Bestandsaufnahme und Maßnahmenplanung 2017-2018 im Gebiet "Mühlheimer Wald mit Bieber- und Rodauauen" - beim NABU Mühlheim ...
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Mühlheimer Wald – Ergebnisse der Kartierung 2017/2018 und Maßnahmenvorschläge – Oktober 2018 Bestandsaufnahme und Maßnahmenplanung 2017-2018 im Gebiet „Mühlheimer Wald mit Bieber- und Rodauauen“ Vergleich der Ergebnisse zu Bestandsaufnahme und Maßnahmenplanung 2001 im selben Gebiet Oktober 2018 Institut für Tierökologie und Naturbildung
Mühlheimer Wald – Ergebnisse der Kartierung 2017/2018 und Maßnahmenvorschläge – Oktober 2018 Bestandsaufnahme und Maßnahmenplanung 2017-2018 im Gebiet „Mühlheimer Wald mit Bieber- und Rodauauen“ und Vergleich der Ergebnisse zu Bestandsaufnahme und Maßnahmenplanung 2001 im selben Gebiet Oktober 2018 2 Auftraggeber Naturschutzbund Deutschland (NABU) Ortsgruppe Mühlheim-Offenbach e.V. vertreten durch Herrn Ernst von Hermanni (Projektleiter NABU) Thomas-Mann-Str. 38 63165 Mühlheim Auftragnehmer Institut für Tierökologie und Naturbildung Helwigstraße 74/76 64521 Groß-Gerau www.tieroekologie.com Tel. 06152/ 1765 61 Fax. 06152/ 1765 59 Mail: olaf.simon@tieroekologie.com Bearbeitung und Projektleitung Dipl. Biol. Olaf Simon Dr. Wolfgang Goebel Förderung Umweltfonds der Fraport AG Stand: 08.10.2018 Institut für Tierökologie und Naturbildung
Mühlheimer Wald – Ergebnisse der Kartierung 2017/2018 und Maßnahmenvorschläge – Oktober 2018 Inhaltsverzeichnis 1. Hintergrund und Zielstellung des Projektes .............................................................. 6 2. Methodische Vorgehensweise ................................................................................. 7 3. Wichtigste Ergebnisse der Bestandserfassung 2017 der Waldgesellschaften im Stadtwald Mühlheim im Vergleich zur Ersterfassung 2001 ............................................. 10 3.1 Kiefernwälder auf mittleren Standorten ............................................................................. 10 3.2 Alte Eichen-Hainbuchenwälder ......................................................................................... 11 3 3.3 Sumpf- und Bruchwälder ................................................................................................. 11 3.4 Grünlandauen der Bieber und Rodau ................................................................................. 12 4. Ergebnisse der Bestandserfassung 2017/2018 der Amphibien und Libellen im Stadtwald Mühlheim im Vergleich zur Ersterfassung 2001 ............................................. 13 4.1 Amphibien ..................................................................................................................... 13 4.2 Libellen.......................................................................................................................... 21 5. Maßnahmenvorschläge 2017/2018 .......................................................................... 26 5.1 Erhalt und Schutz des Altbaumbestandes........................................................................... 26 5.2 Flächen für den Arten- und Biotopschutz im Wald ............................................................... 27 5.3 Biotopentwicklungsflächen im Wald................................................................................... 28 5.4 Kleingewässer-Anlage und -Pflege .................................................................................... 30 5.5 Wasserrückhaltung in Feuchtwäldern ................................................................................ 31 5.6 Extensive Grünlandnutzung .............................................................................................. 35 6. Naturfachliche und naturpädagogische Begleitung der Kartierarbeiten ........................ 36 6.1 Naturschutzfachliche und naturpädagogische Exkursionen und Kommunikation ...................... 36 6.2 Naturpädagogische Zusammenarbeit mit den Schulen in Mühlheim....................................... 36 7. Medienarbeit ......................................................................................................... 39 8. Ausblick……………................................................................................................... 40 8.2 Botanisch-vegetationskundliche Arbeitsschwerpunkte 2019-2022 ......................................... 40 8.2.1 Sumpf- und Bruchwälder............................................................................................... 40 8.2.2 Laubholz-Altholzbestände.............................................................................................. 40 8.2.3 Ökologisch bedeutsames Grünland ................................................................................. 41 8.3 Faunistisch-tierökologische Arbeitsschwerpunkte 2019-2022 ................................................ 41 8.3.1 Waldtümpel, Teiche und Bäche ...................................................................................... 41 8.3.2 Erfassung der Waldfledermäuse ..................................................................................... 41 8.3.3 Erfassung wertgebender Waldstrukturen, Höhlenbäume und Horstbäume........................... 41 9. Verwendete Literatur ............................................................................................. 42 Institut für Tierökologie und Naturbildung
