Bildungkirche 01/2020 - Heisser, kalter Gott Strahlungswärme von Pfarrpersonen

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Bildungkirche 01/2020 - Heisser, kalter Gott Strahlungswärme von Pfarrpersonen
Bildungkirche 01/2020
 Die heissen Eisen                                   Schwitzen
 der Protestanten                                     für neue
        S. 4
                                                     Einsichten
                                                              S. 11

 Strahlungs-
  wärme von                                      Heisser,
Pfarrpersonen
        S. 7
                                                kalter Gott   S. 14

               E IN E PU BL IK AT ION VON A + W U N D P W B

                       heiss
Bildungkirche 01/2020 - Heisser, kalter Gott Strahlungswärme von Pfarrpersonen
Liebe Leserinnen, liebe Leser

Die heissen Eisen            Messen Sie doch einmal die geistliche Be-
der Protestanten
         S. 4
                             triebstemperatur in Ihrer Kirche! – Mit wel-
                             chem Massstab, fragen Sie mich irritiert?
Strahlungswärme
von Pfarrpersonen
                             Und schon sind wir mitten in der hitzigen De-
         S.7                 batte und fassen die heissen Eisen an, die
  Schwitzen für
                             Protestanten gemäss Martin Hirzel gerne ver-
 neue Einsichten             meiden. Denn wie Thomas Schlag feststellt,
        S. 11
                             platzieren wir die Temperaturmessgeräte bis-
Heisser, kalter Gott         weilen an verschiedenen Stellen und nutzen
        S. 14
                             nicht dieselbe Masseinheit. Ausserdem sind
 Kreuz und quer              wir uns uneinig, welche Temperatur die bes-
        S. 18
                             te Wirkung erzielt. Das beginnt bei der Sau-
     Kolumne                 na, die Juliane Hartmann besucht, und endet
        S. 20
                             beim Gottesbild, das Walter Dietrich be-
      Porträt                schreibt: Wir mögen es heiss, aber nicht zu
        S. 21
                             heiss. Und eine Abkühlung zwischen den Zei-
  Bildungkirche              len tut uns gut. Dennoch: möge das aktuelle
        S. 22
                             Magazin Ihre Gedanken kräftig anfeuern!
      Agenda
        S. 24
                             Sara Stöcklin, Nachwuchsförderung
   Medientipps               Theologiestudium
        S. 27

 Herausgeber: Konkordatskonferenz und Weiterbildungsrat Mitarbeitende an dieser Nummer: Bernd Berger (bbe),
 pwb, Bern; Esther Derendinger (ede), A+W, Zürich; Stephan Hagenow (sh), Refbejuso, Bern; Juliane Hartmann (jh),
 A+W, Zürich; Thomas Schaufelberger (ts), A+W, Zürich; Sara Stöcklin-Kaldewey (sst), WEKOT, Zürich Redaktions-
 adresse: A+W, Redaktion Magazin Bildungkirche, Blaufahnenstrasse 10, 8001 Zürich, +41 44 258 91 73, magazin@
 bildungkirche.ch Gestaltung: Liliane Jakob, A+W Gestaltungskonzept: Raffinerie AG, Zürich Illustrationen: Lina
 Müller Fotos: bruederli (7), Gruenderhandbuch-seelsorge.de (18), Glückundseeligkeit (19), Stefan Schmidlin (21),
 Pixabay (22–26), Stämpfli Verlag (27), Kohlhammer (27) Druck: Druckerei Robert Hürlimann AG, Zürich Auflage: 5400
 Verteiler: Das Magazin Bildungkirche geht an Studierende, alle Pfarrpersonen im Amt, kirchliche Mitarbeitende,
 Mitglieder der kantonalen Kirchenleitungen, Präsidenten der lokalen Kirchenbehörden. ISSN: 2297-2536 Erschei-
 nungsweise: vierteljährlich Nächste Ausgabe: Juni 2020 Thema: trans Website: magazin.bildungkirche.ch
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heiss
Bildungkirche 01/2020 - Heisser, kalter Gott Strahlungswärme von Pfarrpersonen
Die heissen Eisen
der Protestanten
Wie steht es um die innerprotestantische Ökumene? Wel-
ches sind die Themen, an denen sich niemand die Finger ver-
brennen will? Wo soll lieber Harmonie demonstriert werden,
um die Einheit nicht zu gefährden? Ein Blick auf die Brand-
herde in Europa von Pfarrer Martin Hirzel.

                             Von Marin Hirzel

                             In der innerprotestantischen Ökumene in Europa werden heisse Eisen
                             nicht gerne angefasst. Schwierige oder gar kirchentrennende Themen ste-
                             hen zumeist nicht zuoberst auf der gemeinsamen Traktandenliste. Lange
                             standen die evangelischen Kirchen ohnehin im Ruf, untereinander immer
                             zu streiten. Und mit rund vierzig Millionen Mitgliedern bei einer Einwoh-
                             nerzahl von fünfhundert Millionen ist der Protestantismus in Europa ein
Pfarrer Dr. Martin Ernst     Minderheitenphänomen. Da gilt es zusammenzuhalten. Da zelebriert
Hirzel, geboren 1965, ist    man lieber die Einheit, die durch die Leuenberger Konkordie 1973 ermög-
Beauftragter Personalent-
wicklung Pfarrschaft bei
                             licht wurde. Nach jahrhundertelanger Spaltung wurde es möglich, auf der
den Reformierten Kirchen     Basis des gemeinsamen Evangeliumsverständnisses einander als Kir-
Bern-Jura-Solothurn.         chen anzuerkennen und Kanzel- und Abendmahlsgemeinschaft zu erklä-
Vorher war er Beauftragter
für Ökumene und              ren. Ob in einer Kirche in Hammerfest oder in Palermo, in Budapest oder
Religionsgemeinschaften      in Belfast: überall können sich Reformierte, Lutheraner, Unierte und
beim Schweizerischen
Evangelischen Kirchen-
                             Methodisten heute in ihrer Kirche zu Hause fühlen. Darum geht es bei
bund (SEK) in Bern und       Treffen von evangelischen Kirchen in Europa heute oft wie bei Familien-
Professor für Kirchenge-     treffen zu, wo man sich die Geschichten von früher erzählt und tunlichst
schichte an der Walden-
serfakultät in Rom.          alles meidet, was die festliche Stimmung verderben könnte. Man spricht
martin.hirzel@refbejuso.ch   lieber über das Gemeinsame: die bedeutenden und spürbaren Wirkungen

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der Reformation bis heute oder die nach wie vor vorhandene Anerkennung
                               durch Staat und Gesellschaft.

                               Der Elefant im Raum
                               Im Herbst 2018 trafen sich in Basel Delegierte aller evangelischen Kirchen
                               Europas zur 8. Vollversammlung (VV) der Gemeinschaft Evangelischer
                               Kirchen in Europa GEKE. Würdevoll getagt und Gottesdienst gefeiert
                               wurde im Münster. Das Bewusstsein, über Grenzen hinweg gemeinsam
                               Kirche zu sein, wurde gestärkt. Im Unterschied zu früher wurden jedoch
                               schwierige Themen zumindest indirekt in den Beschlüssen angespro-
                               chen. Die evangelische Wochenzeitschrift «Zeitzeichen» übertitelte ihren
                               Bericht über die VV gleichwohl mit «Elefant im Münster». Es gab sie also,
                               die allen bekannten Themen, die im Raum standen; die Probleme, über
                               deren Verursacher man nicht sprechen wollte.

                               Zu den heissen Eisen gehört, im
                               Unterschied zur weltweiten Öku-
                                                                        Einmal Erreichtes
                               mene, das Thema Frauenordination         kann auch wieder
                               definitiv nicht (mehr). In allen gros-
                               sen Kirchen ist sie längstens einge-
                                                                         verloren gehen.
                               führt. Einzig die kleine lutherische Kirche Polens kennt sie noch nicht.
                               Und als man unlängst in Litauen daran ging, sie wieder abzuschaffen,
                               waren die Reaktionen aus der GEKE heftig. Dieses Beispiel zeigt, dass ein-
                               mal Erreichtes auch wieder verloren gehen kann. Das gemeinsam gewon-
                               nene Verständnis in Theologie, Ethik und Kirchenordnung muss stets wie-
                               der bekräftigt werden.

