Camino - 2023 Caritas-Kinderheim gGmbH Rheine

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Camino - 2023 Caritas-Kinderheim gGmbH Rheine
2023                               Caritas-Kinderheim gGmbH
                                               Rheine

 Camino
  Zeitschrift der Caritas-Kinderheim Gesellschaft                     März 2023

                                            Als Caritas der
                                            Kirchenkrise
Wisst ihr was                               vielfältig begegnen
ein Segens-
bändchen ist?
                5                                            15

                                                                  Endlich konnte
                                                                  wieder gefeiert
                    Heimat auf Zeit!                              werden

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Camino - 2023 Caritas-Kinderheim gGmbH Rheine
Halloween oder Karneval?
                                                                                                                       Wenn die Uhr zwölf schlägt, kommen nicht nur die Geister …
    Liebe Leserinnen und Leser,                                                                                        Auch Vampire, Hexen und Monster lassen den ein oder anderen vor Grusel
                                                                                                                       erschaudern. Die Wohngruppe Lilienthal ist keine Ausnahme gewesen. Ein Tag
                                                                                                                       voller gruseliger Verkleidungen, schauriger Snacks und Schminken der furcht-
      die Welt dreht sich unaufhörlich und im Dschungel der digitalen Nachrichtenfluten löst eine                      erregendsten Motive.
      Hiobsbotschaft die andere ab.
                                                                                                                                                         Abgerundet wurde der Tag mit einem Horror-
      In der Sorge um das Wohl junger Menschen mit besonderen Bedarfen ist es existentiell, nicht                                                        Buffet und dem anschließenden „um die
      nur auf die großen und kleinen Krisen dieser Welt zu schauen und gegebenenfalls darauf zu                                                          Häuser ziehen.“
      reagieren, sondern das in den Vordergrund zu rücken, was die eigentliche Arbeit ausmacht.
                                                                                                                                                         Alles in allem war es ein super schöner
      Das Caritas-Kinder-und Jugendheim ist eine heilpädagogische Jugendhilfeeinrichtung, die                                                            und gruseliger Tag! Und sich ein biss-
      den heilpädagogischen Schwerpunkt nicht nur im Titel trägt, sondern in der Haltung der                                                             chen zu gruseln, macht ja auch Spaß!
      Mitarbeitenden und in der Methodenvielfalt widerspiegeln will.
      Alle PädagogInnen, TherapeutInnen sowie die Fachkräfte in Verwaltung, Haustechnik und
      Hauswirtschaft, tauschen sich regelmäßig darüber aus, wie sie in ihrem Tätigkeitsfeld ihren
      Beitrag für die „heilende Pädagogik“ verstehen und anlegen. Das ist notwendig, denn eine
      erfolgreiche Jugendhilfe funktioniert nur als Teamarbeit.
      Im Alltag unterscheiden die jungen Menschen nicht zwischen Pädagogik und handwerklichen
      Tätigkeiten, sondern sie nehmen vertraute Menschen wahr, die sich um sie kümmern, mit
      denen Absprachen getroffen werden, oder die in die Gruppe kommen, um einen Stuhl zu
                                                                                                                       Bunt ist unsere Lieblingsfarbe - nicht nur zum Karneval!
      reparieren oder sich um die große Wäsche kümmern.
      „Schuster bleib bei deinen Leisten“, daher wird ein Mitarbeiter des haustechnischen Dienstes                     Helau – hieß es am Rosenmontag bei ausgelassener Stimmung in der Tagesgruppe. Mit Feuerwehrmann Sam,
      nicht die Betreuung eines Kindes übernehmen oder für Gespräche zur Überwindung von                               Super Mario, Disco Girl, Fußballer und Mini Maus ging es an dem Tag in das TaZ, um ausgelassen eine Karnevals-
      traumatischen Erlebnissen zur Verfügung stehen. Gleichwohl wird er aber dem jungen Men-                          party zu veranstalten. Den Leitgedanken der Tagesgruppe „Bunt ist unsere Lieblingsfarbe“ konnte an dem Tag
      schen in zugewandter und verstehender Weise begegnen, obwohl vielleicht der zu reparie-                          mit den vielen verschiedenen Kostümen keiner mehr übersehen.
      rende Stuhl am Vortag durch diesen jungen Menschen zerstört wurde.                                               Bei leckeren Getränken und Hot-Dogs konnten die Kinder gestärkt
                                                                                                                       feiern. Stopptanz, die Reise nach Jerusalem, Luftballontanz und viele
      In diesem Jahr haben wir die „Qualitätsoffensive Heilpädagogik“ gestartet, um das Basis-
                                                                                                                       andere Spiele durften bei dem karnevalistischen Vormittag natürlich
      wissen aufzufrischen und in Projekten und Klausurtagungen zu vertiefen.
                                                                                                                       nicht fehlen und hoben die Stimmung. Ein Highlight war die schon fast
      Der Artikel „Stärke durch Beziehung“ in dieser Camino Ausgabe geht eindrucksvoll auf                             traditionelle Karnevalspolonaise durch die verschiedenen Bereiche des
      diesen besonderen Aspekt des heilpädagogischen Handelns ein.                                                     Caritas-Kinder- und Jugendheimes, bei der fleißig Kamelle geworfen
      Viel Spaß bei der Lektüre.                                                                                       und ein Lächeln in die Gesichter gezaubert wurde.
                                                                                                                       Anschließend wurden die Kinder passend zum großen Karnevalsumzug
                                                                                                                       in Rheine nach Hause gebracht, um dort am Straßenrand Kamelle zu
      Ihr                                                                                                              sammeln und ihre Kostüme noch einmal präsentieren zu können.
                                                                                                                       Feiern können die Kinder und Jugendlichen aus der Tagesgruppe
                                                                                                                       in jedem Fall!

      Winfried Hülsbusch

      Geschäftsführer
      Caritas-Kinderheim gGmbH
      Heimleiter                                                                                                                                                                                   Weiberfastnacht

                                                                                                                                                                                                   Mehr als 50 Mitarbeiterinnen versammelten sich
                                                                                                                                                                                                   pünktlich um 11:11 Uhr in der Kaffee-Bar und im
                                                                                                                                                                                                   Prisma, um endlich wieder Weiberkarneval zu feiern.
                                                                                                                                                                                                   HELAU!

