SPITALIMMOBILIEN: NEUE PERSPEKTIVEN, NEUE CHANCEN - WWW.PWC.CH/IMMOBILIEN - BEI PWC SCHWEIZ
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Inhaltsverzeichnis 1. Zahlen haben das Wort 6 2. Bedeutung von Spitalimmobilien 8 2.1 Spitalinfrastruktur Schweiz im internationalen Vergleich 8 2.2 Rechtsgrundlage 9 2.3 Nachfrage im Wandel 10 2.4 Entwicklungen nach 2012 11 3. Immobilienwerte 14 3.1 Bewertungsansatz 14 3.2 758 Objekte als Grundlage 14 3.3 Wiederbeschaffungswert 15 4. Anlagenutzungskosten (ANK) 16 4.1 ANK nach VKL decken Eigentümerkosten nicht 16 4.2 Analyse Anlagenutzungskosten für 758 Objekte 17 4.3 Anlagenutzungskosten Spitalimmobilien Schweiz 19 4.4 Schlussfolgerung und Empfehlung 19 5. Investitionskostenzuschlag (IKZ) 20 5.1 Grundlagen 20 5.2 Stichprobe 21 5.3 Abhängigkeiten 21 5.4 Schlussfolgerung und Empfehlung 24 6. Investitionsvolumen 26 6.1 Ausgangslage 26 6.2 Investitionsbedarf 26 6.3 Investitionsfahrplan Schweiz 29 6.4 Finanzierungsparadoxon 29 2 Spitalimmobilien: neue Perspektiven, neue Chancen
7. Finanzielle Bedeutung der Immobilien 30 7.1 Finanzielle Gesundheit der Schweizer Spitäler 30 7.2 Bilanz: Buch- und Restwerte 30 7.3 Erfolgsrechnung: ANK 31 7.4 Effizienz und Effektivität 31 8. Beschaffung und Finanzierung 32 8.1 Immobilien- und Projektentwicklungszyklus 32 8.2 Ganzheitliches Spitalimmobilienmanagement 33 8.3 PwC-Roadmap 36 8.4 Geschäftsmodell 36 8.5 Eigentumsmodell 37 8.6 Betriebsmodell 38 8.7 Beschaffungsmodell 38 8.8 Finanzierungsmodell 39 9. Fallbeispiele 40 9.1 Kanada: Humber River Regional Hospital, Toronto 40 9.2 Kanada: McGill University Health Centre, Montreal 41 9.3 Schweden: New Karolinska Solna University Hospital, Stockholm 43 10. Denkanstösse 44 10.1 Spitallandschaft im Umbruch 44 10.2 Schlüsselfaktor Spitalinfrastruktur 44 10.3 Standortfrage 44 10.4 Neue Modelle 44 10.5 Flächenüberangebot 45 10.6 Spitalbetrieb als Nutzer und Besteller 45 10.7 Zukunftsperspektiven 45 Spitalberatung durch PwC 46 Studienkonzeption46 Die Hauptautoren 47 Abkürzungsverzeichnis48 Literaturverzeichnis49 Spitalimmobilien: neue Perspektiven, neue Chancen 3
Beginn einer neuen Ära Sehr geehrte Leserin, sehr geehrter Leser Das Schweizer Gesundheitswesen hat mit der Einführung der Fallpauschalen ab 2012 einen Paradigmenwechsel vollzogen: Die Immobilienkosten sind neu Bestandteil der Behandlungspreise, die die Tarifpartner miteinander vereinbaren. Damit hat die Schweiz den vielseitig gewünschten Vollkostenansatz realisiert. Diese grundlegende Veränderung wirft im Bereich Spitalimmobilien einige Fragen auf. Um Antworten zu finden, haben wir als Experten für Infrastruktur und Finanzierung in der vorliegenden Studie die Aspekte Anlagewert, Anlagenutzungskosten (ANK) und In- vestitionstätigkeit unter die Lupe genommen und anhand (weniger) Informationen un- sere Sicht der Entwicklungen im Jahr eins nach der revidierten Gesetzgebung skizziert. Nachfolgend eine Zusammenfassung der Themenfelder und Erkenntnisse der vorliegen- den Analyse: • Politisch gefordert sind mehr Transparenz durch neue Rechnungslegungsstandards, eine Stabilisierung der Kosten über wettbewerbsfähige Fallpauschalen und gute Behand- lungsqualität. Der Kostendruck wird sich auch auf die Infrastruktur auswirken. Zudem verlagern sich stationäre Behandlungen deutlich hin zu ambulanten Massnahmen, die andere Anforderungen an die Abläufe und Infrastruktur eines Spitals stellen und heute einem separaten Tarifsystem folgen. • Gleichzeitig stehen grosse Investitionen an, die die Schweizer Spitallandschaft in den nächsten Jahrzehnten prägen dürften – und die Folgekosten für die kommenden Gene- rationen bedeuten. Die Verwaltungsräte und Geschäftsleitungen von Spitälern haben bei Ersatzinvestitionen die Chance, ihren Immobilienpark grundlegend neu aufzustellen. Da in den Bereichen Planung, Ausführung und Finanzierung zahlreiche Vorhaben zeitgleich umgesetzt werden müssen, stellt sich die Kapazitätsfrage. Eine Einschätzung der Markt- situation ist Teil der Angebotsstrategie des jeweiligen Spitals. Wie sich der Markt tatsäch- lich entwickelt, wird sich in den nächsten Jahren erweisen. • Spitalimmobilien sind per Definition nicht beweglich. Allerdings ist aufgrund des Sys- temwechsels im Bereich der Infrastruktur und Finanzierung bei Schweizer Spitälern viel in Bewegung gekommen: Der Schweizer Spitalimmobilienpark wird zur Grossbaustelle, bei der kaum ein Stein auf dem anderen bleibt. Nach dem revidierten KVG ist es Aufgabe der Spitäler, die Finanzierung für diese Investitionen auf die Beine zu stellen – neben der 4 Spitalimmobilien: neue Perspektiven, neue Chancen
Integration der Infrastrukturkosten in die Behandlungspreise ein weiterer Paradigmen- wechsel. Die finanzielle Gesundheit der Spitäler wird damit zu einem zentralen Faktor bei Investitionsvorhaben. Zur Vertiefung dieses Themas lohnt sich ein Blick in die PwC- Studie «Schweizer Spitäler: So gesund waren die Finanzen 2012» vom August 2013. • Das Investitionsmotto der Immobilienbranche lautet: Lage, Lage, Lage! Weshalb also sollte dieses nicht auch für Spitäler gelten? Bei den öffentlich bekannten Investitionsvor- haben fällt auf, dass die Spitäler ihre Ersatzinvestitionen mehrheitlich auf dem bestehen- den Areal planen. Das heisst, die heutigen Standorte werden beibehalten und ausgebaut. • Was bedeutet der seit einigen Jahren laufende Konsolidierungsprozess für die Investi tionsvorhaben? Einerseits spielt die Regionalpolitik bei Standortüberlegungen eine zent- rale Rolle. Andererseits stellt sich die Frage, wie weit regionale Grundversorger durch Ambulatorien mit Notfallaufnahme und effizienten Rettungs- und Überführungstrans- porten in der Luft und auf dem Boden ersetzt werden sollen und wie sich die Bedürfnisse der Bevölkerung entwickeln. • Da die Ressourcen begrenzt sind, steht auch die Investitionseffizienz zur Debatte: Wie viel soll ein Spital für Infrastruktur (Bau, Medizintechnik und IT) im Verhältnis zum rea- lisierten Umsatz ausgeben? • Die Veränderungen auf dem Gebiet der Spitalimmobilien sind fundamental und finan ziell nachhaltig. Deshalb dürfen wir durchaus vom Beginn einer neuen Ära sprechen: Spitälern wird mehr Selbstverantwortung für die Beschaffung, Finanzierung und Refinanzierung übertragen, und Spitalliegenschaften erhalten eine neue Bedeutung als Betriebsimmobilien. Damit bietet sich den Akteuren des Schweizer Gesundheitswesens die Chance, die Versorgung grundlegend zu überdenken und die Spitallandschaft Schweiz neu zu gestalten. Wir wünschen Ihnen eine anregende Lektüre. Christian Elsener Stefan Winkler Director, Real Estate Advisory Senior Manager, Real Estate Advisory Spitalimmobilien: neue Perspektiven, neue Chancen 5
