Gefördert durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales - Minor ...

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Gefördert durch das
Bundesministerium für Arbeit und Soziales

     Gefördert durch das
     Bundesministerium für Arbeit und Soziales
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Bundesweites Vernetzungstreffen
      MobiPro-EU 2018
  Dokumentation der Tagung und Gute-Praxis-Sammlung
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Vorwort                                                                       6

Grußwort des Zentralverbands des Deutschen Handwerks (ZDH)                    8

Grußwort des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales (BMAS)                12

Bericht des Evaluationskonsortiums MobiPro-EU
„Ausbildungsabbrüche im mittleren und späten Projektverlauf von MobiPro-EU”   18

Workshops und Gute-Praxis-Beispiele                                           22

   1) MobiPro-EU-Nachfolgeprojekte                                            23
   2) Ausbildung und dann? Unterstützung von Teilnehmenden beim Übergang
      Ausbildung – Beruf                                                      27
   3) Prüfungen und Prüfungsvorbereitung: rechtliche Vorgaben und Rahmen-
      bedingungen vs. Umsetzung in MobiPro-EU durch Prüfungsvorbereitung      32
   4) Berufsbildungsexport: andere Formen der transnationalen Mobilität
      in der Berufsausbildung                                                 36

Vernetzung in MobiPro-EU                                                      40

Podiumsgespräch: Meine Ausbildung in MobiPro-EU
Wie Teilnehmende das duale System erleben und was MobiPro-EU für ihr
persönliches Leben und ihre beruflichen Zukunftsperspektiven bedeutet         44

Schlusswort der Zentralen Auslands- und Fachvermittlung (ZAV)                 50

Anhang 1: Tagungsprogramm                                                     54

Anhang 2: Übersicht der Workshops                                             56

Anhang 3: Liste der Tagungsgäste                                              57

Angang 4: Bericht zur Veranstaltung                                           64

Impressum                                                                     70
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VORWORT

Liebe MobiPro-EU-Träger, liebe MobiPro-EU-Akteure,            Fachkräftesicherung in Deutschland. Mehrere Tausend
                                                              junge Menschen aus Spanien, Ungarn, Bulgarien, Por-
sehr geehrte Leserinnen und Leser,                            tugal, Italien, Griechenland, Rumänien, Kroatien, Polen
                                                              und weiteren Mitgliedsländern der Europäischen Union
seit nunmehr fünf Jahren engagiert sich das Sonder-           (EU) sind im Rahmen von MobiPro-EU nach Deutsch-
programm des Bundes zur „Förderung der beruflichen            land gekommen. Mit dem Anliegen, sich in einem nach-
Mobilität von ausbildungsinteressierten Jugendlichen          gefragten Beruf wie beispielsweise im Hotel- und Gast-
aus Europa“ (MobiPro-EU) in der Stärkung der transnati-       stättengewerbe, im gewerblich-technischen Bereich
onalen Mobilität in der Berufsausbildung, der Bekämp-         oder in der Altenpflege ausbilden zu lassen, haben sich
fung der Jugendarbeitslosigkeit in Europa und der             bereits zahlreiche Programmteilnehmende erfolgreich

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berufliche Perspektiven in Deutschland oder ihren eu-           gungsgästen konzentrierte sich auf vier thematische
ropäischen Herkunftsländern schaffen können.                    Workshops, in denen Erfahrungen weitergegeben und
                                                                mitgenommen werden konnten. So wurden zum einen
Dies zeigt, dass das vom Bundesministerium für Arbeit           Transfermöglichkeiten des in MobiPro-EU gewonnenen
und Soziales (BMAS) in Kooperation mit der Bundes-              Wissens auf Nachfolgeprojekte sowie der Bereich des
agentur für Arbeit (BA) verfolgte Ziel des Sonderpro-           Berufsbildungsexports als eine andere Form der trans-
gramms nicht zuletzt auch durch das entschlossene En-           nationalen Mobilität in der Berufsausbildung diskutiert.
gagement der mehr als 100 MobiPro-EU-Projektträger              Zum anderen wurden Wege der Unterstützung von Pro-
seit 2013 kontinuierlich in die Tat umgesetzt werden            grammteilnehmenden beim Übergang von der Ausbil-
konnte: Mehr als 1200 junge Bürgerinnen und Bürger              dung in den Beruf sowie bei Prüfungen und Prüfungs-
der EU, die durch MobiPro-EU passgenau gefördert                vorbereitungen besprochen.
wurden, sind mittlerweile zu Fachkräften in Deutschland
ausgebildet worden. Viele weitere erfolgreiche Ausbil-          Die vorliegende Tagungsdokumentation zum Bundes-
dungsabschlüsse werden bis zum planmäßigen Auslau-              weiten Vernetzungstreffen MobiPro-EU 2018 bietet eine
fen des Pilotprogramms in 2020 erwartet.                        Zusammenfassung dieses Austauschs und zeigt Bei-
                                                                spiele Guter Praxis in MobiPro-EU auf.
Während des durch das BMAS in Zusammenarbeit mit
der Zentralen Auslands- und Fachvermittlung (ZAV) der           Wir bedanken uns bei den beteiligten Projektträgern,
Bundesagentur für Arbeit und Minor organisierten Bun-           den Referentinnen und Referenten, den Workshopbe-
desweiten Vernetzungstreffen MobiPro-EU 2018 kamen              teiligten sowie den Podiumsgästen für ihr Engagement
alle am Sonderprogramm beteiligten Akteure zum mitt-            und die Bereitschaft, ihr Wissen, ihre Erfahrungen und
lerweile vierten Mal für den jährlichen überregionalen          ihre Expertise bereitwillig mit allen Tagungsgästen zu
Austausch in Berlin zusammen. Die Veranstaltung fand            teilen. Sie alle haben zu einer erfolgreichen Veranstal-
am 19. April 2018 beim Zentralverband des Deutschen             tung beigetragen. Ein besonderer Dank gilt der Mode-
Handwerks (ZDH) in Berlin-Mitte statt und gab die Gele-         ratorin Alke Wierth und den an der Organisation betei-
genheit, die Vernetzung zwischen MobiPro-EU-Projekt-            ligen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern von BMAS, BA
trägern aus allen Teilen Deutschlands sowie Akteuren            und Minor, die zum wiederholten Male mit großem per-
aus Wirtschaft, Politik und Praxis nachhaltig zu stärken.       sönlichen Einsatz die Durchführung einer gelungenen
                                                                Tagung ermöglichten. Ganz besonders soll an dieser
Auch in diesem Jahr bereicherten Vertreterinnen und             Stelle den ehemaligen MobiPro-EU-Teilnehmenden für
Vertreter zahlreicher Institutionen den Dialog. Dazu            ihre Mitwirkung an der Veranstaltung gedankt werden.
zählten sowohl Programmbeteiligte als auch externe              Wir wünschen ihnen für ihre berufliche und private Zu-
Schlüsselakteure der Ausbildungs- und Arbeitsinteg-             kunft alles Gute.
ration von jungen Menschen aus der EU. So brachten
Vertreterinnen und Vertreter der MobiPro-EU-Projekt-            Mit den besten Grüßen
träger, des ZDH, des BMAS, der BA, des Evaluations-             Ihr Vernetzungsprojekt MobiPro-EU
konsortiums MobiPro-EU, der Botschaft von Spanien
sowie des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt
(DLR) ihre Expertise in den eintägigen Austausch ein.
Besonders bereichernd waren die Beiträge ehemaliger
MobiPro-EU-Teilnehmender über ihre Erfahrungen als
Auszubildende im Sonderprogramm.

Der moderierte fachliche Austausch unter den Ta-

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GRUSSWORT

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Karl-Sebastian Schulte, Geschäftsführer,                        winden. Gleichzeitig hat es dazu beigetragen, den sich
Zentralverband des Deutschen Handwerks                          zunehmend verschärfenden Fachkräftemangel in der
                                                                deutschen Wirtschaft und gerade auch im Handwerk
(Es gilt das gesprochene Wort.)
                                                                zumindest in Ansätzen zu lindern.

