Boden-Dauerbeobachtung in Schleswig-Holstein - Boden - lebendig, unverzichtbar und stark unter Druck

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Boden-Dauerbeobachtung in Schleswig-Holstein - Boden - lebendig, unverzichtbar und stark unter Druck
Boden-Dauerbeobachtung
                     in Schleswig-Holstein
Boden – lebendig, unverzichtbar und stark unter Druck
Boden-Dauerbeobachtung in Schleswig-Holstein - Boden - lebendig, unverzichtbar und stark unter Druck
Herausgeber:
Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt
und ländliche Räume des Landes
Schleswig-Holstein (LLUR)
Geologischer Dienst
Hamburger Chaussee 25
24220 Flintbek
Tel: 0 43 47 / 704-0
www.schleswig-holstein.de/llur

Ansprechpartner:
Dr. Karen Klüver
Telefon 04347 704-549
karen.kluever@llur.landsh.de

Autoren:
Dr. Karen Klüver
Dr. Dirk-Christian Elsner
Dr. Marek Filipinski
Dr. Eckhard Cordsen
Matthias Gieske

Titelfotos (Fotoautoren):
Obere Reihe: Bodenprofil im Pürckhauer (Erdbohrstock)
(Foto: Dr. Marek Filipinski, LLUR)
2. Reihe links: Bodenbestimmung durch Fingerprobe
(Foto: Carsten Peters, LLUR)
2. Reihe rechts: Stechzylinderentnahme in einer Profilgrube
(Foto: Dr. Marek Filipinski, LLUR)
3. Reihe links: Aufbereitung einer Bodenprobe im Labor.
(Foto: Landeslabor Schleswig-Holstein/Nack)
3. Reihe Mitte: Bestimmung der Korngrößenverteilung im Boden
(Foto: Landeslabor Schleswig-Holstein/Nack)
3. Reihe rechts: Erfassung von Regenwürmern im Boden
(Foto: IFAB Institut für Angewandte Bodenbiologie GmbH, Hamburg)

PDF der Broschüre im Internet
www.schleswig-holstein.de/llur
unter „Broschüren/Karten“ ⇒ Geologie/Boden
Schriftenreihe: LLUR SH – GB 24

ISBN 978-3-937937-98-4

Juli 2020

Herstellung:
Pirwitz Druck & Design, Kiel

Diese Broschüre wurde auf Recyclingpapier hergestellt.

Diese Druckschrift wird im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit der
schleswig-holsteinischen Landesregierung herausgegeben. Sie
darf weder von Parteien noch von Personen, die Wahlwerbung
oder Wahlhilfe betreiben, im Wahlkampf zum Zwecke der
Wahlwerbung verwendet werden. Auch ohne zeitlichen Bezug
zu einer bevorstehenden Wahl darf die Druckschrift nicht in
einer Weise verwendet werden, die als Parteinahme der
Landesregierung zu Gunsten einzelner Gruppen verstanden
werden könnte. Den Parteien ist es gestattet, die Druckschrift
zur Unterrichtung ihrer eigenen Mitglieder zur verwenden.

Die Landesregierung im Internet:
www.landesregierung.schleswig-holstein.de
Boden-Dauerbeobachtung in Schleswig-Holstein - Boden - lebendig, unverzichtbar und stark unter Druck
Inhalt
         Vorwort ..................................................................................................................................................................4

         Was ist Boden? ................................................................................................................................................5

         Zum vorsorgenden Schutz des Bodens: Boden-Dauerbeobachtung ....................7
                  Basis-Boden-Dauerbeobachtung................................................................................................................9
                  Intensiv-Boden-Dauerbeobachtung ...........................................................................................................9

         Standorte in Schleswig-Holstein .......................................................................................................13

         Verändert sich der Boden? –
         Erkenntnisse aus der Basis-Boden-Dauerbeobachtung .................................................14
                  Humus im Boden – Ein wichtiger ökonomischer wie ökologischer Faktor........................................14
                  Wie steht es mit Schwermetallen und Arsen im Boden? ......................................................................15
                  Woher stammen organische Schadstoffe im Boden? ...........................................................................16

         Der Boden lebt – Biologische Untersuchungen....................................................................17
                  Regenwürmer und Kleinringelwürmer – Zersetzer der organischen Substanz.................................18
                  Bodenmikroorganismen – ein Heer von Arbeitern im Boden .............................................................19
                  Pflanzen – Zeiger für Bodenbeschaffenheit und Bodenzustand..........................................................20
                  Flechten – Zeigerarten für Luftgüte und Klimawandel ..........................................................................21

         Stoffausträge – Intensiv-Boden-Dauerbeobachtung .........................................................23
                  Ökologisch und ökonomisch problematisch – Nährstoffausträge ......................................................23
                  Austräge von Schwermetallen und Arsen ...............................................................................................29

         Boden-Dauerbeobachtung – Ergebnisse für die Umwelt..............................................31

         Ausblick ..............................................................................................................................................................33

         Literaturverzeichnis.....................................................................................................................................34

         Anhang................................................................................................................................................................36

                                                                                                                                                                                       3
Boden-Dauerbeobachtung in Schleswig-Holstein - Boden - lebendig, unverzichtbar und stark unter Druck
Vorwort
          Böden erfüllen eine Vielzahl von Funktionen für   Dauerbeobachtung hat sich für den vorsorgen-
          den Naturhaushalt und für verschiedene Nut-       den Bodenschutz zu einem unverzichtbaren In-
          zungsoptionen der Gesellschaft. Gleichzeitig      strument entwickelt.
          sind Böden leicht zerstörbar und nicht vermehr-
          bar. Daher muss die begrenzte Ressource Bo-       Da sich Veränderungen des Bodens systembe-
          den im Widerstreit der unterschiedlichen An-      dingt nur sehr langsam zeigen, bedarf es lang-
          sprüche so eingesetzt werden, dass sie ihre       fristiger Messreihen zur statistischen Absiche-
          Schutz- und Nutzungsfunktionen optimal erfül-     rung der Veränderungstendenzen. Die gewon-
          len kann.                                         nenen Erkenntnisse liefern über den Boden-
                                                            schutz hinaus auch Antworten für vielfältige Fra-
          Um Nutzungsansprüchen und Schutzerforder-         gestellungen der Umwelt- und Klimapolitik.
          nissen gleichermaßen gerecht zu werden, ist es
          erforderlich, die komplexen Eigenschaften von     Dank gilt den Grundeigentümern, die durch
          Böden und die Faktoren, die die bodenbilden-      ihre Kooperationsbereitschaft die Boden-Dau-
          den Prozesse steuern, zu verstehen und schädli-   erbeobachtung des Landes in dieser Qualität
          che Einwirkungen auf den Boden zu erkennen.       und Aussagekraft erst möglich machen.
          Diese Erkenntnisse sind die Voraussetzung für
          die Prognose von Entwicklungen und die Erar-
          beitung von Schutzstrategien.

          Mit der Boden-Dauerbeobachtung wurde 1989         Abteilungsleiterin Geologie und Boden
          eine wichtige Grundlagenarbeit begonnen, die      – Geologischer Dienst –
          die Abteilung Geologie und Boden des LLUR         Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und
          als Obere Bodenschutzbehörde bis heute kom-       ländliche Räume des Landes Schleswig-Holstein
          petent und zuverlässig weiterführt. Die Boden-

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Boden-Dauerbeobachtung in Schleswig-Holstein - Boden - lebendig, unverzichtbar und stark unter Druck
Was ist Boden?
Boden ist – vereinfacht ausgedrückt – die obers-      ze) ist für den Menschen nicht sichtbar. Es ent-
te, dünne Haut der Erde. Sie hat sich zum Teil        steht infolgedessen oftmals der Eindruck, dass
über einen Zeitraum von mehreren Jahrtausen-          es sich bei Boden im Wesentlichen nur um leb-
den entwickelt. Im Gegensatz zu tiefer liegen-        loses Material handelt. Erst ein genauerer Blick
den und unbelebten Schichten des Untergrun-           zeigt das vielfältige Leben im Boden sowie auch
des ist der Boden der Lebensraum für eine Viel-       die allein schon optisch gut zu erkennenden
zahl von Pflanzen, Tieren und Mikroorganismen.        Unterschiede zwischen den einzelnen Bodenty-
Ein Großteil der Organismen (Bakterien und Pil-       pen bzw. Bodenprofilen in Schleswig-Holstein.

                                                      Die natürliche Entwicklung des Bodens wird
                                                      entscheidend durch den jeweiligen Naturraum
                                                      des Landes bestimmt. In Schleswig-Holstein
                                                      werden von Ost nach West die Naturräume
                                                      Östliches Hügelland (Jungmoränen), Niedere
                                                      Geest (Vorgeest), Hohe Geest (Altmoränen)
                                                      und die Marschen unterschieden.

