BORKENKÄFER VORBEUGUNG UND BEKÄMPFUNG - Landwirtschaftskammer
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INHALTSVERZEICHNIS 1. KLIMAWANDEL BEGÜNSTIGT BORKENKÄFER 3 1.1 Borkenkäferentwicklung ist temperaturabhängig 4 1.2 Höchstes Vermehrungspotential 4 2. BORKENKÄFERARTEN - WER FLIEGT WANN 5 2.1 Buchdrücker - Ips typographus 5 2.2 Kupferstecher - Pityogenes chalcographus 6 2.3 Weitere wichtige Borkenkäfer 7 2.4 Borkenkäferbefall erkennen 8 3. VORBEUGUNG BESSER ALS BEKÄMPFEN 10 3.1 Aufarbeitung von Schadholz - Prioritäten 10 3.2 Natürliche Gegenspieler 11 3.3 Lagerung und Konservierung 12 3.3.1 Nasslager 12 3.3.2 Folienlager 12 4. BEKÄMPFUNGSMASSNAHMEN 13 4.1 Fangbaumvorlage 14 4.2 Entrinden 14 4.3 Zerkleinern und Hacken 15 4.4 Prügelfalle (Fangtipi) 16 4.5 Pheromonfalle 17 4.6 Fangnetz und Fangnetzzelt 18 4.7 Einsatz von Stammschutzmitteln 19 IN ZUSAMMENARBEIT MIT Landwirtschaftskammer Österreich Schauflergasse 6, 1014 Wien www.lk-oe.at Bundesforschungs- und Ausbildungszentrum für Wald, Naturgefahren und Landschaft (BFW) Seckendorff-Gudent-Weg 8, 1131 Wien 2 www.bfw.ac.at
Großflächige Schäden durch Borkenkäfer im Dreiländereck (Österreich - Tschechien - Deutschland) 1. KLIMAWANDEL BEGÜNSTIGT BORKENKÄFER Der Klimawandel stellt die Forstwirtschaft Besonders die Fichte, der „Brotbaum“ vor große Herausforderungen. Während der Forstwirtschaft, bekommt dies zu der letzten Jahrzehnte ist mit wenigen spüren. Einerseits wird sie durch z.B. Ausnahmen ein ständiger Anstieg der Trockenheit zunehmend physiologisch Monats- und Jahresmitteltemperaturen geschwächt und dadurch anfälliger zu verzeichnen. gegenüber Schädlingen. Andererseits wirkt sich ein wärmeres Klima positiv Im Alpenraum wird der prognostizierte auf die Entwicklung von Schädlingen wie Temperaturanstieg höher ausfallen z.B. den Borkenkäfer aus, der dadurch als in den tieferen Lagen. Vermutlich verbesserte Brutbedingungen vorfindet. wird es im Osten Österreichs trockener und in den westlichen Landesteilen Wälder sind aufgrund der langen feuchter. In Kombination mit häufiger Produktions- und Verjüngungszeiträume auftretenden Sturmereignissen würde gegenüber den Einwirkungen des dies insgesamt die Bedingungen für die Klimawandels besonders anfällig. Borkenkäferentwicklung begünstigen. Sich verändernde Witterungsbedingungen Diese Tatsachen rücken die wie höhere Jahresmitteltemperaturen oder Bedeutung einer aktiven Waldpflege verändernde Jahresniederschlagsmengen und -bewirtschaftung als wichtigste nehmen wesentlichen Einfluss auf die Vorbeugemaßnahme für Borkenkäferbefall Vitalität unserer Bäume. in den Vordergrund. 3
Buchdrucker - Entwicklungsdauer in Abhänigkeit von der Temperatur. Quelle: Wermlinger und Seiffert 1998 bzw. Baier et al. 2007 1.1 BORKENKÄFERENTWICKLUNG IST TEMPERATURABHÄNGIG Dauer und Dynamik der Entwicklung der Borkenkäfer ist maßgeblich von VERMEHRUNGSPOTENTIAL der Temperatur abhängig. So benötigt (ohne Geschwisterbruten) beispielsweise der Buchdrucker für die Entwicklung vom Ei bis zum Käfer Ausgangsbestand 200 Buchdrucker ♀, bei einer Durchschnittstemperatur von jeweils 40 Nachkommen (♀ : ♂ = 1:1). 19°C etwas mehr als sieben Wochen, bei durchschnittlich 24°C jedoch nur Eltern: 200 ♀ + 200 ♂ mehr fünf Wochen. Deshalb bildet er in ↓ tieferen Lagen meist zwei, in Hochlagen dagegen nur eine Generation aus. Erhöht 1. Gen: 8.000 Käfer davon sich die Temperatur um 4°C benötigt der 4.000 ♀ + 4.000 ♂ Fichtenborkenkäfer nur mehr die halbe ↓ Zeit je Generation. 