Wenn Blumen und Kunst sich verbünden - flowers to arts
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Das schwebendleichte Paradies von Floristin Franziska Bürgi Rey vor dem Bild «Les pommiers ou indécente forêt» von Didier Rittener. (Bild David Aebi) Le paradis léger comme une plume de la fleuriste Franziska Bürgi Rey devant la toile «Les pommiers ou indécente forêt» de Didier Rittener. Wenn Blumen und Kunst sich verbünden Die Anziehungskraft der Ausstellung Blumen für die Kunst ist ungebrochen. Vom 5. bis 10. März begeisterte das Aargauer Kunsthaus in Aarau zum sechsten Mal Floristik- und Kunstenthusiasten. TEXT Erika Jüsi BILDER David Aebi, Erika Jüsi 16 FLORIST 04 | 2019
Blumen für die Kunst 2019 Flowers to Arts 2019 D as Rollen eines Trolleys, das Schieben einer Lei- ter, das Surren eines Bohrers ist alles, was man hört. Gesprochen wird wenig, und wenn, dann leise. Die Konzentration ist an diesem Montagmorgen im Aargauer Kunsthaus fast greifbar. Es ist der Moment der Wahrheit, die fünf Wochen des Hin- und Herüberlegens, des Entscheidens und der Vorbereitung sind vorbei. Jetzt zeigt sich, ob das, was in den Köpfen der Teilnehmenden bereits Form angenommen hat, auch vor Ort funktioniert: dem Bild gegenübergestellt und in den weissen Räumen des Kunsthauses. «Du fragst dich natürlich, ob es reicht. Hier. In diesen Dimensionen», sagt Luzia Blessner, die ein Werk von Markus Döbeli interpretiert. Nicht allen fiel es leicht, sich zu entscheiden. Remy Jaggi aus der Romandie hatte seine liebe Mühe mit dem kraft- vollen Bild von Ferdinand Hodler. «Alles, was mir stark Meisterfloristin Luzia Blessners Interpretation von Markus Döbelis Werk. (Bild D. Aebi) genug erschien, war im Aargauer Kunsthaus nicht möglich», Interprétation de l’œuvre de Markus Döbeli par Luzia Blessner. erzählt er zwischen Richten und Zuschneiden des Werk- stoffs, zwischen Zurücktreten und Nachkorrigieren. «Aber hofer, die bereits dreimal an «Blumen für die Kunst» teil- gestern Abend kamen dann noch ganz viele Ideen.» Marcus genommen hat und dieses Jahr, zusammen mit Philipp von Forster hatte es in dieser Hinsicht leichter. Seine Interpre- Arx, für den Verein Flowers to Arts die Floristen vor und tation des achtteiligen Werks «Les Jambes/Teil 1» von während der Ausstellung unterstützt. «Wir legen Hand an, Balthasar Burkhard hatte sehr schnell Form angenommen wo es uns braucht, und wenn es nur heisst, ein Bäseli und – im Kopf. «Die pelzigen She-Kong-Helikonien waren sofort Wüscherli zu holen», sagt sie. Sie kennt die Sorgen und klar. Sie lösen in mir die gleiche Mischung aus Faszination Nöte der Teilnehmenden, weiss, wie schwierig es ist, mit und Aversion aus wie die behaarten Männerbeine auf den frischen Materialen alles perfekt zu planen, oder die Nerven Bildern», sagt der Meis- zu bewahren, wenn die Zeit plötzlich davonrennt. Und sie terflorist über die stramm weiss auch, wie viel die Erfahrung den Teilnehmenden stehenden Pflanzen, die bringt: «Der Austausch und der Kontakt, der auf das Erar- er vor den acht grossfor- beiten folgt, ist intensiv, anhaltend und bereichernd.» matigen Fotografien Die Vernissage ist der Auftakt in eine kompakte Aus- montiert. Forster baut stellungswoche, während der die Floristen abwechslungs- heute vor Ort alles zum weise Besucher durch die Ausstellung führen und in Künst- ersten Mal auf. Andere lergesprächen den Erschaffern ihres interpretierten Werks schleusen fertige Werk- gegenübersitzen. Nach der Anspannung der vorangegan- stücke durch die Ein- genen Wochen können sie nun die Früchte ernten und die gangskontrolle des Aufmerksamkeit geniessen, die das Projekt generiert – für Kunsthauses. Aber auch sich selbst und für die ganze