Burgstädter Anzeiger - Stadt Burgstädt

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Burgstädter Anzeiger - Stadt Burgstädt
erscheint am 17.06.2019                      Burgstädt im Internet: www.burgstaedt.de

    Burgstädter

                                                                                                                              GmbH & CO. KG
                                                                                                                          RIEDEL
                                                                                  GA BE
                                                                            E RAUS
                                                                       SOND
    Anzeiger                  SONDERAUSGABE - BEILAGE IN AUSGABE 25/2019
                                                                                                     Kakteenfreundliche
                                                                                                         Gemeinde

     Wir feiern 130 Jahre Wettinhain und erinnern uns...

                                                                                            Foto: Ralf Jerke Fotodesign

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Burgstädter Anzeiger - Stadt Burgstädt
aktuell

Burgstädter Anzeiger                                              SONDERAUSGABE                                                                 17. Juni 2019

Es begann an einem 17. Juni

17. Juni. Anders als für den „Rest der Republik“      Wir werden nun eine Zeitreise unternehmen und          ren. Und der glorreiche Tag soll Spuren hinterlas-
ist dieses Datum für unsere Stadt und seine Hei-      fünf Mal innehalten: Jeweils am 17. Juni 1889,         sen, natürlich auch in unserem Burgstädt. Spuren
matgeschichte äußerst glanzvoll. Wir lassen das       1914, 1939, 1964 und 1989 lassen wir Zeitzeugen        hinterlassen für wen? Für seine Majestät und sei-
Jahr 1953 einfach beiseite und gehen bis 1889 zu-     über unseren Jubilar berichten. Abschließend ver-      ne Burgstädter Landeskinder! Diese Idee kam mir
rück. Der 17. Juni 1889 ist der Gründungstag          suchen wir, anlässlich des diesjährigen 17. Juni       Ende April und ich schrieb sie am 4. Mai im Burg-
unseres Wettinhains. Nach 130 Jahren wollen           2019 zu einem Fazit über die letzten 30 Jahre un-      städter Anzeiger in einem Artikel nieder. Das Jubi-
wir an diesen, so bedeutsamen Tag für uns Burg-       seres Bürgerparks zu gelangen.                         läum unserer Wettiner zu verbinden mit der Schaf-
städter ausführlich erinnern. Mit Jubiläen hat er                                                            fung eines Bürgerparks, einer grünen Lunge für al-
nämlich seine Probleme, der Wettinhain. Im Som-                                                              le Burgstädter, das war der Kern meiner Idee.
mer 1914, als der erste große Krieg des vergange-     17. Juni 1889                                          Der Erzgebirgsverein war gleich Feuer und Flam-
nen Jahrhunderts vor der Tür stand, gedachte          Der Referendar am Burgstädter Amtsgericht, Dr.         me. Theodor Drescher, Lehrer und Vereinsleiter,
man zunächst des 25. Jahrestages seiner Grün-         jur. Böhmert, geboren in Bremen, ist gerade 27         und alle Mitglieder fassten sofort den Beschluss,
dung. 1939, als die nächste Katastrophe des Jahr-     Jahre alt. Seinen Vornamen verschweigen die his-       mit meiner Idee an die gesamte Bürgerschaft her-
hunderts beginnen sollte, wurde der Hain 50 Jahre     torischen Berichte. Ein Foto von ihm ist nicht exis-   anzutreten. Deshalb schrieben wir in einem offe-
alt. Aber über eine Feier in diesem Jahr ist nichts   tent. Am Abend des 17. Juni 1889 füllt er sein Ta-     nen Brief am 24. Mai an alle Burgstädter: „Der
überliefert. 100 Jahre Wettinhain im Jahr 1989?       gebuch mit einem langen Eintrag. Wir dürfen mit-       Wettinhain soll sein ein immergrünes lebendiges
Ebenfalls Fehlanzeige. Zwar hatten die Stadtväter     lesen.                                                 Denkmal, geschaffen zur steten Erhebung und Er-
sich bereits 1988 auf dieses Ereignis des Folge-                                                             holung in Gottes freier Natur, ein Bürgerpark für al-
jahres eingestellt, wie damalige Unterlagen bele-     Noch 1887 sah es so aus, dass unsere Träume nie        le Gemeindeglieder, gleichviel weß‘ Standes und
gen, aber das große Event fiel aus. Dieses Mal        Wirklichkeit werden würden. Die kalte Schulter         Alters, welcher Partei und Religion.“
warfen die Wendeereignisse wohl ihre Schatten         hatte uns der Stadtrat gezeigt. Ein tolles Projekt
voraus. Und 2014 nach 125 Jahren?                     hatten wir Dutzend Leute vom Burgstädter Erzge-        Bürgermeister Otto Bauer war nun auf unserer
                                                      birgszweigverein den Stadtvätern vorgelegt. Ein        Seite. Dieses Mal wurde unser Projekt zügig durch
Nun, 130 Jahre sind es in diesem Jahr 2019 und        Bürgerpark für alle schwebte uns vor. Dort, wo es      die Stadträte genehmigt. Es wurden uns 3,5 Hekt-
da packen wir die Gelegenheit beim Schopf und         die Burgstädter noch vor 20 Jahren zu den              ar Stadtland zugesprochen. Allerdings ist dies an
feiern ihn endlich gebührend: Unseren Bürger-         Pfingstfesten jährlich hinzog, zu den Felsen des       Landwirte verpachtet und uns als Verein bleibt die
park, unsere grüne Lunge, unseren „Wettscher“.        Taurasteins; dort und auf dem Terrain unterhalb        Aufgabe, diese ordentlich zu entschädigen. Voller
Mit vielen Veranstaltungen, mit interessanten Pla-    Richtung Eisenbahnviadukt, hatte ein schöner           Elan gingen die Mitglieder des Vereins, deren Zahl
katen in der Innenstadt, mit einer Festschrift und    Park in unseren Köpfen schon Gestalt gewonnen.         in den letzten Wochen ständig gewachsen ist, an
auch mit dieser Sonderausgabe im Burgstädter          Doch kurz und bündig war die Ablehnung der             ihre Aufgaben. Einen Park werden wir in diesem
Anzeiger. Hoch lebe unser 130-jähriger Jubilar,       Burgstädter Stadträte unserem Antrag gegen-            Jahr 1889 natürlich nicht mehr präsentieren kön-
unser Wettinhain! Sowohl 1889 als auch in die-        über....                                               nen, Bäume wachsen nun mal nicht in einigen Wo-
sem Jahr fällt der 17. Juni auf einen Montag.                                                                chen. Aber rasch sollte er öffentlich eingeweiht
Hoppla. Sollte die großartige Gründungszeremo-                                                               werden, unser vorerst in den Köpfen lebender
nie wirklich an einem Montag stattgefunden ha-                                                               Wettinhain.
ben? Zumal es auch 1889 nicht der Pfingstmon-
tag war. In der Tat finden wir in der Burgstädter                                                            Nichts ist besser dazu geeignet als die feierliche
Heimatliteratur noch die Angabe eines anderen                                                                Enthüllung einer Tafel zu Ehren unserer fürstlichen
Datums, nämlich des 15. Juni 1889 und das war                                                                Jubilare, befand der Wettinhainausschuss, der
                                                      Logo des 1882 gegründeten Burgstädter Erzge-
ein Samstag. Wir haben uns aber nun auf den 17.                                                              sich umgehend im Verein gegründet hatte. Vier
                                                      birgszweigvereins
Juni festgelegt, denn dieses Datum steht für den                                                             Fragen waren zu klären. Erstens: Wo soll die Tafel
                                                                              Quelle: Dieter Seifert
Stadtamtmann Bruno Schumann, der 1937 eine                                                                   angebracht werden? Zweitens: Wer wird sie her-
große Sonderschrift zum Wettinhain herausge-                                                                 stellen? Drittens: Welchen Text wird sie tragen?
geben hat (Bild 1 und 2), bereits damals fest. Und    Es war eine Hilfe von „ganz oben“, die unseren         Und viertens: Wie werden wir die Weihe würdig
er betont, dass es ein Montag war!                    Plan nun doch Realität werden ließ. Heute die Fei-     begehen?
                                                      er, das war ja nur der Beginn. Den Park zu schaf-      Über den Ort der Tafel-Anbringung herrschte
                                                      fen wird unsere Aufgabe der nächsten Jahre sein.       rasch Einigkeit. Unsere dreieinhalb Hektar liegen
                                                      Zur Hilfe „von ganz oben“ wurde uns ungewollt          direkt am Fuß der Taurasteinfelsen. Anfangs woll-
                                                      unser Landesvater, König Albert.                       ten wir den Ehrentext unterhalb des vom Burg-
                                                                                                             städter Baumeister Carl August Pauli gerade er-
                                                                                                             richteten stattlichen Holzturmes am Felsen an-
                                                                                                             bringen, aber der reichlich 100 Meter weiter gele-
                                                                                                             gene Felsen mit Nagels Triangulationssäule von
                                                                                                             1875 und der im Volk berühmten „Räuberhöhle“
                                                                                                             erschien uns dann doch geeigneter.

