BRANCHENREPORT ENERGIE 2021 - Arbeiterkammer Wien

 
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BRANCHENREPORT ENERGIE 2021 - Arbeiterkammer Wien
BRANCHENREPORT
ENERGIE 2021
Kontakt:
Abteilung Betriebswirtschaft, AK Wien, +43 1 501 65 DW 12673

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Impressum
Medieninhaber: Kammer für Arbeiter und Angestellte für Wien,
Prinz-Eugen-Straße 20–22, 1040 Wien, Telefon: (01) 501 65 0
Offenlegung gem. § 25 MedienG: siehe wien.arbeiterkammer.at/impressum
Zulassungsnummer: AK Wien 02Z34648 M
AuftraggeberInnen: AK Wien, Betriebswirtschaft

Autorin: Sarah Tesar | Sarah.Tesar@akwien.at | +43 1 50165 DW 12066

Bilanzdatenbank: Elisabeth Lugger, Kristina Mijatovic-Simon

Beiträge:
Kai Biehl, Michael Ertl, Markus Marterbauer, Reinhold Russinger (Wirtschaftslage Österreichs)
Michael Soder, Sandra Matzinger (energiepolitisches Umfeld)

Foto: Adobe Stock - mhfotodesign

Grafik Umschlag und Druck: AK Wien
Verlags- und Herstellungsort: Wien
© 2016 bei AK Wien

Stand November 2021
Im Auftrag der Kammer für Arbeiter und Angestellte für Wien
INHALT

1   Kurzfassung ............................................................................................................. 5

2   Aufbau und Methodik .............................................................................................. 8

3   Wirtschaftslage Österreichs...................................................................................... 9
    WIFO-Prognose Oktober 2021 für Österreich ................................................................................................................ 9
    Aktuelle WIFO-Prognose im Vergleich ......................................................................................................................... 11
    Inflation........................................................................................................................................................................ 11
    Arbeitsmarkt ................................................................................................................................................................ 12

4   Energiepolitisches Umfeld ...................................................................................... 13
    Der österreichische Strommarkt .................................................................................................................................. 15
    Preisentwicklungen ...................................................................................................................................................... 16
    Politische und regulatorische Rahmenbedingungen ................................................................................................... 17

5   Die Energiekonzerne in Österreich.......................................................................... 19
    Allgemeines ................................................................................................................................................................. 19
    Absatzmengen und Preissituation ............................................................................................................................... 20
    Umsätze der Energiekonzerne ..................................................................................................................................... 24
    Ertragslage der Energiekonzerne ................................................................................................................................. 25
    Aufwandsstruktur der Energiekonzerne ...................................................................................................................... 27
    Beschäftigung und Personalaufwand der Energiekonzerne ........................................................................................ 28
    Gewinne der Energiekonzerne..................................................................................................................................... 30
    Dividenden der Energiekonzerne ................................................................................................................................. 31
    Finanzielle Stabilität der Energiekonzerne ................................................................................................................... 32
    Investitionen der Energiekonzerne .............................................................................................................................. 32
    Ausblick auf 2021 ......................................................................................................................................................... 33
    Verbundkonzern .......................................................................................................................................................... 33
    EVN Konzern ................................................................................................................................................................ 34

6   Die österreichischen Energieversorgungsunternehmen .......................................... 35
    Untersuchungsgruppe, Methodik ................................................................................................................................ 35
    Umsatzerlöse und Betriebsleistung ............................................................................................................................. 37
    Operative Ertragskraft (EBIT) ....................................................................................................................................... 38
    Operative Aufwandsstruktur ....................................................................................................................................... 39
    Jahresüberschuss (nach Steuern) ................................................................................................................................ 40
    Gewinnausschüttungen und Dividenden ..................................................................................................................... 41
    Eigenkapital ................................................................................................................................................................. 43
    Cashflow und Selbstfinanzierungskraft ........................................................................................................................ 44
    Fiktive Verschuldungsdauer ......................................................................................................................................... 45
    Investitionen ................................................................................................................................................................ 46
    Beschäftigte ................................................................................................................................................................. 47
    Personalaufwandstangente ......................................................................................................................................... 48
    Wertschöpfung ............................................................................................................................................................ 49

                                                                                                                                                    Branchenreport.2021 │ 3
Pro Beschäftigten Kennzahlen ..................................................................................................................................... 50

7   Anhang .................................................................................................................. 52
    Bilanzkennzahlenvergleich ........................................................................................................................................... 52
    Einzelunternehmensdaten ........................................................................................................................................... 54
    Glossar ......................................................................................................................................................................... 64

                                                                                                                                                    Branchenreport.2021 │ 4
1 KURZFASSUNG

Aktuelle Wirtschaftslage Österreichs: kräftiger Aufschwung wird erwartet
    •   Das Wirtschaftsforschungsinstitut (WIFO) erwartet trotz steigenden Infektionsgeschehens einen kräftigen Konjunk-
        turaufschwung für die Jahre 2021 und 2022.
    •   Das reale Bruttoinlandsprodukt steigt heuer real um 4,4 % und im Jahr 2022 um 4,8 %. Beschäftigung und Arbeits-
        losigkeit erholen sich rascher als erwartet
    •   Die Arbeitslosenquote soll bereits 2022 das Niveau vor der Covid-19-Krise erreichen – drei Jahre früher als bisher
        angenommen.
    •   Aufgrund steigender Rohstoffpreise (insb. Erdöl, aber auch Eisenerze, Eisen und Stahl, usw.) erwarten sowohl das
        WIFO als auch das IHS einen Preisauftrieb, der das Inflationsziel der EZB von 2 % im Jahr 2021 und 2022 übersteigt.

Das energiepolitische Umfeld
    •   2020 wurden etwa 84 % des Gesamtstromverbrauchs in Österreich durch erneuerbare Energieträger (Wasserkraft,
        Biomasse, Windkraft, Photovoltaik und Geothermie) erzeugt.
    •   Die gesamte Produktion von elektrischer Energie war mit 262 PJ um 2 % (-6 PJ) niedriger als im Vorjahr, wobei vor
        allem die Erzeugung durch Photovoltaik (+23 %), und Wasserkraft (+3 %) Zuwächse verzeichnete, während die Er-
        zeugung von Windkraft um 9 % sank.
    •   Im Jahr 2020 sank – pandemiebedingt durch die gesunkene Nachfrage – die gesamte Inlands-Stromerzeugung
        (Brutto-Erzeugung) gegenüber dem Vorjahr um 2 % (-1,4 TWh). Gleichzeitig, sank auch der Inlandsstromverbrauch
        um -3,2 % (4,2 TWh) – der im Vergleich zur Produktion stärkere Einbruch des Verbrauchs ist durch die Pandemie
        bedingt.
    •   Die Erzeugung aus fossilen Brennstoffen und Derivaten war mit -16 % (2,5 TWh weniger als im Jahr 2019) stark
        rückläufig: so brach die Erzeugung aus Steinkohle um 63,9 % ein (minus 0,9 TWh), auch Erdgas in Wärmekraftwer-
        ken wurde um 12,2 % weniger verfeuert (-1,4 TWh). Dieser Effekt lag daran, dass diese vor allem für die Ausgleichs-
        energie und Verbrauchsspitzen genutzten Erzeugungskomponenten durch die coronabedingten Verbrauchseinbrü-
        che – Stichwort Lockdowns – schlicht weniger benötigt wurden.
    •   Die Erzeugung aus sonstigen Brennstoffen brach im Vergleich zum Vorjahr um 23,6 % ein, ein Minus von -0,2 TWh.
        Insgesamt wurden allerdings dennoch 18 % der österreichischen Erzeugung aus fossilen Kraftwerken gewonnen
        (iVm 2019 21 %). Von historischer Bedeutung ist, dass 2020 Österreichs letztes Kohlekraftwerk vom Netz ging.
    •   Der österreichische Strompreisindex (ÖSPI) liegt für September 2021 im Vergleich zum September des Vorjahres
        2020 um 38,9 % höher. Der Grundlastpreis stieg im Vergleich zum Jahr 2020 um 40,4 %, der Spitzenlastpreis um
        35,0 %.

