch
vom Präsidenten des Deutschen Forstwirtschaftsrates,
Herrn Schirmbeck, vom Präsidenten der AGDW, Herr zu
Guttenberg, und dem Waldbeauftragten des Bundesminis-
teriums, Herrn Caesar begleitet.

Auf einer Aufforstungsfläche des Waldvereins Bansow
erläutere Herr Weinauge den Anwesenden die waldbau-
lichen und forstbetrieblichen Folgen der extremen
Trockenheit. Seitens des Landes wurden die Gäste neben
Staatsekretär Dr. Buchwald u. a. vom Referatsleiter des LM,
Herrn Dr. Röhe und dem Vorsitzenden des Waldbesitzerver-
bandes, Herrn Dr. v. Trotha begleitet.

Der Vorstand der Landesforstanstalt nutzte den
Wald­spaziergang, um die Bundesministerin auch auf die
mehrjährigen Folgen der trockenen Witterung für den Wald
hinzuweisen und den forstpolitischen Handlungsbedarf
aufzuzeigen.

Foto: Landesforst MV
ImmerGRÜN Nachrichten aus Wald, Forstwirtschaft & Natur - Dezember 2018 - Besuch einer russischen Delegation in M-V - Wald-MV
immerGRÜN | Ausgabe 2 – 2018 Seite 7

 Russische Delegation besucht Landesforstanstalt Mecklenburg-Vorpommern

Russische Delegation besucht Landesforstanstalt                         und – soweit sinnvoll und möglich – längerfristige Partner-
Mecklenburg-Vorpommern vom 13.–16.08.2018                               schaften zwischen bestimmten Regionen in Russland und
                                                                        Deutschland zu ermöglichen.
Der Deutsch-Russische Agrarpolitische Dialog wird als
Kooperationsprojekt des Bundesministeriums für Ernährung                Im Rahmen einer Delegationsreise des Deutschen
und Landwirtschaft seit 1994 durchgeführt und nimmt als                 Bundestags nach Russland im Mai 2017, unter der Leitung
verbindende Institution eine wichtige Rolle in der deutsch-             des ehemaligen MdB Cajus Caesar (heute Waldbeauftragter
russischen Zusammenarbeit im Agrarbereich ein. Aufgabe                  des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft),
des Projekts ist es, die Kooperation zwischen politischen               wurde insbesondere die Region Vladimir von russischer
Institutionen beider Länder im Bereich des Agrarsektors                 Seite als gut geeignete Kooperationsregion vorgestellt,
im Sinne einer stabilen langfristigen Partnerschaft aktiv zu            da sie vergleichbare Bedingungen zu einigen deutschen
befördern und lebendig zu gestalten.                                    Waldregionen aufweist. Beratungsbedarf in dieser Region
                                                                        wird von russischer Seite vor allem in den Bereichen Forst-
Im Rahmen der 7. Sitzung der deutsch-russischen Arbeits-                einrichtung, forstliche Planung, ökonomische Bewertung
gruppe Forstwirtschaft im Juli 2017 in Gülzow, Mecklenburg-             und Holzvermarktung gesehen.
Vorpommern, erweiterte Deutschland vertreten durch den
Abteilungsleiter Clemens Neumann im Bundesministerium                   Im März 2018 fragte das Bundesministerium für Ernährung
für Ernährung und Landwirtschaft und Russland vertreten                 und Landwirtschaft die deutschen Länder hinsichtlich
durch den Stellvertretenden Leiter der Föderalen Agentur                Interesse, Bereitschaft und möglicher Forstexperten an,
für Forstwirtschaft, Nikolay Krotov, die Zusammenarbeit auf             mit der zentralrussischen Region Vladimir eine zukünftige
den Bereich Forstwirtschaft. Er soll in den nächsten Jahren             regionale Forstpartnerschaft einzugehen.
ausgebaut und konkretisiert werden.
                                                                        Mecklenburg-Vorpommern unterhält zwar keine direkten
Als besonderer Schwerpunkt wurde dabei die Etablierung                  Beziehungen mit russischen Forstverwaltungen, die
eines deutsch-russischen Forstexpertenaustausches festge-               mittelbaren Beziehungen sind jedoch erheblich. So ist der
halten. Ziel ist es, deutsches Forst-Know-how zu vermitteln             größte Schnittholzverarbeiter (Ilim Timber Wismar) im

Dr. Till Backhaus, Minister für Landwirtschaft und Umwelt M-V, Herr Ulf Tielking, Referatsleiter im Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt
M-V, Herr Manfred Baum, Vorstand der Landesforst MV, Herr Ralf Hecker, Leiter des Forstamtes Stavenhagen, Herr Mathias Regenstein, Leiter des
Forstamtes Schlemmin, mit der russischen Delegation im Tierpark Ivenacker Eichen

                                                                                                              Foto: Florian Amersdorffer, APD
ImmerGRÜN Nachrichten aus Wald, Forstwirtschaft & Natur - Dezember 2018 - Besuch einer russischen Delegation in M-V - Wald-MV
immerGRÜN | Ausgabe 2 – 2018 Seite 8

Land im Eigentum eines russischen Unternehmens und                         Menschen weniger als in Mecklenburg-Vorpommern. Die
der Holzmarkt im Ostseeraum wird nicht unerheblich von                     Waldfläche ist jedoch fast dreimal so groß wie in unserem
der russischen Situation in der Forstwirtschaft beeinflusst.               Land. Vladimir hat dadurch einem Bewaldungsanteil von
Daher wurde von Mecklenburg-Vorpommern ein durch das                       51 %. Die wesentlichen Baumarten in Vladimir sind Kiefer,
Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft initi-                  Fichte, Birke, Aspe und auf Nassstandorten Schwarzerle.
ierter direkter Austausch begrüßt und die Delegationsreise
im August 2018 vorbereitet.                                                Vergleich Mecklenburg-Vorpommern – Oblast Vladimir

Zunächst reiste Mathias Regenstein, Forstamtsleiter des                                             Mecklenburg-Vorp.   Oblast Vladimir
Forstamtes Schlemmin und Verwaltungsratsmitglied, vom                          Landeshauptstadt     Schwerin            Vladimir
12.–15.06.2018 zu einer Sondierungsreise in die Region                         Landesfläche         23.211 km²          29.084 km²
Vladimir, Russland. Dank seines Einsatzes konnten die                          Einwohnerzahl        1.612.362           1.443.693
Themen für die Delegationsreise im August genauer identi-                      Bevölkerungsdichte   69                  50
fiziert werden.                                                                Einwohner pro km²    1
                                                                                                     )
                                                                               Waldfläche           540.000 ha          1.600.000 ha
Der Oblast Vladimir ist ein Verwaltungsbezirk in der Region                    Bewaldungsprozent    24 %                51 %
Zentralrussland etwa 200 km nordöstlich von Moskau.
Mecklenburg-Vorpommern und der Oblast Vladimir haben                       ) Bevölkerungsdichte Deutschland: 230 Einwohner pro km²
                                                                           1

in etwa dieselbe Größe. In Vladimir leben etwa 200.000

                                                                           Das Verwaltungszentrum der Region ist die Stadt Vladimir,
                                                                           eine Stadt mit rund 345.000 Einwohnern. Rostock,
                                                                           Schwerin und Neubrandenburg, die drei größten Städte
                                                                           in Mecklenburg-Vorpommern, haben zusammen so viele
                                                                           Einwohner wie die Stadt Vladimir. Daran wird erkennbar,
                                                                           dass der Oblast insgesamt sehr dünn besiedelt ist. Die
                                                                           Einwohnerdichte von 50 Einwohner pro km² (MV: 69
                                                                           Einwohner pro km²) ist dafür ein Indikator. Vladimir hat
                                                                           insgesamt ähnliche naturräumliche Gegebenheiten wie
                                                                           Mecklenburg-Vorpommern und wurde daher als Pilotregion
                                                                           für eine weitere Zusammenarbeit ausgewählt.