2. Gen: 160.000 Käfer davon 80.000 ♀ + 80.000 ♂ 1.2 VERMEHRUNGSPOTENTIAL ↓ Durch die prognostizierten klimatischen 3. Gen: 3,2 Mio. Käfer davon Veränderungen verlängert sich der 1,6 Mio. ♀ + 1,6 Mio. ♂ Zeitraum, in dem sich die Borkenkäfer entwickeln können. Demzufolge können bis zu drei Generationen ausgebildet Auslöser für Massenvermehrungen von werden. Borkenkäfern sind in den meisten Fällen Wenn im Frühjahr nur ein Käferbaum Naturereignisse wie Stürme, ausgeprägte übersehen wird, können daraus bis zum Trockenperioden oder in geringerem Herbst 1.000 Käferbäume entstehen. Ausmaß auch Schneedruckschäden. Vorbeugung und Bekämpfung sind daher In der Regel fällt in Regionen mit viel vor allem nach Windwürfen von größter Sturmholz in den Folgejahren auch viel 4 Bedeutung. Käferholz an.
Buchdrucker Altkäfer, ca. 4 - 5 mm, 8 Zähne am Flügelabsturtz, dieser ist seidenmatt 2. BORKENKÄFERARTEN - WER FLIEGT WANN Wegen der weiten Verbreitung der Fichte sind der Buchdrucker und der Kupferstecher von wirtschaftlich größter Bedeutung. Diese beiden Arten können auch gemeinsam auf einem Stamm vorkommen, wobei der Kupferstecher vorwiegend den Kronen- und der Buchdrucker den dickeren Stammbereich befällt. 2.1. BUCHDRUCKER - IPS TYPOGRAPHUS Biologie: Nach der Überwinterung des Käfers im Boden und unter der Rinde befallener Bäume kommt es ab Mitte April bis Ende Mai bei einer Tagestemperatur von 18°C bis 20°C zum ersten Käferflug. Ein weiterer Schwärmhöhepunkt findet meist im Juli / August statt. In der Regel werden 1-2 Generationen pro Jahr Brutbild: Muttergänge längsgerichtet, ausgebildet, bei lang anhaltender, sehr maximal dreiarmig (Stimmgabel) mit +/- warmer Witterung, kann es auch zur rechtwinkeligen Larvengängen Entwicklung einer dritten Generation im September / Oktober kommen. Viele weibliche Käfer verlassen nach der ersten Eiablage das Brutsystem, suchen sich meist einen neuen Wirtsbaum und legen eine weitere Brut, die Geschwisterbrut, an. Es sind bis zu drei solche Geschwisterbruten möglich, wobei die erste durchaus das Ausmaß einer ersten Eiablage annehmen kann. Buchdrucker im Muttergang 5
Kupferstecher Altkäfer, ca. 2 mm, beim Männchen sind 6 Zähne am Rand der Flügeldecken erkennbar (Lupe) 2.2. KUPFERSTECHER - PITYOGENES CHALCOGRAPHUS Biologie: Der Kupferstecher beginnt in tieferen Lagen schon Anfang April zu schwärmen und befällt bevorzugt Stämme geringerer Dimension bzw. stärkere Äste. Am meisten gefährdet sind daher Fichten im Stangenholzalter (BHD 10-20 cm). Sie können aber auch die Kronenbereiche Charakteristisches Brutbild des stärkerer Fichten besiedeln, wodurch Kupferstechers, der „Sterngang“ ein Befall schwer erkennbar ist. Es werden pro Jahr maximal 2 vollständige Generationen gebildet. Es können alle Stadien des Käfers unter der Rinde überwintern. Dementsprechend ist auch bei Energieholzhaufen (stärkeres Astmaterial) im Wald Vorsicht geboten. Einbohrlöcher an Wipfelstücken 6
