Standort Köln - Perspektive 2030 - Ergebnisse der Studie - Stadt Köln

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Standort Köln - Perspektive 2030 - Ergebnisse der Studie - Stadt Köln
Standort Köln – Perspektive 2030
        Ergebnisse der Studie
Standort Köln - Perspektive 2030 - Ergebnisse der Studie - Stadt Köln
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Inhalt
1     Einleitung ......................................................................................................................................... 5
2     Kölner Wirtschaft im Wandel ........................................................................................................... 6
3     Kölner Kernmärkte: Status quo und Perspektive .......................................................................... 12
    3.1      Informations- und Kommunikationstechnologien .................................................................. 14
    3.2      Kultur- und Kreativwirtschaft.................................................................................................. 18
    3.3      Destination Köln..................................................................................................................... 22
    3.4      Business City ......................................................................................................................... 26
    3.5      Industrie ................................................................................................................................. 30
    3.6      Logistik und Handel ............................................................................................................... 36
    3.7      Gesundheit/Life Science ........................................................................................................ 42
4     Empfehlungen und Handlungsansätze ......................................................................................... 47
    4.1      Digitale und kreative Ökosysteme ......................................................................................... 47
    4.2      Infrastrukturallianz ................................................................................................................. 49
    4.3      Förderung der Kölner Kernmärkte – spezifische Handlungsansätze .................................... 51
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                                                   Zentrale Fragen innerhalb der Branchenstruk-
1 Einleitung                                       turen und -komplexe (Kernmärkte) sind:
Köln ist einer der bedeutendsten Wirtschafts-             Was macht die Wirtschaft innerhalb
standorte Deutschlands. Die Stadt besitzt in              dieser Branchenkomplexe spezifisch
zahlreichen Wirtschaftsbereichen eine hohe In-            aus und welche Branchen können von-
novationskraft und Dynamik. Diese gilt es, in             einander profitieren?
den nächsten 15 Jahren weiter auszubauen
und zu fördern. Die branchen- und infrastruktu-           Welche Trends prägen die Kölner Wirt-
relle Ausgangssituation der Stadt ist als über-           schaft bis zum Jahr 2030 und welche
aus positiv zu werten, sodass vorhandenes                 neuen Potenziale können durch diese
Potenzial durch zusätzliche Impulse gestärkt              Trends genutzt werden?
werden sollte.
                                                          Welche transformative Wirkung hat die
Die Studie „Strukturwandel der Kölner Wirt-               Digitalisierung für die Ökonomie der
schaft im Städtevergleich 2008-2012“1 bildet              Stadt?
den Ausgangspunkt der vorliegenden Untersu-
                                                          Wie können die Wirtschaftsakteure mit
chung und identifiziert, basierend auf der klas-
                                                          diesen Entwicklungen möglichst positiv
sischen Einteilung der Wirtschaftszweige,
                                                          umgehen und welche wirtschaftspoliti-
wachsende, stagnierende und schrumpfende
                                                          schen Handlungsoptionen gibt es?
Branchen der Stadt. Diese städtische Untersu-
chung bietet einen guten Überblick über das        Die vorliegende Kurzfassung der Studie bün-
Branchengefüge Kölns „aus traditioneller sta-      delt die wesentlichen Ergebnisse der Untersu-
tistischer Sicht“. Bei dieser Studie unberück-     chung und stellt die zentralen Kennzahlen für
sichtigt bleiben jedoch erstens die realen         jeden einzelnen Kernmarkt dar. Sie zeigt die
Marktverhältnisse, in denen die Unternehmen        Trends, Aussichten und die Zukunftsvision für
tätig sind, zweitens deren vielfältige branchen-   2030 auf.
übergreifende Zulieferer-/Abnehmerverflecht-
ungen in den jeweiligen Wertschöpfungsketten
sowie drittens die entsprechenden Kundenbe-
ziehungen, Netzwerke und Kooperationen.

Vor diesem Hintergrund war es notwendig,
Branchen „neu zu denken“. Auf Basis von
Wertschöpfungssystemen, Branchenverflech-
tungen, vergleichbaren Marktzugängen bzw.
Kundenbeziehungen führt die Studie „Standort
Köln – Perspektive 2030“ Branchen zu den fol-
genden sieben Kölner „Kernmärkten“ zusam-
men:

        Informations- und Kommunikations-
        technologien (IKT)
        Kultur- und Kreativwirtschaft (KKW)
        Destination Köln
        Business City
        Industrie
        Logistik und Handel
        Gesundheit/Life Science
Statistische Analysen, ergänzt um mehr als
120 Interviews mit Expertinnen und Experten
aus Wirtschaft, Wissenschaft und Verwaltung,
Sekundärstudien sowie qualitative Trend- und
Wirkungsabschätzungen stellen die Studie auf
eine breite Basis.
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                                                                gungsrelevanz einer Branche in Köln in Rela-
2 Kölner Wirtschaft im Wandel                                   tion zu ihrer Relevanz für die gesamte Wirt-
                                                                schaft in Deutschland dar.2
Die Beurteilung der Kölner Ausgangslage und
die Identifikation der Entwicklungsperspektiven                 Im Einzelnen zeigt die Analyse, dass
knüpfen an die Studie „Strukturwandel der Köl-
ner Wirtschaft im Städtevergleich 2008-2012“                         in der Summe eine überwiegend positive
an. Die vorliegenden Untersuchung „Standort                          Entwicklung und eine überdurchschnittli-
Köln – Perspektive 2030“ ergänzt die städti-                         che Spezialisierung vieler Kölner Branchen
schen Analysen durch weitere Dimensionen.                            zu erkennen ist,
Die Studie nimmt zusätzlich die ökonomische                          die in roter Farbe dargestellten Dienstleis-
Performance sowie das Technologie- und Wis-                          tungsbereiche insgesamt eine stärkere Dy-
senschaftspotenzial in den Blick. Darüber hin-                       namik aufweisen als die in Blau eingefärb-
aus werden die Trends und die globalen Rah-                          ten gewerblich-industriellen Branchen,
menbedingungen systematisch für die Beurtei-                         die Industrie mit Ausnahme des Bereichs
lung der Kölner Wirtschaft im Wandel unter-
                                                                     „Straßenfahrzeugbau“ unterdurchschnitt-
sucht.
                                                                     lich lokalisiert ist (Werte unter 1 auf der Y-
                                                                     Achse),

Abbildung 1: Beschäftigungsentwicklung und Lokalisation ausgewählter Segmente der Kölner Wirtschaft

 Quelle: Prognos AG 2015. Eigene Berechnungen auf Basis von Daten der Bundesagentur für Arbeit; einzelne Werte wurden auf-
 grund von datenschutzbedingten Lücken geschätzt; *beim Bereich „Straßenfahrzeugbau“ ist aufgrund mangelnder Daten die Ent-
 wicklung von 2008 bis 2013 angezeigt; die Abbildung umfasst die Segmente mit mehr als 5.000 sozialversicherungspflichtig Be-
 schäftigten (SVB) in 2014.

