Hochwasser-gefährdungskarte von Niedersachsen - Ergebnis einer methodischen Auswertung geologischer Fachdaten
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LANDESAMT FÜR BERGBAU, ENERGIE UND GEOLOGIE Hochwasser- gefährdungskarte von Niedersachsen Ergebnis einer methodischen Auswertung geologischer Fachdaten
Titelbild: =XVDPPHQÀXVVYRQ/HLQH OLQNVXQWHQ XQG$OOHU UHFKWV VGOLFKYRQ +RGHQKDJHQEHL+RFKZDVVHU )HEUXDU %OLFNQDFK1RUGHQ )RWR)%|NHU
Das Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG) berät mit seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern als Bergbehörde und staatlicher geologischer Dienst die Landesregierung, Planungsbehörden und die Wirtschaft Niedersachsens. Neben Verwaltungsverfahren und Bergaufsicht in den Bereichen Rohstoffgewinnung, Rohstofftransport (Pipelines) und Energierohstoff- speicherung sowie Beratung und Verfahrensbeteiligung in Wirtschaftsfragen gehört die Bereitstellung von Geodaten zu den Kernaufgaben. Im Geozentrum Hannover arbeiten das LBEG, die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) und das Institut für Geowissenschaftliche Gemeinschaftsaufgaben (GGA-Institut) eng zusammen.
H ochwasser ist eine der Naturgewalten, denen der Mensch bisweilen hilflos gegenüber steht. Auch in unserer hoch technisierten Gesellschaft Auch die Oderflut des Sommers 1997 mit Schäden von rund 5 Mrd. € und mehr als 100 Toten in Tschechien, Polen und Deutschland gehört zu sind die Mittel begrenzt, sich in gefährdeten Be- den großen Naturkatastrophen der letzten Jahr- reichen gegen Überflutungen zu schützen. Starke zehnte in Europa. Niederschläge lassen Bäche und Flüsse anschwellen und setzen weite Landstriche unter Wasser. An der Durch die Zerstörung von Deichen ent- Elbe versucht sich der Mensch seit dem Mittelalter stehen bedrohliche Situationen, werden im- gegen die Zerstörungen des Wassers zu schützen, mer größere materielle Schäden angerichtet. indem er immer wirkungsvollere Schutzbauwerke Die Reaktionszeit, selbst bei inzwischen weiter errichtet. An anderen Flüssen hat man erst später optimierten Warnsystemen, bleibt oft zu gering, damit begonnen, mit Schutzbauwerken die um derartige Schäden zu vermeiden. Dabei wird Wassermassen zu bändigen. den Menschen nicht selten jahrzehntelang eine trügerische Sicherheit vorgetäuscht, weil Deiche Deiche sind weit verbreitet, um sich gegen und andere Schutzmaßnahmen ihren Zweck erfüllt Hochwasser zu schützen. Flussbegradigungen haben. Die Entkoppelung der Menschen von der und –festlegungen durch Buhnen und Stein- Natur in technisierten Gesellschaften lässt die packungen führen zu einem raschen Abfluss Sensibilität für derartige Gefahren zusätzlich sin- der Niederschläge. Stauseen oder Hochwasser- ken, mit dem Ergebnis, dass die Bewohner über- auffangbecken erfüllen verschiedene Funktionen, flutungsgefährdeter Bereiche häufig nicht ahnen, sind aber auch eine wirksame Schutzmaßnahme mit welchen potenziellen Risiken sie leben. gegen Überflutungen. Dennoch, die Geschichte des Kampfes ge- gen Hochwasser ist auch eine Geschichte der Rückschläge und Katastrophen. Noch in unser aller Bewusstsein sind die katastrophalen Über- schwemmungen der Elbe im August des Jahres 2002. Geschätzte Schäden von rund 25 Mrd. € und mehr als 20 Tote zeigen, welches Gefahren- und Schadenspotenzial Flusshochwassern eigen ist. 5