Mühlheimer Wald – Ergebnisse der Kartierung 2017/2018 und Maßnahmenvorschläge – Oktober 2018 Abbildungsverzeichnis Abbildung 1: Untersuchungsgebiet im Stadtwald Mühlheim bei Offenbach. ...................................... 7 Abbildung 2: Maßnahmenkarte 2001. Die Maßnahmen 2001 fokussierten sich auf die Sicherung der Feuchtwälder (M6) und den gesichterten Erhalt der alten Laubwälder (M4) sowie an ausgewählten Waldorten auf die Neuanlage von Kleingewässern (M7). Zudem wurde 2001 vorgeschlagen, die Wiesenauen in ihrer Nutzung zu extensivieren (M5). ..................................8 Abbildung 3 (folgende Seite): Bestandskarte Vegetation der Wald- und Wiesengesellschaften im Jahr 2001. ...............................................................................................................................8 Abbildung 4: Mit Buchen unterpflanzter schattiger Kiefernwald. .................................................... 10 4 Abbildung 5: Alter Sternmieren-Eichen-Hainbuchenwald nahe der Bieberaue.................................. 11 Abbildung 6: Typischer Erlenbruchwald im Mühlheimer Wald im Mai 2017. .................................... 12 Abbildung 7: In den Erlenbruchwäldern wurden im Frühjahr 2017/2018 große „Laichteppiche“ an Grasfroschlaich mit mehr als 2.500 Laichballen gezählt. ....................................................... 15 Abbildung 8: Auch die nassen Senken in den lichten Torfmoos-Kiefernwäldern wurden von Grasfröschen zum Ablaichen genutzt. Die anhaltend hohen Wasserstände bis in den Sommer ermöglichten 2017 eine vollständige und erfolgreiche Larvalentwicklung der jungen Frösche.... 15 Abbildung 9: Der Springfrosch ist eine von drei in Hessen vorkommenden Braunfroscharten. Seine Verbreitung in Hessen beschränkt sich ausschließlich auf die Flusslandschaften der Niederungen in Südhessen. In 2001 wurde der Springfrosch noch zahlreich im Mühlheimer Wald nachgewiesen. Im Frühjahr 2017/2018 konnten hingegen nur noch wenige Laichballen dieser Art gefunden werden (Foto: Marko König). .............................................................................. 17 Abbildung 10: Der Bergmolch ist eine von vier in Hessen vorkommenden Molcharten und gemeinsam mit dem Teichmolch in den Waldgewässern im Mühlheimer Wald sowohl in Waldtümpeln, als auch Gräben und Erlenbruchwäldern verbreitet zu finden (Foto: Marko König)........................ 17 Abbildung 11: Auf tonig wasserundurchlässigen Standorten und bedingt durch die Fließbarriere aufgeschütteter, befestigter Waldwege staut sich das Wasser auch in jungen Kiefern- und Eichenpflanzungen in der Umgebung der Bruchwälder. Grasfrösche, Bergmolche und Teichmolche nutzten auch diese Wasserflächen zum Ablaichen (Fotos aus dem März 2017). .... 18 Abbildung 12: Entwicklung der während der Laichwanderungen im Mühlheimer Wald an den Amphibienschutzzäunen entlang der Lämmerspieler und Steinheimer Straße gesammelten und über die Straße umgetragenen Amphibien (Datenquelle: Umweltamt der Stadt Mühlheim, Frau Anne Schleißner). ............................................................................................................ 19 Abbildung 13: Verbreitung des Springfrosches in Hessen (Abbildung aus: AGAR & FENA 2010). ....... 20 Abbildung 14a: Die Vierfleck-Libelle, so genannt wegen ihrer paarigen dunklen Flügelfleckfelder, ist ein stetiger Vertreter in den nassen und lichten Torfmoos-Kiefernwäldern (Foto: Marko König). 23 Abbildung 15: Nasser Torfmoos-Pfeifengras-Kiefernwald; ein attraktiver Sommerlebensraum für Libellen; typische häufigere Arten sind hier Vierflecklibelle, Adonislibelle und Blutrote Heidelibelle. ..................................................................................................................................... 24 Abbildung 16: Die Frühe Adonislibelle, stetig aber nicht häufig in den Sumpf- und Erlenbruchwäldern (Foto: Marko König). ........................................................................................................ 24 Abbildung 17: Ein Erlenbruchwald im Juni 2017, ein günstiger Libellenlebensraum.......................... 25 Abbildung 18: Die Gebänderte Prachtlibelle (Foto) ebenso wie die verwandte, jedoch seltenere Blauflügel-Prachtlibelle kommt inzwischen wieder bemerkenswert zahlreich entlang des Bieberbaches vor. Kescherkartierungen im Bieberbach im Herbst 2017 und Mai 2018 gemeinsam mit dem Friedrich-Ebert-Gymnasium (FEG) aus Mühlheim konnten hohe Zahlen an Prachtlibellenlarven im Bachgewässer nachweisen, womit bestätigt werden konnte, dass der Bieberbach aufgrund verbesserter Wassergüte als Larvalhabitat beider Prachtlibellen-Arten wieder gut geeignet ist (Foto: Marko König). ...................................................................... 25 Institut für Tierökologie und Naturbildung
Mühlheimer Wald – Ergebnisse der Kartierung 2017/2018 und Maßnahmenvorschläge – Oktober 2018 Abbildung 19: Karte der Maßnahmenvorschläge als Resultat der Kartierergebnisse 2017/2018. ........ 27 Abbildung 20: Nasser Torfmoos-Pfeifengras-Kiefernwald im Mühlheimer Wald................................ 28 Abbildung 21: Kartierung 2017 der Restbestände lichter Kiefernwälder auf nassen und wechselfeuchten Standorten im Mühlheimer Wald. Vergleicht man das Kartierergebnis 2017 mit der Vegetationskarte 2001 gleicher Farbsignaturen in Abbildung 3, wird der enorme Rückgang lichter Kiefernwälder deutlich. ........................................................................................... 29 Abbildung 22: Heutige Restbestände lichter Kiefernwälder mit Birken- und Eichenverjüngung; die Bodenvegetation wird beherrscht von Pfeifengras und Heidelbeere sowie Heidekraut. ............. 30 Abbildung 23: Typische Mossgesellschaften nasser Torfmoos-Kiefernwälder mit verschiedenen Torfmossarten und dem Etagenmooos Polytrichum commune. .............................................. 30 5 Abbildung 24: Erste Gräben fallen bereits im April 2018 trocken (25.04.2018). ............................... 32 Abbildung 25: Der junge Kiefernwald am Lämmerspieler Weg fällt im April 2018 trocken. Im Vordergrund die neu eingezogenen Rohre. ......................................................................... 32 Abbildung 26: In den umliegenden Gräben kommt es bereits im April durch abfallende Wasserstände zu einer Konzentration der Braunfroschlarven (25.04.2018). Bereits vor der Austrocknung der Gräben nimmt die Prädation durch Wildschweine und Vögel zu. ............................................ 33 Abbildung 27: Im Juni 2018 fallen auch die vertieften Grabenprofile im Torfmoos-Birkenwald (Abtl. 24 und 25) trocken. Der Torfmoos-Birkenwald selbst ist bereits trocken gefallen. ........................ 33 Abbildung 28: Gleichzeitig fallen die Erlenbrücher trocken. Im Bild der Erlensumpfwald in Abtl. 29. .. 34 Abbildung 29: Gewässersituation am 25.04.2018 und 08.07.2018. ................................................ 34 Abbildung 30: Schafbeweidung und Hutung auf den Wiesen der Bieberaue im März 2018................ 35 Abbildung 31: Untersuchungen des Bieberbaches anlässlich einer praxisorientierten Biologie LK Untersichtseinheit in der Oberstufe des FEG. ...................................................................... 36 Abbildung 32: Diverse Libellenlarven des Bieberbaches. ............................................................... 37 Abbildung 33: Exkursionsposter Bieberbach, Biologieklasse der FEG. ............................................. 37 Tabellenverzeichnis Tabelle 1: Ergebnis der Amphibienerfassung im Frühjahr 2017/2018. ............................................ 14 Tabelle 2: Ergebnis der Libellenerfassung im Frühsommer und Sommer 2017/2018. ....................... 21 Institut für Tierökologie und Naturbildung