Diversifizierte Branchenstruktur mit klarer                          die beschäftigungsstärksten Branchen (ab-
Dienstleistungsdominanz                                              lesbar an der Größe der Bubbles) 2014 die
                                                                     Bereiche Handel sowie Gesundheits- und
Die Frage, was die Kölner Wirtschaft aus-
macht, wird über die Spezialisierung der Köl-                        Sozialwesen waren und
ner Branchen mithilfe des Lokalisationsquoti-                        die Informations- und Kommunikations-
enten (LQ) berechnet. Er stellt die Beschäfti-                       branche (2,7) und vor allem das Versiche-
                                                                     rungsgewerbe (9,3) eine herausragende
                                                                     Wahrnehmbarkeit besitzen.
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                                          Gleichwohl ist die Bedeutung der Industrie                         In Köln ist das Beschäftigungswachstum
                                          im weiteren Sinne für Köln erheblich. Im                           überdurchschnittlich stark
                                          Bereich Automotive weist die Wirtschafts-
                                                                                                             Die Analyse der Beschäftigungsentwicklung
                                          gruppe „Herstellung von Teilen und Zube-                           zeigt, dass Köln im Vergleich zu wichtigen
                                          hör für Kraftwagen“ ein besonders starkes                          Benchmarkstädten, zum Land NRW und zum
                                          Beschäftigungswachstum auf (+31 %). Zu-                            Bundesgebiet überaus positiv abschneidet.
                                          gleich ist der Standort Köln Hauptsitz zahl-
                                          reicher namhafter Industrieunternehmen.                            Die Grafik der indizierten Erwerbstätigendyna-
                                          Über ihre spezifizierten und diversifizierten                      mik (Basisjahr 2000) belegt eine Entwicklung
                                          Wertschöpfungsketten ist die Industrie                             von rund +1 % pro Jahr auf 708.000 Erwerbs-
                                          trotz ihres vergleichsweise unterdurch-                            tätige (Stand: 2013).3
                                          schnittlichen Lokalisationsquotienten eng                                 Über den gesamten Stützzeitraum ist eine
                                          mit dem beschäftigungsstarken Dienstleis-                                 dynamischere Entwicklung als in den
                                          tungssektor verknüpft.                                                    Benchmarks Bund, NRW und Vergleichs-
                                                                                                                    städte zu erkennen;
So führen beispielsweise Outsourcingprozesse                                                                        nach einer sehr dynamischen Entwicklung
zu einem Anstieg der extern in Anspruch ge-                                                                         in 2001 und 2002 zeigt sich eine bis 2008
nommenen Dienstleistungen bei gleichzeitiger
                                                                                                                    parallel verlaufende Entwicklung;
Fokussierung auf das Kerngeschäft mit dem
                                                                                                                    eine leichte Entkopplung der städtischen
Ziel einer Effizienzsteigerung. Insbesondere
                                                                                                                    Entwicklung (inkl. der Benchmarkstädte)
kleine und mittelständische Unternehmen
                                                                                                                    von den übergeordneten Einheiten Bund
(KMU) kaufen sich spezifische Dienstleistun-
gen wie IT-Kompetenz, Finanzdienstleistung,                                                                         und Land ist ab 2008 zu erkennen.
Werbung und PR ein, da sie für diese Aufga-                                                                  Insgesamt ist die Entwicklung der Erwerbstäti-
ben keine eigenen Personalkapazitäten vorhal-                                                                genanzahl der 2000er-Jahre als ausgespro-
ten können oder wollen. Deutlich wird dies im                                                                chen positiv zu bewerten. In Köln ist das
Segment „Erbringung von Dienstleistungen der                                                                 Wachstum überdurchschnittlich stark.
Informationstechnologie“, das zwischen 2008
und 2014 in Köln um 24 Prozentpunkte dyna-
mischer wuchs als auf Bundesebene.

Abbildung 2: Indizierte Entwicklung der Erwerbstätigen im Vergleich
                                          114

                                          112

                                          110
  Erwerbstätige (indiziert; 2000 = 100)

                                          108

                                          106

                                          104

                                          102

                                          100

                                           98
                                             2000          2002                2004                 2006                         2008                         2010           2012
                                                                                                           Jahr

                                                                  Köln   NRW          Deutschland   Benchmark (Berlin, Hamburg, München, Stuttgart, Frankfurt, Düsseldorf)

  Quelle: Prognos AG (2015). Eigene Berechnungen auf Basis von Daten der Statistischen Landesämter Deutschlands; Index-
  wert 100: 2000.
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Rheinmetropole Köln mit dem fünfthöchs-                                                                                  unterdurchschnittliche Entwicklung gegenüber
ten Bruttoinlandsprodukt in Deutschland                                                                                  den Vergleichsregionen4:

Der Output der Kölner Wirtschaft lässt sich an-                                                                                 In der frühen Periode zwischen 2001 und
hand der Höhe des Bruttoinlandsprodukts                                                                                         2005 hat Köln in Relation zu den Ver-
(BIP) beziffern. In absoluten Zahlen ausge-                                                                                     gleichsregionen erheblich (ca. 3,5 Index-
drückt wurde 2013 in Köln ein Bruttoinlands-                                                                                    punkte) an Boden verloren;
produkt von mehr als 53 Mrd. Euro erwirtschaf-                                                                                  von 2005 bis 2007 holt Köln aber enorm
tet. Damit ist die Rheinmetropole die Stadt mit                                                                                 auf;
dem fünfthöchsten Bruttoinlandsprodukt in
                                                                                                                                in der Wirtschaftskrise 2008 und 2009
Deutschland. Zwischen 2008 und 2013 stieg
                                                                                                                                zeigt sich eine schneller eintretende, aber
das Kölner Bruttoinlandsprodukt um fast 12 %.
                                                                                                                                in ihrer Konsequenz durchschnittliche Re-
Dieser Zuwachs lag über den Steigerungsraten
                                                                                                                                aktion der Kölner Wirtschaft;
anderer deutscher Metropolen wie Hamburg,
Düsseldorf oder Frankfurt a. M.                                                                                                 am Übergang 2010/11 ist eine leicht stei-
                                                                                                                                gende Wertschöpfungsentwicklung zu er-
Wachstum, asynchroner Verlauf und leicht                                                                                        kennen, während die Vergleichsregionen
unterdurchschnittliche Entwicklung der                                                                                          dynamisch wachsen,
Bruttowertschöpfung                                                                                                             im Jahr 2013 schließt Köln in der Entwick-
                                                                                                                                lung erneut zu den Benchmarks auf.
Die Bruttowertschöpfung (BWS), als zweiter
ökonomischer Indikator, entspricht dem Wert
                                                                                                                         Perspektive Erwerbstätigkeit und Wert-
aller produzierten Waren und Dienstleistungen
                                                                                                                         schöpfung
abzüglich der Vorleistungen. Die nachfolgende
Indexdarstellung der Entwicklung zwischen                                                                                Die zukünftige Entwicklung von Erwerbstätig-
2000 und 2013 veranschaulicht, dass die Köl-                                                                             keit und Bruttowertschöpfung wird in der vorlie-
ner Wirtschaft ein erhebliches Wachstum der                                                                              genden Studie einerseits in Form einer Trend-
Bruttowertschöpfung erzielen konnte (+28 %).                                                                             fortschreibung analysiert. Andererseits werden
Dieses nicht preisbereinigte Wachstum ist für                                                                            mithilfe des regionalwirtschaftlichen Prognose-
sich genommen durchaus positiv einzuschät-                                                                               modells REGINA der Prognos AG Prognose-
zen. Die Vergleichswerte in Abbildung 3 zeigen                                                                           aussagen getroffen.5 Im Modell sind die Kom-
zusätzlich einerseits einen leicht asynchronen                                                                           ponenten „Konsum“ (privat und Staat), „Investi-
Verlauf, andererseits eine in der Summe leicht                                                                           tionen“ (Ausrüstungen und Bau), „Exporte“,

Abbildung 3: Indizierte Entwicklung der Bruttowertschöpfung im Vergleich zu NRW, dem Bund und Vergleichsstädten

                                               135

                                               130
  Bruttowerschöpfung (indiziert; 2000 = 100)

                                               125

                                               120

                                               115

                                               110

                                               105

                                               100

                                               95
                                                 2000                    2002                2004                2006                  2008                      2010                       2012
                                                                                                                        Jahr

                                                        Köln Index-BWS (nominal)   NRW Index-BWS (nominal)   BRD Index-BWS (nominal)    Benchmarkstädte BWS (nominal) alle Städte gleiche Gewichtung

  Quelle: Prognos AG (2016). Eigene Berechnungen auf Basis von Daten der Statistischen Landesämter Deutschlands; Indexwert
  100: 2000.
Standort Köln - Perspektive 2030 - Ergebnisse der Studie - Stadt Köln
9

