Branchenbericht 2005 Wirtschafts- und Beschäftigungsförderung Dortmund - Stadt Dortmund
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Dortmunder Branchenbericht 2005 Situationsbericht der Dortmunder Zukunftsbranchen (dortmund-project) 3 IT-Wirtschaft 3 Logistik 3 Mikrosystemtechnik basierend auf der Jahresbefragung durchgeführt im Zeitraum Januar bis Februar 2005 von der START Forschungs- und Beratungsgesellschaft mbH im Auftrag der Wirtschafts- und Beschäftigungsförderung Dortmund Informationen zu Kernbranchen der Dortmunder Wirtschaft 3 Gesundheitswirtschaft 3 Bau- und Immobilienwirtschaft 3 Finanz- und Versicherungswirtschaft 3 Einzelhandel 3 Metall- und Elektrowirtschaft 3 Hotel- und Gaststättengewerbe 3 Getränkewirtschaft 3 Energiewirtschaft Autoren Susanne Fohr Michaela Franzes Frank Gutzmerow Martin Prothmann Volker Ruff 2
Dortmunder Branchenbericht 2005 Die insgesamt positive Grundstimmung schlägt sich auch am Immobilienmarkt Dortmund nieder. Insgesamt werden 2005 93.000 m2 Büroneubau fertiggestellt, die- ser Wert wurde selbst im Boom-Jahr 2001 nicht erreicht. Herausragende Objekte sind beispielsweise der RWE-Tower und der Office Park Rheinlanddamm. Bei der Finanz- und Versicherungswirtschaft konnte Dortmund entgegen dem bundesweit negativen Trend gegenüber 2003 Zugewinne verbuchen. In der Finanz- wirtschaft stieg die Anzahl der sozialversicherungs- pflichtig Beschäftigten um 1,5%, in der Versicherungs- wirtschaft um 1%. Seit Jahren steigt tendenziell die Erwerbsbeteiligung der Bevölkerung, gleichzeitig nimmt die sozialversiche- rungspflichtige Beschäftigung ab. Diese scheinbar para- doxe Entwicklung ist ein Indikator für generelle Verän- Sehr geehrte Damen und Herren, derungen in der Arbeitswelt. Beschäftigungsformen jenseits der klassischen sozialversicherungspflichtigen der Branchenbericht erscheint inzwischen in drit- Beschäftigung, wie neue Formen der Selbstständigkeit, ter Auflage. Er gibt Auskunft über die Entwicklung und geringfügig Beschäftigte oder Minijobs, nehmen zu. So Perspektiven der standortprägenden Branchen in Dort- sind rund ein Drittel aller Erwerbstätigen in Dortmund mund im Jahr 2004. Wiederkehrend zeigt sich: Die wirt- nicht sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Die Zahl schaftliche Entwicklung der Branchen vor Ort hängt der Selbstständigen steigt stetig und die der Gewerbe- stark von gesamtwirtschaftlichen Entwicklungen ab. anmeldungen wuchs letztes Jahr um fast 30%. Diese Abweichungen von allgemeinen Trends geben daher positiven Impulse sind jedoch nicht stark genug, um die wichtige Hinweise auf die Standortqualität. Damit ist strukturellen Probleme am Dortmunder Arbeitsmarkt der jährliche Branchenbericht ein Instrument zur regel- grundlegend zu verändern. mäßigen Überprüfung der strategischen Ausrichtung der Wirtschafts- und Beschäftigungsförderung mit dem Dortmund konnte sich in einem ungünstigen konjunk- Ziel für mehr Beschäftigung in Dortmund. turellen Umfeld mit seinem modernen technologie- orientierten Profil und einem starken Verarbeitenden Die aktuellen Gesamtzahlen der sozialversicherungs- Gewerbe insgesamt behaupten und die Erwartungen pflichtig Beschäftigten in Dortmund zeigen im Jahres- für das Jahr 2005 sind optimistisch. Dies zeigt, dass die vergleich 2003 – 2004 nur eine leichte Abnahme; aber strategischen Schwerpunktsetzungen in der Wirt- dieser Rückgang fällt deutlich geringer aus als in ande- schaftsförderung weiterhin richtig sind. ren Großstädten wie Köln, Düsseldorf oder Essen – ein Zeichen, das hoffnungsfroh stimmt. Dortmund zeigt Ein aussagekräftiges Monitoring der Unternehmens- sich wirtschaftlich robust, nicht zuletzt deshalb, weil und Beschäftigungsentwicklung am Standort Dort- hoch innovative Betriebe mit erfolgreich am Markt mund ist nicht möglich ohne die Mitarbeit unserer platzierten Produkten den Wirtschaftsstandort prägen. Partner in Unternehmen, Verbänden und Institutionen. Ich danke deshalb allen Beteiligten und wünsche eine Dortmund ist inzwischen ein Zentrum der Unterneh- interessante Lektüre. mensgründungen. In der Informations- und Kommuni- kationstechnologie verzeichnet der Standort für 2004 einen Zuwachs von rund 3% bei der Zahl der Unterneh- men gegenüber dem Vorjahr. Die Wachstumsperle unter den Dortmunder Branchen ist auch in diesem Jahr wieder die Mikrosystemtechnik. Mit der Eröffnung Udo Mager der MST.factory dortmund im April 2005 sind beste Geschäftsführer Voraussetzungen für ein fortgesetztes Wachstum dieser Wirtschafts- und Beschäftigungsförderung Dortmund Branche in Dortmund geschaffen worden. April 2005 3
Dortmunder Branchenbericht 2005 Grußwort MEMS Industry Group, Pittsburgh, PA, USA MEMS Industry Group is pleased and honored to be Für die MEMS Industry Group ist die Zusammenar- affiliated with the MEMS community in Dortmund includ- beit mit der Mikrotechnik-Gemeinschaft in Dortmund, ing MST.factory and IVAM. MEMS Industry Group is der auch die MST.factory und die IVAM angehören, eine located in Pittsburgh, Pennsylvania – once a hardworking Freude und eine Ehre. Sitz der MEMS Industry Group ist coal and steel town and leading center of industrial pro- Pittsburgh, Pennsylvania – wie Dortmund einst eine ductivity – much like Dortmund – so we share with our Kohle- und Stahlstadt und führendes Zentrum indus- friends and colleagues in Dortmund a kindred spirit as trieller Produktivität. Mit den Freunden und Kollegen in well as an investment in Microsystems Technology (MST). Dortmund verbindet uns nicht nur ein gleicher Geist, beide investieren wir in die Mikrosystemtechnik (MST). North America’s MEMS industry is as robust as ever. Tried MEMS products continue to make money and the number Die nordamerikanische MST-Industrie ist stark wie je of new MEMS applications keeps increasing. Accelerome- zuvor. Mit bewährten Produkten wird Geld verdient, die ters are components of cell phones and golf clubs. Pressure Zahl neuer Anwendungen steigt. Beschleunigungsmesser sensors are being developed for use in medical devices. finden Einsatz in Mobiltelefonen und Golfschlägern. Es werden Drucksensoren für den Einsatz in medizinischen North America’s MEMS industry sees Dortmund as an Geräten entwickelt. exceptional example of MST-industry clustering. You have effectively brought together in one place each ele- Die nordamerikanische MEMS-Industry sieht Dortmund als ment of the MEMS/MST value chain. In Dortmund, R&D ein Paradebeispiel für die Cluster-Bildung in der MST-Bran- talks directly to the foundry; the foundry works in real che. Ihnen ist es gelungen, an einem Standort alle Ele- time with the device designer next door. mente der MST-Wertschöpfungskette effektiv zu vereinen. In Dortmund haben Forschung und Entwicklung einen