Briefing Notes Gruppe 22 - Informationszentrum Asyl und Migration - ecoi.net
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Gruppe 22 - Informationszentrum Asyl und Migration Briefing Notes 10. September 2018 Ägypten Todesurteile für 75 Muslimbrüder Die Todesstrafen für Anhänger des früheren Präsidenten Muhammad Mursi wurden am 08.09.18 durch ein Gericht in Kairo bestätigt. Die Verurteilten nahmen im Sommer 2013 an Protesten auf dem Rabaa al- Adawiya Platz teil, bei denen mehr als 900 Menschen ums Leben gekommen sein sollen, darunter auch acht Angehörige der Sicherheitskräfte. In dem Massenprozess standen insgesamt 739 Menschen unter Anklage. Neben den Todesstrafen wurden Haftstrafen verhängt, 47 davon lebenslänglich. Es gab keine Freisprüche. Amnesty International bezeichnete den Prozess als „groteske Justizparodie“. Erst im Juli dieses Jahres wurde ein Immunitätsgesetz für ägyptische Polizisten verabschiedet, das diese für Vergehen im Zeitraum der Umbrüche zwischen 2013 und 2016 vor Justizverfolgung schützen kann. Afghanistan Bewaffnete Auseinandersetzungen In der vergangenen Woche gab es in zahlreichen Provinzen Kampfhandlungen wie Luft- und Drohnenangriffe, Razzien der Sicherheitskräfte sowie Überfälle und Anschläge der Aufständischen, bei denen teilweise auch Zivilisten getötet oder verletzt wurden. Besonders betroffen waren folgende Provinzen: Kabul, Parwan, Maidan Wardak (Zentrum), Ghor, Farah (Westen), Paktia (Südosten), Badghis (Westen), Baghlan, Takhar, Badakhshan (Nordosten), Kandahar, Helmand (Süden), Laghman, Nangarhar (Osten), Faryab, Jawzjan und Sar-i-Pul (Norden). Anschläge und Übergriffe Am 03.09.18 wurde bei einem Bombenanschlag in Kabul ein Kandidat für das Unterhaus aus der Provinz Parwan getötet; drei weitere Personen wurden verletzt. Am 04.03.18 entführten Taliban vier Passagiere aus einem Bus im Distrikt Maiwand der Provinz Kandahar (Süden). Am 05.09.18 starben bei einem Doppelanschlag auf einen Wrestling-Club in Kabul mindestens 26 Menschen, mindestens 90 wurden verletzt. Zunächst sprengte sich ein Selbstmordattentäter in der Sporthalle in die Luft. Nachdem Sicherheitskräfte und Journalisten an dem Ort eingetroffen waren, explodierte ein mit Sprengstoff präpariertes Auto. Der Anschlag ereignete sich im überwiegend von Schiiten bewohnten Stadtteil Dasht-i-Barchi und wurde vom IS ausgeführt. Weiterhin wurde in Parwan (Zentrum) ein Mitarbeiter des afghanischen Geheimdienstes von Unbekannten erschossen. In Badghis (Westen) wurde der Polizeichef des Distrikts Maqur bei einem Bombenanschlag getötet. In Kabul konnten Sicherheitskräfte elf Mitglieder des Haqqani-Netzwerks verhaften. Das Haqqani- Netzwerk ist mit den Taliban eng verbündet und für zahlreiche Anschläge in Kabul verantwortlich. Am 07.09.18 starben in der Provinz Maidan Wardak vier Menschen, als ihr Fahrzeug auf eine Sprengfalle fuhr. Am 09.09.18 beging ein Selbstmordattentäter einen Anschlag auf eine Demonstration anlässlich des Todestages des afghanischen Nationalhelden Ahmad Shah Massoud. Dabei wurden mindestens sieben 1
