BRANCHENREPORT MINERALÖL 2021 - Arbeiterkammer Wien

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BRANCHENREPORT MINERALÖL 2021 - Arbeiterkammer Wien
BRANCHENREPORT
MINERALÖL 2021
Kontakt:
Abteilung Betriebswirtschaft, AK Wien, +43 1 501 65 DW 12674

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Impressum
Medieninhaber: Kammer für Arbeiter und Angestellte für Wien,
Prinz-Eugen-Straße 20–22, 1040 Wien, Telefon: (01) 501 65 0
Offenlegung gem. § 25 MedienG: siehe wien.arbeiterkammer.at/impressum
Zulassungsnummer: AK Wien 02Z34648 M
AuftraggeberInnen: AK Wien, Betriebswirtschaft

Autorin: Kathrin Schragl | Kathrin.Schragl@akwien.at | +43 1 50165 DW 12792

Bilanzdatenbank: Elisabeth Lugger, Kristina Mijatovic-Simon

Beiträge: Kai Biehl, Michael Ertl, Markus Marterbauer, Sandra Matzinger, Reinhold Russinger

Foto: Adobe Stock - BillionPhotos

Grafik Umschlag und Druck: AK Wien
Verlags- und Herstellungsort: Wien
© 2016 bei AK Wien

Stand November 2021
Im Auftrag der Kammer für Arbeiter und Angestellte für Wien
INHALT

1   Kurzfassung ............................................................................................................. 5

2   Wirtschaftslage Österreichs...................................................................................... 8
    WIFO-Prognose Oktober 2021 für Österreich ................................................................................................................ 8
    Aktuelle WIFO-Prognose im Vergleich ......................................................................................................................... 10
    Inflation........................................................................................................................................................................ 10
    Arbeitsmarkt ................................................................................................................................................................ 11

3   Energiepolitisches Umfeld ...................................................................................... 12
    Mineralölverbrauch und -verarbeitung ....................................................................................................................... 13
    Importe und Aufbringung ............................................................................................................................................ 13
    Preisentwicklung .......................................................................................................................................................... 14
    Politische und regulatorische Maßnahmen ................................................................................................................. 15

4   AK Branchenmonitor Mineralöl .............................................................................. 17
    Branchensample .......................................................................................................................................................... 17
    Betriebsleistung ........................................................................................................................................................... 18
    Umsatzerlöse ............................................................................................................................................................... 18
    Operatives Betriebsergebnis (EBIT) ............................................................................................................................. 20
    Operative Betriebserfolgsquote (EBIT-Quote) ............................................................................................................. 21
    Aufwandsstruktur ........................................................................................................................................................ 22
    Jahresergebnis nach Steuern ....................................................................................................................................... 23
    Gewinnausschüttungen und Dividenden ..................................................................................................................... 24
    Eigenkapital ................................................................................................................................................................. 25
    Cashflow aus der betrieblichen Tätigkeit ..................................................................................................................... 26
    Fiktive Verschuldungsdauer ......................................................................................................................................... 27
    Investitionen ................................................................................................................................................................ 28
    Beschäftigte ................................................................................................................................................................. 29
    Personalaufwandsquote .............................................................................................................................................. 29
    Wertschöpfung ............................................................................................................................................................ 30
    Pro Beschäftigten Kennzahlen ..................................................................................................................................... 31

5   Bilanzkennzahlenvergleich ..................................................................................... 33
    Glossar ......................................................................................................................................................................... 35

6   Die internationalen Mineralölkonzerne .................................................................. 37
    Aktienkursentwicklung ................................................................................................................................................ 38
    Umsatzerlöse ............................................................................................................................................................... 38
    Operatives Ergebnis (EBIT und EBIT-Quote) ................................................................................................................ 39
    Jahresergebnis und Dividenden ................................................................................................................................... 40
    Cashflow ...................................................................................................................................................................... 41
    Beschäftigte und Personalaufwand ............................................................................................................................. 41
    Finanzielle Stabilität und Eigenkapital ......................................................................................................................... 42
    Investitionen ................................................................................................................................................................ 43

                                                                                                                                      Branchenreport.Mineralöl.2020 │ 3
7   OMV Ausblick 2021 ................................................................................................ 44
    OMV-Konzern: Jänner bis September 2021 ................................................................................................................. 44
    Ausblick ........................................................................................................................................................................ 45

                                                                                                                                      Branchenreport.Mineralöl.2020 │ 4
1 KURZFASSUNG

Aktuelle Wirtschaftslage Österreichs: Privater Konsum als Notwendigkeit für Wachstum
Das Wirtschaftsforschungsinstitut (WIFO) erwartet trotz steigenden Infektionsgeschehens einen kräftigen Konjunktur-
aufschwung für die Jahre 2021 und 2022. Das reale Bruttoinlandsprodukt steigt heuer real um 4,4 % und im Jahr 2022 um
4,8 %. Beschäftigung und Arbeitslosigkeit erholen sich rascher als erwartet und die Arbeitslosenquote soll bereits 2022 das
Niveau vor der Covid-19-Krise erreichen – drei Jahre früher als bisher angenommen.

Energiepolitisches Umfeld bis 2019: Erdölverbrauch und Preisentwicklung
Im Jahr 2020 betrug der gesamte österreichische Mineralölverbrauch (inkl. aller Mineralölprodukte, ohne petrochemische
Grundstoffe) 9,8 Mio. Tonnen – ein Einbruch von -14,8 % gegenüber dem Vorjahr, wie bereits beschrieben bedingt durch die
außergewöhnlichen Rahmenbedingungen der COVID19-Pandemie. Der Verbrauch von Diesel und Benzin sank um -12,3 % auf
7,64 Mio. Tonnen. Allgemein entfallen 64,2 % des Verbrauchs auf Dieselkraftstoffe, 14,1 % auf Benzin und 11,5 % auf Heizöl
Extraleicht. Der Rest sind Flugturbinenkraftstoff, andere Heizöle, Bitumen, Flüssiggas und Schmiermittel.
Die Raffinerie-Gesamtverarbeitung in Österreich betrug 2020 8,1 Mio. Tonnen Rohöl (-12,9 % im Vergleich zu 2019), die
Kapazitätsauslastung lag bei 84 % (2019: 97 %). Erzeugt wurden vor allem Dieselkraftstoffe (39 %), Ottokraftstoffe (23 %),
petrochemische Grundstoffe und Flugturbinenkraftstoff (13 bzw. 4 %) sowie Heizöl (12%).
Der Preis für Brent-Rohöl lag 2020 mit durchschnittlich USD 41,92 pro Barrel deutlich, fast um 35 %, unter dem
Vorjahresniveau von USD 64,30 pro Barrel und unterlag im Laufe des Jahres starken Schwankungen: Nach rund 64 US-Dollar,
für die ein Barrel Brent-Rohöl Anfang des Jahres 2020 gehandelt wurde, sackte durch die Pandemie die Nachfrage und damit
die Preise auf den Großhandelsmärkten innerhalb weniger Wochen um 70 % ab. Der Preis erlebte mit dem Start der
Lockdown-Maßnahmen einen massiven Einbruch und sank Ende März 2020 beinahe auf 22 US-Dollar.

AK-Branchenmonitor und Sample: Mineralölhandel, Mineralölproduktion und OMV Konzern
Die im Fachverband Mineralölindustrie organisierten Unternehmen bilden ein sehr diverses Bild an Leistungen ab und sind
daher miteinander nur bedingt vergleichbar. Um eine Vergleichbarkeit zu gewährleisten, wurden zwei Gruppen
(Mineralölhandel und Mineralölproduktion) gebildet, die in dieser Analyse getrennt betrachtet werden. Darüber hinaus
wurden die Kennzahlen des OMV-Konzerns ergänzend aufgenommen.