FORSCHUNG WIE WAR ES FRÜHER? S o unvermittelt Hochwasser-Katastrophen auch auftreten, sind sie wirklich unvorhersehbar? Werden Hochwasser häufiger, werden sie verhee- mäandrierend durch die Täler schlängelten. Gerade während der ersten rund 2 000 Jahre nach der Kalt- zeit, also bis vor rund 9 500 Jahren, schnitten sich render? Antworten auf diese Fragen sind teil- Flüsse und Bäche im norddeutschen Tiefland, aber weise in Aufzeichnungen, wie zum Beispiel regel- auch im angrenzenden Bergland in ihre kaltzeit- mäßigen Pegelmessungen, zu finden. Doch reichen lichen Ablagerungen, die Niederterrassen, ein und die Zeiträume aus, die durch solche Messreihen bildeten Talauen aus. Sie entstanden lange bevor abgedeckt werden? Wenn von Jahrhundert- der Mensch sesshaft wurde und Ackerbau und Hochwassern die Rede ist oder von den höchs- Viehzucht betrieb. Besonders die Talauen sind ten Wasserständen seit Menschengedenken, diejenigen Bereiche, in denen heute das Gros reichen diese Informationsquellen nicht immer der Hochwasserschäden entsteht. weit genug in die Vergangenheit zurück. Aus geologischer Sicht ist eindeutig: Welches aber sind tatsächlich die stärksten die Talauen sind durch sich verlagernde Bäche Hochwasser an einem bestimmten Fluss gewesen? und Flüsse seit der letzten Kaltzeit entstanden. Worauf müssen sich die Menschen im ungünstigs- Die Forschung hat aber auch gezeigt, dass die ten Fall einstellen? Seit den 1980er Jahren ist das Verlagerung von Flüssen und Bächen in bewaldeten Niedersächsische Landesamt für Bodenforschung Talauen und in einer bewaldeten Landschaft sich diesen Fragen in Forschungsprojekten nachgegan- meist langsam und über große Zeiträume vollzieht. gen. Dabei galt es, die natürlichen Einflüsse von den durch Menschen verursachten zu trennen. Ganz Die Wurzeln der Bäume halten den Boden fest, wesentlich sind die klimatischen Rahmenbedin- so dass er nicht so leicht erodiert werden kann. gungen, die sich zuletzt gravierend und grundle- Der Wald selbst wirkt wie ein Schwamm und lässt gend vor rund 11 600 Jahren änderten als die letzte auch extreme Niederschläge nur verzögert in die Kaltzeit endete. Erst unter einem Klima, das dem Bäche gelangen. Natürlicherweise war Mitteleuropa heutigen sehr ähnlich war, formten sich Flüsse bis auf wenige Ausnahmen, wie beispielsweise mit ganzjähriger Wasserführung aus, die sich oft Moore, die Marsch oder steile Felsklippen, nach der letzten Eiszeit von Wald bedeckt. Pollenanalytische Untersuchungen zeigen, dass erst der Ackerbau treibende Mensch den Wald gerodet hat. Dieser Prozess begann in einigen Lössgebieten kleinflächig vor rund 7 000 Jahren, auf den ärmeren Böden der Geest erst vor rund 4 500 Jahren. Diese Eingriffe veränderten auch den Abfluss der Niederschläge. In jedem Fall kommt dem Menschen, der die Land- schaft nutzt und die Wälder rodet, indirekt eine Schlüsselrolle im fluviatilen Geschehen zu. 6