„Wertschöpfung“ und „Erwerbstätigkeit“ syste-    da die Preiseffekte die realen Wachstumsim-
matisch über regionalspezifische Produktions-    pulse teilweise erheblich überdecken können.
funktionen miteinander verbunden. Wertschöp-     Wenn die Preisbereinigung des Landes NRW 7
fungsketten werden anhand intersektoraler        für den Zeitraum 2000 bis 2013 angesetzt
Verflechtungen und Lieferbeziehungen abge-       würde, reduziert sich das jährliche Wachstum
bildet.                                          der Bruttowertschöpfung von 2 % auf durch-
                                                 schnittlich 0,9 %.
Die Trendfortschreibung und die Modellannah-
men zeigen zum Teil divergierende Entwick-       Die erstellte preisbereinigte Prognose zeigt im
lungen.                                          Ergebnis eine auseinanderklaffende Entwick-
                                                 lung, bestehend aus dem Stützzeitraum 2000-
Die Trendfortschreibung zeigt für das Jahr       2013 mit einer Zunahme von 0,9 % p. a. und
2030 über 800.000 Erwerbstätige, in der RE-      der Annahme für 2012-2025 mit einem Wachs-
GINA-Prognose sind es über 750.000 Er-           tum von 1,5 % p. a. Insgesamt decken sich die
werbstätige. Betrachtet man die Entwicklungen    Prognoseergebnisse mit den Entwicklungen,
der aktuellen Veröffentlichung „Wirtschafts-     die im Report „Wirtschaftsstandort NRW
standort NRW 2030“6, ist in den meisten Regi-    2030“8 publiziert sind. Auch dort wird langfristig
onen NRWs letztlich kein Anstieg der Erwerbs-    davon ausgegangen, dass die Wirtschaft
tätigkeit zu erkennen; die Ausnahme bildet die   NRWs bis 2030 – hier bezogen auf die reale
Region Köln/Bonn mit dem stärksten Wachs-        Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts – im
tum in der Stadt Köln (+0,4 %).                  Durchschnitt um jährlich 1,3 % wachsen wird.
Die Bruttowertschöpfung der Kölner Wirtschaft    Für Köln stellt sich die Herausforderung, die
zu Herstellungspreisen ist von 2000 bis 2013     hohe Dynamik in der Erwerbstätigenentwick-
von 36,9 auf 47,4 Mrd. Euro gestiegen. Dies      lung mit ihren positiven Wirkungen auf das Ge-
entspricht einem jährlichen Durchschnitts-       meinwesen zu erhalten. Zudem gilt es die
wachstum von 2 %.                                Wertschöpfung über Produktivitätssteigerun-
In der prognostischen Einschätzung ist es zu-    gen und neue Beschäftigung zu erhöhen und
dem sinnvoll, neben den statistisch anschluss-   insgesamt die Wettbewerbsposition der lokalen
fähigen Nominalwerten der Bruttowertschöp-       Wirtschaft zu steigern.
fung zu Herstellungspreisen auch mit realen,
preisbereinigten Wachstumsraten zu arbeiten,
Standort Köln - Perspektive 2030 - Ergebnisse der Studie - Stadt Köln
10
Forschung und Innovation                          Gründung

Die Zukunft vieler Wirtschaftsbranchen ist von    Als drittes Element des Innovationsgesche-
Forschungsaktivitäten und Innovationen ab-        hens sind Unternehmensgründungen für den
hängig. 2011 waren 1,1 % der Gesamtbe-            Standort Köln von großer Bedeutung. Die
schäftigten in den Forschungs- und experimen-     Gründungsintensität lässt erkennen, dass in
tellen Entwicklungsabteilungen (FuE) der Köl-     Köln von 2009 bis 2012 mehr Unternehmen
ner Wirtschaft beschäftigt.9 Damit lag der Pro-   gegründet wurden als im deutschen Durch-
zentsatz deutlich über dem in Nordrhein-West-     schnitt.10 Eine thematische Zuordnung der
falen oder in den meisten anderen Städten und     Gründungen zeigt, dass diese sich in Köln
Kreisen der Region. Der Anstieg der FuE-Be-       größtenteils auf konsumbezogene Dienstleis-
schäftigten lag zwischen 2007 und 2011 in         tungen (31 %), unternehmensnahe Dienstleis-
Köln deutlich höher als im Bundes- und Lan-       tungen (27 %) und handelsorientierte Grün-
desdurchschnitt, besonders bei der chemi-         dungen (21 %) beziehen. Der Anteil der Grün-
schen Industrie.                                  dungen in der Handelsbranche liegt damit über
                                                  dem Anteil in anderen deutschen Metropolen
Ein hoher Innovationsoutput wird durch den        wie z. B. München (16 %), Frankfurt a. M.
Wissenstransfer zwischen den Hochschulen,         (19 %), Hamburg (19 %) oder Berlin (20 %).11
außeruniversitären Forschungsein-
richtungen und den Unternehmen
generiert, insbesondere in den Be-
reichen „Life Science“, „IKT“, „Auto-
mobilwirtschaft“, „Maschinenbau-
technik“, „Produktionstechnik“ und
der Medienbranche. International
bekannte Forschungseinrichtungen
wie das Deutsche Zentrum für Luft-
und Raumfahrt (DLR), das For-
schungszentrum Jülich und die un-
terschiedlich spezialisierten Insti-
tute der großen Forschungsgesell-
schaften Max-Planck, Fraunhofer
und Leibniz bereichern die For-
schungslandschaft der Region
Köln.

Patentanmeldungen sind ein entscheidender         Auch die Gründungen im Bereich „Wissensin-
Indikator für den Innovationsoutput der Kölner    tensive Dienstleistungen“12 liegen mit einem
Branchen. Insbesondere in den Technologie-        Anteil von 19 % deutlich über dem deutsch-
feldern der Chemie- und der Umweltwirtschaft      landweiten Mittel und dem Anteil in deutschen
werden häufig Patente angemeldet. Die Zahl        Vergleichsmetropolen.13
ist teilweise deutlich höher als im bundeswei-
                                                  Mit 9 % entfällt in Köln auch ein überdurch-
ten Durchschnitt. So kommt im Bereich „Mak-
                                                  schnittlich großer Teil der Gründungen auf den
romolekulare Chemie, Polymere“, fast jedes
                                                  High-Tech-Sektor.14 Das Gros der Gründungen
sechste Patent in Deutschland (15 %) aus der
                                                  erfolgt hier im Bereich „Technologieorientierte
Region Köln/Bonn; in der „Organischen Fein-
                                                  Dienstleister“ (91 %) und dort wiederum im
chemie“ liegt der entsprechende Anteil bei 8 %
                                                  Teilbereich „Software“. Die übrigen 9 % der
und in der „Chemischen Verfahrenstechnik“ bei
                                                  High-Tech-Gründungen entfallen auf den Be-
6 %.
                                                  reich „Forschungsintensive Industrien“. Über-
Weitere Schwerpunkttechnologien der Kölner        durchschnittlich häufig sind Gründungen im
Wirtschaft in Bezug auf Patentanmeldungen         Teilbereich „Spitzentechnik im verarbeitenden
sind die Bereiche „Thermische Verfahren und       Gewerbe“. Neben dem High-Tech-Sektor ist
Geräte“, „Umwelttechnik“, „Messtechnik“ sowie     auch der IKT-Sektor mit einem Anteil von 8 %
„Biotechnologie“ und „Pharmazeutik“.              an allen Gründungen einer der Kölner Schwer-
                                                  punkte.15
11
Rahmenbedingungen der Entwicklung                   prägen die Entwicklung der Wirtschaft im 21.
               16
                                                    Jahrhundert auf vielfältige Art und Weise.
                   Wertschöpfungsketten von
                Unternehmen und Branchen            Im privaten und geschäftlichen Alltag führen In-
                sind zunehmend global ausge-        formations- und Kommunikationstechnologien
                richtet. Charakteristisch für die   zu einer virtuellen Vernetzung und ermöglichen
                künftige Entwicklung der Wert-      flexible Organisationsformen. Datenschutz und
schöpfungszusammenhänge ist die internatio-         -sicherheit gewinnen an Bedeutung.
nale Arbeitsteilung von Industrie und Dienst-
leistungen. Der Megatrend der Digitalisierung                        Köln ist bedeutender Warenum-
lässt Unternehmenssparten, Zulieferer und                            schlagplatz mit ausgezeichneter
Kunden noch weiter zusammenrücken.                                   multimodaler Anbindung an die
                                                                     Verkehrsträger Straße,
Durch die steigenden Produktions- und Trans-                         Schiene, Luft und Wasser. Mit
portkosten in den Ländern, die in der jüngeren      dem erwarteten Anstieg des Handelsvolumens
Vergangenheit für Outsourcing attraktiv waren,      wird der Güterverkehr in Nordrhein-Westfalen
und die Verkürzung der Produktlebenszyklen          weiter zunehmen. Deshalb ist die Instandhal-
gewinnt gleichzeitig die ortsnahe Erbringung        tung der Infrastruktur eine notwendige Voraus-
von Teilleistungen wieder größere Bedeu-            setzung für eine positive Wirtschaftsentwick-
tung.17 Köln kann als Metropole mit einer diver-    lung. Gleiches gilt für den Ausbau der digitalen
sifizierten und exportorientierten Ökonomie         Infrastruktur, die in Köln bereits heute über-
vom wirtschaftlichen Wandel der Globalisie-         durchschnittlich gut entwickelt ist. Prozentual
rung profitieren. Eine junge, gut ausgebildete      betrachtet sind Unternehmen, Einrichtungen
und weltoffene Bevölkerung lässt die Stadt po-      und Privatpersonen in keiner Stadt Nordrhein-
sitiv in die Zukunft blicken.                       Westfalens besser digital angebunden.19