2.3 WEITERE WICHTIGE BORKENKÄFER Die wichtigsten Borkenkäfer und ihre Schwärmzeiten sind in nachstehender Tabelle angeführt. Weitere Informationen stellt das Bundesforschungs- und Ausbildungszentrums für Wald, Naturgefahren und Landschaft (BFW) unter www.borkenkaefer.at zur Verfügung. Hier finden Sie neben einem umfassenden Ratgeber auch das Borkenkäfer-Monitoring mit den aktuellsten Informationen über Fangergebnisse und Flugsituation. Die wichtigsten Borkenkäfer und ihre Hauptflugzeit März April Mai Juni Juli August Fichte Buchdrucker Ips typographus Kupferstecher Pityogenes chalcographus Nordischer Fichtenborkenkäfer Ips duplicatus Zirbenborkenkäfer (kl. Buchdrucker) Ips amitinus Linierter Nutzholzborkenkäfer Trypodendron lineatum Tanne Krummzähniger Tannenborkenkäfer Pityokteines curvidens Tannenborkenkäfer Pityokteines spinides Kiefer Großer 12-zähniger Kiefernborkenkäfer Ips sexdentatus 6-zähniger Kiefernborkenkäfer Ips acuminatus Großer Waldgärtner Tomicus piniperda Kleiner Waldgärtner Tomicus minor Lärche Gorßer 8-zähniger Lärchenborkenkäfer Ips cembrae Buche Buchennutzholzborkenkäfer Trypodendron domesticum 7
Befallsstadium 2: Spuren von Spechttätigkeit Befallsstadium 2: grüne Nadeln am Boden 2.4 BORKENKÄFERBEFALL ERKENNEN Borkenkäfer entwickeln sich im saftigen Teil der Baumrinde. Sie bohren sich durch die Rinde und zerstören durch den Fraß der erwachsenen Käfer und Larven das für den Baum lebensnotwendige Bastgewebe. ERKENNUNGSMERKMALE BEFALLSSTADIUM 1: Der Käfer bohrt sich in den Stamm ein. ~~Bohrmehlansammlungen auf Rinde, Stammfuß und umliegender Vegetation. ~~Kreisrunde Einbohrlöcher (ca. 3 mm) in der Rinde. ERKENNUNGSMERKMALE BEFALLSSTADIUM 2: Zwei bis drei Wochen nach dem Einbohren wird die Brut angelegt. ~~Borhmehlauswurf (solange das Weibchen die Brutgänge anlegt, wird Borhmehl ausgeworfen) ~~Frischer Harzfluss ~~Spuren von Spechttätigkeit am Stamm („Spechtspiegel“) ~~Vergilbte Nadeln am Baum, 8 abgefallene grüne Nadeln am Boden
ERKENNUNGSMERKMALE WARUM MAN ABGESTORBEME UND BEFALLSSTADIUM 3: VERLASSENE KÄFERBÄUME STEHEN LASSEN KANN Verlassener und abgestorbener Baum ~~Das Entfernen von abgestorbenen ~~Stark verfärbte bzw. entnadelte Krone Käferbäumen trägt nichts zur und abgefallene Rindenteile: Zu diesem Bekämpfung bei, weil die Käfer den Zeitpunkt haben die Käfer den Baum Baum bereits verlassen haben und der bereits verlassen und Nachbarbäume Baum brutuntauglich ist. Vor allem bei besiedelt. Ein Teil der Käferpopulation Fichte muss dabei sicher gestellt sein, bleibt in unmittelbarer Umgebung des dass (fast) alle Käfer bereits geschlüpft Brutbaumes, der andere Teil fliegt sind (gänzlich abgefallene Rinde bzw. weg. Meist werden neue Befallsherde Ausbohrlöcher auf verbliebener Rinde). in der Umgebung von wenigen hundert Metern gebildet. Käfer können durch ~~Durch die Entnahme entstehende die Thermik auch über weitere neue Bestandesränder sind Distanzen (mehrere Kilometer) zufällig windempfindlicher. verfrachtet werden. ~~Natürliche Feinde der Borkenkäfer verlassen den toten Baum erst ein bis ~~Grüne Krone bei bereits abgefallener zwei Monate nach dem Borkenkäfer. Rinde: im Herbst, wenn die Assimilationsleistung der Bäume ~~Das stehen lassen einzelner toter bereits reduziert ist, kann der Fall Käferbäume erhöht das Totholzangebot eintreten, dass die Krone grün bleibt, und fördert die Artenvielfalt. obwohl die Käfer bereits ausgeflogen ~~Verkehrssicherungspflicht beachten – sind und die Rinde bereits abgefallen Vorsicht bei toten Bäumen entlang von ist. Diese Bäume verfärben sich erst im Wegen. nächsten Frühjahr. Vor allem aus der Ferne können solche Käferbäume als Weitere Informationen zum Thema Totholz Ausgangspunkt für weitere Schäden finden Sie unter: www.waldwissen.net, übersehen werden. wald.biodiversitaetsmonitoring.at. 9
