Bilanzpressekonferenz der E.ON SE 16. März 2022 Ausführungen Leonhard Birnbaum CEO der E.ON SE Marc Spieker CFO der E.ON SE Es gilt das ...
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Bilanzpressekonferenz der E.ON SE 16. März 2022 Ausführungen Leonhard Birnbaum CEO der E.ON SE Marc Spieker CFO der E.ON SE Es gilt das gesprochene Wort.
2 / 13 Sehr geehrte Pressevertreter, meine Damen und Herren, für unsere E.ON war das Geschäftsjahr 2021 sehr erfolgreich. Die Zahlen stimmen, wir sind operativ sehr gut unterwegs – und zwar obwohl wir auch in 2021 erhebliche Herausforderungen zu bewältigen hatten. Eigentlich eine exzellente Basis für eine Bilanzpressekonferenz. Doch all das tritt angesichts der Tragödie in der Ukraine in den Hintergrund. Ich weiß, Marc Spieker, sieht das genauso. Der Vollständigkeit halber wird er aber gleich das Ergebnis des vergangenen Geschäftsjahrs erläutern. Ich werde mich auf das Nötigste beschränken. Ich hatte vieles befürchtet. Doch was dann geschehen ist, hat mich fassungslos gemacht. Wir erleben den schwersten Bruch des Völkerrechts und die schlimmste humanitäre Katastrophe in Europa seit dem 2. Weltkrieg. E.ON verurteilt Krieg und Gewalt auf das schärfste. Und wir stehen voll hinter den Sanktionen der Europäischen Union. Unsere Betroffenheit ist nicht rein abstrakt. Viele von uns bei E.ON haben ukrainische Kolleginnen und Kollegen, Freunde oder Verwandtschaft. Wir haben Standorte in der Slowakei, Polen, Ungarn und Rumänien. Die Grenzgebiete sind teilweise unsere Versorgungsgebiete. Wir sehen die inzwischen Millionen Flüchtlinge dort ankommen. Meine Damen und Herren, E.ON hat in einem ersten Schritt zwei Millionen Euro für Hilfsmaßnahmen zur Verfügung gestellt. Und unsere Mitarbeiter haben privat bereits über 160 Tausend Euro auf unser zentrales Spendenkonto beim Roten Kreuz gespendet. Meine Vorstandskollegin Victoria Ossadnik koordiniert die Hilfsmaßnahmen. In der Ukraine selbst haben wir keine Geschäftstätigkeit. In den Anrainerstaaten Rumänien, Ungarn, Slowakei und Polen sowie Osteuropa leisten unsere operativen Einheiten ganz unmittelbare Hilfe. • In Rumänien errichten unsere Kollegen und Kolleginnen Energie- Infrastruktur für Geflüchteten-Unterkünfte. • In Polen verteilen sie Schlafsäcke und Matratzen. • In Tschechien bringen sie Geflüchtete in E.ON-Räumlichkeiten unter. • Und im ganzen Konzern gibt es eine Vielzahl weiterer Initiativen. E.ON SE, Bilanzpressekonferenz, 16. März 2022, Statements Leonhard Birnbaum, Marc Spieker
3 / 13 Es geht jetzt um die Menschen in der Ukraine. Das hat oberste Priorität dieser Tage. Auch für E.ON. Auf der anderen Seite, meine Damen und Herren, geht es auch um Europa selbst. Es geht um unsere Energieversorgung. Heute und in Zukunft. Und es geht immer darum, bei alldem zu unterscheiden: Zwischen den kurzfristigen Verwerfungen in den nächsten Monaten und der langfristigen Perspektive. Langfristig müssen und werden wir die Energieabhängigkeit von Russland grundlegend beenden. Daran führt kein Weg vorbei. Langfristig brauchen wir eine Diversifikation unserer Energieimporte. Deutschland hat deshalb den Bau zweier eigener LNG-Terminals beschlossen. Langfristig könnten LNG-Terminals – Bundeskanzler Scholz hatte das in seiner Regierungserklärung ausdrücklich miterwähnt – auch für die Einfuhr von Wasserstoff genutzt werden. Wir brauchen aber eine Wasserstoffinfrastruktur, die weit über diese Terminals hinausgeht. Dabei kann es auch nicht darum gehen, dass dieser Wasserstoff sofort