Braunkehlchen in Oberösterreich oder vom unauffälligen Sterben eines bunten Vogels
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OBERÖSTERREICH - ORNITHOLOGIE - BIOTOP-/ARTENSCHUTZ ÖKOL 18/1 (1996): 15 -25 Braunkehlchen in Oberösterreich oder Hans UHL A-4553 Schlierbach 285 vom unauffälligen Sterben Tel. 07582/81334 eines bunten Vogels Der regionale Rückgang des Braunkehlchens (Saxicola rubetra) anhand mehrjähriger Erhebungen in den oö. Kremsauen und in der Ettenau. Braunkehlchen Welch trauriger Mai, wenn über nickenden Blumenköpfen, silbrigen Weidentrieben oder verwitternden Wiesenpflöcken Dein hellsprödes, eigentümliches Singen nicht mehr erklingt. Bliebe Dein Lieblingsplatz an der kleinen Erle verwaist, fehlten mir Deine bunten Tupfen sosehr, daß ehemals leuchtende, mir Erneuerung versprechende Frühlingswiesen zu einfältigen Wiesenäckern verkümmern. Über den persönlichen Bezug zum „untersuchten Objekt" Braunkehlchen Abb.2: Adultes Braunkehlchen Männ- ist damit das Wesentliche gesagt. Bleibt als Ergänzung anzumerken, daß chen in der „Koaserin" bei Peuerbach. mein, auf sechsjährigen Erhebungen in den Kremsauen beruhendes Nahe- Foto: J. L i m b e r g e r yerhältnis, gefördert wurde durch die einschlägigen Aufträge des WWF L i e b , der mir großzügig mehrjährige Österreich und die vielen positiven Rückmeldungen bzw. Daten der Kolle- Beobachtungsdaten aus der Ettenau gen der Ornithologischen Arbeitsgemeinschaft am OO.Landesmuseum. zur Verfügung gestellt hat. Für die Die einleitenden Aussagen über die H. R u b e n s e r , A. S c h m a l z e r , S. ständige fachliche Beratung und Un- aktuellen Braunkehlchenvorkommen S t a d l e r sowie A. u. K. Z i m m e r - terstützung dieser Arbeiten danke ich in OÖ. beruhen teilweise auf Bestands- hackl beteiligten. Finanziell unter- Dr. Gerhard Au b r e c h t herzlich. erhebungen aus dem Jahr 1994, an stützt wurde diese Arbeit von der Na- denen sich E. L e g o , K. L i e b . J. turschutzabteilung des Landes OÖ. Be- Die Verbreitung des Limberger,K.Nadler,J.Resch, sonders danke ich an dieser Stelle Karl Braunkehlchens in OÖ. Die Verbreitungsschwerpunkte des Braunkehlchens liegen in Österreich in den größeren Alpentälern und den Nie- dermooren des Alpenvorlandes sowie im Waldviertel. In den landwirtschaft- lich intensiv genutzten Niederungen nd Hügellandschaften außerhalb der \lpen ist diese Art in kleine, voneinan- der isolierte Einzelvorkommen aufge- splittert (DVORAK et. al. 1993). Oberösterreich macht dabei keine Aus- nahme. In den Niederungen unseres Bundeslandes zwischen Donau und Voralpenhügeln fehlt das Braunkehl- chen als Brutvogel mittlerweile nahe- zu völlig. Wie sehr es hier in den letzten Jahrzehnten zu Bestandsrück- gängen gekommen ist. läßt sich aus Mangel an Vergleichsdaten nicht zwei- Abb. 1: Braunkchlchcn-Brui^criici in den f cuchiwioscn der Krenisau. felsfrei feststellen. MAYER (1991) be- Foto: H. U h I schreibt die Landesbestände für die ÖKO-L 18/1 (1996) 15
80er Jahre als unterschiedlich stark rückläufig. Eine Sichtung der im Archiv des OÖ Landesmuseums vorliegenden Daten für den Zeitraum 1990 - 1995 ergibt Verbreitungsschwerpunkte in den hö- heren Lagen des Mühlviertler Granit- plateaus, vor allem in den nordöstli- chen Wiesengebieten der Gemeinden Leopoldschlag. Sandl und Liebenau. Hier werden die derzeit größten loka- len Populationen vorgefunden (MalLsch- wiesen - 23. Sandl - 29. Gugu/Klein- schöneben - 14-24 revierbesetzende Männchen). Zerstreut sind kleine Vorkommen aus dem übrigen Mühlviertel bekannt, weit zerstreut aus dem Traunviertel und dem Hausruckviertel. Das grünland- reiche Innviertel ist bis auf seinen süd- lichsten Landesteil „Braunkehlchen- leer" (s. Abbildung 3). Im Gegensatz zu den Zentralalpen wer- den die Nördlichen Kalkalpen nicht besiedelt. Weitgehend isoliert liegen Abb.3(oben): Gebiete für die Brui- kleinere Vorkommen in inneralpinen nachweise oder Brutverdacht für das Tallagen, wie in der Gleinkerau bei Braunkehlchen vorliegen; nach geo- Windischgarsten oder bei Gosau. Für grafisehen Minutenl'eldern; Daten für den Zeitraum 1990-1995 (aus: Ar- diese südlichsten Populationen ist an- chiv am OÖ. Landesmuseum). zunehmen, daß sie in Zusammenhang mit den jeweils benachbarten Vorkom- men im steirischen Ennstal bzw. in Abb.4(links): Adultes Braunkehl- Salzburg stehen. In den Voralpenhü- chen-Weibchen auf einer bevorzug- geln ist dieser Wiesenbrüter bis 9(X) ten Ansitzwarte - einem Zaun. mNN ebenso sporadisch anzutreffen Foto:H.Uhl wie in den dazwischen liegenden Tä- lern (s. a. Um. 1993b) Abb.5(unten): Hochstaudenfluren Zur Zeit der Zerstreuungsbewegungen (WWF-Schutzgebiet/Kremsauen) nach der Brutzeit (ab Juli) und vor begünstigen durch ihre Warten- allem während des Zuges (ab Anfang dichte die Nahrungsaufnahme. August bzw. von Mitte April bis Ende FotorH. Uhl Mai) sind Braunkehlchen in allen Ar- ten offenen Kulturlandes anzutreffen (GLUTZ VON BLOTZHEIM & BAI IR 1988). Diese Zugbeobachtungen, ge- legentlich verstärkt durch singende Frühjahrsdurchzügler. können dazu führen, daß Verbreitung und Brutbe- stand regional überschätzt werden. So wäre es eine Fehlinterpretation der oö. Beobachtungsdaten (dargestellt in Abbildung 6), zu meinen, das Braun- kehlchen sei in weiten Teilen des süd- lichen Oberösterreichs oder im Zen- tralraum als Brutvogel anzutreffen. Vielmehr ist aus dieser Darstellung abzuleiten, daß dieser „Breitfrontzie- her" weite Teile des griinlandreichen Oberösterreichs regelmäßig durch- quert. Selbst die deutlich weniger vor- handenen Gebiete, für die Bruthin- weise vorliegen, sind in vielen Fällen 16 ÖKO-L 18/1 (1996)
250 305 1320 1335 13£0 1405 1420 1435 14,50 lediglich als sporadische Brutvorkom- 1 1 4845 men einzustufen. Seehöhe ***s. /» Das Braunkehlchen als über 500m £ Leitart für strukturreiche, größere Wiesenbiotope in OÖ. • •• Seehöhe über 1000m • f 4830 Der südlich der Sahara überwinternde Zugvogel erscheint in Mitteleuropa Mitte April und führt hier I - 2 Jah- r i #^815 resbruten durch. Dabei stellt der Bo- denbrüter Braunkehlchen konkrete < Ansprüche an eine vielfältige Vegeta- tionsstruktur. Für die Nestanlage wird eine deckungsreiche Krautschicht be- 1 4800 nötigt, für den Nahrungserwerb eine "I- i 1 T • • niedrige und lückige Krautschicht, die / von Warten (sperrigen Kräutersten- geln, Pfählen, Zäunen, einzelnen Bü- 7 v \../4745 schen od. Bäumen) überragt wird. 0 t 30km i f •V Hecken mindern die Siedlungsdichte, die Nähe zu geschlossenen Wäldern wird gemieden (aus: GLUTZ VON 4715 BLOTZHEIM & BAUER 1988). 1\ Wo und mit welchen Begleiterschei- nungen Braunkehlchenhabitate in OÖ. Abb.ö(oben): Gebiete aus denen noch vorhanden sind, wurde, wie ein- Braunkehlchen-Beobachtungen ge- meldet wurden (inklusive Durchzugs- leitend erwähnt, 1994 von der ARGE daten); nach geografischen Minuten- für Ornithologie am OÖ. Landesmu- feldern: Daten fürden Zeitraum 1990- seum, Arbeitsgruppe Wiesenvögel 1995 (aus: Archiv am OÖ. Landes- untersucht. Diese „Bestandserhebung museum). wiesenbrütender Vogelarten in 24 oö. Untersuchungsgebieten" brachte un- ter anderem folgende Detailergebnis- Abb.7(rechts): Braunkehlchen- se: Männchen auf Drahtzaun. Foto: H. Uhl Unter den bodenbrütenden Vögeln wurde als einzige Art das Braunkehl- 1 chen in allen 24, unterschiedlich gro- ßen Gebieten (8 - 620 ha) nachgewie- Abb.8(unten):Doldenblüher mit reichem Nahrungsangebot wäh- sen. Von weiteren 24, als potentielle rend der Phase der Aufzucht der Brutgebiete der Wiesenvögel einge- Jungen. Foto: H. Uhl stuften Landschaftsteilen wurden 71 % vom Braunkehlchen besiedelt (Zeit- raum: 1990 bis 1994). Keine andere der genauer untersuchten bodenbrü- tenden Arten (Brachvogel. Bekassine. Kiebitz. Wachtel. Wachtelkönig. Wie- senpieper. Feldschwirl. Schwarzkehl- chen und Rohrammer) verzeichnet an- nähernd hohe Werte der Stetigkeit in den Wiesengebieten. Da auszuschließen ist, daß das Braun- kehlchen derzeit andere Landschafts- typen in einem relevanten Ausmaß als Bruthabitate nutzt (kurzzeitige Aus- nahme sind junge Aufforstungsflä- chen), wird dringend empfohlen diese Art in Zukunft als (eine) faunistische Leitart für die Naturschutzrelevanz von größeren, strukturreichen (teilwei- se extensiv genutzten) Wiesenab- schnitten und Grünlandbrachen zu behandeln. Diese Aussage gilt ent- ÖKO-L 18/1 (1996) 17
sprechend der Höhenverbreitung in den südlichen Landesteilen nur bis zur tiefmontanen Zone bzw. bis 900 m N N ( s . a.: UHL et. al. 1995). Als Brutvogel konnte das Braunkehl- chen bei den neuen oberösterreichi- schen Untersuchungen vor allem in Tal-Fettwiesen (feuchten Glatthafer- wiesen), Feuchtwiesen (Kohldistelwie- sen). Pfeifengraswiesen und verschie- denen Typen der Giinlandbrachen bis hin zu Aufforstungsflächen nachge- wiesen werden. Betont sei an dieser Stelle nochmals, daß das zusätzliche Angebot an Sing- und Jagdwarten wesentliche Voraussetzung für die er- folgreiche Besiedelung vieler dieser Wiesentypen ist. Die aus dem Bur- genland in jüngster Zeit bekannte Bevorzugung von außer Nutzung ge- Abb. 9: Großflächige Wiesendrainage in den Kremsauen als Beispiel für fortschreiten- stellten Äckern, bezeichnet als Grün- de Intensivierung der Landwirtschaft und gleichzeitig schwindende Braunkehlchen- brachen (SCHUSTER 