                                                                                                    Branchenreport.2021 │ 5
Energiekonzerne in Österreich: Weiterhin hohe Investitionen und verbesserte Ertragskraft

    ▪    Rückläufige Umsätze: Die Umsatzerlöse der acht untersuchten Energiekonzerne gingen gegenüber dem Vorjahr
         um -7,3 % zurück, überstiegen aber das Niveau des Jahres 2018 (2020: +5,1 %). Die Umsatzrückgänge der Energie-
         konzerne waren jedoch zu guten Teilen bilanztechnischer Natur und führten nicht zu einer Schmälerung der Erträge,
         da auch die Aufwendungen zurückgingen.
    ▪    Sinkende Bezugskosten: Da die Preise an den Rohstoffmärkten im Betrachtungsjahr gesunken sind, verringerten
         sich bei nahezu allen betrachteten Energieversorgern die Energiebezugskosten im Strom- und Gasbereich.
    ▪    Bessere Ertragskraft: Die österreichischen Energiekonzerne konnten 2020 ihr EBITDA deutlich verbessern. Im
         Durchschnitt erhöhten die acht Konzerne das EBITDA um 18,4 % gegenüber dem Vorjahr. In der Gesamtbetrachtung
         konnten fünf Unternehmen ihre Ertragslage im Jahr 2020 verbessern, lediglich bei drei Konzernen (Energie AG OÖ,
         EVN, Energie Steiermark) ist ein Rückgang zu beobachten.
    ▪    Höhere Personalaufwandsquote: In der Gesamtbetrachtung der österreichischen Energiekonzerne wurde die Per-
         sonalaufwandsquote gegenüber dem Vorjahr um einen Prozentpunkt erhöht und lag 2020 im Schnitt bei 13,7 %
         gemessen am Umsatzanteil, vor allem aufgrund niedrigerer Umsätze.
    ▪    Leicht sinkende Periodenergebnisse: Alle österreichischen Energiekonzerne wiesen auch für das Jahr 2020 ein po-
         sitives Periodenergebnis aus. In Summe erwirtschafteten die Energieversorgungskonzerne Gewinne von insgesamt
         knapp 1,4 Milliarden Euro. Damit wird der sehr positive Wert des Vorjahres nur knapp verfehlt.
    ▪    Höhere Ausschüttungen: Die Energieversorger haben im Jahr 2021 in Summe etwa 582,8 Millionen Euro an ihre
         EigentümerInnen ausgeschüttet. Das entspricht einer Zunahme von 18 % gegenüber dem Vorjahr 2019. Infolge
         höherer Jahresergebnisse erhöhte trotz Corona-Epidemie die Mehrheit der Energiekonzerne ihre Ausschüttungen.
    ▪    Weiterhin starke Investitionen: Das erfolgreiche Geschäftsjahr 2020 spiegelte sich auch weiterhin in den Investiti-
         onen wider. In Summe wurden von den acht österreichischen Energiekonzernen im Jahr 2020 etwa 1,95 Milliarden
         Euro investiert. Das entspricht einer Steigerung gegenüber dem Vorjahr um 6,9 %.

AK Branchenmonitor der Energieversorgungsunternehmen

Konstante Umsätze mit gesamt 15,5 Milliarden Euro, mehrheitlich jedoch Rückgänge
    •    Die Umsätze der 35 untersuchten Unternehmen der Energieversorgungsbranche (EVU: Branchensumme) blieben
         in der Gesamtbetrachtung konstant und lagen in Summe bei etwa 15,5 Mrd. Euro (+ 0,56 % zum Vorjahr 2019).
    •    Die Detailbetrachtung zeigt jedoch, dass die Erhöhung auf die Umsatzsteigerungen von lediglich 3 Unternehmens-
         gruppen zurückzuführen ist. Mehrheitlich zeigt das Sample niedrigere Umsätze, vor allem die Stromerlöse sind zu-
         rückgegangen.

Deutlich verbesserte Ertragskraft mit rund +39 %
    •    Die gesamte operative Ertragskraft erhöhte sich deutlich im Jahr 2020: mit rund 1,4 Mrd. Euro erwirtschafteten die
         Energieversorger den höchsten operativen Gewinn in der 3-jährigen Betrachtung.
    •    Nahezu alle Unternehmen konnten ihr EBIT verbessern, mehr als die Hälfte sogar deutlich.
    •    Dies ist in nahezu allen Unternehmen auf gesunkene Materialkosten und Personalaufwendungen (insbes. Abferti-
         gungs- und Pensionsverpflichtungen) zurückzuführen.

Hohes Niveau und weiterhin steigende Tendenz bei Jahresergebnissen (nach Steuern)
    •    Die Jahresergebnisse (nach Steuern) der EVU-Branchensumme verzeichnete im Betrachtungsjahr 2020 etwa 1,78
         Milliarden Euro und konnte sich gegenüber dem Vorjahr erneut um rund 4 % steigern. Auch hier stellen die Gewinne
         den höchsten Branchenschnitt in der 3-jährigen Betrachtung dar.
    •    Die Einzelbetrachtung zeigt, dass lediglich 4 Unternehmensgruppen niedrigere Gewinne ausweisen als im Vorjahr,
         die Mehrheit zeigt steigende Gewinne. Keine Untersuchungsgruppe zeigt Verluste.

                                                                                                     Branchenreport.2021 │ 6
Dividenden erhöhen sich: knapp 638 Millionen Euro an Gewinnausschüttungen
    •    Die Ausschüttungssumme der betrachteten EVU Unternehmen erhöhte sich gegenüber 2020 um 6,49 %.
    •    Die Detailbetrachtung zeigt, dass die Erhöhung hauptsächlich auf die gestiegene Ausschüttung der TIWAG AG und
         der Verbund AG zurückzuführen ist. Die Mehrheit der Unternehmen zeigt gleichbleibende bzw. leicht gesunkene
         Dividenden.
    •    Im Branchenschnitt werden rund 56,8 % der Jahresgewinne an die EigentümerInnen abgeführt.

Stabile Eigenreserven, höhere Cashflows, verbesserte Entschuldungsdauer
    •    Der Eigenkapitalanteil im Verhältnis zum Gesamtkapital erhöhte sich bei den Energieversorgungsunternehmen er-
         neut und liegt im Branchenschnitt bei 50,35 %.
    •    Die Cashflow-Quote ist im EVU-Branchendurchschnitt im Vergleich zu den beiden Vorjahren wieder gestiegen und
         betrug im Jahr 2020 etwa 10,89 %.
    •    Die fiktive Schuldentilgungsdauer der untersuchten Energieversorgungsunternehmen sank im Jahr 2020 in Summe
         und lag bei 9,21 Jahren. Im Vergleich zu anderen Branchen weisen die EVUs eine hohe Entschuldungsdauer auf.

Weiterhin hohe Investitionen in Sachanlagen
    •    Im Branchendurchschnitt investierten die untersuchten Energieversorgungsunternehmen im Jahr 2020 etwa 9,6 %
         gemessen an der Betriebsleistung in Sachinvestitionen.
    •    Die einzelnen Landes-Energieversorger investierten auch weiterhin über dem Niveau von Ersatzbeschaffungen (mit
         Ausnahme von Linz Strom Gas Wärme). Teilweise sind über alle drei Betrachtungsjahre sehr hohe Investitionsquo-
         ten erkennbar (z.B. Oberösterreich, Burgenland, Steiermark).

Nahezu konstante Personalaufwandsquote und bessere pro-Kopf-Leistungskennzahlen
    •    Im Branchendurchschnitt zeigt sich nur eine geringfügige Veränderung der anteiligen Personalkosten (ohne Abfer-
         tigung und Pension) an der Betriebsleistung.
    •    Bei den 35 Energieversorgungsunternehmen sank im Schnitt der Personalaufwand um 1,39 % im Vergleich zum
         Vorjahr 2019.
    •    Die Wertschöpfung pro Kopf erhöhte sich hingegen um 6,11 % und lag bei etwa 267,8 Tausend Euro pro Arbeitneh-
         merIn. Aufgrund der konstanten Umsätze blieb auch die Betriebsleistung pro Kopf im Vergleich zum Vorjahr unver-
         ändert.

Konzern-Ausblick 2021: Verbund und EVN mit verbesserten Ergebnissen trotz COVID-19 Krise und Umsatzrückgängen
    •    Trotz der COVID-19 Krise konnten die beiden Konzerne zum 03.Quartal 2021 ein verbessertes EBITDA und Konzern-
         ergebnis liefern.
    •    In beiden Unternehmen kam es zwar zu geringeren Umsatzzahlen, die deutlicher gesunkenen Aufwendungen er-
         möglichten dennoch eine Ergebnisverbesserung.
    •    Beide Energiekonzerne halten an ihren Investitionsplänen fest.