nicht Bestandteil der Ausschreibung. Die 1. Zahlen haben Betriebskosten, die über die Lebensdauer betrachtet 80 % der gesamten Kosten aus- machen, gehören nicht zum Beschaffungs- das Wort verfahren. Die gängigen Verfahren für die Initialinvestitionen konzentrieren sich auf die anderen 20 % der Lebenszykluskosten. Messgrösse für die Beschaffung sollte aber Nachfolgend ein Überblick über das Portfo- die Effektivität sein: Welchen Nutzen oder lio der Schweizer Spitalimmobilien. Marktvorteil und welchen EBITDA erwirt- schaftet das Spital nach getätigter Investi- Immobilienwert: Der Wiederbeschaf- tion? Dazu ist die Ertragslage in der Be- fungswert für Bauten dürfte sich auf gut triebsphase nach der Investition mass- 40 Mrd. CHF belaufen. Werden Medizin- gebend. Zu jenem Zeitpunkt wiegen die technik und IT dazugerechnet, liegt diese Betriebskosten für Spitalbetrieb und Im- Grösse bei etwa 52 Mrd. CHF, was unge- mobilien mehr als die Initialinvestition. fähr dem Wiederbeschaffungswert des Schweizer Nationalstrassennetzes ent- Finanzierung: Mit der neuen Spitalfi- spricht. nanzierung wurde die Investitionsfinanzie- rung über den Kanton mancherorts zu ei- Investitionsvolumen: Die öffentlichen nem Auslaufmodell. In diese Lücke Spitäler oder ihre Trägerschaften haben in springen immer häufiger private Drittfi- der Vergangenheit zurückhaltend in die nanzierer wie Banken, Versicherer oder In- Modernisierung der Spitalinfrastruktur in- vestoren. In der Schweiz stehen zurzeit vestiert. Für die Deutschschweiz erwarten Fremdkapitallösungen im Vordergrund. wir ein Investitionsvolumen von mindes- Aktuelle Beispiele zeigen, dass privatwirt- tens 20 Mrd. CHF über die nächsten zehn schaftliche Finanzierungen für öffentliche Jahre. Spitäler zu ansprechenden Konditionen machbar sind. Umfragen machen deutlich, Investitionen für den Eigenbedarf: dass Investoren auch an Eigenkapitallösun- Die Schweizer Spitäler investieren in Anla- gen interessiert sind. Unabhängig von der gen auf dem eigenen Areal für den Eigen- effektiven Finanzierungsstruktur lohnt es bedarf. Spitalübergreifende Investitions- sich, die Investitionsvorhaben kapital- vorhaben sind uns in der Schweiz zurzeit marktfähig auszugestalten. Die Spitäler keine bekannt. sollten dazu mittelfristig einen EBITDA von mehr als 10 % anstreben. Effektivität und Effizienz in der Beschaffung: In den aktuell laufenden Eigenmittel der Spitäler: Sollte sich die Beschaffungsverfahren setzen sich Total- für 2012 beobachtete EBITDA-Marge von unternehmerlösungen durch. Im Gegen- 5,7 %1 nicht auf über 10 % steigern lassen, satz zu ausländischen Projekten zur Erneu- ist die Finanzierung der anstehenden In- erung der Spitallandschaft ist in der vestitionen gefährdet. Für die geforderte Schweiz die Betriebsphase in der Regel selbständige Investitionstätigkeit müssen 6 Spitalimmobilien: neue Perspektiven, neue Chancen
die Spitäler positive Ergebnisse und damit Lebenszyklus- statt Investitions- Eigenkapital erwirtschaften. Nur so kön- kosten: Den Schweizer Spitalbetreibern nen sie den erforderlichen Anteil an Eigen- empfehlen wir, dem Leitgedanken des revi- mitteln für die Finanzierung der Investitio- dierten KVG konsequent zu folgen und im nen aufbringen und das Fremdkapital eingeführten Preissystem auf den systemi- termingerecht amortisieren und verzinsen. schen Fremdkörper IKZ zu verzichten. Im Gegenzug sollten Tarifpartner und Regula- Anlagenutzungskosten (ANK): Die toren die Infrastrukturkosten in die Tarif- ANK beziehen sich auf die Bestandeslie- struktur einbeziehen und die Fallpauscha- genschaften ohne Einbezug der geplanten len so ansetzen, dass die Spitäler eine Investitionsvorhaben. Für ein Bewertungs- adäquate Entschädigung (interne oder portfolio von 7 Mrd. CHF Gebäudever externe Raumkostenverrechnung) für die sicherungswert ergeben sich ANK (Kapital- Nutzung der Spitalimmobilien ausrichten verzinsung und Abschreibung) von 6,5 % und die Betriebskosten bezahlen können. des Anschaffungswerts oder 4,6 % des Basis dazu bildet eine vom Spitalbetrieb Gebäudeversicherungswerts (Basis separat geführte Infrastrukturrechnung, REKOLE). allenfalls von einer ausgegliederten Immobiliengesellschaft erstellt. Mit der Investitionskostenzuschlag (IKZ): Raumkostenabgeltung sollen die Infra- Aus der Stichprobe resultiert ein Anteil an strukturaufwände verstetigt und die der jeweiligen Fallpauschale von durch- wirtschaftliche Fortführung der Liegen- schnittlich 6,4 % für Abschreibung und schaften auch bei Investitionstätigkeit Verzinsung (Basis REKOLE). Zuzüglich langfristig sichergestellt werden. Der der übrigen Eigentümerkosten von 1,6 % Lebenszyklusansatz verhilft den Spitälern ergibt sich für die Stichprobe ein IKZ von zu mehr Stabilität in der Budgetierung 8 %. Darin nicht enthalten sind Kosten für der Immobilienkosten. Ersatzneubauten Infrastrukturinvestitionen wie IT und sind eine Gelegenheit, die künftige Immo- Medizintechnik. Die ausgewiesenen ANK bilienphilosophie (neu) festzulegen. in Bezug auf Erstellungskosten (6,5 %) lie- gen zahlenmässig zufällig in derselben Bandbreite wie der IKZ bezogen auf die je- weilige Fallpauschale (6,4 %). Für Bestan- desbauten exklusiv abgeschriebener Kom- ponenten (Basis VKL) reduziert sich der IKZ auf 6,2 %. Die Stichprobe zeigt auf- grund der starken Normalisierung des ge- wählten Ansatzes keine direkte Ableitung aus dem Immobilienpark. 1 PwC Schweiz (Hrsg.) (2010) Spitalimmobilien: neue Perspektiven, neue Chancen 7
(Anzahl Spitalbetten pro 1000 Einwohner) 2. Bedeutung von lag im Jahr 2010 bei 4,9 Betten. Mit 5,0 Bet- ten lag die Schweiz im internationalen Ver- gleich leicht über dem Durchschnitt. Beim Spitalimmobilien Ländervergleich 2010 fällt Deutschland mit 8,3 Betten auf. Die Aufenthaltsdauer ist ebenfalls eine wichtige Planungsgrösse zur Einschätzung 2.1 Spitalinfrastruktur des Infrastrukturbedarfs. Sie ist in der Schweiz im interna Schweiz im Jahr 2010 auf 6,5 Tage gesunken. tionalen Vergleich 2011 gab die Schweiz 64,6 Mrd. CHF für Die Schweiz verfügt über eines der dichtes- das Gesundheitswesen aus. Davon entfielen ten Spitalnetze weltweit: 300 Spitäler und 23,3 Mrd. CHF auf die Spitäler. Die Pro- Kliniken bewirtschafteten 2012 insgesamt Kopf-Ausgaben beliefen sich auf 680 CHF 38’533 Betten, davon 12’469 Betten in Spe- pro Monat, der Anteil der Gesundheitsaus- zialkliniken (inklusive Geburtshäuser). Die gaben am Bruttoinlandprodukt lag bei durchschnittliche Bettenkapazität liegt bei 11 %.4 217 Betten pro Allgemeinspital. Pro 1000 Einwohner standen in der Schweiz im Jahr Die Kosten der Spitäler 2011 4,8 Spitalbetten zur Verfügung, da- von 1,6 Betten in Spezialkliniken (inklu- und Kliniken betrugen sive Geburtshäuser). Die Spitaldichte im 2010 35,9 % der gesamten selben Jahr lag bei 3,8 Spitälern je 100’000 Gesundheitsausgaben. Einwohner.2 In den OECD-Daten sind die Immobilien- Bei der Bettenkapazität liegt aufwendungen zu den Gesundheitskosten bis 2011 nicht vollständig enthalten, auch die Schweiz im Mittelfeld. nicht in den Schweizer Zahlen. Bis Ende 2011 wurden die Infrastrukturen in der Der OECD-Durchschnitt der aktuell Schweiz von den Kantonen zur Verfügung verfügbaren Angaben zur Bettenkapazität gestellt. Investitionen in Immobilien wer- 10 Abbildung 1 Bettenkapazitäten ausgewählter OECD-Länder 9 von 2004 bis 20103 8,3 n Deutschland 8 Betten pro 1000 Einwohner 7 6,4 n Frankreich 6 5,9 n Finnland 5,0 n Schweiz 5 4 3,5 n Dänemark n Norwegen 3 2,7 n Grossbritannien 2 n Kanada n USA 1 n Schweden 0 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 8 Spitalimmobilien: neue Perspektiven, neue Chancen
