Bulletin Die Wissenschaften und die Medien Les sciences et les médias - VSH-AEU
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Table of contents Vereinigung der Schweizerischen Hochschuldozierenden VSH AEU Association Suisse des Enseignant-e-s d’Université Bulletin Die Wissenschaften und die Medien Les sciences et les médias Mit Beiträgen von – avec des contributions de Rainer Borer Isabel Sörensen, Silke Fürst, Mike Schäfer, Daniel Vogler Stephan Russ-Mohl Eduard Kaeser Urs Hafner Daniel Theis Oliver Renn Franziska Ryser Peter Strickland, Andrew Allen 47. Jahrgang, Nr. 3/4 – November 2021 47ème année, no 3/4 – novembre 2021 ISSN 1663–9898
Table of contents Department of Computer Science Assistant Professor (Tenure Track) of Computer Science – Programming Languages and Software Engineering The Department of Computer Science (www.inf.ethz.ch) at ETH Zurich invites applications for an assistant professorship (tenure track) in computer science with focus on Programming Languages and Software Engineering. Applicants should be strongly rooted in computer science, have internationally recognized expertise in their field and pursue research at the forefront of computer science. Successful candidates should establish and lead a strong research program. They will be expected to supervise doctoral students and teach both undergraduate and graduate level courses (in German or in English). Collaboration in research and teaching is expected both within the department and with other groups of ETH Zurich and related institutions. Assistant professorships have been established to promote the careers of younger scientists. ETH Zurich implements a tenure track system equivalent to other top international universities. Please apply online (application period starts on 15 October 2021) at: www.facultyaffairs.ethz.ch Applications should include a curriculum vitae, a list of publications with the three most important ones marked, a statement of future research and teaching interests, the names of three references, and a description of the three most important achievements. The letter of application should be addressed to the President of ETH Zurich, Prof. Dr. Joël Mesot. The closing date for applications is 30 November 2021. ETH Zurich is an equal opportunity and family friendly employer, values diversity, strives to increase the number of women professors, and is responsive to the needs of dual career couples. Titelbild: Labor / Image by RAEng_Publications from Pixabay Bücher / Bild von Innviertlerin auf Pixabay on air / Bild von Benjamin Hartwich auf Pixabay Icons / Bild von Thanks for your Like • donations welcome auf Pixabay Weltkugel / Bild von Hugo Hercer auf Pixabay ETH Zürich Zentrum | Hauptgebäude / ETH Zürich Sendemasten / Bild von falco auf Pixabay Zeitungen / Bild von Şahin Sezer Dinçer auf Pixabay Magazine / Bild von Michael Zimmermann auf Pixabay ii Stellenausschreibung – Poste à pourvoir
Table of contents Inhaltsverzeichnis – Table des matières Editorial 2 Gernot Kostorz Die Wissenschaften und die Medien Les sciences et les médias Wissenschaft, Medien, Öffentlichkeit: Eine immer komplexere «Beziehungskiste» 3 Rainer Borer Status quo and dynamics of public communication efforts of all Swiss higher education institutions 8 Isabel Sörensen, Silke Fürst, Mike Schäfer, Daniel Vogler Ferngesteuerter Journalismus – Wie sich die Wissenschaftskommunikation ins Vorfeld der Medien verlagert 16 Stephan Russ-Mohl Im Zeitalter der postnormalen Wissenschaft 21 Eduard Kaeser Wenn ein Wort mehr verschweigt, als es besagt – Zur Karriere des Begriffs der Wissenschaftskommunikation 25 Urs Hafner Jeder ist ein Virologe – über die Popularisierung der Wissenschaft 31 Daniel Theis Wissenschaftskommunikation in der Krise? Können neue Technologien helfen und unterstützen? 33 Oliver Renn Aus dem Labor ins Netz – Die Rolle der (sozialen) Medien für die Forschung 43 Franziska Ryser On the Future of Scientific Publication 49 Peter Strickland, Andrew Allen Ordentliche Mitgliederversammlung, Freitag, 26. November 2021 Assemblée générale, vendredi 26 novembre 2021 55 Stellenausschreibung – Poste à pourvoir ii VSH-Bulletin Nr. 3/4, November 2021 | AEU-Bulletin no 3/4, novembre 2021 1
Table of contents Editorial Gernot Kostorz Foto: Heidi Hostettler, D-PHYS, ETH Zürich Liebe Leserin, lieber Leser Die Verbreitung von Nachrichten heisst im Franzö- jedoch kann man davon ausgehen, dass bis zur Ver- sischen «Diffusion», den lateinischen Wurzeln ent- selbstständigung des Wissenschaftsjournalismus und sprechend eine Ausbreitung, ein Auseinanderfliessen der organisierten «Kommunikation» (primär Mittei- einer Substanz bezeichnend. Das regt zu einer nähe- lungen) von Forschungsinstitutionen und ihren Förde- ren Betrachtung an. rern die Urheber, d.h. die Forschenden selbst, die Qua- lität der Nachrichten noch kontrollieren konnten: Der In den Naturwissenschaften bedeutet Diffusion in Träger empfand dem Urheber gegenüber noch eine deutscher und französischer Sprache (unter ande- gewisse Verantwortung. rem) diese Ausbreitung als Folge des Zweiten Haupt- satzes der Thermodynamik, nach dem die Zunahme Das ist heute kaum noch in adäquater Form gewähr- der Entropie (ein Mass für die Unordnung) die Vertei- leistet und völlig unmöglich bei der Verbreitung von lung von Atomen und anderen Objekten steuert. Die- «Nachrichten» über die (a-)«sozialen Netzwerke». ser statistische Prozess kann durch äussere Felder in Nicht nur scheint sich der Zweite Hauptsatz auch Grenzen beeinflusst werden, aber die Eigenschaften soziologisch gesehen zu bestätigen – «die Wissen- der Objekte ändern sich normalerweise nicht. Wenn schaft» wird medial immer mehr eine Form der die Substanz «die Wissenschaft» betrifft – und damit Selbstdarstellung der Nachrichtenträger, -verbreiter sind wissenschaftliche Erkenntnisse (inkl. Irrtümer), und -verwerter, und manche Wissenschaftlerinnen Verfahren und Verhaltensweisen gemeint – so sind und Wissenschaftler organisieren deshalb nicht gera- die Verhältnisse etwas komplexer. de uneigennützig die weiteren Schritte der Kommu- nikation autonom von der Quelle aus. Zunächst bedarf es zwecks Verbreitung der wissen- schaftlichen Nachrichten neben einem Milieu eines Das vorliegende Heft beleuchtet dieses nicht für alle Trägers. In der Antike und kontinuierlich seit der Re- beruhigende Szenarium und endet mit Betrachtun- naissance war das Milieu auf die Kreise der Wissen- gen einer Autorin an der Quelle und der inhaltlich schaft, insbesondere die Akademien, beschränkt, und Verantwortlichen einer Reihe von etablierten wissen- die «Träger» waren die Erzeuger der Nachrichten selbst, schaftlichen Zeitschriften. Eine Hauptsorge bleibt – in mündlicher Form bei Vorträgen und Diskussionen, wer