2                                                                                           Caritas-Kinderheim gGmbH   Camino 03/2023 | caritas-kinderheim-rheine.de                                                                                     3
Camino - 2023 Caritas-Kinderheim gGmbH Rheine
„Am Aschermittwoch ist alles vorbei …“                                                                                  Wisst ihr was ein Segensbändchen ist?
    … sang der Kölner Karnevalist Jupp Schmitz bereits 1978 und es wurde zum                                                Es ist schon Tradition bei uns im Caritas-Kinder- und Jugendheim zu Beginn der
    „Geflügelten Wort“ bis heute.                                                                                           Fastenzeit Segensbändchen an die Früh- oder Spätschicht-Teilnehmerinnen und
                                                                                                                            Teilnehmer zu verschenken.
    Ist wirklich alles vorbei am Aschermittwoch? Im Lied heißt es weiter: „Trinkt auf die
    Freude, denn heut ist heut, das was erfreut, hat noch nie gereut.“ Ist die Fastenzeit                                   In jedem Jahr gibt das Bischöfliche Hilfswerk Misereor ein Thema mit Materialien
    eine freudlose Zeit? Vermutlich war sie es früher einmal: auf Nahrung verzichten,                                       für die Fastenzeit heraus. Man kann sich daran halten oder auch nicht. Man kann
    beten, besinnen und Buße tun. Und dann können 7 Wochen ganz schön lang                                                  einzelne Elemente daraus verwenden oder komplette Gottesdienste übernehmen, für
    werden.                                                                                                                 Kinder, für Jugendliche, für Erwachsene.
    Mittlerweile hat die katholische Kirche ihre Regeln gelockert. Die Fastenzeit wird                                      Und in jedem Jahr gibt es sie, die Segensbändchen zu bestellen. Es gibt sie in uni, hell- oder
    auch „österliche Bußzeit“ genannt. Die katholischen deutschen Bischöfe sehen                                            dunkelgrün, orange oder gelb und in Regenbogenfarben mit unterschiedlichen Aufdrucken.
    den Sinn der Fastenzeit darin, sich selbst und seinen Lebensstil „so zu ändern,                                         Wir haben bereits eine ganze Sammlung von „Reststücken“, die wir jedoch immer auch weiter
    dass durch Besinnung und Gebet, heilsamen Verzicht und neue Sorge füreinan-                                             verteilen, bei Mitarbeitergottesdiensten, zu religiösen Impulsen u.a.
    der“ Christus wieder mehr Raum im Leben gewinnen kann. Traditionell soll auch
                                                                                                                            Aber nun möchtet ihr endlich wissen, was genau ein Segensbändchen ist. Also, wie der Name schon sagt, geht es
    weiterhin am Aschermittwoch und an allen Freitagen auf fleischhaltige Lebensmittel
                                                                                                                            um den Segen und zwar den Segen Gottes. Auf jedem Bändchen steht ein Segensspruch, der zur Veränderung
    verzichtet werden. Die Bistümer, Gemeinden und Verbände sind kreativ gewor-
                                                                                                                            und zum Handeln auffordert. Im vergangenen und in diesem Jahr lautet er: Gott segne dich: Deine Ideen für eine
    den, wenn es um die Gestaltung der 40-tägigen Fastenzeit geht: Es gibt spirituelle
                                                                                                                            gerechte Welt, deinen Beitrag für ein friedliches Miteinander und deinen Einsatz für die Bewahrung der Schöpfung.
    Angebote, Autofasten, Plastikfasten oder gemeinschaftlichen Verzicht auf WhatsApp, Facebook u. Co. Die zentrale
    Fastenaktion wird in jedem Jahr vom Entwicklungshilfswerk Misereor organisiert, dass zu Spenden für Drittländer         Ein Bändchen ist ungefähr 50 - 60 cm lang und 0,5 cm breit. Man bindet es sich gegenseitig mehrmals um das
    und zu einem Überdenken des eigenen Lebensstils aufruft.                                                                Handgelenk und macht drei Knoten hinein. Dabei darf man sich etwas wünschen. Bei jedem Knoten wiederholt
                                                                                                                            man den Wunsch in Gedanken. Man darf den Wunsch natürlich niemanden sagen, denn sonst geht er nicht in
                                                           Heute ist die Fastenzeit für viele kein „Muss“ mehr, sondern
                                                                                                                            Erfüllung. Einige Menschen tragen die Bändchen so lange, bis sie von selbst abfallen, andere nur während der
                                                           eine Zeit, in der sie „freiwillig“ auf etwas verzichten können
                                                                                                                            Fastenzeit. Im vergangenen Jahr haben es sich erstmalig auch einige ums Fußgelenk gebunden - das geht auch!
                                                           – Süßigkeiten, Fleisch, Fernsehen / Medien, Genussmittel
                                                           stehen bei vielen Menschen ganz weit oben auf der Beliebt-       Die Idee des Segensbändchens kommt übrigens aus Brasilien. Segnen bedeutet: Gutes zusagen.
                                                           heitsskala. Auch wenn heute nur noch wenige fasten, um           Mit dem Segensbändchen sagen wir: Gott gibt dir Kraft und Mut für dein Leben.
                                                           ihren Glauben zu stärken, so nutzen sie die Fastenzeit zur
                                                           Neuausrichtung, Überdenken der Gewohnheiten und Ange-
                                                           wohnheiten, um sich so auf Ostern vorzubereiten.
                                                           Und das versuchen auch wir im Caritas-Kinder- und Jugend-
                                                           heim. In diesem Jahr lautet das Thema: Wege durch die
                                                           Fastenzeit. Und unsere gemeinsamen Fastenzeit-Wege
                                                           beginnen genau an dem Tag, an dem im Lied von Jupp
                                                           Schmitz ja alles vorbei sein soll, also am Aschermittwoch.
    Wir sind uns jedoch ganz sicher: Am Aschermittwoch ist nicht alles vorbei!

                                          x Mittwoch, 22.02. | 16.30 Uhr | Spätschicht am Aschermittwoch
                                          x Mittwoch, 08.03. | 16.30 Uhr | Spätschicht                                                                                              Passend zum Spruch des Segensbändchens wurde eine Collage

                                          x Mittwoch, 15.03. | 08.00 Uhr | Gottesdienst für Mitarbeitende
                                                                                                                                                                                              erstellt und mit den Kindern und Jugendlichen in den
                                                                                                                                                                                                              Fastenzeit-Spätschichten thematisiert.