Floristenbranche. ᴥ sie erfahren erst jetzt, wie sie vor dem Bild wir- ken. Alles im Kopf: Marcus Forster mit Eine Arbeit bleibt an Conny Stoppa. (Bild David Aebi) diesem Montag unvoll- DIE ZAHLEN UND FAKTEN Tout en tête: Marcus Forster avec endet (siehe Seite 19). Conny Stoppa. Der mit Spannung erwar- Blumen für die Kunst 2019 tete Stargast aus Hong- kong, Dr. Solomon Leong, sitzt wegen starker Sturmwinde Dauer der Ausstellung: 6 Tage in Dublin fest. Seine Assistentin, Floral Designerin Anita Li, Besucherzahl: knapp 18 500 arbeitet unterdessen nach seinen Anweisungen. Am Diens- Teilnehmende Floristinnen und Floristen: 14 tagmorgen wird er sein Werk vervollständigen. Vorlaufszeit: 5 Wochen Aufbauzeit am Montag: 6 Stunden Ein grosser Moment Organisation: > flowers-to-arts.ch und Um zwei Uhr heisst es dann, das Werkzeug beiseitezu- > aargauerkunsthaus.ch legen und alles Restmaterial auf die Trolleys zu packen. Durée de l’exposition: 6 jours Schon bald werden die Gäste der Vernissage ihre Arbeiten Nombre de visiteurs: presque 18 500 betrachten, sie hundertfach fotografieren und kommentie- Fleuristes participant(e)s: 14 ren. Aber bevor fremde Augen die Arbeiten zu Gesicht Temps de préparation: 5 semaines bekommen, stellen die teilnehmenden Floristinnen ihre Réalisation le lundi: 6 heures Arbeiten einander gegenseitig vor. «Die Führung unter sich Organisation: > flowers-to-arts.ch et ist ein magischer Moment, die Neugier darauf, was die > aargauerkunsthaus.ch anderen gemacht haben, gross», erinnert sich Myrtha Fro- FLORIST 04 | 2019 17
Blumen für die Kunst 2019 Flowers to Arts 2019 Quand les fleurs et l’art fusionnent Du 5 au 10 mars, l’exposition «Flowers to Arts» au Musée argovien des beaux-arts a enthou- siasmé les adeptes de l’art floral et de l’art pour la sixième fois déjà. On entend rouler des chariots, déplacer des échelles, grin- cer une perceuse, mais on n’entend pas parler, ou alors des ANGELA WETTSTEIN UND RUDOLF VELHAGEN chuchotements. Au Musée argovien, la concentration est presque palpable dans l’air. Les six semaines de réflexion, de décision et de préparatifs sont écoulées. On observe Die Initianten maintenant si ce qui a déjà pris forme dans la tête des Sie wollten Blumen mit Kunst verbinden. Also participant(e)s fonctionne sur place. «Tu te demandes natu- gründeten Projektleiterin (vormals bei Pro Helvetia) rellement si ça suffit, ici, dans ces dimensions», dit Luzia Angela Wettstein und Kunsthistoriker Rudolf Blessner, qui interprète une œuvre de Markus Döbeli. L’in- Velhagen den Verein Flowers to Arts und führten 2014 terprétation de Marcus Forster avait très vite pris forme – gemeinsam mit dem Aargauer Kunsthaus die erste dans la tête. Mais tout est mis en œuvre la première fois Ausgabe von «Blumen für die Kunst» durch. Mit sur place. D’autres avaient réalisé leurs travaux au préalable durchschlagendem Erfolg: Die Ausstellung ist seither et se faufilaient au contrôle à l’entrée du musée. Ce n’est ein Publikumsmagnet. cependant que maintenant qu’ils peuvent constater leur Ils voulaient relier les fleurs à l’art. Directrice de projet effet devant la toile. Angela Wettstein et l’ historien d’art Rudolf Velhagen Ce mardi-là, un travail était encore inachevé(voir p. 19). ont donc fondé l’Association Flowers to Arts et, en La star de Hongkong, très attendue, Dr Solomon Leong, 2014, ils ont organisé, avec le Musée argovien des était bloqué à Dublin en raison d’une tempête. Entre-temps, beaux-arts, la première édition de «Flowers to Arts». son assistante, la designer florale Anita Li, a travaillé sur Le reste est de l’ histoire. L’exposition attire un large ses indications. Le Chinois a finalement parachevé la créa- public depuis des