"Pro Palliative Care" - Palliative Care Strategie der Katholischen Kirche im Kanton Zürich - Spitalseelsorge
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Geleitwort des Generalvikars Inhaltsverzeichnis Papst Franziskus wird nicht müde, uns in eindrücklichen Geleitwort des Generalvikars............................................... 3 Worten und Taten zum Engagement für die Armen, 5 Bausteine und Ziele einer ökumenisch Kranken und Schwächsten zu ermutigen, treu dem Definition «Palliative Care»............................................. 4 abgestimmten Palliative Care Strategie der Liebesgebot Jesu Christi: «Was ihr für einen meiner Katholischen Kirche im Kanton Zürich................... 15 geringsten [Schwestern und] Brüder getan habt, das habt 5.1 Baustein Forschung und Bildung: Positionierung der ihr mir getan» (Mt 25,40). 1 Ausgangslage: «Palliative Care ein Zeichen Forschung und kirchlichen Seelsorge als gewichtige der Zeit – uralt und hochaktuell»............................. 5 Stimme im Bereich Spiritual Care (religiös-spirituelle Kranke, Leidende und Sterbende ganzheitlich zu umsorgen 1.1 Die «Nationale Strategie Palliative Care Begleitung)................................................................. 15 und zu begleiten, gehört seit mehr als 2 000 Jahren zu den 2010–12 / 2013–15 des BAG»...................................... 5 5.2 Baustein Sensibilisierung und Öffentlichkeits- Werken der Barmherzigkeit und hat unsere abendländische 1.2 Umsetzung von Palliative Care im Kanton Zürich.......... 5 arbeit: Förderung einer breiten Information Kultur geprägt und durchdrungen. Auf ihr gründet unsere der Bevölkerung......................................................... 15 hochprofessionelle Gesundheitsversorgung. 5.3 Baustein Vernetzung: Aktive Zusammenarbeit und 2 Palliative Care – ein Auftrag der Partnerschaften in Palliative Care Netzwerken............. 15 «Was ihr für einen meiner geringsten christlichen Kirchen................................................... 7 5.4 Baustein Verankerung: Die Kirchen als verlässliche 2.1 Ein Blick in die christliche Überlieferung........................ 7 Partnerinnen in Palliative Care.................................... 15 [Schwestern und] Brüder getan habt, das Bei der Umsetzung der vorliegenden Palliative Care Strate- 2.2 Palliative Care – ein pastoraler Kairos............................ 7 5.5 Ziele für eine Strategie von 2014 – 2018...................... 17 habt ihr mir getan» gie ist das bewährte katholische Subsidiaritätsprinzip wichtig. Jede und jeder ist in seinem konkreten Umfeld und Verantwortungsbereich gefordert: Professionelle, Freiwillige, 3 Bisherige Aktivitäten der Katholischen Kirche 6 Überprüfung der Umsetzung................................. 18 Die Katholische Kirche im Kanton Zürich sieht in der Angehörige. Alle tun dies mit den Schwerkranken und im Kanton Zürich, insbesondere der Dienst- Palliative Care-Bewegung, die zunehmend in Netzwerken Sterbenden zusammen, welche die Begleitenden oft mit stelle Spital- und Klinikseelsorge im Bereich und interprofessionellen Care Teams in und ausserhalb der ihrem eindrücklichen Glaubens- und Lebenszeugnis be- Palliative Care ........................................................... 9 7 Dank......................................................................... 19 Spitäler geschieht, ein positives Zeichen der Zeit. Mit Über- schenken und ermutigen. In all diesen Begegnungen und 3.1 Beauftragte für Palliative Care...................................... 9 zeugung engagieren wir uns deshalb gemeinsam mit Begleitungen geschieht explizit und implizit christlicher 3.2 Weiterbildung «Seelsorge in Palliative Care»................. 9 unserer reformierten Schwesterkirche für Palliative Care und Glaube und wahre Christusbegegnung. 3.3 Publikationen und Vorträge........................................ 10 Anhang..................................................................... 20 bringen unsere spezifischen Beiträge und das Knowhow Ich danke allen für das vernetzte Engagement in und für A1 Argumentarium und Entscheidungshilfe..................... 20 der Seelsorge und Freiwilligenarbeit im Netzwerk palliative Palliative Care, das wir gemeinsam mit allen Menschen A2 Fussnoten................................................................... 21 zh+sh und auf allen Ebenen ein. guten Willens im Kanton Zürich noch vertiefen und stärken 4 Künftiger Bedarf der katholischen Palliative-Care A3 Poster Spitalseelsorge................................................. 22 Der wichtige pastorale Schwerpunkt Palliative Care ist eine möchten. Begleitung im Kanton Zürich und Notwendigkeit Realisierung der diakonischen «Geh-hin-Kirche» der Pasto- Als gläubige Christinnen und Christen dürfen wir dies im der ökumenischen Zusammenarbeit...................... 13 ralpläne der Katholischen Kirche im Kanton Zürich. In die- Vertrauen tun, dass ER, der Leiden, Sterben und Tod über- 4.1 Bedarf........................................................................ 13 sem Bereich können die Pfarreien von der Fachkompetenz wunden hat, uns in allem trägt und uns mit dem letzten 4.2 Ökumenische Absprache und Zusammenarbeit.......... 14 der Spital- und Klinikseelsorge und ihrem Knowhow der Pallium, der barmherzigen Liebe Gottes, umhüllen wird. vernetzten und integrierten professionellen Zusammenar- beit profitieren. Dr. Josef Annen, Generalvikar; Ostern 2014 In der Palliative Care-Begleitung können wir gegenseitig viel voneinander lernen: von den Sterbenden, den Angehörigen, den Freiwilligen, den Ärzten und Pflegenden, den Seel- sorgenden, den psychosozialen Diensten. Auf universitärer Ebene soll dieses Lernen durch eine Professur Spiritual Care an der Universität Zürich gestärkt werden. 2 • Vorwort • Palliative Care Strategie • • Palliative Care Strategie • Inhaltsverzeichnis • 3