Mühlheimer Wald – Ergebnisse der Kartierung 2017/2018 und Maßnahmenvorschläge – Oktober 2018 1 Hintergrund und Zielstellung des Projektes In den Jahren 2000-2003 wurde durch das Büro Ecoplan – Büro für ökologische Fachplanungen im Auftrag der Jägervereinigung St. Hubertus des Kreises Offenbach in Zusammenarbeit mit den Unteren Naturschutzbehörden von Kreis und Stadt sowie den zuständigen Forstämtern und Jägern und ausgewählten Kommunen ein naturschutzfachlich- wildbiologisch gewichtetes Lebensraumgutachten und Maßnahmenkonzept im Kreis Offenbach unter dem Titel „Wildtiere in ihrem Lebensraum“ erarbeitet. Das Projekt wurde aus dem Umweltfonds der Fraport AG gefördert. Neben Bestandsaufnahmen 6 naturschutzfachlich wichtiger Indikatorgruppen wie Libellen und Amphibien in den Waldgewässsern wurden Wald- und Wiesenlebensräume vegetationskundlich erfasst, besonders wertgebende Lebensraumtypen hervorgehoben und ein detailliertes Schutz- und Maßnahmenkonzept mit naturschutzfachlich gewichteten Zielsetzungen erarbeitet. Das Gebiet „Mühlheimer Wald mit Bieber- und Rodauauen“ war eines von damals vier ausgewählten Untersuchungsgebieten im Kreis Offenbach und umfasste rund 500 ha Wald und Wiesen. Die damaligen faunistischen und vegetationskundlichen Fachkartierungen resultierten in ausgearbeiteten Maßnahmenplänen, die nach Abschluss des Projektes im Jahr 2003 in den zuständigen Forst- und Naturschutzbehörden und –verbänden erörtert wurden. Das Konzept war richtungsweisend und ist heute – nach 18 Jahren - aufgrund des weiterhin hohen und steigenden Flächenbedarfs im Rhein-Main-Gebiet und insbesondere auch im Kreis Offenbach, aktueller denn je. Es gilt, naturschutzfachlich und naturästhetisch besonders wertvolle Gebiete zu sichern und zu entwickeln und dabei dem Bedürfnis der hier lebenden Menschen nach intakter Natur nachzukommen. Im Jahr 2016 hat der NABU Ortsverband Mühlheim-Offenbach e.V. des Naturschutzbundes Deutschland (NABU) die Initiative ergriffen, die damaligen Kartierungen aus den Jahren 2001-2003 zu wiederholen und prüfen zu lassen, welche Maßnahmen umgesetzt wurden und wie die Maßnahmenumsetzungen zu bewerten sind. Auftragnehmer der Projekt- und Kartierungsarbeiten ist das Institut für Tierökologie und Naturbildung. Von besonderer Bedeutung dabei ist die hohe fachliche Kontinuität, d.h. die Kartierarbeiten werden durch dieselben Biologen durchgeführt, die bereits 2001-2003 das Gebiet bearbeitet und kartiert hatten. Das Projekt wird erneut aus dem Umweltfonds der Fraport AG gefördert. Ziel der aktuellen Arbeit im Projekt „Mühlheimer Wald mit Bieber- und Rodauauen“ in den Jahren 2017 und 2018 soll es sein, auf der Grundlage aktueller Erhebungen zu erfassen, wie sich die Lebensräume in den letzten 16 Jahren weiterentwickelt haben und dabei zu evaluieren, welche naturschutzfachlichen Maßnahmen der damaligen Planung umgesetzt wurden und wie erfolgreich diese Maßnahmen waren. Darüber hinaus sollen die naturschutzfachlichen Ergebnisse im Rahmen eines natur- und umweltpädagogischen Programmes, so z.B. als Exkursionsprogramm für Schulklassen der ortsansässigen Schulen in Mühlheim und auch als Bildungsprogramm für die örtliche Bevölkerung in Exkursionen vermittelt werden. Eine begleitende Pressearbeit soll interessante und bemerkenswerte Ergebnisse in die regionalen Medien tragen. Institut für Tierökologie und Naturbildung
Mühlheimer Wald – Ergebnisse der Kartierung 2017/2018 und Maßnahmenvorschläge – Oktober 2018 2 Methodische Vorgehensweise Kartierung der naturschutzfachlich wertvollen Waldlebensräume im Mühlheimer Wald. Im Jahr 2001 wurden die Waldlebensräume vegetationskundlich nach Waldgesellschaften kartiert und in einer Vegetationskarte dargestellt. Die naturschutzfachlich besonders wertvollen Biotope wurden herausgearbeitet und Schutz-, Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen empfohlen. Die Vegetationskartierung der Waldlebensräume wurde im Sommer 2017 in den Monaten Mai-August wiederholt und dient der Erfassung und 7 Bewertung der aktuellen Situation und plant Empfehlungen zu weiterführenden Maßnahmen. Kartierung der naturschutzfachlich wertvollen Wiesenlebensräume in den Bieber- und Rodauauen. Im Jahr 2001 wurden die Wiesenlebensräume vegetationskundlich nach Wiesengesellschaften kartiert, die naturschutzfachlich besonders wertvollen Biotope heraus- gearbeitet und Schutz-, Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen empfohlen. Die Vegetationskartierung wurde im Sommer 2017 in den Monaten Mai-August wiederholt und dient der Erfassung, Bewertung und Empfehlung zur Maßnahmenplanung der aktuellen Situation nach der Renaturierung der Rodau und Bieber. Abbildung 1: Untersuchungsgebiet im Stadtwald Mühlheim bei Offenbach. Erfassung der Waldgewässer im Frühjahr 2017 und Kartierung der Amphibien an 10 Waldtümpeln im Frühjahr 2017 und 2018 Im Jahr 2001 wurden in den Monaten Februar-März die damaligen Waldgewässer kartiert. An 10 ausgewählten Waldtümpeln und Grabensystemen wurden die Amphibienvorkommen erfasst. Einige Gewässer waren damals im Zuge von ökologischen Ausgleichsmaßnahmen neu angelegt worden. Im Frühjahr 2017 und 2018 erfolgte in den Monaten Februar und März Institut für Tierökologie und Naturbildung