Menschen getötet und 24 verletzt. Der Anschlag ereignete sich im 4. Polizeidistrikt (Taimani) der Hauptstadt Kabul, die Verantwortung übernahm der IS. Todesurteil gegen afghanischen Soldaten wegen Verrates Am 08.09.18 verurteilte ein Militärgericht in Mazar-e Sharif einen Soldaten zum Tode. Dem Soldaten wird vorgeworfen, im Jahr 2016 einen Checkpoint in der Provinz Sar-i-Pul und zehn seiner Kameraden an die Taliban übergeben zu haben. Der Soldat bestreitet die Tat, das Urteil ist noch nicht rechtskräftig. DR Kongo Verfassungsgericht schließt Oppositionskandidat Bemba von Präsidentenwahl aus Am 03.09.18 bestätigte das Verfassungsgericht die am 24.08.18 getroffene Entscheidung der Wahlkommission CENI, Jean-Pierre Bemba, den Vorsitzenden der Oppositionspartei MLC, nicht als Kandidaten für die Präsidentschaftswahl im Dezember 2018 zuzulassen. Begründet wurde die Entscheidung mit der im März 2018 vom Internationalen Strafgerichthof erfolgten Verurteilung Bembas wegen Zeugenbestechung, was eine Form der Korruption sei und gemäß dem Wahlgesetz zum Ausschluss bei der Wahl führe. Bemba galt als einer der aussichtsreichsten Kandidaten der Opposition für die Präsidentenwahl. Indien Homosexualität nicht mehr strafbar Am 06.09.18 stellte der Oberste Gerichtshof in Indien fest, dass jede Diskriminierung wegen der sexuellen Orientierung Grundrechte verletzt. Der noch aus der Kolonialzeit stammende, 146 Jahre alte § 377, nach dem homosexuelle Akte mit bis zu zehn Jahren Haft bestraft werden konnten, wird nun teilweise aus dem indischen Strafgesetzbuch gestrichen. Die Entscheidung des Obersten Gerichts ist endgültig und markiert einen historischen Moment in der streng konservativen Gesellschaft. Irak Proteste in Basra Nach offiziellen Angaben starben bei den Protesten in Basra (vgl. BN v. 03.09.18) mindestens 12 Menschen. Mindestens 120 weitere, darunter auch Sicherheitskräfte, wurden verletzt. Am 06.09.18 setzten Demonstranten das Gebäude der Provinzregierung sowie mehrere politische Büros, am 07.09.18 das iranische Konsulat in Brand. Nach Angaben der iranischen Regierung wurde bei dem Brand niemand verletzt, es kam jedoch zu einem Sachschaden. Die irakische Regierung sprach Teheran ihr Bedauern aus. Am 09.09.18 kam Basra nach einer Woche Proteste erstmals wieder zur Ruhe. Zeitweise verhängte Ausgangssperren wurden wieder aufgehoben. Die Proteste in Basra begannen erstmals im Juli 2018 (vgl. BN v. 09.07.18). Die Demonstranten fordern ein Ende der Korruption, mehr Arbeitsplätze sowie eine Verbesserung der Grundversorgung. Forderungen nach al-Abadis Rücktritt Am 08.09.18 traf sich das irakische Parlament zu einer Sondersitzung, um die Geschehnisse in Basra und die Forderungen der Demonstranten zu besprechen. Ergebnisse gab es laut Medienberichten keine. Das im Mai 2018 neugewählte Parlament kam am 03.09.18 zu seiner ersten Sitzung zusammen. Nach Medienberichten seien Forderungen nach Rücktritt des geschäftsführenden Ministerpräsidenten, Haider al-Abadi, laut gewor- den. Es bestehen Uneinigkeiten bei der Wahl des Parlamentssprechers sowie des neuen Ministerpräsidenten. IS-Kämpfer sprengen Öl-Pipeline in der Provinz Kirkuk Nach Angaben des Chefs der kurdischen Sicherheitskräfte, Idris Rafaat, zufolge sprengten IS-Kämpfer am 09.09.18 eine Ölpipeline in der Provinz Kirkuk in der Nähe des Ortes Qaradara zwischen Kirkuk und Dubiz. Die irakische Polizei sei nicht in der Lage, die Sicherheit in dem Gebiet zu gewährleisten. IS-Kämpfer, die 2
