Roche Penzberg - Biotech from Science to Patients
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6.720.000.000 Euro Forschungsinvestition 80.129 Engagierte Mitarbeiter 122 Klinische Studien 18 F&E-Standorte 1 Mission Quelle: Geschäftsbericht 2011 2 Roche in Penzberg
Der Roche-Konzern – das größte Biotech-Unternehmen der Welt Penzberg Basel Vacaville Utsunomiya San Francisco Ukima Oceanside Singapur Weltweite Biotechnologie-Standorte von Roche Roche in Penzberg 3
Die Inspiration der Natur nutzen Biotechnologie – Fortschritt in der Medizin Biotechnologie – Schlüssel zum Fortschritt Antworten auf drängende Fragen der Medizin zu finden ist das Leit- motiv von Roche. Die Biotechnologie ist ein Schlüssel dazu. Schwere Krankheiten sollen besser diagnostizierbar und behandelbar werden. Roche hat die Biotechnologie früh entdeckt. Heute ist der Konzern auf dem Gebiet weltweit die Nummer eins. Die entscheidenden Weichen stellte Roche mit dem Einstieg beim US-Pionier Genentech bereits 1990. Die Biotechnologie galt damals als exotisches Gebiet, denn die meisten Pharmafirmen waren Mischkonzerne mit dominierendem Chemiegeschäft. Heute gibt es unter den großen Pharmaunternehmen keines, das ohne biotechnologische Forschung auskommt. Zielsichere Therapien Die moderne Biotechnologie macht sich die natürlichen Steue- rungsmechanismen von Zellen zu Nutze. Während herkömmliche Therapien oft nicht zwischen gesund oder krank unterschei- den, wirken biotechnologische Medikamente im Patienten meist effizienter und gezielter. So greifen die von der Natur inspirierten Therapien etwa in den Stoffwechsel von Krebszellen ein, die unkon- trolliert als Tumor wachsen. Durch verschiedenste Mechanismen ist es heute beispielsweise möglich, außer Kontrolle geratene Zellen in ihrem Wachstum zu hemmen oder sie in ein natürliches Selbstzer- Mit Hefe fing alles an. Als vor 5.000 störungsprogramm zu treiben und somit abzutöten. Jahren der erste Wein gekeltert und das erste Brot gebacken wurden, schlug die Geburtsstunde der Biotechnologie. Heute sind die von der Natur inspirierten Wussten Sie, dass ... Prozesse in vielen Bereichen des modernen Lebens und der ... Roche bereits vor nahezu Industrie unverzichtbar. Besonders in der Medizin. 70 Jahren klassische biotechnologische Methoden angewandt hat? 6 Roche in Penzberg
Mit Hilfe der Biotechnologie konnten wesentliche Ursachen zahlreicher Krankheiten erforscht werden. Dank dieses Wissens kann heute vielen Patienten geholfen werden. Doch es gibt noch viel zu tun. Vom Impfstoff über den Antikörper bis zum Hormon Dem Arzt stehen heute zahlreiche Biologika zur Therapie verschie- denster Erkrankungen zur Verfügung. All diese Medikamente sind das Produkt lebender Zellen, in denen sie unter ganz speziellen Bedingungen hergestellt werden. Derzeit sind auf dem deutschen Markt etwa 200 biotechnologische Medikamente zugelassen. Dazu gehören die Impfstoffe als klassische Vertreter der Biotechnologie. Heute dominieren vor allem Antikörper das Feld. Aber auch Wachs- tumshormone und -faktoren wie Erythropoietin, Geschlechtshor- mone, Enzymersatztherapien, Interferone, Gerinnungsmodulatoren oder Insuline stehen Ärzten und Patienten zur Verfügung. Neue Chancen für Patienten Tumorzellen unterscheiden sich Antikörper sind das erfolgreichste Beispiel für biologische