                                                                           Aufbauend auf den Ergebnissen der Sondierungsreise in
                                                                           die Region Vladimir wurden für den Gegenbesuch der russi-
                                                                           schen Delegation folgende Themen herausgearbeitet:
                                                                             • Rechtlicher und Organisatorischer Rahmen der Forst-
                                                                               planung: Vorstellung Waldeigentumsstruktur in Meck-
                                                                               lenburg-Vorpommern; Aufgabenverteilung zwischen
                                                                               Waldbesitzern und Forstverwaltung hinsichtlich lang-
                                                                               fristiger Planungen, Waldfunktionenkartierung und
                                                                               Beschränkungen des Waldbesitzes durch Gesetze und
                                                                               andere Auflagen, Wirtschaftlichkeit, Holzvermarktung.
                                                                             • Organisation und Effizienz der Arbeitserledigung im
                                                                               Forst: Organisation und Kontrolle der Wirtschaftsfüh-
                                                                               rung und Aufgabenteilung bei der Zusammenarbeit
                                                                               mit Dienstleistern, Forsttechnik (insbesondere für
                                                                               Waldpflege).
                                                                             • Waldbrandvorsorge, Bekämpfung und Umgang mit
                                                                               den Auswirkungen von Waldbränden (analog auch
                                                                               Stürme und andere Kalamitäten, z. B. Bekämpfung des
                                                                               Borkenkäfers)
                                                                             • Forstliche Planung und Steuerung: Waldbauliches
                                                                               Grundkonzept für den Staatswald unter besonderer
                                                                               Berücksichtigung von Kiefernwäldern (Erläuterung der
                                                                               waldbaulichen Maßnahmen von Anpflanzung bis Ernte,
                                                                               Produktion von Pflanzmaterial).
 Naturschutz und Forst arbeiten zusammen: Leiterin der Direktion für
                                                                             • Schutzgebietskonzept in Mecklenburg-Vorpommern
besondere Schutzgebiete der Region Vladimir, Frau Olga Kanischteva             und Zusammenarbeit mit dem staatlichen und nicht
(links) und die stellvertretende Leiterin der forstlichen Administration       staatlichen Naturschutz.
der Region Vladimir (rechts)

Foto: U. Tielking
ImmerGRÜN Nachrichten aus Wald, Forstwirtschaft & Natur - Dezember 2018 - Besuch einer russischen Delegation in M-V - Wald-MV
immerGRÜN | Ausgabe 2 – 2018 Seite 9

Ziel des Delegationsbesuchs war eine weitest mögliche           Die Verfahren und Besonderheiten der Kiefernbewirt-
Bearbeitung der genannten Themen sowie die weitere              schaftung wurden ebenfalls im Forstamt Mirow vorgestellt.
Abgrenzung von konkreten Themenbereichen für die                Der hohe Anteil der Naturverjüngung bei der Kiefer sowie
vertiefende Zusammenarbeit der Landesforst Mecklenburg-         der Maschineneinsatz waren für die russische Seite sehr
Vorpommern und der Pilotregion Vladimir.                        interessant und man stellte hierzu weiteren Beratungs-
                                                                bedarf fest. Die Vertreter des Unternehmens Kovrovlesprom
Vom 13.–16.08.2018 besuchte dann eine Delegation der            planen in Abstimmung mit der Forstadministration Kiefern-
föderalen Forstbehörde Russlands sowie der Forstver-            naturverjüngung auszuprobieren. Nach aktuellem Stand
waltung und Forstwirtschaft der russischen Region Vladimir      würde dieses Verfahren nicht die russischen Vorschriften zur
die Landesforst Mecklenburg-Vorpommern. Zur Delegation          Wiederaufforstung kahlgeschlagener Fläche erfüllen und
gehörten Herr Vladimir Dmitrev (Leiter der Abteilung für        bedarf daher einer Sondergenehmigung der Föderation.
Wissenschaft, Forschung und Entwicklung des Forstsektors
in der Föderalen Forstagentur), Frau Maria Sokolenko            Wiederkehrende Themen waren die Organisationsstruktur
(Leiterin der Protokollabteilung der Föderalen Forstagentur),   der Forstverwaltung in Mecklenburg-Vorpommern sowie
Svetlana Artemeva (geschäftsführende Leiterin der Forst-        die rechtlichen Rahmenbedingungen für deren Arbeit (auf
lichen Administration der Region Vladimir), Olga Kanischteva    eigenen Flächen wie auch im Privatwald). In Russland sind
(Leiterin der Direktion für besondere Schutzgebiete der         die Forsthoheit und der Betrieb seit 2007 getrennt. Für die
Region Vladimir), Ekaterina Nevmerzhitskaja (Hauptförs-         russische Delegation war die Zuteilung von Kompetenzen,
terin des 124.000 Hektar Forstbetriebes Kovrovlesprom)          die ein wirtschaftliches Handeln ermöglichen innerhalb der
sowie Nikolaj Nemerzhitskij (Revierförster im Forstbe-          forstlichen Administration ein Novum. In diesem Zusam-
trieb Kovrovlesprom). Weitere Vertreter des Agrarpoliti-        menhang interessierten sich die russischen Gäste für das
schen Dialogs sowie Vertreter GFA Consulting Group, die         interne Monitoring (Definition von Kriterien, wirtschaft-
im Auftrag der Bundesministeriums das Projekt begleiten,        liche Kennzahlen, etc.) wie auch für die Ausgestaltung und
nahmen an der Delegationsreise teil.                            Rahmenbedingungen der Schnittstelle zu Unternehmen
                                                                und Waldbesitzern.
Die vielfältigen Nutz-, Schutz-, und Erholungsfunktionen
des Waldes in Mecklenburg-Vorpommern und wie die Forst-         In der Zentrale der Landesforstanstalt begrüßte am
ämter diese in der Praxis erhalten bzw. schaffen, wurden den    15.08.2018 Herr Baum die Delegation. Es folgten Fachvor-
russischen Gästen anschaulich in den Forstämtern Mirow          träge von Herrn Tielking (Forstwirtschaft in Mecklenburg-
(Kiefernwirtschaft, Brandschutz, Tourismus) und Staven-         Vorpommern, Organisationsstruktur des Ministeriums
hagen (Buchenwirtschaft, Hudewald Ivenack) sowie in der         und der Abteilung Nachhaltige Entwicklung, Forsten und
Zentrale der Landesforstanstalt in Malchin vorgestellt.         Naturschutz), Herrn Baum (Aufgaben und Organisation der
                                                                Landesforst, Ziele und Leistungen), Herrn Küsel (langfristige
Zu den Themen Waldbrandschutz und Kiefernwirtschaft             forstliche Planung, Forsttechnik und deren Einsatz, Zusam-
besuchte die Delegation am 14.08.2018 das Forstamt Mirow.       menarbeit mit Dienstleistern im Forstbetrieb sowie Holzver-
Mit 44 % Bewaldung und einem Anteil der Kiefer als Haupt-       marktung) und Herrn Berger (Forsthoheit – Aufgaben und
baumart von 70 % sind die Verhältnisse mit Teilen der           Umsetzung, Forstliche Rahmenplanung und Waldfunk-
Region Vladimir vergleichbar. Für die russischen Gäste war      tionen, Förderung).
die Ausrichtung der langfristigen Waldplanung (Senkung
des Anteils der Kiefer auf 50 %) sowie die Umstellung von       Nach der Theorie in der Zentrale ging es dann mittags in das
„Alter der Hauptbaumart“ (nach § 13 Landeswaldgesetz            Forstamt Stavenhagen, wo die Buchenbewirtschaftung auf
Mecklenburg-Vorpommern mindestens 60 Jahre) auf                 dem Programm stand. Dieses Thema war für die russische
den Stammdurchmesser (bei Kiefer 35 cm) als Kriterium           Delegation exotisch. Die Verjüngung auf Standorten mit
der Erntereife von Interesse. In Russland ist das Alter der     mittlerer und guter Bodenqualität interessierte die russi-
Hauptbaumart das entscheidende Kriterium der Hiebsreife.        schen Gäste allerdings sehr.
Weiterhin wurde die Arbeitserledigung in der Waldbewirt-
schaftung (Forsttechnik, Arbeitsabläufe, Vergabeverfahren       Anschließend fuhr die Delegation zu den Ivenacker Eichen.
und Monitoring externer Dienstleister), der Naturschutz und     Herr Minister Dr. Backhaus empfing die Delegation zu
die Zusammenarbeit mit den zuständigen Stellen sowie der        einem Rundgang am Nationalen Naturmonument Ivenacker
Waldbrandschutz erörtert.                                       Eichen und lud zu einem Besuch auf dem neu errichteten
                                                                Baumkronenpfad ein. Er betonte das ausdrückliche Interesse
Beim Besuch der Waldbrandschutzzentrale wurde festge-           seines Landes an einer kontinuierlich guten Beziehung
stellt, dass die in Mirow eingesetzte Software zur Erkennung    zu Russland in der wirtschaftlichen Zusammenarbeit und
von Bränden auch für Russland eine Verbesserung darstellen      im Hinblick auf die nachhaltige Nutzung von Ressourcen.
könnte. Die Möglichkeit sich auf föderaler Ebene in ein         Russland verfügt mit über 800 Millionen Hektar über 20 %
System zur Beobachtung der Flächen in Echtzeit per Satellit     der weltweiten Waldflächen und ist daher im Bereich der
einzuloggen, gibt es bislang nur in Russland. Diese hilft der   Nutzung nachwachsender Rohstoffe und im Klimaschutz
Waldbrandüberwachung der Forstadministration Vladimir           ein wichtiger Partner. Gemeinsam wurde festgestellt,
bei der Lokalisierung und Klassifizierung von Bränden.          dass die Forstwirtschaft einen bedeutenden Beitrag zur
                                                                Wertschöpfung im ländlichen Raum leisten kann.
ImmerGRÜN Nachrichten aus Wald, Forstwirtschaft & Natur - Dezember 2018 - Besuch einer russischen Delegation in M-V - Wald-MV
immerGRÜN | Ausgabe 2 – 2018 Seite 10

