Bundestagswahl 2013: Jede Stimme zählt

 
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Bundestagswahl 2013: Jede Stimme zählt
igmigration_Nr_24:druck 27.08.13 10:31 Seite 1

          24. Ausgabe I September 2013

         Bundestagswahl 2013: Jede Stimme zählt
         vielfalt im betrieb                     aus- und weiterbildung   aus politik und gesellschaft

         Diversity-Tag 2013:                     IG Metall Kampagne:      Migration in Europa:
         Zu kurz begriffen                       Revolution Bildung       Vom Bürger zum Bettler
Bundestagswahl 2013: Jede Stimme zählt
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                                                   INHALT

                                                                       editorial
                                                                       von Christiane Benner                                                                  3

                                                                       bundestagswahl 2013
                                                                       Tag der Entscheidung                                                                   4

                                                                       „Diese Politik hat keine Zukunft“
                                                                       Interview mit Günter Burkhardt (PRO ASYL)                                              5

                                                                       Beispielhaft: Aktionen von unten                                                       6

                                                                       vielfalt im betrieb
                                                                       Diversity-Tag 2013: Zu kurz begriffen                                                  7

                                                                       Meldungen                                                                              9

                                                                       aus- und weiterbildung
                                                                       IG Metall Kampagne: Revolution Bildung                                               10

                                                                       Berlin braucht dich!                                                                 11

                                                                       Meldungen                                                                            12

                                                                       recht und gesetz
                                                                       Meldungen                                                                            13

                                                                       aus politik und gesellschaft
                                                                       Migration in Europa: Vom Bürger zum Bettler                                          14

                                                                       die letzte seite
                                                                       Klare Ansagen                                                                        16

                                                                       Titelbild von Hermann Herold, Maler,
                                                                       lebt und arbeitet in Mannheim
                                                                       Rhythmische Herbstlandschaft
                                                                       Ö̈l auf Leinwand 60 x 70 cm, 2008

            IMPRESSUM
            Herausgeber: Berthold Huber, Detlef Wetzel, Bertin Eichler, IG Metall Vorstand, Wilhelm-Leuschner-Str. 79, 60329 Frankfurt am Main, Tel.: 069-6693-2918,
            E-Mail: igm-migration@igmetall.de // Redaktion: Ressort Migration/Integration // Redaktionelle Mitarbeit: DGB Bildungswerk, Bereich Migration & Qualifizierung,
            Düsseldorf, PreWiTec, Wuppertal // Gestaltung: kus-design, Mannheim // Druck: alpha print medien AG, Darmstadt

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Bundestagswahl 2013: Jede Stimme zählt
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                                                                                           EDITORIAL

          LIEBE KOLLEGINNEN UND KOLLEGEN,
          mit dieser Ausgabe haltet Ihr die neue IGMigration in den Händen. Wir haben
          das Magazin konzeptionell komplett überarbeitet.

          Wir verbinden damit nicht mehr nur das Ziel, aus gewerkschaftlicher Perspek-
          tive regelmäßig über die Themen „Migration“ und „Integration“ zu berichten.
          Wir wollen vor allem die wachsende Vielfalt zeigen, in der sich diese Themen
          in unserem Organisationsbereich niederschlagen. Und angesichts des demo-
          grafischen Wandels und der zunehmenden Notwendigkeit, den Fachkräfte-

                                                                                                                                  Foto: IG Metall
          bedarf zu sichern, wird es immer wichtiger, diese Themen in die strategische
          Personalentwicklung einzubinden.

          Die neue IGMigration spiegelt diese Vielfalt gestalterisch und inhaltlich
                                                                                          Christiane Benner, geschäftsführendes
          wider: durch ein farbenfrohes Layout, durch pointierte Berichte, Tabellen       Vorstandsmitglied der IG Metall
          und Grafiken und durch wiederkehrende Rubriken, in denen wir über
          aktuelle betriebliche, rechtliche, politische sowie Fragen der Aus- und
          Weiterbildung informieren. Zusätzlich geben wir zielgenaue Hinweise
          darauf, wo weiterführende Informationen oder Ratgeber zu finden sind.

          Den Schwerpunkt der aktuellen Ausgabe haben wir der Bundestagswahl am 22. September 2013 gewidmet. Im
          Vorfeld dazu hat die IG Metall eine bisher beispiellose Beschäftigtenbefragung durchgeführt, in der mehr als
          514.000 Beschäftigte ihre Ansprüche an die Arbeitswelt und die politischen Akteure formuliert haben. Ein zentrales
          Ergebnis dieser Umfrage war: Zwei Drittel der Befragten halten im Zuge eines politischen Kurswechsels gleiche
          Bildungschancen unabhängig von Herkunft und Einkommen der Eltern für ein „sehr wichtiges“ Handlungsfeld.
          (Mehr Informationen findet Ihr auf den Seiten der IG Metall im Internet)

          Was wir dafür aber brauchen, sind eine neue Willkommenskultur und moderne Antworten auf die Fragen der Zuwan-
          derung. Eine Einwanderungs- und Integrationspolitik 2.0 sozusagen. Denn Vielfalt tut gut und ist längst gelebte
          Wirklichkeit. Politik muss diese Vielfalt daher gestalten.

          Wir sprechen uns deshalb für Mehrstaatigkeit und das kommunale Wahlrecht für alle aus, die hier dauerhaft leben.
          Der Optionszwang dagegen muss weg. Denn er nötigt junge Migrantinnen und Migranten, einen Teil ihrer Identität
          abzulegen. Dabei haben immer weniger Menschen in diesem Land ausschließlich deutsche Wurzeln.

          Die Bundestagswahl am 22. September bietet eine gute Chance, dieser Überzeugung eine Stimme zu geben. Sie
          macht den Richtungs- und Regierungswechsel möglich. Allerdings nur dann, wenn die, die wählen dürfen, auch
          tatsächlich wählen gehen.

          Apropos Wechsel: Mit Dušan Vesenjak haben wir einen neuen Kollegen für das Ressort Migration / Integration
          gewonnen. Sein Schwerpunkt wird die Umsetzung der betrieblichen Gleichstellung durch entsprechende Quali-
          fizierungskonzepte sein. Er ist seit dem 1. August im Team – gemeinsam mit Petra Wlecklik und Christian Heide.

          Christiane Benner

                        24/13                                                                                                                       3
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                    BUNDESTAGSWAHL 2013

            Tag der Entscheidung
            Bei der Bundestagswahl                                                                                               fordert DGB-Vorstandsmitglied
            werden wichtige Weichen                                                                                              Annelie Buntenbach.
            für die Migrationspolitik in
            Deutschland gestellt. DGB,                                                                                           Asylpolitik: Tausende Tote an
                                                                                                                                 den EU-Außengrenzen
            PRO ASYL, Interkultureller