                Nachhaltigkeit wird ein fester                     Die Entwicklung branchenüber-
                Bestandteil der Geschäftswelt,                     greifender Wertschöpfungspart-
                sodass ein neuer „Wirtschafts-                     nerschaften in den Geschäfts-
                zweig der Green Economy“ mit                       modellen vieler Unternehmen
                profitablen Geschäftsmodellen                      lässt neue Akteure in ihnen ur-
entsteht. Produkte und Dienstleistungen der         sprünglich fremde Märkte eintreten. IKT-Unter-
Umweltwirtschaft mit einem direkten Schutz-         nehmen sind häufig als Servicedienstleister die
zweck oder einer transformativen Wirkung zei-       Treiber. Geschäftspotenziale ergeben sich vor
gen auch in Köln überdurchschnittliche Wachs-       allem in den für die Kölner Wirtschaft prägen-
tumsraten.18 Vielfältige technologische Lösun-      den Bereichen Automatisierung, Logistik, Auto-
gen für die Senkung der CO2-Emissionen wie          motive, Gesundheit, Umwelt und Energie.
beispielsweise Elektroantriebe sowie moderne
Schlüsseltechnologien für die regenerative                          Die Auswirkungen des demo-
Energieerzeugung wie die Solar- und Brenn-                          grafischen Wandels in Deutsch-
stoffzellentechnik oder die Informations- und                       land müssen differenziert be-
Kommunikationstechnologien bestimmen den                            trachtet werden. In Köln entwi-
Markt. Der Ausbau des Verkehrssystems und                           ckelt sich die Bevölkerung, wie
die Bereitstellung von modernem, neuem              in einer Reihe anderer deutscher Großstädte,
Wohnraum erfordert die Einführung und Förde-        entgegen dem bundesweiten Trend. Köln
rung innovativer und energiesparender Tech-         wächst und bleibt jung. 2040 werden etwa
nologien.                                           200.000 Menschen mehr in der Stadt leben als
                                                    noch 2014.20 Infolge der Zuwanderung wird ge-
              Entwicklungen im Bereich der          rade der Fachkräftemangel dadurch kompen-
              Basistechnologien wie Werk-           siert, dass junge und gut ausgebildete Men-
              stoff- und Biotechnologie sowie       schen wegen der hohen Attraktivität der Stadt
              Informations- und Kommunikati-        nach Köln ziehen.
              onstechnologie beeinflussen
alle anderen Technologiefelder (unter anderem
Produktionstechnologien, intelligente Verkehrs-
systeme, Energietechnologien, Medizintechnik,
Ernährungs- und Lebensmitteltechnologie) und
12

                                                  Die Studie „Standort Köln – Perspektive 2030“
3   Kölner Kernmärkte: Status                     grenzt in einer neuen Zusammenstellung sie-
    quo und Perspektive                           ben Kölner Kernmärkte ab. Ihre Darstellung
                                                  verdeutlicht zum einen die spezifischen Kom-
In der klassischen Brancheneinteilung bleiben     petenzen in der Stadt sowie zum Teil auch in
die realen Märkte, auf denen die Unternehmen      der Region Köln/Bonn. Zum anderen werden
tätig sind, sowie deren vielfältige branchen-     zentrale Trends im Markt abgebildet. Hieraus
übergreifende Zulieferer-/Abnehmerverflech-       werden mit den Fokusthemen und Spezialisie-
tungen in der Wertschöpfungskette, die Kun-       rungsfeldern der Kernmärkte Potenzialberei-
denbeziehungen, Netzwerke und Kooperatio-         che für ihre zukunftsweisende Entwicklung ab-
nen unberücksichtigt.                             geleitet.
Vor diesem Hintergrund war es notwendig,
Branchen neu zu Märkten und Branchenkom-
plexen zusammenzuführen und systematisch
zu untersuchen. Die Ansätze zur Analyse der
wirtschaftsstrukturellen Verflechtungen liefert
das Modell REGINA der Prognos AG, das die
Wertschöpfungsbeziehungen über Input-Out-
put-Tabellen abbildet.

Abbildung 4: Studiendesign Kölner Kernmärkte
13
14

3.1 Informations- und Kommunika-                                 Gleichzeitig verfügt Köln über eine der am bes-
    tionstechnologien                                            ten ausgebauten Internetinfrastrukturen in Eu-
                                                                 ropa. Mit einer durchschnittlichen Surfge-
Der Kernmarkt Informations- und Kommunika-                       schwindigkeit von 61 Mbit/s erreicht der Stand-
tionstechnologien spiegelt den Ruf und die                       ort Platz drei im bundesweiten Ranking.21
Rolle Kölns als eine der bedeutenden „digita-                    Gleichzeitig wird in Köln und der Region der
len Metropolen“ in Deutschland wider. Die                        Ausbau des Glasfasernetzes forciert und damit
Stadt ist Standort großer Branchenplayer wie                     eine zentrale Grundlage für die weitere Vernet-
Microsoft oder Software Quality Systems AG                       zung und Digitalisierung des Standorts ge-
(SQS) sowie zahlreicher IKT-Mittelständler und                   schaffen.
Start-ups.
                                                                 Die dichte und exzellente Wissenschafts- und
                                                                 Forschungsinfrastruktur bietet gute Vorausset-

                                        Telekommunikation 18 %
                                                                 zungen für Forschungskooperationen und die
                                                                 Rekrutierung von Nachwuchskräften. Die Pa-
                                                                 tentdichte im Technologiefeld „Digitale Kom-
                                                                 munikation“ ist sowohl in Köln als auch in der
                                                                 Region überdurchschnittlich hoch. Das Institut
                                                                 für Informatik ist mit 2.500 Studierenden größ-
               IT                                                tes Institut der TH Köln und wie die RWTH
              79 %                                               Aachen ein gefragter Kooperationspartner. Da-
                                                                 neben positionieren sich die Hochschule
                                                                 Fresenius mit der Media School und das Digi-
                                                                 tal Games Lab an der TH an der Schnittstelle
                                                                 von IT und Kultur- und Kreativwirtschaft sowie
                                      Hardware                   IT und Medien. Die Zusammenarbeit zwischen
                                        3%
                                                                 IKT und anderen Branchen wird unter anderem
                                                                 durch das German ICT & Media Institute for-
   Etwa 25.000 sozialversicherungspflichtig                      ciert, das 2014 durch die Initiative verschiede-
   Beschäftigte sind am Standort Köln im                         ner lokaler Projektpartner ins Leben gerufen
   Kernmarkt IKT tätig. Mit 19.000 Beschäf-                      wurde.
   tigten und einem Beschäftigungsanteil von
   knapp 80 % prägen Unternehmen aus
   dem IT-Segment den Markt. Hierunter wer-
   den wachstumsstarke Branchen wie die
   Softwareentwicklung oder Programmie-                           Beschäftigte IKT                 24.662
   rung von Internetpräsentationen subsu-
   miert.                                                         Umsatz in Mio.
   Die umsatzstarke Telekommunikations-
   branche umfasst in Köln etwa 4.000 Be-
                                                                  Euro                             5.903
   schäftigte.
                                                                  Anteil Gesamt-
   Das Hardwaresegment spielt mit knapp
   1.000 Beschäftigten eine untergeordnete                        beschäftigung                    4,8 %
   Rolle.