Sehr geehrte Frau Solka,                                        So arbeitsmarktpolitisch sinnvoll dieser Ansatz war und
sehr geehrte Frau Rivault,                                      ist, so zeigte sich aber auch bald, dass die Ausbildung
liebe Kollegen und Kolleginnen aus dem Handwerk,                junger Menschen aus dem Ausland kein Selbstläufer
meine sehr verehrten Damen und Herren,                          ist, sondern gerade für die kleinen Unternehmen des
                                                                Handwerks oft mit erheblichen Herausforderungen ein-
im Namen des Zentralverbands des Deutschen Hand-                hergeht. Deshalb hat insbesondere der ZDH frühzeitig
werks freue ich mich, Sie so zahlreich zu dem „4. Bun-          auf die Notwendigkeit hingewiesen, dass im Rahmen
desweiten Vernetzungstreffen MobiPro-EU 2018“ be-               von MobiPro-EU „Kümmerer-Strukturen“ unterstützt
grüßen zu können. Sehr herzlich heiße ich Sie dazu im           werden müssen, um die Unternehmen und die jünge-
Haus des Deutschen Handwerks in Berlin willkommen.              ren Menschen gleichermaßen bei der Bewältigung die-
                                                                ser Herausforderung zu entlasten - eine Anregung, die
Als Ende vergangenen Jahres der Geschäftsführer von             schnell aufgegriffen und umgesetzt wurde.
Minor - Wissenschaft Gesellschaft, Herr Dr. Pfeffer-Hoff-
mann, auf uns zukam mit der Frage, ob das Bundeswei-            Tatsächlich hat und engagiert sich das Handwerk wei-
te Vernetzungstreffen MobiPro-EU 2018 im ZDH statt-             terhin im besonderen Maße bei der Umsetzung des
finden könnte, haben wir spontan zugesagt. Sehr gerne           Sonderprogramms. Ich glaube, zwei Gründe sind dafür
richten wir heute das diesjährige Vernetzungstreffen            ausschlaggebend: Mit den Handwerksorganisationen
aus, da dieses Sonderprogramm nicht nur für das Hand-           vor Ort und vor allem mit seinem flächendeckenden
werk und die deutsche Wirtschaft insgesamt, sondern             Netzwerk von Berufsbildungszentren verfügt das Hand-
auch unter arbeitsmarkt- und migrationspolitischen As-          werk über hervorragende institutionelle Rahmenbedin-
pekten von großer Bedeutung ist.                                gungen, um die Ausbildung junger Menschen aus dem
                                                                Ausland durchzuführen und zu begleiten.
Das Handwerk hat das vom Bundesministerium für Ar-
beit und Soziales 2013 initiierte Programm MobiPro-EU           Ebenso wichtig - wenn nicht gar noch wichtiger - sind
von Anfang an nachhaltig unterstützt. Zahlreiche Hand-          aber die Ausbildungs- und Arbeitsbedingungen in den
werksorganisationen haben sich in den vergangenen               zumeist kleinen Betrieben des Handwerks. Das enge,
Jahren mit eigenen Projekten an dem Programm betei-             oft familiär geprägte Umfeld in diesen kleinen Betrie-
ligt. Als ein Wirtschaftssektor, der sich im besonderen         ben kann erheblich dazu beitragen, dass sich junge
Maße bei der dualen Ausbildung junger Leute enga-               Menschen aus dem Ausland schnell aufgenommen und
giert, hat uns der Grundansatz von MobiPro-EU sofort            sich in ihrer Region „heimisch“ fühlen. Diese gefühlten
überzeugt: Wenn krisenbedingt in einigen Mitgliedstaa-          „weichen“ Faktoren sind für die erfolgreiche Durchfüh-
ten der Europäischen Union tausende junger Menschen             rung einer Berufsausbildung mindestens ebenso wich-
keine Beschäftigung oder Ausbildung finden, liegt es            tig wie die fachgerechte Vermittlung der beruflichen
nahe, diesen jungen Menschen Ausbildungs- und Be-               Lerninhalte.
schäftigungschancen in Deutschland zu eröffnen.
                                                                Denn eines hat die Durchführung von MobiPro-EU auch
MobiPro-EU hat damit nicht nur einen wichtigen Beitrag          gezeigt: Programmstrukturen sind das eine, die Le-
geleistet, um die Perspektivlosigkeit junger Leute in           bensrealität ist das andere. Über das Sonderprogramm
den damaligen EU-Krisenländern ein stückweit zu über-           kamen keine abstrakten Programmteilnehmenden,

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sondern junge Menschen mit ihren ganz individuellen             zu den Betrieben, ein Bewusstsein geschaffen hat, sich
Talenten, Vorstellungen und Erwartungen. Die in den             intensiv mit dem Thema einer Ausbildung bzw. Beschäf-
vergangenen Jahren gesammelten Erfahrungen haben                tigung von Menschen mit Migrationshintergrund aus-
erneut deutlich gemacht, dass eben nicht nur fachliche,         einanderzusetzen. Mit dieser „Türöffner“-Funktion hat
sondern gerade kulturelle, sprachliche und persönliche          das Sonderprogramm einen wesentlichen Anteil daran,
Aspekte von ausschlaggebender Bedeutung für das Ge-             dass der Zuzug von Geflüchteten auf eine positive Reso-
lingen einer betrieblichen Ausbildung von Menschen              nanz bei der Wirtschaft und den Betrieben gestoßen ist.
mit einer nicht-deutschen (Bildungs-)Biografie sind. Am
Ende des Tages müssen sich die jungen Menschen hier             Liebe Frau Solka,
in den aufnehmenden Betrieben und den Berufsschu-               in diesem Sinne möchte ich Ihnen, dem Bundesministe-
len wohl fühlen, sie müssen sich ihre persönliche und           rium für Arbeit und Soziales sowie der Bundesagentur
berufliche Zukunft in Deutschland vorstellen können.            für Arbeit bzw. der ZAV meinen herzlichen Dank sagen
                                                                für die Konzipierung und die politische Durchsetzung
Ich glaube, die Erfahrungen, die wir gemeinsam ge-              und Begleitung des Sonderprogramms. Es war - und ist
macht haben, sind wertvolle, aber eben auch erfolgs-            immer noch - das richtige Programm zur richtigen Zeit.
bestimmende Faktoren für künftige Projekte, die auf
der politischen Agenda der neuen Bundesregierung                Aber mein Dank gilt nicht nur Ihnen, sondern ebenso
stehen – sei es eine zunehmende transnationale Mobi-            den hier anwesenden Vertreterinnen und Vertreter der
lität bei der Ausbildung und Beschäftigung in Europa,           Projektträger. Ihrem tagtäglichen Engagement vor Ort
Weiterentwicklung des EURES-Netzwerkes, die gelin-              ist es zu verdanken, dass MobiPro-EU ein Zugewinn für
gende Integration von Geflüchteten sowie die gesteu-            den deutschen Arbeitsmarkt und ganz konkret für die
erte Erwerbsmigration aus Drittstaaten, Stichwort Fach-         teilnehmenden Betriebe und die jungen Menschen ist.
kräfteeinwanderungsgesetz. Zu diesen Erfolgsfaktoren
gehören insbesondere eine gute Vorbereitung im Her-             Ich hoffe und bin mir sicher, dass das heutige Vernet-
kunftsland, eine passgenaue Teilnehmendenauswahl                zungstreffen einen breiten, vertieften und fruchtbaren
und vorbereitung, Kümmererstrukturen, ausreichende              Gedanken- und Erfahrungsaustausch ermöglicht, um
Sprachkenntnisse, ein realistisches Erwartungsmanage-           das Programm MobiPro-EU erfolgreich zu Ende zu füh-
ment was Leben und Arbeiten in Deutschland angeht               ren und weiter zu verbessern. In diesem Sinne wünsche
und ineinandergreifende Netzwerkprozesse.                       ich Ihnen viel Erfolg, gute Gespräche und hoffe, Sie füh-
                                                                len sich wohl bei uns.
Mit diesen Hinweisen möchte ich zum Abschluss auf
einen besonderen Verdienst des Sonderprogramms zu               Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.
sprechen kommen, der oft unterschätzt wird. MobiPro-
EU hat meines Erachtens einen maßgeblichen Anteil an
der Öffnung und Sensibilisierung gerade der kleinen
und mittleren Betriebe - die bekanntermaßen im Regel-
fall ihr Personal vor Ort oder in der Region rekrutieren
- für die Ausbildung und Beschäftigung ausländischer
Fachkräfte.