                                                                                          © style-photography.de – fotolia.com
                                                                                                                                 Grundlegende Kritik üben PRO ASYL,
            Rat und IG Metall mahnen                                                                                             DGB und Interkultureller Rat auch
            eine radikale Umkehr in Asyl-                                                                                        an der Asylpolitik, die allein auf Ab-
            und Einwanderungsfragen an.                                                                                          wehr und nicht auf Integration aus-
                                                                                                                                 gerichtet sei. Die Folge: An den EU-
                                                                                                                                 Außengrenzen sterben jedes Jahr
            Deutschland im Jahr 2013: Tausende                                                                                   tausende Menschen. Diejenigen, die
            junger Menschen laufen Gefahr, dass                                                                                  es trotz der Hürden bis nach Europa
            ihnen der Staat mit Verweis auf die    und Flüchtlingspolitik sowie die                                              schaffen, werden in Lagern isoliert,
            „Optionspflicht“ den deutschen Pass    Bekämpfung von Rassismus und                                                  haben keinen freien Zugang zum
            entzieht. Das ist keine Science Fic-   Rechtsextremismus (> Kasten).                                                 Arbeitsmarkt und erhalten keine
            tion, sondern bittere Wirklichkeit.    Auf 46 Seiten stellt das Dokument                                             Sprach- und Integrationskurse.
            Und zwar eine, die Bundeskanzlerin     ausführlich zwanzig Forderungen an                                               Akuter Handlungsbedarf zeigt sich
            Angela Merkel und ihre Bundesregie-    die zukünftige Bundesregierung vor.                                           zudem beim Staatsbürgerschaftsrecht.
            rung zu verantworten haben.               Sorge bereitet den Organisatio-                                            Viele junge Menschen, die als Kinder
                DGB, PRO ASYL und Interkulturel-   nen vor allem die wachsende Zahl                                              nicht-deutscher Eltern in Deutschland
            ler Rat schlagen daher Alarm. In ei-   der Menschen, die an den Rand der                                             geboren wurden, könnten bald ihre
            nem Positionspapier fordern sie von    Gesellschaft gedrängt werden. „Die                                            deutsche Staatsangehörigkeit verlie-
            der nächsten Bundesregierung einen     Parteien müssen endlich eine Ant-                                             ren. „Die Optionspflicht ist das Relikt
            umgehenden Politikwechsel und          wort geben auf die zunehmende ge-                                             einer fremdenfeindlich und rassistisch
            eine grundlegende Neuausrichtung       sellschaftliche Spaltung in Deutsch-                                          geführten Wahlkampfdebatte Ende
            der Einwanderungs-, Aufenthalts-       land und der Europäischen Union“,                                             der 90er Jahre“, warnt Torsten Jäger,
                                                                                                                                 Geschäftsführer des Interkulturellen
                                                                                                                                 Rates. „Sie muss abgeschafft werden.“
               Die wichtigsten Forderungen im Überblick
               Rassismus überwinden und Diskriminierung verhindern durch                                                         Recherchequellen zur
               • eine ausreichende Finanzierung von Organisationen und Projekten                                                 Bundestagswahl
               • die Weiterentwicklung des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes                                                 • Positionspapier „Menschenrechte
               • die Nutzung aller rechtsstaatlichen Mittel im Vorgehen gegen die NPD                                               für Migranten und Flüchtlinge“
               Einwanderung sozial und menschenwürdig gestalten durch                                                               von DGB, PRO ASYL und Interkul-
               • den vereinfachten Zugang zum Daueraufenthalt
                                                                                                                                    turellem Rat: www.dgb.de/
               • die Entwicklung eines Gesamtkonzeptes zur Zuwanderung
                                                                                                                                    presse/++co++1096967e-d4c7-
               Die „Festung Europa“ abbauen durch
                                                                                                                                    11e2-8d60-00188b4dc422
               • eine gefahrenfreien Einreise
               • die Überarbeitung der Zuständigkeiten der EU-Länder bei Asylfragen                                              • Rechtshilfefond zum Optionszwang:
               Das Zusammenleben von Familien sichern durch                                                                         www.wider-den-optionszwang.de
               • einen voraussetzungslosen Nachzug von Ehepartnern                                                               • Was ist eigentlich die Options-
               • Senkung der Hürden für „sonstige Familienmitglieder“                                                               pflicht? Flyer für BR, JAVen,
               Partizipation verbessern durch                                                                                       VL und Interessierte:
               • eine erleichterte Einbürgerung                                                                                     igm-migration@igmetall.de
               • die Akzeptanz der Mehrstaatigkeit                                                                                • Übersicht Wahlprogramme:
               • die Abschaffung des Optionszwangs                                                                                  www.migration-online.de/
               • Kommunales Wahlrecht für dauerhaft in Deutschland lebende Menschen                                                 2013_wahlprogramme

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Bundestagswahl 2013: Jede Stimme zählt
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                                                                                                BUNDESTAGSWAHL 2013

         „Diese Politik hat keine Zukunft“
                                                     Die IG Migration sprach mit Günter Burkhardt, dem
                                                     Geschäftsführer von PRO ASYL, über das Positionspapier,
                                                     das der Verein gemeinsam mit dem Deutschen Gewerk-
                                                     schaftsbund und dem Interkulturellen Rat veröffentlicht hat.

                                                    Deshalb ist es sinnvoll, dass der          Welche Erwartungen richtet PRO
                                                    DGB und die Gewerkschaften,                ASYL an Gewerkschaften in Bezug
                                                    denen es ja auch um die Frage der          auf das Thema Migration und
                                                    Zuwanderung und der Integration            Flucht?
           Günter Burkhardt, Geschäftsführer von    von Eingewanderten geht, sich mit          Burkhardt: Gewerkschaften haben
           PRO ASYL
                                                    einer Flüchtlingsorganisation wie          eine gesamtgesellschaftliche Auf-
                                                    PRO ASYL zusammentun und ein               gabe, die weit über die reine Inte-
          Welche Erwartungen richten sich           Gesamtkonzept entwickeln, wie eine         ressensvertretung der Anliegen
          an das gemeinsame Vorgehen?               Neuausrichtung der Migrations-,            ihrer Mitglieder hinausgeht. Den
          Burkhardt: Aus Sicht von PRO ASYL,        Integrations- und Asylpolitik aus-         Anspruch, die Gesellschaft mit zu
          dem Interkulturellen Rat und dem          sehen kann.                                gestalten, müssen wir gemeinsam
          DGB ist eine grundlegende Neuaus-                                                    umsetzen. Daher setzen wir uns
          richtung der europäischen und der         Wie können die beschriebenen               gemeinsam für Rechtssicherheit
          deutschen Migrations- und Flücht-         Positionen vermittelt werden?              und gleiche Rechte ein. Wir brau-
          lingspolitik erforderlich. Die auf        Burkhardt: Es kommt PRO ASYL               chen Gewerkschaften, die stark
          Abwehr ausgerichtete Politik ist          darauf an, dass das Thema Men-             sind und die über das Anliegen
          nicht zukunftsgewandt. Wir wollen         schenrechte auf die politische             der bei ihnen organisierten Arbeit-
          ein Europa der Menschlichkeit, ein        Agenda gesetzt wird. Wir rufen alle        nehmerinnen und Arbeitnehmer
          Europa, das auf den Menschenrech-         dazu auf, in die Wahlveranstaltun-         hinaus öffentlich Position bezie-
          ten basiert und nicht ein Europa          gen zu gehen, Diskussionen mit             hen. Wir erwarten, dass sich die
          der Märkte. Vor diesem Hintergrund        Bundestagskandidaten zu beginnen           Gewerkschaften auch für Rechte
          müssen Migrations-, Integrations-         und die Notwendigkeit einer geän-          von Flüchtlingen öffentlich stark
          und Flüchtlingspolitik zusammen           derten Asyl- und Migrationspolitik         machen. Ein Europa, das versucht,
          betrachtet werden. Eine Aufteilung,       deutlich zu machen. Die Bundes-            die Grenzen für die Flüchtlinge zu
          nach der Deutschland auf der einen        tagswahl findet zeitgleich mit der         schließen, während es gleichzeitig
          Seite aus ökonomischen Gründen            Interkulturellen Woche statt, in der       weltweit Handel treibt, das weltweit
          einige wenige Zuwanderer will und         Kommunen, Kirchen, Verbände, Ge-           Migration organisieren und auch
          auf der anderen Seite die Mauern          werkschaften aktiv sind. Wir erwar-        weltweit führende Exportgemein-
          hoch sind, um Flüchtlinge abzuweh-        ten und hoffen, dass von sehr vielen       schaft sein will, kann nicht funk-
          ren, ist nicht konsistent und auch        gesellschaftlichen Gruppen der Ruf         tionieren. Rassismus und Aus-
          nicht zukunftsgewandt. Eine solche        nach Veränderung an die künftigen          grenzung stehen im Widerspruch
          Aufteilung wird auf Dauer nicht           Abgeordneten des Deutschen Bun-            zu diesen Zielen, die öffentlich
          funktionieren.                            destages herangetragen wird.               formuliert werden.

                                     PRO ASYL ist eine unabhängige Menschenrechtsorganisation, die 1986 mit dem Ziel gegründet
                                     wurde, Flüchtlingen in Deutschland eine Stimme zu geben. Der Verein setzt sich für den Schutz
                                     und die Rechte verfolgter Menschen ein, begleitet Flüchtlinge in ihren Asylverfahren und leistet
                                     Einzelfallhilfe. Außerdem erstellt der Verein Recherchen über die Situation von Flüchtlingen.
          Diese führten zum Beispiel 2011 dazu, dass der Europäische Gerichtshof entschied, keine Flüchtlinge mehr nach Griechen-
          land zu schicken, da die Flüchtlingslager dort vollkommen überfüllt und die Zustände unhaltbar waren.