In der Diskussion wurden u. a. die Organisation der Forst-     und gemeinsame Seminare forstzusetzen. Konkrete und
verwaltung und die forstliche Planung, die Bedeutung des       umsetzbare Maßnahmen sollen dabei zu einer effizienten
Naturschutzes in der Forstwirtschaft sowie forstbetriebliche   und ökonomisch, sozial und ökologisch nachhaltigen Forst-
Fragen erörtert. Hieraus ergaben sich mögliche Anhalts-        wirtschaft in Russland beitragen. Das Bundesministerium
punkte für eine Verbesserung der Nachhaltigkeit der forst-     für Landwirtschaft und Ernährung begrüßt die deutsch-
lichen Bewirtschaftung in der Region Vladimir.                 russische Kooperation im Forstbereich aus vielen Gründen,
                                                               nicht zuletzt weil sie aufgrund der derzeitigen politischen
Am 16.08.2018 fuhren die russischen Gäste dann nach Berlin.    Lage von besonderer Bedeutung ist. Das Bundes­ministerium
Dort fand zum Abschluss der Delegationsreise ein Gespräch      hat daher in einem Schreiben an das Ministerium für
im Bundesministerium für Landwirtschaft und Ernährung          Landwirtschaft und Umwelt Mecklenburg-Vorpommern
statt. Von Seiten des Landes Mecklenburg-Vorpommern            mitgeteilt, dass es den Expertenaustausch über den Agrar-
nahmen daran Herr Baum und Herr Regenstein teil. Die russi-    politischen Dialog (APD) für 2019 weiter unterstützen will.
schen Vertreter äußerten sich gegenüber dem Bundesminis-
terium sehr positiv über die durchgeführte Delegationsreise.
Die russische Seite bedankte sich bei Bundesministerium        Ulf Tielking
und der Landesforst Mecklenburg-Vorpommern für die             Referatsleiter Forstpolitik im Ministerium für Landwirtschaft
Organisation und unterstrich den vollen Erfolg dieser Reise.   und Umwelt M-V
Viele wichtige Eindrücke und neue Kenntnisse konnten
gewonnen werden. Es wurde angeregt im Rahmen einer
Kooperation die Möglichkeiten von gegenseitigen Praktika
für junge Forstleute auszutarieren. Ebenso wurde angeregt,
pensionierte Forstleute für mehre Wochen/Monate an den
Forstschulen in Vladimir als Gast-Dozenten hospitieren zu
lassen.

Begleitet durch das Ministerium für Landwirtschaft
und Umwelt Mecklenburg-Vorpommern ist geplant die
Zusammenarbeit mit Russland durch die Ermöglichung
des weiteren Wissenstransfers durch Experteneinsätze