zu 100 Prozent grün sein muss. Wir brauchen überhaupt erstmal genug Energie im System. Langfristig ist der eingeschlagene Weg der Energiewende der richtige. E.ON bekennt sich gerade in dieser Krise ausdrücklich zur grünen Transformation. Aber wir werden nur erfolgreich sein, wenn wir den Ausbau jetzt massiv beschleunigen. Das gleiche gilt für die Modernisierung und Digitalisierung unserer Stromnetze. Langfristige Antworten gibt es also für Deutschland und Europa – Diversifikation, LNG- und Wasserstoff-Infrastruktur, mehr Erneuerbare und mehr digitale Netzinfrastruktur. Und all das bestätigt uns bei E.ON in unserer Strategie, die wir voll auf diesen Umbau ausgerichtet haben. Aber das ist alles langfristig. All das wird uns kurzfristig nicht helfen, über den nächsten Winter, über die nächsten 2-3 Jahre zu kommen. Kurzfristig geht es jetzt um eine unter den gegebenen Umständen größtmögliche Stabilität unserer Versorgung. Und dabei muss die sichere und bezahlbare Versorgung von Industrie und Verbrauchern im Auge behalten werden. Mit allen potenziellen Folgeeffekten für unsere Volkswirtschaft. Die Bundesregierung weiß das. Sie hält allen Rufen stand, auch die Einführung von Gas kurzfristig zu stoppen. Denn das würde Deutschland und Europa schwer treffen. Sie handelt nach unserer Wahrnehmung E.ON SE, Bilanzpressekonferenz, 16. März 2022, Statements Leonhard Birnbaum, Marc Spieker
4 / 13 ausgesprochen umsichtig, verantwortungsvoll und überzeugend. Denn auch wenn es schmerzhaft und unbequem ist: Kurzfristig zumindest geht es nicht ohne russisches Gas. Auf jeden Fall nicht ohne schwere Konsequenzen für die europäische Wirtschaft. Deshalb möchte ich die Bundesregierung, allen voran Bundeskanzler Olaf Scholz und Wirtschaftsminister Robert Habeck an dieser Stelle ausdrücklich in ihrer Haltung unterstützen. Kurzfristig geht es um bezahlbare Energie. Denn die Beschaffungspreise an den Großhandelsmärkten für Strom- und Gas sind seit längerem extrem hoch. Infolge der Krise werden sie hoch bleiben. Wie hoch kann in dieser brisanten Lage niemand seriös sagen. Richtig ist deshalb eine Entlastung der Kunden durch eine Senkung von Steuern und Abgaben auf Energie. Das ist schon seit langem eine Forderung von uns. Und die Aussetzung der EEG-Umlage ab 1. Juli 2022 werden wir selbstverständlich in vollem Umfang im Rahmen der dann geltenden Rechtslage für unsere Kunden umsetzen. Klar ist: Einfache kurzfristige Antworten gibt es nicht. Wir reden über eine mögliche Aktivierung von Reserveanlagen und Verschiebung des Kohleausstiegs. Und wir reden über eventuell zwangsweise Reduktion von Nachfrage. Nichts davon macht man mal eben so. Wir werden einen Preis zahlen. Aber wir müssen jetzt dafür sorgen, dass der Preis nicht so hoch wird, dass wir ihn nicht mehr stemmen können. Meine Damen und Herren, E.ON hat ein großes Einkaufsportfolio für Privatkunden, kleine und mittlere Unternehmen. Wir kaufen unsere Gasmengen an den Großhandelsmärkten innerhalb Europas. E.ON hat keine langfristigen Lieferverträge direkt mit den Produzenten. Zu einem kleineren Anteil haben wir jedoch auch Erdgasmengen in unserem Portfolio, die wir von Gazprom-Handelsgesellschaften in Europa eingekauft haben. Vor dem Hintergrund des Ukraine-Kriegs haben wir den Einkauf neuer Mengen von diesen Gesellschaften gestoppt. Der russische Markt gehört nicht zu unseren Zielregionen. Aber klar ist: Sollte es über einen mehr oder weniger langen Zeitraum zu einer physischen Verknappung der Energieimporte kommen, wird dies auch für uns Folgen haben. Die derzeitige Gemengelage macht unser Geschäft sicher nicht einfacher. Aber wir haben in der Vergangenheit bewiesen, dass wir auch und gerade in Zeiten größter Herausforderungen erfolgreich sind. Meine Damen und Herren, E.ON SE, Bilanzpressekonferenz, 16. März 2022, Statements Leonhard Birnbaum, Marc Spieker