1992). ist in OÖ. Lebensräume. Foto: R. G a n s k e bislang nur aus einer Ackerbrache an der Maltsch bekannt (SCHMALZER tenfauna. Nester werden dabei ausge- direkt oder indirekt negativ auf die 1993). mäht oder freigelegt. Einebnen der Häufigkeit und Verfügbarkeit der Nah- Geländeunebenheiten verringert das rungstiere aus. Dies führt zur Abnah- Die Etablierung des Braunkehlchens Nistplatzangebot ebenso wie die Viel- me der Siedlungsdichte und schließ- als regionale Leitart für den Biotop falt an Bodenlebewesen. Verstärkter lich zur Aufgabe des Standortes (nach „Wiese" sollte für Naturschutz und Pestizideinsatz vernichtet potentielle BASTIAN, BASTIAN & STLRNBERG Landschaftsplanung eine neue Ent- Nahrungstiere. Der Einsatz von Dün- 1994). scheidunghilfe in der Bewertung von gemitteln führt zu verstärktem Pflan- wiesendominierten Landschaftsab- zenwuchs und damit zu einer höheren In Anbetracht dieser Zusammenhänge schnitten sein, für die Planungspro- Vegetationsdichte. Bodeneuthrophie- verwundert es wenig, daß die Be- zesse laufen. rung (in stark belasteten Regionen aus standsentwicklung in allen west- und der Luft !) verschlechtert über Vege- mitteleuropäischen Ländern in den Allzuoft geraten in OÖ. derartige avi- tationsveränderungen auch das Ange- letzten 30-40 Jahren z. T. dramatisch faunistische Argumente leider in den bot an Nahrungsinsekten für das rückläufig waren. Eine negative Kor- Hintergrund. Gerade die vorwiegend Braunkehlchen. relation der Bestandsentswicklung mit kleinflächige Ausweisung unserer der Bevölkerungsdichte, dem Brutto- Naturschutzgebiete belegt, wie berech- So wird die Sichtbarkeit und Erreich- inlandsprodukt oder anderen Wirt- tigte floristische Überlegungen dazu barkeit von bodenlebenden Arthropo- schaftszahlen scheint in verschiede- verleiten, vegetationskundliche Klein- den stark herabgesetzt. Die meisten nen Ländern offensichtlich zu sein ode zu retten. Lebensraum- und Flä- dieser Einflüsse wirken sich demnach (nach: BASTIAN & BASTIAN 1994). chenansprüche der Tierwelt bleiben vielfach auf der Strecke. Das wahr- scheinliche Aussterben des Wachtel- königs sowie das fortschreitende Er- löschen lokaler Bekassinen-Vorkom- men sind hier die auffälligsten Konse- quenzen und wohl nur die Spitzen des Dahinschw indens unserer Tierwelt der Wiesen. Siehe dazu auch letztes Ka- pitel. Intensive Landwirtschaft verursacht die Bestandsrückgänge des Braunkehlchens Als Ursache für den Niedergang der Braunkehlchenbestände in Mitteleu- ropa ist in erster Linie die Intensivie- rung der Landwirtschaft zu nennen. Vorverlegung der Mahd führt zur Monotonisierung der Wiesenvegeta- Abb. 10: Braunkehlchenrevier Ettenau. tion und zu Veränderung der Insek- Foto: K. L i e b 18 ÖKOL 18 1 (1996)
Zwischen der Salzach im Westen und dem Wiesengebiet der Ettenau findet sich ein Auwald mit Altarmen und erheblichem Hybridpappelanteil. Im Osten ist das Gebiet begrenzt durch geschlossene Buchen-reiche Hangwäl- der. Kremsau: großflächige Talwiesen- landschaft (ca. 420 ha) an der hier noch unregulierten Krems im oö. Vor- alpengebiet (390 - 420 mNN) in den Gemeinden Inzersdorf, Schlierbach, Nußbach und Wartberg; Feuchtwie- sen unterschiedlichsten Nährstoffhaus- haltes und verschiedener Vegetations- formen wechseln einander ab (seggen- reiche Feuchtstellen, Kohldistelwie- sen, feuchte Glatthaferwiesen, Mä- desüßfluren, Pfeifengraswiesen, Bra- Abb. I 1: Braunk chen, etc.); reich gegliedert durch .icb Schwarzerlen-Bachbegleitgehölze an Krems und Nebengewässern sowie Entwicklung der Braunkehlchenpopulationen kleine Mischwälder; in Kremsau und Ettenau nach mehrjährigen Schutzbemiihungen Die Nutzung wird derzeit bestimmt Ettenau: großflächige, reich struktu- durch ca. 60 % zwei- bis dreimähdige rierte Wiesenlandschaft (ca. 340 ha) an Wiesen und ca. 25 % Äcker. Daneben der Salzach im äußersten Südwesten Ansätze zur Extensivierung durch 35 von OÖ.(370 mNN); offene Kulturland- ha spät gemähte Pflegeprämienwie- schaft zwischen den Ortschaften Etten- sen (Mahd ab 1 Juli) und 10 ha Streu- au und Simling wechselt mit gehölzrei- wiesen im Besitz von WWF und Na- chen Abschnitten (Einzelbüschen, Hek- turschutzbund; Tendenz zur Verbu- ken) und Streuobstwiesen bei den Ge- schung an Entwässerungsgräben und höften; von Wassergräben durchzogen; ungenutzten Feuchtstellen sowie Auf- im Norden mit Solitär-Weiden über- forstung und Umwidmung in Energie- standene, 25 ha großes Streuwiesenge- wälder; genauere Beschreibung des biet (Schwaigau); insgesamt 60 ha Streu- Untersuchungsgebietes in UHL (1992) wiesen (reich an Schilf und Binsen) und undÖKOL, 15/2: 21-30. Feuchtwiesenbrachen