FORSCHUNG Stromgeflechte der Kaltzeiten W ährend der Kaltzeiten waren Skandinavien und große Teile von Nord- deutschland unter Eismassen begraben, ähnlich wie die Situation heute noch in Grönland ist. Weite Gebiete Mitteleuropas wurden von einer Tundra bedeckt, wie sie gegenwärtig in Nord-Kanada oder in Nord-Sibirien vorkommt. Während der strengen Winter gefror der Boden mehrere Meter tief, auf dem Höhepunkt der Kaltzeiten bildeten sich sogar Dauerfrostböden, die während der kurzen Sommer nur noch oberflächlich auftauten. Unter diesen extremen Klimabedingungen schwankte die Wasserführung der Flüsse extrem. Während der kurzen Sommer fielen enorme Mengen an Schmelzwasser an. Sie rissen große Mengen Sand und Kies mit sich, die die schüttere Tundren-Vegetation nicht festhalten konnte. Dieser enorme Anfall an Sediment konnte durch die Flüsse und Bäche nicht bewältigt werden und so schütteten sie eigene Sedimentkörper. Zum charakteristischen Erscheinungsbild kaltzeitlicher Flüsse gehören ausgedehnte Schotterebenen mit Kies- und Sandbänken, zwischen denen ein Geflecht zahlreicher flacher Rinnen verläuft. Zuletzt herrschten solche Klimaverhältnisse in Norddeutschland im Zeitraum von 117 000 Jahren bis ca. 14 500 Jahre vor heute, als auch die Niederterrassen abgelagert wurden. 7
FORSCHUNG Bis zum Beginn des Mittelalters waren die Talauen größtenteils bewaldet, Rodungen er- streckten sich auf höher liegende, überflutungs- sichere Standorte. Außerhalb der Talauen wirkte die Erosion bei Starkniederschlägen auf Acker- flächen, vor allem im Bergland wurde dabei Löss abgeschwemmt. Dieser wurde als Trübstoff bei Hochwasser in beruhigten Bereichen in den Tal- auen abgesetzt und bildete fruchtbaren Aue- lehm. Bäche und Flüsse, deren Einzugsgebiete vorwiegend durch sandige Ablagerungen geprägt sind, sind hingegen auch durch sandige Talauen gekennzeichnet. Im Mittelalter wurden schließ- Durch die Jahrtausende andauernden Prozesse lich auch zunehmend die Auenwälder gerodet, und unzählige Hochwasser sind teilweise mehrere um die fruchtbaren Böden der Talauen nutzen Meter dicke Schichten von Auelehm entstanden. zu können. Bei Hochwasser wurde von nun an Noch heute sind diese Hinterlassenschaften von gröberer Auelehm sedimentiert, Bäche und Flüsse Hochwasser oft unangenehm zu beobachten, wenn verlagerten ihren Lauf schneller als in den vormals der Schlamm überflutete Wohnungen und Straßen bewaldeten Auen. verunreinigt. Die Verbreitung und die Höhenlage von Auelehm und teilweise auch von Auesand sind demzufolge untrügliche Zeichen, welche Bereiche durch Hochwasser gefährdet sind, losgelöst von modernen Schutzbauwerken wie Deichen oder Talsperren. Gleichzeitig wird durch die Kenntnis solcher Sedimente ein Archiv geöffnet, das mehrere tausend Jahre zurück reicht. Dabei wird sehr klar: Es hat an den meisten Bächen und Flüssen stärkere Hochwasser gegeben als bisher in den modernen Messreihen dokumentiert ist. Durch pollenanaly- tische Altersbestimmungen von Auelehm ist nach- gewiesen, dass es im Hoch- und Spätmittelalter zu schweren Hochwassern gekommen ist, welche die heute kalkulierten 100-jährigen Hochwasserereignisse deutlich übertroffen haben. Bei Hochwasser wird Auelehm deckenhaft abgelagert. 8
