Chrillys Goldpreis-Report Juli 2021
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Chrillys Goldpreis-Report Juli 2021 Dr. Chrilly Donninger, Chefredakteur&Abgabetermin Feldwebel Mag. Anni Donninger, Illustration&Lektorat Inhaltsverzeichnis: Bogenjagd: Die Menschheit hat seit Jahrtausenden Tiere mit Pfeil und Bogen erlegt. Das ist etwas außer Mode ge- raten, erlebt aber – mit Hilfe modernster Technologie – ein Revival. Der Artikel gibt aus der Sicht ei- nes begeisterten Bogenschützen den Stand der Dinge wieder. Chrillys Koffein Brevier: Der Redakteur für Essen&Trinken ist in der wohlverdienten Sommerpause. Der Herausgeber fungiert als Praktikant. Er hat eine kleine Übersicht auf welche Art und Weise, wie man den Gehirntreibstoff Koffein zu sich nehmen kann zusammen gestellt. Je ne parle pas Francais: Brigitte Bardot hat ein sehr pöhszes Posting über die Jäger verfasst. Die Seniora will vom Chief wissen, was er davon hält. Es gelingt ihm ein Zeitl von etwas ganz Anderem zu reden, aber am Ende nagelt sie ihn doch fest.
„Aber alle Berufsideologien sind edel, und die Jäger zum Beispiel sind weit davon entfernt, sich die Fleischer des Waldes zu nennen, nennen sich vielmehr den weidgerechten Freund der Tiere und der Natur, ebenso wie die Kaufleute den Grundsatz des ehrbaren Nutzens hegen und die Diebe den Gott der Kaufleute, nämlich den vornehmen und völkerverbindend internationalen Merkur, auch den ihren nennen. Auf die Darstellung einer Tätigkeit im Bewußtsein derer, die sie ausüben, ist also nicht allzu- viel zu geben.“ (Robert Musil, Der Mann ohne Eigenschaften, Kapitel 72) Bogenjagd: Als ich in der Waldviertler Jagdstube Enengl Pfeile kaufen woll- te, präsentierte Meister Enengl einem aus der Südsteiermark an- gereisten Jäger die vielfachen Vorzüge eines 3000 Euro teuren Visiers. Als er geendet hatte, meinte der Jäger „Gibt’s nicht noch was Besseres“ worauf der sichtlich enervierte Meister sarkastisch antwortete „Ja, eines mit selbstständiger Zielaufnahme“. Ich dachte mir: Auf den Bildern schauen die Jäger immer so drein, als hätten sie eigenhändig einen Drachen erwürgt. Tatsächlich ist es eine höchst einseitige Auseinandersetzung. Man ist auch nicht Stolz, wenn man mit dem Auto einem Radfahrer den Auspuff zeigt. Wer ein bisserl was auf sich hält, sollte das Wild mit einem Bogen erlegen. Ich hatte als Bogen- anfänger damals keine Ahnung, dass es die Bogenjagd wirklich gibt. Persönlich schieße ich ganz klassisch mit dem Olympic-Recurve. Mein nicht ganz Ernst gemeintes Ziel ist bei den olympischen Spielen für Ruanda anzutreten. Ich habe zu diesem Zweck ein ei- genes Olympia-Team samt Trainer, Fahrerin, Kassierin, Psycho- therapeutin … gebildet. Inklusive Material ist bis auf den Schüt- zen alles Olympiareif. Familie Donninger unterstützt seit vielen Jahren Projekt Ruanda von Dr. Erika Hronicek. Insofern hätte ich mir ein Ticket schon verdient. Im Bild ist die Scheibe nicht nur aus photographischen Gründen nur ein paar Meter entfernt. Ich schieße am Anfang und Ende je- des Olympiatrainings ein paar Serien blind. Man „sieht“ mit zugemachten Augen seinen Körper weit besser. Viele Schützen finden 100-Mal denselben Schuss abzugeben fad. Ein 3D-Parcour ist weit ab- wechslungsreicher. Meiner Meinung nach besteht das Problem aber gerade darin, dass es nicht 100- Mal derselbe Schuss ist. Wenn ich das könnte, wäre ich der erste Olympiasieger Ruandas. Mich faszi- niert der Weg zu dieser unerreichbaren Präzession. Zum Spaziergehen brauche ich weder einen Golf- schläger noch einen Bogen. Das nun sehr populäre 3D-Schießen auf Tierfiguren kommt aus den USA. Dort wurde es als Training für die Bogenjagd entwickelt. Es gibt in den USA rund 4 Millionen Bogenjäger. Ein Grund dafür ist: Die Jagd ist saisonal stark reglementiert. Ein Teil des Jahres „gehört“ den konventionellen Büchsenjä- gern, ein Teil den Bogen- und ein Teil den Armbrustschützen. Man kann durch die Kombination von Gewehr und Bogen die Saison verlängern. Man hat die Indianer zwar weitgehend ausgerottet, gleich- zeitig lebt die indianische Weise der Jagd als Mythos weiter.
