Bildungs-, Forschungs- und innovationspolitik des Bundes 2017-2020 - Admin.ch
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Titelbild: Seit seinem mittlerweile über sechzigjährigen Bestehen ist das im schweizerisch-französischen Grenzgebiet bei Genf situierte CERN bei allen wichtigen Entdeckungen über den Aufbau der Materie an vorderster Front dabei. Mittels seiner in der Regel weltweit einzigartigen Forschungsinfrastrukturen befasst es sich mit der Frage nach Herkunft und Art der Grundbaustei- ne der Materie sowie nach den sie zusammenhaltenden Kräften. Die Entdeckung des Higgs-Teilchens am CERN wurde mit dem Physiknobelpreis 2013 gekrönt. Hinweis: Bei den in dieser Publikation genannten Fördermitteln handelt es sich hauptsächlich um die vom Bundesrat mit der Botschaft zur Förderung von Bildung, Forschung und Innovation in den Jahren 2017–2020 beantragten Kredite. Diese können durch die parlamentarische Beratung dieser Botschaft und die jährlichen Budgetberatungen gewissen Änderungen unterworfen sein. Kontakt Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation SBFI Einsteinstrasse 2 CH-3003 Bern T +41 58 462 21 29 info@sbfi.admin.ch www.sbfi.admin.ch Impressum Herausgeber: Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation SBFI © 2018 Einsteinstrasse 2, CH-3003 Bern Redaktion: Kommunikation SBFI Layout: Kommunikation SBFI Übersetzungen: Sprachdienste SBFI, GS-WBF und BK Druck: Sprachen: d, f, i, e Bilder: Béatrice Devènes 2
Inhalt Auf einen Blick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 Bedeutung von Bildung, Forschung und Innovation . . . . . 6 Status der Schweiz im Bereich Bildung, Forschung und Innovation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 Prioritärer Politikbereich Bildung, Forschung und Innovation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9 Aufgaben des Bundes im föderalistisch organisierten BFI-System . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10 BFI-Politik des Bundes 2017–2020 . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 Berufsbildung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 Weiterbildung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17 Austausch und Mobilität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19 Bildungszusammenarbeit Bund und Kantone . . . . . . . . 21 Hochschulen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23 Forschung und Innovation auf nationaler Ebene . . . . . . 27 Forschung und Innovation auf internationaler Ebene . . . 33 Gesetzliche Grundlagen für den BFI-Bereich . . . . . . . . . 37 3
Der Bund investiert gezielt in Infrastrukturen zur Grundlagenforschung. Am Paul Scherrer Institut untersucht Dr. Jörg Raabe mit dem Röntgenmikroskop PolLux magnetische Mikro- und Nanostrukturen. 4
Auf einen Blick Das Zusammenspiel von Bildung, Forschung und Innovation Wichtigste gesetzliche Grundlagen für die BFI-Politik des (BFI) trägt wesentlich zum Wohle von Individuum, Gesellschaft Bundes sind das Berufsbildungsgesetz, das ETH-Gesetz, das und Wirtschaft bei und ist einer der wichtigsten Schlüssel Hochschulförderungs- und -koordinationsgesetz sowie das zum Erfolg der Schweiz als Denk- und Werkplatz in einer glo- Forschungs- und Innovationsgesetz. balisierten Welt. Die im internationalen Vergleich guten bis sehr guten Leistungen verschaffen dem Schweizer BFI-System Der Bundesrat legt den eidgenössischen Räten alle vier Jahre im In- und Ausland eine breite Anerkennung. Entsprechend eine Botschaft zur Förderung von Bildung, Forschung und geniesst der Politikbereich «Bildung, Forschung und Innova- Innovation (BFI-Botschaft) vor. Darin zieht er Bilanz über die tion» in der Schweiz eine hohe Priorität. laufende Periode und legt die Ziele und Massnahmen der neuen Förderperiode fest. Beantragt werden einerseits die Zentrale Voraussetzung für ein erfolgreiches nationales grundlegende Finanzierung des BFI-Systems seitens des Bun- Bildungs-, Forschungs- und Innovationssystem ist das En- des und andererseits die nötigen Gesetzesänderungen zur gagement der einzelnen Akteure, aber auch ihr kohärentes Optimierung der Rechtsgrundlagen. und komplementäres Zusammenspiel. Der Bund erfüllt im BFI-Bereich folgende Aufgaben: In den Jahren 2017–2020 investiert der Bund rund 28,3 Mil- • Förderung der Berufsbildung; liarden Franken zur Umsetzung seiner bildungs-, forschungs- • Koordination des schweizerischen Hochschulbereichs im und innovationspolitischen Aufgaben. Die Förderung von Rahmen der Schweizerischen Hochschulkonferenz; Bildung, Forschung und Innovation ist finanztechnisch be- • Führung und Finanzierung des Bereichs der Eidgenössi- trachtet der viertwichtigste Aufgabenbereich des Bundes. schen Technischen Hochschulen; • Unterstützung der kantonalen Universitäten und Fach- Die BFI-Politik der Jahre 2017–2020 folgt dem Motto «Die hochschulen; Schweiz bleibt führend in Bildung, Forschung und Innovati- • Förderung von Forschung und Innovation auf nationaler on». Die Leitlinie lautet: «Kontinuität mit gezielter Weiter- und internationaler Ebene. entwicklung». Bei seinem bildungs-, forschungs- und innovationspolitischen In der BFI-Botschaft 2017–2020 sind vier Förderschwerpunk- Handeln orientiert sich der Bund an bewährten Grundsätzen: te definiert: Stärkung der höheren Berufsbildung, Förderung • Wettbewerb und Zusammenarbeit; des wissenschaftlichen Nachwuchses, Sonderprogramm Hu- • Autonomie der Institutionen und Wahlfreiheit der Indivi- manmedizin sowie Beiträge zum Erhalt der privatwirtschaft- duen; lichen Innovationskraft. • vielfältiges und durchlässiges Bildungssystem; • Förderung der öffentlich-privaten Partnerschaft; • internationale Anbindung. 5
Bedeutung von Bildung, Forschung und Innovation Bildung ist die unentbehrliche Grundlage für das eigen- Die Innovationsfähigkeit schliesslich ist gleichzusetzen mit ständige Denken und Handeln eines jeden Menschen. Die den Perspektiven, die sich einzelnen Unternehmen und ge- erworbene Bildung bestimmt die Art und Anzahl der Aus- samten Volkswirtschaften eröffnen. Wirtschaftlicher Erfolg wahlmöglichkeiten, die sich dem Einzelnen im Laufe seines beruht auf Kreativität und auf der Fähigkeit, neues Wissen Lebens bieten können. Sie befähigt ihn zur aktiven Teilhabe in marktfähige Produkte, Verfahren und Dienstleistungen zu an der Gesellschaft in all ihren sozialen, kulturellen und wirt- verwandeln. Dank Innovationen hat sich die Schweiz in den schaftlichen Ausprägungen. letzten Jahrzehnten hin zu einer globalisierten und wissens- basierten Volkswirtschaft entwickelt mit zahlreichen Unter- Forschung, das Hinterfragen des Gesicherten und das unauf- nehmen, die auf den Weltmärkten mit hoher Wertschöpfung hörliche Streben nach Erkenntnis und Verstehen, bereichert präsent sind. den jeweiligen Stand des Bekannten mit neuen Ideen und Aspekten. Dabei entsteht Wissen, unabhängig von der For- In ihrem Zusammenspiel sind wettbewerbsfähige Bildung, schungsdisziplin, immer häufiger in internationalen Netzwer- Forschung und Innovation (BFI) einer der wichtigsten Schlüs- ken durch den Wettbewerb und die Zusammenarbeit unter sel zum Erfolg der Schweiz als Denk- und Werkplatz in einer sich weltweit austauschenden Forschenden. globalisierten Welt. Vor diesem Hintergrund ist die hohe Bedeutung des Politikbereichs Bildung, Forschung und In- novation zu betrachten. 6