sich in den Hamrin-Bergen südlich von Kirkuk versteckt halten, würden das Sicherheitsvakuum für sporadische Überfälle nutzen. Iranischer Angriff auf kurdische Separatisten im Irak Die iranischen Revolutionsgarden (IRGC) haben am 08.09.18 mit Kurzstreckenraketen Büros kurdischer Separatisten in der Stadt Koya, auch: Koy Sanjaq, in der Provinz Erbil in der Kurdischen Region in Irak beschossen. Es habe sich bei dem Gebäude um eine Ausbildungsstätte für Terroristen gehandelt, in dem Sabotageoperationen gegen Iran geplant worden seien, erklärten die iranischen Revolutionsgarden. Angaben der Demokratischen Partei des Iranischen Kurdistans (PDKI) zufolge soll auch ein angrenzendes Flüchtlingslager mit Marschflugkörpern beschossen worden sein. Bei dem Angriff wurden laut kurdischen Medienberichten mindestens 14 Menschen getötet und mehr als 40 verletzt. Unter den Getöteten befinden sich fünf Parteivorstandsmitglieder. An der irakisch-iranischen Grenze kommt es gelegentlich zu bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen iranisch-kurdischen Oppositionskämpfern und der iranischen Revolutionsgarde. Das irakische Außenministerium verurteilte den Beschuss von Zielen auf irakischem Boden. Zahl der intern Vertriebenen unter zwei Millionen Am 04.09.18 teilte die Mission der Vereinigten Nationen im Irak (UNAMI) mit, dass die Zahl der intern Vertriebenen erstmals seit November 2014 weniger als zwei Millionen (1.931.868) betrage. Rückkehrbewe- gungen seien stetig, erfolgten jedoch langsamer als im Jahr 2017. Die Provinzen mit den höchsten Rückkeh- rerzahlen sind Ninewa (1,49 Millionen), Anbar (1,27 Million) und Salah ad-Din (fast 553.000). Die verblie- benen intern Vertrieben sind u.a. in den Provinzen Ninewa (602.000), Dohuk (349.000) und Erbil (217.000) konzentriert. Iran Drei politische Häftlinge hingerichtet Laut einer Meldung der iranischen Nachrichtenagentur Fars wurden am 08.09.18 drei politische Gefangene (Ramin Hossein Panahi, Loghman und Zanyar Moradi) hingerichtet. Der Erklärung zufolge sollen Zanyar und Loghman Moradi während ihrer Haft Menschenrechtsverletzungen erlitten und keinen Zugang zu einem unabhängigen Anwalt gehabt haben. In Iran hat die Zahl der Hinrichtungen unter Präsident Hassan Rohani zugenommen. Laut Amnesty International wurden im Jahre 2017 mindestens 507 Todesurteile vollstreckt. Menschenrechsaktivist Reza Khandan verhaftet Am 04.09.18 wurde Reza Khandan, der Ehemann der seit Juni 2018 inhaftierten Menschenrechtsanwältin Nasrin Sotoudeh, von Beamten des Geheimdienstministeriums verhaftet. Das teilte eine der Familie nahestehende Person der Redaktion der Deutschen Welle (DW) mit. Reza Khandan hatte täglich in den sozialen Netzwerken gegen die Verhaftung seiner Frau protestiert und über ihren schlechten Gesundheitszustand während der Haft berichtet. Israel/Palästinensische Autonomiegebiete Zwei Tote bei Gaza-Protesten Während der anhaltenden wöchentlichen Proteste an der Grenze zu Israel kamen erneut zwei minderjährige Protestierende (16 und 17 Jahre) ums Leben, als diese den israelischen Grenzzaun attackierten und dabei unter Beschuss genommen wurden. Die israelische Armee gab an, die genauen Umstände zu untersuchen. Vier weitere Angreifer konnten am 08.09.18 von israelischen Sicherheitskräften in Gewahrsam genommen werden, als sie versuchten, mit Messern und einer Axt bewaffnet die Grenze zu überwinden. Jemen Proteste gegen hohe Lebenshaltungskosten 3