                                                      Vor allem das sehr unterschiedliche Ausgangs-
                                                      material in diesen Naturräumen beeinflusst die
                                                      Bodenentwicklung. Sandiges Material nimmt
                                                      eine andere Entwicklung als lehmiges oder to-
                                                      niges Ausgangsmaterial. Auch Faktoren wie
                                                      Grund- und Stauwasser, Niederschlagshöhe
                                                      und –verteilung, Temperatur und Vegetation
                                                      beeinflussen die Bodenentwicklung. Darüber
                                                      hinaus greift nicht zuletzt der Mensch durch
                                                      vielfältige Nutzungen in den Boden ein. Die
                                                      genannten Faktoren bestimmen die natürli-
                                                      chen Standorteigenschaften des Bodens, wie
                                                      beispielsweise Luftversorgung, Wasserversor-
                                                      gung, Wärmehaushalt, natürliche Nährstoffvor-
                                                      räte, Durchwurzelbarkeit, Wasserdurchlässig-
                                                      keit und Bindungsvermögen für Nähr- und
Abbildung 1: Parabraunerde, Boden vor allem des       Schadstoffe. Diese Standorteigenschaften stel-
             östlichen Hügellandes (Foto: Dr. Marek   len wiederum die Grundlage für die land- und
             Filipinski)                              forstwirtschaftliche sowie gärtnerische Nut-
                                                      zung dar.

                                                      Neben dieser wirtschaftlichen Nutzung leistet
                                                      der Boden jedoch noch deutlich mehr für
                                                      Mensch und Umwelt. Boden reinigt das Nie-
                                                      derschlagswasser bei der Passage durch die
                                                      Bodensäule und verhindert die Verschmut-
                                                      zung des Grundwassers. Dies ist umso bedeu-
                                                      tender, da das Trinkwasser in Schleswig-Hol-
                                                      stein zu 100 Prozent aus Grundwasser gewon-
                                                      nen wird. Diese Fähigkeit des Bodens ist – und
                                                      dies darf nie vergessen werden – letztlich be-
                                                      grenzt. Der Boden verändert sich bei fortdau-
Abbildung 2: Gley-Podsol, typischer Boden der         erndem Eintrag. Gehalte im Boden können so
             Vorgeest (BDF09) (Foto: Dr. Marek        weit ansteigen, dass die Stoffe letztlich ver-
             Filipinski)                              stärkt wieder freigesetzt werden. Der Boden

                                                                                                         5
Boden-Dauerbeobachtung in Schleswig-Holstein - Boden - lebendig, unverzichtbar und stark unter Druck
Abbildung 5: Niedermoor, Boden der Niederungen
                                                                                        (Foto: Dr. Marek Filipinski)

                                                                            entwickelt sich von einer Senke zu einer Quel-
                                                                            le von Nähr- und Schadstoffen. Die freiwer-
                                                                            denden Stoffe können über die Nutzpflanzen
                                                                            oder das Trinkwasser bis in die menschliche
                                                                            Nahrung gelangen und zu gesundheitlichen
                                                                            Risiken führen. Da zudem der zunehmende
                                                                            Verbrauch von Flächen (Siedlungen, Gewerbe-
Abbildung 3: Braunerde, verbreiteter Boden des Östlichen Hügellandes, der   und Industrieflächen, Verkehrswege, etc.) und
             Vorgeest und der Hohen Geest (Foto: Dr. Marek Filipinski)      der Abbau von Rohstoffen (Sand, Kies, Ton,
                                                                            Kalk, etc.) den natürlich gewachsenen Boden
                                                                            und somit den Boden als Schutzschicht für das
                                                                            Grundwasser zerstört und die Flächen für
                                                                            Grundwasserneubildung reduziert, ist es umso
                                                                            dringlicher, den nicht versiegelten, intakten
                                                                            Boden zu schützen.

Abbildung 4: Kalkmarsch, Boden des Naturraums Marsch (BDF06)
             (Foto: Dr. Marek Filipinski)

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Boden-Dauerbeobachtung in Schleswig-Holstein - Boden - lebendig, unverzichtbar und stark unter Druck
Zum vorsorgenden Schutz des Bodens:
Boden-Dauerbeobachtung
Der zunehmende Flächenverbrauch sowie die         im Zusammenhang mit der Bodennutzung und
steigende intensive Bodennutzung rückten den      der Bodenbewirtschaftung erwachsen.
Schutz des Bodens schon vor Jahrzehnten ins
öffentliche Bewusstsein. In der Bodenschutz-      Um möglichst frühzeitig die Veränderungen des
konzeption der Bundesregierung von 1985,          Bodens zu erfassen, wurden in Schleswig-Hol-
dem Gesetz zum Schutz vor schädlichen Bo-         stein schon Ende der achtziger Jahre die ersten
denveränderungen und zur Sanierung von Alt-       Boden-Dauerbeobachtungsflächen eingerichtet.
lasten von 1998, der Bundes-Bodenschutz- und
Altlastenverordnung von 1999 sowie auf Lan-       Die wesentlichen Ziele der Boden-Dauerbeob-
desebene dem Landesbodenschutz- und Alt-          achtung sind:
lastengesetz von 2002 werden Ziele formuliert     • die Beschreibung des aktuellen Zustandes
und vor allem Anforderungen bei Nutzung des       bei Einrichtung der Boden-Dauerbeobach-
Bodens festgelegt. Das wesentliche Ziel ist der   tungsfläche,
Erhalt der Grundfunktionen des Bodens, d.h.       • die langfristige Überwachung der Verände-
der biologischen, chemischen und physikali-       rungen durch Wiederholungsuntersuchungen
schen Eigenschaften, um letztlich Mensch, Tier,   und
Pflanze und Grundwasser vor Belastungen zu        • die Ableitung von Prognosen für die zukünfti-
schützen.                                         ge Entwicklung des Bodens.

Neue Herausforderungen auch an den Boden          Da wesentliche Veränderungen des Bodens nur
und seine Bewirtschaftung sind die Einflüsse,     sehr langsam ablaufen, ist für ihre Erfassung ein
die der fortschreitende Klimawandel mit sich      langfristiges Untersuchungsprogramm erforder-
bringt. Änderungen des Bodenwasserhaushalts       lich. Über viele Jahrzehnte hinweg werden da-
und der Bodentemperatur sowie zunehmende          her in der Boden-Dauerbeobachtung kontinu-
Bodenerosion sind unmittelbare Auswirkungen,      ierlich Beobachtungen nach festgelegter, mög-
aus denen weitreichende Folgen für viele Bo-      lichst durchgehender Methodik durchgeführt
deneigenschaften und Bodenfunktionen auch         (SAG 1991, Barth et al. 2000).

                                                                                                      Abbildung 6:
                                                                                                      Entnahme von
                                                                                                      Stechzylindern
                                                                                                      (Foto: Dr. Marek
                                                                                                      Filipinski)

                                                                                                                         7
Boden-Dauerbeobachtung in Schleswig-Holstein - Boden - lebendig, unverzichtbar und stark unter Druck
Abbildung 7: Übersicht der Boden-Dauerbeobachtungsflächen in Schleswig-Holstein
            (Karte: Bodenkundliche Hauptnaturräume, Entwurf: B. Burbaum, Layout K. Litzbach)

BDF 01 -             List/Sylt                                   BDF21 -               Speicherkoog Dithmarschen
BDF 02 -             Süderlügum                                  BDF22 -               Hindorf
BDF 04 -             Goldelund                                   BDF23 -               Bokhorst
BDF 05 -             Gintoft                                     BDF24 -               Bornhöved
BDF 06 -             Sönke-Nissen-Koog                           BDF25 -               Kudensee/Landscheide
BDF 07 -             Pobüller Bauernholz                         BDF26 -               Bad Bramstedt
BDF 08 -             Havetoftloit                                BDF27 -               Lebatz/Tankenrade
BDF 09 -             Schub                                       BDF28 -               Groß Offenseth-Aspern
BDF 10 -             Holzdorf                                    BDF29 -               Lübeck/Niederbüssau
BDF 11 -             Lehmsiek                                    BDF30 -               Altendeich/Neuendorf
BDF 12 -             Vadersdorf/Fehmarn                          BDF31 -               Pinneberg
BDF 13 -             St. Peter-Ording                            BDF32 -               Hahnheide
BDF 14 -             Meggerdorf                                  BDF33 -               Hellbachtal
BDF 15 -             Achterwehr                                  BDF35 -               Lindhöft 1
BDF 16 -             Schönberg/Schwartbuck                       BDF36 -               Lindhöft 2
BDF 17 -             Dannau                                      BDF37 -               Hamburger Hallig
BDF 18 -             Heringsdorf                                 BDF38 -               Witsum/Föhr
BDF 19 -             Mörel/Nindorf                               BDF39 -               Hevenbruch
BDF 20 -             Wüstenfelde

