CERN Masterclasses/Lehrerfortbildung - Thorsten Kuhl, DESY

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CERN Masterclasses/Lehrerfortbildung - Thorsten Kuhl, DESY
Thorsten Kuhl, DESY

CERN
Masterclasses/Lehrerfortbildung
DESY
24. Februar 2020
CERN Masterclasses/Lehrerfortbildung - Thorsten Kuhl, DESY
Einführung in CERN, LHC-Beschleuniger,
ATLAS-Experiment und den Versuch

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CERN Masterclasses/Lehrerfortbildung - Thorsten Kuhl, DESY
Was wollen wir heute verstehen?
                        Was ist hier passiert?
                        Warum ist es passiert?

                        Wie und wo produzieren wir
                        die Teilchenstrahlen→
                        der Beschleuninger?

                        Wie weisen wir nach was
                        passiert ist → das Atlas
                        Experiment?

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CERN Masterclasses/Lehrerfortbildung - Thorsten Kuhl, DESY
Wie deutet man solch ein Ereignisbild?

                    CERN Gelände

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EM-Wechselwirkung im ATLAS-Detektor

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Das Forschungszentrum
    CERN und der LHC

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Das CERN
Conseil
Européen pour la
Recherche
Nucléair

Standort                          Genf (Schweiz und Frankreich)
Mitgliedstaaten                   20 Europäische Nationen
Budget pro Jahr                   ~ 700 Millionen Euro
                                  (davon 20 % aus Deutschland)
Mitarbeiter vor Ort               ~ 3 400, weltgrößtes
                                  Forschungszentrum
Beteiligte WissenschaftlerInnen   ~8 000 aus 85 Nationen

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Das Forschungszentrum CERN in Genf

                CERN Gelände

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Der Beschleuniger LHC
Ringtunnel mit Umfang von 27 km
in 50–175 m Tiefe in Genf
Warum ist der LHC rund und so groß?

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Streuversuche: Unsichtbares sichtbar
machen
E. Rutherford: Struktur der Atome durch
Streuversuche
Streuwinkelverteilung hängt direkt mit
der Materieverteilung im Atom zusammen
indirekte Messung der Substruktur:
Atom besteht aus fast leerer
Elektronenhülle und Atomkern

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Teilchenbeschleuniger
Teilchenquelle:
Erzeugung von Elementarteilchen
z.B. Wasserstoffflasche für Protonen

Beschleuniger:
beschleunigt geladene Teilchen
mit Hilfe von elektromagnetischen Feldern

bei hohen Energien/Geschwindigkeiten:
Hochfrequenzfelder

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Vom Linear- zum Kreisbeschleuniger
höhere Energien durch wiederholtes
Durchlaufen derselben
Beschleunigungsstrecke
 • Ringbeschleuniger

Krümmung der Teilchenstrahlen durch
geeignete Ablenkmagnete
 • Dipolmagnete

Magnetfeldstärke muss synchron mit der
Energie der Teilchenstrahlen ansteigen
 • Synchrotron

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Vom Beschleuniger zum Collider
Ein Beschleuniger lenkt einen Strahl
vom beschleunigten Teilchen auf
ein festes Ziel

Collider:
(zwei kombinierte Beschleuniger):
zwei Teilchenstrahlen werden
beschleunigt und zur Kollision gebracht:
 • größere Energien werden erreicht

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Beschleuniger-Systeme am CERN
2800 Strahlpakete, jedes mit 1011 Protonen,
25ns zwischen den Strahlpaketen

Beschleunigungsabfolge:
1. Protonenquelle (Flasche)
2. LINAC2: 50 MeV
3. PSB: 1,4 GeV
4. PS: 28 GeV
5. SPS: 400 GeV                               Es beginnt mit
6. LHC: 6,5 TeV                               einer Flasche …

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Beschleunigungstrecken
Hochfrequenz-System zur Beschleunigung
der Strahlen:
• Mikrowellen in supraleitenden Kavitäten
 (16 Mio Volt)
• 8 Kavitäten im LHC
• Energiezufuhr: 5 MeV/m
• Magnete dienen nur der Strahlführung

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Die LHC Magnete
Supraleitende Magnete:
L  15 m, M  30 t, B  8,33 T
Temperatur: 1,9 K
Strom: 11700 A
Kühlung: superfluides Helium
1232 Ablenkmagnete (Strahlführung)
7600 weitere Magnete (kleinere)