Therapien, von gesunden Zellen durch die sich im medizinischen Alltag etabliert haben. Vor nicht weniger zahlreiche Merkmale auf ihrer als 30 Jahren galten die Immunmoleküle als klinisch nur schwer Zelloberfläche. An diese Positionen beherrschbar. Heute sind sie die am schnellsten wachsende binden Antikörper spezifisch nach Medikamentenklasse überhaupt. Im Jahr 2011 befanden sich dem Schlüssel-Schloss-Prinzip. weltweit 283 Antikörper in den verschiedenen Phasen der klinischen Mit ihrer Hilfe gelingt es, kranke Entwicklung. Das ist ein Anstieg von 17 Prozent gegenüber dem Zellen gezielt anzugreifen und Vorjahr.[1] Von den neuen Ansätzen können zum Beispiel Patienten mit gleichzeitig gesunde zu schonen. Brust-, Magen-, Lungen- und Hautkrebs profitieren. Roche führt viele 2011 waren in Deutschland Projekte aus, in denen neue Wirkmechanismen angewandt werden. 27 Antikörpermedikamente zugelassen.[1] Biotechnologie erobert den Markt Biologika haben mittlerweile in Deutschland einen Anteil von 19 Prozent am Pharmamarkt. Der Siegeszug dieser Moleküle geht weiter. 2011 wurden weltweit 556 biotechnologische Medikamente in der Entwicklung gezählt – eine Verdopplung innerhalb von fünf Jahren.[1] Der Umsatz mit biotechnologischen Medikamenten in Deutschland betrug 5,4 Mrd. Euro. Hierzulande arbeiten rund 34.000 Menschen in 678 Unternehmen[2] mit Biotech-Schwerpunkt – in der Grünen (Pflanzen) über die Weiße (Industrie) bis zur Roten Bio- technologie (Biopharmazie). Vom Aufschwung der Biotechnologie profitiert auch die Diagnostik. Wie kaum ein anderer Konzern setzt Roche in der Medizin auf die Kombination der beiden Bereiche. [1] Quelle: vfa bio, 2012 [2] Quelle: biotechnologie.de, 2012 Roche in Penzberg 7
Bergwerk 1971 Biotechnologie-Zentrum 2012 Roche in Penzberg Von der Wissenschaft zum Patienten Schlüsselstandort für Pharma und Diagnostik Hightech statt Kohle Penzberg ist eine Wiege der industriellen Biotechnologie Der Erfolg barg jedoch ein Problem. Es wurde in Tutzing zu in Deutschland. Hier laufen viele Fäden des Roche- eng – ein Umzug war nötig. So entstand 1972 südlich von Netzwerkes zur Personalisierten Medizin zusammen. Mit München auf dem Gelände eines stillgelegten Kohleberg- Forschung, Entwicklung und Produktion ist die gesamte werks Hochtechnologie statt Untertagebau. Penzberg wurde Wertschöpfungskette vertreten. Spezialisten aus Pharma zu einem Musterbeispiel für erfolgreichen Strukturwandel. und Diagnostik arbeiten hier Hand in Hand, um gezielt Wurden 1980 rund 500 Mitarbeiter im Biotechnologie-Werk wirkende Therapien für die richtigen Patienten zum in Penzberg gezählt, sind es heute mehr als 4.800. Der richtigen Zeitpunkt zu entwickeln. In Zeiten, in denen Besitzerwechsel von Boehringer Mannheim zu Roche, der Medikamente überwiegend in Kombination mit begleiten- 1998 erfolgte, beschleunigte die Entwicklung enorm. The- den Diagnostika entwickelt werden, ist das ein Alleinstel- rapeutische Proteine und Diagnostika aus Penzberg tragen lungsmerkmal – nicht nur innerhalb der Roche-Gruppe. wesentlich zum Erfolg von Roche bei. Pionier in der Diagnostik Center of Excellence für therapeutische Proteine Dass Pharma und Diagnostik und auch die Biotechno- Die Forschung, Entwicklung und Produktion rund um bio logie in Penzberg so eng verbunden sind wie nirgendwo pharmazeutische Wirkstoffe wurden in Penzberg immer sonst, ist das Ergebnis einer Entwicklung, die mittler- weiter ausgebaut. Heute darf sich das Werk als „Center of weile schon nahezu 70 Jahre andauert. 