Die Kölner IKT-Branche verfügt über eine
große und agile Gründerszene. Jährlich entfal-
len etwa 8 % der Gründungen am Standort auf
diesen Bereich. Ausschlaggebende Argumente                       Die starken und überregional bekannten Netz-
für die Etablierung der Start-ups in Köln sind                   werke sind ein bedeutender Standortfaktor für
die Nähe zu Anwenderbranchen, eine offene                        den Kernmarkt. So hat der Verband der deut-
und kreative Grundhaltung sowie das attraktive                   schen Internetwirtschaft e. V. – eco, der mit
Wohn- und Arbeitsumfeld (Coworking Spaces                        800 Mitgliedern größte Branchenverband in
wie STARTPLATZ, Solution Space oder Clus-                        Europa, seinen Hauptsitz in Köln. Die Kölner
terhaus).                                                        Internet Union und der Web de Cologne e. V.
                                                                 vernetzen und repräsentieren die vielfältige In-
                                                                 ternetszene am Standort.
15

Für den hohen Bekanntheitsgrad sorgen auch         Impulsgeber „Mobile“: Die rasant steigende
die etablierten und attraktiven Events der IKT-    Nutzung mobiler Schnittstellen sorgt für eine
Branche. Mit der gamescom, die von der Ga-         wachsende Nachfrage nach mobilen Internet-
mes Developers Conference flankiert wird, fin-     anwendungen. Wachstumsfelder sind bei-
det in Köln jedes Jahr die weltweit größte         spielsweise „Personenbezogene Internet-
Messe für digitale Spiele statt. Die dmexco (di-   dienste“ oder „Digitale Bezahlverfahren“. Durch
gital marketing exposition & conference) ist die   die zunehmende Mobilität der Nutzer entwi-
größte Messe für Onlinemarketing in Europa.        ckeln sich auch Augmented Reality-Anwen-
Sie bringt in Köln jährlich eine stetig wach-      dungen bis 2030 zu einem Massenmarkt.
sende Zahl von Vertretern unterschiedlichster
Branchen zusammen. Die Leitmesse der Fo-           Steigende Bedarfe bei Cloud und Multi-
tobranche photokina und die ANGA COM, die          Cloud Computing: Bereits heute greifen Nut-
führende europäische Fachmesse für Breit-          zer zunehmend mobil auf Daten und Anwen-
band- und Contentanbieter, haben sich über         dungen zu. Bis 2030 wird sich dieser Trend
Jahrzehnte am Standort etabliert. Gerade die       durch die steigende Mobilität der Nutzer ver-
Vielfalt großer und kleinerer Events wie das In-   stärken. Auch Geschäftskunden werden in den
teractive Cologne Festival, das Cologne IT         kommenden Jahren vermehrt Daten in öffentli-
Summit oder die Kölner Internetwoche bietet in     che Clouds verlagern. Durch den zunehmend
Köln ein ausgezeichnetes Umfeld für IKT-Un-        mobilen Zugriff und die Einbindung vielfältiger
ternehmen.                                         Endgeräte in die Unternehmensnetzwerke
                                                   (Notebooks, Smartphones, Tablets, Wearab-
Trends und Aussichten des Kern-                    les) steigen die Anforderungen an die IT-Sys-
marktes                                            teme der Unternehmen. Softwareentwickler
                                                   haben hierdurch einen größeren Testbedarf
IKT-Anwendungen setzen die entscheiden-            und stehen neuen Anforderungen bei der Da-
den Wachstumsimpulse für die Entwick-              tensicherheit gegenüber. IT-Dienstleister kön-
lung der Wertschöpfung: Informations- und          nen sich in diesem veränderten Umfeld als
Kommunikationstechnologien setzen über den         Entwickler von Schnittstellenlösungen positio-
Megatrend Digitalisierung starke Wachs-            nieren, die die Integration vertrauter Software-
tumsimpulse für die Entwicklung der gesamt-        angebote in Cloud-Plattformen ermöglichen.
wirtschaftlichen Wertschöpfung. Für die Unter-
                                                   Kontinuierlicher Netzausbau für intensive
nehmen des Kernmarktes entstehen hierdurch
                                                   Internetnutzung: Durch die Nutzung von
vielfältige neue Geschäftsfelder. Diese reichen
von der Beratung und Begleitung von Digitali-      Cloud- und Streamingdiensten sowie mobilen
sierungsprozessen anderer Branchen über            Endgeräten steigen die Anforderungen an die
                                                   digitalen Netze. Für die Telekommunikations-
Softwareentwicklung und -programmierung bis
hin zum Eintritt in branchenfremde Märkte.         anbieter gilt es deshalb, weiter in den stetigen
                                                   Ausbau ihrer Netze zu investieren und techno-
Big Data schafft in verschiedensten Bran-          logisch neueste Übertragungsformen zu erpro-
chen und Märkten neue Mehrwerte: Die zu-           ben. Köln und die Region sind hierfür ein her-
nehmende Vernetzung von Objekten und Pro-          vorragendes „Reallabor“.
zessen führt zu einem deutlichen Anstieg der
zu verarbeitenden Datenmengen. Big Data-An-        Fokusthemen und Spezialisierungs-
wendungen ermöglichen das Sammeln, Ver-            felder am Standort Köln
dichten, die Klassifikation und die Auswertung
von digitalen Daten. Sie schaffen damit insbe-     Was macht den Standort für IKT aus und wo-
sondere in den Bereichen „Marketing und Ver-       mit kann sich die Stadt im Wettbewerb profilie-
trieb“, „Forschung und Entwicklung“ sowie          ren? Die zentralen Kompetenzen und Ansätze
„Produktionsprozesse“ einen Mehrwert, der bis      für den Kernmarkt Informations- und Kommuni-
dato in dieser Form nicht zu realisieren war.      kationstechnologien können in drei Fokusthe-
Verschiedene Dienstleistungen eröffnen durch       men gebündelt werden.
automatisierte Datenanalysen neue Informati-
                                                   Fokusthema 1: EXPO.IKT:Cologne
onsmöglichkeiten. Im Marketing ermöglichen
Big Data-Anwendungen beispielsweise die            International renommierte Branchenevents,
stärkere Individualisierung der Kundenkommu-       Netzwerke und Verbände sowie namhafte Ver-
nikation.                                          treter der IKT-Branche und die agile Grün-
                                                   derszene machen Köln zur digitalen Metropole.
                                                   Die Spezialisierungsfelder tragen zur weiteren
16