So war es mit Blick auf die Zuwanderung von Flüchtlin-
gen 2015/2016 insoweit ein Glücksfall, dass MobiPro-
EU schon vorher bei allen Beteiligten, von der Arbeits-
verwaltung über die Wirtschaftsorganisationen bis hin

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GRUSSWORT

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Simone Solka, Referatsleiterin IIa5,                            treffen und vor allem für Ihre Mitarbeit bei der Vorbe-
Bundesministerium für Arbeit und Soziales                       reitung und Durchführung der heutigen Veranstaltung
                                                                durch Ihre Ideen, Vorschläge und Ihr Mitwirken in der
(Es gilt das gesprochene Wort.)
                                                                Fachgruppe Qualitätssicherung.

Sehr geehrten Damen und Herren,                                 Liebe Frau Calvo, liebe Frau Evangelidou und lieber
sehr geehrte Vertreterinnen und Vertreter der                   Herr Raimundo, Sie möchte ich an dieser Stelle eben-
Projektträger,                                                  falls begrüßen. Ich danke Ihnen als ehemalige Teilneh-
liebe MobiPro-EU-Teilnehmerinnen und -Teilnehmer,               mende für Ihr Kommen. Wir haben Sie eingeladen, da-
                                                                mit Sie uns über Ihre Erfahrungen als Auszubildende im
herzlich willkommen zum vierten bundesweiten Vernet-            Sonderprogramm MobiPro-EU berichten. Für uns ist es
zungstreffen des Sonderprogramms MobiPro-EU hier in             zentral zu erfahren, was Ihre Erfahrungen im Programm
den Räumen des Zentralverbands des Deutschen Hand-              sind – sowohl die positiven Erlebnisse als auch das, was
werks in Berlin-Mitte.                                          für Sie besonders schwierig und was große Herausfor-
                                                                derungen waren. Und vielleicht auch wo wir noch bes-
Insbesondere begrüßen und bedanken möchte ich                   ser werden müssen – besser werden für die Zukunft, für
mich im Namen des Bundesministeriums für Arbeit und             andere Programme oder Projekte, die wir oder andere
Soziales sowie der Bundesagentur für Arbeit bei unse-           im Bereich der Ausbildung machen werden. Wichtig
ren diesjährigen Gastgebern, beim Zentralverband des            für uns zu erfahren ist: Sind wir auf dem richtigen Weg?
Deutschen Handwerks.                                            Sind wir mit MobiPro-EU den Weg gegangen, den wir
                                                                für richtig halten oder gibt es Erfahrungen, die Sie uns
Lieber Herr Schulte, Ihnen danke ich für die freundliche        mitgeben können, um Optimierungen anzuregen.
Begrüßung und Ihre Wertschätzung unseres Sonder-
programms MobiPro-EU. Ich glaube, wir haben mit dem             Sehr geehrte Akteure aus den Berufsschulen, den Kam-
Handwerk gut zusammengearbeitet und deshalb freue               mern und den Ausbildungsbetrieben, seien Sie ebenfalls
ich mich umso mehr, dass wir heute in Ihren Räumen              herzlich begrüßt. Ihr Engagement und Ihre Erfahrungen
sind und hier so wohlwollend empfangen werden. Wer              in der grenzüberschreitenden Ausbildungsmobilität
weiß, ob man nicht irgendwann Teilnehmende von                  sind weit über die Kreise von MobiPro-EU hinaus aner-
MobiPro-EU hier auch als Meister im Meistersaal des             kannt und geschätzt – schön, dass wir Ihre Erkenntnisse
Zentralverbands des Deutschen Handwerks empfangen               heute in gewohnter Weise in unsere Tagung einbezie-
kann. Erfreulich wäre es für uns.                               hen können.

Zunächst möchte ich aber erst einmal Frau Ahuja ent-            Das Jahr 2017 hat nicht nur dem Bundesministerium
schuldigen, die eigentlich heute das Begrüßungswort             für Arbeit und Soziales, sondern auch MobiPro-EU ent-
halten sollte. Sie hat im BMAS eine neue Funktion als           scheidende Veränderungen beschert. Das Ministerium
Leiterin der Abteilung V übernommen.                            hat mit Hubertus Heil einen neuen Bundesminister und
                                                                hat mit den Themen „Zukunft der Arbeit“ und „Digitali-
Liebe Projektträger, Sie und natürlich die Programm-            sierung der Arbeit“ wichtige Schwerpunkte gesetzt um
teilnehmenden sind heute die wichtigsten Akteure.               für die Zukunft auf dem Arbeitsmarkt gerüstet zu sein.
Ich freue mich, dass Sie unserer Einladung so zahlreich
nachgekommen sind und möchte mich wiederholt bei                Bei MobiPro-EU sind wir nun dabei, vom Schwerpunkt
Ihnen bedanken für Ihr nachhaltiges Engagement bei              „Entwicklung von Instrumenten und Maßnahmen“ auf
der Umsetzung von MobiPro-EU, für Ihre aktive Teilnah-          die transfersichere Ergebnissicherung umzuschwenken.
me an den regionalen und bundesweiten Vernetzungs-              Dabei werden wir natürlich auch weiterhin die Beglei-

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tung der noch aktiven Auszubildenden und den Fokus                schluss- und Bestehensquoten und die erreichten Zen-
auf einen erfolgreichen Abschluss nicht aus den Augen             suren sind hier überdurchschnittlich gut und belegen
verlieren. Wichtig für uns ist aber auch, dass wir die Er-        die hohe Qualität und das Engagement, das auch – wie
kenntnisse, die wir jetzt gesammelt haben, für weitere            Herr Schulte schon unterstrich – gerade in vielen kleinen
Projekte und auch für die Integration Geflüchteter si-            Handwerksbetrieben geleistet wird.
chern und zur Verfügung stellen.
                                                                  Es zeigt sich also, MobiPro-EU und das Handwerk pas-
Neben dem Rückblick auf das bereits Erreichte, möch-              sen gut zusammen, da sich hier zwei Bedarfe sehr gut
te ich mit Ihnen auch nach vorne blicken, auf die Her-            ergänzen. Auf der einen Seite haben wir junge Men-
ausforderungen in der Zukunft. Hier spielen die Berei-            schen, die eine berufliche Zukunft suchen, und auf der
che Geflüchtete, Jugendarbeitslosigkeit in der EU und             anderen Seite Ausbildungsbetriebe, die genau diese
transnationale Arbeitsmobilität eine prominente Rolle.            jungen Menschen brauchen.

Auf das Thema Geflüchtete ist Herr Schulte bereits in             In den Handwerksbetrieben in Deutschland werden
seiner Rede eingegangen. Hier ist es ganz entschei-               motivierte Auszubildende nach wie vor gesucht und in
dend, dass MobiPro-EU bereits einen Weg geebnet hat,              den Herkunftsländern unserer Teilnehmenden fehlt es
Arbeitgeber und Berufsschulen für diese Gruppen zu                auch im Jahr 2018 – und damit zehn Jahre nach Beginn
öffnen. Das Sonderprogramm hat aufgezeigt, dass eine              der Wirtschafts- und Finanzkrise – teilweise an berufli-
erfolgreiche Ausbildung von Menschen in Deutschland,              chen Zukunftsperspektiven für junge Menschen.
die ihre schulische Bildung im Ausland gemacht haben,
möglich ist und wie sie gelingen kann.                            Wir freuen uns sehr, die Verbindung von MobiPro-EU
                                                                  mit dem Handwerk durch die Wahl des heutigen Ta-
Das, was wir in den letzten fünf Jahren mit Ihnen gemein-         gungsortes unterstreichen zu können und bedanken
sam im Rahmen des Sonderprogramms MobiPro-EU er-                  uns darüber hinaus auch für die aktive Mitgestaltung
arbeitet haben, kann deshalb ganz klar eine Blaupause             des heutigen Tages durch den ZDH. Hierzu gehört auch
sein – eine Blaupause für die Konzeption und Umset-               die Bereitschaft, sich in die nach der Mittagspause an-
zung von transnationalen Ausbildungsprogrammen mit                gebotenen Workshops einzubringen, worüber wir uns
jungen Menschen. Und ich hoffe, genau so wird es auch             sehr freuen.
werden.
                                                                  Wie eben erwähnt, liegt ein ereignisreiches Jahr hinter
Herr Schulte hatte es bereits angesprochen: Kurz nach-            uns, in dem zahlreiche Teilnehmende aus den ersten
dem wir MobiPro-EU Anfang des Jahres 2013 began-                  beiden Jahrgängen ihre Berufsausbildungen erfolg-
nen, engagierte sich der Zentralverband des Deutschen             reich abschlossen und gezeigt haben, dass sie sich
Handwerks stark und der Generalsekretär des ZDH,                  durchaus auch mit deutschen Auszubildenden messen
Holger Schwannecke, sagte schon damals, das Hand-                 können.
werk wolle junge ausbildungsinteressierte Europäerin-
nen und Europäer mit offenen Armen empfangen. Und                 Großteils gelang dies bereits im ersten Anlauf und mit
das ist auch geschehen, denn etwa ein Drittel der über            gutem Erfolg. Auch aus dem Ausbildungsjahrgang
17.000 jungen Menschen, die durch das Sonderpro-                  2015 können wir inzwischen von etwa 100 erfolgrei-
gramm gefördert wurden, haben dies in einem hand-                 chen Abschlüssen berichten – bemerkenswert ist, dass
werklichen oder technischen Beruf getan.                          einige dieser Absolventinnen und Absolventen ihre
                                                                  Ausbildung sogar verkürzt und ihre Prüfungen vorzeitig
Und: Teilnehmende in Handwerksbetrieben und -be-                  abgelegt haben. Das ist ein erstaunlicher Erfolg, wenn
rufen sind überdurchschnittlich erfolgreich. Die Ab-              man bedenkt, dass viele Auszubildende mit wenigen

