Brandschutz in der Gebäudetechnik für den produktiven Holzbau

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Brandschutz in der Gebäudetechnik für den produktiven Holzbau
Technische Trends und Normung

Brandschutz in der Gebäudetechnik
für den produktiven Holzbau
Der mehrgeschossige Holzbau ist in Deutschland bereits Realität: Neben großen und medienwirk-
samen Leuchtturmprojekten etabliert sich der Holzbau in der Breite im mehrgeschossigen Wohn-
bau, in öffentlichen Gebäuden (Kitas, Schulen und Verwaltungsgebäude) und auch in privaten
Bauvorhaben, beispielsweise Hotels. Trotz leichter regionaler Unterschiede in der Holzbautradition
und Differenzen in den Landesbauordnungen sind mehrgeschossige Holzbauvorhaben bundes-
weit anzutreffen und relevant für Fachplaner, Brandschutzsachverständige und ausführende
Unternehmen.

                                                                                                                                               Abbildung: JSB Architekten; Kaden+Lager GmbH
                         Dipl. Ing.
                         Hans-Henning Artmann,
                         Geschäftsentwickler
                         Holzbau und Brand-
                         schutz Zentraleuropa,
                         Hilti Deutschland AG,
                         Kaufering

                                                                                                                                                                                               Abbildung 1:
                         Alexander Waldner,
                                                                                                                                                                                               Das Skaio in Heilbronn
                         Manager Zulassungen
                                                                                                                                                                                               ist Deutschlands
                         und Vorschriften
                                                                                                                                                                                               höchstes Holzhochhaus.
                         Brandschutz,
                         Brandschutzsach-
                         verständiger für die
                         bauliche Bau- und       Schulcampus Westend                                                         Studentenwohnheim Woodie
                         Objektüberwachung       Das weltweit größte Schulgebäude aus Holz-                                  Das Studentenwohnheim Woodie in Ham-
                         (EIPOS),
                                                 Beton-Hybridmodulen wurde 2019 in Frank-                                    burg ist der Gewinner des Deutschen Holz-
                         Hilti Deutschland AG,
                         Kaufering               furt am Main eingeweiht. Der Schulcampus                                    baupreises 2019 und des MIPIM-Awards
                                                 Westend wurde in einer Bauzeit von nur                                      2019. Es besteht aus 371 Wohneinheiten
                                                 elf Monaten errichtet und zeigt die ökono-                                  in Holzbauweise. Die Module wurden auf
                                                 mischen Vorteile des Holzbaus – auch bei                                    einem Stahlbetontisch gestapelt und durch
                                                 Sonderbauten. Das Gebäude besteht aus                                       Erschließungskerne aus Stahlbeton versteift.
Von Norden bis Süden werden in der Bun-          350 Holzmodulen und ist als Übergangslö-                                    Das Projekt ebnete den Weg für die Anpas-
desrepublik Deutschland mehrgeschossige          sung gedacht.                                                               sung der Hamburger Landesbauordnung hin
Holzbauvorhaben realisiert. Im Folgenden
werden drei Holzbauprojekte vorgestellt, die
beispielhaft die Leistungsfähigkeit des mo-
                                                                            Abbildung: Bernhard Strauss Photographie; ERNE

dernen Holzbaus zeigen.

Skaio in Heilbronn
Mit 34 Metern Höhe ist das zehngeschossige
Skaio in Heilbronn das höchste Holzhoch-
haus Deutschlands. Bei der Hybridbauwei-
se kamen Brettsperrholz für die Decken und
nichttragenden Wände und Brettschichtholz
für die Stützen zum Einsatz. Die Brandschutz-
anforderungen wurden teilweise durch Kap-
selung und durch Heißbemessung relevanter
Bauteile sichergestellt. Abschottungen der
                                                             Abbildung 2:
Haustechnikinstallationen mussten sowohl
                                                        Der Schulcampus
in Massivholz als auch in klassischen Beton-                    Westend
konstruktionen ausgeführt werden.                   in Frankfurt am Main