                                          x Mittwoch, 29.03. | 16.30 Uhr | Spätschicht

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Camino - 2023 Caritas-Kinderheim gGmbH Rheine
Stärke durch Beziehung
      „Heilpädagogik im Caritas-Kinder und Jugendheim ist wesentlich dadurch gekennzeichnet, dass die Mitarbei-               weise gehen, die auch äußerlich sichtbar wird, die veränderbar ist, die die Jugendliche früher noch nicht an den
      terinnen und Mitarbeiter den zu unterstützenden Menschen – egal welchen Alters – mit einer Grundhaltung von             Tag gelegt hat und die deshalb auch wieder verschwinden kann, und die wirklich von Bedeutung ist, weil sich die
      Respekt, Wertschätzung und Toleranz begegnen“, so unsere langjährige Kollegin Hildegard Pieper-Greiwe anläss-           Jugendliche damit selbst oder andere in Gefahr bringt.
                                                           lich Ihrer Verabschiedung in den Ruhestand im letzten Jahr
                                                                                                                              Das Team könnte sich in unserem Fall etwa entscheiden, nicht das Posten von sexualisierten Bildern anzuspre-
    Heilpädagogische Präsenz                               (Vgl. Camino 10/2022). Diese Grundhaltung wurde für sie
                                                                                                                              chen, sondern dass die Jugendliche die vereinbarten Zeiten nicht einhält, sich nicht bei uns meldet, wir sie nicht
                                                           dadurch konkret, dass Menschen „mit all ihren individuellen
    nach dem Konzept der                                   Merkmalen (Stärken, Schwächen, Verhaltensbesonderhei-
                                                                                                                              erreichen können und über weite Strecken des Tages und der Nacht nicht wissen, wo und mit wem sie sich
                                                                                                                              aufhält. Die Priorität darauf zu legen, macht durchaus Sinn. Denn diese Abgängigkeit und Unerreichbarkeit ist die
    „Neuen systemischen Autorität“                         ten) uneingeschränkt angenommen“ werden. Wie kann das
                                                           auch dann noch gelingen, wenn Kinder- und Jugendliche
                                                                                                                              größte Bedrohung für unsere Beziehung zu der Jugendlichen. Und sie ist damit die Stelle, an der die Jugendliche
                                                                                                                              anderen Einflüssen ausgesetzt ist, die ihr weniger wohlgesonnen sind. Und möglicherweise ist sie auch das Ein-
      durch extreme Verhaltensweisen sich selbst und andere in Gefahr bringen und für Regeln und Grenzen nicht mehr
                                                                                                                              fallstor anderer Verhaltensweisen, mit denen die Jugendliche sich selbst und andere schädigt.
      erreichbar sind, mit denen Pädagoginnen und Pädagogen versuchen, sie und andere zu schützen? Auch das ist
      eine heilpädagogische Frage, denn „Heilpädagogik ist Pädagogik für besonders schwierige Situationen“ (Winfried          Wir kündigen an, sie in ihrem Zimmer aufzusuchen und uns bei diesen freundlichen Besuchen für ihre Ideen zu
      Hülsbusch).                                                                                                             interessieren, wie sie das benannte Verhalten verändern kann und wie wir sie dabei unterstützen können. Und wir
                                                                                                                              tun es auch! Und wir bleiben 5-7 Minuten schweigend in ihrem Zimmer präsent. Wir kündigen an, sie an Orten auf-
      Seit vielen Jahren befassen wir uns im Caritas-Kinder und Jugendheim mit dem Konzept der sogenannten „Neuen
                                                                                                                              zusuchen, an denen wir sie vermuten. Und wir tun es auch! Wir kündigen an, Kontakt zu Peers aufzunehmen, die
      systemischen Autorität“ (Haim Omer, Arist von Schlippe) und haben im vergangenen Jahr dazu eine neue Qua-
                                                                                                                              wir kennen, ihnen unsere Sorge um die Jugendliche mitzuteilen und sie zu bitten, ihren Einfluss auf sie geltend zu
      litätsoffensive begonnen. Zwei Qualitätsoffensiven – neben dem für dieses Jahr angekündigten „Qualitätsdialog
                                                                                                                              machen, damit sie sich bei uns meldet. Und wir tun es auch! Und wir beziehen Menschen mit ein, an deren Wert-
      Heilpädagogik“ nun auch einen zur „Neuen systemischen Autorität“?
                                                                                                                              schätzung der Jugendlichen liegt, teilen unsere Sorge mit ihnen
      Mitnichten: Wir verstehen Letzteren, also das durchgängige Bemühen um Stärke durch Beziehung – nicht nur,               und bitten auch sie, die Jugendliche zu Verhaltensänderungen zu                     Wir üben uns in der Geduld
      aber eben auch in Krisensituationen – als integralen Teil unserer heilpädagogischen Praxis. Und so geht es auch         motivieren, z. B. durch eine Kurznachricht oder einen Anruf. Und
      bei der „Neuen systemischen Autorität“ um nichts anderes als um Heilpädagogik.                                          auch wenn die Jugendliche gestern schon wieder nicht erreich-
                                                                                                                                                                                                                         der kleinen Schritte
                                                                                                                              bar für uns war, lassen wir uns nicht davon abhalten, ihr heute den besonderen Nachtisch anzubieten, den sie am
      Doch bleiben wir skeptisch: Ist das wirklich so?
                                                                                                                              liebsten mag, und lassen uns nicht davon kränken, wenn sie ihn nicht annehmen möchte. Und wir werden nicht
      Unsere Praxis ist letztlich das Feld, auf dem sich diese Frage entscheidet. Also schauen wir in die Praxis: Wie         müde,
      reagieren wir, wenn z. B. eine 13jährige Jugendliche, die wir betreuen, immer wieder abgängig und für uns nicht         Beziehung zu suchen und anzubieten und daran zu glauben, dass Beziehung die Kraft haben wird, etwas zum
      erreichbar ist, sexualisierte Fotos in Halb- oder Nicht-Bekleidung von sich postet und wir Hinweise darauf haben,       Guten zu wandeln. Auch wenn wir nicht wissen können, wann und wie. Oder, um es noch einmal mit unserer
      dass sie damit den Erwartungen und dem Druck ihres Freundes folgt, den sie auf keinen Fall verlieren will – und         Kollegin Hildegard Pieper-Greiwe zu sagen: Wir üben uns in der „Geduld der kleinen Schritte, mit der Zusage,
      den sie uns natürlich nie vorgestellt hat?                                                                              ‚Es wird gut und ich bin bei dir‘, und mit einer enormen Kreativität im Kontakt mit den Mädchen und Jungen“ –
      Wir schreiben ihr einen Brief, in dem wir ihr mitteilen, dass sie uns wichtig ist und was wir an ihr besonders schät-   auch da, wo ihr Verhalten scheinbar hoffnungslos entgleist ist.
      zen. In dem wir das Verhalten möglichst einfach und konkret benennen, das uns in große Sorge versetzt. Und das          Martin Lemme und Bruno Körner beschreiben sechs Dimensionen der Präsenz in der Arbeit mit der „Neuen syste-
      wir nicht länger zulassen können. Weil es uns um sie geht und wir sie nicht aufgeben können. Weil uns unsere            mischen Autorität“1: Moralische Präsenz (Wir haben klare Überzeugungen, von denen wir uns nicht abbringen
      Beziehung zu ihr wichtig ist und wir um diese kämpfen wollen. Und was wir in nächster Zeit tun werden, in der           lassen, z. B. die der Gewaltlosigkeit), Intentionale Präsenz (Wir wissen, was wir mit unseren Interventionen errei-
      Hoffnung, wieder besser mit ihr in Kontakt zu kommen. Dabei machen wir deutlich, dass wir die Entscheidungen            chen wollen, z. B. stabilen Kontakt – und nicht Kontrolle oder Demütigung), Internale Präsenz (Wir folgen nicht
      der Jugendlichen unbedingt respektieren. Wir haben weder die Absicht, noch das Recht, noch die Macht, sie zu            unseren Affekten, sondern bemühen uns um Selbstkontrolle – Kontrollieren können wir nur uns selbst!), Pragma-
      kontrollieren oder sie zu Verhaltensänderungen zu zwingen. Und wir arbeiten an den Tendenzen, Impulsen und              tische Präsenz (Wir wissen, was wir bei Auseinandersetzungen konkret tun können, und haben auch Handlungs-
      Reflexen in uns selbst, die natürlich doch kontrollieren und zwingen wollen, und fassen den ernsthaften Entschluss,     alternativen, wenn die Situation es erfordert), Physische Präsenz (Wir verfeinern unsere Körperwahrnehmung und
      ihnen nicht länger zu folgen. Dabei unterstützen wir uns gegenseitig im Team und im Kontakt zu hilfreichen Kolle-       bemühen uns in unserer Mimik, Gestik und Haltung um Signale, die Sicherheit statt Bedrohung vermitteln) sowie
      ginnen und Kollegen im Gesamthaus.                                                                                      Soziale Präsenz (Wir handeln nicht allein und auf eigene Faust, sondern eingebunden in ein Team und einen Kreis
      Wir nehmen uns Zeit, im Team genau zu überlegen, welches Verhalten wir in diesem Brief ansprechen. Was muss             von Unterstützenden).
      sich unbedingt ändern, weil darin im Moment die größte Gefahr für die Jugendliche liegt? Während anderes nicht
      akzeptiert, aber erst später in den Blick genommen werden kann. Und wieder andere Auffälligkeiten zwar nicht
      gutgeheißen, aber toleriert werden können. Und, nie zu vergessen: Weil es immer auch Verhaltensweisen und
      Eigenschaften gibt, die gar nicht verändert werden sollen, weil wir sie schätzen und in unserem Brief gleich zu
      Beginn benennen.
      Was wir aber auf gar keinen Fall einfach laufen lassen können, sondern wogegen wir Widerstand leisten müssen,
      kann nur eine, können nur höchstens zwei Verhaltensweisen sein. Sonst würden wir uns und die Jugendliche
      zugleich überfordern, und der Boden für neuen Stress, Entfremdung und Eskalation wäre bereitet. Und es darf             1 Lemme, Martin/Körner, Bruno (2022): Die Kraft der Präsenz. Systemische Autorität in Haltung und Handlung. Heidelberg (Carl Auer
      an dieser Stelle keinen Raum geben für Irritation, Interpretation oder Ausweichen. Es muss um eine Verhaltens-          Systeme). Dies. (2019): Neue Autorität in Haltung und Handlung. Ein Leitfaden für Pädagogik und Beratung. Heidelberg (Carl Auer Systeme).

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Camino - 2023 Caritas-Kinderheim gGmbH Rheine
Über diese sechs Dimensionen von Präsenz verfügen wir nicht einfach. Sie müssen mit jedem und jeder Mitarbei-
      tenden und in jedem Team entwickelt, eingeübt und immer wieder neu geklärt, vereinbart und bewusst über- und                               Fachvortrag zu Täterstrategien
      eingenommen werden.
      Für diesen Prozess haben wir im Sommer letzten Jahres mit einem Fachtag des „Fachbereichs Wohngruppen“,                                    Zu einem weiteren Fachgespräch über den Kinderschutz in der Region lud
      also mit den Kolleginnen und Kollegen, die v. a. mit Jugendlichen arbeiten, einen neuen Anfang gemacht. Nach                               Christina Schulze-Föcking, MdL und stellv. Vorsitzende der CDU-Landtags-
      und nach sollen alle Systeme des Caritas-Kinder- und Jugendheims mit einbezogen werden.                                                    fraktion, in die Josefsschule auf dem Campus St. Josef ein.

      In der „Qualitätsoffensive Heilpädagogik“ sind wir ebenfalls in sechs Dimensionen unterwegs und klären in allen                            Die neue Aula war gut gefüllt, weitere Fachkräfte aus den unterschiedlichen
      Teams, was für uns Heilpädagogik 1. als Haltung, 2. im Unternehmen und Tun, 3. in der Kommunikation, 4. in der                             Diensten hatten sich per online zugeschaltet. Martin Janning, Psychologe des
      Gestaltung von Zeiten und Räumen, 5. im Umgang mit Körperlichkeit und 6. in der Versprachlichung unserer Pra-                              Caritas-Kinder- und Jugendheimes, referierte über
                                                              xis bedeutet. Die Nähe zu den sechs Dimensionen der Prä-                           Formen der Gewalt an Kindern und den Strategien der          „Bleiben Sie achtsam“
    Haltung der Kooperation, des                              senz in der „Neuen systemischen Autorität“ ist weder Zufall                        Täter.
                                                              noch künstlich gewollt. Vielmehr ergibt sie sich auf natürlich                     „Verletzungen und Verhaltensauffälligkeiten sehen und mutig ansprechen“, so
    Respekts und der Einfühlung                               Weise, verstehen wir doch diese Präsenz der „Neuen syste-                          der Tenor seiner Ausführungen, „sowie den Kindern gute Gründe unterstellen,
                                                              mischen Autorität“ als eine heilpädagogische Präsenz. Und                          auch wenn sie provozieren“. Verschiedene Fallbeispiele und Handlungsansätze
      wie in der Heilpädagogik insgesamt vertrauen wir in der „Neuen systemischen Präsenz“ darauf, dass es letztlich                             rundeten seinen Vortrag ab.
      korrigierende neue Beziehungs- und Bindungsangebote und -erfahrungen sind, die heilen („re-attachment“). Nicht
      die Autorität, die aus der „Stärke der Faust“, sondern die Autorität, die aus der „Stärke des Ankers“ erwächst, wie                        Rainer Rettinger, Geschäftsführer des Deutschen
      es Arist von Schlippe einmal bildlich gefasst hat2.                                                                                        Kindervereins e.V., ergänzte die Ausführungen mit
                                                                                                                                                 konkreten Beispielen von Verletzungsmustern im
      Das heißt aber auch: Wenn wir diese starke Präsenz auch in schwierigsten Situationen mit selbst- und fremdschä-                            Kontext von Missbrauchstaten.
      digenden Kindern und Jugendlichen passend entwickeln wollen, müssen wir sie auf allen Ebenen unserer Arbeit
      leben und pflegen: in den Kontakten zu den zu unterstützenden Menschen, in unserem kollegialen Miteinander,                                „Bleiben Sie achtsam“, so sein Schlussappell.
      in unserer Leitungs- und Führungskultur und in den Kooperationen mit anderen Einrichtungen und Fachdiensten.
      Dann sollte es zu einem Erkennungsmerkmal des Caritas-Kinder- und Jugendheims werden, dass wir uns in jeder
      Kommunikation darum bemühen von einer Haltung der Macht, der Kontrolle oder der Gleichgültigkeit zu einer Hal-
      tung der Kooperation, des Respekts und der Einfühlung überzugehen. Dann könnte die Mitarbeit im Caritas-Kin-
      der- und Jugendheim eine große Chance für Kolleginnen und Kollegen auf allen Ebenen bedeuten: eine Einladung,
      selbst als Persönlichkeit zu wachsen und stark zu werden – in der Stärke durch Beziehung.