Es haben nicht nur die konventionellen Jäger technologisch auf- gerüstet. Für die Bogenjagd verwendet man heute überwiegend den 1966 patentierten Compoundbogen. Die entscheidende Idee war: Die Sehne ist nicht mehr direkt mit dem Bogen verbunden. Sie zieht über eine CAM (Umlenkrolle) an Metallkabeln, die ih- rerseits den Bogen spannen. Durch eine geschickte Anordnung und Form der Umlenkrollen erzielt man einen Hebeleffekt. Wäh- rend bei einem konventionellen Bogen der Widerstand annähernd linear zunimmt, je weiter man den Bogen zieht, nimmt er beim Compoundbogen wieder ab (rote Linie in der Grafik links). Meinen 45 Pfund Olympic Recurve kann man im vollen Auszug (siehe erstes Bild) nur 5 Sekunden ruhig halten und zielen. Da- nach setzt das Muskelzittern ein. Bei einem Compoundbogen sind es ca. 1 Minute. Das Bild unten zeigt den Olympiatrainer Thomas Bartek. Ich habe in dieser Haltung mehrere Aufnahmen in einem Aufwaschen gemacht, Thomas hat mir zwischendurch Fotografier Anweisungen gegeben. Für das Wettkampfschießen auf eine Scheibe ist der Unterschied nicht so relevant. Hier zie- len Compound Schützen auch nicht wesentlich länger als ihre Recurve Kollegen. Bei der Jagd ist dies jedoch ein entscheiden- der Vorteil. Der Hebel des CAM erleichtert nicht nur das Ziehen. Er erzeugt beim Abschuss einen Katapult Effekt. Die Abschussgeschwin- digkeit beträgt beim Compound typischer Weise 100m/sek. (360km/h). Beim Olympic Recurve sind es 60m/sek. (216 km/h). Wie man am obigen Bild sieht hat der Compound einen Peep (Kimme) und ein Visier (Korn). Der Olympic-Recurve hat nur ein Visier. Traditionelle Bögen kommen ohne Zielvorrichtung aus. Es wird nicht direkt gezielt. Man spricht vom Instinktiven Schießen analog zu einem Freistoßschützen im Fußball. Beim Compound hält der Schütze die Sehne nicht direkt in der Hand. Er löst den Schuss ähnlich wie beim Gewehr mit dem Hebel der Ziehvorrichtung aus. Beim konventionellen Bogen ist das Lösen des Schusses komplizierter als man annehmen könnte. Die Finger dürfen der Sehne keinen seitlichen Im- puls mitgeben, sie müssen sanft nach hinten gleiten. Gute Schützen streicheln dabei ihre Wange. Jede
Abweichung von dieser idealen Bewegung ergibt einen Fehlschuss. Beim Compound kann man beim Abschuss hingegen kaum etwas falsch machen. Man erreicht beim Compound wesentlich schneller ein passables Niveau. Allerdings geht es nach die- ser Phase oft nicht mehr richtig weiter. Weil der Compound Fehler verzeiht hat man sie sich auch ange- lernt. Beim Recurve macht einem der Bogen hingegen ständig darauf aufmerksam „So geht’s nicht“. Bei Wettbewerben haben die Ringe der Compound-Schützen nur den halben Durchmesser. Anders aus- gedrückt: Man erreicht mit dem Compound in etwa die doppelte Präzession. Die höhere Abschussge- schwindigkeit