Die rechtzeitige Aufarbeitung und der rasche Abtransport des Holzes aus dem Wald sind die wirksamsten und kostengünstigsten Maßnahmen, um Borkenkäferbefall zu vermeiden. 3. VORBEUGUNG BESSER ALS BEKÄMPEN Neben dem Aufbau gesunder, arten- und Vorbeugende Maßnahmen strukturreicher Mischbestände ist die ~~Konsequente Überwachung Waldhygiene in Nadelholz dominierten gefährdeter Bestände und Kontrolle Beständen von größter Bedeutung. Das der Umgebung auf Befall - vor allem bedeutet, dass vor allem in anfälligen nach Kalamitäten. Fichtenreinbeständen darauf zu achten ist, dass so wenig bruttaugliches Material ~~Unverzügliche Aufarbeitung bei wie möglich im Wald belassen wird. Stehendbefall – auch Einzelbäume! Die richtige Reihenfolge bei der ~~Jenach Befallsstärke wird eine Aufarbeitung von Schadholz ist der erste „Rändelung“ (Entnahme von einer Schritt zur Vermeidung einer möglichen, Baumreihe bis zu einer halben nachfolgenden Borkenkäferkalamität. Baumlänge, um den Befallsherd) empfohlen, um frisch befallene 3.1 AUFARBEITUNG VON SCHADHOLZ Bäume nicht zu übersehen. - PRIORITÄTEN ~~Rasche Abfuhr von Stammholz nicht ~~ Nadelholz vor Laubholz nur nach Schadholzaufarbeitung ~~ Einzelwürfe vor Nesterwürfen vor sondern auch bei Normalnutzungen. Flächenwürfen ~~Aufbau arten- und strukturreicher ~~ Kleinflächen vor Großflächen Mischbestände, vor allem in Tieflagen. Diesbezügliche ~~ Bruchholz vor Wurfholz Informationen erhalten Sie bei Ihrem ~~ Tieflagen vor Hochlagen Berater der Landwirtschaftskammer ~~ Sonnseiten vor Schattseiten sowie unterstützend auch auf www.waldbauberater.at. ~~ Befallenes Holz vor unbefallenem Holz ~~Begünstigung natürlicher Borkenkäferfeinde (z.B. ~~ Schutzwälder vorrangig behandeln 10 Ameisenbuntkäfer).
Der Ameisenbuntkäfer, ein bedeutender natürlicher Gegenspieler der Borkenkäfer. 3.2 NATÜRLICHE GEGENSPIELER Die Entwicklung der Borkenkäfer ist nicht nur von der Witterung und dem zur Verfügung stehenden Brutmaterial, sondern auch von dem Vorhandensein natürlicher Feinde abhängig. Zu den natürlichen Feinden der Brackwespe: Coeloides bostrichorum Borkenkäfer zählen: ~~Krankheitserreger - Bakterien & Pilze ~~Räuber ~~Käfer - z.B. Lauf- & Buntkäfer ~~Zweiflügler - div. Fliegenarten ~~Kamelhalsfliegen ~~Vögel - div. Spechtarten ~~Ohrenwürmer Ameisenbuntkäfer: Thanasimus formicarius ~~Schmarotzer ~~Hautflügler - Schlupf-, Brack- und Erzwespen Weitere Informationen finden Sie unter www.waldwissen.net, der Informations- plattform für die Forstpraxis. Hautflügler: Roptrocerus mirus 11
3.3 LAGERUNG – KONSERVIERUNG Holz ist, sobald es von der Baumwurzel gerechtfertigt. Auf einer Mindestgröße getrennt ist, ein verderbliches Gut. Der von ca. einem Hektar können rund zeitgerechte Abtransport aus dem Wald 25.000 bis 30.000 Festmeter gelagert ist insbesondere in der Vegetationszeit werden. von größter Bedeutung. Ist dies z.B. in der Zeit nach Sturmkatastrophen nicht möglich, ist die zwischenzeitliche 3.3.2 Folienlager Konservierung des Holzes ein geeignetes Mittel, um Qualitätseinbußen am Holz Die Grundidee dahinter ist die Lagerung und Schäden durch Borkenkäfer am unter Sauerstoffentzug. In dieser verbleibenden Bestand zu vermeiden. Atmosphäre werden Holz zerstörende Aufgrund der Kosten sollen dafür nur die Organismen abgetötet, es kommt zu besten Qualitäten verwendet werden. keiner Holzzersetzung und das Holz bleibt im gleichen Zustand wie vor der Folienverpackung. 