Berliner Rede zur Landwirtschafts- und Ernährungspolitik - Julia Klöckner Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft

 
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Berliner Rede zur Landwirtschafts- und Ernährungspolitik - Julia Klöckner Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft
Berliner Rede zur Landwirtschafts-
und Ernährungspolitik
Julia Klöckner
Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft
„Mein Fazit:
 Es gibt ein neues
 Miteinander.“

Erntedank ist traditionell ein Anlass,
um innezuhalten, sich zu besinnen
und um Danke zu sagen für alles,
was wir zum Leben brauchen und haben.
Politischer Erntedank 2021

Sehr geehrte Gäste,
sehr geehrte Damen und Herren Abgeordnete,
sehr geehrte Preisträgerinnen und Preisträger:
liebe Frau Professor Einspanier, Herr Sindel, Frau Dünchem, guten Abend!

Solidarität mit dem Ahrtal am Erntedank

Wir feiern heute den Höhepunkt des landwirtschaftlichen Jahres: das Erntedank-Fest, unseren
Politischen Erntedank, mit der Verleihung der Professor-Niklas-Medaillen. Die höchste Auszeichnung,
die wir als Bundeslandwirtschaftsministerium zu vergeben haben.

Besonders begrüße ich heute Abend: zum einen unsere Landjugend. Sie stehen für die Zukunft der
Branche. Für Aufgeschlossenheit, für Modernisierung, für Aufbruch. Sie verbinden Zukunft mit Traditi-
on, das zeigt die wunderschöne Erntekrone, die Sie aus Bayern mitgebracht haben. Vielen Dank dafür!

Und zum anderen: das Winzerpaar Ulrike und Axel Lorenz und sein Team aus dem Weinanbaugebiet
Nahe. Sie haben den Winzerinnen und Winzern aus dem Ahrtal ganz praktisch geholfen. Denn die
Weine, die wir hier haben, sind sogenannte Flutweine. Weinflaschen, die von Ihnen nach der Flut aus
der Ahr geborgen wurden. Bei diesem Extremhochwasser wurden von 68 Weingütern und Genossen-
schaften ganze 65 massiv beschädigt oder zerstört. Unvorstellbar. Mit diesen Flutweinen leisten auch
wir heute einen kleinen Beitrag, um die Winzerinnen und Winzer im Ahrtal zu unterstützen. Jeder Cent
kommt hier den Betroffenen zugute. Danke für diese praktische Solidarität.

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Ein neues Miteinander ist erreicht und ein neuer Zukunftsweg ist geebnet.

             Hinter uns liegen fordernde Wochen. Wahlkämpfe haben ihre eigene Dynamik der Abgrenzun-
             gen. Jetzt ist die Zeit, wieder Gemeinsames zu suchen, statt Trennendes zu betonen. Wichtiges
             haben wir erreicht in der zu Ende gehenden Legislaturperiode, viele Erfolge für eine agrar- und
             gesellschaftspolitische Weiterentwicklung. Unter den Stichworten Nachhaltigkeit, Ernte­
             sicherung, Einkommenssicherung, Innovation.

                                           Dazu waren zwei zentrale Voraussetzungen zu gewährleisten. Und
                                           wir haben geliefert.

„Wir haben der deutschen                   Erstens: Wir haben ein neues Miteinander geschaffen. Zum ersten
                                           Mal überhaupt ist es gelungen, umfassende, von allen getragene Zu-
 Landwirtschaft einen                      kunftskonzepte für unsere Landwirtschaft zu diskutieren, zu verhan-
                                           deln und auch zu fixieren. Weil wir alle den notwendigen Mut und
Zukunftsweg geebnet und                    den glaubwürdigen Willen hatten: den breiten gesellschaftlichen
 eine neue Nachhaltigkeit                  Dialog zu suchen, scheinbar unversöhnliche Gruppierungen und
                                           Sichtweisen an einen Tisch zu bringen, Kompromisse zu schließen.
 eingeleitet.“                             Und das Ganze im Sinne von Handschlagqualitäten – sich gegensei-
                                           tig mit Respekt ernst zu nehmen. Umwelt- wie Landwirtschaftsseite.