und damit die höhere Wucht des Pfeiles ist für die Jagd ebenfalls ein großes Plus. Das Bild zeigt die massive, messerscharfe Spitze eines Jagdbo- gens. Der Pfeil geht beim Tier – sofern nicht ein Knochen wie das Schulterblatt getroffen wurde – glatt durch. Er erzeugt eine ca. 3-4cm breite Stichwunde. Wenn lebenswichtige Organe bzw. Hauptschlagadern getroffen werden, verblutet das Tier in weni- gen Sekunden. Die Mündungsgeschwindigkeit von Jagdgewehren beträgt ein vielfaches der Pfeilgeschwindigkeit. Es ist dement- sprechend die Aufprallenergie weit höher. Die Kugel hat eine starke Schockwirkung, es wird das Gewebe großflächig zerstört. Bei einem gut platzierten Schuss fällt das Tier quasi sofort tot um. Ich habe bei der Recherche je nach Quelle unterschiedliche Standpunkte gelesen, ob der Pfeil oder die Kugel der „schönere Tod“ ist. Ich würde die Frage mit Robert Musil beantworten „Auf die Darstel- lung einer Tätigkeit im Bewußtsein derer, die sie ausüben, ist also nicht allzuviel zu geben“. Wobei das eigentliche Problem ein nicht sofort tödlicher Treffer ist. In Deutschland und Österreich ist die Bogen- jagd verboten, in vielen anderen europ. Ländern ist sie (inzwi- schen wieder) erlaubt. In den USA hat es nie Einschränkungen geben. Es gibt in Deutschland spezielle Ausnahmegenehmigun- gen. Ein Beispiel ist eine Nutria Plage in einem Wohngebiet. Im Wohngebiet ist die Jagd mit einem Gewehr verboten. Hier bietet sich der Bogen an. In Österreich kenne ich keine derartige Rege- lung. Es gibt eine Austrian Bowhunting Federation deren erklärtes Ver- einsziel die Freigabe der Bogenjagd ist. Man kann bei der ABF ein Bogenjagd Diplom erwerben. Das Diplom ist neben einer abgelegten Jagdprüfung Voraussetzung um in den europ. Ländern mit legaler Bogenjagd auf Pirsch gehen zu können. Neben einem theoreti- schen Teil muss man aus Distanzen von 15m bis 25m eine Scheibe mit 13cm Durchmesser bei 6 Schüssen mindestens 5x treffen. Dieses Niveau erreicht man beim Compound nach ein paar Monaten Training. Man ist damit alles andere als ein Meisterschütze. Der 10er Ring hat beim Compound einen Durchmesser von 8cm. Aus 30m ist der Weltrekord schwer zu übertreffen. 36 10er aus 36, davon 29 exakt in das Kreuz in der Mitte. Es geht bei der Jagd nicht um den Weltrekord. Der Schuss muss nur gut genug sein um das Tier mit hoher Wahrscheinlichkeit zu töten. Die maximale Jagddistanz beträgt 25m. Der Weltrekordhalter würde aus 50m präzise treffen. Aller- dings beträgt die Flugzeit 0,55 sek. Der Schall benötigt nur 0,15 sek. Das Wild hätte daher eine Reakti- onszeit von 0,4 sek. Es würde möglicher Weise den Schuss hören und zur Flucht ansetzen. Eine Kugel hat Überschallgeschwindigkeit. Wenn das Reh die Kugel hört, ist es schon tot. Die typische Jagddi- stanz beträgt 100 bis 200m.