1 Ausgangslage «Palliative Care ein Zeichen der Zeit – uralt und hochaktuell» Die Entwicklung im Bereich Palliative Care fordert die Kir- der Bevölkerung den Wunsch äussert, die letzte Lebenszeit chen und ihre Seelsorge heraus, sich zu positionieren. Die zu Hause verbringen und in gewohnter Umgebung sterben Katholische Kirche im Kanton Zürich sieht in Palliative Care zu können, liegt ein besonderer Fokus in der Förderung ein positives Zeichen der Zeit und dankt allen, die sich in ambulanter Palliativ-Netzwerke. Palliative Care für leidende und sterbende Mitmenschen Der Verein palliative.ch8 (Palliative Schweiz) mit seinen engagieren. Die Katholische Kirche im Kanton Zürich möchte Partnerorganisationen ist ein interprofessionelles Netzwerk mit ihrer Palliative Care Strategie die pastoralen Herausfor- von Kompetenzträgern (Ärzten, Pflegenden, Sozialarbeitern, derungen positiv annehmen und ihre Kompetenz sowie ihr Therapeuten, Seelsorgern usw.), die in enger Zusammenar- Knowhow einbringen. Dabei gilt für die Umsetzung das in beit mit dem BAG die nationalen Ziele auf Bundesebene der katholischen Kirche bewährte Prinzip der Subsidiarität und die Implementierung auf Kantonsebene umsetzen. Im bezüglich der Verantwortungsebenen. Kanton Zürich heisst die kantonale Organisation «palliative zh+sh»9. Die Dienststelle der katholischen Spital- und Klinikseelsorge arbeitet schon seit längerem eng mit «pallia- 1.1 Die «Nationale Strategie Palliative Care tive zh+sh» zusammen. Eine offizielle Partnerschaft der 2010 – 12 / 2013 – 15 des BAG» katholischen und reformierten Kirche im Kanton Zürich mit «palliative zh+sh» wird für das Jahr 2014 geplant. Gegenwärtig scheiden nur knapp zehn Prozent der Men- schen, die jährlich in der Schweiz sterben, plötzlich und un- erwartet aus dem Leben. Die Mehrheit der Menschen stirbt 1.2 Umsetzung von Palliative Care im nach einer mehr oder weniger langen Krankheits- und Pflege- Kanton Zürich phase, so die Angaben in der «Nationalen Strategie Palliative Care» des Bundesamts für Gesundheit BAG. Auch jüngere Die Gesundheitsdirektion des Kantons Zürich erteilte im Menschen mit unheilbaren Krankheiten benötigen oft über Jahre 2012 provisorische Leistungsaufträge in «Spezialisier- längere Zeit umfassende Pflege und palliative Betreuung. ter Palliative Care» an zehn Institutionen mit der Auflage, Die demographische Entwicklung verändert sich dahinge- bis ins Jahr 2014 eine interne spezialisierte Palliativstation hend, dass künftig eine beachtlich grössere Anzahl Men- aufzubauen und durch die Schweizerische Vereinigung für schen mehr Betreuung am Lebensende benötigen. Grund Qualität in Palliative Care, «qualitépalliative», zertifizieren zu dafür ist, dass die Menschen in der Schweiz immer älter lassen (Audits inkl. Strukturkriterien / Erlangung des Label werden und unheilbare, chronische Krankheiten im Alter «Qualität in Palliative Care»)10. Die zehn Institutionen sind 11: häufiger auftreten. 2 Das Bundesamt für Statistik geht davon Spital Affoltern, Universitätsspital Zürich, Kantonsspital Win- aus, dass – vorausgesetzt, die Dauer der Pflegebedürftigkeit terthur, Paracelsus-Spital Richterswil, Spital Männedorf, bleibe konstant – die Zahl der über 64-jährigen pflegebe- Spital Zollikerberg, Klinik Susenberg, Epilepsieklinik, Kinder- dürftigen Menschen zwischen 2010 und 2030 von 125 000 spital Zürich und Spital Bülach. auf 182 000 Personen ansteigen wird 3 und die Zahl der jähr- Die meisten Langzeitpflege-Einrichtungen im Kanton Zürich lichen Todesfälle von gegenwärtig 60 000 bis ins Jahr 2050 befassen sich seit vielen Jahren mit dem Thema der Pallia- auf über 100 000 Menschen zunehmen wird.4 tive Care. Veranlasst durch die nationale Strategie des Deshalb wurde die «Nationale Strategie Palliative Care 2010– Bundes wurden nun auch in Pflegezentren und Langzeit- 2012 5» erarbeitet, um «Palliative Care gemeinsam mit institutionen detaillierte Palliativkonzepte erarbeitet und den wichtigsten Akteuren des Gesundheitswesens und aus verantwortliche Fachpersonen für die Umsetzung ausgebil- Definition «Palliative Care» anderen Bereichen zu verankern» 6, damit jeder Mensch in det sowie eingestellt. der Schweiz eine angemessene, seiner individuellen Situa- «Palliative Care umfasst die Betreuung und Behandlung von Menschen mit unheilbaren, lebensbedrohlichen tion angepasste, professionelle Begleitung und Behandlung und / oder chronisch fortschreitenden Krankheiten. Sie wird vorausschauend miteinbezogen, ihr Schwer- am Lebensende erhält. Mittlerweile wurde die «Nationale punkt liegt aber in der Zeit, in der die Kuration (Heilung) der Krankheit als nicht mehr möglich erachtet wird Strategie Palliative Care» bis ins Jahr 2015 verlängert, um und kein primäres Ziel mehr darstellt. Patientinnen und Patienten wird eine ihrer Situation angepasste opti- die Verankerung in unterschiedlichen Institutionen zu fes- male Lebensqualität bis zum Tod gewährleistet und die nahestehenden Bezugspersonen werden ange- tigen und noch effizientere Netzwerke mit unterschiedlichs- messen unterstützt. Palliative Care beugt Leiden und Komplikationen vor. Sie schliesst medizinische Behand- ten Partnern zu suchen und sicherzustellen. Da laut einer lungen, pflegerische Interventionen sowie psychologische, soziale und spirituelle Unterstützung mit ein.» repräsentativen Bevölkerungsumfrage des BAG7 drei Viertel Nationale Leitlinien Palliative Care, BAG, 11/ 2010 • Palliative Care Strategie • Kapitel 1 • 5
2 ___ Palliative Care – ein Auftrag der christlichen Kirchen 2.1 Ein Blick in die christliche Überlieferung 2.2 Palliative Care – ein pastoraler Kairos Bereits im Neuen Testament finden sich viele Quellen (Mt Die besondere Achtung und Wertschätzung für «kranke 25,31-46; Lk 10,25-37; Mk 14,34), die die Begleitung von und geschwächte» Menschen im Sinne von Dame Cicely (schwer-)kranken und sterbenden Menschen als zentralen Saunders ist für die christlichen Kirchen als Auftrag Jesu christlichen Auftrag belegen. Der Begriff «Hospiz» (lat. Christi zentral, wichtig und heilig. Da-Sein für kranke und «hospitium»: Herberge, Gastfreundschaft) tauchte ab dem sterbende Menschen und die Begleitung von Trauernden, vierten Jahrhundert in Zusammenhang mit christlichen die den Verlust eines lieben Angehörigen beklagen, ge- Orden auf, die Reisende, Kranke und Bedürftige aufnahmen hören seit jeher zu den Kernaufgaben einer christlichen und versorgten. Im frühen Mittelalter war das Hospiz ein Seelsorge. Diese Wertschätzung verbindet die christlichen Ort, an dem Pilger Schutz, Ruhe, Verköstigung, Pflege und Kirchen mit der Praxis von Palliative Care und ist der unver- seelsorgerische Begleitung finden konnten. Im 18. und 19. zichtbare Beitrag, dass schwer kranke und sterbende Men- Jahrhundert stellten christliche Ordensgemeinschaften ihre schen sowie ihre Angehörigen eine umfassende (auch Berufung ganz in den Dienst der Pflege von kranken und religiös-spirituelle) Begleitung erhalten. Palliative Care um- sterbenden Menschen. Sie sammelten und dokumentierten fasst neben der medizinisch-pflegerischen Unterstützung zudem ihre pflegerischen und medizinischen Erfahrungen auch die psychische, soziale und religiös-spirituelle Beglei- und begannen junge Menschen auszubilden. In dieser tung und Seelsorge. Hier stellt sich für Theologinnen und Tradition entstanden die ersten schweizerischen Kranken- Theologen, für Seelsorgende aus Institutionen und Pfarreien pflegeschulen und viele bis heute bestehende und inzwi- die Aufgabe, ihre Erfahrungen und Kompetenzen einzubrin- schen staatlich geführte Spitäler. gen und da zu sein für die Menschen, die das ganze Leben lang ihrer Kirche verbunden waren. Damit werden Men- schen am Lebensende, konfrontiert mit Krankheit, Schwä- «Ein besonderer Fokus liegt che und Abschied, in der kirchlichen Gemeinschaft eine religiös-spirituelle Geborgenheit und Klärung erfahren. auf der Förderung ambulanter