Bilanzpressekonferenz der E.ON SE 16. März 2022 Ausführungen Leonhard Birnbaum CEO der E.ON SE Marc Spieker CFO der E.ON SE Es gilt das ...

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Bilanzpressekonferenz der E.ON SE
16. März 2022

Ausführungen

Leonhard Birnbaum
CEO der E.ON SE

Marc Spieker
CFO der E.ON SE

Es gilt das gesprochene Wort.
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Sehr geehrte Pressevertreter,

meine Damen und Herren,

für unsere E.ON war das Geschäftsjahr 2021 sehr erfolgreich. Die Zahlen
stimmen, wir sind operativ sehr gut unterwegs – und zwar obwohl wir auch
in 2021 erhebliche Herausforderungen zu bewältigen hatten. Eigentlich eine
exzellente Basis für eine Bilanzpressekonferenz.

Doch all das tritt angesichts der Tragödie in der Ukraine in den Hintergrund.
Ich weiß, Marc Spieker, sieht das genauso. Der Vollständigkeit halber wird er
aber gleich das Ergebnis des vergangenen Geschäftsjahrs erläutern. Ich werde
mich auf das Nötigste beschränken.

Ich hatte vieles befürchtet. Doch was dann geschehen ist, hat mich
fassungslos gemacht. Wir erleben den schwersten Bruch des Völkerrechts
und die schlimmste humanitäre Katastrophe in Europa seit dem 2. Weltkrieg.
E.ON verurteilt Krieg und Gewalt auf das schärfste. Und wir stehen voll
hinter den Sanktionen der Europäischen Union.

Unsere Betroffenheit ist nicht rein abstrakt. Viele von uns bei E.ON haben
ukrainische Kolleginnen und Kollegen, Freunde oder Verwandtschaft. Wir
haben Standorte in der Slowakei, Polen, Ungarn und Rumänien. Die
Grenzgebiete sind teilweise unsere Versorgungsgebiete. Wir sehen die
inzwischen Millionen Flüchtlinge dort ankommen.

Meine Damen und Herren,

E.ON hat in einem ersten Schritt zwei Millionen Euro für Hilfsmaßnahmen
zur Verfügung gestellt. Und unsere Mitarbeiter haben privat bereits über
160 Tausend Euro auf unser zentrales Spendenkonto beim Roten Kreuz
gespendet. Meine Vorstandskollegin Victoria Ossadnik koordiniert die
Hilfsmaßnahmen.

In der Ukraine selbst haben wir keine Geschäftstätigkeit. In den
Anrainerstaaten Rumänien, Ungarn, Slowakei und Polen sowie Osteuropa
leisten unsere operativen Einheiten ganz unmittelbare Hilfe.

    •    In Rumänien errichten unsere Kollegen und Kolleginnen Energie-
         Infrastruktur für Geflüchteten-Unterkünfte.

    •    In Polen verteilen sie Schlafsäcke und Matratzen.

    •    In Tschechien bringen sie Geflüchtete in E.ON-Räumlichkeiten unter.

    •    Und im ganzen Konzern gibt es eine Vielzahl weiterer Initiativen.

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Es geht jetzt um die Menschen in der Ukraine. Das hat oberste Priorität dieser
Tage. Auch für E.ON.

Auf der anderen Seite, meine Damen und Herren, geht es auch um Europa
selbst. Es geht um unsere Energieversorgung. Heute und in Zukunft. Und es
geht immer darum, bei alldem zu unterscheiden: Zwischen den kurzfristigen
Verwerfungen in den nächsten Monaten und der langfristigen Perspektive.

Langfristig müssen und werden wir die Energieabhängigkeit von Russland
grundlegend beenden. Daran führt kein Weg vorbei.

Langfristig brauchen wir eine Diversifikation unserer Energieimporte.
Deutschland hat deshalb den Bau zweier eigener LNG-Terminals
beschlossen.

Langfristig könnten LNG-Terminals – Bundeskanzler Scholz hatte das in
seiner Regierungserklärung ausdrücklich miterwähnt – auch für die Einfuhr
von Wasserstoff genutzt werden. Wir brauchen aber eine
Wasserstoffinfrastruktur, die weit über diese Terminals hinausgeht. Dabei
kann es auch nicht darum gehen, dass dieser Wasserstoff sofort zu 100
Prozent grün sein muss. Wir brauchen überhaupt erstmal genug Energie im
System.

