Besser als noch ein Hochbeiner

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Besser als noch ein Hochbeiner
AUTO       BMW 220D GRAND TOURER

Besser als noch ein Hochbeiner
Erst 2015 startete BMW mit Vans. Zu spät, das Segment ist rückläufig. SUV lautet das Gebot der Stunde.
Nicht immer zu Recht, wie der Grand Tourer beweist. Den Trendgegner mit Starkdiesel haben wir getestet.

                                    BMW hat die 2er-Reihe kurios gestückelt.       Platz und nochmals Platz. Wir nehmen
                                    Cabrio, Coupé und zwei Vans werden so          Platz im 4,57-Meter-Tourer für schlappe
       VON
                                    genannt. Letztere haben den Zusatz             48.571 Euro. Ja, kein Schreibfehler. Der
                                    Active Tourer (der „Kurze“) und Grand Tou-     220d Grand Tourer bringt es ab Werk be-
             GETESTET               rer (Testwagen), obwohl diese Bezeichnun-      reits auf 33.865 Euro. Hinzu kommt die Lu-
                                    gen nirgends zu lesen sind. Macht nichts,      xury Line für 4.286 Euro inklusive LED-
                                    denn auch so verkaufen sich diese 2er or-      Scheinwerfer, Ledersitze, Klimaautomatik
                                    dentlich. Im relevanten Flottenmarkt konn-     und beispielsweise Parkpiepser hinten.
                                    ten die Münchener im vergangenen Jahr          Weiteres Wettrüsten ist leicht machbar,
                                    10.000 Hochdachkombis absetzen, ein Plus       wobei wir vor allem auf den zehn Liter grö-
Top                                 von 2,3 Prozent zu 2017. Trendgegner, Ge-      ßeren Kraftstofftank (61 Liter kosten 42 Eu-
❙ Starker und sparsamer 220d        genstrom-Schwimmer..., Universaltalent.        ro) und das Gepäcktrennnetz (160 Euro)
                                                                                   hinweisen wollen; oder das Matrixlicht
❙ Exzellentes LED-Matrix-Licht
                                    Luxury Line: chic, aber teuer                  (420 – 1.168 Euro).
❙ Unauffällige 8-Gang-Automatik                                                        Unverständlich: DAB-Radio (210 Euro)
                                    Verwunderlich ist das nicht. Für einen Van     und Smartphone-Spiegelung (252 Euro)
Flop                                sieht der Grand Tourer passabel aus; in der    kosten noch immer extra, wobei letzteres
❙ Adaptivfahrwerk stets zu straff   Ausstattungslinie Luxury Line gibt’s ein       Detail auch dann lediglich für drei Jahre
                                    bisschen Chrom und Alu inklusive, und da-      gemietet ist. Der Kauf der Funktion Apple
❙ Diesel hat brummigen Unterton
                                    mit wird er fast schon chic. Aber gerade bei   Carplay und Android Auto ist bei BMW
❙ A-Säulen schränken Sicht ein      Vans kommt es auf innere Werte an. Platz,      nicht möglich.

                                                                                          220d Grand Tourer heißt die Lang-
                                                                                      version mit viel Platz für fünf Personen

                                                                                                                                  Fotos: Michael Blumenstein/Autoflotte

36      Autoflotte 4/2019
Besser als noch ein Hochbeiner
BMW 220D GRAND TOURER              AUTO

BMW 220d Grand Tourer
Grundpreis Testwagen: 33.865 Euro
R4/1.995 | 140 kW/190 PS
400 Nm ab 1.750 | 8-Gang-AT
8 s | 210 km/h | 4,6 D | 128 g/km
4.568 x 1.800 x 1.608 mm (5-Sitzer)
645 – 1.905 Liter
Wartung: 2 Jahre/30.000 km
Effizienz: A
HK | VK | TK: 17 | 22 | 23
Garantie: 2 Jahre ohne km-Limit
                                                Die schnellen BMW-Vans tragen zwei Abgasrohre unter dem geräumigen Gepäckabteil
Autoflotte-Empfehlung
220d AT Advantage: 35.210 Euro
Business Paket: 1.420 Euro
Rückfahrkamera: 336 Euro
Trennnetz: 168 Euro
Sportsitze: 412 Euro
DAB+/Apple CarPlay: 462 Euro