10 Abbildung 2 Durchschnittliche Aufenthaltsdauer von Patienten in Kanada, Deutschland 9 und der Schweiz5 8 den nach Bundesgesetz erst seit dem 1. Ja- Tage n Kanada nuar 2012 direkt über die Fallpauschale 7,3 n Deutschland 7 respektive den IKZ abgegolten. Diese Neu- n Schweiz regelung entbindet die Kantone von der 6,5 Aufgabe, die Spitalinfrastruktur den öf- 6 fentlichen Spitälern verfügbar zu machen. Bei der Interpretation des internationalen Ländervergleichs ab 2012 ist diese wesent- 5 liche Änderung zu berücksichtigen. 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2.2 Rechtsgrundlage Abbildung 3 Gesundheitsausgaben in % des BIP in ausgewählten OECD-Ländern6 In Europa fliesst weiterhin viel Steuergeld direkt in die öffentliche Spitalinfrastruktur. 20% Die Schweiz hat sich dazu entschlossen, einen Vollkostenansatz anzuwenden und 18% von der Objekt- zur Subjektfinanzierung 17,6 n USA zu wechseln. Somit liegt die Finanzierung Gesundheitsausgaben in % des BIP der Spitalinfrastruktur neu in der Verant- 16% wortung der Spitäler. Als Rechtsgrundlage dienen – seit dem 1. Januar 2012 in revi- 14% dierter Form – Art. 49 des Bundesgesetzes n Frankreich über die Krankenversicherung (KVG, 832.10) n Deutschland und die entsprechende Verordnung über 12% n Schweiz die Kostenermittlung und die Leistungser- 11,4 n Kanada fassung durch Spitäler, Geburtshäuser und n Dänemark Pflegeheime in der Krankenversicherung 10% n Schweden (VKL, 832.104). Das Bundesrecht schreibt 8,9 n Grossbritannien vor, dass die Vertragsparteien Basisfall- 8% n Norwegen preise («baserates») für die Vergütung der n Finnland stationären Behandlung inklusive Aufent- halt und Pflegeleistungen in einem Spital 6% oder Geburtshaus vereinbaren müssen. 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 Diese Pauschalen werden durch die Tarif- partner ausgehandelt. Sie sollen unter an- derem die Infrastrukturkosten abgelten. Mit der Revision des KVG hat sich die finanzierung, wurde dieser auf Bundes- Bedeutung der Spitalimmobilien aus öko- ebene einheitlich auf 10 % festgelegt.8 Für nomischer Sicht schlagartig verändert: 2013 gibt es dafür auf Bundesebene keine Die Kantone sollen sich aus der Finanzie- Regelung mehr. rung der Spitalinfrastruktur zurückziehen, 2 Bundesamt für Statistik (Hrsg.) (2013a) und die Spitäler selbst müssen sich neu Zur Umsetzung des Bundesrechts mussten 3 OECD (Hrsg.) direkt über die Behandlungskosten refi- die Kantone ihre Gesetzgebungen anpassen. 4 Bundesamt für Statistik (Hrsg.) (2013b) 5 OECD (Hrsg.) nanzieren.7 Die Investitionen sind damit in Manche haben das Eigentum an den Spital 6 OECD (Hrsg.) der Fallpauschale eingerechnet. Dadurch immobilien den öffentlichen Spitälern 7 Die vorliegende Studie befasst sich ausschliesslich mit stellt sich die Frage, wie hoch der Infra- übertragen, in den meisten Fällen im Bau- den Aspekten der Spitalimmobilien. Die anderen Aspekte aus dem revidierten KVG werden ausgeblen- strukturkostenzuschlag sein soll. Im Jahr recht. So haben zahlreiche Kantone die Ei- det und nicht weiter untersucht. 2012, dem ersten Jahr der neuen Spital gentumsübertragung der Spitalimmobilien 8 EDI (2.11.2011) und NZZ online (2.11.2011) Spitalimmobilien: neue Perspektiven, neue Chancen 9
zu einer Konsequenz der KVG-Revision ge- der direkte Einfluss des Kantons auf opera- macht. Die Übertragungskonditionen un- tive und strategische Unternehmensent- terscheiden sich von Spital zu Spital grund- scheide ungleich stark angepasst. Kurz: legend: Die Übertragung der Liegenschaften Bereits der Übertragungsakt hat die spital- erfolgte entweder als Sacheinlage zu Eigen- spezifische Ausgangslage für die Finanzie- kapital oder als Darlehen mit unterschied rung zukünftiger Investitionsvorhaben licher Ausprägung von Amortisationspflicht, entscheidend geprägt. Zinssatz und Rangfolge. Gleichzeitig wurde 400 Abbildung 4 372 Anzahl Spitäler in der Schweiz von 2000 bis 20119 (100%) 350 Anzahl Spitäler 300 300 (80,6%) 250 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2.3 Nachfrage im Wandel Der zukünftige Bedarf an Spitalinfrastruk- tur bleibt schwierig prognostizierbar. Wäh- Die Konsolidierung der Schweizer Spital- rend die Nachfrage nach Gesundheits- landschaft schreitet voran: Die Anzahl Spi- dienstleistungen und damit die Fallzahlen täler ist in den letzten zehn Jahren um weiter steigen dürften, nimmt der Betten- knapp 20 % gesunken. Diese Reduktion ist bedarf sowohl absolut wie auch relativ zur nicht nur auf Spitalschliessungen zurück- Bevölkerung wohl weiter ab. Auch die sta zuführen, sondern auch auf den rechtli- tionäre Aufenthaltsdauer wird sich auf- chen Zusammenschluss bestehender grund neuer Behandlungstechniken weiter Standorte unter einem organisatorischen verkürzen, der Anteil ambulanter Behand- Dach. Der Konzentrationsprozess war bei lungen dagegen weiter zunehmen. Das akutsomatischen Spitälern ausgeprägter heisst, dass wir in Zukunft weniger Betten- als bei Spezialkliniken. kapazität benötigen werden, dafür mehr Fläche für ambulante Behandlungen oder Die verfügbare Bettenkapazität sank im «same-day surgery». Die Erreichbarkeit des gleichen Zeitraum um 16 %. Diese Ent- Spitals erhält damit eine neue Wichtigkeit: wicklung widerspiegelt insbesondere Wo liegt die optimale Spitalkapazität einer die Verkürzung der durchschnittlichen Region, und wo sollen Kapazitäten redu- Aufenthaltsdauer und die Tendenz zur ziert, wo ausgebaut werden? Antworten ambulanten Behandlung. auf diese Fragen werden die demografische Entwicklung sowie die Verhaltensmuster In den letzten zehn Jahren fand also ein von Zuweisern und Patienten geben. bemerkenswerter Kapazitätsabbau statt. Im Bereich der Bettenkapazität liegt die Schweiz im internationalen Vergleich im Mittelfeld. 10 Spitalimmobilien: neue Perspektiven, neue Chancen