FORSCHUNG Mäandrierende Flüsse in den Warmzeiten D ie Erwärmung des Klimas am Ende der letzten Eiszeit ließ den Dauerfrostboden in Mitteleuropa auftauen, Wälder breiteten sich aus und hielten mit ihren Wurzeln den Boden fest. Dadurch wurde die Sedimentfracht der Bäche und Flüsse gegenüber den kaltzeitlichen Bedingungen deutlich reduziert. An die Stelle der kaltzeitlichen Aufschüttungen traten vor ca. 13 000 bis 11 600 Jahren Umlagerungen oder Erosion. Durch nachlassenden Sedimenttransport und eine gleichmäßigere, ganzjährige Wasserführung bildeten sich die heutigen Flüsse aus. Abhängig von Abflussparametern und Gefälle mäandrie- ren diese Flüsse unter natürlichen Bedingungen oftmals. 9
FORSCHUNG Pollenanalyse U m zum Beispiel nachzuweisen, dass es in früheren Zeiten schwerere Hochwasser als in den vergangenen 100 Jahren gegeben hat, sind pollenanalytische Altersbestimmungen geeignet. Pollenkörner und Sporen werden von Pflanzen in großer Menge produziert und durch Wind und Wasser transportiert. Dabei gelangen sie auch in Moore, Seen oder überflutete Talauen. Die mikroskopisch kleinen Pollenkörner der Blütenpflanzen sowie die Sporen der Farne und Moose bleiben dort in Torfen bzw. Sedimenten über tausende vonJahren erhalten, da sie aus einem der widerstandsfähigsten Pflanzenstoffe, dem Sporopollenin, bestehen. Aufgrund ihrer morphologischen Vielfalt lassen sich die Pollenkörner und Sporen längst vergangener Zeiten gut bestimmen und Pflanzenfamilien und -gattungen, zum Teil sogar einzelnen Arten zuordnen. Dadurch, dass Bäume und Sträucher nach der letzten Kaltzeit in einer ganz speziellen Reihenfolge einwanderten und unter- schiedlich am Waldaufbau beteiligt waren, sind Pollenanalysen auch zur Altersbestimmung entsprechender Ablagerungen, wie beispielsweise Auelehm, geeignet. Durch die schichtweise Analyse des fossilen Blütenstaubs ist die Entwicklung der Vegetation, aber auch der Anbau verschiedener Feldfrüchte durch den Menschen nachgewiesen. Im Pollendiagramm wird deutlich, wie im Laufe der Zeit verschiedene Baumarten einander ablösen und zeitlich aufeinanderfolgen und wie der Mensch seine Umwelt verändert hat. 10
FLÄCHENDECKENDE I NFORMATIONEN 47 624 KM² GEOLOGIE Ergänzend wurde und wird durch hunderttausende D as Wissen um die Entstehung von Erdschichten ist notwendig, um aus dem Vorkommen von Ablagerungen auf zurückliegende Umweltbedingun- von Bohrungen ein ständig genauer werdendes Bild über den geologischen Aufbau Niedersachsens er- gen, wie beispielsweise Hochwasser oder Verglet- zeugt. Heute stehen verschiedene Karten in unter- scherungen, zu schließen. Für die Vorsorge ist ent- schiedlichen Maßstäben und umfangreiche Daten- scheidend, diese Erkenntnisse auch in die 47 624 km2 banken im LBEG zur Verfügung: geologische Infor- große Fläche Niedersachsens zu übertragen. Seit mation über jeden Quadratkilometer Niedersachsens, mehr als 100 Jahren werden deshalb in Sandgru- digital und analog abrufbar! ben, Leitungsgräben oder ähnlichen Aufschlüssen die Schichten analysiert und ihre Verbreitung festgestellt. Raumordnung Landesplanung Bauwirtschaft Umwelt-/ Naturschutz Landwirtschaft Geologische Wasser- Informationen wirtschaft private Nutzer Rohstoffwirtschaft 11