                               Zerreisprobe vermeiden
Die Gemeinschaft
Evangelischer Kirchen          Punkto der Fragen rund um die Bewertung der Vielfalt menschlicher
in Europa (GEKE), ist eine
Gemeinschaft von
                               Sexualität konnte man lange Zeit erleichtert feststellen: «Anders als die
Kirchen, die fast alle         christlichen Weltgemeinschaften drohen wir nicht daran zu zerbrechen.»
lutherischen, reformierten     Das lag aber vor allem auch daran, dass die Kirchen Westeuropas hier
und methodistischen
Kirchen Europas ein-           eine Meinungsführerschaft beanspruchen und etwa zu Homosexualität
schliesst. Die Mitgliedskir-   eine offene Haltung haben. Nicht zuletzt im Zuge der kirchlichen Debat-
chen haben sich 1973 in
Leuenberg bei Basel mit
                               ten um die «Ehe für alle» in ganz Europa trauen sich aber vor allem auch
der Leuenberger Konkor-        vermehrt die Kirchen in Mittel- und Osteuropa ihre abweichenden Mei-
die zu gegenseitiger           nungen zu äussern. Um Zerreissproben innerhalb der GEKE zu vermei-
Kanzel- und Abendmahls-
gemeinschaft verpflichtet.     den, wird deshalb gegenwärtig eine Orientierungshilfe zum Thema «Sexu-
www.cpce-assembly.eu           alität und Gender» erarbeitet.

                               HEISS                                                                   5
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Gerade im Gespräch zwischen den Kirchen in West- und Osteuropa gibt
                              es weitere heisse Eisen, über die man seit der letzten VV der GEKE ver-
                              mehrt sprechen will. Der Beschluss, über «Demokratie als Herausforde-
                              rung von Kirchen und Gesellschaft» zu arbeiten, kann als freundliche Ein-
                              ladung insbesondere an die reformierte Kirche Ungarns verstanden
                              werden. Angesichts ihrer offiziellen Nähe zu Viktor Orbans Fidesz-Partei
                              mit ihrer populistisch-nationalistischen Politik und ihrem Modell eines
                              «illiberalen demokratischen Staates» muss sie sich viele Fragen westli-
                              cher Kirchenvertreter gefallen lassen. Bevor diese aber vorschnell Urteile
                              fällen, sollten sie die enge Verbindung von Kirche-Volk-Nation im Zusam-
                              menhang der Rolle dieser Kirchen während des Kommunismus und der
                              vorangegangenen Kriege betrachten, wo Sprach- und Volksgruppen will-
                              kürlich auseinandergerissen wurden.

                              Einen gemeinsamen Weg gehen
                              Politische Themen wie auch die Migrations- und Flüchtlingsthematik sind
                              aber nicht nur zwischen den Kirchen in West und Ost heisse Eisen. In
                              Grossbritannien beispielsweise war die Haltung zum Brexit und damit
                              zur EU im Jahr 2016 durchaus unterschiedlich. So war die protestantische
                              Kirche Schottlands mehrheitlich dagegen, in Wales hingegen dafür. Es
                              sind aber nicht nur ethisch-politische Themen, die in der innerevangeli-
                              schen Ökumene nach wie vor für Debatten sorgen können. Als an der VV
                              der GEKE in Basel ein Studiendokument zum Thema «Pluralität der Reli-
                              gionen» präsentiert wurde, gab es durchaus auch westeuropäische Stim-
                              men, beispielsweise aus Norwegen, denen die theologische Begründung
                              der explizit wertschätzenden Haltung gegenüber der Wahrheit anderer
                              Religionen zu weit ging.

                              Auch in der innerprotestantischen Ökumene in Europa gilt, dass man
                              lieber Harmonie demonstriert als Einheit durch heftige Debatten und
                              Streit aufs Spiel setzt. Klar ist: Das Anfassen heisser Eisen tut wohl weh.
                              Aber der Wahrheit ist man dies schuldig. Nur so kann man redlich zusam-
                              men einen gemeinsamen Weg gehen oder – was Gott verhüten möge – je
                              einen eigenen.

TIPP   Politische Theologie – Theologische Studienwoche in Leipzig (22.–26.6.2020)

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Strahlungswärme
von Pfarrpersonen
Wie entsteht in Kirchgemeinden spirituelle und gemein-
schaftliche Wärme? Für Thomas Schlag, Professor für Prak-
tische Theologie an der Universität Zürich, ist die Haltung
der kirchlich Engagierten der entscheidende Faktor für eine
feurige Kirche.

                            Von Thomas Schaufelberger

                            Thomas Schaufelberger: Den bloss lauwarmen Papierchristen droht die
                            heisse Hölle. Woher kommt dieses Bild, das ich aus meiner Jugend kenne?
                            TS Thomas Schlag: Dieses Bild kenne ich, Gott sei Dank, aus meiner
                                  eigenen Kindheit nicht. Ich höre daraus natürlich das altbekannte
                                  Entscheidungschristentum heraus – relativ unbarmherzig, drän-
                                  gend und auch angstbesetzt, abgesehen von den theologischen Pro-
                                  blemen solcher Aussagen sowieso.

                            Wie oder durch wen ist dieses Bild kultiviert und verbreitet worden?
Prof. Dr. Thomas Schlag
hat eine Professur für
                            TS Es gibt in der alten pietistischen Tradition ja das eindrückliche Bild
Praktische Theologie mit         der zwei Wege von Charlotte Reihlen, sozusagen die evangelische
den Schwerpunkten
Religionspädagogik,
                                 Variante des Höllentors. Auf dem breiten Weg drohen Laster, Sünde,
Kirchentheorie und               Tanz und Spiel, der enge Weg ist den wirklich Frommen vorbehal-
Pastoraltheologie an der         ten, hier wird gebetet, sich züchtig benommen, spaziert, dem Welt-
Theologischen Fakultät
der Universität Zürich
                                 sinn und der Eisenbahn abgeschworen. Das sind, wenn man es ana-
inne. Zudem ist er               lytisch sehen will, ultimative Aufforderungen zur Bindung an das
Mitgründer und Vorsitzen-
der der Leitung des
                                 eine Wort Gottes, übrigens mit einer gehörigen Portion Modernitäts-
Zentrums für Kirchenent-         angst und Verweltlichungsfurcht. Aber mit diesem schroffen Gegen-
wicklung (ZKE).                  satz von «Tod und Verdammnis» auf der einen, «Leben und Selig-
thomas.schlag@
theol.uzh.ch
                                 keit» auf der anderen Seite sollte man heute weder religiös bilden
www.theologie.uzh.ch             noch Kirchenentwicklung betreiben.

                            HEISS                                                                  7
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Du hast einmal in einem Artikel die Typologie von heissen, kalten und lau-
    warmen Kirchgemeinden entwickelt. Inwiefern unterscheiden sich die
    Typen von Kirchgemeinden voneinander?
    TS Ja, tatsächlich erlebe ich – sei es bei eigenen Erfahrungen mit kirch-
         gemeindlicher Praxis oder auch bei den Analysen durch unser Zen-
         trum für Kirchenentwicklung – sehr unterschiedliche Temperatu-
         ren. Kalt ist es dort, wo man wirklich nur noch «daily routine»
         macht: wenn also von den Pfarrpersonen über die Verwaltung bis
         hin zum Gemeindeleben irgendwie alles mühsam erscheint, man
         könnte es fast parochiale Depression nennen. Vielleicht sollte man
         es so sagen: Natürlich kann nicht überall ein riesiges Feuer ange-
         zündet und dauerhaft Wärme für alle erzeugt werden. Und dass es
         manchmal nur noch lodert und glimmt, ist ja auch den äusseren
         Umständen, den sogenannten Megatrends geschuldet. Aber wenn
         dann im Einzelfall in einer Gemeinde kaum noch Glut vorhanden
         ist, macht mich das schon betroffen. Und ich verstehe es auch nicht
         so ganz: die finanziellen Gegebenheiten liefern immer noch erheb-
         liche Mengen an Holz, und Anzünder sind auch vorhanden, und dass
         spirituelle und gemeinschaftliche Wärme und intellektuelle Rei-
         bungshitze gebraucht werden, ist ja nicht von der Hand zu weisen.

    Was sind die wichtigsten Faktoren, die über eine Entwicklung in eine
    heisse oder kalte Richtung entscheiden?
    TS Ich denke, dass vieles mit einer Haltungsfrage beginnt. Wenn sich
          die einstmals bewährten Angebote eben nicht mehr als attraktiv
          erweisen, dann heisst es, mutig umzusteuern. Man kann das – bei
          allen Grenzen des Vergleichs – bestens an Wirtschaftsunterneh-
          men, etwa KMU’s, sehen: Ein guter Unternehmer, der für seine Pro-
          dukte keinen Absatz mehr findet, der muss den Markt neu sondie-
          ren und sich überlegen, wie er sich gegebenenfalls ganz neu
          positioniert. Dazu sind drei Dinge vorausgesetzt: Erstens macht es
          keinen Sinn, den alten Zeiten hinterherzujammern, zweitens muss
          er vom eigenen Produkt total überzeugt sein, und drittens ist tat-
          sächlich innovative Expertise gefragt. Wie gesagt, das sind zualler-
          erst Haltungsfragen des kirchlichen Personals – aber nicht nur: Alle
          sind gefragt, sonst endet man am Ende beim Pfarrerbashing. Oder
          theologisch gesprochen: Ein fröhlicher und kluger und – um noch-
          mals an die Temperatur zu erinnern: brennend engagierter Geist
          steht am Anfang von allem.