48’000 Abbildung 5 45’569 46’000 Bettenkapazität in der Schweiz von 2000 bis 201110 Bettenkapazität 44’000 (100%) 42’000 40’000 38’533 38’000 (84,6%) 36’000 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 Bei der Planung von Ersatzneubauten müs- 2.4 Entwicklungen dieser Dimension wohl nur alle paar Jahr- sen die Spitäler der Nachfrageentwicklung nach 2012 zehnte bietet. Das Schweizer Gesundheits- Rechnung tragen. Denn: Sie planen heute, system erhält damit die einmalige Gele- bauen morgen und nutzen übermorgen. Die Schweiz verfügt über ein sehr dichtes genheit, die Spitalinfrastruktur an seine Dabei müssen sie berücksichtigen, dass die Spitalnetz. 2007 prognostizierte Manfred künftigen Bedürfnisse anzupassen und Nutzer ihrer Spitalinfrastruktur in 20 Jah- Manser, damaliger CEO von Helsana, dass Bettenkapazität, Anzahl Spitäler, Spital- ren andere Bedürfnisse haben werden als 50 Spitäler für die Versorgungssicherheit grösse und Standorte kritisch zu prüfen. heute. Ebenfalls im Brennpunkt steht die der Schweiz ausreichen würden. Wären Auch andere Länder haben im Bereich der geografische Allokation der Spitalinfra- diese sinnvoll verteilt, bräuchte niemand Spitalliegenschaften beträchtlichen Nach- struktur: Wo soll investiert, wo desinves- länger als 30 Minuten, um ins nächste Spi- holbedarf. Internationale Beachtung fin- tiert werden? Die Credit Suisse prognosti- tal zu gelangen.12 Ob eine solche Konsoli- den Projekte in Kanada, beispielsweise das ziert in ihrer neusten Studie,11 dass sich die dierung tatsächlich stattfinden wird, ist Humber River Regional Hospital, das be- Versorgungsregionen unterschiedlich ent- fraglich. Gerade in Randregionen sind Spi- stehende Institute zusammengelegt und in wickeln werden. Daraus lässt sich schlies täler bedeutende Arbeitgeber. ein neues Spital an einem neuen Standort sen, dass Spitalinfrastrukturen nicht in überführt hat. Dabei werden die internen allen Regionen die gleiche Nachfrage be- In unserer Spitalimmobilienstudie von Prozesse vorab detailliert geplant, um etwa dienen werden müssen. Damit die effektiv 201010 haben wir die tiefen Restwerte der Transportwege und -zeiten auf ein Mini- nötige Kapazität auch in Zukunft zur Ver- Spitalliegenschaften aufgezeigt. Diese wei- mum zu reduzieren. Ziel der Ersatzneubau- fügung steht, sind Prognosemodelle für die sen darauf hin, dass die Zeit für Ersatzin- ten ist es, die Betriebskosten von Immobi- Regionen beizuziehen. Die Bedarfsplanung vestitionen im grossen Stil reif ist. Einen lien und Kerngeschäft markant zu senken geht damit klar über die Systemgrenze des derartigen Nachholbedarf abzuarbeiten, ist und so die Gesundheitskosten weiter zu einzelnen Spitals hinaus. eine enorme Herausforderung. Sie birgt stabilisieren. allerdings auch die Chance, die Gesund- Da sich die zukünftigen Bedarfszahlen für heitsversorgung grundlegend zu überden- den einzelnen Betrieb schwierig voraussa- ken und die Spitallandschaft neu zu gestal- gen lassen, ergibt es Sinn, vorhandene Ka- ten – eine Chance, die sich einem Land in pazitäten im Bedarfsfall kurzfristig an die laufende Entwicklung anzupassen, um Überkapazitäten zu verhindern. Für eine nachhaltige Betriebskostenentwicklung ist es deshalb zentral, die Flexibilität bei In- vestitionsvorhaben sicherzustellen und die Vorinvestitionen dabei auf einem möglichst tiefen Niveau zu halten, ganz nach dem Motto: heute planen und sich Entwick- lungsoptionen offenhalten. 9 Bundesamt für Statistik (Hrsg.) (2013a) 10 Bundesamt für Statistik (Hrsg.) (2013a) 11 Credit Suisse Group AG (Hrsg.) (2013) 12 Handelszeitung (28.8.2007) 13 PwC Schweiz (Hrsg.) (2010) Spitalimmobilien: neue Perspektiven, neue Chancen 11
In der Schweiz zeichnen sich nach nur ei- zu Beteiligungen und Zusammenschlüs- nehm wie möglich empfinden und in nem Jahr unter dem revidierten KVG be- sen von Spitälern für ihre Immobilien einer bewusst gestalteten Umgebung reits klare Entwicklungen von Infrastruk- sein. Bei deren Übertragung auf eine schneller genesen. Die Immobilie wird tur und Finanzierung ab. Diese weisen Immobiliengesellschaft sind Steuerfra- somit zum Identifikationsobjekt und zur darauf hin, dass die Schweizer Spitäler gen zu beachten. Visitenkarte im Wettbewerb um Patien- die Herausforderungen erkannt haben und ten und Mitarbeitende. Lösungen entwickeln. Nachfolgend eine 4. Flexibilität: Die fortlaufende Optimie- Übersicht der wichtigsten Trends: rung der bestehenden Prozesse und 7. Beschaffung über den Lebenszyklus: Wertschöpfungstiefe, Entwicklungen Eine optimierte Beschaffung mit richti- Trends in der Schweizer Spital neuer Dienstleistungen eines Spitalbe- ger Infrastrukturgrösse («right sizing») infrastrukturlandschaft triebs, Kooperationen zwischen Spital- und verbesserten Kosten über den ge- betrieben sowie die Verlagerung in die samten Lebenszyklus hinweg bedingen 1. Neubau am gleichen Standort: Ersatz- ambulante Behandlung (inkl. «same- neue Beschaffungsmodelle. Der Ansatz neubauten setzen sich gegenüber Ge- day surgery») erfordern auch in Zukunft der Totalunternehmer- oder Generalun- samtsanierungen durch. Nennenswerte Flexibilität in der Bereitstellung von ternehmerbeschaffung scheint sich in Standortwechsel sind kaum vorgesehen. Nutzflächen. Diese lässt sich über eine der Schweiz bisher am stärksten durch- Die Neubauten werden üblicherweise weitgehende Standardisierung der zusetzen. Der Lebenszyklusansatz, für den Eigengebrauch erstellt. Strategi- Raumtypen und Modul- oder Leichtbau- wie er im Ausland praktiziert wird, ist sche Kooperationen im Infrastrukturbe- weise erreichen. dagegen erst vereinzelt und in Teilen reich sind bislang wenig zu beobachten. erkennbar. 5. Wettbewerb: Durch die neue Gesetzge- 2. «Design to cost»: Kein Investitionsvor- bung sind die Spitäler dem Wettbewerb 8. Finanzielle Gesundheit als Schlüssel- haben ohne Businessplan. Tragbarkeits- um Marktanteile und Investitionsmittel kriterium: Zu Beginn bewegten sich die untersuchungen führen zu den Prinzi- ausgesetzt, was die Konsolidierung be- Diskussionen zur Finanzierung von Spi- pien «design to cost» oder «design to schleunigen kann. Dies bedingt eine Ef- talinfrastruktur im Bereich der Objektfi- function». Es zeigt sich dennoch ein fizienzsteigerung in allen Bereichen, da- nanzierung. Weil die Objekte die erfor- Trend zur Flächenvergrösserung. Dieser mit sich nachhaltig tragbare Resultate derlichen Sicherheiten in der Zone bedingt, dass die Spitäler ihre tatsächli- erwirtschaften lassen. Realisierte Inves- öffentlicher Nutzung und bei fehlendem che Flächenproduktivität im Auge be- titionsvorhaben wiederum können die Markt nicht erbringen können, sollte die halten müssen. Inwiefern ein Neubau- Konsolidierung bremsen, weil sich Spi- Kapitalbeschaffung heute als Unterneh- projekt der Verlagerung von stationären talimmobilien nicht einfach umnutzen mensfinanzierung aufgesetzt und beur- zu ambulanten Behandlungen Rechnung lassen und mit der Aufgabe eines frisch teilt werden. Die finanzielle Gesundheit trägt, wäre separat zu prüfen. Überka- investierten Spitalstandorts hohe Wert- des Spitals wird damit zum Schlüsselkri- pazitäten sind auch angesichts der inter- berichtigungen anfallen würden. terium. nationalen Entwicklung zu vermeiden. 