5 / 13 es ist immer noch die Bilanzpressekonferenz. Lassen Sie mich deswegen trotz der Lage auch auf das vergangene Jahr eingehen. Auch 2021 hat sich E.ON in einem turbulenten Marktumfeld bewegt. Es war ein Stresstest an mehreren Fronten. Es hat abermals gezeigt: Wir sind widerstandsfähig. Und wir sind gut positioniert. Ich habe im Rückblick auf das vergangene Jahr drei Botschaften. Erstens: Wir haben 2021 in allen Bereichen erfolgreich und oberhalb der Erwartungen abgeschlossen. Und das haben wir trotz erheblicher Erschwernisse geschafft. • Wir haben unsere Zahlen abgeliefert. Dazu gleich mehr von Marc Spieker. • Aber wir haben nicht nur unsere Zahlen geliefert. Sondern wir haben auch im zweiten Corona-Jahr mit Lockdowns in allen unseren Märkten zu einer sicheren Energieversorgung beigetragen. • Und zusätzlich haben wir erfolgreich Katastrophenmanagement betrieben. Bei schweren Stürmen in Deutschland, Schweden und Osteuropa. Und nicht zuletzt bei den verheerenden Hochwassern im Ahrtal. Allen Kolleginnen und Kollegen im Katastrophen-Einsatz gilt deshalb ein herzlicher Dank! • Und zuletzt: E.ON war ein sicherer Hafen für knapp eine Million gestrandeter Kunden unseriöser Anbieter, die sich in diesen turbulenten Zeiten der Verantwortung entzogen hatten. Unsere Kunden waren durch langfristige und vorausschauende Beschaffung gut vor kurzfristigen Preisanpassungen geschützt. Das war eine unglaubliche Leistung der gesamten Organisation! Meine zweite Botschaft lautet: Wir haben parallel unsere Wachstumsstrategie für mehr Nachhaltigkeit und Digitalisierung vorangetrieben. • Wir haben unsere Netzinvestitionen hochgefahren – gegenüber dem Vorjahr um vier Prozent. Bis 2026 soll unsere regulierte Anlagenbasis im Stromgeschäft jährlich mindestens sechs Prozent wachsen. • Wir haben noch mehr Erneuerbare Energie in unser Stromnetz integriert – aber auch neue Kunden wie die Batteriefabrik Salzgitter und eine ganze Reihe von Rechenzentren im Raum Frankfurt am Main zum Beispiel. E.ON SE, Bilanzpressekonferenz, 16. März 2022, Statements Leonhard Birnbaum, Marc Spieker
6 / 13 • Und wir haben die Dekarbonisierung für unsere Partner vorangetrieben. Auch mit Wasserstofflösungen, die gerade für die europäische Industrie ein enormes Potenzial haben und für uns ein Wachstumstreiber werden. Die Akquisition von Horisont Energi passt hierzu. Sie ergänzt unser Dekarbonisierungsangebot für Industriekunden. Wir nehmen Fahrt auf. Und wir sehen Wasserstoff als zusätzliche Wachstumschance. • Ein starkes Momentum sehen wir auch bei der Nachfrage nach Speicher- und Photovoltaik-Lösungen, sowie bei Elektromobilität. Der Knoten ist geplatzt. Die Zulassungszahlen von e-Autos gewinnen an Fahrt. Und E.ON liefert die Ladeinfrastruktur dafür. Bis 2026 wollen wir unseren Umsatz in diesem Bereich mehr als verzehnfachen. Und das heißt: Wir widmen uns mit aller Kraft der langfristigen Aufgabe, die ich beschrieben habe – dem umfassenden Umbau unseres Energiesystems. Wir senken die Vulnerabilität und treiben die Energiewende voran. Denn das, meine Damen und Herren, ist heute wichtiger denn je. Meine dritte Botschaft lautet: Wir haben im Geschäftsjahr 