    Welchen Anteil haben Pfarrpersonen?
    TS Pastoraltheologisch gesprochen wissen wir, dass – trotz aller refor-
         mierten Gemeindeideale – in der öffentlichen Wahrnehmung der

8   HEISS
Bildungkirche 01/2020 - Heisser, kalter Gott Strahlungswärme von Pfarrpersonen
Pfarrberuf nach wie vor als der wesentliche Schlüsselberuf angese-
      hen wird. Zudem weiss man aus den Studien zu erfolgreichen und
      blühenden Gemeinden, dass hier dann eben doch vieles durch die
      Pfarrpersonen initiiert wird. Und klar ist auch, dass «gegen sie» in
      der Regel nichts Bedeutsames ins Leben gerufen werden kann.
      Insofern sollten Pfarrpersonen sich dieser Erwartungshaltung
      auch nicht nur bewusst sein, sondern dieser auch positiv entspre-
      chen. Ich habe manchmal aber den Eindruck, wie wenn die pasto-
      rale Existenz ein starkes Eigenleben im Gegenüber zur Kirchge-
      meinde führt, als ob es sich dabei um zwei unterschiedliche
      Planeten handelt. Ich habe übrigens nicht den Eindruck, als ob das
      auf Seiten vieler Kirchenvorstände so anders ist – jedenfalls bin ich
      nicht sicher, ob es immer schon ein gemeinsames Verständnis und
      Bild davon gibt, welche Temperatur denn nun angemessen und not-
      wendig wäre.

Braucht es eine Passung von Pfarrperson und Kirchgemeinde hinsicht-
lich der Temperatur – oder gleichen sich beide an?
TS Ich bleibe nochmals bei diesem Bild und frage: Kann es sein, dass
      Pfarrpersonen und Kirchengemeinde eben die Temperaturmessge-
      räte an sehr verschiedenen Orten platzieren? Nebenbei bemerkt:
      Jetzt muss man mit diesem Bild aber ein wenig aufpassen…wie
      auch immer. Ich habe oftmals den Eindruck, dass für die einen ein
      heizungswarmer Kirchenraum schon die Erfüllung aller Wünsche
      ist; wenn es dort behaglich und isolationstechnisch «in der Ord-
      nung» ist, reicht manchen dies. Andere wollen wirklich Neues ent-
      zünden, werden aber gegebenenfalls mit dem Argument ausge-
      bremst, dass das wieder einmal nur ein Strohfeuer werden könnte.
      Und wieder andere richten wirklich tolle Kamintreffpunkte ein und
      werden dann für eine solche Nischenaktivität schräg angeschaut.

Wie sollen die Kirchen das umsetzen?
TS Nun, erst einmal gibt es – weil die Kontexte der Gemeinden so unter-
     schiedlich sind – keinen wirklichen Masterplan für die eine erfolg-
     reiche Umsetzung. Was an einem Ort als wohltuend warm empfun-
     den wird, kann in einer anderen Gemeinde als unerträglich heiss
     erlebt werden. Problematisch wäre es dann aber, wenn man sich
     eben auf eine lauwarme Temperatur in der Mitte irgendwie verstän-
     digen würde. Damit ist am Ende vermutlich niemandem gedient.
     Insofern sind für mich eine Reihe von aktuellen Initiativen und Pro-
     jekten ganz wichtige «Hotspots», die dann auch weiter ausstrahlen
     können, und sei es nur, um der depressiven Kälte etwas Lebens-
     dienliches und Fröhliches entgegenzusetzen. Es geht darum, dass

HEISS                                                                    9
Bildungkirche 01/2020 - Heisser, kalter Gott Strahlungswärme von Pfarrpersonen
Kirche durch alle in ihr engagierten Personen Ausstrahlungswärme
                                     zeigt. Insofern ist die Temperaturfrage nicht ohne diejenigen anzu-
                                     gehen, für die man als Kirche wirklich da sein will. Und was Strah-
                                     lungswärme betrifft, ist natürlich sofort auch die Frage nach den
                                     eigenen, persönlichen geistlichen Ressourcen auf der Tagesord-
                                     nung. Wer nach aussen hin strahlen will, sollte doch innerlich
                                     etwas vom Licht des Evangeliums erleben.

TIPP   Kirche leben: Offen für Quartier und Stadt – Der MaiHof und Peterskapelle Luzern (10.9.2020)

10                            HEISS
Schwitzen für
neue Einsichten
Das Pataphysische Institut Basel (PIB) heizt ein. Pataphysik
ist die Wissenschaft des Absurden und steht für imaginäre
Wirklichkeiten. Das Künstlerkollektiv des PIB ist bekannt
für seine experimentellen Events. Juliane Hartmann wagt
den Selbstversuch und geht in den Iglu.

                             Von Juliane Hartmann

                             Heiss wird’s mir beim Gedanken, was mich an diesem Winterabend
                             erwartet: Community-Sauna im Dachstock einer alten Schreinerei in
                             Downtown Basel. «Du kannst einfach so kommen, Saunatücher hat es und
                             sonst brauchst du nichts.» So hat mich einer der beiden Köpfe der Künst-
                             lerkollektivs «Pataphysisches Institut Basel» (PIB) eingeladen. Fröstelnd
                             krieche ich tiefer in meinen Wintermantel. Er schützt mich nicht nur vor
                             der Kälte. Das PIB ist bekannt für experimentelle künstlerische Events,
                             für Anlässe, bei denen Austausch und Vergemeinschaftung zentral sind.
                             Pataphysik als Wissenschaft imaginärer Lösungen ist eine ihrer Grund-
                             lagen. Meine Versuche, diesen Ansatz zu verstehen, laufen seit Jahren
                             ins Off – und doch erahne ich immer wieder Verbindungen: zu Kirche, zu
                             Christentum, zu meiner Person. Vielleicht erschwitze ich mir beim
                             Saunieren neue Einsichten?
Juliane Hartmann ist
Pfarrerin und Beauftragte    Doch zuerst gibt’s Hitze anderer Art: In der kleinen Küche im Hinterhof
für die Ausbildung bei
A+W. Sie ist neugierig auf
                             hat jemand Fondue gemacht. Meinen Wintermantel brauche ich hier
Menschen und auf Welten      nicht. Bei Käse, Weisswein und Kirsch erfahre ich mehr über die Sauna
innerhalb und ausserhalb
der Kirche und vor allem
                             im Dach: selbstgebaut, aus einer Lattenkonstruktion, in Igluform und mit
auf die Welten dazwi-        Decken abgedichtet. «Zuerst konnten wir nicht glauben, dass das alles tat-
schen. Unterwegs ist sie     sächlich funktioniert – doch die runde Form hat physikalische Vorteile:
gerne – äusserlich wie
innerlich. juliane.
                             perfekte Wärme und Dampfverteilung». Der Originalofen aus Finnland
hartmann@zhref.ch            ist in mehrfacher Hinsicht zentrales Element.

                             HEISS                                                                  11
Hin zu den Menschen
                               Als nächster Schritt ist eine mobile Sauna entstanden: sie lässt sich im
                               Auto oder auch auf Veloanhängern transportieren. «So können wir in der
                               kältesten Nacht nach der Sauna draussen sitzen und reden – mitten in der
                               Natur. Wir können auch mit der Sauna zu den Menschen gehen – sie müs-
                               sen nicht extra zu uns kommen.» «Wenn hier im Dach jemand saunieren
                               möchte, schreiben wir das einfach in den Sauna-Chat, oder jemand kann
                               auch selber die Sauna starten, wenn er das möchte.» Das kenne ich doch
                               auch: wir nennen das Geh-Struktur und Partizipation.