                        24/13                                                                                                           5
Bundestagswahl 2013: Jede Stimme zählt
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                    BUNDESTAGSWAHL 2013

            Beispielhaft: Aktionen von unten
            In vielen Verwaltungsstellen           munaler Ebene kommt Bewegung              für ihre Veranstaltungen auf ein brei-
            und Betrieben laufen Aktio-            ins Spiel. Migrantenforen in Flens-       tes Bündnis und holten vorab die
            nen, um die Forderungen                burg, Kiel und in anderen Städten         Integrationsbeauftragten und -räte
                                                   positionieren sich mit Resolutionen.      mit ins Boot. So konnte ein breiter
            nach kommunalem Wahl-
                                                   Im Landtag wurde kommunales               Kreis von Interessierten angespro-
            recht, Mehrstaatigkeit und             Wahlrecht debattiert. Und der Kieler      chen werden.
            der Abschaffung des Options-           Innenminister warb auf der Sitzung            Außer der CDU, die aus termin-
            zwangs zu unterstreichen.              der Integrationsminister und -minis-      lichen Gründen in beiden Städten
            Drei Beispiele dafür, wie              terinnen für Mehrstaatigkeit.             absagte, nahmen alle angefragten
            Mitglieder sich in den Wahl-                                                     Parteien teil. Das Interesse, mit Poli-
            kampf einmischen.                      Multiplikatoren gewinnen                  tikern und Politikerinnen über dop-
                                                   Auf Augenhöhe diskutieren – unter         pelte Staatsbürgerschaft, Options-
                                                   diesem Motto liefen im Vorfeld der        zwang und Wahlrecht zu sprechen,
            Flagge zeigen                                                                    war groß. Über 50 Personen kamen
            Kommunalwahl in Schleswig-                                                       nach Köln, in Mönchengladbach wa-
            Holstein am 26. Mai: Kurz vor                                                        ren es 65 Interessierte, überwie-
            Schließung der Wahllokale                                                               gend Multiplikatorinnen und
            eilen die Kandidaten und                                                                   Multiplikatoren aus Vereinen
            Kandidatinnen zur Auszäh-                                                                    und Migrantenorganisati-
            lung ins Rathaus. Doch                                                                         onen sowie Betriebsräte
            vor dem Eingang stellen                                                                          und Gewerkschafter.
            sich ihnen drei Men-                                                                              Sie tragen die Ergeb-
            schen mit Schildern                                                                               nisse in ihre Organi-
            entgegen. Ihre Forde-                                                                              sationen weiter.
            rung: Kommunales                                                                                   „Deswegen nahmen
            Wahlrecht für Dritt-                                                                               die Bundestagskan-
            staatsangehörige!                                                                                  didaten die Diskus-
                Das ist nur eine                                                                              sion sehr ernst,“ zieht
            von vielen Aktionen,                                                                             Erkan Zorlu Bilanz.
            die Barbara Winkler, Vor-
            sitzende des bezirklichen                                                                    Kräfte bündeln
            Migrationsausschusses der                                                                  Manchmal bietet es sich
            IG Metall Küste, angestoßen                                                              auch an, gemeinsame Sache
            hat. Über 380 Buttons hat sie in                                                      mit anderen Gewerkschaften zu
            Schleswig-Holstein verteilt, Presse-                                             machen. In Frankfurt beispielsweise
            mitteilungen herausgegeben und                                                   bündelten IG Metall und ver.di ihre
            Diskussionsveranstaltungen organi-     v.l.n.r.: Ana Esteban-Strube – Spanien,   Kräfte, um eine Diskussionsveran-
                                                   Ingvar Sira – Norwegen, Bobby Winker –
            siert. Ihr Tipp: „Macht das Thema      USA                                       staltung mit den Parteien zu organi-
            sichtbar. Kommt ins Gespräch!“. Es                                               sieren. Der Vorsitzende des ver.di-
            geht nicht nur um plakative Forde-     Bundestagswahl viele Diskussionen         Migrationsausschusses, Bülent Oruc,
            rungen. Wichtig ist vor allem, den     mit Bundestagskandidaten und              wurde in den IG Metall Migrations-
            Hintergrund zu verstehen und For-      -kandidatinnen. Etwa in Köln, Mön-        ausschuss eingeladen, das weitere
            derungen zu diskutieren.               chengladbach und auch in Lippstadt.       Vorgehen abgestimmt und die Ver-
                Erste Erfolge sind sichtbar. Auf   Erkan Zorlu, Vorsitzender des Ar-         anstaltung auf den 12. September
            der Delegiertenversammlung soll        beitskreises Migration Köln-Lever-        gelegt. „So können wir gemeinsam
            eine Resolution zum Kommunal-          kusen, und Emrah Bektas, stellver-        eine große Interessensgruppe an-
            wahlrecht und zur Mehrstaatigkeit      tretender Leiter des Migrationsaus-       sprechen“, erklärt Thomas Kasper
            eingebracht werden. Auch auf kom-      schusses Mönchengladbach, setzten         vom IG Metall Bezirk Mitte.

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Bundestagswahl 2013: Jede Stimme zählt
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                                                                                                  VIELFALT IM BETRIEB

         Diversity-Tag: Zu kurz begriffen
          Am 11. Juni 2013 fand der
          erste „Diversity-Tag“ in
          Deutschland mit mehr
          als 340 Aktionen statt.
          Ein Erfolg, auf dem sich
          nicht ausruhen lässt.
          Denn wer von Diversity
          spricht, meint noch nicht
          immer die Gleichbehand-
          lung von Minderheiten.

          Der 11. Juni 2013 war ein bunter Tag                                                   keineswegs immer gelingt, droht
          der Vielfalt. Am ersten deutschen                                                      die Gefahr, dass am Ende nichts
          Diversity-Tag nahmen 218 Unter-                                                        übrig bleibt als reine PR.
          nehmen und Institutionen mit mehr
          als zwei Millionen Beschäftigten                                                       Interkulturelle Öffnung: Vielfalt
          teil. Sie zeigten, wie und warum                                                       als Ressource etablieren
          gemischte Teams erfolgreich sein                                                       Ziel einer „interkulturellen Öffnung“
          können. Angemeldet waren insge-                                                        ist es, Menschen mit Migrationshin-
          samt 342 Aktionen in allen 16 Bun-                                                     tergrund die gleichberechtigte Teil-
          desländern. Das Spektrum reichte                                                       habe an den Prozessen, Dienstleis-
          von Workshops und Konferenzen                                                          tungen und Produkten des Unter-
          über Ausstellungen bis hin zu             Aletta Gräfin von Hardenberg,                nehmens zu ermöglichen und die
          Straßenfesten.                            Geschäftsführerin Charta der Vielfalt e.V.   kulturelle Vielfalt im Unternehmen
              Die „Charta der Vielfalt“ haben                                                    als von allen Beteiligten anerkannte
          inzwischen mehr als 1.500 Unterneh-       hen, favorisieren Gewerkschaften             Ressource zu etablieren. „Vielfalt“
          men und Institutionen in Deutsch-         das Konzept der „Interkulturellen            bezieht dabei nicht nur die regionale
          land unterschrieben. Bis 2014 sollen      Öffnung“ als Anleitung für mehr              Herkunft der Mitarbeitenden ein,
          es 2.000 sein. „Wir geben keine           Mitbestimmung und Gleichbehand-              sondern auch unterschiedliche
          konkreten Maßnahmen vor, fordern          lung im Betrieb.                             Lebensstile und soziale Lagen, ver-
          aber, dass den Unterschriften auch           „Diversity Management“ erhebt             schiedene Kommunikationsformen
          Taten folgen“, sagt Aletta Gräfin von     den Anspruch, alle Vielfaltsmerk-            und Arbeitsmotivationen. Eine inter-
          Hardenberg, Geschäftsführerin des         male, darunter auch Genderaspekte,           kulturelle Öffnung erfordert daher
          Trägervereins Charta der Vielfalt e.V.    in den Blick zu nehmen und die da-           immer ein Paket von Maßnahmen,
              In der Praxis zeigt sich allerdings   mit verbundenen Betriebsprozesse             das in puncto Organisations-, Per-
          ein Problem: Management und               über alle Hierarchieebenen „top              sonal- und Produktentwicklung so-
          Belegschaft sprechen bei der For-         down“ abzuarbeiten. Weil das aber            wie Aus- und Weiterbildung an den
          mulierung der Ziele nur selten die
          gleiche Sprache. Während die Un-
          ternehmensleitungen „Diversity             Mehr Informationen zum Thema gibt es hier.
          Management“ meist als operatives           •   IQ-Fachstelle Diversity Management: www.vielfalt-gestalten.de
          Rezept gegen den demografischen            •   Charta der Vielfalt, 1. Deutscher Diversity-Tag: www.deutscher-diversity-tag.de
          Wandel und für die Sicherung des           •   Verband für Interkulturelle Arbeit (VIA) e.V. Bayern: www.via-bayern.de
          eigenen Fachkräftebedarfs verste-