Palliativ-Netzwerke.» Heute gibt es viele Menschen, die Gefühle der grossen Angst vor Schmerzen, Verlust der Autonomie, Alleinsein und Abgeschoben-werden im Hinblick auf eine schwere Erkrankung haben. Einigen ist das Leid so unerträglich, dass Als Hospiz werden auch in der Gegenwart diejenigen sie organisierte Suizidbeihilfe erwägen oder in Anspruch Institutionen bezeichnet, in denen Menschen ein Zuhause, nehmen. Auch vor diesem Kontext setzt sich die Katholische fachkundige palliative Betreuung und Geborgenheit in der Kirche im Kanton Zürich dafür ein, dass die interprofessio- letzten Lebenszeit erfahren. Untrennbar mit den modernen nelle Begleitung von Palliative Care gefördert wird, und Sterbehospizen verbunden steht der Name von Dame Cicely leistet aktiv ihren Beitrag dazu. Saunders (1918 – 2005), der englischen Krankenschwester, Ärztin und Sozialarbeiterin, die nicht nur das erste moderne Sterbehospiz, das St. Christopher’s Hospice 1967 in London gründete, sondern bis heute gültige Forschungsergebnisse für die Palliativmedizin erarbeitete. Trotz vieler wissenschaft- licher Forschungsarbeiten stand für sie immer das biblische Wort Jesu im Garten Getsemani «Bleibet hier und wachet mit mir» (Mk 14,34) im Zentrum von Palliative Care 12. Es ist die Haltung, die die Pflege und das Leben im Hospiz prägt: Die Achtung für den einzelnen Menschen, das Da-Sein und Aushalten von dem, was vielleicht nicht zu verstehen ist (Getsemani-Erfahrung), die Menschlichkeit der Menschen füreinander. 6 • Kapitel 2 • Palliative Care Strategie • • Palliative Care Strategie • Kapitel 2 • 7
3 Bisherige Aktivitäten insbesondere der Dienststelle Spital- und Klinik- seelsorge im Bereich Palliative Care Die Begleitung und Unterstützung kranker und sterbender 3.1 Beauftragte für Palliative Care Menschen waren schon immer wichtige Aufgaben der kirch- lichen Seelsorge in Pflegezentren, Spitälern und Pfarreien. Damit die Dienststellenleitung der Spital- und Klinikseelsor- Mit dem Konzept der integrierten Spital- und Klinikseelsor- ge einige der vielen drängenden Aufgaben und Herausfor- ge in den Spitälern und Psychiatrischen Kliniken des Kantons derungen im immer wichtiger werdenden Bereich der Zürichs intensivierte sich seit 200713 die interprofessionelle Palliative Care delegieren und bewältigen kann, hat der Zusammenarbeit im Bereich Palliative Care auf stationärer Ausschuss der Spital- und Klinikseelsorge die ehemalige Ebene. In neu entstandenen Palliativstationen und Konsiliar- Pflegefachfrau, erfahrene Theologin und katholische Spital- diensten arbeiten Seelsorgende interdisziplinär eng zusam- seelsorgerin im Universitätsspital Zürich, Frau Lisa Palm, men in der Begleitung von Patienten und ihren Angehöri- 2012 mit 20 Stellenprozenten offiziell als Beauftragte für gen, im Zertifizierungsprozess der Kompetenzzentren sowie Palliative Care ernannt. Die Zusammenarbeit mit kantonalen in der Fort- und Weiterbildung. und überkantonalen Netzwerken, Vorträge, Öffentlichkeits- arbeit sowie Bildung zählen zu ihren Hauptaufgaben. «Die Begleitung und Unterstützung Besondere Vortrags- und Öffentlichkeitsarbeit der Beauftrag- kranker und sterbender ten in den Jahren 2012 und 2013: – Leitung des Workshop am Jahreskongress von palliative Menschen waren schon immer zh+sh, 2012 – Leitung eines Workshops in ökumenischer Zusammen- wichtige Aufgaben der kirchlichen setzung am Jahreskongress von palliative zh+sh, 2013 Seelsorge in Pflegezentren» – Referat zu Spiritual Care an der Jahresversammlung der deutschschweizerischen Vereinigung der Spitalseel- sorgenden, 2012 – Diverse Lehrtätigkeiten, Referate u. a. bei der Freiwillige Um die Beteiligung in Palliative Care zu fokussieren, hat der organisation WABE sowie an der ökumenischen Bildung Leiter der Katholischen Dienststelle der Spital- und Klinik- reihe «Sterben und wie wir damit leben können» im seelsorge im Kanton Zürich, Urs Länzlinger, im Jahr 2009 die Pfarreizentrum St. Gallus, Zürich, 2013. «Fachkommission Seelsorge in Palliative Care» ins Leben – Vorträge in den Dekanaten und Pastoralkreisen in gerufen. Sie hat das Ziel, in unterschiedlichen Ressorts Zusammenarbeit mit dem Dienststellenleiter und den (Bildung und Forschung, Publikationen, Vernetzung, Öffent- Spitalseelsorgenden. lichkeitsarbeit usw.) inhaltlich und systematisch zu arbeiten, um dadurch eine hörbare, professionelle Stimme im «Bereich Spiritual Care» in Palliative Care zu sein. 3.2 Weiterbildung «Seelsorge in Die Mitglieder der Fachkommission sind langjährige Spital- Palliative Care» seelsorgende aus unterschiedlichen Fachgebieten. Sie arbei- ten in verschiedenen Spitälern als integrierte Teammitglieder Unter der Leitung des Dienststellenleiters Urs Länzlinger in interprofessionellen Teams mit Ärzten und Pflegenden zu- wurde im Jahr 2013 die fünftägige Weiterbildung «Seelsor- sammen. ge in Palliative Care» (Level A2) konzipiert. Mitgearbeitet Seit der Gründung der reformierten Partnerkommission haben die beiden Mitglieder der «Fachkommission Seel- «Ref. Pall Care» im Jahre 2011 finden zudem intensive Ge- sorge in Palliative Care» Lisa Palm und Daniel Burger (Seel- spräche und gemeinsame Sitzungen statt. Die ökumenische sorger im Spital Affoltern) sowie Dr. Roland Kunz, Chefarzt Kommission «Ök. Pall Care» tagte seit März 2012 fünfmal. Kompetenzzentrum Affoltern a. Albis, Palliativmediziner, Die Aktualität des Themas, die enge ökumenische Zusam- Sr. Elisabeth Müggler, Freiwilligenorganisation WABE, menarbeit der Seelsorgenden in den Institutionen sowie die Limmattal, und Monika Obrist, Geschäftsführerin palliative gemeinsamen Interessen, Ziele, Projekte und öffentlichen zh+sh, Pflegefachfrau. Auftritte führten zur Überzeugung, dass eine katholische Palliative Care Strategie jeweils ökumenisch abgesprochen und gemeinsam in der Praxis umgesetzt werden soll. 8 • Kapitel 3 • Palliative Care Strategie • • Palliative Care Strategie • Kapitel 3 • 9