We admire how you used a well-designed approach to direkten Draht zum Produktionsdienstleister; der wiede- methodically construct an MST foundation. How you rum arbeitet mit dem Geräteentwickler von nebenan. developed an area that supports growth. How you secured support from government agencies. You have developed Wir bewundern, wie Sie ein durchdachtes Konzept zum such a solid MST infrastructure that economies of scale and methodischen Aufbau einer MST-Basis genutzt haben. scope are not just feasible, they are inevitable. Wie Sie einen Umfeld entwickelt haben, das Wachstum fördert. Wie Sie sich die Unterstützung von Institutionen Such growth, however, would not be possible without the und Politik gesichert haben. Sie haben eine so solide tireless stewardship of industry luminaries who continually MST-Infrastruktur geschaffen, die wirtschaftliche Größen- bridge the gap between business and engineering. In the vorteile und Diversifikation nicht nur ermöglicht, sondern U.S., we look to the well known community leaders as praktisch unvermeidbar macht. prime examples because they build business through posi- tive networking and their enthusiasm is contagious. Ein solches Wachstum wäre jedoch nicht möglich ohne die unermüdliche Arbeit von Branchenexperten, die fort- On behalf of the North American MEMS industry, MEMS laufend die Kluft zwischen Geschäft und Technik über- Industry Group congratulates Dortmund for its success brücken. In den USA betrachten wir die gut bekannten and we look forward to seeing more innovative products Branchen-Promotoren als hervorragende Beispiele, da sie from its cluster companies in the very near future! Geschäft durch positive Netzwerkarbeit aufbauen; ihr Enthusiasmus ist ansteckend. Im Namen der nordamerikanischen MST-Industrie gratu- liert die MEMS Industry Group Dortmund zu seinem Ellen McDevitt Erfolg. Wir freuen uns auf weitere innovative Produkte, Managing Director MEMS Industry Group, die in nächster Zeit von den Unternehmen dieses MST- Pittsburgh, PA, USA Clusters entwickelt werden. 4
Dortmunder Branchenbericht 2005 Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 6. Bau- und Immobilienwirtschaft. . . . . . . . . . . . . . . . 42 1.1 Wirtschaftliche Rahmenbedingungen. . . . . . . . . . . 6 6.1 Situation der Bauwirtschaft. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43 1.2 Vorgehensweise und Quellen des Berichtes. . . . . 7 6.2 Perspektiven und Potenziale der Bau- und Immobilienwirtschaft. . . . . . . . . . . . 45 2. Der IT-Standort Dortmund. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8 2.1 Rahmenbedingungen der ITK-Branche. . . . . . . . . . 9 7. Finanz- und Versicherungswirtschaft. . . . . . . . . . 48 2.2 Die IT-Wirtschaft in Dortmund. . . . . . . . . . . . . . . . . 11 7.1 Gesamtentwicklung der Branche. . . . . . . . . . . . . . 49 2.2.1 Unternehmens- und 7.2 Finanzwirtschaft. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50 Beschäftigungsentwicklung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 7.3 Versicherungswirtschaft. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 51 2.2.2 Struktur der IT-Wirtschaft in Dortmund. . . . . . . . 14 2.2.3 Erwartungen für das Jahr 2005. . . . . . . . . . . . . . . . 16 8. Einzelhandel. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52 3. Der Logistikstandort Dortmund. . . . . . . . . . . . . . . 18 9. Metall- und Elektrowirtschaft. . . . . . . . . . . . . . . . . 56 3.1 Rahmenbedingungen der Logistikbranche. . . . . 19 3.2 Die Logistikwirtschaft in Dortmund. . . . . . . . . . . . 20 10. Hotel- und Gaststättengewerbe. . . . . . . . . . . . . . . 60 3.2.1 Unternehmens- und Beschäftigungsentwicklung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20 11. Getränkewirtschaft. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 64 3.2.2 Struktur der Logistikwirtschaft in Dortmund. . . 23 11.1 Gesamtenwicklung der Branche. . . . . . . . . . . . . . . 65 3.2.3 Erwartungen für das Jahr 2005. . . . . . . . . . . . . . . . 25 11.2 Dortmunder Brauwirtschaft. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 66 4. Der Mikrosystemtechnik-Standort Dortmund. . 28 12. Energiewirtschaft. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 68 4.1 Branchenübersicht. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29 12.1 Arbeitsplätze im Dortmunder Energiecluster. . 69 4.1.1 Beschäftigungsentwicklung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30 12.2 Kompetenzfelder in Dortmund. . . . . . . . . . . . . . . . 70 4.1.2 Umsatz. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32 4.2 Erwartungen für 2005. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34 13. Branchenübergreifende Ergebnisse. . . . . . . . . . . . 72 5. Gesundheitswirtschaft. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36 5.1 Die Gesundheitswirtschaft als Wirtschaftsfaktor. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37 5.2 Situation und Perspektive der Gesundheitswirtschaft in Dortmund. . . . . . . 39 5.2.1 Beschäftigung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39 5.2.2 Entwicklungsschwerpunkte. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41 5
Dortmunder Branchenbericht 2005 1. Einleitung 1.1 Wirtschaftliche Rahmenbedingungen nen, die erstmals seit 2000 wieder leicht ausgeweitet wurden. Dagegen blieb die Konsumbereitschaft der Die wirtschaftliche Entwicklung am Standort Dort- privaten Haushalte weiterhin schwach und zog erst mund wird ganz wesentlich von der nationalen Kon- am Jahresende leicht an. junkturentwicklung bestimmt. Wie die Deutsche Bundesbank feststellt, hat die deutsche Wirtschaft im Im Jahresdurchschnitt stieg die Anzahl der Erwerbstäti- Jahr 2004 die rund dreijährige Schwächephase dank gen in Deutschland um 0,4%, wesentlich gestützt auf kräftiger Zunahme bei den Exporten zum Teil über- Zuwächse bei den geringfügig Beschäftigten und den wunden. Trotz der Erfolge hat sich jedoch kein selbst- Selbstständigen. Demgegenüber sind viele „normale“ tragender Aufschwung entfalten können. Vor dem sozialversicherungspflichtige Beschäftigungsverhält- Hintergrund der guten Exportkonjunktur kam es 2004 nisse fortgefallen. zu einem Umschwung bei den Ausrüstungsinvestitio- 10 5 0 -5 -10 -15 -20 -25 -30 -35 -40 1 3 5 7 9 11 1 3 5 7 9 11 1 2003 2004 2005 Geschäftsklima Geschäftsbeurteilung Geschäfterwartung ABBILDUNG 01: Entwicklung des „ifo-Geschäftsklima Deutschland“ der gewerblichen Wirtschaft (saisonbereinigt) Quelle: ifo-Institut für Wirtschaftsforschung, München, ifo Geschäftsklima Deutschland, Januar 2005 Als anerkannter Indikator für die aktuelle konjunkturelle Das ifo-Institut für Wirtschaftsforschung, Entwicklung in Deutschland gilt das „ifo-Geschäfts- München befragt für die Ermittlung