                                                                                          Ausgangsbedin-
   EXPO.IKT:Cologne                                                                       gungen für Part-
                        Konzipierung und   Games (Szene)
                        Ausrichtung von    und Virtual Reality                            nerschaften zwi-
                        Events             Themen                                         schen IKT-Un-
                                                                                          ternehmen und
                                                                                          anderen produk-
  Digitale Ökosysteme   Lösungen in                                                       tions- und
                        wirtschaftsnahen                                                  dienstleistungs-
                        Digitalen
                        Ökosystemen                                                       orientierten
                                                                                          Branchen sowie
                                                                                          Start-ups, die di-
 Vernetzung der Stadt
                                                                    Smart City -
                                                                                          gitale Geschäfts-
                        Mobile              Usabilty and User
                        Arbeitswelten       Experience
                                                                    stadtische            modelle in An-
                                                                    Strukturen 4.0        wenderbranchen
                                                                                          entwickeln (On-
                                                                                          lineshopping
Profilierung als digitaler Kompetenzstandort                                              etc.).
bei.                                                        Lösungen in wirtschaftsnahen digitalen
Konzipierung und Ausrichtung von Events:                    Ökosystemen: Neue digitale Ökosysteme
Nicht nur durch die Messen und Kongresse der                kombinieren IKT mit der übrigen Wirtschaft auf
IKT-Branche, sondern auch durch zahlreiche                  eine Weise, die den Nutzern zusätzlichen
Events und Leitmessen anderer Branchen ver-                 Mehrwert und den Unternehmen Ansatzpunkte
fügen die Wirtschaft, die Stadtgesellschaft und             für zusätzliche Wertschöpfung bietet. Beispiele
andere, zum Teil städtische Träger über eine                sind Industrie 4.0, nutzerzentrierte Versiche-
hohe Kompetenz bei der Konzipierung und                     rungsangebote und Entwicklungen rund um
Ausrichtung von Events. Diese Kompetenz zu-                 das Thema „E-Health“. Digitale Services er-
sammen mit einer kölnweiten „Veranstaltungs-                gänzen das „klassische“ Produkt oder die
affinität“ sind hervorragende Ausgangsbedin-                Dienstleistung und werden zu einem integralen
gungen für die weitere Fokussierung auf „digi-              Bestandteil.
tale Events“.
                                                            Fokusthema 3: Vernetzung der Stadt
Games(-szene) und Virtual Reality-Themen:
                                                            Intelligente und vernetzte Infrastrukturen sind
Die Schwerpunkte der Kölner IKT-Branche in
                                                            für die weitere Digitalisierung der Lebens- und
den Bereichen „Games“ und „Virtual Reality-
                                                            Arbeitswelt essenziell. Der Standort Köln ver-
Anwendungen“ bieten vielfältige Möglichkeiten
                                                            fügt über herausragende Ausgangsbedingun-
für die Übertragung auf andere Anwendungs-
                                                            gen, um zum Prototyp einer „digital vernetzten
bereiche. Beispiele sind die Entwicklung digita-
                                                            Stadt“ zu werden.
ler Prototypen in der Industrie oder Virtual Re-
ality-Anwendungen in der Medizin. Die Sze-                  Mobile Arbeitswelten: Veränderte Anforde-
neevents am Standort bieten gute Ausgangs-                  rungen an das Arbeitsumfeld bestimmen in
bedingungen, um Impulse für die Vernetzung                  den nächsten Jahrzehnten die Entwicklung der
von IKT-Entwicklern und Vertretern anderer                  Arbeit in Unternehmen. Anwesenheitsverpflich-
Branchen zu setzen. Lokale Wirtschaftsakteure               tungen werden zunehmend obsolet und durch
können dabei an zahlreiche Institutionen und                In-time-Arbeit und Ergebnisorientierung er-
Netzwerke (ICT Cologne, Digital Cologne etc.)               setzt.
andocken und diese in die innen- und außen-
orientierte Themenvermarktung einbeziehen.                  Die zahlreichen Coworking Spaces in Köln
                                                            sind Ausdruck der sich verändernden Arbeits-
Fokusthema 2: Digitale Ökosysteme                           welt. Mit der Entwicklung frei zugänglicher
                                                            Wirelessnetzwerke wird im Kontext der Initia-
Das Fokusthema „Digitale Ökosysteme“ zeigt                  tive HOTSPOT.Koeln der weitere Ausbau der
Innovations- und Entwicklungspotenziale der                 digitalen Infrastruktur vorangetrieben und der
cross-sektoralen Zusammenarbeit auf.                        Grundstein der Entwicklung Kölns zur „vernetz-
Durch seine heterogene Wirtschaftsstruktur                  ten Stadt“ gelegt. Die zunehmende Mobilität
und die Nähe zu zahlreichen Anwenderbran-                   der Nutzer führt zu steigenden Anforderungen
chen verfügt der Standort Köln über sehr gute               an Vernetzungs- und Sicherheitsstrukturen, für
17

die Kölner Unternehmen spezialisierte Bera-           Entwicklung und Beschleunigung des Breit-
tungsdienstleistungen anbieten (z. B. PIRO-           bandnetzes agieren kann. Die Nutzung und die
NET NDH, Seven Principles etc.).                      überdurchschnittliche Ausstattung des Glasfa-
                                                      sernetzes bieten immenses Entwicklungspo-
„Usability“ und „User Experience“: Durch              tenzial.
die zunehmende Mobilität der Nutzer steigen
die Anforderungen an „Usability“ und „User Ex-        Die zunehmende Vernetzung ebnet den Weg
perience“ von Anwendungen und Webseiten.              für smarte Lösungen in unterschiedlichen The-
Die Entwicklungsfelder erfordern die smarte           menbereichen. Chancen bestehen beispiels-
Vernetzung von IT, Design und Medien. Die             weise im Bereich der Mobilitätssysteme, vor al-
weitere Entwicklung dieser Spezialisierungsfel-       lem im Hinblick auf die intelligente Vernetzung
der wird in Köln und der Region unter anderem         verschiedener öffentlicher und individueller
durch spezialisierte Weiterbildungsangebote           Verkehrsträger sowie deren Ausrichtung an
des Fraunhofer-Instituts für Angewandte Infor-        den Bedarfen der Nutzer. Der öffentliche Nah-
mationstechnik (FIT) und die starke Gamesin-          verkehr kann über eine gezielte Vernetzung
dustrie unterstützt. Den sich rasch verändern-        mit Sharing-Angeboten nutzerorientiert ergänzt
den Anforderungen an die IT-Kompetenz der             werden. Verbesserte und sekundenaktuelle In-
Fachkräfte kann der Standort begegnen, in-            formationsangebote können die Nutzungsat-
dem er die regionalen Hochschulen vernetzt            traktivität des ÖPNV erhöhen.
und ihre Ausbildungsangebote (sowie die der
Berufsakademien) fördert.                             Ein weiteres Zukunftsthema ist die digitale Ver-
                                                      netzung und intelligente Steuerung zentraler
Smart City – städtische Strukturen 4.0: Die           Versorgungssysteme. Mit dem Engagement lo-
stärkere digitale Vernetzung städtischer Steue-       kaler Akteure im Forschungsprojekt SmartCity
rungs- und Versorgungsbereiche ist eines der          Cologne und der Positionierung der gesamten
Fokusfelder für den nachhaltigen Stadtumbau           Region Köln/Bonn als Smart Region werden
in Köln. Es bildet die Grundlage für die Ent-         Ansätze verfolgt, die die intelligente Vernet-
wicklung der Rheinmetropole zur Smart City.           zung von Infrastrukturen (z. B. intelligente
                                                      Energienetze) und Klimaschutz verknüpfen.
Mit NetCologne hat Köln und haben die hier            Smarte Lösungen sind eine große Chance für
ansässigen Unternehmen neben Unitymedia               einen nachhaltigen und qualitätsorientierten
einen regionalen Partner, der als Vorreiter der       Stadtumbau in Köln.

 Vision 2030
         Der IKT-Markt verfügt über enge Verflechtungen mit der Kölner Wirtschaft. IT-Dienstleister
         und Unternehmen unterschiedlicher Branchen arbeiten intensiv bei der Entwicklung neuer
         Produkte und Services zusammen.
         IKT-Unternehmen unterstützen ihre Kunden mit maßgeschneiderten Big Data-Analysen und
         Services rund um Cloud-Anwendungen.
         Köln ist Modellstandort für neue Formate der Zusammenarbeit an der Schnittstelle von
         Branchen und Netzwerken.
         Die regionale Wissens- und Forschungslandschaft ist Fachkräftelieferant und Partner für
         die Entwicklung von neuen Produkten und Services.
         Leitevents der IT- und Kreativbranche, die enge Vernetzung in digitalen Ökosystemen so-
         wie die Rolle Kölns als Hochburg für IKT-Gründungen prägen den internationalen Ruf der
         Stadt als digitale Metropole.
         Die Zusammenarbeit in digitalen Ökosystemen, das attraktive städtische Umfeld sowie Ac-
         celeratoren und Inkubatoren sind Impulsgeber für „digitale“ Gründungen.
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3.2 Kultur- und Kreativwirtschaft                           aus etablierten Festivals und Messen wie der
                                                            Art Cologne oder der c/o Pop und jungen
Köln ist der zentrale Medien- und Kreativstand-             Events wie lit.cologne oder dem Interactive Co-
ort in Nordrhein-Westfalen. Die Stadt hat eine              logne Festival.
große Anziehungskraft auf Kulturschaffende
und Kreative. Die Kultur- und Kreativwirtschaft             Zahlreiche Netzwerke und Verbände wie der
ist bereits heute ein bedeutender Wirtschafts-              Köln Design e. V., der Off-Cologne e. V. und
faktor und wird zukünftig immer wichtiger wer-              Web de Cologne beleben durch ihre Arbeit die
den.22                                                      lokale Kultur- und Kreativwirtschaft. Sie unter-
                                                            stützen die Belange der vielen mittelständi-
                Software/Games                              schen und kleinen Betriebe.
                      21 %