                                                             14
15
16
Sprachkenntnissen nach Deutschland kamen, und ver-             jungen Fachkräfte beginnt eine neue Phase: das Berufs-
dient unsere Anerkennung. Grundlage dafür war auch             leben nach Abschluss der Ausbildung. Ein Workshop
die gute Unterstützung und Begleitung durch die Aus-           unserer Tagung trägt dem Rechnung und diskutiert die
bildungsbetriebe, die Projektträger und engagierten            Frage, was nach der Ausbildung kommen wird.
Berufsschullehrerinnen und -lehrer. Auch deshalb noch
einmal allen Beteiligten vielen Dank für die gemeinsa-         Wie wir alle wissen, stehen vor dem erfolgreichen Ab-
me Zusammenarbeit.                                             schluss der Berufsausbildung immer Abschlussprüfun-
                                                               gen in den Berufsschulen und vor den Kammern. Wie
Zu den positiven Effekten des Sonderprogramms zäh-             Prüfungsgremien zusammengesetzt werden, ob und
len neben ideellen Erkenntnissen auch die mit viel En-         welche Spielräume sie haben und wie eine gelungene
gagement durch Sie, die Projektträger, erarbeiteten            Prüfungsvorbereitung aussehen kann, können Sie heute
Qualitäts- und Fachstandards, die sich im 2019 erschei-        in einem weiteren Workshop erfahren.
nenden Praxishandbuch zur „Transnationalen Mobilität
in der Berufsausbildung“ wiederfinden werden.                  Eine andere Möglichkeit das Wissen und die Vorzü-
                                                               ge des dualen Berufsausbildungswesens außerhalb
Als Wegweiser zukünftiger Vorhaben sollen hierin alle          Deutschlands nutzbar zu machen, ist der Berufsbil-
Erkenntnisse und fortschreibbaren Hinweise für Berufs-         dungsexport. Diesen und mögliche Wege hierbei zeigt
ausbildungen mit zugewanderten jungen Menschen                 Ihnen der vierte heute angebotene Workshop. Vor dem
gebündelt werden. Ich freue mich hierauf und es ist im         Hintergrund der Frage nach Übertragungsmöglichkei-
BMAS ein Ergebnisprodukt des Sonderprogramms, das              ten der dualen Ausbildung in andere Länder stellt Ihnen
sehr sehnsüchtig erwartet wird.                                ein Projektträger aus MobiPro-EU seine Erfahrungen als
                                                               „Bildungsexporteur“ vor.
Zum Schluss möchte ich noch einen kurzen Überblick
über das heutige Tagesprogramm geben.                          Nach der Kaffeepause möchte ich Sie gerne einladen,
                                                               sich im Foyer die von der ZAV zusammengestellten und
Es geht in den auslaufenden Projekten weiterhin darum,         präsentierten Daten und Zahlen anzuschauen. Hier wird
mögliche Ausbildungsabbrüche zu vermeiden. Wes-                deutlich, welchen Erfolg wir bereits erzielt haben.
halb diese auch im späteren Programmverlauf vorkom-
men können und wie ihnen begegnet werden kann, hö-             Ich wünsche uns allen einen produktiven und angeneh-
ren Sie direkt im Anschluss in einem Bericht von Herrn         men Tag, an dem viel Gelegenheit zum Austausch und
Prof. Dr. Boockmann. Das Evaluationskonsortium hat             zur gegenseitigen Inspiration besteht. Lassen Sie uns
ehemalige Teilnehmende und Mitarbeitende von Pro-              miteinander ins Gespräch kommen und ein erfolgrei-
jektträgern hierzu befragt und hat diese Erkenntnisse          ches Arbeitstreffen haben.
als Handlungsempfehlung für die Begleitung der kom-
menden Programmlaufzeit aufgearbeitet.                         Vielen Dank.

Und selbstverständlich geht es auch darum, neue, nach-
folgende europäische Mobilitätsvorhaben für junge
Menschen zu konzipieren und über diese zu sprechen,
was in einem der insgesamt vier angebotenen Work-
shops stattfinden wird.

Die enge Bindung zwischen Projektträgern und Teilneh-
menden endet gewissermaßen und für die angehenden

                                                          17
BERICHT
des Evaluationskonsortiums MobiPro-EU
„Ausbildungsabbrüche im mittleren und späten Projektverlauf von
MobiPro-EU: Schlussfolgerungen und Handlungsoptionen“

                               18
Prof. Dr. Bernhard Boockmann,                                 Was geschieht nach dem Abbruch? Mit gut 80% der
Wissenschaftlicher Direktor, Institut für                     befragten Abbrecherinnen und Abbrecher, die ihre
                                                              Ausbildung in Deutschland begonnen hatten, ist der
Angewandte Wirtschaftsforschung e. V.
                                                              weit überwiegende Teil in ihre Herkunftsländer zurück-
                                                              gekehrt. Knapp 40% aller Abbrecherinnen und Abbre-
Durch das Sonderprogramm MobiPro-EU haben viele               cher sind im Herkunftsland erwerbstätig, ungefähr ein
junge EU-Bürgerinnen und -Bürger die Chance ergrif-           Viertel ist dort arbeitslos, gut ein Zehntel ist dort in ei-
fen, eine Berufsausbildung in Deutschland zu begin-           ner (Aus-)Bildung. Eine Rückkehr in das Herkunftsland
nen. In der Projektförderung wurden insgesamt knapp           muss aber keinesfalls bedeuten, dass die Teilnahme an
4.800 Auszubildende gefördert, die ihre Ausbildung in         MobiPro-EU rückblickend als Fehlentscheidung bewer-
Deutschland in den Jahren 2015 und 2016 begonnen              tet wird. Insgesamt würden sich knapp zwei Drittel der
hatten. Wie viele davon am Ende ihre Ausbildung ab-           befragten Abbrecherinnen und Abbrecher noch einmal
schließen werden, lässt sich derzeit noch nicht sagen,        für eine Ausbildung in Deutschland bewerben – sei es,
aber die Betrachtung der Abbrüche der Förderung lie-          weil sie sich weiterqualifizieren konnten, weil sie neue
fert ein aufschlussreiches vorläufiges Bild.                  Informationen über ihre beruflichen Ziele gewonnen
                                                              oder weil sie den Aufenthalt in Deutschland persönlich
Die Berufsbildungsforschung unterscheidet zwischen            als Bereicherung empfunden haben.
Vertragslösungen (dem Ende der Ausbildung in einem
bestimmten Ausbildungsbetrieb) und dem Abbruch
der Ausbildung unabhängig von einem konkreten
Ausbildungsbetrieb. Diese Unterscheidung wird auch
in der Evaluation von MobiPro-EU vorgenommen. Als
Ausbildungsabbruch wird im Folgenden die vorzeitige
Beendigung einer durch MobiPro-EU geförderten Aus-
bildung in Deutschland (und damit der endgültige Aus-
stieg aus dem Sonderprogramm) bezeichnet.