des Geschäfts- klima“, s. Abb. 1. Aus der Zeitreihe sind zwei Trends klimas der gewerblichen Wirtschaft jeden Monat ca. ersichtlich. Die Beurteilung des eigentlichen Unterneh- 7.000 Unternehmen zur Einschätzung ihrer gegen- mensgeschäftes (unterste Linie) ist über beide Jahre 2003 wärtigen Geschäftslage und ihrer Erwartungen für und 2004 im Mittel kontinuierlich gewachsen. Bei den die nächsten 6 Monate. Einbezogen sind die Sekto- Geschäftserwartungen jedoch gab es eine deutlichen ren Verarbeitendes Gewerbe, Baugewerbe, Groß- Trendumkehr zum Jahreswechsel 2003/2004. Die bis und Einzelhandel. Das Geschäftsklima ist ein Mittel- dahin steigenden Erwartungen wichen einer pessimisti- wert aus Geschäftslage und Erwartungen. schen Einschätzung. Die Geschäftserwartung erreichte ihren Tiefpunkt 11/2004 und stieg dann wieder. Hans- Werner Sinn, Präsident des ifo konstatierte im Januar Die Konjunktur im Ruhrgebiet hat sich zum Jahresbeginn 2005: „Die verbesserten Aussichten sprechen für eine 2005 weiter aufwärts bewegt, jedoch ist ein zufrieden- Fortsetzung des Aufschwungs unterstützt von einer kräf- stellendes Niveau noch nicht erreicht. Zu diesem Ergebnis tigeren Binnennachfrage“. kommen die Industrie- und Handelskammern im Ruhrge- biet in ihrer jüngsten Konjunkturumfrage: Positive Impulse verzeichnete der Industriesektor, der Handel 6
Dortmunder Branchenbericht 2005 1. Einleitung bleibt weiterhin stark gebeutelt, das Dienstleistungs- die START Forschungs- und Beratungsgesellschaft mbH, gewerbe setzt seine Aufwärtsbewegung langsam fort. Dortmund im Zeitraum Januar - Februar 2004 eine Voll- erhebung aller in Dortmund ansässigen Unternehmen Im Bericht wird für alle Kammerbezirke eine deutliche dieser Branchen durchgeführt. Die Datengrundlagen Steigerung des Umsatzes festgestellt, parallel dazu aber für weitere Wirtschaftsbereiche sind im wesentlichen durchweg eine Verringerung der Beschäftigtenanzahl. Für von der Agentur für Arbeit Dortmund und Akteuren Dortmund werden 10% Umsatzsteigerung bei 1,4% aus den Branchen zur Verfügung gestellt worden. Beschäftigungsrückgang angezeigt. Entsprechend gibt es aus Sicht der Untenehmen eine deutlich verbesserte Ein- Die festgestellten Verschiebungen von normaler sozial- schätzung der Ertraglage, ausgenommen beim Handel. versicherungspflichtiger Beschäftigung zu geringfügi- ger Tätigkeit sind Anlass für die Wirtschafts- und Eine einfache Erklärung für die Schere zwischen wach- Beschäftigungsförderung, diesem Thema eine stärkere sender Erwerbstätigkeit und sinkender sozialversiche- Aufmerksamkeit zu widmen. Eine Erfassung der dahin- rungspflichtiger Beschäftigung gibt es nicht. Die ter stehenden Arbeitszeitvolumina soll im nächsten Bundesbank bemerkt hierzu: „Im Handel und Gastge- Branchenbericht versucht werden. werbe standen dem kräftigen Abbau sozialversiche- rungspflichtiger Arbeitsverhältnisse deutliche Zuwächse Schwerpunkt der Befragung war die Anzahl der bei den geringfügig Beschäftigten gegenüber. Dies Erwerbstätigen. Es wurden die „Kopfzahl“ der festen deutet auf Substitutionsvorgänge hin.“ Auch in Dort- und freien Mitarbeiter zum Stichtag 31.12.2004, die mund sind entsprechende Veränderungen zu beobach- Entwicklung der Umsätze in 2004 und Einschätzungen ten. So sank die Anzahl der versicherungspflichtig der zukünftigen Unternehmensentwicklung erhoben. Beschäftigten in der Stadt von 2003 auf 2004 (jeweils In Bezug auf den Umsatz wurde die Kundenausrich- zum 30.06. d. J.) um 1% von 192.257 auf 191.801 die tung aufgeteilt nach Branchen und Regionen erhoben. Anzahl der geringfügig Beschäftigten stieg im gleichen Ergänzend wurden Fragen nach den Standortqualitä- Zeitraum um 1,1% von 34.644 auf 38.962. ten Dortmunds und dem Handlungsbedarf für die Wirt- schafts- und Beschäftigungsförderung Dortmund gestellt. Erstmals sind die Unternehmer nach Wachs- 1.2 Vorgehensweise tumshürden befragt worden. und Quellen des Berichtes Um eine möglichst große Anzahl von Unternehmen zu Der diesjährige Branchenbericht ist die Fortschrei- erreichen, wurde eine Kombination verschiedener bung eines im Jahr 2000 aufgebauten Monitoring- Erhebungsmethoden angewandt: instrumentes, das zunächst die Potenziale des Soft- warestandortes Dortmund analysierte, im Jahr 2002 die 3 CATI-Telefonbefragung Branche Mikrosystemtechnik beleuchtete und im dar- (Computer Assisted Telephone Interview) auf folgenden Jahr um die Logistikbranche erweitert 3 Online-Befragung wurde. In 2004 wurde erstmals eine Auswahl etablier- (interaktiver Fragebogen im Internet) ter Wirtschaftsbereiche aus den Kernbranchen, die das 3 Telefaxbefragung Rückgrat der Dortmunder Wirtschaft bilden, beschrie- 3 Befragung per Brief ben. Die aufgeführten Branchen repräsentieren, gemessen an der Beschäftigung, mehr als die Hälfte der In der Online-Befragung konnten die Unternehmer die Dortmunder Wirtschaft. Fragen direkt im Netz beantworten. Die Telefonbefra- gungen fanden im Telefonstudio der Forschungs- und Der Bericht dient zur Standortbestimmung, um Ansatz- Beratungsgesellschaft START statt, wobei die Daten punkte bzw. Handlungsfelder deutlich zu machen. direkt während der Telefonate per PC erfasst wurden. Hierfür war eine umfangreiche und zuverlässige Daten- Mit dem individuell angepassten Methodenmix konnten erhebung erforderlich. Zur Analyse der Entwicklung in in Bezug auf die prinzipiell kontaktierbaren Unterneh- der IT-Wirtschaft, Mikrosystemtechnik und Logistik hat men folgende Rücklaufquoten erreicht werden: Branche erreichte Unternehmen Arbeitsplätze IT-Branche 71% 84% Mikrotechnologie 100% 100% Logistik-Wirtschaft 60% 88% 7
Dortmunder Branchenbericht 2005 2. Der IT-Standort Dortmund Stimme aus der Branche mybird.de e.V. in enger Zusammenarbeit mit öffent- lichen Institutionen wie Wirtschaftsförderungseinrich- tungen, dortmundproject und Kammern. In Dortmund funktioniert diese Zusammenarbeit in beispielhafter Weise und trägt so maßgeblich zur Standortprofilie- rung bei. Das weit reichende Angebot auf dem wissen- schaftlichen Sektor und in der Informatikausbildung durch Universität, Fachhochschule und IT- Center sind weitere Faktoren die für Dortmund als IT–Standort sprechen. Um auch in Zukunft den Wirtschaftsstandort zu stär- ken und Boden im Strukturwandel gut zu machen, sind weitere Anstrengungen unternommen worden. mybird.de e.V. und der ruhr networker e.V. haben dazu einen Dachverband der IT- Wirtschaft des Ruhr- gebietes, den networker NRW e.V., gegründet. Der Dachverband zählt nunmehr 300 IT-Unternehmen zu Dirk Brockhaus seinen Mitgliedern und soll die Aktivitäten ruhrge- Vorstandsvorsitzender mybird.de bietsweit bündeln und die Interessen der Unterneh- men überregional vertreten. So sind wir auch zukünf- Eine tragende Säule der regionalen Wirtschaft ist tigen Herausforderungen gewachsen und können die Informations- und Kommunikationsbranche. Die sicher einen Teil der Vorraussagen des BITKOM mit hier vorhandene IT-Kompetenz gilt es zu bündeln und Wachstumsraten von 3,1% und einem bundesweiten über die Region hinaus bekannt zu machen. Dazu Bedarf von 10.000 zusätzlichen Arbeitsplätzen in der bedarf es einer engen Vernetzung der mittelständisch Informations- und Kommunikationstechnologie hier in geprägten Unternehmen. Dies leistet der IT-Verein der Region realisieren. 