              Rundfunkwirtschaft
                     21 %

                  Filmwirtschaft
                       17 %                                  Beschäftigte                      38.958
                          Designwirtschaft                   Umsatz in Mio. Euro 8.508
    Werbemarkt                  7%            Presse-
       14 %                                    markt         Anteil Gesamt-
                            Buchmarkt           6%
                               6%                            beschäftigung                     7,6 %
              Markt für
 Musikwirt-   darstell-                        Sonstiges
   schaft       ende       Architekturmarkt       2%
    6%         Künste             5%
                 5%                            Kunstmarkt

In Köln arbeiten etwa 39.000 sozialversiche-
rungspflichtig Beschäftigte in der Kultur- und              Kölns hohe Medienkompetenz spiegelt sich
Kreativwirtschaft. Die Rheinmetropole ist ins-              auch in der lokalen Ausbildungslandschaft wi-
besondere Standort für Anbieter audiovisueller              der. Die Stadt bietet an den zahlreichen Bil-
Medien.                                                     dungsstätten insgesamt 3.000 Studienplätze
                                                            im Bereich „Medien“ an. Die vielfältige Bil-
    Allein in der Rundfunkwirtschaft arbeiten               dungslandschaft besteht sowohl aus Angebo-
    knapp 8.000 Beschäftigte.                               ten und Instituten aus dem öffentlichen Hoch-
    Die Filmwirtschaft, zu der die TV-Produk-               schulbereich wie der ifs – internationale film-
    tion und spezialisierte Dienstleister zählen,           schule köln als auch aus zahlreichen privaten
    beschäftigt etwa 7.000 Menschen.                        Anbietern wie der macromedia – hochschule
    Das stärkste Beschäftigungswachstum                     für medien und kommunikation.
    zeigte in den vergangenen Jahren die
    Software- und Gamesbranche, in der                      Trends und Aussichten des Kern-
    heute 21 % der Beschäftigten der Kultur-                marktes
    und Kreativwirtschaft arbeiten.
                                                            Innovationsverhalten der Kultur- und Krea-
Köln besitzt aufgrund seiner zahlreichen Ver-               tivwirtschaft als zunehmend wichtiger
lage und Zeitungen, Fernseh- und Radiosen-                  Wachstumsstimulator für traditionelle Wirt-
der ein starkes Image als Medienstandort. Als               schaftsbranchen: Durch die Kurzlebigkeit ih-
Sitz des WDR und der RTL Mediengruppe so-                   rer Produkte und Dienstleistungen ist die Kul-
wie zahlreicher Digitalsender und Produktions-              tur- und Kreativwirtschaft seit jeher durch kurze
firmen prägt die Rheinmetropole die Entwick-                Innovationszyklen geprägt. Während diese
lung der deutschen Fernsehlandschaft maß-                   Entwicklung Unternehmen aus anderen Bran-
geblich mit. Die Firmen profitieren bei der                 chen heute vor große Herausforderungen
„Postproduktion“ von der spezialisierten                    stellt, verfügen Unternehmen der Kultur- und
Dienstleistungsbranche vor Ort.                             Kreativwirtschaft über eine hohe Problemlö-
Die lebendige und vielfältige Künstler- und                 sungskompetenz und Innovationsorientierung.
Eventszene trägt dazu bei, dass Köln auch                   Beispiele hierfür sind die Arbeit in offenen In-
überregional positiv wahrgenommen wird. Ein                 novationsprozessen, neue Kooperationsfor-
weiterer wichtiger Standortfaktor ist der Mix               men und Arbeitsweisen (z. B. Coworking
19

Spaces). Die Kreativschaffenden stimulieren        Lineare Fernseh- und Rundfunkstationen
so zunehmend wissensbasierte Wirtschafts-          verlieren als Abnehmer an Bedeutung:
zweige und können neue Leistungsfelder er-         Durch die zunehmende Konvergenz der Me-
schließen. Hier agieren sie als (Ver-)Mittler      dien und die Verlagerung von Inhalten ins In-
zwischen Anwendungsfeldern und Branchen,           ternet verliert das lineare Fernsehen weiter an
NutzerInnen und ProduzentInnen von Produk-         Bedeutung. Medienkonsumenten fokussieren
ten und Dienstleistungen sowie zwischen            sich in den kommenden Jahren zunehmend
Technologien und Arbeitsmethoden.                  auf onlinebasierte TV-Angebote, soziale Me-
                                                   dien und mobile Applikationen. Hierdurch sin-
Kultur- und Kreativwirtschaft als Wegberei-        ken die Werbeerlöse und führen zu einem
ter der Digitalisierung: Der digitale Wandel       wachsenden Kostendruck in der traditionellen
ist Grundlage für die Entwicklung neuer und        TV-Branche. Das Auftragsvolumen für Unter-
lukrativer Geschäftsmodelle in der Kultur- und     nehmen der Film- und Rundfunkwirtschaft, die
Kreativwirtschaft. Die Unternehmen im Markt        bislang eng mit Fernsehstationen zusammen-
fungieren als Vorreiter der Digitalisierung und    gearbeitet haben, ist rückläufig.
erarbeiten neue Geschäftsmodelle. Mit der Un-
terstützung neuartiger Vertriebsmodelle sowie
dem Einsatz hochwertiger Content- und Kom-
munikationstechnologien entstehen weitere
Nutzermärkte für Kreativschaffende. Dass As-
pekte wie Ästhetik und Funktionsweise zuneh-
mend wichtiger werden, birgt ebenfalls große
Potenziale.

Inhalte werden medienübergreifend, neue
Geschäftsmodelle und Verwertungstechni-
ken entstehen: Mediale Inhalte werden zu-
nehmend ins Internet verlagert. Der Zugriff er-
folgt über verschiedene miteinander vernetzte
Endgeräte (z. B. Smartphone, Tablet, Smart
TV, Desktop-PC). Die sogenannte Konvergenz
                                                   Gleichzeitig werden andere Abnehmerbran-
der Medien sorgt dafür, dass Inhalte parallel zu
                                                   chen für die Unternehmen der Film- und Rund-
dieser technischen Entwicklung medienüber-
                                                   funkwirtschaft bedeutender. Mit dieser neuen
greifend „zusammenwachsen“: Inhalte wie
                                                   Kundengruppe sind veränderte Anforderungen
Filme, Nachrichten oder Romane werden hier-
                                                   an das Leistungsspektrum der Filmproduzen-
bei an die Anforderungen verschiedener Me-
                                                   ten verbunden. „Bewegtbilder“ werden immer
dien und Kommunikationsformen (z. B. TV, In-
                                                   wichtiger für Unternehmen, um Kontakt zu
ternetreportage, Onlinespiel, Papierzeitschrift,
                                                   Kundinnen und Kunden aufzunehmen, Social-
E-Mail-Newsletter) angepasst.
                                                   Media-Kanäle zu bespielen und eine Emotio-
Mit der Verlagerung auf digitale Vertriebswege     nalisierung der Produkte zu erreichen.
erhalten die Produzenten von Inhalten einen
                                                   Gamification auf dem Vormarsch: Gamifica-
besseren Überblick über Nutzer- und Konsu-
                                                   tion-Anwendungen steigern die Motivation und
mentenverhalten. Cross-mediale Strategien
                                                   Innovationskraft ihrer Nutzer, indem sie gezielt
nutzen systematisch die Möglichkeiten der di-
                                                   den Spieltrieb des Menschen adressieren. Sie
gitalen Kommunikationskanäle. Mithilfe der
                                                   werden bereits heute in verschiedenen Nut-
Auswertung von Nutzerdaten können Lernef-
                                                   zungskontexten, z. B. beim E-Learning, in der
fekte über inhaltliche Präferenzen, Themen
                                                   Forschung oder Werbung, eingesetzt. Durch
und Formate erzielt und Produkte weiter an die
                                                   die zunehmende Vernetzung und wachsende
Bedarfe der Benutzer angepasst werden.
                                                   Beliebtheit von Onlinespielen gewinnen sie an
Mit dieser Entwicklung verändern sich auch die     Bedeutung.
Anforderungen an Ausbildungsinhalte für die
Branche. Neben der Produktion von Inhalten
wird es immer wichtiger, digitale Technologien
richtig zu beherrschen.
20