2021 auch unsere Aufstellung verbessert, indem wir unsere Hausaufgaben gemacht und abgeliefert haben. • Wir haben die Restrukturierung unseres Geschäftes in Großbritannien erfolgreich vorangetrieben. • Und wir haben die letzte Phase der Integration von innogy erreicht. Wir werden die im Zuge der Übernahme versprochenen Synergien in diesem Jahr erreichen. • Gleichzeitig haben wir unseren Weg zu immer mehr Nachhaltigkeit fortgesetzt: Wir haben die CO2-Emissionen unserer Kunden mit unseren Energielösungen um 107 Millionen Tonnen reduziert. Und wir haben unsere eigenen Kohlenstoffemissionen 2021 auf 9,4 Millionen Tonnen reduziert. • Zu guter Letzt kommen wir auch bei der Digitalisierung mit großen Schritten voran. In Großbritannien haben wir bereits acht Millionen Kundenverträge auf eine digitale Plattform migriert. In Deutschland sind es mittlerweile knapp sieben Millionen. • Ähnliches gilt für die Digitalisierung der Netze. Dazu gehört etwa der erfolgreiche Smart-Meter-Rollout in Polen. Auch in Deutschland haben wir gerade unseren 100.000sten Smart Meter verbaut. Weniger als ich es mir wünschen würde. Aber deutlich mehr als unsere Wettbewerber. E.ON SE, Bilanzpressekonferenz, 16. März 2022, Statements Leonhard Birnbaum, Marc Spieker
7 / 13 • Mit envelio und gridX hat E.ON im vergangenen Geschäftsjahr auch zwei wichtige, strategische Akquisitionen für die Digitalisierung der Energiewelt getätigt. Diese beiden jungen Unternehmen stärken unsere digitalen Netzlösungen und werden künftig Teil unseres e.Hub. Der e.Hub ist die Basis für ein neues digitales Ökosystem. Als digitales Dach soll der e.Hub die zukünftigen Energiewelt verbinden: Cloudbasierte Vertriebsplattformen, Lademanagement für Elektromobilität und das Management von Netzanschlussdienstleistungen. Es wird ein weiteres Wachstumsfeld für E.ON. Lassen Sie mich noch einmal zusammenfassen. Wir liefern unsere Zahlen trotz externer Schocks. Wir treiben die Energiewende mit unseren Netzen und Kundenlösungen. Wir machen unsere Hausaufgaben, und wir leisten unseren Beitrag zur Stabilität des Energiesystems. Erlauben Sie mir an dieser Stelle auch ein Wort des Dankes an alle Mitarbeiter. Ohne sie wäre diese Leistung in sehr schwierigen Zeiten nicht möglich gewesen. Meine Damen und Herren, im aktuellen Electric Utilities Benchmark 1 rangiert E.ON auf Platz 3 der 50 einflussreichsten Stromversorgungsunternehmen der Welt. Wir wollen unseren Einfluss gerade in diesen schwierigen Zeiten im Interesse von Europa nutzen. Wir werden die Energiewende weiter vorantreiben und alles tun für eine stabile Energieversorgung. Chancen und Risiken liegen im laufenden Geschäftsjahr also nah beieinander. Es wird sehr anspruchsvoll, auch für E.ON. Doch wir haben mit unserer Wachstumsstrategie eine klare Route. Und wir sind mit dem, was wir selbst beeinflussen können, voll auf Kurs. Wir bestätigen heute unsere langfristigen Ambitionen bis zum Jahr 2026, die wir im November letzten Jahres kommuniziert haben. Und wir halten, was wir versprochen haben: Für das vergangene Geschäftsjahr werden wir der Hauptversammlung eine Dividende von 49 Cent pro Aktie vorschlagen. Das ist die siebte Steigerung in Folge. Zugleich bestätigen wir damit unser Ziel, unsere Dividende um jährlich bis zu fünf Prozent bis 2026 zu steigern. Meine Damen und Herren, 1 der World Benchmarking Alliance (WBA) E.ON SE, Bilanzpressekonferenz, 16. März 2022, Statements Leonhard Birnbaum, Marc Spieker