6. Betriebsimmobilien als Visitenkarte: 9. Finanzierungsstruktur: Bei den aktuell 3. Immobiliengesellschaft: Spitäler kon- Trotz des Augenmerks auf Wirtschaft- bekannten Investitionsvorhaben öffentli- zentrieren sich auf ihr Kerngeschäft und lichkeit beim Erstellen und Betreiben cher Spitäler in der Schweiz stehen zur- erwägen, ihre Immobilien in separate von Spitalimmobilien sind diese mehr zeit Fremdkapitallösungen im Vorder- Immobiliengesellschaften auszulagern. als eine Hülle für medizinische Dienst- grund. Die für die Investitionen erforder- Das Mietverhältnis für die Raumnut- leistungen. Das Gebäude selbst soll lichen Eigenmittelanteile werden von zung bringt mehr Transparenz und ei- Strahlkraft nach aussen haben und für den Spitälern selber eingebracht, limitie- nen klaren Bestellprozess. Immobilien- Mitarbeitende attraktiv sein. Die Patien- ren dadurch aber möglicherweise die In- gesellschaften können der erste Schritt ten sollen den Aufenthalt als so ange- vestitionssumme. 12 Spitalimmobilien: neue Perspektiven, neue Chancen
10. Private Finanzierung: Immer mehr Ei- 11. IT und Medizintechnik: Die Implemen- genkapitalgeber sind an Investitionen in tierung von E-Health sowie die enge Ver- Spitalimmobilien interessiert. Private knüpfung und rasche Entwicklung von Drittinvestoren sind bei den öffentlich IT und Medizintechnik stecken vielerorts bekannten Projekten in der Schweiz noch in den Kinderschuhen. Generell ha- aber noch kaum involviert. Private ben die Spitäler im IT-Bereich gegenüber Fremdkapitalgeber dagegen stehen mit der Industrie weltweit grossen Aufholbe- der öffentlichen Hand überall dort im darf. Eine Studie von PwC USA belegt, Wettbewerb um anstehende Investitions dass Effizienz und Anwendung von IT- finanzierungen, wo diese in die Finan- Prozessen in Spitälern korrelieren.14 Dem zierung involviert ist. Es zeichnen sich frühzeitigen Einbezug von IT und Medi- erste Beispiele für privatwirtschaftliche zintechnik in Neubauvorhaben wird des- Finanzierungen ab. Diese Entwicklung halb grosse Bedeutung beigemessen. Die trägt wesentlich dazu bei, die Rollen Be- Entwicklung von IT und Medizintech- steller und Kapitalgeber der öffentlichen nik wird sich mittelfristig auch in der Hand zu entkoppeln. Schweiz stark auf die Anforderungen an Spitalimmobilien auswirken. Deshalb Die digitale Transformation ist eine integrierte Planung angezeigt, die Trends und deren Einfluss auf die macht auch vor dem Spital Infrastruktur frühzeitig untersucht. nicht halt! Eine betrieblich unterstützte Planung hilft dabei, das Investitionsvorhaben auf den künftigen Bedarf auszurichten. International zeichnen sich vier Haupt- trends ab. Diese haben Auswirkungen auf Infrastruktur und Spitalbetrieb (siehe Ab- bildung 6). Abbildung 6 Internationale Trends und ihre Auswirkungen auf Infrastruktur und Spitalbetrieb (nach Einschätzung von PwC) Trend Auswirkung auf Infrastruktur Spitalbetrieb Behandlungsort: Bettenzahl, Behandlungs- Services, Tarifsystem, weg vom Spital hin zum räume, Anlaufstellen, Transport, Netzwerk Ambulatorium, Spitex Fläche Arbeitsweise: Prozesse, Arbeitsplatz, IT- Datenmanagement digitale Transformation Tools, Raumbedarf im papierlosen Spital, E-Health, Mobile Health Behandlung: Einzelzimmer Patientenfokus verstärkt, personalisierte Medizin weg von «one size fits all» Zusammenarbeit: Fläche, Standorte Services Netzwerk 14 PwC USA (Hrsg.) (2010) Spitalimmobilien: neue Perspektiven, neue Chancen 13
3.2 758 Objekte 3. Immobilienwerte als Grundlage Für die vorliegende Studie haben wir 758 Einzelobjekte von 23 Spitälern und Kliniken mit einem Gebäudeversiche- rungswert per 1. Januar 2013 von 7 Mrd. 3.1 Bewertungsansatz CHF bewertet. 70 % der Liegenschaften weisen ein Baujahr vor 1980 auf, 40 % wur- Obschon sich die vom revidierten KVG an- den in den 1970er-Jahren erstellt,16 die gestrebte Annäherung an marktwirt- meisten zwischen 1965 und 1975. Diese schaftliche Rahmenbedingungen langsam erfuhren seither unterschiedlich intensive abzeichnet, stellen wir nach wie vor das Instandsetzungsmassnahmen. Bei vielen Fehlen eines funktionierenden und ausrei- Bestandesliegenschaften liegt der aktuelle chend liquiden Markts für Betrieb und Im- Restwert bei ca. 20 % des Wiederbeschaf- mobilien von Spitälern fest. Transaktionen fungswerts. Diese Grössen machen klar, wie die der Hirslanden-Gruppe oder des dass der Immobilienbestand überaltert ist, Hôpital de La Tour15 in Genf sind die Aus- grosse Investitionsbedürfnisse bestehen nahme. Bewertungstechnisch werden die und viele Anlagen im gleichen Zeitraum Spitalimmobilien den Spezialimmobilien erneuert oder ersetzt werden müssen. zugewiesen, die nach dem Anschaffungs- wertprinzip zu bewerten sind. Bei fehlen- Aufgrund der unterschiedlichen Nutzungs- den Anschaffungswerten werden diese intensität variieren die Ergebnisse der über den rückindexierten Gebäudeversi- optischen Zustandsanalyse stark. Investi cherungswert hergeleitet. Der bilanzielle tionen – wenn auch auf verhältnismässig Restwert wird unter Berücksichtigung der bescheidenem Niveau – wurden hauptsäch- Abschreibungen und der zwischenzeitlich lich in den letzten zehn Jahren (2000 bis erfolgten Investitionstätigkeiten ermittelt. ca. 2010) vorgenommen. Dementsprechend stammt ein wesentlicher Anteil der Rest- Keine Regel ohne Ausnahme: Für Bauten werte der öffentlichen Spitäler und Klini- wie Parkhäuser, Personalwohnhäuser und ken aus den getätigten Investitionen der räumlich getrennte Restaurants besteht ein letzten zehn Jahre. Der Bestand hingegen gut funktionierender Markt. Diese lassen ist buchhalterisch meist abgeschrieben und sich deshalb nach Swiss GAAP FER als ge- schlägt sich nicht mehr in der Berechnung trennte Bilanzpositionen zum Marktwert der ANK nieder – im Gegensatz zu den bewerten. meisten Privatspitälern, die verbreitet eine konstant hohe Investitionsquote aufweisen. 14 Spitalimmobilien: neue Perspektiven, neue Chancen