             Und zweitens: Wir haben der deutschen Landwirtschaft einen Zukunftsweg geebnet und eine neue
             Nachhaltigkeit eingeleitet. Nicht nur gefordert, sondern die Weichen gestellt. Das war fordernd, aber
             ohne ernsthafte Alternative. Denn wir müssen in der Landwirtschaft vor die Welle kommen. Aber unter

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Politischer Erntedank 2021

dem klaren Maßstab: Ökologie, Ökonomie und soziale Frage verbindend. Weg vom Entweder-oder, hin
zum Gleichklang. Wir haben dazu den Bogen weiter gespannt als je zuvor:

• zu mehr Umwelt- und Klimaschutz, zu mehr Tierwohl,
• wir haben Anforderungen an eine nachhaltige Ernährung unter diesen Bogen gezogen,
• mit dem festen Willen, der Notwendigkeit und den begleitenden Maßnahmen, die Wettbewerbs­-
  fähigkeit unserer Landwirtschaft und das Einkommen unserer Landwirte zu sichern.

So kann Landwirtschaft einerseits unsere Ernährung und ihr Einkommen sichern und zudem mehr
Leistungen für den Schutz des Klimas und der Gewässer sowie für die Förderung der Biodiversität er-
bringen. Genau daraus haben wir neue Ansätze für eine nachhaltige Einkommenssicherung entwickelt.
Zugleich haben wir Ausgleichsregelungen überall dort eingeführt, wo neue Erschwernisse entstanden
sind. Wir ermöglichen Investitionen in mehr Gewässer- und Insektenschutz. Das ist ein Systemwech-
sel. Das war unser Ziel. Das war auch der Wunsch von Landwirtschafts- und Umweltseite. Das haben
wir erreicht. Und darauf können wir gemeinsam stolz sein. Auf vieles, was wir geleistet haben in dieser
Legislaturperiode.

„Tierwohl made in Germany“ wird ein Markenzeichen werden.

Mit meinem Team lege ich eine Bilanz vor, die geleitet war vom Dreiklang von Ökologie, Ökonomie
und sozialer Frage. Die dem Anspruch folgte, nicht so lange Veränderungen zu verhindern, bis es nicht
mehr geht. Sondern vor die Welle zu kommen, von vorne frühzeitig zu gestalten und zu fördern. Aber
immer mit Augenmaß, auf wissenschaftlicher Grundlage, nicht auf ideologischer.

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Wir haben Deutschland als Tierwohl-Vorreiter positioniert.

             Das geht nicht per Knopfdruck. Nicht gegen die Tierhalter, nur mit ihnen. Denn dem Tierwohl ist nicht
             gedient, wenn unsere Tierhalter wegen zu hoher Auflagen, zu schnell eingefordert, aufhören und wir dann
             tierische Produkte importieren, auf deren Produktionsstandards wir keinen Einfluss haben. Mehr Tierwohl
                                         und Wirtschaftlichkeit hier auf heimischem Boden – das hat uns geleitet. Taug-
                                         lich für die schnelle Stimmungsschlagzeile oder Kampagne für die digitalen
                                         Medien ist das nicht. Aber mir ging es darum, ernsthaft, differenziert, fair und
                                         rechtskonform vorzugehen – nicht den schnellen Stimmungsapplaus einzuho-
„Als erstes Land                         len, der nur kurz trägt.

 der Welt verbietet                      Wir haben Deutschland in Sachen Tierwohl zum Vorreiter gemacht. Nicht

 Deutschland das Töten                   durch harte Strukturbrüche, sondern durch finanziell unterlegte Strategi-
                                         en und Förderaktivitäten, die unsere landwirtschaftlichen Betriebe tragen
 männlicher Küken in                     können – langfristig. Die von mir eingesetzte Borchert-Kommission hat
                                         Vorschläge zum Umbau der Nutztierhaltung vorgelegt. Wir haben entspre-
 der Legehennenzucht.“                   chende Machbarkeits- und Folgeabschätzungsstudien dazu und viele weitere
                                         Bausteine zur Umsetzung vorgelegt. Vom Konzept bis zur Finanzierung liegt
                                         alles auf dem Tisch.

