Brutvögel an Fliessgewässern: Situation, Defizite, Förderung
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Brutvögel an Fliessgewässern: Situation, Defizite, Förderung Erkenntnisse aus einer Grundlagenstudie im Kanton Zürich Mathias Ritschard, Martin Weggler spezialisierte Vogelarten gute Indikatoren tikel stellt ein Destillat dieses Berichts dar. Zusammenfassung für den allgemeinen biologischen Zustand Viele der Resultate, Schlussfolgerungen Fliessgewässer und von Fliessgewäs- und die biologische Diversität eines Le- und Empfehlungen sindschweizweit gül- sern geschaffene Strukturen und Ha- bensraums sind. tig, der geografische Fokus reicht damit bitate gehören zu den artenreichsten Das revidierte Gewässerschutzge- weit über die Grenzen des Kantons Zürich Lebensräumen und beherbergen eine setz (GSchG), welches seit dem 1. Januar hinaus. grosse Diversität von Vogelarten. Viele 2011 in Kraft ist, bietet Handhabungen, um dieser spezialisierten Arten sind durch die Situation der Fliessgewässervögel in 2. Vögel an Fliessgewässern die anthropogene Nutzung und Umge- der Schweiz zu verbessern. Zentrale Ele- Von den 139 aktuellen Brutvogelarten des staltung der Fliessgewässer stark be- mente des Gesetzes sind Revitalisierun- Kantons Zürich kommen 38 Arten (27%) droht. Der vorliegende Artikel beruht auf einer Grundlagenstudie zu Brut- gen und ein erweiterter Gewässerraum. bevorzugt oder ausschliesslich in der vögeln an Fliessgewässern im Kanton Innerhalb der nächsten 80 Jahre sollen Nähe von Fliessgewässern vor (Tabelle 1; Zürich. Er analysiert die aktuelle Situa- etwa 25% der insgesamt 10 000 km be- nachfolgend «Leitarten Fliessgewässer» tion, identifiziert und beschreibt orni- einträchtigter Fliessgewässerabschnitte genannt). Grundlage für diese Erkenntnis thologisch wichtige Lebensraumstruk- revitalisiert werden (Göggel 2012). Die ist eine flächendeckende Analyse der geo- turen, nennt den Handlungsbedarf und Kantone sind zur strategischen Planung grafischen Verteilung von Brutvogelrevie- stellt Grundlagen für Wasserbauer zur und zur Umsetzung von Revitalisierungs- ren aus dem Zürcher Brutvogelatlas 2008 Verfügung, mit denen die Situation der projekten verpflichtet. Zusätzlich haben (Weggler u.a. 2009). Die Bindung dieser Fliessgewässervögel verbessert wer- sie Gewässerräume, welche die natürliche Arten an Fliessgewässer ist unterschied- den kann. Funktion der Gewässer und den Hochwas- lich eng. Vier Arten brüten im Kanton Zü- serschutz gewährleisten festzulegen. Der rich aktuell praktisch ausschliesslich an Gewässerraum darf nur extensiv bewirt- Fliessgewässern, nämlich Gänsesäger, 1. Einleitung schaftet werden. Eisvogel, Wasseramsel und Bergstelze. Die Vögel sind eine sehr erfolgreiche Wir- Die Orniplan AG hat im Auftrag des Weitere ökologisch sehr eng an Fliessge- beltiergruppe, welche praktisch sämtliche Zürcher Vogelschutzes ZVS/BirdLife Zü- wässer gebundene Arten sind entweder Lebensräume der Erde besiedelt. Viele rich und des Amts für Abfall, Wasser, Ener- vollständig verschwunden (Flussuferläu- Arten sind heutzutage vom Aussterben gie und Luft (AWEL) Kanton Zürich einen fer) oder haben sekundäre Ersatzlebens- bedroht (IUCN 2014), die wohl wichtigste Grundlagenbericht erarbeitet, welcher räume bezogen: Die Flussseeschwalbe Gefährdungsursache ist die Zerstörung die Situation der Brutvögel an Fliessge- brütet im Kanton Zürich nur noch auf der Habitate. Am meisten gefährdet sind wässern im Kanton Zürich im Detail ana- künstlichen Brutplattformen am Greifen- Vogelarten, welche auf Lebensräume spe- lysiert, Defizite identifiziert und konkrete und Pfäffikersee, die