Zukunftsraum Gera - Einladung zum Experimentieren für die Neue Mobilität (DZMZ) - Ein Angebot für das Deutsche Zentrum für Mobilität der Zukunft ...

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Zukunftsraum Gera - Einladung zum Experimentieren für die Neue Mobilität (DZMZ) - Ein Angebot für das Deutsche Zentrum für Mobilität der Zukunft ...
Zukunftsraum Gera

Einladung zum Experimentieren für die Neue
                        Mobilität
   - Ein Angebot für das Deutsche Zentrum für Mobilität der Zukunft
                              (DZMZ) -

                                                                      1
Zukunftsraum Gera - Einladung zum Experimentieren für die Neue Mobilität (DZMZ) - Ein Angebot für das Deutsche Zentrum für Mobilität der Zukunft ...
Inhaltsverzeichnis

1. Ausgangssituation und Leitgedanke……………………………………………………………..……………………………..1

     1.1. Herausforderungen………………………………………………………………………………….....……………………….1

     1.2. Elemente einer neuen Innovationskultur……………………………………………………………….…………….3

     1.3. Die Idee: Gera als Zukunftsraum für die Neue Mobilität……………………………………………..……….3

2. Der Standort Gera: Charakteristika und Potentiale………………………………………………………………..…….4

     2.1. Raum- und siedlungsstrukturelle Potenziale im Einzelnen…………………………………………………….7

     2.2 Wissenschafts- und Forschungspotentiale im Überblick…………………………………………………………9

     2.3 Industriepotenziale……………………………………………………………………………………………………………..13

3. Stakeholder eines DZMZ in Gera…………………………………………………………………………………..……………15

4. Organisation und Struktur des Zukunftsraumes Gera…………………………………………………………………17

     4.1. Bausteine der nachhaltigen Mobilität der Zukunft in Gera………………………………………….………19

     4.2. Beispiele möglicher Projekte des
          Zukunftsraumes……………………………………………………………………………………………………….…..…….22

Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Durchschnittsalter Bevölkerung......................................................................................... 5
Abbildung 2: Raumstruktur Gera ............................................................................................................ 7
Abbildung 3: Erreichbarkeit Geras im Straßenverkehr ........................................................................... 8
Abbildung 4: Forschungseinrichtungen mit Mobilitätsbezug im erweiterten Umfeld von Gera ............ 9
Abbildung 5: Akteur:innennetzwerk in der Stadt Gera ......................................................................... 15
Abbildung 6: Aufbau DZMZ ................................................................................................................... 18
Abbildung 7: Bausteine des „Deutschen Zentrum für nachhaltige Mobilität der Zukunft“ Gera ......... 20

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Zukunftsraum Gera - Einladung zum Experimentieren für die Neue Mobilität (DZMZ) - Ein Angebot für das Deutsche Zentrum für Mobilität der Zukunft ...
1. Ausgangssituation und Leitgedanke
Die Initiative von Verkehrsminister Andreas Scheuer ein Deutsches Zentrum Mobilität der Zukunft
(DZMZ) einzurichten, hat in Deutschland eine große Resonanz erhalten. Eine Reihe an Städten hat ihr
Interesse und ihre Bereitschaft signalisiert hieran, neben der bereits gesetzten Stadt München,
mitzuwirken.
Die Herausforderung für Gera besteht also darin etwas anzubieten, was es so woanders noch nicht
gibt und was eine Lücke im deutschen Innovationssystem schließt, die bisher die Durchsetzung von
nachhaltigen Verkehrslösungen behindert hat.
Gerade in den letzten Monaten konnten hierzu wertvolle Erfahrungen gesammelt werden. Die
Pandemie hat die Situation des Verkehrs wie durch ein Brennglas vergrößert, strukturelle Probleme
offengelegt, aber auch ganz neue verkehrspolitische Perspektiven eröffnet. Was früher als
undenkbar galt, erscheint plötzlich möglich.

Diese Aufbruchstimmung gilt es zu nutzen und das Verkehrssystem von der bisherigen
Schwerpunktsetzung fossiler Verkehre in eine neue effiziente und nachhaltige Mobilität zu
transformieren.

1.1 Herausforderungen
Das Verkehrssystem in Deutschland ist durch eine Vielzahl von Herausforderungen gekennzeichnet.
Der bisherige Grundgedanke durch eine Absenkung der Widerstandsfähigkeit des Raumes die
Mobilität von Personen und Gütern zu erleichtern und zu dynamisieren, um damit eine hohe
wirtschaftliche Prosperität und eine soziale Integration der Gesellschaft zu erreichen, ist an seine
Grenzen gekommen und muss überdacht werden. Die Fokussierung auf das private Auto sowie den
gewerblichen Lkw gefährdet nicht nur das Klima, sondern verliert auch zunehmend an Effizienz.
Gleichzeitig ist eine Reihe von neuen technischen Optionen erkennbar, die aber nicht implementiert
und deren gesellschafts- und verkehrspolitische Wirksamkeit noch nicht angemessen getestet und
geprüft werden konnte.
Die Aufgabe lautet daher: Wie lassen sich die gewohnten Erreichbarkeitsstandards mit
Anforderungen an eine nachhaltige Mobilität vereinbaren? Wie kann dabei die soziale Integration
der Gesellschaft verbessert und Antworten auf den demographischen Wandel gefunden werden?
Welche Rolle spielt technische und soziale Innovationen?
Zusammenfassend ergibt sich folgendes Bild der Herausforderungen:

       der Personen- und Güterverkehr auf fossiler Basis emittiert zu viele Treibhausgase sowie
        Lärm und Schadstoffe, er hat einen extrem entfernungsintensiven Lebens- und Arbeitsstil
        ermöglicht („Raumlast“) und lässt sich mit den verabschiedeten Klimazielen nicht in
        Übereinstimmung bringen;

       eine Reihe neuer Technologien und Technologiefelder wie das „Autonome Fahren“, die
        Elektromobilität, der Einsatz von Drohnen sowie die Optionen der Wasserstoffwirtschaft
        versprechen theoretisch eine hohe Lösungskompetenz, die aber praktisch im herrschenden
        Verkehrssystem noch nicht implementiert werden konnte;

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   Daten bestimmen auch im Verkehrsbereich die Zukunft und verändern Planungsprozesse
       und Geschäftsmodelle, zahlreiche neue Datenquellen werden erschlossen, wobei die
       Möglichkeiten der Auswertung und Nutzung kaum ausgeschöpft sind und der Datenschutz
       eine große Herausforderung darstellt;
      die Digitalisierung wird die Gesellschaft grundlegend verändern und auch den
       Verkehrsbereich revolutionieren. Neue Plattformen verändern die Marktordnung und
       verschieben Wertschöpfungsketten, allerdings ohne, dass die deutsche Wirtschaft bisher
       davon profitieren konnte;
      der verkehrspolitische Rahmen ist in Deutschland in einem sehr starren Korsett eingebunden
       und erlaubt keine Veränderungen. Erfahrungen für die notwendigen Transformationen
       können unter den realen Bedingungen nicht gemacht werden, neue Systeme praktisch nicht
       implementiert werden;
      Einstellungen und Verhaltensweisen zur Mobilität verändern sich. Gerade bei der jüngeren
       Generation ist eine zurückgehende Affinität gegenüber dem Autobesitz und hin zu Sharing-
       Modellen festzustellen.