8
Boden-Dauerbeobachtung in Schleswig-Holstein - Boden - lebendig, unverzichtbar und stark unter Druck
Basis-Boden-Dauerbeobachtung                        bonaten, austauschbaren Kationen, pflanzen-
Bei der Einrichtung der Flächen im Rahmen der       verfügbaren Nährelementen (Phosphor, Kalium,
Basis-Boden-Dauerbeobachtung (Standorte sie-        Magnesium) sowie Eisen, Mangan und Alumini-
he Abbildung 7) wurde eine erste Beschrei-          um im Oxalat- und Dithionitauszug werden
bung des Bodenzustandes vorgenommen. Sie            auch Schwermetalle und Arsen im Königswas-
erfolgte an einem für die Boden-Dauerbeob-          ser-Aufschluss, im Ammoniumnitrat-Auszug
achtungsfläche repräsentativen Bodenprofil          (Acker) sowie als Gesamtgehalte gemessen.
und ergänzend an Bodenprobenentnahmen auf           Eine Zwischeninventur erfolgt jeweils sechs Jah-
der Fläche bis zu zwei Metern unter Gelände-        ren nach der Hauptinventur mit reduziertem
oberfläche (Grundinventur). Neben der ausführ-      Untersuchungsumfang. Neben Analysen auf
lichen Feldansprache werden bodenchemische          Trockenrohdichte, Wasserspannung, Wasser-
und -physikalische Untersuchungen im Labor          leitfähigkeit, dem Gehalt an organischem Koh-
durchgeführt. Zudem wird seit Beginn der Bo-        lenstoff, Gesamtstickstoff, pH-Wert, Gehalten an
den-Dauerbeobachtung für jede Boden-Dauer-          Carbonaten und Nährelementen (siehe oben)
beobachtungsfläche (BDF) eine Schlagkartei          werden Schwermetalle und Arsen als Gesamt-
geführt, in der die Bewirtschaftung detailliert     gehalte gemessen.
und fortlaufend dokumentiert wird. An Standor-
ten mit Grundwassereinfluss werden zudem alle       Die Entnahmepunkte für die Bodenproben (DB)
14 Tage an einem in der Nähe befindlichen Be-       im Rahmen der Boden-Dauerbeobachtung lie-
obachtungsbrunnen die Wasserstände ermit-           gen auf den Flächendiagonalen (siehe Abbil-
telt.                                               dung 8). Bei Wiederholungsbeprobungen wer-
                                                    den diese Punkte um einen Meter im Uhrzeiger-
Die langfristige Überwachung von Veränderun-        sinn versetzt, um weiterhin ungestörte Boden-
gen des Bodens erfolgt durch regelmäßige            proben entnehmen zu können. Nach einem
Wiederholungsuntersuchungen am Oberbo-              festgelegten Mischschema werden drei Misch-
den. Seit der Erstuntersuchung im Rahmen der        proben generiert, um Angaben zur boden- und
Grundinventur wurden alle Boden-Dauerbeob-          probenahmebedingten Streuung der Ergebnis-
achtungsflächen 1999 und 2009 erneut unter-         se zu erhalten. Ziel der Basis-Boden-Dauerbe-
sucht. Es wurden ausschließlich Oberböden un-       obachtung ist die Beschreibung der Beschaf-
tersucht, da davon ausgegangen wird, dass sich      fenheit und des Zustands des Bodens (Merk-
Veränderungen des Bodens durch äußere Ein-          malsdokumentation) (siehe auch LLUR 2017 a).
flüsse im Wesentlichen in den oberen Schichten
wiederfinden werden. Ackerland wird in der Re-      Zunehmende Probleme im bodenstrukturellen
gel bis zu einer Tiefe von maximal dreißig Zenti-   Bereich erfordern darüber hinaus die Doku-
metern unter Geländeoberfläche, Grünland bis        mentation bodenphysikalischer Kennwerte auch
zu einer Tiefe von fünf Zentimetern untersucht.     im Unterboden, die verstärkt in Angriff genom-
Unter Wald werden die organische Auflage und        men werden soll.
der mineralische Oberboden getrennt vonein-
ander beprobt, der mineralische Oberboden in
der Regel bis zu einer Tiefe von fünf Zentime-      Intensiv-Boden-Dauerbeobachtung
tern. Seit 2013 wird das bis dahin zehnjährige      Seit 2003 wurden fünf Basis-Boden-Dauerbeob-
Untersuchungsintervall in eine Haupt- und eine      achtungsflächen zu Intensiv-Boden-Dauerbeob-
Zwischeninventur unterteilt und hierdurch an        achtungsflächen (I-BDF) ausgebaut, eine Grün-
die Untersuchungstermine der biologischen           land- sowie vier Ackerflächen. Sie repräsentieren
Untersuchungen (Bodenmikrobiologie, Vegeta-         die vier schleswig-holsteinischen Naturräume
tionskunde, Bodenzoologie) angepasst – alle 12      Östliches Hügelland, Niedere Geest (Vorgeest),
bzw. 6 Jahre.                                       Hohe Geest und Marsch (siehe Abbildung 7).

Ein vollständiges Untersuchungsspektrum in          Zusätzlich zu den bodenphysikalischen und bo-
der Basis-Boden-Dauerbeobachtung erfolgt zur        denchemischen Untersuchungen im Rahmen
Hauptinventur alle zwölf Jahre. Neben Analysen      der Basis-Boden-Dauerbeobachtung alle 6 Jah-
auf Korngrößenverteilung, Trockenrohdichte,         re erfolgen an diesen Standorten jährliche Un-
Wasserspannung, Wasserleitfähigkeit, dem Ge-        tersuchungen an Bodenproben. Das Kennwert-
halt an organischem Kohlenstoff und Gesamt-         spektrum für die Intensiv-Boden-Dauerbeob-
stickstoff, dem pH-Wert, den Gehalten an Car-       achtung umfasst neben Analysen auf Trocken-

                                                                                                        9
Boden-Dauerbeobachtung in Schleswig-Holstein - Boden - lebendig, unverzichtbar und stark unter Druck
rohdichte, dem Gehalt an organischem Kohlen-         ckerwassermenge im Herbst und Winter dar. Je
                     stoff, Gesamtstickstoff, pH-Wert, Gehalten an        höher die mineralisierte Stickstoffmenge zu die-
                     Carbonaten und pflanzenverfügbaren Nährele-          sem Zeitpunkt ist, desto größer ist auch die
                     menten (Kalium, Phosphor, Magnesium) auch            Wahrscheinlichkeit von Auswaschungsverlusten.
                     Schwermetalle und Arsen im Ammoniumnitrat-
                     Auszug (Acker) sowie im Königswasser-Auf-            Um Stoffflüsse zu erfassen, werden des Weite-
                     schluss.                                             ren Einträge über die Luft (Deposition) sowie
                                                                          Austräge durch Ernteentzug und Sickerwasser
                     Zur Einschätzung des Stickstoff-Austragspotenti-     erfasst sowie die Einträge durch mineralische
                     als werden darüber hinaus Bodenproben in un-         und organische Düngung ermittelt. Ziel ist es,
                     mittelbarer Nähe der Intensiv-Boden-Dauerbe-         die ablaufenden Stoffflüsse und -mengen im
                     obachtungsflächen entnommen und auf den              Boden zu berechnen und zu dokumentieren
                     Gehalt an verfügbarem mineralisierten Stickstoff     (siehe auch LLUR 2017 b).
                     (Nmin) analysiert. Die Probenentnahme erfolgt
                     in den Tiefen 0-30, 30-60 und 60-90 cm unter         Zur Ermittlung des Nährstoffaustrages mit dem
                     Geländeoberfläche. Sie wird jährlich an drei Ter-    Sickerwasser werden Saugkerzen eingesetzt
                     minen zu Vegetationsbeginn Ende März, nach           (siehe Abbildung 9 und 10). Saugkerzen wer-
                     der Ernte von Ackerkulturen im August/Septem-        den so eingebaut, dass sie in direktem Kontakt
                     ber und zum Ende der Vegetationsperiode im           mit den Poren im Boden stehen. Durch Unter-
                     November durchgeführt. Der Termin zum Ende           druck wird Bodenlösung über die Saugkerzen
                     der Vegetationsperiode stellt die Menge an ver-      und unter der Bearbeitungstiefe verlegte Lei-
                     fügbarem Stickstoff zu Beginn der Periode ver-       tungen bis in die Sammelbehälter am Feldrand
                     minderter Evapotranspiration sowie erhöhter Si-      transportiert (siehe Abbildung 8 und Abbil-