Laut Presseberichten protestieren seit 02.09.18 Hunderte von Menschen im von der Regierung kontrollierten südlichen Teil Jemens gegen die hohen Lebenshaltungskosten im Land. Es wurde von Protesten in der Stadt Aden und in den Gouvernements Hadramawt, Lahij und Abyan berichtet. Demonstranten zündeten Reifen an und blockierten Straßen. Die Proteste begannen als Reaktion auf die deutliche Abwertung der jemenitischen Währung gegenüber dem amerikanischen Dollar im Laufe des Konfliktes. Friedensgespräche in Gefahr Für den 05.09.18 waren UN-vermittelte Friedensgespräche zwischen der Regierung und den Houthi- Rebellen in Genf geplant. Die Gespräche konnten jedoch nicht stattfinden, da die Houthi-Delegation nicht erschien. Presseberichten zufolge hatten die Rebellen mehrere Bedingungen gestellt. Sie wollten nicht mit einer Maschine der UN, sondern mit einer des Nachbarlandes Oman, die nicht hätte durchsucht werden dürfen, geflogen werden. Bei einem Zwischenaufenthalt in Oman wollten sie Verletzte zur ärztlichen Versorgung absetzen. Zudem forderten sie Garantien für eine ungehinderte Rückkehr. Saudi-Arabien hatte zwar den Flug genehmigt, nicht aber den Transport der Verletzten, da man unter ihnen Kämpfer der Rebellen vermutete. Der Sondergesandte des UN-Generalsekretärs für Jemen, Martin Griffith, betonte, dass die Houthis den Willen gehabt hätten, nach Genf zu reisen. Er werde in den nächsten Tagen in Sanaa mit den Rebellen Gespräche führen. Die beiden Kriegsparteien hatten sich das letzte Mal 2016 zu Friedensgesprächen in Kuwait getroffen. Houthi-Rebellen beschießen Saudi-Arabien weiterhin mit Raketen Laut Presseberichten feuerten die Houthi-Rebellen am 05.09.18 eine ballistische Rakete auf eine Militäreinrichtung in der Region Nadschran in Saudi-Arabien ab. Nach Angaben der Rebellen habe die Rakete ihr Ziel getroffen, während nach offiziellen saudi-arabischen Angaben die Rakete abgefangen wurde. Allerdings sollen Trümmer mehr als 20 Menschen verletzt haben. Nach Angaben Saudi-Arabiens schossen die Houthi-Rebellen bisher 189 Raketen auf Saudi-Arabien ab. Kosovo/Serbien Keine Vereinbarung im Kosovo-Konflikt Die mit Spannung erwartete Vermittlungsrunde der EU zwischen Kosovo und Serbien am 07.09.19 in Brüssel ist gescheitert. Serbien und Kosovo wollten ihren jahrelangen Konflikt lösen, indem sie Territorien tauschen (vgl. BN v. 27.08.18). Der serbische Präsident Vučić verließ die Gesprächsrunde vorzeitig und lehnte nun den vorher diskutierten Gebietsaustausch rigoros ab. Die EU hat die Beilegung des serbisch- kosovarischen Konflikts stets zur Voraussetzung für die Aufnahme der beiden Staaten gemacht. Auf den Gesprächen lagen große Hoffnungen. Die Debatte führt indes zu neuen Spannungen. So kam es am 09.09.18 anlässlich des Besuchs Vučićs in einer serbischen Enklave in Kosovo zu