Geringere Umsätze in der gesamten Mineralölbranche
Die Betriebsleistung der österreichischen Mineralölunternehmen verzeichnen aufgrund der COVID-19-Pandemie und dem
gesunkenen Rohölpreisen einen starken Rückgang im Vergleich zum Vorjahr 2019. Die Unternehmen verzeichneten im
Mineralölhandel einen Rückgang von 40,8 %. Die Betriebsleistung in der Mineralölproduktion verringerte sich gegenüber dem
Vorjahr um 24,8 %. Der OMV Konzern erwirtschaftete im Jahr 2020 eine Betriebsleistung von knapp 18,5 Milliarden Euro, das
entspricht im Vergleich zum Vorjahr einen Rückgang von 23,5°Prozent.

                                                                                            Branchenreport.Mineralöl.2020 │ 5
Ertragslage
Die Entwicklung des operativen Geschäfts war für das Jahr 2020 bei den Unternehmen des Mineralölhandels überwiegend
negativ: Im Durchschnitt liegt der ordentliche Betriebserfolg=EBIT (ohne Erträge oder Aufwendungen aus Derivaten und
Kursdifferenzen) im negativen Bereich bei -3,3 Mio. Euro (VJ: 652,5 Mio. Euro). Die Unternehmen der Mineralölproduktion
zeigen 2020 ebenfalls einen starken Rückgang in den operativen Gewinnen. Dieser Rückgang kommt vor allem von der OMV
Austria Exploration & Production GmbH, diese verzeichnet ein negatives operatives Ergebnis iHv -37,5 Mio. Euro (Vorjahr:
+59,9 Mio. Euro). Dieser Rückgang spiegelt den Umsatzrückgang aufgrund der niedrigen Ölpreise und leicht geringeren
Mengenrückgängen wider. Der OMV-Konzern erwirtschafteten ein EBIT in Höhe von 1,0 Mrd. Euro, das stellt einen Rückgang
von 70,7 % zum Vorjahr dar. Das positive Ergebnis liegt an dem Downstreambereich (+2,2 Mio. Euro), der Upstreambereich
hingegen ergab ein negatives operatives Ergebnis von -1,1 Mio. Euro.1

Gewinnspannen- und Gewinnausschüttungen
Die operative Gewinnspanne des Mineralölhandels in Prozent der Betriebsleistung liegt im Betrachtungsjahr 2020 im
negativen Bereich bei -0,6°%. Dies liegt aber erneut vor allem an der OMV Downstream GmbH, die als einzige eine negative
EBIT-Quote, nämlich in Höhe von -1,2 %, aufweist. Die ordentlichen EBIT-Quoten der Mineralölgewinnung und Produktion
lagen deutlich unter der Vergleichsgruppe Mineralölhandel, nämlich bei -28,5 %. Der OMV-Konzern verzeichnete zwar eine
deutlich niedrigere EBIT-Quote gegenüber den Vorjahren, aber trotzdem vergleichsweise eine gute Quote von 6,3%.
Die Gewinnausschüttungen bzw. Ergebnisabfuhren der Mineralölhandelsunternehmen zeigen für das Jahr 2021 ebenfalls
einen Rückgang. Die OMV Downstream GmbH und die ENI Austria GmbH schütten ihren gesamten Gewinn an ihre Eigentümer
aus. Shell Austria GmbH und MOL Austria Handels GmbH haben keine Ausschüttungen geplant. Bei den Unternehmen der
Mineralölproduktion hat nur das Unternehmen RAG Exploration & Production GmbH laut Jahresabschluss (aber noch kein
Beschluss) vor auszuschütten, obwohl sie keine Gewinne im Jahr 2020 erzielte. Die OMV als Konzern schüttet trotz den
geringen Periodenüberschuss mehr wie in den Vorjahren an die EigentümerInnen aus. Die Ausschüttungshöhe beläuft sich
im Jahr 2021 auf rund 605 Mio. Euro. Laut Hauptversammlung 2021 wird eine Dividende von 1,85 pro Aktie ausgeschüttet.

Investitionen
Im Durchschnitt investierten die Unternehmen des Mineralölhandels rund 3,8 % ihrer Betriebsleistung in Sachanlagen. Die
Erhöhung im Vergleich zum Vorjahr liegt vor allem an der geringeren Betriebsleistung. Die Unternehmen der
Mineralölproduktion verwendeten aufgrund ihrer Geschäftstätigkeit traditionell einen höheren Anteil ihrer Betriebsleitung
für Sachinvestitionen. Im Vergleich zu den beiden Vorjahren verringerte sich die Investitionsquote im Jahr 2020 auf 13,7 %.
Die Investitionsquote des OMV Konzerns lag im Jahr 2020 bei 10,6 % gemessen an der Betriebsleistung. Die Investition in
Sachanlagen hat sich in absoluten Zahlen zwar deutlich verringert aber in gleichem Ausmaß wie sich die Betriebsleistung
verringert hat.

Reserven-Ausstattung
Das Eigenkapital im Verhältnis zur Bilanzsumme (Eigenkapitalquote) stieg in der Untersuchungsgruppe Mineralölhandel
deutlich an und lag zum Bilanzstichtag 2020 im Schnitt bei sehr guten 74,0 %. Dieser Anstieg lag einerseits durch gestiegene
Kapitalrücklagen (OMV Downstream GmbH) sowie dem Einbehalten der Gewinne (MOL Austria Handels GmbH). Bei den
Unternehmen der Mineralölproduktion zeigt sich eine divergente Entwicklung bei den Eigenkapitalreserven. Die
Eigenkapitalquote der RAG Exploration & Production GmbH erhöhte sich deutlich zum Vorjahr auf 69,4 % aufgrund der
deutlich geringeren Rückstellungen. Die Eigenkapitalquote der beiden anderen Unternehmen sanken aufgrund des
Jahresfehlbetrags der Unternehmen. Der OMV Konzerns verzeichnete zum 31.12.2020 eine EK-Quote von 40,4 %.

1   vgl. OMV (2020), S. 131

                                                                                            Branchenreport.Mineralöl.2020 │ 6
Beschäftigung
Die Anzahl der Beschäftigten im Mineralölhandel erhöhte sich im Vergleich zum Vorjahr 2019 und lag in Summe bei 1.766
Personen. Drei der vier Unternehmen verzeichneten einen MitarbeiterInnenzugang, den stärksten davon die OMV
Downstream GmbH. Der Beschäftigtenstand der Shell Austria GmbH hat sich im Vergleich zum Vorjahr um -6,7 % verringert.
Ein durchwachsenes Beschäftigungsbild zeigt sich auch bei den Unternehmen der Mineralölproduktion. In Summe sank die
Anzahl der Beschäftigten der drei Mineralölgewinnungsunternehmen leicht um rund 2,0 % zum Vorjahr an. Der
Personalrückgang der RAG Exploration & Production GmbH um -39,5 % zum Vorjahr ergab sich laut Lagebericht als Reaktion
auf die gesunkenen Ölpreise und das herausfordernde wirtschaftliche Umfeld des Jahres 2020. Damit verbunden war auch
eine Straffung der Aufbauorganisation der RAG E&P GmbH.
Der OVM Konzern beschäftigte im Jahr 2020 rund 25.291 MitarbeiterInnen (+27,4% zum Vorjahr). Der Beschäftigtenzuwachs
um ein Viertel lässt sich auf die Übernahme der Borealis Gruppe zurückführen, dadurch kamen im Jahr 2020 rund 7.253
MitarbeiterInnen neu in den Konzern.

Personal-Leistungskennzahlen: Mehr Wertschöpfung und Betriebsleistung pro Kopf
Bei den Unternehmen des Mineralölhandels verringert sich der Personalaufwand pro Kopf um 3,2 % gegenüber dem Vorjahr
2019. Die Wertschöpfung pro Beschäftigten verzeichnet gegenüber den beiden Vorjahren einen starken Rückgang von
60,1°%, somit erwirtschaftete eine Beschäftigte bzw. ein Beschäftigter im Schnitt mehr als 259,2 Tsd. Euro. Aufgrund des
grundsätzlichen Umsatzrückgangs verringert sich auch die Betriebsleistung pro Kopf deutlich. Die Unternehmen der
Mineralölproduktion verzeichneten einen Rückgang von -5,1 % des Personalaufwandes pro Beschäftigte/n. Noch stärker
verringerten sich sowohl die Wertschöpfung als auch die Betriebsleistung deutlich im Vergleich zum Vorjahr 2019.