AUSWERTUNGSMETHODE Die Geologische Karte von Niedersachsen 1 : 50 000 (GK50) D ie Geologische Karte von Niedersachsen 1 : 50 000 ist als modulares Informationssystem konzipiert. Die Geologische Grundkarte mit einer Tiefenaussage bis 2 m unter Gelände ist das erste Modul und dient als fachliche Eingangsinformation für die Hochwassergefährdungskarte. In diese Grundkarte der GK50 sind vielfältige geologische Informationen eingeflossen. Neben gedruckten Karten und Manuskriptkarten der Geologischen Karte von Niedersachsen im Maßstab 1 : 25 000 (GK25) werden alle im LBEG verfügbaren geologischen Fremdkartierungen, aktuelle Informationen aus der Bodenkunde/Bodenschätzung, der Moor- und Torfkunde und Produkte anderer Institutionen (z. B. Oberfinanzdirektion, Landesbetrieb für Geobasisinformation) wie in einem Puzzle eingebunden. Die Grundkarte der GK50 wird als digitale Information vorgehalten. Bei Bedarf wird kurz- fristig eine aktuelle Plotausgabe bzw. ein digitaler Datensatz erzeugt und dem Kunden gegen Kostenerstattung übergeben. Spezielle Nutzerwünsche können zeitnah und konkret durch themenbezogene Auswertekarten bedient werden. So ist die Darstellung bestimmter geo- logischer Einheiten, wie beispielsweise die Verbreitung von Mooren oder Tonstein, ebenso möglich wie die Erzeugung von Landkreiskarten. 12
AUSWERTUNGSMETHODE Die Auswertungsmethode Hochwassergefährdung Mit der Geologischen Karte von Niedersachsen 1: 50 000 (GK50) liegt erstmals eine flächendeckende einheitliche Darstellung der Geologie Niedersachsens vor, deren homo- gene Datenbasis die Möglichkeit eröffnet, automatisierte Regelwerke auf die Inhalte einer geologischen Karte an- zuwenden. Im Niedersächsischen Landesamt für Bodenforschung (NLfB, jetzt LBEG), wurde eine Methode zur Auswertung von digitalen Flächeninformationen der Geologischen Karte von Nieder- sachsen 1: 50 000 zum Thema Hochwassergefährdung entwickelt. Hierzu wurden Kriterien und Regeln definiert, durch die eine Beziehung geologischer Einheiten zu einer potenziellen Überflutungsgefährdung hergestellt wird. Jede Fläche wird geologisch durch die Abfolge von einzelnen Schichten beschrieben, und jede Schicht wiederum ist durch ihre geologische Beschaffenheit definiert. Dabei sind das Alter und die Entstehung der Ablagerungen die entscheidenen Kriterien, um die Gefährdung durch Hochwasser klassifizieren zu können. Die Auswertungsmethode Hochwassergefährdung besteht aus zwei Modulen. Modul 1 dient der Klassifizierung von Einzelschichten durch die Auswertung von Alter und Ent- stehung, indem jeder einzelnen Schicht einer von 12 Klassi- fizierungstypen zugewiesen wird. Modul 2 verarbeitet diese Ergebnisse und ordnet jeder Fläche eine Hochwassergefähr- dungsstufe zu. Dies geschieht durch Analyse bzw. Auswertung der vertikalen Abfolge von Einzelschichten einer Fläche. Die Auswertungsmethode Hochwassergefährdung ist in das Methodenmanagementsystem MeMaS® des Niedersächsischen Bodeninformationssystems NIBIS® integriert. MeMaS® ist eine vom NLfB (heute LBEG) entwickelte Software. Sie ermöglicht Recherchen in Datenbeständen, den Zugriff auf Daten und Auswertungsmethoden sowie unterschiedliche Darstellungen der Ergebnisse als Karten, Tabellen oder Reports. MeMaS® steuert den fachlich korrekten Ablauf der Methode, regelt den Zugriff auf die benötigten Daten und liefert jederzeit reproduzierbare und fachlich nachvollziehbare Ergebnisse. Das Ergebnis der Auswertungsmethode ist das dynamisch generierte, digitale Produkt „Auswertungskarte Hochwassergefährdung“. 13