Sonderschrift zum Wettinhain aus dem Jahr 1937
                  Quelle: Stadtarchiv Burgstädt

                                                      König Albert auf dem berühmten Fürstenzug am
                                                      Dresdner Schloss (unten: Detail)
                                                                         Quelle: Dr. Wolfgang Scheffel
                                                                                 Besser gesagt, sein
                                                                                 ganzes Geschlecht. Ja,
                                                                                 die Wettiner. Mit ihrem
                                                                                 sagenumwobenen Ju-
                                                                                 biläum dieses Jahr, seit
                                                                                 800 Jahren lenken sie
                                                                                                             An dieser Stelle unterhalb der Triangulationssäule
                                                                                 die Geschicke der
                                                                                                             wurde die Tafel am 17. Juni 1889 enthüllt. Sie ist
                                                                                 Sachsen, sind wir in der
Bruno Schumann                                                                                               spätestens seit 1945 verschollen. Eine Ausspa-
                                                                                 freudigen Pflicht, Ihnen
                    Quelle: Stadtarchiv Burgstädt                                                            rung am Felsen ist heute noch erkennbar.
                                                                                 gebührend zu gratulie-
                                                                                                                                  Quelle: Ralf Jerke Fotodesign
                                                                                                                                                                     C
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    Burgstädter Anzeiger                                            SONDERAUSGABE                                                             17. Juni 2019

                                                                                                            Unproblematisch war die Verhandlung mit der
                                                                                                            Lauchhammer Eisengießerei. Binnen weniger Wo-
                                                                                                            chen hatte sie die Metalltafel nach unseren Vor-
                                                                                                            stellungen gegossen. Den Anbringungsort unter-
                                                                                                            halb der Vermessungssäule bereiteten mittlerwei-
                                                                                                            le fleißige Burgstädter vor. Die Feier heute am 17.
                                                                                                            Juni 1889, den Tag werden sich die Burgstädter
                                                                                                            merken müssen, begann schon um 08:00 Uhr auf
                                                                                                            dem Hof der Schule. Ein festlicher Zug mit bunten
                                                                                                            Fahnen formierte sich hier und zog unter den
                                                                                                            Klängen des Stadtmusikkorps Richtung Bahnvia-
                                                                                                            dukt und dann weiter entlang der Felder zu unse-
                                                                                                            rem Felsen. Beteiligt waren neben den Schülern
                                                                                                            und vielen interessierten Bürgern sämtliche Stadt-
                                                                                                            väter und Vertreter der Vereine.

                                                                                                            Eingeleitet wurde die Zeremonie mit einer An-
                                                                                                            dacht von Pfarrer Bohne. Nach einer Gesangsdar-
                                                                                                            bietung durfte ich dann meine lang vorbereitete
                                                                                                            Einweihungsrede halten. Zwei Schwerpunkte hat-
                                                                                                            te sie. Zum einen wollte ich betonen, wie mit der
                                                                                                            Namensgebung „Wettinhain“ für unseren zu
                                                                                                            schaffenden Park die Burgstädter ihrem Landes-
                                                                                                            herrn den allerhöchsten Respekt zollten. Zum an-
                                                                                                            deren malte ich meinen Zuhörern nochmals meine
    Auf dem Taurastein Ende des 19. Jahrhunderts. Der hölzerne Turm ist zu erkennen.                        Vision vor Augen: Der Park mit dem fürstlichen
                                                                                   Quelle: Dieter Seifert   Namen soll noch unseren Enkeln und Urenkeln als
                                                                                                            Ort für Erholung und Spiel dienen.
                                                                                                            Anschließend übernahm Theodor Drescher offi-
                                                                                                            ziell „unsere“ 3,5 Hektar von der Stadt. Mit der
                                                                                                            Enthüllung der Tafel aus Lauchhammer wurde
                                                                                                            schließlich das Geheimnis ihres Textes gelüftet.

                                                                                                                             „Wettin-Hain
                                                                                                                   Dem Andenken an die 800jährige
                                                                                                                   Jubelfeier unseres Königshauses
                                                                                                                               gewidmet.

                                                                                                                        Burgstädt, im Juni 1889“

                                                                                                            Krönender Abschluss war zuletzt die Freigabe des
                                                                                                            schon beschriebenen, 100 Meter entfernten, von
                                                                                                            Handschuhfabrikant Karl Oskar Schaarschmidt fi-
                                                                                                            nanzierten Holzturmes. Begeistert stürmten die
                                                                                                            Beteiligten die 32 Meter hohe Plattform und waren
                                                                                                            von der überwältigenden Aussicht fasziniert.

                                                                                                            In der Tat: Hauptinitiator unseres Hains war 1889
                                                                                                            ein 27 Jahre junger Mann, der nicht mal ein Burg-
                                                                                                            städter war. Er hatte eine Vision, die sich komplett
                                                                                                            erfüllt hat. Bereits 1890 verließ Dr. Böhmert unsere
    Die Teiche 1904 mit Böhringer-Pavillon                                 Quelle: Stadtarchiv Burgstädt    Stadt aus beruflichen Gründen nach Dresden.
                                                                                                            Tragisch: Hier verstarb er 1892 mit nur 30 Jahren.
                                                                                                            Die Erfüllung seiner Vision „Wettinhain“ durfte er
                                                                                                            nicht mehr miterleben. Und die Tafel von 1889?
                                                                                                            Sie ist und bleibt verschwunden. Wahrscheinlich
                                                                                                            seit 1945. Glücklicherweise ist uns aber ihr Text
                                                                                                            zweifelsfrei überliefert.

                                                                                                            17. Juni 1914
                                                                                                            Nach 25 Jahren war dies das erste und wohl einzi-
                                                                                                            ge offizielle Wettinhain-Jubiläum. Natürlich war es
                                                                                                            ein Höhepunkt im Leben des Vereinsvorsitzenden
                                                                                                            und des bereits damals einzigen Überlebenden
                                                                                                            des 1889 gegründeten Wettinhainausschusses,
                                                                                                            Oberlehrer Theodor Drescher. Der Erzgebirgsver-
                                                                                                            ein trug seit 1901 offiziell den Namen „Wettinhain-
                                                                                                            verein“ und Drescher sah jetzt die Früchte uner-
                                                                                                            müdlicher Vereinstätigkeit seit zweieinhalb Jahr-
                                                                                                            zehnten. Nachfolgend authentische Sätze, die er
                                                                                                            1914 in einer Niederschrift für die Stadt ausführte:

                                                                                                            „Ja! Unter den denkbar schwierigsten Verhältnis-
                                                                                                            sen, mit ganz bescheidenen Mitteln begonnen,
    Die Teiche 1904 rechts mit Gondelstation                               Quelle: Stadtarchiv Burgstädt    viel angefeindet von Verständnislosigkeit, beein-
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Burgstädter Anzeiger - Stadt Burgstädt
aktuell

Burgstädter Anzeiger                                                SONDERAUSGABE                                                                 17. Juni 2019

trächtigt in seinen Anfängen durch trockene Som-                                                                nig-Albert-Denkmal-Vereins“ konnten wir am 16.
mer, ist es [das Werk] in diesen 25 Jahren nicht                                                                Juli 1904 jenes von Seffner aus Südtiroler Marmor
bloß zu einem grünenden patriotischen Denkmal,                                                                  geschaffene Denkmal einweihen. Leider hat es an
sondern auch zu einem großen, schönen Bürger-                                                                   diesem ersten Tag des Heimatfestes geregnet,
park geworden, der von Alt und Jung gern be-                                                                    aber bei Sonne erweist sich die Albert-Büste als
sucht wird und an dem jeder Besucher sich er-                                                                   wahres Juwel des Hains.
freut.“
                                                                                                                Ja, das Heimatfest 1904: Eine Flut an Zuwendun-
Der Wettinhainverein hatte Jahr für Jahr seine Ak-                                                              gen und Spenden erhielt unser Jubilar durch liebe
tivitäten im Burgstädter Anzeiger veröffentlicht                                                                Freunde und Heimatverbundene. Für den damali-
und wir versuchen jetzt, zu Theodor Dreschers Er-                                                               gen Mangel an Bänken konnten wir endlich Abhil-
innerungen über die Jahre 1889-1914 vorzudrin-                                                                  fe schaffen. Weiterhin ließen ehemalige, jetzt in
gen.                                                                                                            Chemnitz lebende Burgstädter eine Schutzhütte
                                                                                                                setzen. Die Chemnitzer Hütte direkt unterhalb der
Fast wollten wir 1895 aufgeben. Nur Schwierigkei-                                                               Kaffeemühle* wurde schnell bekannt. Ebenso wie
ten gab es: Anfangs langte das Geld nicht, obwohl                                                               der mit Stroh gedeckte Pavillon aus Natureiche di-
wir noch 1889 mit einer Flugblattaktion alle Burg-                                                              rekt neben der Brücke an den Teichen zierte sie
städter zum Spenden aufriefen. Schon 1890 nah-                                                                  bald zahlreiche Postkarten der Stadt. Rechtsan-
men wir einen Kredit auf. Drei Jahre lang zahlten                                                               walt Böhringer von der Bahnhofstraße hatte die-
wir in Raten die enormen Kosten von 4.200 Mark                                                                  sen Pavillon in jenem ereignisreichen Jahr gestif-
für die erste Gartenbauaktion der Einsiedler Firma                                                              tet.
Schwarz ab. Was haben wir nicht alles unternom-
men? Kaisereichen setzte der Militärverein im Mai                                                               Viel zu früh sind Gönner unseres Hains in den letz-
1890; Königseichen waren es im April 1891, ge-                                                                  ten Jahren von uns gegangen. Ich denke an Marie
pflanzt von Veteranen, die mit Sr. Majestät König                                                               Bergt, die bis zu ihrem Tod 1907 in Dresden gelebt
Albert 1849 gegen die Dänen gekämpft hatten.            Stolz präsentieren die Stadtväter 1913 die neue-        hat und in Burgstädt aufgewachsen war. Oder an
Gern denke ich auch an unsere Konfirmanden, die         ste Burgstädter Errungenschaft, den Taurastein-         Robert Gärtner, der 1909 so jung starb. Beide ha-
am Gründonnerstag in jenen ersten Jahren sich           turm, im Heimatblatt                                    ben posthum ihren festen Platz im Park. Während
ein Erinnerungs-Bäumchen setzen durften. Dann                               Quelle: Stadtarchiv Burgstädt       Gärtners Bronzetafel die Wand des Felsens ziert,
machten uns trockene Sommer Sorgen: Die jun-                                                                    der unseren Turm trägt, ist die mit einem Zaun ge-
gen Bäume wollten einfach nicht gedeihen.               im Oktober 1913 bereits Tausende Menschen be-           schützte Terrasse eben jenes Felsens jedermann
                                                        stiegen haben, eine architektonische Kostbarkeit.       als Bergt-Terrasse bekannt. Nicht zu vergessen
Kurz vor der Jahrhundertwende kam aber auch             Zu Recht hat der Architekt Johannes Kühn die            der Robert-Gärtner-Platz** direkt unter seiner
die Wende für unseren Park. Endlich sprießte es         Ausschreibung des Dresdner Vereins „Heimat-             Büste, ein gärtnerisches Kleinod seit 1911.
zu unserer Zufriedenheit. 5.000 Bäume konnten           schutz“ für jenen Turm im Vorfeld gewonnen.
wir bisher pflanzen, wie uns der seit 1910 ange-        Bestens ist es der Dresdner Firma Löffler gelun-
stellte Gärtner Friedrich Elner kürzlich bestätigte.    gen, seine Idee zu verwirklichen. Schon jetzt darf
Von Jahr zu Jahr flossen finanzielle Mittel. Die Her-   man wohl sagen, dass der Taurasteinturm zu ei-          *Die von Drescher erwähnte „Kaffeemühle“ war
ren Winkler und Gärtner, jeder kennt die große          nem aus unserer Hain- und Stadtkulisse nicht            damals in Burgstädt ein Begriff. Das seit 1881 be-
Burgstädter Textilfabrik mit dem Namen der bei-         mehr wegdenkbaren Wahrzeichen geworden ist.             stehende Restaurant am Taurastein, erste gastro-
den Schwager, waren die großzügigsten Spender.                                                                  nomische Einrichtung neben dem Park, wurde
Dabei dachte ich manchmal heimlich, letztlich wa-       Fast hätte ich das Jahr 1904 vergessen. Der erste       wegen seines an eine Kaffeemühle erinnernden
ren es ebenso ihre Beschäftigten mit ihrem Fleiß,       große Höhepunkt für unseren Park. Unsere Kon-           Dachaufsatzes so genannt.
die jene Mittel erwirtschaftet hatten. Weitere Gön-     takte zum Leipziger Bildhauer Professor Karl Seff-
ner reihten sich ein. Dies ermöglichte uns einen        ner, der 1902 die Totenmaske des verstorbenen           **Der Robert-Gärtner-Platz war ein von Rhodo-
Zuwachs an Grundstücken, sodass wir die Hain-           Königs abnehmen durfte, haben sich gut ausge-           dendron und Efeu gesäumter rechteckiger Platz
fläche immer weiter Richtung Stadt ausdehnen            zahlt. Allein hätten wir es nicht geschafft. Aber mit   unterhalb des Felsen. Die Bronzetafel ist heute
konnten.                                                Hilfe des über Burgstädt hinaus agierenden „Kö-         noch mit gut leserlichem Text zu sehen.