Langfristig ist der eingeschlagene Weg der Energiewende der richtige. E.ON
bekennt sich gerade in dieser Krise ausdrücklich zur grünen Transformation.
Aber wir werden nur erfolgreich sein, wenn wir den Ausbau jetzt massiv
beschleunigen. Das gleiche gilt für die Modernisierung und Digitalisierung
unserer Stromnetze.

Langfristige Antworten gibt es also für Deutschland und Europa –
Diversifikation, LNG- und Wasserstoff-Infrastruktur, mehr Erneuerbare
und mehr digitale Netzinfrastruktur. Und all das bestätigt uns bei E.ON in
unserer Strategie, die wir voll auf diesen Umbau ausgerichtet haben.

Aber das ist alles langfristig. All das wird uns kurzfristig nicht helfen,
über den nächsten Winter, über die nächsten 2-3 Jahre zu kommen.

Kurzfristig geht es jetzt um eine unter den gegebenen Umständen
größtmögliche Stabilität unserer Versorgung. Und dabei muss die sichere und
bezahlbare Versorgung von Industrie und Verbrauchern im Auge behalten
werden. Mit allen potenziellen Folgeeffekten für unsere Volkswirtschaft.

Die Bundesregierung weiß das. Sie hält allen Rufen stand, auch die
Einführung von Gas kurzfristig zu stoppen. Denn das würde Deutschland und
Europa schwer treffen. Sie handelt nach unserer Wahrnehmung

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ausgesprochen umsichtig, verantwortungsvoll und überzeugend. Denn auch
wenn es schmerzhaft und unbequem ist: Kurzfristig zumindest geht es nicht
ohne russisches Gas. Auf jeden Fall nicht ohne schwere Konsequenzen für
die europäische Wirtschaft. Deshalb möchte ich die Bundesregierung, allen
voran Bundeskanzler Olaf Scholz und Wirtschaftsminister Robert Habeck an
dieser Stelle ausdrücklich in ihrer Haltung unterstützen.

Kurzfristig geht es um bezahlbare Energie. Denn die Beschaffungspreise an
den Großhandelsmärkten für Strom- und Gas sind seit längerem extrem hoch.
Infolge der Krise werden sie hoch bleiben. Wie hoch kann in dieser brisanten
Lage niemand seriös sagen. Richtig ist deshalb eine Entlastung der Kunden
durch eine Senkung von Steuern und Abgaben auf Energie. Das ist schon seit
langem eine Forderung von uns. Und die Aussetzung der EEG-Umlage ab
1. Juli 2022 werden wir selbstverständlich in vollem Umfang im Rahmen der
dann geltenden Rechtslage für unsere Kunden umsetzen.

Klar ist: Einfache kurzfristige Antworten gibt es nicht. Wir reden über
eine mögliche Aktivierung von Reserveanlagen und Verschiebung des
Kohleausstiegs. Und wir reden über eventuell zwangsweise Reduktion
von Nachfrage. Nichts davon macht man mal eben so. Wir werden einen
Preis zahlen. Aber wir müssen jetzt dafür sorgen, dass der Preis nicht so
hoch wird, dass wir ihn nicht mehr stemmen können.

Meine Damen und Herren,

E.ON hat ein großes Einkaufsportfolio für Privatkunden, kleine und mittlere
Unternehmen. Wir kaufen unsere Gasmengen an den Großhandelsmärkten
innerhalb Europas. E.ON hat keine langfristigen Lieferverträge direkt mit den
Produzenten.

Zu einem kleineren Anteil haben wir jedoch auch Erdgasmengen in unserem
Portfolio, die wir von Gazprom-Handelsgesellschaften in Europa eingekauft
haben. Vor dem Hintergrund des Ukraine-Kriegs haben wir den Einkauf
neuer Mengen von diesen Gesellschaften gestoppt.

Der russische Markt gehört nicht zu unseren Zielregionen. Aber klar ist:
Sollte es über einen mehr oder weniger langen Zeitraum zu einer physischen
Verknappung der Energieimporte kommen, wird dies auch für uns Folgen
haben.