8 / 13 Russlands Angriff auf die Ukraine hat die Perspektiven verändert. Neue Antworten auf eine neue Konstellation am Energiemarkt zu finden, wird Zeit brauchen. Doch klar ist: Die Energiewende muss und wird umso mehr an Dynamik gewinnen. Und E.ON wird sie maßgeblich mitgestalten. Damit übergebe ich an meinen Kollegen Marc Spieker. E.ON SE, Bilanzpressekonferenz, 16. März 2022, Statements Leonhard Birnbaum, Marc Spieker
9 / 13 Marc Spieker Vielen Dank, Leo, und auch von mir einen guten Morgen an alle. Erlauben Sie mir auch ein paar persönliche Worte zur Krise. Als Vater von drei Kindern bin ich persönlich erschüttert von dem Leid, dass dieser durch nichts zu rechtfertigende Angriffskrieg über Familien und insbesondere über die Kinder bringt. Ich hätte mir gewünscht, dass Kinder in Europa – so wie es das Privileg meiner Generation war – keinen Angriffskrieg auf ein Nachbarland erleben müssen. Ich hoffe sehr, dass Europa schnell wieder zu einem friedlichen Miteinander findet – vor allem denke ich dabei an die Zukunft der Kinder in der Ukraine. Der Krieg in der Ukraine stellt auch E.ON vor große Herausforderungen. Wir stehen immer an der Seite unserer Kunden. Wir nehmen unsere Verantwortung für die Energiesicherheit wahr. Das alles machen wir mit hoher Professionalität. Das können und dürfen Sie von uns erwarten. Jeder Übergang zur scheinbaren Normalität einer Bilanz-Vorstellung fällt jetzt schwer – aber kommen wir nun zu den Zahlen des Geschäftsjahres 2021. Wie Leo bereits erwähnt hat, haben wir eine sehr starke Geschäftsentwicklung erlebt. Mehr noch. Trotz eines bereits im vergangenen Geschäftsjahr herausfordernden Umfelds haben wir nicht nur unsere ehrgeizigen Wachstumsversprechen eingehalten. Wir haben das obere Ende unserer Prognose übertroffen. Darüber hinaus haben wir auch unseren Verschuldungsfaktor deutlich reduzieren können. Dieser ist, ein Jahr früher als geplant, vollständig auf einer Linie mit unserem starken BBB/Baa-Kreditrating-Ziel. Durch den Krieg in der Ukraine besteht derzeit ein hohes Maß an Unsicherheit im Hinblick auf dessen wirtschaftliche, politische und regulatorische Auswirkungen. E.ON sieht vor allem Risiken für die Commodity-Märkte und damit verbundene Kredit- und Liquiditätsrisiken sowie Bewertungsrisiken. Die kurz- und langfristigen Auswirkungen des Konflikts und einer möglichen weiteren Eskalation auf die Geschäftsentwicklung von E.ON im Jahr 2022 und auf wesentliche Kennzahlen sind zum jetzigen Zeitpunkt nicht vollständig abschätzbar. Demnach können diese auch nicht in der Prognose abgebildet werden. Da wir als Unternehmen jedoch grundsätzlich auf ein volatiles Marktumfeld eingestellt sind, fühle ich mich im Allgemeinen mit der aktuellen Prognose gut aufgestellt. Auf der Basis unserer aktuellen Planungen gehen wir von einem EBITDA für den Konzern von 7,6 bis 7,8 Milliarden Euro aus. Darüber hinaus bestätige ich auch unsere mittelfristige Prognose bis 2026 einschließlich unserer Dividendenpolitik mit einem Wachstum von jährlich bis zu 5 Prozent bis 2026. E.ON SE, Bilanzpressekonferenz, 16. März 2022, Statements Leonhard Birnbaum, Marc Spieker