Krawallen. Libyen Kämpfe in Tripolis Nachdem den Kämpfern der 7. Brigade aus Tarhouna seit dem 26.08.18 einen Vorstoß mit erheblichen Geländegewinnen im Süden von Tripolis durchgeführt hatten, verlangsamte sich ihr Vormarsch am 02. und 03.09.18 erheblich. Die von ihnen v.a. angegriffene Abu-Slim-Brigade scheint sich mit den konkurrierenden, aber auch verbündeten Milizen Nawasi-Brigade und Rada-Miliz (auch: Special Deterrence Forces) abgesprochen und die Verteidigung gemeinsam stabilisiert zu haben. Am 04.09.18 trat ein vorläufiger Waffenstillstand in Kraft, der durch UNISMIL, die UN-Mission in Libyen, verhandelt worden war. Seitdem hat sich die Lage beruhigt, wenn die Situation auch zur Verschärfung der Versorgungslage geführt hat. Derzeit wird von bis zu 24-stündigen Stromausfällen und langen Unterbrechungen der Wasserversorgung berichtet. Mauretanien Strafrechtliche Verfolgung von Vergewaltigungsopfern 4
In einem am 05.09.18 veröffentlichten Bericht zum Umgang mit Vergewaltigungsopfern in Mauretanien (“They Told Me to Keep Quiet’: Obstacles to Justice and Remedy for Sexual Assault Survivors in Mauritania”) dokumentiert Human Rights Watch (HRW) die institutionellen, rechtlichen und sozialen Hindernisse, denen Frauen und Mädchen gegenüberstehen, wenn sie sexuelle Übergriffe der Polizei melden und Täter zur Rechenschaft gezogen werden sollen. HRW berichtet von mehreren Fällen, in denen Frauen, die Vergewaltigungen bei der Polizei angezeigt haben, wegen außerehelichen Geschlechtsverkehrs (Zina) angeklagt worden waren. Dieses Vorgehen seitens der mauretanischen Staatsanwaltschaft hält Frauen und Mädchen davon ab, Vergewaltigungen anzuzeigen. Laut dem Bericht führen aber auch der Druck der Familie und die soziale Stigmatisierung dazu, dass Vergewaltigungsopfer nicht zur Polizei gehen. Moldau Sieben Gülen-Anhänger in die Türkei abgeschoben Meldungen zufolge sollen am 06.09.18 sieben türkische Lehrer von Gülen-Schulen vom Sicherheitsdienst der Republik Moldau (SIS) in Zusammenarbeit mit dem türkischen Geheimdienst festgenommen und sechs von ihnen ausgewiesen worden sein. Demonstration für Wiedervereinigung mit Rumänien Am 02.09.18 haben Tausende für eine Wiedervereinigung mit Rumänien demonstriert. Beide Länder waren zwischen 1919 und 1940 Teil von Großrumänien. Rumänisch ist die Landessprache Moldaus, das Teil der Sowjetunion war und 1991 unabhängig wurde. In jüngsten Umfragen stimmte rund ein Viertel der Gesamtbevölkerung für eine Wiedervereinigung mit Rumänien. Neben den mehrheitlich rumänischsprachigen Moldauern lebt eine bedeutende russischsprachige Minderheit überwiegend in der abtrünnigen Region Transnistrien und eine turksprachige Minderheit in der autonomen Region Gagausien. Diese Minderheiten sprechen sich für eine Annäherung an Russland aus. Myanmar IStGH: Verfahren gegen Myanmar ist möglich Am 06.09.18 erklärte sich der Internationale Strafgerichtshof in Den Haag für die strafrechtliche Verfolgung von Verbrechen im Zusammenhang mit der Vertreibung von Angehörigen der ethnischen Gruppe der Rohingya aus Myanmar nach Bangladesch zuständig (vgl. BN v. 03.09.18). Anders als Bangladesch hat Myanmar das Gericht vertraglich nicht anerkannt. Gespräche