Abbildung 8: Schema einer Basis-Boden-Dauerbeobachtungsfläche, mit zusätzlicher Saugkerzen- und Depositionsmessanlage ausge-
            baut zur Intensiv-Boden-Dauerbeobachtung (CAU 2010)

10
Abbildung 9: Saugkerze mit Transportleitungen (Foto: LLUR)       Abbildung 10: Einbau einer Saugkerze im Boden (Foto: LLUR)

           Pumpe
                                                                                            Transportleitungen

                                                                                                Sammelbehälter

  Manometer

Abbildung 11: Metallbehälter mit Sammelbehältern und Transportleitungen (Foto: LLUR)

dung 11). Die Einbautiefe der Saugkerzen und           melgefäßen erfolgt wöchentlich. In der Boden-
Transportleitungen beträgt 75 cm. Durch diese          lösung werden die Gehalte an Stickstoff, Phos-
Tiefe ist sichergestellt, dass die Bewirtschaftung     phor und Kalium bestimmt und seit 2012 – zur
der Fläche ohne Beeinträchtigung durch die             Erfassung der Schadstoffsituation – zusätzlich
eingebauten Apparaturen weitergeführt wer-             die Gehalte an Schwermetallen und weiteren
den kann. Die Probenentnahme aus den Sam-              Elementen.

                                                                                                                              11
Niederschlagssammler

                                                                              Bulk-Depositionssammler

                               Niederschlagsmessgerät

Abbildung 12: Niederschlags- und Depositionsmessanlage (Foto: LLUR)

                     Jede Intensiv-Boden-Dauerbeobachtungsfläche         Schwermetalle und Arsen im Erntegut sowie in
                     ist mit einer Depositionsmessstelle ausgestattet,   Wirtschaftsdüngern und seit 2015 auch in mine-
                     die Niederschläge und Einträge aus der Luft         ralischen Kali-, Phosphor- und Kalkdüngern
                     (nasse Deposition und Gesamtdeposition) er-         analysiert.
                     fasst (siehe Abbildung 12). Die in der Depositi-
                     onsmessstelle gewonnenen Proben werden in           Um den Wasserhaushalt im Boden beurteilen zu
                     gleicher Weise auf ihre Gehalte an Nähr- und        können, wurde 2017 und 2018 an jeweils einer
                     Schadstoffen untersucht wie die Sickerwasser-       Intensiv-Boden-Dauerbeobachtungsfläche ein
                     proben.                                             bodenhydrologischer Messplatz eingerichtet. In
                                                                         zwei Tiefen, d. h. in 60 cm sowie in 100 bzw. 110
                     Zur Ermittlung der bewirtschaftungsbedingten        cm Bodentiefe, wurden Sensoren eingebaut, die
                     Ein- und Austräge von Nährstoffen werden ei-        Bodenfeuchte, Bodentemperatur und Wasser-
                     nerseits die Anwendungsmengen und Gehalte           spannung, also die Bindungsintensität des Was-
                     im auszubringenden Dünger sowie andererseits        sers im Boden, messen. Durch diese Daten wird
                     die Erntemengen und Gehalte im Erntegut un-         es möglich sein, Veränderungen des Bodenwas-
                     tersucht. Seit 2012 werden zur Erfassung der        serhaushaltes – auch im Hinblick auf Auswirkun-
                     Schadstoffein- und -austräge ergänzend              gen des Klimawandels – zu dokumentieren.

12
Standorte in Schleswig-Holstein
Seit 1989 – schwerpunktmäßig bis 1993 – wur-          liegen achtundzwanzig auf landwirtschaftlich
den 39 Boden-Dauerbeobachtungsflächen                 genutzten Flächen, fünf in Wäldern, drei auf Flä-
(BDF) in Schleswig-Holstein eingerichtet. Der-        chen mit natürlicher Entwicklung (Sukzession)
zeit werden noch 37 BDF davon betrieben –             und eine Fläche wird als Baumschule genutzt.
verteilt über das gesamte Landesgebiet (siehe
Abbildung 7 und Anhang 1).                            Für eine langfristige Verfügbarkeit dieser Stand-
                                                      orte als Boden-Dauerbeobachtungsflächen wer-
Die jeweils eintausend Quadratmeter großen            den mit den Landwirten und Eigentümern Ge-
Flächen wurden auf Standorten eingerichtet,           stattungsverträge abgeschlossen, um Betre-
die die unterschiedlichen Böden im Land, ihre         tungs- und Probenentnahmerechte abzusichern
Ausgangsmaterialien und Nutzungen wider-              sowie Bewirtschaftungsdaten erfassen zu las-
spiegeln. Von den Untersuchungsstandorten             sen.

Abbildung 13: Intensiver Ackerbau in der Marsch
              (BDF 06) (Foto: Dr. Marek Filipinski)

                                                      Abbildung 15: Sukzessionsfläche im Dünengebiet auf Sylt (BDF 01)
                                                                    (Foto: Dr. Marek Filipinski)

Abbildung 14: Naturwald im Östlichen Hügelland
              (BDF 39) (Foto: Dr. Marek Filipinski)

                                                                                                                        13
Verändert sich der Boden? – Erkenntnisse aus der
Basis-Boden-Dauerbeobachtung
                     Welche Entwicklungstendenzen oder gegebe-         In zunehmender Weise darf im Hinblick auf den
                     nenfalls auch Belastungssituationen lassen sich   Klimawandel ein weiterer Punkt nicht uner-
                     in Schleswig-Holstein feststellen? Im Rahmen      wähnt bleiben: Boden speichert im Humus Koh-
                     der Basis-Boden-Dauerbeobachtung wurden           lenstoff. Kohlenstoff ist Bestandteil von Kohlen-
                     unter anderem die Gehalte an Humus sowie          dioxid, das als eines der Treibhausgase in der
                     Schwermetallen und Arsen und ergänzend an         Atmosphäre die Erderwärmung verstärkt. Hu-
                     einzelnen Terminen auch die Gehalte an orga-      mus wirkt somit als Kohlenstoffspeicher und
                     nischen Schadstoffen untersucht und ausgewer-     dementsprechend dem Klimawandel entgegen.
                     tet.
                                                                       Bei der Bedeutung, die der Humus aufgrund
                                                                       der oben genannten Funktionen für die Umwelt
                     Humus im Boden –                                  hat, sollte auf einen konsequenten Erhalt der
                     Ein wichtiger ökonomischer wie                    Humusgehalte im Boden geachtet werden. Bei
                     ökologischer Faktor!                              der Landbewirtschaftung muss daher eine aus-
                     Humus ist die fein zersetzte organische Sub-      reichende Humusversorgung durch Zufuhr von
                     stanz aus abgestorbenen tierischen und pflanz-     organischer Substanz in Form von z. B. Wirt-
                     lichen Stoffen im Boden. Humus erhöht das         schaftsdünger, Ernte- und Wurzelresten, Zwi-
                     Vermögen des Bodens Wasser, Nähr- und             schenfruchtanbau, etc. sichergestellt werden.
                     Schadstoffe zu speichern und verhindert einen     Dies ist vor allem zwingend notwendig, da be-
                     Nähr- und Schadstoffeintrag in das Grundwas-      fürchtet wird, dass der Klimawandel durch zu-
                     ser. Humus verbessert die Bodenstruktur und       nehmende Erwärmung zusätzlich zur Beschleu-
                     sorgt für ein günstiges Luft-/Wasserverhältnis    nigung von Umsetzungsprozessen und damit
                     für Pflanzen, Tiere und Mikroorganismen im Bo-     zur Freisetzung von Kohlendioxid aus dem Bo-
                     den.                                              den beiträgt.