2.1 Rahmenbedingungen der ITK-Branche Die negative Entwicklung der letzten Jahre wird in erster Linie auf konjunkturell nachfragebedingte Aus- Der Weltmarkt für Informations- und Kommunika- fälle zurückgeführt. Nach Einschätzung von BITKOM tionstechnologien (ITK) ist nach Jahren der Stagnation (3/2005) wird die ITK-Branche von der Auflösung des wieder im Aufwärtstrend. Das für 2004 gemeldete Investitionsstaus in den Anwenderbranchen profitieren. Wachstum von 2,6% liegen zwar unter den vorher pro- Dies hat sich bereits in 2004 in einem Umsatzwachstum gnostizierten 4,3%, zeigt aber eine deutliche Erholung niedergeschlagen, jedoch nicht bei der Beschäftigung. des Gesamtmarktes. Der weltweite Rückgang des ITK- Für 2005 wird beim Umsatz deutschlandweit eine Marktes hat, insbesondere in Europa, Spuren hinterlas- Wachstumsrate von 3,1% prognostiziert. sen. Dennoch konnte die Branche in Deutschland im innereuropäischen Vergleich ihre Spitzenposition sichern (TNS Infratest, Monitoring Informationswirt- Die Definition der Informations- und Telekommuni- schaft 2004). kationsbranche (ITK) orientiert sich an vier Haupt- wirtschaftszweigen: Deutschland war auch 2004 weltweit der drittgrößte 1. Herstellung von Büromaschinen, Ländermarkt der ITK mit 6 Prozent Weltmarktanteil nach Datenverarbeitungsgeräten, den USA (32 Prozent) und Japan (12 Prozent). In Europa 2. Telekommunikation, ist Deutschland Marktführer mit einem Marktanteil von 3. Datenverarbeitung und Datenbanken 21 Prozent und einem Umsatz von 130,8 Milliarden Euro 4. Dienstleistungen der Wirtschaftszweige: (Vorjahr: 127,5). In 2004 konnte Deutschland im Teil- Gestaltung von Multimediaanwendungen, markt Informationstechnologie (IT) 66,0 Milliarden Euro Gestaltung von Internetangeboten, Kommuni- (Vorjahr: 64,9) umsetzen. Das entspricht einer Steigerung kationsdesign einschließlich Digitale Text- und von 1,6% gegenüber dem Vorjahr. Bildverarbeitung 9
Dortmunder Branchenbericht 2005 2. Der IT-Standort Dortmund Informationstechnik Telekommunikation (TK) 70,1 68,4 70,7 68,7 66,3 64,9 66,0 64,9 64,9 66,8 60,2 60,8 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2001 2002 2003 2004 2005 2006 3,7% 3,4% 3,4% 2,8% 3,7% 3,0% 2,9% 0,7% 1,6% 1,0% -2,1% -5,7% Marktvolumen in Mrd. Euro Wachstum ABBILDUNG 02: Entwicklung der Märkte für IT und TK in Deutschland Quelle: BITKOM, Jahrespressekonferenz zur CeBIT 2005 Die ITK-Branche gehört zu den größten deutschen Wirt- verzeichnete die ITK-Branche einen leichten Rückgang schaftssektoren. Die Anzahl der Arbeitsplätze liegt mit um 0,9% bei der Beschäftigung. Der Arbeitsmarkt erholt 746.000 knapp über dem Niveau von 1999 (745.000). Die sich aber langsamer als die Stimmung in der Branche. Bedeutung der Branche wird durch die Aussage, dass die Dies kann mit steigender Arbeitsproduktivität, der syste- Hälfte der Industrieproduktion und über 80 Prozent der matischen Suche nach Kostensenkungsmöglichkeiten Exporte Deutschlands vom Einsatz moderner ITK-Sys- und einer vorsichtigen Beschäftigungspolitik begründet teme abhängig sind, unterstrichen (VDI Nachrichten werden. Unternehmen weichen derzeit bei der Bewälti- 03/2005). Rund 50% der Erwerbstätigen sind in dem am gung von Auftragsspitzen auf Verträge mit Freiberuflern Standort Dortmund dominierenden Bereich der Soft- aus. Dennoch, die Branchen bezogene Talsohle scheint ware und IT-Dienstleistungen tätig. durchschritten. BITKOM prognostiziert die Einstellung von 10.000 neuen Arbeitskräften in 2005. Bereits 2004 zeigte der Arbeitsmarkt eine Stabilisierung der Lage: Die Zahl der Entlassungen ging zurück, Stelle- nangebote im ITK-Bereich nahmen leicht zu. Insgesamt 2002 2003 2004* 2005* 03/02 04/03* 05/04* Summe ITK 781.000 753.000 746.000 756.000 -3,6% -0,9% -1,3% Informationstechnik 474.000 459.000 457.000 468.000 -3,0% 0,0% 2,0% Herstellung von Büromaschinen und DV-Geräten 99.000 94.000 93.000 92.000 -5,0% -1,0% -1,0% Software und IT-Dienstleistungen 375.000 365.000 364.000 376.000 -3,0% 0,0% 3,0% Telekommunikation 307.000 294.000 289.000 288.000 -4,0% -2,0% 0,0% Herstellung von nachrichtentechn. Geräten u. Einrichtungen 72.000 68.000 67.000 66.000 -6,0% -1,0% -1,0% Telekommunikationsdienste 235.000 226.000 222.000 222.000 -4,0% -2,0% 0,0% ABBILDUNG 03: Erwebstätige in der ITK-Branche 2002 bis 2005· Quelle: BITKOM; Basis: Statistisches Bundesamt; * geschätzt 10
Dortmunder Branchenbericht 2005 2. Der IT-Standort Dortmund Der Fachkräftemangel im ITK-Bereich ist bereits Ende 2004 waren bei der Bundesagentur 3% weniger heute Realität. 16% der Unternehmen weisen einen IT-Experten arbeitslos gemeldet als ein Jahr zuvor Mangel an Spezialisten aus (BITKOM, Daten zur (BA 10.03.2005). Informationsgesellschaft 2005). Die 2004 auslaufende Green Card-Initiative ist bereits bis zum endgültigen Die Lücke zwischen Arbeitssuchenden und angebote- Inkrafttreten des Zuwanderungsgesetzes verlängert nen Stellen ist auch damit zu erklären, dass die Zahl der worden. Die Zentralstelle für Arbeitsvermittlung Studienanfänger seit Jahren zurückgeht. 2004 entschie- (ZAV) der Bundesagentur für Arbeit meldete im Jahr den sich nochmals 4.000 Menschen weniger für einen 2004 13% mehr offene Stellen als im Vorjahr. IT-Studiengang in Deutschland. in Tausend 50 38 36 40 33 33,6 28,6 27* 30 20 10 0 2000 2001 2002 2003 2004 2005* ABBILDUNG 04: Studienanfänger Informatik in Deutschland · Quelle: BITKOM, Basis Statistisches Bundesamt, * geschätzt 2.2 Die IT-Wirtschaft in Dortmund 2.2.1 Unternehmens- und Beschäftigungsentwicklung Dortmund ist ein Zentrum von Unternehmens- Dortmund für 2004 insgesamt 680 Unternehmen gründungen im IT-Sektor. In der Informations- und ermittelt. Somit ist ein Zugang um rund 3% gegenüber Kommunikationstechnologie wurden am Standort dem Vorjahr zu verzeichnen. Unternehmen 800 680 700 645 650 660 600 500 440 400 300 200 100 0 1999 2001 2002 2003 2004 ABBILDUNG 05: Entwicklung der Zahl Dortmunder IT-Unternehmen Quelle: WBF-Do und Start-Institut, für 2000 liegen keine Erhebungsdaten vor 11