      Eine starke Ausstrahlung auch für neue Fachkräfte, die bei uns mitwirken wollen?

      Justinus Jakobs, Mitarbeiter im Heilpädagogischen und Psychologischen Dienst

                                                                                                                                                 Es muss nicht immer die Papierform sein
                                                                                                                                                 Camino-Ausgaben im PDF-Format
                                                                                                                                                 Die Camino-Ausgaben können auch als PDF-Datei zur Verfügung
                                                                                                                                                 gestellt werden. Wer den Camino zukünftig auf dem Tablett, PC
                                                                                                                                                 oder dem Handy lesen möchte, möge bitte unter camino@caritas-
                                                                                                                                                 rheine.de seine Mailadresse mitteilen.
      2 Arist von Schlippe (2021): Elterncoaching und Elterliche Präsenz – einige systemische Überlegungen. Wissenschaftliche Jahrestagung der
      LAG für Erziehungsberatung, Lingen, 18.11.2021.

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Camino - 2023 Caritas-Kinderheim gGmbH Rheine
Jetzt wird’s wieder grün! – Pflanzaktion auf dem                                                                                        Statt Outdoor einmal Indoor Challenge
     Campus St. Josef                             Campus                                                               Bildung Kunst Natur
                                                                                                                                  Erleben

                                                                                                                St. Josef
                                                                                                                                    ®

     An einem noch nebeligen Morgen im Februar startete eine ge-                                                                                  Wish List
     meinsame Pflanzaktion von Förster Alexander Huesmann mit                                                                                                                       x   Spaß haben
     Bewohnern der Wohngemeinschaft für junge Erwachsene, Teilneh-
     mern der Jugend- und Kreativwerkstatt JoB, Bewohnern der WG                                                                                                                    x   im Bällebad schwimmen
     Neue Welt sowie Schülern der Josefsschule, auf dem Campus St.                                                                                                                  x   viele Süßigkeiten essen
     Josef in Wettringen.
                                                                                                                                                                                    x   den Eisberg erklimmen
     Mit Spaten, Lochbohrern und Fluchtstäben ausgerüstet begaben
     sich die 15 Teilnehmenden in den Wald und haben diesen mit ca.                                                                                                                 x   über sich selbst hinauswachsen
     200 noch zarten kleinen Bäumchen wieder aufgeforstet.                                                                                                                          x   Trampolinsprünge wagen
     Unter den fachkundigen Blicken des Försters wurden die jungen
     Eichen, Kirscharten und Esskastanien rund um die Angelteiche
                                                                                                                                                                                    x   Luftkissen Gerangel

     eingepflanzt und vor Wild geschützt.
     Die Jugendlichen und jungen Erwachsenen haben an diesem Vor-
     mittag tatkräftig mitgeholfen und einen tollen Beitrag zum Natur-
     schutz geliefert.

                                                                                                                                                                                             x   Gute Laune
                                                                                                                                                                                                                         Must haves
                            a u s  d e n                                                                                                                                                     x
                     Neues
                                                                                                                                                                                                 Verpflegung

                                                                                                                                                                                             x
                                   n!
                                                                                                                                                                                                 Durchhaltevermögen

                       G r u p p e                                                                                                                                                           x   Geduld

                                                                                                                                                                                             x   Muckis

                                                                                                                                                                                             x   Stoppersocken
                                                   „Die kleinen Klimaschützer“ –                                                                                                             x   Teamwork

                                                Das Klima-Projekt der Arche Lee                                                                                                              x   mutig sein

      In der Arche stand alles im Zeichen des Klimaschutzes. Doch was heißt das überhaupt? Damit beschäftigten sich
       die Kinder der Arche Lee, um ein besseres Verständnis davon zu erhalten, was es heißt, unsere schöne Erde am
     besten zu schützen. Dazu wurden gemeinsam mit den Kindern viele kleine Projekte durchgeführt. Zum Start wurde
                                                                                                                                                                                             x
                                                                                                                                                                                             x
                                                                                                                                                                                                 Hilfe annehmen können

                                                                                                                                                                                                 starke Nerven
                                                                                                                                                                                                                         KiJu
                                                                                                                                                                                                                         Runde Straße
                                                         der Unlandsee sowie der große Spielplatz bei einer großen Müll-
                                                        sammelaktion vom Müll befreit. Manch ein Kind konnte gar nicht
                                                             glauben, wie schnell und wie viel Müll einfach so in die Natur
                                                                                                                                                Stolze Finisher
                                                    geschmissen wird und sich dann anhäuft. Wie gut, dass wir so viele
                                                   fleißige Klimaschützer in der Gruppe haben. So war im Nu der große
                                                        Spielplatz sauber und die Schwäne vom Unlandsee konnten sich                            Fazit: Jede Menge Spaß an Herausforderung!
                                                    über saubere Ufer freuen. Als zweite Aktion wurden mit den Kindern
                                                     Plakate anlässlich des globalen Klimastreiks gebastelt. Sprüche wie
                                                   „Plastik sparen statt Fahren!“ oder „There is no Planet B!“ fanden auf                       Niemand weiß, was er kann,
                                                     diesen ihren Platz und wurden stolz im Foyer präsentiert. Damit die                        bevor er es versucht
                                                        Kinder auch verstehen, wofür sie da gerade protestieren, wurden
                                                                                                                                                (Publiilus Syrus)
                                                  ebenfalls Kinderbücher zum Thema Umweltschutz gelesen. So sollen
            bei den Kindern Ideen entstehen und gesammelt werden, was ein jeder Mensch tun kann, damit es unserer
                                                                               schönen Erde wieder besser gehen kann!

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Camino - 2023 Caritas-Kinderheim gGmbH Rheine
Auf dem Rücken des Friesen …                                                                                     Work-Life Balance und der Fachkräftemangel -
                                                                                                                         ein kurzes Plädoyer für den Schichtdienst
        Die pferdebegeisterten Mitarbeitenden der Stationären Familienarbeit
        finden immer wieder Mittel und Wege, um den Eltern und Kindern das
        Erlebnis „Pferd und Reiten“ zu ermöglichen. So war es auch Mitte                                                 Ich arbeite seit 18 Jahren in der Jugendhilfe. Gleich nach dem Studium ging es mit dem Schichtdienst los. Nun
                                                  Januar wieder soweit,                                                  bekommt man von allen Seiten mit, dass es einen Fachkräftemangel gibt, der sich insbesondere in der Jugendhilfe