Deutschland ist bei diesen Herausforderungen insbesondere gegenüber den USA immer im Nachteil,
weil es hierzulande keine Experimentierkultur gibt. Digitale Systeme lassen sich aber nur in einem
„Trial and Error“- Verfahren einführen, entwickeln und erfolgreich vermarkten. Wenn in Deutschland
Experimentierräume und innovative Angebote im Verkehrsbereich entstehen, geschieht dies nur in
Metropolen wie Berlin, Hamburg oder München, die bislang auch den Fokus der Bundesforschung
bilden, deren Übertragbarkeit auf das gesamte Bundesgebiet aber in der Regel nicht gegeben ist. In
den Regionen abseits der Metropolkerne, in der die Fragen von Erreichbarkeit und Daseinsvorsorge,
Geschäftsmodelle und Nachfragepotenziale für neue digitale Dienstleistungen eine große
Herausforderung darstellen, sind innovative Ansätze dagegen selten und eher zufällig. Eine
systematische und gezielte Förderung findet hier nicht statt, obwohl diese Raumtypen geradezu
typisch sind für Deutschland.

Die Aufgabenstellung einer nachhaltigen, sozial ausgewogenen, technisch anspruchsvollen neuen
Verkehrslandschaft bedarf daher auch neuer Transformationshebel. Gera möchte hier als
Zukunftsraum einen neuen Akzent durch eine „Co- Produktion“ aus wissenschaftlichen,
wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Akteuren setzen. Wichtig ist eine interdisziplinäre
Herangehensweise, die Methoden der Ingenieurwissenschaften, Informatik, Sozialwissenschaften
und Ökonomie verbindet und von einem Praxiskontext aus gesteuert wird.

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1.2 Elemente einer neuen Innovationskultur
Neben der Bespielung einer für Deutschland typischen Raum- und Problemstruktur soll der
Zukunftsraum eine zentrale Herausforderung des Innovationssystems in Deutschland adressieren.
Deutschland gilt schon seit vielen Jahrzehnten als das Land der Erfinder:innen und Tüftler:innen
sowie eines gut ausgebauten und hoch differenzierten Wissenschafts- und Forschungssystems, aber
mit großen Schwächen in der Anwendung und Umsetzung neuer Techniken. Dies gilt insbesondere
für die neuen digitalen Geschäftsfelder. Hintergrund ist zwar eine hoch professionelle und stabile,
aber eben auch wenig flexible Professionskultur, die Neues erst dann zulässt, wenn es die
Fachkolleg:innen akzeptieren. Dieses so genannte „Peer Review“ ist das zentrale
Bewertungsverfahren und definiert den Kanon des legitimen Wissens und der akzeptieren
Verfahrensgrundsätze. Damit entsteht zwar eine starke Expertenkultur, die aber häufig das Problem
einer zu hohen Selbstreferenzialität in sich trägt. Ob sich etwas durchsetzen kann, entscheiden die
Fachkolleg:innen im Vorfeld, die Validierung findet ausschließlich im Peer to Peer Verfahren statt.
Digitale Geschäftsfelder entstehen aber in aller Regel völlig anders, nämlich durch ein permanentes
ausprobieren im unmittelbaren Verwendungskontext. In den USA spielen daher die Kund:innen, die
letztlich die Instanz dafür sind, ob eine Technik gebrauchstüchtig ist oder nicht, eine bedeutendere
Rolle und werden als gleichwertige Partner:innen in dieser „Co-Production“ anerkannt.
Auf diese Weise konnte sich vor allen Dingen die Plattformökonomie in den USA schnell durchsetzen,
weil die Produkte und Dienstleistungen von Beginn an einen hohen Gebrauchswert hatten.
Der Zukunftsraum Gera versucht daher neben der etablierten Professionsordnung von Wissenschaft
und Forschung die Praxistauglichkeit – also die Entwicklung der Brauchbarkeit - als eine weitere und
zwar gleichwertige Validierungsform einzuführen. Die Wissenschaften und Technologieanbieter sind
eingeladen noch weit bevor ein Verfahren offiziell zugelassen oder ein Produkt genehmigt ist, dieses
im für Deutschland so charakteristischen Raumtyp der ländlichen und suburbanen Regionen unter
echten Bedingungen zu testen. Auf diese Weise können frühzeitig auch Korrekturen in wichtigen
Eigenschaften oder dem technischen Design vorgenommen werden und die Brauchbarkeit als Garant
für einen späteren Markterfolg erhöht werden.
Gera möchte daher als Testraum für die Neue Mobilität auch für neue Formen der Kooperation und
der Kollaboration dienen und hier innovative Formate der Implementation neuer Technologien
erarbeiten und die Entwicklung digitaler Lösungen als eine Art neues Gemeinschaftswerk aus
Anbieter:innen und Nachfragern in einem experimentellen Raum etablieren.

1.3 Die Idee: Gera als Zukunftsraum für die Neue Mobilität
Diese skizzierte Innovationslücke will Gera mit seinem Umland schließen. Der gesamte Stadt-
Umland-Raum dient als Experimentierraum für neue technische und soziale Innovationen. Gera wird
zum Zukunftsraum für die Neue Mobilität, die effizient organisiert, digital vernetzt, sozial integriert
und nachhaltig wirtschaftet. Die Region wird damit zu einer Dauerausstellung in einem permanenten
Erprobungsmodus. Die kreisfreie Stadt lädt die Forschung ein, neue Technologien auszuprobieren
und auf ihre Gebrauchsfähigkeit für die Stadtgesellschaft zu testen. Die Mobilität von Morgen - heute
in Gera erlebbar! Die Stadt Gera bietet dazu die besten Voraussetzungen. Ein hochentwickeltes
öffentliches Verkehrssystem und eine Mobilitätskultur, in der kollektive Verkehrslösungen einen

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hohen Stellenwert besitzen; ein Umland mit einer sehr dörflichen Siedlungsstruktur, die aber für
Deutschland so typisch ist. Was in Gera funktioniert, hat die Chance überall in Deutschland
erfolgreich zu sein.
Gera soll somit das Testgelände unter realen Bedingungen sein und das geplante „Deutsche Zentrum
Mobilität der Zukunft“ (DZMZ) um die Anwendung im praktischen Dauereinsatz in einem für weite
Teile Deutschlands typischen Referenzraum ergänzen. Die Stadt lädt dazu ein, die unterschiedlichen
Systeme im Stadtraum und im Umland einzusetzen und auf Ihre Wirksamkeit zu prüfen. Gera wird
dazu eine Projektstruktur aufbauen und die Auswahl der Implementationen gemeinsam mit der
Stadtgesellschaft selbst treffen. Die Kriterien sind das Versprechen zur Lösung der lokalen und
regionalen Verkehrsprobleme sowie die Aussicht auf eine bundesweite Implementation.
Gera knüpft dabei an eine langjährige Tradition als Industrie- und Innovationsstandort an.