années. tion le mardi matin. Un grand moment À deux heures, il fallait laisser les travaux de côté et mettre les matériaux restants sur les chariots. Les invités au ver- nissage allaient bientôt observer leurs créations de tous les côtés. Avant, les fleuristes se présentaient leurs travaux. «C’est un grand moment et on est très curieux de voir ce que les autres ont fait», se souvient Myrtha Frohofer, qui a déjà participé trois fois à «Flowers to Arts» et qui a sou- tenu les fleuristes cette année, avec Philipp von Arx, avant et pendant l’exposition pour le compte de l’Association PHILIPP VON ARX UND MYRTHA FROHOFER Flowers to Arts. Elle connaît les préoccupations et les besoins des participant(e)s, sait comme il est difficile de tout pla- nifier à la perfection avec des matériaux frais ou de ména- Die Coaches ger ses nerfs quand tout à coup le temps passe très vite. Et DIe Meisterfloristen Philipp von Arx und Myrtha elle sait aussi tout ce que cette expérience apporte aux Frohofer betreuten für den Verein Flowers to Arts die fleuristes. «Les échanges et le contact qui suivent sont teilnehmenden Floristinnen mit viel Herzblut, und zwar intenses, durables et enrichissants.» vom Zeitpunkt der Bildzuteilung bis zum Ausstellungs- Le vernissage et le début d’une semaine d’exposition très ende. Als mehrmalige Teilnehmende an Blumen für die intensive pendant laquelle les fleuristes guident les visiteurs Kunst wissen sie, wo der Schuh manchmal drückt. à tour de rôle à travers l’exposition et entendent les entre- Philipp von Arx et Myrtha Frohofer soutiennent avec tiens des artistes auteurs des œuvres qu’ils ont interprétées. passion les fleuristes participant(e)s depuis l’attribu- Après le stress des semaines passées, ils peuvent maintenant tion des œuvres jusqu’ à la fin de l’exposition, pour récolter les fruits – pour eux-mêmes et pour toute la branche l’Association Flowers to Arts. Ayant eux-mêmes des fleuristes. ᴥ participé plusieurs fois, ils savent où le bât blesse. 18 FLORIST 04 | 2019
Floral Designer Solomon Leongs interpretierte das «Porträt von Monika» von Markus Raetz indem er den Punkten Linien entgegensetzte. (Bild David Aebi) Le designer floral Solomon Leong a interprété le «Portrait de Monika» den Markus Raetz en opposant des lignes aux points. (Photo David Aebi) Zwischenlandung Der Stargast aus Hongkong, Dr. Solomon Leong, wurde in Aarau mit Spannung erwartet. Nach einer abenteuerlichen Anreise vollendete er einen Tag später sein Werk. TEXT Erika Jüsi BILDER David Aebi, Erika Jüsi D ie Liste seiner Auszeichnungen Jurorenaufträge, Grossgestaltungen; Dr. wahrzunehmen. Das Bildtuch Nr. 3 von ist lang. Allein an der Chelsea phil. Solomon Leong ist ein viel beschäf- Markus Raetz, «Porträt von Monika Flower Show holte er sieben Mal tigter Mann, der schon viel erreicht und (Divertissement divisionniste)», war einer Gold und sechs Mal Silber. Er führt ein viel gesehen hat. Die Herausforderung, die seiner Favoriten. Einerseits hat ihn das erfolgreiches Floral Design Studio in Hong- «Blumen für die Kunst» an ihn herantrug, Überdimensionierte des Bildes angespro- kong. Er ist studierter Kulturwissenschaft- war aber auch für ihn neu. «Es war ein chen, andererseits die Punkte, die dem ler und ein gefragter Radio- und Fernseh- berauschendes Erlebnis», sagt der 31-Jäh- Bild die Konturen verleihen. «Ich habe kommentator, wenn es um Blumen geht, rige über die Erfahrung. Es faszinierte den mich auf ein weiteres Grundelement des unter anderem für die britische BBC. Wett- Chinesen, in einen Dialog mit Blumen und Designs konzentriert, um dies zu inter- kämpfe, Workshops, Demonstrationen, Kunst einzutauchen, Blumen als Kunst pretieren, auf Linien.» Solomon Leong war FLORIST 04 | 2019 19