                               Während wir Fondue essen, geht
                               immer wieder jemand nach oben
                                                                       «Sie sind unsicher,
                               und legt Holz nach. Dann der            was die Wärme mit
                               gemeinsame Gang über Treppen
                               und Leitern in den offenen Dach-
                                                                      ihnen machen wird.»
                               stock: Sofas stehen im Kreis, Tücher hängen auf Wäscheleinen, eine Bade-
                               wanne voll kalten Wassers, die Sauna – tatsächlich wie ein grosses Iglu.
                               Und auf dem Sofatisch einige Flaschen Bier. «Wenn wir bei Kunstevents
                               die Sauna anmachen, sind die Leute oft etwas unentschlossen.» «Sie ken-
                               nen das nicht, haben Sorge wegen des Nacktseins (wobei man das ja nicht
PIB Pataphysisches
                               mal muss) und sie sind unsicher, was die Wärme mit ihnen machen wird.»
Institut Basel ist ein         Auch wenn ich Sauna an sich kenne und mag, die Unentschlossenheit
Künstlerkollektiv für
experimentelle künstleri-
                               spüre ich auch in mir. Ich bin verunsichert – das ist alles fremd und unver-
sche Events und Anlässe,       traut, irritierend auch. Da erinnere ich mich: Pataphysik geht davon aus,
bei denen Austausch und        dass die Welt aus Ausnahmen besteht – und Regeln, die Ausnahmen der
Vergemeinschaftung
zentral sind.
                               Ausnahmen sind. Da kann ich nur nicken: ich denke ja auch, dass wir
pataphysical.net               Menschen alle Ausnahmen sind, Einzelanfertigungen. Auch diese Situa-
                               tion ist einmalig.
Definition: Pataphysik
ist ein absurdistisches
Philosophie- und
Wissenschaftskonzept           Grenzen verschwinden
des französischen
Schriftstellers Alfred Jarry
(1873–1907), das sich          Ich fasse mir ein Herz, wickle mich in eines der Tücher, öffne den Iglu
oftmals als nonsensische       einen Spalt weit und finde mich in einer matt leuchtenden Halbkugel wie-
Parodie der Theoriebil-
dungen und Methoden
                               der. Das Feuer lodert, der finnische Ofen glüht – und es ist heiss. Sehr
moderner Wissenschaft          heiss. Die Decken isolieren unglaublich gut – die physikalischen Vorteile
gibt. Die Pataphysik
präsentiert sich als
                               der Form sind deutlich spürbar. Meine Haut fängt an zu glühen. Zum
scheinbar logische             Glück gibt es Stufen. Ich sitze ganz unten, schaue in das Feuer und fange
Erweiterung der Wissen-        langsam an zu vergessen, dass ich einen Artikel schreiben wollte. «100
schaft und Philosophie.
(Wikipedia)
                               Grad» sagt jemand. Ich finde es einfach nur heiss. Als mir das Atmen
pataphysical.net/main          schwer fällt, gehe ich hinaus an die Luft und in die Badewanne.

12                             HEISS
In mein Tuch gewickelt sitze ich auf dem Sofa. Immer noch dampfend, mit
klarem Kopf und mit Menschen, die ich heute zum ersten Mal sehe. Ich
weiss nicht, wie spät es ist. Die Zeit zerfliesst, der Raum um mich weitet
sich, Konturen und Grenzen verschwinden im Dunkeln. Ich sehe weit
nach oben, ins offene Gebälk des riesigen Stadthauses. Hoch wie die
Decke eine Kathedrale. Sitze zwischen unzähligen Frotteetüchern und
Bier. Sieht so der Himmel aus?

Wir reden über das, was wir zum Leben wirklich brauchen, und das, was
wir nicht mehr brauchen, wir reden über Perfektion und Improvisation
und erzählen davon, den eigenen Träumen zu folgen, auch wider alle Ver-
nunft. Die eigene Passion zu leben, weil sie einen drängt, und nicht um
damit etwas zu erreichen, sondern einfach weil sie innerlich bewegt. Pata-
physik, so denke ich, die Wissenschaft vom Absurden, das sich nicht erklä-
ren lässt. Und ich denke auch an Paulus, der schrieb: wenn ich schwach
bin, bin ich stark.

Vertrauen wärmt uns
Im offenen Dachstock bei der Iglusauna begegnen wir Fremden uns im
Moment und verstehen uns, wider alle Vernunft. «Wenn die Leute an den
Kunstevents den Mut aufgebracht haben und in die Sauna gegangen sind,
waren sie danach positiv gestimmt und begeistert.» «Sauna wurde für sie
zu etwas Attraktivem.» Wie wünsche ich mir, von Kirche auch so erzäh-
len zu können.

«Du bist doch Pfarrerin – du könntest uns doch mal an einem Saunaabend
einen spirituellen Input geben!» Könnte ich hier etwas zu sagen haben?
Was wäre meine Botschaft, hier bei Feuer und Wasser? In der Wärme
werde ich müde, lasse Gespräche an mir vorbeiziehen, nicke etwas ein.
Auch ohne Uhr merke ich, dass es spät geworden ist. Zeit zu gehen – ich
steige die Leitern und Treppen im Dunkeln nach unten. Ich bin mir nicht
sicher, ob ich jetzt mehr verstehe. Doch vielleicht ist das gar nicht so wich-
tig. Mich wärmt das Vertrauen, das fremde Menschen mir schenken. Ihre
Passion für Improvisation und Imperfektion. Die Wärme des ganzen
Abends trage ich in meinem Wintermantel mit nach Hause.

HEISS                                                                      13
Heisser, kalter Gott
Die biblischen Gottesbilder zeigen heissblütige, gewalttätige
Züge. Aber es gibt auch Gegenbilder: Die von einem stillen,
sanften, barmherzigen Gott. Seine beiden Seiten, die heisse
und die kühle, bringt die «Gnadenformel» auf den Punkt.
Eine Spurensuche.

                                Von Walter Dietrich

                                Manchmal hat man in der Bibel den Eindruck, die Menschen sähen sich
                                einem «kalten» Gott gegenüber, den es nicht kümmert, wenn sie leiden.
                                Der Prophet Habakuk beklagt sich: «Wie lange, Ewiger, habe ich um Hilfe
                                gerufen – und du hörst nicht, schreie ich zu dir ‘Gewalttat!’ – und du hilfst
                                nicht?» (Hab 1,2) Der König Saul ruft, kurz vor seinem tragischen Ende,
                                verzweifelt: «Gott hat sich von mir abgewandt und antwortet mir nicht»
                                (1Sam 28,15). Gott kann sogar – durch Prophetenmund – selbst zugeben,
                                lange Zeit «geschwiegen» zu haben, doch nun wolle er sich wieder verneh-
                                men lassen (Jes 42,14). Die Psalmen beklagen häufig, dass Gott untätig
Prof. Dr. Walter Dietrich ist
                                bleibt, wo er etwas tun müsste. Ein kollektives Klagegebet appelliert an
Emeritus am Institut für        ihn: «Schweige nicht und halte nicht still!» (Ps 83,2) Ein einzelner Beter
Altes Testament an der          fordert ihn auf: «Schweige nicht, Herr, bleibe nicht fern von mir! Wach auf,
Theologischen Fakultät
der Universität Bern, wo er     erwache für mein Recht» (Ps 35,22f; die Vorstellung vom «schlafenden»
bis 2009 einen Lehrstuhl        Gott begegnet noch in Ps 7,7; 44,24f; 59,5f; 80,3). Grell klingt der Ruf des
für Altes Testament
innehatte. Zu seinen
                                gekreuzigten Jesus im Ohr: «Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich
Arbeits- und Forschungs-        verlassen?» (Mk 15,34) In unseren Tagen erinnert das Gedenken an die
schwerpunkten gehören           Befreiung von Auschwitz vor 75 Jahren an das wohl unfassbarste Gottes-
die Themen: Samuelbü-
cher, frühe Königszeit in       schweigen der Menschheitsgeschichte.
Israel, Archäologie der
Eisen I- und IIA-Zeit,
Deuteronomiumsfor-
                                Es gibt freilich auch das andere: dass es Menschen nur recht ist, wenn
schung, Bibel und               Gott sich nicht rührt, ganz gleich, was sie tun. Da können sie das Volk Got-
Literatur/Kunst und             tes «zermalmen» und die Schutzbedürftigsten – Witwen, Waisen, Fremde
Theologie und Ethik des
Alten Testaments. walter.       – «töten», und dazu ganz kühl sagen: «Der Ewige sieht es nicht, der Gott
dietrich@theol.unibe.ch         Jakobs merkt es nicht» (Ps 90,7; ganz ähnlich Ps 10,11). Es könnten einem

14                              HEISS
wieder die Schergen und Helfer in den Konzentrationslagern einfallen,
denen bei ihrem mörderischen Geschäft der Gedanke an Gott vielleicht
nicht einmal in den Sinn kam.

Gottes Zorn und Sanftmut
Somit scheint klar: Nur das nicht, bloss kein «kalter» Gott! Muss Gott nicht
heissblütig sein, aufwallend gegen das Böse, dreinschlagend gegen das
Unrecht? Nicht umsonst ist das Attribut des obersten Gottes von Hellas,
Zeus, der Speer, und trägt der nordische Thor den Beinamen «Donnerer».
Auch beim biblischen Gott ist oft die Rede von «Zorn», «Rache», von sei-
nem «Eifern». Und es gibt drastische Geschichten dazu: Bald nach der
Schöpfung, als in der Welt die Gewalt überhandnimmt, entschliesst sich
Gott, alles Leben in einer Sintflut zu ersäufen (Gen 6). Dem Mose
erscheint er, symbolisch genug, in einem brennenden Dornbusch, dessen
Feuer nicht erlischt (Ex 3). Das versklavte Volk Israel haut er aus Ägyp-
ten heraus durch eine lange Folge von Plagen und Gewalttaten (Ex 7–14).
Dem eben sesshaft gewordenen Israel kommt er wiederholt zu Hilfe: ein-
mal, indem er Sonne und Mond «stillstehen lässt, bis das Volk Rache
genommen hat an seinen Feinden» (Jos 10,13), einmal indem er «vom
Himmel her die Sterne kämpfen lässt» (Ri 5,20). Dem König David verhilft
er zum Sieg gegen die übergriffigen Philister, indem er sich höchstpersön-
lich in den Kampf einmischt (2Sam 5,17–25). Auf die Bitte des Propheten
Elija hin lässt er Feuer vom Himmel fallen und beschämt damit die Vereh-
rer Baals (dessen Propheten Elija dann reihenweise hinschlachtet: 1Kön
18). Gegen die mörderische, imperiale Grossmacht Assur und ihre Metro-
pole Ninive bietet der Prophet Nahum alle nur denkbare göttliche und
menschliche Gewalt auf (Nah 2–3).