Die internationalen Ölkonzerne
Dieses Kapitel widmet sich der wirtschaftlichen Analyse von sechs ausgewählten internationalen Ölkonzernen (Shell, BP, ENI,
ConocoPhillips, OMV und MOL) und geht auf die Umsatz-, Ertrags- und Gewinnsituation der Konzerne ein. Die Umsätze der
untersuchten Mineralölkonzerne reduzierten sich 2020 gegenüber dem Vorjahr 2019 um beinahe ein Drittel (-29,5 %) und
lagen in Summe bei 440,2 Milliarden Euro/Dollar. Alle sechs Konzerne zeigen einen deutlichen Umsatzrückgang. Bei den
operativen Erfolgen zeigte sich ein noch stärkerer Rückgang als bei den Umsatzerlösen und liegt im Durchschnitt im negativen
Bereich bei rund 6 Milliarden Euro/Dollar. da insgesamt beinahe alle betrachteten Mineralölkonzerne niedrigere
Betriebserfolge (EBIT) erwirtschafteten. Ähnlich wie auch die rückläufige operative Ergebnisentwicklung zeigte auch der
Vergleich der Periodenergebnisse gegenüber dem Vorjahr 2019 einen Rückgang. Demnach erwirtschafteten die OMV, BP,
ENI, Shell und ConocoPhillips zusammen einen Verlust von ca. -10,7 Milliarden US-Dollar bzw. Euro. Die Ergebnisse liegen
unter dem Strich -135,4 % gegenüber dem Jahr 2019. Ein positives Jahresergebnis erzielten nur die BP mit 20,7 Mio. US-Dollar
und die OMV iHv 1,5 Mio. Euro. Die Entwicklung der Dividenden zeigte jedoch, dass 2020 die Einschnitte für die
ShareholderInnen deutlich geringer waren als die Ergebnisse der Unternehmen (-34,2 % zum Vorjahr). Die OMV verzeichnet
sogar ein eine marginale Steigerung in den Dividenden und schüttet somit rund 60 % ihres Gewinnes aus. Die Anzahl der
Beschäftigten nahm gegenüber dem Vorjahr marginal zu (+0,3 %). Insgesamt waren bei der OMV, BP, ENI, Shell und
ConocoPhillips 2020 etwa 216,1 Tausend Personen beschäftigt. Der Beschäftigtenzuwachs um ein Viertel bei der OMV lässt
sich auf die Übernahme der Borealis Gruppe zurückführen, dadurch kamen im Jahr 2020 rund 7.253 MitarbeiterInnen neu in
den Konzern. Ansonsten nahm die Zahl die Beschäftigten bei den übrigen Konzernen eher ab.

OMV Ausblick 2020
Das Ausnahmejahr 2020 ist vorbei und die OMV verzeichnet einen starken Aufschwung, der sogar die Vor-Krisen-Jahre
übertreffen. Dieser Aufschwung hat verschiedene Gründe: Die allgemeine Wirtschaftslage hat sich gebessert – vor allem die
Industrie (vgl. Kapitel 2, Seite 8), der OMV Konzern beinhaltet nun die Ergebnisse der vollkonsolidierten Chemietochter
Borealis und sie verzeichneten zu höheren Marktpreisen und Verkaufsmengen. Für das Gesamtjahr 2021 erwartet die OMV
einen durchschnittlichen Brent-Rohölpreis von rund 70 US-Dollar pro Barrel, bisher hatte man mit 65 Dollar gerechnet. Im
vergangenen Jahr kostete ein Barrel Brent im Durchschnitt 42 Dollar. Der durchschnittlich realisierte Gaspreis wird für 2021
bei mehr als 15 Euro pro Megawattstunde (MWh) erwartet, die bisherige Erwartung lag bei zwölf Euro, der Preis im Vorjahr
betrug 8,9 Euro/MWh.

                                                                                            Branchenreport.Mineralöl.2020 │ 7
2 WIRTSCHAFTSLAGE ÖSTERREICHS

Kai Biehl, Michael Ertl, Reinhold Russinger
AK Wien, Abteilung Wirtschaftswissenschaften und Statistik

WIFO-Prognose Oktober 2021 für Österreich1

    Das   Wirtschaftsforschungsinstitut        (WIFO)     erwartet    trotz   steigenden   Infektionsgeschehens   einen   kräftigen
    Konjunkturaufschwung für die Jahre 2021 und 2022. Das reale Bruttoinlandsprodukt steigt heuer real um 4,4 % und im Jahr
    2022 um 4,8 %. Beschäftigung und Arbeitslosigkeit erholen sich rascher als erwartet und die Arbeitslosenquote soll bereits
    2022 das Niveau vor der Covid-19-Krise erreichen – drei Jahre früher als bisher angenommen.

Wirtschaftsaktivität vieler Branchen über Vorkrisenniveau
Die Wirtschaftsleistung zahlreicher Branchen erreicht oder übertrifft im Jahr 2021 bereits das Niveau von 2019. Die
Wertschöpfung in der Industrie steigt nach einem Einbruch im Krisenjahr (-7,1 %) um +8,0 %. Ähnliches gilt für Bauwirtschaft,
Handel und viele andere wirtschaftliche Dienstleistungen. Andere Branchen hatten in der Krise keinen Einbruch und wachsen
nun weiter. Die Finanz- und Versicherungsdienstleistungen steigerten ihre Bruttowertschöpfung selbst 2020 um +5,1 % und
2021 um +3 %. Der Optimismus in diesen Branchen spiegelt sich auch in den Unternehmensentscheidungen: Gemäß ersten
Einschätzungen erreichen die Dividendenausschüttungen bereits heuer das sehr hohe Niveau von vor der Krise.

Beherbergung und Gastronomie erholt sich nur langsam
Während exportorientierte Branchen stark von der Erholung der Weltwirtschaft profitieren und sogar kräftig investieren
(Ausrüstungsinvestitionen 2020: -6,5 %, 2021: 10,6 %, 2022: 5,3 %), erholt sich der Bereich der Beherbergung und
Gastronomie nur langsam. Nach einem Einbruch der Wertschöpfung im Jahr 2020 von -40,1 % folgt ein heuer ein neuerlicher
Rückgang von -3 %, um dann am Ende des Prognosezeitraums 2022 wieder um +40 % zu wachsen. Damit bleibt die
Wertschöpfung in diesen Wirtschaftsbereichen um etwa ein Fünftel hinter dem Hoch vor der Krise zurück.

Privater Konsum hinkt Erholung der Warenexporte deutlich hinterher
Die Covid-19-Maßnahmen führten zu einem drastischen Rückgang der privaten Konsumausgaben (2020: -8,5 %).
Spiegelbildlich führte das Zwangssparen und das konjunkturell besonders gefährliche Vorsichtssparen zu einer Verdoppelung
der Sparquote auf 14,4 % des verfügbaren Einkommens, die im heurigen Jahr nur leicht zurückgeht (2021: 10,4 %). Somit
entfällt der private Konsum als Stütze der Konjunktur und wird sich erst bis 2022 vollständig erholen (2021: +4,5 % und 2022:
+6,0 %).

Erfreuliche Entwicklungen bei Beschäftigung und Arbeitslosigkeit
Ursprünglich ist das WIFO noch im Sommer davon ausgegangen, dass das Vorkrisenniveau der Arbeitslosenquote erst 2025
erreicht werden wird. Doch sowohl der Einbruch als auch die Erholung sind historisch einzigartig, sodass die nationale
Arbeitslosenquote bereits 2022 auf das Vorkrisenniveau von 7,4 % sinkt. Die Zahl der registrierten Arbeitslosen wird dann
mit 308.000 nur noch um wenige tausend über dem Niveau von 2019 liegen. Die steigende Zahl der Langzeitarbeitslosen darf
im Aufschwung nicht zurückgelassen werden. Eine umfassende Unterstützung bei der Arbeitsplatzsuche durch das
Arbeitsmarktservice könnte dazu beitragen.