                                                                                                 Branchenreport.2021 │ 7
2 AUFBAU UND METHODIK

Der Branchenreport fokussiert auf die wirtschaftliche Lage des österreichischen Energieversorgungssektors. Nach einer Be-
schreibung zum Aufbau und zur Methodik beinhaltet diese Arbeit eine Einschätzung der allgemeinen Wirtschaftslage Öster-
reichs (Kapitel 3), die insbesondere im Ausnahmejahr 2020 je nach Szenario unterschiedlich ausfallen kann, verfasst von Ex-
pertInnen der Abteilung Wirtschaftswissenschaft der Arbeiterkammer Wien. In diesem Zusammenhang werden konjunktu-
relle volkswirtschaftliche Daten zusammengefasst, die insbesondere auf die Entwicklung des Wirtschaftswachstums und die
Inflationsprognose und auf die Entwicklung des Arbeitsmarktes näher eingehen.

In weiterer Folge wurde im Zuge dieses Branchenreports von der Abteilung Wirtschaftspolitik der AK Wien ein Beitrag über
die energiewirtschaftlichen Rahmenbedingungen in Österreich (Kapitel 4) verfasst. In diesem Kapitel werden die wichtigsten
Entwicklungen zur österreichischen Energie- und Strompolitik beschrieben. Hierbei werden neben aktualisierten Energieda-
ten die Entwicklungen des Strompreisindex oder der Preisentwicklungen erläutert und politische und regulatorische Maß-
nahmen sowie neue Trends und aktuelle Geschehnisse im Zuge der Corona-Epidemie zusammengefasst.

Der Hauptteil dieser Untersuchung untersucht die Branche anhand einer Konzern- und Jahresabschlussdatenanalyse. Dafür
werden die Konzerndaten (Kapitel 5) und die wirtschaftlichen Daten der Jahresabschlüsse (Kapitel 6) von ausgewählten ös-
terreichischen Energiekonzernen und Kapitalgesellschaften, die insbesondere im Feld der Energieversorgung tätig sind, sowie
in den letzten drei verfügbaren Betrachtungsjahren 2018, 2019 und 2020 durchgängig vollständige und verwendbare Daten
beinhalten sowie ihren Umsatz ausweisen und bis zum Stichtag 21.10.2021 ihre Jahresabschlüsse beim österreichischen Fir-
menbuch veröffentlichten, verwendet. Da die Energieunternehmen in den letzten Jahren besonders stark von Umstrukturie-
rungen geprägt waren, werden im Rahmen dieser Untersuchung neben den Landesenergieversorgungsunternehmen auch
zugewiesene Netzgesellschaften sowie ausgegliederte Tochterunternehmen teilweise in die Untersuchung mitaufgenom-
men.

Das Kapitel 5 widmet sich den übergeordneten österreichischen Energiekonzernen und deren wirtschaftliche Entwicklung. Es
wurden die Energiekonzerne aller Landesversorger (bis auf Vorarlberger illwerke) 1 sowie der Verbundkonzern in die Analyse
miteinbezogen. Bei der Wien Energie handelt es sich um einen freiwillig durchgeführten Teilkonzernabschluss.

Für das gesamte Sample der österreichischen Energieversorgungsunternehmen (Kapitel 6) werden die Ertragslage, die Auf-
wandssituation und die finanzielle Stabilität – wie Eigenkapitalausstattung und Entschuldungsdauer) untersucht. Außerdem
wird auf die Ausschüttungspolitik, das Investitionsverhalten und die Produktivitätsentwicklung der Unternehmen eingegan-
gen. Als Quellenmaterial wurden dabei primär veröffentlichte Jahresabschlüsse von Kapitalgesellschaften verwendet, die
dem Fachverband der Gas- und Wärmeversorgungsunternehmungen angehören.

Abschließend liefert ein Bilanzkennzahlenvergleich die wichtigsten Aufschlüsselungen von relevanten wirtschaftlichen Kenn-
daten im Vergleich zu anderen Branchen in Österreich. Die Auswertung der wirtschaftlichen Jahresabschlussdaten erfolgte
mithilfe der AK-Bilanzdatenbank.

1Zum Stichtag 21.10.2021 lag bei dem Vorarlberger Landesenergieversorger illwerke vkw AG noch kein veröffentlichter Geschäftsbericht für das Geschäfts jahr
2020 vor.

                                                                                                                              Branchenreport.2021 │ 8
3 WIRTSCHAFTSLAGE ÖSTERREICHS

Kai Biehl, Michael Ertl, Reinhold Russinger
AK Wien, Abteilung Wirtschaftswissenschaften und Statistik

WIFO-Prognose Oktober 2021 für Österreich1

    Das Wirtschaftsforschungsinstitut (WIFO) erwartet trotz steigenden Infektionsgeschehens einen kräftigen Konjunkturauf-
    schwung für die Jahre 2021 und 2022. Das reale Bruttoinlandsprodukt steigt heuer real um 4,4 % und im Jahr 2022 um
    4,8 %. Beschäftigung und Arbeitslosigkeit erholen sich rascher als erwartet und die Arbeitslosenquote soll bereits 2022 das
    Niveau vor der Covid-19-Krise erreichen – drei Jahre früher als bisher angenommen.

Wirtschaftsaktivität vieler Branchen über Vorkrisenniveau
Die Wirtschaftsleistung zahlreicher Branchen erreicht oder übertrifft im Jahr 2021 bereits das Niveau von 2019. Die Wert-
schöpfung in der Industrie steigt nach einem Einbruch im Krisenjahr (-7,1 %) um +8,0 %. Ähnliches gilt für Bauwirtschaft,
Handel und viele andere wirtschaftliche Dienstleistungen. Andere Branchen hatten in der Krise keinen Einbruch und wachsen
nun weiter. Die Finanz- und Versicherungsdienstleistungen steigerten ihre Bruttowertschöpfung selbst 2020 um +5,1 % und
2021 um +3 %. Der Optimismus in diesen Branchen spiegelt sich auch in den Unternehmensentscheidungen: Gemäß ersten
Einschätzungen erreichen die Dividendenausschüttungen bereits heuer das sehr hohe Niveau von vor der Krise.

Beherbergung und Gastronomie erholt sich nur langsam
Während exportorientierte Branchen stark von der Erholung der Weltwirtschaft profitieren und sogar kräftig investieren
(Ausrüstungsinvestitionen 2020: -6,5 %, 2021: 10,6 %, 2022: 5,3 %), erholt sich der Bereich der Beherbergung und Gastrono-
mie nur langsam. Nach einem Einbruch der Wertschöpfung im Jahr 2020 von -40,1 % folgt ein heuer ein neuerlicher Rückgang
von -3 %, um dann am Ende des Prognosezeitraums 2022 wieder um +40 % zu wachsen. Damit bleibt die Wertschöpfung in
diesen Wirtschaftsbereichen um etwa ein Fünftel hinter dem Hoch vor der Krise zurück.

Privater Konsum hinkt Erholung der Warenexporte deutlich hinterher
Die Covid-19-Maßnahmen führten zu einem drastischen Rückgang der privaten Konsumausgaben (2020: -8,5 %). Spiegelbild-
lich führten das Zwangssparen und das konjunkturell besonders gefährliche Vorsichtssparen zu einer Verdoppelung der Spar-
quote auf 14,4 % des verfügbaren Einkommens, die im heurigen Jahr nur leicht zurückgeht (2021: 10,4 %). Somit entfällt der
private Konsum als Stütze der Konjunktur und wird sich erst bis 2022 vollständig erholen (2021: +4,5 % und 2022: +6,0 %).

Erfreuliche Entwicklungen bei Beschäftigung und Arbeitslosigkeit
Ursprünglich ist das WIFO noch im Sommer davon ausgegangen, dass das Vorkrisenniveau der Arbeitslosenquote erst 2025
erreicht werden wird. Doch sowohl der Einbruch als auch die Erholung sind historisch einzigartig, sodass die nationale Ar-
beitslosenquote bereits 2022 auf das Vorkrisenniveau von 7,4 % sinkt. Die Zahl der registrierten Arbeitslosen wird dann mit
308.000 nur noch um wenige tausend über dem Niveau von 2019 liegen. Die steigende Zahl der Langzeitarbeitslosen darf im
Aufschwung nicht zurückgelassen werden. Eine umfassende Unterstützung bei der Arbeitsplatzsuche durch das Arbeits-
marktservice könnte dazu beitragen.