20                                                                                                                                                                                            BTGA-Almanach 2021
Brandschutz in der Gebäudetechnik für den produktiven Holzbau
Technische Trends und Normung

                                                                                                                                                  je nach Feuerwiderstandsdauer und die er-

                                                                                             Abbildung: Götz Wrage; PRIME site development GmbH
                                                                                                                                                  forderliche Feuerwiderstandsdauer der Bau-
                                                                                                                                                  teile in Abhängigkeit von der Gebäudeklas-
                                                                                                                                                  se herleiten.
                                                                                                                                                      Die Brennbarkeit bzw. das Brandverhalten
                                                                                                                                                  eines Baustoffes kann nach deutscher DIN
                                                                                                                                                  4102-1 oder europäischer Klassifizierung
                                                                                                                                                  EN 13501-1 eingeteilt werden. DIN 4102-1 5
                                                                                                                                                  unterteilt Baustoffe in zwei generelle Klas-
                                                                                                                                                  sen: nicht brennbare und brennbare Bau-
                                                                                                                                                  stoffe. Innerhalb dieser Klassen wird noch
                                                                                                                                                  eine Differenzierung vorgenommen. Wäh-
                                                                                                                                                  rend nicht brennbare Baustoffe keine Brand-
                                                                                                                                                  last darstellen, können brennbare Baustoffe
           Abbildung 3:                                                                                                                           zur Brandentwicklung beitragen. Seit 2001
        Das Studenten-
      wohnheim Woodie                                                                                                                             besteht mit der EN 13501-1 ein europäisches
    in Hamburg gewann                                                                                                                             Klassifizierungssystem für Baustoffe. Die
        mehrere Preise.                                                                                                                           EN 13501-1 6 definiert sechs Baustoffklas-
                                                                                                                                                  sen von A (kein Beitrag zum Brand) bis F
zu möglichen Holzbauvorhaben in den Ge-        nen sich durch eine hohe Vorfertigungstiefe                                                        (keine Leistung festgestellt). Zusätzlich zum
bäudeklassen 4 und 5.                          aus, die mit einer starken Automatisierung                                                         Brandverhalten regelt die europäische Norm
                                               der Fertigungsprozesse einhergeht. Zusätz-                                                         die Brandnebenerscheinungen: die Rauch-
Wachstumsbranche Holzbau                       lich ist die Fertigung kompletter Raumzellen                                                       entwicklung (smoke release) und das bren-
Die drei Projekte zeigen, dass sich Holz als   möglich – modulares Bauen. Beides bedingt                                                          nende Abtropfen (dropping). Tabelle 2 stellt
Baumaterial auch im mehrgeschossigen Bau       eine frühzeitige und tiefere Detailplanung in-                                                     beide Klassifizierungen gegenüber.
etabliert hat. Die bundesweite Holzbauquote    klusive der gesamten Haustechnik unter Be-                                                             Die Mehrzahl der Holzbaustoffe ist nach
im Bereich der Nichtwohngebäude lag 2019       rücksichtigung der geltenden Brandschutz-                                                          europäischer Klassifizierung als „D-s2,d0“
bei 19,5 Prozent. Das Wachstum im Holz-        vorschriften.                                                                                      klassifiziert. Holz ist normal entflammbar,
bau lag mit 6,6 Prozent im Wohnbau und                                                                                                            besitzt die Rauchentwicklungsklasse 2 und
9,1 Prozent bei Nicht-Wohngebäuden über        Baurechtliche Betrachtung                                                                          ist nicht brennend abtropfend (Verkohlungs-
der durchschnittlichen Bautätigkeit. 1         des Baustoffes Holz                                                                                schicht).
    Die Treiber für den Holzbau sind ökono-    Die baurechtlichen Rahmenbedingungen für                                                               Paragraph 26 der Musterbauordnung 7
mischer und ökologischer Natur: Aufgrund       den Einsatz von Holz in mehrgeschossigen                                                           (MBO) definiert die Anforderungen an das
hoher Vorfertigungsgrade können Bauvorha-      Bauvorhaben lassen sich über die Brenn-                                                            Brandverhalten von Baustoffen und Bautei-
ben in deutlich kürzerer Zeit fertiggestellt   barkeit des Baustoffes, mögliche Baustoffe                                                         len und verknüpft das Brandverhalten des
werden. Eine Zeitersparnis von ca. 45 Pro-
zent 2 gegenüber mineralischer Massivbau-
weise ist möglich. Neben der Bauzeit redu-     Tabelle 1: Vorteile und Anwendungsgebiete der unterschiedlichen Holzbauweisen