Uferschwalbe und zialisiert sind, die einem hohen anthropo- Fördermassnahmen beschreibt (Ritsch- der Flussregenpfeifer brüten heutzutage genen Nutzungsdruck unterliegen. Dazu ard & Weggler 2014). Der vorliegende Ar- überwiegend in anthropogen geschaffe- gehören sicherlich die Fliessgewässer. Das Gesicht vieler Fliessgewässer hat sich in den letzten zwei Jahrhunderten weltweit, aber insbesondere auch in der dicht besiedelten Schweiz stark verändert. Fliessgewässer wurden zur Energiege- winnung, für den Hochwasserschutz oder auch einfach zur Raumgewinnung verbaut, kanalisiert oder sogar eingedolt. Typische Lebensraumstrukturen naturnaher Fliess- gewässer sind vielerorts verschwunden, und mit ihnen auch spezialisierte Vogelar- Bild 1. Typische aktuelle und ehemalige Brutvögel an Fliessgewässern im Kanton ten. Vögel stehen weit oben in der Nah- Zürich, welche ökologisch sehr eng an den Lebensraum Fliessgewässer gebunden rungskette und erfüllen somit eine wichtige sind. Von links oben nach rechts unten: Gänsesäger, Flussregenpfeifer, Flussuferläu- ökologische Funktion. Hinzu kommt, dass fer, Flussseeschwalbe, Eisvogel, Uferschwalbe, Wasseramsel, Bergstelze. «Wasser Energie Luft» – 106. Jahrgang, 2014, Heft 4, CH-5401 Baden 291
nen Lebensräumen wie Kiesgruben oder schwalbe vollständig aus Flusshabitaten im 19. Jahrhundert stattgefunden hat, Grossbaustellen, wo Sandabrisse bzw. verschwunden ist. lassen sich die historischen Vorkommen vegetationsfreie Ruderalstandorte zur Ver- Andere Arten sind ökologisch we- der Leitarten Fliessgewässer im Kanton fügung stehen. Die Populationsgrössen niger eng an Fliessgewässer gebunden, Zürich nur fragmentarisch nachzeichnen. dieser «obligatorischen» Fliessgewässer- aber trotzdem noch statistisch signifikant Aufgrund der Situation an unkorrigierten arten (siehe Bild 1) sind klein; die häufigste mit ihnen assoziiert (Tabelle 1). Dazu ge- Flussläufen, beispielsweise am Unterlauf Art ist die Bergstelze mit rund 270 Brut- hören typische Wasservögel wie Enten des Doubs im französischen Jura oder am paaren, gefolgt von der Wasseramsel mit oder Schwäne, aber auch Brutvogelarten Tagliamento in Norditalien, müssen zumin- knapp 250 Brutpaaren. Vom Eisvogel gibt von gewässerbegleitenden terrestrischen dest Flussuferläufer, Flussseeschwalbe es weniger als 40 Brutpaare im Kanton Strukturen wie Uferpflanzen oder Gehöl- und Uferschwalbe als ehemalige Brutvö- Zürich, vom Gänsesäger nur deren zwei. zen, beispielsweise der Teichrohrsänger, gel an den Fliessgewässern im Kanton Zü- Von den gut 20 Flussregenpfeiferpaaren die Nachtigall oder der Pirol. rich eingestuft werden. Andere Arten, wie im Kanton brütet nur eine knappe Hand- Weil die Umgestaltung der Fliess- zum Beispiel der Flussregenpfeifer, waren voll an Fliessgewässern, während die Ufer- gewässer zu einem grossen Teil schon vor 150 Jahren vermutlich bedeutend häu- figer als heute. Einige Fliessgewässervö- gel wurden auch direkt verfolgt, vom Eis- vogel etwa wird berichtet, dass ein Fischer allein im Jahr 1925 in Rheinau gegen 50 Individuen gefangen hätte: «Eine Anzahl brachte er ein, die andern warf er ins Was- ser» (Stemmler 1925). Der Fischadler ist in der Schweiz gar ganz ausgerottet worden. Während sich der vorliegende Ar- tikel auf die Bedeutung von Fliessgewäs- sern für Brutvögel beschränkt, soll nicht vergessen werden, dass Fliessgewässer auch als Rasthabitat von Durchzüglern und Wintergästen eine wichtige Bedeu- tung haben und gelegentlich von lokalen Brutvögeln, welche nicht in unmittelbarer Nähe brüten, zur Nahrungssuche aufge- sucht werden (beispielsweise vom Grau- reiher). 