     Reitangebot in der                           dass eine Mutter und ihr
                                                  5-jähriger Sohn Can an
                                                                                                                         auch mit dem Schichtdienst begründet. Die Work-Life-Balance scheint bei vielen zukünftigen Arbeitnehmern nicht
                                                                                                                         mehr mit dem Schichtdienst vereinbar.
     Stationären Familienarbeit                   einem Angebot teilnehmen
                                                                                                                         Ich dagegen liebe das Arbeiten im Schichtdienst. Ich habe unter der Woche mindestens zwei feste Vormittage,
                                                  konnten.                          Der Saftladen bietet wieder          die ich zur freien Verfügung nutzen kann. Ich kann Arzttermine gut wahrnehmen oder mich mit Freundinnen zum
        Auf dem Hof angekommen wurde die Wartezeit genutzt, um das                  die Möglichkeit Saft aus             Frühstücken treffen.
        kleine Pony Ramazotti zu streicheln. Dann kam Antje, die Besitzerin,        eigenen Früchten pressen zu
        um Mutter und Kind zu begrüßen. Eine Kollegin, die auch selber auf          lassen oder Lagerbestände in
                                                                                                                         Ich habe durch die Arbeit an den Wochenenden immer wieder mehrere dienst-          Ich liebe das Arbeiten
                                                                                                                         freie Wochentage hintereinander als Freizeitausgleich, an denen ich in die Stadt
                                                                                    5 Liter Saftbeuteln käuflich zu
        dem Hof reitet, begleitete das Angebot.
                                                                                    erwerben. Aus (den eigenen)
                                                                                                                         gehen, mich verabreden oder meinen Hobbies nachgehen oder den leidigen                   im Schichtdienst
        Auf der Wiese standen gleich mehrere Pferde. Ein riesengroßes                                                    Haushalt erledigen kann.
                                                                                    Äpfeln wird frischer, naturtrüber
        schwarzes Pferd fiel der Mama von Can gleich auf. Als sie gefragt
                                                                                    Apfel-Direktsaft gepresst.           Im Winter fahre ich mindestens zweimal die Woche erst gegen Mittag zur Arbeit, so dass ich noch was vom Tages-
        wurden, welches Pferd sie denn mitnehmen wollen zum Putzplatz,
                                                                                                                         licht abbekomme. Das hätte ich bei einem „9 till 5“-Job nicht. Da fahre ich im Dunkeln los und bin im Dunkeln
        fiel die Wahl sehr leicht. „Titje“ sollte es sein. Ein temperamentvoller,   Sprechen Sie telefonisch einen
                                                                                                                         zurück.
        richtig schöner Friese.                                                     Termin mit uns ab. Ab einer
                                                                                    Menge von mindestens 25 kg           Mein Team zeichnet sich durch hohe Flexibilität aus. Wenn ich also an den Wochenenden mal was vorhabe, kann
        So wurde „Titje“ dann geputzt, gesattelt und schon konnte das Reit-
                                                                                    pressen und pasteurisieren wir       ich das frühzeitig eintragen, so dass das in der Dienstplanung meist berücksichtigt wird.
        vergnügen losgehen. Can fand es beeindruckend, dass dieser Riese
                                                                                    Ihren Saft in handliche 5 Liter
        auf sein Pfeifen und Schnalzen hörte und er sogar ein paar Kunst-                                                Klar, manchmal geht es nicht anders, und man muss arbeiten, während sich Freunde und Familie treffen. Das pas-
                                                                                    Saftbeutel, samt Kartonage.
        stücke mit ihm ausprobieren durfte. Mit beiden Beinen auf ein kleines                                            siert oft dann, wenn man krankheitsbedingt für eine Kollegin einspringen muss.
                                                                                    Nach telefonischer Information
        Trapez, ein Knicks und auf Kommando anhalten.                                                                    Insgesamt ist es für mich persönlich dennoch ein sehr ausgeglichener Wechsel von Freizeit und Arbeit. Vorteil
                                                                                    können Sie ihren Apfelsaft aus
        Auch die Mama durfte auf „Titje“ reiten. Beim Traben einen Moment           eigenem Anbau bei uns abholen.       dabei sind auch die Schichtzulagen für Bereitschaften und Wochenenddienste. Dadurch hat man ein höheres Ein-
        die Zeit vergessen und mal Abschalten vom Alltag.                                                                kommen als in einem Job ohne Schichtdienst.
        Was für ein schönes Erlebnis!                                                                                    Das ist bei Arbeitnehmern mit Kindern sicherlich noch einmal eine ganz andere Sache. Oft ist das Wochenende die
                                                                                    Kosten?
                                                                                                                         einzige Zeit, wo man mit seinen Kindern und dem Partner mal was unternehmen kann.
                                                                                    Für 5 Liter Saft werden 3 €
        Antje Kötters                                                               berechnet (für Saftschlauch          Da stößt man im Schichtsystem an Grenzen, denen nur mit einer hohen Teamflexibilität und Teamgröße einiger-
        Kleine Reit- und Fahrschule                                                 und Box). 1/4 des gepressten         maßen zufriedenstellend entgegengewirkt werden kann.
        Rockel 31 in Rosendahl                                                      Saftes verbleibt als Spende im
                                                                                    Saftladen zur Unterstützung
                                                                                    und Selbstfinanzierung unseres
                                                                                    Projektes.

                                                                                    Bei Rückfragen und Interesse
                                                                                    einfach in der Jugend-Kreativ-
                                                                                    werkstatt JoB in der Sprick-         Jennie Veldman
                                                                                    mannstraße 80 nachfragen.            Dipl. Sozialpädagogin / Systemische Beraterin /
                                                                                    Telefon 05971 8007702                Video-Home-Trainerin
                                                                                                                         Seit 15 Jahren in der Stationären Familienarbeit und seit
                                                                                                                         18 Jahren im Schichtdienst mit Spät-und Frühdiensten
                                                                                                                         sowie Nachtbereitschaften und Wochenend- / Feiertagsarbeit

                                                                                                                                                                                                             Jennie Veldman

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Camino - 2023 Caritas-Kinderheim gGmbH Rheine
„Kabuli Palau“ – Kochen verbindet!                                                                                     Ihr braucht neue Deko? - Wir können helfen!
       Die Wohngruppe „Neue Welt“ wurde Anfang Januar eröffnet und zurzeit wohnen hier sechs unbegleitete minder-             Hallo zusammen,
       jährige Geflüchtete mit den unterschiedlichsten Persönlichkeiten und Interessen. Unser Ziel ist es, dass die Jugend-
                                                                                                                              kennt ihr uns noch? Wir sind die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Jugend- und Kreativwerkstatt an der Sprick-
                              lichen mit unterschiedlichen pädagogischen Bedarfen miteinander leben und lernen. Die
                                                                                                                              mannstraße. Endlich können wir, unter neuer Leitung, den normalen Betrieb wiederaufnehmen und möchten Alt-
     Wohngruppe               Maßnahmen für die jungen Kriegs- und Krisenflüchtlinge, mit ihren Flucht- und Vertreibungs-
                              erfahrungen und dem Verlust von familiärer Anbindung und kultureller Verortung zielen darauf
                                                                                                                              bewährtes wiederaufleben lassen. So auch den Verkaufsbetrieb.

     „Neue Welt“              ab, die Integration intensiv zu fördern, so dass perspektivisch den jungen Zuwanderern die      Zahlreiche Deko-Artikel, Gemälde, Geschirr und Vieles mehr warten auf Euch.       Revival der Jugend-
                              gesellschaftliche Teilhabe in Eigenverantwortung ermöglicht wird.                               Die zum Verkauf stehenden Gegenstände wurden liebevoll und mit viel Mühe
       Bisher haben sich die Jugendlichen gut eingelebt und die Gemeinschaft wächst von Tag zu Tag. Besonders das             in Handarbeit von uns angefertigt und gestaltet. Wir freuen uns, Euch unsere
                                                                                                                                                                                                                und Kreativwerkstatt
       Kochen liegt im Interesse einiger Bewohner und fördert den sozialen Umgang miteinander.                                Ergebnisse zu präsentieren und unsere Freude daran mit Euch zu teilen.

                                         Bei unseren Bewohnern ist schon oft der Wunsch aufgekommen selber zu                                                                         Vereinbart gerne einen Termin, stöbert und unter-
                                                 kochen. Vor allem Gerichte aus ihrer Heimat vermissen sie. Nun wur-                                                                  stützt die jungen Erwachsenen der Jugend- und
                                                      de die ganze Gruppe von unseren Bewohnern aus Afghanistan                                                                       Kreativwerkstatt.
                                                         bekocht. Es gab ein typisches Gericht aus deren Heimatland,                                                                   Koordinatorin: Lea Viefhues
                                                            welches sich „Kabuli Palau“ nennt. Für alle ein toller Einblick
                                                              in die Kultur!                                                                                                           Kontakt: 05971 8007701

                                                                 Die Oberhand in der Küche übernahm Ehsan (17). Er                                                                      Sprickmannstraße 80, 49431 Rheine
                                                                  erzählte uns, dass er das Kochen in einem Hotel in der
                                                                  Türkei gelernt hat, dort arbeitete er für ein Jahr. Das
                                                                  Kochen bereitet ihm große Freude und bringt ein Stück
                                                                  Heimatgefühl in sein neues Zuhause.

                                                                                                                              Roboter in der Josefsschule                                                              Neues aus der
                                                                                                                              Dass Neue Medien einen großen Teil auch in der schulischen Ausbildung von Schüle-
                                                                                                                                                                                                                       Josefsschule!
                                                                                                                              rinnen und Schülern einnehmen, ist ja nichts Neues. Nun haben aber programmierbare
                                                                                                                              Roboter Einzug in die Josefsschule gehalten.
                                                                                                                              Ermöglicht wurde dieses Projekt zum Sozialen Lernen, dass von unserer Lehramtsanwärterin Melanie Rödeler
                                                                                                                              durchgeführt wurde, durch das Medienzentrum des Kreises Steinfurt.
                                                                                                                              Auf den Fotos sind die verschiedenen Einsatzbereiche der Roboter zu sehen. Die Schülerinnen und Schüler haben
                                                                                                                              die Roboter so programmiert, dass sie die Reinigungskräfte unterstützen, dass mit ihnen gespielt und sogar ge-
                                                                                                                              zeichnet werden kann.
                                                                                                                              Ein wahrer Gewinn für die Josefsschule – Roboter auf dem Vormarsch!

                        Seit Januar diesen Jahres nimmt die Wohngruppe
                        „Neue Welt“ auf dem Campus St. Josef minderjährige
                        Geflüchtete aus den Krisengebieten der Welt auf.

