Botanischer Garten und Reichsarboretum im Äußeren Grüngürtel - Schutzgemeinschaft Deutscher ...
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Wald. Deine Natur Januar 2021 Haus des Waldes Waldwissen Freundeskreis Haus des Waldes e.V. Botanischer Garten und Reichsarboretum im Äußeren Grüngürtel Im Zuge der Fer+gstellung des Äußeren Grüngür- tels wurden Ende der 1920er-Jahre von der Gar- tenverwaltung in Zusammenarbeit mit dem Bota- nischen Ins+tut der Universität Köln Planungen zum Neubau eines Botanischen Gartens aufge- stellt. Dieser Garten sollte in dem bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht ausgebauten AbschniQ des Grüngürtels zwischen Dürener Strasse und Fre- chener Bahn realisiert werden. Über die inhaltli- che Ausrichtung des Botanischen Gartens und die Beweggründe für dessen Neuanlage, auch in Hin- blick auf den vorhandenen Garten in Riehl, ist nichts bekannt. Lediglich die Verwaltungsberichte Lageplan des projektierten neuen Botanischen Gartens der Stadt Köln sowie ein Ar+kel des Leiters der an der Dürener Straße /Äußerer Grüngürtel Gartenverwaltung Thyssen aus dieser Zeit geben darüber Auskun[, dass 1929 die ersten Arbeiten daran begonnen haben. In den folgenden Jahren wurde zwischen 1930 und 1931 ausgeführt. wurden jedoch nur wenige Teile des Gartens um- Jenseits der Dürener Strasse im Gelände der 1923 gesetzt. angelegten Stadtwalderweiterung sind heute auch Die ursprüngliche Planung sah ein mehrstöckiges, noch die Umrisse eines weiteren Anzuchtgartens etwas erhöht liegendes Hauptgebäude an der Dü- ablesbar , und einige der dort befindlichen exo+- rener Strasse als Zentrum des Gartens vor. Von der schen Nadelgehölze stammen vermutlich aus den Terrasse des Gebäudes führte eine breite Trep- 1930er-Jahren. Thyssen berichtet jedenfalls in sei- penanlage in den +efergelegenen Bereich der nem Ar+kel, dass in dem Winterhalbjahr 1932/33 ehemaligen Bachaue des Frechener Bachs, wo ein mit dem Sammeln und dem Ankauf von Gehölzen architektonisch gestalteter Gartenteil angelegt für den Botanischen Garten begonnen wurde. werden sollte. Nach Westen an das Hauptgebäude angrenzend lagen die Wirtscha[sgebäude mit da- Die hier beschriebenen Strukturen sind nach bis- zugehörigen Flächen für die Anzucht von Pflanzen. herigen Erkenntnissen die einzig erhalten geblie- Den Abschluss der Gartenanlage nach Westen bil- benen Elemente aus dieser Zeit. Warum die Arbei- dete ein stark modellierter Teil, eine Aufschüt- ten zum Botanischen Garten jedoch zur MiQe des tung, auf der die Anlage eines Alpinums vorgese- Jahrzehnts nicht mehr fortgeführt wurden, ist hen war. nicht belegt. Noch heute sind davon Spuren auf dem Gelände zu finden. So ist der erhöht gelegene Standort des Erst einige Jahre später lebte das Vorhaben erneut zentralen Hauptgebäudes sowie der Unterbau der auf, jedoch mit einer anderen Zielrichtung und in ins Gelände herabführenden Stufenanlage in der einem über Köln hinaus reichenden Zusammen- Topografie deutlich erkennbar. Diese Arbeiten hang – der Planung eines Reichsarboretums. 1
Wald. Deine Natur Januar 2021 Organisationsschema der Gesellschaft Reichsarboretum Im Jahre 1937 erscheint in der Zeitschri[ “Garten- Unter Berücksich+gung der unterschiedlichen kli- kunst” ein Ar+kel des Präsidenten der Deutschen ma+schen und geographischen Bedingungen in- Dendrologischen Gesellscha[, Friedrich von nerhalb des Deutschen Reiches waren drei Stand- Schroeter, mit dem Titel: “Braucht Deutschland orte für die Anlage des Reichsarboretums vorge- ein Reichsarboretum?”