Sparsam, nicht spaßarm

Immerhin ist der Motor inklusive – dauer-
haft. Und der hat’s in sich. Der 220d leistet
190 PS und 400 Nm Drehmoment. Die ex-
zellent agierende Achtgang-Automatik            Die Achtgang-Automatik agiert perfekt,    Die Sport-Ledersitze passen ideal, da sie in
gibt die Kraft schnurstracks und ohne spür-     das Adaptivfahrwerk nicht                 der Weite variabel einstellbar sind
bare Verluste auf die Vorderräder. Allrad,
bei BMW xDrive genannt, ist auch im Port-
folio (1.765 Euro) des mindestens 1.630
Kilogramm schweren Kompaktvans, der
somit zu den „Schnellen“ gehört. Auf der
Autobahn sind 220 km/h theoretisch mög-
lich. Verständlicherweise bewegt man sich
dann jenseits des Normverbrauchs, der mit
4,6 Liter Diesel angegeben wird. Jedoch ist
dieser Wert bei gemütlicher Fahrweise
realisierbar. Auf flott befahrenen Schnell-
straßen werden etwas mehr als sechs Liter
die Regel sein. Das flotte Fahren begüns-
tigt übrigens die Ausstattung des Testwa-
gens. Formidable Sportsitze ergänzen sich
mit der direkt agierenden und dennoch
überflüssigen Sportlenkung und dem zu
straffen Adaptivfahrwerk. Wer auf beides
verzichtet, spart 630 Euro, die besser ange-    Aufgeräumt und gut ablesbare Instrumente. Fettfinger-empfindliche Oberflächen

                                                                                                                                   37
Alle Preise netto zzgl. Umsatzsteuer
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AUTO BMW 220D GRAND TOURER

legt werden können. Nicht unbedingt in                                                       Apple Car Play ist schwierig. Immerhin
den Adaptiv-Tempomat, der nur bis              DATPROGNOSE                                  braucht’s dafür keine Kabel mehr, das
140 km/h funktioniert und beim automa-                                                       klappt kabellos, genau wie das induktive
                                               BMW 220d Grand Tourer
tischen Staufahren einen hitzigen Fahran-                                                    Laden für 420 Euro.
fänger am Steuer vermuten lässt.
                                               Restwerte vom Listenpreis                     Autoflotte-Tipp
Geräumig, aber unübersichtlich
                                               (mit Sonderausstattung)
                                                                                             Per se ist der Grand Tourer als Diesel erste
Wenig Kritik im Innenraum: Bequem und          nach 36 Monaten und                           Wahl für Vielfahrer mit Transportbedarf,
luftig vorne, viel Raum in der ersten Reihe,   15.000 km/Jahr: 34,6 %                        die Premium-Ambiente suchen und mit
bei der die Rückbank 60:40 geteilt ist und                                                   einem SUV nichts anfangen können. Ob’s
                                               25.000 km/Jahr: 31,7 %
sich separat verschieben (mehr Knie- oder                                                    den Stark-Diesel braucht? Mit ziemlicher
mehr Kofferraum) lässt. Wer sie umklappt       40.000 km/Jahr: 27,3 %                        Sicherheit tut’s auch der 218d mit 150 PS
wird mit einer nahezu ebenen Ladefläche                                                      und 350 Nm. Er kostet 2.900 Euro weniger.
belohnt, die 1.905 Liter fasst. In Normal-                                                   Eine Empfehlung erhält die Ausstattungs-
stellung passen hier 645 Liter rein – ausge-                                                 linie Advantage. Die oben erwähnten Ext-
zeichnet. Weniger ausgezeichnet empfan-                                                      ras plus Business-Paket (Navi, Lordosen-
den wir die Übersicht. So verstecken sich      Der spiegelt sich auch in der gelungenen      stütze, Sitzheizung) ergeben gut 36.000
bei Kurvenfahrt komplette Omnibusse            Instrumentierung wider. Sauber ablesbare      Euro. Das Pampersbomber-Image das ehe-
hinter den mächtigen A-Säulen. Nichts zu       Anzeigen und eine nach kurzer Zeit ein-       mals den Vans anheftete, hat die SUV-
meckern haben wir bei der Verarbeitung,        gängige Bedienung erfreuen die Kunden.        Fraktion übrigens ebenso an sich gerissen
was angesichts des Preises erwartbar ist.      Einzig das Erstanmelde-Prozedere für          wie die Verkaufszahlen.      M. Blumenstein

Fürs gute Gefühl
Die XC-Baureihen besetzen Volvos Siegertreppchen. Dabei gibt es SUV-Alternativen, die mehr Charme
besitzen – auch aus Schweden. Die neueste heißt Volvo V60 Cross Country und sieht unverschämt gut aus.