                        Derzeit werden 12 Plätze vorgehalten.

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Camino - 2023 Caritas-Kinderheim gGmbH Rheine
Als Caritas der Kirchenkrise vielfältig begegnen                                                                                       Über den Tellerrand …
     Eine Positionierung von Frank Heße in Beauftragung zur Unterstützung der christlichen Unternehmens-                                    Die Caritas-Kinderheim Gesellschaft ist weit und vielfältig „vernetzt“ – auch kirchlich! Besonders in der
     kultur in der Caritas Kinderheim gGmbH                                                                                                 aktuell schweren Kirchenkrise ist es von großer Bedeutung, gemeinsam mit anderen Einrichtungen und
     Mit der Frage, wie katholisch und/oder christlich wir als Caritas-Kinderheim gGmbH unterwegs sind, haben wir uns                       Trägern im Kontext von Caritas und Kirche die Dienste zu reflektieren. Unter anderem geschieht dies
     im German-CIM-Prozess 2019-2021 in besonderer Weise befasst. Bereits zuvor positionierte sich die Caritas Rheine                       durch die Mitgliedschaft der Caritas-Kinderheim Gesellschaft in der Arbeitsgemeinschaft der Erziehungs-
     2018 mit ihren Impulsen zur Wertediskussion klar mit der Haltung „Caritas ist Kirche!“.                                                hilfen (AGE) in der Diözese Münster und im Bundesverband Caritas Kinder- und Jugendhilfe (BVkE), dem
                                                                                                                                            Netzwerk katholischer Erziehungshilfe auf Bundesebene.
     Der seit 2010 endlich öffentlich diskutierte Missbrauchsskandal sowie prominente Initiativen wie Maria 2.0 / Liebe
     gewinnt (ab 2021) / Out in church (ab 2022) sowie die im Juni 2022 veröffentlichte unabhängige Missbrauchsstudie                       Auf AGE-Ebene vertreten Annette Wiesmann und Frank Heße die Caritas-
     des Bistums Münster führten und führen unter vielen anderen Prozessen zu einer beispiellosen Austrittswelle aus der                    Kinderheim Gesellschaft seit 2011 bei den zweimal jährlich stattfindenden
                                                                                                                                            Netzwerktreffen Religionssensible Erziehung (RSE) und koordinieren diese
                                                                                                                                                                                                                              Informationen aus
     deutschen katholischen Kirche.
     Seit Mai 2021 wehen regelmäßig Regenbogenflaggen vor dem Haupthaus des Caritas-Kinder- und Jugendheims als
                                                                                                                                            gemeinsam mit zwei Mitarbeitenden des Diözesancaritasverbandes. Aktuell           AGE und BVkE
                                                                                                                                            wurde das Netzwerk RSE als Fachforum in die Gremienstruktur der AGE auf-
     Zeichen für Respekt / Toleranz / Diversität und eine Kirche ohne Angst.                                                                genommen. Eine Trägerbefragung unter den etwa 60 AGE-Mitgliedseinrichtun-
     Jede Krise, so auch die der Kirche, birgt die Chance, erneuert daraus hervorzugehen. Diese Erneuerung möchten                          gen zu Möglichkeiten der Mitarbeit im Fachforum und zu relevanten Themen wird gerade
     wir im Caritas-Kinder- und Jugendheim in bewährt respektvoller, toleranter, bunter und angstfreier Weise gestalten.                    ausgewertet.
     Dazu laufen aktuell unter anderem Gespräche der Geschäftsführung mit Mitarbeitenden, dem Vorstand des                                  Im BVkE ist die Caritas-Kinderheim Gesellschaft in drei Gremien der neuen Verbandsstruktur vertreten:
     Caritasverbands Rheine, dem Caritas Pfarrer, den Mitarbeitervertretungen und weiteren Personen zum Umgang mit                          Fachforum III – Kinderschutz (Jana Wehnes) / Fachforum IV – Ressourcenorientierte Pädagogik
     Kirchenaustritten katholischer Dienstnehmender. Es gibt viele gute Gründe aus der katholischen Kirche auszutreten                      (Stephan Timmer > Natur- und Erlebnispädagogik, Annette Wiesmann > Religionssensibles Arbeiten,
     oder in ihr zu verbleiben – sprechen wir darüber!                                                                                      Andre Blanke und Norbert Dörnhoff > Pilgern) / Fachausschuss III – Unternehmensprofil und
     Persönlich habe ich als katholischer Christ in mindestens 40 meiner bald 57 Lebensjahre mehr oder weniger regel-                       -entwicklung (Winfried Hülsbusch und Frank Heße).
     mäßig und auch durchaus existenziell mit „meiner“ Kirche gehadert. Zugleich habe ich mich von vielen und vielem
     in diesem uralten Unternehmen immer wieder in einer Weise begeistern lassen, dass meine persönlichen Austritts-
     gedanken ebenso immer wieder „einen vor den Bug bekamen“ und sich nicht durchsetzen konnten. Ein Schelm ...
     oder vielleicht auch einfach nur gläubiger Katholik, wer Gottes Finger dabei im Spiel sehen will …
     Nicht selten werden die himmelschreienden Missstände quer durch die Jahrhunderte der katholischen Kirche bis ins
     Hier und Jetzt als gottloses Geschehen dargestellt. Für mich fühlen sich diese Missstände teils auch genauso an.
     Glaubenssache? Was traue ich Gott zu? Was traue ich ihm in dieser oder auch ohne diese katholische Kirche zu?
     Fragen über Fragen. Was wäre, würden viele mit ihrem Talent der katholischen Kirche vor Ort eine neue Chance
     geben? Wieviel Frustrationstoleranz braucht es dafür von allen Beteiligten? Hier kommt für mich auch die geballte
     Professionalität der Caritas ins Spiel!
     Dr. Alfred Etheber (Caritas Aachen) fragt in einem kürzlich erschienenen Artikel: „Können, sollen, müssen Caritas-
     Mitarbeitende zukünftig das Identifikationsvakuum von Kirche mit einer eigenen praktischen Caritas-Theologie
     füllen?“
     Ich bin der Meinung, dass wir das in vielerlei Hinsicht mehr oder weniger bewusst schon
     tun! Was unter uns Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Caritas-Kinder- und Jugendheim
     weniger vorkommt, ist das konkrete Gespräch darüber, was der eigene Dienst mit dem per-
     sönlichen Glauben zu tun hat … und dieser Glaube vielleicht auch mit einer Konfession oder
     Religion. Identifikation mit dem Dienst bei der Caritas als Teil der katholischen Kirche bedarf
     für mich dieses Gesprächs – der gemeinschaftlichen Vergewisserung, wie wir miteinander
     unterwegs sind, woran wir glauben können und wo / wie dieser Glaube in unserer Pädago-
     gik seinen Platz hat.
     Das Pilgerjahr 2023 in unserer Einrichtung bietet sich perfekt dazu an – ob allein, zu zweit
     oder in einer Gruppe: Kommen wir unserem Glauben neu auf die Spur und füllen das viel-
     leicht vorhandene Identifikationsvakuum durch Erleben und Austausch miteinander!

     Frank Heße, 1966 geboren und katholisch getauft in der Bremer Diaspora / erlebte dort 23 Jahre basisgemeindenähnliche kirchliche
     Strukturen / Zivildienst beim BDKJ / 2 Jahre Ordenserfahrung in der Gemeinschaft der Franziskaner / Projekterfahrungen in Brasilien,
     Gambia und fortlaufend seit 1995 im Caritas-Kinder- und Jugendheim / Pfarreiratsmitglied / Chorsänger

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Camino - 2023 Caritas-Kinderheim gGmbH Rheine
Heimat auf Zeit!                                                                                                       Die Betreuung und Versorgung der ukrainischen Fußballer erfolgt in zwei Wohngemeinschaften, die jeweils von
                                                                                                                               zwei ukrainischen Erwachsenen betreut werden. Das Jugendamt Rheine hatte die fachliche Prüfung durchgeführt
                                                                                                                               und „grünes Licht“ für diese Wohn- und Betreuungsform gegeben. Das Caritas-Kinder- und Jugendheim bleibt
                                                                                                                               weiterhin präsent und begleitet die jungen Ukrainer noch in den nächsten Monaten.
        Die im Juli letzten Jahres nach einer spektakulären Flucht im Caritas-Kinder- und Jugendheim aufgenommenen
        ukrainischen Kriegsflüchtlinge fühlen sich zunehmend heimisch in Rheine. Die Sehnsucht nach Charkiw, ihrer             Die übrigen Ukrainerinnen konnten teilweise schon in eigene Wohnungen umziehen und sich auch beruflich neu
        Heimatstadt in der Ukraine, ist nach wie vor groß, aber ohne Frieden ist an eine Rückkehr nicht zu denken.             orientieren.