3.3 Wiederbeschaffungs- wertungsportfolio lag gesamthaft bei Er macht gemäss ausländischen Erfah- wert 7 Mrd. CHF. Geht man davon aus, dass es rungsgrössen aus aktuellen Neubauvorha- sich auch hier um ca. 20 % des GV-Werts ben ca. 25 bis 30 % der gesamten Projekt- Ausgehend von unserem Bewertungsport- aller Spitäler der Schweiz handelt, läge kosten aus. Zum Wiederbeschaffungswert folio können wir über anerkannte Spital- der GV-Wert der Spitalimmobilien in der kämen also weitere 10 bis 12 Mrd. CHF für kennzahlen wie Anzahl Betten, Austritte Schweiz bei rund 35 Mrd. CHF. Medizintechnik und IT dazu. Damit würde oder Pflegetage eine grobe Hochrechnung Der gesamte Wiederbeschaffungswert sich der gesamte Wiederbeschaffungswert für den ungefähren Gebäudeversiche- der Schweizer Spitalliegenschaften käme – des aktuellen Bestands auf rund 52 Mrd. rungswert (GV-Wert) oder den Wieder unter Berücksichtigung der Positionen CHF aufsummieren. beschaffungswert des Schweizer Spital 1, 4 und 5 aus dem Baukostenplan (BKP)19 immobilienparks anstellen. mit einem Zuschlag von 15 % 20 – bei etwa Wiederbeschaffungswerte 40,25 Mrd. CHF zu liegen.21 Das Bewertungsportfolio PwC dürfte über in der Schweiz: Anzahl Betten, Austritte und Pflegetage li- Zum Wiederbeschaffungswert für die Spitäler: 52 Mrd. CHF near hochgerechnet einem Marktanteil von Immobilien kommt derjenige für mobile Nationalstrassen: 50 Mrd. CHF rund 20 % entsprechen. Der Gebäudeversi- Sachanlagen (Medizintechnik und IT) Wohnbauten: 1550 Mrd. CHF cherungswert der Spitäler aus diesem Be- dazu,22 der im GV-Wert nicht enthalten ist. Abbildung 7 Hochrechnung GV-Wert der Schweizer Spitalimmobilien Datengrundlagen Bewertungsportfolio17 Marktanteil Schweiz total18 Betten 7820 20,3 % 38’533 Austritte 301’237 23,6 % 1’276’638 Pflegetage 2’493’461 20,4 % 12’198’040 GV-Wert 7 Mrd. 20 %* 35 Mrd.* *Rundung Marktanteil und Hochrechnung PwC Abbildung 8 Hochrechnung Wiederbeschaffungswert der Schweizer Spitalimmobilien Hochrechnung Schweiz GV-Wert (geschätzt) 35 Mrd. +15 % Zuschlag (BKP 1,4 und 5 ) + 5,25 Mrd. Wiederbeschaffungswert der Immobilien 40,25 Mrd. +25–30 % mobile Sachanlagen (Medizintechnik und IT) + 11,75 Mrd. Gesamter Wiederbeschaffungswert 52 Mrd. 15 Bilan online (11.2.2011) 16 PwC Schweiz (Hrsg.) (2010) 17 PwC, eigene Daten 18 Bundesamt für Gesundheit (Hrsg.) (2013) 19 Der GV-Wert bildet nur den Wiederbeschaffungswert eines Baus ab. Nicht enthalten sind Vorbereitungs arbeiten (BKP 1), Umgebungsarbeiten (BKP 4) und Nebenkosten (BKP 5). 20 Lehmann & Conca (2005/2006) 21 Hochrechnung auf der Basis von Datengrundlagen und Erfahrungswerten von PwC 22 Besson (2008); Anlagekategorien D–F Spitalimmobilien: neue Perspektiven, neue Chancen 15
schen Verzinsung des Bodens, der Kapital- 4. Anlagenutzungs- verzinsung auf dem halben Anschaffungs- wert der Bauten und deren Abschreibung. Abzahlungs- und Mietgeschäfte gelten als kosten (ANK) Kaufgeschäfte (also eigene Investitionen ins Portfolio); ihre Kosten sind daher eben- falls als ANK auszuweisen. Erwartungsgemäss sollen die ANK die Eigentümerkosten der Anlage decken. Da 4.1 ANK nach VKL decken die ANK gemäss VKL auf Verzinsung und Eigentümerkosten Abschreibung beschränkt sind – was zwar nicht das Gros der Eigentümerkosten aus- macht –, decken diese die effektiven Eigen- Nach der Investition fallen in der Betriebs- tümerkosten im Sinn eines Vollkostenan- phase Kosten für den Betrieb und die Nut- satzes nur zum Teil ab. Aus Sicht der zung der Immobilie an. Die Entschädigung Vollkostenrechnung setzen sich die Eigen- der Spitäler für ihre Immobilienkosten er- tümerkosten aus Bewirtschaftungskosten, folgt in zwei Blöcken: Die Betriebs- und Verwaltungskosten und Kapitalkosten zu- Unterhaltskosten werden über die EBK (en- sammen. Die VKL bildet mit den ANK nur gere Betriebskosten) tarifiert und die ANK den hellrot hinterlegten Teil der effektiven über den pauschalen IKZ entschädigt. Die Eigentümerkosten ab (Abbildung 9). Dazu VKL macht Vorgaben zur Anlagebuchhal- kommen die typischen Nutzerkosten wie tung23 und regelt den Umfang der ANK für Energie und Reinigung. Während letztere Spitalimmobilien als «Summe der jährli- über die Tarifberechnung nach SwissDRG chen Abschreibung und der jährlichen kal- berücksichtigt sind, werden die ANK in kulatorischen Zinsen». Die ANK entsprechen der VKL geregelt. Jedes Spital muss dabei somit dem Ergebnis aus der kalkulatori- seine effektiven ANK nachweisen. Abbildung 9 Komponenten der eigentümerseitigen Immobilienkosten Eigentümerkosten Bewirtschaftungs- Verwaltungskosten Kapitalkosten kosten Fremd- Eigen- Betriebskosten Unterhaltskosten Abschreibung kapital- kapital- kosten kosten Öffentliche WACC Abgaben/Steuern Versicherungen In Anlehnung an Schweizerisches Schätzerhandbuch, SVKG und SEK/SVIT 16 Spitalimmobilien: neue Perspektiven, neue Chancen
Abbildung 9 macht deutlich, dass mit den 4.2 Analyse Anlage ANK nach VKL (hellrot unterlegt) nicht die nutzungskosten für gesamten eigentümerseitigen Immobilien- 758 Objekte kosten abgedeckt sind. Diese sollten über die EBK tarifiert sein. Die ANK repräsentieren aus Immobilienop- tik jene Infrastrukturkosten, die dem Spital Analysieren wir die einzelnen Komponen- sowohl für betriebsnotwendige als auch ten der ANK nach VKL, so finden wir drei für nicht betriebsnotwendige Liegenschaf- Faktoren, die deren absolute Höhe mass- ten erwachsen. Die Spitäler müssen sie aus geblich beeinflussen: den gewichteten dem operativen Geschäft refinanzieren. durchschnittlichen Kapitalkostensatz oder Die nach VKL anrechenbaren ANK umfas- «Weighted Average Cost of Capital» (WACC) sen nur ausgewählte Elemente. Die ANK zur Bestimmung der kalkulatorischen sämtlicher nicht betriebsnotwendiger Ob- Verzinsung, die Abgrenzung der Betriebs- jekte (wie Parkhaus, Personalhaus, Cafete- notwendigkeit sowie das Verbot der Über- ria usw.) sowie die eigentümerseitigen und abschreibung. nutzerseitigen Betriebskosten (Energie, Wasser, Betriebsstoffe, Reinigung usw.) WACC sind nicht in den ANK enthalten und nach Der WACC wird von verschiedenen Fakto- VKL folglich nicht anrechenbar. Die Kos- ren wie der Kapitalstruktur, den langfristi- tenelemente für die eigentümerseitigen Be- gen Zinsen oder der Zyklizität eines Spitals wirtschaftungs- und Verwaltungskosten bestimmt. Je nach wirtschaftlicher Ge- und sämtliche Kosten aus nicht betriebs- sundheit eines Unternehmens fordern die notwendigen Objekten sind daher indirekt Banken einen Eigenkapitalanteil von rund über die Einnahmen aus der Fallpauschale 30 % oder mehr. Die risikoadäquate Kredit- zu refinanzieren. Der Grund dafür liegt verzinsung sowie die kalkulatorische Ver- beim Fokus der VKL auf den leistungsauf- zinsung des Eigenkapitals können unter tragsbezogenen Immobilienbestand und dieser Voraussetzung deutlich höher liegen