Genial, wenn auch nicht ganz neu, war die Idee,
eine Teichanlage zu schaffen. Bereits die Burg-
städter Sage berichtet vom „Nix im Hahnteich“.
Genau am „Hahnbusch“ unweit der Mittweidaer
Straße legten wir ab 1902 jenes Doppelgewässer
mit der anmutigen Brücke mit Eichengeländer an.
Dazu charterten wir Hans, Theodor und Wettin für
500 Mark. Die drei Kähne luden schon 1903 die
Burgstädter zu Gondelfahrten ein. Auch im Winter
blieben die Teiche nicht verwaist: Schlittschuhlau-
fen wurde hier zum neuesten Volkssport unserer
Burgstädter Jugend. Nicht vergessen dürfen wir
auch die oberen Teiche. Als Überlaufteiche für den
entstehenden Wasserturm erhielten sie bald gro-
ße Bedeutung.

Apropos Wasserturm: Seine Erbauung 1912/13
darf ich wohl als Höhepunkt unserer 25-jährigen
Wettinhain-Historie ansehen. Dass der alte
Schaarschmidt‘sche Holzturm so bald baufällig
werden würde, hatte keiner geahnt. Aber Wind
und Wetter hatten ihm so sehr zugesetzt, dass er
1912 abgerissen werden musste. Froh bin ich
auch für meine Schüler in der neuen Zentralschu-
le: Dank des neuen Turmes ist genügend Wasser-
druck auch hinsichtlich eventueller Feuerlösch-                                                                                                                       C
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maßnahmen gewährleistet. Überdies ist der Turm,         Die Chemnitzer Hütte                                                                                          Y
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den seit seiner Einweihung vor einem halben Jahr                                                                                           Quelle: René Irmscher
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Burgstädter Anzeiger - Stadt Burgstädt
aktuell

    Burgstädter Anzeiger                                             SONDERAUSGABE                                                                 17. Juni 2019

    Die Bronzetafel für Robert Gärtner ist ein bis
    heute erhaltenes und lesbares Kleinod
                        Quelle: Ralf Jerke Fotodesign

                                                          Das Riesenrad unterm Taurastein zum legendären Taurasteinfest 1937
                                                                                                                                     Quelle: Stadtarchiv Burgstädt

                                                                                                                heimnisvollen Ölgemälden mit den Burgstädter
                                                                                                                Sagen an den Treppen zieht jedermann an.

                                                                                                                Gern erinnere ich mich an den 20. November
                                                                                                                1927. Der Chemnitzer Bildhauer Bruno Ziegler hat
                                                                                                                mit der sehr repräsentativen Stele aus Cannstatter
                                                                                                                Travertin ein würdiges Denkmal für die Haingrün-
                                                                                                                der geschaffen. Hermann Hempel und Sanitätsrat
                                                                                                                Dr. Pohl waren noch dabei zur Denkmalweihe an
                                                                                                                jenem frühen Wintertag. Direkt neben der unteren
                                                                                                                Teichbrücke und inmitten von Rhododendron ist
                                                                                                                uns die Wahl des Platzes gewiss gut gelungen.
    Die Holzrutsche zum legendären Taurasteinfest                                                               Besondere Ehre wurde Gustav Winkler zuteil, der
    1937. Sie wurde nach dem Krieg im Burgstädter                                                               vor seinem Tod im Februar 1927 seine Wettinhain-
    Bad installiert.                                                                                            Pachtverträge noch der Stadt vermacht hatte. Der
                      Quelle: Stadtarchiv Burgstädt       Die Stele von 1927 mit den Gründernamen               nach ihm benannte Felsen am Südrand des
                                                                             Quelle: Stadtarchiv Burgstädt      Hains, für jedermann begehbar gemacht und
                                                                                                                oben mit einer Bank ausgestattet, erlaubt es, Au-
    17. Juni 1939                                                                                               gustusburg und vielleicht Fichtelberg zu erblicken,
    Dem eingangs schon gewürdigten Stadtrat Bruno         Sehr gebangt haben wir ja auch um unseren ge-
                                                                                                                ohne die 163 Stufen auf den Taurasteinturm er-
    Schumann verdanken wir viele Informationen über       liebten Hain damals ab 1914. Der Krieg und die
                                                                                                                klimmen zu müssen.
    die ersten Jahrzehnte unseres Jubilars. 1939, we-     schlimme Zeit danach waren nicht gerade förder-
    nige Wochen vor dem Ausbruch des zweiten              lich für ihn. Gewalt und Diebstahl machten nicht                          „1889
    Weltkrieges, wurde das 3. Fest am Taurastein vom      halt vor ihm. Die Kähne auf dem Teich waren 1918                    Den Schöpfern des
    Burgstädter Heimatverein ausgerichtet. Bruno          seeuntauglich. Wahnwitzig meine Erinnerungen                           Wettinhains
    Schumann gehörte gewiss zu den Aktiven dieses         an die Zeit der Inflation: 330 Millionen Papiermark
    großen Burgstädter Events. Verfolgen wir seine        wurden dennoch für den Wettinhain-Verein 1923                             Dr. jur.
    Gedanken, die er möglicherweise vor dem Fest          durch treue Mitbürger gespendet. Aber der Verein,                        Böhmert
    hegte!                                                der dieses Kleinod erst geschaffen hatte, war                            Theodor
                                                          1925 wirtschaftlich am Ende. Noch entsinne ich                           Drescher
    Anfang August ist nicht mehr weit. Jung und Alt ist   mich, wie sein letzter Vorsitzender, Dr. Pohl, 1925                    Bürgermeister
    voller Erwartung. Das 3. Fest am Taurastein wirft     uns als Stadt den Wettinhain in treue Hände über-                          Bauer
    seine Schatten voraus. Wird es so prachtvoll sein     gab.                                                                      Robert
    wie 1937 und 1938? Ich höre noch, wie die Burg-                                                                                 Gärtner
    städter davon schwärmen. Das Festspiel auf der        Ich denke aber, dass wir das Vermächtnis der                              Gustav
    Naturbühne müsse man unbedingt gesehen ha-            Gründerväter in Ehren gehalten haben und es bald                          Winkler
    ben. Das lebende Schachspiel - einmalig wäre es       wieder bergauf ging mit dem Hain und seinen An-                          Hermann
    gewesen! Natürlich wollen die Kleinen unbedingt       lagen. Sehr gekümmert haben sich neben uns                                Hempel
    wieder Riesenrad fahren. Ganz zu schweigen vom        Stadtvätern nun auch der Verein der Heimatfreun-                         Hermann
    Vergnügen auf der großen Holzrutsche, das sich        de und der Burgstädter Verkehrsverein. Ersterer                          Reichelt
    mit wenigen Pfennigen jeder leisten konnte. Und       legte erst 1935 und 1936 einen Lehrpfad mit 100                        Sanitätsrat Dr.
    die zahlreichen Buden ließen keine Wünsche of-        Tafeln an. Rührend sorgte sich der Gärtner Fried-                           Pohl
    fen. Manchmal denke ich an die Berichte unserer       rich Elner bis zu seiner Pensionierung 1935 um die
    Altvorderen, die schon vor 70 oder 80 Jahren ihr      Pflanzungen; Otto Lehmann ist nun genau so en-                        In Dankbarkeit
C
M   Pfingstfest auf den Taurasteinfelsen feierten. Arm    gagiert. Längst kann man mit einer neuen „Flotte“                    gewidmet von der
Y
K   war man damals und mancher konnte sich nur ein        auf den Teichen wieder in See stechen. Der Taura-                     Stadt Burgstädt
    Glas Gurkenbrühe leisten...                           steinturm mit seinem Café im Inneren und den ge-                           1927“
                                                                                                                                                                 5
Burgstädter Anzeiger - Stadt Burgstädt
aktuell

Burgstädter Anzeiger                                                SONDERAUSGABE                                                                17. Juni 2019

Etwas versteckter dürfte der Ort für das reichlich
zehn Jahre später errichtete weitere Denkmal
sein. Aber unser verehrter Heimatdichter Anton
Günther aus dem Erzgebirge, für den nach seinem
Tod 1937 viele Gedenkstätten im Reich errichtet
wurden, bekam eben auch im Burgstädter Wettin-
hain seinen Platz, mit einem Ausspruch von 1908:
„Deitsch on frei wolln mer sei!“ Keinen Abbruch
hat das der Popularität von König Albert getan.
Sein Denkmal unweit davon ist sogar zum belieb-
testen Fotomotiv geworden.