                                                   Die Schüler aus dem ukrainischen Fußballinternat gehen seit Wochen          So schön und friedlich es in Rheine auch ist, die ukrainische Heimat pocht aber weiterhin kräftig in den Herzen
     Geflohene Ukrainer fühlen                     dem Schulunterricht nach und lernen eifrig die ach so schwere deut-         der geflüchteten Menschen. Von daher wird Rheine nur eine Heimat auf Zeit sein.

     sich wohl in Rheine                           sche Sprache. Nachmittags und an den Wochenenden stehen Trai-
                                                   ningseinheiten beim FCE Rheine auf dem Programm, einem hiesigen
        Fußballverein, der mit viel Engagement verschiedene sportliche Angebote organisiert und durchführt. Sobald die
        begabten Kicker ihre Spielfreigabe haben, sollen sie auch wieder am regulären Spielbetrieb teilnehmen.
        Fast ein Alltag wie zuhause, wenn nur nicht diese schwierige Sprache wäre.
        Für die geflohenen Erwachsenen war das Ankommen und Einfinden in Rheine schon deutlich anspruchsvoller.
        Rausgerissen aus Beruf und familiären Bezügen musste trotz der psychischen Belastung und Trauer der Alltag
        organisiert und das Leben in Deutschland an all den vielen Hürden neu ausgerichtet werden. Gut, dass erfahrene
        Dolmetscherinnen vom Migrationsdienst des Caritasverbandes Rheine und Mitarbeitende des Caritas-Kinder- und
        Jugendheimes hilfreich zur Seite standen. Neben den vielen Fragen rund um den Alltag nahmen auch die berufli-
        chen Perspektiven zunehmend Raum in den Gesprächen ein.
        Alle Ukrainerinnen verfügen über Berufs- bzw. Studienabschlüsse, allerdings können diese Abschlüsse ohne fun-
        dierte Sprachkenntnisse und teilweise auch nur mit Zusatzqualifikationen in Deutschland anerkannt werden. Das
        Erlernen der deutschen Sprache ist daher die grundlegende Schlüsselqualifikation für eine auch nur vorüberge-
                                                                                                                               Mit einem Festessen im TaZ bedankten sich die Erwachsenen und Jugendlichen für die tolle Unterstützung des Caritas-Kinder-
        hende berufliche Teilhabe. Auch hier engagierte sich der FCE Rheine tatkräftig und versorgte bis zur Überleitung in
                                                                                                                               und Jugendheimes
        öffentliche Kursangebote die Ukrainerinnen kontinuierlich mit einem qualifizierten Deutschunterricht. Der Unterricht
        zeigt Wirkung, zunehmend verlieren Google Übersetzer und „Hände und Füße“ an Bedeutung.
        Wie geht es weiter?

                                                                                                                               Hilfe, die ankommt
                                                                                                                               Schon seit Beginn des russischen Angriffskrieges rufen der Städtepartner-
                                                                                                                               schaftsverein Rheine und das Caritas-Kinder- und Jugendheim gemeinsam zu
                                                                                                                               Spenden für die notleidende Bevölkerung in der Ukraine auf.Besonders zu Be-
                                                                                                                               ginn des Krieges war die Resonanz überwältigend. Generatoren zur Stromerzeu-
                                                                                                                               gung konnten finanziert werden, ebenso machten sich Hilfstransporte, beladen
                                                                                                                               mit Medikamenten, Verbandsmaterial und Nahrungsmitteln, auf den Weg in das
                                                                                                                               Krisengebiet.
                                                                                                                               Mit der Aufnahme der ukrainischen Flüchtlinge im Caritas-Kinder- und Jugend-
                                                                                                                               heim ergab sich zudem die Möglichkeit, mit privaten Initiativen und vor Ort tätigen
                                                                                                                               Organisationen unmittelbar in Kontakt zu treten.
                                                                                                                               Im Laufe des Krieges hatten sich in der Ukraine Netzwerke zur humanitären
                                                                                                                               Unterstützung gebildet, die dank digitaler Technik im engen Austausch miteinan-
                                                                                                                               der stehen. So kümmert sich eine Initiative um ältere Mitmenschen in der Region
                                                                                                                               Charkiw, die von der Lebensmittelversorgung abgeschnitten sind. Es werden
                                                                                                                               Pakete mit haltbaren Lebensmitteln gepackt und auf abenteuerlichen Wegen
                                                                                                                               zugestellt.

                                                                                                                                                                                          Kinder in Charkiw verarbeiten in
                                                                                                                                                                                   Bildern ihre Erfahrungen mit dem Krieg

18                                                                                                 Caritas-Kinderheim gGmbH    Camino 03/2023 | caritas-kinderheim-rheine.de                                                                                19
Tagesausflug in die Domstadt Köln
     Zwar wird die Infrastruktur für Strom, Wasser und Wärme immer wieder von den russischen Besatzern attackiert,      Einmal nach Köln und den berühmten Dom sehen, so der Wunsch unserer ukrainischen Gäste, die seit Juli 2022
     dennoch sind Teile der Lebensmittelproduktion noch intakt, sodass mit den nötigen Devisen die Bevölkerung          im Caritas-Kinder- und Jugendheim wohnen.
     selbst versorgt werden kann.
                                                                                                                        Nachdem in der Adventszeit der Ausflug krankheitsbedingt immer wieder abgesagt werden musste, konnte nun
     Aber auch an die Jüngsten wird gedacht, die mit der Verarbeitung von Kriegserfahrungen völlig überfordert sind.    doch kurz vor dem Jahreswechsel morgens mit dem NRW-Ticket der Zug in Rheine in Richtung Domstadt bestie-
     Kunst- und Musiktherapien, von ukrainischen Fachkräften durchgeführt, sind erste Schritte, um traumatische         gen werden. Gut gelaunt und mit ausreichend Proviant bestückt, kam die Gruppe mittags in Köln an.
     Erfahrungen abzumildern. Die hierfür notwendigen Utensilien konnten ebenfalls durch Spendengelder angeschafft
                                                                                                                        Als erstes wurde dem Kölner Dom ein Besuch abgestattet. Von dieser mächtigen Kathedrale und dem Treiben
     werden.
                                                                                                                        auf der Domplatte waren alle sehr beeindruckt. Am Rhein entlang ging es dann weiter zum Schokoladenmuseum,
     Um sicherzugehen, dass die Spenden die Initiativen erreichen, werden lediglich kleinere Beträge überwiesen. Der    ebenfalls ein großer Wunsch, insbesondere der Kinder.
     Eingang des Geldes wird unmittelbar bestätigt, ebenso wird die Verwendung des Betrages durch Fotos und kurze
                                                                                                                        Die Museumsführung und Erklärungen zur Verarbeitung der Kakaobohne hatten zwar nicht immer die ungeteilte
     Erläuterungen dokumentiert.
                                                                                                                        Aufmerksamkeit der jungen Besucher, aber spätestens, als es an die Verkostung der Schokoladensorten ging,
     Die Not in der Ukraine ist weiterhin groß und wird sich aufgrund der kriegerischen Auseinandersetzungen eher       waren alle Feuer und Flamme. Die gute Laune wurde mit einer Fahrt im Riesenrad auf der Rheinhalbinsel und dem
     noch weiter steigern. Umso wichtiger ist daher, dass die humanitäre Unterstützung der Ukraine nicht abreißt.       uneingeschränkten Blick über Köln noch gesteigert.
                                                                                                                        Im Anschluss ging es dann in die Altstadt und auf die Shoppingmeile von Köln. Besonders die Auslagen der Sport-
                                                                                                                        geschäfte hatten es den jungen Fußballern angetan.
                                                                                                                        Den mitgereisten ukrainischen Betreuerinnen und Betreuern stand der Sinn eher nach Kulinarischem. Das über die
                                                                                                                        Landesgrenzen hinaus bekannte Nationalgetränk „Kölsch“ musste getestet werden. Zielstrebig wurde daher das
                                                                                                                        Brauhaus „Früh“ angesteuert und der Köbes servierte stilecht eine Runde Kölsch. Es blieb bei einem Glas, denn
                                                                                                                        das ukrainische Bier ist geschmacklich deutlich intensiver.
                                                                                                                        Gegen Abend trafen sich alle wieder am Kölner Hauptbahnhof. Glücklich, aber auch ein wenig erschöpft, ging es
                                                                                                                        dann mit dem Zug zurück nach Rheine.
                                                                                                                        Ein gelungener Tagesausflug, der allen sicher noch lange in guter Erinnerung bleibt.

                     Spendenaktion Ukraine –
                     Städtepartnerschaftsverein Rheine

                     Spendenkonto
                     IBAN: DE 65 4035 005 0000 0642 53

20                                                                                           Caritas-Kinderheim gGmbH   Camino 03/2023 | caritas-kinderheim-rheine.de                                                                     21
Gelungener Start ins
     CK-Pilgerjahr 2023                                             2023                            Caritas-Kinderheim gGmbH
                                                                                                    Rheine

     Mit der Überschrift „Eingrooven“ sind wir ins erste Pilgervierteljahr gestartet. Der Winter in Rheine lud noch
     nicht ganz so sehr zu dem ein, was man typischerweise mit Pilgern verbindet. Umso schöner war es, die Zeit
     bei einem gemütlichen Treffen im Januar dafür zu nutzen, Ideen zu spinnen und Pläne zu schmieden: Was
     möchten wir uns allein, zu zweit oder als Gruppe für das Pilgerjahr 2023 vornehmen?