Dortmunder Branchenbericht 2005 2. Der IT-Standort Dortmund Ein wesentlicher Motor ist das dortmund-project. Die Die starke spezifische Präsenz der IT-Wirtschaft in Dort- Gründungswettbewerbe finden überregionale Beach- mund belegt eine Auswertung des BAW Institut für tung. Vor allem die damit verbundene intensive Netz- Wirtschaftsforschung. Im bundesweiten Vergleich von werkunterstützung durch Unternehmen und Institutio- Standorten hinsichtlich der räumlichen Spezialisierung nen hat zu einer Verbesserung des „Gründungsklimas“ auf die IT-Wirtschaft belegt Dortmund den zweiten beigetragen. Das Coaching-Netzwerk für Gründer in Rang nach dem Spitzenreiter München. Dortmund umfasst inzwischen über 500 Mitglieder. Aber auch neue Unternehmen aus dem Umland und Ausland konnten in 2004 den Standort stärken. 2,5 Lokalisationskoeffizient EDV/Software · Räumliche Spezialisierung 2,0 1,5 1,0 0,5 0 München Dortmund Stuttgart Bonn Essen Düsseldorf Hamburg Franfurt/M. Mannheim Köln Nürnberg Dresden Hannover Bielefeld Bremen Berlin Leipzig Bochum Wuppertal Duisburg ABBILDUNG 06: Deutsche Städte mit der höchsten Spezialisierung auf die IT-Wirtschaft · Quelle: BAW Institut für Wirtschafts- forschung Bremen, Zur Lage der Medienwirtschaft in den deutschen Großstädten 2003, Heft 5, 2004 Größere IT-Unternehmen am Standort haben im Laufe Gesamtverlust nicht kompensieren. Dem bundesweiten des Jahres Mitarbeiter entlassen müssen. Diese haben Trend der Unternehmensentwicklung folgend, steht zum Teil die Chance ergriffen und eine eigene Existenz auch in Dortmund dem Zugewinn an Unternehmen ein gegründet. Jedoch können diese Gründungsfirmen den Abbau an Erwerbstätigen gegenüber. Erwerbstätige 14.000 12.200 12.000 11.800 11.600 11.450 10.000 9.250 8.000 6.000 4.000 2.000 0 1999 2001 2002 2003 2004 ABBILDUNG 07: Entwicklung der Erwerbstätigenzahlen in Dortmunder IT-Unternehmen Quelle: WBF-Do und Start-Institut, für 2000 liegen keine Erhebungsdaten vor 12
Dortmunder Branchenbericht 2005 2. Der IT-Standort Dortmund Mit -1,3% fiel der Beschäftigungsrückgang moderat aus gen keine solche Mitarbeiter, während in 35% der IT- und hat sich wie im Bundesdurchschnitt (-0,9%) entwi- Unternehmen der Anteil bei über 75% liegt. Sehr posi- ckelt. Insgesamt sind in Dortmund 11.450 Menschen im tiv zu vermerken ist, dass inzwischen rund ein Viertel IT-Bereich beschäftigt (2003: 11.600). Rund 6% der der IT-Unternehmen Ausbildungsplätze zur Verfügung Dortmunder Erwerbstätigen sind in der IT-Branche stellt. Darüber hinaus sind in rund 45% der befragten beschäftigt und erbringen einen wesentlichen Teil des Unternehmen freie Mitarbeiter beschäftigt. Sozialproduktes. Als Querschnittstechnologie stimuliert die Branchen zusätzlich Innovationen und Umsatz in Bereits heute klagen IT-Unternehmen über einen Man- anderen Bereichen. gel an qualifizierten Fachkräften. Sorgen macht auch die stetig zurückgehende Anzahl der Studienanfänger In den meisten IT-Unternehmen liegt der Anteil der in allen IT-Fachrichtungen in Deutschland. Diese Ent- Akademiker unter den Beschäftigten bei mindestens wicklung zeigt sich auch in Dortmund. Aber während 25%. In sehr vielen Unternehmen (31%) haben mehr im Bundesdurchschnitt 15% weniger junge Menschen als 75% der Mitarbeiter eine akademische Ausbildung. ein Studium der Fachrichtung ITK beginnen, ist in Dort- Allerdings sind nur in ca. einem Drittel der Unterneh- mund der Rückgang mit 6% wesentlich geringer. men weibliche Mitarbeiter beschäftigt. Der Anteil liegt Insgesamt und somit einrichtungsübergreifend ist der dabei zudem fast immer unter 50%. Rückgang der aktuell Studierenden mit ca. 1% von 6.296 auf 6.237 ebenfalls sehr moderat. Dies ist Zeugnis Die Beschäftigung von Mitarbeitern mit Abschluss in des hohen Niveaus und Ansehens des IT-Ausbildungs- einem Ausbildungsberuf zeigt sich in den Unternehmen platzes Dortmund. sehr unterschiedlich. 35% der Unternehmen beschäfti- 400 Studierende/StudienanfängerInnen 3500 3000 2500 2000 1.481 1500 1.384 1.164 1.138 1.069 1000 500 0 2000 2001 2002 2003 2004 IT-Center Dortmund Universität Dortmund FH Dortmund Studienanfänger ABBILDUNG 08: Entwicklung der Studentenzahlen im IT-Bereich am Standort Dortmund Quelle: Fachhochschule, IT-Center und Universität Dortmund 2005 13
Dortmunder Branchenbericht 2005 2. Der IT-Standort Dortmund 2.2.2 Struktur der IT-Wirtschaft Die Dortmunder IT-Landschaft ist bis auf Ausnahmen in Dortmund wie z.B. EDS und HP Triaton mittelständisch geprägt. Das wichtigste Tätigkeitsfeld der IT-Unternehmen in In der vorliegenden Untersuchung wurde ein Teil- Dortmund betrifft mit rund 54% die IT-Dienstleistun- bereich der ITK-Branche des Standortes untersucht. gen (z.B. IT-Beratung, Outsourcing, Projektmanage- Dabei lag aus Gründen der Vergleichbarkeit der Fokus ment etc.). Knapp 31% der Unternehmen erzielen auf der Informationstechnologie entsprechend der Defi- ihren größten Umsatz mit Software-Produkten. Zusam- nition des „European Information Technology Observa- men genommen werden also über 85% der Umsätze in tory“ (EITO). Nach dieser Beschreibung zählen zum Dortmund mit Software und Consulting erzielt. Damit Bereich Informationstechnologie IT-Dienstleistungen, hebt sich der IT-Standort vom Bundesdurchschnitt ab, Software-Produkte, Computer Hardware, Provider-Dien- dort werden knapp 70% des Umsatzes im Bereich ste sowie Daten- und Netzwerkprodukte. Der Bereich Informationstechnik (inkl. Software und IT-Beratung) der Telekommunikationsbranche wurde aufgrund der erzielt. Computer-Hardware spielt in Dortmund nur Dortmunder Branchenstruktur nicht bewertet. eine geringe Rolle. IT Dienstleistungen 54,1 Software-Produkte 31 Computer Hardware 11 Provider-Dienste 2,8 Daten- und Netzwerkprodukte 1,1 0 10 20 30 40 50 60 70 n=284 Angaben in % ABBILDUNG 09: Schwerpunkt der Geschäftstätigkeit der IT-Branche am Standort Dortmund Quelle: Start-Institut im Auftrag der WBF-Do 2005 Bei der Kundenstruktur fällt auf, dass diese vor allem Die Kunden der Dortmunder IT-Unternehmen sind aus der IT-Branche (16%) stammt. Dies zeugt von der deutschlandweit ansässig. Ca. 40% der Unternehmen hohen Vernetzung der IT-Unternehmen in Dortmund erwirtschaften mehr als 50% ihres Umsatzes außerhalb innerhalb der Software-Wertschöpfungskette. An zwei- von Dortmund und der Rhein-Ruhr-Region. Nur knapp ter Stelle stehen mit 16% Verwaltungen aller Art. Typi- ein Fünftel der Unternehmen generieren nennenswerte sche Kunden sind Versicherungen, Ministerien und Umsätze im europäischen Ausland. Für die USA und große Institutionen. Dem Maschinen- und Anlagenbau den Rest der Welt arbeiten bisher nur Wenige in gerin- (ca. 14%) folgt eine breite Palette von Kundenberei- gem Umfang. Auch wenn Software- und IT-Consulting chen. Dieses Ergebnis zeigt die große Querschnittsorien- aufgrund der hohen Beratungsintensität oft regional tierung der Branche. Die IT-Unternehmen am Standort begrenzt sind, die international vorhandenen Potenzi- Dortmund zeigen keine gravierenden Abhängigkeiten ale sind noch nicht ausgeschöpft. von Großunternehmen oder spezifischen Branchen. 14