 Betriebsteil FVI in Berlin

Betriebsteil FVI bildet sich im Bundestag weiter und           beeindruckend. Während unseres Besuches fand gerade
sucht forstliche Spuren in Berlin                              eine Parlamentssitzung statt, so dass ein Besuch des
Der Bildungsausflug des BTFVI führte in diesem Jahr in das     Plenums nicht möglich war. Wir konnten aber einen Blick auf
politische Zentrum der Bundeshauptstadt, in den Bundestag      die Redner erhaschen, unter anderem Johannes Kahrs (SPD),
nach Berlin.                                                   offensichtlich kurz bevor die AfD-Abgeordneten das Plenum
                                                               verließen. Seinen Abschluss fand der Besuch des Bundestags
Auf Vermittlung und in Begleitung von Dr. mult. Dr. habil.     mit einer Besteigung der Kuppel.
Matthias Noack, derzeit Fachreferent beim Deutschen Forst-     Bei allen Teilnehmern ist das Verständnis für die intensive
wirtschaftsrat (DFWR) in Berlin, nahm uns am S-Bahnhof         Arbeit der Bundestagsabgeordneten und die Komplexität
Friedrichstraße der ehemalige MdB und amtierende               des Systems stark gewachsen – das war ja auch ein wichtiges
Präsident des DFWR Georg Schirmbeck, in Empfang und            Ziel des Ganzen. An dieser Stelle geht nochmals ein Dank an
führte uns zum Paul-Löbe-Haus, dem Besucher-Eingang des        Dr. Noack und Georg Schirmbeck, dass sie sich die Zeit für
Bundestags. Es gab doch immerhin 2 Kollegen, die offen-        unsere Gruppe genommen haben.
sichtlich davon überrascht waren, dass sie ihre mitgeführten
Messer an der Einlasskontrolle abgeben mussten, was uns        Nach dem Foto am Brandenburger Tor und der
im Nachgang eine leichte Verzögerung beim Fototermin           anschließenden Mittagspause führte Dr. Noack noch
                                                               ­
am Brandenburger Tor bescherte. Wie wir dann ironisch          eine „forstliche Spurensuche“ durch Berlin. Zu erkunden
feststellten, scheint es für Manchen einfacher zu sein, auf    gab es unter anderem die Grabstelle von Georg Ludwig
sein Handy zu verzichten als auf sein Messer: „Ich gehe doch   Hartig (1764-1837). Diese befindet sich auf dem Friedhof
nicht ohne meinen Hirschfänger aus dem Haus, schon gar         der Dorotheenstädtischen und Friedrichswerderschen
nicht in Berlin!“                                              Gemeinden und wurde von der Stadt als Ehrengrabstätte
                                                               Berlins anerkannt. Georg Ludwig Hartig ist wohl der bedeu-
Georg „Schorse“ Schirmbeck lieferte uns in gut 2 Stunden       tendste der sogenannten „Forstlichen Klassiker“, die einen
einen ebenso unterhaltsamen wie tiefen Einblick in die         ungeheuren Einfluss auf die Forstwirtschaft in Deutschland
Gepflogenheiten der parlamentarischen Arbeit. Bei einem        und in der ganzen Welt hatten. 1804 schrieb Hartig die
Rundgang konnten wir den Fraktionsraum der CDU/CSU             häufig zitierten Sätze zum Nachhaltigkeitsprinzip in der
besuchen (siehe Foto) – alleine dessen Größe ist mehr als      Forstwirtschaft:
immerGRÜN | Ausgabe 2 – 2018 Seite 11

„Es läßt sich keine dauerhafte Forstwirtschaft denken und      Fazit: Ein Bildungsausflug, der diesen Namen auch wirklich
erwarten, wenn die Holzabgabe aus den Wäldern nicht            verdient hatte und bei bestem Wetter auch noch Spaß
auf Nachhaltigkeit berechnet ist. Jede weise Forstdirektion    gemacht hat – was will man mehr?
muss daher die Waldungen des Staates ohne Zeitverlust
taxieren lassen und sie zwar so hoch als möglich, doch so zu   Falk Jagszent
benutzen suchen, daß die Nachkommenschaft wenigstens           Moorschutzkoordinierung im Gesamtwald
ebensoviel Vorteil daraus ziehen kann, als sich die jetzt      Betriebsteil Forstplanung, Versuchswesen, Informationssysteme
lebende Generation zueignet.“

                                                                        Fotos: Landesforst MV (o.), Deutscher Forstwirtschaftsrat (u.)
immerGRÜN | Ausgabe 2 – 2018 Seite 12

 Neues Schutz- und Forschungsprojekt zur Verbesserung der Lebensraumsituation für Insekten in unseren Wäldern

                                                                                     Massen, für den Nährstoffkreislauf und
                                                                                     als Nahrungsquelle für Vögel, kleine
                                                                                     Säugetiere oder Amphibien.

                                                                                     Die    Bundesregierung     hat     vor
                                                                                     einigen Wochen darauf reagiert und
                                                                                     das    Aktionsprogramm       Insekten-
                                                                                     schutz aufgelegt, das verstärkt die
                                                                                     Möglichkeit bietet, Gefährdungs-
                                                                                     ursachen für Insekten zu untersuchen
Die Landesforstanstalt MV startet ein     63 ausgewählten Naturschutzgebieten        und geeignete Maßnahmen zum
Schutz- und Forschungsprojekt zur         um knapp 76 % abgenommen habe.             wirksamen Schutz von Insekten­
Verbesserung der Lebensraum­situation                                                populationen umzusetzen. Vor diesem
von Insektenpopulationen in Wäldern,      Die Tatsache, dass nicht nur einzelne      Hintergrund gelang es der Landes-
welches vom Bundes­      ministerium      Arten wie bestimmte Schmetter-             forstanstalt MV ein Drittmittelprojekt
für Ernährung und Landwirtschaft          linge oder Bienenarten, sondern die        zum Insektenschutz im Wald einzu-
(BMEL) finanziell gefördert wird.         Gesamtmenge der fliegenden Insekten        werben. Das Ziel dieses Projektvor-
                                          betroffen ist, deutet auf ein möglicher-   habens ist die Verbesserung der
Mit der Ende 2017 veröffentlichten        weise neues Ausmaß eines Problems          Lebensraumsituation von waldspezifi-
Krefelder Studie geriet der z. T.         hin. Die Ergebnisse der genannten          schen Insektenpopulationen.
dramatische Rückgang von Insekten­        Studie sind insoweit beunruhigend,         Die Ursachen des Insektenrück-
populationen stärker in den Fokus         da Insekten für das Funktionieren          gangs sind vielfältig und insgesamt
der Öffentlichkeit. Im Rahmen dieser      unserer Ökosysteme unverzichtbar           hochkomplex. Auch wenn es noch
Untersuchungen wurde ermittelt,           sind, bei der Bestäubung von Pflanzen,     weiteren     Forschungsbedarf     zum
dass innerhalb der letzten 27 Jahre die   für die biologische Schädlingskon-         Insektenrückgang gibt, begründen
Biomasse der flugaktiven Insekten in      trolle, für den Abbau organischer          einige der bekannten Ursachen sowie
                                                                                     verschiedene Indizien aus entspre-
                                                                                     chenden Untersuchungen bereits
                                                                                     heute einen akuten Handlungsbedarf.
                                                                                     Das Forschungsprojekt der Landes-
                                                                                     forstanstalt MV zielt insbesondere
                                                                                     darauf ab, Umsetzungskonzepte für die
                                                                                     Verbesserung der Lebensraumbedin-
                                                                                     gungen für Insekten im Wald zu entwi-
                                                                                     ckeln und beispielhaft umzusetzen.
                                                                                     Damit diese bestmögliche Wirkung

                                                                                     Necydalis ulmi
                                                                                     21–32 mm
                                                                                     links das Weibchen
                                                                                     rechts das Männchen

                                                                                     Bei dem recht groß werdenden Necydalis
                                                                                     ulmi handelt es sich um eine deutschland-
                                                                                     weit ausgesprochene seltene, stark gefähr-
                                                                                     dete Bockkäfer-Art, die aus Mecklenburg-
                                                                                     Vorpommern momentan nur aus zwei
                                                                                     Naturwaldreservaten in der Neubranden-
                                                                                     burger Region sowie von der Insel Usedom
                                                                                     bekannt ist. Die Art wird in der Liste der
                                                                                     Urwaldrelikt-Arten geführt und lebt vermut-
                                                                                     lich in absterbendem Kronenholz starker
                                                                                     Laubhölzer.