Fakten zum Abbruchgeschehen
Betrachtet man die beiden Förderrunden 2015 und
2016 zusammen, waren zum Ende der üblichen Pro-
bezeit von vier Monaten 22% aller Ausbildungsver-
träge gelöst und 19% der Ausbildungen beendet. Ein
Jahr nach Ausbildungsbeginn lagen diese Anteile bei
45% bzw. bei 40%. Ausbildungen im Bereich Hotel und
Gaststätten haben eine um neun Prozentpunkte höhere
Abbruchwahrscheinlichkeit als im Bereich Handel und
Dienstleistungen.

Insgesamt liegen die Beendigungsquoten unter den
Teilnehmenden an MobiPro-EU deutlich höher als bei
allen Auszubildenden im dualen System. Offenbar ha-
ben Ausbildungsabbrüche bei den Teilnehmenden an
MobiPro-EU noch andere Ursachen als bei anderen
Auszubildenden.

                                                         19
Ursachen für Abbrüche Vergleich der Perspektiven                zite der Teilnehmenden im Hinblick auf Motivation und
Was sind die Ursachen der Ausbildungsabbrüche?                  Ernsthaftigkeit herausstellten.
Im Rahmen einer Zusatzanalyse zur Evaluation von
MobiPro-EU wurden im Sommer 2017 vertiefende Inter-             So groß das Spektrum der Ursachen ist, so groß die Un-
views, Fallstudien und standardisierte Befragungen zu           sicherheiten der Zurechnung von Ursachen durch die
den Ursachen von Ausbildungs- und Förderabbrüchen               Beteiligten selbst und so unterschiedlich ihre Bewer-
besonders im mittleren Programmverlauf vorgenom-                tungen sind, tritt doch ein wichtiger Ursachenkomplex
men. Genannt wurde dabei eine Vielfalt von Ursachen,            hervor, der von allen Beteiligten herausgestellt wird: die
die im individuellen, betrieblichen und sozialen Bereich        Rolle falscher Erwartungen, mit denen die Teilnehmen-
liegen. Die Abbrecherinnen und Abbrecher betonten               den nach Deutschland gekommen sind. Die falschen
tendenziell Probleme im betrieblichen oder berufsschu-          Erwartungen beziehen sich auf ganz unterschiedliche
lischen Bereich, während die MobiPro-EU-Projektträger           Sachverhalte: die Struktur der Ausbildung mit ihren
die Ursachen oft im individuellen, beispielsweise fami-         starken formal-schulischen Bestandteilen, die Position
liären oder gesundheitlichen Bereich sahen oder Defi-           der Auszubildenden in der innerbetrieblichen Hierar-
                                                                chie, die Entlohnung, die Inhalte des möglicherweise
                                                                unbekannten Ausbildungsberufs oder auch die Unter-
                                                                stützung, die seitens der MobiPro-EU-Projektträger und
                                                                Betriebe geleistet werden kann.

                                                                Ansatzpunkte für die Prävention von Abbrüchen
                                                                Von zentraler Bedeutung für die Stabilität der Ausbil-
                                                                dung sind daher die Rekrutierung und die Vorberei-
                                                                tung im Herkunftsland. Eine bessere Rekrutierung hätte
                                                                eine höhere Passgenauigkeit zwischen Bewerberin bzw.
                                                                Bewerber und Ausbildungsplatz und damit geringere
                                                                Abbruchquoten zur Folge. Durch eine effektive Rekru-
                                                                tierung und Teilnehmendenauswahl könnten auch Be-
                                                                werberinnen und Bewerber ausgeschlossen werden,
                                                                die aufgrund ihrer Motivlage nicht für die Ausbildung in
                                                                Deutschland geeignet erscheinen.

                                                                Eine effektive und nachhaltige Informationsvermittlung
                                                                sollte genutzt werden, um falschen Erwartungen vorzu-
                                                                beugen. Im Zusammenhang mit der Vorbereitung auf
                                                                die Ausbildung wären auch Arbeitsproben sinnvoll, mit
                                                                denen die benötigten Fähigkeiten für den Ausbildungs-
                                                                beruf, aber auch die Motivation zur Durchführung einer
                                                                Berufsausbildung in Deutschland, überprüft werden
                                                                können.

                                                                Strategien bei drohendem Ausbildungsabbruch
                                                                Die MobiPro-EU-Projektträger benutzen eine Vielzahl
                                                                von Strategien, um drohenden Ausbildungsabbrüchen
                                                                vorzubeugen. Ein wesentlicher Ansatzpunkt ist die stän-

                                                           20
dige Kommunikation mit den Auszubildenden. Auch                terstützung der Betriebe durch externes Ausbildungs-
wenn die Teilnehmenden bereits konkrete Abbruchplä-            management oder ähnliche Unterstützungen als Mittel
ne geäußert haben, versuchen die Ansprechpersonen              der Abbruchvermeidung an.
in den Projekten mit Einzelgesprächen eine gemeinsa-
me Lösung zu finden. Weitere wichtige präventive Stra-         Eine geeignete Reaktion auf Abbruchüberlegungen
tegien sind die bessere Aufklärung der Teilnehmenden           infolge betriebsbedingter Schwierigkeiten ist die Or-
über Aufstiegschancen und Verdienstmöglichkeiten.              ganisation eines Betriebswechsels. Hierbei können die
Mehr als die Hälfte der MobiPro-EU-Projektträger be-           Kammern unterstützend tätig werden. Ein vom Projekt
treibt ferner eine systematische Analyse des Abbruchri-        organisierter Betriebswechsel setzt allerdings voraus,
sikos, um Problemfälle gezielt ansprechen zu können.           dass ein ausreichendes Vertrauen zwischen Teilneh-
Etwas mehr als ein Viertel nutzt Mentoren- und Paten-          menden und dem Kümmerer besteht, damit betriebs-
modelle, damit die Auszubildenden durch eine per-              bedingte Schwierigkeiten mitgeteilt und Vorschläge für
sönliche Betreuung dabei gestärkt werden, Probleme             einen Betriebswechsel von den Teilnahmenden akzep-
in ihrem Ausbildungsverlauf zu bewältigen. Schließlich         tiert werden.
bieten manche MobiPro-EU-Projektträger auch die Un-

                                                          21
WORKSHOPS
und Gute-Praxis-Beispiele
Die Schwerpunkte der Workshops auf dem Bundeswei-             Die inhaltliche und methodische Gestaltung der vier
ten Vernetzungstreffen MobiPro-EU 2018 lagen auf den          Workshops wurde, wie auch im Vorjahr, federführend
Themen erfolgreicher Berufsbildungsabschluss und              durch die Mitglieder der Fachgruppe Qualitätssiche-
Einstieg in den Arbeitsmarkt sowie Transfermöglichkei-        rung MobiPro-EU (FGQ) geplant. Die FGQ setzt sich aus
ten der im Sonderprogramm MobiPro-EU gesammelten              gewählten Trägervertretenden im Sonderprogramm
Erfahrungen über das Programmende hinaus. Der fach-           sowie aus weiteren Expertinnen und Experten u. a. des
liche Austausch der Tagungsgäste fand in folgenden            BMAS und der ZAV zusammen. Bei der Umsetzung der
vier Workshops statt:                                         Workshops wurden die FGQ-Mitglieder durch enga-
                                                              gierte MobiPro-EU-Projektträger, ZAV-Mitarbeitende,
Workshop 1: MobiPro-EU-Nachfolgeprojekte                      BMAS-Vertretende, ehemalige MobiPro-EU-Teilneh-
                                                              mende und weitere Expertinnen und Experten externer
Workshop 2: Ausbildung und dann? Unterstützung von            Institutionen wie dem Zentralverband des Deutschen
Teilnehmenden beim Übergang Ausbildung – Beruf                Handwerks, der Botschaft von Spanien und dem Deut-
                                                              schen Zentrum für Luft- und Raumfahrt e. V. unterstützt.
Workshop 3: Prüfungen und Prüfungsvorbereitung:
rechtliche Vorgaben und Rahmenbedingungen vs.                 Nachfolgend werden die wichtigsten Themen, Diskus-
Umsetzung in MobiPro-EU durch Prüfungsvorbereitung            sionen und Ergebnisse sowie einzelne Gute-Praxis-Bei-
                                                              spiele bzw. Handlungsempfehlungen aus den Work-
Workshop 4: Berufsbildungsexport: andere Formen der           shops dargestellt.
transnationalen Mobilität in der Berufsausbildung