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                           VIELFALT IM BETRIEB

            jeweiligen Betrieb angepasst wer-                     Vordergrund. Zudem wurden Praxis-
            den muss (> Tabelle).                                 beispiele, Weiterbildungsangebote
                Einen guten Überblick, wie Viel-                  und Werkzeuge zum Thema vorge-
            falt in Deutschland aktuell diskutiert                stellt. Als zu „soft“ und damit weni-
            und gelebt wird, lieferte die Konfe-                  ger relevant für die betriebliche
            renz „Vorteil Vielfalt. Neue Ansätze                  Nutzung wurden die Ideen der US-
            in der Personalarbeit von kleinen                     amerikanischen Bürgerrechtsbewe-
            und mittleren Unternehmen (KMU)“.                     gung abgetan, die mit ihrem Diver-
            Sie fand im Rahmen des Diversity-                     sity-Verständnis seit den 1950er
            Tages in München statt und wurde                      Jahren vor allem für soziale und de-
            von rund 160 Vertretern aus Wirt-                     mokratische Ziele kämpft. In Mün-
            schaft und Politik besucht. Anders                    chen wurden daher nur die bunten
                                                                                                                       Christine Lüders, Leiterin der Anti-
            als bei Großkonzernen gibt es bei                     Blüten einer attraktiven Blume ge-                   diskriminierungsstelle des Bundes
            KMU zurzeit nur wenige Beispiele                      gossen, nicht aber ihre Wurzeln.
            gelebter Vielfalt. Dabei stellen die-                    Dabei muss allen Beteiligten klar
            se Unternehmen rund 60 Prozent                        sein: Wer Vielfalt im Betrieb mit                    sem Zusammenhang eine Studie
            aller Arbeitsplätze in Deutschland.                   Leben füllen will, benötigt einen                    des Zentrums für Europäische Wirt-
                                                                  langen Atem. Dazu gehört, auf allen                  schaftsforschung. Die Studie zeigt,
            Weniger Lohn für Menschen                             Ebenen zu informieren und zu sen-                    dass Bürgerinnen und Bürger mit
            mit Migrationshintergrund                             sibilisieren. Und dazu gehört auch,                  Migrationshintergrund im Durch-
            Dass Vielfältigkeitskonzepte Vorteile                 sich Widerständen zu stellen und                     schnitt bis zu 16,5 Prozent weniger
            für Unternehmen bieten, war unter                     um personelle und finanzielle Res-                   verdienen als solche ohne Migrati-
            den Podiumsteilnehmern unumstrit-                     sourcen zu kämpfen. Darauf wies in                   onshintergrund. „Mit Einzelfällen“,
            ten. Dabei standen die betriebswirt-                  München Christine Lüders, die Lei-                   sagte Lüders, „lässt sich diese
            schaftliche Perspektive und die Si-                   terin der Antidiskriminierungsstelle                 strukturelle Diskriminierung nicht
            cherung des Fachkräftebedarfs im                      des Bundes, hin. Sie zitierte in die-                erklären.“

            Interkulturelle Öffnung contra Diversity Management:
            Unterschiede und Gemeinsamkeiten

            Konzept                  Interkulturelle Öffnung                                            Diversity Management
            Herkunft                 • Soziale Arbeit                                                   • Human Resources Management
            Funktion / Zweck         • Soziale Gerechtigkeit                                            • Wertschöpfung, Erfolg des Unternehmens
                                     • Gleichbehandlung von Minderheiten                                • Gewinnerzielung
                                     • Gleichberechtigte Teilhabe                                       • Erreichung von Wettbewerbsvorteilen
                                     • Gestaltung von Vielfalt als Zweck                                • Gesellschaftliche Verantwortung
            Dimensionen              • Alter, Geschlecht, Ethnie, Behinderung, sexuelle                 • Alter, Geschlecht, Ethnie, Behinderung,
                                       Orientierung, religiöses Bekenntnis                                sexuelle Orientierung, religiöses Bekenntnis
                                     • Unterschiedliche Lebenslagen, subkulturelle                      • Einkommen, beruflicher Werdegang, geografischer
                                       Differenzierungen, urbanes bzw. ländliches Milieu                  Standort, Familienstand, Ausbildung
            Ziele                    • Veränderung von Gesellschaft                                     • Positionierung am Markt
                                     • Anerkennung von Gleichheit und Verschiedenheit                   • Anerkennung und optimale Nutzung vorhandener
                                       nach innen und außen                                               Diversität
                                     • Verhinderung von Diskriminierung am Arbeitsplatz                 • Verhinderung von Diskriminierung am Arbeitsplatz
            Zielgruppen              • Mitarbeiter/-innen                                               • Mitarbeiter/-innen
                                     • Nutzer/-innen                                                    • Kunden/Kundinnen

            Quelle: Handschuck, Sabine / Schröer, Hubertus: „Interkulturelle Orientierung und Öffnung“, 2012

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                                                                                                                     VIELFALT IM BETRIEB

          MELDUNGEN

          ++ IG Metall und Vielfalt — Das Bundesnetzwerk Bür-         Mit der Datenbank sollen ausgewiesene Fachleute aller
          gerschaftliches Engagement, ein Zusammenschluss von         Wissensgebiete mit Migrationshintergrund an Institutio-
          Akteuren aus Bürgergesellschaft, Staat und Wirtschaft,      nen und an Medienschaffende vermittelt werden. Der
          hat sich in seinem Juni-Newsletter dem Thema „Diversity     Vielfaltfinder wurde initiiert von Neue Deutsche Medien-
          in Unternehmen“ gewidmet. Dort ist u.a. zu lesen, wie       macher, Deutsch Plus und Forum der Brückenbauer.
          die IG Metall mit diesem Thema umgeht. Autorinnen des       Mehr Infos unter: www.vielfaltfinder.de
          Beitrags sind Petra Wlecklik und Sissi Banos. Beide sind
          beim Vorstand der IG Metall beschäftigt. Der Beitrag                             ++ Interkulturelle Woche — Die
                                                                        Wer offen ist, kann mehr erleben.

          stellt ausgehend von der Zukunftsdebatte der IG Metall                           Interkulturelle Woche findet in die-
          vor gut zehn Jahren Entwicklungen in den Bereichen Gen-                          sem Jahr bundesweit unter dem
          der Mainstreaming, Jugend und kulturelle Vielfalt sowie         ICH HABE
                                                                                           Motto „Wer offen ist, kann mehr er-
                                                                             EINE 1
          die Rolle der gewerkschaftlichen Bildungsarbeit dar.         IN DEUTSCH. UND DU? leben“ vom 22. bis zum 28. Septem-
          Mehr Infos unter: www.b-b-e.de/?id=14930                                         ber 2013 statt. Welche Veranstaltun-
                                                                                           gen wo organisiert werden, zeigt eine
          ++ Sonderprogramm — Das Bundesministerium für                                    Online-Veranstaltungsdatenbank, die
          Arbeit und Soziales hat das Sonderprogramm „Förde-                               auf www.interkulturellewoche.de
          rung der beruflichen Mobilität von ausbildungsinteres-      zu finden ist. Dort können auch Materialien wie Plakate
          sierten Jugendlichen und arbeitslosen jungen Fachkräf-      und Flyer heruntergeladen werden.
          ten aus Europa“ (MobiPro-EU) aufgelegt. Es läuft bis
          2016 und soll Hemmnisse abbauen, die in der Praxis          ++ Ausländerquote bei Daimler in Top-Positionen —
          häufig die Mobilität Jugendlicher und junger Erwachse-      Der Daimler Konzern will nun auch eine Ausländerquote
          ner aus anderen EU-Staaten in den deutschen Ausbil-         für sein konzerneigenes Nachwuchsprogramm einführen.
          dungs- und Arbeitsmarkt beeinträchtigen. Die Sprachför-     Schon früh wurde eine Selbstverpflichtung, die Aspiratio-
          derung im Herkunftsland und in Deutschland ist daher        nal Guideline 2020, festgelegt. 20 % der leitenden Posi-
          ein Schwerpunkt des Programms (> Tabelle).                  tionen soll bis 2020 mit Frauen besetzt sein. Personalvor-
          Mehr Infos unter: www.arbeitsagentur.de                     stand Wilfried Porth sagte dazu gegenüber der Zeitung
                                                                      Die Welt: „Bislang ist der Konzern auf Managementebene
          ++ Vielfaltfinder — Expertinnen und Experten aus            noch sehr deutsch geprägt.“ Um dem entgegenzuwirken,
          verschiedensten Fachgebieten können in der neuen Da-        sollen aus Ländern wie den USA, China oder Indien Fach-
          tenbank „Vielfaltfinder“ gesucht und gefunden werden.       kräfte für Top-Positionen in Deutschland angeworben
          Sie alle eint der Migrationshintergrund. In der deutschen   werden. Diese sollen die Hälfte der Teilnehmerinnen und
          Medien- und Konferenzlandschaft werden Menschen             Teilnehmer am Nachwuchsprogramm stellen. Eine gene-
          mit Migrationshintergrund häufig nicht berücksichtigt,      relle Ausländerquote von bereits in Deutschland lebenden
          begründen die Macher des Vielfaltfinders ihr Projekt.       Ausländern ist laut Porth aber nicht vorgesehen.