                                                       Das Strandcafé
                                                                                                                                   Quelle: Stadtarchiv Burgstädt

Beliebter Fotospot der 30er Jahre: Das 1904 ge-        damaligen Taurasteinfest als Neuheit extra ange-
schaffene König-Albert-Denkmal                         priesen worden. Aber auch die Holzbude am
                 Quelle: Dieter Seifert, Burgstädt     Teich, in der ich im Winter nach dem Schlittschuh-
                                                       laufen manchen Glühwein ergatterte, tat ihren
                                                       Dienst. Nur mit dem Taurastein klappt nichts
                                                       mehr. Erst wurde das Café dort geschlossen; jetzt
Wie schon 1904 war auch das zweite Burgstädter         ist der Turm komplett dicht gemacht.
Heimatfest 1929 ein voller Erfolg. Und daran hatte
der Wettinhain einen gehörigen Anteil. Der festlich    Schade, dass es auch vorbei ist mit den tollen
angestrahlte Turm war ein Glanzpunkt in jenen Ju-      Taurasteinfesten. Als hätte es den Krieg nicht ge-
litagen. Es wimmelte nur so vor Besuchern rund         geben, wurden sie zunächst ab 1950 wieder som-
um den Teich mit seinen bestens gepflegten Ra-         merlicher Höhepunkt, besonders für Jugendliche
batten. Am Platz der Landsmannschaften waren           wie mich! Selbst das Logo von 1937 wurde unver-
etliche neue Bänke aufgestellt worden. Sehr            ändert übernommen. Und, das Wunder von Bern
spendabel zeigten sich viele Burgstädter und Hei-      habe ich hier auf dem Festplatz am 4. Juli 1954
matverbundene anlässlich der 475-Jahr-Feier der        miterlebt! Der Obrigkeit hatte es gar nicht gefallen,
Stadt. Ein neuer „Nachbar“ siedelte sich 1930 un-      dass die Budenbesitzer damals das Fußball-WM-
mittelbar neben dem Turm an. Die repräsentative        Endspiel zwischen der Bundesrepublik und Un-
Halle des Reitvereins St. Georg mit seinen Veran-      garn in ihren Radiogeräten übertrugen. Nichtsde-
staltungen zieht zusätzlich viele Besucher an.         stotrotz, alle waren dabei, wenn das Fest stieg.
                                                       Burgstädts Elektromeister hatten sich zusammen-
                                                       getan, um die Illumination im Hain zu installieren.
Gewiss hat das Nazireich auch die Historie des         Bus und Bahn hatten Sonderfahrpläne für die
Wettinhains beeinflusst, was Bruno Schumanns           Festtage erstellt. Sonderpostkarten vergab die
„Gedanken“ oben nicht zu entnehmen ist. Große          Post an einem Schalter am Eingang. Ich weiß
Hakenkreuzflaggen flankierten den Eingang zu           noch, dass ich anfangs 15 Pfennige Tageseintritt
den legendären Taurasteinfesten 1937-1939. Ein                                                                 Titelbild des Festflyers zum Fest am Taurastein
                                                       bezahlen musste. Als ich erwachsen war, waren           1951                 Quelle: Stadtarchiv Burgstädt
auf dem Fest ausgestelltes Flakgeschütz legt           es 30 Pfennige.
Zeugnis von der Aufrüstung ab und letztlich pass-
te auch das Anton-Günther-Denkmal, errichtet           Warum 1957 das Fest zum letzten Mal stattfand?          Oh, immer noch vergesse ich, den neuen Namen
gerade 1938 im Jahr der Annexion des Sudeten-          Vieles wurde gemunkelt. Recht werden aber die           zu benutzen. Na klar, „Karl-Liebknecht-Hain“
landes, den damaligen Machthabern gut ins Kon-         haben, die meinten, diese Art von Volksfesten           steht ja nun schon lange auf dem Schild gleich am
zept.                                                  passe nicht mehr in das sozialistische Kulturkon-       Eingang. Seit wann überhaupt? Auf alle Fälle
                                                       zept. Schon 1951, so erinnere ich mich, schrieben       schon seit vor 1949. Aber nicht nur auf jenem
                                                       Burgstädts Parteifunktionäre in den Fest-Flyer:         Schild. Auch die Stele von 1927 an der Brücke
17. Juni 1964                                          „Rummelplätze und auch andere Schauplätze ei-           über den Teich trägt jetzt Bild und Schriftzüge des
Gottfried Pfeiffer, ein junger Burgstädter Familien-   ner sogenannten Volksbelustigung sind im Bilde          Mannes, den uns unsere Neulehrer immer als gro-
vater, besucht in den Nachmittagsstunden mit sei-      unseres neuen gesellschaftlichen und geselligen         ßes Vorbild vor Augen gemalt haben. Nur in Burg-
ner Frau und den drei Kindern das Strandcafé. Bei      Lebens doch ziemlich fragwürdige Flecken. Es            städt ist er wohl nie gewesen. Aber das war ja Al-
Erdbeertorte und einer Tasse Kaffee kommen ihm         kommt darauf an, etwas Besseres an ihre Stelle zu       bert auch nicht und trotzdem hatte man das
Gedanken aus früheren Zeiten. Denn hier in den         setzen...“ Was aber sollte das „Bessere“ sein?          Denkmal für ihn errichtet.
Hain gingen schon seine Eltern mit ihm als Kind        Von einem „Volkspark“ war die Rede, ja sogar von
während des 2. Weltkrieges spazieren. Als Textil-      einem „Kulturpark“. Hochtrabendes hatte man             Leid tat es mir schon um das König-Albert-Denk-
ingenieur in der Firma Winkler & Gärtner weiß er       vor. Wenn ich um die Ecke schaue und die „Ele-          mal, das eines Tages spurlos verschwunden war,
auch, was die früheren Firmeninhaber für diese         fantenpfütze“* sehe, muss ich doch gleich an das        wohl im Herbst 1945. Keiner weiß, ob es zerstört
Burgstädter Erholungsstätte getan hatten. Viel-        Projekt „Neues Freibad“ von 1959 denken. Nichts         oder einfach fortgeschafft wurde. Aber eins blieb:
leicht gelingt es uns, seine Gedanken zu verfolgen.    wurde daraus. War es wirklich der ungeeignete           Sein Fundament! Ich kann es sehen von hier aus,
                                                       Untergrund oder fehlte seit dem Mauerbau ein-           mit dem neuen Mahnmal für die Opfer des Fa-
Bockwurst, diverse Torten oder ein Hartmanns-          fach der Beton?                                         schismus. Regelmäßig berichtet ja die „Volksstim-
dorfer Bier: Im Strandcafé war dies immer zu ha-                                                               me“ über die jährlichen Kranzniederlegungen hier,
                                                                                                                                                                     C
                                                                                                                                                                     M
ben! Aber seit wann überhaupt? Ich denke, ich ha-      Doch zugegeben, um Pflege und Verschönerung             sogar Herren vom Kreis kommen dazu her. Apro-
                                                                                                                                                                     Y
                                                                                                                                                                     K
be es 1951 zum ersten Mal besucht. Es war zum          des Wettinhains ist man dennoch sehr bemüht!            pos „Herbst 1945“ nochmals, da fällt mir der kalte
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Burgstädter Anzeiger - Stadt Burgstädt
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                                                          direkt vor uns im Teich. Kähne gibt es schon lange      darm“ spielen. Auch das Gelände des zunehmend
                                                          nicht mehr hier. Dafür aber diese zwei seit 1962.       verfallenden Restaurants am Taurastein mit sei-
                                                          Und immer noch bin ich sprachlos über ihre Her-         nen Kellern zog uns magisch an. Fußball, wie gern
                                                          kunft. Extra ein Häuschen wurde für sie im kleinen      hätten wir es auch hier gespielt, war aber nicht
                                                          Teich gebaut. Bürgermeister Hahn und Bauunter-          gern gesehen. Dafür durften sich die Radsportler
                                                          nehmer Uhlich hatten sie vor zwei Jahren hier an-       unter uns beim Querfeldeinrennen im Hain voll
                                                          gesiedelt. Nicht zu glauben, die Stadt Düsseldorf       entfalten.
                                                          hat uns die beiden Schwäne geschenkt, und das
                                                          ein knappes Jahr nach dem Mauerbau! Den bei-            Traurig war aber, dass der geheimnisvolle Turm
                                                          den majestätischen Vögeln war das anscheinend           lange Zeit ein Tabu blieb. Er war einfach geschlos-
                                                          egal, denn schon bald erfreuten sie uns mit Nach-       sen. Erst 1979 zum Heimatfest, ich war längst er-
                                                          wuchs. Und noch etwas ist für mich unerklärlich.        wachsen, wurde er kurz geöffnet. Wir staunten
                                                          Vorhin bin ich erst wieder vorbeigegangen an je-        nicht schlecht über sein Inneres, den großen Was-
                                                          ner Inschrift: „Deitsch on frei wolln mer sei!“** An-   serbehälter und die Wendeltreppe. Fichtelberg
                                                          ton Günther muss wohl von unseren Befürwortern          und Völkerschlachtdenkmal konnten wir zwar
                                                          eines sozialistischen Volksparks an seinem abge-        nicht sehen, im Westen aber gerade noch die drei-
                                                          legenen Platz noch nicht entdeckt worden sein.          eckigen Abraumhalden von Ronneburg.
                                                          Sonst wäre die Inschrift längst verschwunden.
                                                          Nun will ich mich aber mit den Kindern aufma-
                                                          chen. Vielleicht werde ich mit ihnen noch etwas
                                                          wippen auf dem Spielplatz, der 1958 auf der alten
                                                          Abfallecke gebaut wurde.

                                                          * Als Elefantenpfütze bezeichnete der Burgstädter
                                                          Volksmund die noch lange existierende Baugrube
                                                          des in der Tat geplanten neuen Bades am Strand-
                                                          café.

