Wenn Blumen und Kunst sich verbünden - flowers to arts

 
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Wenn Blumen und Kunst sich verbünden - flowers to arts
Das schwebendleichte Paradies von Floristin Franziska Bürgi Rey vor dem Bild «Les pommiers ou indécente forêt» von Didier Rittener. (Bild David Aebi)
     Le paradis léger comme une plume de la fleuriste Franziska Bürgi Rey devant la toile «Les pommiers ou indécente forêt» de Didier Rittener.

     Wenn Blumen
        und Kunst
     sich verbünden
                                                       Die Anziehungskraft der Ausstellung Blumen für die Kunst ist ungebrochen.
                                                       Vom 5. bis 10. März begeisterte das Aargauer Kunsthaus in Aarau zum
                                                       sechsten Mal Floristik- und Kunstenthusiasten.

                                                        TEXT   Erika Jüsi    BILDER   David Aebi, Erika Jüsi

16   FLORIST 04 | 2019
Wenn Blumen und Kunst sich verbünden - flowers to arts
Blumen für die Kunst 2019 Flowers to Arts 2019

D
             as Rollen eines Trolleys, das Schieben einer Lei-
             ter, das Surren eines Bohrers ist alles, was man
             hört. Gesprochen wird wenig, und wenn, dann
 leise. Die Konzentration ist an diesem Montagmorgen im
Aargauer Kunsthaus fast greifbar. Es ist der Moment der
 Wahrheit, die fünf Wochen des Hin- und Herüberlegens,
 des Entscheidens und der Vorbereitung sind vorbei. Jetzt
 zeigt sich, ob das, was in den Köpfen der Teilnehmenden
 bereits Form angenommen hat, auch vor Ort funktioniert:
 dem Bild gegenübergestellt und in den weissen Räumen
 des Kunsthauses. «Du fragst dich natürlich, ob es reicht.
 Hier. In diesen Dimensionen», sagt Luzia Blessner, die ein
 Werk von Markus Döbeli interpretiert.
     Nicht allen fiel es leicht, sich zu entscheiden. Remy Jaggi
 aus der Romandie hatte seine liebe Mühe mit dem kraft-
 vollen Bild von Ferdinand Hodler. «Alles, was mir stark               Meisterfloristin Luzia Blessners Interpretation von Markus Döbelis Werk. (Bild D. Aebi)
 genug erschien, war im Aargauer Kunsthaus nicht möglich»,             Interprétation de l’œuvre de Markus Döbeli par Luzia Blessner.
 erzählt er zwischen Richten und Zuschneiden des Werk-
 stoffs, zwischen Zurücktreten und Nachkorrigieren. «Aber              hofer, die bereits dreimal an «Blumen für die Kunst» teil-
 gestern Abend kamen dann noch ganz viele Ideen.» Marcus               genommen hat und dieses Jahr, zusammen mit Philipp von
 Forster hatte es in dieser Hinsicht leichter. Seine Interpre-         Arx, für den Verein Flowers to Arts die Floristen vor und
 tation des achtteiligen Werks «Les Jambes/Teil 1» von                 während der Ausstellung unterstützt. «Wir legen Hand an,
 Balthasar Burkhard hatte sehr schnell Form angenommen                 wo es uns braucht, und wenn es nur heisst, ein Bäseli und
– im Kopf. «Die pelzigen She-Kong-Helikonien waren sofort              Wüscherli zu holen», sagt sie. Sie kennt die Sorgen und
 klar. Sie lösen in mir die gleiche Mischung aus Faszination           Nöte der Teilnehmenden, weiss, wie schwierig es ist, mit
 und Aversion aus wie die behaarten Männerbeine auf den                frischen Materialen alles perfekt zu planen, oder die Nerven
                                         Bildern», sagt der Meis-      zu bewahren, wenn die Zeit plötzlich davonrennt. Und sie
                                         terflorist über die stramm    weiss auch, wie viel die Erfahrung den Teilnehmenden