zwischen Regierung und Rebellenallianz Zu erstmaligen kurzen Gesprächen trafen am 05.09.18 Mitglieder der Union Peace Commission der Regierung mit Vertretern der drei Rebellengruppen Arakan Army (AA), Myanmar National Democratic Alliance Army (MNDAA) und Ta’ang National Liberation Army (TNLA) in Kunming in der chinesischen Provinz Yunnan zusammen. Ein weiteres Treffen soll im Oktober 2018 stattfinden. Die drei Gruppen bilden zusammen mit der Kachin Independence Organization/Army (KIO/A) das Militärbündnis Northern Alliance; alle vier unterzeichneten das landesweite Friedensabkommen mit der Regierung von 2015 wegen andauernder militärischer Auseinandersetzungen mit den nationalen Streitkräften nicht. Nigeria Boko Haram / ISWA: Angriff auf Militärbasis Am 07.09.18 attackierten Kämpfer der von der Terrororganisation Boko Haram abgespaltenen Organisation Islamischer Staat in Westafrika (ISWA) im Bundesstaat Borno die Stadt Gudumbali (Hauptsitz der Verwaltung der Guzamala Local Government Area). Sie besetzten und plünderten den dortigen Militärstützpunkt. Am 08.09.18 zogen sie aus Gudumbali wieder ab. Laut Angaben eines örtlichen Milizangehörigen seien bei dem Angriff acht Zivilisten getötet worden. Die Armee verneinte, dass es Tote gegeben habe. Die Regierung hatte im Juni 2018 die Region Guzamala für sicher erklärt und rund 2.000 aus der Gegend geflüchtete Menschen aufgefordert, aus dem Flüchtlingslager in ihre Heimatorte 5
zurückzukehren. Rückkehrer berichteten, ihnen sei mitgeteilt worden, dass sie im Falle einer Weigerung keine staatliche Unterstützung mehr erhalten würden. Boko Haram: Reisende aus Bus entführt Am 04.09.18 hielten Kämpfer der islamistischen Terrororganisation Boko Haram im Bundesstaat Borno einen Bus an, der auf der Strecke von Maiduguri zu der nahe bei der kamerunischen Grenze gelegenen Stadt Gwoza unterwegs war. Sie entführten aus ihm zwischen zehn und zwanzig Reisende. Bei dem Vorfall soll ein Soldat getötet worden sein. Pakistan Arif Alvi neuer Präsident Am 04.09.18 wurde Arif Alvi, der für die Partei Bewegung für Gerechtigkeit (Tehreek-e Insaaf/PTI) von Ministerpräsident Imran Khan kandidierte, zum neuen Präsidenten gewählt. Alvi löst Mamnoon Hussain von der Pakistanischen Muslim-Liga (PML-N) ab. Keine Abschiebungen nach Afghanistan Pakistans Ministerpräsident Imran Khan erklärte gegenüber dem UNHCR, dass afghanische Flüchtlinge nicht zur Rückkehr gezwungen würden. In Pakistan leben zwei bis drei Millionen afghanische Flüchtlinge. Ruanda Regierungspartei gewinnt Parlamentswahlen Nach ersten Verlautbarungen der staatlichen Wahlkommission vom 04.09.18 gewann die Regierungspartei Rwanda Patriotic Front (RPF) die Parlamentswahlen, die vom 02. bis zum 04.09.18 stattfanden, mit 74 % der Stimmen. Sie erzielte mit kleineren verbündeten Parteien insgesamt 40 der 53 direkt vergebenen Sitze. Die Oppositionspartei Democratic Green Party ist mit zwei Sitzen erstmals im Parlament vertreten. 