bilden die wert- vollsten Teile aus Naturschutzsicht; Methode Abb. 12: Lage der Untersuchungsgebie- Streuwiesen gegen Pflegeausgleich im te in Oberösterreich. September gemäht; insgesamt ca. 70 % Ä Ettenau A Kremsau Wiesen- und 30% Ackernutzung; Ettenau: Kollege Karl Lieb begeht die Ettenau zur Brutzeit (Mai - Mitte Juli) mindestens zweimal pro Woche Anzahl der und zeichnet die Brutreviere seltener Brutpaare Vogelarten seit 1986 auf. Ausnahms- 25 -r weise konnte er die Datensammlung 1994 erst Anfang Juni beginnen. Da- 20 - • durch ist die Brutpaarzahl aus diesem Jahr nur als grober Anhaltspunkt zu werten.GenerellermitteltLieb durch mehrmalige Beobachtung von Männ- chen und Weibchen im Bruthabitat vor allem die Anzahl der Brutpaare. Die Feststellung der Brutpaare mit •+- Bruterfolg beruht weitgehend auf Zu- fallsbeobachtungen. Diese Angaben 1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 sind deshalb als Mindestgrößen zu Brutpaare in der Ellenau Brutpaare in der Kremsau werten. ~ — — Brutpaare mit Bruterfolg i. d. E. Brutpaare mit Bruterfolg i. d. K Kremsau: Als Ergänzung zu den Be- standserhebungen des Großen Brach- vogels in den Kremsauen führt der Abb. 13: Entwicklung der Braunkehlchenpopulationen in der Kremsau und der Ettenau 1989 - 1995. Zur Methode der Bestandserfassung und Berechnungen siehe Verfasser seit 1990 Teilkontrollgän- nebenstehenden Text. ge oder -fahrten mit dem Rad im ge- ÖKO-L 18/1 (1996) 19
samten Wiesengebiet durch. Minde- stens 14tügig werden dadurch zur 1990 Brutzeit alle potentiellen Braunkehl- chenhabitate kontrolliert. Die Ergeb- nisse des WWF-Forschungsberichtes (UHL 1994). beruhend auf einer Sied- lungsdichtearbeit nach OEI.KE (in BERTHOLD. BEZZHL. THIHLCKE 1980) auf 120 ha Untersuchungsgebiet flie- ßen ebenfalls in diese Darstellung mit ein. Im Mittelpunkt stand dabei in allen Beobachtungsjahren die Anzahl der (mindestens 14 Tage lang besetzten) Territorien der Männchen und der lo- kale Bruterfolg. Die folgenden Anga- ben über die Brutpaarzahl der Krem- sauen sind errechnet und aus diesem Grund mit Vorbehalt zu betrachten. Es werden hier 75 % der Anzahl der territorialen Männchen als errechnete Brutpaarzahl diskutiert. Grundlage dafür ist die Angabe von A. LABHART (in Gi.fr/. VON BLOTZHEIM & BALT.R 1988) wonach in 2 verschiedenen schweizer Populationen die Anzahl der unverpaarten Männchen zwischen 7,5 und 26 °k lag. Für die Kremsauen wurden 25 % Unverpaarte angenom- men. Festzuhalten ist, daß diese unterschied- lichen Methoden zu Ergebnissen füh- ren, die nur sehr vorsichtig miteinan- der verglichen werden können. Da es sich jedoch um die einzigen mehrjäh- rigen Untersuchungen an Braunkehl- chenpopulationen in OÖ. handelt, er- scheint es doch als legitim, die vorge- Abb. 16 fundenen Entwicklungen vergleichend LEGENDE: • Territorien der revierhaltenden Männchen zu betrachten und Analogien bezüg- pggjj Feuchtwiesenlandschaft 0 Brutpaar mit Bruterfolg lich Ursachen der Bestandsrückgänge Abb. 14-16: Territoriale Männchen und erfolgreiche Brutpaare des Braunkehlchens und die daraus resultierenden Konse- (Sa.xicola rubetra) in den Kremsauen (1990-1992). quenzen für den Naturschutz zu dis- kutieren. Ursache dafür ist primär der lokale Generell scheint der bessere lokale Bruterfolg dieser weitgehend isolier- Bruterfolg in der Ettenau zu einer vor- Populationsentwicklungen ten Populationen. läufigen Bestandsstabilisierung zu und Bruterfolg führen, während das Braunkehlchen Während in der Ettenau von insgesamt in den Kremsauen vor dem endgülti- 57 Brutpaaren (1990 - 1995) 35 Paare gen Zusammenbruch steht. Dieses Zu- oder 61 c/c Bruterfolg in Form von sammenbrechen vormals größerer lo- Bestandseinbrüche flüggen Juvenilen verzeichnen konn- in Kttenau und Kremsau kaler Braunkehlchenbestände ist in ten, liegt diese Vergleichszahl in der Mitteleuropa nichts Neues, durch die Kremsau bei 12 erfolgenreichen bzw. anhaltende und überregionale Ent- Wie aus Abbildung 13 ersichtlich ha- 18 9c von insgesamt 68 Brutpaaren. ben beide Braunkehlchen vorkommen wicklung jedoch besonders besorgnis- deutliche Bestandseinbrüche in den Die Zahl der flüggen Juvenilen je Brut- erregend (s. a.: EPPLE 1988). letzten Jahren hinnehmen müssen. In paar ist mit 0.55 (1992-1995) in den der Ettenau sank der Brutbestand von Kremsauen erschreckend gering. Die Verschiedene mitteleuropäische Un- 23 (1989) auf zuletzt 8 Brutpaare, in Ettenau weist mit 1.66 flüggen Juve- tersuchungen belegen, daß das Braun- den Kremsauen von 13.5 (1990) auf 6 nilen/Brutpaar eine weitaus bessere kehlchen sehr geburtsortstreu ist (zB. Paare. Während in der Ettenau seit Nachwuchsrate auf. Die Ettenau-Wer- LABHART 1988. PARKER 1990). Be- 1991 eine gewisse Stabilisierung zu te sind als Mindestangaben zu be- sonders bei isolierten Vorkommen w ie verzeichnen ist. deutet die Bestands- trachten. Die tatsächliche Zahl der Ju- den oberösterreichischen ist der loka- kurve der Kremsau kontinuierlich nach venilen könnte noch geringfügig hö- le Bruterfolg ausschlaggebend für unten. hergewesen sein. Fortbestand oder Erlöschen dieser 20 ÖKOL 18 1 (1996)