Dortmunder Branchenbericht 2005 2. Der IT-Standort Dortmund Informationstechnologie 16,3 Verwaltung 15,9 Maschinen/Anlagenbau 14,2 Logistik 11,2 Einzelhandel 10,5 Automobil 10,2 Gesundheit/Medizin 10,2 Industrie/prod. Gewerbe 9,5 Energie 9,2 Banken 9,2 Telekommunikation 8,4 Versicherungen 7,8 Großhandel 7,5 Architektur/Bauwesen 6,9 Metallver-/-bearbeitung 6,8 Privatpersonen 6,4 Chemie 5,8 sonstige Dienstleistungen 5,4 Freizeit 4,4 Medien 4,1 Elektro 3,7 0 2 4 6 8 10 12 14 16 18 n=295 Angaben in % Sonstige Nennungen: 77, z.B. Freiberufler, Handel, Handwerk, KMU, alle Branchen Kategorien aus zusammengefassten Einzelnennungen ABBILDUNG 10: Aus diesen Branchen stammen die wichtigsten Kunden der IT-Unternehmen Quelle: Start-Institut im Auftrag der WBF-Do 2005 Räumliche Verteilung der Dortmunder IT-Unternehmen Die IT-Unternehmen sind auf das gesamte Dort- munder Stadtgebiet mit Tendenz zum Süden verteilt. Gründe sind eine hohe Mobilität und die relative Unab- hängigkeit von speziellen Infrastrukturen. Häufungen gibt es im Stadtzentrum (inkl. Büromeile B1) und im TechnologiePark Dortmund. Diese beiden Standorte werden durch ihre Urbanität und Nähe zur Universität bevorzugt. Vor allem der TechnologiePark genießt auf- grund seiner guten technischen Infrastruktur und der Nähe zu Forschungseinrichtungen hohe Beliebtheit bei den Unternehmen. Viele IT-Unternehmensgründungen werden aus der Universität und den Instituten heraus direkt im TechnologiePark vollzogen. Insgesamt lässt sich feststellen, dass IT-Unternehmen durchaus die räumliche Nähe zueinander und die daraus resultieren- ABBILDUNG 11: Verteilung der IT-Unternehmen im den Synergieeffekte schätzen. Dortmunder Stadtgebiet · Quelle: WBF-Do 2005 15
Dortmunder Branchenbericht 2005 2. Der IT-Standort Dortmund Bedeutende Dortmunder IT-Unternehmen eindrucksvoll, dass hoch innovative Betriebe über Spezi- alprodukte sehr erfolgreich am Markt platziert sind. Zusammen mit dem Branchenverband mybird.de Die ausgewählten Produkte der genannten Unterneh- e.V. wurden mittelständische Dortmunder IT-Unterneh- men stellen nur einen Ausschnitt des vorhandenen men mit Markt- oder Technologieführerschaft in einem Leistungsspektrums dar. Branchensegment ausgewählt. Die Beispiele belegen 3 Adesso GmbH, Technologieführer im Versicherungs- 3 ProDV AG, IT-Standard für übergreifenden Zivil- bereich u.a. mit dem Produkt ISKV 21C und Katastrophenschutz, deNIS II plus 3 Comline AG, Marktführer bei DMS-Lösungen für 3 Richard Müller GmbH, ausgezeichnet mit dem Log- Industrie- und Handelskammern IT Preis der Europäischen Union als ganzheitliche Lösung zur Effizienzsteigerung der Krankenhaus- 3 CSI GmbH, führendes Produkt für PC-basierende Logistik, MobiDiK Kliniklogistik Komplettlösungen für Tragwerksplaner im Bereich Stahlbetonbrücken, CS-PONS 3 SMF KG, bundesweit führende CRM-Lösung für mittelständische und große Unternehmen der 3 ISD Software und Systeme GmbH, einer der Getränkewirtschaft, Profit System führenden europäischen Hersteller von hochintegrierten CAD/PDM/CAM-Lösungen 3 SWYX Solutions GmbH, ein führendes Unterneh- men im Bereich von Sprach- und Daten- 3 LogAgency GmbH, internetbasiertes ASP Portal Konvergenzlösungen (VoIP), SwyxWare für Handel Transport und Logistik, Gewinner des IT-Sicherheitspreises NRW 2004, 3 VIVAI Software AG, eines der erfolgreichsten signierte Rechnungsstellung per E-Mail, eBilling Web-Portale Deutschlands für die Gesundheits- branche, www.Kliniken.de 3 Materna GmbH, Branchenspitzenleistung im Bereich Mehrwertdienste für den Mobilfunkmarkt sowie das Festnetz, AnnyWay / eines der führen- den, unabhängigen Softwarehäuser Deutschlands 2.2.3 Erwartungen für das Jahr 2005 des Branchenverbandes BITKOM spricht sogar von „explodierenden Märkten“ (Berchtold, in: VDI-Nach- Branchenexperten sagen voraus: Die ITK-Branche richten 11.03.2005). Vor allem bei Software- und IT- wird sich in voller Breite erholen. Es werden etwa Dienstleistungen, den Kompetenzfeldern am Standort 12.000 neue Jobs entstehen. Lediglich die Hardware- Dortmund, wird mit Expansion gerechnet. seite werde rund 2000 Stellen verlieren. Der Präsident 58,7 Angaben in % 55,1 56,9 33,6 34,2 34,3 29,2 26,7 27,9 17,1 15,4 16,2 ITK-Hardware und Systeme Software IT-Services TK-Dienste 2004 2005 2006 ABBILDUNG 12: Der Branchenverband BITKOM erwartet Zuwächse in allen Segmenten des ITK-Marktes (Umsatz in Mrd. Euro, Wachstum jeweils gegenüber Vorjahr) · Quelle: BITKOM zur CeBIT, 09.03.2005 16
Dortmunder Branchenbericht 2005 2. Der IT-Standort Dortmund Die gesamte IT-Wirtschaft erwartet in 2005 ein Umsatz- men erwarten konstante Mitarbeiterzahlen, immerhin wachstum von 3,1% auf 135,2 Mrd. €, für 2006 ein wei- 39% auch eine Steigerung. Wichtig für die Zukunft des teres Wachstum auf 139,4 Mrd. €. Es wird davon ausge- IT-Standortes ist, dass nur 5,1% der Unternehmen einen gangen, dass Unternehmen wieder in mehr neue fallenden Umsatz und lediglich 1,7% fallende Mitarbei- Informationstechnik investieren und Systeme ersetzen, terzahlen erwarten. die vor dem Jahr 2000 angeschafft worden sind. Eine besondere Nachfragesteigerung von plus 5,5% wird bei Dortmunder Unternehmen der IT-Branche haben einen der Software erwartet. Zudem sind Sicherheitslösungen breit aufgestellten Kundenkreis aus fast allen Bran- stark gefragt und die IT-Dienstleister profitieren vom chen. Die Erwartungen richten sich daher im Wesent- Trend zum Outsourcing. Das Umsatzplus im IT-Service- lichen nach der gesamtwirtschaftlichen, derzeit positi- Sektor beträgt im Jahr 2005 nach Berechnungen des ven, Konjunkturprognose. Gefragt wurde nach den BITKOM 4,4%. Das sind gute Vorzeichen für den Stand- Chancen für IT-Produkte in spezifischen Branchen oder ort Dortmund. Kundenbereichen. Die größten Zukunftschancen sehen die IT-Unternehmen wie im Vorjahr bei Kunden aus der Recht optimistisch schätzten die Dortmunder Unterneh- IT-Wirtschaft selbst. Sie sehen sich also auch zukünftig mer die zukünftige Entwicklung von Umsatz und in starkem Maße als Teil einer IT-Wertschöpfungskette. Beschäftigung in ihrem Unternehmen ein. Rund 64% Ansonsten spiegeln die Zukunftserwartungen den über der Befragten erwarten steigende Umsätze, weitere alle Branchen gestreuten Kundenkreis. Neu ist die hohe 30% gehen zumindest von einem konstanten Volumen Erwartung in Bezug auf die Gesundheitswirtschaft als aus. Vorsichtiger als im letzten Jahr wird die Beschäfti- Anwendungsbranche. gungsentwicklung gesehen. Rund 57% der Unterneh- Angaben in % 70 58,4 60 57,1 50 40 33,9 29,4 30 20 10 5,7 5,1 5,3 1,4 2 1,7 0 stark fallend fallend konstant steigend stark steigend n=296/301 Umsatz Mitarbeiter ABBILDUNG 13: Entwicklung von Umsatz und Beschäftigten in 2005 nach Einschätzung der IT-Unternehmen Quelle: Start-Institut 2005 im Auftrag der WBF-Do 17