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LHC: Technischer Überblick
Typ           Proton-Proton/
              Pb-Pb Collider
Umfang        26,7 km
Energie       13 TeV pro Strahl
Luminosität   1034 cm-2s-1
Strombedarf   120 MWatt
Planung       1984 – 1994
Bau           1994 – 2008
Laufzeit      Ca. 20 Jahre
Kosten        3 Milliarden EURO
Experimente   4 (6)

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Das CERN control center

Kontrollraum aller Beschleunigeranlagen

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Die 4 Experimente am LHC

              LHC-b   ALTAS
                              ALICE
        CMS

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Das Experiment

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Der ATLAS-Detektor

                     CERN Gelände

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Wie deutet man solch ein Ereignisbild?

                    CERN Gelände

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Zur Erinnerung: Die Grundkräfte
Elektromagnetische Kraft
• wirkt zwischen allen geladenen Teilchen
• verantwortlich z.B. für den Zusammenhalt von Atomen
• Ionisation, Szintillationslicht, elektromagnetischer Schauer
Starke Kraft
• wirkt zwischen den Quarks
• verantwortlich für Aufbau von Elementarteilchen und Zusammenhalt der Kerne
• Hadronische Schauer
Schwache Kraft
• verantwortlich für Umwandlungsprozesse von Elementarteilchen
   (z.B. Teilchenzerfälle)
• Neutrino-Nachweis
Gravitationskraft
 • 1036 mal schwächer als die starke Kraft
 • spielt in der Teilchenphysik keine Rolle
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Kraftvermittler: Austauschteilchen

Austauschteilchen sind die Quanten der Kraftfelder
Wesentlich für das Verständnis der WW Materie

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Vorbemerkung:
Nützliche Einheiten für Teilchen
Größe:
1 fm = 1 Femtometer („Fermi“) = 10-15 m
(1 µm = 1.000.000.000 fm)
Energie
1 eV = 1 Elektronvolt = 1,6 * 10-19 J
(eine Ladung auf einem Meter bei 1 V Spannung)

1 GeV: „viel“ für ein Teilchen, aber
makroskopisch winzig:
könnte Taschenlampe (1,6 Watt)
für ganze 0,000.000.0001 Sekunden
zum Leuchten bringen

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Experimente mit Teilchenstrahlen
Teilchenstrahlen höchster Energie sind notwendig, denn
mit steigender Energie E (bzw. Impuls p) der Projektile steigt

die Fähigkeit,
kleine Strukturen x zu erkennen
x p = ħ (Heisenberg)

die Fähigkeit,
neue schwere Teilchen zu erzeugen
E = mc2 (Einstein)

Streuexperimente
• Kollision von Teilchenstrahlen mit Materie
• Kollision von zwei Teilchenstrahlen

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Ortsmessung: z.B. Geiger-Müller-Zähler

• Elektronischer Detektor
• Teilchen ionisieren das Gas im Detektor
• Ionisationsladungen driften zum Anodendraht
  • elektrisches Signal durch Gasverstärkung
• Elektronische Auslese

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Ortsbestimmung: Silizium
• Funktionsprinzip einer in Sperrrichtung geschaltete Diode
• Ionisierende Teilchen erzeugen Elektron-Loch-Paare in Halbleiter
  • Signalerzeugung in den anliegenden Elektroden
• Auflösung definiert über die Pixel/Streifenbreite (~20 m)
• In der Nähe des Wechselwirkungspunktes angebracht
• Standard-Technologie bei modernen Experimenten der Teilchenphysik

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Energiemessung: Prinzip
• Hochenergetische Teilchen wechselwirken mit den Kernen der Materie,
  die sie durchdringen
  • Ausbildung eines Schauers
• Anzahl der entstehenden Teilchen im Schauer ist proportional zur Energie
• Art des Schauers abhängig von den Eigenschaften des Teilchens
• Messung von Szintillationslicht in den Nachweiszonen zwischen dem Absorber

                Nachweiszonen
                                   Absorber

                                           ursprüngliches
     Teilchen
                                           Teilchen am Ende
                                           absorbiert

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Elektromagnetische Kalorimeter
• Prinzip: Bremsstrahlung (Elektron) und Paarbildung (Photon)
• Proportional zu Z2 des Absorbers:
  • Geeignete Materialien: Blei, Uran, Wismuth...
• Elektronen und Photonen erzeugen die selben Schauer
  • Die Schauer sind ununterscheidbar ohne weitere Information
• Kurze, kompakte Schauer