2. Der Standort Gera: Charakteristika und Potentiale
Die über 1000 Jahre alte Stadt Gera war in ihrer Geschichte immer wieder ein Kristallisationspunkt
der wirtschaftlichen, wissenschaftlichen und kulturelleren Entwicklung des Landes. Als einstige
Reußische Residenzstadt, als Industriezentrum des 20. Jahrhunderts und das administrative Zentrum
der Wismut AG musste sich die Stadt und damit die umliegende Region immer wieder neu erfinden
und weiterentwickeln, um den steigenden Einwohnerzahlen eine hohe Lebensqualität zu bieten. Eine
besondere Rolle hat dabei immer das Thema Mobilität gespielt um die wachsende Stadt und die
innerstädtische Infrastruktur auszubauen und eine gute Anbindung an die umliegenden Städte und
Regionen zu schaffen. Gera liegt praktisch Mitten in Deutschland und verfügt über einen direkten
Zugang zur A 4, die nur wenige Kilometer weiter die A 9 kreuzt und die Stadt so an zwei der
wichtigsten Straßenverkehrsadern des Landes anbindet. Hinzu kommen die Bundesstraßen 2, 7 und
92, die sich weit in die Regionen verzweigen. Auf der Schiene bestehen zahlreiche
Regionalverbindungen und darüber Zugang zu den wichtigen Fernverkehrsknotenpunkten in
Mitteldeutschland, wie Erfurt und Leipzig.
Der innerstädtische Verkehr wird durch Busse und ein Straßenbahnnetz gewährleistet, über mehrere
Regionalbuslinien wird das Umland angebunden. Im Ergebnis einer generationenübergreifenden
Entwicklung ist eine verkehrsgünstig gelegene Großstadt entstanden, die sich mit dem nächsten
Entwicklungsschritt der Mobilität konfrontiert sieht. Stellvertretend für viele andere Städte des
Landes – vor allem aber der Neuen Bundesländer – braucht Gera ein zukunftsfähiges
Mobilitätskonzept, das die umliegenden Regionen besser anbindet und tragfähige Alternativen zum
motorisierten Massenverkehr aufzeigt.
Im Unterschied zu den Metropolregionen wie München, Hamburg oder Halle-Leipzig gibt Gera ein
repräsentatives Abbild eines deutschen Mittelzentrums wieder, das in seinen Entscheidungen stark
vom demographischen Wandel und den etablierten Strukturen einer Stadt in Mitteldeutschland mit
den sehr begrenzten kommunalen Ressourcen geprägt ist. Gera repräsentiert daher nicht nur in der
Raumstruktur eine für Deutschland typische „Zersiedelungslandschaft“, sondern bildet auch eine
Sozialstruktur ab, wie sie insbesondere in ostdeutschen Städten oft zu finden ist: Der Anteil der
Einwohner:innen über 65 ist überproportional genauso hoch wie die Zahl der
Transferempfänger:innen.

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In Gera ist damit schon heute das Realität, was für Deutschland in den kommenden Jahren gelten
wird. Sowohl in Bezug auf die Altersstruktur als auch auf das generelle Schrumpfen der
Bevölkerungszahl. Deutschlands Bevölkerung altert seit einigen Jahren, daran werden auch
Migrationsbewegungen nichts ändern. Auch Wanderungsbewegungen, beziehungsweise das
Wachsen ländlicher Regionen zeichnet sich als gesamtdeutscher Trend ab. Die Bevölkerungszahl sinkt
und immer mehr Menschen konzentrieren sich auf wenige Metropolregionen.
Besonders stark zeigen sich diese Dynamiken in den östlichen Bundesländern, in altindustrialisierten
Wirtschaftsregionen und in den peripher gelegenen ländlichen Räumen der Bundesrepublik. Gera
steht dabei stellvertretend für diese Regionen.

Abbildung 1: Durchschnittsalter Bevölkerung (Quelle: Statistisches Bundesamt)

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Die drängenden Fragen der Zukunft stellen sich daher in Gera in besonderem Maße: Wie wollen wir
uns in Zukunft in Stadt und Region bewegen? Wie bringen wir Mobilität mit den Klimazielen in
Einklang? Damit wird es zu einem anspruchsvollen Experimentierfeld, dessen Forschungsergebnisse
im Vergleich eine wesentlich höhere Verbreitung versprechen.
Mit dem Projekt laden Geras Bürgerinnen und Bürger die Wissenschaft ein, ihr Knowhow an einem
Ort zu bündeln und der Welt zu zeigen, welche Kompetenzen in Deutschland liegen. Die in der
Region vorhandenen Fähigkeiten werden die Projekte in Ihrem Tun wirkungsvoll unterstützen. Ziel ist
es dabei, den motorisierten Individualverkehr zu reduzieren und klimaeffiziente und
technologieoffene Lösungen für mehr Lebensqualität in Gera zu entwickeln und zu implementieren.
In Gera soll die Mobilität von Personen und Gütern neu gedacht und als Anwendungsraum für
innovative Verkehrskonzepte genutzt werden. Die Voraussetzungen dafür sind exzellent und es
besteht ein sehr hohes Interesse der Akteure vor Ort. Ein ganzheitliches Mobilitätskonzept, das von
der Stadtgesellschaft und dem anspruchsvollen Umland gleichsam akzeptiert und genutzt wird kann
der Ausgangspunkt eines Strukturwandels sein, der viele Regionen unseres Landes herausfordert.
Gera kann dafür die Blaupause liefern und so die Mobilität der Zukunft bereits heute demonstrieren.
Die Otto-Dix-Stadt bietet dafür besonders gute Voraussetzungen. Ausgehend von dem gut
ausgebauten, öffentlichen Verkehrssystem und der industriellen Infrastruktur der Region wird es
darum gehen, das vorhandene Grundgerüst um neue Mobilitätsdienstleitungen zu ergänzen. Dabei
kann auf bestehende Expertise in der Transferforschung zurückgegriffen werden. Mit der Dualen
Hochschule ist in Gera bereits ein breites Feld anwendungsorientier Forschung etabliert. Diese
Expertise gilt es für das neue Projekt zu nutzen und auszubauen. Die zahlreichen mittelständischen
Unternehmen der Region investieren überproportional in eigene Forschung und Entwicklung. Sie
haben ein hohes Interesse an neuen Ideen beim Standortfaktor Mobilität, um dem Fachkräftemangel
begegnen zu können. Auf dieses bestehende Netzwerk von praktischer Erfahrung soll zurückgegriffen
werden, um neue Konzepte auf ihre Praxistauglichkeit zu überprüfen und Synergien freizusetzen.
Mit dem Schleizer Dreieck kann der älteste Straßenrundkurs Deutschlands als Teststrecke für
alternative Antriebe wiederbelebt werden. So soll auch an das historische Erbe des Fahrzeugbaus in
der Region angeknüpft werden, das sich in zahlreichen kulturhistorisch wertvollen Gebäuden, wie
der Fabrik des Fahrzeugbaus Golde, widerspiegelt. Die fortwährende Experimentierfreudigkeit im
Osten Thüringens zeigt sich nicht nur an heutigen Projekten, wie dem hochautomatisierten
Nahverkehrs-Elektro-Shuttle, das im November 2020 von der Dualen Hochschule und privaten
Investor:innen in den Stadtverkehr gebracht wird, sondern auch an den zahlreichen Bauhaus-
Gebäuden, die seit über 100 Jahren das Stadtbild prägen. In Gera finden sich mit über 50 Objekten
die meisten Bauhausdenkmäler. Mit Bauten, wie dem Haus Schulenburg oder dem Handelshof,
haben nationale und internationale Architekt:innen einige der wichtigsten Baudenkmäler des Neuen
Bauens in Gera geschaffen. In Gera knüpft man an eine Tradition an, die kreative Köpfe und Ideen
der Zeit im Stadtgebiet zusammenbringt, um diese in der Region zu realisieren.