Status der Schweiz im Bereich Bildung, Forschung und Innovation Die Wirkung und Effekte bildungs-, forschungs- und inno- Ausgezeichnete Hochschulen vationspolitischer Massnahmen auf Individuum, Gesellschaft Der Schweizer Hochschulbereich ist international äusserst und Wirtschaft sind zwar angesichts sich oft erst langfris- kompetitiv. Rund 60 Prozent der Studentinnen und Studen- tig einstellender Resultate und Wirkungen nur schwer zu ten an den Eidgenössischen Technischen Hochschulen und belegen: Bildungskarrieren sind in Zeiten des lebenslangen kantonalen Universitäten bilden sich an einer Institution, die Lernens kaum je abgeschlossen; ob, und falls ja, wann eine unter den Top-200 des renommierten Shanghai-Rankings zur wissenschaftliche Erkenntnis in marktfähige Innovation mün- weltweiten Messung der Qualität von Hochschulen figuriert. det, entzieht sich jeder Voraussage. Leistungsfähiges Wissenschaftssystem Dennoch sind viele Indikatoren, die in engem Zusammen- Die Schweiz verfügt über hervorragende Forschungsinstitu- hang mit BFI-politischen Entscheiden aus der Schweizer Ver- tionen und bewährte Förderinstrumente (Bottom-up-Prin- gangenheit stehen, bemerkenswert. zip der Förderung; Offenheit der zu fördernden Themen). Die wissenschaftlichen Publikationen nach Anzahl Einwoh- Zentrale Bedeutung der Berufsbildung nerinnen und Einwohnern sind ein wichtiger Indikator für Zwei von drei Jugendlichen in der Schweiz entscheiden sich die Aktivität und Leistungsfähigkeit des Wissenschaftssys- nach der obligatorischen Schulzeit für eine berufliche Grund- tems. Die Schweiz belegt hier den Spitzenplatz (siehe Grafik bildung. Diese hohe Anzahl zeugt von der Attraktivität einer S. 8). im Vergleich zur gymnasialen Ausbildung praxisorientierten, marktnahen Ausbildung. Die berufliche Grundbildung, die Hohes Innovationspotenzial in rund 230 verschiedenen Berufen erworben werden kann, Patente sind ein wichtiger Indikator, um den Wissensoutput ist Basis für lebenslanges Lernen. Sie öffnet eine Vielzahl einer Volkswirtschaft zu messen. Die Zahl der Patentanmel- von Berufsperspektiven, so etwa im Rahmen der höheren dungen ermöglicht es, die technologische und gewerbsmäs- Berufsbildung, welche spezialisierte Berufsqualifikationen sige Nutzung der gewonnenen Forschungserkenntnisse zu vermittelt und auf Führungs- und Fachfunktionen vorbereitet. erfassen. Auch auf diesem Feld ist die Schweiz ausserordent- lich stark (siehe Grafik S. 8). Hohe Abschlussquoten Je höher der erworbene Bildungsabschluss, desto besser ste- Starke Wirtschaft hen die Chancen auf einen wertvollen Job. Die Abschluss- Die Arbeitslosenquote der Schweiz liegt bei tiefen 4,5% quote auf der Sekundarstufe II (Berufsbildungs- oder Matu- (OECD-Durchschnitt: 7,3%; Durchschnitt EU-Länder: 10%) ritätsabschluss) der Schweiz ist im internationalen Vergleich und das Wirtschaftswachstum des Landes ist auch unter sehr hoch. Dies spricht für die Leistungsfähigkeit des schwei- weltweit schwierigen Bedingungen nachhaltig stark. Ein zerischen Bildungssystems (siehe Grafik S. 8). Grund dafür sind ausserordentlich hohe Innovationsleistun- gen der Wirtschaft. Tatsächlich hält die Schweiz in den rele- Viele Hochschuldoktorate vanten Innovations-Rankings seit Jahren einen Spitzenplatz. Die Schweiz ist innerhalb der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) das Land mit der höchsten Quote an Personen mit einem Hochschuldoktorat. Dieser Wert ist unter anderem auch Ausdruck der intensiven Grundlagenforschungsaktivitäten, die zu einem bedeuten- den Teil vom akademischen Nachwuchs an den Schweizer Hochschulen vorangetrieben werden. 7
Abschlussquoten auf der Sekundarstufe II, 2010 Wissenschaftliche Publikationen pro Jahr und pro Prozentualer Anteil der 25- bis 65-Jährigen Million Einwohner, 2011–2015 Kanada Schweiz Schweiz Dänemark Israel Island Irland Australien Österreich Finnland USA Niederlande Finnland Norvegen Australien Schweden Frankreich Kanada Deutschland Singapur Niederlande Belgien Vereinigtes Königreich Taiwan Dänemark Neuseeland OECD-Durchschnitt Slowenien Belgien Vereinigtes Königreich Schweden Norwegen Israël Neuseeland USA Island Irland Italien Frankreich Spanien Österreich 0 20 40 60 80 100 0 1000 2000 3000 4000 5000 Quelle: Education at a Glance, OECD 2016 Quelle: Bibliometrische Untersuchung zur Forschung in der Schweiz 2006–2015, SBFI 2017 PCT-Patentanmeldungen pro Million und Einwohner, 2013 Schweiz Japan Deutschland Schweden Dänemark Südkorea Österreich Niederlande Israel USA Finnland Belgien Frankreich OECD-Durchschnitt Luxemburg Vereinigtes Königreich Italien 0 30 60 90 120 150 Quelle: Factbook 2015–2016: Economic, Environmental and Social Statistics, OECD 2016 8
Prioritärer Politikbereich Bildung, Forschung und Innovation Die vorstehend dargestellten Indikatoren aus dem Umfeld In der Summe gehen vom Total aller Ausgaben der Kantone von Bildung, Forschung und Innovation sind das Resultat und des Bundes mittlerweile 18% an den BFI-Bereich. Damit einer langfristig angelegten Förderpolitik. Diese erfordert ist dieser nach «Soziale Sicherheit» (38%) und mit deutli- einerseits das Setzen möglichst idealer allgemeiner Rahmen- chem Abstand vor «Verkehr» (7%) gesamtschweizerisch be- bedingungen für die individuellen und institutionellen Ak- trachtet der am zweitstärksten finanzierte Aufgabenbereich. teure im BFI-Bereich. Anderseits bedarf dieser Bereich auch entsprechender finanzieller Investitionen. Dabei ist zu beachten, dass die Kantone aufgrund der ver- fassungsmässigen Zuständigkeiten die Hauptrolle bei der Bei den Bildungsausgaben pro Kopf liegt die Schweiz welt- BFI-Förderung spielen. Sie steuern mit einem Betrag in der weit an der Spitze. Bei den Forschungsinvestitionen, ge- Höhe von gut 37,5 Milliarden Franken rund 4/5 der hier messen an ihrem Anteil am Brutto-Inlandprodukt, figuriert investierten Mittel (2013) bei. Besonders budgetrelevant für sie sehr deutlich über dem Durchschnitt aller OECD-Länder. die Kantone ist die Verantwortung, die sie für die Vorschule Dieser hohe Wert ist massgeblich der Privatwirtschaft zu ver- und die obligatorische Schule tragen. danken, die ihre Aktivitäten in Forschung und Entwicklung in der Schweiz mit bedeutenden Mitteln finanziert. Prozentualer Anteil der öffentlichen Aufgabengebiete an den Gesamtausgaben, 2013 Soziale Wohlfahrt BFI-Bereich Verkehr und Nachrichtenübermittlung Allgemeine Verwaltung Öffentliche Ordnung und Sicherheit, Landesverteidigung Gesundheit Volkswirtschaft Finanzen und Steuern Umweltschutz und Raumordnung Kultur, Sport und Freizeit, Kirche 0 5 10 15 20 25 30 35 40 Quelle: Finanzierung von Bildung, Forschung und Innovation durch Bund und Kantone, SBFI und EDK 2016 Finanzielles Engagement der Kantone und des Bundes im BFI-Bereich, 2013 in Mia. CHF Obligatorische Schule Hochschulen Forschung und Innovation Berufliche Grundbildung und höhere Berufsbildung Allgemeinbildende Schulen Andere Bildungsausgaben 0 5 10 15 20 Kantone Bund Quelle: Finanzierung von Bildung, Forschung und Innovation durch Bund und Kantone, SBFI und EDK 2016 9