1946 begannen Excellence für therapeutische Proteine“ bezeichnen. Im Jahr die biochemischen Arbeiten – damals unter Boehringer 2012 werden rund 160 Projekte bearbeitet. Das schließt Mannheim – in Tutzing am Starnberger See. Daraus ent- auch klinische Medikamententests bis zur Phase II ein, in stand eines der ersten biotechnologischen Forschungs- denen erstmals die Wirksamkeit einer Arznei am Menschen zentren der Welt. Die Ergebnisse der Forschungsarbeiten getestet wird. Aber auch die Diagnostika-Produktion in waren bahnbrechend, denn der diagnostische Einsatz Penzberg hat große Bedeutung für den gesamten Konzern. von Enzymen ermöglichte völlig neue Produkte – da- In fast jedem Roche-Diagnostik-Produkt aus dem weltwei- runter noch heute bekannte Bestseller wie Bluttests auf ten Katalog mit mehr als 20.000 Angeboten befindet sich Alkohol oder Zucker. ein Bestandteil aus Penzberg. 8 Roche in Penzberg
Mitten in Oberbayern – einer der größten Biotech-Standorte Europas bis heute Starker Ausbau der biotechnologischen Produktion 4.800 1996 Erstes in Deutschland erforschtes und biotechnologisch produziertes Medikament (r-PA) 1.962 1982 Erste Testkits mit 600 rekombinanten Enzymen 1979 Erstes in E. coli 450 kloniertes Enzym 1972 Gründung des Standortes 150 in Penzberg 1963 Erster Test 190 auf Blutalkohol 25 1946 Erstes Forschungszentrum Mitarbeiter in Tutzing Pioniere in Penzberg – Meilensteine aus zwei Jahrhunderten Oberbayern ist eine Wiege der Biotechnologie. Vor nahezu 70 Jahren fanden hier Arbeiten statt, die auch heute noch unser Leben prägen. Heute befindet sich in Penzberg einer der modernsten Biotechnologie-Standorte weltweit. Roche in Penzberg 9
Personalisierte Medizin Treffsicher und effizient Neue Lösungen für die medizinische Versorgung International ist die medizinische Versorgung im Umbruch begriffen. Trotz einer alternden Bevölkerung – mit steigendem Versorgungs- bedarf bei gleichzeitigem wirtschaftlichen Druck von Erstattern und Kostenträgern – soll ein hochwertiger Behandlungsstandard erhal- ten bleiben. Das lässt sich nur mit einer effizienten Diagnostik und einer gezielten Behandlung erreichen. Deshalb setzt Roche auf die Personalisierte Medizin. Sie ist das Kernelement der strategischen Ausrichtung des Konzerns. Spitzenforschung wird eingesetzt, um Patienten mit effizienten Therapien helfen zu können, die genau auf ihre Krankheitssituation zugeschnitten sind. Vorteil für Patienten, Ärzte und Kostenträger Von diesen modernen, maßgeschneiderten Therapien profitieren zuallererst die Patienten und die Ärzte. Die Therapieauswahl wird Der Wirkstoff T-DM1 von Roche optimiert, gleichzeitig werden die Nebenwirkungen minimiert, und könnte den Beginn einer neu- die Ergebnisse einer Behandlung können besser prognostiziert en Ära in der Therapie von werden. Über ein verbessertes Kosten-Nutzen-Verhältnis werden Brustkrebs einleiten. Anders als bei aber auch die Ressourcen im Gesundheitssystem geschont. In den herkömmlichen Chemotherapeutika vergangenen Jahren haben vor allem die Zulassungsbehörden geraten die therapeutischen umgedacht. Sie haben