zieren sich auch die Baustellengemeinkosten     Holzleichtbauweisen                                                                                             Holzmassivbauweise
aufgrund geringerer Baustelleneinrichtung,
optimierter Logistikabläufe usw. Diese As-      Skelett-/Fachwerkbau-             Rahmen-/Tafelbauweise
pekte machen den Holzbau interessant und        weise
relevant für Bauträger und Investoren.
    In der öffentlichen Debatte überwie-
gen die ökologischen Vorteile des Holzbaus.
Holz wird als nachwachsender Rohstoff den
schwindenden Sandreserven für die mine-
ralische Bauweise gegenübergestellt. Wäh-
rend die Zementherstellung im Jahr 2016
weltweit 1,450 Gigatonnen CO2 3 ausgestoßen
hat, bindet Holz pro Kubikmeter ca. 0,9 Ton-
nen CO2 4. Um die Klimaziele des Pariser        • wirtschaftlich und nach-        • hohe Vorfertigungstiefe                                                     • hohe Gebäudesteifigkeit
Klimaabkommens auch nur ansatzweise zu            haltig aufgrund gerin-          • fertige Raumzellen                                                          • gute bauphysikalische
erreichen, wird daher der Baustoff „Holz“         gen Materialeinsatzes             möglich                                                                       und statische
verstärkt in deutschen Bauvorhaben zum          • hohes Maß an gestalte-          • Platzersparnis gg. Holz-                                                      Eigenschaften
Einsatz kommen müssen.                            rischen Möglichkeiten             massivbau                                                                   • hohe Vorfertigungstiefe
    Je nach Bauvorhaben kommen die Vor-         • speziell für groß-              • speziell für Fertig-                                                        • fertige Raumzellen
teile der unterschiedlichen Holzbauwei-           volumige Bauten mit               hausbau und                                                                   möglich
sen zum Tragen, die in Tabelle 1 stark ver-       großen Spannweiten                modulares Bauen                                                             • speziell für mehr-
einfacht zusammengefasst sind. Sowohl die                                                                                                                         geschossiges und
                                                                                                                                                                  modulares Bauen
Tafel- als auch die Massivbauweise zeich-

BTGA-Almanach 2021                                                                                                                                                                          21
Brandschutz in der Gebäudetechnik für den produktiven Holzbau
Technische Trends und Normung