Es stellt sich die Frage, wie kommt man an ein Wild auf 20m heran. Auf diese Distanz wird auch die Ausdünstung ein Problem. Es gibt unter an- derem Sprays. Von der Hundemethode – sich in Jauche und/oder Mist zu wälzen – habe ich nicht gelesen. Im Werbevideo der ABF pirscht sich der Jäger an das Reh heran. Die Österr. Gesetzeslage erleichtert die Auf- gabe. Er schießt auf eine 3D Attrappe. Diese haben keinen Geruchssinn und keinen Fluchtreflex. Eine besonders in den USA beliebte Methode ist der „Treestand“. Das ist eine frei montierbare Plattform auf einem Baum. Man nützt den Umstand, dass Wild keine natürlichen Feinde aus der Luft hat und diese daher nur den Boden beobachten. Laut einem Lehrbuch des US-Bogenjagdverbandes ist „vom Treestand fallen“ das größte Risiko bei der Bogenjagd. Bei klassischen Jägern ist es der un- sachgemäße Umgang mit der Waffe. Eine andere Methode sind sogenannte „Blinds“. Diese können zeltartig und damit transportabel sein. Das Bild zeigt ein permanentes Blind in Südafrika. Es ist eine Holz- oder Lehmhütte mit Schießscharten. Südafrika und Namibia stehen bei Bogenjägern hoch im Kurs. Man be- nötigt dort keinen Jagdschein und keine Bogenprüfung. Die einzige Vor- aussetzung ist eine dicke Brieftasche. Es handelt sich ausschließlich um Gatterjagd. Der offizielle Name des Gewerbes ist „Game-Farming“ (Wild-Landwirtschaft). Es wurde eingeführt, als die Rinderpreise im Keller waren und viele Rinderbauern bankrott gingen. Man sattelte mit Erfolg auf die Wild-Landwirtschaft um. Im Jahr 2015 wurden auf diesen Wildfarmen 15 Millionen Tie- re gehalten. Soviel schaffen die Bogenschützen gar nicht. Die stolze Dame zu Beginn des Beitrages hat auf einer dieser Farmen ein schwarzes Impala erlegt. . Man hat – um höhere Abschussprämien verlangen zu können – spezielle Farbvarianten gezüchtet. Links im Bild ist ein natürli- ches Impala. Die restlichen drei sind spezielle Farbvarianten. Um 9.100 $ ist man beim Impala Grand Slam dabei. Der Gnu Grand Slam kostet 10.800. Man kann unter normalen Jagdbedingungen für eine Bogenjagd nicht 4 Abschüsse von speziellen Farbvarianten garantieren. Im dicht beweideten Gatter ist die Aufgabe schon einfacher. Wie man auf den Bildern sieht – sie stammen alle aus der Werbe- broschüre des Bogenjagd Anbieters DeVries – ist es mehr die Kühe auf der Weide erschießen als Jagd. Ist der Massa gut bei Kassa dann kann er auch eine Giraffe erlegen. Ich stelle mir bei diesen Bildern
dieselbe Frage wie bei den klassischen Jägern. Was war die Leis- tung, auf was sind die Stolz? Wenn der Nachbar ein Reh geschossen hat, kaufe ich ihm gerne ein Stück ab. Ich bin ein Fan von Verenas Wildleberkäse. Das Reh hatte einen stressfreieren Tod als ein Rind das zur Schlachtbank geführt wird. Das triumphale Gehabe von diesen Wapplern widert mich je- doch an. Es gibt speziell in den USA eine Gegenbewegung zur High-Tech Bogenjagd mit dem Compound. Der bekannteste Vertreter dieser Richtung ist Fred Asbell. Asbell bezeichnet sich selbst als Traditio- nalisten. Er lehnt die Compound Bogenjagd ab, weil das kein richti- ger Bogen mehr ist. Diesen Aspekt drückt er sehr klar aus. Es schwingt aber auch deutlich „mit dem Compound kann es jeder“ mit. In seinen Jagdgeschichten friert er sich manchmal tagelang ohne Ausbeute den Arsch ab. Dann steht plötzlich ein riesiger Elch vor ihm und er schießt aus kürzester Distanz daneben. Aber ein richtiger Mann nimmt das alles auf sich und er trägt auch die Niederlage mit einem gewissen Stolz. Es war ein faires Gefecht. Es ist keine Schan- de in einem fairen Gefecht auch einmal den kürzeren zu ziehen. DeVries garantiert hingegen den Jagderfolg. Ein garantierter Erfolg ist ein Widerspruch in sich. Der Säulenheilige dieser Richtung ist Ishi, der letzte Yahi Indianer. Ishi (ca. 1860 bis 1916) war der letzte Überlebende des Yahi Sta- mes. Die