angefangen, Therapien zu fördern, deren Giftstoffe nicht in die Blutbahn des Wirksamkeit und Nutzen durch diagnostische Tests klar nachge- Menschen, sondern werden durch wiesen sind. die Kopplung an den Antikörper Trastuzumab gezielt in Krebszellen freigesetzt. Gesundes Gewebe wird nicht angegriffen. Das reduziert die Nebenwirkungen stark. Der Wirkstoff verspricht keine Heilung für die fortgeschrittene Erkrankung, doch könnte er den Patientinnen, Wussten Sie, dass ... die an der Her2-positiven Form von Brustkrebs leiden, wertvolle ... weltweit pro Sekunde etwa Lebenszeit schenken. 30 diagnostische Tests von Roche durchgeführt werden? 10 Roche in Penzberg
Erfolgreicher Einsatz gegen viele Krankheiten Die Personalisierte Medizin ist heute bereits für viele Patienten mit ganz verschiedenen Krankheiten Behandlungsalltag. Dazu zählen unter anderem Menschen, die mit dem Hepatitis-C-Virus infiziert sind. Mit Hilfe eigens entwickelter diagnostischer Tests lässt sich die individuell notwendige Therapiedauer genau eingrenzen und der Behandlungserfolg messen. Häufig kann so die Behandlungszeit um Monate verkürzt werden. Dem Patienten bleiben damit Nebenwir- kungen erspart. An Osteoporose Erkrankte können heute ebenfalls besser behandelt werden. Ein diagnostischer Test zeigt den Behand- lungserfolg der Therapie zuverlässig für Patient und Arzt an. Onkologische Therapien weiterentwickeln Auch nach Jahrzehnten intensivster Forschung ist Krebs heute nur bedingt heilbar. Es hat sich jedoch ein differenziertes Bild e ntwickelt. Mehr als 40 Gene sind bekannt, deren Fehlleitung Brustkrebs auslösen können. Deshalb kann nicht jeder Krebs mit dem gleichen Medikament behandelt werden. Seit Jahren profitieren Patientinnen mit einem bestimmten Subtyp der Krankheit, der diagnostisch zu er- kennen ist, vom Antikörper Trastuzumab. Das erfolgreiche Prinzip der Personalisierten Medizin wurde mit dem Wirkstoff TDM-1 weiterent- wickelt. Mit ihm ist es Roche gelungen, die Treffsicherheit eines An- tikörpers mit der Wirksamkeit einer Chemotherapie zu kombinieren. Das Resultat: weniger Nebenwirkungen und besserer Therapieerfolg. Anteil Diagnostika an GKV-Ausgaben 2,9 % Die Bedeutung von Diagnostika wird oft unterschätzt. So spielen die Kosten diagnostischer Tests bei den Ausgaben der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) nur eine untergeordnete Rolle [3] (2,9 %) Diese Methoden beein- flussen aber den größten Teil der 66 % Therapieentscheidungen. Letztlich hängen zwei Drittel aller GKV-Aus- gaben für Medikamente, Behand- Prozentualer Anteil der GKV-Ausgaben, lungen oder Krankenhausaufent- die vom Einsatz von Diagnostika abhängen halte vom Diagnostika-Einsatz ab. [3] Quelle: Verband der Diagnostica-Industrie Roche in Penzberg 11
Kopfleiste zum ausfüllen Krankheiten verstehen. Ihre Ursache erforschen. 12 Biotechnologie und Diagnostik
Kopfleiste zum ausfüllen Biotechnologie und Diagnostik 13