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2.1 Raum- und siedlungsstrukturelle Potenziale im Einzelnen
Wie typisch Gera für die deutsche Siedlungsstruktur ist, zeigen die Analysen des BBSR. Rund zwei
Drittel des Bundesgebietes sind als ländliche Räume klassifiziert (Abbildung 2), in denen etwa 30 %
der Bevölkerung leben.

Abbildung 2: Raumstruktur Gera (Quelle: veränderte Darstellung auf Grundlage des BBSR 2020)

Die Stadt Gera ist mit knapp 100.000 Einwohnern Oberzentrum in Ostthüringen und Bestandteil der
polyzentrischen Metropolregion Mitteldeutschland. Die Stadt selbst sowie der sie umschließende
Landkreis Greiz werden dabei als „städtische Kreise“ klassifiziert, doch liegen sie makroregional in
einem ländlichen bzw. sehr dünn besiedelten Raum. Insbesondere der Raum Ostthüringen sowie das
angrenzende Nordbayern und Westsachsen sind seit Jahren von starken Abwanderungstendenzen
geprägt und stehen somit paradigmatisch für die Herausforderung der Entwicklung der
Mobilitätssicherung sowie der allgemeinen Daseinsvorsorge ländlicher Räume. Gleichwohl verfügt
dieser Raum über eine lange industrielle Tradition sowie eine agile, vielfältige Forschungslandschaft.

Gera sowie die Region Ostthüringen liegen im Schnittpunkt der Autobahnen A4 und A9. Hieraus
ergibt sich eine sehr gute Erreichbarkeit im Straßenverkehr (Abbildung 3), so dass innerhalb von 90
Minuten der Standort Gera für eine Vielzahl von Akteur:innen – aus einem immer noch hinsichtlich
der Herausforderungen siedlungsstrukturell weitgehend homogenen Raum – gut erreichbar ist. Auch
wenn gerade im Bereich von Forschung und Entwicklung die digitale Vernetzung immer mehr an
Bedeutung gewinnt, ist gerade bei der vorgesehenen Erprobung von Mobilitätslösungen der

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hierdurch mögliche persönliche und physische Austausch der Stakeholder integraler Bestandteil
dieses Konzeptes.

Abbildung 3: Erreichbarkeit Geras im Straßenverkehr (Quelle: TLBV 2020)

Hinsichtlich des Verkehrsverhaltens der Stadt Gera liegen mit der Sonderauswertung zum
Forschungsprojekt „Mobilität in Städten – SRV 2018“ aktuelle Analysen vor. Demzufolge zeigen sich
für Gera die typischen Herausforderungen von Mittel- und kleineren Großstädten abseits der
Verdichtungsräume: Trotz eines in Gera sehr gut ausgebauten ÖPNV besitzt das eigene Auto eine
überproportionale Bedeutung, Sharing-Angebote werden nur spärlich in Anspruch genommen, der
nicht-motorisierte Verkehr ist insgesamt auf dem Rückzug. Fragen der De-Karbonisierung wurden im
Rahmen dieser Untersuchung nicht beantwortet, doch zeigen Statistiken des Kraftfahrt-
Bundesamtes, dass auch die Marktdurchdringung mit elektromobilen Fahrzeugen in diesen Regionen
unterrepräsentiert ist.

Insgesamt ergeben sich damit für die Stadt und die Region Gera folgende Stärken und Potenziale:

        Siedlungsstrukturell stehen Stadt und Region paradigmatisch für die Herausforderungen
         schrumpfender Räume abseits der Metropolkerne.

        Die Erreichbarkeit von Gera in diesem Raum ist außerordentlich hoch, so dass ideale
         Voraussetzung für eine Vernetzung vielfältiger Akteur:innen bestehen.
        Hinsichtlich des Mobilitätsverhaltens und des Fahrzeugbesatzes stehen Stadt und Region
         Gera beispielhaft für diesen in Deutschland weit verbreiteten Raumstrukturtyp.

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2.2 Wissenschafts- und Forschungspotentiale im Überblick
Gera als anerkannter Thüringer Hochschulstandort liegt im Zentrum einer agilen
Forschungslandschaft mit erkennbarem Schwerpunkt auf Verkehrs- und Mobilitätsforschung und
bietet auch vor diesem Hintergrund ideale Voraussetzungen in einem „Deutschen Zentrum Mobilität
der Zukunft“ die Kompetenzen der Region zu bündeln. Gera hat das Potenzial regionale Akteur:innen
und exzellente Wissenschaftler:innen miteinander zu vernetzen. Das DZMZ würde dabei in einer
Reihe mit verschiedenen themenrelevanten Hochschulen und außeruniversitären
Forschungseinrichtungen im Umkreis von Gera stehen. Die untenstehende Abbildung 4 liefert einen
ersten Überblick zu eben jenen Bildungs- und Forschungseinrichtungen in der Region. Mit Sitz in Gera
wird das DZMZ unmittelbar von der bereits in der Region verankerten fachlichen Expertise und dem
hier herrschenden Forschergeist profitieren können.

Abbildung 4: Forschungseinrichtungen mit Mobilitätsbezug im erweiterten Umfeld von Gera (Quelle: eigene Darstellung;
Kartengrundlage: openstreetmap.fr/de)

Nachfolgend werden die einzelnen Bildungs- wie Forschungseinrichtungen kurz vorgestellt und
thematische Anknüpfungspunkte an ein DZMZ aufgezeigt:

Duale Hochschule Gera

Die Duale Hochschule Gera bietet insbesondere mit der Studienrichtung Logistik deutliche
Anknüpfungspunkte zum DZMZ.

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Ein DZMZ in einem agilen und noch jungen Hochschulstandort wie Gera anzusiedeln kann zudem zu
positiven Synergieeffekten führen. Die künftig an einem Mobilitätszentrum tätigen
Wissenschaftler:innen können vor Ort ausgebildet werden. Das DZMZ hat hier die Möglichkeit den
Ausbildungsweg hinsichtlich neuster Technologien aktiv zu begleiten und Studierende auf ihrem Weg
in die Forschung zu prägen.

Bauhaus-Universität Weimar

Die Bauhaus-Universität Weimar liegt ca. 65 km entfernt im Westen der Stadt Gera. Mit der Fakultät
Bauingenieurwesen und hier insbesondere der Professur Verkehrssystemplanung sowie dem
Bauhaus-Institut für zukunftsweisende Infrastruktursysteme (b.is) weist die Universität eine
besondere Expertise hinsichtlich Wasserstofftechnologien und neuen Antriebstechnologien auf.
Derzeit verantwortet die Bauhaus-Universität Weimar mit Partnern aus Wissenschaft und Industrie
den Aufbau des mit rund 20 Millionen Euro geförderten Bauhaus.MobilityLab in Erfurt. Ein
Experimentierfeld, in dem innovative Produkte und Dienstleistungen in den Bereichen Mobilität,
Logistik und Energie unter Realbedingungen getestet werden. Das Reallabor ist Teil der KI-Initiative
der Bundesregierung und soll dauerhaft betrieben werden.