übernimmt die Verantwortung für den Erhalt der dann auch in schriftlicher Form in wissenschaftlichen ursprünglichen, seriösen Information? – Oder kursie- Zeitschriften und Monographien. Selten, aber in der ren demnächst Berichte über die kürzlich erfolgreich neueren Geschichte durchaus bemerkenswert bei abgeschlossene Erfindung des Rades (Urheberrecht sehr bewegenden Anlässen ging «die Wissenschaft», bisher ungeklärt)? etwa mit «Pamphleten» und «Deklarationen», selbst an die breite Öffentlichkeit. Mit der Publikation von Eine anregende Lektüre wünscht Ihnen zusammenfassenden «Nachrichten» der Akademien Ihr Gernot Kostorz und Hochschulen und mit Lehrbüchern, die auch für Leserinnen und Leser ausserhalb des ursprünglichen Milieus von Bedeutung sind, begann bereits eine Ver- NB.: Wie immer entsprechen die im «Bulletin VSH-AEU» änderung der Substanz durch Vereinfachung und veröffentlichten Meinungen nicht notwendig den An- erlaubte oder auch unerlaubte Verallgemeinerung, sichten der VSH-AEU oder ihrer Mitglieder. 2 VSH-Bulletin Nr. 3/4, November 2021 | AEU-Bulletin no 3/4, novembre 2021
Table of contents Wissenschaft, Medien, Öffentlichkeit: Eine immer komplexere «Beziehungskiste» Rainer Borer* Früher war die Welt noch in Ordnung. Da gab es einerseits die Wissenschaft, die geforscht, qualifizier- Wissenschaft Medien ten Nachwuchs ausgebildet und dazwischen auch mal Dinge hervorgebracht hat, welche die Welt wei- tergebracht haben. Und da gab es andererseits die Medien, die kraft ihrer Aufgabe als vierte Gewalt im Sinne eines qualifizierten «Gatekeepers» – unter an- derem – auch die wissenschaftlichen Erkenntnisse Öffentlichkeit auf ihre gesellschaftliche Relevanz hin überprüft und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht haben. Die Er- kenntnisse der Wissenschaft wurde in den meisten Abbildung 1. Wissenschaft-Medien-Öffentlichkeit bis ca. 1990. Fällen über klassische, redaktionell betreute Medien in die breite Öffentlichkeit gebracht. Relativ selten (2010), Snapchat (2011), TikTok (2016) und viele an- kommunizierte Forschende und Lehrende direkt mit dere, deren Namen wir häufig schon wieder verges- der Öffentlichkeit, sei es als Expertinnen in parla- sen haben. mentarischen Ausschüssen, sei es als Referenten an öffentlichen Veranstaltungen (siehe Abbildung 1). Ganz offensichtlich entspricht es einem menschlichen Der Vorwurf der Wissenschaft im Elfenbeinturm war Bedürfnis, sich selbst darzustellen, sich mit anderen vor 30 und mehr Jahren vielleicht nicht ganz unbe- auszutauschen und dadurch Wertschätzung zu erhal- rechtigt. ten. Diese Daumen-Rauf-oder-Runter-Kultur war und ist das Fundament für den durchschlagenden Erfolg Tempi passati. Der 12. März 1989 veränderte die- der sozialen Netzwerke. Geschmiert durch das Wis- se Konstellation grundlegend. Damals hat Tim sen um die Meinungen, Haltungen und damit Werte Berners-Lee seinem damaligen Arbeitgeber, dem von Milliarden von Userinnen und Usern haben sich europäischen Zentrum für Kernforschung CERN in Genf, den Vorschlag eines vernetzten Informa- tionsmanagementsystems gemacht. Dieses Doku- * ETH Zürich, Hochschulkommunikation, Rämistrasse 101, 8092 Zürich. ment gilt als Gründungsakte des Internets. Mit dem E-mail: rainer.borer@hk.ethz.ch World Wide Web wurde etwas Neues geschaffen, https://www.ethz.ch das die Gesellschaft und damit auch die Geomet- Rainer Borer, lic.phil., MBA (HSG), Jg. 1963, leitet rie des Dreiecks Wissenschaft-Medien-Öffentlich- seit 2015 die Hochschulkommunikation der ETH keit grundlegend verändert hat. Über das Internet Zürich. Er hat an der Universität Basel Geschichte konnten sich Unternehmen, Behörden und auch und Germanistik studiert und sein Lizenziat mit die Wissenschaft direkt an die Öffentlichkeit wen- einer medizinhistorischen Arbeit zur Bekämpfung den, sich und ihre Leistungen darstellen – ohne der Tuberkulose abgeschlossen. Er verfügt über einen Umweg über die klassischen, redaktionell betreuten Executive MBA in Business Engineering der Universität St. Gallen (2008). In seiner MBA-Abschlussarbeit Medien. analysierte er, wie sich journalistisches Arbeiten unter den Bedingungen des Internets verändert und sich neue konvergente Organisationsformen 1. Soziale Medien als «Gamechanger» herausbilden (Medienkonvergenz). Seine gut 30-jährige journalistische Das WWW der ersten Generation war erst der Be- Karriere startete er während der Ausbildung als freier Journalist bei ginn. Spätestens mit der Jahrtausendwende wur- verschiedenen Zeitungen, Radio- und TV-Stationen. Danach war er mehr als zwei Jahrzehnte beim öffentlich-rechtlichen Schweizer de das Internet mit dem Web 2.0 multidirektional: Radio DRS (heute SRF) angestellt, zuerst beim Regionaljournal Basel, Webseiten konnten nicht nur passiv angeschaut, dann als Redaktor bei der Wirtschaftsredaktion und schliesslich von sondern selbst erstellt, angepasst, kommentiert oder 2003 bis 2011 als Leiter der Wirtschaftsredaktion. In dieser Position ergänzt werden.1 So war es nur eine Frage der Zeit bis war Rainer Borer in verschiedenen Organisationsentwicklungs- und die ersten wirklich sozialen Medien entstanden. Zu- Innovationsprojekten engagiert, unter anderem in der Entwicklung des erst Myspace und LinkedIn (2003), dann Facebook 24-Stunden-Informationssenders SRF4 News. 2011 wechselte er vom Journalismus in die Kommunikation und stiess er zur Eidgenössischen (2004), YouTube (2005), Twitter (2006), Instagram Finanzmarktaufsicht FINMA, wo er für die strategische Kommunikation verantwortlich war. 1 https://de.wikipedia.org/wiki/World_Wide_Web Foto: Rainer Borer VSH-Bulletin Nr. 3/4, November 2021 | AEU-Bulletin no 3/4, novembre 2021 3
Table of contents Rainer Borer | Wissenschaft, Medien, Öffentlichkeit: Eine immer komplexere «Beziehungskiste» Netzwerke YouTube, Instagram oder TikTok spielen Wissenschaft Medien für spezifische Zielgruppen ebenfalls eine wichtige Rolle. Ihnen allen ist gemein, dass jeder Mensch heute Internet prinzipiell in der Lage ist, eigene Inhalte zu erstellen, Soziale Medien zu bearbeiten, zu kommentieren und – unter gewis- sen Voraussetzungen – breit zu verteilen (siehe Ab- Blogs bildung 2). 