1   Österreichisches Institut für Wirtschaftsforschung, 8. Oktober 2021.

                                                                                                        Branchenreport.2021 │ 9
Bruttoinlandsprodukt (BIP): Gesamtwert aller Güter, die innerhalb eines Jahres in einer Volkswirtschaft hergestellt wurden
    abzüglich der Vorleistungen.
    Private Konsumausgaben: Wert der Waren und Dienstleistungen, die inländische Haushalte für den Verbrauch kaufen.
    Verbraucherpreisindex (VPI): Maßstab für die allgemeine Preisentwicklung (Inflation). Die Grundlage bildet ein Warenkorb,
    der Waren und Dienstleistungen beinhaltet, die ein durchschnittliches Verbraucherverhalten repräsentieren.
    Sparquote: Anteil am verfügbaren Einkommen der privaten Haushalte, der gespart wird.
    Realeinkommen: wird um die Preisentwicklung bereinigt und ist ein Indikator für die Kaufkraft des Einkommens.
    Verfügbares Einkommen privater Haushalte: Summe der regelmäßigen Einkommen aller Mitglieder eines Haushaltes nach
    Abzug aller direkten Abgaben (z.B. Lohnsteuer) und Hinzurechnung aller Geldleistungen, die durch den Staat an den Haus-
    halt gehen (z.B. Arbeitslosengeld).
    Lohnstückkosten: Hier werden die Arbeitnehmerentgelte dem Bruttoinlandsprodukt gegenübergestellt.

                          WIFO Konjunkturprognose vom Oktober 2021 - Veränderung gegen das Vorjahr in Prozent
                                                                           2018           2019         2020           2021             2022
         Bruttoinlandsprodukt
              Wirtschaftswachstum Österreich, nominell                          +4,3          +3,1        – 4,6              +6,6             +7,4
              Wirtschaftswachstum Österreich, real                              +2,5          +1,5        – 6,7              +4,4             +4,8
              Wirtschaftswachstum Deutschland, real                             +1,1          +1,1        – 4,6              +2,7             +5,0
              Wirtschaftswachstum EU 27, real                                   +2,1          +1,8        – 5,9              +4,9             +4,7
              Wirtschaftswachstum Euro-Raum, real                               +1,9          +1,5        – 6,3              +4,8             +4,7
              Wirtschaftswachstum USA, real                                     +2,9          +2,3        – 3,4              +6,1             +4,0
         Stundenproduktivität in der Gesamtwirtschaft                           +0,5         – 0,1         +2,1            – 1,9              +0,9
         Stundenproduktivität in der Herstellung von Waren                      +1,9         – 0,1        – 0,8              +2,1             +3,0
         Private Konsumausgaben, real                                           +1,1          +0,7        – 8,5              +4,5             +6,0
         Bruttoanlageinvestitionen, real                                        +4,4          +4,8        – 5,2              +8,2             +4,1
              Ausrüstungen                                                      +3,4          +5,5        – 6,5           +10,6               +5,3
              Bauten                                                            +5,6          +4,0        – 3,7              +5,4             +2,6
         Bruttowertschöpfung, real
             Herstellung von Waren einschließlich Bergbau                       +4,3          +0,6        – 7,0              +8,0             +3,5
             Handel; Instandhaltung und Reparatur von Kfz                       +4,2          +2,0        – 4,2              +6,0             +5,0
         Warenexporte, fob, real                                                +4,7          +2,7        – 7,8           +12,7               +6,0
         Warenimporte, fob, real                                                +4,1         – 0,0        – 6,4           +13,0               +6,0
         Leistungsbilanzsaldo
              Mrd. €                                                            3,49          8,32        7,20             -3,43            -3,11
              in % des BIP                                                        0,9          2,1          1,9              -0,8             -0,7
         Verbraucherpreise                                                      +2,0          +1,5         +1,4              +2,8             +3,0
         Arbeitslosenquote
                                                                                                                               Keine Prognose:
             in % der Erwerbspersonen (laut Eurostat)                             4,9          4,5          5,4
                                                                                                                    Revision der LFS-Methodik
             in % der unselbständigen Erwerbspersonen                             7,7          7,4          9,9             8,2            7,4
         Arbeitslosigkeit in 1.000 Personen                                   312,1          301,3       409,6            337,6             307,6
         Unselbständig aktiv   Beschäftigte1                                    +2,5          +1,6         -2,0              +2,3             +1,9
         Bruttoverdienste je ArbeitnehmerIn, nominell                          + 2,7          +2,9         +2,0              +1,8             +3,1
         Realeinkommen je ArbeitnehmerIn
              Brutto                                                            +0,7          +1,4         +0,6            – 1,0              +0,1
              Netto                                                             +0,2          +1,4        + 1,3            – 1,1            – 0,2
         Sparquote exkl. betrieblicher Versorgungsansprüche2                      7,0          7,9        13,9                9,8              5,4
         Lohnstückkosten, nominell
              Gesamtwirtschaft                                                  +2,4          +2,3         +7,6            – 0,4              +0,4
              Herstellung von Waren                                             +1,7          +3,3         +6,2              –5,2             +0,0
         Finanzierungssaldo des Staates in % des    BIP3                          0,2          0,6        – 8,3            – 6,3            – 1,9
1 ohne Karenz-/KinderbetreuungsgeldbezieherInnen, Präsenzdiener und in der Beschäftigungsstatistik erfasste arbeitslose SchulungsteilnehmerInnen,
2 in Prozent des verfügbaren Einkommens - einschließlich Zunahme betrieblicher Versorgungsansprüche
3 gemäß Maastricht-Definition

                                                                                                                             Branchenreport.2021 │ 10
Aktuelle WIFO-Prognose im Vergleich

Das Österreichische Institut für Wirtschaftsforschung (WIFO) wird unter anderem von Finanzministerium, Österreichischer
Nationalbank und Sozialpartnern finanziert. Die WIFO Prognosen gelten de facto als offizielle Prognosen der Bundesregie-
rung. In Vorstand und Kuratorium des WIFO sind auch die Spitzen aller Sozialpartner vertreten. Um Auseinandersetzungen
über die bei Verhandlungen zugrunde zu legenden Prognosen zu vermeiden, gilt die WIFO Prognose als Konsens der Sozial-
partner über die künftige Entwicklung. Die weiteren Prognosen sind somit eher als Zusatzinformation über alternative Sicht-
weisen zur Wirtschaftsentwicklung zu sehen.

Die rezenteren Prognosen rechnen mehrheitlich mit kräftigem Konjunkturaufschwung in den Jahren 2021 und Jahr 2022.
Mittlerweile sind sich alle Institutionen einig, dass Österreichs Vorkrisenniveau spätestens Ende 2022 erreicht werden wird.
Die Unterschiede in den Prognosen sind zum Teil auch unterschiedlichen Prognosezeitpunkte geschuldet, die mit einem un-
terschiedlichen Wissensstand verbunden sind. Aufgrund steigender Rohstoffpreise (insb. Erdöl, aber auch Eisenerze, Eisen
und Stahl, usw.) erwarten sowohl das WIFO als auch das IHS einen Preisauftrieb, der das Inflationsziel der EZB von 2 % im
Jahr 2021 und 2022 übersteigt.

                 BIP-Wachstumsprognosen in Österreich (in %, real)                          Inflationsprognose für Österreich (VPI-Anstieg in %)
                                  2020                 2021                 2022                 2020                 2021                 2022
      WIFO (10/2021)                      - 6,7                +4,4                 +4,8                 +1,4                 +2,8                 +3,0
         IHS (06/2021)                     -6,7                +4,5                 +4,5                 +1,4                 +2,6                 +2,3
      OeNB (06/2021)                       -6,7                +3,9                 +4,2
         EU (05/2021)                      -6,6                +3,4                 +4,3
      OECD (05/2021)                       -6,7                +2,5                 +4,1
Quellen: WIFO-Prognose vom 8. Oktober 2021; IHS-Prognose vom 8. Oktober 2021 (vierteljährliche Revision); OeNB: Prognose vom Juni 2021 (halbjährliche
Revision); EU: Frühjahrsprognose der Europäischen Kommission vom Mai 2021 (vierteljährliche Revision); OECD: Economic Outlook Nr. 109 vom Mai 2021
(halbjährliche Revision). Zahlen in Klammer stellen jeweils das Lockerungsszenario der Institute dar.