FLÄCHENDECKENDE I NFORMATIONEN AUS DER HOCHWASSERGEFÄHRDUNGSKARTE ZU ERKENNEN: NASSE FÜSSE ODER TROCKENES BETT D as Alter und die Entstehung der Ablagerungen sind die entscheidenden Kriterien, um die Ge- fährdung durch Hochwasser klassifizieren zu kön- Niedermoore hingegen können überflutet werden. Das hängt von ihrer Lage ab und bedarf zusätzlicher Informationen. Für Niedermoore, aber nen. Es ist offensichtlich, dass beispielsweise die auch für Wiesenkalk und andere Sedimente, Festgesteine des Berglandes oder Dünen als vom wurde deshalb eine eigene Kategorie ausgewiesen: Wind geschaffene Sandkuppen „nicht überflu- „Gefährdungsangabe erst nach Auswertung von tungsgefährdete Gebiete“ sind. Dasselbe trifft Zusatzinformationen möglich“. für Moränen und Schmelzwassersande zu, die Durch menschlichen Einfluss stark veränderte während der vorletzten Eiszeit durch die Glet- Gebiete sind in einer ähnlichen Kategorie mit einem scher oder in deren Vorfeld abgesetzt wurden Zusatz zusammengefasst: und heute die niedersächsische Geest aufbauen, „Gefährdungsangabe erst nach Auswertung wie zum Beispiel die Lüneburger Heide. Etwas von Zusatzinformationen möglich (Gebiete durch verwunderlicher mag es da schon erscheinen, menschliche Eingriffe stark verändert, z. B. Abtrag/ dass auch die Hochmoore in die Kategorie der Verfüllung)“. nicht überflutungsgefährdeten Gebiete einzustu- fen sind. Sie wurden jedoch durch Torfmoose ge- Als typisch kaltzeitliche Flussablagerungen bildet, die sich nur noch von den spärlichen Mine- müssen die Niederterrassen differenzierter klassi- ralien im Regenwasser ernähren konnten und bei fiziert werden. Haben sich an den Ober- und Mittel- Überflutungen mit nährstoffreichem Hochwasser läufen größerer Bäche und Flüsse die Talauen tief sofort abgestorben wären. in die Niederterrassen eingeschnitten, schwindet der Höhenunterschied zwischen den Oberflächen von Niederterrasse und Talaue mit der Annäherung an die Küste und nimmt die Gefährdung durch Hochwasser zu. 14
FLÄCHENDECKENDE I NFORMATIONEN An der Weser beispielsweise ist die Nieder- Als Sonderfall werden die im Tiderhythmus terrasse bei Nienburg als überflutungssicher überfluteten Flächen des niedersächsischen einzustufen, wie auch die perlenschnurartig Küstenraums behandelt. Die hier abgelagerten aufgereihten Dörfer am Rand der Niederterrasse Watt-, Brackwasser- und Süßwassersedimente zur Talaue zeigen, während zwischen Achim und werden als Klasse „im Tiderhythmus überflutete Verden diese geologische Einheit durchaus in Teil- Gebiete“ abgebildet. bereichen von Hochwasser überstaut werden kann. Da die Niederterrassen aber landesweit einheitlich Aktuelle Veränderungen im Überflutungsbereich und unabhängig von ihrer Lage geologisch als kalt- wie beispielsweise Bebauung oder Aufschüttungen zeitliche Flussablagerungen der letzten Kaltzeit für Straßen können dazu führen, dass auch Bereiche beschrieben sind, wurden sie in der Kategorie „in außerhalb der in der Hochwassergefährdungskarte tiefliegenden Bereichen potenziell überflutungs- ausgewiesenen Gefährdungsstufen 1 und 2 heute gefährdet – Gefährdungsstufe 2“ dargestellt. von Hochwasser betroffen sein können. Die höchste Gefährdung durch Hochwasser ist in Gebieten mit Auesand und vor allen Dingen mit Auelehm gegeben: „potenziell überflutungsgefähr- det – Gefährdungsstufe 1“ . An der Höhenlage des Auelehms am Rand der Auen ist auch die Höhe extremer Hochwasser abzulesen, so dass die Verbreitung von Auelehm und Auesand das Szenario des „worst case“ bei Hochwasser liefert. Legende 15