Foto: G. Brunne
immerGRÜN | Ausgabe 2 – 2018 Seite 13

entfalten können, sind im Projekt-         Biotopverbundes zur Verbesserung          jekten werden beispielhaft Lösungsan-
verlauf auch Forschungsvorhaben            der Lebensraumbedingungen von             sätze für den Biotopverbund sowohl im
konzipiert, die mögliche Ursachen          Insektenpopulationen im Wald werden       Wald als auch landschaftsübergreifend
für den Rückgang der Insektenvielfalt      insbesondere die bereits bestehenden      modelliert und an jeweils konkreten
aufzeigen und Refugialstrukturen           Instrumente und Maßnahmen der             Beispielen vor Ort umgesetzt. Damit
der rezent vorkommenden Insekten­          naturnahen Forstwirtschaft in MV          greift das Projekt erstmalig den
populationen für Biotopverbundmaß-         hinsichtlich ihrer Wirksamkeit für den    Ansatz auf, die tradierte Fokussierung
nahmen identifizieren helfen.              Insektenschutz überprüft, optimiert       von Naturschutzbestrebungen auf
                                           und ggf. um weitere Maßnahmen             jeweils eine Landnutzungsform zu
Mit einer Landschaftsanalyse werden        ergänzt.                                  überwinden.
im Projekt zwei geeignete Unter-
suchungsräume in MV mit sehr               Die Modellierung der Vernetzung           Das neu gewonnene Wissen aus
unterschiedlicher     Waldausstattung      ver­inselter Waldlebensräume in der       Forschung und praktischer Umsetzung
ausgewählt.      Einem      traditionell   ausgeräumten Offenlandschaft erfolgt      wird in verschiedenster Form für
waldreichen       Untersuchungsgebiet      mit dem Fokus auf so genannte „forst-     Waldbesitzer, Behörden und Gesell-
soll für vergleichende entomolo-           liche Verbundsysteme“ (z. B. Galerie-     schaft aufbereitet. Dazu ist u. a. die
gische Inventarisierungsarbeiten ein       wälder, Hecken, Alleen) mit dem Ziel,     Herausgabe eines Leitfadens für
waldarmer Landschaftsraum zur Seite        insektenschutzintegrierte    Lösungs-     Insektenschutzmaßnahmen im Wald
gestellt werden. An den gleichen           ansätze für die betrachtete Region zu     vorgesehen.
Waldstrukturen und Landschaftsele-         finden. Eine weiter fortschreitende
menten in beiden Untersuchungs­            Segregation der Wälder sowie der
gebieten erfolgt im Projektverlauf über    freien Landschaft nach Einzelanforde-     Dr. Ursula Rüping
zwei Vegetationsperioden hinweg die        rungen (wie hier Insektenschutz, dort     Stabsstelle Strategisches Management
Erfassung wichtiger Insektenarten-         intensive Produktion, Grundwasser-        und
                                                                                     Uwe Gehlhar
gruppen. Ausgewählt wurden dafür           spende, Wasserschutz, Klimaschutz,
                                                                                     Fachgebietsleiter
Käfer, Stechimmen (u. a. Wildbienen,       Bodenschutz,       Landschaftsästhetik    Forstliches Versuchswesen
Hummeln und Wespen) sowie                  etc.) wird den Herausforderungen
Großschmetterlinge. Die Erfassungs-        der Zukunft nicht in ausreichendem
und Determinierungsarbeiten werden         Maße gerecht und würde zudem
dabei von Expertenteams auf dem            das bewährte Prinzip multifunktio­
Wege der Vertragsforschung vorge-          naler Wälder in Frage stellen. Das
nommen. Die Ergebnisse sollen die          Projektvorhaben soll daher eine
Gefährdungen des Aussterbens von           optimierte Planung der Landschaft
Insektenarten näher beleuchten und         bereitstellen, die zum einen die
zugleich wichtige Wald- bzw. Waldrest-     Vernetzung      von    fragmentierten
strukturen identifizieren helfen, die      Waldgebieten beinhaltet, zum Insek-
Basis für eine Wiedervernetzung von        tenschutz beiträgt und gleichzeitig die
Waldlebensräumen sein können. Bei          genannten Aspekte integriert. Mit den
der Umsetzung von Maßnahmen des            zwei umsetzungsbezogenen Teilpro-
immerGRÜN | Ausgabe 2 – 2018 Seite 14

 Die Extremwitterung 2018 und ihre kurzfristige Auswirkung auf die Waldbestände in MV

Witterung 2018                                Regional betrachtet waren die Tempe-       die Waldbäume und -sträucher
Der Witterungsverlauf der Jahre               raturabweichungen im Landesinneren         physiologisch     beanspruchte.  Auf
2017 und 2018 (bis heute) kann für            um ca. 1 K höher als im Küstensaum,        den Sand­   standorten, insbesondere
Mecklenburg-Vorpommern             und        wo das Meer die Temperaturen etwas         mit geringen Humusgehalten und
weite Teile Deutschlands als außer-           milderte (ohne Abb.).                      Ton-/Schluffanteilen im Oberboden
gewöhnlich und extrem bezeichnet                                                         sowie tieferen Grundwasserspiegeln,
werden. Während die Jahresnieder-             Zusätzlich zu den hohen Temperaturen       waren Trockenstresssituationen schon
schläge in 2017 überwiegend um 30             fielen seit April 2018 nur sehr geringe    deutlich früher erreicht.
bis 50 % zu hoch waren, stellte sich in       Niederschlagsmengen, deren monat-
diesem Jahr gleichzeitig eine extreme         liche Abweichungen zum langjäh-            Die größten kurzfristig sichtbaren
Wärme und Trockenheit ein, die seit           rigen Mittel ca. –6 bis –74 % betrug.      Schäden sind in den Aufforstungen aus
Beginn der systematischen Wetterauf-          Besonders niederschlagsarm war der         dem Frühjahr sowie aus den letzten
zeichnung in MV (großflächig erst ab          Monat Mai mit einer fast landesweiten      Jahren zu registrieren. Auch wenn
1941) so noch nie registriert wurden          Abweichung von –50 bis –90 % (im           gegenwärtig, insbesondere bei den
(siehe Abb. 1).                               Mittel: –74 %). Bezogen auf die Vegeta-    Laubbäumen, das vollständige Ausmaß
                                              tionsperiode fehlen im Landesdurch-        der Schäden nur bedingt beurteilt
                                                                                         werden kann, ist anhand der Daten
                                                                                         aus dem Waldschutzmeldewesen
                                                                                         von einer landesweiten Schadfläche
                                                                                         von mindestens 380 ha auszugehen.
                                                                                         Anfang September machte sich auch
                                                                                         die Bundeslandwirtschaftsministerin
                                                                                         Frau Klöckner in der Nähe von Güstrow
                                                                                         ein Bild von den Dürreschäden vor
                                                                                         Ort. Die umfangreichsten Ausfälle,
                                                                                         die hochanteilig Rotbuche aber auch
                                                                                         alle anderen Baumarten wie Eiche,
                                                                                         Douglasie und Kiefer betreffen, sind in
                                                                                         den Gebieten mit sehr hohen Nieder-
                                                                                         schlagsdefiziten und sandigen Böden
                                                                                         im Südwesten des Landes zu finden.