2. Wissenschaft «goes social»: Chancen und Risiken Eines der Hauptnutzen der sozialen Sphäre im Netz ist es, dass die Wissenschaft selbst den unmittelbare- ren Kontakt mit der Öffentlichkeit auf einfache Art Öffentlichkeit und Weise herstellen kann. Damit wird die «dritte Mission»4 unterstützt, der sich die Wissenschaft zu- Abbildung 2. Die neue Welt der Wissenschaftskommunikation. nehmend verpflichtet fühlt: dem gesellschaftlichen Engagement. Im Unterschied zu Wissenschaftlerin- nen und Wissenschaftlern in Grossbritannien mit die grossen Social-Media-Konzerne zu Weltkonzernen seinem «Research Excellence Framework» bietet das entwickelt. Schweizer Wissenschaftssystem keine starken forma- len Anreize für die gezielte Verbreitung von wissen- Das mag man als Verlängerung des guten alten schaftlichen Erkenntnissen in der Gesellschaft.5 Den- Stammtischs in die ganze Welt hinein beklagen. Oder noch sind sich immer mehr Wissenschaftlerinnen als Neuauflage des mittelalterlichen Prangers in der und Wissenschaftler auch hierzulande bewusst, dass Gegenwart.2 Meinung ist jedenfalls salonfähig ge- es nicht genügt, nur zu forschen und zu lehren. Zu- worden, wie wir nicht erst seit den weitgehend fak- nehmend wollen sie selbst sich in der Öffentlichkeit tenfreien Elogen der Corona-Leugner und -massnah- darstellen und von sich reden machen.6 menkritiker wissen. Je klarer und pointierter, umso mehr Aussicht auf Erfolg in Form von Aufmerksam- Die Sozialen Medien sind der Marktplatz dieses Auf- keit, Zustimmung oder Ablehnung. merksamkeitswettbewerbs. Dank Ihnen kann eine breite Öffentlichkeit relativ einfach ohne Umweg Man kann von ihnen halten, was man will: Soziale Me- über Medien angesprochen werden. Immer mehr dien sind ein Faktum, das zu akzeptieren ist – weder Forschende und Lehrende benutzen diese Kanäle gut noch schlecht oder gar böse, sondern eine Realität, und bringen so die eigenen Inhalte zum Teil punkt- die Chancen und Risiken birgt und mit der die klassi- genau an wichtige Zielgruppen. Insbesondere Twit- schen Medien ebenso wie die Wissenschaft einen an- ter hat sich in der Wissenschaftsgemeinschaft als gemessenen Umgang zu finden haben. Sie stellen das zentrales Instrument zum Austausch innerhalb der Selbstverständnis und das Geschäftsmodell der guten Community, aber vor allem auch im Austausch mit alten «legacy»-Medien grundsätzlich in Frage. Und sie Medienschaffenden und der breiten Öffentlichkeit verändern gleichzeitig ebenso grundsätzlich die Art, etabliert. Verschiedene Bereiche der wissenschaft- wie Wissenschaft kommuniziert. lichen Gemeinschaft nutzen auch andere soziale Netzwerke wie Facebook oder LinkedIn als Plattfor- Als wesentlich für die Beziehung zwischen Wissen- men zum Austausch und zur Selbstdarstellung. schaft und Medien haben sich neben den kollektiven Kooperationsprojekten wie Wikipedia bis jetzt vor Diese neuen Möglichkeiten bergen auch Risiken: So- allem Meinungs- und Reflexionsplattformen in Form ziale Medien sind mehrdirektional und lösen direkte, von Blogs, Mikroblogs wie Twitter und die klassischen sozialen Netzwerke wie Facebook herausgestellt.3 Formatbezogene Kanäle wie die Video- oder Foto- 4A kademien der Wissenschaften Schweiz: The State of Science Com- munication and Public Engagement with Science in Switzerland. Bericht der Expertengruppe «Communicating Sciences and Arts in 2E duard Kaeser: Die Rückkehr des Prangers. In: NZZ vom 20.09.2015. Times of Digital Media», Bern, 2021. S. 19. https://api.swiss-academies. https://www.nzz.ch/meinung/debatte/die-rueckkehr-des-pran- ch/site/assets/files/34715/sciencesart_layout_a5_booklet.pdf gers-1.18616436 5B ericht der Expertengruppe «Communicating Sciences and Arts in 3 I n Anlehnung an die Einteilung der sozialen Sphäre von Andreas M. Times of Digital Media», Bern, 2021. S. 40. Kaplan und Michael Haenlein: Users of the world, unite! The challen- 6M arta Entradas und Martin W. Bauer: Kommunikationsfunktionen im ges and opportunities of Social Media. In: Business Horizons. Band Mehrebenensystem Hochschule. In: Birte Fähndrich, Julia Metag, Senja 53, Nr. 1, 2010, S. 59–68 (zitiert nach https://de.wikipedia.org/wiki/ Post, Mike S. Schäfer (Hrsg.): Forschungsfeld Hochschulkommunika- Soziale_Medien) tion. 2019. S. 99. https://doi.org/10.1007/978-3-658-22409-7 4 VSH-Bulletin Nr. 3/4, November 2021 | AEU-Bulletin no 3/4, novembre 2021
Table of contents Rainer Borer | Wissenschaft, Medien, Öffentlichkeit: Eine immer komplexere «Beziehungskiste» meist schnelle und manchmal überraschende und se nicht nur nationale (Politik, Behörden z.B.) son- unbeabsichtigte Rückmeldungen aus. Wenden sich dern auch internationale Zielgruppen (potenzielle Forschende oder Wissenschafts-Institutionen und Studierende z.B.) erreicht werden. deren Kommunikationsabteilungen über Blogs, Vi- deos oder soziale Netzwerke an die Öffentlichkeit, so Zum allgemeinen Kontrollverlust bei jeder Nutzung können sie die eigenen Inhalte zu Beginn zwar hun- von Sozialen Medien kommt im Bereich der insti- dertprozentig kontrollieren. Doch sind die Botschaf- tutionellen Hochschulkommunikation ein weiteres ten nicht klar und verständlich formuliert und/oder wichtiges Element hinzu, das schon lange ein kons- geraten sie in ein gesellschaftlich umstrittenes Feld, tituierendes Element von Wissenschaftskommu- so können sie (zum Teil bewusst) missverstanden nikation ist: Die Kontrolle über die Gesamtheit der oder gar missbraucht werden und grössere öffent- Inhalte und Botschaften, die aus der Hochschule he- liche Debatten auslösen oder verstärken. Dies kann raus kommuniziert werden, ist ebenfalls lückenhaft. – im schlechten Fall – zu kommunikativen Abwärts- Hochschulen bestehen aus einer Vielzahl autono- spiralen führen, die nicht selten von klassischen Me- mer Einheiten, die sich alle auf die in der Verfassung dien aufgegriffen werden, was den «circulus vitio- festgeschriebene Freiheit von Lehre und Forschung sus» nochmals verstärken kann. Mit der Möglichkeit stützen. Departemente, Institute und immer mehr eines solchen Kontrollverlusts hat jede und jeder zu Forschende selbst betreiben unzählige eigene Social- leben, der sich aktiv in den Sozialen Medien enga- Media-Auftritte. Das verschafft Hochschulangehö- giert. rigen «enorme Freiräume, was sie öffentlich sagen» (Lehmkuhl7). Eine strategisch gesteuerte Kommu- Diese Erfahrung mussten Wissenschaftlerinnen und nikation ist unter diesen Umständen nicht möglich Wissenschaftler – zum Teil leidvoll – während der und nicht erstrebenswert, weil damit die Vielfalt der Corona-Pandemie machen. Dass Wissenschaft sich Universitäten und die Meinungspluralität innerhalb gerade in solchen Ausnahmesituationen vorantasten der Wissenschaft zum Ausdruck kommt. muss, mit grossen Unsicherheiten belastet ist und dabei auch Fehler macht, im Sinne des Fortschritts Kommunikationsabteilungen von Hochschulen ha- Fehler machen muss, ist der Öffentlichkeit nur ben zwei hauptsächliche Aufgaben: einerseits das schwer zu vermitteln. Diese erwartet eindeutige Fak- öffentliche Verständnis für Wissenschaft zu fördern, ten und kann mit Unsicherheit nur schlecht umge- also PR zu machen für die Wissenschaft an sich (pu- hen. Gerade deshalb ist es wichtig, wie die Experten- blic understanding for science). Das bedeutet: For- gruppe der Akademien der Wissenschaften fordert, schungsresultate