3. Ornithologischer Zustand der Fliessgewässer im Kanton Zürich Um den aktuellen ornithologischen Zu- stand der Fliessgewässer im Kanton Zürich nachzuzeichnen, haben wir alle Fliessgewässerabschnitte ornithologisch bewertet. Davon ausgenommen haben wir schnellfliessende Gewässer mit einer Sohlenbreite von weniger als 1 m, einge- dolte Abschnitte sowie Fliessgewässer mit einer Gesamtlänge von weniger als 250 m. Diese sind ornithologisch kaum relevant. Insgesamt wurden so 1788 km «ornitholo- gisch relevanter» Fliessgewässerstrecken bewertet. Die Bewertungsmethodik ist im Grundlagenbericht detailliert beschrieben (Ritschard & Weggler 2014). Grundsätzlich haben wir aus der Summe der vorkom- menden Leitarten für jeden Gewässer- abschnitt einen sogenannten «Abschnitt- Leitartwert» errechnet. Dabei wurden aber Bild 2. Ornithologischer Ist-Zustand der Fliessgewässer im Kanton Zürich. Als Mass nicht alle Arten als gleichwertig behandelt. für die ornithologische Qualität haben wir den «Abschnitt-Leitartwert» entwickelt (vgl. Wir haben jeder Art einen Wert zugewie- Text). Ein hoher Wert entspricht einer hohen ornithologischen Qualität. In Grau sind sen, welcher sich aus dem Artwert gemäss die ornithologisch nicht relevanten Fliessgewässer (schnellfliessende kleine Bäche, Artwertsystem das Kantons Zürich (siehe eingedolte Abschnitte oder sehr kurze Fliessgewässer). Schwarzenbach 2012) und einem «Bin- 292 «Wasser Energie Luft» – 106. Jahrgang, 2014, Heft 4, CH-5401 Baden
dungswert» zusammensetzt. Letzterer durchschnittlichem Abschnitt-Leitartwert 4. Ökologische Ansprüche von beschreibt, wie eng eine Art ökologisch können als Defizitgewässer bezeichnet Fliessgewässervögeln an den Lebensraum Fliessgewässer ge- werden; sie haben meist ein hohes Aufwer- Vögel stellen je nach Art unterschiedliche bunden ist. tungspotenzial. Auch Gewässer mit einem Anforderungen an ihren Lebensraum. Ei- Bild 2 illustriert den ornithologi- durchschnittlichen bis überdurchschnittli- nerseits sind sie für Nahrungs-, Deckungs- schen Wert aller ornithologisch relevan- chen Abschnitt-Leitartwert befinden sich und Nistplätze und auf bestimmte Bio- ten Fliessgewässerabschnitte im Kan- aber meist deutlich unter ihrem Optimum topstrukturen angewiesen, andererseits ton Zürich anhand des oben erwähnten und besitzen ebenfalls ein Aufwertungs- haben sie aber auch Raumansprüche, d.h. Abschnitt-Leitartwerts. Lediglich 3.9% potenzial. Fliessgewässerabschnitte mit sie brauchen eine minimale Fläche von ge- (70 km) der Fliessgewässerstrecke hat einem hohen ornithologischen Defizit sind eignetem Lebensraum, um überleben und einen hohen bis sehr hohen ornithologi- an allen grösseren Flüssen im Kanton Zü- sich erfolgreich fortpflanzen zu können. schen Wert. Ornithologisch besonders rich (Rhein, Limmat, Reuss, Thur, Töss, Wir haben für jede unserer Leitar- wertvolle Fliessgewässerabschnitte sind Glatt und Sihl) zahlreich zu finden. ten Fliessgewässer die wichtigen Lebens- u.a. im Bereich Nohl–Dachsen sowie Töss- riedern–Zweidlen am Rhein, zwischen Ge- roldswil und der Kantonsgrenze an der Limmat sowie lokal an der Thur und an der Sihl zu finden. Rund die Hälfte der Fliessge- wässerstrecke (900 km) hat derzeit gemäss unserer Analyse überhaupt keinen ornitho- logischen Wert. Es fällt auf, dass Gewässer mit einem hohen ornithologischen Wert im Allgemeinen eine viel breitere Sohle auf- weisen als Gewässer ohne oder mit nur einem geringen bis mittleren ornithologi- schen Wert (vgl. Tabelle 2). Dies ist nicht weiter erstaunlich, sind doch Vögel mobile Lebewesen, welche auf eine je nach Art mehr oder weniger ausgedehnte Fläche