                                                         22
Workshop 1: MobiPro-EU-Nachfolgeprojekte

Leitung und Moderation:
Britta Martin, BBZ Berufsbildungszentrum Augsburg der
Lehmbaugruppe gGmbH
Karin Nagel, BBQ Berufliche Bildung gGmbH

Weitere Beitragende:
Matthias Friedetzky, Liebenau Berufsbildungswerk ge-
meinnützige GmbH
André Harke und Veronika Wegrad-Paul, SBW Aus-
und Fortbildungsgesellschaft für Wirtschaft und
Verwaltung mbH
Dr. Rolf Kunsch, Institut für Marktwirtschaft (IMA) gGmbH        Fachkräftegewinnung Altenpflege
Francisca Sánchez Manzanares, Caritasverband Hanno-              (Liebenau Berufsbildungswerk)
ver e. V.
Nathalie Rivault, Zentrale Auslands- und Fachvermitt-            Über den Europäischen Freiwilligendienst (EFD) finden
lung der Bundesagentur für Arbeit (ZAV)                          die Teilnehmenden verschiedenster Herkunft einen ein-
Ramiro Vera-Fluixá, Internationaler Personalservice (IPS)        fachen Einstieg in ihr Lern- und Arbeitsleben im Bereich
der Zentralen Auslands- und Fachvermittlung (ZAV)                der Altenpflege in Deutschland. Das Projekt ebnet in
                                                                 mehreren Schritten den Weg in das Berufsleben. Ein
Ziel:                                                            Quereinstieg für andere Zielgruppen wie Geflüchtete
Informationsaustausch über neue Initiativen einzelner            ist nach Absolvieren des Freiwilligendienstes jederzeit
MobiPro-EU-Träger und die Übertragbarkeit der im                 möglich. Erleichternd ist dabei für alle Teilnehmenden
Sonderprogramm gewonnenen Erfahrungen auf neue                   das 2015 ins Leben gerufene Ausbildungsmodell des
Projekte im Bereich der Berufsausbildung und Fachkräf-           Landes Baden-Württemberg, das für Auszubildende
tesicherung                                                      zum Altenpflegehelfer bzw. zur Altenpflegehelferin
                                                                 die Teilnahme an 600 Unterrichtseinheiten Deutsch als
Inhalt:                                                          Zweitsprache an der Berufsschule ermöglicht. Nach
Anknüpfend an den Workshop des vergangenen Jahres                zwei Jahren im Projekt können die Teilnehmenden den
„Wie geht es weiter nach MobiPro-EU? Nutzen der Er-              Berufsabschluss des Altenpflegehelfers oder der Alten-
fahrung aus MobiPro-EU für neue Projekte“, stellten Pro-         pflegehelferin erlangen, um dann anschließend nach
jektträger in diesem Workshop ihre MobiPro-EU-Nach-              einem weiteren Jahr Altenpflegerin oder Altenpfleger
folgeinitiativen vor. In Form eines World Cafés wurden           zu werden. Sämtliche Lebenshaltungskosten werden
dabei zunächst die Ansätze, bisherigen Entwicklungen             den Teilnehmenden in einer Art BAföG-Modell zur Ver-
und Hürden in der Weiterführung der MobiPro-EU-Idee              fügung gestellt, die sie nach Ablauf der Ausbildung
erläutert. Die Gäste konnten Fragen stellen und selbst           in kleinen Tranchen zurückzahlen können. Bleiben die
aus ihren Erfahrungen mit neuen Initiativen berichten.           Teilnehmenden für drei Jahre als Fachkraft im Betrieb,
Anschließend konnten in einem gemeinsamen Aus-                   verfällt die Rückzahlung gänzlich. Verschiedene Förder-
tausch mit allen Workshop-Teilnehmenden und ZAV-Ver-             mittel in Deutschland und Spanien werden zur Finanzie-
tretenden noch offengebliebene Aspekte aus den Wor-              rung des Projekts genutzt.
ld Café-Runden sowie weiterführende Fragen diskutiert
werden. Im Folgenden werden die sechs neuen wäh-                 Für weitere Informationen:
rend des Workshops vorgestellten Projekte skizziert.             Matthias Friedetzky, info@stiftung-liebenau.de

                                                            23
MobiPro-EU-Nachfolge (IMA)
     Das MobiPro-EU-ähnliche Projekt besteht
     aus einem Bausteinsystem verschiedens-
     ter Fördermöglichkeiten und unterstützt
     60 Teilnehmende aus Europa bei ihrem
     Einstieg in die Berufsausbildung. Dabei
     sind innovative Unterbringung, flexible
     Möglichkeiten, den Lebensunterhalt zu
     sichern, sozialpädagogische Betreuung
     sowie sprachliche und fachliche Schulung
     und Begleitung nur einige der relevantes-
     ten Bausteine.
     Die Partner aus Betrieben, Sprachschu-
     len, Berufsschulen und anderen koope-
     rierenden Akteuren verfolgen dabei ein
     gemeinsames Ziel: die jungen Menschen
     zum erfolgreichen Ausbildungsabschluss
     zu führen.
                                                  Adelante! Anpassungsqualifizierung zur
     Für weitere Informationen:
     Dr. Rolf Kunsch, r.kunsch@ima-wissen.de
                                                  Fachkräftesicherung (Caritas Hannover)
                                                  Das Projekt richtet sich an junge Menschen aus Spanien,
                                                  die bereits eine Ausbildung im Herkunftsland absolviert
                                                  haben und in das Berufsleben in Deutschland einsteigen
                                                  möchten. Die erworbenen beruflichen Fähigkeiten, die in
                                                  Spanien in der Regel ausschließlich theoretischer Natur
                                                  sind, werden dabei zumeist vollständig anerkannt. Die
                                                  Projektinhalte sind dementsprechend auf den Sprach-
                                                  erwerb sowie den Erwerb der praktischen Aspekte der
                                                  jeweiligen    Berufsfelder     (Anpassungsqualifizierung)
                                                  gerichtet. Die Teilnehmenden bereiten sich in einem
                                                  Deutschkurs (Sprachniveau B1) im Herkunftsland auf die
                                                  sprachlichen Anforderungen in Deutschland vor. Dieser
                                                  wird flankierend zum Praxiserwerb in den Betrieben in
                                                  Deutschland fortgesetzt. Nach 12 bis 18 Monaten erfolgt
                                                  die vollständige Anerkennung der Berufsausbildung. So
                                                  können die Teilnehmenden nach dieser Zeitspanne als
                                                  gleichberechtigte und -bezahlte Fachkräfte in das Berufs-
                                                  leben in Deutschland einsteigen.

                                                  Für weitere Informationen:
                                                  Francisca Sánchez Manzanares, info@caritas-hannover.de