allgemein verständlich erklären, zusammen mit neuen wissenschaftlichen Erkenntnis- neue Lehrmethoden promoten und Transferleis- sen immer auch die Unsicherheiten, die unterschied- tungen wie die Ausgründung von Spin-offs sichtbar lichen Perspektiven und die Relevanz für die Gesell- machen. Daneben betreiben Hochschulkommunika- schaft offen und transparent zu kommunizieren. tionen immer auch Public Relations für die Institu- tion. Es gilt, die eigene organisationale Legitimität zu 3. Kommunikationsabteilungen: belegen. Wissenschafts-PR und Hochschul-PR sind doppelter Kontrollverlust komplementär, indem sich gute Forschungsresultate Den gleichen Herausforderungen müssen sich die positiv auf das Ansehen einer gut geführten Institu- Wissenschaftsinstitutionen und deren Kommunika- tion auswirken – und umgekehrt. Beide stehen aber tionsabteilungen stellen. Sie haben in den vergange- im Kampf um das rare Gut Aufmerksamkeit aber nen Jahren ihre Kommunikationskanäle ausgebaut auch in einem Widerspruch. Wissenschafts-PR ver- und lernen, mit den Chancen und den Risiken der hilft der Wissenschaft zu gesellschaftlicher Bedeu- Sozialen Medien umzugehen. tung, Hochschul-PR der Institution. So hat die ETH Zürich auf ihren offiziellen Twitterka- Hochschulkommunikationsabteilungen, die in der nälen weit über 100‘000 Follower. Auf dem Fotonetz- Schweiz vor allem in den Nullerjahren stark gewach- werk Instagram, das vor allem Studierende anspricht, sen und professioneller geworden sind, sind gefor- sind es über 60‘000 Abonnentinnen und Abonnen- dert. Sie müssen immer mehr Kanäle bespielen, da- ten. Angelsächsische Universitäten verfügen zum mit leben lernen, dass wissenschaftliche Fortschritte Teil über noch deutlich grössere Netzwerke. Soziale häufig in Verbünden verschiedener Forschungspart- Medien sind dabei auch die wichtigsten «Zulieferer» ner entstehen. Und sie stehen in indirekter Konkur- für die ausführlicheren Informationen, die auf der 7M arkus Lehmkuhl: Journalismus als Adressat von Hochschulkommu- Webseite gebündelt sind und als Visitenkarte für die nikation. In: Birte Fähndrich, Julia Metag, Senja Post, Mike S. Schäfer Institution ebenso wie für die Forschenden der ETH (Hrsg.): Forschungsfeld Hochschulkommunikation. 2019, S. 299–318, Zürich dienen. Immer stärker können auf diese Wei- hier: S. 301 ff. https://doi.org/10.1007/978-3-658-22409-7 VSH-Bulletin Nr. 3/4, November 2021 | AEU-Bulletin no 3/4, novembre 2021 5
Table of contents Rainer Borer | Wissenschaft, Medien, Öffentlichkeit: Eine immer komplexere «Beziehungskiste» renz zu den PR-Abteilungen der wissenschaftlichen dellen wie Mantelredaktionen hat sich in den letzten Verlage, welche die Ergebnisse von Forschungen Jahren denn auch eher beschleunigt als verlangsamt. ebenfalls oft mit grossem Pomp inszenieren und die eigentlichen Taktgeber der wissenschaftlichen Agen- Diese Entwicklung betrifft auch den hiesigen Wissen- da sind. schaftsjournalismus. Die Expertengruppe der Aka- demien der Schweiz schätzt, dass aktuell noch etwa Im Gerangel um die wichtigste Währung in den 100 spezialisierte Wissenschaftsjournalistinnen und Sozialen Medien, die Aufmerksamkeit, hat Hoch- -journalisten in der Schweiz arbeiten, 60 davon fest schulkommunikation auch dafür zu sorgen, dass angestellt in Medienhäusern, 40 arbeiten als Freelan- die Aussagekraft wissenschaftlicher Ergebnisse nicht cer.9 Spezialisierte Wissenschaftsredaktionen existie- übertrieben dargestellt wird. Zwar gehen Übertrei- ren nur noch in der SRG, bei CH Media, NZZ, NZZ bungen häufiger viral, verbreiten sich in den Sozialen am Sonntag, Le Temps und TX Group (welche Tages- Medien wie Lauffeuer und werden in der Folge von anzeiger und Sonntagszeitung herausgibt). Daneben klassischen Medien eher aufgenommen. Häufig be- gibt es Wissenschaftsredaktionen von neuen Inter- schädigen aber «überverkaufte» Geschichten mittel- netpublikationen wie higgs oder heidi.news. und langfristig die Glaubwürdigkeit sowohl der Wis- senschaft wie auch der Institution. In diesem Sinne Im Trend der letzten Jahre ist unter dem Strich von übernehmen Hochschulkommunikationsabteilun- einem Rückgang der Stellen im qualifizierten Wissen- gen – ähnlich wie die klassischen Medien – auch die schaftsjournalismus auszugehen. Ein Rückgang, der Gatekeeper-Funktion eines kritischen Begleiters der vermutlich grösser ist als derjenige in anderen Res- Wissenschaft. sorts. Wissenschaft gehört nicht zu den klassischen und weniger bestrittenen Zeitungsressorts wie Poli- Im Rahmen der epochalen Veränderungen in der tik oder Wirtschaft und wird daher – obwohl vom Wissenschaftskommunikation müssen die profes- Publikum stark nachgefragt und gut gelesen – in re- sionellen Kommunikatorinnen und Kommunika- daktionsinternen Spardiskussionen schneller in Frage toren der grossen Bildungsinstitutionen verstärkt gestellt. Zudem ist die Grundlagenforschung, welche Ausbildungsfunktionen übernehmen. Ins Zentrum einen grossen und wichtigen Teil der Forschung aus- der neuen, sozial dominierten Kommunikationswelt macht, teilweise schwierig zu erklären und verständ- rückt die «Hilfe zur Selbsthilfe». Ich persönlich bin lich zu vermitteln. Deshalb fokussieren klassische überzeugt, dass es in den nächsten Jahren eine der Medien häufig auf angewandte Forschung, was aber Hauptaufgaben der Kommunikationsabteilungen al- nur einen Teil der Wissenschaft ausmacht. ler Hochschulen sein wird, die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zu befähigen, sich kompetent in Gerade hier sehe ich die universitären Kommuni- der neuen, sozialen Medienwelt zu bewegen, sie zu kationsabteilungen als Ergänzung zu den Wissen- unterstützen und ihnen im Bedarfsfall spezialisier- schaftsredaktionen in klassischen Medien. Der Aus- te Ressourcen zur Verfügung zu stellen.8 Ein weite- bau der universitären Kommunikationsabteilungen res wichtiges Feld tut sich hier auf, das dazu führen hat aus meiner Sicht keinen Zusammenhang mit wird, dass Kommunikationsabteilungen auch künf- dem Abbau auf den Wissenschaftsredaktionen. Es tig nicht schrumpfen werden. ist unsere Aufgabe, auch schwieriger zu vermitteln- de Themen der Grundlagenforschung einem brei- 4. Klassische Medien: unter Druck, ten Publikum zugänglich zu machen. Und es ist auch aber unverzichtbar unsere Aufgabe, die Wissenschaft kritisch zu beglei- Das System der klassischen Medien (Zeitungen, Ra- ten. Auch Hochschulkommunikationen müssen wis- dio, TV) ist aufgrund der Veränderungen im Medien- senschaftliche Resultate vor Publikation so gut wie konsum und wegen des Aufkommens von digitalen möglich auf Korrektheit und gesellschaftliche Rele- Plattformen und nicht zuletzt der auch im News-Be- vanz hin überprüfen. reich immer mächtigeren sozialen Netzwerke stark unter Druck geraten. Das betrifft vor allem die klassi- Dass diesem Abbau auf Wissenschaftsredaktionen schen Zeitungshäuser und in etwas abgeschwächter entgegengewirkt werden muss, scheint klar. Wie dies Form auch die öffentlich-rechtlich organisierten au- genau geschehen soll, ist dagegen weniger klar.10 Die diovisuellen Medien in der Schweiz. Der Abbau auf angedachte staatliche Medienförderung – indirekt den Redaktionen und die Einführung von Sparmo- 9B ericht der Expertengruppe «Communicating Sciences and Arts in Times of Digital Media der schweizerischen Akademien», S. 76f. 8V gl. dazu die Empfehlungen 2 und 3 im Bericht der Expertengruppe 10 S iehe auch die Empfehlungen 16, 18 und 19 der Expertengruppe «Communicating Sciences and Arts in Times of Digital Media» der «Communicating Sciences and Arts in Times of Digital Media der schweizerischen Akademien, S. 55. schweizerischen Akademien», S. 82ff. 6 VSH-Bulletin Nr. 3/4, November 2021 | AEU-Bulletin no 3/4, novembre 2021