                                                                                         Zu diesem Zeitpunkt weniger offen-
                                                                                         sichtlich, dafür langfristig nachwirkend,
                                                                                         sind die durch Dürre verursachten
                                                                                         Schäden in den Altbeständen.
                                                                                         Während bereits im Sommer vielfach
Abb. 1: Abweichungen der Lufttemperatur und des Niederschlages vom langjährigen Mittel   Reaktionen auf die extreme Witterung,
(1961–90) an den DWD-Wetterstationen in MV (Quelle: DWD 2018)                            wie das vorzeitige Abwerfen grüner
                                                                                         Blätter, Triebe und Früchte, zu
Hierfür verantwortlich waren häufige          schnitt (der DWD-Wetterstationen)          beobachten war, ist neben Zuwachs-
Hochdruckwetterlagen, die warme,              somit gegenüber dem Normaljahr             verlusten in den kommenden Jahren
trockene Luft heranführten und atlan-         ca. 180 mm Niederschlag, also fast         verstärkt mit Sekundärschäden an
tische Tiefs mit kühler, feuchter Luft        die Hälfte der gewöhnlichen Menge!         den trockenheitsgestressten Bäumen
für einen langen Zeitraum blockierten.        Die größten Niederschlagsdefizite mit      zu rechnen. Bereits in diesem Jahr
Die Temperaturabweichungen vom                teils über 200 mm (in der Vegetati-        deutlich spürbar sind die enormen
langjährigen Mittel (1961–90) in den          onsperiode) traten in den Forstämtern      Schäden durch Fichtenborkenkäfer,
Monaten der Vegetationsperiode                Grabow, Schildfeld und Radelübbe auf       insbesondere        des     Buchdruckers.
(April bis September) waren für MV            (siehe Abb. 3).                            Begünstigt durch die warm-trockene
stets deutlich positiv und betrugen                                                      Witterung entwickelte sich die bereits
2,1 bis max. 3,9 Kelvin (siehe Abb. 2),       Trotz weitestgehend aufgefüllter           erhöhte Population zu einer Massen-
wobei die höchsten Temperaturüber-            Bodenwasserspeicher im März 2018           vermehrung, der in 2018 bis Ende
schreitungen in den Monaten April             kann selbst auf vielen bindigen Böden      September im Gesamtwald 38.600
und Mai mit 4 bis 5 Kelvin großflächig        (Lehm- und Tonböden) spätestens            Festmeter Schadholz durch Stehend-
im Bundesland auftraten.                      ab Ende der Vegetationsperiode von         befall zum Opfer fielen. Während auch
                                              einem weit verbreiteten Wasser-            in der Landesforst MV der Einschlag
                                              mangel ausgegangen werden, der             von unbefallenem Fichtenfrischholz
immerGRÜN | Ausgabe 2 – 2018 Seite 15

                                                                                                Besonders Waldbrände auf munitions-
                                                                                                verseuchten Flächen, wie im Südwesten
                                                                                                des Landes bei Groß Laasch Anfang Juli
                                                                                                und Anfang August nahe der Ortschaft
                                                                                                Ramm, stellten die Einsatzkräfte vor
                                                                                                große Probleme und führen zu neuen
                                                                                                Überlegungen bei der Organisation
                                                                                                der Waldbrandbekämpfung.

                                                                                                Eine Verschlechterung des Vitali-
                                                                                                tätszustandes     der   Waldbäume,
                                                                                                angesprochen über den Kronenzu-
                                                                                                stand in den Sommermonaten, wird
                                                                                                ebenfalls bereits in den vorläufigen
                                                                                                Ergebnissen der Waldzustandser-
                                                                                                hebung 2018 deutlich. Die Veröffent-
                                                                                                lichung des Berichtes erfolgt nach
                                                                                                Abschluss der Auswertungen zum
                                                                                                Ende des Jahres.

Abb. 2: Abweichungen der monatlichen Lufttemperaturen und Niederschläge vom langjähri-          Da die geringen Niederschläge
gen Mittel 1961-90 an den DWD-Wetterstationen in MV (Datenquelle: DWD 2018)
                                                                                                auch im anbrechenden Herbst nicht
gestoppt wurde, zeichnet sich in                Weiterhin hielten aufgrund der anhal-           vermögen, die völlig ausgetrockneten
vielen Bundesländern mit hohem                  tenden Dürre zahlreiche Waldbrände              Böden ausreichend zu sättigen, scheint
Fichtenanteil aufgrund der immensen             Feuerwehr und Förster in Atem. Mit              zum gegenwärtigen Zeitpunkt die
Schäden durch den Borkenkäfer eine              Stand Ende Oktober kam es dieses Jahr           Option der Herbstpflanzung als nicht
Katastrophe ab.                                 landesweit bislang zu 77 Waldbränden            empfehlenswert, so dass sich weiter
                                                mit einer Brandfläche von rund 30 ha            auf ergiebige und anhaltende Regen­
                                                (2017: 6 Waldbrände; 0,17 ha).                  ereignisse warten lässt.

Abb. 3: Absolute regionale Niederschlagsabweichungen vom langjährigen Mittel 1961-90 in der Vegetationszeit (April bis September 2018) im
Bundesland MV (Datenquelle: DWD 2018)

                                                                                                               Abbildungen: Landesforst MV
immerGRÜN | Ausgabe 2 – 2018 Seite 16

Abb. 4: Dürreschäden in Aufforstungen (links), trockenheitsbedingter verfrühter Fruchtfall bei der Eiche (rechts)

Inwiefern augenscheinlich geschädigte Jungpflanzen im                      wandels ­informiert die Landesforst MV über Förder- und
kommenden Frühjahr wieder austreiben und die Folgen                        Wald­umbaumaßnahmen für einen zukunftssicheren und
der Dürre auch bei den Altbeständen abgemildert werden                     klimastabilen Wald.
können, hängt in hohem Maße davon ab, inwiefern der
Bodenwasserspeicher im kommenden Winter wieder aufge-
füllt werden kann.                                                         Jan Martin und Mathis Jansen
                                                                           Betriebsteil FVI
Nachdem bereits das Jahr 2017 mit Sturm „Xavier“ und                       Fachgebiet Forstliches Versuchswesen
landesweit rund 300.000 Festmeter Sturmholz sowie
anhaltenden Niederschlägen außergewöhnliche Verhält-
nisse aufwies, zeigt sich mit dem folgenden Dürrejahr
2018 offenbar eine spürbare Zunahme der Witterungsex-
treme in Folge des Klimawandels. Umso wichtiger ist es,
bei der Umsetzung der Ziele der naturnahen Forstwirt-
schaft schon heute gemeinsam den Wald in Mecklenburg-
Vorpommern konsequent auf die künftig zu erwartenden
Bedingungen bestmöglich vorzubereiten. Neben der
Beratung zu Waldschutzproblemen als Folge des Klima-