Doch zu diesen heissblütigen,
gewalttätigen Zügen im biblischen
                                              Gott ist nicht
Gottesbild gibt es Gegenbilder: von          unbeherrscht-
einem stillen, sanften, barmherzi-
gen Gott. So flüchtet sich der eben
                                              heissblütig.
noch so erfolgreiche Elija kurz darauf zum Gottesberg Horeb – und erlebt
dort, wie Gott nicht in Sturmwind, Erdbeben oder Feuer erscheint, son-
dern in der «Stimme eines verschwebenden Schweigens» (so Martin
Bubers Übersetzung von 1Kön 19,12). Die von ihm herbeigeführte Sint-
flut hat Gott sofort «bereut» und versprochen, künftig die Erde nicht mehr
zu vernichten (Gen 8; wenn also die Erde zugrunde geht, dann nicht sei-
net-, sondern der Menschen wegen!). Und die Prophetenschrift Jona lässt,
im Widerspruch gegen Nahum, Ninive Busse tun und daraufhin von Gott

HEISS                                                                    15
verschont werden (Jona 3–4). Sogar das Krokodil bekommt in der Bibel
     sein Lebensrecht: Gott versichert Hiob, dass er für dieses wie für alle ande-
     ren Tiere ein Herz habe (Hiob 38–41). Und Jesus stellt kühl fest, dass
     «Gott seine Sonne aufgehen lässt über Böse und Gute». Das mag für die,
     die sich «gut» fühlen und unter «Bösen» leiden, eine Anfechtung sein.
     Doch alle sollen wissen: Gott ist nicht unbeherrscht-heissblütig, sondern
     grosszügig-langmütig.

     Die heisse und die kühle Seite
     Freilich, ein Grüssaugust, den man ungestraft immer nur verlachen kann,
     ist Gott nicht! Seine beiden Seiten, die «heisse» und die «kühle», bringt die
     sogenannte «Gnadenformel» auf den Punkt, die in verschiedenen Ausfor-
     mungen rund zwanzigmal in der Hebräischen Bibel begegnet und deren
     Grundfassung so lautet: «Der Ewige ist ein barmherziger und gnädiger
     Gott, langmütig und von grosser Gnade und Treue, der Gnade bewahrt
     Tausenden, der Schuld, Vergehen und Sünde vergibt – der aber nicht unge-
     straft lässt, sondern die Schuld der Vorfahren heimsucht an Söhnen und
     Enkeln, bis zur dritten und vierten Generation» (Ex 34,6f). Gegenüber
     menschlicher Unzulänglichkeit bewahrt Gott also grundsätzlich «kühlen
     Kopf», er kann aber durchaus auch «hitzig» werden. Der Mensch muss vor
     ihm keine Angst, sehr wohl aber Respekt haben!

     Im Talmud gibt es einen wunderbaren Midrasch: Gott gleicht einem König,
     der ein hauchfeines Glas besitzt (gemeint ist: die Welt). Nun hat er zwei
     Getränke, ein sehr heisses und ein sehr kaltes (Zorn und Langmut). Ob
     er das eine oder das andere hineinschüttet: Das Glas wird zerspringen.
     Also mischt er heiss und kalt – und hofft, das Glas werde überstehen.

16   HEISS
Illustration: Lina Müller

www.theologie-erleben.ch
18                                       KREUZ UND QUER

                                                       Arbeit und für diese braucht man Handwerks-
        17. Europäischer                               zeug. Mit dem Gründerhandbuch legen die Auto-
     Theologiekongress 2020                            ren Florian Sobezko und Matthias Sellmann das
                                                       geronnene und systematisierte Erfahrungswis-
                                                       sen aus rund zehn Jahren kirchlicher Innovati-
                                                       onsarbeit und -forschung vor und bieten ein
                                                       gegliedertes und praxiserprobtes Instrumenta-
                                                       rium für kirchliche Akteure, Strategen und Ent-
                                                       scheider. Das Gründerhandbuch kann über den
                                                       Buchhandel oder bei der Zürcher Landeskirche
                                                       zum Spezialpreis von 35 Franken bestellt werden.
                                                       www.bildungkirche.ch/news

                                                                Studientage 2020
Vom 6.–9. September 2020 findet an der Univer-                     in Freiburg
sität Zürich der 17. Europäische Kongress für
Theologie statt zum Thema «Heilige Schriften in
der Kritik». In der universitären christlichen
Theologie ist die historisch-kritische Interpreta-
tion der Bibel fest etabliert. In den nichtbibelwis-
senschaftlichen Disziplinen der Theologie spielt
sie dagegen eine untergeordnete Rolle und in
den kirchlichen Vollzügen ist sie oft nur umriss-
haft erkennbar. Wie steht es genau um den Stel-
lenwert der historischen Bibelkritik? Um diese
und weitere Fragen geht es am Kongress.
www.bildungkirche.ch/news

                                                       An den Studientagen zur theologischen und
                                                       gesellschaftlichen Erneuerung vom 17.–19. Juni
 Gründer*innen Handbuch                                2020 werden an drei Tagen Perspektiven zur
                                                       Erneuerung von Theologie, Kirche und Gesell-
                                                       schaft präsentiert und diskutiert. Viele bedeu-
                                                       tende Vertreterinnen und Vertreter aus Kirche,
                                                       Akademie und Gesellschaft aus dem In- und Aus-
                                                       land sind daran beteiligt. Tagungsthema ist in
                                                       diesem Jahr «Wachet und betet – Spiritualität,
                                                       Mystik und Gebet in Zeiten politischer Unruhe».
                                                       www.bildungkirche.ch/news
Um neue Projekte zu entwickeln und zu etablie-
ren muss man kein Genie sein. Innovation ist
KREUZ UND QUER                                              19

       Nachhaltig predigen                                              RefLab
Das Internetportal nachhaltig-predigen.de rich-
tet sich an Interessierte, die wissen wollen, was
Christsein mit Nachhaltigkeit zu tun hat. Aber
insbesondere richtet es sich an Pfarrpersonen,
die die hier hinterlegten Anregungen für ihre
Predigt verwenden möchten. Der Schwerpunkt
«Nachhaltigkeit» vermittelt wertvolle Hinter-
grundinformationen zu «Kirche und Nachhaltig-
keit». 27 Bistümern und Landeskirchen, darun-
ter beide Zürcher Kantonalkirchen und zwei          Die Zürcher Landeskirche ist nun mit RefLab
Diözesen der Anglikanischen Kirche tragen das       (Reformiertes Laboratorium) in den digitalen
Internetportal mit. Zudem wird es von «Brot für     Medien unterwegs. RefLab ist ein Netzwerk, das
die Welt» gefördert.                                existenzielle Fragen und aktuelle Themen in
www.bildungkirche.ch/news                           Podcasts, YouTube-Filmen, Blog-Beiträgen und
                                                    Social-Media-Posts auf persönliche Art und
                                                    Weise aufgreift. Das RefLab versucht vor allem
     Kirchenumnutzungen                             mit jenen Menschen ins Gespräch zu kommen,
                                                    die sich zwar für spirituelle, ethische oder theo-
                                                    logische Themen interessieren, sich in diesen
                                                    Bereichen von der Kirche aber nicht (mehr)
                                                    angesprochen fühlen. Der RefLab-Claim: «Less
                                                    noise – more conversation».
                                                    www.reflab.ch

                                                       Liturgischer Wegweiser
Co Working Space, Wohngemeinschaft, Bistro          Die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau
oder Asylunterkunft. Kirchen haben Raum zur         (EKHN) stellt ihren Pfarrer*innen ab sofort
Verfügung, der ganz unterschiedlich und krea-       Tipps für Gottesdienste in einer zeitgemässen
tiv genutzt werden kann. Die Datenbank Kir-         Sprache zur Verfügung auf der Webseite www.
chenumnutzungen der Universität Bern erfasst        liturgischer-wegweiser.de. Zu finden sind
Kirchen, Kapellen und Klöster in der Schweiz,       Gebete und Liedvorschläge für alle Sonn- und
die in den letzten 25 Jahren eine Umnutzung         Feiertage sowie für weitere Fest- und Gedenk-
erfahren haben bzw. deren Umnutzung vorgese-        tage. Das Anliegen der Ideensammlung ist, zu
hen ist (ohne Pfarr- oder Kirchgemeindehäuser       einer theologisch verantworteten, zeitgemässen
u.ä.) oder die ebenfalls von der Umnutzungspro-     und elementaren Gebetssprache zu finden.
blematik betroffen sind. Good Practice aus der      www.migrationskirchen-weiterbildung.ch
Schweiz und Europa gibt es auf der Website:
www.bildungkirche.ch/news
20                                KOLU M N E : NIKO STOIF BE RG