1   Österreichisches Institut für Wirtschaftsforschung, 8. Oktober 2021.

                                                                                                    Branchenreport.Mineralöl.2020 │ 8
Bruttoinlandsprodukt (BIP): Gesamtwert aller Güter, die innerhalb eines Jahres in einer Volkswirtschaft hergestellt wurden
    abzüglich der Vorleistungen.
    Private Konsumausgaben: Wert der Waren und Dienstleistungen, die inländische Privathaushalte für den Verbrauch
    kaufen. Verbraucherpreisindex (VPI): Maßstab für die allgemeine Preisentwicklung (Inflation). Die Grundlage bildet ein
    Warenkorb, der Waren und Dienstleistungen beinhaltet, die ein durchschnittliches Verbraucherverhalten repräsentieren.
    Sparquote: Anteil am verfügbaren Einkommen der privaten Haushalte, der gespart wird.
    Realeinkommen: wird um die Preisentwicklung bereinigt und ist ein Indikator für die Kaufkraft des Einkommens.
    Verfügbares Einkommen privater Haushalte: Summe der regelmäßigen Einkommen aller Mitglieder eines Haushaltes nach
    Abzug aller direkten Abgaben (zB Lohnsteuer) und Hinzurechnung aller Geldleistungen, die durch den Staat an den Haushalt
    gehen (zB Arbeitslosengeld).
    Lohnstückkosten: Hier werden die Arbeitnehmerentgelte dem Bruttoinlandsprodukt gegenübergestellt.

                          WIFO Konjunkturprognose vom Oktober 2021 - Veränderung gegen das Vorjahr in Prozent
                                                                           2018           2019         2020           2021             2022
         Bruttoinlandsprodukt
             Wirtschaftswachstum Österreich, nominell                           +4,3          +3,1        – 4,6              +6,6             +7,4
             Wirtschaftswachstum Österreich, real                               +2,5          +1,5        – 6,7              +4,4             +4,8
             Wirtschaftswachstum Deutschland, real                              +1,1          +1,1        – 4,6              +2,7             +5,0
             Wirtschaftswachstum EU 27, real                                    +2,1          +1,8        – 5,9              +4,9             +4,7
             Wirtschaftswachstum Euro-Raum, real                                +1,9          +1,5        – 6,3              +4,8             +4,7
             Wirtschaftswachstum USA, real                                      +2,9          +2,3        – 3,4              +6,1             +4,0
         Stundenproduktivität in der Gesamtwirtschaft                           +0,5         – 0,1         +2,1            – 1,9              +0,9
         Stundenproduktivität in der Herstellung von Waren                      +1,9         – 0,1        – 0,8              +2,1             +3,0
         Private Konsumausgaben, real                                           +1,1          +0,7        – 8,5              +4,5             +6,0
         Bruttoanlageinvestitionen, real                                        +4,4          +4,8        – 5,2              +8,2             +4,1
             Ausrüstungen                                                       +3,4          +5,5        – 6,5           +10,6               +5,3
             Bauten                                                             +5,6          +4,0        – 3,7              +5,4             +2,6
         Bruttowertschöpfung, real
             Herstellung von Waren einschließlich Bergbau                       +4,3          +0,6        – 7,0              +8,0             +3,5
             Handel; Instandhaltung und Reparatur von Kfz                       +4,2          +2,0        – 4,2              +6,0             +5,0
         Warenexporte, fob, real                                                +4,7          +2,7        – 7,8           +12,7               +6,0
         Warenimporte, fob, real                                                +4,1         – 0,0        – 6,4           +13,0               +6,0
         Leistungsbilanzsaldo
             Mrd. €                                                             3,49          8,32        7,20             -3,43            -3,11
             in % des BIP                                                         0,9          2,1          1,9              -0,8             -0,7
         Verbraucherpreise                                                      +2,0          +1,5         +1,4              +2,8             +3,0
         Arbeitslosenquote
                                                                                                                               Keine Prognose:
             in % der Erwerbspersonen (laut Eurostat)                             4,9          4,5          5,4
                                                                                                                    Revision der LFS-Methodik
             in % der unselbständigen Erwerbspersonen                             7,7          7,4          9,9             8,2            7,4
         Arbeitslosigkeit in 1.000 Personen                                   312,1          301,3       409,6            337,6             307,6
         Unselbständig aktiv   Beschäftigte1                                    +2,5          +1,6         -2,0              +2,3             +1,9
         Bruttoverdienste je ArbeitnehmerIn, nominell                          + 2,7          +2,9         +2,0              +1,8             +3,1
         Realeinkommen je ArbeitnehmerIn
             Brutto                                                             +0,7          +1,4         +0,6            – 1,0              +0,1
             Netto                                                              +0,2          +1,4        + 1,3            – 1,1            – 0,2
         Sparquote exkl. betrieblicher Versorgungsansprüche2                      7,0          7,9        13,9                9,8              5,4
         Lohnstückkosten, nominell
              Gesamtwirtschaft                                                  +2,4          +2,3         +7,6            – 0,4              +0,4
              Herstellung von Waren                                             +1,7          +3,3         +6,2              –5,2             +0,0
         Finanzierungssaldo des Staates in % des    BIP3                          0,2          0,6        – 8,3            – 6,3            – 1,9
1 ohne Karenz-/KinderbetreuungsgeldbezieherInnen, Präsenzdiener und in der Beschäftigungsstatistik erfasste arbeitslose SchulungsteilnehmerInnen,
2 in Prozent des verfügbaren Einkommens - einschließlich Zunahme betrieblicher Versorgungsansprüche
3 gemäß Maastricht-Definition

                                                                                                                  Branchenreport.Mineralöl.2020 │ 9
Aktuelle WIFO-Prognose im Vergleich

Das Österreichische Institut für Wirtschaftsforschung (WIFO) wird unter anderem von Finanzministerium, Österreichischer
Nationalbank und Sozialpartnern finanziert. Die WIFO Prognosen gelten de facto als offizielle Prognosen der
Bundesregierung. In Vorstand und Kuratorium des WIFO sind auch die Spitzen aller Sozialpartner vertreten. Um
Auseinandersetzungen über die bei Verhandlungen zugrunde zu legenden Prognosen zu vermeiden, gilt die WIFO Prognose
als Konsens der Sozialpartner über die künftige Entwicklung. Die weiteren Prognosen sind somit eher als Zusatzinformation
über alternative Sichtweisen zur Wirtschaftsentwicklung zu sehen.

Die rezenteren Prognosen rechnen mehrheitlich mit kräftigen Konjunkturaufschwung in den Jahren 2021 und Jahr 2022.
Mittlerweile sind sich alle Institutionen einig, dass Österreichs Vorkrisenniveau spätestens Ende 2022 erreicht werden wird.
Die Unterschiede in den Prognosen sind zum Teil auch unterschiedlichen Prognosezeitpunkte geschuldet, die mit einem
unterschiedlichen Wissensstand verbunden sind. Aufgrund steigender Rohstoffpreise (insb. Erdöl, aber auch Eisenerze, Eisen
und Stahl, usw.) erwarten sowohl das WIFO als auch das IHS einen Preisauftrieb, der das Inflationsziel der EZB von 2 % im
Jahr 2021 und 2022 übersteigt.

                 BIP-Wachstumsprognosen in Österreich (in %, real)                          Inflationsprognose für Österreich (VPI-Anstieg in %)
                                  2020                 2021                 2022                 2020                 2021                 2022
      WIFO (10/2021)                      - 6,7                +4,4                 +4,8                 +1,4                 +2,8                 +3,0
         IHS (06/2021)                     -6,7                +4,5                 +4,5                 +1,4                 +2,6                 +2,3
      OeNB (06/2021)                       -6,7                +3,9                 +4,2
         EU (05/2021)                      -6,6                +3,4                 +4,3
      OECD (05/2021)                       -6,7                +2,5                 +4,1
Quellen: WIFO-Prognose vom 8. Oktober 2021; IHS-Prognose vom 8. Oktober 2021 (vierteljährliche Revision); OeNB: Prognose vom Juni 2021 (halbjährliche
Revision); EU: Frühjahrsprognose der Europäischen Kommission vom Mai 2021 (vierteljährliche Revision); OECD: Economic Outlook Nr. 109 vom Mai 2021
(halbjährliche Revision). Zahlen in Klammer stellen jeweils das Lockerungsszenario der Institute dar.