Tabelle 2: Brennbarkeit von Baustoffen nach deutscher und europäischer Klassifizierung                  Baustoffes mit der Feuerwiderstandsdauer
                                                                                                        einer Konstruktion. Dadurch ist gesetzlich
 DIN 4102-1      Bauaufsichtliche         DIN EN 13501-1        Zusatzanforderungen
                                                                                                        geregelt, welche Baustoffe in Bauvorhaben
                 Anforderung
                                                                Kein          Kein brennendes           verbaut werden dürfen. Mit der jüngsten Er-
                                                                Rauch         Abfallen / Abtropfen      gänzung zu Bauteilen aus brennbaren Bau-
                                                                                                      stoffen ergibt sich die Darstellung in Tabel-
 A1              nicht                    A1
                                                                                                        le 3.
                 brennbar                                                               
 A2                                       A2-s1, d0                                                         Die erforderliche Feuerwiderstandsdauer
                                                                                                      ergibt sich aus den Gebäudeklassen (§ 2 (3)
 B1              schwer                   B-s1,d0; C-s1, d0
                 entflammbar                                                                            MBO) und den zu betrachtenden Bauteilen
                                          A2-s2,d0;                                                    (§ 27 folgende MBO). Die Einteilung in Ge-
                                          A2-s3,d0                                                      bäudeklassen ist unabhängig vom überwie-
                                          B-s2,d0;                                                     gend verwendeten Baustoff. Vereinfacht ge-
                                          B-s3,d0                                                       sagt, müssen ab Gebäudeklasse 4 Konstruk-
                                                                                                        tionen hochfeuerhemmend und für Gebäu-
                                          C-s2,d0; C-s3,d0                                             deklasse 5 sowie Sonderbauten feuerbe-
                                          A2-s1,d1;                                                    ständig ausgeführt werden. Die hochfeuer-
                                          A2-s1,d2                                                      hemmende Ausführung erlaubt den Einsatz
                                                                                                        von brennbaren Baustoffen (Holz) und spe-
                                          B-s1,d1; B-s1,d2           
                                                                                                        zifiziert das in der „Muster-Richtlinie über
                                          C-s1,d1; C-s1,d2                                             brandschutztechnische Anforderungen an
                                                                                                        hochfeuerhemmende Bauteile in Holzbau-
                                          A2-s3,d2;
                                                                                                        weise“ 8 (M-HFHHolzR – Musterholzbau-
                                          B-s3,d2; C-s3,d2
                                                                                                        richtlinie). Im so genannten Kapselprinzip
 B2              normal                   D-s1,d0; D-s2,d0                                             wird das tragfähige Holz ausreichend lange
                 entflammbar                                                                           durch nichtbrennbare Bauplatten geschützt.
                                          D-s3,d0; E
                                                                                                        Damit ist bundesweit der Einsatz von Holz
                                          D-s1,d1; D-s2,d1                                              bis in die Gebäudeklasse 4 baurechtlich ge-
                                          D-s3,d1; D-s1,d2                                              regelt.