24                                               24
patchWork (BBZ)
                                                           Junge Geflüchtete und Menschen aus Europa, aus Dritt-
                                                           staaten sowie mit Bildungsgeschichte in Deutschland
                                                           und deren Ausbildungsverantwortliche lernen und ar-
                                                           beiten in diesem Projekt zusammen und werden u. a.
                                                           zu Multiplikatorinnen und Multiplikatoren für andere
                                                           Auszubildende und Ausbildungsverantwortliche un-
                                                           ter Berücksichtigung von (inter-)kulturellen Aspekten
                                                           weitergebildet. Das Projekt vernetzt betriebliches Aus-
                                                           bildungspotential und bietet eine Plattform zum Aus-
                                                           tausch und zur Reflexion. Hauptziele sind interkulturelle
                                                           Sensibilisierung, Abbau von Ängsten und Vorurteilen,
                                                           Diskriminierung und Ausgrenzung sowie Förderung
                                                           der interkulturellen Prozesse. Dies erfolgt unter ande-
                                                           rem über Aktivangebote zur Persönlichkeitsförderung
                                                           über erlebnispädagogische Ansätze. Dabei liegt der
                                                           Fokus besonders darauf, die Teilnehmenden zu unter-
                                                           stützen, das eigene Leben möglichst selbständig und
                                                           in Eigenverantwortung zu führen, um langfristig in ein
moVET.europe-Mobility for                                  erfolgreiches Berufsleben zu starten. Der Einstieg in das
                                                           Projekt, das unterschiedlichste Bausteine von pädago-
VET.Learners in Europe (BBQ)                               gischen bis fachspezifischen Themen bereithält, ist fle-
                                                           xibel möglich.
Im Rahmen des Förderprogramms der Europäi-
schen Kommission: „A European framework for                Für weitere Informationen:
mobility of apprentices: Developing European citi-         Britta Martin, info@bbz-augsburg.de.
zenship and skills through youth integration in the
labour market“ nehmen junge, fachtheoretisch Aus-
gebildete aus Italien und Spanien in Deutschland
an einer Anpassungsqualifizierung teil. Diese soll
ihnen die gleichwertige Berufsanerkennung und
somit die Gleichstellung mit in Deutschland Ausge-
bildeten ermöglichen. Das Projekt richtet sich vor
allem an Teilnehmende mit einer Ausbildung in „ge-
fragten Berufen“ im Metall- und Elektrobereich. Es
ermöglicht ihnen vorbereitende (im Herkunftsland)
und begleitende (in Deutschland) (Fach-)Sprachkur-
se sowie die erforderliche pädagogische Unterstüt-
zung auf dem Weg zur Anerkennung ihrer Berufs-
ausbildung.

Für weitere Informationen:
Karin Nagel, info@biwe-bbq.de

                                                      25
MobiPro-EU-Folge 2017 (SBW)
In Anlehnung an die erfolgreichen MobiPro-EU-Ideen entwickelte SBW mithilfe unterschiedlicher Fördermittel ein
neues Projekt für junge Menschen aus Europa, die in Deutschland ihre Ausbildung absolvieren möchten. Auf ihrem
Weg zu einem erfolgreichen Ausbildungsabschluss werden die Teilnehmenden mit Sprachkursen im Herkunftsland
und in Deutschland sowie durch sozialpädagogische und fachliche Begleitung unterstützt. Die in MobiPro-EU gesam-
melten Erfahrungen konnten entsprechend umgesetzt und das Anschlussprojekt somit optimiert werden.

Für weitere Informationen:
André Harke, info@sbwbildung.de

                                                      26
Workshop 2: Ausbildung und dann?                              Themen, Diskussionen und Ergebnisse:
Unterstützung von Teilnehmenden beim                          In Bezug auf Bewerbungsverfahren wurden in der ersten
                                                              Arbeitsgruppe zahlreiche allgemeingültige Unterstüt-
Übergang Ausbildung-Beruf                                     zungsmöglichkeiten identifiziert. Zudem wurden spezi-
                                                              fische Aspekte thematisiert, die nationale Unterschiede
Leitung und Moderation:                                       aufweisen wie der Stellenwert von Zeugnissen und Zer-
Sven Kaden, WBS TRAINING                                      tifikaten sowie die Bedeutung bestimmter Prozeduren
Sabina Schlinke, Zentrale Auslands- und Fachvermitt-          und deren Gewichtung bei Bewerbungs- und Einstel-
lung (ZAV) der Bundesagentur für Arbeit                       lungsverfahren. Allgemein sahen die Workshop-Gäste
                                                              den Unterstützungsbedarf insbesondere in den Vor-
Weitere Beitragende:                                          bereitungsphasen auf Bewerbungsverfahren. Hierzu
Eleni Evangelidou, SBW Aus- und Fortbildungsgesell-           gehören die Verdeutlichung der Bedeutung von Doku-
schaft für Wirtschaft und Verwaltung mbH                      menten und Formularen, (aktuellen) Bewerbungsfotos,
(ehemalige MobiPro-EU-Teilnehmerin)                           Zeitplanung, Terminbestätigung, Wegeplanung und
Christian Haenschke, Internationaler Personalservice          Ansprechpersonen, aber auch die Unterstützung beim
(IPS) der ZAV                                                 Zusammentragen von Zeugnissen, Empfehlungen und
Stanimira Hantova, Euro-Schulen Leipzig GmbH                  anderen Dokumenten, die ggf. übersetzt werden müs-
Rosario Jiménez Rodríguez, Botschaft von Spanien,             sen. Zudem wurde die Unterstützung bei der Auseinan-
Abteilung für Arbeit und Soziales                             dersetzung mit dem Stellenprofil, dem Betrieb und den
                                                              Gehaltsvorstellungen diskutiert sowie die Einbindung
Ziel:                                                         von Simulationen und das Üben von Bewerbungsge-
Erarbeitung von Handlungsempfehlungen für die prak-           sprächen im Sprachunterricht. Hier wurde insbesonde-
tische Arbeit in der Unterstützung von Auszubildenden         re die Anwendung von Rollenspielen besprochen, die
beim Übergang von der Ausbildung in den Arbeits-              idealerweise mit Videoaufnahmen zur Selbstreflexion
markt                                                         und Überprüfung des Erscheinungsbilds und der Kör-
                                                              persprache bzw. der Fremd- und Selbstwahrnehmung
Inhalt:                                                       durchgeführt werden.
Was können MobiPro-EU Projektträger tun, um Teilneh-
mende vor Abschluss der Berufsausbildung beim mög-            Die zweite Arbeitsgruppe identifizierte verschiedene
lichst reibungslosen Übergang von der Ausbildung in           Möglichkeiten und institutionelle Ansprechpartner bei
Arbeit zu unterstützen? Welche Informationen sind not-        der Suche nach Arbeit in Abhängigkeit davon, ob die
wendig? Welche externen Stellen können beteiligt wer-         MobiPro-EU-Teilnehmenden in Deutschland bleiben
den? Diese Fragen waren Leitlinie für die Diskussionen        oder in ihre Herkunftsländer zurückkehren möchten.
in diesem Workshop, der sich in drei Kleingruppen mit         Für Auszubildende, die nicht vom Ausbildungsunter-
den Themen- und Aktionsfeldern Bewerbungsverfah-              nehmen übernommen werden, wurde eine Reihe von
ren, Arbeitssuche und Wechsel des sozialen Umfelds            weiteren Wegen für die Arbeitssuche diskutiert. Hier-
auseinandersetze.                                             zu gehört die Ansprache kooperierender Betriebe aus
                                                              dem Netzwerk der Träger, die Kontaktaufnahme mit
                                                              Kammern, Verbänden, EURES-Beraterinnen und -Be-
                                                              ratern sowie der Agentur für Arbeit (einschließlich der
                                                              Nutzung von Seminaren, Workshops und der Profilan-
                                                              legung in der Jobbörse). Zudem wurde der Besuch von
                                                              Jobmessen und die Stellenrecherche im Internet und in
                                                              den sozialen Medien sowie die Beratung über das Be-

                                                         27
ziehen von Sozialleistungen bei Verbleib in Deutschland
und bei der Rückkehr ins Herkunftsland thematisiert.

Die dritte Arbeitsgruppe identifizierte verschiedene
Möglichkeiten, den Wechsel des sozialen Umfeldes zu
begleiten und zu unterstützen. Neben der Hilfestellung
bei Behördengängen und der aktiven Begleitung von
Auszubildenden, deren Stellengesuch bei Betrieben
nicht erfolgreich ist, zählten hierzu auch die Unterstüt-
zung bei der sozialen Integration durch Hobbys, Sport
und ehrenamtliche Tätigkeiten in entsprechenden Ver-
einen. Darüber hinaus wurden verschiedene Maßnah-
men diskutiert, einschließlich interkultureller Trainings
für Auszubildende und für Betriebe, Sprachförderung
auch im letzten Jahr der Ausbildung (einschließlich der
Teilnahme an entsprechenden Zertifikatsprüfungen) so-
wie Unterstützung durch externe Institutionen (wie di-
plomatischen Vertretungen bzw. Botschaften) während
der Übergangsphase.

Die folgenden Textboxen fassen die Auseinanderset-
zung mit den drei Themenbereichen in Form von Hand-
lungsempfehlungen und Gute-Praxis-Ansätzen zusam-
men.