Inflation

Unter Inflation versteht man eine allgemeine und andauernde Erhöhung des Preisniveaus. Das andauernde Sinken des Preis-
niveaus nennt man Deflation.

Die Inflationsrate für September 2021 lag laut Statistik Austria bei 3,3 % (August 2021: 3,2 %). Der Indexstand des Verbrau-
cherpreisindex 2020 (VPI 2020) betrug im September 2021 103,5. Gegenüber dem Vormonat August 2021 stieg das durch-
schnittliche Preisniveau um 0,5 %.
Im September 2021 stieg die Teuerung in Österreich mit 3,3 % auf den höchsten Wert seit November 2011. Vor allem die im
Vorjahr niedrigen Treibstoff- und Energiepreise beeinflussten die Inflation weiterhin stark. Hinzu kamen Preissteigerungen
bei Bewirtungsdienstleistungen. Die hohe Veränderungsrate zum Vormonat geht hauptsächlich auf Preissteigerungen bei
Bekleidung zurück, deren Preise durch das Eintreffen der Winterware angetrieben wurden.

                        Spezielle Preistreiber, in %                                                Spezielle Preissenker, in %
Dieseltreibstoff                                           23,1              Mobiltelefonie                                               -3,7
Superbenzin                                                23,9              Nichtärztliche Dienstleistungen                              -2,7
Flugticket                                                 43,4              Übernachtung im Ausland                                      -8,4
Heizöl extra leicht, Großabnahme                           34,1              Wohnungsmiete                                                -0,7
Profilholz                                                 59,1              Mobiltelefongerät                                            -6,7
Quelle: Statistik Austria

                                                                                                                           Branchenreport.2021 │ 11
Arbeitsmarkt

  Arbeitsmarktzahlen werden monatlich veröffentlicht - hier sind die letzten verfügbaren Werte aufgeführt (Quelle: BMAKS-
  Bali Datenbank, Hauptverband der Sozialversicherungsträger, AMS, eigene Berechnungen): Im September 2021 stieg die Be-
  schäftigung im Vorjahresvergleich um gut 93.000 (+2,5 %). Damit wurde auch im September das Vorkrisenniveau um 52.000
  (+1,3 %) übertroffen. Im April 2021 war die Beschäftigung noch um -20.000 oder -0,53 % unter den Wert von 2019 gelegen.
  Der Beschäftigungsrückgang während des 1.Lockdowns lag im März und April zunächst bei knapp 190.000, um sich dann
  langsam wieder zu erholen. Seit Oktober 2020 kam es zu einer erneuten Beschäftigungsabnahme im Vorjahresvergleich aber
  mit dem Monat März 2021 scheint eine Besserung eingetreten zu sein. Ab dem dritten Quartal dieses Jahres war die Arbeits-
  marktentwicklung dann sehr dynamisch zum Besseren hin. Die Zahl der Arbeitslosen lag im September 2021 um 77.700
  (-22,4 %) unter dem Vorjahreswert, und auch 2.800 unter dem Wert des Jahres 2019. Die Zahl der SchulungsteilnehmerInnen
  lag im August um 7.300 über dem Vorjahresniveau, was den Rückgang der registrierten Arbeitslosen etwas relativiert.

  Die geringfügige Beschäftigung ist gegenüber dem Vorjahr um 6.700 auf gut 330.000 (+2,1 %) gestiegen.
  Die Zahl der beim AMS gemeldeten offenen Stellen ist gegenüber dem Vorjahresmonat um 47.000 auf knapp 114.000 gestie-
  gen. Damit stellen die beiden letzten Monate stellt einen bisher nie erreichten Rekordwert dar. Der Stellenandrang, also die
  Zahl der Arbeitslosen je offener Stelle ist gegenüber dem Vorjahr deutlich gefallen.

  Die hier angeführten Zahlen beinhalten bei den Arbeitslosen auch die SchulungsteilnehmerInnen, bei den Beschäftigten wer-
  den die Karenz-/KindergeldbezieherInnen und die Präsenzdiener, deren Beschäftigungsverhältnis aufrecht ist, nicht mitge-
  zählt. Die hier berechnete Arbeitslosenquote ist daher größer als die vom AMS ausgewiesene (in Klammern), und die Differenz
  ist bei den Frauen größer als bei den Männern. Die Zahl der Arbeitslosen je offener Stelle ist aus demselben Grund höher als
  die vom AMS ausgewiesene.

Arbeitsmarkt                                     Sep. 2017         Sep. 2018        Sep. 2019         Sep. 2020       Sep. 2021

                                    Frauen           1.641.803        1.676.805          1.703.175       1.689.075       1.730.505

                                    Männer           1.982.701        2.029.637          2.063.917       2.039.058       2.092.944
Unselbständig Beschäftigte ohne
Karenzierte und Präsenzdiener       ∑                3.624.504        3.706.442          3.767.092       3.728.133       3.823.449

                                    Δ in %              1,81%            2,26%              1,64%          -1,03%            2,56%

                                    Frauen            213.512          210.549            208.969         198.336          202.764

                                    Männer            127.114          125.134            126.662         125.397          127.647
geringfügig Beschäftigte
                                    ∑                 340.626          335.683            335.631         323.733          330.411

                                    Δ in %              0,96%            -1,45%            -0,02%          -3,54%            2,06%

                                    Frauen            176.161          166.091            162.159         195.798          164.931
Arbeitslose                                           198.774          178.830            172.305         211.138          173.583
                                    Männer
inkl. Schulungsteilnehmer
                                    ∑                 374.935          344.921            334.464         406.936          338.514

                                    Frauen         9,7% (7,6%)      9,0% (7,1%)      8,7% (6,8%)      10,4% (8,5%)      8,7% (6,7%)
Arbeitslosenquote inkl.
Schulungsteilnehmer                 Männer         9,1% (7,5%)      8,1% (6,7%)      7,7% (6,5%)       9,4% (8,3%)      7,7% (6,3%)
(lt AMS) in %
                                    ∑              9,4% (7,6%)      8,5% (6,9%)      8,2% (6,6%)       9,8% (8,4%)      8,1% (6,5%)

Jobandrang, Arbeitslose und Schu-
lungsteilnehmerInnen je offener     ∑                 6,0 (4,8)        4,3 (3,5)          4,1 (3,3)       6,1 (5,2)        3,0 (2,4)
Stelle (lt. AMS)

                                                                                                        Branchenreport.2021 │ 12
4 ENERGIEPOLITISCHES UMFELD

Christina Brichta-Hartmann,
AK Wien, Abteilung Wirtschaftspolitik

Energie ist kein Gut wie jedes andere. Der Zugang zu und eine stabile Versorgung mit Energie sind zentrale Bausteine moder-
ner Gesellschaften. Der Versorgung mit Elektrizität kommt dabei eine besondere Rolle zu – und dies obwohl der Anteil von
elektrischer Energie gemessen am gesamten energetischen Endverbrauch nur 21 % beträgt (siehe Abbildung 1). Jedoch ran-
giert der elektrische Energieverbrauch damit bereits auf Platz 2 hinter Erdöl, aber noch vor Erdgas. Strom wird auch in Zukunft
eine immer bedeutendere Rolle einnehmen werden, da er als Substitut für fossile Energieträger, etwa im Mobilitätssektor
oder in der Raumwärme, stark an Bedeutung gewinnen wird.

Wirft man einen Blick in die historische Entwicklung seit dem Jahr 2005, wird auch eine Verschiebung im Endverbrauch zu-
gunsten der erneuerbaren Energien deutlich. So ging der Anteil der Ölprodukte am energetischen Endenergieverbrauch um
knapp 10,5 %-Punkte zurück – im Vergleich zum Jahr 2010 um 4,4 %, jener von Kohle nahm um 0,6 %-Punkte bzw. im Vergleich
zum Jahr 2010 um 0,1 % ab. Der Anteil erneuerbarer Energien stieg um 5,5 %-Punkte – gegenüber 2010 um 1,2 %-Punkte.
Allein der Anteil von Erdgas konnte im Bereich der fossilen Energieträger nicht gesenkt werden, er betrug im Jahr 2020 im
Vergleich zu 2005 0,8 %-Punkte bzw. gegenüber 2010 um 0,6 %-Punkte mehr. Diese Entwicklungen spiegeln allerdings weni-
ger die Bemühungen zur Dekarbonisierung wider, sondern sind durch die außerordentlichen Effekte der COVID19-Pandemie
und besonders der Lockdowns bedingt. So zeigt sich in der Entwicklung des österreichischen Primärenergieverbrauch der
Jahre 1965 bis 2020, dass der Verbrauch von Öl und Kohle parallel zur konjunkturell bedingten Entwicklung des Gesamtener-
gieverbrauchs massiv eingebrochen ist, während Erdgas, Wasserkraft und die Erneuerbaren Energieträger in der Gesamt-
schau die Entwicklungen des Trends der letzten 10 Jahre fortschreiben konnten.