Aufgaben des Bundes im föderalistisch organisierten BFI-System Zentrale Voraussetzung für ein erfolgreiches nationales Bil- Regelungskompetenzen von Bund und Kantonen im dungs-, Forschungs- und Innovationssystem ist das Engage- BFI-Bereich ment der einzelnen Akteure, aber auch ihr kohärentes und komplementäres Zusammenspiel. Dies gilt insbesondere für Bund Bund und Kantone die Schweiz mit ihrem föderalistischen Staatsaufbau, in dem Kantone gemeinsam einerseits die 26 Kantone gerade im Bildungsbereich eine zentrale Rolle einnehmen und anderseits die Verfassung den Obligatorische Schule § Bund und die Kantone zur gemeinsamen Verantwortung – Allgemeine Bildung § § jeder in seinem Kompetenzbereich – verpflichtet. Sek II Berufliche Grund- § § Bezüglich der Regelungskompetenzen im BFI-Bereich geht bildung Sek II auf verschiedenen Ebenen des Systems das Bundesrecht Höhere Berufs- § § vor und ist, beispielsweise in der Berufsbildung, Basis für bildung (Tertiärstufe)B) kantonale Vollzugserlasse und Ausführungsbestimmungen. ETH-Bereich § Wichtigste gesetzliche Grundlagen für die BFI-Politik des Universitäten und § § Bundes sind das Berufsbildungsgesetz, das ETH-Gesetz, das Fachhochschulen Hochschulförderungs- und -koordinationsgesetz sowie das Weiterbildung § § Forschungs- und Innovationsgesetz. Forschungs- und Inno- § § vationsförderung Diesen Regelungskompetenzen und bundesgesetzlich ge- regelten Aufgaben folgend finanziert der Bund heute den Internationale § Zusammenarbeit Politikbereich Bildung, Forschung und Innovation mit jährlich rund 7,7 Milliarden Franken. In seinem Aufgabenportefeuille Grünes Paragraphenzeichen: Gesetzgebungskompetenz ist die Förderung von Bildung, Forschung und Innovation Blaues Paragraphenzeichen: Vollzugserlasse / Ausführungs- finanztechnisch betrachtet das viertwichtigste. bestimmungen Quelle: BFI-Botschaft 2017–2020, Bundesrat 2016 Ausgaben des Bundes nach wichtigsten Aufgabengebieten 1992–2016 in Mia. CHF 25 20 15 10 5 0 1992 1996 2000 2004 2008 2012 2016 Soziale Wohlfahrt Verkehr Landesverteidigung Beziehungen zum Ausland – Finanzen und Steuern Bildung und Forschung Landwirtschaft und Ernährung Internationale Zusammenarbeit Quelle: Eidgenössische Finanzverwaltung 2017 10
BFI-Politik des Bundes 2017–2020 Seit rund 20 Jahren formuliert der Bundesrat seine Politik für Die Verteilung des Gesamtkredits auf einzelne Rubriken ist den BFI-Bereich in der Gestalt von Botschaften zur Förderung abhängig von verschiedenen Kriterien: von Bildung, Forschung und Innovation, die jeweils auf vier • Die bedeutende finanzielle Ausstattung des ETH-Bereichs Jahre fokussieren. Er entwickelt hierfür eine strategische Ge- ergibt sich aus der Trägerschaft des Bundes. samtschau über den Politikbereich BFI auf nationaler sowie auf • Die Aufteilung der Beiträge auf die einzelnen Hochschulen europäischer und, wo angebracht, auf internationaler Ebene. erfolgt in der Periode 2017–2020 nach den Finanzierungs- bestimmungen des HFKG. Dieses sieht drei Beitragsarten Die bildungs-, forschungs- und innovationspolitische Strate- vor: Grundbeiträge, Bauinvestitions- und Baunutzungsbei- gie verbindet er mit einer Leistungs- und Ressourcenplanung, träge sowie projektgebundene Beiträge. um die ihm zugeordneten Aufgaben zu erfüllen: • In der Berufsbildung beträgt die Richtgrösse für die Bun- • die Förderung der Berufsbildung desbeteiligung an den Aufwendungen der öffentlichen • die Koordination des schweizerischen Hochschulbereichs Hand 25%. im Rahmen der Schweizerischen Hochschulkonferenz • Im Bereich der internationalen Zusammenarbeit in Pro- • die Führung des Bereichs der Eidgenössischen Technischen grammen und Organisationen berechnet sich der von der Hochschulen Schweiz an das jeweilige Gesamtbudget beizutragende • die Unterstützung der kantonalen Universitäten und Fach- Teil oft anhand des Bruttoinlandprodukt-Verhältnisses der hochschulen beteiligten Länder. • die Förderung von Forschung und Innovation auf nationa- ler und internationaler Ebene In den Jahren 2017–2020 investiert der Bund rund 28,3 Mil- liarden Franken zur Umsetzung seiner bildungs-, forschungs- und innovationspolitischen Aufgaben. Gegenüber den Mit- teln in der Kreditperiode 2013–2016 bedeutet dies einen Zuwachs in der Höhe von knapp 2,6 Milliarden Franken. BFI-Fördermittel des Bundes 2017–2020 in Mio. CHF ETH-Bereich 10 178 Kantonale Universitäten und Fachhochschulen 5 510 Schweizerischer Nationalfonds 4 151 Berufsbildung 3 632 Forschungsrahmenprogrammme der EU 2 500 Ressortforschung 1 160 Schweizerische Agentur für Innovationsförderung Innosuisse 806 Raumfahrt 625 Forschungseinrichtungen von nationaler Bedeutung 382 Internationale Forschungsorganisationen 320 Akademien der Wissenschaften 169 Bildungsprogramme der EU 150 Subventionierung der kantonalen Stipendienausgaben 102 Internationale Innovationszusammenarbeit 61 Bundes-Exzellenz-Stipendien für ausländ. Studierende und Kunstschaffende 40 Bilaterale Forschungszusammenarbeit mit Schwerpunktländern 34 Förderung der Weiterbildung 26 Internationale Bildungskooperationen 24 Bildungszusammenarbeit Bund – Kantone 22 0 2 000 4 000 6 000 8 000 10 000 12 000 Quelle: BFI-Botschaft 2017–2020, Bundesrat 2016 11