                                                          ** Das Anton-Günther-Denkmal mit seiner Inschrift
                                                          blieb in der gesamten DDR-Ära unangetastet. Fin-
                                                          dige Bürger haben sogar die Schrift nachgekrit-
                                                          zelt.

                                                          17. Juni 1989
                                                          Jörg Naumann ist ein junger Burgstädter und sehr
                                                          interessiert an der Stadtgeschichte. Regelmäßig
                                                          hat er sich Notizen gemacht, um vielleicht später
                                                          mal seine Erinnerungen zu veröffentlichen. Natür-
                                                          lich weiß er um die besondere Bedeutung dieses
    Die Stele von 1927 trägt jetzt den Namen von          17. Juni. Wir dürfen Einblick nehmen in seine Noti-
    Karl Liebknecht. Auf dem Sockel des Albert-           zen.
    Denkmals: Das Mahnmal für die Opfer des
    Faschismus.                                           Eigentlich traurig. Heute hat er seinen 100. Ge-
                       Quelle: Ralf Jerke Fotodesign      burtstag, der Karl-Liebknecht-Hain. Und keiner
                                                          denkt dran. Obwohl ich mich an einen kleinen Fly-
    Winter 45/46 ein. Er besiegelte das Schicksal der     er vom vorigen Jahr erinnere, da war von dem Ju-        Berühmtes Karl-Liebknecht-Hain-Motiv von Rolf
    Chemnitzer Hütte. Eine Klassenkameradin erzähl-       biläum die Rede. Sogar die Herren Winkler, Gärt-        Teichmann
    te mir, wie das Holz der 1904 errichteten Hütte da-   ner und Hempel sowie Dr. Pohl als Gründer hat                                  Quelle: Rolf Teichmann
    mals den Öfen anliegender Häuser als Brennholz        man vorsichtig wieder aus der „Schublade“ geholt
    diente. So hatte man wenigstens für einige Tage       und ehrenvoll dort erwähnt. Naja, er ist aus unse-
    warme Stuben.                                         rem Leben dennoch nicht mehr wegzudenken,
                                                          unser „Wettscher“, denn so sagen wohl die meis-         Ein Ersatz für den sonst nicht zur Verfügung ste-
                                                          ten zu ihm, unserem Paradies schon in der Kind-         henden Turm wurde in den 60er und 70er Jahren
                                                          heit.                                                   aber ein ganz anderes Erlebnis direkt neben dem
                                                                                                                  Turm: Die Segelflieger! An jedem Wochenende zo-
                                                          Jawohl, fast täglich, nachdem die Hausaufgaben          gen sie ihre lautlosen Runden über Burgstädt.
                                                          erledigt waren, war er unser Ziel. Besonders gern       Stundenlang konnten wir zuschauen, wie die Win-
                                                          denke ich an die Winter. Schlittschuhlaufen auf         de sie hochzogen oder später die Motorflugzeuge
                                                          dem Teich war so cool! Besonders unsere Eis-            aus Karl-Marx-Stadt. Höhepunkte waren Flugtage
                                                          hockey-Turniere mit den aus Schneehaufen mar-           mit Fallschirmspringern und Kunstflugdarbietun-
                                                          kierten Toren waren Spitze. Wir waren aber nicht        gen. Am liebsten wären wir selbst mit geflogen. In
                                                          die Einzigen in den 60er Jahren. Prominenz vom          die Gesellschaft für Sport und Technik hätten wir
                                                          Karl-Marx-Städter Eissport-Club, darunter auch          eintreten müssen. Ab Mitte der 70er war es eh vor-
                                                          Jutta Müller, kam extra nach Burgstädt, um auf          bei. Nur das Brummen eines Agrarfliegers war ab
                                                          unserem winterlichen Teich ihre Künste auszu-           und zu noch zu hören. Unangetastet blieb dage-
                                                          üben! Schön beleuchtet und mit Musik dazu war           gen der in Nähe des Segelflieger-Hangars ange-
                                                          dies ein tolles Spektakel. Aber auch die Teufels-       siedelte Hundesportverein. Dem Schäferhund
                                                          bahn war nie sicher vor uns. Ob mit Schlitten oder      meines Freundes wurden jedenfalls dort „gute
    Das „Düsseldorfer“ Original: Der erste Schwan         Ski, ständig wurden neue Geschwindigkeitsrekor-         Manieren“ beigebracht.
    von 1962                                              de angepeilt.
                          Quelle: Friedrich Uhlich jr.                                                            Ein ganz anderes Highlight unseres Hains war
C
M
                                                          Im Sommer waren natürlich die Bäume und Fel-            aber bald in Sicht. Schön, dass wir selber mit dar-
Y
K   Pst! Da schwimmen die beiden Prachtexemplare          sen unser Revier. Wie herrlich konnte man hier          an bauen durften. „Nationales Aufbauwerk“ hieß
                                                          Versteck spielen, klettern oder „Räuber und Gen-        das damals oder auch „Mach-mit-Wettbewerb“.
                                                                                                                                                                   7
Burgstädter Anzeiger - Stadt Burgstädt
aktuell

Burgstädter Anzeiger                                             SONDERAUSGABE                                                              17. Juni 2019

                                                                                                           brunnen erneuerte. 1986 waren unsere Kinder be-
                                                                                                           sonders begeistert. Eine „Bimmelbahn“ kutschier-
                                                                                                           te die Kleinen durch den Park. Dahinter steckte
                                                                                                           ein Multicar mit Anhängern der Firma Wittig, die
                                                                                                           Mitarbeiter des Burgstädter Bahnhofs liebevoll zu
                                                                                                           solch einer Bahn umfunktioniert hatten.

Fluggerät am Taurastein - mit diesem alten Segelgleiter fing es an in den 50er Jahren
                                                                                   Quelle: Klaus Liebing

                                                                                                           Zukunftsweisend scheint mir ja die erst vor knapp
                                                                                                           vier Jahren erbaute Antennenanlage direkt am
                                                                                                           Rand des Hains Richtung Hänflingsberg zu sein.
                                                                                                           Der große Mast, sein Richtfest war am
                                                                                                           15.11.1985, und das dazugehörige Verstärker-
                                                                                                           haus läuten mutmaßlich eine neue Ära des popu-
                                                                                                           lären Mediums „Fernseher“ ein.

                                                                                                           17. Juni 2019
                                                                                                           130 Jahre sind zwar nicht eine typische Jubilä-
                                                                                                           umszahl wie „100“ oder „125“. Aber man hat sich
                                                                                                           in 2019 seines wertvollen Besitzes namens „Wet-
                                                                                                           tinhain“ besonnen. Monatelang haben engagierte
                                                                                                           Ehrenamtliche und Hobby-Historiker Burgstädts
                                                                                                           darauf hingearbeitet, dieses Jahr besonders ihrem
                                                                                                           Bürgerpark zu widmen. Interessante Veranstaltun-
                                                                                                           gen dazu sind im Angebot. Auftakt war eine Vor-
                                                                                                           stellung des Jubilars am 12. April in der Stadtbi-
                                                                                                           bliothek. Interessante Plakate sind hier und da zu
                                                                                                           sehen. Die Stadt hat ein Buch zu ihrem Hain her-
                                                                                                           ausgegeben. Der 17. Juni in diesem Jubiläumsjahr
                                                                                                           animiert besonders dazu, nochmals über die Ent-
                                                                                                           wicklung unseres Hains in den letzten 30 Jahren
                                                                                                           nachzudenken.
Ein gelungenes Objekt der DDR-Ära: Die Freilichtbühne (Der Architekt und eine Bauzeichnung)
                                                                             Quelle: Olaf Scheithauer      Als könnten die Burgstädter es kaum erwarten:
                                                                                                           Noch in der DDR, am 5. Juni 1990 konkret, be-
                                                                                                           schlossen die Stadtvertreter die Rückumbenen-
                                                                                                           nung in „Wettinhain“. Richtig realisiert wurde das
Entworfen hatte das Ganze der Burgstädter Archi-     Hill oder Egon & Co von der Olsenbande wurden         Ganze aber erst 1995/96. Das erneuerte Schild
tekt Johannes Scheithauer. Und bis heute ist sie     zu unseren heimlichen Helden unterhalb des Tau-       „Wettinhain“ stand erst unten am Teich. Jetzt
nicht weg zu denken: Unsere Freilichtbühne! Die      rasteins.                                             prangt es am Beginn der Treppe von der Hainstra-
alte Naturbühne am Felsen mit der Storchenesse                                                             ße hoch zum Turm. Dieser erstmals 1911 von der
hatte ausgedient. Die neue Bühne, die wir 1974-      Das alte Fest am Taurastein erlebte ich zwar nicht,   damaligen Chemnitzer Hütte aus angelegte Turm-
77 schufen, brachte ordentlich Pep in den Hain.      aber die Parkfeste ab 1976 waren auch nicht zu        zugang wurde 2012 rekonstruiert. In Pflasterbau-
Es lohnte sich in Sachen Kultur wieder, den Park     verachten. Das 14. Parkfest wird nun dieses Jahr      weise und mit 23 kleinen Einzeltreppen ausgelegt,
aufzusuchen. Scharenweise strömten die Burg-         schon ausgerichtet. Natürlich war dies 1979 mit       erleichtert die gelungene Anlage den Aufstieg zum
städter zu Konzerten ihres Männerchores „Ein-        der 525-Jahrfeier besonders ereignisreich. Lutz       Turmplateau erheblich. Ganz neu dagegen war die
klang“ oder auch tschechischer Blasmusikanten.       Jahoda war einer der Stars. Das Großschachtur-        2000 errichtete Freitreppe neben der Robert-Gärt-
„Grünes Licht für Burgstädt“ hieß eine dort veran-   nier habe ich auch nicht vergessen. Überhaupt         ner-Tafel nach oben.
staltete Show. Uns als junge Leute zog das Frei-     wurde der Hain in diesem Jahr auf Vordermann
lichtkino in seinen Bann. Bud Spencer, Terence       gebracht. Ich weiß noch, wie man den Spring-          Womit wir jetzt bei unserem Wahrzeichen sind.
8                                                                                                                                                               C
                                                                                                                                                                M
                                                                                                                                                                Y
                                                                                                                                                                K
Burgstädter Anzeiger - Stadt Burgstädt
aktuell

    Burgstädter Anzeiger                                          SONDERAUSGABE                                                              17. Juni 2019

                                                                                                           Eine echte Erfolgsstory war sie, die Restaurierung
                                                                                                           unseres Taurasteinturmes, auf den wir so viele
                                                                                                           Jahre verzichten mussten! Gut vielleicht, dass die
                                                                                                           Wasserwirtschaft schon 1996 den Turm vom Was-
                                                                                                           sernetz abgekoppelt hat. Gut auch, dass es der
                                                                                                           Stadt gelang, den Turm kostengünstig zurück zu
                                                                                                           erhalten. Der Entschlossenheit der damaligen
                                                                                                           Stadtverordneten, dem Engagement von Bürger-
                                                                                                           meister Lothar Naumann und natürlich dem Kön-
                                                                                                           nen der Handwerker war es zu verdanken, dass
                                                                                                           nach kurzer Bauzeit von 1998-2000 unser Turm in
                                                                                                           neuem Glanz erstrahlte. Gestrahlt haben auch die
                                                                                                           Gäste der Eröffnungsfeier am 24. November
                                                                                                           2000, als sie erstmals die Aussichtsplattform be-
                                                                                                           stiegen. Ebenso „strahlen“ die Schilder der Inha-
                                                                                                           ber der 163 versteigerten Turmstufen!