            Sonderprogramm ”MobiPro-EU“:
            Fördermöglichkeiten (Auszug) für Praktikum und betriebliche Ausbildung
            Maßnahme                                                                                        Förderung
            Deutsch-Sprachkurs im Herkunftsland                                                             max. 1.700 €
            Anreise zum Bewerbungsgespräch oder Praktikum                                                   bis 500 km: 200 €, mehr: 300 €
            Anreise / Rückreise zur betrieblichen Berufsausbildung                                          jeweils 500 € inkl. Umzugskosten
            praktikumsbegleitender Sprachkurs                                                               max. 1.000 €
            ausbildungsbegleitender Sprachkurs / Nachhilfe                                                  130 bis 200 € pro Monat (je nach Region)
            Lebensunterhalt während Praktikum / Ausbildung                                                  max. 818 € pro Monat

            Quelle: Bundesministerium für Arbeit und Soziales

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Bundestagswahl 2013: Jede Stimme zählt
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                 AUS- UND WEITERBILDUNG

           Revolution                                                        Mehr Informationen unter www.revolutionbildung.de

           Bildung
            In ihrer jüngsten Kampagne
            „Revolution Bildung“ fordert
            die IG Metall Jugend eine
            radikale Reform des Bil-
            dungssystems. Jugendliche
            mit Migrationshintergrund
            würden davon besonders
            profitieren.

            „Gute Bildung ist die Voraussetzung                   keit von der Schule über den Beruf                  liegt diese Quote dagegen bei 61 Pro-
            für eine gute Arbeit und eine gute                    bis hin zum Masterstudium.                          zent (> Tabelle).
            Zukunft. Und damit der Schlüssel                                                                              Diese Missverhältnisse sind nicht
            für eine starke Demokratie“, erklärt                  Zugang zu Bildung muss                              von heute auf morgen zu ändern. Die
            Eric Leiderer, Bundesjugendsekretär                   kosten- und barrierefrei sein                       Kampagne „Revolution Bildung“, die
            der IG Metall. „Doch leider hat die                   Jugendliche mit Migrationshinter-                   im März 2013 gestartet wurde, läuft
            Politik hier in den letzten Jahren                    grund würden davon besonders pro-                   daher – gefördert vom Vorstand der
            völlig versagt. Sie hat die Bildung                   fitieren. Der Berufsbildungsbericht                 IG Metall – bis 2015. „Darüber hinaus
            der Herrschaft der Märkte unterwor-                   2013 des Bundesinstitutes für Be-                   benötigt sie aber auch aktive Unter-
            fen und hingenommen, dass immer                       rufsbildung (BiB) zeigt, dass aktuell               stützung in den Betrieben“, sagt
            mehr Menschen abgehängt werden.                       lediglich 46 Prozent, also weniger                  Petra Wlecklik vom IG Metall Ressort
            Das wollen wir ändern. Und dazu                       als die Hälfte aller Jugendlichen mit               Migration & Integration. „Etwa durch
            gehen wir mit unserer neuen Kam-                      Migrationshintergrund, die sich auf                 Betriebsräte, die Chancengleichheit
            pagne „Revolution Bildung“ an den                     eine vollqualifizierende Berufsaus-                 unter dem Aspekt von Vielfalt thema-
            Start.“ In ihrem „Bildungsmanifest“                   bildung bewerben, diese auch tat-                   tisieren wollen.“
            fordert die IG Metall Jugend einen                    sächlich erhalten.                                      Die erste heiße Phase der Kampag-
            kosten- und barrierefreien Zugang                         Bei Bewerberinnen und Bewer-                    ne endet nach der Bundestagswahl.
            zu Bildung, mit mehr Durchlässig-                     bern ohne Migrationshintergrund                     Bis zum 30. September 2013 werden
                                                                                                                      nicht zuletzt in Jugend- und Betriebs-
              Herkunft prägt Zukunft: Berufseinstieg mit und ohne                                                     versammlungen Unterschriften für
              Migrationshintergrund im Vergleich                                                                      das Bildungsmanifest gesammelt,
              Verbleib der Bewerber/-innen
                                                     1, 2
                                                            (%)                Migrationshintergrund                  das der zukünftigen Bundesregierung
                                                                                    mit               ohne            dann pünktlich zu den Koalitionsver-
                                                                        3                                             handlungen überreicht werden soll.
              betriebliche Ausbildung in BBiG / HwO-Beruf                            30                 46
              außerbetriebliche Ausb. in BBiG / HwO-Beruf                            8                   7                Bis Jahresende ist dann eine Be-
              schulische / sonstige Berufsausbildung                                 6                  6             standsaufnahme zur Aus- und Weiter-
              Studium                                                                 2                  2            bildung in den Betrieben geplant.
              sonstige, nicht voll qualif. Berufsausbildung                          32                 24            „Diese Aktion ist eine gute Gelegen-
              Erwerbstätigkeit / Jobben                                               9                 6             heit, die strukturelle Diskriminierung
              Arbeitslosigkeit                                                       11                  7            im Bildungsbereich zum Thema zu
              Sonstiges                                                               2                  2            machen“, sagt Wlecklik. „Die gefühl-
              Gesamt                                                                100                100            te Lage reicht dafür nicht aus. Was
              Quelle: BiB, 1 = Bewerber/-innen, die sich im Berichtszeitraum 2011 / 2012 auf einen Ausbildungsplatz   zählt, sind Daten und Fakten.“
              bewarben; 2 = Zeitpunkt der Befragung: Ende 2012 / Anfang 2013; 3 = Berufsbildungsgesetz / Hand-
              werksordnung

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         Berlin braucht dich!
          Eine gute Ausbildung ist der Schlüssel zum persönlichen und unternehmerischen Erfolg.
          Die Metall- und Elektroindustrie beteiligt sich daher in Berlin an einer Initiative, die
          Betrieben hilft, ihre Ausbildung aktiv für Jugendliche mit Migrationshintergrund zu öffnen.