Fachhochschule Erfurt

Im rund 80 km entfernten Erfurt wird vor allem am Institut Verkehr und Raum (IVR) der
Fachhochschule Erfurt bereits seit über 15 Jahren zur Zukunft der Mobilität geforscht. Das
interdisziplinär aufgestellte Forschungsinstitut konnte seit Gründung bereits mehr als 150
Forschungsprojekte auf EU-, Bundes- und Landesebene durchführen. Derzeitige Arbeitsschwerpunkte
sind insbesondere die Elektromobilität sowie die Digitalisierung des Verkehrssystems. Darüber
hinaus werden an der Fakultät Wirtschaft-Logistik-Verkehr mit ihrer Fachrichtung Verkehrs- und
Transportwesen die Mobilitätsexpert:innen der Zukunft ausgebildet.

Friedrich-Schiller-Universität Jena

An der Forschungsstelle Verkehrsmarktrecht der rechtswissenschaftlichen Fakultät der Friedrich-
Schiller-Universität Jena, die ca. 40 km von Gera entfernt liegt, wird zu den rechtlichen Grundlagen
des Verkehrssystems geforscht. Dabei hat es sich die Forschungsstelle zum Ziel gemacht sich objektiv
und von wirtschaftlichen Interessen unbeeinflusst die juristischen Problemstellungen des
Verkehrsmarktes zu beleuchten. Zu diesem Zweck erfolgt eine intensive Zusammenarbeit mit den
Akteur:innen des Verkehrsmarktes wie bspw. Verkehrsunternehmen, Aufsichtsbehörden,
Aufgabenträgern und Verbänden.

Technische Universität Ilmenau

An der etwa 110 km entfernten Technischen Universität Ilmenau wurde im Jahr 2011 das Thüringer
Innovationszentrum Mobilität (ThIMo) gegründet. Im interdisziplinär aufgestellten Wissenschafts-
und Entwicklungszentrum steht das umweltgerechte, intelligente, digitalisierte und komplex

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vernetzte Mobilitätssystem im Mittelpunkt der Forschung. Das Zentrum unterhält dabei
Kooperationsbeziehungen mit über 200 inter- wie nationalen Partner aus Industrie und
Wissenschaft. In den fünf Kompetenzfeldern Antriebstechnik (1), Fahrzeugtechnik (2), Funk- und
Informationstechnik (3), Leistungselektronik und funktionale Integration (4) sowie Kunststofftechnik
und Leichtbau (5) erforschen die ansässigen Wissenschaftler:innen die Zukunft der Mobilität.

Westsächsische Hochschule Zwickau

Nur und 45 km östlich von Gera liegt Zwickau, eine Stadt mit jahrzehntelanger Tradition in der
Automobilwirtschaft. Wie die Stadt selbst ist auch die dort ansässige Westsächsische Hochschule
Zwickau von dieser Tradition geprägt. An der sogenannten Hochschule für Mobilität werden sowohl
in der Fakultät Kraftfahrzeugtechnik wie auch in der Fakultät Automobil- und Maschinenbau
Studierende als Fachkräfte für den Automobilstandort Deutschland ausgebildet. Ein starker
Anwendungsbezug und moderne Laborausstattungen sichern eine gelungene und zukunftsfeste
Ausbildung. Darüber hinaus wird in verschiedenen Gliederungen der Hochschule (Zentrum für
Kraftfahrzeugelektronik (ZKE), Institut für Kraftfahrzeugtechnik, Institut für Energie und Verkehr) zur
Zukunft des Automobils geforscht.

Technische Universität Chemnitz

An der Fakultät für Maschinenbau der Technischen Universität Chemnitz, welche sich rund 70 km
westlich von Gera befindet, betreiben Wissenschaftler:innen Grundlagenforschung zu den Themen
Automobilproduktionstechnologien sowie Struktur- und Systemleichtbau. Darüber hinaus muss der
kürzlich in Kooperation mit der Deutschen Bahn AG gegründete Smart Rail Connectivity-Campus zur
Erforschung von Technologien der Digitalisierung und Automatisierung des Schienenverkehrs
besonders hervorgehoben werden. Entlang einer von der Erzgebirgsbahn betriebenen Strecke
zwischen Annaberg-Buchholz und Schwarzenberg soll dafür das "Digitale Testfeld Bahn" aufgebaut
werden.

Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig

Im 70 km entfernten Leipzig wird am Kompetenzzentrum Elektromobilität und Ladeinfrastruktur der
Fakultät Ingenieurwissenschaften der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur an neuen
Antriebstechnologien für den Motorisierten Individualverkehr geforscht. In insbesondere
bundesgeförderten Drittmittelvorhaben versuchen die Wissenschaftler:innen des
Kompetenzzentrums vor allem Lösungsansätze zu entwickeln, wie flächendeckend und platzsparend
Infrastrukturen zum Laden von Elektrofahrzeugen im urbanen Raum etabliert werden können.

Universität Leipzig

Das Kompetenzzentrum Öffentliche Wirtschaft, Infrastruktur und Daseinsvorsorge e. V. (KOWID) als
Ausgründung der Universität Leipzig bündelt die fachliche Expertise zahlreicher an der Universität
ansässiger Lehrstühle und Institute. U.a. neben den Themenfeldern Stadtentwicklung, Energie sowie

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Gesundheitsökonomie bildet Mobilität einen Forschungsschwerpunkt des KOWID. Insbesondere
stehen hier neue Formen der Mobilität wie Sharing-Modelle und Organisationsformen und
Finanzierungsmodelle des ÖPNV im Mittelpunkt der Forschungsarbeit.

Hochschule Hof

Im bayrischen Hof, ebenfalls nur rund 90 km von Gera entfernt, werden an der Fakultät
Wirtschaftswissenschaften im Masterstudiengang Logistik die Studierenden auf die Übernahme von
Logistikmanagementaufgaben vorbereitet. In der praxisnahen Ausbildung spielen neue
Logistiklösungen und -konzepte eine zentrale Rolle und werden sowohl aus technischer wie auch aus
betriebswirtschaftlicher Sicht vermittelt. So werden hier Studierende ausgebildet, die als dringend
benötigte Fachkräfte in der noch immer wachsenden Logistik-Branche in Deutschland ihren Platz
finden.

Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

Auch an der Juristischen und Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Martin-Luther-Universität
Halle-Wittenberg wird zur Zukunft von Produktion und Logistik gelehrt und geforscht. Im rund 110
km entfernten Halle beschäftigen sich Forscher:innen u.a. mit dem Potenzial von Lieferdrohnen als
Ersatz für den straßengebundenen Gütertransport. Darüber hinaus wird an einem
emissionsorientierten Management landgebundener Güterverkehre geforscht.

Hochschule Merseburg

Etwas 80 km entfernt von Gera liegt die Hochschule Merseburg. Der dort ansässige Fachbereich
Wirtschaftswissenschaften und Informationswissenschaften bildet ebenfalls für den wachsenden
Markt der Logistik-Dienstleister aus. Darüber hinaus wird an der Hochschule zur Entwicklung von
Verfahren zur Steuerung komplexer Logistiknetzwerke geforscht und nach innovativen IT-Lösungen
gesucht.