                                 Der Elefant im Raum

«Heiss» – ein einfaches Heftthema. Im Normal-        dern einfach dürftiger Durchschnitt. An diesem
fall wär das sehr angenehm, nicht eine Sekunde       Durchschnitt messen wir uns: Haben wir mehr
nachdenken zu müssen, worüber man denn               als die andern, sind wir happy. Haben wir weni-
schreiben könnte. In diesem Fall ist es anders.      ger, sind wir frustriert. Das können wir nicht
Ich würde lieber über etwas anderes schreiben        ändern, wir sind so programmiert.
als über den Klimawandel. Doch der Klimawan-
del ist der Elefant im Raum: Man kann ihn natür-     Was wir allerdings ändern können, sind die
lich ignorieren, kann so tun, als ob er nicht da     Rahmenbedingungen: via Politik. Wenn es
wär, kann die «Weltwoche» lesen oder Wollschals      plötzlich verboten ist, Haarsprays mit FCKW
stricken. Aber egal, was man tut, es wirkt lächer-   herzustellen, hat kaum jemand ein Problem
lich, solange das Tier im Wohnzimmer steht.          damit. Wenn das Parlament eine Mineralöl-
                                                     steuer beschliesst, akzeptieren wir sie alle. Das
Was können wir für das Klima tun? «Das Maga-         wär also der 76. Tipp, und ich glaube, es ist der
zin» hat neulich 75 Tipps aufgelistet, von weni-     wichtigste: Politikerinnen und Politiker zu
ger fliegen bis kürzer und kälter waschen. Alle      unterstützen, die das Thema wirklich angehen.
gut, alle richtig, alle sehr empfehlenswert.         Die den Elefanten nicht nur sehen, sondern hel-
Wenn, sagen wir, 75 Prozent von uns allen alle       fen, ihn rauszutragen. Weil der Elefant schwer
75 Tipps beherzigen würden, dann wären wir           ist, brauchen wir viele von ihnen. Andere soll-
das Problem wohl los.                                ten wir nicht mehr wählen.

Dumm ist nur, dass wir das nie und nimmer tun
werden. Ich hätte zwar kein Problem damit, auf
Flugreisen zu verzichten – aber wenn meine
Peer Group übers Wochenende nach Berlin
fliegt und sich Reisen nach Bhutan oder Feuer-
land leistet, dann will ich das auch dürfen. Ich
glaube, ich bin in dieser Hinsicht weder beson-
ders vorbildlich noch besonders skrupellos, son-
PORTRÄT: MAR IE-UR SULA K IND                                  21

                                                           Ein Stück Heimat
                         Pfarrerin zu werden, das war ein Jugendtraum       ten in die heutige Zeit hineinerzählt werden.
                         von mir. Doch als junger Mensch traute ich mir     Aus meinem bisherigen Berufsleben bringe ich
                         den Pfarrberuf nicht zu. Ich wurde Rechtsan-       einen Rucksack voll wertvoller Erfahrungen
                         wältin und spezialisierte mich auf Völkerstraf-    aus der Zusammenarbeit mit Menschen ver-
                         recht. Während mehr als fünfzehn Jahren arbei-     schiedener Kulturen mit. Und die Gewissheit,
                         tete ich am Internationalen Strafgerichtshof für   dass Gott einen langen Atem hat und wir im Ver-
                         das ehemalige Jugoslawien in Den Haag, in          trauen auf ihn jeden Tag wieder das Unmögliche
                         Sarajewo, Pristina und Genf.                       wagen können.
                         Trotz reicher Erfahrungen kam ich an den Punkt,    Ich wünsche mir eine Kirche, die ein offenes
                         an dem ich mir eine Veränderung wünschte. Der      Haus ist, in dem Menschen aller Altersgruppen
                         theologische Studiengang für Quereinsteigerin-     Inspiration und Begleitung finden und ein Stück
                         nen ermöglicht es, mir meinen Jugendtraum zu       Heimat erleben. So wie ich selbst: Aus berufli-
                         erfüllen und Pfarrerin zu werden. Die in der       chen Gründen bin ich immer wieder umgezogen
                         Bibel überlieferten Geschichten von Gottes Weg     und wurde in jeder neuen Kirchgemeinde mit
                         mit den Menschen faszinieren mich. Sie möch-       offenen Armen aufgenommen.
Foto: Stefan Schmidlin
22                                    BILDUNGKIRCHE

                                                   berechtigt zum Theologiestudium an den Uni-
      Nachwuchsförderung                           versitäten Bern und Basel. Die Ausbildung star-
Die Werbekommission Theologiestudium und
                                                   tet am 10. August 2020. Die KTS ist ein Angebot
Pfarrberuf hat im November ein neues Konzept
                                                   der Kirchen Bern-Jura-Solothurn und des Kon-
zur Nachwuchsförderung 2020–2022 verab-
                                                   kordats in Zusammenarbeit mit dem Campus
schiedet. Die neue Strategie setzt noch stärker
                                                   Muristalden, Bern. KTS gibt es bereits seit 50
als bisher auf persönliche Begegnungen und
                                                   Jahren. 2020 feiert sie ihr Jubiläum.
niederschwellige Kontaktpunkte mit Themen
                                                   www.theologischeschule.ch
rund um Theologie und kirchliche Arbeit.
www.theologiestudium.ch

                                                            Weiterbildung mit
         Theologie erleben                                   Schwerpunkt

Junge Menschen über ihren Glauben und die
Zukunft der Kirche ins Gespräch bringen: das       Möchten Sie sich spezialisieren? Pfarrerinnen
strebt die neue Plattform «Theologie erleben»      und Pfarrer können für ihre Weiterbildung und
mit Initiativen wie dem Campus Basel, dem Rei-     in der Weiterbildung in den ersten Amtsjahren
sespiel Kreuz und quer und den TheoTrails an.      einen Schwerpunkt festlegen. Wählbar sind die
Ziel ist die Nachwuchsförderung. Jugendliche       Schwerpunkte Bildung, Kasualien und Rituale,
sollen in überraschenden Begegnungen und           Führen und Leiten, Kirchliche Verantwortung
Diskussionen den eigenen Überzeugungen auf         in der Gesellschaft, Seelsorge oder Innovation
den Grund gehen und sich inspirieren lassen,       und Beteiligungskirche. Innerhalb jedes
Verantwortung in Kirche und Gesellschaft zu        Schwerpunktthemas gibt es Plicht- und Wahlmo-
übernehmen. Die neue Website theologie-            dule zu absolvieren. Mit einem Schlusszertifikat
erleben.ch bietet Jugendverantwortlichen und       wird der Schwerpunkt ausgewiesen. Die Wahl
jungen Erwachsenen einen Überblick über die        eines Schwerpunkts ist freiwillig.
verschiedenen Angebote.                            www.bildungkirche.ch

      Studieren ohne Matur
Die Kirchlich-Theologische Schule (KTS) bildet
eine Brücke zum Theologiestudium an der Uni
Bern und Basel. Die KTS richtet sich an Berufs-
leute im Alter von 20 bis 40 Jahren, die Pfarre-
rin oder Pfarrer werden wollen. Die Ausbildung
BILDUNGKIRCHE                                             23

 Kraftvolle Rituale gestalten                        semester), Hongkong, Indonesien, Japan,
                                                     Kamerun, London, Ridley Hall, Cambridge (Stu-
                                                     diensemester). Die Angebote werden kontinu-
                                                     ierlich ausgebaut, Interessierte können sich
                                                     unverbindlich beraten lassen.
                                                     www.bildungkirche.ch/sabbaticals
Ritualgestaltung ist die Kernkompetenz der Kir-
che. Kraftvolle, traditionelle Rituale in unseren
modernen Kontext zu übersetzen und heilsam              Theologie und Migration
zu gestalten, setzt Reflexion und Sorgfalt voraus.   Im August 2020 startet der nächste CAS-Kurs
Wenn das gelingt, müssen die Menschen nicht          Interkulturelle Theologie und Migration. Die
bei der Konkurrenz suchen. Im Zentrum des            einjährige theologische Weiterbildung bringt
neuen Lehrgangs «Heilsame Rituale in der Kir-        Teilnehmende aus unterschiedlichen kulturel-
che» stehen das Handauflegen und der Segnungs-       len Kontexten, theologischen und kirchlichen
gottesdienst. Der Lehrgang bietet eine spirituelle   Prägungen miteinander ins Gespräch. Die Wei-
und theologische Grundlegung sowie ganz prak-        terbildung richtet sich an Personen aus Migrati-
tische Hilfestellungen. Im Fachcoaching üben         onskirchen, der Landeskirchen und an weitere
und reflektieren die Teilnehmenden das Design        Interessierte insbesondere aus dem Bereich der
von neuen Ritualen – massgeschneidert für spe-       Integrationsförderung. Der CAS-Kurs ist ein
zielle Lebenssituationen. Geleitet wird der Lehr-    gemeinsames Angebot der Universität Basel,
gang von der Pfarrerin Anemone Eglin.                verschiedener Deutschschweizer Kantonalkir-
www.bildungkirche.ch/rituale                         chen sowie den Reformierten Kirchen Bern-
                                                     Jura-Solothurn.
                                                     www.bildungkirche.ch/news
                Sabbaticals
                                                                Neuer Präsident