Blumen für die Kunst 2019 Flowers to Arts 2019 Schwarz des Vierfarbendrucks, haben Leong inspiriert. Solomon arbeite sonst RU DO LF V E L H AGE N , KUN S T- nicht mit CMYK-Farben, verrät seine Assis- HISTORIKER UND MITINITIANT VON BLUMEN FÜR DIE KUNST tentin Anita Li. ÜBER Ihr wurde eine etwas unerwartete Ehre zuteil. Da der Starflorist auf dem Weg in die Schweiz wegen schlechtem Wetter in «Portrait von Dublin steckenblieb, musste sie den Gross- Monika», 1979 teil der Installation ohne ihn aufbauen. «Ich habe vollstes Vertrauen in sie, und sie Markus Raetz (*1941) untersucht in hat alles genau nach meinen Vorstellungen seinem Werk unsere Wahrnehmung vorbereitet», sagt Leong. Das Werk des mit von Wirklichkeit, die sich je nach Spannung erwarteten Stargasts blieb an Standpunkt anders zeigt. Der Künstler der Vernissage also unvollendet. Der Flo- betrachtet unser Sehen als etwas Leongs Assistentin Anita Li (links), musste am rist konnte erst am späten Abend anreisen Relatives, das sich leicht täuschen Montag ohne den Starfloristen auskommen. und vervollständigte das Werk am Diens- lässt. Dabei bezieht er sich immer tagmorgen – gerade noch rechtzeitig zur wieder auf das Medium der Fotografie. L’assistante de Solomon Leong, Anita Li (à gauche), a dû s’en sortir sans lui. Eröffnung der Ausstellung. ᴥ Das Portrait von Monika (Divertisse- ment divisionniste) (Bildtuch Nr. 3) der Einbezug des Publikums wichtig. «Ich von 1979 ist auf der Grundlage einer wollte den Betrachter einladen, zu seinen Polaroid-Fotografie entstanden, die eigenen Interpretationen zu gelangen.» Raetz mit einem Episkop auf ein Umgesetzt hat er dies, indem er sein Werk grosses Tuch projizierte. in Abschnitte eingeteilt hat, die die Besu- Er beschränkt sich dabei auf die cherin in das Gesamtbild eintauchen lässt Farben Cyan, Magenta und Gelb, aus und verschiedene Blickwinkel erlaubt. denen sich im technischen Druck in Kombination mit Weiss und Schwarz In die Lücke gesprungen alle anderen Farben herstellen lassen. Genauso wie Markus Raetz mit Leerflä- Je nach Betrachtungsweise sehen chen das Gesicht von Monika gestaltet wir farbige Punkte (sehendes Sehen) habe, so habe auch er mit Lücken gespielt. oder ein Portrait (erkennendes Ein berauschendes Erlebnis sei es gewesen: Dr. Die punktuelle Anordnung seiner Blumen phil. Solomon Leong aus Hongkong. (Bild D. Aebi) Sehen). trägt dem Rechnung. Auch die Farben im Pour Solomon Leong, dr phil., de Hongkong, c'était > flowers-to-arts.ch CMYK-Bereich, das Rot, Blau, Gelb und une expérience euphorisante. Une arrivée «Flowers to Arts» était néanmoins nouveau pour lui. Il était fasciné à l’idée d’entrer en ponctuelle de ses fleurs tient compte de ceux-ci. Les couleurs du domaine CMYK, avec obstacles dialogue avec des fleurs et de l’art, de per- cevoir les fleurs comme de l’art. le bleu, le rouge, le jaune et le noir, l’ont inspiré. L’invité de Hongkong, la star Solo- Etant donné que le fleuriste star, en route Jeu avec les espaces vides pour la Suisse, est resté bloqué à Dublin en mon Leong, était attendu à Aarau avec suspense. Il n’a pu achever C’est d’une part le visage surdimensionné raison du mauvais temps, son assistante, sa création qu’un jour plus tard. du «Portrait de Monika» de Markus Raetz Anita Li, a dû réaliser sans lui la plus qui lui a parlé, d’autre part ce sont les points grande partie de l’installation. «Elle a tout La liste de ses distinctions internationales qui marquent les contours de la toile. «Pour fait exactement comme je l’imaginais», dit est longue. Il dirige un studio de design l’interpréter, je me suis concentré sur un Solomon Leong. Mais au vernissage, la floral qui a du succès à