Die Weiterbildung wird im Rahmen der Personalförderung «Die Fachkommission ‚Seelsorge in Palliative Care‘ zusam- Palliative Kongress 2012 den zweiten Preis für das Poster der Katholischen Kirche im Kanton Zürich erstmals vom men mit Generalvikar Josef Annen sind davon überzeugt, mit der Darstellung ihrer Dienste in diesem Bereich (Poster Februar bis Mai 2014 durchgeführt. Adressaten sind Seel- dass die professionelle, ganzheitliche Forschung und siehe Anhang). sorgende aus Pfarreien, Spitälern und der Langzeitpflege. Anwendung von Palliative Care gefördert werden muss. Im Folgenden sind Fakten und Argumente thesenartig zusammengestellt. Sie sollen sensibilisieren für eine men- 3.3.4 Vorträge zum Thema «Spiritual Care» am Uni- 3.3 Publikationen und Vorträge schenwürdige Begleitung des leidenden Patienten in der versitätsspital Zürich letzten Lebensphase bis zu seinem natürlichen Tod.» 3.3.1 Pastoraltheologisches Fachbuch «Seelsorge in Die katholische und reformierte Spitalseelsorge im Kanton Palliative Care» 1. Das Leben bis zum natürlichen Tod kann eine tiefe Zürich organisierte zwei Vorträge zum Thema «Spiritual menschliche und spirituelle Reifung mit sich bringen. Care» am Universitätsspital Zürich. Im Herbst 2012 erschien das Buch «Seelsorge in Palliative Das Überschreiten von Grenzen bietet so die Chance Care» 14, herausgegeben von der gleichnamigen Fach- zum persönlichen Wachstum in der letzten Phase des kommission der Spitalseelsorge in Zusammenarbeit mit der Lebens, im Sterben. Das Leben bis zum natürlichen Tod Theologischen Hochschule Chur. 2. Vom christlichen Glauben her … … ist das Leben des Menschen von Gott geschenkt und kann eine tiefe menschliche und Als Herausgeber zeichnen namentlich Manfred Belok, Pro- fessor für Pastoraltheologie und Homiletik an der Theologi- unverfügbar. … erschöpfen sich Krankheit und Sterben nicht in der spirituelle Reifung mit sich bringen. schen Hochschule Chur, Urs Länzlinger, Dienststellenleiter Erfahrung blosser Sinnlosigkeit. der Katholischen Spital- und Klinikseelsorge Zürich sowie … wird der Tod nicht als Ende, sondern als Durchgang Hanspeter Schmitt, Professor für Theologische Ethik an zu einer anderen Lebensexistenz verstanden. Am 4. November 2011 fand eine Veranstaltung für Pfle- der Theologischen Hochschule Chur. Im Buch sind Beiträge … ist Anerkennung der Geschöpflichkeit kein Gegen- gende, Ärzte, Patienten und Angehörige, für Seelsorgende verschiedener Autoren u.a. aus den Bereichen Theologie, satz zur autonomen Lebensgestaltung. und alle am Thema Interessierte mit Prof. Dr. theol. Traugott Ethik, Pflege, Seelsorge enthalten. 5. Die deutlich greifbare Tendenz, die Suizidbeihilfe immer Roser, Professor für Spiritual Care am Lehrstuhl für Palliativ- Die Buchvernissage des Sammelbandes «Seelsorge in Pallia- mehr auszuweiten und zu legitimieren, dürfte das medizin der Universität München und Dr. theol. Thomas tive Care» fand am 28. November 2012 im Stadtspital medizinische Personal (Ärzte, Pflegende) in eine Rolle Hagen, Fachreferent für Palliative Care der Erzdiözese Triemli statt. Das Impulsreferat des Medizinethikers Markus drängen, die seinem Grundauftrag zuwiderliefe. München und Freising, zum Thema Spiritual Care statt. Zimmermann-Acklin, Mitautor des Buches und Vizepräsi- 6. In einer Zeit, in der an die unbegrenzte medizinische Am 8. November 2013 sprach Prof. Dr. med. M.A. Eckhard dent der Zentralen Ethikkommission der Schweizerischen Machbarkeit geglaubt wird, führt das schwindende Frick SJ, Arzt und Theologe (Professur für Spiritual Care am Akademie der Medizinischen Wissenschaften (SAMW), Verständnis in der Bevölkerung für das Alter, für Leiden Lehrstuhl für Palliativmedizin der Universität München, behandelte das Thema «Seelsorge in Palliative Care – Neue und Abhängigkeit im Zusammenhang mit einer Psychiater, Facharzt für Psychosomatische Medizin) an einer Aufmerksamkeit für eine alte Praxis». Die Vorstellung schweren Erkrankung zu einem Druck, diese Lebens- Tagung am USZ zum Thema «Spiritual Care: Thesen für die des interprofessionellen Konsiliardienstes für spezialisierte phasen schnellstmöglich zu beenden. interprofessionelle Zusammenarbeit», wiederum angeboten Palliative Care des Stadtspitals Triemli sowie ein Stehtalk 8. Das Alter darf nicht einfach als Kostenfaktor gesehen für Pflegende, Ärzte und Seelsorgende und alle am Thema mit Herausgebern, dem Referenten, mit Generalvikar Josef werden – es ist eine sinnvolle Lebensphase.“ Interessierten. Annen und der Pflegedirektorin Elsi Meier schlossen die auf grosses Interesse stossende Buchvernissage ab. Die ungekürzte Fassung des Argumentationspapiers ist dem Anhang zu entnehmen. 3.3.2 Das Argumentationspapier «Pro Palliative Care» 3.3.3 Kommunikation: «Tue Gutes und sprich darüber» Im Jahr 2011 hat die Fachkommission unter Beratung von Prof. Hanspeter Schmitt (Theologische Ethik, Chur) ein Gerade in der heutigen Zeit, da die Menschen zurecht ge- Argumentationspapier bzw. eine Entscheidungshilfe für die nau wissen wollen, was mit den Kirchensteuern geschieht, Förderung der Palliativen Betreuung verfasst. Im Folgenden hat die Spitalseelsorge unter dem Motto: «Tue Gutes und werden Auszüge aus diesem Papier dargelegt: sprich darüber» auf der Grundlage der externen Evaluation und ihres Monitorings ihre Leistungen im Kontext von Palliative Care in einem Poster dargestellt. Die katholische Spitalseelsorge im Kanton Zürich erhielt am Schweizerischen 10 • Kapitel 3 • Palliative Care Strategie • • Palliative Care Strategie • Kapitel 3 • 11
4 Künftiger Bedarf der Palliative-Care- Begleitung und Notwendigkeit der ökumenischen Zusammenarbeit 4.1 Bedarf werden das gemeinsame Gebet, eine schlichte Segens- feier, die Krankenkommunion (Abendmahlsfeier) und In den bisherigen Ausführungen wurde dargelegt, dass Krankensalbung sowie die Gestaltung einer Abschieds- Palliative Care neben der medizinisch-pflegerischen Unter- feier sowohl von Patienten, wie auch von den Ange- stützung auch die psychische, soziale und religiös-spirituelle hörigen gerne angenommen. Zeichen sind oft willkom- Begleitung (Spiritual Care) explizit umfasst. Die Bedeutung mener und aussagekräftiger als Worte. religiös-spiritueller und philosophischer Fragen verhält sich oft gegenläufig zur Schwere der Erkrankung und zu den – Förderung und Unterstützung der Freiwilligenarbeit in körperlichen Ressourcen. Die Begleitung durch erfahrene, Palliative Care: Ganz im Sinne der Nationalen Palliative gut ausgebildete, kirchliche Seelsorgende erhält insbeson- Care Strategie «Freiwilligenarbeit und Angehörigen- dere durch die Altersprogression (vgl. 1.1) eine immer wich- unterstützung» engagieren sich die Kantonalkirchen für tigere Bedeutung. die wichtige Freiwilligenarbeit in Palliative Care und Allerdings wird die zunehmende Heterogenität der religiös- leisten ihren Beitrag für die Begleitung schwerkranker spirituellen Beheimatung der Menschen für Seelsorgende sterbenden Menschen und deren Bezugspersonen. In zu einer Herausforderung. Nicht mehr nur traditionelle den Spitälern gibt es positive Beispiele, wie die «Frei- kirchliche Riten sind gefragt, sondern eine religiös-spirituelle willige Nacht- und Krisenbegleitung am Stadtspital Begleitung (Spiritual Care), die individueller, situations- Triemli», welche von der Spitalseelsorge vor 20 Jahren bezogener und persönlicher zu gestalten ist, als dies früher initiiert und seither gemeinsam mit dem Spital getragen der Fall war. Seelsorgende der Kirchen sind in Begleitung wird. Die Freiwillige Nacht- und Krisenbegleitung im von Spiritual Care in erster Linie für das «Existenzielle des Stadtspital Triemli, IDEM (Im Dienste eines Mitmenschen) Menschen» achtsam und präsent: oder freiwillige Sitzwachen wie am Kantonsspital Winter- thur übernehmen während der Nacht die Begleitung – Als verlässliche Gesprächspartner sind Seelsorgende von