Die derzeitige Gemengelage macht unser Geschäft sicher nicht einfacher.
Aber wir haben in der Vergangenheit bewiesen, dass wir auch und gerade in
Zeiten größter Herausforderungen erfolgreich sind.

Meine Damen und Herren,

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es ist immer noch die Bilanzpressekonferenz. Lassen Sie mich deswegen
trotz der Lage auch auf das vergangene Jahr eingehen. Auch 2021 hat sich
E.ON in einem turbulenten Marktumfeld bewegt. Es war ein Stresstest an
mehreren Fronten. Es hat abermals gezeigt: Wir sind widerstandsfähig. Und
wir sind gut positioniert.

Ich habe im Rückblick auf das vergangene Jahr drei Botschaften.

Erstens: Wir haben 2021 in allen Bereichen erfolgreich und oberhalb der
Erwartungen abgeschlossen. Und das haben wir trotz erheblicher
Erschwernisse geschafft.

•   Wir haben unsere Zahlen abgeliefert. Dazu gleich mehr von Marc
    Spieker.

•   Aber wir haben nicht nur unsere Zahlen geliefert. Sondern wir haben
    auch im zweiten Corona-Jahr mit Lockdowns in allen unseren Märkten
    zu einer sicheren Energieversorgung beigetragen.

•   Und zusätzlich haben wir erfolgreich Katastrophenmanagement
    betrieben. Bei schweren Stürmen in Deutschland, Schweden und
    Osteuropa. Und nicht zuletzt bei den verheerenden Hochwassern im
    Ahrtal. Allen Kolleginnen und Kollegen im Katastrophen-Einsatz gilt
    deshalb ein herzlicher Dank!

•   Und zuletzt: E.ON war ein sicherer Hafen für knapp eine Million
    gestrandeter Kunden unseriöser Anbieter, die sich in diesen turbulenten
    Zeiten der Verantwortung entzogen hatten. Unsere Kunden waren durch
    langfristige und vorausschauende Beschaffung gut vor kurzfristigen
    Preisanpassungen geschützt.

Das war eine unglaubliche Leistung der gesamten Organisation!

Meine zweite Botschaft lautet: Wir haben parallel unsere
Wachstumsstrategie für mehr Nachhaltigkeit und Digitalisierung
vorangetrieben.

•   Wir haben unsere Netzinvestitionen hochgefahren – gegenüber dem
    Vorjahr um vier Prozent. Bis 2026 soll unsere regulierte Anlagenbasis im
    Stromgeschäft jährlich mindestens sechs Prozent wachsen.

•   Wir haben noch mehr Erneuerbare Energie in unser Stromnetz integriert
    – aber auch neue Kunden wie die Batteriefabrik Salzgitter und eine ganze
    Reihe von Rechenzentren im Raum Frankfurt am Main zum Beispiel.

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•   Und wir haben die Dekarbonisierung für unsere Partner vorangetrieben.
    Auch mit Wasserstofflösungen, die gerade für die europäische Industrie
    ein enormes Potenzial haben und für uns ein Wachstumstreiber werden.
    Die Akquisition von Horisont Energi passt hierzu. Sie ergänzt unser
    Dekarbonisierungsangebot für Industriekunden. Wir nehmen Fahrt auf.
    Und wir sehen Wasserstoff als zusätzliche Wachstumschance.
•   Ein starkes Momentum sehen wir auch bei der Nachfrage nach Speicher-
    und Photovoltaik-Lösungen, sowie bei Elektromobilität. Der Knoten ist
    geplatzt. Die Zulassungszahlen von e-Autos gewinnen an Fahrt. Und
    E.ON liefert die Ladeinfrastruktur dafür. Bis 2026 wollen wir unseren
    Umsatz in diesem Bereich mehr als verzehnfachen.

Und das heißt: Wir widmen uns mit aller Kraft der langfristigen Aufgabe, die
ich beschrieben habe – dem umfassenden Umbau unseres Energiesystems.
Wir senken die Vulnerabilität und treiben die Energiewende voran. Denn das,
meine Damen und Herren, ist heute wichtiger denn je.