          Der Verband der Metall- und Elek-                                                geführt. Es finden u. a. Betriebsbe-
          troindustrie (VME) und die IG Metall                                             sichtigungen, Schnupperpraktika
          sind sich einig: Attraktive Berufs-                                              und dreiwöchige Betriebspraktika
          ausbildung und gute Facharbeit                                                   statt, in denen die Jugendlichen ge-
          sind der Schlüssel für die Zukunft                                               nau auf die spezifischen Berufsfelder
          des Industriestandorts Berlin. Des-                                              eines Betriebs vorbereitet werden.
          halb haben VME und IG Metall am                                                  Wesentlich für den Erfolg ist, dass
          12. Juni 2013 mit dem Berliner Senat                                             sie sich dabei willkommen fühlen.
          vereinbart, dass sich die Metall-
          und Elektroindustrie an der erfolg-                                              Warum sich das Mitmachen für
          reichen Initiative „Berlin braucht                                               Metall- und Elektro-Betriebe lohnt
          dich!“ beteiligt. Die Initiative hilft
          Betrieben, ihre Ausbildung aktiv für                                             • Viel mehr Jugendliche als bisher
          Jugendliche mit Migrationshinter-                                                  erfahren, worum es bei Ausbildung
          grund zu öffnen. Sie ist seit vielen                                               und Facharbeit in der Metall- und
          Jahren ein Markenzeichen in Berlin                                                 Elektroindustrie geht und welche
          und in der Berliner Verwaltung und                                                 beruflichen Perspektiven sich er-
          landeseigenen Betrieben bereits er-                                                öffnen.
          folgreich gelebte Praxis.                                                        • Mehr Jugendliche als bisher wer-
                                                   ergänzt Arno Hager, Erster Bevoll-        den sich eine Berufsausbildung
          Vierstufige Vorbereitung:                mächtigter der IG Metall Berlin. Er       in den Berufsfeldern Metall und
          Schule trifft Arbeitswelt                begrüßt, dass die Initiative die Be-      Elektro als eine realistische Option
          „Fachkräftesicherung und Integration     rufsorientierung nicht länger den         für ihr weiteres Leben vorstellen.
          gehen eine fruchtbare Verbindung         einzelnen Betrieben überlässt, son-       Damit erweitert sich der Kreis der-
          ein“, freut sich Dilek Kolat, Sena-      dern diese als gemeinsame Sache           jenigen, die als Nachwuchs für die
          torin für Arbeit, Integration und        von vielen Schulen und Betrieben          Betriebe infrage kommen.
          Frauen. „In Berlin haben 40 Prozent      definiert. Hager: „Das erhöht die       • Die Gruppe der Auszubildenden
          der unter Sechzehnjährigen einen         Wirkung und spart Ressourcen.“            wird heterogener. „Berlin braucht
          Migrationshintergrund. Es ist nicht         Seit 2006 versucht die Initiative,     dich!“ hilft dabei, sich auf die
          zu verantworten, dass so viele Fä-       Schüler und Schülerinnen mit Mi-          neuen Realitäten einzustellen.
          higkeiten und Talente brachliegen.“      grationshintergrund dafür zu gewin-     • Die Zusammenarbeit mit den
              „Die Öffnung der anspruchsvol-       nen, eine betriebliche Berufsausbil-      Schulen verbessert sich weiter.
          len Berufsausbildungen in der Me-        dung im Öffentlichen Dienst und bei       Das nützt dem gegenseitigen Ver-
          tall- und Elektrobranche für Jugend-     den Betrieben mit Landesbeteili-          ständnis, verbessert die Qualität
          liche mit Migrationshintergrund ist      gung für sich in Betracht zu ziehen.      von Berufsorientierung in Schule
          eine gute Chance für beide Seiten“,      Bisher haben sich 45 Betriebe und         und Praktika und führt dazu, dass
                                                   32 Schulen beteiligt. Nun kommen          Jugendliche eine solide Grundlage
                                                   die Betriebe der Metall- und Elektro-     für ihre Berufswahl erhalten.
            Kontakt
            Berufliches Qualifizierungsnetzwerk    industrie hinzu.                        • Die kompetente Begleitung sorgt
            für Migrantinnen und Migranten in         Durch ein vierstufiges System          dafür, dass das Zusammenspiel
            Berlin (BQN) , Tel: 030 / 275 908 70   von Betriebsbegegnungen werden            zwischen Betrieben, Schulen und
            E-Mail: info@berlin-braucht-dich.de    die Schüler ab der 7. und bis zur         den Jugendlichen so reibungslos
            Infos: www.berlin-braucht-dich.de      10. Klasse an die Arbeitswelt heran-      wie möglich verläuft.

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                 AUS- UND WEITERBILDUNG

            MELDUNGEN                                            DEINE MEINUNG ZÄHLT
                                                                 Schreib uns, was du zu sagen hast! Schreib uns deine Meinung
            ++ Weiterbildungsbeteiligung — Durch                 zur IGMigration per E-Mail: igm-migration@igmetall.de
            ständig neue Anforderungen am Arbeitsplatz           oder mit der Post an: IG Metall Vorstand
            ist lebenslanges Lernen ein wichtiger Punkt zur      FB Zielgruppenarbeit und Gleichstellung
            Arbeitsplatzsicherung geworden. Doch welche          Ressort Migration/Integration
            Zugangsmöglichkeiten zur Weiterbildung gibt          Wilhelm-Leuschner-Str. 79 • 60329 Frankfurt am Main
            es? Forscherinnen und Forscher im Auftrag der
            Friedrich-Ebert-Stiftung überprüften bestehen-
            de Untersuchungen zu diesem Thema. Danach            MITGLIED WERDEN – SO GEHT’S
            zeigt sich, dass schulische und berufliche Ab-
            schlüsse und die Erwerbstätigkeit die Weiter-        Wer Mitglied werden will, kann am Arbeitsplatz IG Metall
            bildungsteilnahme entscheidend beeinflussen.         Vertrauensleute oder andere Kolleginnen und Kollegen
            Außerdem prägen die berufliche Stellung, die         ansprechen, die der IG Metall angehören.
            Art des Beschäftigungsverhältnisses und be-          Informationen im Internet: www.igmetall.de
            triebliche Faktoren die Weiterbildungsaktivitä-      per Telefon: 069/6693-2578
            ten. Faktoren wie Alter, Geschlecht und Migra-       per E-Mail: mitglieder@igmetall.de
            tionshintergrund seien nur mittelbar bedeut-
            sam, so die Forscherinnen und Forscher. Aller-
            dings bestehe für konkrete Aussagen weiterer
            Forschungsbedarf, etwa um der Vielfältigkeit
            der Personen mit Migrationshintergrund Rech-
            nung zu tragen. Mehr Infos unter: www.library.
            fes.de/pdf-files/wiso/09852.pdf

            ++ Höhere Qualifikation — Nach einer Studie
            im Auftrag der Bertelsmann-Stiftung haben
            Neuzuwanderer und -zuwanderinnen ein höhe-
            res Bildungs- und Qualifikationsniveau als die
            deutsche Bevölkerung. 43 Prozent der Zuwan-
            derinnen und Zuwanderer zwischen 15 und
            65 Jahren haben demnach einen Meister oder
            einen Hochschul- bzw. Technikerabschluss.
            Zum Vergleich: Bei den Deutschen ohne Migra-
            tionshintergrund liegt der Anteil lediglich bei
            26 Prozent. Entgegen dem gängigen Bild in
            Deutschland hat sich demnach die Zusammen-
            setzung und Qualifikation von Einwanderern
            und Einwanderinnen in den vergangenen zehn
            Jahren radikal verändert. Mehr Infos unter:
            www.bertelsmann-stiftung.de

            ++ Internetratgeber prekäre Beschäftigung
            — Der DGB hat einen Internetratgeber für prekär
            Beschäftigte entwickelt. Der Ratgeber richtet sich
            an Betroffene und bietet Informationen für be-
            fristet Beschäftigte, Minijobber, Honorarkräfte,
            Leiharbeitnehmende, Ein-Euro-Jobber, Prakti-
            kanten und Teilzeitbeschäftigte. Mehr Infos
            unter: www.ratgeber-ungesicherte-jobs.dgb.de

      12
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                                                                                           RECHT UND GESETZ