von geeignetem Habitat angewiesen sind (vgl. auch Kap. 5). Hinzu kommt, dass or- nithologisch wichtige Habitatstrukturen oft durch dynamische Fliessgewässer- prozesse geschaffen werden. Diese Pro- zesse finden zwar auch an kleinen Fliess- gewässern statt, die Schaffung von Struk- turen von ornithologisch relevanter Grösse hängt aber nicht zuletzt von der Gewässer- grösse ab. In einem zweiten Schritt haben wir analysiert, an welchen Fliessgewässerab- schnitten ornithologische Defizite beste- hen. Vereinfacht könnte man sagen, die grössten Defizite bestehen dort, wo der Abschnitt-Leitartwert gering ist. Man darf aber nicht ausser Acht lassen, dass kleine Fliessgewässer ein geringeres ornitho- logisches Potenzial haben als Gewässer mit einer grossen Sohlenbreite; trotzdem können kleine Fliessgewässer für einige Vogelarten sehr wichtig sein. In unserer Analyse haben wir deshalb den Abschnitt- Leitartwert für die Gewässersohlenbreite korrigiert (Details zur Methodik in Ritsch- ard & Weggler 2014). Bild 3 illustriert den Abschnitt- Leitartwert bezogen auf den Kan- tonsdurchschnitt und korrigiert nach Ge- wässersohlenbreite. Es werden also nur Gewässer mit gleicher Sohlenbreite mit- Bild 3. Ornithologische Bewertung der Fliessgewässerabschnitte im Kanton Zürich, einander verglichen. Gewässer mit unter- bezogen auf den Kantonsdurchschnitt und korrigiert nach Gewässersohlenbreite. «Wasser Energie Luft» – 106. Jahrgang, 2014, Heft 4, CH-5401 Baden 293
Tabelle 2. Ornithologische Bewertung der Fliessgewässer im Kanton Zürich, beurteilt anhand des Abschnitt-Leitartwerts (vgl. Text). trag an den ornithologischen Wert eines meinschaften, die direkt oder indirekt von Fliessgewässers leisten Vertikalstruktu- der Art und Grösse des Gewässers abhän- ren (Bäume, Büsche, Uferpflanzen) im gen», beeinträchtigt werden. Gewässerraum, die zu Beginn der Brut- Die Sohle eines Fliessgewässers zeit teilweise oder vollständig funktional lässt sich natürlich nicht beliebig in die zur Verfügung stehen, d.h. nicht gemäht Breite ziehen, aber das Gewässerbett sind. Die Diversität von Leitarten ist in flä- sollte bei Aufwertungsarbeiten so gestal- chigen Strukturen wie Auenwäldern oder tet werden, dass sich das Fliessgewässer Ufergehölzen besonders hoch, aber auch eine eigene Route suchen kann und sich quasi lineare Ufersäume oder punktför- eine natürliche Sohlenbreite einstellt. mige Altbäume sind wichtig. Die spezia- Von zentraler Bedeutung für den lisierten Arten mit einer engen Bindung an ornithologischen Wert eines Fliessgewäs- Fliessgewässer haben meist sehr spezifi- sers sind die zehn in Tabelle 3 aufgelisteten sche Ansprüche. Flussuferläufer, Flussre- Lebensräume und Lebensraumstrukturen. genpfeifer und Flussseeschwalbe brüten Bei naturnahen Fliessgewässern entste- auf störungsfreien Kiesbänken und -in- hen die meisten dieser Strukturen durch seln, wobei Letztere beide offene Flächen dynamische Prozesse wie Erosion, Sedi- bevorzugen, der Flussuferläufer hingegen mentation und periodische Überflutun- Flächen mit lockerer Vegetation. Eisvogel gen. In der Realität sind die allermeisten und Uferschwalbe bauen ihre Brutröhren Fliessgewässer im Kanton Zürich anthro- in sandige Uferabrisse, ersterer ist für den pogen beeinflusst und räumlich gelenkt. Nahrungserwerb zudem auf Sitzwarten Das primäre Ziel bei Fliessgewässerauf- tief über der Wasseroberfläche an fischrei- wertungen sollte deshalb eine Revitalisie- chen, langsam fliessenden Uferabschnit- rung sein, d.h. die «Wiederherstellung der ten angewiesen. natürlichen Funktionen eines verbauten, Einige Arten nehmen gerne künstli- überdeckten