Inflation

Unter Inflation versteht man eine allgemeine und andauernde Erhöhung des Preisniveaus. Das andauernde Sinken des
Preisniveaus nennt man Deflation.

Die Inflationsrate für September 2021 lag laut Statistik Austria bei 3,3% (August 2021: 3,2%). Der Indexstand des
Verbraucherpreisindex 2020 (VPI 2020) betrug im September 2021 103,5. Gegenüber dem Vormonat August 2021 stieg das
durchschnittliche Preisniveau um 0,5%.
Im September 2021 stieg die Teuerung in Österreich mit 3,3% auf den höchsten Wert seit November 2011. Vor allem die im
Vorjahr niedrigen Treibstoff- und Energiepreise beeinflussten die Inflation weiterhin stark. Hinzu kamen Preissteigerungen
bei Bewirtungsdienstleistungen. Die hohe Veränderungsrate zum Vormonat geht hauptsächlich auf Preissteigerungen bei
Bekleidung zurück, deren Preise durch das Eintreffen der Winterware angetrieben wurden.

                        Spezielle Preistreiber, in %                                                Spezielle Preissenker, in %
Dieseltreibstoff                                           23,1              Mobiltelefonie                                               -3,7
Superbenzin                                                23,9              Nichtärztliche Dienstleistungen                              -2,7
Flugticket                                                 43,4              Übernachtung im Ausland                                      -8,4
Heizöl extra leicht, Großabnahme                           34,1              Wohnungsmiete                                                -0,7
Profilholz                                                 59,1              Mobiltelefongerät                                            -6,7
Quelle: Statistik Austria

                                                                                                                Branchenreport.Mineralöl.2020 │ 10
Arbeitsmarkt

  Arbeitsmarktzahlen werden monatlich veröffentlicht - hier sind die letzten verfügbaren Werte aufgeführt: Im September
  2021 stieg die Beschäftigung im Vorjahresvergleich um gut 93.000 (+2,5%). Damit wurde auch im September das Vorkri-
  senniveau um 52.000 (+1,3%) übertroffen. Im April 2021 war die Beschäftigung noch um -20.000 oder -0,53% unter den Wert
  von 2019 gelegen. Der Beschäftigungsrückgang während des 1.Lockdowns lag im März und April zunächst bei knapp 190.000
  um sich dann langsam wieder zu erholen. Seit Oktober 2020 kam es zu einer erneuten Beschäftigungsabnahme im
  Vorjahresvergleich aber mit dem Monat März 2021 scheint eine Besserung eingetreten zu sein. Ab dem dritten Quartal dieses
  Jahres war die Arbeitsmarktentwicklung dann sehr dynamisch zum Besseren hin. Die Zahl der Arbeitslosen lag im September
  2021 um 77.700 (-22,4%) unter dem Vorjahreswert, und auch 2.800 unter dem Wert des Jahres 2019. Die Zahl der
  SchulungsteilnehmerInnen lag im August um 7.300 über dem Vorjahresniveau , was den Rückgang der registrierten
  Arbeitslosen etwas relativiert.

  Die geringfügige Beschäftigung ist gegenüber dem Vorjahr um 6.700 auf gut 330.000 (+2,1%) gestiegen.

  Die Zahl der beim AMS gemeldeten offenen Stellen ist gegenüber dem Vorjahresmonat um 47.000 auf knapp 114.000
  gestiegen. Damit stellen die beiden letzten Monate stellt einen bisher nie erreichten Rekordwert dar. Der Stellenandrang,
  also die Zahl der Arbeitslosen je offener Stelle ist gegenüber dem Vorjahr deutlich gefallen.

  Die hier angeführten Zahlen beinhalten bei den Arbeitslosen auch die SchulungsteilnehmerInnen, bei den Beschäftigten
  werden die Karenz-/KindergeldbezieherInnen und die Präsenzdiener, deren Beschäftigungsverhältnis aufrecht ist, nicht
  mitgezählt. Die hier berechnete Arbeitslosenquote ist daher größer als die vom AMS ausgewiesene (in Klammern), und die
  Differenz ist bei den Frauen größer als bei den Männern. Die Zahl der Arbeitslosen je offener Stelle ist aus demselben Grund
  höher als die vom AMS ausgewiesene.

Arbeitsmarkt                                          Sep. 2017            Sep. 2018            Sep. 2019             Sep. 2020            Sep. 2021

                                         Frauen              1.641.803            1.676.805             1.703.175           1.689.075            1.730.505

                                         Männer              1.982.701            2.029.637             2.063.917           2.039.058            2.092.944
Unselbständig Beschäftigte ohne
Karenzierte und Präsenzdiener            ∑                   3.624.504            3.706.442             3.767.092           3.728.133            3.823.449

                                         Δ in %                   1,81%                2,26%                1,64%                 -1,03%               2,56%

                                         Frauen                213.512              210.549               208.969             198.336              202.764

                                         Männer                127.114              125.134               126.662             125.397              127.647
geringfügig Beschäftige
                                         ∑                     340.626              335.683               335.631             323.733              330.411

                                         Δ in %                   0,96%                -1,45%               -0,02%                -3,54%               2,06%

                                         Frauen                176.161              166.091               162.159             195.798              164.931
Arbeitslose                                                    198.774              178.830               172.305             211.138              173.583
                                         Männer
inkl. Schulungsteilnehmer
                                         ∑                     374.935              344.921               334.464             406.936              338.514

                                         Frauen             9,7% (7,6%)         9,0% (7,1%)            8,7% (6,8%)       10,4% (8,5%)          8,7% (6,7%)
Arbeitslosenquote inkl.
Schulungsteilnehmer                      Männer             9,1% (7,5%)         8,1% (6,7%)            7,7% (6,5%)        9,4% (8,3%)          7,7% (6,3%)
(lt AMS) in %
                                         ∑                  9,4% (7,6%)         8,5% (6,9%)            8,2% (6,6%)        9,8% (8,4%)          8,1% (6,5%)

Jobandrang, Arbeitslose und
SchulungsteilnehmerInnen je              ∑                     6,0 (4,8)            4,3 (3,5)             4,1 (3,3)          6,1 (5,2)            3,0 (2,4)
offener Stelle (lt. AMS)
  Quelle: BMAKS-Bali Datenbank, Hauptverband der Sozialversicherungsträger, AMS, eigene Berechnungen

                                                                                                                Branchenreport.Mineralöl.2020 │ 11
3 ENERGIEPOLITISCHES UMFELD

Christina Brichta-Hartmann
AK Wien, Abteilung Wirtschaftspolitik

Energie ist kein Gut wie jedes andere. Der Zugang zu und die stabile Versorgung mit Energie sind zentrale Bausteine moderner
Gesellschaften. Trotz des forcierten Ausbaus von erneuerbaren Energien spielen Mineralölprodukte im Energieträgermix
nach wie vor die zentrale Rolle. Im Jahr 2020 wurden 34,5 % des energetischen Endverbrauchs in Österreich durch
Mineralölprodukte abgedeckt (siehe Abbildung 1). Damit brach der Erdölverbrauch aufgrund der Sondersituation in diesem
Jahr im Vergleich zum Jahr 2019 um 11 % ein1. Die Entwicklungen im Jahr 2020 spiegeln allerdings weniger Bemühungen zur
Dekarbonisierung wider, vielmehr sind sie durch die außerordentlichen Effekte der COVID19-Pandemie und besonders der
Verkehrsbeschränkungen im Zuge der Lockdowns bedingt. So zeigt sich in der Betrachtung des österreichischen
Primärenergieverbrauch der Jahre 1965 bis 2020, dass der Verbrauch von Öl und Kohle im 1. Jahr der Pandemie parallel zur
konjunkturell bedingten Entwicklung des Gesamtenergieverbrauchs massiv eingebrochen ist, während Erdgas, Wasserkraft
und die Erneuerbaren Energieträger in der Gesamtschau die Entwicklungen des Trends der letzten 10 Jahre fortschreiben
konnten.