                                         stehenden Pflanzen, die       bringt: «Der Austausch und der Kontakt, der auf das Erar-
                                         er vor den acht grossfor-     beiten folgt, ist intensiv, anhaltend und bereichernd.»
                                         matigen Fotografien               Die Vernissage ist der Auftakt in eine kompakte Aus-
                                         montiert. Forster baut        stellungswoche, während der die Floristen abwechslungs-
                                         heute vor Ort alles zum       weise Besucher durch die Ausstellung führen und in Künst-
                                         ersten Mal auf. Andere        lergesprächen den Erschaffern ihres interpretierten Werks
                                         schleusen fertige Werk-       gegenübersitzen. Nach der Anspannung der vorangegan-
                                         stücke durch die Ein-         genen Wochen können sie nun die Früchte ernten und die
                                         gangskontrolle          des   Aufmerksamkeit geniessen, die das Projekt generiert – für
                                         Kunsthauses. Aber auch        sich selbst und für die ganze Floristenbranche. ᴥ
                                         sie erfahren erst jetzt,
                                         wie sie vor dem Bild wir-
                                         ken.
 Alles im Kopf: Marcus Forster mit          Eine Arbeit bleibt an
 Conny Stoppa. (Bild David Aebi)         diesem Montag unvoll-                         DIE ZAHLEN UND FAKTEN
Tout en tête: Marcus Forster avec        endet (siehe Seite 19).
Conny Stoppa.                            Der mit Spannung erwar-          Blumen für die Kunst 2019
                                         tete Stargast aus Hong-
 kong, Dr. Solomon Leong, sitzt wegen starker Sturmwinde                               Dauer der Ausstellung: 6 Tage
 in Dublin fest. Seine Assistentin, Floral Designerin Anita Li,                         Besucherzahl: knapp 18 500
 arbeitet unterdessen nach seinen Anweisungen. Am Diens-                        Teilnehmende Floristinnen und Floristen: 14
 tagmorgen wird er sein Werk vervollständigen.                                            Vorlaufszeit: 5 Wochen
                                                                                     Aufbauzeit am Montag: 6 Stunden
Ein grosser Moment                                                                Organisation: > flowers-to-arts.ch und
Um zwei Uhr heisst es dann, das Werkzeug beiseitezu-                                     > aargauerkunsthaus.ch
legen und alles Restmaterial auf die Trolleys zu packen.                               Durée de l’exposition: 6 jours
Schon bald werden die Gäste der Vernissage ihre Arbeiten                            Nombre de visiteurs: presque 18 500
betrachten, sie hundertfach fotografieren und kommentie-                                Fleuristes participant(e)s: 14
ren. Aber bevor fremde Augen die Arbeiten zu Gesicht                                 Temps de préparation: 5 semaines
bekommen, stellen die teilnehmenden Floristinnen ihre                                  Réalisation le lundi: 6 heures
Arbeiten einander gegenseitig vor. «Die Führung unter sich                          Organisation: > flowers-to-arts.ch et
ist ein magischer Moment, die Neugier darauf, was die                                     > aargauerkunsthaus.ch
anderen gemacht haben, gross», erinnert sich Myrtha Fro-