                                                            Kohle: 1,7%
                                                                                Abfälle:1,1%

                     Fernwärme: 6,9%

                                Erneuerbare:                                              Öl:
                                   16,6%                                                 34,5%

                                        Erdgas:
                                        18,4%
                                                                     Elektrische
                                                                      Energie:
                                                                        20,9%

Abbildung 1: (vorläufige) Struktur des energetischen Endverbrauchs 2020, Quelle: Statistik Austria

                                                                                                      Branchenreport.2021 │ 13
Österreichs Energiepolitik wird maßgeblich durch europäische und internationale Initiativen und Vorgaben mitgeprägt. Unter
anderem von den Klima- und Energiezielen des Pariser Klimaabkommens (2015), den Beschlüssen der UN-Klimakonferenz in
Katowice 2018 oder dem „Green Deal“ der europäischen Kommission 2019. Solche rahmensetzenden Abkommen und Ver-
träge prägen in Folge die nationalstaatliche Energiepolitik, zum Beispiel in Form der nationalen Energie und Klimapläne.

Die österreichische Regierung unter ÖVP und Grünen hat sich aber auch selbst große Ziele gesteckt: bis spätestens 2040 soll
Österreich klimaneutral werden und ein klimagerechter Umbau aller Sektoren erfolgen. Dazu werden „verbindliche Gesamt-
und Sektorenziele für alle Sektoren“ (Regierungsprogramm 2020-2024, S. 105) erarbeitet, um verbindliche Reduktionspfade
bis 2040 zu erreichen. Im Juli 2021 wurden im Parlament mit dem Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz die Zielsetzungen zur Steige-
rung der erneuerbaren Stromproduktion für die einzelnen Erzeugungskomponenten bis zum Jahr 2030 beschlossen.

                                                                                                    Branchenreport.2021 │ 14
Der österreichische Strommarkt

2020 wurden etwa 84 % des Gesamtstromverbrauchs in Österreich durch erneuerbare Energieträger (Wasserkraft, Biomasse,
Biogas, Windkraft und Photovoltaik) erzeugt. Die gesamte Produktion von elektrischer Energie war mit 262 PJ um 2% (-6 PJ)
niedriger als im Vorjahr, wobei vor allem die Erzeugung durch Photovoltaik (+23 %), und Wasserkraft (+3 %) Zuwächse ver-
zeichnete, während die Erzeugung von Windkraft um 9 % sank.1

In Bezug auf die europäischen Zielsetzungen verfügt Österreich in der Stromerzeugung aufgrund des großen Anteils von Was-
serkraft über eine starke Ausgangsposition. Zusätzlich leistet die heimische Wasserkraft einen bedeutenden Beitrag zur Ver-
sorgungssicherheit und Unabhängigkeit der österreichischen Energieversorgung. Wie die unten dargestellte Abbildung zeigt,
wurden 2020 rund 62 % (45,38 TWh) der inländischen Stromproduktion aus Wasserkraft gewonnen.

                                                     Kohle      Öl            sonstige
                               Biogene:
                                                      3%        1%              2%
                                  6%
                           Photovoltaik:
                               3%
                                                                                                   Laufkraftwerke: 42%
                        Windkraft:
                           9%

                            Erdgas
                             14%

                                                                                    Speicherkraftwerke: 20%

Abbildung 2: Bruttostromerzeugung in Österreich nach Energieträgern 2020, Quelle: Eigene Berechnungen basierend auf E-Control, Betriebs-
statistik

Im Jahr 2020 sank – pandemiebedingt durch die gesunkene Nachfrage – die gesamte Inlands-Stromerzeugung (Brutto-Erzeu-
gung) gegenüber dem Vorjahr um 2 % (-1,4 TWh). Gleichzeitig, sank auch der Inlandsstromverbrauch um -3,2 % (4,2 TWh) –
der im Vergleich zur Produktion stärkere Einbruch des Verbrauchs ist durch die Pandemie bedingt. 2 Innerhalb der Erzeugungs-
komponenten kam es zu einigen Veränderungen. Die Erzeugung aus fossilen Brennstoffen und Derivaten war mit -16 % (2,5
TWh weniger als im Jahr 2019) stark rückläufig: so brach die Erzeugung aus Steinkohle um 63,9 % ein (minus 0,9 TWh), auch
Erdgas in Wärmekraftwerken wurde um 12,2 % weniger verfeuert (-1,4 TWh). Dieser Effekt lag jedoch weniger an gelungenen
klimapolitischen Maßnahmen, sondern daran, dass diese vor allem für die Ausgleichsenergie und Verbrauchsspitzen genutz-
ten Erzeugungskomponenten durch die coronabedingten Verbrauchseinbrüche – Stichwort Lockdowns – schlicht weniger
benötigt wurden. Die Erzeugung aus sonstigen Brennstoffen brach im Vergleich zum Vorjahr um 23,6 % ein, ein Minus von -
0,2 TWh. Insgesamt wurden allerdings dennoch 18 % der österreichischen Erzeugung aus fossilen Kraftwerken gewonnen
(iVm 2019 21 %). Von historischer Bedeutung ist, dass 2020 Österreichs letztes Kohlekraftwerk vom Netz ging.

Die Stromerzeugung aus biogenen Brennstoffen wiederum erlebte eine Steigerung um 1,7 % oder +0,08 TWh. Die Erzeugung
durch Windkraftanlagen sank um -8,9 % – im Vergleich zum Vorjahr wurden 0,7 TWh weniger Windstrom erzeugt. Die

1   Eigene Berechnungen basierend auf E-Control, Betriebsstatistik Stromversorgung in Österreich
2   Quelle E-Control, Betriebsstatistik

                                                                                                             Branchenreport.2021 │ 15
Photovoltaik spielt – ausgehend von geringen Mengen – eine zunehmend größere Rolle, 22,6 % oder 0,4 TWh Sonnenstrom
wurden mehr erzeugt.
Traditionell stark war im Jahr 2020 der Beitrag der Wasserkraft am Erzeugungsmix, insgesamt wurden im Vergleich zu 2019
2,7 % bzw. 1,2 TWh Strom aus Lauf- oder Speicherkraftwerken erzeugt. Die Entwicklung der Stromerzeugung aus Wasserkraft
ist naturgemäß maßgeblich vom witterungsbedingt zur Verfügung stehenden Wasserdargebot beeinflusst. 2020 war ein gu-
tes Wasserjahr: Laufwasserkraftwerke erzeugten 2020 rund 2,4 % (+0,7 TWh) mehr Strom im Vergleich zum Vorjahr, Pump-
speicherkraftwerke 3,2 % (+0,5 TWh) mehr Strom als im Jahr 2019. Der Erzeugungskoeffizient der Laufkraftwerke lag 2020
mit 1,03 um 1 Prozentpunkt über dem Vergleichswert von 2019 und um 19 Prozentpunkte über dem langjährigen Durch-
schnitt. Mit Ausnahme der Monate Jänner, März, April, Mai, Juni und gegen Jahresende im Dezember produzierte die öster-
reichische Wasserkraft mehr Strom im Vergleich zu den jeweiligen Vorjahresmonaten. Die größten Steigerungen waren dabei
in den Monaten Februar (+21,5 %), im September (+30,4 %) sowie im Oktober (+47,7 %) zu verzeichnen.

Ende 2020 speisten insgesamt knapp 38.000 Anlagen in die Ökobilanzgruppe ein. Die Einspeisemenge wurde im Vergleich
zum Vorjahr um etwa 860 GWh verringert und betrug 9,5 TWh, inklusive der Biomasse-Bilanzgruppe wurde im Jahr 2020 ein
Ökostromvolumen von rund 10,1 TWh über die OeMAG abgerechnet und vermarktet. 1
Sowohl Importe als auch Exporte verringerten sich im Jahr 2020: so wurden 24,5 TWh (2019: 26 TWh, -5,9 %) importiert sowie
22,3 TWh (2019: 22,9 TWh, -2,6 %) exportiert. Die größten physikalischen Strom-Importe kamen dabei über die deutsch-
österreichische Grenze (13,8 TWh) und die tschechisch-österreichische Grenze (8,7 TWh) nach Österreich. Die größten Emp-
fängerländer für physikalische Stromexporte aus Österreich waren Ungarn (6,4 TWh), Deutschland (5,3 TWh) und Slowenien
(4,7 TWh).