Meine dritte Botschaft lautet: Wir haben im Geschäftsjahr 2021 auch
unsere Aufstellung verbessert, indem wir unsere Hausaufgaben gemacht
und abgeliefert haben.

•   Wir haben die Restrukturierung unseres Geschäftes in Großbritannien
    erfolgreich vorangetrieben.

•   Und wir haben die letzte Phase der Integration von innogy erreicht. Wir
    werden die im Zuge der Übernahme versprochenen Synergien in diesem
    Jahr erreichen.

•   Gleichzeitig haben wir unseren Weg zu immer mehr Nachhaltigkeit
    fortgesetzt: Wir haben die CO2-Emissionen unserer Kunden mit unseren
    Energielösungen um 107 Millionen Tonnen reduziert. Und wir haben
    unsere eigenen Kohlenstoffemissionen 2021 auf 9,4 Millionen Tonnen
    reduziert.

•   Zu guter Letzt kommen wir auch bei der Digitalisierung mit großen
    Schritten voran. In Großbritannien haben wir bereits acht Millionen
    Kundenverträge auf eine digitale Plattform migriert. In Deutschland sind
    es mittlerweile knapp sieben Millionen.

•   Ähnliches gilt für die Digitalisierung der Netze. Dazu gehört etwa der
    erfolgreiche Smart-Meter-Rollout in Polen. Auch in Deutschland haben
    wir gerade unseren 100.000sten Smart Meter verbaut. Weniger als ich es
    mir wünschen würde. Aber deutlich mehr als unsere Wettbewerber.

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•     Mit envelio und gridX hat E.ON im vergangenen Geschäftsjahr auch
      zwei wichtige, strategische Akquisitionen für die Digitalisierung der
      Energiewelt getätigt. Diese beiden jungen Unternehmen stärken unsere
      digitalen Netzlösungen und werden künftig Teil unseres e.Hub. Der
      e.Hub ist die Basis für ein neues digitales Ökosystem. Als digitales Dach
      soll der e.Hub die zukünftigen Energiewelt verbinden: Cloudbasierte
      Vertriebsplattformen, Lademanagement für Elektromobilität und das
      Management von Netzanschlussdienstleistungen. Es wird ein weiteres
      Wachstumsfeld für E.ON.

Lassen Sie mich noch einmal zusammenfassen. Wir liefern unsere
Zahlen trotz externer Schocks. Wir treiben die Energiewende mit
unseren Netzen und Kundenlösungen. Wir machen unsere
Hausaufgaben, und wir leisten unseren Beitrag zur Stabilität des
Energiesystems.

Erlauben Sie mir an dieser Stelle auch ein Wort des Dankes an alle
Mitarbeiter. Ohne sie wäre diese Leistung in sehr schwierigen Zeiten
nicht möglich gewesen.

Meine Damen und Herren,

im aktuellen Electric Utilities Benchmark 1 rangiert E.ON auf Platz 3 der 50
einflussreichsten Stromversorgungsunternehmen der Welt. Wir wollen
unseren Einfluss gerade in diesen schwierigen Zeiten im Interesse von
Europa nutzen. Wir werden die Energiewende weiter vorantreiben und alles
tun für eine stabile Energieversorgung.

Chancen und Risiken liegen im laufenden Geschäftsjahr also nah beieinander.
Es wird sehr anspruchsvoll, auch für E.ON. Doch wir haben mit unserer
Wachstumsstrategie eine klare Route. Und wir sind mit dem, was wir selbst
beeinflussen können, voll auf Kurs.

Wir bestätigen heute unsere langfristigen Ambitionen bis zum Jahr 2026, die
wir im November letzten Jahres kommuniziert haben. Und wir halten, was
wir versprochen haben: Für das vergangene Geschäftsjahr werden wir der
Hauptversammlung eine Dividende von 49 Cent pro Aktie vorschlagen. Das
ist die siebte Steigerung in Folge. Zugleich bestätigen wir damit unser Ziel,
unsere Dividende um jährlich bis zu fünf Prozent bis 2026 zu steigern.