                                                                                                           2,7 Millionen DM flossen in das Projekt. Nur gut,
                                                                                                           dass es Fördermittel gab. Schließlich steht der
                                                                                                           Turm ja in der Liste der Kulturdenkmale Deutsch-
                                                                                                           lands. Ebenso wie die berühmte Triangulations-
                                                                                                           säule unweit davon entfernt. 2000 war das noch
    10. Parkfest 1986: Logo im Programmheft (auf der vorhergehenden Seite) und Bimmelbahn am Hain-         gar nicht der Fall. Die „Storchenesse“ lag marode
    Eingang                                                                                                am Boden. Sie konnte bestens aufgerichtet und
                                                   Quelle: Stadtarchiv Burgstädt, Wolfdietrich Eckelmann   wieder hergestellt werden im Jahr 2002.
                                                                                                           Aber auch für scheinbar unspektakuläre Dinge
                                                                                                           flossen viele Mittel aus Fördertöpfen, aus unse-
                                                                                                           rem Stadtsäckel oder von vielen Spendern. Ob
                                                                                                           wirklich die Leute bemerkt haben, wie die Wege
                                                                                                           saniert und ausgebessert wurden? Oder die
                                                                                                           Teichanlage mehrfach entschlammt wurde, mit
                                                                                                           neuem Geländer versehen oder ihr Ufer befestigt
                                                                                                           wurde?

                                                                                                           In Augenschein genommen wurde dagegen be-
                                                                                                           stimmt die Sanierung der geliebten Freilichtbühne
                                                                                                           2010/11. Wohlwollend hatten die Burgstädter
                                                                                                           auch die Eröffnung eines Bistros direkt daneben
                                                                                                           registriert. Traurig und für viele Leute bedrückend
                                                                                                           ist dagegen etwas anderes: Vandalismus und Zer-
                                                                                                           störungswut haben teilweise unserem geliebten
                                                                                                           Hain zugesetzt. Ein 2006 liebevoll nahe dem ehe-
                                                                                                           maligen Strandcafé errichteter Grillplatz wurde
                                                                                                           zerstört. Skulpturen, so der bekannte „Harmoni-
                                                                                                           kaspieler“ müssen jetzt durch den Zaun, der Frei-
                                                                                                           lichtbühne und den Rest der oberen Teichanlage
                                                                                                           einschließt, geschützt werden.
                                                                                                           Auch um das Mahnmal für die Opfer des Faschis-
                                                                                                           mus, seine Sanierung erfolgte ebenfalls in 2011,
                                                                                                           bangen häufig besorgte Bürger. Für viele ist es
                                                                                                           nach wie vor sehr wichtig. Der neu eingerichtete
                                                                                                           bundesweite Gedenktag für die Opfer der natio-
                                                                                                           nalsozialistischen Gewaltherrschaft am 27. Janu-
                                                                                                           ar ist jährlich Anlass, diese Stätte aufzusuchen.

                                                                                                           Überhaupt, Kultur wird weiter groß geschrieben
                                                                                                           im Wettinhain. Klänge verschiedenster Genre der
                                                                                                           Musik erschallten in den letzten Jahren. Nicht nur,
                                                                                                           dass der Männerchor 2006 hier sein 125jähriges
                                                                                                           Jubiläum beging. Johnny Cash tauchte mit „Ban-
                                                                                                           dana“ auf der Freilichtbühne auf und das Feeling
                                                                                                           des Dresdner Dixieland-Festival vermittelte die
                                                                                                           Freiberger Silverstone Band. „Rock am Turm“,
                                                                                                           auch dieses Jahr können Fans dies wieder erle-
                                                                                                           ben. Für Kenner der bildenden Kunst ist die Gale-
                                                                                                           rie im Turm längst kein Geheimtipp mehr. Äußerst
                                                                                                           bunt war das Programm aus Vernissagen und
                                                                                                           Ausstellungen, die die Kulturverantwortlichen der
                                                                                                           Stadt organisierten. Spontan fallen mir Darbietun-
                                                                                                           gen von Holzkunst, Malerei und Grafik durch die
                                                                                                           Künstler Rene Lämmel und Frithjof Hermann ein,
                                                                                                           die „Kunst der kleinen Steine“ von Ray Kunzmann
                                                                                                           oder die Ausstellung „Im Licht der Sonne“. Mehr
                                                                                                           für Naturfreunde war die Neuschaffung des bota-
    Eines unserer beiden „Kulturdenkmale Deutschlands“ im Hain: Der Taurasteinturm                         nischen Lehrpfades oder 2006 die Führung „Ra-
                                                                                                           sen, Rosen und Rabatten - Historische Gärten
                                                                           Quelle: Ralf Jerke Fotodesign   und Parks“.
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Burgstädter Anzeiger - Stadt Burgstädt
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Burgstädter Anzeiger                                            SONDERAUSGABE                                                              17. Juni 2019

Eines unserer beiden „Kulturdenkmale Deutschlands“ im Hain: Die Triangulationssäule
                                                                                                                             Quelle: Ralf Jerke Fotodesign

Auch dieses Jahr wird eine Ausstellung zu Ehren     fentlich geküsst! Konkret am 7. April 2018 wurde     offenen Denkmals auf dem Turmplateau wieder im
des 130jährigen Jubiläums des Wettinhains statt-    eine neue Anlage „wach geküsst“: Das Fühl BAR-       September... oder...oder...oder.
finden.                                             FUSS Erlebnis. Der Mitteldeutsche Rundfunk
                                                    schickte Burgstädts Bürgerpark im „Frühlingser-      Sie ist in Erfüllung gegangen, die Vision des jun-
Nicht zu kurz gekommen sind unsere Kinder! Un-      wachen“ in einen kulturellen Städtewettkampf ge-     gen Dr. Böhmert von 1889! Wir dürfen uns als sei-
ter vier Ideen zur Neugestaltung des Spielplatzes   gen Meuselwitz in Thüringen und Jessen in Sach-      ne „Urenkel“ betrachten. Und der von ihm ge-
haben kompetente Leute die richtige ausgewählt,     sen/Anhalt. Zwar konnten wir die Prämie von          schaute „Ort für Erholung und Spiel“ ist überdies
jene der Brand-Erbisdorfer Firma mit dem Motto      4.444 Euro nicht abräumen, aber eindrucksvoll        zu einem millionenschweren Schatz geworden:
„Der Schatz am Taurastein“. Der neue Abenteuer-     zeigten die Burgstädter mit der Schaffung dieses     Unsere „Immobilie“ Wettinhain mit seinem be-
spielplatz, am Kindertag 2016 eingeweiht, ist zum   Nachfolgers des 2005 mit 17 Stationen errichte-      rühmten Turm! Unser aller Schatz. Hüten und be-
beliebten Treffpunkt für die Kids geworden. Dass    ten Barfußweges ihr Engagement und Können.           wahren wir ihn! Sein Wert wird weiter steigen. Gei-
ihr Herz für Kinder am rechten Fleck ist, zeigten   Die neue Anlage ist nicht nur etwas zur Fußsoh-      zen wir nicht mit Ideen zu seiner weiter ausgewo-
viele Spender, unter ihnen Burgstädter Gewerbe-     lenmassage, sondern auch ein echter Hingucker!       genen und noch besseren Nutzung! Möge der
treibende, für dieses Projekt. Sogar „Fanta“ war                                                         Wettinhain noch für unsere Kinder und Enkel, mit
dabei! Wie schon vor 100 Jahren: Der Wettinhain     Ja, es lohnt sich wirklich, unseren Wettinhain zu    denen wir heute vielleicht den Abenteuerspielplatz
lebt und gedeiht von der auch finanziellen Hin-     besuchen. Das merkt man so richtig, wenn es mal      aufsuchen, ein erstrebenswertes Ziel sein am 17.
wendung so vieler Freunde! Ebenso am Kindertag      nicht geht, wie dieses Jahr nach den Sturmschä-      Juni 2039, am 17. Juni 2054 oder gar zum 200.
zum 1. Juni gestalten die Stadt und andere Träger   den, als der Park gesperrt war. Ein Albtraum war     Jubiläum im Jahr 2089...
regelmäßig liebevoll vorbereitete Kinderfeste im    das! Zum Glück ist alles wieder behoben. Ich freue
Hain.                                               mich nun wieder auf meinen nächsten Spazier-
                                                    gang hier, auf das nächste Minigolf-Turnier mit      Dr. Wolfgang Scheffel
Auch wenn eine Bewerbung um die Ausrichtung         meinen Freunden und die nächste Besteigung des
der Landesgartenschau im Wettinhain 2012 nicht      Taurasteins mit meiner Dauereintrittskarte. Oder                                                           C
                                                                                                                                                               M
erfolgreich war, kam unser Park spätestens 2018     auf den nächsten open-air-Gottesdienst auf der                                                             Y
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in die „Landes-Schlagzeilen“. Es wurde hier öf-     Freilichtbühne oder auf das Treiben am Tag des