Fotos: Landesforst MV
immerGRÜN | Ausgabe 2 – 2018 Seite 17

 Wisentnachrichten – aus dem Juni 2018

Bereits nach den ersten 6 Monaten des Jahres 2018 konnte         wird sie auch mit einem GPS-Halsband ausgestattet. Die
man auf dem Damerower Werder schon eine positive Bilanz          Verladung und Versorgung unserer Kuh übernahm dann
ziehen. Anlaß war das Treffen der deutschen Regional-            der Tierpark. Damit lebt nun die traditionelle Verbindung
zentren Wisentzucht (RO) im FA Scherfede-Warburg (NRW).          zum Tierpark Berlin im gemeinsamen Bemühen um den
Dort wurde am 30. Mai das 60. Jubiläum des Hardehausener         Artenschutz wieder auf. Ein überzeugender Beweis für die
Wisentgeheges begangen. Neben den Jahresberichten                unentbehrliche Rolle der Zoos bei der Erhaltung bedrohter
ging es vor allem um Auswilderungsprojekte und die Zucht-        Spezies. Auch bei unseren Partnern im Wisentgehege
strategie der nächsten Jahre. Deutschland hat mit knapp          Springe wird ein Sammelgatter für 7 Wisente vorgehalten.
600 Wisenten noch immer den vierthöchsten Bestand in der         Insgesamt konnten 23 Wisente aus 9 europäischen Einrich-
Länderwertung. Für die rund 70 Halter wollen die RO Info         tungen versandt werden. Die ganze Aktion erfordert einen
und Koordination anbieten. Dies fällt zunehmend auf frucht-      ständigen Austausch, um alle Schritte zu koordinieren. Der
baren Boden. Nur durch die Nachzucht aus Gehegehaltung           positive Nebeneffekt ist aber eine engere und praxisbe-
konnte der Wisent vor dem Aussterben gerettet werden,            zogene Zusammenarbeit.
betonte Prof. Wanda Olech auf der Tagung.
                                                                 Leider sind Jungbullen nicht so gefragt, denn die bekommen
In Damerow wird in den nächsten Tagen das 320. Kalb              nun mal keine Kälber. Wir werden aber in diesem Jahr den
erwartet. 2018 konnten aus Damerow bereits 4 Wisente             Namen Darwin vergeben. Mit so einem Namenspatron kann
erfolgreich abbgegeben werden. Die Kuh Daenerys wird in          es eigentlich nur ein Ziel geben. Im Mai 2019 sollen weitere
Neuruppin mit Daflorian, der seit 2016 dort auf sie wartet,      25 Wisente aus Deutschland auf die Reise gehen. Dazu
eine neue Zucht begründen. Dayo und Dacapria gewöhnen            werden an verschiedenen Orten kleine Gruppen zusam-
sich gerade an das neu eingerichteten Gatter in Feudingen        mengestellt. Die Tiere sollen bereits vor dem Transport
(Sauerland). Dayo ist der letzte männliche Nachkomme             Bekanntschaft machen und z. B. ihre Rangordnung klären.
des schwedischen Wisentbullen EN 30. Damit wurde ein             Das mindert auch den Streß auf dem langen Weg. Denn
wichtiger Träger von Erbinformationen gesichert.                 bereits im Vorfeld müssen die Tiere wegen notwendiger
                                                                 Untersuchungen und dem Zwischentransport mindestens
Den weitesten Weg hat Daradina hinter sich. Ihre neue Herde      einmal betäubt werden. Dafür erwartet sie aber auch
steht in den Tacru Bergen der Südkarpaten in Rumänien.           ursprüngliche Wildnis wie man sie sich nur für einen Wisent
Dort wird das zur Zeit größte Wisentprojekt überhaupt reali-     wünschen kann. Einen kleinen Wermutstropfen gibt es aller-
siert. In einem zweiten Bereich, den Rusca Bergen wird eine      dings – Bären und Wölfe leben auch dort. Nach der Einge-
weitere Herde etabliert. Das Gebiet umfasst über 80.000 ha.      wöhnung im Sommer werden bereits im Herbst die Gatter
Beide Herden haben die Möglichkeit sich durch Migration          geöffnet. Dann heißt es ab in den Urwald. Der Kampf um das
genetisch auszutauschen. In 25 Jahren sollen es durchaus         Überleben beginnt.
bis zu 1.000 Wisente sein. Der WWF Rumänien übernimmt
die wissenschaftliche Leitung. Die Finanzierung erfolgt zu       Drücken wir also unserer Daradina die Daumen, auf dass sie
großen Teilen über die Organisation European Rewilding           alle Gefahren gut meistert.
und Fördermitteln aus dem europäischen LIFE-Programm.
Eine wichtige Rolle übernahm hier der Tierpark Berlin. Dort      Fred Zentner
konnten wir unsere Kuh zwischenparken. Aus Tierpark              Wisentreservat Damerower Werder
und Zoo wurden weitere 5 Kühe abgegeben. Tirunesh                FoA Nossentiner Heide
(Ti = Berlin), die Älteste soll als Leitkuh fungieren. Deshalb

                                                                                                              Fotos: F. Zentner
immerGRÜN | Ausgabe 2 – 2018 Seite 18

 Besucherandrang beim 10. Waldtag MV und 16. Holzfest in Friedrichsmoor

In Kooperation mit dem Jagdschloss Friedrichsmoor hatte       Dazu beigetragen haben über 100 Händler und Standbe-
das gleichnamige Forstamt am 2. September 2018 die            treiber vor einer wunderschönen Kulisse. Die Händler haben
Bürgerinnen und Bürger eingeladen, den Sonntag                sich zufrieden geäußert. Sie wollen wiederkommen. Also
gemeinsam auf dem weitläufigen Gelände zu verbringen.         sollte man nachschauen, auf welches Datum im nächsten
                                                              Jahr der erste Sonntag im September fällt. Die Schweriner
„Wir erwarten wie in den vergangenen Jahren wieder rund       Volkszeitung hatte in ihrem Artikel getitelt: „Wenn der Wald
5.000 Gäste“, so Staatssekretär Dr. Jürgen Buchwald, der      ruft“. Das Motto haben die Kollegen aus dem Forstamt
den Waldtag in Friedrichsmoor am ehemaligen Jagdsitz          Jasnitz mit dem Waldmobil umgesetzt. Sie haben u. a. einen
der Herzöge zu Mecklenburg-Schwerin eröffnet hat. Die         ganzen Strauß Zweige verschiedener Baumarten mitge-
Bürgermeisterin von Neustadt-Glewe Frau Doreen Radelow        bracht und die Artenkenntnis der Besucher getestet. Ob jung
richtete die Grußworte der Kommune aus. Ebenso begrüßte       oder alt, wer Lust auf ein Spiel hatte, konnte sich ausgiebig
der Beigeordnete im Verwaltungsvorstand des Landkreises       betätigen. Die Kinder waren unermüdlich beim Enten
Ludwigslust-Parchim Herr Andreas Neumann die Gäste.           schießen. Falls es dafür einen Abschussplan geben sollte,
Einige konnten bei dem spätsommerlichen Wetter die            wäre der landesweit erfüllt, meinte der Standbetreuer am
Eröffnung kaum erwarten und waren schon frühzeitig auf        Ende der Veranstaltung. Viele Kinder waren wieder mutig in
dem Gelände unterwegs. Der erste Sonntag im September         luftigen Höhen unterwegs. Das Team der Baumsteiger war
stand bei vielen Besuchern lange vorgemerkt im Kalender.      forstamtsübergreifend im Einsatz. Für die Kinder, die ganz
Das Team des Forstamtes Friedrichsmoor stand in diesem        weit hoch in den Baum geklettert sind, gab es eine kleine
Jahr wieder vor der Herausforderung, das Fest zu organi-      Belohnung in luftiger Höhe aus einem Zapfenpflückersack
sieren, obwohl das Forsthaus immer noch eine Baustelle ist.   heraus zu holen. Am Boden geblieben sind die kleinen
Außerdem stellte sich die Frage wie im Theater, was man tun   Waldgeister aus Naturmaterialien. Diese konnte man basteln
kann, um einer Serienaufführung immer wieder Premieren-       und schwebend nach Hause tragen. Für deren neue Kleider
stimmung zu verleihen?                                        war zum Schluss kein Stoff mehr da – zum Glück wächst das
                                                              im Wald nach. Das haben die Kinder verstanden. Für die
Genau die Stimmung ist gelungen – diese gut gelaunte          Erwachsenen gab es verschiedenste Angebote zu Holz als
Volksfeststimmung konnte man in Friedrichsmoor erleben.       Baumaterial, Energieträger, Mobiliar oder
immerGRÜN | Ausgabe 2 – 2018 Seite 19

 Besucherandrang beim 10. Waldtag MV und 16. Holzfest in Friedrichsmoor

Kunstobjekt. Die Landesforst MV und verschiedene Vereine
und Verbände hielten Besuchern Informationen zu Wald,
Holz, Forstwirtschaft, Jagd und Reiten bereit. Da zu einer
guten Feststimmung auch das leibliche Wohl gehört, war
dafür ausgiebig gesorgt. Zur Mittagszeit war Schlange
stehen an der Tagesordnung. Wer ganz „wild auf Wild“ war,
hatte die Gelegenheit Wildprodukte zu kaufen oder vor
Ort zu kosten. Am Abend stapelten sich die leeren Kisten
im Transporter der Schildfelder Kollegen von „Wild vom
Förster“. Es hat geschmeckt vor der historischen Fassade des
Forsthauses.