                                                                                                            Aus Tabelle 3 ist jedoch ersichtlich, dass
                                          D-s2,d2; D-s3,d2                                              für feuerbeständige Konstruktionen der Ein-
                                          E-d2                                                          satz von Holz gemäß MBO ermöglicht wird.
                                                                                                        Die neuen Konstruktionsmöglichkeiten der
 B3              leicht                   F                                                             MBO müssen jedoch noch in Landesbau-
                 entflammbar                                                                            recht überführt werden. Stand November
                                                                                                        2020 sind unterschiedliche Regelungen in
                                                                                                        den Landesbauordnungen beschrieben: Die
                                                                                                        Landesbauordnungen in Baden-Württem-
                                                                                                        berg, Hessen, Nordrhein-Westfalen, Berlin
Tabelle 3: Zugelassenes Brandverhalten von Baustoffen in Abhängigkeit vom geforderten Feuerwiderstand   und Hamburg ermöglichen den Einsatz von
gemäß MBO
                                                                                                        Holz bis in die Gebäudeklasse 5. In Baden-
 Feuerwiderstand           feuerhemmend               hochfeuerhem-             feuerbeständig          Württemberg gilt: „Abweichend von Absatz 2
                           (30 min)                   mend (60 min)             (90 min)                Satz 3 sind tragende oder aussteifende sowie
                                                                                                        raumabschließende Bauteile, die hochfeuer-
 Brandverhalten            Bauteile aus nicht brennbaren Baustoffen
                                                                                                        hemmend oder feuerbeständig sein müssen,
 der Baustoffe
                           Bauteile, deren tragende und aussteifende Teile aus nicht                    aus brennbaren Baustoffen zulässig, wenn
                           brennbaren Baustoffen bestehen und die bei raumabschlie-                     die geforderte Feuerwiderstandsdauer nach-
                           ßenden Bauteilen zusätzlich eine in Bauteilebene durchge-                    gewiesen wird und die Bauteile so herge-
                           hende Schicht aus nichtbrennbaren Baustoffen haben.                          stellt und eingebaut werden, dass Rauch und
                                                                                                        Feuer nicht über Grenzen von Brand- oder
                           Bauteile, deren tragende und ausstei-
                           fende Teile aus brennbaren Baustoffen                                        Rauchschutzbereichen, insbesondere Ge-
                           bestehen und die allseitig eine brand-                                       schosstrennungen, hinweg übertragen wer-
                           schutztechnisch wirksame Bekleidung                                          den können.“ 9 In weiteren Bundesländern
                           aus nichtbrennbaren Baustoffen                                               sind Änderungen der Landesbauordnung in
                           (Brandschutzbekleidung) und Dämm-                                            Bearbeitung, beispielsweise in Rheinland-
                           stoffe aus nicht brennbaren Baustoffen                                       Pfalz. In allen Bundesländern ist der Einsatz
                           haben.                                                                       von Holzbaustoffen möglich – auch ohne An-
                                                                                                        passungen der Landesbauordnungen. Al-
 Neue Regelung             Bauteile aus brennbaren Baustoffen sind zulässig, sofern sie                 lerdings ist dann eine Planung mit bauord-
 der MBO (Stand            den Technischen Baubestimmungen nach § 85a entsprechen.                      nungsrechtlichen Abweichungen notwen-
 September 2019)                                                                                        dig.