sich 1996 fortsetzen, ist auch in die- sem Teilgebiet ein endgültiger Be- standseinbruch vorauszusehen (Abbil- dungen 14-19). Die vorgefundenen Bruterfolgsraten von 0.55 (Kremsau) und 1.66 (Etten- au) Jungvögel/Paar liegen jedenfalls weit jenseits der Erfordernisse für eine überlebensfähige lokale Population. LABHART (1988) ermittelte in stabilen schweizer Populationen 2,6 Jungvö- gel/Brutpaar. Dieser Nachwuchs wür- de knapp reichen um die mittlere An- zahl der sterbenden Altvögel auszu- gleichen. Unter normalen Witterungs- bedingungen wurden in den Bayri- schen Alpen Nachwuchsraten von 3,4 bis 4,3 flügge Junge je Paar nachge- wiesen (BEZZEL & STIEL, 1977 in GLUTZ VON BLOTZHEIM & BAUER 1988). Ursachen der lokalen Bestandseinbrüche Die grundsätzlichen negativen Aus- wirkungen der Intensivierung der Grünlandbewirtschaftung wurden oben erläutert. Nun handelt es sich in den untersuchten Gebieten jeweils um Flä- chen, in denen seit Jahren Schutz- bemühungen zum Erhalt der Wiesen- vögel laufen. Sind demnach Schutz- käufe und Auszahlung von Pflege- prämien zur Extensivierung für das Braunkehlchen ohne Erfolg ? Vorweg muß betont werden, daß die Ursachen der Brutverluste im vorlie- LEGENDE: Territorien der revierhaltenden Männchen genden Beispiel ungenügend unter- Feuchtwiesenlandschaft Brutpaar mit Bruterfolg sucht und bekannt sind. So kann das Abb. 17-19: Territoriale Männchen und erfolgreiche Brutpaare des Braunkehlchens Ergebnis dieser Diskussion vor allem (Sa.xicola ruhetra) in den Kremsauen (1993-1995). in der Aufzählung der Fakten sowie im Benennen der offenen, wahrschein- ..Restpopulationen". Ob und wie der Im nördlichsten Teil der Kremsauen lich entscheidenden Fragen liegen. Austausch zwischen verinselten sind trotz hohem Anteil an Streuwie- Kleinstvorkommen funktioniert, ob sen und extensiv genutzten Heuwie- Folgende Aspekte können für die „Nachschub" aus größeren stabilen, sen (insgesamt 30 ha) zuletzt 1991 lokalen Braunkehlchen-Riickgän- weit entfernten Populationen erwartet flügge Jungvögel nachgewiesen wor- ge ausschlaggebend sein: werden kann, zählt zu den noch weit- den. In den anschließenden Jahren ha- gehend unbeantworteten Fragen. ben alle lokalen Brutversuche (von * Die Isolation der Populationen führt insgesamt 10 Paaren) fehlgeschlagen. dazu, daß geringe Nachwuchsraten derzeit nicht ausgeglichen werden kön- Schrittweiser Zusammenbruch der Die Folge davon ist. daß 1995 erst- nen. Südlich der Donau ist kein grö- „Revierinseln" in den Kremsauen mals nur mehr ein territoriales Männ- ßeres Vorkommen mit nachhaltigem chen anwesend war, 1990 waren es Bruterfolg bekannt. noch 8! In den Kremsauen ist recht augenfäl- * Einbruch der Braunkehlchen-Be- lig nachzuvollziehen. daß selbst in- Dagegen hat sich in der zentral gele- stände trotz 35 ha geschlossener, ex- nerhalb der Lokalpopulation der Brut- genen ..Revierinsel" südlich der Ort- tensiver Wiesenbewirtschaftung in den erfolg der kleinsten ..Revierinseln" schaft Sautern bis 1995 noch ein Be- nördlichen Kremsauen (Mahd ab ( =Anhäufung mehrerer Territorien auf stand von 5 territorialen Männchen I.Juli) engstem Gebiet), zumindest mittelfri- halten können. (1990: 5 - 7). Hier stig verantwortlich ist. für die Ent- waren noch 1992 und 1993 erfolgrei- -* Die bislang durchgeführten Schutz- wicklung dieser kleinsten Teilpopula- che Brutpaare zu verzeichnen. Sollte maßnahmen zugunsten des Großen tionen. die Erfolglosigkeit von 1994 und 1995 Brachvogels zeigen hier geringe posi- ÖKOL 18/1 (1996) 21