Table of contents Rainer Borer | Wissenschaft, Medien, Öffentlichkeit: Eine immer komplexere «Beziehungskiste» für klassische (und teilweise profitorientierte!) Ver- wichtige nationale oder internationale Medienhäuser lagshäuser, direkt für Onlinemedien – scheint zu kurz über ihre Forschung berichten.12 Deshalb haben klas- zu greifen. Und sie gefährdet das wichtigste Gut, die sische Medien und die seriösen Onlinemedien einen Unabhängigkeit der solchermassen subventionierten Glaubwürdigkeitsvorsprung gegenüber dem flirren- Medien. Würden Hochschulen selbst Medienhäuser den Teppich der oft mit Meinung verseuchten, nicht unterstützen, flössen ebenfalls Steuergelder, die für selten verzerrten und bisweilen auch falschen Infor- Lehre und Forschung gedacht sind, in Medienhäuser, mationen auf den Sozialen Medien. und es entstünde der Eindruck, dass sich diese Hoch- schulen gesponserte Inhalte kaufen. Seine Systemrelevanz hat der Wissenschaftsjourna- lismus während der Corona-Pandemie eindrücklich Als Alternative scheint mir die Gründung einer breit bewiesen. Die Bevölkerung informierte sich tenden- abgestützten Stiftung zugunsten von Wissenschafts- ziell stärker bei den traditionellen Medien, die noch journalismus ein gangbarer Weg. Als Träger einer sol- über ausgebaute Wissenschaftsredaktionen verfü- chen Public-Private-Partnership braucht es neben gen. Sowohl das Interesse wie auch das Vertrauen in den vier Dachorganisationen des Schweizer Wis- die Wissenschaft und in den Wissenschaftsjournalis- senschaftsbereichs (SNF, ETH-Rat, swissuniversities mus ist in dieser Zeit gestiegen.13 und die Akademien) auch das Engagement privater Stiftungen im Bereich von Bildung und Forschung. Hochschul-Kommunikationsabteilungen verstehen Denkbar wäre auch die Einbindung von Mäzenen sich nicht als Konkurrenz zu klassischen Medien. oder von privaten Unternehmen, sofern diese die Sie können mithelfen bei der Übersetzung von wis- Unabhängigkeit der Stiftung akzeptieren. Denkbar senschaftlichen Inhalten. Sie tun dies in steigendem wäre auch eine vertiefte Kooperation mit dem be- Mass über ihre eigenen Kommunikationskanäle und stehenden und erfolgreichen Science Media Cen- liefern damit den Rohstoff, den der Wissenschafts- ter11 in Deutschland. Ziel dieser Stiftung müsste es journalismus weiterverarbeitet. Oder sie greifen sein, guten Wissenschaftsjournalismus zu fördern, subsidiär Themen (zum Beispiel der Grundlagenfor- Medienschaffende in ihrer Arbeit zu Wissenschafts- schung) auf, die von den Medien nicht aufgegriffen themen zu unterstützen und Innovation voranzu- werden und ergänzen damit das Angebot an öffent- treiben. lich verfügbaren Wissenschaftsthemen. Im optima- len Fall – und das gelingt leider nicht immer – sorgen Die Funktion von Wissenschaftsredaktionen liegt sie auch dafür, dass Forschungsresultate in ihrer Be- neben der Übersetzung und Popularisierung in der deutung nicht übertrieben werden. Einordnung und Bewertung wissenschaftlicher Re- sultate und in der kritischen Begleitung des Wissen- Mit ihrer Wissenschafts- und Hochschul-PR können schaftsbetriebs. Das ist eine Aufgabe, die in einer und wollen sie jedoch die Einordnungskompetenz direkten Demokratie ebenso essenziell ist wie die von kompetenten und kritischen Journalistinnen kritische Begleitung von politischen oder wirtschaft- und Journalisten nicht ersetzen. Deshalb sind sie an lichen Prozessen. Allerdings wird diese Einordnungs- starken und unabhängigen Wissenschaftsredaktio- kompetenz, die korrekte Ausübung der Gatekee- nen interessiert. Und sie bedauern es, wenn die Ver- per-Funktion angesichts schrumpfender Ressourcen lage und Medienhäuser der Berichterstattung über immer schwieriger. Wenn Journalistinnen und Jour- wissenschaftliche Erkenntnisse nicht den Stellenwert nalisten immer mehr zu Generalistinnen und Gene- beimessen, den diese haben müsste. Denn der Erfolg ralisten werden, die immer weniger Zeit zur Verfü- der Schweiz beruht letztlich auf Innovation. Und die- gung haben, so mehren sich Fehleinschätzungen und se kommt häufig aus den Labors und Denkstuben wächst die Gefahr medialer Verzerrung («false ba- der Universitäten. n lance»). Das ist nicht im Interesse von Wissenschaft, Medienhäusern, Hochschulen und deren Kommuni- kationsabteilungen – und vor allem nicht im Interes- se der Gesellschaft. Noch immer haben die klassischen Medien punkto Vertrauenswürdigkeit und Glaubwürdigkeit zu Recht eine gegenüber sozialen Medien privilegierte Stel- 12 M arkus Lehmkuhl: Journalismus als Adressat von Hochschulkommu- lung. Die Wissenschaft und jede Hochschule fühlt nikation. In: Birte Fähndrich, Julia Metag, Senja Post, Mike S. Schäfer (Hrsg.): Forschungsfeld Hochschulkommunikation. 2019, S. 299–318, sich als gesellschaftlich bedeutsam «geadelt», wenn hier: S. 303. https://doi.org/10.1007/978-3-658-22409-7 13 W issensCHaftsbarometer Schweiz COVID-19 Edition. 11 https://www.sciencemediacenter.de/ https://wissenschaftsbarometer.ch/ergebnisse-covid-19/ VSH-Bulletin Nr. 3/4, November 2021 | AEU-Bulletin no 3/4, novembre 2021 7