                                                                                                                                              FLORIST 04 | 2019   17
Wenn Blumen und Kunst sich verbünden - flowers to arts
Blumen für die Kunst 2019 Flowers to Arts 2019

                          Quand les fleurs et
                          l’art fusionnent
                          Du 5 au 10 mars, l’exposition «Flowers to Arts»
                          au Musée argovien des beaux-arts a enthou-
                          siasmé les adeptes de l’art floral et de l’art
                          pour la sixième fois déjà.

                          On entend rouler des chariots, déplacer des échelles, grin-
                          cer une perceuse, mais on n’entend pas parler, ou alors des       ANGELA WETTSTEIN UND RUDOLF VELHAGEN
                          chuchotements. Au Musée argovien, la concentration est
                          presque palpable dans l’air. Les six semaines de réflexion,
                          de décision et de préparatifs sont écoulées. On observe
                                                                                                          Die Initianten
                          maintenant si ce qui a déjà pris forme dans la tête des               Sie wollten Blumen mit Kunst verbinden. Also
                          participant(e)s fonctionne sur place. «Tu te demandes natu-        gründeten Projektleiterin (vormals bei Pro Helvetia)
                          rellement si ça suffit, ici, dans ces dimensions», dit Luzia          Angela Wettstein und Kunsthistoriker Rudolf
                          Blessner, qui interprète une œuvre de Markus Döbeli. L’in-        Velhagen den Verein Flowers to Arts und führten 2014
                          terprétation de Marcus Forster avait très vite pris forme –        gemeinsam mit dem Aargauer Kunsthaus die erste
                          dans la tête. Mais tout est mis en œuvre la première fois            Ausgabe von «Blumen für die Kunst» durch. Mit
                          sur place. D’autres avaient réalisé leurs travaux au préalable    durchschlagendem Erfolg: Die Ausstellung ist seither
                          et se faufilaient au contrôle à l’entrée du musée. Ce n’est                       ein Publikumsmagnet.
                          cependant que maintenant qu’ils peuvent constater leur            Ils voulaient relier les fleurs à l’art. Directrice de projet
                          effet devant la toile.                                             Angela Wettstein et l’ historien d’art Rudolf Velhagen
                             Ce mardi-là, un travail était encore inachevé(voir p. 19).        ont donc fondé l’Association Flowers to Arts et, en
                          La star de Hongkong, très attendue, Dr Solomon Leong,                2014, ils ont organisé, avec le Musée argovien des
                          était bloqué à Dublin en raison d’une tempête. Entre-temps,         beaux-arts, la première édition de «Flowers to Arts».
                          son assistante, la designer florale Anita Li, a travaillé sur       Le reste est de l’ histoire. L’exposition attire un large
                          ses indications. Le Chinois a finalement parachevé la créa-                        public depuis des années.
                          tion le mardi matin.

                          Un grand moment
                          À deux heures, il fallait laisser les travaux de côté et mettre
                          les matériaux restants sur les chariots. Les invités au ver-
                          nissage allaient bientôt observer leurs créations de tous les
                          côtés. Avant, les fleuristes se présentaient leurs travaux.
                          «C’est un grand moment et on est très curieux de voir ce
                          que les autres ont fait», se souvient Myrtha Frohofer, qui
                          a déjà participé trois fois à «Flowers to Arts» et qui a sou-
                          tenu les fleuristes cette année, avec Philipp von Arx, avant
                          et pendant l’exposition pour le compte de l’Association
                                                                                             PHILIPP VON ARX UND MYRTHA FROHOFER
                          Flowers to Arts. Elle connaît les préoccupations et les besoins
                          des participant(e)s, sait comme il est difficile de tout pla-
                          nifier à la perfection avec des matériaux frais ou de ména-
                                                                                                            Die Coaches
                          ger ses nerfs quand tout à coup le temps passe très vite. Et          DIe Meisterfloristen Philipp von Arx und Myrtha
                          elle sait aussi tout ce que cette expérience apporte aux           Frohofer betreuten für den Verein Flowers to Arts die
                          fleuristes. «Les échanges et le contact qui suivent sont          teilnehmenden Floristinnen mit viel Herzblut, und zwar
                          intenses, durables et enrichissants.»                             vom Zeitpunkt der Bildzuteilung bis zum Ausstellungs-
                             Le vernissage et le début d’une semaine d’exposition très      ende. Als mehrmalige Teilnehmende an Blumen für die
                          intensive pendant laquelle les fleuristes guident les visiteurs      Kunst wissen sie, wo der Schuh manchmal drückt.
                          à tour de rôle à travers l’exposition et entendent les entre-
                                                                                             Philipp von Arx et Myrtha Frohofer soutiennent avec
                          tiens des artistes auteurs des œuvres qu’ils ont interprétées.
                                                                                             passion les fleuristes participant(e)s depuis l’attribu-
                          Après le stress des semaines passées, ils peuvent maintenant
                                                                                              tion des œuvres jusqu’ à la fin de l’exposition, pour
                          récolter les fruits – pour eux-mêmes et pour toute la branche
                                                                                                l’Association Flowers to Arts. Ayant eux-mêmes
                          des fleuristes. ᴥ
                                                                                              participé plusieurs fois, ils savent où le bât blesse.

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Wenn Blumen und Kunst sich verbünden - flowers to arts
Floral Designer Solomon Leongs interpretierte das «Porträt von Monika» von Markus Raetz indem er den Punkten Linien entgegensetzte. (Bild David Aebi)
Le designer floral Solomon Leong a interprété le «Portrait de Monika» den Markus Raetz en opposant des lignes aux points. (Photo David Aebi)

Zwischenlandung
Der Stargast aus Hongkong, Dr. Solomon Leong, wurde in Aarau mit
Spannung erwartet. Nach einer abenteuerlichen Anreise vollendete
er einen Tag später sein Werk.