BFI-Förderziele des Bundes 2017–2020 Förderung der öffentlich-privaten Zusammenarbeit Das Bereitstellen idealer Rahmenbedingungen für die öf- Hat der Bund im Politikbereich grundsätzlich permanen- fentlichen und privaten Akteure und deren Zusammenarbeit te Aufgaben, so konkretisiert er im Rahmen seiner auf insbesondere im Forschungsbereich. Hier trägt die Privatwirt- vierjähriger Periodizität beruhenden Planung jeweils spe- schaft rund zwei Drittel aller Ausgaben und fokussiert auf zifische Ziele und entsprechend zu ergreifende Massnah- die anwendungsorientierte Forschung und experimentelle men. Die BFI-Politik der Jahre 2017–2020 folgt dem Motto Entwicklung. Hauptgegenstand der Forschung an den Hoch- «Die Schweiz bleibt führend in Bildung, Forschung und Inno- schulen und den öffentlich finanzierten Forschungseinrich- vation». Daraus leiten sich unter anderen folgende, auf die tungen ist dagegen die Generierung von neuem Grundla- systemische Stärkung fokussierende Ziele ab: genwissen. • Erhalt der günstigen Rahmenbedingungen, die auf lange Internationale Anbindung Sicht eine zukunftsorientierte Weiterentwicklung des Sys- Die Zurverfügungstellung idealer Rahmenbedingungen tems durch die Leistungserbringer ermöglichen. für die internationale Zusammenarbeit von Schweizer Bil- • Weiterentwicklung der internationalen Zusammenarbeit dungs- und Forschungsakteuren. Entscheidend ist dabei, der Schweiz in den für sie strategisch wichtigen Themen, dass die Schweiz über die Möglichkeiten verfügt, den seit Bereichen und Regionen. jeher als selbstverständlich geltenden länderübergreifenden • Stärkung und Ausbau der Partnerschaft von öffentlicher Austausch von Wissen und Personen weiterhin aktiv und Hand und Privatbereich. weltoffen mitzugestalten. Mit Blick auf eine «gezielte Weiterentwicklung» des Systems Kontinuität und gezielte Schwerpunkt- werden in den Jahren 2017–2020 vier Förderschwerpunkte gesetzt: setzungen 2017–2020 Stärkung der höheren Berufsbildung Dank in der Vergangenheit getätigter Investitionen und in Dank der höheren Berufsbildung (HBB) verfügt die Schweiz Gang gesetzter politischer Massnahmen ist die Leistungs- über ein bewährtes Modell zur beruflichen Höherqualifizie- fähigkeit des BFI-Bereichs heute insgesamt hoch. Vor die- rung auf der nicht-hochschulischen Tertiärstufe. Das Ziel sem Hintergrund lautet die Leitlinie für die Förderperiode der HBB ist die Vermittlung von Qualifikationen, die für die 2017–2020 «Kontinuität mit gezielter Weiterentwicklung». Ausübung anspruchs- und verantwortungsvoller Berufstä- Dabei bedeutet «Kontinuität», dass das bildungs-, for- tigkeiten notwendig sind. Mit der Neuregelung und dem schungs- und innovationspolitische Handeln auch künftig Ausbau der Finanzierung von Kursen, die auf eidgenössische Grundsätzen folgt, denen der Bund seit langer Zeit verpflich- Prüfungen vorbereiten, wird eine weitere Stärkung der höhe- tet ist. Dazu zählen: ren Berufsbildung angestrebt. Mit einem Betrag von 365 Mil- lionen Franken (2017–2020) werden neu die Absolvierenden Kooperativer Föderalismus solcher Kurse durch Zuschüsse des Bundes direkt entlastet. Der Bund erfüllt die ihm zustehenden Aufgaben komple- mentär zu jenen der Kantone und mit konsequentem Blick Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses auf das Ganze. Ein hochqualifizierter wissenschaftlicher Nachwuchs ist für die internationale Wettbewerbsfähigkeit des Hoch- Autonomie schul- und Forschungsplatzes Schweiz von grundlegender Die Garantie einer hohen Autonomie der Hochschulen, der Bedeutung. Deshalb werden die Hochschulen vom Forschenden und der Förderorgane, die ihrerseits eigenver- Bund in der Anpassung ihrer spezifischen Laufbahnstruk- antwortlich auf den gemeinsamen Erfolg hinarbeiten. Die turen für den akademischen Nachwuchs unterstützt. Unter politischen Mittel hierfür sind eine kompetitive Verwendung anderem beteiligt sich der Bund in den Jahren 2017–2020 der Bundesbeiträge und – nach Möglichkeit – die Delegation über die projektgebundenen Beiträge mit 34 Millionen Fran- der Förderung auf eine institutionelle Ebene (ETH-Rat be- ken an der Finanzierung von zwei Projekten zur Förderung ziehungsweise ETH-Bereich, Schweizerischer Nationalfonds, des akademischen Nachwuchses. Dazu kommen spezifische Schweizerische Agentur für Innovationsförderung Innosuisse, Instrumente zur Förderung junger Forschender (z. B. För- Akademiebereich u.a.m.). derungsprofessuren) im Rahmen der Karriereförderung des Schweizerischen Nationalfonds. Vielfältiges und durchlässiges Bildungssystem Es wird ein qualitativ hochstehendes Bildungssystem gepflegt, Sonderprogramm Humanmedizin das gleichwertige allgemein- und berufsbildende Bildungs- Die medizinischen Fakultäten der Universitäten Basel, Frei- und Karrierewege bietet, die gegenseitig anschlussfähig sind burg, Genf, Lausanne und Zürich haben in jüngerer Zeit ihre und sich miteinander kombinieren lassen. Studienplatzkapazitäten in Humanmedizin deutlich erhöht. 12
Dennoch kann der Bedarf an Ärztinnen und Ärzten nur dank der zusätzlichen Rekrutierung von im Ausland ausgebildeten Humanmedizinerinnen und -medizinern gedeckt werden. Um bei gleichzeitiger Sicherstellung der Gesundheitsversorgung diese Auslandabhängigkeit zu mindern, investiert der Bund in den Jahren 2017–2020 insgesamt 100 Millionen Franken. Das Sonderprogramm «Erhöhung der Anzahl Abschlüsse in Humanmedizin» hat das Ziel, den Kapazitätsausbau an den Universitäten zu beschleunigen und die Anzahl jährlicher Abschlüsse bis ins Jahr 2025 auf 1350 aufzustocken. Das sind rund 50% mehr als heute. Damit die für die Zielerreichung notwendige Aufstockung der Studienplätze gelingt, beteili- gen sich neu auch die Universitäten St. Gallen und Luzern, die Università della Svizzera italiana sowie die beiden ETH an der Ausbildung von Humanmedizinerinnen und -medizinern. Beiträge zum Erhalt der privatwirtschaftlichen Innovationskraft Im Kontext der zunehmenden Digitalisierung ist der Erhalt der im internationalen Vergleich bedeutenden Innovations- kraft der Schweizer Wirtschaft eine Herausforderung. Der Bund leistet dazu seinen Beitrag, indem er einerseits die pri- vatwirtschaftliche Innovation mit langfristig und strukturell wirkenden Massnahmen stützt und weiterhin in bedeuten- dem Masse in die Grundlagenforschung investiert. Ande- rerseits erhöht er die Mittel der Schweizerischen Agentur für Innovationsförderung Innosuisse von rund 600 Millio- nen Franken (2013–2016) für die Jahre 2017–2020 auf gut 800 Millionen Franken. Der Schweizerische Nationalfonds und Innosuisse führen zudem im Auftrag des Bundes neu das gemeinsame Pro- gramm «Bridge» durch, um – entlang der gesamten Wert- schöpfungskette von der Grundlagenforschung bis hin zur marktorientierten Innovation – den Transfer von Forschungs- ergebnissen und deren Anwendung zu beschleunigen. 13
In der Stiftung Altersbetreuung Worb bei Bern kümmert sich eine angehende Fachfrau Betreuung um eine Be- wohnerin. In der Schweiz ermöglichen rund 230 berufliche Grundbildungen den Einstieg ins Berufsleben und vermitteln eine solide Grundlage, um auf dem Arbeitsmarkt bestehen zu können. 14