3.3.1 Nasslager Regelmäßige Kontrollen der Nasslager eignen sich für große Innenraumatmosphäre der Pakete mit Holzmengen. Sie sind sehr wirkungsvoll Messgeräten sind unbedingt notwendig. und schützen das Holz vor Schädlingsbefall Die Verpackung von Holzstößen erfolgt und Qualitätsverlust auch über mehr als durch darauf spezialisierte Dienstleister. eine Vegetationsperiode. Die Lagerung in Folienpaketen bedarf keiner Bewilligung. Die Paketgröße von Die Errichtung ist an behördliche bis zu 300 Festmetern macht diese Genehmigungen und Auflagen gebunden. Methode zu einer praktikablen Alternative Der Aufwand und die relativ hohen Kosten zur Nasslagerung für Kleinwaldbesitzer. sind jedoch nur bei größeren Holzmengen 12
4. BEKÄMPFUNGSMASSNAHMEN Laut Forstgesetz § 44 Abs.1 hat der ~~ Wenn die Bäume durch Stürme Waldeigentümer in geeigneter ihm und/oder längere Trockenperioden zumutbarer Weise geschwächt sind. a. einer gefährlichen Schädigung ~~ Windwurfkalamitäten in den beiden des Waldes durch Forstschädlinge Vorjahren gegeben waren und daher vorzubeugen und mit ausreichend Brutmaterial zu rechnen ist. b. Forstschädlinge, die sich bereits in gefahrdrohender Weise vermehren, Informationen zu möglichen Förderungen wirksam zu bekämpfen. erhalten sie bei den zuständigen Stellen der Landwirtschaftskammern und der Jede Bekämpfungsmaßnahme dient Landes- bzw. Bezirksforstinspektionen. gleichzeitig auch der Vorbeugung. Wenn bereits eine starke Vermehrung eingesetzt Die Hauptbekämpfungsmaßnahme hat, sind Bekämpfungsmaßnahmen ist die rasche Aufarbeitung befallener unumgänglich. Käferbäume und des bruttauglichen Materials vor Ausflug des Borkenkäfers Zudem werden nachfolgende Maßnahmen sowie die großzügige Rändelung. empfohlen, wenn: Unterstützend und ergänzend dazu gibt es eine Reihe von weiteren Maßnahmen. ~~ Der Ausgangsbestand an Borkenkäfern im Frühjahr bereits Die Wirkung von Lockstoffen sehr hoch ist; siehe dazu das (Pheromonen), vor allem von gut Borkenkäfer-Monitoring des BFW auf fängischen Präparaten gegen Buchdrucker www.borkenkaefer.at. und Kupferstecher, wird oft überschätzt. 13
Entrindeter Fangbaum 4.1 FANGBAUMVORLAGE Mit Fangbäumen sollen die schwärmenden ~~ Optimales Fangbaumverhältnis: ein Borkenkäfer vom Wald weg gelenkt und Fangbaum pro drei Käferbäume des auf vorgeschlägerte Bäume (Fangbäume), Vorjahres. und somit leichter zu kontrollierende ~~ Wenn pro dm2 Rindenoberfläche Stämme gelockt werden. Die Bestände über den gesamten Stamm ein sind dennoch regelmäßig auf Befall zu Einbohrloch auftritt, muß dieser kontrollieren. unverzüglich abtransportiert und weitere Bäume vorgelegt werden. Zu beachten ist: ~~ Beim Nachschlägern jedenfalls die ~~ Schlägerung der Fangbäume in Krone am Fangbaum belassen. tiefen und mittleren Lagen 2-4 Wochen vor Flugbeginn, spätestens ~~ Regelmäßige Kontrollen und Ende März. rechtzeitiger Abtransport vor Ausflug der Käfer. ~~ In Hochlagen sollte die Vorlage bereits im Herbst des Vorjahres ~~ Entrindung der Fangbäume im erfolgen. Larvenstadium der Käfer. ~~ Gut bekronte und gesunde Fichten 4.2 ENTRINDEN der Ober- und Mittelschicht verwenden; Unterständer sind für die Kann stärkeres Holz, das vor allem für Käfer nicht attraktiv. den Buchdrucker interessant ist, nicht ~~ Der Stammdurchmesser (BHD) soll zeitgerecht aus dem Wald abtransportiert mindestens 20 cm betragen. werden, oder soll es bewusst im Wald verbleiben (z.B. quergeschlägertes ~~ Sicherheitsabstand zur nächsten Holz im Gebirge als Lawinenschutz Fichte von mindestens zehn Metern. bzw. Schutz vor Steinschlag), muss es 14 entrindet werden.