Yahi wollten ihre angestammte Lebensweise nicht aufge- ben. Sie wurden von den Weißen systematisch verfolgt und ausge- rottet. Ishi kam in Kontakt mit den Bogenjägern um Saxton Pope. Er zeigte ihnen wie man jagt, sie schützen ihn vor der Verfolgung und sorgten am Ende seines Lebens für ihn. Er starb an Tuberkulo- se. Ishi war nicht unbedingt der bessere Schütze, er kam jedoch an das Wild heran als hätte er eine Tarnkappe aufgesetzt. Es gibt auf youtube zahlreiche Dokumentationen und Spielfilme zu seinem Leben. Das Phänomen Game-Farming, die Gatterjagd, ist nicht neu. Der Österr. Kronprinz Franz Ferdinand war ein pathologischer Jäger. Er erlegte in seinem Leben 274.889 Stück Wild. Sein Tagesrekord lag
bei 2763 Lachmöwen. Es wurden Fasane wie Hühner gehalten und am Tag der Jagd von Treibern durch enge Schleusen gejagt. Franz Ferdinand hatte 3 Büchsenspanner bei sich, die für ihn nachluden. Er schoss wie mit einer mehr-läufigen halbautomati- schen Waffe. Das Bild zeigt ihn in Indien. Dort hatte man ihm einen Elefanten vor die Büchse getrieben. Es ist eine Ironie des Schicksals, dass dieser Mann ebenfalls durch eine Kugel endete. Er unternahm die Fahrt im offenen Wagen durch Sarajevo entge- gen allen Warnungen des Sicherheitspersonals. Für den Darwin- Award kommt er dennoch nicht in Frage. Er hatte sich zuvor schon fortgepflanzt. Man muss ihm zu gute halten, dass er den Inzucht Koeffizienten der Habsburger durch seine nicht standesgemäße Heirat mit der Gräfin Sophie Chotek gesenkt hat. Franz Ferdinand hat zur Legitimation der Heirat in diesem Sinn ein Gutachten in Auftrag gegeben. Sein Neffe Kaiser Karl war ebenso Jagd süchtig. Das Bild zeigt ihm am Ende einer Hirschjagd. Kaiser Karl hat noch im Oktober 1918 auf dem Jagdschloss Mürzsteg eine 5 tägige Hofjagd abge- halten, bei der der gesamte Hof anwesend sein musste. 4 Wo- chen später war die Monarchie und seine Herrschaft Geschichte. Dasselbe Spektakel fand auch ein Jahr zuvor statt. Es tobte gera- de die blutige Isonzo-Schlacht. Der Oberkommandierende frönte jedoch seiner Leidenschaft. Dieser Umstand wurde im Seligspre- chung Prozess zu seinen Gunsten ausgelegt. Während dieser Schlacht wurde von Österreichisch/Deutscher Seite Giftgas eingesetzt. Der Karli konnte – weil ander- weitig beschäftigt und damit ahnungslos – nichts dafür. Kaiser Karl war ein Simandl. Die de facto Oberkommandierende war seine bigotte Frau Zita. Die Gatterjagd in Südafrika ist eines der zahlreichen Beispiele für die Demokratisierung von Lastern die einst nur der absoluten Elite vorbehalten waren. Heute kann auch ein amerikanischer Zahnarzt, ja selbst ein Deutscher Beamter, in Afrika auf Elefantenjagd gehen oder beim Impala Grand Slam mit- schießen. Bogen versus Gewehr am Schlachtfeld: Der Bogen wurde im Laufe des 16. Jh. am Schlachtfeld vom Gewehr abgelöst. In Japan gibt es für die- sen Prozess einen klaren Wendepunkt. Die Schlacht von Nagashino im Jahr 1575. Eine Armee von Sa- murais hatte die strategisch wichtige Festung Nagashino belagert. General Oda Nobunaga leitete ein Ersatzherr von 38.000 Mann das primär aus Infanterie bestand. Einige Tausend davon waren mit Arke- busen (Vorderlader Gewehren) ausgerüstet. Nobunaga platzierte sie auf der anderen Seite eines kleinen Flusses hinter Palisaden. Um die lange Ladezeit der Arkebusen zu überbrücken, waren die Schützen in mehreren Linien aufgestellt. Es ist historisch umstritten, ob diese Linien mit koordinierten Salven agierten. Die Samurai waren die militärische Elite. Sie waren der Überzeugung, mit der gewöhnlichen Infanterie kurzen Prozess machen zu können. Tatsächlich wurde es ein historisches Desaster. Es fielen 10.000 Reiter, unter ihnen auch die meisten Samurai Generäle. Die Arkebusen waren dem Bogen tech- nisch nicht überlegen. Insbesondere hatten sie eine weit niedrigere Schussfrequenz.