Das Schema ist altbekannt. Gerade bei                                                                                 Nicht intuitiv,
Volvo. Seit 1997 beplanken die Skandina-                                                                              dafür sehr hübsch,
vier Ihre Kombis mit Plastik, installieren                                                                            solange die Finger-
4x4-Antrieb unters höher gelegte Chassis                                                                              abdrücke wegge-
und schreiben irgendwo Cross Country                                                                                  wischt werden
drauf. Der Name ist Programm und bedeu-
tet: Freiheit. Oder zumindest so eine Art.
   Der Volvo V60, den es seit einem halben
Jahr gibt, führt die Tradition fort. Den
Freiheitsgedanken spielt der geräumige
V60 CC (Cross Country) dabei keineswegs
schlechter als sein hoch aufbauender SUV-
Bruder XC 60 – das beliebteste Volvo-
Modell im Rekordjahr 2018 (+11 Prozent).

21 Zentimeter Bodenfreiheit
                                               klassische Kombi und hat mit 21 Zentime-      liegt satt und (zu) straff (19 Zoll serienmä-
Dabei ist die attraktive Kombilinie des        tern fast dieselbe Bodenfreiheit des XC 60.   ßig) auf der Autobahn und bietet dem
V60 CC der eines eher grobschlächtigen         Ein modifiziertes Fahrwerk macht den          Wind keine überdimensionierte Stirn, was
SUV stets überlegen. Und beim V60 CC           Cross-Kombi geländegängig, aber keines-       dem Verbrauch entgegenkommen wird.
opfert man nicht einmal Allradkompetenz.       wegs asphaltängstlich. So hetzt der 1,9-          Wir konnten den D4 fahren. Das bedeu-
Der CC ist 6,5 Zentimeter höher als der        Tonner nach wie vor behände ums Eck,          tet: Zweiliter-Turbodiesel mit 190 PS und

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THEMA XXXXXXXX                    RUBRIK

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Der V60 Cross Country differenziert sich besonders in hellem Lack vom klassischen „Kombi“

kräftigem Drehmoment – bis zum Sommer            Dieselpedal lässt ihn knurren. Bei den          Volvo V60 CC D4
gibt’s keine Option. Der Achtgang-Auto-          Assistenzsystemen und Luxus-Accessoires
                                                                                                 Preise: ab 43.992 Euro
mat (Serie) überzeugt, wenngleich er ein         ist Volvo vorn dabei. Im Grundpreis von
kleines Anfahrloch nicht übertünchen             Tränen herbeiführenden 43.992 Euro              R4/1.969 | 140 kW/190 PS
kann. Eine D4-Variante mit 48-Volt-Starter-      ebenfalls. Dafür ist bereits serienmäßig viel   400 Nm/1.750-2.500 | 8-Gang-AT
generator (Mild-Hybrid) soll folgen. Diese       drin, sodass der Cross Country ausstat-
                                                                                                 8.2 s | 210 km/h
besitzt dann einen E-Turbo und das Loch          tungsbereinigt etwa 3.000 Euro teurer ist
ist passe, ein paar Zehntel Verbrauch            als ein V60 und zirka so viel kostet wie der    WLTP: 5,9 – 6,6 D | 155 – 173 g/km
sicherlich auch. 6,6 Liter ist aktuell der       hoch aufbauende XC 60.                          4.784 x 1.850 x 1.499 mm
WLTP-Maximalwert, der dürfte ziemlich                Ach ja: Laut Volvo Großkunden-Chef
                                                                                                 529 – 1.441 Liter
realitätsnah sein. Dass im Zuge der Mini-        Axel Zurhausen wird der klassische V60
mal-Elektrifizierung die Geschmeidigkeit         inklusive CC im Jahr 2019 Platz drei bei den    Wartung: 12 Monate/30.000 km
steigt, darf infrage gestellt werden. Ein        Gewerbekunden einnehmen. Dann steht             Effizienz: A
Leisetreter ist der Diesel lediglich bei Dreh-   wieder ein Kombi auf dem Podest – dafür
                                                                                                 HK | VK | TK: k. A.
zahlen kleiner 2.500. Der beherzte Tritt aufs    war Volvo ja mal bekannt. M. Blumenstein
                                                                                                 Garantie: 2 Jahre ohne km-Limit

                                                                                                 Autoflotte-Empfehlung
          Der elegante Volvo V60 wird 2019 wohl                                                  Business-Paket: 1.050 Euro
                                                                                                 Licht-Paket: 840 Euro
           wieder aufs Podest klettern und sich
                                                                                                 Akustikverglasung: 832 Euro
              bei den Verkäufen zwischen die                                                     Digitalradio DAB+: 277 Euro
                   SUV drängen. Gut so!
                                                                                                 Alle Preise netto zzgl. Umsatzsteuer

                                                                                                                           Autoflotte 4/2019   39
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