Zu beachten ist: Folgende Maßnahmen werden empfohlen: ~~ Der Stamm muss vollständig ~~ Durchforstungsmaterial, das entrindet werden. Bereits zwei bis im Bestand verbleibt, in kleine drei Zentimeter breite und zirka 50 Teilstücke zerschneiden. cm lange Rindenstreifen reichen aus, ~~ Wipfelmaterial auf Halbmeterstücke um eine vollständige Entwicklung zerschneiden. des Buchdruckers zu ermöglichen. ~~ Im Gebirge sind höhere Baumstöcke, ~~ Schlagrücklass häckseln oder die als Bodenschutz verbleiben, mulchen. Wegen des hohne ebenfalls zu entrinden. Närhstoffgehaltes der Blätter und Nadeln sollte dieses Material im 4.3 ZERKLEINERN UND HACKEN Wald verbleiben. Stärkeres Material (z.B. Stangen, Stammabschnitte, Bei jeder Nutzung bleiben Stamm- starke Äste) kann zur Hackgut- abschnitte, Ast- und Kronenmaterial erzeugung genutzt werden. zurück. Es ist sicherzustellen, dass ~~ „Polstermaterial“ in Harvestergassen das für den Kupferstecher interessante brutuntauglich machen (mulchen). Material brutuntauglich gemacht wird (Zerkleinerung). ~~ Im steilen Gelände Haufen bzw. Fratten nur in besonnte Bereiche Je rascher das Material austrocknen legen (Feinäste mit Nadeln an kann, desto eher wird dieses Ziel erreicht. der Oberfläche, stärkere Äste im Das gilt auch für Ast- und Kronenhaufen Innenraum). Temperatur innerhalb außerhalb des Bestandes in der Nähe der Fratten steigt auf bis zu 60°C. von Wäldern. ~~ Im Spätherbst angefallenes Ast- und Wipfelmaterial ist im Frühjahr soweit abgetrocknet, dass es nicht mehr fängisch ist. 15
Die Aufstellung von Prügelfallen erfolgt idealerweise im Dreiecksverband. 4.4 PRÜGELFALLE (FANGTIPI) Dabei werden Wipfelstücke und Fallen einen Abstand untereinander von anderes Restholz in Form eines Zeltes ca. 30 Metern haben (enger möglich). zusammengestellt, mit Kontaktinsektizid Um Bestandesränder abzusichern, bietet behandelt und durch Lockstoffe attraktiv sich eine Fallenreihe an. gemacht. Die Attraktivität einer Prügelfalle beruht in erster Linie auf der Wirkung Zu beachten ist: künstlicher Lockstoffe (Pheromone), ~~Möglichst zeitig im Frühjahr sowie bei frischem Material zusätzlich aufstellen. auch baumbürtigen Duftstoffen. Der Aufbau kann unabhängig von der ~~Mindestens 15 Meter Abstand zu Hauptwindrichtung erfolgen, da sich die Bestandesrändern. Käfer auch an der aufrechten Silhouette orientieren und die Falle gezielt anfliegen. ~~Begiftung und Beköderung erfolgt unmittelbar vor Flugbeginn (Anfang/ Warum ein Fangtipi Mitte April). Nach sechs bis acht Wochen sind Lockstoff (Pheromone) ~~ Einfache Handhabung und und Stammschutzmittel zu Manipulation. erneuern. Bei ungünstiger Witterung ~~ Minimaler Holzbedarf auf früher. kostengünstiger Sortimente ~~Die Bestände im Nahbereich auf (Faserholz, Brennholz). Stehendbefall kontrollieren. ~~ Hohe Attraktivität für Borkenkäfer. ~~Gründe für die Unterlage eines ~~ Anwendung ist auch in Bauvlieses: Bestandeslücken möglich. ~~Bessere Fangkontrolle durch raue Die Aufstellung von Prügelfallen erfolgt und helle Oberfläche. idealerweise im Dreiecksverband. Da die ~~Verhindert Eintritt des Duftquelle der Pheromone eine Reichweite Stammschutzmittels in den von zirka 15 Metern hat, sollten die Boden. 16