Meine Damen und Herren,

1   der World Benchmarking Alliance (WBA)

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Russlands Angriff auf die Ukraine hat die Perspektiven verändert. Neue
Antworten auf eine neue Konstellation am Energiemarkt zu finden, wird Zeit
brauchen. Doch klar ist: Die Energiewende muss und wird umso mehr an
Dynamik gewinnen. Und E.ON wird sie maßgeblich mitgestalten.

Damit übergebe ich an meinen Kollegen Marc Spieker.

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Marc Spieker

Vielen Dank, Leo, und auch von mir einen guten Morgen an alle.
Erlauben Sie mir auch ein paar persönliche Worte zur Krise. Als Vater von
drei Kindern bin ich persönlich erschüttert von dem Leid, dass dieser durch
nichts zu rechtfertigende Angriffskrieg über Familien und insbesondere über
die Kinder bringt. Ich hätte mir gewünscht, dass Kinder in Europa – so wie es
das Privileg meiner Generation war – keinen Angriffskrieg auf ein
Nachbarland erleben müssen. Ich hoffe sehr, dass Europa schnell wieder zu
einem friedlichen Miteinander findet – vor allem denke ich dabei an die
Zukunft der Kinder in der Ukraine.
Der Krieg in der Ukraine stellt auch E.ON vor große Herausforderungen. Wir
stehen immer an der Seite unserer Kunden. Wir nehmen unsere
Verantwortung für die Energiesicherheit wahr. Das alles machen wir mit
hoher Professionalität. Das können und dürfen Sie von uns erwarten.
Jeder Übergang zur scheinbaren Normalität einer Bilanz-Vorstellung fällt
jetzt schwer – aber kommen wir nun zu den Zahlen des Geschäftsjahres
2021. Wie Leo bereits erwähnt hat, haben wir eine sehr starke
Geschäftsentwicklung erlebt. Mehr noch. Trotz eines bereits im vergangenen
Geschäftsjahr herausfordernden Umfelds haben wir nicht nur unsere
ehrgeizigen Wachstumsversprechen eingehalten. Wir haben das obere Ende
unserer Prognose übertroffen.
Darüber hinaus haben wir auch unseren Verschuldungsfaktor deutlich
reduzieren können. Dieser ist, ein Jahr früher als geplant, vollständig auf
einer Linie mit unserem starken BBB/Baa-Kreditrating-Ziel.
Durch den Krieg in der Ukraine besteht derzeit ein hohes Maß an
Unsicherheit im Hinblick auf dessen wirtschaftliche, politische und
regulatorische Auswirkungen. E.ON sieht vor allem Risiken für die
Commodity-Märkte und damit verbundene Kredit- und Liquiditätsrisiken
sowie Bewertungsrisiken.
Die kurz- und langfristigen Auswirkungen des Konflikts und einer möglichen
weiteren Eskalation auf die Geschäftsentwicklung von E.ON im Jahr 2022
und auf wesentliche Kennzahlen sind zum jetzigen Zeitpunkt nicht
vollständig abschätzbar. Demnach können diese auch nicht in der Prognose
abgebildet werden. Da wir als Unternehmen jedoch grundsätzlich auf ein
volatiles Marktumfeld eingestellt sind, fühle ich mich im Allgemeinen mit
der aktuellen Prognose gut aufgestellt.
Auf der Basis unserer aktuellen Planungen gehen wir von einem EBITDA für
den Konzern von 7,6 bis 7,8 Milliarden Euro aus. Darüber hinaus bestätige
ich auch unsere mittelfristige Prognose bis 2026 einschließlich unserer
Dividendenpolitik mit einem Wachstum von jährlich bis zu 5 Prozent bis
2026.