TEXT   Erika Jüsi   BILDER   David Aebi, Erika Jüsi

D
          ie Liste seiner Auszeichnungen             Jurorenaufträge, Grossgestaltungen; Dr.               wahrzunehmen. Das Bildtuch Nr. 3 von
          ist lang. Allein an der Chelsea            phil. Solomon Leong ist ein viel beschäf-             Markus Raetz, «Porträt von Monika
          Flower Show holte er sieben Mal            tigter Mann, der schon viel erreicht und              (Divertissement divisionniste)», war einer
Gold und sechs Mal Silber. Er führt ein              viel gesehen hat. Die Herausforderung, die            seiner Favoriten. Einerseits hat ihn das
erfolgreiches Floral Design Studio in Hong-          «Blumen für die Kunst» an ihn herantrug,              Überdimensionierte des Bildes angespro-
kong. Er ist studierter Kulturwissenschaft-          war aber auch für ihn neu. «Es war ein                chen, andererseits die Punkte, die dem
ler und ein gefragter Radio- und Fernseh-            berauschendes Erlebnis», sagt der 31-Jäh-             Bild die Konturen verleihen. «Ich habe
kommentator, wenn es um Blumen geht,                 rige über die Erfahrung. Es faszinierte den           mich auf ein weiteres Grundelement des
unter anderem für die britische BBC. Wett-           Chinesen, in einen Dialog mit Blumen und              Designs konzentriert, um dies zu inter-
kämpfe, Workshops, Demonstrationen,                  Kunst einzutauchen, Blumen als Kunst                  pretieren, auf Linien.» Solomon Leong war

                                                                                                                                             FLORIST 04 | 2019   19
Wenn Blumen und Kunst sich verbünden - flowers to arts
Blumen für die Kunst 2019 Flowers to Arts 2019

                                                            Schwarz des Vierfarbendrucks, haben
                                                            Leong inspiriert. Solomon arbeite sonst                   RU DO LF V E L H AGE N , KUN S T-

                                                            nicht mit CMYK-Farben, verrät seine Assis-              HISTORIKER UND MITINITIANT
                                                                                                                     VON BLUMEN FÜR DIE KUNST
                                                            tentin Anita Li.                                                  ÜBER
                                                               Ihr wurde eine etwas unerwartete Ehre
                                                            zuteil. Da der Starflorist auf dem Weg in
                                                            die Schweiz wegen schlechtem Wetter in
                                                                                                                        «Portrait von
                                                            Dublin steckenblieb, musste sie den Gross-                  Monika», 1979
                                                            teil der Installation ohne ihn aufbauen.
                                                            «Ich habe vollstes Vertrauen in sie, und sie              Markus Raetz (*1941) untersucht in
                                                            hat alles genau nach meinen Vorstellungen                 seinem Werk unsere Wahrnehmung
                                                            vorbereitet», sagt Leong. Das Werk des mit                  von Wirklichkeit, die sich je nach
                                                            Spannung erwarteten Stargasts blieb an                  Standpunkt anders zeigt. Der Künstler
                                                            der Vernissage also unvollendet. Der Flo-                  betrachtet unser Sehen als etwas
      Leongs Assistentin Anita Li (links), musste am        rist konnte erst am späten Abend anreisen                  Relatives, das sich leicht täuschen
      Montag ohne den Starfloristen auskommen.              und vervollständigte das Werk am Diens-                    lässt. Dabei bezieht er sich immer
                                                            tagmorgen – gerade noch rechtzeitig zur                 wieder auf das Medium der Fotografie.
      L’assistante de Solomon Leong, Anita Li (à gauche),
      a dû s’en sortir sans lui.                            Eröffnung der Ausstellung. ᴥ                              Das Portrait von Monika (Divertisse-
                                                                                                                       ment divisionniste) (Bildtuch Nr. 3)
      der Einbezug des Publikums wichtig. «Ich                                                                       von 1979 ist auf der Grundlage einer
      wollte den Betrachter einladen, zu seinen                                                                      Polaroid-Fotografie entstanden, die
      eigenen Interpretationen zu gelangen.»                                                                            Raetz mit einem Episkop auf ein
      Umgesetzt hat er dies, indem er sein Werk                                                                             grosses Tuch projizierte.
      in Abschnitte eingeteilt hat, die die Besu-                                                                       Er beschränkt sich dabei auf die
      cherin in das Gesamtbild eintauchen lässt                                                                      Farben Cyan, Magenta und Gelb, aus
      und verschiedene Blickwinkel erlaubt.                                                                           denen sich im technischen Druck in
                                                                                                                     Kombination mit Weiss und Schwarz
      In die Lücke gesprungen                                                                                       alle anderen Farben herstellen lassen.
      Genauso wie Markus Raetz mit Leerflä-                                                                           Je nach Betrachtungsweise sehen
      chen das Gesicht von Monika gestaltet                                                                         wir farbige Punkte (sehendes Sehen)
      habe, so habe auch er mit Lücken gespielt.                                                                         oder ein Portrait (erkennendes
                                                            Ein berauschendes Erlebnis sei es gewesen: Dr.
      Die punktuelle Anordnung seiner Blumen                phil. Solomon Leong aus Hongkong. (Bild D. Aebi)                         Sehen).
      trägt dem Rechnung. Auch die Farben im                Pour Solomon Leong, dr phil., de Hongkong, c'était               > flowers-to-arts.ch
      CMYK-Bereich, das Rot, Blau, Gelb und                 une expérience euphorisante.