4.5. PHEROMONFALLEN Pheromonfallen dienen in erster Linie zur Eine Untersuchung des BFW hat Dokumentation des Flugverlaufes der Käfer gezeigt, dass durch den Einsatz von und Ermittlung der Populationsdichte Fangtipis und Pheromonfallen etwa (Borkenkäfermonitoring), zur Bekämpfung gleich viele Borkenkäfer gefangen werden sie nur sehr eingeschränkt werden können. Fangtipis zeigen in der empfohlen. zweiten Jahreshälfte eine geringere Fängigkeit, was mit der Austrocknung Zu beachten ist: der verwendeten Holzstücke ~~ Der Zeitpunkt der Aufstellung ist von zusammenhängen dürfte (Erneuerung der Käferart, die beobachtet werden des Materials). Die wirkungsvollste soll abhängig. Vorbeugung bzw. Bekämpfung, stellt immer noch die Fällung und rechtzeitige ~~ Sicherheitsabstand von etwa einer Abfuhr befallener Bäume dar. Baumlänge zu angrenzenden Wäldern beachten. Die Abstände abhängig vom verwendeten Lockstoff wählen. Beachten Sie diesbezüglich die Anwendungsempfehlungen der Gebrauchsanweisungen. ~~ Je nach Käferart, geeignete Lockstoffe verwenden. ~~ Regelmäßige Kontrolle der Fallen und befallstauglicher Bäume in Fallennähe. Da die richtige Handhabung und Betreuung sehr aufwändig ist, sollte diese Methode durch geschultes Personal durchgeführt werden. 17
4.6. FANGNETZ - STORANET® UND FANGNETZZELT - TRINET® Bei Storanet® bzw. Trinet® handelt Trinet® wird als Borkenkäferfalle genützt. es sich um ein mit Insektiziden In diesem Fall kommt das gleiche Netz angereichertes Netz. Die Wirkungsdauer als vorgefertigte Pyramide nach dem wird mit bis zu 24 Wochen angegeben. Da Vorbild des Fangtipis zum Einsatz. Für die es sich bei dem Netz um ein registriertes leichtere Handhabung wird das Netz über Pflanzenschutzmittel handelt, gelten die ein Dreibein gespannt. Die Anwendung gleichen Bestimmungen und Auflagen in dieser Form eignet sich optimal für wie für Stammschutzmittel. Storanet® jene Gebiete, wo die herkömmliche wird einerseits zum Schutz von Frischholz Ausbringung von Insektiziden eingesetzt, andererseits kann auch problematisch ist bzw. in Gebieten, die der Ausflug der Käfer aus befallenem schwer zugänglich sind. Die Falle wird, Rundholz verhindert wie ein Fangtipi, mit einem Pheromon werden. beködert. Vergleich vorgestellter Bekämpfungsmaßnahmen (Quelle: BFW-Praxisinfo Nr. 21 - 2010, S. 20) Fangbaum Fangtipi Pheromonfalle Bohrmehlsuche Fangnetz ~~Einfache Aufstellung ~~Gute Lockwirkung ~~Kostengünstig durch ~~Leichter Transport ~~Einfache Überwa- Verwendung von ~~Fangkapazität über ~~Geringer Kontrollauf- ~~Es werden nur Vorteile chung der Entwick- Restholz gesamte Vegetations- wand lung ~~Einsatz von Lock- periode tatsächlich befallene ~~Geringe Auswaschung ~~Geringe Gefahr für stoffen ~~Keine Kapazitäts- Bäume entnommen des Insektizides gesunde Nachbar- ~~Geringer Kontrollauf- grenzen ~~Zumindest eine Sai- bäume wand durch Begiftung son wirksam ~~Arbeitsintensiv ~~Geeigneter Aufstel- ~~Regelmäßige Kontrol- lungsort oft nicht ~~Begrenzte Fängigkeit ~~Oft schwer erkennbar ~~Unerwünschter len und Abtransport vorhanden (Austrocknung) ~~Bohrmehl nach Beifang ~~Kapazitätsgrenzen ~~Regelmäßige Kon- Nachteile ~~Auch Nützlinge Regen / Wind nicht ~~Mangelnde Kontrolle ~~Verfügbarkeit von trolle, Entleerung betroffen erkennbar der Fangleistung Fangbäumen und Pheromontausch ~~Geringe Fängigkeit ~~Befall im oberen ~~Geringe Fängigkeit ~~Geringe Fängigkeit bei notwendig bei Stehendbefall im Kronendrittel schwer bei Stehendbefall im 2. und 3. Käfergene- ~~Geringe Fängigkeit Umfeld zu erkennen Umfeld ration bei Stehendbefall im Umfeld 18