ängstlichen, einsamen und unruhigen Patienten und Zeugen des Erzählens, Trauerns, Haderns, Ringens, Patientinnen sowie von Menschen, die dem Tode nahe Kämpfens – belastende Emotionen werden nicht ab- sind oder sich in besonderen Krisensituationen befinden. geschwächt oder kleingeredet. In der seelsorgerlichen Freiwilligendienste in Palliative Care bezwecken, dass Begegnung soll der Patient sich als «ganzer Mensch» möglichst niemand ohne seinen Wunsch beim Sterben aufgehoben fühlen. Ziel des Gesprächs ist es nicht oder in anderen Krisensituationen allein gelassen wird. aufzumuntern, sondern empathisch zu hören, da zu sein, Dazu stehen geschulte Freiwillige als Nacht- und Krisen- auszuhalten (caring) und zu begleiten. begleitende zur Verfügung. Ihre Aufgabe ist es: – Mitsein beim Erzählen, Freuen, Hoffen, Lieben; keine den Sterbenden menschliche Zuwendung zu vermitteln, Illusionen wecken – aber das «Gute» bestärken: Viele wo dies möglich und sinnvoll ist, ein helfendes Gespräch Patienten wissen intuitiv genau Bescheid über ihr Be- anzubieten auffällige Beobachtungen dem Pflege- finden und schätzen, in der verbleibenden Zeit dem personal weiterzuleiten. Guten in ihrem Leben Raum zu geben. Auch ein humor- voller Blick und der behutsame Umgang (auch) mit kleinen, Gegenwärtig bewegen sich auf dem «Marktplatz der Spiri- scheinbar belanglosen Dingen werden geschätzt. tualitäten in den Gesundheitsinstitutionen» verschiedene Vertreter – auch aus dem Bereich Esoterik –, die der Kirche – Auf symbolische Kommunikation achten: Scheinbar Kompetenz in der Spirituellen Begleitung am Lebensende belanglose Äusserungen können im Zusammenhang mit (Spiritual Care) absprechen wollen, diese jedoch für sich der Biographie sehr bedeutungsvoll sein. Deshalb ist die in Anspruch nehmen. Durch beherztes und professionelles Seelsorgerin achtsam auf die im Gespräch geäusserten Engagement der kirchlichen Seelsorge in Palliative Care «Spuren» der Lebensdeutung und Bewältigung, des können diese Tendenzen entschieden eingegrenzt werden. Sinnfindens. Die umfassende Ausbildung in Theologie und Philosophie – oft auch in Religionswissenschaft – sowie Erfahrungen und – Situationsgerechte Unterstützung durch Gebet, Zeichen Kompetenzen der kirchlichen Theologinnen und Theologen und Rituale anbieten: Um die veränderte Lebenssituation, sollen klar und selbstbewusst eingebracht werden, ebenso den Verlust und das Abschiednehmen zu bewältigen, die reichen liturgischen und sakramentalen Schätze der 12 • Kapitel 4 • Palliative Care Strategie • • Palliative Care Strategie • Kapitel 4 • 13
_ 5 __ Bausteine und Ziele einer ökumenisch abgestimmten Palliative Care Strategie kirchlichen Tradition. Selbstverständlich müssen kirchliche Die Umsetzung einer zukünftigen Palliative Care Strategie Gesamtschweizerische Ebene: Bischofskonferenz 5.1 Baustein Forschung und Bildung: Mitarbeitende in der Seelsorge auch ihre Kenntnisse in macht deshalb nur in einem ökumenischen Horizont Sinn. SBK / Röm.-kath. Zentralkonferenz RKZ Positionierung der Forschung und kirch- moderner, professioneller Palliative Care stetig erweitern. Die kirchliche Palliative Care Mitarbeit soll sich deshalb Da die Palliative Care Strategie national lanciert wurde, sind lichen Seelsorge als gewichtige Stimme Die kirchlichen Entscheidungsträger stehen in der Pflicht, in einem ökumenischen Miteinander als Partnerin bei der auch das nationale und interkantonale Engagement und die im Bereich Spiritual Care (religiös- die nötigen personellen Ressourcen und finanziellen Mittel Umsetzung der nationalen Strategie positionieren. Die nun Zusammenarbeit der Kirchen gefordert. Die Dienststellen- spirituelle Begleitung) für Weiterbildungen und zusätzliche Stellenprozente vor folgenden Bausteine und Ziele zu einer Palliative Care Stra- leitung der Spital- und Klinikseelsorge im Kanton Zürich hat allem in Pflegezentren und Pfarreien zur Verfügung zu stel- tegie entstanden in Absprache und Zusammenarbeit mit der deshalb bereits am 29. Februar 2012 in einem Brief an Forschung und Bildung werden in der ökumenischen Pallia- len. Es ist eine existenzielle Herausforderung für die Glaub- reformierten Kirche des Kantons Zürich, die zurzeit ebenfalls die Schweizer Bischöfe und die RKZ den Handlungsbedarf tive Care Strategie gefördert und unterstützt. Dies zeigt sich würdigkeit der kirchlichen Institutionen, dass Menschen eine ähnliche Schwerpunktbildung lanciert. Viele Projekte angemeldet und eine überkantonale Begleitkommission für – durch die Besetzung einer Stiftungsprofessur am Lebensende (in Institutionen und Zuhause) durch gut sollen im ökumenischen Miteinander angepackt werden. Spitalseelsorge und Palliative Care vorgeschlagen. In diesem «Spiritual Care» ausgebildete und erfahrene Fachleute aus ihrer Kirche eine Bereich laufen Gespräche auch mit palliative.ch. Die Katho- – durch regelmässige, von der Personalförderung unter- religiös-spirituelle Begleitung, Klärung und Geborgenheit lische Kirche im Kanton Zürich ist auch weiterhin bereit, stützte, berufliche Fort- und Weiterbildungen für erfahren. mitzuwirken und ihren Beitrag zu leisten. Mit ihrer Palliative Seelsorgerinnen und Seelsorger Care Beauftragten pflegt die Spital- und Klinikseelsorge – durch enge Absprache mit Caritas Zürich in der Vermitt- Nach anfänglichen Berührungsängsten seitens medizinischer bereits den regelmässigen Informationsaustausch mit der lung von Grundlagenwissen für freiwillige Mitarbeitende Vertreter in palliative.ch sind die religiösen Institutionen, Deutschschweizer Vereinigung der Spitalseelsorgenden und insbesondere die Landeskirchen eingeladen, in unterschied- mit Kirchen anderer Kantone, z.B. Luzern, Thurgau, Aargau lichen Netzwerken mitzuarbeiten. Aufgrund der stetig und Zug. 5.2 Baustein Sensibilisierung und Öffent- wachsenden Zahl der Menschen, die zuhause sterben lichkeitsarbeit: Förderung einer (möchten), wird die Vernetzung von Pfarreien und ambulan- Durch die Errichtung der Stiftungsprofessur «Spiritual Care» breiten Information der Bevölkerung ten Netzwerken eine immer grösser werdende Bedeutung in der Lehre der Medizin der Universität Zürich wird ein bekommen. wichtiger Beitrag geleistet, damit Theologie und Spiritualität Die Sensibilisierung der Bevölkerung für Palliative Care und auch in der nationalen Forschung Palliative Care wahrge- religiös-spirituelle Begleitung von schwer kranken, sterben- nommen werden. den Menschen und ihren Angehörigen wird aktiv unter- 4.2 Ökumenische Absprache und stützt durch Informationsveranstaltungen in Gesundheits- Zusammenarbeit Die ökumenische Spitalseelsorgefachkommission «Ök. Pall institutionen, Dekanaten und Pfarreien. Hierzu wird ein Care» unter der Leitung von Urs Länzlinger (röm.-kath.) und Kommunikationskonzept erstellt. Für die Betreuenden in Spitälern, Pflegezentren und bei Pfarrerin Rita Famos (evang.