Auf der Suche nach neuen Biomarkern Werkzeuge der modernen Medizin Wussten Sie, dass ... ... Roche seit 1998 rund Interdisziplinäre Forschung im internationalen Netzwerk Kreative Ideen und der Blick auf unternehmerisches Handeln – die 1,8 Milliarden Euro in mehr als 1.000 Wissenschaftler, die in Penzberg forschen, bewegen sich in einem anspruchsvollen Spannungsfeld. Verschiedenste Pro- Penzberg investiert hat? jekte aus der ganzen Welt erreichen sie. Praktisch, dass der Campus in Oberbayern mehr als 40 Nationalitäten vereint. Mit im Fokus der Wissenschaftler steht, neue therapeutische Ansätze in der Onko- logie zu entwickeln. Diese Aufgabe ist in den vergangenen Jahren anspruchsvoller geworden. Denn im Sinne der Personalisierten Medizin entwickelt Roche – wo immer möglich – Medikamente mit begleitender Diagnostik. Neue Diagnostika dank neuer Biomarker Jeder diagnostische Test braucht eine Basismessgröße, einen Biomar- ker, der etwas über den Gesundheitszustand des Patienten aussagt. Es gibt einfache Bestimmungen wie etwa die alltägliche Blutzucker- messung für Menschen, die an Diabetes erkrankt sind, aber auch Tests, welche Störungen aufdecken, die sich tief in der menschlichen Physis verbergen. Biomarker stehen daher im Zentrum der Personalisierten Medizin. Vor allem Proteine gelten hier als verlässliches Indiz für die Entstehung von Krankheiten. Diese Eiweiße werden zumeist aus Blut isoliert. Viele Störungen lassen sich mit sogenannten Immundiagnosti- ka identifizieren. Sie gelten daher weltweit als Wachstumsmarkt. Die Entwicklung eines neuen Medikamentes kostet rund 1 Mrd. Euro. Von den Anfängen der Forschung im Labor bis zur Marktzulassung vergeht mehr als ein Jahrzehnt. Die Chance, dass sich der Wirkstoff in den drei vorgeschriebenen klinischen Studienphasen als ausreichend sicher und wirksam erweist und auch den Markt erreicht, beträgt etwa [4] 20 bis 25 Prozent. Von 10.000 erforschten Molekülen schafft es lediglich eines zur Marktreife. Mit Hilfe von begleitender Diagnostik können Medikamente schneller und effizienter entwickelt werden. [4] gilt in der Onkologie, DiMasi JA, Grabowski HG. J Clin Oncol. 2007 Jan 10;25(2):209-16 und Walker I, Newell H. at Rev Drug Discov. 2009 Jan;8(1):15-6 14 Roche in Penzberg
Die Entwicklung eines neuen Diagnostikums kostet rund 10 Mio. Euro. Forschung und Entwicklung dauern ungefähr zweieinhalb bis drei Jahre. Von 5.000 in der Forschung identifizierten diagnostischen Marker-Kandidaten eignet sich jedoch nur einer für den Routineeinsatz in der Klinik. Ist dieser erst einmal identifiziert, steigt die Erfolgswahrschein- lichkeit in der Arzneimittelentwicklung. Die unterschiedlichen Entwicklungszyklen in Pharma und Diagnostik aufeinander abzustimmen ist eine Herausforderung in der Entwicklung Personalisierter Therapien. Gene verraten die Krankheit Roche ist davon überzeugt, dass die Sequenzierung des Patientenerb- guts zukünftig zum Standard gehören wird. Zwar sind 99,9 Prozent des Erbguts bei allen Menschen identisch. Doch können kleinste Unter- schiede, wie etwa der Austausch eines einzigen DNA-Bausteins, eine Krankheit auslösen. Diese SNPs (Single Nucleotide Polymorphisms) haben stark an praktischer Bedeutung gewonnen. Viele Krankheiten, besonders in der Onkologie, werden zunehmend nicht mehr nach dem Gewebe benannt, in dem sie auftreten, sondern genetisch klassifiziert. Damit können auch diese Mutationen zu einem Biomarker werden, der die individuell richtige Therapie eines Patienten bestimmt. Gewebeanalyse objektivieren Schon heute gehört die molekularbiologische Analyse von Gewebe- schnitten zum Standard bei der Diagnose von Krebs. Die Beurteilung obliegt dabei jedoch dem Auge des Pathologen. Deshalb sucht Roche nach Möglichkeiten, die Verarbeitung und Auswertung von Gewebeproben zu automatisieren und zu standardisieren. Das Penz- berger Histopathologielabor forscht nach aussagekräftigen Biomar- kern im Gewebe. Das objektive „Auge“ der Maschine soll in Zukunft nicht nur zuverlässiger, sondern auch genauer hinsehen. So wird etwa exakt bestimmt werden können, in welchem Krankheitsstadium sich ein Patient befindet und welche Therapie für ihn passend ist. Roche in Penzberg 15