Wirft man einen Blick in die historische Entwicklung seit dem Jahr 2005, wird eine Verschiebung im Endverbrauch zugunsten
der erneuerbaren Energien deutlich. So ging der Anteil der Ölprodukte am energetischen Endenergieverbrauch um knapp
10,5 %-Punkte zurück – im Vergleich zum Jahr 2010 um 4,4 %, jener von Kohle nahm um 0,6 %-Punkte bzw. im Vergleich zum
Jahr 2010 um 0,1% ab. Der Anteil erneuerbarer Energien stieg um 5,5 %-Punkte – gegenüber 2010 um 1,2 %-Punkte. Allein
der Anteil des fossilen Energieträgers Erdgas konnte nicht gesenkt werden, er betrug im Jahr 2020 im Vergleich zu 2005 0,8°%-
Punkte bzw. gegenüber 2010 um 0,6 %-Punkte mehr.2

                                                               Kohle: 1,7%
                                                                                  Abfälle:1,1%
                                  Fernwärme:
                                     6,9%

                                      Erneuerbare:                                              Öl:
                                         16,6%                                                 34,5%

                                             Erdgas:
                                              18,4%
                                                                         Elektrische
                                                                          Energie:
                                                                            20,9%

                                                           Abbildung 1: (vorläufige) Struktur des energetischen Endverbrauchs 2020
                                                                                                                  Q: Statistik Austria

1   Eigene Berechnungen auf Basis (vorläufige) Struktur des energetischen Endverbrauchs 2020, Statistik Austria
2   Eigene Berechnungen auf Basis (vorläufige) Struktur des energetischen Endverbrauchs 2020, Statistik Austria

                                                                                                              Branchenreport.Mineralöl.2020 │ 12
Mineralölverbrauch und -verarbeitung

Im Jahr 2020 betrug der gesamte österreichische Mineralölverbrauch (inkl. aller Mineralölprodukte, ohne petrochemische
Grundstoffe) 9,8 Mio. Tonnen – ein Einbruch von -14,8 % gegenüber dem Vorjahr, wie bereits beschrieben bedingt durch die
außergewöhnlichen Rahmenbedingungen der COVID19-Pandemie. Der Verbrauch von Diesel und Benzin sank um -12,3 % auf
7,64 Mio. Tonnen. Allgemein entfallen 64,2 % des Verbrauchs auf Dieselkraftstoffe, 14,1 % auf Benzin und 11,5 % auf Heizöl
Extraleicht. Der Rest sind Flugturbinenkraftstoff, andere Heizöle, Bitumen, Flüssiggas und Schmiermittel.

Die Raffinerie-Gesamtverarbeitung in Österreich betrug 2020 8,1 Mio. Tonnen Rohöl (-12,9 % im Vergleich zu 2019), die
Kapazitätsauslastung lag bei 84 % (2019: 97 %). Erzeugt wurden vor allem Dieselkraftstoffe (39 %), Ottokraftstoffe (23 %),
petrochemische Grundstoffe und Flugturbinenkraftstoff (13 bzw. 4 %) sowie Heizöl (12%).1

Heizöl ist für über 600.000 der österreichischen Haushalte (16 %) der Hauptenergieträger zum Betreiben ihres
Heizungssystems. Besonders häufig wird es dabei in West- und Südösterreich verwendet. Bspw. heizen 36 % der Tiroler
Haushalte mit Heizöl. Überdurchschnittlich oft befinden sich Ölkessel in PensionistInnenpaarhaushalten, bei Haushalten im
mittleren bzw. höheren Einkommens-bereich und in Einfamilienhäusern im Eigentum.2

Importe und Aufbringung

Im Jahr 2020 wurden insgesamt etwa 7,5 Mio. Tonnen Erdöl (Rohöl) nach Österreich importiert. Im Vergleich zum Jahr 2019
sind die Rohöl-Importe um 13,1 % gesunken. Das bedeutendste Lieferland war erneut Kasachstan mit knapp 2,73 Mio.
Tonnen, gefolgt vom Irak mit 1,12 Mio. Tonnen und Russland mit 0,74 Mio. Tonnen. Aufgrund der US-Sanktionen fanden
weiterhin keine Importe aus dem Iran statt.3

    14
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    12
    11
    10
     9
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     6
     5
     4
     3
     2
     1
     0

                 Mineralölverbrauch Inland          Rohölimporte                         Erdölförderung Inland
                 Mineralölimporte/Produkte          Mineralölexporte/Produkte

                                                                               Abbildung 2: Kennwerte österreichische Mineralölindustrie,
                                                                                            Q: Branchenberichte Mineralölindustrie, WKO

1 https://www.wko.at/branchen/stmk/industrie/mineraloelindustrie/die-mineraloelindustrie.html
2 Mehr Informationen unter: https://emedien.arbeiterkammer.at/viewer/ppnresolver?id=AC12370441_2020_36
3 https://www.wko.at/branchen/stmk/industrie/mineraloelindustrie/die-mineraloelindustrie.html

                                                                                               Branchenreport.Mineralöl.2020 │ 13
Die inländische Erdölförderung belief sich im Jahr 2020 auf 609.254 Tonnen und ist damit im Vergleich zum Vorjahr mit -5,2°%
neuerlich gesunken. 89 % der im Inland geförderten Tonnen Erdöl entfielen auf das Wiener Becken, 11 % auf die Molassezone
(Oberösterreich, Salzburg). Die Berechnungen bzw. Schätzungen der Geologischen Bundesanstalt (GBA) gingen mit Stichtag
31. Dezember 2020 von 5,1 Mio. Tonnen gewinnbaren Erdölreserven in Österreich (inkl. NGL) aus. 1

Zur Sicherung der inländischen Mineralölversorgung sind zusätzlich zu Rohöl-Importen auch Importe von Fertigprodukten
erforderlich. 2020 waren dies bei Diesel 4,4 Mio. Tonnen, bei Benzin 551.000 Tonnen und bei Heizöl Extraleicht 666.000
Tonnen. In Summe beliefen sich die Gesamtimportmengen an Mineralölprodukten (ohne Rohöl) auf circa 6,2 Mio. Tonnen.
Hauptlieferländer waren dabei Deutschland, Italien, die Slowakei und Slowenien. 2

Preisentwicklung

Die Preise für Treibstoffe und Heizöl waren 2020 durch den Preisverfall auf den Rohölmärkten geprägt.
Der Preis für Brent-Rohöl lag 2020 mit durchschnittlich USD 41,92 pro Barrel deutlich, fast um 35 %, unter dem
Vorjahresniveau von USD 64,30 pro Barrel und unterlag im Laufe des Jahres starken Schwankungen: Nach rund 64 US-Dollar,
für die ein Barrel Brent-Rohöl Anfang des Jahres 2020 gehandelt wurde, sackte durch die Pandemie die Nachfrage und damit
die Preise auf den Großhandelsmärkten innerhalb weniger Wochen um 70 % ab. Der Preis erlebte mit dem Start der
Lockdown-Maßnahmen einen massiven Einbruch und sank Ende März 2020 beinahe auf 22 US-Dollar.
Im Laufe des Jahres konnten sich die Preise wieder leicht erholen. Nach einem leichten Rückgang Ende Oktober auf unter 40
US-Dollar, begann ein kontinuierlicher Anstieg auf über 50 US-Dollar Anfang 2021.
Im Dezember 2020 lagen sie aber trotzdem noch um rund Viertel unter dem Vorjahreswert. In den ersten Monaten 2021
setzte sich der Anstieg fort, die Notierungen lagen im weiteren Jahresverlauf 2021 in einer Bandbreite von 55 bis 75 USD pro
Barrel. 3