Mühlheimer Wald – Ergebnisse der Kartierung 2017/2018 und Maßnahmenvorschläge – Oktober 2018 an denselben 10 Waldgewässern eine erneute Erfassung der Amphibienvorkommen. Der aktuelle Gewässerzustand im Vergleich zu 2001 wurde erfasst. Kartierung der Libellen an 10 Waldtümpeln im Sommer 2017 und 2018 Im Jahr 2001 wurden in den Monaten Mai-August an 10 ausgewählten Waldtümpeln und Grabensystemen die Libellenvorkommen erfasst. Im Frühsommer und Sommer 2017 und 2018 erfolgte in den Monaten Mai bis August an denselben 10 Waldgewässern eine erneute Erfassung der Libellen. Das Artengemeinschaft an Libellen wird mit der Situation 2001 verglichen. 8 Abbildung 2: Maßnahmenkarte 2001. Die Maßnahmen 2001 fokussierten sich auf die Sicherung der Feuchtwälder (M6) und den gesichterten Erhalt der alten Laubwälder (M4) sowie an ausgewählten Waldorten auf die Neuanlage von Kleingewässern (M7). Zudem wurde 2001 vorgeschlagen, die Wiesenauen in ihrer Nutzung zu extensivieren (M5). Abbildung 3 (folgende Seite): Bestandskarte Vegetation der Wald- und Wiesengesellschaften im Jahr 2001. Institut für Tierökologie und Naturbildung
Mühlheimer Wald – Ergebnisse der Kartierung 2017/2018 und Maßnahmenvorschläge – Oktober 2018 Institut für Tierökologie und Naturbildung
Mühlheimer Wald – Ergebnisse der Kartierung 2017/2018 und Maßnahmenvorschläge – Oktober 2018 3 Wichtigste Ergebnisse der Bestandserfassung 2017 der Waldgesellschaften im Stadtwald Mühlheim im Vergleich zur Ersterfassung 2001 3.1 Kiefernwälder auf mittleren Standorten Insbesondere auf den mittleren, weniger stark vernässten Standorten erfolgte in den vergangenen beiden Jahrzehnten ein großflächiger Buchen-Unterbau der Kiefernwälder, um mittel- bis langfristig den Laubholzanteil zu erhöhen und die forstwirtschaftliche Abhängigkeit von der Kiefer zu vermindern. Dadurch sind die in 2001 im Gebiet noch großflächig vorhandenen lichten, struktur- und artenreichen Kiefernwälder bis auf kleine Restbestände – insbesondere im Südosten des Gebietes - zurückgegangen. Damit ist ein starker Rückgang der Artendiversität verbunden: In 2017 finden sich auf großer Fläche unterwuchs- und artenarme, durch den Buchenjungwuchs verschattete Waldbestände. Nur in den Bereichen mit stärkerer Vernässung und temporären Überflutungen durch Grund- oder Stauwasseraustritt konnte sich die nässeempfindliche Buche nicht wesentlich ausbreiten. In diesem Waldtyp der Kiefernwälder mittlerer Standorte mit gepflanztem Buchenunterbau haben die seit 2001 gravierendsten Veränderungen stattgefunden, die große Waldflächen des Mühlheimer Stadtwaldes betreffen. Abbildung 4: Mit Buchen unterpflanzter schattiger Kiefernwald. Institut für Tierökologie und Naturbildung
Mühlheimer Wald – Ergebnisse der Kartierung 2017/2018 und Maßnahmenvorschläge – Oktober 2018 3.2 Alte Eichen-Hainbuchenwälder Die alten Sternmieren-Eichen-Hainbuchenwälder im Gebiet – vor allem der Bestand an der Käsmühle - erscheinen im Mühlheimer Wald seit der Ersterhebung im Jahr 2001 relativ stabil und haben nach wie vor eine herausragende ökologische Bedeutung für den Mühlheimer Wald. Es sind „Hotspots“ der Artendiversität, wie sie im Rhein-Main-Tiefland in dieser Ausprägung heutzutage selten geworden sind. Insbesondere in den Jahren 2015/2016 fanden hier selektive Nutzungshiebe alter Eichen statt. 11 Abbildung 5: Alter Sternmieren-Eichen-Hainbuchenwald nahe der Bieberaue. 3.3 Sumpf- und Bruchwälder Der Mühlheimer Wald ist ökologisch durch weithin, oft aber nur kleinflächig verbreitete Tonschichten im Unterboden gekennzeichnet, die zu häufigem Stauwasser und längeren Vernässungsphasen führen. Einige dieser Vernässungsbereiche sind durch Grabensysteme miteinander verbunden, andere sind abflusslose, oft kleinflächige Mulden innerhalb des Waldgebietes. Die meisten dieser Waldbestände sind durch lang andauernde Überflutungen geprägt und werden von der Schwarzerle beherrscht, der daraus resultierende Waldbestandstyp sind Erlen-Sumpf- und -Bruchwälder. Im Zentrum des Gebietes finden sich noch Restbestände nährstoffarmer, nasser Torfmoos-Pfeifengras-Kiefernwälder. Alle diese Feuchtwälder sind ökologisch hoch bedeutsam und naturschutzfachlich sehr schutzwürdig. Erfreulicherweise hat es hier im Vergleich zum ökologisch bereits sehr hochwertigen Zustand im Jahr 2001 keine nennenswerten negativen Veränderungen gegeben. Institut für Tierökologie und Naturbildung
Mühlheimer Wald – Ergebnisse der Kartierung 2017/2018 und Maßnahmenvorschläge – Oktober 2018 12 Abbildung 6: Typischer Erlenbruchwald im Mühlheimer Wald im Mai 2017. 3.4 Grünlandauen der Bieber und Rodau Die beiden durch die Waldbestände ziehenden Grünlandauen der Bieber und der Rodau zeigen ebenfalls nur wenige Veränderungen im Vergleich zur Kartierung 2001. Schon damals gab es großflächige und ertragreiche, nährstoffreiche Düngewiesen, vor allem im nördlichen Teil der Rodauaue. Andererseits gab und gibt es nach wie vor auch extensiv genutztes, ökologisch bedeutsames Grünland auf vorwiegend feuchten bis wechselnassen Standorten. Derartige artenreiche Wiesenbestände konzentrieren sich auf den mittleren und nordöstlichen Teil der Bieberaue und den Südteil der Rodauaue. Hervorzuheben und besonders schutzwürdig sind dabei auf wenig gedüngten, besonders extensiv genutzten Grünlandparzellen ¾ kleinflächige Pfeifengraswiesen, ¾ Wiesenknopf-Silgenwiesen, ¾ Flutrasen und Seggenrieder. Institut für Tierökologie und Naturbildung
Mühlheimer Wald – Ergebnisse der Kartierung 2017/2018 und Maßnahmenvorschläge – Oktober 2018 4 Ergebnisse der Bestandserfassung 2017/2018 der Amphibien und Libellen im Stadtwald Mühlheim im Vergleich zur Ersterfassung 2001 Das System an Erlenbruchwäldern, nassen Kiefernwäldern, Waldtümpeln und stehenden Gräben im Mühlheimer Wald stellt einen besonders hochwertigen Lebensraum als Laich- und Larvalhabitat, Sommerlebensraum und Überwinterungsort wassergebundener Wirbeltiere und Insekten dar. Die Kontinuität ausreichend hoher Wasserstände in den Laich- und Larvalhabitaten von der Eiablage im Frühjahr bzw. Frühsommer bis zur abgeschlossenen 13 Larvalentwicklung im Sommer ist entscheidend für den Fortbestand dieser Arten. Als Indikatorengruppen zur Beschreibung dieser besonders schützenswerten Waldlebensräume wurden bereits 2001 die Artengruppen der Libellen und Amphibien ausgewählt. Beide Artengruppen sind zudem attraktiv, da sie von der waldbesuchenden Bevölkerung positiv wahrgenommen werden und Libellen und Amphibien gleichermaßen für die naturpädagogische Arbeit und Fortbildung mit Schulklassen attraktiv und interessant sind. Aufgrund der bundesweit zu beobachtenden Rückgänge der vormaligen „Allerweltart“ Grasfrosch wurde der Grasfrosch durch die Herpetologenverbände in Deutschland zum „Lurch des Jahres 2018“ ernannt, u.a. um auf seine rückläufige Vorkommenssituation in Deutschland aufmerksam zu machen. 