10 / 13 Nun zu den Einzelheiten unseres Ergebnisses 2021: Im Jahresvergleich haben wir unser bereinigtes Konzern-EBITDA um 1 Milliarde Euro deutlich gesteigert und landeten bei 7,9 Milliarden Euro. Das ist ein Wachstum von 14 Prozent gegenüber dem Vorjahr und liegt über dem oberen Ende unserer Prognose. Was waren die Wachstumstreiber? Im Kundenlösungsgeschäft haben wir 2021 eine sehr erfreuliche Ergebnisentwicklung gesehen. Die Kolleginnen und Kollegen haben das EBITDA um sehr starke 45 Prozent auf 1,5 Milliarden Euro im Vergleich zum Vorjahr gesteigert. Unser Endkundengeschäft hat dabei vor allem von der ganz grundlegenden, erfolgreichen Umstrukturierung unseres britischen Geschäfts profitiert. Trotz eines schwierigen Marktumfelds hat unsere Einheit in UK ihr EBIT-Ziel von über 100 Millionen britischen Pfund erreicht. Und das, obwohl mehr als 20 Lieferanten ausgefallen sind und E.ON für über 300 Tausend Kunden als „Supplier of Last Resort“ eingesprungen ist. Ein weiterer Beweis für unsere hervorragende Arbeit! Zwei zukunftsträchtige Wachstumsbereiche innerhalb des Segments Kundenlösungen möchte ich hervorheben: • Erstens den Geschäftsbereich Energy Infrastructure Solutions – hocheffiziente und somit nachhaltige Energielösungen vor allem für Industriekunden oder städtische Quartiere. Hier haben wir unseren Wachstumskurs konsequent verfolgt und ein EBITDA von 480 Millionen Euro erwirtschaftet. Das sind 40 Prozent mehr im Vergleich zum Vorjahr. Was mich besonders positiv stimmt ist, dass dieser Zuwachs vor allem auf organisches Wachstum zurückzuführen ist. • Und zweitens den Geschäftsbereich Future Energy Home – bekanntestes E.ON-Produkt ist hier sicher die Kombination aus einer Solaranlage und einem Batteriespeicher. Diese Lösungen verkaufen sich in allen Märkten sehr gut, die Nachfrage steigt kontinuierlich. 2021 haben wir den Absatz dezentraler B2C-Lösungen von 100.000 auf 125.000 Anlagen gesteigert und einen EBITDA Beitrag von rund 65 Millionen Euro erzielt. Ein weiterer wichtiger Ergebnistreiber war unser Nicht-Kerngeschäft, das unter anderem von höheren Verfügbarkeiten unserer Kernkraftwerke im aktuellen Strompreisumfeld und von der Einigung über Reststrommengen profitierte. Das Ergebnis im Bereich Energienetze wurde hauptsächlich durch normalisierte Witterungsbedingungen, das Ausbleiben negativer Auswirkungen der Pandemie und die erwarteten regulatorischen Entwicklungen in unserem deutschen Geschäft getragen. Lassen Sie mich in diesem Zusammenhang kurz auf die Ergebnisauswirkungen der extremen Situation auf den Energiemärkten E.ON SE, Bilanzpressekonferenz, 16. März 2022, Statements Leonhard Birnbaum, Marc Spieker
11 / 13 eingehen, die wir bereits seit dem zweiten Halbjahr 2021 erleben. Natürlich geht eine solche Gesamtsituation nicht spurlos an unserem Ergebnis vorbei. Es ist aber eine Stärke unseres Geschäftsmodells – der Konzentration auf die beiden Säulen Kundenlösungen und Energienetze –, dass wir angemessen vor den Übertreibungen an den Rohstoffmärkten geschützt sind. Im Energienetzgeschäft waren wir von höheren Kosten für Netzverluste in Schweden und in Zentral- und Mitteleuropa in Höhe eines niedrigen dreistelligen Millionenbetrags betroffen. Dies ist jedoch nur ein vorübergehender Effekt. Diese Kosten sind Teil der Regulierungsformel und werden ab 2023 über die Regulierungsmechanismen in den Märkten über mehrere Jahre hinweg wieder ausgeglichen. In unserem Kundenlösungsgeschäft verfolgen wir einen umsichtigen und vorausschauenden Beschaffungs-Ansatz für alle unsere Energieabsatzmärkte. Deshalb haben wir die extreme Situation an den Energiemärkten mit einem nur geringen negativen Ergebniseffekt sehr gut überstanden. Profitiert haben davon nicht nur unsere eigenen Kunden, sondern – wie Leo Birnbaum bereits erwähnt hat – fast 1 Million zusätzlicher Kunden, deren Versorger ziemlich unseriös nicht zuerst an ihre Kunden gedacht haben, und für die wir kurzfristig