Berufsbildung Die Berufsbildung stellt in der Schweiz die bedeutends- Die internationale Zusammenarbeit stärken te Erstausbildung nach der obligatorischen Schule dar. Sie Der Bund legt weiterhin einen Schwerpunkt auf die Schaf- ermöglicht einer Vielzahl von Jugendlichen den Einstieg in fung und Optimierung der Rahmenbedingungen für den die Arbeitswelt und versorgt gleichzeitig die Wirtschaft mit internationalen Austausch und die Mobilität in der Berufs- qualifiziertem Nachwuchs an Fach- und Führungskräften. bildung. Die Teilnahme der Schweiz an den internationalen Die Berufsbildung ist eine gemeinsame Aufgabe von Bund, Berufswettbewerben (z.B. WorldSkills) wird weitergeführt. Kantonen und Organisationen der Arbeitswelt. Der Transfer von Schweizer Berufsbildungsexpertise wird durch verschiedene Massnahmen – beispielsweise den Er- Die Kantone tragen den grössten Teil der Aufwendungen fahrungsaustausch mit ausländischen Partnern – und unter der öffentlichen Hand für die Berufsbildung. Die Richtgrösse Einbezug der Verbundpartner intensiviert. Bewährte trans- für die Beteiligung des Bundes an den Kosten beträgt ge- versale Massnahmen wie die Vertiefung und Institutiona- mäss Berufsbildungsgesetz einen Viertel. Seit 2008 wird das lisierung der Kooperation und Koordination mit Ländern, Gros der Subventionen des Bundes für die Berufsbildung als die ihrerseits über ein duales Berufsbildungssystem verfü- leistungsorientierte Pauschalen an die Kantone ausbezahlt. gen, werden bei Bedarf ausgebaut. Die Mitgliedschaft der Schweiz in für die Berufsbildung wichtigen multilateralen Organisationen (z.B. Organisation für wirtschaftliche Zu- Ziele und Massnahmen 2017–2020 sammenarbeit und Entwicklung OECD) und die Teilnahme an Gremien auf europäischer Ebene werden weiterhin ge- Effizienz und Effektivität steigern nutzt. Die politikbereichsübergreifende Koordination mit Unter dieses Ziel werden Massnahmen in unterschiedlichen anderen an der internationalen Berufsbildungszusammen- Bereichen subsumiert. Beispielsweise wird das Förderpro- arbeit aktiven Bundesstellen wird vertieft. gramm Berufsbildungsforschung weitergeführt, wobei die Forschungsergebnisse noch stärker in die Steuerung und die Praxis der Berufsbildung einfliessen sollen. Gleichzeitig wird Bundesbeitrag für die Berufsbildung in den Jahren eine institutionelle Verankerung dieses Forschungsfeldes an 2017–2020: 3632 Mio. CHF den Hochschulen angestrebt. Ebenfalls gestärkt wird die Wahrnehmung des Eidgenössischen Hochschulinstituts 150,8 für Berufsbildung als Expertenorganisation für die Berufs- 192,5 bildung. Weitere Massnahmen betreffen die Berufs-, Studi- en- und Laufbahnberatung, die Ausbalancierung von Ange- 365 bot und Nachfrage auf dem Lehrstellenmarkt sowie eine wei- tere Steigerung der Abschlussquote auf der Sekundarstufe II. 136 Beitrag leisten zur Deckung des Fachkräftebedarfs Im Jahr 2011 wurde aufgrund der demographischen Ent- wicklung die Fachkräfteinitiative lanciert. Ihr Ziel ist es, das inländische Potenzial an Fachkräften verstärkt auszuschöp- fen. Die BFI-Botschaft 2017–2020 sieht in der Berufsbildung 2788 folgende Massnahmen vor: Die Anzahl Ausbildungsplätze im Gesundheitsbereich kontinuierlich erhöhen, die Attrak- tivität der Berufsmaturität steigern und die Rahmenbedin- gungen für den Berufsabschluss sowie den Berufswechsel Leistungsorientierte Pauschalen an Kantone für Erwachsene verbessern. Höhere Berufsbildung: Durchführung von eidg. Prüfungen und Bildungsgängen an höheren Fachschulen Die höhere Berufsbildung stärken Die nationale und internationale Positionierung der höheren Höhere Berufsbildung: subjektorientierte Finanzierung Berufsbildung wird verbessert. Zudem werden mit einem Entwicklung der Berufsbildung und besondere neuen Finanzierungssystem für vorbereitende Kurse auf eid- Leistungen im öffentlichen Interesse genössische Berufs- und höhere Fachprüfungen die Absol- Eidgenössisches Hochschulinstitut für Berufsbildung vierenden solcher Kurse direkt entlastet. Die Finanzierung der subjektorientierten Förderung übernimmt der Bund. Quelle: BFI-Botschaft 2017–2020, Bundesrat 2016 15
Der Bund fördert den Erwerb und Erhalt von Grundkompetenzen Erwachsener, beispielsweise durch Beiträge an Organisationen der Weiterbildung. Der «Verein Lesen und Schreiben für Erwachsene» in Bern bietet Lese- und Schreibkurse auf verschiedenen Niveaustufen sowie Kurse in den Bereichen Rechnen und Computeran- wendung an. 16
Weiterbildung Bund und Kantone haben sich die verstärkte Nutzung al- ler Potenziale im Bildungssystem zum Ziel gesetzt. Weiter- bildung spielt für den Einzelnen, für die Gesellschaft und für die Wirtschaft eine wichtige Rolle. Die beschleunigten gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Veränderungen erfordern, dass Qualifikationen und Wissen ständig ange- passt und erweitert werden. Unter die Weiterbildung fällt diejenige Bildung, die namentlich in organisierten Kursen mit Lernprogrammen und einer definierten Lehr-Lern-Bezie- hung ausserhalb der formalen Bildung erfolgt. In der Schweiz ist die Weiterbildungsbeteiligung insgesamt hoch, jedoch ist der Zugang zur Weiterbildung teilweise für verschiedene Personengruppen erschwert. Dazu zählen ins- besondere erwachsene Personen, die nicht über genügende Grundkompetenzen in den Bereichen Lesen, Schreiben und mündliche Ausdrucksfähigkeit in einer Landessprache, Ma- thematik sowie Anwendung von Informations- und Kom- munikationstechnologien verfügen. Kantone, die Mass- nahmen gegen diesen Missstand ergreifen, erhalten dafür gemäss Weiterbildungsgesetz Finanzhilfen des Bundes. Bundesbeitrag für die Weiterbildung in den Jahren 2017–2020: 26 Mio. CHF 17
Die Schweiz beteiligt sich als Drittstaat am Austausch- und Mobilitätsprogramm «Erasmus+» der Europäischen Union. Die Basler Primarlehrerin Annemarie Sauter hat bei Hospitationen in Bobigny/Paris (F) und Hastings (UK) neue pädagogische Ansätze und Schulsysteme kennengelernt und bringt nun neue Erfahrungen in ihren Schweizer Schulalltag ein. 18