4.1 Amphibien Im Mühlheimer Wald wurden 2017/2018 acht Amphibienarten erfasst (Tab. 1). Herausragend und besonders erwähnenswert ist die hohe Individuenzahl an erfassten Grasfröschen, die im Mühlheimer Wald ideale Lebensbedingungen vorfinden. Der Grasfrosch ist hier neben dem Bergmolch die häufigste Amphibienart. Im März 2017/2018 konnten acht verschiedene, größere Grasfrosch-Laichgewässer- Komplexe erfasst werden, an denen mehr als 2.500 Laichballen des Grasfrosches gezählt wurden. Die Zählungen der Amphibien an der Lämmerspieler und Steinheimer Straße im Zeitrahmen der Laichwanderungen (siehe Abb. 12) spiegeln dieses Ergebnis wider. Der Springfrosch wurde mit 6 Laichballen an einem Gewässer bestätigt (Krebscheren- Tümpel, Nr. 10). Der Kleine Wasserfrosch wurde am Sauentümpel (Nr. 12) und im den Gräben des Torfmoos-Kiefernwaldes (Nr. 4) gefunden, der Seefrosch am Sauentümpel (Nr. 10), der Grünfrosch am Seerosenweiher und Fuchslöchertümpel (Nr. 4) und Bergmolch und Teichmolch konnten in diversen Flachgewässern und Flutmulden sowie Gräben im Wald bestätigt werden. Zur Vorkommens Prüfung des Laubfrosches wurde in der Phase hoher Rufaktivität an Laubfroschgewässern der Umgebung alle geeigneten Gewässer im Mühlheimer Wald am 04.05.2018 in der Nacht zwischen 21.00 und 24.00 Uhr abgelaufen, ohne dass rufende Männchen verhört werden konnten. Zur Vorkommensprüfung des Kammmolches wurden an allen Waldtümpeln Kescher- und Reusenfänge gemacht, Nachweise wurden nicht gemacht. Damit konnten Laubfrosch und Kammmolch im Mühlheimer Wald nicht bestätigt werden. Im Vergleich zur Kartierung 2001 ist die Artenzahl an Amphibien unverändert, jedoch ist das Artvorkommen des Springfrosches, der in Hessen ausschließlich auf die Flussniederungs- wälder in Südhessen begrenzt vorkommt (siehe Abb. 13) deutlich zurückgegangen. Insgesamt konnten 2017 und 2018 nur wenige Laichballen an einem Gewässer entdeckt Institut für Tierökologie und Naturbildung
Mühlheimer Wald – Ergebnisse der Kartierung 2017/2018 und Maßnahmenvorschläge – Oktober 2018 werden. Dieser Rückgang spiegelt sich auch in den geringen Zahlen der Art zur Laichwanderung wider. In seiner Biologie ist der Springfrosch zur Laichablage und Larvalentwicklung auf Gewässer angewiesen, mindestens ebenso wichtig für das Vorkommen der Art sind lichte Wälder als Sommer- und Überwinterungslebensraum (JEDICKE 1992, GESKE 2006). Möglich ist, dass die stark zugenommene Schattwirkung der auf großer Fläche mit Buchen unterpflanzten früher lichten Kiefernwälder und gleichzeitig die fortschreitende Sukzession der Waldgewässer starken Einfluss auf das Artvorkommen genommen hat und ursächlich für den Rückgang sind. 14 Vorgeschlagen wird, in den kommenden Jahren die Befunde aus dem Frühjahr 2017/2018 zu überprüfen, um erkennen zu können, ob sich der Erhaltungszustand der FFH Anhang IV Art auf lokaler Ebene im Mühlheimer Wald tatsächlich so massiv negativ verändert hat, wie die Kartierergebnisse 2017/2018 vermuten lassen oder ob es sich lediglich um Bestands- schwankungen handelt. Tabelle 1: Ergebnis der Amphibienerfassung im Frühjahr 2017/2018. Wissenschaftlicher Name Deutscher Name Rote Liste Rote Liste FFH-RL 1996 2010 Amphibien Rana temporaria Grasfrosch V V - Rana dalmatina Springfrosch 1 V IV Rana esculenta Grünfrosch-Komplex 3 - - Rana lessonae Kleiner Wasserfrosch G 3 IV Rana ridibunda Seefrosch G V - Bufo bufo Erdkröte V - - Triturus alpestris Bergmolch V - - Triturus vulgaris Teichmolch V - - Gefährdungsgrad nach der Roten Liste der Amphibien Hessens (JEDICKE 1996; AGAR & FENA 2010) und der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie (FFH-RL) (1992): 1 = vom Aussterben bedroht 3 = gefährdet V = Art der Vorwarnliste, da zurückgehende Art G = Gefährdung unbekannten Ausmaßes FFH Richtlinie Anhang IV besonders geschützte Arten Institut für Tierökologie und Naturbildung
Mühlheimer Wald – Ergebnisse der Kartierung 2017/2018 und Maßnahmenvorschläge – Oktober 2018 15 Abbildung 7: In den Erlenbruchwäldern wurden im Frühjahr 2017/2018 große „Laichteppiche“ an Grasfroschlaich mit mehr als 2.500 Laichballen gezählt. Abbildung 8: Auch die nassen Senken in den lichten Torfmoos-Kiefernwäldern wurden von Grasfröschen zum Ablaichen genutzt. Die anhaltend hohen Wasserstände bis in den Sommer ermöglichten 2017 eine vollständige und erfolgreiche Larvalentwicklung der jungen Frösche. Institut für Tierökologie und Naturbildung
Mühlheimer Wald – Ergebnisse der Kartierung 2017/2018 und Maßnahmenvorschläge – Oktober 2018 16 Abbildung 8a: Karte der in 2001 und 2017/2018 untersuchten Waldgewässer. Institut für Tierökologie und Naturbildung
Mühlheimer Wald – Ergebnisse der Kartierung 2017/2018 und Maßnahmenvorschläge – Oktober 2018 17 Abbildung 9: Der Springfrosch ist eine von drei in Hessen vorkommenden Braunfroscharten. Seine Verbreitung in Hessen beschränkt sich ausschließlich auf die Flusslandschaften der Niederungen in Südhessen. In 2001 wurde der Springfrosch noch zahlreich im Mühlheimer Wald nachgewiesen. Im Frühjahr 2017/2018 konnten hingegen nur noch wenige Laichballen dieser Art gefunden werden (Foto: Marko König). Abbildung 10: Der Bergmolch ist eine von vier in Hessen vorkommenden Molcharten und gemeinsam mit dem Teichmolch in den Waldgewässern im Mühlheimer Wald sowohl in Waldtümpeln, als auch Gräben und Erlenbruchwäldern verbreitet zu finden (Foto: Marko König). Institut für Tierökologie und Naturbildung
Mühlheimer Wald – Ergebnisse der Kartierung 2017/2018 und Maßnahmenvorschläge – Oktober 2018 18 Abbildung 11: Auf tonig wasserundurchlässigen Standorten und bedingt durch die Fließbarriere aufgeschütteter, befestigter Waldwege staut sich das Wasser auch in jungen Kiefern- und Eichenpflanzungen in der Umgebung der Bruchwälder. Grasfrösche, Bergmolche und Teichmolche nutzten auch diese Wasserflächen zum Ablaichen (Fotos aus dem März 2017). Institut für Tierökologie und Naturbildung