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Hadronische Kalorimeter
• Hadronen (z.B. Protonen, Pionen, Neutronen) verursachen in Materie
   Schauer aus weiteren Hadronen
  • Hadronische Wechselwirkung mit dem Kern
• Proportional zu A2/3 des Materials
• Ein Teil zerfällt in Photonen
  • Begleitender elektromagnetischer Schauer
• Kleines Z bei großem A: Fe
• tiefe, ausgedehnte Schauer

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Teilchennachweis im Detektor
                  Elektromagn. Hadronisches
     Spurdetektor Kalorimeter Kalorimeter Myonkammern

                              CERN Gelände
           innen                        außen

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Schematischer Detektoraufbau
Zwiebelschalenartiger Aufbau aus verschiedenen Komponenten

                                      CERN Gelände

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Der ATLAS-Detektor

                     CERN Gelände

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ATLAS: weltweite Kollaboration

                           38 Länder
                           185 Institute
                           3500 WissenschaftlerInnen
                           (Status 2015)

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Das ATLAS- Areal

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Die ATLAS-Kaverne

                    Länge    = 55 m
                    Breite   = 32 m
                    Höhe     = 35 m
                    Tiefe    = 100 m

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Datennahme bei ATLAS
Der ATLAS-Kontrollraum:
• Steuerung der Datennahme
• Bedienen der Detektoren
• Überwachung des Experiments
• 24-Stunden Schichtbetrieb
• Immer 6 Leute im Kontrollraum
• ca. 30 weitere Experten immer in
 Rufbereitschaft

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Teilchenkollisionen bei LHC

                                7.5 m
                                25 ns

                     Selektion von 1 aus 40000
                         Ereignissen

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Proton-Proton Kollision im Detektor

Hohe Strahlintensität führt
zur Überlagerung von
vielen Ereignissen in einer
Strahlkreuzung (bis zu 35)

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Das CERN-Rechenzentrum

Weltweit eines der
größten Rechenzentren;
Erfinder des WWW

41
Weltweites Computing

 140 Institute
 35 Länder
 9000 Benutzer

Dynamisches Datenmanagement und
Jobverarbeitung in einem weltweiten
Computernetzwerk

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Die Datennahme

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Datennahme
• sehr erfolgreiche Steigerung der
  Datennahme seit 2010
• Strahlintensitäten von höchster
  Qualität
• Schwerpunktsenergie wurde
  schrittweise von 7 TeV auf 13 TeV
  erhöht

• stetige Vergrößerung der Datenmenge
  sowie der Datennahme
• wesentliche Vorraussetzung für das
  Entdeckungspotential
• Daten von höchster Qualität
• Luminosität:
  • “Leuchtstärke” des
    Beschleunigers
  • Maß für die Menge der Daten

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Das Standardmodell
                            Materie (Fermionen)   Bosonen
Hauptaufgaben des LHC:
• Vermessung des Standard
  Modells
• Suche nach Abweichungen
  vom Standard Modell

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Vermessung des Z-Bosons
Bestimmung des Z-Boson Wirkungsquerschnitts
Bestätigung der theoretischen Vorhersage

Präzise Messung ist kompliziert: Noch kein
Ergebnis des vollen Datensatzes 2015-2018

                                      2015
                1994-         2010-
                2005          2012
      1983

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Vermessung des Standardmodells

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Ausblick
Daten von LHC von höchster Qualität, alle Erwartungen übertroffen
Wesentliche Resultate:
 • Messung des SM Higgs Bosons bei 125 GeV
 • Standardmodell exzellent bestätigt in vielen Aspekten
   • Bis jetzt noch keine Anzeichen für Physik jenseits des Standard Modells

Ziele/offene Fragen in der Zukunft:
    • Datennahme bei 13 TeV 2015: Lernjahr
    • 2016: großer Datensatz, Auswertung läuft
    • Vermessung der Eigenschaften des Higgs-Bosons
    • Suche nach neuer Physik jenseits des Erwarteten,
      zum Beispiel Kandidat für dunkle Materie ?

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Der Versuch

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Unser Plan für heute

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Z-Boson: Signal und Untergrund

51
Higgs-Zerfälle

52
Suche nach neuem Z`

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