Personalisierte Medizin Erfolgsbeispiele von Roche Krebs den Schrecken nehmen Krebs ist weltweit eine der häufigsten Todesursachen. Jährlich er- kranken mehr als 12,4 Millionen Menschen neu. Etwa 7,6 Millionen Patienten sterben. Für Roche ist die Onkologie daher mit das wich- tigste Forschungsgebiet. Zwar werden viele Tumorerkrankungen auch in naher Zukunft nicht zu heilen sein, doch es gibt Lichtblicke. Denn heute leben bereits 28 Millionen Patienten mit Krebs. Wissen- schaftler haben sich das Ziel gesetzt, Therapien zu entwickeln, die das Leben von Krebspatienten bei guter Lebensqualität verlängern – also aus Krebs eine chronische Erkrankung machen. So gibt es heute zahlreiche Medikamente, welche die gängige Chemotherapie ergänzen und die therapeutische Wirkung verbessern. Gewebeschnitt eines HER2- Wirksame Kombination gegen Brustkrebs positiven Brustkrebstumors Mitte 2012 hat die US-Gesundheitsbehörde ein Kombipräparat aus dem bewährten Antikörper Trastuzumab und dem neuen Antikörper Pertuzumab zugelassen. Für Europa ist die Zulassung beantragt. Die beiden biotechnologischen Wirkstoffe greifen den Krebs- wachstumsfaktor HER2 aus zwei Richtungen an. HER2 kommt auf rund 25 % aller Brustkrebstumore vor. Die betroffenen Patientinnen haben generell keine günstige Prognose. Die Kombination beider Antikörper könnte ihnen einen Überlebensvorteil bringen. Vor zehn Jahren war die Lebenserwartung nach der Diagnose von Brustkrebs lediglich 22 Monate, heute sind es rund 58 Monate.[5] Das ist haupt- sächlich ein Verdienst der modernen Therapiemethoden. [5] Quelle: Zielinski, Ch; Universität Wien; März 2010; http://www.onkologie-wien.at/forschung-und-lehre/positionspapier/ Wussten Sie, dass ... ... Roche mehr als 160 Kooperationen mit Biotech- Unternehmen unterhält? 16 Roche in Penzberg
Gehirnschnitt eines Gesunden und eines Alzheimer-Patienten – Ablagerungen des sogenannten Amyloid-beta-Proteins gelten als mögliche Ursache für die verhängnisvolle Zerstörung des Hirns von Alzheimer-Kranken. Diese schädlichen Plaques noch vor dem Auftreten erster Symptome zu bekämpfen ist ein vielversprechendes Konzept, das Roche verfolgt. Die Ursache von Alzheimer bekämpfen Die Alzheimersche Erkrankung ist heimtückisch. Lange bevor sich die ersten Symptome bemerkbar machen, beginnt der zerstörerische Pro- zess im Hirn des Patienten. Sämtliche Medikamente, die heute auf dem Markt sind, können die Krankheit nicht aufhalten. Um das zu ändern, muss früh gehandelt werden. Doch die Diagnose ist schwierig. Roche entwickelt einen Biomarker-Test, der früh molekulare Veränderungen erkennt. Derzeit wird ein dazu passender therapeutischer Antikörper in der Klinik an rund 800 Patienten getestet. Das Medikament wurde in Zusammenarbeit mit der MorphoSys AG in Martinsried entwickelt. Es richtet sich gegen die schädlichen