-ref.) hat 2013 an mehreren ambulanten Anbietern, aber auch für viele Patienten und Sitzungen Bausteine für eine ökumenische Palliative Care Angehörige stehen neben der Konfession der Seelsorgen- Strategie der beiden Kirchen im Kanton Zürich besprochen 5.3 Baustein Vernetzung: Aktive Zusammen den auch ihre Professionalität, Authentizität und Präsenz und vereinbart. Die Bausteine werden nun kurz beschrieben arbeit und Partnerschaften in Palliative im Vordergrund. Nicht zu unterschätzen ist, dass für die und daraus detaillierte Ziele für eine Strategie der Katholi- Care Netzwerken Patientinnen und Patienten und deren Angehörige ihre schen Kirche von 2014 – 2018 abgeleitet. Um die Umsetzung eigene Tradition und Prägung gerade in palliativen Krisen- der ökumenisch abgestimmten Strategie voranzubringen Die Zusammenarbeit und Vernetzung zeigen sich in einer situationen sehr wichtig sind. Dies belegen auch die ein- und für die wichtigen Vernetzungen aufbauen und pflegen Partnerschaft mit der kantonal tätigen Tochterorganisation drücklichen Zahlen des Priesterpikettdienstes für die Spitäler zu können, spielen die beiden Palliative Care Beauftragten von «palliative.ch» «palliative zh+sh» sowie in enger, aktiver im Kanton Zürich 17. der Zürcher Kirchen mit einem klar definierten Minimalpen- Zusammenarbeit mit kantonal und regional tätigen stati- sum eine wichtige Rolle. Für das ökumenische Zusammen- onären und ambulanten Palliativinstitutionen, Organisatio- Gleichzeitig ist eine enge ökumenische Zusammenarbeit in wirken und die anstehenden Arbeiten wie z.B. die Neukon- nen, Freiwilligennetzwerken und Hausärzten. den Institutionen und vielen Pfarreien bereits Realität. Bei zeption und Etablierung neuer Weiterbildungen für Seel- interprofessionellen Rapporten, spitalinternen Arbeits- sorgende und freiwillige Mitarbeitende, die aktive Mitarbeit gruppen und Weiterbildungen arbeiten katholische und im Vorstand von palliative zh+sh, den Aufbau eines Netz- 5.4 Baustein Verankerung: Die Kirchen als ver- reformierte Seelsorgende eng zusammen, vertreten sich bei werks von Palliative Care Ansprechpersonen in den Deka- lässliche Partnerinnen in Palliative Care klinikinternen Vakanzen und beteiligen sich an der Ver- naten und Pfarreien und die Vortragstätigkeit, schlägt die mittlung von Seelsorgern aus anderen Konfessionen und Fachkommission dem Synodalrat eine Erhöhung des Stellen- Im Sinne der diakonischen Option für die Armen und Religionen. pensums der katholischen Palliative Care Beauftragen auf Schwächsten (siehe Pastoralplan der Katholischen Kirche im neu 30 Stellenprozente vor. Dies entspricht dem Stellenum- Kanton Zürich) stehen kirchliche Seelsorgende und Frei- fang des reformierten Pendants im Kanton Zürich. willige (auf Wunsch) den Menschen bei schwerer Erkran- 14 • Kapitel 4 • Palliative Care Strategie • • Palliative Care Strategie • Kapitel 5 • 15
kung, am Lebensende und in der Trauer bei. Es ist dies ist 6. Die Freiwilligen, welche anspruchsvolle palliative eine existenzielle Herausforderung für die Glaubwürdigkeit Begleitungen übernehmen, sind gut ausgebildet der kirchlichen Institutionen, dass Menschen palliative und begleitet. Begleitung (in Institutionen und Zuhause) durch gut aus- gebildete, erfahrene und empathische Seelsorgende aus 5.5.2 Sensibilisierung und Öffentlichkeitsarbeit: den Kirchen erfahren. Förderung einer breiten Information der Be- völkerung Die katholische und reformierte Kirche im Kanton Zürich suchen den Dialog auf politischer Ebene (Gesundheitsdirek- Kantonale Ebene: Generalvikariat / Körperschaft / tion) und engagieren sich für die Verankerung der Seelsorge Dienststelle in Palliative Care. 7. Die Beauftragte Palliative Care und weitere in Palliative Care erfahrene Spital- und Klinikseelsorgende beteiligen sich aktiv an Referaten und Diskussionsrunden z.B. in 5.5 Ziele für eine Strategie von 2014 – 2018 Gesundheitsinstitutionen / in kirchlichen Gremien und Bildungsveranstaltungen von Kirchgemeinden und Pfar- 5.5.1 Forschung und Bildung: Positionierung der reien. Sie verfassen Beiträge in Zeitschriften zum Thema. Forschung und kirchlichen Seelsorge als Zusammen mit der reformierten Kirche im Kanton Zürich gewichtige Stimme im Bereich Spiritual Care wird eine Broschüre erstellt, welche die kirchlichen (religiös-spirituelle Begleitung) Angebote innerhalb von Palliative Care für eine breite Öffentlichkeit verständlich darstellt. Ein Kommunikations- Kantonale Ebene: Generalvikariat / Körperschaft / konzept wird erarbeitet. Dienststelle 1. Die ökumenisch besetzte Stiftungsprofessur «Spiritual Regionale Ebene: Dekanat / Pfarrei / Kirchgemeinde Care» ist in der Lehre der Mediziner an der der Uni- 8. Die Pfarreien und Kirchgemeinden fördern durch öffent- versität Zürich installiert. Sie leistet einen Beitrag, dass liche Informationsanlässe / Bildungsreihen zum Thema angehende Ärztinnen und Ärzte sowie Auszubildende Palliative Care die Information und Sensibilisierung der aus anderen Gesundheitsberufen sich in den Themen Bevölkerung für das Thema. Spiritual Care und religiös-spirituelle Begleitung aus- kennen. 5.5.3 Vernetzung: Aktive Zusammenarbeit und 2. Die 5-tägige Weiterbildung «Seelsorge in Palliative Care» Partnerschaften in Palliative Care Netzwerken (Level A2) etabliert sich als regelmässig wiederkehrende Weiterbildung für Seelsorgende aus Pfarreien, Langzeit Kantonale Ebene: Generalvikariat / Körperschaft / institutionen und Spitälern. Dienststelle 3. Die Seelsorgenden in Spitälern und Langzeitinstitutionen 9. Die katholische und die evangelisch-reformierte Kirche haben eine vertiefte Weiterbildung (Level A2) in Palliative vereinbaren 2014 eine Partnerschaft mit palliative zh+sh. Care, nehmen die Rolle als Experten in der stationären Ein jährlicher finanzieller Beitrag in der Höhe von je religiös-spirituellen Begleitung (Spiritual Care) wahr und 10 000 Franken wird für die Unterstützung der Geschäfts- engagieren sich bei universitären Forschungsprojekten, stelle und dem wichtigen Netzwerk von palliative zh+sh Kongressen und Publikationen. zur Verfügung gestellt. Ab 2014 ist die Mitarbeit der 4. Die Dienststelle Spital- und Klinikseelsorge engagiert sich Palliative Care Beauftragten im Vorstand von palliative in Kooperation mit Caritas Zürich verstärkt für die Weiter- zh+sh und in inhaltlichen Projekten gewährleistet. bildung von Freiwilligen im Umfeld von Palliative Care. 10. Die katholischen und reformierten Spitalseelsorgenden arbeiten im stationären Bereich (in Spitälern, Kliniken Regionale Ebene: Dekanat / Pfarrei / Kirchgemeinde und auf Stationen) eng zusammen und suchen die aktive 5. Seelsorgerinnen und Seelsorger in Pflegezentren und Vernetzung mit anderen religiösen Vertretern um Langzeitinstitutionen sowie Pfarreiseelsorgende als eine gute religiös-spirituelle Begleitung der Patienten Ansprechpersonen in den Dekanaten haben eine ver- und ihrer Angehörigen sicherzustellen. tiefte Ausbildung (Level A2) in Palliative Care. 11. Die Spitalseelsorgenden in Palliativkompetenzzentren 16 • Kapitel 5 • Palliative Care Strategie • • Palliative Care Strategie • Kapitel 5 • 17