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Brandschutz in der Gebäudetechnik für den produktiven Holzbau
Technische Trends und Normung

                                                                                                                                     lichen Öffnungen für die Haustechnik und

                                                                                                                  Grafik: Hilti AG
                                                                                                                                     die daraus resultierenden Abschottungen
                                                                                                                                     müssen mit dieser Bekleidung ausgekleidet
                                                                                                                                     sein, um eine Feuer- und Rauchausbreitung
                                                                                                                                     in die Holzkonstruktionen sowie Hohlraum-
                                                                                                                                     brände zu verhindern.
                                                                                                                                         In der Praxis wird hier üblicherweise mit
                                                                                                                                     zugelassenen Abschottungsprodukten und
                                                                                                                                     einem mineralischen Spaltverschluss durch
                                                                                                                                     Beton oder Mörtel gearbeitet (Abbildung 5).
                                                                                                                                     Neben dem zeitaufwendigen Schalungsbau
                                                                                                                                     sind das Einbringen von Feuchtigkeit in das
                                                                                                                                     Bauwerk und das Schrumpfverhalten der
                                                                                                                                     mineralischen Baustoffe zu berücksich-
                                                                                                                                     tigen. In Kombination mit der statischen
                                                                                                                                     Last ergibt sich damit eine ungünstige Paa-
                                                                                                                                     rung zum Baustoff „Holz“. Konstruktiv
                                                                                                                                     muss das umlaufende Kantholz zur Halte-
                                                                                                                                     rung der Abschottung berücksichtigt wer-
           Abbildung 4:                                                                                                              den. Für die erforderlichen Auskleidung der
       Darstellung einer                                                                                                             Öffnung und für die Randabstände der Ab-
       K260 Bekleidung                                                                                                               schottungsprodukte ist damit ein zusätz-
     gemäß Musterholz-
           baurichtlinie
                                                                                                                                     licher Platzbedarf einzuplanen. In der Pra-
                                                                                                                                     xis wird das oft nicht beachtet und führt zu
                                                                                                                                     erheblichem Koordinationsaufwand und Ab-
Umsetzung des baulichen                                   Lösungen nach Stand der Technik leiten                                     stimmungsbedarf auf der Baustelle. Vorteil-
Brandschutzes nach Stand der Technik                  sich aus der Musterholzbaurichtlinie ab. Der                                   hafter sind intumeszierende und trockene
Die baurechtlichen Vorschriften erfordern             Geltungsbereich ist dabei auf „Holzbauwei-                                     Abschottungsprodukte, die aufgrund der ge-
eine konkrete Umsetzung der Brandschutz-              sen [begrenzt], die einen gewissen Grad der                                    ringeren Dichte statisch nicht weiter berück-
maßnahmen. Für den baulichen Brandschutz              Vorfertigung haben wie Holztafel-, Holzrah-                                    sichtigt werden müssen und einen gerin-
geht es unter anderem um die Abschottungen            men- und Fachwerkbauweise“. Holz-Mas-                                          geren Platzbedarf für die Haustechnik einfor-
von Haustechnikinstallationen, beispielswei-          sivbauweisen sind von der Richtlinie ausge-                                    dern, beispielsweise Brandschutzsteine (Ab-
se Abwasser, Heizung, Trinkwasser, Elek-              nommen. Die Musterholzbaurichtlinie spezi-                                     bildung 6). Vorfertigung und anschließender
tro, Lüftung. Hier kommen prinzipiell Lö-             fiziert die nach § 26 Musterbauordnung er-                                     Transport sind mit Brandschutzsteinen mög-
sungen nach Stand der Technik oder geprüf-            forderliche Brandschutzbekleidung als „all-                                    lich, es muss keine Aushärtezeit berücksich-
te Lösungen in Frage. Es gilt zu berücksich-          seitig und durchgängig aus nichtbrennbaren                                     tigt oder die Bildung von Setzrissen befürch-
tigen, dass Abschottungsprodukte maximal              Baustoffen“ bestehend sowie eine Ausbil-                                       tet werden.
die Feuerwiderstandsdauer der zugrunde lie-           dung mit „Fugenversatz, Stufenfalz oder Nut-                                       Lösungen nach Stand der Technik kön-
genden Konstruktion erreichen können. Ein             und Federverbindungen“. Die Brandschutz-                                       nen bei gültigen Verwendbarkeitsnachwei-
Abgleich mit Prüfzeugnissen oder anderwei-            bekleidung muss als K260 gemäß DIN EN                                          sen für die Abschottungsprodukte durch eine
tigen Anwendbarkeitsnachweisen relevanter             13501-2 10 klassifiziert sein. Die Ausführung                                  „nicht wesentliche Abweichung“ durch den
Hersteller ist erforderlich.                          ist in Abbildung 4 dargestellt. Die erforder-                                  Errichter bestätigt werden.
                                                                           Grafik: Hilti AG