27 der insgesamt 80 Mandate gingen an Vertreter von Frauen, Kindern und Behinderten. Russische Föderation Zahlreiche Festnahmen bei Protesten gegen die geplante Rentenreform Bei landesweiten Protesten gegen die geplante Rentenreform in mehr als 80 Städten der Russischen Föderation sind am 09.09.18 mehrere hundert Demonstranten festgenommen worden. Allein in St. Petersburg seien 350 Personen verhaften worden. Bürgerrechtler sprachen von mindestens 800 Festnahmen im ganzen Land. Nach Angaben der Menschenrechtsorganisation OVD-Info wurden bereits im Vorfeld der landesweiten Kundgebungen mehr als 50 weitere Personen festgenommen, darunter enge Vertraute Nawalnys. Kreml-Kritiker Alexej Nawalny hatte im Internet dazu aufgerufen, am 09.09.18 gegen die umstrittene Rentenreform der Regierung zu demonstrieren. Er selbst konnte nicht an den Protesten teilnehmen, da er zurzeit eine 30-tägige Haftstrafe wegen Verstoßes gegen das Demonstrationsrecht verbüßt. Die Proteste gegen die Rentenreform fielen in Moskau mit der Wahl des Bürgermeisters zusammen. Die Bestätigung des kremltreuen Amtsinhabers Sobjanin gilt hier als sicher. Auch in vielen anderen Städten, Kommunen und Russlands wurden am 09.09.18 neue Bürgermeister, lokale Parlamente und auch Gouverneure gewählt. Somalia Anschläge Al-Shabaab-Kämpfer beschossen am 04.09.18 im Stadtteil Karan von Mogadischu eine Motorrikscha, die somalische Soldaten transportierte. Vier Soldaten und zwei Zivilisten wurden getötet. Am 04.09.18 ermordete die al-Shabaab im Stadtteil Wardhigley von Mogadischu zwei Personen. Nach Angaben der Extremisten handelte es sich um einen Offizier und dessen Leibwächter. Al-Shabaab übernahm zudem die 6
Verantwortung für einen Anschlag auf einen Mitarbeiter des Finanzministeriums, der bei der Explosion einer Autobombe schwer verletzt worden sei. Kampfhandlungen Am 04.09.18 schlugen somalische Einheiten einen Angriff der al-Shabaab auf einen Stützpunkt im Distrikt Qoryoley (Region Lower Shabelle) zurück und töteten dabei zwei Extremisten. In Marka (Region Lower Shabelle) nahmen somalische Soldaten am 03. und 04.09.18 im Rahmen einer Ende August begonnenen Sicherheitsoperation in der Region 32 al-Shabaab-Angehörige fest. Somalische Soldaten und Soldaten des Bundesstaates Jubaland töteten bei Einsätzen gegen Rückzugsorte der al-Shabaab in der Region Lower Shabelle mehrere Extremisten. Nähere Angaben liegen nicht vor. Clanälteste entführt Am 03.09.18 entführten al-Shabaab-Kämpfer in der Region Galgadud 62 Clanältste. Der sogenannte Gouverneur der al-Shabaab für die Region behauptete, der Subclan der Entführten habe sich geweigert, volle Kompensation für die Tötung von fünf Personen eines anderen Clans zu leisten. Syrien Angriffe auf Idlib Russische und syrische Kampfflugzeuge setzen auch am Wochenende ihre schweren Luftangriffe gegen Ziele in der syrischen Provinz Idlib fort, nachdem am 07.09.18 die Bemühungen der Türkei um eine Waffenruhe gescheitert waren. Bei dem Gipfeltreffen in Teheran konnten sich die Präsidenten der Türkei, Russlands und Irans nicht auf ein gemeinsames Vorgehen einigen. Nach Medienberichten seien bei den Angriffen auch wieder international geächtete Fassbomben zum Einsatz gekommen, dabei handelt es sich um mit Sprengstoff und Schrapnells gefüllte Behälter. Die syrische Armee bestreitet dies. Die Vereinten Nationen wollen heute einen neuen Verhandlungsversuch unternehmen. In Genf trifft der UN- Sondergesandte Staffan