                                                     Der Weiterbildungsrat hat am 19. Dezember
                                                     2019 Iwan Schulthess, Vizepräsident des Syno-
Der Studienurlaub (in einigen Kirchen einmal         dalrates BeJuSo zum Präsidenten gewählt. Neu
im Berufsleben) bietet die einmalige Chance,         im Weiterbildungsrat ist die Zürcher Kirchenrä-
nicht nur Neues zu lernen, sondern auch in eine      tin Margrit Hugentobler. Weiterhin vertreten
neue Umgebung, eine neue Kultur und Sprache          sind Monique Johner, Vice-présidente CER, Mar-
einzutauchen. A+W bietet aktuell Sabbaticals in      tin Keller, Kirchenrat AG, und Martin Schmidt,
sieben Ländern an. Zur Auswahl stehen: Chi-          Kirchenrat SG. Wir freuen uns auf die Zusam-
cago, Costa Rica, Greifswald (Summer Sabbati-        menarbeit in der neuen Formation.
cal), Hermannstadt, Rumänien (Ökumene-
24                                                    AGE N DA

bildungkirche.ch                                                                         Bildung, Entwicklung und
                                                                                         Beratung für das reformierte
                                                                                         Pfarramt

FAC H Ü B E R G R E I F E N -   24.–28. August 2020          2.–9. November 2020          VERKÜNDIGUNG UND
DE KOM PE T E N Z E N           Moderne Kunst und            Nordische Filmtage           GOTTESDIENST
                                Religion                     Lübeck IX
10.–12. Juni,                   Bilder anschauen in          Mit einem Seitenblick auf    11.–15. Mai 2020
10.–11. September 2020          ruhiger Umgebung             Ernst Barlach                +WeA Gottesdienst lieben
+WeA Kommunikation              Anmelden bis 30.4.2020       (1870–1938)                  und verändern
praktisch und konkret                                        Anmelden bis 30.6.2020       Gottesdienst-Aufbrüche
Filme, Podcast, Texte:          2. September/                                             im Wandel der Kirche
Wir produzieren Inhalte,        26.–30. Oktober 2020         14. Dezember 2020            Anmelden bis 11.4.2020
die ankommen                    Zwischen Abschied und        Handeln, das nach
Anmelden bis 30.4.2020          Neubeginn                    Einsicht fragt               7.–11. September 2019
                                Von der beruflichen in die   Studientag zum Werk des      Mit Freude und Resonanz
15.–19. Juni 2019               nachberufliche Zukunft       Theologen und Ethikers       predigen
Wozu Kirche?                    Anmelden bis 31.3.2020       Frank Mathwig                Fragen zur Grundlegung
3. Pastoralkolleg D-A-CH                                     Anmelden bis 30.9.2020       und Praxis der Predigt
Anmelden bis 31.3.2020          7.–8. September 2020                                      Anmelden bis 30.4.2020
                                Reformierte Theologie        29. Jan. – 10. Feb. 2021
22.–26. Juni 2020               heute (4): Kirche – Ämter    Vorankündigung:              21.–25. September 2020
Politische Theologie            – Leitung                    Studienreise Tansania        Bei Liebe oder Tod
Theologische Studienwo-         Ein zweitägiges Seminar      Begegnungen mit der          Kasualien am Markt
che in Leipzig                  Anmelden bis 30.6.2020       Kirche in einem faszinie-    Anmelden bis 31.7.2020
Anmelden bis 30.4.2020                                       renden Land

HIGHLIGHT       +WeA                                         HIGHLIGHT WEA

      Fachcoaching Startup                                                  Was glaubst
         und Innovation                                                    du eigentlich?
                   Ab 15. Mai 2020 (5x)                                        24.– 28. August 2020
Stehen Sie vor einem neuen Projekt – oder mit-               Was glauben wir eigentlich? Was hat Glaubens-
tendrin? Entdecken Sie Ihre Fähigkeiten und                  inhalt mit Glaubensidentität zu tun? Der Kurs
Blindspots, lernen Sie innovative Methoden des               denkt über den eigenen und gemeinsamen Glau-
Design Thinking kennen und reflektieren Sie,                 ben nach und arbeitet sich dabei kritisch-konst-
was Kirche-sein bedeutet und wie «mixed eco-                 ruktiv an alten, neuen und eigenen Bekenntnis-
nomy» gelingen kann. Anmelden bis 31.3.2020                  sen ab. Anmelden bis 31.7.2020
AGE N DA                                                 25

BILDUNG UND                   Rituale in der Kirche,   DI A KONIE U N D           Anmelden bis 31.3.2020
S PIR I T UA L I TÄT          Modul 2                  SEELSORGE
                              Anmelden bis 31.3.2020                              19.–23. Oktober 2020
Start: 7. Juni 2020                                  27. April – 1. Mai 2020      LOS Stufe 1 – Einführung
Lehrgang heilsame        19.–21. Oktober 2019        LOS Stufe 3 – Tiefenpsy-     Lösungsorientierte
Rituale in der Kirche    Kurzfilme für Unterricht    chologische Werkzeuge        Seelsorge – Gesprächsfüh-
Heilsame Rituale         und Gemeinde                Lösungsorientierte           rung auf tiefenpsychologi-
                         Grundlagen der Filmspra- Seelsorge – Gesprächsfüh-
gestalten, reflektieren und                                                       scher Basis
einführen                che, praxisorientierte      rung auf tiefenpsychologi-   Anmelden bis 31.3.2020
Anmelden bis 31.3.2020   Anregungen zur Filmver-     scher Basis
                         mittlung – und viele Filme! Anmelden bis 31.3.2020       16.–20. November 2020
7.–9. Juni 2020          Anmelden bis 30.4.2020                                   LOS Stufe 2 – Haltung und
Zur Spiritualität des                                15.–19. Juni 2020            Gesprächsführung
Helfens                  10.–15. November 2020       +WeA LOS Stufe 2 –           Lösungsorientierte
Lehrgang heilsame        +WeA Glaub-würdig leben     Haltung und                  Seelsorge – Gesprächsfüh-
Rituale in der Kirche,   Eine Woche in einer         Gesprächsführung             rung auf tiefenpsychologi-
Modul 1                  reformierten Kommunität. Lösungsorientierte              scher Basis
Anmelden bis 31.3.2020   Anmelden bis 31.7.2020      Seelsorge – Gesprächsfüh-    Anmelden bis 31.3.2020
                                                     rung auf tiefenpsychologi-
31. Aug. – 4. Sept. 2020 16.–19. November 2020       scher Basis
+WeA Gruppen leiten und  Schreiben im Flow           Anmelden bis 31.3.2020       GEMEINDEENTWICK-
moderieren               Wie wir die Kraft der                                    LUNG UND LEITUNG
Basics Erwachsenenarbeit Sprache nutzen und uns      24. – 28. August 2020
Anmelden bis 30.4.2020   beim Schreiben nicht        LOS Stufe 3 – Tiefenpsy-     16.–17. März 2020
                         selbst im Weg stehen        chologische Werkzeuge        Start-up Kirche II
6.–8. September 2020     Anmelden bis 31.7.2020      Lösungsorientierte           Erfolgreiche Ansätze von
Segnen: Theologische                                 Seelsorge – Gesprächsfüh-    Start-ups für Kirche und
Grundlagen und Reflexion                             rung auf tiefenpsychologi-   Social Innovation nutzen.
Lehrgang heilsame                                    scher Basis                  Anmelden bis 10.3.2020

HIGHLIGHT     +WeA                                     HIGHLIGHT

            Gruppen leiten                                      Mit Freude und
            und moderieren                                     Resonanz predigen
            31. August – 4. September 2020                            7.–11. September 2020
Basics Erwachsenenarbeit. Der Kurs vermittelt          Beim Handwerk «Predigt» gibt es nicht nur
Sicherheit in der Vorbereitung und Durchfüh-           Freude, sondern auch Mühe, und die Resonanz
rung von Kursen, Arbeitsgruppen, Workshops             bleibt oft hinter unseren Hoffnungen zurück.
etc. Gruppenarbeiten, Präsentationen und Rol-          Dieser Kurs bietet Erfahrungsaustausch, kolle-
lenspiele machen den Kurs zu einem aktiven             giale Beratung und Impulse für die Praxis.
Erlebnis. Anmelden bis 30.4.2020                       Anmelden bis 30.4.2020
26                                                  AGE N DA