      Une arrivée                                           «Flowers to Arts» était néanmoins nouveau
                                                            pour lui. Il était fasciné à l’idée d’entrer en
                                                                                                                 ponctuelle de ses fleurs tient compte de
                                                                                                                 ceux-ci. Les couleurs du domaine CMYK,
      avec obstacles                                        dialogue avec des fleurs et de l’art, de per-
                                                            cevoir les fleurs comme de l’art.
                                                                                                                 le bleu, le rouge, le jaune et le noir, l’ont
                                                                                                                 inspiré.
      L’invité de Hongkong, la star Solo-                                                                           Etant donné que le fleuriste star, en route
                                                            Jeu avec les espaces vides                           pour la Suisse, est resté bloqué à Dublin en
      mon Leong, était attendu à Aarau
      avec suspense. Il n’a pu achever                      C’est d’une part le visage surdimensionné            raison du mauvais temps, son assistante,
      sa création qu’un jour plus tard.                     du «Portrait de Monika» de Markus Raetz              Anita Li, a dû réaliser sans lui la plus
                                                            qui lui a parlé, d’autre part ce sont les points     grande partie de l’installation. «Elle a tout
      La liste de ses distinctions internationales          qui marquent les contours de la toile. «Pour         fait exactement comme je l’imaginais», dit
      est longue. Il dirige un studio de design             l’interpréter, je me suis concentré sur un           Solomon Leong. Mais au vernissage, la
      floral qui a du succès à Hongkong. Il a               autre élément de base du design, des lignes.»        création de la star tant attendue était ina-
      étudié les sciences culturelles et est un com-        Pour Solomon Leong, l’implication du                 chevée. Le fleuriste n’étant arrivé que tard
      mentateur Radio et TV très demandé, entre             public était importante, ce qu’il a concrétisé       le soir, il a achevé l’installation le mardi
      autres pour la BBC, quand il s’agit de fleurs.        en divisant sa création en éléments permet-          matin, juste à temps pour l’ouverture de
      Compétitions, ateliers, démonstrations,               tant aux visiteurs de plonger dans le tableau        l’exposition. ᴥ
      mandats de juré, grandes créations: Solo-             et de créer leur propres angles de vue.
      mon Leong, dr phil, a déjà beaucoup réalisé               Comme Markus Raetz, Solomon Leong
      et beaucoup vu. Le défi que représentait              a joué avec les espaces vides. L’ordonnance

20    FLORIST 04 | 2019
Wenn Blumen und Kunst sich verbünden - flowers to arts
«Die Ranunkeln
                                                                                            verkörpern für mich
                                                                                               diese Frauen»
                                                                                                          Peter Hintermann

Nahe beisammen und doch jede für sich – die Farben von Karl Otto Hügins «Im Kaffee» haben Peter Hintermann sofort angesprochen. (Bild David Aebi)
   Près les uns des autres mais chacun pour soi. Les couleurs de la toile «Au café» de Karl Otto Hügin ont immédiatement parlé à Peter Hintermann.