in die Bresche gesprungen sind. Was bedeutet diese starke operative Ergebnisentwicklung für unseren bereinigten Jahresüberschuss? Dieser lag 2021 bei 2,5 Milliarden Euro, das sind 53 Prozent mehr als 2020, und damit ebenfalls oberhalb unserer Prognose. Neben dem Anstieg unseres operativen Ergebnisses sehen wir hier die erwarteten positiven Effekte aus einem geringeren Zinsniveau und einer niedrigeren Steuerquote von 23 Prozent. Unsere wirtschaftliche Nettoverschuldung sank im Vergleich zum Geschäftsjahr 2020 um fast 2,0 Milliarden Euro auf 38,8 Milliarden Euro. Die Verbesserung der wirtschaftlichen Nettoverschuldung ist hauptsächlich auf eine Verbesserung der Pensionsrückstellungen zurückzuführen. Einerseits haben sich die Abzinsungssätze für Pensionsverpflichtungen erhöht, andererseits hatte unser Planvermögen eine starke Performance. Dank unseres starken Ergebnisses im Geschäftsjahr 2021 und der Reduktion der wirtschaftlichen Nettoverschuldung haben wir jetzt bereits einen Verschuldungsfaktor von 4,9 erreicht. Damit liegen wir sehr gut innerhalb unseres Ziels eines Verschuldungsfaktors zwischen dem 4,8- und 5,2-fachen des EBITDA. Meine Damen und Herren, im Jahr 2021 haben wir nicht nur das finanzielle Fundament für künftiges Wachstum gelegt, sondern auch große Fortschritte bei der Integration von Nachhaltigkeit in unsere Steuerung und Berichterstattung gemacht. Wir haben einen klaren Rahmen für Steuerungsgrößen definiert, den wir Ihnen im November 2021 vorgestellt haben. In unserem heute vorgelegten Geschäftsbericht finden Sie E.ON SE, Bilanzpressekonferenz, 16. März 2022, Statements Leonhard Birnbaum, Marc Spieker
12 / 13 entsprechend erstmals finanzielle und nachhaltigkeitsbezogene Kennzahlen Seite an Seite. Damit machen wir deutlich, dass Nachhaltigkeit fest in unserer Strategie und damit auch in unseren Investitionen und deren Finanzierung verankert ist. Wir waren das erste Unternehmen in Europa, das sein Regelwerk für Grüne Anleihen – das Green Bond Framework – bereits auf den Entwurf der EU- Taxonomie abgestimmt hatte. Wir haben das Framework im Dezember aktualisiert, um den endgültigen Rechtsakt widerzuspiegeln, und sind mit circa 6,2 Milliarden ausstehenden Anleihen der größte deutsche Emittent von grünen Unternehmensanleihen. Nicht weniger als 97 Prozent unserer förderfähigen Investitionen stimmen mit der EU-Taxonomie überein. Das macht mich sehr stolz. Unsere Investitionen ebnen so den Weg in eine grüne Energiezukunft und unterstützen die politischen Ziele im Kampf gegen den Klimawandel. Wie wir bei der Aktualisierung unserer Strategie im November erläutert haben, werden wir unsere Investitionen kontinuierlich erhöhen, um unser Gewinnwachstum zu beschleunigen. Hieran hat die aktuelle Situation nichts geändert. Für 2022 planen wir mit Investitionen in Höhe von 5,3 Milliarden Euro. Bis 2026 planen wir weiterhin in Summe 27 Milliarden Euro zu investieren. Mehr als drei Viertel unserer Investitionen im Jahr 2022 werden in Energienetze fließen. Ein weiterer zweistelliger Prozentsatz ist für Energieinfrastrukturlösungen vorgesehen. Bevor ich zum Ausblick auf das Ergebnis des Geschäftsjahres 2022 komme, lassen Sie mich noch einmal wiederholen: Die kurz- und langfristigen Auswirkungen des Krieges in der Ukraine auf die Geschäftsentwicklung von E.ON im Jahr 2022 und auf wesentliche Kennzahlen sind zum jetzigen Zeitpunkt nicht vollständig abschätzbar. Dennoch möchte ich betonen, dass wir uns trotz des dynamischen Umfeldes grundsätzlich