Mühlheimer Wald – Ergebnisse der Kartierung 2017/2018 und Maßnahmenvorschläge – Oktober 2018 Steinheimer Straße 3000 2500 Anzahl Amphibien Hinwanderung 2000 Molche 1500 Erdkröten Springfrösche 19 1000 Grasfrösche 500 0 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 Lämmerspieler Straße 3000 2500 Anzahl Amphibien Hinwanderung 2000 Molche 1500 Erdkröten Springfrösche 1000 Grasfrösche 500 0 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 Abbildung 12: Entwicklung der während der Laichwanderungen im Mühlheimer Wald an den Amphibienschutzzäunen entlang der Lämmerspieler und Steinheimer Straße gesammelten und über die Straße umgetragenen Amphibien (Datenquelle: Umweltamt der Stadt Mühlheim, Frau Anne Schleißner). Die durch das Umweltamt der Stadt Mühlheim in Zusammenarbeit mit dem NABU Ortsverband durchgeführten Amphibienfang- und -schutzmaßnahmen zeigen seit Beginn der Arbeiten in 2008 eine sehr eindrucksvolle Datensammlung und Zeitreihe, die – da systematisch durchgeführt – ein wertvolles Monitoring darstellen. In der Summe beider Fangzaunanlagen wurden in den letzten Jahren seit 2014 ca. 2.500 bis 3.500 Amphibien auf der Hinwanderung erfasst. Bemerkenswert sind die jahrweise erheblichen Schwankungen in den Anzahlen wandernder Tiere, die zudem nicht synchron im Vergleich beider Straßen verlaufen. Dennoch lassen sich verschiedene Trends erkennen: Institut für Tierökologie und Naturbildung
Mühlheimer Wald – Ergebnisse der Kartierung 2017/2018 und Maßnahmenvorschläge – Oktober 2018 ¾ Grasfrösche umfassen in allen Jahren an beiden Fangzaunanlagen den weitaus größten Anteil wandernder Amphibien. ¾ Die Anzahlen an erfassten Amphibien an den Fangzäunen entlang der Steinheimer Straße haben seit 2011 deutlich erkennbar stärker zugenommen als entlang der Lämmerspieler Straße. ¾ Zeitgleiche Spitzen hoher Amphibienzahlen an den Fangzäunen sind in 2011, 2014, 2015 und 2018 zu erkennen. ¾ 20 4000 Anzahl Amphibien Hinwanderung 3500 3000 2500 2000 Steinheim 1500 Lämmerspiel 1000 500 0 Abbildung 12a: Entwicklung der Amphibienzahlen (Hinwanderung) an den Fangzäunen Lämmerspieler Straße und Steinheimer Straße. Abbildung 13: Verbreitung des Springfrosches in Hessen (Abbildung aus: AGAR & FENA 2010). Institut für Tierökologie und Naturbildung
Mühlheimer Wald – Ergebnisse der Kartierung 2017/2018 und Maßnahmenvorschläge – Oktober 2018 4.2 Libellen Im Mühlheimer Wald wurden 2017/2018 bemerkenswerte 17 (!) Libellenarten erfasst. Tabelle 2 zeigt, dass drei neu nachgewiesene Libellenarten hinzugekommen sind und drei Arten, die noch 2001, zum Teil zahlreich nachgewiesen wurden, bislang nicht mehr erfasst werden konnten. Auch 2001 waren es 17 Libellenarten. Die Neufunde resultieren aus der deutlich verbesserten Wasserqualität der Bäche, vor allem des Bieberbaches und dem reduzierten Fischbesatz des Seerosenweihers. Die Verluste sind eine Folge der Verlandung und Beschattung ehemals neu angelegter Waldtümpel, von denen 2001 insbesondere Pionierarten wie die beiden Binsenjungferarten oder auch die Kleine 21 Königslibelle profitierten. Da in den letzten zwei Jahrzehnten Gewässerneuanlagen ausblieben, verschwanden diese sogenannten Pionierarten wieder. Tabelle 2: Ergebnis der Libellenerfassung im Frühsommer und Sommer 2017/2018. Wissenschaftlicher Deutscher Name Rote 2001 2017 2018 Name Liste (17n) (13n) (17n) Großlibellen (Anisoptera) Aeshna cyanea Blaugrüne Mosaikjungfer - Aeshna grandis Braune Mosaikjungfer 3 Anax imperator Große Königslibelle - Anax parthenope Kleine Königslibelle 2 Brachytron pratense Früher Schilfjäger/Kleine Mosaikjungfer 2 Cordulia aenea Falkenlibelle/ Gemeine Smaragdlibelle V Libellula depressa Plattbauch - Libellula quadrimaculata Vierfleck - Ophiogomphus cecilia Grüne Flussjungfer/Keiljungfer 0 Sympetrum sanguineum Blutrote Heidelibelle - Sympetrum striolatum Gewöhnl. Heidelibelle - Kleinlibellen (Zygoptera) Calopteryx splendens Gebänderte Prachtlibelle - Calopteryx virgo Blauflügel Prachtlibelle 3 Coenagrion puella Hufeisen-Azurjungfer - Erythromma najas Großes Granatauge - Ischnura elegans Große Pechlibelle - Lestes dryas Glänzende Binsenjungfer 3 Lestes sponsa Gemeine Binsenjungfer - Platycnemis pennipes Gemeine Federlibelle - Pyrrhosoma nymphula Frühe Adonislibelle - Gefährdungsgrad nach der Roten Liste der Libellen Hessens (PATRZICH et al. 1996). Arten, die in der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie gelistet sind, konnten im Mühlheimer Wald bislang nicht erfasst werden. 0 = verschollen, ausgestorben 1 = vom Aussterben bedroht 2 = stark gefährdet 3 = gefährdet V = Art der Vorwarnliste, da zurückgehende Art Besonders häufig vertreten waren 2001 unter den Kleinlibellen Hufeisen-Azurjungfer, Frühe Adonislibelle, Große Pechlibelle und Gebänderte Prachtlibelle. Unter den Großlibellen waren Institut für Tierökologie und Naturbildung
Mühlheimer Wald – Ergebnisse der Kartierung 2017/2018 und Maßnahmenvorschläge – Oktober 2018 2001 die beiden Heidelibellenarten, Plattbauch, Vierfleck und die Blaugrüne Mosaikjungfer besonders zahlreich. Damals waren einige Waldtümpel im Zuge ökologischer Ausgleichsmaßnahmen neu angelegt (Fuchslöchertümpel Nr. 5, Dreimärkertümpel Nr. 7, Krebsscherentümpel Nr. 10, Sauentümpel Nr. 12) und boten insbesondere den Pionierarten ideale Lebensbedingungen, die mangels Konkurrenz und Fressfeinden zahlreich reproduzieren und auftreten konnten. Seitdem wurden weder Gewässer neu angelegt noch ältere Gewässer zumindest partiell freigeschoben, so dass durch Laubeintrag, Randbeschattung und Gewässervegetations- sukzession sich die Lebensbedingungen verändert haben. 22 Besonders erwähnenswert sind in 2017/2018 die Neunachweise der Grünen Flussjungfer, einer typischen Fließgewässerlibelle, die im Bieberbach (zahlreiche Larvenfunde im Gewässerabschnitt um die Brücke Käsmühle, hier auch Adultnachweise) und vermutlich auch am Main wieder reproduziert. Die Grüne Flussjungfer ist eine Charakter-Art kleinerer und mittelgroßer, gut strukturierter Bäche und Flüsse. Dabei ist sie auf eine gute bis sehr gute Wasserqualität und feinsandiges Substrat am Gewässerboden, in dem die Larven leben, angewiesen. Seit 1922 war die Art in Hessen ausgestorben und wurde 1999 erstmals wieder im Rhein-Main-Tiefland und an der Oberen Eder in Nordhessen nachgewiesen. Inzwischen gibt es mehrfach Nachweise aus Südhessen, jedoch bislang keine Nachweise aus dem Kreis Offenbach. Vermutlich ist dies der Erstnachweis für den Kreis Offenbach und das gleich mit Nachweisen der Bodenständigkeit durch die Larvenfunde über zwei Jahre im Bieberbach. Abbildung 14: Neunachweise der Grünen Flussjungfer am Bieberbach (Foto: Mathias Fehlow). Ein weiterer Neunachweis ist der Frühe Schilfjäger, der laut Rote Liste (Stand 1995) als stark gefährdet in Hessen gilt. Vermutlich hat die Art in den letzten Jahren im Rhein-Main-Tiefland zugenommen, die exakte Verbreitung ist jedoch nicht näher bekannt. Seen mit Röhricht bestandenen Flachwasserzonen und geringem Fischbesatz sind die bevorzugten Reproduktionsgewässer. Die Art wurde mit zwei Männchen jagend am Seerosenweiher stetig beobachtet. Ein weiterer Neunachweis ist die Blauflügel-Prachtlibelle, die laut Rote Liste (Stand 1995) aufgrund der damals noch hohen Fließgewässerverschmutzung als gefährdet in Hessen galt Institut für Tierökologie und Naturbildung