Abbildung 16:
Mengen an organi-
schem Kohlenstoff
(Corg – oben) und
Gesamtstickstoff
(N – unten) im mi-
neralischen Ober-
boden der Boden-
art Lehm (Ap, max.
0-30 cm) von
Standorten der Bo-
den-Dauerbeob-
achtung unter
Ackernutzung

14
Häufig wird die Besorgnis geäußert, dass der          Wie steht es mit Schwermetallen
Humusgehalt durch intensive Bewirtschaftung           und Arsen im Boden?
verringert wird. Können wir solche Veränderun-        Von Natur aus kommen Schwermetalle (z. B.
gen im Humusgehalt des Oberbodens feststel-           Blei, Cadmium, Chrom, Kupfer, Nickel, Queck-
len? Antworten liefern die Ergebnisse der Bo-         silber, Zink) und Arsen in schleswig-holsteini-
den-Dauerbeobachtung.                                 schen Böden nur in Spuren vor. Einige Schwer-
                                                      metalle sind für viele Lebewesen lebensnotwen-
Anhand der Untersuchungen zur Boden-Dauer-            dig, wie z. B. Kupfer und Zink. Sie gehören so-
beobachtung können in lehmigen wie auch in            mit zu den essentiellen (lebensnotwendigen)
sandigen Böden, die seit Beginn des Monito-           Spurenelementen. Andere Schwermetalle wie
rings ausschließlich unter Ackernutzung oder          Cadmium, Blei oder Quecksilber werden nicht
unter Grünlandnutzung standen, keine generel-         benötigt, sind dementsprechend nicht essen-
len Veränderungen der Vorräte an organischem          tielle Schwermetalle. Sowohl essentielle als
Kohlenstoff sowie auch Stickstoff im minerali-        auch nicht essentielle Schwermetalle können
schen Oberboden in Schleswig-Holstein festge-         bei Mensch, Tier und Pflanze sowie auch Mikro-
stellt werden. Die berechneten Mengen an or-          organismen schon in leicht erhöhten Konzentra-
ganischem Kohlenstoff und Gesamtstickstoff            tionen Schäden hervorrufen. Eine Belastung
sind beispielhaft an lehmigen Oberböden unter         des Bodens und somit der dort wachsenden
Ackernutzung (siehe Abbildung 16) dargestellt.        Kulturpflanzen sowie auch des Grundwassers ist
Derzeit ist in mineralischen Böden nicht von ei-      daher schon im Vorwege zu vermeiden.
nem generellen Humusschwund auszugehen.
Auch die C/N-Verhältnisse zeigen über die Jah-        Schwermetalle und Arsen werden über die Luft
re keine Veränderungen. Das C/N-Verhältnis ist        sowie über mineralische und organische Dün-
ein Maß für die Humusqualität im Boden. Je en-        ger und Pflanzenschutzmittel in den Boden ein-
ger des C/N-Verhältnis ist, desto größer ist in       getragen. Sinkende pH-Werte im Boden führen
Mineralböden der Huminsäureanteil der organi-         zudem zu einer Mobilisierung (Freisetzung) und
schen Substanz und desto höher ist die Nähr-          ggf. zu einer Verlagerung bis in das Grundwas-
stoffspeicherkapazität. Werte unter 10 weisen         ser.
auf eine gute Humusqualität hin. Bei Werten
von C/N > 25 erfolgt aufgrund von Stickstoff-         Im Hinblick auf die Situation in Schleswig-Hol-
mangel eine Festlegung von Stickstoff im Bo-          stein zeigen die Gesamtgehalte an den o. g.
den, so dass die Verfügbarkeit von Stickstoff re-     Schwermetallen und Arsen in der Regel bei san-
duziert und der Abbau organischer Substanz            digem Bodenausgangsmaterial sehr geringe
behindert ist. Während auf lehmigen Acker-            Werte, zum Teil unterhalb der Bestimmungs-
standorten seit Beginn der Boden-Dauerbeob-           grenze. Lehmige Böden sowie Böden aus Mar-
achtung C/N-Verhältnisse von 8-10 ermittelt           schensediment weisen durch das Ausgangsma-
wurden, sind auf sandigen Böden teilweise             terial bedingt im landesweiten Vergleich für Ar-
deutlich höhere Werte zu finden. Insbesondere         sen sowie die Schwermetalle Chrom, Nickel
auf Böden des Bodentyps Podsol liegen die             und Zink deutlich höhere Gehalte auf, die aber
C/N-Verhältnisse zum Teil zwischen 17 und 20.         nicht im Besorgnis erregenden Bereich liegen.
                                                      Insgesamt sind die Gehalte an Schwermetallen
Bei Nutzungsänderung, d. h. Grünlandumbruch           und Arsen in Böden Schleswig-Holsteins sowie
und nachfolgender Ackernutzung, ist aufgrund          ihre Veränderungen als gering zu bezeichnen.
der starken Mineralisierung nach dem Umbruch          Aufgrund der nach wie vor begrenzten Anzahl
sowie der verstärkten Bodenbearbeitung unter          an Untersuchungszyklen bedürfen die ermittel-
Ackernutzung eine Abnahme des Humusvorra-             ten Änderungen in den Gehalten zur statisti-
tes vorprogrammiert. Es stellt sich langfristig ein   schen Absicherung der Ergebnisse weiterer Un-
niedrigerer, der Bewirtschaftung entsprechen-         tersuchungen.
der Humusvorrat ein.

                                                                                                         15
Woher stammen organische
     Schadstoffe im Boden?
     Die in der Umwelt nachgewiesenen organi-           -   Polychlorierte Dibenzodioxine (PCDD) und
     schen Schadstoffe umfassen eine Vielzahl von           Polychlorierte Dibenzofurane (PCDF)
     unterschiedlichen Stoffgruppen. Sie stammen        -   Dioxinähnliche Polychlorierte Biphenyle
     zum weit überwiegenden Teil aus anthropoge-            (dl-PCB), seit 2009
     nen, d. h. durch den Menschen verursachte
     Quellen, nur zum geringen Teil entstehen sie       Die ermittelten Gehalte an organischen Schad-
     natürlicherweise, z. B. durch Waldbrände und       stoffen sind weit überwiegend sehr gering, häu-
     Vulkanismus. Eine Vielzahl von organischen         fig liegen sie unterhalb der Bestimmungsgren-
     Schadstoffen gelangt durch unvollständige, also    ze. Sie sind nahezu identisch mit den landes-
     unter Sauerstoffmangel ablaufende Verbren-         weiten Hintergrundwerten stofflich gering be-
     nungsprozesse fossiler Brennstoffe, unter ande-    einflusster Böden Schleswig-Holsteins (siehe
     rem Kohle und Erdöl, sowie Holz in die Umwelt.     auch LLUR 2011). Bei der Differenzierung der
     Vor allem Industrieanlagen, Kraftfahrzeuge und     Schadstoffgehalte nach Bodenarten weisen die
     Heizungsanlagen können organische Schadstof-       untersuchten Böden aus Torf in der Regel die
     fe ausstoßen. Aber auch industriell hergestellte   höchsten Gehalte auf. Dies liegt aber im erwar-
     Endprodukte sind potentielle Quellen, z. B. lö-    teten Bereich, da die Torfe mit dem hohen An-
     semittelhaltige Produkte, teerölhaltige Anstri-    teil an organischer Substanz besonders hohe
     che, Schmierstoffe.                                Bindungskapazitäten aufweisen. Die in der Bun-
                                                        des-Bodenschutz- und Altlastenverordnung ge-
     Problematisch sind organische Schadstoffe auf-     nannten Werte und Anforderungen werden –
     grund ihrer vielfältigen gesundheitsgefährden-     bis auf sehr wenige Einzelfälle – deutlich unter-
     den Wirkung. Sie können unter anderem krebs-       schritten. Eine statistisch abgesicherte Ände-
     erregend sein oder das Immunsystem schädi-         rung der Gehalte an organischen Schadstoffen
     gen. Viele organische Schadstoffe weisen eine      im Zeitverlauf ist aufgrund der sehr niedrigen
     hohe Langlebigkeit auf und können sich in Bo-      Gehalte sowie der insgesamt nach wie vor rela-
     den, Grund- und Oberflächenwasser sowie in         tiv geringen Anzahl an Befunden nicht möglich.
     Mensch, Tier und Pflanze anreichern.               Die gemessenen Werte dokumentieren jedoch
                                                        gut das landesweit sehr niedrige Belastungsni-
     Untersuchungen auf organische Schadstoffe im       veau mit organischen Stoffen in Böden. Die
     Boden von Boden-Dauerbeobachtungsflächen           Fortführung der Untersuchungen in weiteren
     wurden erstmalig 1990 durchgeführt. In den         Abständen ist im Sinne eines Frühwarnsystems
     Jahren 1999, 2009 sowie im Zeitraum 2014 –         dennoch erforderlich.
     2017 wurden diese Untersuchungen wieder-
     holt. Im Fokus der im Rahmen der Boden-Dau-        Zum Programmstart sind zusätzlich Pflanzen-
     erbeobachtung erfolgten Untersuchungen ste-        schutzmittel in die Untersuchungen einbezogen
     hen die nachfolgend aufgeführten Stoffe:           worden. Bei einem Großteil dieser Untersu-
                                                        chungen lagen die Werte unterhalb der Bestim-
     -   Polycyclische Aromatische Kohlenwasser-        mungsgrenzen, sodass die Untersuchungen auf
         stoffe (PAK16)                                 Pflanzenschutzmittel im Bodenmaterial gegen-
     -   Polychlorierte Biphenyle (PCB6)                wärtig eingestellt sind.