             Wir haben bei der Europäischen Union einen entscheidenden Durchbruch zur Umsetzung des Kon-
             zepts erzielt: Investitionen in neue Ställe für mehr Tierwohl dürfen nun mit bis zu 80 Prozent gefördert
             werden. Bisher waren das lediglich 40 Prozent und nur für sieben Jahre. Auch dieses Limit ist gefallen.
             Das bringt die notwendige Planungssicherheit und Verlässlichkeit für die Tierhalter für die großen
             Investitionen in Tierwohlställe.

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Politischer Erntedank 2021

Ein weiteres gesellschaftlich stark aufgeheiztes Thema haben wir gelöst. Als erstes Land der Welt verbie-
tet Deutschland das Töten männlicher Küken in der Legehennenzucht. Aber nicht ohne Plan, einfach
nur per Verbot. Sondern durch Innovation, Technik und Unterstützung unserer Brütereien. „Tierwohl
made in Germany“ wird ein Markenzeichen werden. Und nicht Importe, auf die wir keinen Einfluss
haben. Und das muss weitergehen: Auch verarbeitetes Ei muss europaweit gekennzeichnet werden –
das ist im Sinne einer umfassenden Verbraucherinformation und Transparenz. Und Tierwohl darf kein
Stückwerk bleiben, durch Verlagerungen ins Ausland umgangen werden.

→ Bereits seit Anfang 2021 nicht mehr erlaubt ist die betäubungslose Ferkelkastration. Mit einer
  sehr klaren Regelung, komplette Schmerzvermeidung beim Tier. Auch hier sind wir Vorreiter.

→ Wir haben dafür gesorgt, dass die Kastenstandhaltung von Sauen im Deckzentrum nach
  einer Übergangszeit endet.

→ Und ein 300-Millionen-Euro-Stallumbauprogramm ist aufgelegt, das gerade hier, in diesem
  wichtigen Bereich, für eines sorgt: dass mehr Tierschutz noch schneller kommt und die
  Tierhaltung nicht ins Ausland abwandert. Es ist das größte Stallumbauprogramm unserer
  Geschichte, um die Tierhalter auch in die Lage zu versetzen, die politischen und ihre eigenen
  Ziele umsetzen zu können.

→ Den Umbau der Tierhaltung haben wir im Kabinett durch Anpassungen im Baurecht flankiert.
  Allerdings: Hier hätten wir weiter und konkreter im Sinne des Tierwohls sein können, wenn
  unser Koalitionspartner das wirklich gewollt und mitgemacht hätte.

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Wir haben während unserer Ratspräsidentschaft einen Systemwechsel in der Europäischen
    Agrarpolitik erreicht.

    Kern der neuen GAP ist die grüne Architektur mit ambitionierteren ökologischen Vorgaben und
    honorierten Maßnahmen in der ersten und zweiten Säule. Damit sich Umwelt- und Naturschutz für
    unsere Landwirtschaft auch rechnen kann. Umwelt-, Biodiversitäts- und Klimaauflagen werden künftig
    honoriert. Das bedeutet: Gemeinwohlleistungen werden gefördert. Für die Umwelt und das Klima, für
    den Erhalt einer Kulturlandschaft, für das Einkommen der landwirtschaftlichen Familien.

    Kernauftrag der Landwirtschaft ist und bleibt es, unsere Ernährung zu sichern. Dafür müssen unsere
    Landwirtinnen und Landwirte wettbewerbsfähig bleiben und von ihrer Arbeit leben können!

    Für unsere Wälder haben wir mehr mobilisiert als je zuvor: 1,5 Milliarden Euro.

    Um Schäden zu beheben, um neue, klimaangepasste Mischwälder zu pflanzen. Um private und kom-
    munale Waldbesitzer bei der schwersten Krise der Forstwirtschaft zu unterstützen. Mit der Bundes-
    waldprämie und weiteren Nachhaltigkeitsförderungen haben wir Instrumente konzipiert, die beides
    bringen: schnelle Hilfe und langfristige Wirkung. Durch die Prämie ist die zertifizierte Waldfläche
    schon jetzt um mehr als 900.000 Hektar angewachsen.

    Ländliche Regionen sind die Kraftzentren unseres Landes.

    Rund 2.000 Projekte auf dem Land haben wir initiiert und finanziert. Mit Vorbildcharakter und zum
    Nachahmen in anderen Dörfern und kleinen Städten. Für eine bessere Mobilität, für ein starkes Ehren-
    amt, für Kultur, für die Nahversorgung.