. Mit diesem Ar+kel beginnt sehen. Die Hauptanlage, in der die Systema+k der in Deutschland eine fachliche Diskussion über die- Gehölze und deren Selek+on im park- und land- se Frage, die von der Deutschen Gesellscha[ für scha[sgestalterischen Sinne dargestellt werden Gartenkultur, der Deutschen Dendrologischen Ge- sollte, war in Köln geplant. In Frankfurt/M. war sellscha[ sowie vom damaligen Reichsforstamt eine Präsenta+on von Gehölzen im Sinne der unterstützt wurde. Sie führte dazu, dass am 25. Pflanzengeographie und –soziologie geplant, und August 1938 in Frankfurt/M. die Gründung einer im Raum um Frankfurt – also Taunus, Spessart, “Gesellscha[ Reichsarboretum e.V.” beschlossen Odenwald – sollten Anlagen geschaffen werden, in wurde. Zum Präsidenten der Gesellscha[ wurde denen forstnutzungstechnische Aspekte unter- Ministerialdirigent Prof. Dr. Eberts vom Reichs- sucht werden konnten. forstamt Berlin, zu seinem Stellvertreter F. von Schroeter bes+mmt. Es ist davon auszugehen, dass die Stadt Köln mit ihrer Gartenverwaltung in die Überlegungen der Die Zielsetzung lag in der Schaffung eines Reichs- Gesellscha[ von vornherein eingebunden war, arboretums, das der Botanik als wissenscha[li- denn 1938/39 wird im Verwaltungsbericht der ches Anschauungs- und Forschungsmaterial, der Stadt festgehalten, dass “die systema+sche Abtei- Park- und Landscha[sgestaltung als Sammlung lung des Reichsarboretums, verbunden mit einer des Werkstoffes, der in freier Natur verwendet wissenscha[lichen Abteilung, nach Köln verlegt” werden kann, der Waldwirtscha[ als Beobach- werden soll. Zeitgleich schreibt der damalige Gar- tungsmaterial zur Erforschung des Nutzwertes der tenamtsleiter Thyssen in einem Fachar+kel, dass Bäume und Gehölze in verschiedenen Richtungen in diesem Teil des Arboretums die Anpflanzung und schließlich dem Volk im Sinne allgemeiner aller in Deutschland winterharten Gehölze unter Bildung dienen sollte. Beachtung der systema+schen Grundlage nach 2
Wald. Deine Natur Januar 2021 pachnrei ein geeignetes Gelände zur Errichtung einer Pflanzschule mit den notwendigen Betriebs- einrichtungen zur Verfügung zu stellen. Die vorge- fundenen Pläne lassen die Vermutung zu, dass es sich hierbei um den schon angelegten Anzuchtgar- ten des Botanischen Gartens gehandelt haben könnte. Ausschnitt Lageplan mit Darstellung der Gehölze, die vor die vorhandenen Gehölzflächen gepflanzt werden sollten. den Gesichtspunkten der gärtnerischen Land- scha[sgestaltung geplant sei. Zu diesem Zweck stellte die Stadt Köln eine Fläche von ca. 1.000 ha auf dem Gelände des ausgebau- ten Äußeren Grüngürtels zwischen Aachener und Bonner Strasse einschließlich des Beethovenparks zur Verfügung. Weitere 1.000 ha sollten im nörd- Anpflanzung von Nadelgehölzen vor den bestehenden lich anschließenden, noch nicht ausgebauten Teil Laubgehölzbeständen des Äußeren Grüngürtels zwischen Bocklemünd und der Neusser Strasse überlassen werden. Auch das übrige Gelände des südlichen Äußeren Grüngürtels nebst seinen fer+g ausgebauten We- gen, Wasserbecken und vorhandenen Anpflan- zungen wurde der Gesellscha[ Reichsarboretum e.V. von der Kommune unentgeltlich zur Verfü- gung gestellt. Das gesamte Gelände blieb jedoch im Eigentum der Stadt Köln. Die Stadt Köln über- nahm darüber hinaus die Kosten für die Lieferung der Pflanzen und deren Pflanzung sowie die dau- erha[e Pflege der gesamten Anlage. Da der größte Teil des Äußeren Grüngürtels schon Ende der 1920er-Jahre ausgebaut und bepflanzt worden war, sollten die neuen Gehölze des Arbo- retums die bereits vorhandenen als Rand- und Gruppenpflanzungen umgeben. Aus den Verwal- Pflanzplan Reichsarboretum im Bereich des tungsberichten der Stadt Köln geht hervor, dass in Decksteiner Weihers den Jahren 1938/39 mit den ersten Anpflanzun- gen vermutlich im Bereich der Stadtwalderweite- Das Gelände zwischen der Dürener Strasse und rung begonnen wurde. Bis heute finden sich hier der Frechener Bahn, dass ursprünglich für die An- fremdländische Nadelgehölze als Vorpflanzungen, lage des Botanischen Gartens vorgesehen war, die aus dieser Zeit stammen könnten. wurde in die Flächen des Arboretums integriert. Über den weiteren Fortgang der Arbeiten zum Ob damit verbunden das Vorhaben zur Anlage Reichsarboretum gibt es nur wenig Informa+onen. eines eigenständigen städ+schen Botanischen Fest steht jedoch, dass zu Beginn der 1940er-Jahre Gartens aufgegeben wurde oder ob dieser in das weiter an dem Projekt gearbeitet wurde. In einem geplante Reichsarboretum integriert werden soll- Schreiben des Gartenarchitekten C. Schneider an te, konnte nicht abschließend geklärt werden. Die seinen Kollegen A. Seifert vom 03.03.1941 heißt Stadt verpflichtete sich jedoch, der Gesellscha[ es: “Ich kümmere mich jetzt nur noch um das 3