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Nun zu den Einzelheiten unseres Ergebnisses 2021:
Im Jahresvergleich haben wir unser bereinigtes Konzern-EBITDA um
1 Milliarde Euro deutlich gesteigert und landeten bei 7,9 Milliarden Euro.
Das ist ein Wachstum von 14 Prozent gegenüber dem Vorjahr und liegt über
dem oberen Ende unserer Prognose. Was waren die Wachstumstreiber?
Im Kundenlösungsgeschäft haben wir 2021 eine sehr erfreuliche
Ergebnisentwicklung gesehen. Die Kolleginnen und Kollegen haben das
EBITDA um sehr starke 45 Prozent auf 1,5 Milliarden Euro im Vergleich
zum Vorjahr gesteigert. Unser Endkundengeschäft hat dabei vor allem von
der ganz grundlegenden, erfolgreichen Umstrukturierung unseres britischen
Geschäfts profitiert. Trotz eines schwierigen Marktumfelds hat unsere Einheit
in UK ihr EBIT-Ziel von über 100 Millionen britischen Pfund erreicht. Und
das, obwohl mehr als 20 Lieferanten ausgefallen sind und E.ON für über
300 Tausend Kunden als „Supplier of Last Resort“ eingesprungen ist. Ein
weiterer Beweis für unsere hervorragende Arbeit!
Zwei zukunftsträchtige Wachstumsbereiche innerhalb des Segments
Kundenlösungen möchte ich hervorheben:
•   Erstens den Geschäftsbereich Energy Infrastructure Solutions –
    hocheffiziente und somit nachhaltige Energielösungen vor allem für
    Industriekunden oder städtische Quartiere. Hier haben wir unseren
    Wachstumskurs konsequent verfolgt und ein EBITDA von 480 Millionen
    Euro erwirtschaftet. Das sind 40 Prozent mehr im Vergleich zum Vorjahr.
    Was mich besonders positiv stimmt ist, dass dieser Zuwachs vor allem
    auf organisches Wachstum zurückzuführen ist.

•   Und zweitens den Geschäftsbereich Future Energy Home – bekanntestes
    E.ON-Produkt ist hier sicher die Kombination aus einer Solaranlage und
    einem Batteriespeicher. Diese Lösungen verkaufen sich in allen Märkten
    sehr gut, die Nachfrage steigt kontinuierlich. 2021 haben wir den Absatz
    dezentraler B2C-Lösungen von 100.000 auf 125.000 Anlagen gesteigert
    und einen EBITDA Beitrag von rund 65 Millionen Euro erzielt.

Ein weiterer wichtiger Ergebnistreiber war unser Nicht-Kerngeschäft, das
unter anderem von höheren Verfügbarkeiten unserer Kernkraftwerke im
aktuellen Strompreisumfeld und von der Einigung über Reststrommengen
profitierte.
Das Ergebnis im Bereich Energienetze wurde hauptsächlich durch
normalisierte Witterungsbedingungen, das Ausbleiben negativer
Auswirkungen der Pandemie und die erwarteten regulatorischen
Entwicklungen in unserem deutschen Geschäft getragen.
Lassen Sie mich in diesem Zusammenhang kurz auf die
Ergebnisauswirkungen der extremen Situation auf den Energiemärkten