Die Gewehre setzten sich durch, weil es wesentlich einfacher war Infanteristen mit Gewehren auszubil- den. General Nobunaga kommandierte eine Bauernarmee die von den Landeignern zum Kriegsdienst verpflichtet worden waren. Sie war damit weit leichter zu steuern als die adeligen Samurais. Entschei- dend war auch die kluge Auswahl des Terrains und die innovative Verwendung von Palisaden. Der Ausgang einer Schlacht hängt vielfach nicht nur von der Qualität der Waffen ab. Es spielen soziale Fra- gen, die bessere Organisation und der kluge Einsatz der Technik eine ebenso entscheidende Rolle. Die Samurai vom Pferd zu schießen war ein Segen für das Land. Es beendete eine Periode von 100 Jahren, die von ständigen Fehden geprägt waren. Das edle Ideal und das reale Verhalten der Samurai lag weit auseinander. Sie kämpften für den Meistbietenden, wechselten ohne Zögern die Fronten und wenn sie keinen Auftraggeber fanden, terrorisierten sie das Land als gewöhnliche Räuberbanden. Die Samurai spielten im Staatsapparat weiter eine Rolle, als militärische Kaste hatten sie ausgedient. Das Bogenschießen wurde ein hoch angesehener und gut dotierter Sport. Der renommierteste Wett- kampf waren die 24 Stunden in der großen Halle Sanjūsangen-dō von Kyōto. Die Schussdistanz betrug 118m. Man musste das Ziel in 24 Stunden so oft wie möglichen treffen. Rekordhalter aller Zeiten ist der damals 22-jährige Wasa Daihachiro im Jahre 1686 mit 13.053 Pfeilen, von denen 8.133 ihr Ziel er- reichten. Dies ergibt eine unglaubliche Schussfrequenz von ca. 9 Pfeilen/min. Wenn es einen Rekord für die Ewigkeit gibt, dann ist es diese Leistung. Danksagung und verwendete Literatur: An Thomas Bartek für die Fotos und die fachliche Beratung. Thomas hat in seiner umfangreichen Sammlung auch einen Jagdbogen. Er ist jedoch kein Jäger. National Bowhunter Education Foundation: The Responsible Bowhunter’s Guide (Die Ausbildungs- richtlinie der Austrian Bowhunter Federation). Luis Hant: Bogenjagd Heute. 2. Auflage, Verlag Ernst Vögel. Fred Aspell: Instinktives Schießen, Band 1 und 2. Die Bogen Bibliothek. 3-D Bogensport, Ausgabe Nr. 3/2017. Bogenschießen in Südafrika.
„Ein Mathematiker ist eine Maschine, die Kaffee in Theoreme umwandelt“ (Paul Erdős, 1913-1996) Chrillys Koffein Brevier: Paul Erdös war der produktivste Mathematiker des 20. Jh. Er hat neben Kaffee auch noch mit Amphet- aminen nachgeholfen. Ersetzt man „Theoreme“ durch „Kode“ dann gilt dieser Satz auch für richtige Programmierer. Der eigentliche Gedankentreibstoff ist das im Kaffee enthaltene Koffein. Chemisch ge- sprochen ist es ein Alkaloid mit der Formel C8H10N402. Es ist die am häufigsten konsumierte pharmako- logisch aktive Substanz. Kaffee ist nur eine der vielen Möglichkeiten an diesen Suchtstoff heran zu kommen. Beim Tee ist der historische Name Teein. Die chemische Formel von Teein ist C8H10N402. Es ist also genau dasselbe wie Koffein. Laut EMA ist eine Einzeldosis bis 200 mg und eine Tagesdosis von 400 mg unbedenklich. Ab 1 g tre- ten Vergiftungserscheinungen auf. Die LD50% Dosis (man gibt mit 50% den Löffel ab) beträgt 10 g. Die Wirkung hängt natürlich nicht nur vom Koffeingehalt der Pflanze, sondern auch von der Zubereitung ab. Bei Kaffee hat man mit einem klassischen Espresso die beste Ausbeute. Das ab- gebildete Häferl (es ist ein türkisches Teeglas) fasst 125ml. Man nimmt damit gut 100mg Koffein auf (alle folgenden Angaben beziehen