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Politischer Erntedank 2021

Die Digitalisierung war zu Beginn der Legislatur ein Schlagwort, jetzt ist sie real.

Digitale Lösungen im Stall und auf dem Feld sind Problemlöser. Weil Sensoren schneller melden, wenn
es Tieren nicht gut geht. Weil Landwirte durch Digitalisierung präziser arbeiten. Weil sie früher wissen,
wenn Pflanzen erkrankt sind.

Wir haben sie in der Praxis getestet, mit unseren Experimentierfeldern. Wir haben eine staatliche Da-
tenplattform geschaffen, für den Austausch zwischen Landwirtschaft, Forschung, Entwicklung und
Beratung. Und mit fast einer Milliarde Euro haben wir die Anschaffung hochmoderner Maschinen
gefördert, die messbar und massiv weniger Pflanzenschutz- und Düngemittel ausbringen, mit neuester
Technik. Immer mit dem klaren Ziel, die Produktion noch nachhaltiger zu gestalten. Die Arbeit einfa-
cher und unbürokratischer und effektiver zu machen. Wir sind damit Vorreiter in Europa.

Noch nie war Ernährungspolitik so sichtbar.

Allein der Nutri-Score ist eine Erfolgsgeschichte, wir sehen ihn fast überall beim Einkauf. Schon
233 Unternehmen mit 452 Marken machen mit. Der Nutri-Score macht auch die Erfolge unserer Na-
tionalen Reduktions- und Innovationsstrategie für Zucker, Fette und Salz in Fertigprodukten sichtbar.
Auch hier zieht die Wirtschaft mit: Elf Verbände haben sich dazu verpflichtet, von unseren Instituten
messbar den Gehalt an Zucker, Salz und Fetten in ihren Fertigprodukten zu reduzieren.

Das sind nur einige Punkte unserer umfangreichen Bilanz – einer Bilanz, die die Land- und Ernäh-
rungswirtschaft ganzheitlich sieht, über die gesamte Wertschöpfungskette bis hin zu den Verbrauche-
rinnen und Verbrauchern. Eine Bilanz, die Weichen gestellt hat, hinter die eine kommende Bundes-
regierung nicht zurückfallen kann. Eine Bilanz, die den gesellschaftlichen Wandel aufgenommen hat,

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aber es nicht dem schnell wechselnden Zeitgeist recht machen will. Eine Bilanz, die sich von wissen-
     schaftlicher Erkenntnis und Fakten statt von Stimmungen und Klicks leiten ließ. Eine Bilanz, die die
     heimische und europäische Ernährungssicherung für unsere Verbraucherinnen und Verbraucher und
     die Einkommenssicherung für unsere Landwirtschaft im Blick hat – mit globaler Verantwortung.

     Globaler Modernisierungsschub für das Menschenrecht auf Nahrung

     In Deutschland haben wir einen Modernisierungsschub in der Land- und Ernährungswirtschaft gestar-
     tet. Doch während wir Fortschritte machen, fallen andere schmerzhaft zurück: Wieder mehr Menschen
     leiden Hunger. Ihre Zahl ist gestiegen auf 768 Millionen. Und gleichzeitig wird ein Drittel der Nahrung
     weltweit weggeworfen. UNICEF-Schätzungen zufolge leiden immer mehr Kleinkinder an Wachstums-
     verzögerungen, weil ihre Ernährung nicht mit ihrem wachsenden Nährstoffbedarf Schritt hält. Das
     dürfen wir nicht ignorieren, das kann uns nicht ruhen lassen!

     Ende September fand auch deshalb der erste Weltgipfel der Vereinten Nationen zu Ernährungs­
     systemen – der UN Food Systems Summit – statt. Wir konnten viel einbringen, von der Arbeit, die
     bei uns schon geleistet worden ist: unsere Ideen zum Ackerbau der Zukunft etwa, zur Stärkung der
     Eiweißpflanzenerzeugung, zur Reduktion von Zucker, Fetten und Salz in Fertigprodukten,
     zum Ausbau der Bioökonomie oder zur Weiterentwicklung des ökologischen Landbaus.