Dortmunder Branchenbericht 2005 3. Der Logistikstandort Dortmund 18
Dortmunder Branchenbericht 2005 3. Der Logistikstandort Dortmund Stimme aus der Branche Terminals aller wichtigen Straßentransportunternehmen vor Ort. Das Rhenus-Logistikzentrum besitzt einen eigenen Gleisanschluss – in Verbindung mit der guten Lage Dortmunds im Fernschienennetz ein großer Vorteil. Das Mehrmandanten-Lager an der Juchostraße zeigt, wohin sich die Branche bewegt. Auf einer Lagerfläche von 32.500 m2 wird Logistik für sieben Kunden, unter Ihnen Thalia Bücher, Winkhaus, Hella und Kostal betrie- ben. Derzeit wird die Kapazität um 10.000 m2 erweitert, um weitere Kunden bedienen zu können. Die Verbindung von Logistik und moderner Informa- tions- und Kommunikationstechnologie hat bei Rhenus längst statt gefunden. Neuester Coup: Die RFID-Technik (Radio Frequency Identification), die aktuell am häufig- sten diskutierte Innovation in der Wirtschaft, wird mit Thalia in einem Pilotprojekt erprobt. Per Funk ausles- Jürgen Kempe bare Etiketten erlauben die lückenlose Ortung und Ver- Mitglied der Geschäftsleitung folgung jeder einzelnen Liefereinheit – der gesamte Rhenus AG & Co. KG Warenstrom wird transparent. Rhenus nutzt die Gele- genheit, den Logistikprozess ganzheitlich zu optimie- „Ein hervorragender Standort für die Kontraktlo- ren. Die neuen RFID-Mehrwegbehälter sind zudem gistik”, so schätzt Jürgen Kempe, Mitglied der Rhenus leichter als die vorher verwendeten und einfacher zu Geschäftsleitung, Dortmund ein. Besonders wichtig sind handhaben – ein Vorteil auch für die ca. 200 Mitarbei- ihm die gute Anbindung an das Autobahnnetz und ter des Logistikzentrums. 3.1 Rahmenbedingungen mende Binnennachfrage und Impulse des Außenhan- der Logistikbranche dels. Ein Wachstum, das sich besonders im Straßengü- terverkehr niederschlägt. Vor allem der Containerver- Der deutsche Logistikmarkt ist mit 150 Mrd. € der kehr verzeichnet eine positive Entwicklung. Allerdings weitaus größte in Europa. Rund 55% hiervon werden bleibt die Lage im „klassischen“ Transport- und Ver- durch Werksverkehre von Unternehmen aus Handel kehrsgewerbe angespannt. Die Branche leidet unter und Industrie erbracht, 45% von Logistikunternehmen. einem hohen Kostendruck resultierend aus gestiegenen Durch den Trend zum Outsourcing wird längerfristig Beförderungskosten (Kraftstoff und Maut). Daneben ein Anstieg des Anteils der Logistikbranche auf 60-70%, sind deutsche Unternehmen gegenüber osteuropäi- ähnlich dem Wert in Großbritannien, erwartet (CapGe- schen Konkurrenten durch höhere Lohn- und Lohnne- mini 2005). Hauptwachstumstreiber ist die Kontraktlo- benkosten benachteiligt. gistik, d.h. die Fremdvergabe von umfassenden Dienst- leistungen auf vertraglicher Basis. Sie gewinnt gerade Die Logistik befindet sich aufgrund dieser gegenläufi- in konjunkturellen Schwächeperioden an Bedeutung, gen Wachstums- und Reduzierungstendenzen in Bewe- wenn Unternehmen unter Kostendruck stehen. Derzeit gung. Hinzu kommt: Die stark mittelständisch geprägte ist der Anteil der Kontraktlogistik mit 13 Mrd. € Markt- Branche ist einem hohen Umstrukturierungsdruck aus- volumen noch gering, es wird jedoch erwartet, dass er gesetzt. Ursache sind die Aufkäufe expandierender, auf 40 Mrd. € ansteigt (Handelsblatt 2005). internationaler Unternehmen wie der Deutschen Post World Net und TNT Logistics, die ihre Marktführungs- In ihrer Verkehrsprognose im Auftrag des Bundesver- positionen ausbauen (IKB-Bank 2004). kehrsministeriums stellt die ProgTrans AG (2005) für 2004 eine Steigerung der Güterverkehrsleistung um 5% (Vorjahr –1%) fest. Gründe waren die leicht zuneh- 19
Dortmunder Branchenbericht 2005 3. Der Logistikstandort Dortmund Trotz des wachsenden Logistikmarktes ist die Anzahl 3.2 Die Logistikwirtschaft in Dortmund der Beschäftigten in der Deutschland leicht rückläufig. Nach wie vor ist die Logistikbranche mit 5,5% aller Der Logistikknoten Dortmund zeichnet sich durch Beschäftigten in Deutschland ein bedeutender Arbeit- eine hohe Dichte an Unternehmen der Branche aus. Die geber. Werden logistische Tätigkeiten in allen Sektoren wesentlichen Logistikunternehmen wie Schenker, Dach- bewertet, arbeiten sogar knapp 2,5 Millionen Men- ser, DHL haben hier Niederlassungen aufgebaut. Die schen in diesem Bereich, 8% aller Beschäftigten. Rhenus AG ist mit ihrer Firmenzentrale am Dortmunder Flughafen vertreten. Einen besonderen Schwerpunkt Durch die EU-Osterweiterung ist die Bedeutung stellen die Logistikzentren des Großhandels dar. Unter- Deutschlands als wichtige logistische Drehscheibe Euro- nehmen dieses Sektors wie IKEA und Kaufland haben pas gewachsen. Der Mittelpunkt des „neuen“ Europa ihre Logistik in den letzten Jahren räumlich neu geord- (und damit bevorzugter Standort für Logistiker) hat net, was zu Verlagerungen nach und Konzentration in sich weg von der logistischen „Banane“, der Grenzre- Dortmund geführt hat. gion Niederlande, Belgien, Frankreich, nach Osten ver- schoben (Cap Gemini Ernst & Young, 2003). Komplementär dazu finden sich am Standort viele Unternehmen aus dem logistischen Umfeld. Hierzu zäh- Die EU-Beitrittsstaaten nehmen als Wirtschaftspartner len die Zulieferer von Technik & Equipment z.B. für die einen höheren Stellenwert ein als Asien. Im Jahr 2003 Lagerausstattung (Swisslog, Jungheinrich) sowie bran- wurden von Deutschland für 56,5 Mrd.€ Waren in die chenspezifische Dienstleister wie integral logistics und Beitrittsländer geliefert und Waren im Wert von 57,3 das SimulationsDienstleistungsZentrum. Der Bereich der Mrd.€ importiert (IKB-Bank 2004). Die Chancen, die sich Software für die Logistikbranche (Stichwort: e-logistic) durch die Steigerung der Warenströme ergeben, schla- ist in diesem Bericht der Informationstechnologie zuge- gen sich in einer Umstrukturierung von Lager- und ordnet. Dort geben rund 10% der Softwareunterneh- Logistikstandorten nieder. Räume mit hoher Lagegunst men mit ca. 1.200 Beschäftigten an, dass wichtige wie NRW können Investitionen an sich ziehen und ver- Kunden aus der Logistikbranche kommen. zeichnen derzeit einen geringeren Beschäftigtenabbau im Logistiksektor als der Deutschland-Durchschnitt (-0,3% NRW gegenüber -1,4% Deutschland). 3.2.1 Unternehmens- und Beschäftigungsentwicklung Dies zeigt sich auch auf dem Logistikimmobilienmarkt, der sich im Gegensatz zum Vorjahr besser entwickelt Zum Logistikcluster Dortmund gehörten im Jahr hat. Während 2003 Investitionsentscheidungen, auch 2004 insgesamt 630 Unternehmen. Im Rahmen der aufgrund der Unsicherheiten bezüglich der Auswirkun- Befragung wurden 60% der Unternehmen mit 88% der gen der EU-Osterweiterung „geschoben“ wurden, ist Beschäftigten erreicht. Davon sind 487 dem Kernbe- 2004 eine Stabilisierung zu verzeichnen. Ab 2005 wird reich Logistik zuzurechnen. Dieser umfasst Betriebe in mit einer Erholung des Marktes gerechnet (Atis Real den Bereichen Frachtumschlag / Lagerei, Abfüll- und 2004). Insbesondere dem Ballungsraum Rhein-Ruhr Verpackungsgewerbe, Versandhandel, Transport, werden gute Chancen prognostiziert (Bulwien 2004). Kurier-/Postdienste und Spedition. 95 Unternehmen sind Zulieferer von Maschinen und Anlagen, sowie Dienstleister für die Logistik-Kernbranche. Zu dieser Gruppe zählen auch Institutionen. Als Logistikzentren des Großhandels wurden insgesamt 48 Unternehmen erhoben. 20
