Biotoptypenkartierung nördlich Groß Eicklingen (Landkreis Celle) - Samtgemeinde Flotwedel - April 2020
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Samtgemeinde Flotwedel Am Alten Bahnhof 3, 29342 Wienhausen Biotoptypenkartierung nördlich Groß Eicklingen (Landkreis Celle) April 2020 Auftragnehmer:
Biotoptypenkartierung nördlich Groß Eicklingen 2 ______________________________________________________________________________________________ Projektbearbeitung Prof. Dr. THOMAS KAISER, freischaffender Landschaftsarchitekt und Dipl.-Forstwirt Beedenbostel, den 8.4.2020 Prof. Dr. Kaiser, Landschaftsarchitekt
Biotoptypenkartierung nördlich Groß Eicklingen 3 ______________________________________________________________________________________________ 1. Einleitung Die Samtgemeinde Flotwedel hat das Landschaftsarchitekturbüro Prof. Dr. Kaiser (Ar- beitsgruppe Land & Wasser) mit der Biotoptypenkartierung einer Fläche nördlich von Groß Eicklingen beauftragt, die möglicherweise für Kompensationsmaßnahmen Ver- wendung finden soll. Die Lage der Fläche ist der Abb. 1 zu entnehmen. Abb. 1: Lage der untersuchten Fläche (Darstellung Samtgemeinde Flotwedel, einge- nordet). 2. Methodische Hinweise Im April 2020 erfolgte eine Ortsbegehung des Untersuchungsgebietes. Die vorgefun- dene Vegetation wurde entsprechend dem Kartierschlüssel der Fachbehörde für Natur- schutz (V. DRACHENFELS 2020) den Biotoptypen zugeordnet. Hierzu erfolgte eine Er- fassung der charakteristischen Pflanzenarten. Die Klärung der Schutztatbestandssach- verhalte des § 30 BNatSchG und des § 24 NAGBNatSchG (gesetzlich geschützte Bio- tope) beziehungsweise des § 22 NAGBNatSchG (pauschal geschützte Landschaftsbe- standteile) erfolgte nach den bei V. DRACHENFELS (2020, vergleiche auch NLWKN 2010) genannten Kriterien unter Berücksichtigung der Vorgaben des NMU (2013). Die Ansprache von Lebensraumtypen nach Anhang I der FFH-Richtlinie richtet sich nach V. DRACHENFELS (2014, 2020). Die Nomenklatur erfasster Pflanzenarten folgt GARVE (2004).
Biotoptypenkartierung nördlich Groß Eicklingen 4 ______________________________________________________________________________________________ Im Rahmen der Begehung wurden auch mögliche Wuchsorte von Farn- und Blüten- pflanzen der niedersächsischen Roten Liste und Vorwarnliste (Einstufung Tiefland, GARVE 2004) nachgesucht. Die erhobenen Artenlisten kennzeichnender Pflanzensippen erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Zur zweifelsfreien Biotoptypenzuordnung und Klärung der Schutztatbestände ist der erhobene Artenbestand jedoch ausreichend. 3. Bestandssituation Die den größten Teil des Untersuchungsgebietes einnehmende Grünlandfläche wird einheitlich von einem sonstigen feuchten Intensivgrünland (GIF) eingenommen. Der im Osten vorhandene Wald stellt ein kleinräumig wechselndes Mosaik aus Eichen- und Hainbuchen-Mischwald feuchter, mäßig basenreicher Standorte, Eichen- und Hainbu- chen-Mischwald mittlerer, mäßig basenreicher Standorte und Eichen-Mischwald leh- miger, frischer Sandböden des Tieflandes im starken Baumholzstadium (WCA/WCE/WQL 3) dar. Die