Den Preis für US-Rohöl (West Texas Intermediate – WTI) erwischte es sogar noch schlimmer, er notierte erstmals in seiner
Geschichte negativ. Auslaufende Termingeschäfte und die gleichzeitig durch die Pandemie bedingte minimale Nachfrage nach
Rohöl drohten die Lagerkapazitäten zu sprengen – die Verkäufer mussten gewaltige Mengen an Rohöl loswerden, ohne dabei
auf Nachfrage zu treffen.4

Die Preise für Benzin und Diesel lagen 2020 im Durchschnitt um 1,082 bzw. 1,050 € je Liter – und im Schnitt somit bei
Superbenzin um 12,1 % und bei Diesel um 12,8 % unter den Vorjahreswerten. Unabhängig vom jeweiligen Treibstoff zahlte
man für eine 50-Liter Tankfüllung um rund 6 EUR weniger. Benzin- und Dieselpreis bewegten sich im Jahresverlauf parallel.
Im Jänner starteten Diesel, Normal- und Superbenzin bei 1,22 bzw. 1,24 und 1,24 €/l, begannen dann mit dem Einsetzen der
Pandemie ihre Talfahrt. Im Mai 2020 notierten Normal- und Superbenzin mit 0,99 unter der 1 €/l Marke, Diesel bei 0,98. Die
Preise stiegen nach diesem historischen Einbruch wieder an – historisch ist hier die richtige Beschreibung, denn zuletzt
notierten Super- und Normalbenzin im April 2009 unter 1 €/l. Das Vorkrisenniveau – über 1,2 €/l – wurde jedoch erst wieder
im Mai 2021 erreicht. Bei Diesel wurde das Niveau vor der COVID19-Krise mit über 1,1 €/l im Februar 2021 eingestellt.

1
  Erdöl- Erdgasdaten 2020 geologische Bundesanstalt https://opac.geologie.ac.at/ais312/dokumente/erdoelref_2020.pdf.
2 Fachverband der Mineralölindustrie, Die österreichische Mineralölindustrie 2020
3 Austria Energy Agency, EPI Jahresrückblick 2020 und Fachverband der Mineralölindustrie, Die österreichische Mineralölindustrie 2020
4 Fachverband der Mineralölindustrie, Die österreichische Mineralölindustrie 2020

                                                                                                    Branchenreport.Mineralöl.2020 │ 14
Am stärksten fielen die Preise für Heizöl – mit 22,4 % im Vergleich zum Jahr 2019 bzw. auf 0,53 €/l im Herbst 20201.

Abbildung 3 zeigt eine Übersicht über die Preisentwicklung der wichtigsten Mineralölprodukte in Österreich. Das niedrige
Niveau zu Beginn 2020 nach dem Einbruch Ende 2019, die abrupte Steigerung der Preise zu Jahresanfang und danach die
Auswirkungen der Pandemie im Jahresverkauf auf das Preisgeschehen sind dabei gut erkennbar.

    € 1,80

    € 1,60

    € 1,40

    € 1,20

    € 1,00

    € 0,80

    € 0,60

    € 0,40

    € 0,20

    € 0,00

                        Diesel           Eurosuper         Normal           Super Plus               Heizöl EL ab 2000 Liter

                                                                Abbildung 3: Preisentwicklung der wichtigsten Mineralölprodukte in Österreich,
                                                                                   Q: Europäische Kommission, BMNT, WKO Mineralölindustrie

Politische und regulatorische Maßnahmen

Nach dem Rohöl- und Spritpreishoch im Sommer 2008 wuchs in Österreich der politische Druck zur Regulierung des
Mineralölsektors und zur Umsetzung von Maßnahmen, die die Preistransparenz verbessern. Folgende Maßnahmen sind
seitdem in Kraft:
        •    Einschränkung von Preiserhöhungen (Tankstellen-VO 2010; Novelle 2011)
        •    Spritpreisdatenbank und Spritpreisrechner (Preistransparenz-VO 2011)
        •    Spritpreis-Stopp zu Reisezeiten (2012)

Das politische Ziel der gesetzten Maßnahmen in Österreich besteht in erster Linie in einer erhöhten Preistransparenz für
KonsumentInnen, sowie die Sicherstellung eines fairen und transparenten Wettbewerbs. Durch die Spritpreis-VO sollte die
Praxis der häufigen Preisänderungen unterbunden werden, indem Preisänderungen, konkret Preiserhöhungen, an jedem Tag
nur um 12 Uhr zulässig sind. Preissenkungen können jederzeit vorgenommen werden. Die Spritpreisdatenbank soll
Preisvergleiche für AutofahrerInnen mittels Internet-Abfrage erleichtern und zu einem besseren Marktüberblick und
verstärktem Wettbewerb führen.

Die Tankstellen-VO und die Preistransparenz-VO waren bis 31. Dezember 2019 befristet, wurden jedoch um drei weitere
Jahre bis zum 31.12.2022 verlängert. Die AK fordert hier weiterhin eine unbefristete Verlängerung der Tankstellen-VO und
der Preistransparenz-VO im Sinne der KonsumentInnen. Der sogenannte Spritpreis-Stopp zu Reisezeiten wurde zuletzt im
Jahr 2013 verordnet.

1   Österreichische Energieagentur Jahresrückblick 2020.

                                                                                                    Branchenreport.Mineralöl.2020 │ 15
Im Zuge der Dekarbonisierung des Energiesystems steht der Mineralölmarkt in den nächsten Jahren vor großen Umbrüchen
und Herausforderungen. Einerseits hat sich die österreichische Regierung unter ÖVP und Grünen große Ziele gesteckt: bis
spätestens 2040 soll Österreich klimaneutral werden und ein klimagerechter Umbau aller Sektoren erfolgen. Dazu werden
„verbindliche Gesamt- und Sektorenziele für alle Sektoren“ (Regierungsprogramm 2020-2024, S. 105) erarbeitet, um
verbindliche Reduktionspfade bis 2040 zu erreichen. Herzstück dieser Agenda ist ein Phase-Out Plan für fossile Energieträger
in der Raumwärme, besonders sind davon Heizöl und Kohle betroffen, jedoch auch Erdgas. Konkret bedeutet das ein Phase-
Out von Öl und Kohle für den Neubau ab 2020, bei Heizungswechsel ab 2021, ein verpflichtender Austausch von Kesseln, die
ab 2025 älter als 25 Jahre sind, ein Komplettausstieg von allen Kesseln spätestens im Jahr 2035.
Im Juli 2021 legte die Europäische Kommission das „Fit for 55“-Paket vor, ein Bündel an Vorschlägen für Rechtsakte, die dem
EU-Ziel, bis 2030 die Emission von Treibhausgasen um 55 % gegenüber 1990 zu reduzieren, den Weg bereiten sollen. Die
Mineralölwirtschaft ist dabei einerseits von den Zielen im Gebäudesektor und andererseits im Verkehrsbereich betroffen:

Bei den CO2-Emissionsnormen für PKW und leichte Nutzfahrzeuge werden im Jahr 2030 und 2035 neue Vorgaben festgelegt.
Zur Erreichung dieses Ziels werden die Anteile für Biokraftstoffe und Biogas sukzessive bis zum Jahr 2030 auf 2,2 % erhöht,
der Anteil erneuerbarer Kraftstoffe nicht biogenen Ursprungs soll bis dahin 2,6 % betragen.
Ab dem Jahr 2035 dürfen Neufahrzeuge kein CO2 mehr ausstoßen, was praktisch einem Verbot von fossil betriebenen
Verbrennungsfahrzeugen entspricht. Im Luftverkehr wird eine Beimengungspflicht von fortgeschrittenen biogenen- und
synthetischen Flugtreibstoffen beginnend ab 2025 festgelegt, im Jahr 2050 sollen diese 63 % betragen.
Im Bereich Gebäude soll der Anteil an erneuerbaren Energien bis 2030 49 % betragen.