        Fliessender Übergang
                            Peter Hintermann erfasste die Stimmung der Kaffeehausszene
              von Karl Otto Hügin mit viel Feingefühl. Eine Kopie des Bildes hängt noch immer in seinem
                                               Blumengeschäft in Zürich.

                                           TEXT   Denise Yannoulis       BILDER   David Aebi, Erika Jüsi, zVg

D
         er Florist steht zwischen dem Bild           mich die Farben sofort an», bestätigt Peter           Gruppe von währschaften Frauen in ihren
         von Karl Otto Hügin und seinen               Hintermann dann diesen Eindruck. «Lau-                weitgeschnittenen Sommerkleidern. Jede
         Blumen auf dem Podest. Es ist                ter warme, erdige Farbtöne, nicht laut,               für sich und gleichzeitig als Teil der
eine grosse Harmonie. Sicher, weil Peter              sondern verhalten. Einzig ein Kleid im                Gruppe. Mitten in diesen engen Platzver-
Hintermann die Farben aus dem Bild in                 Hintergrund blitzt in starkem Türkis her-             hältnissen in diesem voll besetzten Lokal.»
seinem Werk aufgefasst hat. Doch er ist               aus. Doch mich erfasste auch diese eigen-             Der Florist widerspiegelte diese Enge bei
auch ein hervorragender Beobachter. Und               artige Stimmung in diesem Kaffeehaus                  der Aufstellung seiner Gefässe. Jedes ist
irgendwie passt er zu dem Bild. «Als ich              oder Bistro. Die Vieldeutigkeit der Anwe-             eigenständig doch sie berühren sich fast
das Werk zum ersten Mal sah, sprachen                 senden und ihre Ernsthaftigkeit. Diese                alle. Ihre Ausrichtung verläuft analog der

                                                                                                                                             FLORIST 04 | 2019   21
Wenn Blumen und Kunst sich verbünden - flowers to arts
Blumen für die Kunst 2019 Flowers to Arts 2019