                                                            28
29
Gute Praxis und Handlungsempfehlungen zur Unterstützung
beim Übergang von der Ausbildung in die Arbeit

Bewerbungsverfahren                                             und zum Erscheinungsbild
                                                              − Durchführung und Besprechung von Be-
Die Projektträger können/sollten…                               werbungsgesprächen als Rollenspiele
                                                                (möglichst mit Hilfe von Videoaufzeichnun-
•   MobiPro-EU-Teilnehmenden bei der Erstellung                 gen)
    und Zusammenstellung von Bewerbungsun-
    terlagen unterstützen, u. a. durch                    •   Ablauf und Organisation von Bewerbungsver-
                                                              fahren mit MobiPro-EU-Teilnehmenden erar-
    − Erstellung von Anschreiben, z. B. im Sprach-            beiten und besprechen
      unterricht und mit sozialpädagogischer
      Unterstützung                                           − einschließlich der folgenden Aspekte:
    − Erstellung des Lebenslaufs bzw. Europass                  rechtzeitige Recherchen und Bewerbung,
      (bei Bedarf auch auf Englisch)                            Terminbestätigung, Zeitplanung, Wegpla-
    − Durchführung von Veranstaltungen zur Be-                  nung, Empfang, Namen der Ansprechper-
      deutung und zum Inhalt von Arbeitszeug-                   sonen
      nissen und/oder Empfehlungsschreiben
      (möglichst mit Expertinnen und Experten             •   länderspezifische Bewerbungskriterien    mit
      von Kammern)                                            MobiPro-EU-Teilnehmenden besprechen
    − Besprechung des Für und Wider von sowie
      Anforderungen an Bewerbungsfotos unter                  − einschließlich der folgenden Aspekte: For-
      Berücksichtigung des Themas „Gleichstel-                  malien, Zeugnisse und Bewerbungsmap-
      lung“                                                     pen, (inter-)kulturelle Sensibilisierung

•   mit MobiPro-EU-Teilnehmenden Bewerbungs-
    gespräche üben                                        Unterstützung bei der Arbeitsuche

                                                          Die Projektträger können/sollten…
    − Vorbereitung durch Recherchen zum Be-
      trieb und zur Arbeitsstelle                         •   ihre Netzwerke nutzen, um Teilnehmende, die
    − Auseinandersetzung mit dem Stellenprofil                nicht vom Ausbildungsbetrieb übernommen
    − Besprechung von Gehaltsvorstellungen                    werden, bei der Arbeitssuche zu unterstützen
      und/oder Tariflöhnen
    − Erarbeitung und Üben von Selbstpräsenta-                − z. B. unter Einbeziehung folgender Institu-
      tionen, einschließlich der Thematisierung                 tionen: Betriebe-Netzwerk, Welcome Cen-
      von Stärken und Schwächen                                 ter, Berufsschulen, Ausbildungsbetriebe,
    − Praktische Übungen zur Körpersprache                      Kammern und Verbände

                                                     30
− Bereitstellung von Informationen zu örtli-
•   Veranstaltungen mit den regionalen Ansprech-                chen Angeboten
    personen der Agentur für Arbeit durchführen               − Organisation von Veranstaltungen mit re-
                                                                gionalen Ansprechpersonen von Sport-
    − Verteilung und Besprechung von Informati-                 vereinen und/oder Hobbygruppen (beim
      onsmaterialien                                            Projektträger selbst oder bei den Vereinen
    − Austausch von Informationen zur Bewer-                    bzw. Hobbygruppen)
      bung
    − Durchführung von Workshops zum Arbeits-             •   Interkulturelle Trainings für MobiPro-EU-Teil-
      markt                                                   nehmende und für Unternehmen durchführen

•   Über die Möglichkeit der Stellensuche anhand          •   Veranstaltungen zur interkulturellen Sensibili-
    praktischer Beispiele informieren                         sierung von Unternehmen durchführen

    − einschließlich folgender Quellen: Jobbörse          •   das Selbstbewusstsein der MobiPro-EU-Teil-
      der Bundesagentur für Arbeit, EURES-Netz-               nehmenden durch Sprachförderung auch im
      werk, Jobbörsen in sozialen Netzwerken                  letzten Jahr der Berufsausbildung stärken
      und Zeitungen
    − Empfehlung des Besuchs bzw. Organisati-                 − Motivation und Unterstützung zur Teilnah-
      on von Jobmessen                                          me an Sprachprüfungen auf dem Niveau
                                                                B2, C1 oder C2
•   Bewerbungstrainings veranstalten bzw. orga-               − Unterstützung bei der Suche nach Tandem-
    nisieren (möglichst mit praktischen Übungen                 partnerinnen und -partnern
    und/oder Rollenspielen)
                                                          •   „ehrenamtliche“ Unterstützung möglichst auch
•   Beratung zu rechtlichen Themen mit jeweiligen             nach Abschluss der Berufsausbildung leisten
    Expertinnen und Experten vor Ort organisieren
                                                          •   weitere “Kümmerer“ (z. B. diplomatische Ver-
    − einschließlich zu folgenden Bereichen: So-              tretungen bzw. Botschaften) benennen
      zialrecht, Arbeitsrecht, Finanzrecht, Versi-
      cherungen

•   Förderprogramme suchen und nutzen (z.B. Ju-
    gendgarantie)

Wechsel des sozialen Umfelds

Die Projektträger können/sollten…

•   die soziale Integration durch Hobbies, Sport
    und Ehrenamt unterstützen

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Workshop 3: Prüfungen und Prüfungs-                            Thema Prüfungsangst tauschten sich die Projektträger
vorbereitung: rechtliche Vorgaben und                          aus. Diskutiert wurde von den Workshop-Gästen in die-
                                                               sem Zusammenhang zudem der Einsatz von „einfacher
Rahmenbedingungen vs. Umsetzung in                             Sprache“ – ein Thema, das über MobiPro-EU hinaus
MobiPro-EU durch Prüfungsvorbereitung                          angesichts der perspektivischen Integration Geflüch-
                                                               teter in den Berufsausbildungs- und Arbeitsmarkt an
Leitung und Moderation:                                        Relevanz gewinnt. Im Zentrum der Diskussion stand
Tilman Betz, Bundesministerium für Arbeit und Soziales         dabei die zunehmende Auseinandersetzung prüfender
Torsten Temmeyer, IHK Hannover                                 Einrichtungen bzw. der Kammern mit der sprachlichen
                                                               Überarbeitung, sinnvollen Anpassung und verständli-
Weitere Beitragende:                                           cheren Formulierung von Prüfungsfragen, welche allen
Tamara Calvo Tortajada, Landbäckerei Ihle GmbH                 Auszubildenden unabhängig von nationaler Herkunft
(ehemalige MobiPro-EU-Teilnehmerin)                            zugutekäme. Insbesondere die Kammervertretenden
Refik Doğan, WBS TRAINING AG                                   betrachteten dies als zielführender gegenüber Diskussi-
Daike Witt, Zentralverband des Deutschen Handwerks             onen zur prinzipiellen Erleichterung von Prüfungssitua-
(ZDH)                                                          tion beispielsweise durch die Ausweitung der Nachteils-

Ziel:
Austausch zu guten Beispielen der Prüfungsvorberei-
tung sowie Informationen zu rechtlichen Vorgaben und
Rahmenbedingungen für Prüfungen und deren Anwen-
dung bei MobiPro-EU-Auszubildenden

Inhalt:
Welche rechtlichen Rahmenbedingungen in Bezug
auf Abschlussprüfungen gibt es? Wie kommen diese
zustande? Was geben die für die Prüfungen zuständi-
gen Stellen (i. d. R. die Kammern) vor und was müssen
sie umsetzen? Wie können MobiPro-EU-Projektträger
ihre Teilnehmenden optimal auf Prüfungen und das
Ziel eines erfolgreichen Berufsausbildungsabschlusses
vorbereiten? Neben Informationen zu Hintergründen
rechtlicher Prüfungsvorgaben und deren Umsetzung
durch prüfende Institutionen diskutierten die Workshop-
Teilnehmenden verschiedene Möglichkeiten und Wege
der Prüfungsvorbereitung und stellten diese praktisch
dar.

Themen, Diskussionen und Ergebnisse:
Herausforderungen in Bezug auf Prüfungen sahen die
MobiPro-EU-Projektträger in der mitunter noch nicht
ausreichenden Sprachkompetenz von Auszubildenden,
die es erschwert, Fragestellungen in Prüfungen zu ver-
stehen. Auch über das damit in Verbindung stehende

                                                          32
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