oder eingedolten oberirdi- che Nisthilfen an. Auch Kunstbauten in Ge- schen Gewässers mit baulichen Massnah- wässernähe wie Brücken oder Stauwehre men» (Göggel 2012, BAFU 2012). Tabelle 1. Leitarten Fliessgewässer Kan- können hier einen wesentlichen Aufwer- Eine vollständige Revitalisierung ist ton Zürich: Vogelarten, welche im Kanton tungsbeitrag leisten. allerdings nicht überall möglich. Es kann Zürich statistisch signifikant in der Nähe dann sinnvoll sein, bestimmte ornitholo- von Fliessgewässern brüten, und ihre 5. Ornithologische Aufwertung gisch wichtige Strukturen künstlich zu er- Bestandsgrössen (Anzahl Brutpaare im von Fliessgewässern schaffen und zu unterhalten. Dabei muss Kanton, Quelle: Zürcher Brutvogelatlas Vögel und deren Lebensraumansprüche sorgfältig abgeklärt werden, welche Struk- 2008). Die ökologische Bindung an den waren bisher bei Aufwertungen von Fliess- turen im betreffenden Gewässerabschnitt Lebensraum Fliessgewässer ist je nach gewässern meist nur am Rand ein Thema. realisierbar und aus ornithologischer Sicht Art unterschiedlich eng. Dies ist insbesondere deshalb schade, sinnvoll sind. Dabei sind insbesondere die weil spezialisierte Vögel gute Indikatoren Gewässermorphologie und weitere lokale raumstrukturen zusammengetragen und für den allgemeinen biologischen Zustand Begebenheiten (u.a. geologische und geo- dabei zehn Lebensräume und Strukturen eines naturnahen Lebensraums sind. grafische Faktoren) zu berücksichtigen. Es identifiziert, welche für Fliessgewässer- Wie unsere Analyse gezeigt hat, wird kein Gewässer geben, an dem sich vögel von zentraler Bedeutung sind (Ta- wird das ornithologische Potenzial eines alle der in Tabelle 3 aufgelisteten Struktu- belle 3). Fliessgewässers mit zunehmender Ge- ren nebeneinander realisieren lassen. Bei Die wichtigste Zone ist nicht der wässersohlenbreite grösser. Dies sollte vielen Aufwertungsprojekten wird es un- Fliesskörper selbst, sondern der Wasser- nicht nur bei Gewässeraufwertungen, umgänglich sein, Fachleute beizuziehen, rand und die ans Wasser angrenzenden sondern auch bei der Diskussion um die damit die lokalen Begebenheiten im Detail terrestrischen Lebensräume. Dies unter- minimale Restwassermenge berücksich- studiert und massgeschneiderte Mass- streicht die Wichtigkeit, Gewässerräume tigt werden. Nach Gewässerschutzgesetz nahmen definiert werden können. Dabei auszuscheiden und adäquat zu pflegen muss die Restwassermenge erhöht wer- sollen auch Artspezialisten hinzugezogen (EAWAG 2013). Den wichtigsten Bei- den, wenn «seltene Lebensräume und -ge- und nach Möglichkeiten eine vorgängige 294 «Wasser Energie Luft» – 106. Jahrgang, 2014, Heft 4, CH-5401 Baden
Bild 4. Arbeitshilfe für die ornithologische Aufwertung von Fliessgewässern; Beispielseite aus dem Grundlagenbericht «Grundlagen zur Förderung von Brutvögeln an Fliessgewässern im Kanton Zürich» (Ritschard & Weggler 2014). Tabelle 3. Ornithologisch bedeutende Lebensräume und Strukturen an Fliessgewässern und deren Bedeutung für die einzelnen Leitarten. Erfassung der vorhandenen Arten durch- massnahmen, Fördergewässer und ggf. Zürich für die Mitarbeit in der Projektausarbei- geführt werden (siehe auch Schmidt & weitergehende Literatur erläutert sind tung sowie an Pascal Sieber von der Abteilung Fivaz 2013). (Bild 4). Die Arbeitshilfen können zusam- Wasserbau, Amt für Abfall, Wasser, Energie Gerade bei anthropogen beein- men mit dem Bericht heruntergeladen und Luft (AWEL) Kanton Zürich für die Unter- trächtigten Gewässern ist die richtige werden unter www.awel.zh.ch/brutvoegel stützung. Verschiedene Personen (u.a. Bruno Pflege der