Fraunhofer Institut für Optronik, Systemtechnik und Bildauswertung IOSB, Institutsteil Angewandte
Systemtechnik (AST)

Der Institutsteil Angewandte Systemtechnik (AST) des Fraunhofer Institut für Optronik,
Systemtechnik und Bildauswertung IOSB ist im thüringischen Ilmenau ansässig. In exzellenten
Forschungs- und Entwicklungsprojekten wird hier vor dem Hintergrund der Digitalisierung
konsequent und branchenübergreifend u.a. zu Energiespeichern, Stromsystemen und
Energiesystemen geforscht. Mit Blick auf neue Antriebstechnologien sind das zentrale Themenfelder
in der Mobilitäts- und Verkehrsforschung.

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Batterie-Innovations- und Technologie-Center (BITC) des Fraunhofer IKTS

Zwischen Erfurt und Ilmenau rund 95 km von Gera entfernt am Erfurter Kreuz konnte im Juli 2020
das Batterie-Innovations- und Technologie-Center (BITC) des Fraunhofer-Instituts für Keramische
Technologien und Systeme IKTS eröffnet werden. Mit rund 13,5 Millionen Euro durch den Freistaat
Thüringen gefördert, entsteht hier ein europaweiter Leuchtturm für energieeffiziente und
ressourcenschonende Batteriefertigung. Mit Blick auf den Transformationsprozess in der Automobil-
und Energiewirtschaft wird das BITC Lösungen für die vernetzte, digital unterstützte Produktion und
Qualitätssicherung von Batteriezellen und -modulen erarbeiten.

Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ)

Das Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung in Leipzig widmet sich im Department „Umweltpolitik“
immer wieder auch Themen der Mobilitäts- und Verkehrsforschung. Aus umweltpolitischer
Perspektive sind dabei in den vergangenen Jahren u.a. Chancen und Risiken neuer
Antriebstechnologien wie der Elektromobilität oder auch die Potenziale einer multimodalen
Verkehrsmittelwahl untersucht worden.

Leibniz-Institut für Länderkunde (IfL)

Im ebenfalls in Leipzig angesiedelten Leibniz-Institut für Länderkunde forscht ein interdisziplinäres
Team der Forschungsgruppe „Mobilitäten und Migration“ in der Abteilung „Regionale Geographie
Europas" zur Wahrnehmung des öffentlichen Verkehrs im internationalen Kontext. Insbesondere
interessieren sich die Wissenschaftler:innen dabei für informelle Formen und Praktiken des ÖV. Die
stark raum- und geisteswissenschaftlich ausgerichtete Erforschung des öffentlichen Verkehrs bildet
dabei einen deutlichen Kontrast zu der sonst eher ingenieurwissenschaftlich geprägten Perspektive
in der Verkehrsforschung.

2.3 Industriepotenziale
Der Raum Gera liegt am östlichen Ende der Thüringer Städtekette (Eisenach, Gotha, Erfurt-Weimar-
Jena) zwischen dem Verdichtungsraum Halle/Leipzig, dem westsächsischen Industrierevier um
Chemnitz/Zwickau mit starker Automobilindustrie sowie den in Nordbayern zahlreich vertretenen
Unternehmen der Automobilzuliefererindustrie. Durch die beiden Autobahnen A4 und A9 sind diese
Regionen sehr gut an Gera angeschlossen. Aus dieser guten geographischen Lage resultieren auch
die besonderen industriellen Verflechtungspotenziale in Gera.

Der Freistaat Thüringen verfügt neben dem ausgewiesenen Standort der Automobilproduktion in
Eisenach über eine vielfältige und stark diversifizierte Automobilindustrie. Hierzu liegt eine
„Tiefenanalyse zur Thüringer Automobilzuliefererindustrie“ des Automotive Thüringen vor, die im
Auftrag der LEG/TMWWDG erarbeitet wurde. Ebenso wurde für Thüringen eine „Automotive
Agenda“ als Wirtschaft- und strukturpolitisches Programm erarbeitet, das mit den Zukunftsfeldern
„Elektromobilität“, „Autonomes Fahren“ und „Neue Mobilität“ die für die Außenstelle des DZMZ in

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Gera vorgeschlagenen Schwerpunkte explizit adressiert. Das industriepolitische Bekenntnis des
Landes besitzt somit eine hohe Passfähigkeit mit einem Standort des DZMZ in Gera, wodurch
erhebliche Synergien genutzt werden können.

Im Bereich der Elektromobilität entsteht durch die CATL-Ansiedlung am Erfurter Kreuz der größte
Batteriezellen-Standort in Europa, in dessen Zuge auch Bosch in Eisenach sowie Marquardt in
Ichtershausen (Batteriemanagement-Systeme) erhebliche Neuinvestitionen angekündigt haben. Eine
Alternative zum batterieelektrischen Fahrzeug stellt die Wasserstofftechnologie dar, die von Seiten
der thüringischen Landesregierung seit Jahren eine besondere Förderung erfährt.

Im Bereich des autonomen Fahrens wird in Thüringen eine besondere Stärke durch die Vernetzung
mit der überregional anerkannten optischen/fotonischen Industrie und Forschungslandschaft im
Raum Jena gesehen. In Kombination mit regionalen Sensorik-Unternehmen bestehen hier große
Potenziale für eine angewandte Forschung bezogen auf den Fahrzeugeinsatz und dessen
wirtschaftlichen, planerischen und ökologischen Aspekte. Besondere Chancen im Bereich des
autonomen Fahrens besteht schließlich für die in der Region stark vertretene Nutzfahrzeugindustrie
(Multicar und Schmitz Cargobull AG in Gotha, Fliegl Fahrzeugbau in Triptis, Bell Equipment in
Eisenach sowie die GAMO Verkaufsmobile in Altenburg) sowie die Bushersteller TS Fahrzeugtechnik
in Weida und Göppel in Ehrenhain, die bereits sehr nutzerspezifische innovative Fahrzeugkonzepte
entwickeln, die idealerweise im Raum Gera im Alltagseinsatz erprobt werden könnten. Ein erster
Anwendungsfall eines teil-automatischen Shuttles wird in Gera für den November erwartet als
Gemeinschaftsprojekt der Dualen Hochschule, der Fischer Academy sowie der
Immobilienentwicklungsgesellschaft TAG (siehe unten).

In Thüringen ist durch die zentrale Lage ein wichtiger Standort der Logistik-Industrie geworden. In
etwa 2000 Logistikunternehmen sind fast 100.000 Beschäftigte angestellt. Die überwiegend durch
KMU geprägte Branche hat ein hohes Innovationspotential und ist durch Kooperationen mit den
zahlreichen Forschungseinrichtungen prädestiniert für eine Zusammenarbeit mit dem DZMZ.

Der Raum Halle/Leipzig ist vor allem durch die großen Automobilstandorte von BMW und Porsche
geprägt, in deren Zuge sich eine vitale Zulieferindustrie entwickelt hat. Ein herausragendes
Automobilcluster in Sachsen stellt aber vor allem die Region zwischen Plauen und Chemnitz mit dem
Schwerpunkt um das VW-Werk in Zwickau dar. Aufbauend auf einer langen Tradition der
Automobilherstellung konnte hier nach der Wende der Anschluss zum internationalen Stand der
Technik wiederhergestellt werden. Auch im angrenzenden Nordbayern sind nach Angaben der IHK zu
Coburg in über 300 Betrieben der Automobilzuliefererindustrie mit zahlreichen Weltmarktführern für
Premiummarken über 50.000 Personen beschäftigt, die angesichts der großen Entfernung zu den
Zentralräumen der OEMs für die Erprobung innovativer Fahrzeugkonzepte in realer Umgebung als
Partner eingebunden werden könnten.