7 Dank ___ mit einer vertieften Weiterbildung (Level A2) in Palliative beim Austritt aus dem Akutspital auf Wunsch den Die Katholische Kirche im Kanton Zürich ist überzeugt, mit Care, suchen aktiv die interprofessionelle Zusammen- Kontakt zur Pfarreiseelsorge des Wohnortes. den vorliegenden Strategiezielen für die nächsten fünf Jahre arbeit und nehmen die Rolle als Experten in der stationä- 14. Seelsorgende in Spitälern und Kliniken bilden Freiwillige einen verbindlichen Beitrag als kompetente Ansprechpart- ren religiös-spirituellen Begleitung (Spiritual Care) wahr. auch im Bereich Palliative Care aus. Sie unterstützen, nerin für die spirituelle und geistliche Begleitung von alten, beraten und begleiten sie, so z.B. in der Nacht- und kranken und sterbenden Menschen zu leisten. Regionale Ebene: Dekanat / Pfarrei / Kirchgemeinde Krisenbegleitung im Stadtspital Triemli seit 20 Jahren, in 12. Seelsorgende als Ansprechpersonen aus Pfarreien sind den Freiwilligen Sitzwachen im Kantonsspital Winter- Für die Umsetzung der Palliative Strategie wird allen verlässliche Partner von stationären und ambulanten thur oder in anderen Diensten wie IDEM (Im Dienste involvierten Personen auf den verschiedenen Ebenen für ihr Palliativanbietern in den Regionen. Sie arbeiten in inter- eines Mitmenschen). Engagement gedankt. professionellen Teams in Pflegeinstitutionen mit und 15. Die katholische und reformierte Kirche im Kanton Zürich engagieren sich in der Vernetzung und Zusammenarbeit engagieren sich gemeinsam mit anderen Vertretern von Generalvikar und Synodalrat haben an ihrer Sitzung «Es geht nicht darum, dem Leben mit Spitex-Betrieben, Hausärzten und Freiwilligennetz Palliative Care für die Förderung und das Recht auf Palli- vom 31. März 2014 die Palliative Care-Strategie werken. ative Care im Kanton Zürich. Der Vertreter des Synodal- auf Antrag der Fachkommission Spital- und Klinikseel- mehr Tage zu geben, sondern den rats baut den Kontakt und Dialog auf politischer Ebene sorge zustimmend zur Kenntnis genommen. Tagen mehr Leben.» 5.5.4 Verankerung: Katholische Kirche als verläss- (Gesundheitsdirektion) auf und engagiert sich für die liche Partnerin in Palliative Care politische Verankerung der Seelsorge in Palliative Care. Zur Fachkommission Spital- und Klinikseelsorge gehören: Dame Cicely Saunders Kantonale Ebene: Generalvikariat / Körper- Regionale Ebene: Dekanat / Pfarrei / Kirchgemeinde – Othmar Kleinstein, Präsident des Ausschusses der schaft / Dienststelle 16. Im Sinne der diakonischen Option für die Armen und Spital- und Klinikseelsorge, Pfarrer und Dekan 13. Gut ausgebildete, erfahrene und empathische Seel- Schwächsten stehen Seelsorgende der Pflegezentren, – Rolf Bezjak, Mitglied des Synodalrates, Ressort Spezial- sorgende in Spitälern und Kliniken begleiten und Pfarreien und Kirchgemeinden den Menschen bei. Diese seelsorge, Gemeindeleiter unterstützen auf Wunsch Patienten und ihre Angehöri- werden auf Wunsch nicht allein gelassen, sondern bei – Louis Borgogno, Vertreter der Synode, Leiter Spitex Stadt gen bei schwerer Erkrankung, am Lebensende oder schwerer Erkrankung, am Lebensende oder nach dem Winterthur nach dem Verlust eines Angehörigen. Auch im schnell- Verlust eines Angehörigen regelmässig begleitet durch – Dr. Erwin Carigiet, Vertreter der Spitäler, Direktor des lebigen Ablauf des Akutspitals erfahren Menschen gut ausgebildete und erfahrene Seelsorgende und Frei- Stadtspitals Triemli dadurch Verständnis, Klärung ihrer existenziellen, spiri- willige. Konfrontiert mit der Fragilität des Lebens und – Rolf Decrauzat, Vorsitzender des Spitalseelsorgekonvents tuellen und religiösen Anliegen, Halt und Geborgenheit beim Abschiednehmen erfahren Pfarreiangehörige in Zürich / Albis, Spitalseelsorger in der Uniklinik Balgrist in ihrer kirchlichen Gemeinschaft. Im Sinne einer ihrer kirchlichen Gemeinschaft Geborgenheit, Klärung – Tatjana Disteli, Vertreterin des Spitalseelsorgekonvents «Brückenseelsorge» vermitteln die Spitalseelsorgenden und Halt. Zürich / Albis, Leiterin der Kath. Spitalseelsorge im Stadtspital Triemli 6 – Markus Köferli, Bereichsleiter Spezialseelsorge des Synodalrates (beratend) – Urs Länzlinger, Dienststellenleiter Kath. Spital- und Klinikseelsorge im Kanton Zürich – Harald Müller, Vertreter psychiatrische Kliniken, Pflege- Überprüfung der Umsetzung direktor Sanatorium Kilchberg – Martin Paulus, Diakon, Vorsitzender des Spitalseelsorge konvents Winterhur / Unterland / Oberland, Psychiatrie- seelsorge an der ipw (Integrierte Psychiatrie Winterthur- Unterland) – Lisa Palm, Palliative Care Beauftragte und Spitalseel- Der Dienststellenleiter der Spital- und Klinikseelsorge Spital- und Klinikseelsorge jährlich über den Stand der sorgerin am Universitätsspital Zürich (beratend) leistet berichtet, unterstützt von der Palliative Care Beauftragten, Umsetzung der Strategie und der Zielerreichung. den in aktiv ihren Beitrag dazu. den begleitenden ökumenischen und katholischen Kommis- der Fachkommission und im Jahresbericht der Spital- und sionen sowie den im Bereich Palliative Care tätigen Seel- Klinikseelsorge jährlich über den Stand der Umsetzung sorgenden in der Fachkommission und im Jahresbericht der der Strategie und der Zielerreichung. 18 • Kapitel 5 • Palliative Care Strategie • • Palliative Care Strategie • Kapitel 7 • 19
8 Anhang ___ 1 Vgl. Nationale Strategie Palliative Care 2010 – 2012 Kurzversion, Pro Palliative CareArgumentarium und Überschreiten von Grenzen bietet so die Chance zum 8. Das Alter darf nicht einfach als Kostenfaktor gesehen Bundesamt für Gesundheit (BAG), S.3. Entscheidungshilfe persönlichen Wachstum in der letzten Phase des Lebens, werden – es ist eine sinnvolle Lebensphase. 2 Ebd. S.3 3 Nationale Strategie Palliative Care, BAG, 2013-2015, S.9; im Sterben. 9. Ein Kostendruck lastet auf Menschen mit einer http://www.bag.admin.ch/themen/medizin/06082 schweren, chronisch fortschreitenden, unheilbaren Er- 4 Nationale Strategie Palliative Care, BAG, 2013-2015, S.10; http://www.bag.admin.ch/themen/medizin/06082 Ein Argumentationspapier der Katholischen Kirche im 2. Vom christlichen Glauben her krankung in jedem Lebensalter. Es wird dann sehr 5 http://www.bag.admin.ch/themen/medizin/06082 6 Hauptziel der Strategie Palliative Care, Bundesamt für Gesundheit Kanton Zürich − ist das Leben des Menschen von Gott geschenkt und schnell vom «unnötigen Leiden» gesprochen. 7 Vgl. Nationale Leitlinien Palliative Care, 2013 – 2015, S.3 unverfügbar. 