Austausch und Mobilität Internationale Kooperationen in der Bildung nehmen stark eine besonders wichtige Bedeutung zu. Zu erwähnen sind an Bedeutung zu. Charakteristisch für den Austausch von dabei die UNESCO und die Tätigkeiten des Europarats im Menschen und Ideen zu Beginn des 21. Jahrhunderts ist das Bereich der Bildung. Beide Organisationen tragen als Fo- Faktum, dass sich diese Prozesse auf verschiedenen Ebenen ren zur internationalen Diskussion von Bildungsfragen bei vollziehen. Angehörigen aller Altersklassen und Bildungsin- und vermitteln als Promotoren für Initiativen und Projekte stitutionen aller Stufen bieten sich zahlreiche Möglichkeiten wertvolle Impulse für die grenzüberschreitende Bildungs- der grenzüberschreitenden Bildungszusammenarbeit, die zusammenarbeit. Eine wichtige Rolle spielen auch die bil- kontinuierlich ausgebaut und weiterentwickelt werden. dungsspezifischen Aktivitäten der OECD, die mit neuen Fra- gestellungen, länderübergreifenden Kompetenzmessungen und Best-Practices-Vergleichen den Meinungsaustausch EU-Bildungsprogramme weltweit anregt. Im Rahmen der internationalen Zusam- menarbeit der Schweiz in den Bereichen Bildung, Forschung Der Bund fördert die internationale Mobilität als Teil der und Innovation spielen die entsprechenden Tätigkeiten der gemeinsamen Bildungspolitik von Bund und Kantonen. Er OECD eine wichtige Rolle. lehnt hierfür seine Förderpolitik seit über zwanzig Jahren eng an die Bildungsprogramme der Europäischen Union an. Der Bund misst der internationalen Bildungszusammen- An der Programmgeneration 2014–2020 von «Erasmus+» arbeit im Allgemeinen eine wachsende Bedeutung bei. der EU beteiligt sich die Schweiz als Drittstaat und finanziert Priorität bei den Fördermassnahmen haben Kooperatio- als solcher die Bildungsmobilität von Schweizerinnen und nen mit dem Ausland, die folgenden Zwecken dienen: Schweizern ins Ausland und auch diejenige von ausländi- Wissenschaftsnachwuchsförderung, Partizipation am Wis- schen Teilnehmenden, die in die Schweiz kommen. senstransfer, Stimulierung von Innovationsfähigkeit und Die im Rahmen von «Erasmus+» organisierten Aktivitäten Kreativität. Im Zentrum steht die subsidiäre Unterstützung und Angebote stehen allen Institutionen sämtlicher Bil- von Vorhaben, die dazu dienen, Fachwissen zu erarbeiten dungsstufen sowie dem ausserschulischen Bereich offen. und auszutauschen sowie die wissenschaftliche Exzellenz zu Der Hauptfokus der Förderung gilt der Lernmobilität. Da- stärken. bei handelt es sich um individuelle internationale Studien-, Ausbildungs- und Weiterbildungsaufenthalte sowohl für Zu den geförderten Akteuren zählen unter anderem der Lernende in allen Bildungsbereichen als auch für Bildungs- Verband Schweizer Wissenschafts-Olympiaden, die Schwei- personal. Dazu gehören ebenfalls Austauschaktivitäten im zerische Studienstiftung, die Stiftung «Schweizer Jugend Bereich der Jugendförderung. Bewährte Formate sind bei- forscht» sowie das Wissenschaftskolleg zu Berlin und die spielsweise Studienaufenthalte in einer Partnereinrichtung, eng mit ihm kooperierenden «Institutes of Advanced Stu- Lern-, Lehr- und Arbeitserfahrungen in Unternehmen, Frei- dy» in Bukarest und Sofia. willigentätigkeiten, Gruppenaustausche von Jugendlichen oder Weiterbildungen und Lehrtätigkeiten an europäischen Bundesbeitrag für Bildungskooperationen in den Partnerinstitutionen. Jahren 2017–2020: 24 Mio. CHF Ziel ist es, einerseits einer grossen Anzahl von Schweizerin- nen und Schweizern eine internationale Lernmobilität und Erweiterung ihrer Kompetenzen zu ermöglichen und ander- Stipendien für ausländische Studierende seits die internationale Vernetzung des Bildungsstandorts Schweiz zu stärken. Die Umsetzung der Fördermassnahmen Im Rahmen der grenzüberschreitenden Bildungszusam- ist hauptsächlich Aufgabe der vom Bund und den Kantonen menarbeit und der Wissenschaftsaussenpolitik vergibt die getragenen nationalen Agentur für die Förderung von Aus- Schweiz seit 1961 Stipendien an junge Forschende und tausch und Mobilität «Movetia». Kunstschaffende aus dem Ausland. Diese Regierungs- Stipendien fördern den internationalen Austausch und die Bundesbeitrag für die Teilnahme der Schweiz an Forschungszusammenarbeit der Schweiz mit über 180 Län- «Erasmus+» in den Jahren 2017–2020: 150 Mio. CHF dern. Zuständig für die Vergabe der einjährigen Hochschul- stipendien ist die Eidgenössische Stipendienkommission für ausländische Studierende (ESKAS). Jährlich werden Internationale Bildungskooperation rund 300 Stipendien aufgrund von Exzellenz-Kriterien ver- geben. Die internationale Bildungszusammenarbeit der Schweiz wurde seit jeher durch intensive zwischenstaatliche Kon- Bundesbeitrag für Stipendien für ausländische Stu- takte mitgeprägt. Dabei fällt der multilateralen Kooperation dierende in den Jahren 2017–2020: 40 Mio. CHF 19
Bund und Kantone schaffen gemeinsam ein Bildungssystem, das durchlässig und von hoher Qualität ist sowie die Mobilität erleichtert. Gemeinsame Ziele, Vereinbarungen, Grundlagen und Entwicklungsarbeiten dienen der besseren Steuerung des Bildungssystems. Dazu zählt zum Beispiel die internationale Kompetenzmessung von Jugendlichen, die unter dem Namen PISA im Rahmen der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) durchgeführt wird. 20
Bildungszusammenarbeit Bund und Kantone Der Bund und die Kantone haben im föderal geprägten Bil- Stipendien für inländische Studierende dungsraum Schweiz je ihre eigenen Zuständigkeiten. Die Entscheidungen einer staatlichen Ebene haben oft Auswir- Personen in Ausbildung können in der Schweiz Stipendien kungen auf andere Bildungsstufen und damit auf den Bil- oder Studiendarlehen beantragen. Für die Vergabe dieser dungsraum als Ganzes. Die Bundesverfassung verpflichtet Ausbildungsbeiträge sind die Kantone zuständig. Der Bund beide staatlichen Ebenen, ihre Anstrengungen zu koordi- unterstützt die Kantone mit pauschalen Beiträgen für ihre nieren und ihre Zusammenarbeit über gemeinsame Organe Aufwendungen an Studierende auf der Tertiärstufe (Hoch- sicherzustellen. schulen und höhere Berufsbildung). Viele Kantone harmo- nisieren ihre Vergabekriterien auf Basis eines Konkordats (Stipendienkonkordat). Grundlagen- und Entwicklungsarbeiten Gemäss dem seit 2016 geltenden neuen Ausbildungsbei- Bund und Kantone führen auf der Basis eines gemeinsamen tragsgesetz haben nur noch diejenigen Kantone Anspruch Programms verschiedene Grundlagen- und Entwicklungsar- auf die Bundesbeiträge, welche relevante Harmonisierungs- beiten durch. Dazu zählen das nationale Bildungsmonito- bestimmungen des Konkordats erfüllen. ring mit dem im Jahr 2018 zum dritten Mal erscheinenden «Bildungsbericht Schweiz», die Kompetenzmessungen von Bundesbeitrag für Ausbildungsbeiträge in den Jahren Jugendlichen im Rahmen der internationalen Schulleistungs- 2017–2020: 102 Mio. CHF untersuchung «Programme for International Student Assess- ment» (PISA), der Unterhalt des schweizerischen Bildungs- servers educa.ch sowie Qualitätssicherungsmassnahmen auf der Sekundarstufe II. Bundesseitige Grundlage für die Mitfi- nanzierung dieser kontinuierlichen Aufgaben ist das 2017 in Kraft gesetzte Bundesgesetz über die Zusammenarbeit des Bundes mit den Kantonen im Bildungsraum Schweiz. Bundesbeitrag für die Bildungszusammenarbeit mit den Kantonen in den Jahren 2017–2020: 22 Mio. CHF 21
Die Hochschullandschaft Schweiz bietet ein umfassendes und vielfältiges Angebot. Caterina Riva, Studentin des Master-Studiengangs in Konservierung-Restaurierung, arbeitet am Wandbild «Pesca Miracolosa» in der Kirche Santa Maria del Sasso in Morcote (Tessin). Dieser Studiengang der Scuola universitaria professionale della Svizzera italiana (SUPSI) bildet die Studierenden in der Restaurierung von Wandmalereien, Stuck und steinernen Oberflächen aus. 22