Dortmunder Branchenbericht 2005 3. Der Logistikstandort Dortmund Unternehmen 700 625 642 630 600 500 400 300 200 100 0 2002 2003 2004 Dienstleistung / Zulieferer, Technik und Equipment Logistikzentren des Großhandels Kernbranche Logistik (Transport, Umschlag, Lager) ABBILDUNG 14: Entwicklung der Anzahl Dortmunder Logistikunternehmen · WBF-Do und Start-Institut 2005 Im Kernbereich Logistik waren in 2004 insgesamt rund 12.700 Personen beschäftigt. Im Vergleich zum Vorjahr ist hier ein geringfügiger Rückgang um rund 2,3% fest- zustellen. Erwerbstätige 25.000 22.735 23.140 23.581 2.806 3.786 4.013 20.000 15.000 6.529 6.354 6.861 10.000 13.400 13.000 12.707 5.000 0 2002 2003 2004 Dienstleistung / Zulieferer, Technik und Equipment Logistikzentren des Großhandels Kernbranche Logistik (Transport, Umschlag, Lager) ABBILDUNG 15: Erwerbstätige im Dortmunder Logistikcluster · WBF-Do und Start-Institut 2005 und Berechnungen Dr. Heuser AG 21
Dortmunder Branchenbericht 2005 3. Der Logistikstandort Dortmund Gründe für den Beschäftigungsabbau finden sich in Trotz des stärkeren Rückgangs im Vergleich zum Verschiebungen innerhalb der Branche. So hat bei- Bundes- und Landesdurchschnitt stellen die Logistik- spielsweise der Luftverkehr in Dortmund Beschäftigte beschäftigten mit knapp 7% einen erheblich höheren abgebaut, während die Speditionen leichte Zuwächse Anteil an allen Beschäftigten in Dortmund. Werden zu verzeichnen hatten. Die Anzahl der Unternehmen alle Beschäftigte des Logistikclusters eingerechnet, im Kernbereich ging im selben Zeitraum leicht zurück – arbeiten in Dortmund sogar knapp 12% in logisti- u.a. Auswirkung der oben beschriebenen Tendenz zur schen Tätigkeiten, oder solchen, die eng mit der Konzentration in der Branche. Branche verknüpft sind. Beschäftigtenanteil 8,0% 7,0% 6,9% 6,0% 5,5% 5,4% 5,0% 4,0% 3,0% 2,0% 1,0% 0% Deutschland NRW Dortmund ABBILDUNG 16: Vergleich des Anteils der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in der Logistik-Kernbranche an allen Beschäf- tigten · Quelle: Agentur für Arbeit Dortmund, Bundesagentur für Arbeit 2005, Darstellung: WBF-Do 2005 In den Logistikzentren des Großhandels waren im Jahr Freie Mitarbeiter werden in rund 23% der Logistik- 2004 rund 6.900 Mitarbeiter beschäftigt. Dort kann Unternehmen beschäftigt. Insbesondere einige große ein Wachstum der Beschäftigtenzahlen von 9% ver- Logistikunternehmen weisen einen hohen Anteil an zeichnet werden. Beispiele hierfür sind Unternehmen freien Mitarbeitern (z.B. Fahrer) auf. Des Weiteren wird wie IKEA und Kaufland, die jeweils ca. 200 Stellen neu Personal saisonal über Personaldienstleister eingestellt. aufgebaut haben. Ausbildungsplätze stehen in einem Viertel der Betriebe zur Verfügung. In knapp drei Viertel der Unternehmen Die Unternehmen im Bereich Dienstleistungen und sind Mitarbeiterinnen beschäftigt, in der Regel jedoch Zulieferung beschäftigen insgesamt 4.013 Mitarbeiter. mit einem Anteil unter 25%. Nur rund 11% arbeiten Da sich die Unternehmen dieses Bereichs nicht aus der mit Mitarbeitern aus Zeitarbeitsfirmen, meist weniger offiziellen Statistik erheben lassen, können sie nur auf- als fünf pro Unternehmen. Es wird erwartet, dass dieser grund spezifischer Branchenkenntnis in den Befragungs- Anteil in Zukunft steigen wird. So beschäftigen heute pool einfließen. Bei einem Vergleich der Einzelunter- einzelne große Unternehmen laut dem Personaldienst- nehmen, für die Beschäftigungsdaten in 2003 und 2004 leister randstad (2005) bereits jeweils mehr als 100 Zeit- erhobenen wurden, zeichnet sich ein leichtes Wachs- arbeiter in Dortmund. tum, besonders im Maschinen- und Anlagenbau ab. 22
Dortmunder Branchenbericht 2005 3. Der Logistikstandort Dortmund Stimme aus der Branche neuer Logistikzentren. Beispiel IKEA: Aufgabe beim Aufbau des Customer Distribution Centers in Dortmund Ellinghausen war die umfassende Prozessgestaltung. Im Fokus standen die technischen Einrichtungen ein- schließlich der IT-Systeme. Das 70.000 m2 große Lager ist zuständig für die Auslieferung aller bei IKEA im Internet bestellten Waren in Westdeutschland und Benelux. Auch Kunden wie Strauss Innovation, DHL Solutions GmbH und Busch-Jaeger Elektro GmbH bauen auf Leis- tungen von Integral Logistics. Mittlerweile beschäftigt das Unternehmen 20 Mitarbeiter und hat als Partner die Dortmunder Prismat GmbH gewonnen – eine opti- male Kooperation, denn Prismat steht Integral Logistics Team mit ihrem Know-how in Sachen Lagerverwaltungssoft- Integral Logistics GmbH & Co. KG ware zur Seite. „Dortmund ist ein Zentrum für Logistikplanung Dass es zu dieser Kooperation kam, verdanken wir und Logistiksoftware – und der Standort entwickelt sich dem Dortmunder Netzwerk – so Seifert. Universität, weiter”, davon ist Wolfgang Seifert, Geschäftsführer Fraunhofer IML, Unternehmen im Technopark und der Integral Logistics, überzeugt. auf der Stadtkrone Ost bieten ein ausdifferenziertes Umfeld für die Logistikbranche: „Man kennt sich, die 2003 auf der Stadtkrone Ost gegründet, berät Integral Wege sind kurz“. Logistics Unternehmen bei der Planung und Optimie- rung ihrer logistischen Prozesse bis hin zur Realisierung 3.2.2 Struktur der Logistikwirtschaft Die meisten der befragten Unternehmen aus der in Dortmund Logistikbranche bezeichnen sich als Transportunternehmen (ca. 27%). Mit 15% sind Großhändler und mit rund 11% Dienstleistungen erfasst. Mit jeweils 9% sind Umschlag- bzw. Lagerunternehmen sowie Speditionen genannt. Transportunternehmen 27,2 Großhandel 14,9 sonstige Dienstleistungen 11,4 Frachtumschlag, Lagerei, Verpackung etc. 9,2 Speditionen 8,5 Kurierdienste 6,2 Beratung 5,4 Maschinen und Anlagenbau 3,5 produzierendes Gewerbe 2,7 Versandhandel 2,3 Baubranche/Flächen 1,9 F&E 1,2 Sonstiges 5,6 0 5 10 15 20 25 30 n=260 Angaben in % ABBILDUNG 17: Schwerpunkt der Geschäftstätigkeit der Logistikbranche am Standort Dortmund Quelle: Start-Institut im Auftrag der WBF-Do 2005 23
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