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eingehen, die wir bereits seit dem zweiten Halbjahr 2021 erleben. Natürlich
geht eine solche Gesamtsituation nicht spurlos an unserem Ergebnis vorbei.
Es ist aber eine Stärke unseres Geschäftsmodells – der Konzentration auf die
beiden Säulen Kundenlösungen und Energienetze –, dass wir angemessen vor
den Übertreibungen an den Rohstoffmärkten geschützt sind.
Im Energienetzgeschäft waren wir von höheren Kosten für Netzverluste in
Schweden und in Zentral- und Mitteleuropa in Höhe eines niedrigen
dreistelligen Millionenbetrags betroffen. Dies ist jedoch nur ein
vorübergehender Effekt. Diese Kosten sind Teil der Regulierungsformel und
werden ab 2023 über die Regulierungsmechanismen in den Märkten über
mehrere Jahre hinweg wieder ausgeglichen.
In unserem Kundenlösungsgeschäft verfolgen wir einen umsichtigen und
vorausschauenden Beschaffungs-Ansatz für alle unsere Energieabsatzmärkte.
Deshalb haben wir die extreme Situation an den Energiemärkten mit einem
nur geringen negativen Ergebniseffekt sehr gut überstanden. Profitiert haben
davon nicht nur unsere eigenen Kunden, sondern – wie Leo Birnbaum bereits
erwähnt hat – fast 1 Million zusätzlicher Kunden, deren Versorger ziemlich
unseriös nicht zuerst an ihre Kunden gedacht haben, und für die wir
kurzfristig in die Bresche gesprungen sind.
Was bedeutet diese starke operative Ergebnisentwicklung für unseren
bereinigten Jahresüberschuss? Dieser lag 2021 bei 2,5 Milliarden Euro, das
sind 53 Prozent mehr als 2020, und damit ebenfalls oberhalb unserer
Prognose. Neben dem Anstieg unseres operativen Ergebnisses sehen wir hier
die erwarteten positiven Effekte aus einem geringeren Zinsniveau und einer
niedrigeren Steuerquote von 23 Prozent.
Unsere wirtschaftliche Nettoverschuldung sank im Vergleich zum
Geschäftsjahr 2020 um fast 2,0 Milliarden Euro auf 38,8 Milliarden Euro.
Die Verbesserung der wirtschaftlichen Nettoverschuldung ist hauptsächlich
auf eine Verbesserung der Pensionsrückstellungen zurückzuführen. Einerseits
haben sich die Abzinsungssätze für Pensionsverpflichtungen erhöht,
andererseits hatte unser Planvermögen eine starke Performance.
Dank unseres starken Ergebnisses im Geschäftsjahr 2021 und der Reduktion
der wirtschaftlichen Nettoverschuldung haben wir jetzt bereits einen
Verschuldungsfaktor von 4,9 erreicht. Damit liegen wir sehr gut innerhalb
unseres Ziels eines Verschuldungsfaktors zwischen dem 4,8- und 5,2-fachen
des EBITDA.
Meine Damen und Herren, im Jahr 2021 haben wir nicht nur das finanzielle
Fundament für künftiges Wachstum gelegt, sondern auch große Fortschritte
bei der Integration von Nachhaltigkeit in unsere Steuerung und
Berichterstattung gemacht. Wir haben einen klaren Rahmen für
Steuerungsgrößen definiert, den wir Ihnen im November 2021 vorgestellt
haben. In unserem heute vorgelegten Geschäftsbericht finden Sie

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entsprechend erstmals finanzielle und nachhaltigkeitsbezogene Kennzahlen
Seite an Seite.
Damit machen wir deutlich, dass Nachhaltigkeit fest in unserer Strategie und
damit auch in unseren Investitionen und deren Finanzierung verankert ist.
Wir waren das erste Unternehmen in Europa, das sein Regelwerk für Grüne
Anleihen – das Green Bond Framework – bereits auf den Entwurf der EU-
Taxonomie abgestimmt hatte. Wir haben das Framework im Dezember
aktualisiert, um den endgültigen Rechtsakt widerzuspiegeln, und sind mit
circa 6,2 Milliarden ausstehenden Anleihen der größte deutsche Emittent von
grünen Unternehmensanleihen.
Nicht weniger als 97 Prozent unserer förderfähigen Investitionen stimmen
mit der EU-Taxonomie überein. Das macht mich sehr stolz. Unsere
Investitionen ebnen so den Weg in eine grüne Energiezukunft und
unterstützen die politischen Ziele im Kampf gegen den Klimawandel.
Wie wir bei der Aktualisierung unserer Strategie im November erläutert
haben, werden wir unsere Investitionen kontinuierlich erhöhen, um unser
Gewinnwachstum zu beschleunigen. Hieran hat die aktuelle Situation nichts
geändert. Für 2022 planen wir mit Investitionen in Höhe von 5,3 Milliarden
Euro. Bis 2026 planen wir weiterhin in Summe 27 Milliarden Euro zu
investieren. Mehr als drei Viertel unserer Investitionen im Jahr 2022 werden
in Energienetze fließen. Ein weiterer zweistelliger Prozentsatz ist für
Energieinfrastrukturlösungen vorgesehen.
Bevor ich zum Ausblick auf das Ergebnis des Geschäftsjahres 2022 komme,
lassen Sie mich noch einmal wiederholen: Die kurz- und langfristigen
Auswirkungen des Krieges in der Ukraine auf die Geschäftsentwicklung von
E.ON im Jahr 2022 und auf wesentliche Kennzahlen sind zum jetzigen
Zeitpunkt nicht vollständig abschätzbar. Dennoch möchte ich betonen, dass
wir uns trotz des dynamischen Umfeldes grundsätzlich mit der jetzigen
Prognose komfortabel fühlen.
Als Unternehmen haben wir uns auf ein längerfristig volatiles Energiemarkt-
Umfeld eingestellt, und soweit möglich das Ergebnisrisiko für ein solches
Umfeld reduziert. Dennoch sind temporäre, negative Ergebniseffekte auf
unser Kerngeschäft nicht komplett auszuschließen.
Dies vorweggeschickt, erwarten wir für das Jahr 2022 einen weiteren
deutlichen Anstieg unseres EBITDA von 6,3 Milliarden im Geschäftsjahr
2021 auf 7,6 bis 7,8 Milliarden Euro. Wichtig sind hierbei zwei Dinge:
•   Erstens: Wir werden diesen Anstieg in allererster Linie durch ein
    signifikantes organisches Wachstum in unserem Kerngeschäft schaffen.
    Zudem werden wir 400 Millionen Euro an Synergien im Zusammenhang
    mit der innogy-Transaktion realisieren.