          MELDUNGEN
          ++ Übersicht zu AGG-Urteilen —                                                  ++ Altersgrenzen wirksam —
          Ob altersunabhängiger Urlaubsan-                                                In Betriebsvereinbarungen kann das
          spruch oder die Ablehnung einer Be-                                             Ausscheiden aus dem Unternehmen
          werberin mit Kopftuch: 2012 wurden      Asylpolitik weiterhin je nach Land      und der Eintritt in die Rente mit
          verschiedene Urteile zur Umsetzung      unterschiedlich geregelt werde.         65 Jahren geregelt werden. Dagegen
          des Allgemeinen Gleichbehandlungs-                                              hatte ein Beschäftigter mit unbefris-
                                                  ++ Kein Anspruch auf Auskunft
          gesetzes (AGG) gefällt. Vorrangig                                               tetem Arbeitsvertrag geklagt. Das
                                                  — Ein Arbeitgeber muss einem Stel-
          beschäftigten sich die Gerichte mit                                             Bundesarbeitsgericht urteilte, dass
                                                  lenbewerber keine Auskunft über
          Fällen von Altersdiskriminierung.                                               die Altersgrenze zulässig ist, sofern
                                                  die Gründe einer Ablehnung geben.
          Dazu kamen Fälle von Diskriminie-                                               der Beschäftigte anschließend die
                                                  Eine in Russland geborene Frau hatte
          rungen wegen des Geschlechts,                                                   Regelaltersrente beziehen kann.
                                                  sich erfolglos als Softwareentwickle-
          einer Behinderung, der sexuellen                                                (Bundesarbeitsgericht, Urteil vom
                                                  rin beworben. Sie vermutete wegen
          Identität oder der Religion.                                                    05. März 2013 – 1 AZR 417/12)
                                                  ihrer Herkunft, ihres Geschlechts
          Eine Übersicht findet sich auf
                                                  und ihres Alters diskriminiert wor-     ++ Sprache nicht festlegen —
          www.antidiskriminierungsstelle.de
                                                  den zu sein und verlangte eine Aus-     Eine verpflichtende Sprachregelung
          ++ Fachkräftezuwanderung —              kunft darüber, welche Kriterien für     für Arbeitsverträge verstößt gegen
          Fachkräfte aus Staaten außerhalb        die Ablehnung entscheidend waren.       das Unionsrecht, so ein Urteil des
          der EU („Drittstaaten“) können seit     Das Bundesarbeitsgericht urteilte       Europäischen Gerichtshofs. In dem
          Juli 2013 leichter nach Deutschland     jedoch, dass sie keinen Anspruch        Fall ging es um eine Regelung in
          einreisen. Bislang durften aus Dritt-   auf Auskunft habe. Die Klägerin         Belgien, nach der alle Arbeitsverträge
          staaten nur Akademiker die Blaue        konnte eine Benachteiligung gemäß       von Unternehmen mit Sitz in Flan-
          Karte der EU beantragen. Nach der       des Allgemeinen Gleichbehandlungs-      dern auf Niederländisch gehalten sein
          neuen Verordnung können nun auch        gesetzes nicht ausreichend belegen.     müssen. Nach Einschätzung des Ge-
          Fachkräfte mit Berufsabschluss in       (Bundesarbeitsgericht, Urteil vom       richts verstößt diese Regelung ge-
          Deutschland arbeiten. Dazu muss         25. April 2013, 8 AZR 287/08)           gen die Arbeitnehmerfreizügigkeit in
          zunächst der Ausbildungsabschluss                                               der EU, da sie eine abschreckende
                                                  ++ Zwang zum Deutschlernen —
          auf Gleichwertigkeit geprüft werden.                                            Wirkung auf Menschen ohne ent-
                                                  Empfängerinnen und Empfänger von
          Zudem muss ein Bedarf am Arbeits-                                               sprechende Sprachkenntnisse haben
                                                  Hartz-IV-Leistungen können zur Teil-
          markt bestehen. Dieser wird von der                                             könne. (Europäischer Gerichtshof,
                                                  nahme an einem Integrationskurs
          Bundesagentur für Arbeit auf Basis                                              Urteil vom 16.04.2013, C-202/11)
                                                  verpflichtet werden, wenn sie aus
          der Arbeitsmarktstatistik festgelegt.
                                                  Sicht des Amtes nicht ausreichend       ++ Bleiberecht — Im Juli 2011
          (Verordnung über die Zulassung von
                                                  Deutsch sprechen. Eine türkische        wurde eine Bleiberechtsregelung für
          neueinreisenden Ausländern zur Aus-
                                                  Frau mit vier Kindern war vom Job-      „gut integrierte Jugendliche und He-
          übung einer Beschäftigung [BeschV] )
                                                  center aufgefordert worden, dreimal     ranwachsende“ geschaffen. Danach
          ++ EU-Asylrecht — Die Vertreter         wöchentlich an einem Integrations-      können bisher geduldete Jugendli-
          der EU-Institutionen haben sich auf     kurs teilzunehmen. Als sie den Kurs     che, die bestimmte Voraussetzungen
          ein Gesetzespaket zum Aufbau eines      nicht besuchte, kürzte das Amt ihr      erfüllen, eine Aufenthaltserlaubnis
          gemeinsamen Asylpakets geeinigt.        die Leistungen. Das Sozialgericht       erhalten. Das Bundesverwaltungs-
          Damit sollen in allen EU-Staaten die    hielt in seiner Entscheidung fest,      gericht stellte dazu nun klar, dass in
          gleichen Bedingungen für Asylsu-        dass die Beherrschung der deut-         der Regel dafür zwar die Identität
          chende gelten, bei Sicherheit, Ver-     schen Sprache in Wort und Schrift       des ausländischen Staatsangehöri-
          sorgung und den Asylverfahren.          unabdingbare Voraussetzung für die      gen geklärt sein müsse, die Auslän-
          Allerdings bleibt nach wie vor der      dauerhafte Eingliederung in Arbeit      derbehörde im Rahmen einer Ermes-
          EU-Staat für das Asylverfahren zu-      sei. Die Kürzung sei deswegen zu        sensentscheidung von dieser Klä-
          ständig, in dem der Bewerber zuerst     Recht erfolgt. (Sozialgericht Wies-     rung aber absehen könne. (Bundes-
          ankommt. Menschenrechtsorgani-          baden, Urteil vom 13. Mai 2013 –        verwaltungsgericht, Urteil vom
          sationen kritisieren, dass damit die    S 12 AS 484/10)                         14. Mai 2013, AZ 1 C 17.12)

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           AUS POLITIK UND GESELLSCHAFT

                                       Vom Bürger zum Bettler
                                                                               t?                                                 Rumänien auf. Menschen aus ande-
                                                                       erwünsch                                                   ren osteuropäischen EU-Ländern
                                                                 ise un
                                                            Einre                                                                 zog es bevorzugt nach Großbritan-
                                                                                                                                  nien und Irland. Das hat sich geän-
                                             Existenzmin
                                                        imum?                                 nwürde?                             dert. „Neue Untersuchungen zeigen,
                                                                                       Mensche                                    dass 70 Prozent des Anstiegs der
                                                                                                                                  Zuwanderung nach Deutschland in
                                                                                                                                  den Jahren 2007 bis 2012 auf die
                                                                                                                                  Tatsache zurückgeht, dass sich die
                                                                                                                                  wirtschaftliche Lage in anderen Ziel-
           © laurine45 – fotolia.com

                                                                                                                                  ländern verschlechtert hat“, sagt
                                                                                                                                  Prof. Herbert Brücker vom Institut
                                                                                                                                  für Arbeitsmarkt- und Berufsfor-
                                                                                                                                  schung. Nur rund zehn Prozent des
                                                                                                                                  Anstiegs ließen sich mit der Einfüh-
                                                                                                                                  rung der Arbeitnehmerfreizügigkeit
                                       Die Migrationsströme in Europa ordnen sich neu. In                                         erklären.
                                       Deutschland haben vor allem Zuwanderer aus dem Balkan
                                       schlechte Karten. Ihnen werden hier systematisch grund-                                    Bundesregierung räumt ein:
                                                                                                                                  Belastbare Belege gibt es nicht
                                       legende Rechte verwehrt. Zudem wird auf ihrem Rücken
                                                                                                                                  „Viele Einwanderer würden also wei-
                                       ein demagogischer Wahlkampf geführt.                                                       terhin gerne in Spanien oder Groß-
                                                                                                                                  britannien leben. Die schlechte Ar-
                                       Im Juli 2013 wurden beim Bundesamt      dem Bayernkurier. „Wer nur nach                    beitsmarktlage hingegen schreckt
                                       für Migration und Flüchtlinge 9.516     Deutschland kommt, um hier Sozial-                 sie ab.“ Zum Jahreswechsel 2012/13
                                       Asylerstanträge gestellt. Das waren     hilfe zu kassieren, muss zurückge-                 lebten in Deutschland 205.000 rumä-
                                       mehr als doppelt so viele wie im Jahr   schickt werden.“                                   nische und 119.000 bulgarische
                                       zuvor. Die meisten Menschen kamen           Die Migrationsströme ordnen                    Staatsangehörige. Das waren 29,0
                                       aus der Russischen Föderation, Sy-      sich durch die aktuelle Finanz- und                bzw. 26,5 Prozent mehr als im Vor-
                                       rien und Serbien nach Deutschland.      Wirtschaftskrise radikal neu. Bis zu               jahr.
                                       Bundesinnenminister Hans-Peter          ihrem Ausbruch nahmen Spanien                          Im Bundestagswahlkampf wird
                                       Friedrich nannte diese Entwicklung in   und Italien rund 80 Prozent der                    argumentativ mit harten Bandagen
                                       der Augsburger Allgemeine „alarmie-     Zuwanderung aus Bulgarien und                      gekämpft. Das gilt auch beim Thema
                                       rend“. Die wachsende Zuwanderung                                                           „Arbeitnehmerfreizügigkeit inner-
                                       aus dem Balkanstaat Serbien erklär-                                                        halb der EU“, die ab 2014 auch für
                                       te er damit, dass „die seit 2009 gel-                                                      Rumänien und Bulgarien gelten soll.
                                       tende Visafreiheit hier schamlos aus-                                                      Friedrich aber hetzt gegen Minder-
                                       genutzt wird“.                                                                             heiten, die sich nicht per Stimmzet-
                                          Die Balkanstaaten Bulgarien und                                                         tel wehren können. Und er täuscht
                                       Rumänien gehören bereits zur EU.                                                           falsche Tatsachen vor.
                                       Auch von hier reisen die Menschen                                                              Als Minister flüstert er der Öffent-
                                       ohne Visa nach Deutschland ein. Und                                                        lichkeit ein, dass bald Massen aus
                                       auch ihnen hat Friedrich bereits ge-                                                       dem Balkan, darunter Roma und
                                                                                                                      Foto: BMI