Hochschulen Die Hochschullandschaft Schweiz bietet ein umfassendes und anderem verantwortlich für das Erreichen der vom Bundesrat vielfältiges Angebot. Zu den universitären Hochschulen, an vorgegebenen strategischen Ziele. welchen neben der Lehre vor allem Grundlagenforschung betrieben wird, gehören die zehn kantonalen Universitäten Ziele und Massnahmen 2017–2020 sowie die beiden vom Bund betriebenen Eidgenössischen Technischen Hochschulen. An den sieben öffentlichen Fach- Die Lehre ausbauen hochschulen stehen praxisbezogene Lehre und Forschung Die beiden ETH integrieren neue Entwicklungen in der For- im Vordergrund. Die vierzehn pädagogischen Hochschulen schung laufend in ihre Curricula und etablieren neue Stu- haben den Auftrag, qualifizierte Lehrerinnen und Lehrer für diengänge. alle Schulstufen in genügender Zahl auszubilden. Zukunftsträchtige Forschungsgebiete erschliessen und Die Ausgestaltung des Hochschulraums Schweiz wird mass- moderne Forschungsinfrastrukturen unterhalten geblich durch zwei Organe geprägt: Die Schweizerische Mit Forschung im Dienste der Gesellschaft leistet der ETH-Be- Hochschulkonferenz (SHK) und swissuniversities. reich substanzielle Beiträge zur Bewältigung heutiger und künftiger gesellschaftlicher Herausforderungen. Laufend Die SHK ist das oberste hochschulpolitische Organ und sorgt werden neue, zukunftsträchtige Forschungsgebiete erschlos- für die Koordination der Tätigkeiten von Bund und Kantonen sen. Moderne Forschungsinfrastrukturen, die der ETH-Bereich im Hochschulbereich. Sie verfügt über rechtssetzende Kom- betreibt, weiterentwickelt und der gesamten Forschungsge- petenzen und gibt Empfehlungen sowie Stellungnahmen meinschaft zur Verfügung stellt, ermöglichen in der Schweiz ab. Der Bund präsidiert die SHK und ist zuständig für die technologiebasierte natur- und ingenieurwissenschaftliche Geschäftsführung. Spitzenforschung. swissuniversities, die Rektorenkonferenz der schweizerischen Den Wissens- und Technologietransfer fördern Hochschulen, setzt sich aus den Rektorinnen und Rekto- Der ETH-Bereich baut seine Position als wichtiger akade- ren beziehungsweise Präsidentinnen und Präsidenten der mischer Partner von Schweizer und internationalen Un- universitären Hochschulen, der Fachhochschulen und der ternehmen sowie der öffentlichen Verwaltung weiter aus. pädagogischen Hochschulen zusammen. swissuniversities Vermittlung von Kompetenzen im Bereich Wissens- und setzt sich für eine Vertiefung und Weiterentwicklung der Technologietransfer und unternehmerisches Knowhow sind Zusammenarbeit unter den schweizerischen Hochschulen ein zudem integrale Bestandteile der Ausbildung im ETH-Bereich. und fördert eine gemeinsame Stimme des Hochschulraums Schweiz. Ausserdem nimmt swissuniversities Koordinations- Nationale Zusammenarbeit und Koordination stärken aufgaben wahr und handelt auf internationaler Ebene als Um wissenschaftliche Synergien zu nutzen, werden Allianzen nationale Rektorenkonferenz für die Gesamtheit aller univer- mit ausgewählten nationalen Technologiekompetenzzent- sitären Hochschulen, Fachhochschulen und pädagogischen ren und Forschungsinstitutionen gegründet, gestärkt und Hochschulen. weitergeführt. Internationale Positionierung und Zusammenarbeit Bereich der Eidgenössischen forcieren Das Halten der internationalen Spitzenpositionen und die Technischen Hochschulen Förderung der Vernetzung mit weltweit führenden Institutio- Der vom Bund geführte ETH-Bereich umfasst die Eidgenös- nen bedingen die Erhaltung der bestehenden guten Rahmen- sischen Technischen Hochschulen in Zürich und Lausanne bedingungen. Dazu gehört unter anderem die Möglichkeit, sowie die vier Forschungsanstalten Paul-Scherrer-Institut die talentiertesten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler (PSI), Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee unabhängig von ihrer Herkunft rekrutieren zu können. und Landschaft (WSL), Eidgenössische Materialprüfungs- und Forschungsanstalt (EMPA) und Eidgenössische Forschungs- Dienstleistungen für die Gesellschaft wahrnehmen anstalt für Wasserversorgung, Abwasserreinigung und Der ETH-Bereich trägt im Rahmen seines Auftrags zur nach- Gewässerschutz (Eawag). Der ETH-Rat ist das strategische haltigen Entwicklung von Gesellschaft, Wirtschaft und Führungs- und Aufsichtsorgan des ETH-Bereichs und unter Umwelt bei und erfüllt sogenannt nationale Aufgaben. Zu 23
letzteren zählen Dienstleistungen wie diejenigen des Schwei- Universitäten und Fachhochschulen zerischen Erdbebendiensts und der Konjunkturforschungs- stelle an der ETH Zürich, der Lawinenwarndienst der WSL Die finanzielle Unterstützung von kantonalen Universitäten oder die weltweit einzigartige Protonentherapie zur Behand- und Fachhochschulen durch den Bund ist im Hochschulförde- lung von Krebserkrankungen am PSI. rungs- und -koordinationsgesetz (HFKG) nach einheitlichen Grundsätzen geregelt. Bundesbeitrag für die Hochschulen in den Jahren Ziele und Massnahmen 2017–2020: 2017–2020: 15 688 Mio. CHF Kantonale Universitäten 224,8 381,7 Den Nachwuchsforschenden planbare Karriereperspektiven ermöglichen Verschiedene Massnahmen tragen dazu bei, den akademi- 2149,8 schen Karrierepfad für den einheimischen Nachwuchs attrak- tiver zu gestalten. Zu diesen Massnahmen gehören unter an- derem die Förderung der Mobilität auf Stufe Doktorat sowie die Schaffung von zusätzlichen Stellen für junge Forschende. 2753,9 Die Ausbildungskapazitäten in der Humanmedizin erhöhen In den letzten Jahren konnten in der Schweiz zu wenige 10178 Ärztinnen und Ärzte ausgebildet werden und die Abhängig- keit vom Ausland vergrösserte sich entsprechend. Durch das Sonderprogramm Humanmedizin soll die Anzahl Abschlüsse pro Jahr von ungefähr 850 (2016) auf zirka 1350 (2025) gesteigert werden. ETH-Bereich Die Qualität der Lehre und die Mobilität verbessern Grundbeiträge Universitäten Angesichts der Digitalisierung und der sich verändernden Grundbeiträge Fachhochschulen Lebensumwelt der Studierenden fördern die Universitäten Investitionsbeiträge innovative didaktische Methoden. Weiter setzen sie sich zum Projektgebundene Beiträge Ziel, die Mobilität zwischen den Hochschulen sowie innerhalb der Hochschulen zu verbessern. Dazu werden spezifische Quelle: BFI-Botschaft 2017–2020, Bundesrat 2016 Informations- und Beratungsangebote entwickelt. Die Zusammenarbeit im Hochschulraum Schweiz stärken Als Beitrag zur Erbringung von Aufgaben von gesamtschwei- zerischer hochschulpolitischer Bedeutung werden unter anderem die Projekte «Wissenschaftliche Information: Zu- gang, Verarbeitung und Speicherung», «Strategie gegen Fachkräftemangel in Gesundheitsberufen», «Chancengleich- heit und Hochschulentwicklung», «Aufbau der wissenschaft- lichen Kompetenzen in Fachdidaktiken» und das Schweizeri- sche Zentrum für Islam und Gesellschaft (Universität Freiburg) mit Bundesmitteln unterstützt. 24