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    Burgstädter Anzeiger                                          SONDERAUSGABE                                                     17. Juni 2019

    Zwei Pracht-Objekte des heutigen Wettinhains: der Abenteuerspielplatz und das Fühl BAR-FUSS Erlebnis (per Drohne)
                                                                                                                        Quelle: Ralf Jerke Fotodesign

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Erinnerungen an die 130 Jahre Wettinhain von Burgstädter Bürgerinnen und Bürgern

Erinnerungen von René Irmscher:                                                                                Eine Geschichte von Annette Richter:
Der Wettinhain war unser großer Spielplatz. Als kleine Kinder verbrachten wir hier oft Zeit mit meinen El-     Die Geschichte soll auch an Menschen
tern, Geschwistern oder der Oma. Später dann, als Schulkinder, war keine Ecke vor uns Jungs sicher:            erinnern, die völlig unscheinbar gewirkt
Klettern auf Bäumen und Felsen, Radfahren, Versteckspielen. Der „Wettscher“ war dafür der perfekte             haben.
Abenteuerspielplatz. Im Winter musste dann die Teufelsbahn für ständig neue Geschwindigkeitsrekord-
versuche auf unseren Schlitten herhalten. Später, so mit 10-11 Jahren, war Schlittenfahren uncool und          Der Mann im Turm
es ging auf Skiern meist vorn, neben der Treppe am Turm oder im hinteren Bereich, Richtung Hänflings-          Sie hüpfen, lachen und spielen um einen
berg, halsbrecherisch die Hügel hinab. Außer kleineren Blessuren haben wir auch diese wilden Zeiten            Mann herum, der kaum lächelt.
gut überstanden.                                                                                               Er sitzt gebeugt an einem Tisch und kommt
                                                                                                               ihnen sehr alt vor. Er trägt einen dunklen
Obwohl der Taurasteinturm zu DDR-Zeiten ziemlich vernachlässigt wurde, bleiben mir trotzdem Erinne-            Hut und einen Mantel, der ihn nicht zu wär-
rungen an dieses imposante Bauwerk. Wir bestiegen ihn damals als Kinder, sicher anlässlich eines Park-         men scheint.
festes. Auf der ersten Ebene gab es das „Turmcafé“ und es war etwas ganz Besonderes, dort etwas zu             Seine Brille mit den dicken Gläsern passt
trinken und zu essen. Vorher musste man sich durch den damals etwas gruselig (da ziemlich dunkel an-           nicht zu seinem schmalen Gesicht. Die
mutenden) Eingangsbereich trauen. Dort stand das Modell vom hölzernen Vorgänger, welches sich heu-             Mädchen kennen ihn schon lange. Sie le-
te im Stadtmuseum befindet und auch interessant anzusehen ist.                                                 gen jede ein Zehnpfennigstück vor ihm hin.
Nach der Stärkung ging es an den Aufstieg zur Aussichtsplattform, durch das immer enger werdende               Die Großmutter hatte Groschen dazu ge-
Treppenhaus, mit Blick durch ein schmales Fenster auf den Wasserbehälter. Oben wurde man erst ein-             sagt. Er betastet das Geld und legt es in ein
mal ordentlich durchgepustet. Ja und dann war das Problem: Die Beine so kurz, die Brüstung zu hoch.            Kästchen. Dort liegen, fein sortiert, noch
Mein Vater musste irgendwie drei Kinder in die passende Reihenfolge bringen, jedes wollte zuerst hoch-         andere Geldstücke.
gehoben sein, um endlich den Ausblick genießen zu können.                                                      Er gibt den Kindern ein kleines Stück Pa-
                                                                                                               pier. Es sind Eintrittskarten. Sie wissen es,
„Grünes Licht für Burgstädt“, eine Show mit Musik und verschiedenen Aufführungen auf der Freilicht-            aber sie können noch nicht lesen. Schnell
bühne, gehörte während der Parkfeste zu DDR- Zeiten zum Pflichtprogramm, wenn man sein Taschen-                erstürmen sie Windungen des Turmes. Sei-
geld auf dem Rummel durchgebracht hatte. Ein Eis am Stiel, damals etwas gaaanz Besonderes, eine Li-            nes Turmes. Ihre Puppen tragen sie wie ei-
mo oder vielleicht ‘ne Roster in der Hand genügten, um damit gewappnet dem Ganzen zu folgen. Ir-               gene Kinder auf den Armen. Die Puppen-
gendwann durften wir dann auch ins Freilichtkino. Mit Decke unterm Arm galt es zunächst, sich die bes-         wagen stehen hinter der großen Eingangs-
ten Plätze zu sichern. Man war mit 16/17 Jahren wirklich cool, abends da zu sitzen, vielleicht mit Alkohol     tür des Turmes.
und die qualmenden Kumpel um sich rum. Der Film war eigentlich nicht so wichtig.                               Fast wöchentlich kommen sie von Taura
                                                                                                               hierher. Große Bilder mit schwarzen Rah-
Auch an den Spielplatz habe ich noch meine Erinnerungen: Als ich noch auf Spielplätzen rumturnte, und          men hängen auf den Etagen des Turmes.
das ist nun rund vierzig Jahre her, gab es hier eine Wippe, die auf Reifen auflag, einen Kletterpilz und ein   Sie erzählen vom Taurastein, dessen Fel-
paar Reckstangen. Bunt angemalt, aber schon ziemlich verblasst und wenig aufregend. Aber das ge-               sen, Schätzen und heimlichen Bewohnern.
nügte trotzdem! Dann „nach der Wende“ bekam auch der Spielplatz mehrmals ein neues Gesicht. Mitt-              An dunklen Tagen bekommen sie eine
lerweile, größtenteils durch eine Gewinnaktion eines großen Getränkeherstellers finanziert, ist er zu dem      angsterweckende Ausstrahlung. Dann ren-
geworden, was Kinder heute brauchen: Viele Möglichkeiten zum Toben, gesichert durch                            nen die Mädchen die Treppe ganz schnell
Fallmatten/Sand. Neidisch könnte man da schon sein…                                                            wieder herunter. Aber meistens steigen sie
                                                                                                               bis zur Aussichtsplattform, auf der sie
Und der „große und kleine untere Teich“, wie wir als Kinder sagten. Was fällt mir dazu ein? Zunächst der       nichts sehen können. Sie sind noch zu klein
große Springbrunnen. Die Enten. Die weißen Schwäne, die immer wild fauchten, wenn man ihrem Nach-              und der Wind fegt sie fast um. Aber es ist
wuchs zu nahe kam. Aber vor allem Schlittschuhlaufen (oder Gleitschuh- oder nur Schuh) im Winter! Ja,          ein riesiges Abenteuer.
die waren im Winter zugefroren, die Teiche! Es war richtig kalt! Und wenn man nicht aufpasste, trug einen      Wenn sie abwärts steigen, raten sie immer,
das Eis noch nicht. Auch das war kalt, ich hab’s damals getestet…                                              wann sie bei dem alten Mann endlich an-
                                                                                                               kommen.
Triangulationssäule und Naturbühne/Waldbühne: Hierzu kann ich nur wenig Erinnerungen teilen. Es war            Manchmal wartet er schon auf sie. Er hat
unser Kletterfelsen, oben drauf die „Storchenesse“, unten die „Bärenhöhle“, die angeblich der Eingang          immer, in all den Jahren, nie gesagt, dass
zum Geheimweg auf die Rochsburg(!) war. Kinder haben oftmals wunderbare Fantasien. Toben, Klettern             die Öffnungszeit schon vorbei war. Seine
und einige Dummheiten, machten wir da. Genau wie andere Kinder eben auch.                                      Frau stand neben ihm, um ihn abzuholen
                                                                                                               und schloss mit ihm gemeinsam ab.
Noch erwähnen möchte ich außerdem: Blutende Knie, Löcher im Fahrradschlauch, „Spitzensalat“ an
                                                                                                               Fest bei ihr eingehakt, lief er mit ihr über die
den Schneeschuhen meines besten Freundes, der Schulcrosslauf, die Querfeldein-Radrennen, beim
                                                                                                               Taurasteinstraße nach Hause. Er war blind.
Aufbau des Rummels stundenlang zuschauen und für kleine Hilfsarbeiten Freifahrkarten erhalten, Bock-
                                                                                                               Sein Arbeitsplatz war der Turm, seine Woh-
wurst und Cola am „Strandcafé“ (mit dem stinkendem Klo), eigene „Radrennen“ um den Teich, …
                                                                                                               nung auf der Arthur-Beil-Straße in Taura.
                                                                                                               Die Mädchen wurden größer. Die Puppen
Ach, es war schon ein ganz besonderer Platz zum Aufwachsen. Glücklicherweise gehört der „Wett-
                                                                                                               wurden weggesteckt und die Besucher im
scher“ auch jetzt noch zu meinem Leben, und das, mit all seinen bekannten Ecken und den damit ver-
                                                                                                               Turm blieben aus.
bundenen Erinnerungen und unvergesslichen Momenten. Ich wünsche mir für ihn und für uns Burgstäd-
                                                                                                               Ob Herr Schuster noch lange auf sie gewar-
ter, dass er weiterhin gut erhalten und vorangebracht wird.
                                                                                                               tet hat?
                                                                                                               Einige Jahre blieb der Turm für Besucher
                                                                                                               geschlossen.
Erinnerungen von Birgit Gröber:                                                                                40 Jahre später hat eines der Mädchen
Auch ich kann mich an eine Erzählung über den „Wettinhain von damals“ erinnern.                                symbolisch zwei Stufen des Turmes erwor-
Meine Oma, geboren 1911, berichtete, dass es im Wettinhain ein lebendes Schachspiel gab. Den ge-               ben.
nauen Standort weiß ich allerdings nicht mehr. Ich nehme an auf der großen Wiese. Dort war ein großes          Eine Stufe schenkte sie ihrem Sohn, der
Schachbrett auf dem Boden aus Stein aufgebracht und dann fungierten Menschen als Schachfiguren.                nun lebenslänglich kostenlos ihren Turm
Meine Oma war dabei die weiße Dame.                                                                            besteigen darf.
Es fanden damals vor dem Krieg regelmäßig Spiele mit Publikum statt. Auch mein Opa war bei den                 Die andere Stufe erinnert an ihre Mutter in
Spielen als eine Figur dabei. In meiner Kindheit (Ich bin Geburtsjahr 1955) gab es dieses Schachbrett          den USA. Deren Schulweg führte einige
noch. Allerdings schon verwildert.                                                                             Jahre von Taura nach Burgstädt, immer am
Vielleicht kann sich daran noch jemand erinnern?                                                               Turm vorbei.
                                                                                                                                                                  C
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    Burgstädter Anzeiger                                             SONDERAUSGABE                                                                 17. Juni 2019