                                                                                                                                                                               Grafik: Hilti AG

Abbildung 5: Verschluss mit mineralischen Baustoffen in einer Holzbalkendecke                 Abbildung 6: Verschluss mit intumeszierenden Brandschutzsteinen
                                                                                              ohne Schalungsaufwand und Kantholz

BTGA-Almanach 2021                                                                                                                                                             23
Brandschutz in der Gebäudetechnik für den produktiven Holzbau
Technische Trends und Normung

                                                                            Grafik: Hilti AG

                                                                                                                                                                   Grafik: Hilti AG
Abbildung 7: Herstellerspezifische Abschottungsmöglichkeit für Holzleichtbau-                  Abbildung 8: Holzständerwand vergleichbar zur leichten Trennwand
weisen als geprüfte Anwendung

Geprüfte Brandschutzlösungen                           Trennwand betrachtet werden. Hierbei wird                         die zeitliche Entkopplung der Detailplanung
für den produktiven Holzbau                            in Anlehnung an das europäische Vorgehen                          und der Ausführung – hier die Holzelemente-
Lösungen nach Stand der Technik sind über              ein Abstand der Abschottung von 100 mm zu                         fertigung im Abbund. Zweitens ist eine de-
die Musterholzbaurichtlinie für verschie-              benachbarten Holzständern empfohlen (Ab-                          taillierte Planung der Haustechnik mög-
dene Holzleichtbauweisen bis zu einer hoch-            bildung 8).                                                       lich, um Einzeldurchführungen schon im
feuerhemmenden Ausführung möglich. Für                    Sowohl für die Massivholzbauweise in                           Abbund darzustellen und mit einfachen
Bauvorhaben in feuerbeständigen Ausfüh-                Brettsperrholz als auch für Sonderdecken,                         Brandschutzprodukten in hoher Ausfüh-
rungen und/oder Massivholzbauweise sind                wie zum Beispiel Brettsperrholz-Rippen-                           rungsqualität und zu geringen Kosten ab-
andere Lösungen erforderlich.                          elemente von Lignotrend oder Lignatur-Flä-                        zuschotten. Beide Optionen setzen Brand-
    Für Holzbalkendecken bzw. Holzstän-                chenelemente, gibt es ebenfalls Abschot-                          schutzprodukte mit gültigen Verwendbar-
derwände (Holzleichtbauweise) gibt es auf-             tungsmöglichkeiten, die ohne Laibungsaus-                         keitsnachweisen und ergänzenden Feuerwi-
grund der Vielzahl an Systemen nur verein-             kleidung ausgeführt und auch schon in ei-                         derstandsprüfungen im Massivholz voraus.
zelte Nachweise für feuerbeständige Ausfüh-            ner Vormontage umgesetzt werden kön-                              Für beide Varianten sind die Mindestabstän-
rungen. Möglichkeiten ohne aufwendige Lai-             nen. Bei frühzeitiger Absprache zwischen                          de nach den Abstandsregeln des Deutschen
bungen in Holzbalkendecken sind für spezi-             Fachplaner, Brandschutzsachverständigen                           Instituts für Bautechnik (DIBt) bzw. die her-
fische Aufbauten in Abbildung 7 dargestellt.           und Holzbauer sind zwei Planungswege                              stellerspezifischen Angaben zu berücksich-
Hier gilt es, herstellerspezifische Lösungen           möglich: Erstens können größere Öffnungen                         tigen.
anzufragen. Holzständerwände können bei                für die Haustechnik und der anschließen-                             „Für ein erfolgreiches Holzbauprojekt
gleicher Mindestwandstärke (≥ 100 mm) und              de Verschluss mit geprüften Kombischott-                          sind bereits in der Vorplanungs- und Ent-
vergleichbarer Beplankung (mindestens 2 x              produkten geplant werden. Analog zur mi-                          wurfsphase spezifische Inhalte des Holzbaus
12,5 mm GKF je Wandseite) wie die leichte              neralischen Massivbauweise erlaubt das                            zu berücksichtigen“, fasst das Forschungs-
                                                                                                                                                                   Grafik: Hilti AG

Abbildung 9: Geprüfte Abschottungsmöglichkeiten ohne Laibung in Massivholzbauweise

24                                                                                                                                              BTGA-Almanach 2021
Brandschutz in der Gebäudetechnik für den produktiven Holzbau
Technische Trends und Normung