de Mistura zunächst zu vertraulichen Gesprächen mit Vertretern Russlands, Irans und der Türkei zusammen. Die EU-Staaten im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen hatten bereits zuvor Russland und Iran dazu aufgerufen, die bisher vereinbarte Waffenruhe aufrechtzuerhalten. Eine militärische Eskalation im Nordwesten des Bürgerkriegslandes könne katastrophale humanitäre Folgen für die Zivilbevölkerung haben, heißt es in einer Erklärung. Die geplante Offensive des syrischen Regimes auf die Rebellenhochburg Idlib würde drei Millionen Menschen bedrohen, darunter eine Million Kinder. Präsident Assad scheint mit einer Großoffensive auf das letzte große Rebellengebiet in Syrien inzwischen nicht länger warten zu wollen. Er nennt als Ziel der Offensive den Kampf gegen Terroristen. Die UN gehen von rund 10.000 Mitgliedern islamistischer Milizen in Idlib aus. Vor allem die Miliz Hayat Tahrir al-Scham, die sich früher Al-Nusra-Front nannte, kontrolliert große Teile der Region. Türkei Verurteilungen Am 07.09.18 wurde der ehemalige Chef der pro-kurdischen Partei HDP, Selahattin Demirtas, erstinstanzlich zu vier Jahren und acht Monaten Haft verurteilt. Demirtas wurde für schuldig befunden mit einer Rede, die der während der kurdischen Neujahrsfeiern im März 2013 gehalten hatte, Terrorpropaganda betrieben zu haben. Zusammen mit ihm wurde der frühere HDP-Abgeordnete Sirri Sürreya Önder zu drei Jahren und sechs Monaten verurteilt. Ebenfalls am 07.09.18 wurde der Filmemacher Ali Avci wegen Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung zu sechs Jahren und drei Monaten Gefängnis verurteilt. Ihm wird Mitgliedschaft in der Organisation von Fethullah Gülen vorgeworfen. Das Gericht führte aus, er habe mit seinem Film „Aufwachen“ über den Putschversuch „in Einklang mit den Zielen der terroristischen Vereinigung die Wahrnehmung der Öffentlichkeit beeinflusst“. Venezuela 7
Deklaration von Quito Am 04.09.18 haben 11 südamerikanische Länder die Deklaration von Quito verabschiedet, in der sie die Regierung Maduro auffordern, humanitäre Hilfe für seine Bevölkerung anzunehmen, sowie nationale Bemühungen zur Legalisierung des Aufenthaltes von Venezoelanern in südamerikanischen Staaten anregten. Zudem forderten sie Hilfe anderer Weltregionen bei der Bewältigung der Krise. Präsident Maduro erklärte, dass die Zahl der das Land verlassenden Venezoelaner von den UN und dem Land feindlich gesonnenen Kräften radikal übertrieben wäre. Eine Versorgungskrise gebe es nicht. Statement der Hohen Komissarin für Menschenrechte Die Hohe Komissarin für Menschenrechte der Vereinten Nationen, Michelle Bachelet, ehemalige Präsidentin Chiles, gab am 10.09.18 vor dem VN-Menschenrechtsrat bekannt, dass ihr aus dem Juni 2018 bestätigte Informationen über Todesfälle aufgrund von Unterernährung und nach venezoelanischem Standard vermeidbare Krankheiten bekannt geworden seien. Ebenso seien weiterhin Fälle von anlasslosen Verhaftungen, Misshandlungen und der Unterdrückung der Rede-, Presse-, und Meinungsfreiheit gemeldet worden. Gruppe 22 - Informationszentrum Asyl und Migration Briefing-Notes Zentrale-Anlaufstelle@bamf.bund.de 8
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