Ziele und Massnahmen 2017–2020: Fachhochschulen Die Lehre kontinuierlich weiterentwickeln Zur kontinuierlichen Weiterentwicklung der Lehre tragen ver- schiedene Massnahmen bei. Unter anderem werden flexible Lernumgebungen geschaffen, die Kooperationen zwischen Hochschule und Praxis gefördert sowie studienbegleitende Angebote konzipiert. Die Weiterentwicklung der Curricula geschieht unter Berücksichtigung der Bedürfnisse der Ar- beitswelt. Nachhaltig abgestützte Finanzierung der anwendungs- orientierten Forschung sichern Die Fachhochschulen betreiben anwendungsorientierte For- schung und Entwicklung und sorgen für einen Wissens- und Technologietransfer zwischen Wissenschaft und Praxis. Die Forschungsfinanzierung an Fachhochschulen ist bisher in starkem Masse von eingeworbenen Drittmitteln und dem unmittelbaren Projektnutzen Dritter abhängig und soll künf- tig nachhaltiger abgestützt sein. Den wissenschaftlichen Nachwuchs im Fachhochschulprofil fördern Es werden FH-spezifische Laufbahnmodelle entwickelt so- wie Programme etabliert, die den spezifischen Leistungs- auftrag der Fachhochschulen abbilden und damit die duale Perspektive von Berufsfeld und akademischer Qualifikation reflektieren. Bundesbeitrag für die Hochschulen in den Jahren 2017–2020: 15 688 Mio. CHF 25
Im Nationalen Forschungsschwerpunkt (NFS) «Digitale Fabrikation» arbeiten über 60 Forschende aus sechs ver- schiedenen Disziplinen zusammen, um bahnbrechende Technologien für das Bauen von morgen zu entwickeln. Kathrin Dörfler und Norman Hack vom Lehrstuhl Gramazio Kohler Research der ETH Zürich forschen an einem robotischen Bauprozess, mit welchem Stahlbetonelemente ohne Schalung direkt auf der Baustelle angefertigt werden können. 26
Forschung und Innovation auf nationaler Ebene Die Schweiz ist im Forschungs- und Innovationsbereich sehr tätig sind. Als Verbindungsglied zwischen den Hochschulen kompetitiv. Sie zählt zu den Ländern, die im Verhältnis zu und dem SNF agieren die an den Hochschulen verankerten ihrem Bruttoinlandprodukt am meisten für Forschung und Forschungskommissionen. Für die Koordination und Unter- Entwicklung (F&E) ausgeben. Die Privatwirtschaft trägt über stützung der Tätigkeiten von Stiftungsrat, Forschungsrat und zwei Drittel der Schweizer F&E-Ausgaben. Die öffentliche Forschungskommissionen ist die Geschäftsstelle zuständig. Forschungsförderung (Bund und Kantone) setzt in erster Linie auf die Eigeninitiative der Forschenden, das Wettbewerbs- Nationale Forschungsprogramme prinzip und auf ideale Rahmenbedingungen auch für die Die Nationalen Forschungsprogramme (NFP) dienen der internationale Zusammenarbeit. Erarbeitung von Orientierungs- und Handlungswissen zur Klärung aktueller Probleme von Gesellschaft und Wirtschaft. Der Bund ist auf der Grundlage des Forschungs- und Inno- Die NFP werden nach jeweils rund fünfjähriger Laufzeit ab- vationsförderungsgesetzes (FIFG) zuständig für die Finanzie- geschlossen. Der Themenwahlprozess für die NFP erfolgt rung der Forschungs- beziehungsweise Innovationsförderung bottom-up, indem interessierte Kreise Skizzen einreichen. durch den Schweizerischen Nationalfonds (SNF) beziehungs- Nach der Machbarkeitsprüfung durch den SNF entscheidet weise Innosuisse. Auch finanziert der Bund den Verbund der Bundesrat periodisch über die Themen sowie den Finanz- der Akademien der Wissenschaften Schweiz und unterstützt rahmen von neuen NFP und beauftragt den SNF mit deren knapp 30 Forschungseinrichtungen von nationaler Bedeu- Durchführung. tung ausserhalb der Hochschulen. Aus der Ressortforschung des Bundes, welche die Bundesverwaltung entweder selbst Nationale Forschungsschwerpunkte durchführt oder durch Hochschulen oder private Unterneh- Die Nationalen Forschungsschwerpunkte (NFS) dienen der men vornehmen lässt, resultieren ebenfalls wichtige wissen- nachhaltigen Schwerpunkt- und Strukturbildung in für die schaftliche Erkenntnisse. Schweiz strategisch wichtigen Bereichen. Die NFS sind in- stitutionell abgestützte Forschungsvorhaben von gesamt- schweizerischer Bedeutung, die einem klar bezeichneten Schweizerischer Nationalfonds und thematisch abgegrenzten Forschungsgebiet zuge- ordnet sind. Neben den Forschungsgruppen einer Heim- Freie Grundlagenforschung institution verfügt ein NFS auch über ein Netzwerk, in Der Bund unterstützt die freie Grundlagenforschung insbe- das weitere Teams aus der ganzen Schweiz eingebunden sondere durch die Finanzierung des Schweizerischen Natio- sind. Der Lancierungsentscheid neuer NFS erfolgt durch nalfonds (SNF). Er führt den SNF über eine Leistungsvereinba- den Bund, zuständig für die Durchführung und Kontrolle rung und stellt ihm einen entsprechenden Kreditrahmen für ist der SNF. seine autonom ausgeübten Fördertätigkeiten zur Verfügung. Ziele und Massnahmen 2017–2020 Zu den Aufgaben des SNF gehören die Förderung der wissen- schaftlichen Forschung in allen Disziplinen, die Förderung des Im Rahmen der allgemeinen Projektförderung eine wissenschaftlichen Nachwuchses sowie die Durchführung kompetitive Forschung sichern von Nationalen Forschungsprogrammen und Nationalen For- Die Projektförderung ist das zentrale Instrument des SNF. schungsschwerpunkten. Zudem beteiligt sich der SNF aktiv Sie ermöglicht es Forschenden aller Disziplinen und Fachbe- an der Ausgestaltung der internationalen Forschungszusam- reiche, eine Unterstützung von Projekten ihrer Wahl zu be- menarbeit der Schweiz. antragen. Die jeweiligen Forschungsvorhaben zielen primär auf Grundlagenwissen und Erkenntnisgewinn und nicht auf Der SNF wurde 1952 als privatrechtliche Stiftung gegrün- die Entwicklung direkt anwendbarer Problemlösungen oder det. Sein oberstes Organ ist der Stiftungsrat, welcher für marktfähiger Produkte ab. Diese bewährte Förderpraxis wird die Wahrung des Stiftungszwecks sorgt, die Position des in der Periode 2017–2020 weitergeführt. SNF zu forschungspolitischen Fragestellungen definiert und Planungsdokumente verabschiedet. Zuständig für die Be- Die Nachwuchsförderung stärken urteilung der Gesuche ist der Nationale Forschungsrat. Er Die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses gehört setzt sich aus Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern zu- zum Grundauftrag und ist Anliegen jeder Hochschule. Der sammen, die mehrheitlich an schweizerischen Hochschulen SNF unterstützt dieses Anliegen sowohl über die allgemeine 27
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