Fokusthemen und Spezialisierungs-                    Fokusthema 2: Sichtbarkeit der Kul-
felder am Standort Köln                              tur- und Kreativwirtschaft erhöhen
Die Kultur- und Kreativwirtschaft kann sich in       Die Kultur- und Kreativwirtschaft ist in Köln ab-
den kommenden Jahren zu einem Motor für              seits der branchenrelevanten Großevents nur
die Entwicklung des Wirtschaftsstandorts Köln        eingeschränkt sichtbar und erlebbar. Mit der
entwickeln. Das starke Medienprofil und die          Einbindung kreativwirtschaftlicher Aktivitäten in
Vielfalt der lokalen Szene prägen den Markt          das Stadtmarketing und die Stadtentwicklung
und dienen als Leitlinien für die Fokus- und         kann die Stadt Köln ihre Attraktivität für Besu-
Spezialisierungsfelder.                              cher weiter steigern und zusätzliche Impulse
                                                                           für die Entwicklung der
                                                                           Branche setzen.
              Köln als
  Konvergenzmotor der        Standort für
                                                                            Tourismusfaktor Film-
          Medien- und        digitale Medien                                und Rundfunkwirt-
      Digitalwirtschaft                                                     schaft: Das Image Kölns
                                                                            als traditioneller Standort
                                                                            für Fernsehproduktionen
  Sichtbarkeit der Kultur-                                                  und die hiermit verbunde-
                                                  Nutzung der KKW
    und Kreativwirtschaft    Tourismusfaktor                                nen Akteure und Schau-
                                                  für die Quartiers-
      innerhalb der Stadt    Film und Rund-                                 plätze sollten für den Tou-
                                                  und Stadtentwick-
                 erhöhen     funkwirtschaft
                                                  lung                      rismus genutzt werden.
                                                                            Brancheninteressierte
                                                                            und Touristen könnten
       Cross-sektorale                            Neuartige Formen          z. B. durch Attraktionen
      Zusammenarbeit         Branchenüber-        der Zusammen-
   zwischen Anwender-
                                                                            wie ein zentral gelegenes,
                             greifende            arbeit zur
   branchen und KKW-                                                        zugängliches Filmset an-
                             Zusammenarbeit       Förderung der
  Unternehmen fördern                             Innovationen              gezogen werden. Um das
                                                                            touristische Potenzial der
                                                                            Medienwirtschaft für den
                                                                            Standort Köln weiter zu
Fokusthema 1: Köln als Konver-                         nutzen, sollten solche „erlebbaren Orte“ unter-
genzmotor der Medien- und Digital-                     stützt und weiterentwickelt werden.
wirtschaft
                                                     Nutzung der Kultur- und Kreativwirtschaft
Digitale Kompetenzen werden durch die zu-            für die Quartiers- und Stadtentwicklung:
nehmende Verschmelzung von Inhalten zu di-           Beispiele aus Städten wie Hamburg, Berlin und
gitalen und medienübergreifenden Produkten           München zeigen, dass Stadtviertel mit einer
immer wichtiger. Die starke Medienbranche            hohen Dichte an Kreativakteuren wichtige Im-
und die wachsende Software- und Gamesin-             pulse für die Entwicklung von Quartieren set-
dustrie versetzen den Standort Köln in eine          zen können. Solche Quartiere sind überregio-
gute Ausgangslage, um von dieser Entwick-            nal bekannt und tragen zum interessanten und
lung zu profitieren.                                 vielfältigen kulturellen Angebot der Stadt bei.

Standort für digitale Medien: Wie der Bran-          Ähnliche Entwicklungen zeichnen sich in Köln
chenverband Web de Cologne und die Online-           ab. Mülheim im Rechtsrheinischen und Ehren-
marketingmesse dmexco verdeutlichen, befin-          feld oder auch Teile der Südstadt sind beliebte
det sich die Medienstadt Köln bereits heute auf      Standorte für die Kreativen in der Stadt. Außer-
dem Sprung zu einem Standort für digitale Me-        dem identifizieren sich die Anwohner zu einem
dien. Dieses Profil sollte durch die Weiterent-      hohen Grad mit ihrem kreativen „Veedel“. Die
wicklung der lokalen Ausbildungslandschaft           Entwicklung der Kölner Kreativquartiere sollte
und die Begleitung des branchenübergreifen-          durch die Unterstützung der Akteure und die
den Austauschs zwischen der Medienbranche            behutsame Weiterentwicklung der Quartiere
und der IT- und Gamesindustrie weiter gestärkt       gefördert werden. Freiräume und Gestaltungs-
werden.                                              möglichkeiten sind dabei von entscheidender
                                                     Bedeutung.
21

Fokusthema 3: Cross-Sektorale Zu-                    Labs. Die Kölner Innovation Labs (START-
sammenarbeit zwischen Anwender-                      PLATZ, Solution Space etc.) können hierbei
                                                     eine zentrale Rolle spielen.
branchen und KKW-Unternehmen
fördern                                              Neuartige Formen der Zusammenarbeit zur
                                                     Förderung von Innovationen: Offene Innova-
Unternehmen der Kultur- und Kreativwirtschaft        tionsprozesse, insbesondere die zunehmende
können durch ihre flexible und lösungsorien-         Einbeziehung von Stakeholdern und Kunden in
tierte Arbeitsweise schnell und anwendungsori-       den Innovations- und Wertschöpfungsprozess,
entiert neuartige Angebote entwickeln. Sie sind      bestimmen in den nächsten Jahren die Ge-
daher gute Innovationspartner für traditionelle      schäftsmodelle und die Wettbewerbsfähigkeit
Branchen. Die Potenziale entsprechender Ge-          innerhalb der Kultur- und Kreativwirtschaft.
schäftspartnerschaften
sind für traditionelle
Branchen jedoch häufig
nicht erkennbar. Deshalb
sind Interaktionsformate
zu etablieren, mit denen
der Austausch verstärkt
und die gesamtwirt-
schaftlichen (Innovati-
ons-)Potenziale der Kul-
tur- und Kreativwirtschaft
für die Stadt Köln geho-
ben werden können.

Branchenübergrei-
fende Zusammenar-
beit: Übergeordnet gilt
es, sowohl die Kreativ-
schaffenden als auch
Vertreter klassischer
Wirtschaftsbranchen für                              Die Kölner Coworking Spaces und Innovation
die Zusammenarbeit zu sensibilisieren.               Labs bieten hierfür einen Rahmen. Sie sind
                                                     Knotenpunkte der Kultur- und Kreativszene, an
Eine gute Plattform bilden themenbezogene
                                                     denen Austausch, Kooperation und Innovation
Austauschmöglichkeiten, beispielsweise zum
                                                     stattfinden. Indem sie weiter unterstützt und
Anwendungsbereich Gamification, bei denen
                                                     gefördert werden, kann die Position Kölns als
die Akteure einen Zugang zu den gemeinsa-
                                                     zentraler Medien- und Kreativstandort in Nord-
men Inhalten finden und sich vernetzen kön-
                                                     rhein-Westfalen gesichert und gestärkt wer-
nen. Um diese zu realisieren, bieten sich ver-
                                                     den.
schiedene interdisziplinär angelegte Formate
an wie z. B. Innovationswerkstätten oder Fab

 Vision 2030
         Die Kölner Kultur- und Kreativwirtschaft ist als Querschnittsmarkt entlang der gesamten
         städtischen Wertschöpfung verankert. Unternehmen zahlreicher Branchen arbeiten mit Fir-
         men des Kernmarktes zusammen.
         Die Künstler- und Eventszene prägt über zahlreiche Events und kreative Quartiere das Köl-
         ner Stadtbild und Lebensgefühl. Der Markt ist hierdurch eng mit dem der Destination Köln
         verwoben.
         Durch die Verzahnung von Medien- und technologischer Kompetenz ist Köln deutschland-
         weit Standort Nummer eins für digitale Medien. Die Firmen können hier auf einen ausge-
         zeichneten Talent-Pool zurückgreifen.
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