Preisentwicklungen

Mit 1. Oktober 2018 wurde der unbegrenzte Handel am deutsch-österreichischen Strommarkt beschränkt und eine Strom-
preiszonentrennung eingeführt. Mit der Einschränkung des Stromhandels zwischen Deutschland und Österreich wurde er-
wartet, dass es zu höheren Großhandelsstrompreisen in Österreich kommen wird – diese Erwartungen haben sich auch über-
wiegend bestätigt, haben jedoch nicht die ursprünglich befürchteten Ausmaße angenommen.

Der österreichische Strompreisindex (ÖSPI) liegt für September 2021 im Vergleich zum September des Vorjahres 2020 um
38,9 % höher. Dieser berücksichtigt keine Netzgebühren, Steuern oder Abgaben, sondern erfasst nur Strom-Großhandels-
preise. Grundlage für den ÖSPI sind die Marktpreise für Strompreis-Futures der kommenden vier Quartale, wodurch die zu
erwartende Entwicklung des Strompreises errechnet werden kann. Der Grundlastpreis stieg im Vergleich zum Jahr 2020 um
40,4 %, der Spitzenlastpreis um 35,0 %.2
Auch weiterhin ist ein Anstieg der Preisentwicklung festzustellen – so lag im Coronajahr 2020 der monatliche Durchschnitts-
strompreis im Juli bei 32,3 EUR/MWh, im Juli 2021 bei 83,7 EUR/MWh, was einen Anstieg von 159 % bedeutet. Wesentliche
Einflussfaktoren auf den Strompreis sind die CO2-Bepreisung, die Preise der Rohstoffe Kohle und Gas, die Verfügbarkeit von
erneuerbaren Energien und die Nachfrage, Bedarf an Strom.3

Der Gaspreisindex der österreichischen Energieagentur (ÖGPI) bildet ebenso den reinen Energiepreis ohne Steuern und Ab-
gaben sowie ohne Netzkosten ab. Im Vergleich zum August des Vorjahres liegt der ÖGPI um 382,0 % höher. Dieser Anstieg ist
jedoch mit den im Jahr 2020 massiv gefallenen Preisen aufgrund des allgemein ausgelösten wirtschaftlichen Schocks durch
die Corona-Pandemie zu erklären, unter anderem kommt es auch deshalb zu so hohen Prozentsätzen. In den vergangen zwölf
Monaten lag der ÖGPI im Schnitt bei 76,90 Punkten.4 Er erreichte damit im Sommer 2021 etwa das Vorkrisenniveau von 2019.
Der Umstand, dass der Gaspreis aktuell hoch ist, sorgt trotz des auf hohem Niveau stabilen CO 2-Preises dafür, dass in Europa
relativ viel Strom aus Kohle erzeugt wird.5

1 Quelle OeMAG, Bericht zum Geschäftsjahr 2020
2
  Österreichische Energieagentur https://www.energyagency.at/fakten-service/energiepreise/strompreisindex.html
3 https://www.apg.at/media-center/infografiken
4 https://www.energyagency.at/fakten-service/energiepreise/gaspreisindex.html
5 https://www.apg.at/media-center/infografiken

                                                                                                          Branchenreport.2021 │ 16
Politische und regulatorische Rahmenbedingungen

Klimaziele
Österreich ist zur Erreichung der energie- und klimapolitischen Ziele der EU verpflichtet. Die Umsetzung der in Paris 2015
definierten Klimaziele auf europäischer Ebene sowie des europäischen Grünen Deals wird im nationalen Energie- und Klima-
plan festgehalten. Bis 2030 sollen 32 % der Energie aus erneuerbaren Quellen kommen und die Energieeffizienz EU-weit um
32,5 % gesteigert werden. Österreich will dabei eine Verbesserung der Energieintensität von 25-30 % im Vergleich zum Jahr
2015 erreichen1. Im Rahmen des jüngst veröffentlichten „Fit for 55“-Pakets schlägt die EU-Kommission noch deutlich ehrgei-
zigere Ziele vor: Auf dem Weg zur europäischen Klimaneutralität 2050 soll für 2030 ein Zwischenziel für die Verringerung von
Treibhausgasemissionen um 55 % schlagend werden.

Sondersituation COVID19
Im Jahr 2020 sank der energetische Endverbrauch gegenüber dem Vorjahr jedoch um -7 % auf 1.055 Petajoule. Grund dafür
war die Corona-Pandemie und der damit verbundene Rückgang der wirtschaftlichen Aktivität (BIP: -6,3 %) allgemein sowie
die mit der Pandemiebekämpfung einhergehende Reisebeschränkungen und vermehrte Homeoffice-Tätigkeit im Speziellen.
Vor allem im Verkehrsbereich kam es deshalb zu einer massiven Reduktion des Verbrauchs (-18,4 %) im Gegensatz zum Jahr
2019. Auch die anderen Sektoren, mit Ausnahme der Privaten Haushalte mit einem minimalen Plus, verzeichneten einen
leichten Rückgang.2
Der Stromverbrauch in Österreich ist um 3,2 % gegenüber dem Vorjahr eingebrochen – was jedoch historisch gesehen eine
absolute Ausnahme ist; wie im Jahr der Finanzkrise 2009 war diese Entwicklung von den besonderen gesamtwirtschaftlichen
Umständen bedingt. Der „Covideffekt“ war auch nicht gleichmäßig über das Jahr verteilt, sondern Ergebnis der Lockdowns.
Im 4. Quartal – trotz erneutem Lockdown – wirkte sich die im Vergleich zum Vorjahr deutlich kältere Witterung aus sowie die
Justierung der Beschränkungen im Vergleich zum schockartigen ersten Lockdown ab März 2020, in vielen Branchen stieg der
Bedarf, was vor allem im dominierenden Sektor, der produzierenden Industrie, durchschlug. 3

Die Corona-Krise stellte im Jahr 2020 viele Menschen und Unternehmen vor große Herausforderungen. Die wirtschaftlich
prekäre Situation vieler KundInnen veranlasste zu einer freiwilligen Vereinbarung zwischen der für Energiepolitik zuständigen
Ministerin und den Verbänden der Strom- und Gasunternehmen mit dem Ziel, die Belieferung von HaushaltskundInnen und
kleinen gewerblichen KundInnen mit Strom und Gas zu gewährleisten. Zeitlich sollte die Vereinbarung bis 1. Mai 2020 gelten
und wurde schließlich bis 30. Juni 2020 verlängert. Die E-Control wurde mit einem Monitoring beauftragt. Dieses zeigte, dass
es im Vergleich zu den Vorjahren in den Monaten April bis Juni zu einem massiven Rückgang der Abschaltungen aufgrund von
Zahlungsverzug kam, fast 15.000 Strom- und Gasabschaltungen wurden ausgesetzt, in über 32.000 Fällen wurden Teilbeträge
auf Ansuchen der KundInnen reduziert, beinahe 27.500 Stundungen und über 9.800 Ratenzahlungspläne gewährt. Die Maß-
nahmen waren jedoch zeitliche Überbrückungen, ab Juli 2020 holten die Energielieferanten die Mahnungen und darauffol-
gend im Oktober und November 2020 die Abschaltungen nach. 4