Hohe Verlustraten, unter anderem durch räuberische Tiere, sind beim Braunkehlchen mehrfach belegt. So- wohl in einer schweizer als auch in einer Heidelberger Population gingen 56 (7c der Brüten gänzlich verloren. In den Bayrischen Alpen waren es von 85 Gelegen 45,8 9c. Knapp Dreivier- tel der Verluste in Bayern gingen auf das Konto von Prädatoren.Ein Studie in Großbritannien belegt sogar 80% derart bedingten Ausfall. Dagegen scheinen Witterungseinflüsse auch in regnerischen Sommern nicht generell zu höheren Ausfällen zu führen (aus: LABHART 1988). Vielfach wird der direkte Einfluß von Prädatoren als nicht bestandsbedro- hend gewertet (BASTIAN, BASTIAN & Abb. 20: Braunkehlchen-Paar in Nestnähe. Foto: J. Limberger STHRNBERG 1994). Im Fall der Krems- tive Wirkung auf die Braunkehlchen- Bestände. Während sich der kleine Brachvogelbestand (3 -5 Paare) er- holt, geht jener der Braunkehlchen seit 5 Jahren kontinuierlich zurück. * Da ein Ausmähen der Gelege und Jungvögel in den bevorzugten Schutz- wiesen-Habitaten ausgeschlossen wer- den kann, müssen diese durch Präda- toren. Nahrungsknappheit oder ande- re Ursachen verloren gegangen sein. * Deutliche kleinräumige Parallelen von wiederholt nachgewiesener Gele- geprädation beim Brachvogel und nie- dergehenden Braunkehlchenbeständen weisen auf großen lokalen Verlust- druck durch prädatierende Säugetiere und/oder Corviden hin. Abb. 21: FuttertragenUcs Braunkehlchen Abb. 22: Futtertragendes Braunkehlchen * Rückgang der Braunkehlchen-Po- Männchen („Koaserin"). Weibchen („Koaserin"). pulation trotz 60 ha Streuwiesenbe- Foto: J. Li m b e r u e r Foto: J I. i m b e r g e r wirtschaftung in der Ettenau (vorwie- gend Herbstmahd). Hier könnten die Schutzmaßnahmen zumindest eine mittelfristige Stabilisierung erreicht haben. Vergleich mit Verlustursachen in anderen Ländern Beispiele aus deutschen Schutzgebie- ten beweisen, daß der direkte negative Einfluß der landwirtschaftlichen Nut- zungsformen und die ..Verinselung" von Kleinstpopulationen allein nicht reicht für die komplexen Rückgangs- und Aussterbevorgänge beim Braun- kehlchen. So erlosch trotz Streuwie- senbew irtschaftung auf 200 ha 1985 ein Braunkehlchenvorkommen im Dattenhauser Ried weitgehend, das 1964 noch einen Bestand von 25 Brut- Abb. 23. Braunkehlchen nur kurzfristig günstige Brut- paaren aufwies (EPPLE 1988). habiiate anbieten. Foto: H. Uhl ÖKOL 18/1 (1996)
auen deutet jedoch einiges daraufhin, daß diese kleinere, isolierte Populati- on, mehrjährig anhaltenden, erhöhten Verlustdruck durch Prädatoren nicht mehr auffangen kann und zusammen- bricht. Andere Ursachen, vor allem Abb.24: Verknappung des Nahrungsangebo- Braunkehlchen tes, können derzeit jedoch nicht aus- Weibchen mit geschlossen werden. „Erregungs- geste" bei In mehreren deutschen Gebieten zeigt Annäherung sich, daß traditionelle, individuenstar- des Partners in Nestnähe. ke Populationen negativen Einflüssen eher standhalten und auch über lange Foto: Zeit stabil bleiben können. Eine unte- J. Limberger re Schwellengröße von 20-30 Brut- paaren scheint sich abzuzeichnen. Kleinere Populationen sind in den letz- ten Jahren vielerorts erloschen, grö- ßere dagegen auch in den letzten 10- 20 Jahren stabil geblieben oder haben * Erste flächendeckende Ansätze (z. B. * Besonders das Aufforsten von Braun- Landschaftspflegepläne) müssen für die kehlchen-Habitaten ist zu verhindern. letzten größeren Vorkommen entwickelt Dazu ist die entsprechende finanzielle werden. Nach dem derzeitigen Kenntnis- Ausstattung des Pflegeprämienpro- stand sind dies: Wiesen in Sandl, an der grammes wichtige Voraussetzung. Maltsch, Gugu, Kleinschöneben, Glein- kerau, Ettenau und Kremsau. * Bei Flächenstillegungen oder ande- re Extensivierungsmaßnahmen in po- * Weitere Schutzmaßnahmen sind dort tentiellen Brutgebieten sind die Braun- zu setzen, wo noch ein Netz kleinerer kehlchenhabitatansprüche zu berück- Populationen vorhanden ist. Auch auf sichtigen. niedrigem Bestandsniveau sind Schutz- erfolge möglich. Große Teile des Mühl- * Laufende Kontrolle der lokalen Be- viertels, insbesondere in den höheren standsentwicklungen und Neuerfas- Lagen, sind dabei interessant. sung in potentiellen Brutgebieten * Anpassung der Pflegeprämienricht- * Zumindest in einem repräsentativen linien (zur Bewirtschaftung ökologisch Gebiet sollte eine umfassende Untersu- wertvoller Flächen) an die Bedürfnis- chung den geringen Bruterfolg klären. se dieser bedrohten Art. Förderung Falls notwendig darf sich der Natur- Abb 25: Junges Braunk
Wiesenbrütergebieten zielführend und Ansätze zur weiteren Bearbeitung die- verantwortbar sind, nicht entziehen. ser Probleme werden samt einem Maß- Um zu einem besseren Wissend" nahmenkatalog zum landesweiten stand über diese Art zu kom- Selbstverständlich kann gerade in der Schutz des Braunkehlchens in Ober- men, ersuche ich alle Naturbe- oft heiklen Frage nach dem primären österreich präsentiert. obachter, Brutzeitbeobachtun- Naturschutzziel eines Wiesenschutz- gen des Braunkehlchens mir, gebietes nicht allein der Habitatan- der Naturkundlichen Station spruch des Braunkehlchens die anzu- Ausblick oder dem Biologiezentrum Linz strebende Nutzungsform bestimmen. bekannt zu geben ! Entsprechende Berücksichtigung bei Wird in diesem Naturschutzbereich Schutzmaßnahmen sind dessen Le- nicht rasch, entschieden und effizient bensraumbedürfnissen angesichts der gehandelt, so ist anzunehmen, daß die Literatur bedrohlichen Bestandsentwicklungen Braunkehlchenvorkommen bei uns jedoch sehr wohl einzuräumen. kontinuierlich zusammenbrechen und BASTIAN A & BASTIAN H. V. (1994): Be- damit nach dem Wachtelkönig eine stände und Bestandstrends des Braun- Sehr viele, der für das Braunkkehlchen weitere Wiesenvogelart Gefahr läuft, kehlchens (Saxicala rubetra). Limicola günstigen Bewirtschaftungsformen unser Bundesland zu räumen. 