16
Der Boden lebt – Biologische Untersuchungen
Während eine Reihe von Tieren im Boden noch       logischer, vegetationskundlicher und flechten-
mit dem bloßen Auge zu erkennen sind, z. B.       kundlicher Untersuchungen, ist vor mehr als
Regenwürmer, Insektenlarven und Asseln, wer-      20 Jahren begonnen worden. Bodenmikrobio-
den Millionen von Bodenorganismen aufgrund        logische Untersuchungen werden alle drei Jah-
ihrer geringen Größe nicht mehr wahrgenom-        re und vegetationskundliche sowie bodenzoo-
men. Dennoch sind sie für die notwendigen         logische Untersuchungen alle sechs Jahre
Umsetzungs- und Abbauprozesse im Boden un-        durchgeführt. Seit 2011 konzentrieren sich ve-
ersetzlich. Ohne das Zutun von Bodentieren        getationskundliche Untersuchungen ausschließ-
und Bodenmikroorganismen würde sich organi-       lich auf Forst-, extensiv bewirtschaftete Grün-
sches Material Jahr um Jahr anreichern und wie    land- und auf Sukzessionsstandorte.
eine organische Schicht den Mineralboden be-
decken. Eine Zersetzung und Mineralisierung       Alle biologischen Untersuchungszeitpunkte
von abgestorbenen Pflanzen und Tieren, ein        werden aufeinander abgestimmt. Ein vollständi-
Abbau von organischen Schadstoffen und der        ges Untersuchungsintervall von sechs Jahren
Aufbau von Humus würden nicht mehr stattfin-      beginnt mit der vegetationskundlichen Untersu-
den.                                              chung, die alle sechs Jahre etwa von März bis
                                                  September zweimal im Jahr durchgeführt wird
Die Art und Intensität der Umsetzungs- und Ab-    und somit die Vegetationszusammensetzung im
bauprozesse ist abhängig von den jeweiligen       Frühjahr und im Sommer erfasst.
Gegebenheiten am Standort, z. B. Feuchtigkeit,
Durchlüftung, pH-Wert des Bodens, Tempera-        Im Herbst des selben Jahres - und somit eben-
tur, Art und Zusammensetzung der zersetzba-       falls alle 6 Jahre - werden in der direkten Um-
ren organischen Substanz und von der Bewirt-      gebung dieser Flächen Bodentiere gefangen.
schaftung. Im Umkehrschluss zeigen Vorkom-        Dies geschieht meist im Oktober oder Novem-
men, Art, Anzahl und Aktivität dieser Organis-    ber, da sonst eine Vernässung des Bodens den
men die Beschaffenheit, den Zustand und die       Fang der Bodentiere beeinträchtigen könnte.
Entwicklung des Bodens sowie des gesamten
Standortes an.                                    Im zeitigen Frühjahr darauf – jedoch alle drei
                                                  Jahre - erfolgt die Probenentnahme für boden-
Auch der Vegetation kommt in diesem Sinne         mikrobiologische Untersuchungen. Die Proben-
insbesondere auf naturnahen Standorten und in     entnahme findet meist von Anfang bis Ende
Wäldern eine diesbezügliche Funktion zu: Auf-     März zeitnah nach Ansteigen der Temperaturen
grund einer starken Abhängigkeit von bzw. be-     statt, so dass die Mikroorganismen sich noch
sonderen Toleranz gegenüber bestimmten Um-        weitgehend in der Winterruhe befinden.
weltfaktoren wie z. B. Licht, Feuchtigkeit oder
Salzgehalt kommen bestimmte Pflanzen natürli-     Um sicherzustellen, dass sich die Erhebungen
cherweise vorzugsweise dort vor, wo diese Fak-    nicht gegenseitig beeinflussen, werden für jede
toren stärker gegeben sind. Diese Pflanzen sind   Untersuchung jeweils unterschiedliche Stellen
sogenannte Zeigerpflanzen.                        in der direkten Umgebung bzw. auf den Boden-
                                                  Dauerbeobachtungsflächen selbst nach festge-
Mit der Durchführung biologischer Untersu-        legten Schemata aufgesucht (Abbildung 17)
chungen an Boden-Dauerbeobachtungsflä-            und dokumentiert.
chen, d. h. bodenzoologischer, bodenmikrobio-

                                                                                                    17
Abbildung 17:
Schema der Flä-
chen für boden-
biologische und
vegetationskundli-
che Untersuchun-
gen an Boden-
Dauerbeobach-
tungsflächen

                     Regenwürmer und                                    Auf landwirtschaftlich genutzten Boden-Dauer-
                     Kleinringelwürmer – Zersetzer der                  beobachtungsflächen reagieren Regen- und
                     organischen Substanz                               Kleinringelwürmer empfindlich auf Bewirtschaf-
                     Es lohnt sich, einmal genauer hinzuschauen. Die    tungsmaßnahmen. Sehr ungünstig wirkt sich
                     Lebensgemeinschaft der Tiere im Boden kann         der Einsatz des Pfluges auf tiefgrabende Tiere
                     nicht in ihrer gesamten Vielfalt untersucht wer-   aus. Umgebrochene Grünlandflächen verlieren
                     den. Stellvertretend werden daher zwei Tier-       innerhalb kurzer Zeit bedeutende Teile ihrer Re-
                     gruppen ausgewählt, die an wesentlichen Bo-        genwurmpopulationen. Auch ausbleibende
                     denprozessen wie Streuzersetzung und Gefüge-       Kalkgaben führen durch die natürliche Versaue-
                     bildung beteiligt sind: Regenwürmer und Klein-     rung zu einer deutlichen Reaktion der Bodentie-
                     ringelwürmer. Sie bilden in bestimmten Arten-      re. Nicht nur Regenwürmer verschwinden, son-
                     kombinationen und Siedlungsdichten die soge-       dern auch das Artenspektrum der Kleinringel-
                     nannten Zersetzergesellschaften/Bodenlebens-       würmer verändert sich gravierend. Umgekehrt
                     gemeinschaften.                                    können ein Verzicht auf den Pflugeinsatz und
                                                                        eine Kalkung die oben gezeigten Auswirkungen
                     Bislang sind auf den Boden-Dauerbeobach-           wieder rückgängig machen. Kurzfristige Nut-
                     tungsflächen bis zu fünf bodenzoologische Un-      zungsänderungen sind aus Sicht der Erstellung
                     tersuchungen durchgeführt worden. Die Ergeb-       langfristiger Zeitreihen zwar unerfreulich, da sie
                     nisse dokumentieren kurzfristige, gegebenen-       langfristige Einflüsse wie zum Beispiel die Kli-
                     falls auch langfristige Veränderungen der Bo-      maerwärmung überlagern, sie werfen aber ein
                     denlebensgemeinschaften.                           Licht darauf, wie sich alle Einflüsse in ihrer Ge-