Table of contents Status quo and dynamics of public communication efforts of all Swiss higher education institutions Isabel Sörensen*, Silke Fürst*, Mike Schäfer*, Daniel Vogler** The COVID-19 pandemic has once again highlighted Since the early 1990s, the increasing need for the importance of the interaction between science and societal legitimation has driven HEIs to expand their the news media. Institutions of higher education (HEIs) communication and marketing activities, including are important actors in this dynamic, and their public increased efforts to influence news media coverage communication efforts – as well as their effects on the as well as communication via new channels (Engwall, news media – are worth analyzing in more depth. 2008; Hauser, 2020; Marcinkowski, Kohring, Fürst, & Friedrichsmeier, 2014; Rowe & Brass, 2011). Until today, the news media remain an important source * University of Zurich, Department of Communication and Media Research (IKMZ), of information for stakeholders of HEIs. Division of Science Communication, Andreasstrasse 15, 8050 Zürich. However, despite the practical relevance of HEIs’ E-mail: i.soerensen@ikmz.uzh.ch public communication, little is known about the https://www.ikmz.uzh.ch/en/research/divisions/science- interactions between the external communication of crisis-and-risk-communication/team/isabel-soerensen.html HEIs and news media coverage. The research project “Communication of Higher Education Institutions Isabel Heller Sörensen, MA, is a in Switzerland”1 is the first of its kind to collect and research assistant and doctoral student at the Department of Communication analyze nationwide data on the external communi- and Media Research (IKMZ) of the University of Zurich in the Division 1T his research was funded by the Swiss National Science Foundation of Science Communication since (SNSF) under Grant Agreement No. 174992. For more information, November 2019. She is a former project please visit the website https://c3h.ch/en/. manager for science communication in the EU Horizon 2020 research and innovation project and co-president and NGO associate for the United E-mail: m.schaefer@ikmz.uzh.ch Nations Youth Association Switzerland. She received https://www.ikmz.uzh.ch/en/research/divisions/science- her BSc in Communication Sciences from Università crisis-and-risk-communication/team/mike-s-schaefer.html della Svizzera Italiana and her MA in Applied Linguistics, specialized in organizational communication, from Mike S. Schäfer, Dr. phil., is a professor Zurich University of Applied Sciences. She works of science communication at the in the “Public Communication of Higher Education University of Zurich. He is the director Institutions in Switzerland” research project, and her of the University’s Department of research interests are digital transformation, and trends Communication and Media Research and developments in public communication at higher (IKMZ) and of Zurich’s Center of education institutions in Switzerland and abroad. Higher Education and Science Studies Foto: Isabel Heller Sörensen (CHESS). His research focuses on science communication in news media, online and social media. E-mail: s.fuerst@ikmz.uzh.ch Foto: Mike S. Schäfer https://www.ikmz.uzh.ch/en/research/divisions/science- crisis-and-risk-communication/team/silke-fuerst.html ** University of Zurich, Research Center for the Public Sphere and Society, Silke Fürst, MA, is research assistant Andreasstrasse 15, 8050 Zürich at the Department of Communication E-mail: daniel.vogler@foeg.uzh.ch and Media Research (IKMZ) of the https://www.foeg.uzh.ch/de/aboutus/Team/dv.html University of Zurich and PhD candidate at the Department of Communication Daniel Vogler, Dr. phil., is the research and Media Research (DCM) of the director of the Research Center for University of Fribourg. She works in the Public Sphere and Society at the the “Public Communication of Higher University of Zurich and a senior Education Institutions in Switzerland” research project research and teaching associate at and is co-editor of the open access journal Studies in the Department of Communication Communication Sciences (SComS). Her research focuses and Media Research (IKMZ) of the on science communication and higher education University of Zurich. His research studies, journalism, discourses about audiences, media focuses on public relations, journalism, online history, media ethics, and communication theory. communication, and computational methods. Foto: Silke Fürst Foto: Daniel Vogler 8 VSH-Bulletin Nr. 3/4, November 2021 | AEU-Bulletin no 3/4, novembre 2021
Table of contents Isabel Sörensen et al. | Status quo and dynamics of public communication efforts of all Swiss higher education institutions UAS = Universities of applied sciences, UTE = Universities of teacher education, UNI = Research universities. Members of the institutional leadership were asked to reply on a 7-point scale from 0 (not at all) to 6 (very strongly) to the question “In the past five years, how much has your university focused on the following aims?”. The visualized data above show the percentage of respondents who indicated a strong or very strong focus (5 or 6). Figure 1. Goals of HEIs by type. cation of HEIs in Switzerland. The project encom- pursued. Relying on prior scholarship, seven goals passes all Swiss HEIs (n = 42), including universities of were inquired on. Three of the goals were related to applied sciences (UASs), universities of teacher edu- the HEIs’ core mission of research and teaching, such cation (UTEs) as well as the Swiss Federal Institutes as “securing research funding”, “high-quality teaching of Technology and full research universities (UNIs). and learning”, and “outstanding research”. Four of the The SNFS-funded project runs from 2019 to 2023 and goals were related to a “third mission” and competi- aims to explore the public communication and visi- tion between HEIs, such as “knowledge transfer and bility of the higher education sector in Switzerland. social impact”, “pursuing a positive image and repu- tation in public”, “good performance in rankings”, and In this article, we present and discuss data from two “recruiting more students”. quantitative surveys. In the first survey from autumn 2020,2 we asked respondents to describe the status Our results show that “high-quality teaching and quo of their institutions’ external communication. learning” and “pursuing a positive image and reputa- In the second survey from summer 2021, focus was tion in public” are the most prominent goals across specifically placed on changes during the COVID-19 the entire higher education landscape in Switzerland. pandemic.3 A “good performance in rankings” is rated as the least important goal, with only 16 % of HEIs claiming to 1. Which goals do HEIs in Switzerland pursue? strongly pursue this goal. Ideally, the overall strategic goals pursued by an HEI translate into an outreach strategy and define the When looking at differences between types of HEIs, broader lines for its communication. In autumn 2020, research universities focus more on research. Most members of the leadership at all Swiss HEIs were members of the institutional leadership stated that asked about which goals their institutions primarily their research universities have a strong focus on “secur- ing research funding” and on “conducting outstanding 2D ata collected between 01.09.2020–01.11.2020, response rate for uni- research” (see Figure 1). Interestingly, “recruit[ing] versity leadership 57 % (276 respondents), response rate for communi- more students” is significantly less important among cation professionals 44 % (230 respondents). 3D ata collected between 01.06.2021–20.07.2021, total response rate UNIs than among UTEs and UASs. This may point to 42 % (202 respondents). stronger competition among UTEs and UASs. VSH-Bulletin Nr. 3/4, November 2021 | AEU-Bulletin no 3/4, novembre 2021 9