Proteinablagerungen im Hirn der Patienten. Sie gelten als eine mögliche Ursache der Krankheit. Unterstützung für den Chirurgen Roche-Wissenschaftler denken in neuen Bahnen. Ein buchstäblich leuchtendes Beispiel der Forschung in Penzberg ist die Kombination eines Antikörpers mit einem angedockten Farbmolekül für den Einsatz im Operationssaal. Der neue Ansatz nutzt die Fähigkeit von Antikör- pern, spezifisch an Tumorgewebe zu binden. Bisher ist der Chirurg bei der operativen Entfernung des Tumors auf sein Auge und seine Erfahrung angewiesen. Er steht in dem Konflikt, einerseits gesundes Gewebe zu schonen, andererseits aber den Tumor auch komplett zu entfernen, um Rückfälle zu vermeiden. Das optische Signal, welches das neue Antikörperwerkzeug aussendet, könnte zukünftig dem Arzt bei der Entscheidung helfen, wie weit er schneiden muss. Roche in Penzberg 17
Ideen umsetzen. Medizinischen Fortschritt gestalten. 18 Biotechnologische Therapien
Biotechnologische Therapien 19
Produktion in Penzberg Ideen in Therapien übersetzt Medikamente und Diagnostika aus Penzberg Höchste Ansprüche an die Produktqualität Penzberg ist nicht nur ein wichtiger Forschungs- und Medikamente nach der Good Manufacturing Practice (GMP) Entwicklungsstandort von Roche, sondern besitzt auch herzustellen, erfordert Spezialisten. Daher arbeiten Fachleute die größten Produktionskapazitäten für biotechnologische wie Biotechnologen, Biochemiker oder auch Bioinformatiker Produkte aller europäischen Werke. Wichtige Wirkstoffe wie und Automatisierungstechniker in den Produktionsanlagen. Erythropoietin, Interferon sowie der Antikörper Trastuzumab Hier stehen Fermenter mit einem Volumen bis zu 10.000 m3, werden hier in einem Marktwert von rund 6 Mrd. Euro her- in denen genetisch modifizierte Zellen den Antikörper, das gestellt. Das sind etwa 20 Prozent des gesamten Pharma- Hormon oder Enzym herstellen. Nach der Fermentation umsatzes der Roche-Gruppe. Auch Enzyme und Reagenzien werden die Zellen abgetrennt und das Rohprodukt entnom- für die Grundlagenforschung und die Industrie sowie dia- men. In anschließenden mehrstufigen Reinigungsschritten, gnostische Tests für Ärzte und klinische Labore werden in die sehr aufwendig und teuer sind, werden praktisch alle Penzberg produziert. In fast jedem diagnostischen Produkt vorhandenen Nebenbestandteile abgetrennt. So lässt sich die von Roche findet sich Penzberger Know-how wieder. von den Behörden geforderte höchste Reinheit erreichen. Wussten Sie, dass ... ... Penzberg der einzige Roche- Campus ist, auf dem Forschung, Entwicklung und Produktion von Diagnostics und Pharma angesiedelt sind? Weltweit werden die in Penzberg erzeugten biotechnologischen Vorprodukte eingesetzt. Davon profitieren Patienten in aller Welt, denen somit moderne Medikamente und Diagnostika zur Verfügung stehen. 20 Roche in Penzberg