18
samtheit auf das Bodenleben und auf den            sind dabei sehr stark von der Bewirtschaftung
Standort auswirken können und zeigen, dass sie     und der Witterung abhängig. Da nicht die sai-
teilweise auch wieder reversibel sind.             sonalen, sondern die langfristigen Veränderun-
                                                   gen der bodenmikrobiologischen Kennwerte
Auf nicht landwirtschaftlich genutzten Boden-      ermittelt werden sollen, werden die Untersu-
Dauerbeobachtungsflächen treten Bewirtschaf-       chungen alle drei Jahre exakt zum Ausgang des
tungseinflüsse zurück und Standorteigenschaf-      Winters zu Beginn der Vegetationsperiode un-
ten sowie diffuse anthropogene Einflüsse stär-     ter genauer Dokumentation der Bewirtschaf-
ker zutage. Punktuell ergeben sich Hinweise auf    tungs- und der Witterungsverhältnisse durchge-
den Einfluss klimatischer Veränderungen, die       führt. Bislang sind auf den Boden-Dauerbeob-
aber eine weitere Beobachtung erfordern. Die       achtungsflächen jeweils bis zu sieben bodenmi-
bisherigen Auswertungen zeigen, dass frühes-       krobiologische Untersuchungen durchgeführt
tens ab der dritten Untersuchungsperiode lang-     worden.
fristige Veränderungen belegbar sind, die sich
von kurzfristigen Schwankungen abgrenzen las-      Die Auswertung der bisherigen Datengrundla-
sen.                                               ge lässt erste Entwicklungstendenzen erkennen.
                                                   So ist der Gehalt an organischem Kohlenstoff
Bei Sukzessionen wird deutlich, dass sich paral-   im Boden trotz Zunahme der organischen Dün-
lel zu den Pflanzengesellschaften auch die Zer-    gung und Reduzierung der Bodenbearbeitung
setzergesellschaften/Bodenlebensgemeinschaf-       bis auf wenige Ausnahmen nahezu konstant ge-
ten entwickeln (Alterung von Dünen, Aussüßen       blieben. Dagegen haben die mikrobielle Bio-
von neu eingedeichtem Land).                       masse sowie der Anteil der Biomasse am Ge-
                                                   halt an organischem Kohlenstoff entsprechend
Einige Zersetzergesellschaften/Bodenlebensge-      der Verfügbarkeit von Nahrung für die Mikroor-
meinschaften sind artenreicher geworden oder       ganismen auf den Flächen deutlich zugenom-
sie haben ihren Lebensraum weiter in die Tiefe     men. Dies weist auf Veränderungen des Koh-
ausgedehnt, wie die tiefgrabenden Regenwür-        lenstoff- und des Stickstoffkreislaufs im Boden
mer. Besonders hervorzuheben sind einige           hin. Möglicherweise spielt das sich verändernde
Feuchtstandorte, auf denen sich im Zuge gerin-     Klima und eine damit verbundene zunehmende
gerer Bewirtschaftungsintensität feuchtelieben-    Feuchte und Temperatur in Schleswig-Holstein
de Arten verstärkt etablieren konnten, was         eine wesentliche Rolle.
zeigt, wie sich der Erfolg von Naturschutzmaß-
nahmen auch anhand bodenzoologischer Un-           Auch die unterschiedliche Nutzung der Flächen
tersuchungsergebnisse belegen lässt (IFAB          hat einen deutlichen Einfluss auf die Mikrobio-
2014).                                             logie. So haben Ackerstandorte mit Wechsel-
                                                   fruchtfolge und lehmigen Bodenarten mehr Mi-
                                                   kroorganismen als Monokulturen oder stark ge-
Bodenmikroorganismen –                             düngte Sonderkulturen und extensiv genutztes
ein Heer von Arbeitern im Boden                    Grünland generell höhere mikrobielle Biomas-
Ohne Mikroorganismen im Boden würde es kei-        sen als intensiv genutztes Grünland (FIENCKE ET
nen Um- und auch keinen Abbau organischer          AL.). Diese langfristig erhobenen mikrobiellen
Stoffe geben. Auch die mikrobielle Bindung         Parameter sollen zukünftig in Kombination mit
des Luftstickstoffs und Umsetzungsprozesse mi-     weiteren Daten, z. B. aus bodenzoologischen
neralischer Stickstoffverbindungen würden          und vegetationskundlichen Untersuchungen, zu
nicht stattfinden. Mikroorganismen sind somit      einem ganzheitlichen ökologischen Bewer-
Hauptfunktionsträger einer Vielzahl von Prozes-    tungssystem integriert werden, um den ökolo-
sen im Boden.                                      gischen Zustand eines Standortes zu erfassen
                                                   und einzuordnen und die Standorte entspre-
Die mikrobiologischen Eigenschaften des Bo-        chend des vorsorgenden Bodenschutzes stand-
dens schwanken im Jahresverlauf deutlich und       ortgerecht zu nutzen (WOLOSZCZYK, P. 2019).

                                                                                                     19
Pflanzen – Zeiger für
     Bodenbeschaffenheit und
     Bodenzustand
     Da viele Pflanzen spezifische Ansprüche an ih-     Auf Waldstandorten bewirkt der Holzeinschlag
     ren Standort stellen, weisen ihre Anwesenheit,     aufgrund der deutlichen Erhöhung des Licht-
     ihre Häufigkeit, aber auch ihr Fernbleiben in      einfalls entsprechende Veränderungen in der
     der Pflanzendecke auf bestimmte Bodenfakto-        Bodenvegetation. Auf einer Boden-Dauerbe-
     ren hin. So kommen einzelne Pflanzenarten bei      obachtungsfläche ist eine Tendenz zur zuneh-
     bestimmten Wasser- und Stickstoffverhältnissen     menden Versauerung der oberen Bodenhori-
     gehäuft vor. In gut ausgeprägten artenreichen      zonte festzustellen. Auch kurzfristige Einflüsse
     Pflanzengemeinschaften finden sich meist meh-      wie kalte Winter, späte Fröste und Stürme zie-
     rere Zeigerarten, so dass die Ansprache be-        hen Veränderungen in der Vegetation nach
     stimmter Bodenfaktoren wie beispielsweise der      sich.
     pH-Wert, die Bodenfeuchte oder der Nährstoff-
     haushalt durch die Aufnahme der Vegetation         Die Boden-Dauerbeobachtungsfläche auf Sylt
     mit relativ großer Genauigkeit erfolgen kann.      liegt in einem Dünengebiet. In Meeresnähe be-
     Den Arten kommt somit eine ausgeprägte Indi-       finden sich noch Pflanzengesellschaften, die
     katorfunktion zu. In gut ausgeprägten artenrei-    auf nährstoffreichere Böden mit einem höheren
     chen Pflanzengemeinschaften finden sich meist      pH-Wert angewiesen sind. Hier sind Pflanzen-
     mehrere Zeigerarten, so dass vegetationskund-      gesellschaften der Weißdüne mit Strandhafer
     liche Untersuchungen auch komplexe Standort-       zu finden. Je weiter sich die Pflanzendecke
     verhältnisse wie zum Beispiel eine Kombination     vom Meer entfernt, desto mehr zeichnet sie die
     aus pH-Wert, Bodenfeuchte oder Nährstoff-          saurer und ärmer an Nährstoffen werdenden
     haushalt gut abbilden können.                      Standortverhältnisse nach. Weißdünen werden
                                                        von Graudünen abgelöst und diese von Braun-
     Vegetationskundliche Untersuchungen werden         dünen. In letzterer breiten sich die Zwerg-
     in Schleswig-Holstein seit Anfang der neunziger    strauchheiden aus Krähenbeere aus (BRANDT
     Jahre zunächst an allen eingerichteten Boden-      2016). Es zeigt sich, dass durch fortschreitende
     Dauerbeobachtungsflächen in Abhängigkeit           Nährstoffverarmung und Versauerung des Bo-
     von den zu erwartenden Veränderungen alle          dens die Vegetation der Weißdüne zuneh-
     drei bis sechs Jahre durchgeführt. Die Pflanzen-   mend verdrängt wird und sich verstärkt Grau-
     decke liefert zahlreiche Informationen zu Stand-   und letztlich Braundünen ausbreiten.
     ort- und Bodeneigenschaften, die sonst nur
     durch aufwändige Messungen zu erzielen sind.       Der Boden der Boden-Dauerbeobachtungsflä-
     Auf ackerbaulich genutzten Flächen und auf in-     che 21 auf einer ehemaligen Salzwiese im Spei-
     tensiv genutztem Grünland ist dies jedoch nicht    cherkoog Dithmarschen trocknet mit zuneh-
     der Fall, da die Bewirtschaftungsmaßnahmen         mender Sukzession (Abfolge der natürlichen
     die natürlichen Bodeneigenschaften überla-         Besiedlung) ab und süßt aus. Waren kurz nach
     gern, so dass hier die vegetationskundlichen       der Eindeichung vor rund 40 Jahren noch salz-
     Untersuchungen eingestellt wurden. Die Bo-         tolerante Pflanzen anwesend, so sind diese auf-
     den-Dauerbeobachtungsflächen im Wald, auf          grund fehlender Überflutungen weitgehend
     extensiv genutztem Grünland sowie auf Flächen      verschwunden. Heute haben sich ausdauernde
     mit natürlicher Vegetation werden dagegen          Ruderalfluren nährstoffreicher Böden mit nur
     weiterhin untersucht, da sich hier die oben ge-    sehr zögerlicher Gehölzentwicklung etabliert,
     nannten Standorteigenschaften sehr gut aus         die, vermutlich aufgrund der regelmäßigen Be-
     der Vegetation ablesen lassen. Die Untersu-        weidung durch Rehe, immer größere Anteile
     chungen finden auf diesen Flächen seit 2012        an Gräsern aufweisen. Zudem deuten vermin-
     zeitlich gestaffelt alle sechs Jahre statt.        derte Zeigerwerte der Pflanzen beim Stickstoff-
                                                        gehalt darauf hin, dass die Nährstoffe zuneh-
     Folgende Entwicklungen und Tendenzen sind          mend in der Streu und der entstehenden Hu-
     für Flächen unter extensiver Grünlandnutzung,      musauflage festgelegt werden (BRANDT 2016).
     Wald und natürlicher Vegetation festzustellen:

20
Flechten – Zeigerarten für Luftgüte
und Klimawandel
Flechten sind eine Lebensgemeinschaft aus             ten jedoch sehr empfindlich. Wachstum und
Pilz- und Algenpartner (Symbiose) und können          Vermehrung werden beeinträchtigt, die Flech-
aufgrund dieser Lebensweise auch extreme              tenzusammensetzung wandelt sich als Ergebnis
Standorte wie Oberflächen von Steinen, Bäu-           veränderter Standortbedingungen. Was sonst
men, Mauern oder Dächer besiedeln. Auf Ein-           mühsam durch Messungen einzelner Stoffe er-
träge aus der Luft, z. B. Stäube, Schwefeldioxid,     fasst und in ihrer Gesamtwirkung abgeschätzt
Ammoniak, Stickoxide, Schwermetalle, bzw.             werden muss, ist an den Flechten sofort sicht-
eine schlechte Qualität der Luft oder auch Tem-       und messbar.
peraturänderungen reagieren zahlreiche Flech-

Abbildung 18: Flechtenbewuchs an einer Stieleiche im Umland der BDF 05 Gintoft (Nordostangeln) (Abel & Zimmer 2010)

Die Flechtenkartierung wurde an Boden-Dauer-          den Ergebnissen wird ein Gradient in den Luft-
beobachtungsflächen in den Jahren 1992 bis            güteklassen zwischen dem flechtenreicheren
2009 auf den Flächen bzw. an Bäumen in der            Norden Schleswig-Holsteins mit einer verhält-
Umgebung durchgeführt (siehe auch Abbil-              nismäßig geringen Hintergrundbelastung durch
dung 18). Das Ziel war, nicht nur die Luftgüte,       Immissionen und der südlichen Landeshälfte
sondern auch klimatisch bedingte Veränderun-          deutlich, wo sich stärkere Beeinträchtigungen
gen an den Standorten als Ergänzung zu den            bis hin zu sehr hoher Luftbelastung und Flech-
Bodenuntersuchungen zu dokumentieren. Aus             tenarmut abzeichnen (siehe Abbildung 19).

                                                                                                                      21
Abbildung 19:
Karte der aus den
Flechtenuntersu-
chungen abgelei-
teten Luftgüteklas-
sen an den Boden-
Dauerbeobach-
tungsflächen von
2003 – 2005
(ZIMMER & ABEL,
2008)

                      Im Hinblick auf Temperaturänderungen zeigen   bildung 20). Diese Veränderungen sind im We-
                      die Untersuchungen eine Abnahme an Kühle      sentlichen dem zunehmenden Temperaturan-
                      anzeigenden Arten und einen deutlichen An-    stieg in Schleswig-Holstein zuzuschreiben.
                      stieg an Wärme anzeigenden Arten (siehe Ab-

Abbildung 20:
Die Veränderung
des Gesamtarten-
spektrums zwi-
schen 1992 und
2005, bezogen auf
die Temperatur-
werte nach Wirth
1991 und van Herk
et al. 2002 (ZIMMER
& ABEL, 2008)

22
Stoffausträge – Intensiv-Boden-Dauerbeobachtung
Wenn die Speicherkapazität für Stoffe im Boden       richtigen Zeitpunkt bereitstellt. So klar das Ziel
überschritten ist und keine Aufnahme durch die       auch ist, so schwierig ist es in der Praxis umzu-
Pflanzen erfolgt, werden Nährstoffe sowie auch       setzen. Nährstoffauswaschung hängt wesentlich
ggf. Schadstoffe unweigerlich mit dem Sicker-        von der Höhe und den Zeitpunkten der ausge-
wasser in den Untergrund verlagert. Um unter         brachten Düngermengen ab, jedoch auch von
anderem diese Verluste mengenmäßig zu erfas-         der durch Mineralisierung freigesetzten Nähr-
sen, wird die Intensiv-Boden-Dauerbeobach-           stoffmenge aus Boden, Wirtschaftsdünger, Ern-
tung durchgeführt. Sie dient der kontinuierli-       tegut, etc. sowie der Witterung und der Sicker-
chen Beobachtung des Bodens in seiner Was-           wassermenge.
ser- und Stoffdynamik.

Eine vergleichende Betrachtung der nachfol-          Stickstoff
gend kurz dargestellten Untersuchungsergeb-          Stickstoff ist ein essentielles Hauptnährelement
nisse zum Gehalt und der Verteilung des mine-        für Pflanzen. Ein Mangel an Stickstoff reduziert
ralisierten Stickstoffs (Nmin) bis in 90 cm Boden-   den Ertrag der Kulturpflanze deutlich. Stickstoff
tiefe sowie auch zu den Nähr- und Schadstoff-        wird somit im Rahmen der Bewirtschaftung ent-
austrägen mit dem Sickerwasser zeigen deutli-        sprechend der Ertragserwartung zum Teil inten-
che Unterschiede zwischen den Intensiv-Boden-        siv gedüngt. Stickstoffüberschüsse, d. h. Stick-
Dauerbeobachtungsflächen (siehe Abbildung            stoffmengen im Boden, die über den Bedarf
21 bis 23).                                          der Pflanzen hinausgehen, verbleiben jedoch
                                                     nicht lange im Boden. Insbesondere Nitrat, die
                                                     Hauptfraktion des mineralisierten, pflanzenver-
Ökologisch und ökonomisch                            fügbaren Stickstoffs (Nmin), wird kaum gebun-
problematisch – Nährstoffausträge                    den und dementsprechend schnell mit dem
Nährstoffausträge insgesamt, d. h. neben Stick-      Sickerwasser aus dem Boden ausgetragen.
stoff auch Phosphor und Kalium, sind nicht nur
eine Belastung für die Umwelt, sondern letztlich     Es gilt: Je höher der Nmin-Gehalt im Boden, je
auch ein ökonomischer Verlust für den Bewirt-        sandiger und somit durchlässiger der Boden
schafter. Ziel muss daher eine Bewirtschaftung       und je geringer die N-Aufnahme ist, desto
sein, die der Kulturpflanze die benötigten Nähr-     höher ist die Wahrscheinlichkeit des N-Austrags
stoffe für den angestrebten Ertrag in ausrei-        und der Grundwassergefährdung.
chender, aber nicht überhöhter Menge zum

                                                                                                          Abbildung 21:
                                                                                                          Eine ganzjährige
                                                                                                          Bodenbedeckung
                                                                                                          durch z. B. Wei-
                                                                                                          denutzung redu-
                                                                                                          ziert Nährstoffver-
                                                                                                          luste. (Foto: Dr.
                                                                                                          Marek Filipinski)

                                                                                                                              23
Abbildung 22: Eine hohe Auswaschungsgefährdung ist insbesondere im Herbst bei keiner oder kaum vorhandener Pflanzendecke
                durch ansteigende Sickerwassermengen gegeben. (Foto: Dr. Marek Filipinski)

                       Doch welche Mengen an Stickstoff im Boden                pro Liter (mg/l). Um langfristig eine gute Grund-
                       sind zu welchem Zeitpunkt im Jahr für die Um-            wasser- und Trinkwasserqualität zu erhalten,
                       welt noch tolerierbar?                                   wird daher angestrebt, 50 mg Nitrat/l auch im
                                                                                Sickerwasser nicht zu überschreiten. Aus dieser
                       Eine sehr hohe Auswaschungsgefährdung ist                Vorgabe wurden je nach Bodenart und Sicker-
                       insbesondere am Ende der Vegetationsperiode              wassermenge eines Standortes maximal tole-
                       im Herbst gegeben, wenn nur noch wenig                   rierbare Herbst-Nmin-Werte abgeleitet
                       Stickstoff aufgenommen, aber gleichzeitig ver-           (s. Tab. 1). Da sandige Böden aufgrund ihrer
                       stärkt Sickerwasser gebildet wird. Die Qualitäts-        hohen Wasserdurchlässigkeit stark auswa-
                       norm für das Grundwasser in Bezug auf den Ni-            schungsgefährdet sind, gelten hier folgerichtig
                       tratgehalt beträgt nach den Vorgaben der EG-             entsprechend verschärfte Werte.
                       Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) 50 Milligramm

Tabelle 1:   Tolerierbare Stickstoffgehalte im Boden am Ende der Vegetationsperiode für durchschnittliche Niederschläge in Schles-
             wig-Holstein (Melur 2012)

  Sand (Mittelsand, Grobsand, Feinsand und schluffiger Sand)                                                          20 kg N/ha

  lehmiger Sand (lehmiger Sand und toniger Sand)                                                                     30 kg N/ha

  Lehm/Ton (sandiger Lehm, schluffiger Lehm, toniger Lehm, lehmiger Schluff, schluffiger Ton und Ton)                  40 kg N/ha

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