     Das Menschenrecht auf Nahrung kann durch eine erfolgreiche Landwirtschaft umgesetzt werden. Mit diesem
     Gipfel ist auch das Primat der Ernährung so deutlich wie noch nie unterstrichen worden. Es ist die Ernährung
     und die Ernährungssicherung, die den Ausgangspunkt bilden für den gesamten Gestaltungsprozess. Und
     damit rückt die Landwirtschaft in den Mittelpunkt, mit ihrer ureigensten Aufgabe: Ernährung zu sichern.

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Genau daran müssen auch wir uns in der Zukunft orientieren, wenn wir hier weiter ein verlässlicher
Partner sein wollen. Und genau deshalb brauchen wir weiter eine starke und eigenständige Landwirt-
schafts- und Ernährungspolitik. Mit einer Stärkung unseres internationalen Engagements, beim Wis-
senstransfer, der Forschungszusammenarbeit und Vernetzung.

Nicht stehen bleiben, weitergehen: sechs Zielfelder

Was folgt aus dem Erreichten? Stillstand gewiss nicht, sondern ein Langstreckenlauf.

Erstens: Die Modernisierung der Landwirtschaft muss fortgeführt werden.

Der Rahmen ist klar, er steht im neuen Klimaschutzgesetz: Landwirtschaft darf bis 2030 nur noch 56 Mil-
lionen Tonnen CO -Äquivalente ausstoßen. Um das zu schaffen und gleichzeitig den Bäuerinnen und
                 ²
Bauern gute Perspektiven auch für die nächste Generation zu geben, müssen wir weiter investieren. Denn
nur über Innovationen erreichen wir das Ziel, Ernährung zu sichern und nachhaltiger zu wirtschaften.

Schon in dieser Legislatur haben wir über eine Milliarde Euro für Investitions- und Förderprogramme
zur Verfügung gestellt. Darunter zum Beispiel für neue Maschinen, die Emissionen einsparen helfen,
weil sie präziser arbeiten.

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Zweitens: Junge Bäuerinnen und Bauern müssen an ihre Zukunft glauben können.

     Gesellschaftliche Erwartungen an die Landwirtschaft dürfen keine Einbahnstraße sein. Wer in Umwelt-
     und Klimaschutz investiert, muss dafür bezahlt werden. Wir müssen Bauern und Verbraucher noch
     stärker zu Partnern machen. Für sichere Ernten, für volle Regale, bezahlbare Lebensmittel und eine
     geschützte Umwelt.

     Drittens: Wir müssen unsere Wettbewerbsfähigkeit wahren – und Handelsregeln ändern.

     Hohe Standards sollten eine Selbstverständlichkeit und kein Handelshindernis sein. Dies muss die EU
     konsequent berücksichtigen, auch wenn sie Handelsabkommen mit Drittländern verhandelt. Nach-
     haltigkeitsstandards müssen zum Kernelement zukünftiger Handelsabkommen gehören. Unsere Ziele
     sind hierbei nicht Abschottung oder „Europe first“, sondern Handelsregeln, die eine ressourcen- und
     umweltschonende Landwirtschaft belohnen und befördern. Wer das von unseren Landwirten verlangt,
     muss das auch von anderen verlangen. Der Klimawandel macht nicht an Ländergrenzen halt.

     Viertens: Wir brauchen weitere wirksame Forschungsaktivitäten.

     Wir haben massiv in Forschung und Innovation investiert: rund 900 Millionen Euro. Zum Beispiel für
     modernen Pflanzenschutz und effizienten Ackerbau – um Pilzkrankheiten im Getreide- und Weinbau
     zum Beispiel besser bekämpfen zu können. Um herauszufinden, welche Fruchtfolgen eine optimale
     Nährstoffaufnahme ermöglichen. Wie Treibhausgasemissionen in der Landwirtschaft durch standort-
     angepasste Bodenbearbeitung, den Anbau von Zwischenfrüchten oder optimierte Techniken der Dün-
     gerausbringung gemindert werden können.

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Wir erforschen, welche Konsequenzen ein weiteres Fortschreiten des Klimawandels auf unsere Land-
wirtschaft hat. Denn zum Beispiel Wärme liebende Insektenschädlinge wandern nach Norden, jedes
Jahr um 2,7 Kilometer. Wenn wir also auf bestimmte Pflanzenschutzmittel verzichten und gleichzeitig
unsere Ernten schützen wollen, brauchen wir neue Instrumente.