sich auf diese 125ml). Die abgebildete Arabica-Sorte ist aus Sicht des Junkies nicht ideal. Die Sorte Robusta hat einen etwas höheren Gehalt. Es ist jedoch die stärkste vom lokalen Greißler vertriebene Sorte. In meiner Kindheit war Kaffee ein Luxus, den sich die einfachen Leute nur am Sonntag leisten konnten. Wenn der Papa mit der Handmühle den Kaffee gerie- ben hat, dann war das eine eigene sonntägliche Zeremonie. Technologisch wäre eine Nespresso Maschine wohl auch schon in den 1960er Jahren möglich gewesen. Es hätte jedoch keinen Markt dafür gegeben. Für die Wirkung spielt nicht nur die Dosis sondern auch die Aufnahme im Körper eine wichtige Rolle. Bei Kaffee geht das Koffein bereits im Magen in den Blutkreislauf über. Er hat da- mit die schnellste Wirkung. Der Effekt flaut auch am schnellsten wieder ab. In Europa ist Kaffee die mit Abstand häufigste Koffein Quelle. Nur die Briten, Iren und Friesländer sind anders. Sie trinken mehr Tee. Das rechte Häferl zeigt die kräftige Ostfriesische Mi- schung. Links ist ein nepalesischer Grüntee. Kaiser Friedrich II. wollte den Friesen das Teetrinken austreiben. Sie sollten statt englischen Tee deutsches Bier trinken. Er ist mit diesem Vorha- ben kläglich gescheitert. Ein Häferl schwarzer Friese enthält 30mg, der grüne Nepalese rund 15 mg. Das Koffein wird primär im Darm aufgenommen. Die Wirkung setzt daher später ein. Der Gehalt pro Häferl ist wesentlich geringer als beim Kaffee, aller-
dings trinkt man üblicher Weise auch mehr davon. Ich trinke Kaffee und Tee aus demselben Häferl. Beim Kaffee trinke ich das erste Häferl bevor ich mit den Hunden eine Runde drehe und beim anschlie- ßenden Frühstück noch eines. Ohne es – vor der Recherche zu diesem Artikel – zu wissen, bin ich da- mit ziemlich genau an der EMA Einzeldosis von 200mg. Im Laufe des Tages steht das Teehäferl am Schreibtisch. Es wird nach geschenkt, wann immer mir gerade danach zu Mute ist. Meistens der schwarze Friese, manchmal auch der grüne Nepalese und manchmal auch die Mate Kalebasse. Mate habe ich während einer Autobusfahrt quer durch die ar- gentinische Pampa kennen und lieben gelernt. Er ist in Argenti- nien das Nationalgetränk. Mate ist ein Strauch, der mit Tee bio- logisch nicht verwandt ist. Die Kalebasse ist ursprünglich ein ausgehöhlter Kürbis, das Bild zeigt mein etwas moderneres Ex- emplar. Man trinkt Mate nicht direkt, sonder verwendet eine Bombilla (Trinkrohr). Der Mate bleibt immer in der Kalebasse und kann mehrmals aufgegossen werden. Man fährt durch die endlose Pampa, nuckelt am Mate, schläft ein bisserl und wenn man aufwacht schaut es genauso aus wie zuvor. Man gießt ein bisserl heißes Wasser nach, nuckelt wieder … Mate hat einen fruchtig-herben Geschmack. Über den Koffein- gehalt habe ich sehr unterschiedliche Angaben gefunden. Auf meiner Junkie-Skala würde ich ihn in die Schwarztee Kategorie einteilen. Ein in Mitteleuropa neues Getränk ist Guayusa (links im Bild). Die Guayusa Pflanze ist eine im Ama- zonas Gebiet beheimatete Stechpalme. Es ist ein traditionelles Getränk der Kichwa Indianer. Die Pflan- ze hat den höchsten bekannten Koffeingehalt. Davon wird aber nur ein Bruchteil im heißen Getränk ge- löst. Laut einer Analyse der Univ. Siegen hat enthält das 125ml Häferl 25mg Koffein. Man kann wie beim Mate und Grüntee mehrmals aufgießen. Der 2. Aufguss ist genauso stark, erst beim 3. Aufguss fällt der Koffeingehalt etwas ab. Laut der