dessen Investitionen. Die Betriebskosten als der in der VKL vorgesehene kalkulato- setzen sich aus den Kostenpositionen rische Satz von 3,7 %.24 In einer Studie der «Kaufmännisches Facility Management», IFBC AG wurde der kalkulatorische Zins- «Technisches Facility Management» und satz auf 5,8% berechnet.25 «Infrastrukturelles Facility Management» zusammen. Betriebsnotwendigkeit Die ANK nach VKL und das damit ver bundene Kostenentgelt (IKZ) sind auf die (betriebsnotwendigen) Sachanlagen beschränkt, die für die Erfüllung des Leistungsauftrags notwendig sind. Nicht betriebsnotwendige Objekte muss das Spital über die allgemeine Betriebsrech- nung finanzieren. Überabschreibung Bereits abgeschriebene Sachanlagen oder deren Komponenten sind von der Berech- nung der ANK nach VKL ausgenommen. In Abhängigkeit des Alters und der Investi- tionstätigkeit der letzten Jahre liegen die Restwerte bei 10 bis 40 % des Wieder beschaffungswerts, im Schnitt bei rund 20 %.26 23 Art. 10a VKL 24 Zimmermann & Lüthje (2008) 25 IFBC (Hrsg.) (2011) 26 PwC Schweiz (Hrsg.) (2010) Spitalimmobilien: neue Perspektiven, neue Chancen 17
Die ANK repräsentieren die jährliche, di- klasse) bedeutsam, da die jährlichen Ab- rekte Belastung (Verzinsung und Abschrei- schreibungsraten pro investierten Franken bung) aus der Investitionstätigkeit. Weitere aufgrund der Abschreibungsdauer nach Folgekosten aus Investitionen sind darin REKOLE mit 20 Jahren rund 40 % höher nicht enthalten. Bei der Berechnung der liegen als die Abschreibungsperioden bei ANK unseres Bewertungsportfolios kon- Gebäuden der Kategorie A mit 33 1/3 Jah- zentrieren wir uns ausschliesslich auf die ren. immobilen Sachanlagen. Die mobilen Sachanlagen hingegen (Anlagekategorien Auf der Basis anerkannter Bewertungsan- D bis F nach REKOLE: medizinische Ge- sätze haben wir die ANK nach VKL für das räte, Mobiliar, Maschinen, IT) haben wir Jahr 2012 einheitlich für unser Bewer- nicht berücksichtigt. Über die ANK hinaus tungsportfolio mit einem GV-Wert von ins- sollte das Spital ausreichend Rücklagen gesamt 7 Mrd. CHF berechnet. (Thesaurierung) zum Aufbau von Eigenka- pital bilden. Die ermittelten ANK nach VKL liegen bei rund 2,9 % des GV-Werts. Bei einem GV- Bei der Analyse der Werttreiber der ANK Wert von 35,1 Mrd. CHF belaufen sich die bilden die Abschreibungen den jeweils ANK nach VKL schweizweit auf knapp grössten Kostenblock. Die kalkulatorische 1,0 Mrd. CHF. Nach REKOLE sind dies un- Verzinsung der immobilen Sachanlagen ter Einbezug der Überabschreibung 4,6 % korreliert linear mit den Abschreibungen des Gebäudeversicherungswerts oder und bleibt daher anteilsmässig über die 1,6 Mrd. CHF. Die Überabschreibung des gesamte Lebensdauer konstant. Innerhalb bestehenden Portfolios machte somit abso- der Abschreibungen sind Investitionen lut gesehen für 2012 eine Differenz von in technische Anlagen (REKOLE-Anlage- 600 Mio. CHF aus. Abbildung 10 Anlagestrategien %-Satz Normative Nutzungs- Aus Immobiliensicht relevante Anlagekategorien dauer in Jahren A0 bis C2 nach REKOLE Immobile Sachanlagen A0 Bebautes und unbebautes Land, Baurechte 0,0 % – A1–An Spitalgebäude und andere Gebäude 3,0 % 331⁄3 (z. B. Büro- und Verwaltungsgebäude, Wohngebäude, Personalhaus) B1 Bauprovisorien 100 % *Normative (im Brandversicherungswert nN* Nutzungsdauer nicht berücksichtigt) Installationen C1 Allgemeine Betriebsinstallationen 5,0 % 20 (Heizungs-, Lüftungs-, Klima- und Kälte anlagen, Sanitär- und Elektroinstallationen inkl. Verkabelung, im Brandversicherungs- fall berücksichtigt) C2 Anlagespezifische Installationen 5,0 % 20 (im Brandversicherungswert nicht berücksichtigt) 18 Spitalimmobilien: neue Perspektiven, neue Chancen
Mit Blick auf die Immobilienrechnung und jährlichen ANK von rund 2,3 Mrd. CHF 28 prüft, stellt fest, ob die erwirtschafteten die Einordnung der Immobilien als Kosten- bei einer mittleren Nutzungsdauer von Gewinne vor Zinsen, Steuern und Ab- treiber spielen die ANK eine zentrale Rolle. sechs Jahren. Die ANK für Mobilien und schreibungen (EBITDA) zur Deckung der Ist die Investitionskostenabgeltung zu tief, Immobilien dürften sich somit hochgerech- ANK ausreichen. Dabei werden sämtliche laufen die Spitäler Gefahr, dass sie ihrem net auf etwa 4,5 Mrd. CHF oder 8,7 % Anlagen mit der effektiven Kapitalverzin- Nachholbedarf nicht nachkommen bzw. des Wiederbeschaffungswerts belaufen. sung und Abschreibung eingerechnet. kein Eigenkapital für künftige Investitions- Um für die Beurteilung der gesamten Infra- vorhaben bilden können. Sie wären ge- struktur Transparenz zu schaffen, könnten zwungen, die Investitionsbugwelle weiter- 4.4 Schlussfolgerung die Spitäler eine separate Infrastruktur- hin vor sich herzuschieben. Ist die und Empfehlung rechnung führen und Eigentum sowie Ver- Investitionskostenabgeltung zu hoch, kön- antwortung für das Portfolio an eine Im- nen Überinvestitionen resultieren. Die ANK nach VKL für die stationäre Be- mobiliengesellschaft übertragen. Diese handlung repräsentieren nicht die gesam- stellt sicher, dass der Immobilienpark lang- ten Infrastrukturkosten eines Spitalbe- fristig finanziert und damit gesichert ist. 4.3 Anlagenutzungskos- triebs. Die effektive Infrastrukturrechnung Sie stellt dem Spitalbetrieb die gesamte Inf- ten Spitalimmobilien umfasst mehr Elemente und macht die rastruktur gegen Verrechnung zur Verfü- Schweiz effektiven Kosten deutlich. Sie stellt damit gung. Zudem muss sie bei der Vermietung eine höhere Belastung dar, als es die VKL Rücklagen für einen künftigen Eigenmit- Bei jährlichen Abschreibungen von 3,6 %27 aufzeigt. Jene Infrastrukturkosten, die telbeitrag an Instandsetzungs- oder Ersatz- des Wiederbeschaffungswerts und einer sich von der VKL aufgrund der Faktoren massnahmen bilden. Einen Mehraufwand kalkulatorischen Verzinsung von 3,7 % wür- Betriebsnotwendigkeit, Überabschreibung kann sie dem Spitalbetrieb nur bei Mehr- den sich die kalkulatorischen ANK für die und Vollständigkeit nicht anrechnen las- fläche oder besserem Standard verrech- Schweizer Spitäler auf ein Total von gegen sen, müssen die Spitäler über ihre Betriebs- nen. Die Infrastrukturkosten werden für 2,2 Mrd. CHF pro Jahr belaufen. Der Anteil erträge im engeren Sinn decken. Es stellt das Spital mit der Miete verstetigt und der Abschreibungen der bestehenden sich die Frage, weshalb die Immobilienkos- fliessen direkt in die Spitalrechnung ein. baulichen Spitalinfrastruktur beträgt rund ten über zwei Systeme tarifiert und abge- Das Spital muss sie über die Einnahmen 1,5 Mrd. CHF. Die mobilen Sachanlagen im golten werden müssen (EBK und ANK). aus dem Kerngeschäft refinanzieren. Umfang von rund 12 Mrd. CHF führen zu Wer die Tragbarkeit einer Investition über- Abbildung 11 Bewertungsportfolio (20 %) Hochrechnung Hochrechnung ANK Gesamtportfolio Schweiz Schweiz ANK REKOLE 319 Mio. 1,6 Mrd. % Anschaffungswert 6,5 % % GV-Wert 4,6 % ANK VKL 200 Mio. 1 Mrd. % Anschaffungswert 4,1 % % GV-Wert 2,9 % 27 Nach REKOLE: 30 % Technik über 20 Jahre und 70 % Gebäude über 33 Jahre 28 Nach REKOLE: 25 % Mobiliar über 10 Jahre, 75 % Medizintechnik 5 Jahre Spitalimmobilien: neue Perspektiven, neue Chancen 19