     Erinnerungen von Konrad Schmidt:                                               büchst. Sicher hat auch die Polizei die Suche aufgenommen, aber wir taten
     Ja, ich kann mich an das Heimatfest in Burgstädt 1954 und das damit ver-       es auf eigene Faust ebenfalls. Alle, die in der Nähe des Hains (ja mittlerweile
     bundene Wettinhainfest noch schwach erinnern. Bildlich vor mir ist noch die    offiziell Karl-Liebknecht-Hain) wohnten, durchkämmten die Rhododendron-
     große Festwiese mit Rutsche, Riesenrad, Losbude und Würstchenstand.            Gebüsche oder die damals noch dichten Buchenhecken des „Märchenwal-
     Die Wiener vom Kluge-Fleischer waren eine absolute Delikatesse. Noch in        des“. Wir suchten in der kleinen Höhle und im Toilettenhäuschen genauso
     Erinnerung ist mir die farbige Illumination an den Wegen, die mit eintreten-   wie zwischen den Felsen. Es war interessant und aufregend. Gefunden ha-
     der Dunkelheit dem Park ein besonderes Gepräge verlieh. Beim letzten           ben wir ihn nicht. Irgendwie ist er wieder aufgetaucht. S. R. ist dann nach
     Stadtfest fühlte ich mich beim abendlichen Gang durch die Rathausgasse         Limbach verzogen, aber nicht mal zu Klassentreffen können wir ihn hochle-
     wieder in die Kindheit versetzt, denn genau diese bunten Lampen gab es         ben lassen, wir haben keinen Kontakt mehr.
     damals im Wettinhain.
                                                                                    Natürlich darf die Turmbesteigung in den Erinnerungen nicht fehlen. Mit
     Später wurde der Wettinhain für mich zum Ort des Wintersports. Beim Eis-       dem Großvater oder den Freunden Frank und Albrecht wurden die unend-
     laufen hab ich leider nur zugucken müssen, weil entweder keine Schlitt-        lich vielen Stufen erklommen, um dann die Tür aufzudrücken und in luftiger
     schuhe oder keine passenden derben Schuhe zum Befestigen der Kufen             Höhe sich den Wind um die Nase blasen zu lassen. Die Aussicht hat damals
     vorhanden waren. Aber Rodeln war schon von klein auf angesagt. Anfangs         genauso gut wie heute, sodass sich die Mühe gelohnt hatte. Wenn wir heu-
     an einem kleinen, heute vollkommen unscheinbar erscheinenden Hang              te nach dem Kraftwerk Lippendorf bei Leipzig mühelos Ausschau halten,
     oberhalb des Teiches, dort wo aktuell der Barfußbereich angelegt wurde.        war früher das Völkerschlachtdenkmal das absolute Ziel. Ja, bei guter Sicht
     Etwas größer und waghalsiger geworden ging es hinter zur „Fliegerwiese“.       hab ich es wirklich gesehen.
     Wenn diese auch eher den Skifahrern vorbehalten war, an der Seite gab es
     ein steileres Stück für die Schlittenfahrer. Natürlich wechselten wir dann     Was wäre der Wettinhain ohne seine Teichanlage?
     auch zur Teufelsbahn! Heute sind an diesem Hang einige Stellen (Querwe-        Wie schon erwähnt im Winter zum Eislaufen, aber im Sommer zur Karpfen-
     ge) entschärft und nur im Winter bei vereister Piste kann man sich vorstel-    zucht. Das Erlebnis Gondelfahrt kenne auch ich nur aus dem kollektiven
     len, dass wir damals mächtigen Spaß hatten. Zumindest bergab, denn dann        Gedächtnis, d.h. aus den Erzählungen meines Vaters. Der ist im Übermut
     musste man vom unteren Rand der Festwiese den Schlitten wieder nach            voll bekleidet vom Boot ins Wasser gesprungen und wäre fast im Schlamm
     oben ziehen und sich anstellen.                                                stecken geblieben. Die Wette zwar gewonnen, ist er dann triefend nass und
                                                                                    von allen belächelt nach Hause gelaufen. Auch die Karpfenzucht gibt es
     Die „Fliegerwiese“ war auch im Sommer interessant. Denn dort begann die        nicht mehr, obwohl ein Schild „Angeln verboten“ auf Fischbesatz hindeutet.
     GST (Gesellschaft für Sport und Technik) Sektion Segelflug mit ihren sport-    Wir konnten von der Brücke aus die kräftigen Tiere im Wasser hin und her
     lichen Aktivitäten. Die Segler wurden von den Sportlern per Seil den Hang      schwimmen sehen. Damals waren beide Teichhälften noch verbunden.
     hinuntergezogen, bis sie dann zum Gleitflug übergingen. Nach erfolgreicher     Wenn wir Brotstücke mithatten, schnappten die Fische begierig nach den
     Landung kam das, was wir uns heute kaum noch vorstellen können: Die            Happen. Füttern war nicht verboten und die Tiere wurden sogar mit Getrei-
     Muskelkraft und Anstrengung. Die Flugzeuge, wenn es auch Leichtbau war,        deschrot und gekochten Kartoffeln gemästet. Dann kam im Herbst das all-
     mussten den Hang wieder hinaufgezogen werden. Noch interessanter wur-          seits beliebte Schauspiel des Abfischens. Die Teichanlage wurde bis auf ei-
     de es dann als hinter dem Wettinhain auf Tauraer Flur die Segler mittels Mo-   ne Senke abgelassen. Aus dieser wurden dann die Karpfen mit dem Ke-
     torwinde bzw. Motorflugzeug nach oben gezogen wurden. Vom kleinen              scher abgefischt und in große, auf Lastkraftwagen befindliche Wassertanks
     Bruder des Taurasteinturms, vom Gustav-Winkler-Felsen konnte man das           verfrachtet. Ein grandioses Schauspiel für uns Kinder. Und wir entdeckten
     gut beobachten. Die heutige Schießsportanlage, die einst als Reithalle ge-     dann im Schlamm noch Schnecken und sogar Krebse. Auch gab es auf
     baut wurde, diente damals als Hangar für die Segler.                           dem Teich immer Enten und viele Jahre lang sogar ein Schwanenpaar. Man
                                                                                    konnte ihre Brut beobachten, doch wenn dann die Jungen geschlüpft wa-
     Auch war der Park mit seinen Gebüschen und Felsen in meiner Schulzeit          ren, musste man eher Abstand zu den Elterntieren halten.
     ein beliebter Platz für Geländespiele, ob nun als „Schnipseljagd“ oder spä-
     ter mit Karte und Kompass. Einmal haben wir sogar nach einem Mitschüler        Ja, so war in unserem Park eigentlich immer etwas los und ich denke, dass
     gesucht. D.h. in unserer Grundschulzeit war ein Klassenkamerad ausge-          vielen Burgstädtern auch noch mehr ins Gedächtnis zurückkommt.

    Dankeschön des Bürgermeisters

                                          Liebe Burgstädterinnen und liebe Burgstädter,
                                          liebe Mitglieder der AG Wettinhain,

                                          seit 2018 planen engagierte Burgstädter Bürgerinnen und Bürger sowie zahlreiche Mitglieder der Stadtverwaltung das
                                          130-jährige Jubiläum unseres Wettinhains. Ganz bewusst haben wir uns dafür entschieden, dieses Jubiläum nicht nur
                                          einmal zu feiern, sondern eine ganze Reihe von Veranstaltungen zu Ehren unseres „Wettschers“ durchzuführen.

                                          Unter anderem ist dabei auch der Gedanke entstanden, eine Sonderausgabe des Burgstädter Anzeigers am Tag des
                                          130. Geburtstages zu veröffentlichen.

                                          Vor allem Herr Dr. Wolfgang Scheffel hat zum Gelingen dieser Sonderausgabe beigetragen. Durch seine intensive Re-
                                          cherche in der Geschichte des Wettinhains, das Lesen in alten Chroniken und Festschriften und dem Verfassen von ei-
                                          genen Texten hat er die Sonderausgabe mit interessanten Inhalten füllen können. Für diese enorme Einsatzbereit-
                                          schaft, die hohe Motivation und die hervorragende Zusammenarbeit danke ich ihm ganz herzlich. Er hat eindrucksvoll
                                          bewiesen, welche Bedeutung und welchen Stellenwert das Ehrenamt und damit freiwilliger und unentgeltlicher Einsatz
                                          für unsere Stadt hat. In diesem Zusammenhang danke ich auch seiner Familie, die in den letzten Wochen viel auf ihn
                                          verzichten musste.

    Aber auch bei allen Mitgliedern der AG Wettinhain bedanke ich mich in diesem Rahmen nochmals herzlich. Ohne Ihr Engagement und Tatendrang konnten die
    zahlreichen Ideen zur Feier des 130-jährigen Jubiläums weder geplant und organisiert, noch umgesetzt werden. Ebenfalls gilt mein Dank Ihnen, den Bürgerin-
    nen und Bürgern von Burgstädt. Sie haben mit Ihren zugesendeten Geschichten ebenfalls vielfach Ihre Hilfe und Unterstützung bei der Erstellung dieser Son-
    derausgabe geleistet und somit dazu beigetragen, dass wir als Leser der Sonderausgabe an Ihren persönlichen Erinnerungen teilhaben dürfen. Mein herzli-
    ches „Dankeschön“ dafür!
    Für mich ist es stets eine Freude zu sehen, wie wir als Burgstädter zusammen halten und große Vorhaben gemeinsam anpacken. Das macht mir Mut, auch
    den zukünftigen Aufgaben, die sich uns stellen, gemeinsam und mit Zuversicht zu begegnen.

    Ihr Bürgermeister
    Lars Naumann
C
M
                                                                                                                                                                 13
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