Pflanzenartenzusammensetzung der Flächen ist in Tab. 1 dokumentiert. Tab. 1: Auf den Flächen festgestellte Pflanzensippen. Mengenangaben: 1 = wenige Exemplare, 2 = zahlreich, 3 = teilweise dominant, großflächig dominant, B = Baumschicht, S = Strauchschicht. Erklärung der Biotoptypenkürzel: GIF = sonstiges feuchtes Intensivgrünland, WCA/WCE/WQL 3 = Mosaik aus Eichen- und Hainbuchen-Mischwald feuchter, mäßig basenreicher Standorte, Eichen- und Hainbuchen-Mischwald mittlerer, mäßig basenreicher Standorte und Eichen-Mischwald lehmiger, frischer Sandböden des Tieflandes im starken Baumholzstadium. Sippen Biotoptyp 1 2 GIF WCA/WCE/WQL Achillea millefolium 2 Alnus glutinosa B 1 Alopecurus pratensis 3 Anemone nemorosa 2 Anthriscus sylvestris 1 Betula pubescens B 2 Brachypodium sylvaticum 2 Capsella bursa-pastoris 2 Carpinus betulus B 2 Cirsium arvense 1 Corylus avellana S 2 Crataegus laevigata S 1 Dactylis glomerata 2 Deschampsia cespitosa 2
Biotoptypenkartierung nördlich Groß Eicklingen 5 ______________________________________________________________________________________________ Sippen Biotoptyp 1 2 GIF WCA/WCE/WQL Deschampsia flexuosa 1 Euonymus europaea S 1 Fraxinus excelsior B 1 Fraxinus excelsior S 2 Gagea spathacea 1 Galium sylvaticum 1 Geranium pusillum 2 Holcus lanatus 1 Lamium purpureum 2 Lolium perenne 2 Lonicera periclymenum 2 Maianthemum bifolium 2 Pinus sylvestris B 1 Poa trivialis 2 Polygonatum multiflorum 2 Populus tremula S 2 Prunus serotina S 1 Prunus spinosa S 1 Quercus robur B 3 Ranunculus ficaria 1 2 Rubus fruticosus agg. 2 Rubus idaeus 2 Rumex crispus 1 Rumex x pratensis 1 Sorbus aucuparia S 2 Stachys palustris 1 Stellaria holostea 2 Stellaria media 2 Taraxacum officinale 2 Trifolium repens 2 Ulmus laevis B 1 Urtica dioica 2 Vaccinium myrtillus 1 Pflanzenarten der Roten Liste Niedersachsens oder der Vorwarnliste (GARVE 2004) wurden im Grünland nicht festgestellt. Im Wald wachsen drei als gefährdet (Gefähr- dungsgrad 3) eingestufte Sippen: Scheiden-Gelbstern (Gagea spathacea) –über 50 Exemplare, zwei Wuchsstellen, Wald-Labkraut (Galium sylvaticum) –über 50 Exemplare, drei Wuchsstellen, Flatter-Ulme (Ulmus laevis) –ein Exemplar. 4. Schutztatbestände Bei keiner der Flächen des Untersuchungsgebietes handelt es sich um einen gesetzlich geschützten Biotop im Sinne von § 30 BNatSchG oder § 24 NAGBNatSchG oder um einen pauschal geschützten Landschaftsbestandteil nach § 22 NAGBNatSchG. Lebens-
Biotoptypenkartierung nördlich Groß Eicklingen 6 ______________________________________________________________________________________________ raumtypen des Anhanges I der FFH-Richtlinie sind im Grünland ebenfalls nicht vor- handen, während der Wald als ein Moaik aus den Lebensraumtypen 9160 und 9190 (Subatlantischer oder mitteleuropäischer Stieleichenwald oder Eichen-Hainbuchen- wald (Carpinion betuli) sowie Alte bodensaure Eichenwälder auf Sandebenen mit Quercus robur) einzustufen ist. 5. Biotopwertigkeit Das sonstige feuchte Intensivgrünland (GIF) ist nach V. DRACHENFELS (2012) der Wertstufe II (von allgemeiner bis geringer Bedeutung) zuzuordnen, der Wald als klein- räumig