4.7. EINSATZ VON STAMMSCHUTZMITTELN Stammschutzmittel können vorbeugend, ~~ Stämme sollen möglichst trocken also vor der Besiedelung der Stämme und frei von Erde sein. durch Borkenkäfer, und bekämpfend ~~ Keine Behandlung, wenn angewendet werden. Die vollständige Niederschläge zu erwarten sind. Benetzung des Stammes von allen Seiten ist zu beachten. Aufgrund der geringen ~~ Keine Lagerung von behandeltem Wirkungsdauer der Mittel von ca. 3 Holz in Nasslagern. Wochen, stellt dies nur eine kurzfristige ~~ Allfällige Behandlungen sind Lösung dar. mit dem Käufer im Vorhinein zu vereinbaren. Um eine erfolgreiche Behandlung und eine bestmögliche Wirkung zu erzielen, Das Fachinstitut „Waldschutz“ des BFW sind folgende Punkte zu beachten: stellt auf der Internetseite www.bfw.ac.at ~~ Ausschließlich zugelassene Mittel ein Verzeichnis aller in Österreich für den verwenden. Forst zugelassenen Pflanzenschutzmittel zur Verfügung. ~~ Nicht im Bereich von Oberflächen- gewässern bzw. in Grundwasser- Für den Erwerb von Pflnazenschutzmitteln oder Quellschutzgebieten ist ein Sachkundeausweis notwendig. anwenden. Für weitere Informationen wenden ~~ Ideal bei Holzpoltern auf Sie sich bitte an Ihre zuständige befestigten Lagerplätzen. Landeslandwirtschaftskammer. ~~ Präventive Anwendung – vor dem Einbohren der Käfer. ~~ Kurative Behandlung vor Ausflug der Käfer. ~~ Gründliche und allseitige Benetzung (lagenweise) – keine Mantelspritzung der Polter. 19
ANSPRECHPARTNER Waldverband Burgenland Waldverband Salzburg Esterhazystraße 15, 7000 Eisenstadt Schwarzstraße 19, 5020 Salzburg Tel: 02682 / 702 - 602 Tel: 0662 / 87 05 71 - 276 herbert.stummer@lk-bgld.at forst@lk-salzburg.at www.waldverband.at www.waldbesitzerverband.at Waldverband Kärnten Waldverband Steiermark Franz Oman Platz 4, 9371 Brückl Hamerlinggasse 3, 8010 Graz Tel: 0676 / 835 55 700 Tel: 0316 / 83 35 - 30 office@waldverband-ktn.at office@waldverband-stmk.at www.waldverband-ktn.at www.waldverband-stmk.at Waldverband Niederösterreich Waldverband Tirol Wiener Straße 64, 3100 St. Pölten Brixner Straße 1, 6020 Innsbruck Tel. 05 / 0259 - 24000 Tel: 05 / 9292 - 1610 waldverband@lk-noe.at wvt@lk-tirol.at www.waldverband-noe.at www.waldverband.at Waldverband Oberösterreich Waldverband Vorarlberg Auf der Gugl 3, 4020 Linz Montfortstraße 9, 6900 Bregenz Tel: 0732 / 65 50 61 - 18 Tel: 05574 / 400 - 460 bwv@waldverband-ooe.at forst@lk-vbg.at www.waldverband-ooe.at www.waldverband.at Weitere Informationen unter: www.waldwissen.net www.waldverband.at www.bfw.ac.at www.lko.at www.borkenkaefer.at www.waldbauberater.at COPYRIGHT Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil der Unterlage darf in irgendeiner Form ohne Genehmigung des Herausgebers reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden. IMPRESSUM Medieninhaber und Herausgeber: LFI Österreich, Waldverband Österreich 1014 Wien, 3. Auflage, 2016 Autoren: M. Höbarth, T. Leitner, B. Perny, M. Reh, M. Wöhrle, A. Zobl Fotos: B. Fecker, A. Hofbauer, A. Schreiner, M. Stürmer, F. Thoma, B. Wermelinger, M. Wöhrle, A. Zobl, BFW, shutterstock.com, Waldverband Österreich Layout: Waldverband Österreich 20 Druck: www.agensketterl.at
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