Nützlinge zum Beispiel. Oder Pflanzen, die weniger Pflanzenschutzmittel und Düngemittel brauchen,
resistenter gegen Trockenheit und Krankheiten und damit wichtige Faktoren im Kampf gegen den
Klimawandel sind. Dabei können neue Züchtungstechnologien helfen.

Fünftens: Wir brauchen einen Digitalpakt für die Landwirtschaft.

Digitale Lösungen im Stall und auf dem Feld sind konkrete Problemlöser,
                                                                                „Wir brauchen einen
beim Tierschutz und Tierwohl, aber auch für einen ökologisch-produk-
tiveren Ackerbau. Wir sind bereits Vorreiter in Europa. Aber wir müssen
                                                                                 Digitalpakt für die
noch besser werden. Deshalb brauchen wir einen Digitalpakt für die               Landwirtschaft.“
Landwirtschaft. Der alles mitdenkt: von der großen Plattform bis zum
Fortbildungsangebot vor Ort. Denn digitale Lösungen müssen in der
Breite auf unseren Betrieben ankommen. Wir brauchen dazu überall auf dem Land eine funktionieren-
de Infrastruktur. Technische Lösungen, die nicht nur von Spezialisten bedient werden können, sondern
die auch dem Nebenerwerbslandwirt konkrete Verbesserungen bieten.

Sechstens: Unsere Gesellschaft muss den Anspruch der Landwirtschaft auf Fortschritt mittragen.

Sei es bei der Züchtung, bei der Digitalisierung, bei der Technisierung. Und diesen Fortschrittsanspruch
dürfen und müssen auch unsere Landwirtinnen und Landwirte selbst mitformulieren.

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Wer kämpfen muss, ackert nicht. Wer nicht ackert, der erntet nicht.

      Das Motto der Welternährungsorganisation FAO lautet „Fiat Panis“ – „Es werde Brot“. Es ist ein abge-
      wandeltes Zitat aus dem ersten Tag der Schöpfungsgeschichte: „Fiat lux“ – „Es werde Licht“. „Fiat panis“
     – das ist die Hoffnung, mit der die FAO im Jahr 1945 den Kampf gegen den Hunger aufgenommen hat.

     Eine Welt ohne Hunger und alle Formen der Fehlernährung ist natürlich eine hohe moralische Ver-
     pflichtung. Es ist aber auch gleichzeitig der Weg, um Konflikte und Kriege zu vermeiden. Denn ein
     hungriger Magen findet keinen Frieden. Konflikte um wertvolle Ressourcen wie fruchtbare Böden und
     Rohstoffe waren und sind bis heute die Ursache für Kriege und Unruhen.

     Mit einer weiteren direkten Konsequenz: Wer kämpfen muss, ackert nicht. Wer nicht ackert, der erntet
     nicht. Die Folgen sind neues Leid, Flucht und Vertreibung. Mit destabilisierender Wirkung weit über
     die Konfliktregionen hinaus. Deshalb ist eine globale, nachhaltige Sicherung der Ernährung das erste
     Instrument der Friedenssicherung.

     Eine Welt ohne Hunger gibt es nur mit einer Landwirtschaft, die satt macht.
     Landwirtschaft ist Leben, überall und immer.

     Deshalb brauchen wir überall auf der Welt, aber auch bei uns eine starke und nachhaltige Landwirt-
     schaft. Eine Landwirtschaft, der ich vor allem eines sagen will: Danke! Für die Leistungen – nicht nur
     dieses Jahres. Für Ihre unermüdliche Arbeit, die Sie erbringen, für uns alle – Tag für Tag, Jahr für Jahr.
     Herzlichen Dank für unser täglich Brot!

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„Eine Welt ohne Hunger gibt es nur mit
 einer Landwirtschaft, die satt macht.
 Landwirtschaft ist Leben,
 überall und immer.“

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HERAUSGEBER
Bundesministerium für Ernährung
und Landwirtschaft (BMEL)
Referat MK2 – Öffentlichkeitsarbeit
11055 Berlin

STAND
Oktober 2021

DRUCK
BMEL

BILDNACHWEIS
Bundesregierung/Steffen Kugler

Diese Publikation wird vom BMEL unentgeltlich
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 @bmel
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