8: 242 - 270. bringen auch Vorteile für ein weites BASTIAN A & BASTIAN H. V. & STERNBERG Spektrum der Wiesen-Tierwelt. Neben Die Frage nach Nutzen und Sinn der- H. E. (1994): Ist das Nahrungsangebot für einer Reihe von ähnlich „eingenisch- artiger Schutzmaßnahmen ist in en- die Brutrevierwahl von Braunkehlchen ten" Boden-oder Staudenbrütern fin- gem Kontext mit den Zielen für unse- {.Saxicola rubetra) entscheidend? In: Vo- den sich beispielsweise die höchsten re Landwirtschaft zu sehen. Wenn gelwelt 115: 103 - 114. Arten- und Individuenzahlen von nachhaltiges Landwirtschaften aus- BIZZII E. & STIEL K. (1975): Zur Verbrei- Schmetterlingen auf extensiv und re- schließlich die langfristigen Bedürf- tung und Ökologie des Braunkehlchens gelmäßig bewirtschafteten Streuwiesen nisse des Menschen verfolgt und am deutschen Nordalpenrand. Ardeola und Magerrasen sowie deren frühen gleichzeitig die Lebensraumansprüche 21 (especial). 841 - 859. - dies: Zur Bio- Brachestadien ( BI.AB 1993). logie des Braunkehlchens in den Bayri- unserer Mitlebewesen in der Kultur- schen Alpen. Anz. orn. Ges. Bayern 16. landschaft ignoriert, werden Schutz- 1977. 1-9. Die jüngst von E. HAI SKR (1995) im Sinne des optimalen Schmetterlings- bemühungen unbefriedigendes Flick- werk bleiben. Dann besteht aus ver- BI.AB J. (1993): Grundlagen des Biotop- schutzes diskutierten Nutzungsformen schutzes für Tiere. Hrsg. Bundesfor- für Wiesen in Linz/Umgebung stim- schiedenen Gründen jedoch die be- schungsanstalt für Naturschutz und Land- men weitgehend mit jenen für einen rechtigte Annahme, daß die Menschen schaftsökologie. Bonn-Bad Godesberg. optimalen Schutz von Braunkehlchen- in diesem Land das Netz der Natur DVORAK M., RANNER A. & BKRÜ. M. (1993): Habitaten überein. soweit zerreißen, daß der eigene Bo- Atlas der Brutvögel Österreichs. Ergeb- den bald nicht mehr zu einem ..sinner- nisse der Brutvogelkartierung 1981 - 1985 füllten Leben" reicht, das weit mehr der Österr. Ges. f. Vogelkunde. -Wien. Zusammenfassung beinhaltet als das nackte Überleben. 522 pp. Ausgehend vom aktuellen Verbrei- Damit sind nicht nur so direkt schädi- EPPI.E W. (1988): Das Braunkehlchen - tungsbild des Braunkehlchens in Ober- gende Beeinträchtigungen wie ver- Jahresvogel 1987 - im Brennpunkt der Ex- schmutztes Trinkwasser oder geringe tensi vierungsdebatte in der Landwirtschaft. österreich werden die als Bruthabitat Einführung in das Artenschutzsymposium. genutzten Biotoptypen andiskutiert Qualität unserer Lebensmittel gemeint. - Beih. Veröff. Naturschutz Landschafts- und das Braunkehlchen als avifauni- Ästhetisch reizvolle Landschaften, pflege Bad.-Wiirtt. 51: 15-31. stische Leitart für strukturreiche, grö- unbegradigt sprudelnde Wiesenbäche, flatternde Schmetterlinge und singen- G I L T / VON BLOTZHEIM & BALER (1988): ßere Wiesenbiotope unseres Bundes- Handbuch der Vögel Mitteleuropas (11). landes vorgeschlagen. Genauere Feld- de Vögel prägen die Schönheit eines Aula Verlag, Wiesbaden. beobachtungen in den Wiesengebie- Gebietes und seine Erlebnismöglich- ten der Kremsau und der Ettenau bele- keiten für die darin lebenden Men- HALSER E. (1995): Tagaktive Schmetter- gen, daß die lokale Ursache für die schen. Das Braunkehlchen steht als linge in Linz/Urfahr - Eine naturschutz- Symbol dafür. orientierte Bestandsanalyse. - ÖKO-L 1II festgestellten, z. T. dramatischen Be- 3: 3 - 16. standseinbrüche im geringen lokalen Bruterfolg von 0.55 bzw. 1.66 flüg- LABHART A. (1988): Zum Bruterfolg des gen Juvenilen je Brutpaar liegt. Selbst Braunkehlchens {Saxicola ruhetra) in „Der Garten ist verwüstet, die Abhängigkeit von der Grünlandbewirt- für kleinste ..Revierinseln" innerhalb Wege sind zertrampelt, die Rei schaftung in den Westschweizer Voral- der Lokalpopulation in den Kremsau- ste des Inventars werden gera-, pen. Beih.Veröff. Naturschutz Land- en wird der dort jeweils vorgefundene de verheizt - aber das Rätsei schaftspflege Bad.-Würtl. 