      Tischordnung. Bis auf das Gefäss vorne                                                                     Transition
      links, das abgerückt, alleine und nur mit
      einer apricotfarbenen Ranunkel gefüllt                                                                     harmonieuse
      ist. Analog zu der Dame im Bild am klei-
      nen Bistro-Tisch links. «Der Maler inter-                                                                  Peter Hintermann a capté l’atmos-
      essierte sich stark für das Thema der ein-                                                                 phère de la scène du café de Karl
      samen Menschen.»                                                                                           Otto Hügin avec beaucoup de
                                                                                                                 sensibilité. La copie de cette toile
                                                                                                                 est encore suspendue dans son
                                                           Die Blumen mussten nicht nur farblich passen,         magasin de fleurs, à Zurich.
                                                           sondern auch die Stimmung spiegeln.
                                                           Les couleurs des fleurs devaient convenir mais        Le fleuriste est entre la toile de Karl Otto
                                                           également refléter l’atmosphère.                      Hügin et ses fleurs sur le podium. Il règne
                                                                                                                 une grande harmonie. Dans sa création, Peter
                                                           wirklicht. Ein Teil ist in den gleichen,              Hintermann n’a pas seulement repris les cou-
                                                           warmen Farben mit Materialien gehalten,               leurs du tableau. Il est aussi un grand obser-
                                                           wie sie sich im Bild finden. Und wer einen            vateur. «Quand j’ai vu l’œuvre pour la pre-
                                                           Blick in seine kleine Büronische werfen               mière fois, les couleurs m’ont immédiatement
      Die Falten der speziell gefertigten Gefässe geben    kann, sieht dort auch Wochen nach der                 parlé – dit-il – essentiellement des couleurs
      den Faltenwurf der Kleider im Bild wieder.           Ausstellung noch eine Kopie von Karl Otto             chaudes, terreuses, pas vives mais retenues.
      Les plis des récipients spécialement confectionnés   Hügins Bild aufgestellt. Die Feststellung             L’ambiance particulière de ce café m’a égale-
      illustrent le tissu des vêtements du tableau.        bewahrheitet sich: Dieses Bild, der Florist           ment saisi. L’ambiguïté des personnes pré-
                                                           und sein Werk gehören zusammen ᴥ                      sentes, leur sincérité. Les femmes à part au
      Raum und Stofflichkeit                                                                                     milieu de ce local comble.» Il a reproduit ces
      Dem Floristen war es wichtig, den Stoff                                                                    constatations avec la disposition de ses réci-
      der Sommerkleider zu zeigen. So fand er                                                                    pients, séparés mais se touchant presque tous.
      mit seinem Schlosser zu dem Faltenwurf                                                                     Seul celui de devant à gauche est détaché et
      der Gefässe, die mit Säure brüniert die                                                                    ne contient qu’une renoncule couleur abricot,
      Farben annahmen. Das verbindende Ele-                                                                      qui fait penser à la dame de la toile, à la
      ment sind die Blumen. «Die Ranunkeln                                                                       petite table de bistro, à gauche. «Cette toile
      verkörpern für mich diese Frauen», sin-                                                                    parle des personnes seules.»
      niert Peter Hintermann. «Auch bin ich so
      glücklich, dass mein Lieferant genau jetzt                                                                 Espace et matérialité
      meine Wunschfarben hatte.»                                                                                 Peter Hintermann estime important de mon-
         Warum Peter Hintermann dieses Bild                                                                      trer le tissu des vêtements d’été. Ainsi, avec
      wählte, erklärt sich beim Betreten seines            Der Tag des Aufbaus im Aargauer Kunsthaus: Peter      son serrurier, ils ont trouvé le look à plis des
      Blumengeschäftes am Zürcher Spyriplatz               Hintermann rückt die letzten Blüten zurecht.          récipients. Les fleurs sont l’élément qui les
      (siehe Seite 40). Der Gestalter hat in sei-          Le jour de la mise en œuvre au Musée argovien des     relie. «Pour moi, les renoncules incarnent ces
      nem neuen Geschäft seinen Traum ver-                 beaux-arts: Hintermann ajuste les dernières fleurs.   femmes – ajoute-t-il – Je suis si heureux que
                                                                                                                 mon fournisseur ait eu juste à ce moment-là
                                                                                                                 les couleurs que je désirais.»
                 RUDOLF VELHAGEN, KUNSTHISTORIKER UND MITINITIANT
                                                                                                                     Le fait que Peter Hintermann ait choisi ce
                                 VON BLUMEN FÜR DIE KUNST ÜBER
                                                                                                                 tableau s’explique en pénétrant dans son maga-
                                                                                                                 sin au Spyriplatz à Zurich (voir page 40). Dans
                               «Im Kaffee», ohne Jahr                                                            son nouveau commerce, il a concrétisé son rêve.
            Das Interesse von Karl Otto Hügin (1887–1963) gilt dem Menschen im modernen                          Une partie a les mêmes couleurs chaudes et les
            Leben. Er zeigt Menschen privat und in der Öffentlichkeit, in freundschaftlicher                     mêmes matériaux que la toile. Et en jetant un
           Begegnung, aber auch in persönlicher Isolation und Not. Das Bild Im Kaffee veran-                     coup d’œil à son petit bureau, on y voit encore
         schaulicht diese Aspekte auf beeindruckende Weise. Wir sehen eine dicht gedrängte                       une copie de celle-ci, ce qui confirme que
            Szene in dunklen Erd- und Rottönen. Bei näherer Betrachtung erkennen wir als                         le fleuriste et sa création sont liés. ᴥ
          bildlichen Mittelpunkt vier Frauen, die zusammen Kaffee trinken. Sie scheinen sich
          anzuschweigen, von einem heiteren Gespräch kann nicht die Rede sein. Auffallend
                                                                                                                             WEITERE WERKE                T I PP
            sind ebenfalls zwei Frauen mit abwesendem Gesichtsausdruck. Der Grund ihrer
         Befindlichkeit bleibt uns verborgen. Das gesellschaftliche Miteinander führt nicht aus                        In den kommenden Ausgaben
                      der privaten Isolation und Einsamkeit des Einzelnen heraus.                                   des Florist stellen wir weitere Werke
                                                                                                                        der diesjährigen Ausstellung
                                               > flowers-to-arts.ch
                                                                                                                         «Blumen für die Kunst» vor.

22    FLORIST 04 | 2019
Wenn Blumen und Kunst sich verbünden - flowers to arts Wenn Blumen und Kunst sich verbünden - flowers to arts Wenn Blumen und Kunst sich verbünden - flowers to arts
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