schale ermittelt wird. Dies wirft die Frage 5. Investitionskosten- auf, ob die Investitionen in mobile und im- mobile Sachanlagen implizit linear von der Geschäftstätigkeit abhängig sind. Ein ge- zuschlag (IKZ) wisser kausaler Zusammenhang der mobilen Sachanlagen scheint zumindest bei medi- zintechnischen Anlagen gegeben. Beim Ge- bäude selbst (Fenster, Dach, Wände usw.) liegt eine Kausalität jedoch nicht auf der Hand. 5.1 Grundlagen Der Standortkanton muss die von den Der IKZ regelt den Abgeltungsmechanismus Tarifpartnern vereinbarten Tarife geneh- für die Erstellung und Nutzung der betrieb- migen. Die Kantone wiederum verfügen lichen (mobilen und immobilen) Sachan über das Instrument des Festsetzungsver- lagen. Für das Jahr 2012 hat der Bund den fahrens, weshalb man auch von «administ- IKZ auf 10 % festgesetzt. Für das Jahr 2013 rierten Preisen» sprechen kann. Für die sollten ihn die Vertragspartner mangels Spitäler ist es entscheidend, welche Kosten- bundesrätlichen Entscheids selber festle- blöcke durch die ANK nach VKL anerkannt gen oder direkt einrechnen. In den Ver- sind und welcher Anteil der verhandelten handlungen über die Tarife 2013 unter- Fallpauschalen im Sinn des IKZ auf der Er- schieden die Tarifpartner nicht mehr zwi- tragsseite zu Buche schlägt. schen Fallpauschale und IKZ: Sie verfolgen eine Preisfestsetzung nach Vollkosten Die nachfolgenden Analysen der Abgel- deckungsansatz. tungsmechanismen zeigen auf, wo die effektiven ANK oder der daraus abgeleitete Der IKZ stellt einen Bezug zur Geschäfts IKZ läge, wenn das Spital bei deren Berech- tätigkeit des Spitalbetriebs her, weil er als nung die Vorgaben der VKL eins zu eins prozentualer Zuschlag auf die Fallpau- umsetzen würde. Abbildung 12 Benötigter kalkulatorischer Kosten für Finanzierung und Abschreibung Formel für die Berechnung des anlagespezifisch Investitionskostenzuschlag von Bauten und Land, unabhängig vom erforderlichen IKZ (IKZ) zur Deckung der ANK Geschäftsgang, Basis VKL/REKOLE ANK IKZ = Fallpauschale • CMI • Fälle Ausgehandelte Case-Mix-Index (brutto) Anzahl Austritte pro Fallpauschale des jeweiligen Spitals Jahr (stationär) gemäss den Geschäfts- gemäss den Geschäfts- berichten der Spitäler berichten der Spitäler 20 Spitalimmobilien: neue Perspektiven, neue Chancen
Gemäss der Formel von Abbildung 12 ist Abbildung 13 der IKZ in Prozent der Fallpauschale direkt Verteilung des erforderlichen IKZ nach REKOLE resp. VKL in der PwC-Stichprobe abhängig vom Geschäftserfolg des Spitals. (in % der Fallpauschale) Im akutsomatischen Bereich wird er durch 4 5 die Höhe der Fallpauschale, den CMI und die Fallzahlen bestimmt. Allerdings ist er 4 3 auch und vor allem eine Funktion der nach Anzahl Spitäler Anzahl Spitäler 3 VKL ermittelten ANK. 2 2 5.2 Stichprobe 1 1 Unsere Analyse zeigt auf, in welchem Be- 0 Median (6,4%) 0 Median (4,4%) reich sich die Investitionskostenzuschläge 6% 8% 10% 12% 3% 4% 5% 6% 7% 2012 für eine Stichprobe von 14 Akutspitä- erforderlicher IKZ (REKOLE) erforderlicher IKZ (VKL) lern mit 428 Objekten gemäss den gelten- den Vorgaben bewegen würden, damit die die Sanierungstätigkeiten der letzten 10 bis Fassaden, Dächer, Innenausbau I) nur im ANK nach VKL gedeckt wären. Die Festle- 20 Jahre zurückzuführen sind. Entspre- Rahmen von Gesamtsanierungen erneuert gung der Stichprobe beruht auf der Verfüg- chend tief fallen die ANK nach VKL aus. werden und bis zu 60 % der Bauteilanteile barkeit der betrieblichen Kennzahlen. Die Die Restwerte decken die ANK der nicht ausmachen, sind höhere Werte praktisch Ermittlung der ANK erfolgt einseitig nach abgeschriebenen Bauteile/Objekte. Als ausschliesslich bei Neubauten möglich. VKL (alternativ mit Abschreibungsrege- Rücklagen für Neubauten reichen sie je- lung nach REKOLE) und blendet die Usan- doch nicht aus. Die Diskrepanz wird im Restwert/Anschaffungskosten zen der Immobilienwirtschaft aus. Verhältnis des Restwerts zu den Anschaf- (Alter des Spitals) fungskosten deutlich. Unsere Auswertung legt nahe, dass der Der Median der erforderlichen IKZ nach erforderliche IKZ nach VKL umso grösser REKOLE liegt bei 6,4 %, bei einem Mini- Die Einschränkung der anrechenbaren ausfällt, je höher der Restwert eines malwert von 5,0 und einem Maximalwert ANK auf noch nicht abgeschriebene Ob- Objekts liegt – nach REKOLE verläuft die- von 12,3 %. Nach VKL liegt der Median bei jekte wirkt sich insbesondere bei älteren ser konstant. Mit Zunahme des Restwert 4,4 % bei einem Minimalwert von 2,0 und Portfolios mit geringer Investitionstätigkeit quotienten tendiert dieser zum IKZ nach einem Maximalwert von 6,9 %. aus. Diese weisen im Verhältnis zu den An- REKOLE. Bis zu einem Restwertanteil von schaffungskosten tiefe Restwerte auf, in ca. 66 % verlaufen beide konstant, da die Die Diskrepanz der erforderlichen IKZ zwi- der Regel zwischen 10 und 15 % des Wie- C1-Komponente noch nicht abgeschrieben schen den Spitälern ist auf die unterschied- derbeschaffungswerts. Nachhaltig sanierte ist und daher sowohl nach VKL wie auch liche Altersstruktur und die verschiedenen Bauten erreichen Werte zwischen 30 und nach REKOLE voll anrechenbar ist. Die Baujahre der vergangenen Investitionen 40 %. Da strukturelle Elemente (Rohbau, Bandbreite des IKZ liegt zurzeit bei 5,5 bis zurückzuführen. In der Methodik VKL fal- len nur Investitionen der letzten 33 Jahre 14% ins Gewicht, weil abgeschriebene Objekte Abbildung 14 nicht mehr angerechnet werden dürfen. 12% IKZ in Bezug auf die Fallpauschale Die nachfolgende Abbildung stellt den er- forderlichen IKZ bezogen auf den jeweili- 10% erforderlicher IKZ gen Basisfallpreis der Stichprobe dar. 8% 6% 5.3 Abhängigkeiten 4% Baujahr und Investitionstätigkeit Ältere Bauten weisen meistens geringere 2% bis keine Restwerte auf und haben auf- grund des damaligen Preisniveaus (Bau- 0% 8000 9000 10’000 11’000 12’000 kostenindex) eine bereits tiefe Bezugsbasis Fallpauschale in CHF REKOLE VKL für die Berechnung der ANK. Die zurück- haltende Investitionstätigkeit hat verbreitet dazu geführt, dass die noch vorhandenen Restwerte von rund 20 bis 25 % des Wie- derbeschaffungswerts hauptsächlich auf Spitalimmobilien: neue Perspektiven, neue Chancen 21
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