wechselndes Mosaik aus Eichen- und Hainbuchen-Mischwald feuchter, mäßig basenreicher Standorte, Eichen- und Hainbuchen-Mischwald mittlerer, mäßig basen- reicher Standorte und Eichen-Mischwald lehmiger, frischer Sandböden des Tieflandes im starken Baumholzstadium (WCA/WCE/WQL 3) der Wertstufe V (von besonderer Bedeutung). Damit ist eine weitere Aufwertung des Waldes etwa im Rahmen von Kompensations- maßnahmen nicht möglich, da bereits die höchste Wertstufe vorliegt. Das Grünland kann dagegen zu einem sonstigen mesophilen Grünland (GMS), langfristig mögli- cherweise sogar zu einem mesophilen Grünland mäßig feuchter Standorte (GMF) ent- wickelt werden, so dass eine Aufwertung um zwei Wertstufen hin zur Wertstufe IV (von besonderer bis allgemeiner Bedeutung) möglich ist. 6. Quellenverzeichnis BNatSchG - Gesetz über Naturschutz und Landschaftspflege (Bundesnaturschutzgesetz) vom 29. Juli 2009 (BGBl. I. S. 2542), zuletzt geändert durch Gesetz vom 4. März 2020 (BGBl. I S. 440). DRACHENFELS, O. V. (2012): Einstufung der Biotoptypen in Niedersachsen –Regenerations- fähigkeit, Wertstufe, Grundwasserabhängigkeit, Nährstoffempfindlichkeit, Gefährdung. –Infor- mationsdienst Naturschutz Niedersachsen 32 (1): 1-60; Hannover. DRACHENFELS, O. V. (2014): Hinweise zur Definition und Kartierung der Lebensraumtypen von Anh. I der FFH-Richtlinie in Niedersachsen auf der Grundlage des Interpretation Manuals der Europäischen Kommission (Version EUR 27 vom April 2007). Stand Februar 2014. – Niedersächsisches Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz, 80 + 118 S.; Hannover. [unveröffentlicht] DRACHENFELS, O. V. (2020): Kartierschlüssel für Biotoptypen in Niedersachsen. –Natur- schutz und Landschaftspflege in Niedersachsen A/4: 331 S.; Hannover.
Biotoptypenkartierung nördlich Groß Eicklingen 7 ______________________________________________________________________________________________ FFH-Richtlinie - Richtlinie 92/43/EWG des Rates zur Erhaltung der natürlichen Lebensräume sowie der wildlebenden Tiere und Pflanzen vom 21. Mai 1992 (ABl. EG Nr. L 206 S. 7), zu- letzt geändert durch Richtlinie 2013/17/EU vom 13. Mai 2013 (ABl. EG Nr. L 158 S. 193). GARVE, E. (2004): Rote Liste und Florenliste der Farn- und Blütenpflanzen in Niedersachsen und Bremen, 5. Fassung, Stand 1.3.2004. –Informationsdienst Naturschutz Niedersachsen 24 (1): 1-76; Hildesheim. NAGBNatSchG –Niedersächsisches Ausführungsgesetz zum Bundesnaturschutzgesetz vom 19. Februar 2010 (Nds. GVBl. S. 104), zuletzt geändert durch Gesetz vom 20. Mai 2019 (Nds. GVBl. S. 88). NLWKN –Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (2010): Gesetzlich geschützte Biotope und Landschaftsbestandteile in Niedersachsen. –In- formationsdienst Naturschutz Niedersachsen 30 (3): 161-208; Hannover. NMU - Niedersächsisches Umweltministerium (2013): Auslegung von § 22 Abs. 4 Satz 1 NAGBNatSchG; Bestimmung einer Mindestgröße für Ödland und sonstige naturnahe Flä- chen. –Schreiben an die unteren Naturschutzbehörden und die Kommunalen Spitzenver- bände, 3 S.; Hannover. [unveröffentlicht]
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