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•   Zweitens: Diese Ergebnisprognose enthält noch keine Maßnahmen zur
    Portfoliooptimierung. Zur Erinnerung: Wir streben ein
    Veräußerungsprogramm von 2 bis 4 Milliarden Euro an, um unser
    Wachstum bis 2026 zu finanzieren. Wir planen, das hatte ich schon öfter
    deutlich gemacht, dabei keine größeren Transaktionen, sondern eher
    kleinere Portfolioanpassungen, die sich dann zu dem angestrebten Betrag
    summieren.

    Als Teil hiervon haben wir beschlossen, strategische Optionen für unser
    Nahwärme- und Kältegeschäft in Örebro und Norrköping in Schweden
    zu prüfen. Hierzu zählt auch ein möglicher Verkauf. Außerdem haben wir
    einen Prozess eingeleitet, um die Option zu prüfen, einen Co-Investor zu
    finden, der das Wachstum unseres Breitbandinfrastrukturgeschäfts in
    Deutschland unterstützt. Wir werden Sie über beide Bewertungen
    informieren, sobald sie abgeschlossen sind.

Für unseren bereinigten Konzernüberschuss gehen wir von einer Spanne von
2,3 bis 2,5 Milliarden Euro im Jahr 2022 aus, was einem Gewinn je Aktie
von 88 bis 96 Cent entspricht.
Auch unsere mittelfristigen Ziele für 2026 einschließlich der Prognosen für
die einzelnen Segmente kann ich heute in vollem Umfang bestätigen. Bis
2026 erwarten wir, dass unser EBITDA im Bereich Energienetze mit einer
durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate von 4 Prozent auf eine Spanne
von 6,0 bis 6,2 Milliarden Euro steigen wird. Die Kundenlösungen werden
jährlich um 5 bis 8 Prozent auf eine Spanne von 1,9 bis 2,2 Milliarden Euro
wachsen. Ich bestätige heute auch unseren Dividendenvorschlag für 2021 von
49 Cent pro Aktie und unser Ziel, die Dividende bis 2026 jährlich um bis zu
5 Prozent zu erhöhen.
Meine Damen und Herren, soviel von mir an diesem Morgen. Vielen Dank
für Ihr Interesse und damit an Lars Rosumek für Ihre Fragen und Antworten.

Diese Rede enthält möglicherweise bestimmte in die Zukunft gerichtete Aussagen, die auf den
gegenwärtigen Annahmen und Prognosen der Unternehmensleitung des E.ON-Konzerns und
anderen derzeit verfügbaren Informationen beruhen. Verschiedene bekannte wie auch
unbekannte Risiken und Ungewissheiten sowie sonstige Faktoren können dazu führen, dass die
tatsächlichen Ergebnisse, die Finanzlage, die Entwicklung oder die Leistung der Gesellschaft
wesentlich von den hier abgegebenen Einschätzungen abweichen. Die E.ON SE beabsichtigt
nicht und übernimmt keinerlei Verpflichtung, derartige zukunftsgerichtete Aussagen zu
aktualisieren und an zukünftige Ereignisse oder Entwicklungen anzupassen.

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