Wald. Deine Natur Januar 2021 tums in Köln jedoch noch nicht ganz. 1970 wird im Rat der Stadt Köln eine Anfrage zur Anlage eines Bundesarboretums gestellt. Hintergrund war das Bestreben der Deutschen Dendrologischen Gesellscha[ e.V. mit ihrem Präsi- denten F. Boerner (Darmstadt) sowie der Gesell- scha[ Bundesarboretum e. V. (Rechtsnachfolgerin der Gesellscha[ Reichsarboretum e.V.) mit ihrem Präsident Professor Dr. h.c. Eberts (Gösngen), in Deutschland ein Bundesarboretum anzulegen. Dabei war von Anfang an vorgesehen, Teile des Bundesarboretums auch wieder im Raum Köln einzurichten. Die ersten Verhandlungen mit den Nadelgehölze im Bereich des Anzuchtgartens an der beteiligten Ins+tu+onen, dem zuständigen Bun- Dürener Straße desministerium und der Stadt Köln, waren zu die- sem Zeitpunkt schon angelaufen. Die Verwaltung Reichsarboretum, wo man hoffentlich nach dem konnte jedoch nichts Abschließendes berichten, Siege ordentlich arbeiten können wird.” da die entscheidenden Fragen – Trägerscha[, Fi- nanzierung und Personal – noch nicht geklärt wa- Das letzte Dokument zu diesem Projekt ist der ren. Darüber hinaus mussten noch Beschlüsse der Vertrag vom 01.09.1942, der zwischen der Hanse- Deutschen Dendrologischen Gesellscha[ und der stadt Köln und der Gesellscha[ Reichsarboretum Gesellscha[ Bundesarboretum wegen des endgül- e.V. zur Anlage einer systema+schen Hauptanlage +gen Standortes herbeigeführt werden. Von Sei- mit Prüfgärten und wissenscha[licher Abteilung in ten der Kölner Gartenverwaltung waren der Be- Köln a. Rh. geschlossen wurde. Dieser Vertrag re- reich des Fühlinger Sees sowie das Ginsterpfadge- gelte die wesentlichen Inhalte und Zuständigkei- lände in Nippes vorgeschlagen worden. ten zwischen den Vertragspartnern und haQe eine Laufzeit von 99 Jahren. Doch mit Abschluss dieses 1987 verzichtet der zuständige Ausschuss im Rat Vertrages verliert sich dann jeder weitere Hinweis der Stadt Köln “auf die Anlage einer für die Bun- auf die Anlage eines Reichsarboretums. desrepublik modellha[en Sammlung von Bäumen und Sträuchern in parkar+ger Anordnung für bo- Nach dem Zweiten Weltkrieg Krieg wurde die Idee tanisch/wissenscha[liche, gartenbauliche, forst- erneut aufgegriffen, denn in dem Verwaltungsbe- wirtscha[liche und ästhe+sche Zwecke (Bundes- richt von 1953/54 findet sich folgender Satz: “Auf arboretum)". dem Gelände zwischen Dürener Straße und der Frechener Bahn sind die ersten Gehölze für das Arboretum ausgepflanzt.” Dahinter steckte jedoch Auszug: Adams, W,; Bauer, J. (Hrsg.): Vom Botanischen Garten in erster Linie das Vorhaben, diesen bis dahin zum Großstadtgrün. Köln 2001, S. 178-181. Text J. Bauer brachliegenden Teil des Äußeren Grüngürtels nach Abbildungen: Archiv Haus des Waldes Plänen des damaligen Gartenamtsleiters Schön- bohm als öffentliche Grünanlage auszubauen. Zu diesem Zweck haQe Schönbohm die ursprüngliche Idee eines Arboretums wieder aufgegriffen, indem er eine große Zahl besonders interessanter aus- ländischer, darunter auch nordamerikanischer und asia+scher Baumarten pflanzte. Seiner Meinung nach würden diese Gehölzbestände später sicher- Impressum: lich besondere Beachtung in der Bevölkerung fin- Schutzgemeinscha[ Deutscher Wald Köln e.V. den. Heute stellt sich dieser AbschniQ zunächst Freundeskreis Haus des Waldes köln e.V. nur als ein Teil des Äußeren Grüngürtels dar, aber Gut Leidenhausen, 51147 Köln • Vereinsregister-Nr. Köln 10012 Freundeskreis Haus des Waldes Köln e.V. bei näherer Betrachtung fällt die Vielfalt der Gut Leidenhausen, 51147 Köln • Vereinsregister-Nr. 43 VR 8614 Baumarten in diesem Gebiet auf. www.sdw-nrw-koeln.de • www.hausdeswaldeskoeln.de Mit dem Ausbau dieses Teils des Grüngürtels er- sdw-nrw-koeln@netcologne.de • Tel. 02203 39987 sdw-nrw-koeln@netcologne.de lischt der Gedanke zur Schaffung eines Arbore- 4
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