 30. März 2020                WEITERBILDUNG                Anmelden bis 31.7.2020       Nach Vereinbarung
 Doppelpunkt : Ein Blick in   IN DEN ERSTEN                                             Coaching gegen Burnout
 die Zukunft?                 AMTSJAHREN                   2.–6. November 2020          Mein Zeit- und Energiema-
 Das Experimentierfeld                                     SeA Seelsorge in Trauersi-   nagement verbessern
 Swiss Church in London       Bitte beachten +WeA:         tuationen des Lebens
 Anmelden bis 25.3.2020       Neu gibt es für WeA-Absol-   CPT-Wochenkurs               Nach Vereinbarung
                              vent*innen zahlreiche        (Modul A-1)                  Coaching Zusammenar-
 19.–21. Juni /               Kooperationsangebote         Anmelden bis 31.7.2020       beit im Team
 6.–8. November 2020           mit A+W und pwb. Diese                                   Standortbestimmung und
 +WeA Kirche out of the box   Kurse werden an die WeA      Nach Vereinbarung            Entwicklung für Teams
 in der Schweiz               angerechnet. Sie sind im     CeA Coaching in den          oder Einzelne
 Eine Studienreise im         entsprechenden Hand-         ersten Amtsjahren
 eigenen Land zu innovati-    lungsfeld markiert mit       Anmelden bis 30.9.2020       Nach Vereinbarung
 ven kirchlichen Projekten:   +WeA                                                      Die Stimme im Fokus –
 Ost- und Westschweiz                                                                   Einzelcoaching
 Anmelden bis 30.4.2020       24.–28.August 2020           COACHINGS                    Stimmgewohnheiten
                              SeA Was glaubst du                                        reflektieren – unbekannte
 10. September 2020           eigentlich?                  Nach Vereinbarung            Ausdrucksmöglichkeiten
 Kirche leben – offen für     Not und Lust des Beken-      Achtsamkeit im               entdecken und
 Quartier und Stadt           nens in der reformierten     Umgang mit Beruf und         ausschöpfen
 Der MaiHof und Peterska-     Kirche und im Pfarramt       Familie – Einzelcoaching
 pelle Luzern                 Anmelden bis 31.7.2020       Achtsamkeit und              Nach Vereinbarung
 Anmelden bis 31.3.2020                                    Selbstmanagement             Fachberatung Start-up
                              1.–4. September 2020                                      und Innovation
                              +WeA Preacher-Slam –         Nach Vereinbarung            Passgenaue Beratung von
                              6 Minuten Freiheit           Coaching 50+                 Expert*innen aus
                              Einen eigenen Predigt-       Mit Schwung in die           diversen Fachgebieten für
                              Slam schreiben und vor       nächste Berufsphase          dein/euer Start-up-Projekt
                              Publikum performen

S AV E T H E D A T E                                       S AV E T H E D A T E

                       Bei Liebe                                   Seelsorge in Trauer-
                       und Tod                                   situationen des Lebens
                 21.–25. September 2020                                       2.–6. November 2020
Kasualien am Markt. Im Workshop beschäftigen               Der CPT-Wochenkurs bietet Gelegenheit, eigene
wir uns mit der Frage, was kirchliche Hoch-                Erfahrungen in der Begleitung Trauernder zu
zeiten und Abdankungen gegenüber freien                    bearbeiten. Durch Fallbeispiele, Übungen und
Ritualangeboten auszeichnet. Dabei proben wir              Theorieimpulse soll die Kompetenz im seelsor-
konkret an verschiedenen Settings die drama-               gerlichen Umgang mit Trauernden vertieft wer-
turgischen Abläufe. Anmelden bis 31.7.2020                 den. Anmelden bis 31.7.2020
MEDIENTIPPS                                                         27

FILM                               BUCH                         BUCH                           PODCAST
D E R K L AV I E R S P I E L E R   THEOLOGISCHE                 MI T A NS TA N D Z U           ON BEING
VOM G A R E DU NOR D               MEDIENETHIK IM               WIRTSCHAFTLICHEM
                                   DIGI TA L E N                ERFOLG                         «Pursuing deep thinking
Mathieu spielt im Pariser                                                                      and moral imagination,
Gare du Nord an einem              Z E I TA LT E R
                                                                Kirchgemeinden haben           social courage and joy, to
öffentlichen Klavier.              Kaum ein Bereich ist         wirtschaftlichen Erfolg        renew inner life, outer life,
Pierre Geithner, Leiter des        derart rasant im Wandel      nicht als oberstes Ziel.       and life together», das ist
Konservatoriums, ist vom           wie die Medien und die       Was Eva Häuselmann zu          das Credo von On Being,
jungen Mann und seinem             mediale Kommunikation.       «Corporate Responsabili-       einer Initiative für Medien
Spiel in den Bann gezogen.         Wenn Kirche und              ty» ausführt, geht auch sie    und das öffentliche Leben.
Er kämpft um ihn und               Theologie an ihrem           in hohem Mass an, sind         Mit ihren Radiosendungen
fördert ihn trotz aller            Anspruch öffentlicher        doch Integrität und            und Podcasts erreicht
Widerspenstigkeit und              Relevanz festhalten          Glaubwürdigkeit auch für       Krista Tippett ein
aller schwierigen                  wollen, ist eine theologi-   Kirchgemeinden wichtiges       Millionenpublikum. In den
Bedingungen, die Mathieu           sche Medienethik             Kapital. Sind die Prozesse     Podcasts nimmt sie mit
aus der Banlieue                   unverzichtbar. Der Band      und Entscheidungswege          ihren Gästen die grossen
mitbringt. Bernard                 sichtet und strukturiert     etwa mit dem Leitbild          Sinnfragen im Leben des
Ludovics Film (Original-           das Feld und bietet          kompatibel? Die Autorin        21. Jahrhunderts auf an
titel: Au bout des doigts)         Denkanstösse und             schildert praxisnah,           der Schnittstelle von
handelt von der Berufung           Einsichten. Als Sammel-      welche Kompetenzen die         spiritueller Forschung,
eines Menschen in seinem           band bietet er keinen        Verantwortlichen               Wissenschaft, sozialer
Leben, von dem, was                systematischen Entwurf,      entwickeln müssen, um          Heilung und Kunst. Die
Mathieu letztlich tun              der dann auf die einzelnen   die Ausrichtung an einen       Podcasts erscheinen
muss, weil er nicht anders         Felder angewendet würde,     moralischen Kompass            wöchentlich. Zu Ihren
kann: Klavierspielen. Er           sondern versammelt           halten zu können. Ein          Gästen gehören auch
zeigt, was Begleitende, die        unterschiedliche             wichtiges Buch im              internationale Grössen
bedingungslos an einen             theologische Positionen      Hinblick auf aktuelle          wie der irische Theologe
anderen glauben, zu                und ethische Konzeptio-      politische Debatten            Pàdraig Ó Tuama, die
erreichen vermögen. Und            nen. Leider nehmen die       (Konzernverantwortungs-        Professorin und Bestsel-
er führt vor Augen, wie es         einzelnen Beiträge kaum      initiative) und zugleich       lerautorin Bréne Brown
in einem stützenden                Bezug aufeinander.           ein hilfreicher Spiegel.       oder der Philosoph Alain
Umfeld gelingen kann,              Dennoch – eine sehr          Jacques-Antoine von            de Botton. Die Interviews
sein Leben durch                   anspruchsvolle, lesens-      Allmen, Beauftragter für die   sind tiefgründig, frisch
Konzentration in den Griff         werte Publikation zu         Weiterbildung, A+W             und inspirierend.
zu bekommen.                       einem wichtigen Thema.                                      Reinhören lohnt sich!
Hermann Kocher, Langnau            Bernd Berger, Pfarrer,                                      Esther Derendinger,
i.E., Vizepräsident Interfilm      Leiter Pfarrweiterbildung                                   Bildungsentwicklung und
Schweiz                            pwb                                                         Kommunikation A+W
                                   Autoren: Gotlind Ulshöfer,
Regie: Ludovic Bernard             Monika Wilhelm (Hg.)         Autorin: Eva Häuselmann        Herausgeber: On Being,
Länge: 106 Min.                    Verlag: Kohlhammer           Verlag: Stämpfli, Bern         Krista Tippett
Land/Jahr: FR 2018                 Jahr: 2019                   Jahr: 2019                     Land: USA
Web: www.goodmovies.de             ISBN: 978-3-17-034453-2      ISBN: 978-3-7272-1777-7        Web: onbeing.org
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