3. Stakeholder eines DZMZ in Gera
Die Ansiedlung eines DZMZ in der Region Gera würde auf ein vitales Akteur:innennetzwerk vor Ort
treffen, welches sich durch eine starke Umsetzungsorientierung und einen hohen Erprobungswillen
kennzeichnet. Innovationsgeist und der Mut zum Experimentieren sind Charakteristika der in Gera

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und der Region ansässigen Akteur:innen. Nicht zuletzt unterstützt der Oberbürgermeister der Stadt
Gera sowie die Stadtverwaltung die Ansiedlung eines DZMZ in der Region. Abbildung 5 gibt einen
ersten Überblick über die in der Stadt Gera ansässigen relevanten Akteur:innen.

Neben der bereits aufgeführten Dualen Hochschule Gera-Eisenach bietet die Stadt Gera mit der
ansässigen SRH Hochschule für Gesundheit eine zweite Hochschule als forschungsaffinen

Abbildung 5: Akteur:innennetzwerk in der Stadt Gera (Quelle: eigene Darstellung, Kartengrundlage: openstreetmap.fr/de)

Anknüpfungspunkt für ein DZMZ. Der Hochschulstandort Gera wird darüber hinaus aus
zivilgesellschaftlicher Perspektive auch durch die Arbeit des Studenten-Förderverein Gera e.V.
geprägt.1

Die Stadt Gera hat sich bereits in der Vergangenheit als Experimentierfeld im Bereich des autonomen
Fahrens etablieren können. Derzeit wird durch die Stadt Gera, die TAG Wohnen und die Fischer
Academy GmbH der Einsatz eines selbstfahrenden Shuttles im Stadtgebiet ab Herbst 2020
vorbereitet. Die Fischer Academy GmbH als eine der innovativsten und zugleich umsatzstärksten
Fahrschulen in Deutschland engagiert sich bereits seit langem für neue Mobilitätsformen in Gera und
zeichnet sich dabei insbesondere durch einen außerordentlichen Pioniergeist aus. Die TAG Wohnen
als Teil der TAG Immobilien AG ist das fünftgrößte überregionale Wohnungsunternehmen in
Deutschland und verfügt allein in Thüringen über 20.000 Wohneinheiten. Ziel der TAG Wohnen ist es

1
    Der Studenten-Förderverein Gera e.V. hat bereits im März 2020 einen offenen Brief zur Ansiedlung eines DZMZ
in Gera verfasst. Dieser ist online abrufbar unter: https://www.studenten-gera.de/ (zuletzt abgerufen am
14.08.2020)

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am Standort Gera neue Konzepte für die Mobilitätssicherung in Quartieren, die bisher nur
unzureichend an den ÖPNV angebunden sind, zu erproben.

Weiterer zentraler Akteur vor Ort ist die GVB Verkehrs- und Betriebsgesellschaft Gera mbH. Das
Verkehrsunternehmen ist Betreiber des städtischen Straßenbahn- sowie Busnetzes und unterhält
derzeit drei Straßenbahnlinien sowie 14 Buslinien. Rund 15,5 Millionen Fahrgäste werden pro Jahr
transportiert. Damit bietet die GVB ideale Voraussetzungen als potenzieller Kooperationspartner für
Realexperimente des DZMZ. Gleiches gilt für die 1991 gegründete Energieversorgung Gera GmbH
(EGG), die mehr als 70.000 Kund:innen mit Energie versorgt. Das Unternehmen engagiert sich bereits
heute aktiv im Bereich der Elektromobilität und bietet auch aus diesem Grund das Potenzial eines
kompetenten Partners des DZMZ.

Auch über die Stadtgrenzen hinweg bietet sich Potenzial für die Einrichtung von Test- und
Experimentierfeldern für neue Technologien, Infrastrukturen und Mobilitätsangebote. Hierbei gilt es
insbesondere den Flughafen Altenburg-Nobitz sowie die Rennstrecke am Schleizer Dreieck
hervorzuheben. Der Flugplatz in Altenburg-Nobitz bietet auch dadurch, dass er nicht durch ein
System des Linienverkehrs eingeschränkt wird ideale Bedingungen für die Praxiserprobung neuer
Technologien im Luftraum. Darüber hinaus kann mit dem dort ansässigen Europäischen Drohnen-
Zentrum Altenburg-Nobitz (EDZ) auf erste Expertise im Feld der Praxiserprobung von
Drohnentechnologie verwiesen werden. Mit dem Fokus auf den Straßenraum hingegen besteht mit
der Betreibergesellschaft “Schleizer Dreieck” mbH ein kompetenter und engagierter Partner. In
Ergänzung zu einem Reallabor im Stadtgebiet Gera bietet die Strecke des Schleizer Dreiecks ideale
Voraussetzungen in einem geschützten Rahmen neue Technologien zu testen und bis zur
Einsatzfähigkeit unter Realbedingungen zu führen.

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4. Organisation und Struktur des Zukunftsraumes Gera
Wie kann ein solcher Zukunftsraum als Teil des DZMZ organisiert und strukturiert werden? Oberstes
Prinzip ist dabei, dass die technischen Lösungen versprechen, die dargelegten lokalen und regionalen
Probleme der Stadt und des Umlandes, die für Deutschland so typisch sind, zu lösen, neue
wirtschaftliche Perspektiven zu bieten und den Erfordernissen der Nachhaltigkeit zu folgen.

Die Stadt Gera gründet dazu ein „Projektbüro Zukunftsraum“, in dem neben der Stadt selbst
ausgewählte Vertreter:innen der Stadtgesellschaft, des Kreises sowie das DZMZ als Beirat vertreten
sind. Dieses Büro bildet den Nukleus des Zukunftsraumes und dient als Verbindungsglied zum DZMZ.
Es ist vorgesehen, dass dieses Büro eng mit den im Aufbau befindlichen Strukturen des „Smart City“
Vorhaben der Stadt korrespondiert.

Das Büro lädt Vertreter:innen von Wissenschaft und Forschung sowie alle interessierten
Anbieter:innen ein, ihre Lösungen zu präsentieren. Gemeinsam mit dem DZMZ sowie dem Beirat
werden dann Lösungen ausgesucht und zur Implementierung vorgeschlagen und die örtlichen und
regionalen Partner ausgewählt, um eine entsprechende Applikationskultur zu sichern. Dabei soll eine
erste Phase des Experimentierens mit Mitteln des DZMZ gefördert und für eine zweite Phase eine
dauerhafte finanzielle Grundlage gefunden werden. Ziel ist es, die Lösungen nachhaltig in der Stadt
und im Umland zu etablieren und als „lebendige Werbeplattform für die Neue Mobilität“ zu nutzen.
Die Projekte werden dazu aufgefordert eigene Erfolgskriterien zu definieren und einen
Implementationsplan vorzulegen, der die folgenden Kernfragen beantwortet: Welche Probleme
sollen mit welcher technischen und oder sozialen Neuerung und mit welchen Partner:innen in
nachhaltiger und sozialer Weise gelöst werden?