Mühlheimer Wald – Ergebnisse der Kartierung 2017/2018 und Maßnahmenvorschläge – Oktober 2018 und in den letzten Jahren von der deutlich verbesserten Wasserqualität der Bäche profitiert hat. Die Art wurde sehr zahlreich mit männlichen und weiblichen Exemplaren am Bieberbach nachgewiesen. Deutlich zugenommen am Bieberbach gegenüber 2001 hat auch die Gebänderte Prachtlibelle, eine weitere Fließgewässerlibelle, die sehr zahlreich am Bieberbach nachgewiesen wurde, und regelmäßig, wenn auch nicht so häufig, an mehreren Stillgewässern im Wald vertreten ist. Beide Prachtlibellenarten profitieren von der verbesserten Gewässergüte des Bieberbaches und reproduzieren zahlreich im Bieberbach, wie Larvenfunde zeigen. Zahlreich und individuenstark sind mehrere Kleinlibellenarten am Seerosenweiher, unter den Großlibellen ist vor allem die Falkenlibelle/Gemeine Smaragdlibelle auffällig und die Große 23 Königslibelle hier häufiger. Der Seerosenweiher hat sich gegenüber 2001 deutlich artenreicher entwickelt. Libellenreich sind in 2017/2018 zudem die Wasserschlenken in den nassen und lichten Torfmoos-Kiefernwäldern. Neben prächtig roten Adonislibellen fallen hier insbesondere die zahlreichen Vierflecklibellen auf, im Juli kommen die Blutroten Heidelibellen hinzu. Die Libellen profitieren hier von der hohen Vernässung, anmoorigen Verhältnissen und gleichzeitig günstiger Besonnung. Dieser Lebensraum torfmoosreicher, saurer, oligo- bis mesotropher Kleingewässer läßt hier die Kleine Moosjungfer (Leucorrhinia dubia) und/oder auch die Nordische Moosjungfer (L. rubicunda) erwarten. Beide Arten gelten in Hessen vom Aussterben bedroht. Die Hauptflugzeiten reichen von Mai bis Mitte Juli; trotz gezielter und wiederholter Suche gelang bislang jedoch kein Nachweis. Libellenreich sind auch der Krebsscherentümpel und der Sauentümpel. Der Löschwasserteich inmitten des Waldes ist hingegen sehr artenarm geworden und wird nur noch vereinzelt von 1-3 Libellenarten (Falkenlibelle, Große Königslibelle, Hufeisenazurjungfer) in wenigen Individuen beflogen. Ebenfalls sehr libellenarm wurden der Fuchslöchertümpel Nr. 5 (Ursache Schilfsukzession) und der Dreimärkertümpel Nr. 7 (Ursache Verlandung, Laubeintrag, Beschattung). Abbildung 14a: Die Vierfleck-Libelle, so genannt wegen ihrer paarigen dunklen Flügelfleckfelder, ist ein stetiger Vertreter in den nassen und lichten Torfmoos-Kiefernwäldern (Foto: Marko König). Institut für Tierökologie und Naturbildung
Mühlheimer Wald – Ergebnisse der Kartierung 2017/2018 und Maßnahmenvorschläge – Oktober 2018 24 Abbildung 15: Nasser Torfmoos-Pfeifengras-Kiefernwald; ein attraktiver Sommerlebensraum für Libellen; typische häufigere Arten sind hier Vierflecklibelle, Adonislibelle und Blutrote Heidelibelle. Abbildung 16: Die Frühe Adonislibelle, stetig aber nicht häufig in den Sumpf- und Erlenbruchwäldern (Foto: Marko König). Institut für Tierökologie und Naturbildung
Mühlheimer Wald – Ergebnisse der Kartierung 2017/2018 und Maßnahmenvorschläge – Oktober 2018 25 Abbildung 17: Ein Erlenbruchwald im Juni 2017, ein günstiger Libellenlebensraum. Abbildung 18: Die Gebänderte Prachtlibelle (Foto) ebenso wie die verwandte, jedoch seltenere Blauflügel-Prachtlibelle kommt inzwischen wieder bemerkenswert zahlreich entlang des Bieberbaches vor. Kescherkartierungen im Bieberbach im Herbst 2017 und Mai 2018 gemeinsam mit dem Friedrich- Ebert-Gymnasium (FEG) aus Mühlheim konnten hohe Zahlen an Prachtlibellenlarven im Bachgewässer nachweisen, womit bestätigt werden konnte, dass der Bieberbach aufgrund verbesserter Wassergüte als Larvalhabitat beider Prachtlibellen-Arten wieder gut geeignet ist (Foto: Marko König). Institut für Tierökologie und Naturbildung
Mühlheimer Wald – Ergebnisse der Kartierung 2017/2018 und Maßnahmenvorschläge – Oktober 2018 5 Maßnahmenvorschläge 2017/2018 5.1 Erhalt und Schutz des Altbaumbestandes Alte Eichen- und Buchenwälder sind selten im Mühlheimer Stadtwald. Ihr Waldflächenanteil ist gering. ¾ Ziel ist daher die Erhaltung eines möglichst hohen Anteils der im Gebiet noch vorhandenen Altbäume an Buchen und Eichen, ¾ Ziel ist nicht ein genereller Nutzungsverzicht von Waldflächen. 26 Die Erhaltung der Alteichen und Altbuchen steht dabei im Vordergrund, nicht zuletzt wegen ihres Höhlenreichtums und der Vielzahl der an ihnen – in dieser Altersphase gebundenen - lebenden Tierarten. Die alten Sternmieren-Eichen-Hainbuchenwälder – insbesondere der Bestand an der Käsmühle - haben eine herausragende ökologische Bedeutung für den Mühlheimer Wald. Es sind „Hotspots“ der Artendiversität, wie sie im Rhein-Main-Tiefland in dieser Ausprägung heutzutage selten geworden sind. Insbesondere in den Jahren 2015/2016 fanden hier selektive Nutzungshiebe alter Eichen statt. Aufgrund der hier nur noch kleinflächig vorhandenen, hervorragenden Ausprägung dieses Waldbestandes erachten wir die Eichenstammnutzung in diesem Umfang bereits als kritisch. Es wird das forstliche Ziel verfolgt, so heißt es seitens des Forstbetriebes, neben dem Verkauf des Eichenstammholzes, die Eiche in den entstandenen Lichtlücken in Verjüngung zu bringen. Den Waldboden beschattende Hainbuchen wurden bislang nicht entnommen. Aktuell zeigt sich in den Lichtlücken vor allem eine wüchsige Hainbuchenverjüngung. Fachlich bietet sich aus unserer Sicht folgende Vorgehensweise an, die einerseits vollumfänglich den