Sondersituation COVID19-Pandemie
Die Nachfrage nach Öl ist im Jahr 2020 in einem nie dagewesenen Ausmaß gefallen, und gleichzeitig deutlich stärker als für
andere Energieträger. Damit wurde auch die CO2 Intensität des Energieverbrauchs rekordverdächtig gesenkt. Da der Bereich
Mineralöl besonders von den Lockdowns getroffen war – durch die Verkehrsbeschränkungen – ist dies auch nicht weiter
verwunderlich, besonders durch den Flugverkehr, der am Boden blieb.

BP äußerte in ihrem im September 2021 veröffentlichen Energy Outlook 2021 jedoch die Sorge, dass die durch die Pandemie
bedingten Senkungen des CO2-Ausstoßes nur sehr kurzlebig sein könnten, wenn die wirtschaftliche Erholung wiedereinsetzt
und die Verkehrsbeschränkungen im Rahmen des Pandemiemanagements aufgehoben werden. Das Muster wäre
wünschenswert gewesen – umso mehr Anstrengungen sollte es nach Ansicht des Konzerns geben, die Emissionen jährlich zu
reduzieren, jedoch ohne die massiven Einschränkungen, die im Jahr 2020 erlebt wurden.1

Ausblick
Die Internationale Energieagentur (IEA) hat im Oktober 2021 den jährlichen World Energy Outlook veröffentlicht. Darin
errechnet sie für die Nachfrage nach Mineralöl unterschiedliche Szenarien, jedoch zeichnen alle – abhängig vom Ausmaß der
politischen Ambition – ein Bild sinkender Nachfrage: Im Szenario basierend auf bekannten politischen Zielen steigt die
weltweite Nachfrage nach Öl bis Mitte der 2030er-Jahre, um im Anschluss langsam abzufallen. Im Szenario basierend auf den
internationalen Klimazielen sinkt die Nachfrage nach Öl ab ihrem Peak im Jahr 2025, während ein Netto-Nullemissions-
Szenario für 2050 quasi ab sofort einen scharfen Abfall der Nachfrage mit sich bringen würde, um dieses Ziel zu erreichen.2

Im Mai 2021 veröffentlichte die Internationale Energieagentur (IEA) zusätzlich eine Roadmap zum Null-Emissions-Ziel 2050.
Diese Roadmap listet mehr als 400 sektorale und technologische Meilensteine auf, deren Einhaltung aus Sicht der IEA mit
einer Wahrscheinlichkeit von 50 Prozent eine Begrenzung der Erderhitzung auf 1,5 Grad ermöglicht. Ab sofort soll es demnach
weltweit keine Investitionen mehr in Kohlekraftwerke und die Erschließung neuer Erdöl- und Erdgasfelder geben, die
Energieeffizienz muss schneller steigen als bisher, der Ausbau von Photovoltaik und Windkraft sich vervielfachen, der Anteil
der Elektrofahrzeuge an den weltweit verkauften Autos bis 2030 bei 60 Prozent, bis 2035 bei fast 100 Prozent liegen und
vieles mehr.3 Das ist deshalb so bemerkenswert, weil die IEA somit quasi offen in Opposition zu den fossilen Energiekonzernen
tritt.

1 bp Statistical Review of World Energy 2021
2 International Energy Agency, World Energy Outlook 2021
3 https://awblog.at/fossile-energiekonzerne-im-klimanotstand/

                                                                                           Branchenreport.Mineralöl.2020 │ 16
4 AK BRANCHENMONITOR MINERALÖL

Branchensample

Der vorliegende Branchenreport behandelt die wirtschaftliche Lage der österreichischen Mineralölbranche. Als
Quellenmaterial wurden Jahresabschlüsse von Kapitalgesellschaften, Daten des Wirtschaftsforschungsinstitutes (WIFO) und
der Statistik Österreich herangezogen. Die betriebswirtschaftliche Untersuchung der Arbeiterkammer analysiert die Branche
anhand einer Bilanzdatenanalyse.

Die im Fachverband Mineralölindustrie organisierten Unternehmen bilden ein sehr diverses Bild an Leistungen ab und sind
daher miteinander nur bedingt vergleichbar. In der vorliegenden Untersuchung wurden grundsätzlich alle Unternehmen des
Fachverbandes aufgenommen, die auch in den letzten drei Jahren durchgängig und mit Stichtag 25.10.2021 in Österreich
ihren Jahresabschluss publiziert haben. Um eine Vergleichbarkeit zu gewährleisten, wurden zwei Gruppen (Mineralölhandel
und Mineralölproduktion) gebildet, die in dieser Analyse getrennt betrachtet werden. Darüber hinaus wurden die Kennzahlen
des OMV-Konzerns ergänzend aufgenommen, da im Konzern einige inländische Tochtergesellschaften konsolidiert werden
(wie auch die Konzernmutter OMV AG), die diverse Konzerndienstleistungen erbringen und ebenfalls Mitglieder des
Fachverbandes sind. Die im österreichischen Mineralölhandel tätigen Unternehmen sind überwiegend Tochterunternehmen
internationaler Ölkonzerne, weswegen diese Analyse auch einen Beitrag über die wirtschaftliche Lage des internationalen
Marktumfeldes (siehe Kapitel „Energiepolitisches Umfeld“, Seite 12) und die Betrachtung ausgewählter Kenndaten von
sieben internationale Mineralölmultis (Seite37) enthält.

Es wird die Ertragslage, die Kostensituation und die finanzielle Stabilität (Eigenkapitalausstattung und Entschuldungsdauer)
untersucht. Außerdem wird auf die Ausschüttungspolitik, das Investitionsverhalten und die Produktivitätsentwicklung der
Unternehmen eingegangen.

Nachfolgende Unternehmen wurden im Rahmen des AK Branchenreports untersucht.

    Untersuchungsgegenstand                                Firmenbuch-Nr:               EigentümerInnen
    Mineralölhandel                                        UGB-Einzelabschluss          Summenbetrachtung
    ENI Austria GmbH                                       101947y                      ENI International BV (NL)
    MOL Austria Handels GmbH                               84355b                       MOL Ungarische Öl- und Gasindustrie AG (H)
    OMV Downstream GmbH*                                   185462p                      OMV AG (A)
    Shell Austria GmbH                                     92517f                       Shell Petroleum N.V. (NL)
    Mineralölproduktion                                    UGB-Einzelabschluss          Summenbetrachtung
    OMV Austria Exploration & Production GmbH              241929d                      OMV Exploration & Production GmbH (AUT)
    OMV Exploration & Production GmbH                      60963b                       OMV AG (A)
    RAG Exploration & Production GmbH                      479746i                      RAG Austria AG
    OMV Konzern                                            IFRS-Konzernabschluss        ÖBAG (A), IPIC (VAE), Streubesitz (43%)
    Quelle: AK Bilanzdatenbank
    * neuer Firmenwortlaut seit 03.11.2020: OMV Downstream GmbH statt OMV Refining & Marketing GmbH

Insgesamt waren in den untersuchten Unternehmen der Gruppen Mineralölhandel und Mineralölproduktion im Jahr 2020
2.963 ArbeitnehmerInnen beschäftigt. Laut Angaben des Fachverbandes Mineralölindustrie beschäftigen die
Mitgliedsunternehmen 4.625 ArbeitnehmerInnen in Österreich. Davon wurden 3.719 Angestellte, 833 ArbeiterInnen sowie
73 Lehrlinge gelistet.1 Im OMV Konzern waren Ende 2020 in 101 Ländern, 25.291 ArbeitnehmerInnen beschäftigt (davon
3.938 in Österreich).2

1 WKO: Die österreichische Mineralerdölindustrie 2020, URL:
https://www.wko.at/branchen/industrie/mineraloelindustrie/branchenreport-mineraloelindustrie-2020.pdf
2 OMV Geschäftsbericht (2020), S. 45

                                                                                                       Branchenreport.Mineralöl.2020 │ 17
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