Der Beirat des Büros entscheidet dann, ob ein solches Vorhaben eingeführt und gemeinsam im
Verflechtungsraum mit den Partner:innen umgesetzt wird. Das Büro organisiert nach dieser
Entscheidung für jedes Vorhaben einen sogenannten Implementationsbeirat, der aus Vertreter:innen
der beteiligten Stadt- und Kommunalverwaltungen sowie Vertreter:innen der Legislative und
interessierten Nutzer:innen besteht.

Ziel dieses Implementationsbeirates ist die Übernahme und Erledigung einer „One-Stop-Agency“
vergleichbaren Aufgabe, nämlich alle genehmigungs- und beteiligungsrechtlichen Voraussetzungen
zu schaffen und eventuell auch im Falle von Experimentierklauseln neu zu organisieren und das
Vorhaben von Beginn an zu begleiten. Es ist davon auszugehen, dass die Experimentier- und
Innovationsklauseln der Straßenverkehrsordnung (StVO), der Straßenverkehrszulassungsordnung
(StVZ0) sowie des Personenbeförderungsgesetzes (PBefG) primär adressiert werden. Die Stadt Gera
ist aber bereit auch die den Kommunen eingeräumten Rechte beim Carsharinggesetz (CsgG) sowie
des Elektromobilitätsgesetzes (EmoG) offensiv zu nutzen.

Der Implementationsbeirat überwacht den Implementationsplan und entscheidet auch darüber, ob
das Vorhaben seine Ziele erreicht und alle Mittel auch ausgezahlt werden können.

Der Erfolg und die Akzeptanz eines Innovationslabors hängen wesentlich von den technischen,
organisatorischen und personellen Voraussetzungen ab, die vor Ort zur Verfügung gestellt werden.
In Gera soll daher eine Infrastruktur geschaffen werden, die optimale Randbedingungen und
Voraussetzungen für die Durchführung von Forschungs- und Entwicklungsprojekten und die

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Demonstration von Innovationen garantiert. Das beinhaltet insbesondere die Verfügbarkeit einer
Koordination sowie ein Set von Werkzeugen und Daten für das Monitoring und die Evaluation. Von
besonderer Bedeutung wird die kontinuierliche Bereitstellung von ausgewiesenem Personal zur
Betreuung und Organisation der Projekte sein.

Abbildung 6: Aufbau DZMZ (Quelle: eigene Darstellung)

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4.1 Mögliche Bausteine der nachhaltigen Mobilität der Zukunft in Gera
Für die Mobilität der Zukunft bestehen zahlreiche technische Innovationen, Überlegungen zu
ökonomischen Geschäftsmodellen, Konzepte für integrierte und digitale vernetzte Mobilität,
Erprobungsklauseln im rechtlichen Rahmen sowie erkennbare gesellschaftliche Trends hin zu einer
Mobilitätswende. Alle diese Bausteine brauchen aber eine koordinierte Umsetzung, Anwendung und
Erprobung in der Fläche. Grundidee des Zukunftsraumes Gera ist es, diese unterschiedlichen Ansätze
in der Stadt und der Umgebung zu realisieren. Als Beispiel für Anwendungsfelder können die
unterschiedlichen Ansätze in Form eines „morphologischen Kastens“ dargestellt werden, um den
Stadt-Umland-Raum Gera als periurbanen Experimentier- und Lösungsraum anzuzeigen und so die
Mobilität der Zukunft bereits heute zu demonstrieren.

Ergänzt wird dieses gesellschaftliche Experimentierraum durch „geschützte Laborflächen“ im Geraer
Umland wie der Flugplatz Altenburg-Nobitz, das Schleizer Dreieck oder auch vorhandene stillgelegte
Eisenbahninfrastrukturen in der Stadt, auf denen technische Pre-Tests vor der Einführung im realen
Stadt-Umland-Raum erprobt werden können.

Die einzelnen Bausteine dieses (peri-)urbanen Experimentier- und Lösungsraumes Gera, die im
Einzelnen bereits eine hohe Umsetzungsreife besitzen und bei den Stakeholdern in Gera eine hohe
Akzeptanz besitzen, sowie deren Verknüpfungsmöglichkeiten veranschaulicht Abbildung 7. Die
technologischen Bausteine, die ggf. ergänzend in den „geschützten Laborflächen“ erprobt werden
können, sind blau dargestellt; die Bausteine, die keine technischen Risiken in sich bergen,
unmittelbar zur Verfügung stehen und allein der Anwendung im Experimentier- und Lösungsraum
Gera als Reallabor bedürfen, sind hellrot dargestellt.

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Abbildung 7: Bausteine des „Deutschen Zentrum für nachhaltige Mobilität der Zukunft“ Gera (Quelle: eigene Darstellung)

Wasserstofftechnologien

Wasserstofftechnologien ergänzen die Überlegungen für elektrische Antriebe. Hier bestehen in
Thüringen bereits zahlreiche einschlägige Forschungsprojekte, deren Umsetzung sich insbesondere
für eine Dekarbonisierung des ÖPNV in der Fläche anbietet.

Als zentrales Element des Zukunftsraumes Gera wird dieser Baustein als mögliche Projektidee im
Anschluss vertieft dargestellt.

Lieferdienste/LastMile Logistics

Lieferdienste/ LastMile Logistics beziehen sich einerseits auf den innerstädtischen Verkehr, können
andererseits aber insbesondere im periurbanen ländlichen Umland erhebliche Bedeutung gewinnen.
Ansätze reichen hier von der Förderung nicht oder nur schwach motorisierter Lieferdienste über die
Elektrifizierung kleiner Lieferfahrzeuge bis zum autonomen Fahren bzw. Drohnen. Mit dem
Drohnenzentrum Nobitz gibt es einen aktiven Partner in der Region bei der möglichen Entwicklung
um Umsetzung entsprechender Projektideen.

Elektrische Antriebe

Elektrische Antriebe sind die Grundvoraussetzung für eine Dekarbonisierung des Verkehrssystems.
Die Technologien sind seit Jahren weit vorangeschritten, doch geht es insbesondere darum, über
neue Geschäftsmodelle, über Lieferdienste oder im Bereich der Nahmobilität die Verbreitung von
elektrischen Fahrzeugen signifikant voran zu treiben.

Autonomes und hoch-automatisiertes Fahren

Autonomes Fahren bedarf unbedingt einer Erprobung im realen städtischen und periurbanen
Umfeld. Neben sich bereits in Erprobung befindlicher Mini-Shuttles sind insbesondere im ländlichen
Raum Carsharing-Angebote mit selbstfahrenden Fahrzeugen angedacht, die sich selbstständig
zwischen den Nutzer:innen bewegen und somit quasi Free-Floating-Carsharing ermöglichen. (siehe
auch „Baustein Wohnen und Mobilität“)

Als zentrales Element des Zukunftsraumes Gera wird dieser Baustein als mögliche Projektidee im
Anschluss vertieft dargestellt.

Wohnen und Mobilität

Wohnen und Mobilität befasst sich mit den integralen Verknüpfungen von Wohnstandorten und
Mobilitätsdienstleistungen. Mit der TAG besteht ein starker Partner in der Stadt Gera, der jenseits
der klassischen Stellflächen für Mieter:innen innovative Mobilitätsdienstleistungen in seine
Wohnkonzepte einbinden möchte.

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