10. Die Forschungen und politischen Anstrengungen zur 8 www.palliative.ch 9 www.palliative.zh/sh Erarbeitet durch die Fachkommission «Seelsorge in Palliative − ist auch ein durch eine unheilbare Krankheit einge Suizidprävention und therapeutischen Intervention bei 10 http://www.palliative.ch/standards/quality/qualitepalliative/?L=4%252 Care» der Spital- und Klinikseelsorge unter Beratung von schränktes Leben kostbar und wertvoll, und eine liebe- Altersdepressionen sollen verstärkt werden. 11 http://www.gdk-cds.ch/fileadmin/docs/public/gdk/Themen/Med_Grund- versorgung/PalliativeCare/PPT_S.Marty- Calmell_label_2013.06.11.pdf Prof. Hanspeter Schmitt (Theologische Ethik, Chur) volle und fachlich kompetente Begleitung des Patienten 11. Die Bevölkerung muss noch besser über die Erkennt- 12 Dame Cicely Saunders, Watch with Me: Inspiration for a Life in Hospice Care, in Deutsch: Cicely Saunders, Sterben und Leben, Spiritualität in bis zu seinem natürlichen Tod ein Dienst am Nächsten. nisse von Palliative Care (Möglichkeit der Schmerz- der Palliative Care, Zürich 2009 Die gesellschaftliche Auseinandersetzung mit dem Thema − erschöpfen sich Krankheit und Sterben nicht in der therapie, Symptomtherapie usw.) informiert werden. 13 Online unter: http://www.spitalseelsorgezh.ch/leitbild/copy_of_ konzept-spitalseelsorge Palliative Care hat, nicht zuletzt durch die Diskussionen über Erfahrung blosser Sinnlosigkeit. 12. Der Fortschritt der modernen Medizin hat dazu ge- 14 Online unter: http://www.thchur.ch/index.php?PHPSESSID= die organisierte Suizidbeihilfe, an Breite und Fundament − wird der Tod nicht als definitives Ende, sondern als führt, dass nicht mehr alles, was medizinisch machbar 2115tv7220u4ictdks1dms5be1&na=1,1,0,0,d,128667,0,0,p 15 Evaluation des Konzepts der Katholischen Spital- und Klinikseelsorge gewonnen. Seitens der Palliativmedizin und Palliative Care Durchgang zu einer anderen Lebensexistenz verstanden. ist, auch dem Willen des Patienten entspricht oder zur im Kanton Zürich: http://www.interface-politikstudien.ch/de/projekte_ publikationen/publikationen/09_22_spitalseelsorge_zuerich.php wird in zunehmendem Mass eine ganzheitliche, multiprofes- − ist Anerkennung der Geschöpflichkeit kein Gegensatz Erhöhung der Lebensqualität des Menschen beiträgt. 16 Die Präsentationen sind online unter: http://www.spitalseelsorgezh.ch/ sionelle Alternative in der Begleitung von unheilbar kranken zur autonomen Lebensgestaltung. So kann eine komplexe medizinisch-therapeutische palliativseelsorge/dokumente/seelsorge-in-palliative-care-vortrag/view 17 Auswertung Priesterpikett, online unter: http://www.spitalseelsorgezh.ch/ und leidenden Menschen bis zum natürlichen Eintritt des − steht durch Leiden, Tod und Auferstehung Jesu Christi Massnahme zu einer menschlich unerträglichen Situa- aktuell/Bericht_Auswertung_Priester pikett_2012_INTERFACE.pdf/view Todes angeboten. Sie interpretiert die Anforderungen, die auch jedes andere Leiden im Licht der Solidarität und tion, zu unmenschlichen Leiden des Patienten führen. 18 Stellenprozentvergleich der Beauftragten in den verschiedenen angrenzen den Kantonen: Katholische Kirche im Kanton Luzern: 20%; Kanton Zug die neue WHO-Definition von 2002 für Palliative Care for- Hoffnung, selbst jenes Leiden, das nach aussen hin sinn- Keine Behandlung muss gegen den Willen von ökumenisch: 30%; Reformierte Landeskirche Aargau: 50%. muliert. Palliative Care ist demnach der los erscheint. Patienten weitergeführt werden. 19 Kongregation für die Glaubenslehre, Erklärung zur Euthanasie vom 5. Mai 1980, Abschnitt IV., online unter www.vatican.va/roman_curia/ 13. Der Europarat schützt die Gewissensfreiheit. Er hat sich congregations/cfaith/documents/rc_con_cfaith_doc_19800505_eutha- «Ansatz zur Verbesserung der Lebensqualität von Patienten 3. Ohnmacht, Leiden und Sterben sind schwere Erfah- am 7. Oktober 2010 gegen ein allgemeines Recht auf nasia_ge.html (21.9.2012). und ihren Angehörigen, die mit einer lebensbedrohlichen rungen, die aber unabdingbar zu unserer Existenz als Sterbehilfe ausgesprochen. Wer als Arzt oder Kranken- Erkrankung konfrontiert sind, und zwar durch Prävention Mensch und geschaffenes Wesen gehören. haus Sterbehilfe ablehnt, darf nicht unter Rechtferti- und Linderung von Leiden, durch frühzeitiges Erkennen 4. Oft wünschen gerade Angehörige, die das Leiden und gungsdruck geraten. sowie durch exzellentes Einschätzen und Behandeln von Sterben in seiner nicht selten sehr bedrückenden End- 14. Die päpstliche Kongregation für die Glaubenslehre Schmerzen und anderen physischen, psychosozialen und phase erlebt haben, für sich selbst die Möglichkeit eines schreibt zur Euthanasie: «Wenn der Tod näher kommt spirituellen Problemen.» vorzeitigen Endes. Seelsorgende leisten durch ihr und durch keine Therapie mehr verhindert werden schlichtes Dasein in Absprache und Zusammenarbeit kann, darf man sich im Gewissen entschliessen, auf Bund und Kantone hatten im Oktober 2009 beschlossen, mit allen spital- und heiminternen Diensten Hilfe, das weitere Heilversuche zu verzichten, die nur eine eine nationale Strategie Palliative Care 2010 – 2012 zu er- auszuhalten, was kaum auszuhalten ist. Dies tun sie schwache oder schmerzvolle Verlängerung des Lebens arbeiten. In einem ersten Schritt wurden die «Nationalen durch ihr Mittragen, durch religiöse Zeichen und bewirken könnten, ohne dass man jedoch die nor- Leitlinien Palliative Care» festgelegt und im November 2010 Rituale, biblische Worte, Gebet und vieles mehr. malen Hilfen unterlässt, die man in solchen Fällen vom Bundesamt für Gesundheit und der Gesundheitsdirek- 5. Die deutlich greifbare Tendenz, die Suizidbeihilfe immer einem Kranken schuldet. Dann liegt kein Grund vor, torenkonferenz verabschiedet. mehr auszuweiten und zu legitimieren, dürfte das dass der Arzt Bedenken haben müsste, als habe er medizinische Personal (Ärzte, Pflegende) in eine Rolle einem Gefährdeten die Hilfe verweigert.» Die Fachkommission «Seelsorge in Palliative Care» der Spi- drängen, die seinem Grundauftrag zuwiderliefe. talseelsorgenden zusammen mit Generalvikar Josef Annen 6. In einer Zeit, in der an die unbegrenzte medizinische sind davon überzeugt, dass die professionelle, ganzheitliche Machbarkeit geglaubt wird, kann das schwindende Forschung und Anwendung von Palliative Care gefördert Verständnis in der Bevölkerung für das Alter, für Leiden werden muss. Im Folgenden sind Fakten und Argumente und Abhängigkeit als Folge einer schweren Erkrankung thesenartig zusammengestellt. Sie sollen sensibilisieren für zu einem Druck führen, diese Lebensphasen schnellst eine menschenwürdige Begleitung des leidenden Patienten möglichst zu beenden. in der letzten Lebensphase bis zu seinem natürlichen Tod. 7. Der Respekt vor Menschen im Alter, in Abhängigkeit, Krankheit und Pflegebedürftigkeit muss gefördert 1. Das Leben bis zum natürlichen Tod kann eine tiefe men- werden. schliche und spirituelle Reifung mit sich bringen. Das 20 • Anhang • Palliative Care Strategie • • Palliative Care Strategie • Anhang • 21
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