                                       droht. „Freizügigkeit gibt nicht das                                                       Sinti, nach Deutschland strömen, um
                                       Recht auf Zuwanderung unmittelbar                                                          sich hier auf die faule Haut zu legen
                                       in die Sozialsysteme“, sagte er im      Bundesinnenminister Hans-Peter                     und dafür Hartz IV zu kassieren. Be-
                                       März 2013 in einem Interview mit        Friedrich                                          lastbare Belege dafür nennt er nicht.

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          Wie auch? Es gibt sie nicht. Das                    Migranten auf, die nach Deutsch-
          räumte die Bundesregierung auf An-                  land kommen und hier keine Arbeit
          frage der Fraktion „Die Linke“ ein.                 finden. „Diese Menschen erhalten
             Demnach ist die Arbeitslosigkeit                 weder Hartz IV noch eine Kranken-
          unter Bulgaren und Rumänen mit                      versicherung und haben daher
          9,6 Prozent deutlich niedriger als                  manchmal keine andere Möglichkeit,
          unter allen Ausländern (16,4 Pro-                   als ihre Existenz durch Betteln oder
          zent). Mehr als die Hälfte dieser                   auch Prostitution zu sichern“, schil-
          Migranten zieht es aufgrund der                     dert Claudius Voigt von der Gemein-
          guten Arbeitsmöglichkeiten nach                     nützigen Gesellschaft zur Unterstüt-
          Baden-Württemberg und Bayern,                       zung Asylsuchender e.V. (GGUA)
          also dorthin, wo CSU-Mann Fried-                    seine Erfahrungen. „Der Sozialstaat
                                                                                                                 Claudius Voigt, Rechtsexperte der GGUA
          rich seinen Wahlkreis hat.                          entzieht sich in diesem Fall voll-                 in Münster
                                                              ständig seiner verfassungsrechtlich
          „Der Sozialstaat entzieht sich                      vorgegebenen Verantwortung.“
          seiner Verantwortung.“                                 Voigt steht mit dieser Sichtweise               Deutschland aufhalten, gleicher-
          Etwa die Hälfte aller Rumänen und                   nicht allein da. Im Juli 2012 kanzelte             maßen zu (…) Die in Art. 1 Abs. 1 GG
          Bulgaren arbeiteten im Jahr 2011                    das Bundesverfassungsgericht das                   garantierte Menschenwürde ist
          laut Bundesregierung als Saisonar-                  geltende Asylbewerberleistungsge-                  migrationspolitisch nicht zu rela-
          beiter, die nach dem Ende ihrer Tä-                 setz als verfassungswidrig ab, da                  tivieren.“
          tigkeit im Regelfall in ihre Herkunfts-             es das Recht auf den Bezug eines                       Auch die EU-Verordnung VO 883
          länder zurückkehren. Wie dringend                   menschenwürdigen Existenzmini-                     zur Koordinierung der Systeme der
          sie als Arbeitskräfte gebraucht wer-                mums nicht gewährleistete. „Art. 1                 sozialen Sicherheit folgt dieser
          den, zeigt die Tatsache, dass sie                   Abs. 1 GG begründet diesen An-                     Maßgabe. Sie trat 2010 in Kraft und
          seit 2012 für eine bis zu sechsmo-                  spruch (…) als Menschenrecht. (…)“,                schreibt vor, dass EU-Bürgern unab-
          natige Beschäftigung keine Arbeits-                 stellten die Richter fest. „Das                    hängig von ihrem Wohnort und ihrer
          erlaubnis mehr benötigen.                           Grundrecht steht deutschen und                     Erwerbssituation ein Existenzmini-
             Auf diese Menschen zielt Fried-                  ausländischen Staatsangehörigen,                   mum von staatlicher Seite gewährt
          rich nicht. Er stachelt gegen jene                  die sich in der Bundesrepublik                     werden muss.
                                                                                                                     Die Bundesregierung stört das
                                                                                                                 alles nicht. Statt nationales an EU-
           Einwanderung nach Deutschland                                                                         Recht anzupassen, rührte sie das
                                                                                                                 Sozialgesetzbuch (SGB) II bislang
                                                                                                                 nicht an. In § 7 Abs. 1 Satz 2 Nr. 2
                                                                                                                 heißt es hier zum Bezug von exis-
                                                                                                                 tenzsichernden Leistungen: „Ausge-
                                                                                                                 nommen sind (…) Ausländerinnen
                                                                                                                 und Ausländer, deren Aufenthalts-
                                                                                                                 recht sich allein aus dem Zweck der
                                                                                                                 Arbeitsuche ergibt, und ihre Fami-
                                                                                                                 lienangehörigen (…)“. Mehrere
                                                                                                                 Landessozialgesetze haben inzwi-
                                                                                                                 schen darauf hingewiesen, dass
                                                                                                                 dieser Passus nicht mit EU-Recht
                                                                                                                 vereinbar sei.
                                                                                                                     Friedrich weiß das. Dennoch
                                                                                                                 hetzt er weiter. Damit muss Schluss
                                                                                                                 sein. Demagogen dürfen in der
          Einwanderung 2012 insgesamt: 1,081 Millionen, davon 0,966 Mio. Ausländer und 0,115 Mio. Spätaussied-   nächsten Bundesregierung keinen
          ler und zurückkehrende Deutsche. – Quelle: Statistisches Bundesamt                                     Platz mehr haben.

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            Klare Ansagen
            In einer Einheitsgewerkschaft wie der IG Metall dürfen verschiedene politische Meinungen
            und Positionen vertreten sein. Das gilt auch für die aktuellen Entwicklungen in der Türkei.
            Die demokratischen Grundrechte aber sind nicht verhandelbar.

            Diese Grenze zog Christiane Benner,    tisch schikaniert, Arbeitnehmerin-      zu organisieren, sind die Grundlagen
            geschäftsführendes Vorstandsmit-       nen und Arbeitnehmer sind faktisch      für das Engagement der IG Metall,
            glied der IG Metall, am 22. Juni       rechtlos.                               bekräftigten die geschäftsführenden
            2013 in Köln vor rund 40.000 Men-          Gleichzeitig sprach sich Benner     Vorstandsmitglieder am 2. Juli 2013
            schen. Zu der zentralen Protestver-    für einen EU-Beitritt der Türkei aus.   in ihrer Erklärung. Alles andere
            anstaltung gegen die Politik der       Die Proteste sind ein Zeichen für       würde bedeuten, den demokrati-
            türkischen Regierung hatte die         eine lebendige Zivilgesellschaft,       schen Kräften in der Türkei in den
            alevitische Gemeinde aufgerufen.       heißt es in einer Solidaritätserklä-    Rücken zu fallen.
            Benner betonte, dass die Politik       rung. Der EU-Beitrittsprozess kann
            ihr Handeln nicht allein wirtschaft-   diese Entwicklung fördern. Univer-       Mehr Infos:
            lichen Interessen unterordnen dürfe.   selle Grund- und Menschenrechte,         www.igmetall.de/ig-metall-
            Über die Hälfte der Bevölkerung in     wie die Versammlungsfreiheit, die        verurteilt-gewalt-gegen-friedlich-
                                                                                            demonstrierende-12038.htm
            der Türkei leben von weniger als       Pressefreiheit, das Recht auf freie
            300 Euro Mindestlohn. Zudem wer-       Meinungsäußerung und die Mög-
                                                                                            www.industriall-europe.eu
            den die Gewerkschaften systema-        lichkeit, sich in einer Gewerkschaft

             5486-42449
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