Allen, die zum Gelingen des Festes beigetragen haben, gilt
ein herzliches Dankeschön. Wenn die Forstleute und der
Schlossherr in Friedrichsmoor einladen, gerät ein kleines
Dorf in der Lewitz in Ausnahmezustand und das darf gern
im nächsten Jahr wieder geschehen.

Julia Götze
Leiterin Öffentlichkeitsarbeit

Eröffnung und Rundgang (gegenüberliegende Seite, v.l.n.r.)
Referatsleiter Herr Ulf Tielking
Bürgermeisterin Neustadt-Glewe Frau Doreen Radelow
Beigeordneter Landkreis LUP Andreas Neumann
Forstamtsleiter Herr Christian Lange
Staatssekretär Dr. Jürgen Buchwald
Vorstand Herr Manfred Baum

                                                                                       Fotos: Landesforst MV
immerGRÜN | Ausgabe 2 – 2018 Seite 20

 MeLa Tagebuch 2018

Fragt man die Besucher der größten        schaftsstand mit dem Landwirtschafts-      Juni 2018
norddeutschen Ausstellung für             ministerium zu.                            16 m² Standfläche in Messehalle 1
Landwirtschaft, Gartenbau, Jagd                                                      können als Auftrag bestätigt werden.
und Forst (MeLa), wann denn               April 2018                                 Ich bezahle die Anzahlungsrechnung
Messezeit sei, bekommt man ganz           Die Deutschen Waldtage 2018 nehmen         der Messegesellschaft. Nun kann
selbstverständlich die Antwort: vom       Gestalt an. Das Motto: „Wald bewegt“.      uns keiner mehr den Standplatz am
13.–16. September 2018. Da treffen        Für mich hat das ganz viel mit der         Hauptgang streitig machen.
ca. 1.000 Aussteller aus 10 Nationen,     MeLa zu tun. Die bundesweite Veran-
jede Menge Tiere, landwirtschaftliche     staltung fällt genau in diesen Zeitraum.   August 2018
Technik und über 70.000 Besucher in       Auf der MeLa gibt es keinen Wald –         Der Anmeldeschluss für Strom und
Mühlengeez bei Güstrow aufeinander.       aber jede Menge Forstleute. Das ist        Wasser beim Messeausstatter Firma
Damit diese Begegnung ermöglicht          die Lösung. Wir bringen die Deutschen      Cyborg ist zwingend einzuhalten,
wird, ist eine Menge im Vorfeld zu tun.   Waldtage auf die MeLa und bewegen          damit der Stand „Wild vom Förster“
Im vergangenen Jahr habe ich einen        eine Menge Menschen, forstliche            arbeitsfähig ist. Cyborgs Online-Shop
Blick hinter die Kulissen der Messe       Technik und Holz. Unsere Meister-          zu besiegen ist eine digitale Herausfor-
gewagt. Dieses Jahr gibt es mein          schaften passen bestens in das Motto       derung. Ich brauche weder Stuhl noch
persönliches Messetagebuch. Und weil      hinein. Die Suche nach einem guten         Tisch, dafür Linoleum auf dem Stand.
„nach der MeLa vor der MeLa ist“, fängt   Standkonzept beginnt. Unser Messe-         Wer definiert eigentlich, was eine
das MeLa Tagebuch 2018 schon im           stand braucht jedes Jahr eine neue         Grundausstattung eines Messestandes
vergangenen Jahr an:                      Mitmach-Aktion.                            ist?

Dezember 2017                             Die Messegesellschaft hat ein offenes      Hat man einen Messestand, Strom und
Die Messegesellschaft fordert alle        Ohr beim Beratungstermin. Landesweit       Wasser dazu, geht es richtig los mit der
potenziellen Aussteller auf, einen        verteilt arbeitende Forstleute an vier     Planung. Das weiß auch der Messe-
Messestand        anzumelden.    Die      Tagen zu drei Meisterschaften und auf      bauer aus Schwerin. Er hat unsere
Aussteller­servicemappe    beinhaltet     zwei Messestände sowie zur Unter-          gesamte Ausstattung eingelagert und
einen Messerückblick in Bildern. Ein      stützung des MeLa-Karrieretages auf        kennt unsere Wünsche. Wir haben
Anmeldeformular liegt auch bei.           das Messegelände zu bekommen, ist          einmal im Jahr miteinander zu tun –
                                          eine logistische Meisterleistung. Auf      dann aber sehr intensiv. In diesem Jahr
März 2018                                 dem Aktionsgelände Forst, unserem          gibt es eine neue Tafel auf dem Stand
Anmeldeschluss für Messestände. Der       Wettkampfplatz bedarf es jeder             „Wild vom Förster“, die natürlich vorher
Verkaufsstand „Wild vom Förster“ wird     Menge Material. Das muss bestellt,         gestaltet und gedruckt werden muss.
wieder angeboten. Außerdem sagt das       geliefert und transportiert werden.
Kompetenzzentrum Forstliche Neben-        Das Team vom Forstamt Schlemmin            Parallel dazu startet der Aufruf,
produktion (KFN) die Unterstützung        kümmert sich darum. Ohne Holz keine        Standbetreuung zu übernehmen
des forstlichen Auftrittes am Gemein-     Meisterschaften.                           oder Schiedsrichter und Helfer bei
                                                                                     den Meisterschaften zu sein. Die
                                                                                     Ausschreibung der Meisterschaften
                                                                                     gilt es ebenfalls, auf den Weg zu
                                                                                     bringen. Bis Ende August steht die
                                                                                     Zahl der Teilnehmenden fest. Eintritts-
                                                                                     karten, Fahrgenehmigungen, Ausstel-
                                                                                     lerausweise, Aufbauscheine, alles muss
                                                                                     bei der Messegesellschaft beantragt
                                                                                     werden. Das gilt auch für die Angebote
                                                                                     zum mobilen Zaunbau sowie der
                                                                                     Soundanlage, denn die Messegesell-
                                                                                     schaft hat Rahmenverträge.

                                                                                     Erste Septemberwoche 2018
                                                                                     „MeLa – das ist Wahnsinn mit Ansage.“
                                                                                     Auf den Spruch habe ich nicht die
                                                                                     Urheberrechte, nehme den aber
                                                                                     inhaltlich für mich in Anspruch.
                                                                                     Spätestens wenn in den Büros der
                                                                                     Stabsstelle Ö f fentlichkeit sarb eit
                                                                                     Eintrittsbänder und Fahrgenehmi-

Foto: Landesforst MV
Sie können auch lesen