ornithologisch wichtigen Struk- -> Bauen am und im Gewässer. Schelbert, Matthias Griesser, Christa Glauser) turen essenziell. Wir haben für jede der in haben Anschauungsmaterial und wertvolle In- Tabelle 3 aufgelisteten Strukturen eine Danksagung puts geliefert. Der Zürcher Brutvogelatlas, auf doppelseitige Arbeitshilfe zusammenge- Ein grosser Dank geht an die Kommission dem viele der in diesem Artikel erwähnten Ana- stellt, wo Zielarten, Förderziele, Pflege- Grundlagen & Forschung des ZVS/BirdLife lysen beruhen, wäre ohne die Mitwirkung meh- «Wasser Energie Luft» – 106. Jahrgang, 2014, Heft 4, CH-5401 Baden 295
rerer Hundert Freiwilliger und der Unterstützung IUCN (2014). The IUCN Red List of Threatened ten im Jahr 2000 mit Grundlagen zur Neupla- der Fachstelle Naturschutz Kanton Zürich nicht Species. Version 2014.2. http://www.iucnred- nung des «Avimonitorings 2013–2022». Orni- realisierbar gewesen. Für die Bilder der Leitarten list.org plan AG, Zürich, im Auftrag der Fachstelle Na- Fliessgewässer durften wir auf das Fotoarchiv Ritschard, M., Weggler, M. (2014). Grundlagen turschutz Kanton Zürich. des Zürcher Brutvogelatlas zurückgreifen (Foto- zur Förderung von Brutvögeln an Fliessgewäs- Stemmler, C. (1925): Eisvogelfang. Ornithologi- autoren: Patrick Donini, Rita und Alfons Schmid- sern im Kanton Zürich. Bericht der Orniplan AG scher Beobachter 23, 78. lin, Beat Walser und Stefan Wassmer). im Auftrag von ZVS/BirdLife Zürich und Amt für Weggler, M., Baumberger, C., Widmer, M., Abfall, Wasser, Energie und Luft (AWEL) Kanton Schwarzenbach, Y., Bänziger, R. (2009): Brut- Literatur Zürich. Herunterzuladen unter www.awel.zh.ch/ vogelbestände im Kanton Zürich 2008 und Ver- BAFU (2012): Merkblatt-Sammlung Wasserbau brutvoegel -> Bauen am und im Gewässer. änderungen seit 1988. Bericht mit 2 Separates. und Ökologie. Erkenntnisse aus dem Projekt In- Schmidt, B., Fivaz, F. (2013): Fliessgewässer- Herausgeber: ZVS/BirdLife Zürich. tegrales Flussgebietsmanagement. Bundesamt Abschnitte mit hoher Artenvielfalt oder national für Umwelt BAFU, Bern. prioritären Arten. Grundlagendaten für die Pla- EAWAG (2013): Faktenblatt Gewässerraum. nung von Revitalisierungen. Bericht des Cen- Wasserforschungsinstitut des ETH-Bereichs tre Suisse de Cartographie de la Faune CSCF EAWAG, Dübendorf. und der Koordinationsstelle für Amphibien- und Göggel, W. (2012): Revitalisierung Fliessge- Reptilienschutz KARCH z. Hd. des Bundesamts Anschrift der Verfasser wässer. Strategische Planung. Ein Modul der für Umwelt, BAFU. Dr. Mathias Ritschard, Dr. Martin Weggler, Or- Vollzugshilfe Renaturierung der Gewässer. Schwarzenbach, Y. (2012): Artwert Vögel Kan- niplan AG, Wiedingstrasse 78, CH-8045 Zürich, Bundesamt für Umwelt, Bern. Umwelt-Vollzug ton Zürich. Neuberechnung 2012 und Analyse mathias.ritschard@orniplan.ch Nr. 1208. der wichtigsten Veränderungen zu den Artwer- martin.weggler@orniplan.ch. Wir verkaufen: 16.5 km Lichtwellenleiter (LWL) Kabel bestehend aus 12 LWL für Datenübermittlung, Messungen von Verlusten und Intrusionen der Leitungen Technische Spezifikationen Kabel-Typ Fiber optic cable (Red) Hybrid: - 8 FSL (Singlemode) - 4 FG5 (Multimode) Kabel Ø (inkl. Aussenmantel) mm 6,4 Länge Meter 16‘500 Sind Sie interessiert? Kontaktieren Sie bitte: Fr. N. Lombardo / Tel. +41/91/820 05 63 e-mail: nicolelombardo@metanord.ch Metanord SA, Centro ala Monda 1, CH-6528 Camorino www.metanord.ch Die nächste Ausgabe von «Wasser Energie Luft» erscheint am Donnerstag, 12. März 2015 Foto: MMi 296 «Wasser Energie Luft» – 106. Jahrgang, 2014, Heft 4, CH-5401 Baden
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