   vorhaben „Lean Wood“ 11 seine Ergebnisse       Literatur:                                           zum Brandverhalten von Bauprodukten“,
   zusammen. Während diese Aussage auch            1 Holzbau Deutschland (Hrsg.): Lage-                2019.
   für den mineralischen Massivbau Gültigkeit        bericht 2020, https://www.holzbau-              7 Musterbauordnung, Fassung Novem-
   besitzt, ist sie beim Holzbau aufgrund hoher      deutschland.de/fileadmin/user_upload/             ber 2002, zuletzt geändert durch Be-
   Vorfertigungsgrade essenziell für einen pro-      Pressebereich/2020_04_27_Lagebe                   schluss der Bauministerkonferenz vom
   duktiven Projektablauf.                           richt_2020/Holzbau_Deutschland_Lage               27.09.2019.
                                                     bericht_2020_web_01.pdf.                        8 Muster-Richtlinie über brandschutz-
   Fazit                                           2 Zügner, D.: Die Holz-Massivbauweise im            technische Anforderungen an hochfeu-
   Der mehrgeschossige Holzbau ist in Deutsch-       mehrgeschossigen Wohnbau. Ein kalku-              erhemmende Bauteile in Holzbauweise
   land Realität und trotz baurechtlicher Ein-       latorischer Vergleich zur mineralischen           (M-HFHHolzR), Fassung Juli 2004.
   schränkungen bundesweit auf dem Vor-              Massivbauweise, TU Graz 2013.                   9 Landesbauordnung Baden-Württemberg,
   marsch. Für Holzleichtbauweisen und hoch-       3 Andrew, R. M.: Global CO2 emissions from          Fassung Juli 2019.
   feuerhemmende Ausführungen gibt die               cement production, in: Earth System Sci-       10 DIN EN 13501-2 „Klassifizierung von Bau-
   Musterholzbaurichtlinie klare Vorgaben zur        ence Data 10 (2018), S. 2213–2239.                produkten und Bauarten zu ihrem Brand-
   Abschottung von Haustechnikinstallatio-         4 Lugt, P. van der: Carbon Storage Utilising        verhalten - Teil 2: Klassifizierung mit den
   nen. Trockene Abschottungslösungen brin-          Timber Products, Environment Indus-               Ergebnissen aus den Feuerwiderstands-
   gen hier Vorteile gegenüber einem minera-         try Magazine, December/January 2012–              prüfungen, mit Ausnahme von Lüftungs-
   lischen Spaltverschluss. Im Massivholzbau         2013.                                             anlagen“, 2016.
   und bei der Anforderung „feuerbeständig“        5 DIN 4102-1 „Brandverhalten von Bau-            11 Lean Wood (Hrsg.): Optimierte Planungs-
   sollten Fachplaner und Ausführende für ei-        stoffen und Bauteilen – Teil 1: Baustoffe;        prozesse für Gebäude in vorgefertig-
   nen reibungslosen Projektablauf auf geprüf-       Begriffe, Anforderungen und Prüfungen“,           ter Holzbauweise, TU München 2017,
   te Lösungen zurückgreifen. Unabhängig von         1998.                                             https://www.ar.tum.de/holz/leanwood/
   den Holzbauweisen ist eine frühzeitige Ab-      6 DIN EN 13501-1 „Klassifizierung von               final-report/.
   stimmung aller Projektbeteiligten erforder-       Bauprodukten und Bauarten zu ihrem
   lich, um die Produktivität des Holzbaus ma-       Brandverhalten – Teil 1: Klassifizierung
   ximal auszuschöpfen.                             mit den Ergebnissen aus den Prüfungen

         Ja, so schnell!                                                                                                      Beim Neubau des
                                                                                                                              Verwaltungsgebäudes
                                                                                                                              der Deutschen Bahn am
                                                                                                                              Lister Dreieck in Hannover
                                                                                                                              setzten die Profis von
                                                                                                                              Isoweka auf Teclit von
                                                                                                                              ROCKWOOL

                                                                                                  „Aus anfänglichen Vorurteilen gegenüber Teclit sind
                                                                                                   positive Ur teile geworden“, bekennt Arnd Salewski.
                                                                                                   Die schnelle, leichte Handhabung und Verarbeitung
                                                                                                   haben den Isolierprofi und sein zertifiziertes Team
                                                                                                   überzeugt. Dank weniger Zeitaufwand für die Mon-
                                                                                                   tage kann der Unternehmer mit besserer Wirtschaft-
                                                                                                   lichkeit rechnen. Er betrachtet das nichtbrennbare
                                                                                                  Teclit Kältedämmsystem als erste Wahl für den Einsatz
                                                                                                   in Hochhäusern, vor allem in Rettungswegbereichen.
                                                                                                  „Von Experten wie uns verarbeitet und bei konstanter
                                                             Arnd Salewski                         Leistung im laufenden Betrieb wird sich das Produkt

„Ich war sehr skeptisch, aber in                             Inhaber und Geschäftsführer
                                                             Isoweka GmbH, Bochum
                                                                                                   langfristig durchsetzen“, ist sich Arnd Salewski
                                                                                                   inzwischen ohne jede Spur von Zweifel sicher.
 der Praxis hat Teclit alle
 unsere Bedenken entkräftet.“

                                                                                                    Teclit ®
                                                                                                    Dämmung von
                                                                                                    Kälteleitungen
                                                                                                    www.rockwool.de/teclit
Brandschutz in der Gebäudetechnik für den produktiven Holzbau Brandschutz in der Gebäudetechnik für den produktiven Holzbau Brandschutz in der Gebäudetechnik für den produktiven Holzbau Brandschutz in der Gebäudetechnik für den produktiven Holzbau
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