Alteichenbestand sichert und gleichzeitig die Eiche in Lichtlücken gruppen- und horstweise in Verjüngung bringt. Die häufig im Unterstand der Alteichen sich ausbreitenden, schattenbildenden Hainbuchen sollen forstlich genutzt werden, auch um den Gesamtbestand relativ licht und in der Bodenvegetation artenreich zu erhalten oder dort wieder zu entwickeln, wo die unterständige Hainbuche bereits zu einer starken Beschattung der Bodenvegetation und teilweise auch der Eichen geführt hat. Bereits durch die Nutzung der unterständigen Hainbuchen ergeben sich ausreichend große Lichtlücken für eine Eichen-Naturverjüngung oder die gezielte Pflanzung von Jungeichen in diesen Lichtlücken in den beiden kommenden Jahrzehnten. Bei solchen Durchforstungs- maßnahmen soll auch darauf geachtet werden, von unterständiger Buche oder Hainbuche bedrängte Alteichen freizustellen. Fällungen von Alteichen zur Lichtstellung der Eichenbestände mit dem Ziel der Eichenjungwuchsförderung erachten wir nicht als notwendig. Ein ausreichender Lichtgenuss am Boden entsteht bereits durch die Entnahme der stark beschattenden Hainbuchen der zweiten Baumschicht. Wir schlagen auch vor, zumindest einen Teil der alten Waldkiefern im Gebiet zu erhalten, vorzugsweise in lichten, vernässten Torfmoos-Pfeifengras-Kiefernwäldern mit wenig Buchenbeimischung (siehe dazu Abb. 20 auf S. 28; Abb. 21 auf S. 29). Institut für Tierökologie und Naturbildung
Mühlheimer Wald – Ergebnisse der Kartierung 2017/2018 und Maßnahmenvorschläge – Oktober 2018 Mühlheimer Wald, Karte der Maßnahmenvorschläge, 2017 Kartenlegende: G G A Erhalt des Altbaumbestandes B A+B und ggf. Freistellung von B Alteichen A+B G B E G B Flächen für den Arten- und Biotopschutz, ggf. Artenschutz- maßnahmen B E A+B B E Biotop-Entwicklungsflächen, 27 A+B ggf. Auflichtungsmaßnahmen E A+B W K K Kleingewässer-Anlage bzw. B -Pflege B E A+B E K K W Wasserrückhaltung zur Stabili- B sierung von Feuchtwäldern W B B B BE B G Vorrangflächen für extensive E B Grünlandnutzung B E B E K B B E B N E 1000m Abbildung 19: Karte der Maßnahmenvorschläge als Resultat der Kartierergebnisse 2017/2018. 5.2 Flächen für den Arten- und Biotopschutz im Wald Der Mühlheimer Wald ist durchzogen von wechselfeuchten und nassen Senken und Mulden. Auf diesen Standorten wachsen typische, an die Standorte angepasste Waldgesellschaften. Hierzu gehören alle wesentlichen Feuchtwälder im Mühlheimer Wald, also vorrangig die Erlen-Sumpf- und Bruchwälder, darüber hinaus auch die Torfmoos-Pfeifengras- Kiefernwälder, die eschenreichen Erlenwälder und die feuchten Eichen-Hainbuchenwälder. Alle diese Waldvegetationstypen sind besonders schützenswerte Biotope. Zu den Arten- und Biotopschutzflächen gehören selbstverständlich auch die unter Kap. 2.1 beschriebenen alten Laubwälder und Altbaumbestände. Für die in der Karte der Maßnahmenvorschläge in Abbildung 19 konkret abgegrenzten Flächen werden zum jetzigen Zeitpunkt noch keine detaillierten Maßnahmen genannt (siehe dazu Kap. 8 Ausblick). Als Richtlinie lässt sich jedoch Folgendes skizzieren: Die kleinflächigen nassen Erlen-Sumpf- und Bruchwälder, deren nässegeprägtes Umfeld (Schilfbestände, Seggenrieder, Birken-Faulbaum-Sukzession) sowie die Torfmoos- Pfeifengras-Kiefernwälder könnten gänzlich aus der Nutzung genommen werden und in der naturschutzrechtlichen Kompensation als Flächen des Öko-Kontos Verwendung finden. Dabei ist generell eine natürliche Sukzession der Flächen anzuvisieren. Es sollten allerdings eventuelle zukünftige Artenschutzmaßnahmen möglich bleiben. In den (Eschen-)Eichen- Hainbuchenwäldern könnte verfahren werden wie unter Kap. 2.1. von uns vorgeschlagen und beschrieben. Institut für Tierökologie und Naturbildung
Mühlheimer Wald – Ergebnisse der Kartierung 2017/2018 und Maßnahmenvorschläge – Oktober 2018 28 Abbildung 20: Nasser Torfmoos-Pfeifengras-Kiefernwald im Mühlheimer Wald. 5.3 Biotopentwicklungsflächen im Wald Die besonderen und schützenswerten Biotope im Mühlheimer Wald stehen überwiegend noch durch ein kohärentes System an nassen Mulden und Senken in Verbindung. Größerflächig wachsende und zunehmend schattig werdende Wälder erschweren jedoch die Bewegung vor allem für die weniger mobilen Artengruppen (Insekten, Spinnen, etc.) zwischen den nassen Biotopen. Als Maßnahme empfehlen wir daher eine Biotopvernetzung entlang der feuchten und nassen Standorte. Es handelt sich um Verbindungsbereiche zwischen ökologisch bedeutsamen Feuchtwaldgebieten, vor allem entlang von Gräben und in Vernässungsbereichen. Dabei geht es in erster Linie um gezielte Auflichtungsmaßnahmen unter Entnahme von Schattholzbaumarten wie Buche, Hainbuche, Fichte (allerdings keine Altbäume). Lichtholzbaumarten wie Eiche, Esche, Erle und Birke hingegen können aufgrund ihrer geringeren Schattwirkung entlang der anvisierten Verbundlinien in der Regel verbleiben. Im Südosten des Gebietes sind dort – aufgrund nicht erfolgter Buchenpflanzungen – noch großflächig lichte und strukturreiche (Birke-)Kiefernwälder vorhanden (Abb. 21), gleichzeitig findet sich hier ein Mosaik nasser Wälder. ¾ In diesem „Entwicklungsbereich“ sehen wir ein hohes Potenzial für ein waldökologisches Flächenkonzept, dass die gezielte Verjüngung von Stieleiche und Kiefer auf größeren Teilflächen beinhaltet, während auf den besonders nassen Standorten zunächst auf Pflanzungen verzichtet wird, im Sinne der Erhaltung und Förderung gefährdeter Arten wie Wassernabel, Sumpfhaarstrang und einigen Torfmoosarten. Institut für Tierökologie und Naturbildung
Mühlheimer Wald – Ergebnisse der Kartierung 2017/2018 und Maßnahmenvorschläge – Oktober 2018 29 Abbildung 21: Kartierung 2017 der Restbestände lichter Kiefernwälder auf nassen und wechselfeuchten Standorten im Mühlheimer Wald. Vergleicht man das Kartierergebnis 2017 mit der Vegetationskarte 2001 gleicher Farbsignaturen in Abbildung 3, wird der enorme Rückgang lichter Kiefernwälder deutlich. ¾ Diese im Südosten noch größerflächig vorhandenen und zusammenhängenden lichten Kiefernwälder (hellgrüne Flächenmarkierung) erachten wir als waldökologisch besonders lohnenswerten Entwicklungsbereich (siehe dazu die Erläuterungen im Text auf S. 28). Institut für Tierökologie und Naturbildung
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