Hongkong. Il a autre élément de base du design, des lignes.» création de la star tant attendue était ina- étudié les sciences culturelles et est un com- Pour Solomon Leong, l’implication du chevée. Le fleuriste n’étant arrivé que tard mentateur Radio et TV très demandé, entre public était importante, ce qu’il a concrétisé le soir, il a achevé l’installation le mardi autres pour la BBC, quand il s’agit de fleurs. en divisant sa création en éléments permet- matin, juste à temps pour l’ouverture de Compétitions, ateliers, démonstrations, tant aux visiteurs de plonger dans le tableau l’exposition. ᴥ mandats de juré, grandes créations: Solo- et de créer leur propres angles de vue. mon Leong, dr phil, a déjà beaucoup réalisé Comme Markus Raetz, Solomon Leong et beaucoup vu. Le défi que représentait a joué avec les espaces vides. L’ordonnance 20 FLORIST 04 | 2019
«Die Ranunkeln verkörpern für mich diese Frauen» Peter Hintermann Nahe beisammen und doch jede für sich – die Farben von Karl Otto Hügins «Im Kaffee» haben Peter Hintermann sofort angesprochen. (Bild David Aebi) Près les uns des autres mais chacun pour soi. Les couleurs de la toile «Au café» de Karl Otto Hügin ont immédiatement parlé à Peter Hintermann. Fliessender Übergang Peter Hintermann erfasste die Stimmung der Kaffeehausszene von Karl Otto Hügin mit viel Feingefühl. Eine Kopie des Bildes hängt noch immer in seinem Blumengeschäft in Zürich. TEXT Denise Yannoulis BILDER David Aebi, Erika Jüsi, zVg D er Florist steht zwischen dem Bild mich die Farben sofort an», bestätigt Peter Gruppe von währschaften Frauen in ihren von Karl Otto Hügin und seinen Hintermann dann diesen Eindruck. «Lau- weitgeschnittenen Sommerkleidern. Jede Blumen auf dem Podest. Es ist ter warme, erdige Farbtöne, nicht laut, für sich und gleichzeitig als Teil der eine grosse Harmonie. Sicher, weil Peter sondern verhalten. Einzig ein Kleid im Gruppe. Mitten in diesen engen Platzver- Hintermann die Farben aus dem Bild in Hintergrund blitzt in starkem Türkis her- hältnissen in diesem voll besetzten Lokal.» seinem Werk aufgefasst hat. Doch er ist aus. Doch mich erfasste auch diese eigen- Der Florist widerspiegelte diese Enge bei auch ein hervorragender Beobachter. Und artige Stimmung in diesem Kaffeehaus der Aufstellung seiner Gefässe. Jedes ist irgendwie passt er zu dem Bild. «Als ich oder Bistro. Die Vieldeutigkeit der Anwe- eigenständig doch sie berühren sich fast das Werk zum ersten Mal sah, sprachen senden und ihre Ernsthaftigkeit. Diese alle. Ihre Ausrichtung verläuft analog der FLORIST 04 | 2019 21
Blumen für die Kunst 2019 Flowers to Arts 2019 Tischordnung. Bis auf das Gefäss vorne Transition links, das abgerückt, alleine und nur mit einer apricotfarbenen Ranunkel gefüllt harmonieuse ist. Analog zu der Dame im Bild am klei- nen Bistro-Tisch links. «Der Maler inter- Peter Hintermann a capté l’atmos- essierte sich stark für das Thema der ein- phère de la scène du café de Karl samen Menschen.» Otto Hügin avec beaucoup de sensibilité. La copie de cette toile est encore suspendue dans son Die Blumen mussten nicht nur farblich passen, magasin de fleurs, à Zurich. sondern auch die Stimmung spiegeln. Les couleurs des fleurs devaient convenir mais Le fleuriste est entre la toile de Karl Otto également refléter l’atmosphère. Hügin et ses fleurs sur le podium. Il règne une grande harmonie. Dans sa création, Peter wirklicht. Ein Teil ist in den gleichen, Hintermann n’a pas seulement repris les cou- warmen Farben mit Materialien gehalten, leurs du tableau. Il est aussi un grand obser- wie sie sich im Bild finden. Und wer einen vateur. «Quand j’ai vu l’œuvre pour la pre- Blick in seine kleine Büronische werfen mière fois, les