Table of contents Isabel Sörensen et al. | Status quo and dynamics of public communication efforts of all Swiss higher education institutions 2. How do HEIs envision “good” communication? Our results show that local and regional media are In addition, we aimed for a closer look at the involved considered most important, followed by national actors’ assessment of what they consider as “good” media. Communication professionals generally give communication. We asked both institutional leader- higher ratings to the importance of news media than ship members as well as communication professionals members of institutional leadership. to rate seven potential goals on a 7-point scale. Four of these goals align with traditional values of science However, clear differences can also be seen between and academic outreach: “accurately representing sci- the HEI types (see Figure 4). For research universities, entific facts”, “making uncertainties and limitations in national media are as important as local and regional academic studies transparent”, “making a broad range media, which is, once again, more pronounced among of scientific disciplines publicly visible”, and “reaching communication professionals compared to institu- people who are distant to science”. The other three tional leadership members. goals align more with news media logics: “attract- ing a lot of attention from news media”, “presenting Universities of teacher education rate the importance content in an entertaining way”, and “raising public of news media lower on average than UNIs and UASs. awareness of the university’s best academics”. For UTEs, the importance of local and regional media is much higher than national media; international The most prominent goal of HEI communication is media do not appear to be of much importance. This “to attract a lot of attention from news media”. Most is not surprising, given the historically strong roots of communication professionals (around 70 %) and insti- universities of teacher education in local and regional tutional leadership members (nearly 60 %) considered communities in Switzerland, where every canton has this highly important. Following this goal are three its own UTE. closely bundled goals: “accurately representing scien- tific facts”, “making a broad range of scientific disci- For universities of applied sciences, local and regional plines publicly visible”, and “raising public awareness news media are very important, an answer given by of the university’s best academics”. For these goals, nearly 65 % of communication professionals and more than half of both respondent groups showed close to half of all institutional leadership members. strong support. National media are considered important by close to 50 % of communication professionals and by 33 % The results also show that goals aligning with more of institutional leadership members. International traditional scientific values find more support media are not a focus of UASs. among institutional leadership compared to their colleagues in communication departments. The 4. How are communication departments working opposite is true for the goals “attracting a lot of with news media? attention from news media”, “presenting content in Upon closer examination of the working routines an entertaining way”, and “raising public awareness of central communication departments of HEIs in of the university’s best academics”, which align more Switzerland, the importance of working for and with with news media logics; communication profession- the news media becomes even clearer. als give higher ratings to these aims than institu- tional leadership members. The results above show that most communication professionals interact with news media on a regular Compared to the other HEIs, universities of teacher basis, pointing at the importance of classical media education stand out with their lower support for the work in the communication departments of Swiss three goals aligning with news media logics (see Fig- HEIs. Many communication professionals report ures 2 and 3). Furthermore, while “coverage of a broad monthly contacts with journalists. More than 30 % range of scientific disciplines” is very important for indicate having contact with journalists at least once more than half of their leadership, this is only true for a week or even once a day. Every fourth respondent, 35 % of their communication professionals. A similar however, states to (almost) never have contact with pattern occurs for the goals “making uncertainties journalists. Furthermore, more than 70 % of all com- and limitations in academic studies transparent” and munication professionals say that classical media “reaching people who are distant to science”. work is important in their communication depart- ment. The importance of media as an arena for HEI 3. How important are news media for HEIs? communication is also underlined by the fact that the We also asked members of the institutional leadership vast majority of communication departments count and HEIs communication professionals how impor- media clippings as part of their work routine. tant different media are for their organization. 10 VSH-Bulletin Nr. 3/4, November 2021 | AEU-Bulletin no 3/4, novembre 2021
Table of contents Isabel Sörensen et al. | Status quo and dynamics of public communication efforts of all Swiss higher education institutions UAS = Universities of applied sciences, UTE = Universities of teacher education, UNI = Research universities. In lighter colors = University leadership, in darker colors = Communication professionals. The respondent group of communication professionals were asked to reply on a 7-point scale to the question “How important are the following success and quality criteria in your current department?” and leadership members replied to the question “In your opinion, what constitutes good communication? The communication department at my university is doing its job properly when it...” (0 = not at all/not at all important; 6 = very strongly/very important). The visualized data above show the percentage of respondents who indicated a strong or very strong importance (5 or 6). Figures 2 and 3. Communication goals of HEI by type. University leadership (left columns) vs. communication professionals (right columns). VSH-Bulletin Nr. 3/4, November 2021 | AEU-Bulletin no 3/4, novembre 2021 11