Penzberg ist das Zentrum eines weltweiten Netzwerks zur Personalisierten Medizin. Im Mittelpunkt steht der Einsatz von Antikörpern in Diagnostik und Therapie. Der Prozess ist das Produkt Bis jedoch Zellen in der biotechnologischen Produktion eingesetzt werden können, haben sie bereits einen jahrelangen Entwicklungs- und Optimierungsprozess durchlaufen. Einfach das Gen für ein Produkt einzusetzen, reicht nicht. Zahlreiche Schritte sind nötig, um eine stabil hohe Proteinmenge in der gewünschten Qualität zu erhalten. Auch die Fermentationsbedingungen müssen penibel eingehalten werden. Selbst kleinste Abweichungen in der Tempera- tur oder im Kulturmedium können zu Ausfällen kompletter Chargen „Klassenerster”, das ist eine führen. Das unterscheidet Biologika von Arzneimitteln aus kleinen seltene Auszeichnung – auch Molekülen, die chemisch hergestellt werden. in der Pharmaindustrie. Mit den sogenannten CrossMabs wurde in Der erste Test am Menschen Penzberg gerade eine völlig neue Bevor ein Medikament zugelassen werden kann, muss es unter kon- Medikamentenklasse entwickelt. trollierten Bedingungen am Menschen getestet werden. Seit kurzem Anders als herkömmliche werden auch in Penzberg klinische Studien der Phasen I und II Antikörper erkennen die neuen geplant und von hier aus geleitet. Im Jahr 2011 gelang es, drei neue Proteine gleich zwei Zielstrukturen Krebsantikörper in die ersten Tests am Menschen zu bringen. Dieses auf einmal. Das eröffnet die Tempo soll in den kommenden Jahren aufrechterhalten werden. Möglichkeit zu völlig neuen Penzberg ist damit ein integrierter Standort von der Grundlagen- bis Therapien. zur klinischen Forschung. Das Zusammenspiel von Diagnostik und Wirkstoffentwicklung zeigt sich vorteilhaft im Sinne der Personali- sierten Medizin – die richtige Therapie für den richtigen Patienten zur richtigen Zeit. Roche in Penzberg 21
Die Medizin von morgen Die Zukunft hat schon begonnen Realität und Vision zugleich Gene bestimmen die Therapie Für Roche ist die Personalisierte Medizin beides: gelebte In Zukunft werden Diagnosen auf Basis exakter Biomar- Realität und Vision in einem. Bereits heute werden ker-Analysen gestellt, also auch auf Basis des persön- Patientengruppen mit Medikamenten behandelt, die auf lichen Genoms. Schon heute gibt es dafür Beispiele.[6] Die sie zugeschnitten sind. Patienten mit Brust-, Lungen-, Kombination aus effizienten Therapeutika und präzisen Magen- oder Hautkrebs profitieren genauso davon wie diagnostischen Tests werden das heutige System ablösen, Menschen, die mit Hepatitis C oder HIV infiziert sind. das noch oft auf Versuch und Irrtum beruht. Medikamente Doch es gibt noch viel zu tun, nicht nur in der Onkolo- werden zielgerichteter entwickelt und auch verabreicht. gie. Für viele Krankheiten wie zum Beispiel Alzheimer Mit der Personalisierten Medizin wird ein neues Zeitalter oder Asthma existieren noch immer große therapeu- therapeutischer Effizienz eingeleitet. Davon profitieren tische Lücken. Die Wissenschaftler von Roche arbeiten zuallererst die Patienten – aber auch das gesamte Ge- jeden Tag daran, diesen Krankheiten auf die Spur zu sundheitssystem. Denn die größten Kosten verursachen kommen. Medikamente, die dem Patienten nicht oder wenig helfen. [6] HER2, BRAF, EGFR, K-RAS, HLE etc. 22 Roche in Penzberg
Roche sieht es als wichtigste Aufgabe an, innovative Produkte für ungelöste medizinische Probleme zu entwickeln. Die G esundheit zu verbessern sowie eine höhere Qualität und die Verlängerung des Lebens von Patienten zu erreichen sind die Leitmotive der gesamten Konzernaktivitäten. Roche in Penzberg 23
Herausgeber: Roche Diagnostics GmbH Kommunikation Nonnenwald 2 82377 Penzberg www.roche.de www.roche.com © 2012
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