couleurs m’ont immédiatement Die Falten der speziell gefertigten Gefässe geben kann, sieht dort auch Wochen nach der parlé – dit-il – essentiellement des couleurs den Faltenwurf der Kleider im Bild wieder. Ausstellung noch eine Kopie von Karl Otto chaudes, terreuses, pas vives mais retenues. Les plis des récipients spécialement confectionnés Hügins Bild aufgestellt. Die Feststellung L’ambiance particulière de ce café m’a égale- illustrent le tissu des vêtements du tableau. bewahrheitet sich: Dieses Bild, der Florist ment saisi. L’ambiguïté des personnes pré- und sein Werk gehören zusammen ᴥ sentes, leur sincérité. Les femmes à part au Raum und Stofflichkeit milieu de ce local comble.» Il a reproduit ces Dem Floristen war es wichtig, den Stoff constatations avec la disposition de ses réci- der Sommerkleider zu zeigen. So fand er pients, séparés mais se touchant presque tous. mit seinem Schlosser zu dem Faltenwurf Seul celui de devant à gauche est détaché et der Gefässe, die mit Säure brüniert die ne contient qu’une renoncule couleur abricot, Farben annahmen. Das verbindende Ele- qui fait penser à la dame de la toile, à la ment sind die Blumen. «Die Ranunkeln petite table de bistro, à gauche. «Cette toile verkörpern für mich diese Frauen», sin- parle des personnes seules.» niert Peter Hintermann. «Auch bin ich so glücklich, dass mein Lieferant genau jetzt Espace et matérialité meine Wunschfarben hatte.» Peter Hintermann estime important de mon- Warum Peter Hintermann dieses Bild trer le tissu des vêtements d’été. Ainsi, avec wählte, erklärt sich beim Betreten seines Der Tag des Aufbaus im Aargauer Kunsthaus: Peter son serrurier, ils ont trouvé le look à plis des Blumengeschäftes am Zürcher Spyriplatz Hintermann rückt die letzten Blüten zurecht. récipients. Les fleurs sont l’élément qui les (siehe Seite 40). Der Gestalter hat in sei- Le jour de la mise en œuvre au Musée argovien des relie. «Pour moi, les renoncules incarnent ces nem neuen Geschäft seinen Traum ver- beaux-arts: Hintermann ajuste les dernières fleurs. femmes – ajoute-t-il – Je suis si heureux que mon fournisseur ait eu juste à ce moment-là les couleurs que je désirais.» RUDOLF VELHAGEN, KUNSTHISTORIKER UND MITINITIANT Le fait que Peter Hintermann ait choisi ce VON BLUMEN FÜR DIE KUNST ÜBER tableau s’explique en pénétrant dans son maga- sin au Spyriplatz à Zurich (voir page 40). Dans «Im Kaffee», ohne Jahr son nouveau commerce, il a concrétisé son rêve. Das Interesse von Karl Otto Hügin (1887–1963) gilt dem Menschen im modernen Une partie a les mêmes couleurs chaudes et les Leben. Er zeigt Menschen privat und in der Öffentlichkeit, in freundschaftlicher mêmes matériaux que la toile. Et en jetant un Begegnung, aber auch in persönlicher Isolation und Not. Das Bild Im Kaffee veran- coup d’œil à son petit bureau, on y voit encore schaulicht diese Aspekte auf beeindruckende Weise. Wir sehen eine dicht gedrängte une copie de celle-ci, ce qui confirme que Szene in dunklen Erd- und Rottönen. Bei näherer Betrachtung erkennen wir als le fleuriste et sa création sont liés. ᴥ bildlichen Mittelpunkt vier Frauen, die zusammen Kaffee trinken. Sie scheinen sich anzuschweigen, von einem heiteren Gespräch kann nicht die Rede sein. Auffallend WEITERE WERKE T I PP sind ebenfalls zwei Frauen mit abwesendem Gesichtsausdruck. Der Grund ihrer Befindlichkeit bleibt uns verborgen. Das gesellschaftliche Miteinander führt nicht aus In den kommenden Ausgaben der privaten Isolation und Einsamkeit des Einzelnen heraus. des Florist stellen wir weitere Werke der diesjährigen Ausstellung > flowers-to-arts.ch «Blumen für die Kunst» vor. 22 FLORIST 04 | 2019
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