HOCHWASSERGEFÄHRDUNGSKARTE VON NIEDERSACHSEN WER BENÖTIGT DIE AUSGABEFORMATE, PREISE HOCHWASSERGEFÄHRDUNGSKARTE? UND KONTAKT Die Hochwassergefährdungskarte kann grund- Die Hochwassergefährdungskarte ist als digi- sätzlich von jedem Interessenten beim LBEG bezo- taler Datensatz oder Farbplot im Blattschnitt der gen werden. Sie liefert leicht verständlich sowohl Topographischen Karte 1 : 50 000 (TK50) oder be- privaten als auch gewerblichen Nutzern Hinweise liebig wählbaren Ausschnitten lieferbar. Farbplot- auf gefährdete Bereiche. Neben der Landwirtschaft, ausgaben sind maximal bis zu einer Größe von Versicherungen und der Rohstoffwirtschaft ist die DIN A0 möglich. Die Kosten pro Kartenplot betra- Karte für alle Bereiche von Interesse, die durch Über- gen 16,05 € zzgl. Versand. Ein digitaler Datensatz schwemmungen geschädigt werden könnten. (ArcView Shapeformat) im Blattschnitt der TK50 kostet 47,60 € zzgl. Versand. Für frei wählbare Aus- Planungsbehörden wie Kommunen, Landkreise schnitte digitaler Datensätze betragen die Kosten und das Land Niedersachsen kann die Karte als geo- 0,09 € pro km2 zzgl. 80,92 € für einmaligen Auf- logische Eingangsgröße bei der Abschätzung der wand zzgl. Versand. Die Daten bzw. Kartenplots Hochwassergefährdung dienen, zum Beispiel bei werden jeweils aus den aktuellen Datenbeständen der Ausweisung von Baugebieten, der Planung erzeugt (Preise und Konditionen entsprechen von Verkehrswegen sowie in Fragen der Raumord- Preisliste LBEG; Stand: 01.07.2007). nung. Dort, wo bis heute keine gesetzlich festge- setzten Überschwemmungsgebiete ausgewiesen Über die Geologische Karte 1 : 50 000 bzw. die sind, liefert die Karte wichtige Informationen. Aber Hochwassergefährdungskarte 1 : 50 000 können auch in Regionen mit bereits gesetzlich festgesetzten Sie sich auch im Internet informieren: Überschwemmungsgebieten zeigt sich der Wert der Hochwassergefährdungskarte durch große Überein- http://www.lbeg.niedersachsen.de stimmungen, bisweilen wird aber auch ein darüber hinaus gehendes Hochwasserrisiko ausgewiesen. Kontakt: Ulrike Ostmann Stilleweg 2 30655 Hannover Email: fachdaten@lbeg.niedersachsen.de Tel.: 0511/643-3604 Fax: 0511/643-533604 16
HOCHWASSERGEFÄHRDUNGSKARTE VON NIEDERSACHSEN 17
IMPRESSUM HERAUSGEBER: Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG) FACHLICHER INHALT, TEXT: Dr. Gerfried Caspers [Gerfried.Caspers@lbeg.niedersachsen.de] GESTALTUNG: Kerstin Riquelme Die Broschüre ist kostenlos im GEOZENTRUM HANNOVER erhältlich. © Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie, Hannover 2007 Nachdruck von Teilen und Fotos aus dem Inhalt, auch auszugsweise, nur mit vorheriger Genehmigung. Aufnahme in Online-Dienste und Internet und Vervielfältigung auf Datenträger wie CD-ROM, DVD-ROM etc. nur nach vorheriger schriftlicher Zustimmung des Herausgebers.
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