Table of contents Isabel Sörensen et al. | Status quo and dynamics of public communication efforts of all Swiss higher education institutions UAS = Universities of applied sciences, UTE = Universities of teacher education, UNI = Research universities. In lighter colors = University leadership, in darker colors = Communication professionals. The respondent group of communication professionals were asked to reply on a 7-point scale to the question “At which target groups are your department’s communication activities aimed?” and leadership members replied to the question “How important are the following stakeholders and institutions to your university?” (0 = not at all/not at all important; 6 = very strongly/very important). The visualized data above show the percentage of respondents who indicated a strong or very strong importance (5 or 6). Figure 4. Media focus by HEI type: University leadership (left columns) vs. communication professionals (right colums). Typically, communication professionals at UASs and At universities of applied sciences, 68 % of all respond- UTEs have at least monthly or weekly interaction with ents say they have either an educational background journalists (see Figure 5). At research universities, the or work experience in printed, online, or broadcast results are more diverse. Some members have contact journalism. More than 90 % have an educational back- with journalists several times a day or at least once ground or work experience in PR and organizational per day. At the same time, research universities also communication. have higher shares of communication professionals who never interact with news media or only interact At universities of teacher education, the numbers with news media a few times per year. These results are slightly higher, with 84 % of respondents having might be the consequence of higher specialization an educational background or work experience in in the typically larger communication departments journalism. A total of 92 % have an educational back- at research universities, with some members being ground or work experience in PR and organizational exclusively responsible for media relations. Others, for communication. instance, are only responsible for own communica- tion channels, such as the university’s website. Research universities have the least percentage of staff members with an educational background or work 5. What is the background of HEIs’ experience in journalism (66 %) or PR and organiza- communication staff? tional communication (78 %). Again, this might be the The educational and professional background of result of higher specialization in large communication communication professionals working at Swiss HEIs departments of research universities. likely influences how they interact with news media and how news media are perceived within HEIs. Our 6. The impact of COVID-19 on HEI results indicate a high level of professionalism in all communication in Switzerland types of HEIs, with many communication staff having In summer 2021, we conducted a second survey focus- been educated or possessing work experience in jour- ing on the impact of the COVID-19 pandemic on HEI nalism, PR, or organizational communication. communication. The survey was specifically directed at communication professionals. 12 VSH-Bulletin Nr. 3/4, November 2021 | AEU-Bulletin no 3/4, novembre 2021
Table of contents Isabel Sörensen et al. | Status quo and dynamics of public communication efforts of all Swiss higher education institutions UAS = Universities of applied sciences, UTE = Universities of teacher education, UNI = Research universities. The respondent group of communication professionals were asked to reply to the question “How often do you typically have contact with journalists?”. Figure 5. Communication professionals’ contact with journalists. We asked respondents about the extent to which the strong focus of research universities on COV- the department’s communications work had been ID-19-related research on the supply side. directed at different target groups since the begin- ning of the pandemic. The results show that internal Our results also show that research universities com- stakeholders – such as employees and students – municated more about COVID-19-related research were given the highest priority during the pandemic results during the pandemic than UASs and UTEs. This (see Figure 6). Around 75 % of all respondents replied applies to communication through the news media that HEI communication during the pandemic was as well as through their own channels (see Figure 7). directed very strongly toward employees or stu- Around 70 % of communication professionals strongly dents. This is in line with the literature on crisis com- agreed that they brought experts from their research munication, suggesting that organizations focus on university in contact with journalists. Moreover, 67 % internal stakeholders during times of crisis (Schwarz, strongly agreed that they communicated COVID-19 2015). related research through own channels. This com- pares to moderate levels of communication related In terms of communication to news media, clear dif- to COVID-19 research by UASs and very low levels of ferences between the different types of HEIs emerge. communication by UTEs. Compared to UASs and UTEs, news media were addressed in a much stronger manner by research 7. Conclusion universities. Nearly 60 % of communication profes- In the present study, clear evidence has shown that sionals at research universities said that they strongly news media remain a very important stakeholder targeted their communication efforts toward news for HEIs of all types. This finding aligns with previous media. The same pattern occurs when looking at studies (Friedrichsmeier, Laukötter, & Marcinkowski, communication aimed toward the Swiss population, 2015; Scheu, Volpers, Summ, & Blöbaum, 2014) and it which only seemed to be a relevant target group for complements our recently published study on media communication departments of research universities representations of academia, in which we mapped during the pandemic. and typologized the news coverage of all Swiss HEIs (Fürst, Vogler, Schäfer, & Sörensen, 2021). This study We interpret these findings as the result of the high also revealed that the external communication of public demand for information on the pandemic and HEIs strongly influences news media coverage, with VSH-Bulletin Nr. 3/4, November 2021 | AEU-Bulletin no 3/4, novembre 2021 13
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