mit der jetzigen Prognose komfortabel fühlen. Als Unternehmen haben wir uns auf ein längerfristig volatiles Energiemarkt- Umfeld eingestellt, und soweit möglich das Ergebnisrisiko für ein solches Umfeld reduziert. Dennoch sind temporäre, negative Ergebniseffekte auf unser Kerngeschäft nicht komplett auszuschließen. Dies vorweggeschickt, erwarten wir für das Jahr 2022 einen weiteren deutlichen Anstieg unseres EBITDA von 6,3 Milliarden im Geschäftsjahr 2021 auf 7,6 bis 7,8 Milliarden Euro. Wichtig sind hierbei zwei Dinge: • Erstens: Wir werden diesen Anstieg in allererster Linie durch ein signifikantes organisches Wachstum in unserem Kerngeschäft schaffen. Zudem werden wir 400 Millionen Euro an Synergien im Zusammenhang mit der innogy-Transaktion realisieren. E.ON SE, Bilanzpressekonferenz, 16. März 2022, Statements Leonhard Birnbaum, Marc Spieker
13 / 13 • Zweitens: Diese Ergebnisprognose enthält noch keine Maßnahmen zur Portfoliooptimierung. Zur Erinnerung: Wir streben ein Veräußerungsprogramm von 2 bis 4 Milliarden Euro an, um unser Wachstum bis 2026 zu finanzieren. Wir planen, das hatte ich schon öfter deutlich gemacht, dabei keine größeren Transaktionen, sondern eher kleinere Portfolioanpassungen, die sich dann zu dem angestrebten Betrag summieren. Als Teil hiervon haben wir beschlossen, strategische Optionen für unser Nahwärme- und Kältegeschäft in Örebro und Norrköping in Schweden zu prüfen. Hierzu zählt auch ein möglicher Verkauf. Außerdem haben wir einen Prozess eingeleitet, um die Option zu prüfen, einen Co-Investor zu finden, der das Wachstum unseres Breitbandinfrastrukturgeschäfts in Deutschland unterstützt. Wir werden Sie über beide Bewertungen informieren, sobald sie abgeschlossen sind. Für unseren bereinigten Konzernüberschuss gehen wir von einer Spanne von 2,3 bis 2,5 Milliarden Euro im Jahr 2022 aus, was einem Gewinn je Aktie von 88 bis 96 Cent entspricht. Auch unsere mittelfristigen Ziele für 2026 einschließlich der Prognosen für die einzelnen Segmente kann ich heute in vollem Umfang bestätigen. Bis 2026 erwarten wir, dass unser EBITDA im Bereich Energienetze mit einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate von 4 Prozent auf eine Spanne von 6,0 bis 6,2 Milliarden Euro steigen wird. Die Kundenlösungen werden jährlich um 5 bis 8 Prozent auf eine Spanne von 1,9 bis 2,2 Milliarden Euro wachsen. Ich bestätige heute auch unseren Dividendenvorschlag für 2021 von 49 Cent pro Aktie und unser Ziel, die Dividende bis 2026 jährlich um bis zu 5 Prozent zu erhöhen. Meine Damen und Herren, soviel von mir an diesem Morgen. Vielen Dank für Ihr Interesse und damit an Lars Rosumek für Ihre Fragen und Antworten. Diese Rede enthält möglicherweise bestimmte in die Zukunft gerichtete Aussagen, die auf den gegenwärtigen Annahmen und Prognosen der Unternehmensleitung des E.ON-Konzerns und anderen derzeit verfügbaren Informationen beruhen. Verschiedene bekannte wie auch unbekannte Risiken und Ungewissheiten sowie sonstige Faktoren können dazu führen, dass die tatsächlichen Ergebnisse, die Finanzlage, die Entwicklung oder die Leistung der Gesellschaft wesentlich von den hier abgegebenen Einschätzungen abweichen. Die E.ON SE beabsichtigt nicht und übernimmt keinerlei Verpflichtung, derartige zukunftsgerichtete Aussagen zu aktualisieren und an zukünftige Ereignisse oder Entwicklungen anzupassen. E.ON SE, Bilanzpressekonferenz, 16. März 2022, Statements Leonhard Birnbaum, Marc Spieker
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