                                                Mit dem Finger auf
                                                der Landkarte:
                                                Wohin führt uns wohl
                                                unser Pilgerweg?!

                                                                                                                                Auch die Fastenzeit 2023 als Pilgerweg zu verstehen, wurde im Februar-Impuls bedacht. Dort war neben
                                                                          Die Pilgerjah                                         anderem das erste Pilger-Geh-bot zu entdecken.
                                                                                        r-Kisten in al
                                                                        und monatlic                   len Dienstber
                                                                                     he Impulse                      eichen
                                                                                                   begleiten un
                                                                                                                s auf dem
                                                                                                     gemeinsam
                                                                                                                  en Weg           AUS DEN 10 GEH-BOTEN DES PILGERNS
                                                                                                                                   GEFUNDEN AUF EINEM ZETTEL IN DER KATHEDRALE LE PUY-EN-VELAY:
                                                                                                                                   1. GEBOT: GEH
                                                                                                                                   ES GIBT FÜRS PILGERN KEIN BESSERES FORTBEWEGUNGSMITTEL ALS DAS GEHEN.
                                                                            Dank der Beteiligung vieler gibt es schon seit
                                                                                                                                   NUR GEHEN! DARUM GEHT ES.
                                                                       Januar eine vielfältige Bilder-Collage zum aktuellen
                                                                           Pilgerjahr-Geschehen der Einrichtung auf dem
                                                                               Foyer-Monitor im Haupthaus – schaut gern
                                                                                                                mal vorbei!
                                                                       Im „Werbeblock“ dort, wie auch im Pilgern23-Mail-
                                                                          Verteiler gab es unter anderem Informationen zur
                                                                                                                                So gehen / pilgern wir weiter durch das Jahr 2023 – im März sogar in Kooperation mit dem Bundesverband Kin-
                                                                        Teilnahme an der Friedenskette auf dem Pilgerweg
                                                                                                                                der- und Jugendhilfe (BVkE) beim Anpilgern zum Frühlingsanfang in Rheine und Umgebung. Dazu besuchen uns
                                                                       zwischen Osnabrück und Münster am 24.02.2023.
                                                                                                                                einige Pilger-Interessierte aus der fränkischen und rheinländischen Jugendhilfe, um mit uns unterwegs zu sein.

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AKTIVitäten auch außerhalb der Einrichtung                                                                          Wer ein Hobby hat, macht aus Freizeit „Freuzeit“
     Viele Kinder und Jugendliche nutzen die vielfältigen Angebote
     und Vereine in Rheine und der Umgebung                                                                              Trotz Urlaub Alltag leben?
                                                                                                                         Kein Problem in Franz von Hahn.

     Es lebe der Sport!                                                                                                  Wir wünschen uns für unsere Bewohnerinnern und Bewohner in ihrem „Urlaub“,
                                                                                                                         die Wahrnehmung ihrer Hobbies.

     Mitglied im Sportverein sein, obwohl die Therapeutische Übergangshilfe (TÜ) keine Langzeitperspektive ist? Das      Ob Musik oder Sport, die Interessen sind verschieden. Die Angebote finden
     geht und wird von den Gruppen Arche sowie Regenbogen schon lange Zeit gelebt. Viele Kinder der TÜ besuchen          regelmäßig einmal in der Woche statt und werden im Wochenplan berücksichtigt.
     beispielsweise regelmäßig das Fußballtraining der Minikicker vom Ski Club Nordwest Rheine. Durch die Nähe zum       Unsere Kurz- und Langzeitbewohner werden von uns dabei unterstützt ein fester
     „Club“-Trainingsgelände ist der Weg mit dem Fahrrad im Sommer ein leichtes. So kommt es, dass einige Kinder         Bestandteil einer Gruppe zu sein. Diese „Freuzeit“ zu ermöglichen ist ein Gewinn
     schon seit einer längeren Zeit Mitglied in einem Fußballverein sind. Und neue Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus    für alle Beteiligten. Die gute Stimmung findet sich im Gruppenalltag wieder und
     der TÜ werden immer freundlich empfangen und sind gerne gesehen. Und ist der Personalschlüssel mal zu eng,          fördert unter anderem den Austausch untereinander.
     so kann man sich immer auf verständnisvolle Trainer verlassen, die auch gerne mal Fahrten übernehmen, um so
                                                                                                                         Leider können wir aus Entfernungsgründen nicht jedes Hobby unterstützen, aber                          Grete mit Alpaka
     eine Teilnahme zu ermöglichen.
                                                                                                                         wir bemühen uns immer gerne.
     Doch nicht nur die Mitgliedschaft im Fußballverein steht im Sportprogramm der Arche. Auch das Kinderturnen
     beim TV Jahn Rheine wird jeden Montag mit Freude besucht. Eine Stunde raus aus dem Gruppenalltag und rein
     in die Abenteuerturnlandschaft. Immer wieder ein Riesenspaß, bei dem kein Kind fehlen möchte.
     Schwimmkurse werden ebenfalls besucht. Jeden Mittwoch, um genau zu sein. Dort geht es, gemeinsam mit
     einem begleitenden Pädagogen ins Hallenbad nach Salzbergen. Der ortansässige Schwimmverein hilft den
     Kindern mit tollen Schwimmlehrern an ihrer Seite, viele Schwimmabzeichen zu sammeln. Diese werden natürlich
     sofort auf die Badetücher der Kinder gestickt. Man kann also sagen, Sport und Spaß mit Vereinsmitgliedschaften
     funktioniert, ganz im Sinne Kinder!

     Grüne Villa
                                                                                                                         Stefan, Dana und Sophie beim                      André beim Schwimmen BSVR                         Marie mit Pony
                                                                                                                         Sportangebot des TV Jahn
     Tolle Hobbies haben auch die Kinder und Jugendlichen der Grünen Villa.
     Fabian, 10 Jahre - Fußball; Milena, 15 Jahre - Tennis, Karate, Reiten und
     Fußball; Luca, 17 Jahre - Fußball; Carsten, 15 Jahre - Reiten; Marlon,
     12 Jahre - Harry Potter - filmbegeistert; Luina, 12 Jahre - Hip Hop;
                                                                                                                         Freizeitaktivitäten außerhalb der Gruppen
     Florian, 17 Jahre - Fitness-Studio

                                                                                                                         Hallo, ich heiße Angelina und wohne seit 5 ½ Jahren in der WG Dinkelstraße. Schon immer hatte
                                                                                                                         ich großes Interesse an Hobbies und habe viele Sportarten ausprobiert.
                                                                                                                         Vor einigen Jahren begann ich mit dem Hip-Hop tanzen beim TV Jahn Rheine. Drei Jahre habe
     WG Lilienthal im Steinbruch                                                                                         ich dort mit Begeisterung getanzt. Wir hatten auch viele Auftritte auf größeren Bühnen, auch in
                                                                                                                         der Stadthalle Rheine. Da die Schulzeiten dann nicht mehr zu den Übungszeiten passten und die
                                                                                                                         anderen Kinder viel jünger waren als ich, hörte ich mit Hip-Hop auf.
                                                            Jugendliche der WG Lilienthal nehmen immer mal wieder an
                                                             Angeboten und Projekten der FBS (Familienbildungsstätte)    Danach nahm ich Ballettunterricht in der Ballettschule Samson Cabantac. Da es dort sehr streng
                                                                                                          Rheine teil.   und leistungsorientiert war, hatte ich nach einem Jahr keine Lust mehr und fing mit dem Turnen im
                                                                                                                         Verein ETuS Rheine an. Im Moment mache ich auch Gardetanz in Neuenkirchen im Schützenverein
                                                                 „Auf den Spuren von Indiana Jones haben wir uns auf     Heidhöker zusammen mit einer Schulfreundin.
                                                             Schatzsuche in einen Steinbruch begeben. Vor Ort wurde
                                                          dann gebuddelt, gemeißelt und geschürft, was das Zeug hält!    Am Dienstag bin ich natürlich auch beim Fußballtraining im Kinderheim, geleitet von Stefan Rohr-
                                                           Der ganz große Fund ist zwar ausgeblieben, aber wir hatten    mann und Matthias Löcke, dabei.
                                                             trotzdem das ein oder andere glitzernde Steinchen dabei.    Das Tanzen, Turnen und Bewegen macht mir einfach sehr viel Spaß. Meine Betreuerinnen und Betreuer sagen,
                                                             Abends wurden dann die Fundstücke eingepackt und wir        dass ich ein gutes Rhythmusgefühl habe und dabei sehr fantasievoll und ideenreich bin.
                                                                              haben uns auf den Heimweg gemacht.“
                                                                                                                         Angelina, 13 Jahre, Bewohnerin der WG Dinkelstraße

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