51: 159 - 178. Bruterfolg als ausschlaggebend für des Gartens bleibt ein RälsetM Fortbestand oder Zusammenbruch ver- MAYER G. (1991): Revision der Bewer- Ob noch einmal ein Garten dar\ tung der Brutvögel Oberösterreichs. - Jb. mutet. Da in den von den Braunkehl- aus wird oder ob sein Ende Oö. Mus. - Ver. 136: 361 - 395. chen bevorzugten Schutzgebietsantei- schon begonnen hat. hängt von len, die Bruterfolge besonders gering nichts anderem ab als davon.] PARKER J. E. (1990): Zur Biologie und sind (Kremsauen), und somit direkt Ökologie einer Braunkehlchenpopulati- daß wieder Gärtner kommenj, on {Saxicola rubetra) im Salzburger Vor- schädigende Bewirtschaftungs Vorgän- die den Garten unbegreiflich alpengebiet (Österreich). - Egretta 33 (2): ge ausgeschlossen sind, wird der dies- finden." 63 - 76. bezügliche Einfluß von Prädatoren DAHL 1989 diskutiert. SCHMALZER A. (1993): Ornithologische Bestandserhebung an der Grenze an der 24 ÖKOL 18 1 (1996)
Maltsch. - Endbericht im Auftrag der Oö. Wartberger Au (Kremstal/Oberöster- Wiesenpieper (Anthus pratensis). - Vo- Landesregierung. Abt. Naturschutz. (Un- reich). - Bericht 6/1992. Forschungsin- gelschutz in Österreich 8: 17 - 25. veröff. Manuskript). stitut WWF Österreich. UHL H. (1994): Wiesenbrütende Vogelar- SCHLSTER A. (1992): Vergleich der brut- Um. H. (1993 a): Die Kremsauen - ein ten der Kremsauen. In: Artenschutzpro- und nachbrutzeitlichen Habitatwahl von letztes Rückzugsgebiet für Wiesenvögel gramm Großer Brachvogel. - Bericht 12/ Neunlöter (Luniuscotlurio), Schwarzkehl- in Oberösterreich. - ÖKO-L 15 (2): 21 - 1994: 6 - 2 1 . Forschungsinstitut WWF chen (Saxicola torquata) und Braunkehl- 30. Österreich. chen (Saxicola ruhetra) im Kulturland des Hansäg (Burgenland (.Diplomarbeit an der UHL H. (1993 b): Wiesenbrütende Vogel- UHL H. et. al. (1995): Bestandserhebung Naturwissenschaftlichen Fakultät der Uni arten Oberösterreich. Verbreitung und wiesenbrütender Vogelarten in 24 Unter- Wien (unveröff. Manuskript). Bestand von Großem Brachvogel (Nume- suchungsgebieten in Oberösterreich 1994. niu.s arquata). Bekassine (Gallinago gal- Bericht an das Amt der Oö. Landesregie- UHL H. (1992): Artenschutzprogramm linago), Wachtelkönig (Crex crex). rung. In: Vogelkdl. Nachr. Oö., Natur- Großer Brachvogel im WWF-Reservat Braunkehlchen (Saxicola rubetra) und schutz aktuell III/2: 3 - 45. OKO-L. Leser berichten Eine seltene Varietät des Wiesensalbeis (Salvia pratensis) Bei Salvia pratensis L. dem Wiesen- Die Subspecies vulgaris ist die in Mit- folgt durch Wurzelausläufer sowie salbei, handelt es sich um eine mehr- teleuropa heimische Unterart, die var. durch Teilung größerer Stöcke, die jährige Halbrosettenstaude mit verhol- haematodes aus dem mediterranen Eu- bereits durchgeführt wurde. zender Pfahlwurzel, die mit ihren blau- ropa zeichnet sich durch hellblaue Blü- Etwas häufiger treten weiße, rosa und en Blüten hinlänglich bekannt ist. Der ten und stärkeren Wuchs aus. Eine manchmal mischfarbige Formen (Abb. Wiesensalbei besiedelt Trockenwie- schöne Kombination zeigt das Bild 2 und 3) auf, die auch durch Aussaat sen, Halbtrockenrasen, Steppen- und aus Griechenland vor dem Dorf Metso- vermehrt werden können. Heidewiesen und kommt zumeist auf vo, wo diese Art gemeinsam müSpar- kalkhaltigen, nährstoffreichen Böden tium junceum an einer Straßenbö- Der Wiesensalbei sollte als Wildstau- vor. Straßenböschungen, Bahndämme schung blühte. de mehr verwendet werden, da er sich Abb. \: Salvia pralen.\i.\l~. (ormaacaulis Abb. 2: Salvia praten\i.\ L. l'orma rosea Abb. 3: Salvia pratensis L. forvnaalbißi und andere exponierte Lagen weisen Im Frühjahr 1993 entdeckte ich im durch Selbstaussaat erhält, anspruchs- im Mai blaue Blütenteppiche auf. oft Bereich des Gartenamtes der Stadt los ist und keiner Pflege bedarf (außer in Gemeinschaft mit der Wiesenmar- Linz, in einer Wiesenböschung eine dem Rückschnitt der abgeblühten Ris- gerite, der WitwenWume-Knautia ar- Form mit gestauchten Blütenstielen, pen wenn aus ästethischen Gründen vensis. der Zypressen Wolfsmilch - lt. Hegi die überaus seltene Salvia notwendig). Die lange Blütezeit über Euphorbia cyparissias. den Aufrech- pratensis forma acaulis (Abb. I) mit einige Wochen und das spezifische ten Ziest - Stachys recta u.a. Fallwei- sehr verkürzten Achsen. 2 Exemplare Blau setzen sehr wirksame Akzente. se gibt es Nachblüten im Herbst und wurden in Kultur genommen, sie blü- Ing. Siegfried SCHMID. weiße oder rosa blühende Exemplare hen alljährlich, leider wird kein Sa- Botanischer Garten der Stadt Linz und manchmal Mischfarben. men ausgebildet. Die Vermehrung er- Roseggerstraße 20, A- 4020 Linz ÖKOL 18/1 (1996) 25
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