1
  BMNT, 2019
2 Statistik Austria 2021
3 energate messenger, 17.2.2021
4 E-Control, Tätigkeitsbericht 2020

                                                                                                    Branchenreport.2021 │ 17
Erneuerbaren Ausbau Gesetz (EAG)
Mit dem Erneuerbaren Ausbaugesetz hat sich die Bundesregierung das Ziel gesetzt, bis 2030 den gesamten österreichischen
Strombedarf (bilanziell) zu 100 % durch im Inland erzeugte erneuerbare Energie zu decken. In nur knapp 9 Jahren soll die
erneuerbare Stromerzeugung um 27 Terawattstunden (TWh) erhöht werden. Der überwiegende Teil davon soll aus Photo-
voltaik (11 TWh) und Windkraftanlagen (10 TWh) kommen, aber auch die Wasserkraft (5 TWh) und Biomasse (1 TWh) spielen
dabei eine Rolle. In der Regierungsvorlage wurde zusätzlich ein neues Förderregime für grünes Gas (Biomethan und Wasser-
stoff) eingeführt.
Die Finanzierung der Fördermittel für Erneuerbare Stromerzeugungsanlagen soll dabei, wie bisher im Ökostromgesetz, über
Zuschläge zu den Netzentgelten erfolgen – Förderpauschale und ein verbrauchsabhängiger Förderbeitrag, die über die jähr-
liche Stromrechnung zu bezahlen sind. Weiterhin tragen die Haushalte damit den Großteil der Förderkosten. Zusätzlich
kommt auf die Gas-KundInnnen ein neuer, vom Gasverbrauch abhängiger, Grüngasbeitrag zu, den sie zukünftig über die
jährliche Gasrechnung zu zahlen haben.
Nach langwierigen Verhandlungen wurde das Gesetz am 7. Juli 2021 im Nationalrat sowie anschließend im Bundesrat mit den
Stimmen von ÖVP, SPÖ und Grünen – und damit der notwendigen 2/3-Mehrheit – beschlossen. Die beihilfenrechtliche Prü-
fung (Notifizierung) durch die europäische Kommission steht noch aus. Es besteht die Möglichkeit, dass noch Anpassungen
und damit ein erneuter Beschluss notwendig werden.

Marktverhältnisse im österreichischen Strommarkt
Die E-Control untersuchte aufgrund eigener Wahrnehmungen betreffend Preisentwicklung und Marktkonzentration in den
Jahren 2020 und 2021 die Struktur des österreichischen Strommarkts für Endkunden, mit Schwerpunkt auf Kleinkunden, an-
hand der Parameter Preisunterschiede, Wechselverhalten und Marktkonzentration.
Aus Perspektive des Regulators sind auch 20 Jahre nach Beginn des Liberalisierungsprozesses signifikante regionale Verfesti-
gungen im Strommarkt wahrnehmbar. Branchenweit spiegle sich der Einfluss der Stromgroßhandelsmärkte lediglich verzö-
gert in den Angeboten für Endkundentarife wider. Besonders bei den „Local Playern“, die in den Regionen Marktanteile von
bis zu 90 % aufweisen, sei eine Zurückhaltung bei der Preisweitergabe beobachtbar. Der Regulator erkennt vom Markt abge-
koppelte Preis- und Angebotsstrategien. Durch diese Marktkonzentration falle auch die Wechselrate in Österreich im euro-
päischen Vergleich eher moderat aus. Die Zurückhaltung auf Nachfrageseite sowie seitens der Endkunden subjektiv wahrge-
nommene Barrieren für den Wechsel würden es den Marktführern in ihren jeweiligen Regionen erlauben, eine eigene
(Hoch-)Preisstrategie zu etablieren.
Ob durch sogenannte Float-Tarife – bei denen der Energiearbeitspreis variabel durch einen bestimmten Strompreisindex
(ÖSPI oder der Spotpreis auf der Börse) bestimmt wird – eine Dynamisierung eintritt, werde der Regulator weiterhin beobach-
ten. Insgesamt intensivere sich der Wettbewerb in Österreich langsam.1

1E-Control, Untersuchung der Wettbewerbsstruktur und der kartellrechtlichen Marktdefinition im Endkundenmarkt Strom gem § 21 Abs 2
E-ControlG

                                                                                                        Branchenreport.2021 │ 18
5 DIE ENERGIEKONZERNE IN ÖSTERREICH

Allgemeines

Dieses Kapitel beschäftigt sich mit der wirtschaftlichen Betrachtung ausgewählter Kennzahlen der österreichischen Energie-
konzerne. Die ausgewählten wirtschaftlichen Daten beziehen sich auf grundsätzliche Informationen, um möglichst aussage-
kräftige Werte darzustellen. Je nach Definition der Werte und Kennzahlen können Informationen unterschiedlich ausgelegt
werden. Der Fokus dieses Beitrags liegt auf der Beurteilung der Ertragslage, der Aufwandsstruktur, der finanziellen Stabilität
sowie den Investitionen der untersuchten Energiekonzerne. Die Daten stammen aus den jeweiligen Konzernabschlüssen der
Jahre 2018 bis 2020.

Die Daten der Energiekonzerne sind jedoch aus mehreren Gründen nicht zu 100 % vergleichbar. Grund dafür ist unter ande-
rem die Anwendung unterschiedlicher Bilanzierungsstandards (IFRS oder UGB) der einzelnen Energiekonzerne: Fünf der acht
näher untersuchten österreichischen Energiekonzerne bilanzierten nach der internationalen Rechnungslegung IAS/IFRS: Ver-
bund, Energie AG Oberösterreich, EVN, KELAG, Energie Steiermark. Die restlichen untersuchten Konzerne bilanzierten nach
den Vorschriften des österreichischen Unternehmensgesetzbuchs (UGB). Zudem hat die Salzburg AG keine Notwendigkeit,
einen Konzernabschluss aufzustellen. Nichtsdestotrotz wird in dieser Untersuchung aufgrund der Vollständigkeit der Jahres-
abschluss (Einzelabschluss) des Salzburger Energieversorgungsunternehmens herangezogen.

Ferner ergeben sich bei Konzernabschlüssen jährlich neue Konsolidierungskreise, Bewertungsvorschriften oder abweichende
Bilanzstichtage. Die wichtigsten Unterschiede können der nachfolgenden Tabelle entnommen werden. Der Überblick hin-
sichtlich der Eigentümerstruktur veranschaulicht, dass die mehrheitlichen Anteilseigner bei den acht betrachteten Energie-
versorgern auch aufgrund gesetzlicher Vorschriften in öffentlicher Hand (z.B. Bundesländer, Republik Österreich) sind. Au-
ßerdem sind auch internationale Energieunternehmen, Kreditinstitute und heimische Energieunternehmen – teilweise ge-
genseitig – beteiligt (siehe etwa KELAG und Verbund). Darüber hinaus sind zwei österreichische Energiekonzerne (Verbund
und EVN) an der Wiener Börse gelistet.

Tabelle 1 Untersuchte Energiekonzerne und ihre EigentümerInnen
                                               Rechnungs-
                                  Bilanz-
 Name des Energiekonzerns                        legungs-                     EigentümerIn (HaupteigentümerIn)
                                 stichtag
                                                methode
                                                            Republik Österreich (51,0 %); EVN AG (11,5 %); Wiener Stadtwerke Hol-
Verbund - Konzern             Dezember       IFRS
                                                            ding AG (10,6 %); TIWAG (8,2 %); Streubesitz (15,3 %)
                                                            OÖ Landesholding GmbH (52,5 %); Linz AG (10,3 %); Raiffeisenlandes-
Energie AG OÖ - Konzern       September      IFRS           bank OÖ AG (13,9 %); TIWAG (8,2 %); Verbund AG (5,5 %); Oberbank AG
                                                            (5,2 %)
                                                            NÖ Landes-Beteiligungsholding GmbH (51,0%); WIENER STADTWERKE
EVN - Konzern                 September      IFRS
                                                            GmbH (28,4%); Streubesitz (19,6%); Firmeneigener Aktienbesitz (1%)
                                                            Kärntner Energieholding Beteiligungs GmbH (51,1%); Verbund AG
KELAG - Konzern               Dezember       IFRS           (35,2%); GBV Vierunddreißigste Gesellschaft für Beteiligungsverwaltung
                                                            mbH, Deutschland (12,9%)
Energie Steiermark - Konzern Dezember        IFRS           Land Steiermark (75,0 %); S.E.U. Holdings S.à.r.l. (25,0 %)
Wien Energie – Teilkonzern         Dezember            IFRS   Wiener Stadtwerde GmbH (100%)
                                                              Landesholding Burgenland GmbH (51,0 %); Burgenland Holding AG
Energie Burgenland - Konzern       September           UGB
                                                              (49,0 %)
Salzburg AG                                                   Land Salzburg (42,6 %); Landeshauptstadt Salzburg (31,3 %); Energie AG
                                   Dezember            UGB
(Einzelabschluss)                                             OÖ (26,1 %)
TIWAG - Konzern                    Dezember            UGB    Land Tirol (100,0 %)
Quellen: Geschäftsberichte 2018 bis 2020, Firmenbuch

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