Werbung fördert der Konsum von Guayusa Klarträume. Bei einem Klartraum weiß man, dass man träumt. Ich kann diesbezüglich von keinem Effekt berichten. Was möglicher Weise daran liegt, dass ich meistens eh weiß, dass ich träume. Geschmacklich erinnert er mich an Brennesel Tee. Ich habe Guayusa zu Recherchezwecken für diesen Artikel ausprobiert. Er wird nicht den ungefähr gleich starken Mate oder Ostfriesen ablösen. Brennesel Tee gehört nicht zu meinen geschmacklichen Favoriten. Wie bei einem chicen Getränk üblich ist er auch wesentlich teurer. Ebenfalls im Amazonas Gebiet beheimatet ist die Guarana Pflanze. Man verwendet die gemahlenen Samen. Laut der Pa- ckung enthalten 100 g Guarana 3,6 Gramm Koffein. Mit der ge- samten 500g Packung könnte man sich schon den Goldenen Koffeinschuss geben. Die empfohlene Tagesdosis ist 2 Gramm. Das entspricht 72 mg Koffein. Ich habe keine Ahnung wie viel 2 Gramm Guarana sind. Das abgebildete Häuferl ist ein Suppen- löffel. Guarana löst sich in Wasser sehr schwer auf. Es ist mir nicht gelungen ein konsumierbares Getränk her zu stellen. Sehr gut funktioniert jedoch die Kombination mit Dattelpaste. Man zerkleinert die Dattel, weicht sie einige Stunden ein, gibt das Guarana-Mehl dazu und bereitet mit dem Stabmixer eine Paste. Beim ersten Versuch habe ich die Datteln nicht eingeweicht. Der Stabmixer hat den Versuch nicht überlebt. Eingeweichte Datteln sind jedoch sehr leicht zu verarbeiten.
Das Endprodukt schaut wie Nutella aus, es hat die Konsistenz von Nutella, es schmeckt aber glücklicher Weise nicht wie Nu- tella. Guarana gibt der süßlichen Dattelpaste einen herben Bei- geschmack. Dattelpaste ist bei Veganern sehr beliebt. Sie dient u.A. als Ausgangsstoff für „Energy Balls“. Z.B. mischt man sie mit Ko- kosraspeln und Kakao. Kakao enthält ebenfalls Koffein. Auf Amazon kann man sich einen Energy-Riegel mit Datteln und Guarana bestellen. Im Gegensatz zu meiner Paste ist er je- doch nicht vegan. Er enthält zusätzlich Waldhonig. Ich gebe keinen Honig hinzu, weil die Dattelpaste bereits ausreichend süß und wohlschmeckend ist. Die Wer- bung „Koffein wie in 1 Tasse Espresso“ dürfte zutreffend sein. Nachdem Datteln viel Zucker enthalten, wirkt die Paste ähnlich wie ein Energy-Drink. Der bekannteste Energy-Drink ist Red Bull. Es ist mir ein unverständliches Rätsel wie man mit diesem scheußlichen Gummibärli Gesöff reich werden konnte. Es gibt noch Ärgeres: Wodka-Red Bull. Der in meinen Augen abstoßendste Teil des Ibiza- Videos war der Wodka-Red Bull Konsum der beiden Spießgesellen. Die politische Verkommenheit war mir aus unmittelbarer Erfahrung hinlänglich bekannt. So was säuft man von mir aus in der Pubertät in der Disco, aber nicht als 50-Jähriger Vize- kanzler. Unabhängig vom (Un-)Geschmack enthalten Energy Drinks pro 125ml 40mg Koffein. 1 Dose Red Bull entspricht daher nicht ganz einem Espresso. Bei der abgebildeten Konkurrenz von „Energy Monster“ erhält man – laut Werbung – zum selben Preis eine 0,5l Dose und somit in Summe 160mg. Nachdem Kakao ebenfalls Koffein enthält, kann der Junkie sei- nen Bedarf auch mit Schokolade decken. Mit gewöhnlicher Milchschokolade kommt man nicht sehr weit. Man muss zu Hochprozentigem greifen. Ab 70% Kakao Anteil wird es inter- essant. Die Königsklasse ist der 99% von Lindt. Der Hersteller warnt einen: Tasten sie sich an diesen exquisiten und intensiven Geschmack mit 70%, 86% und 90% langsam heran. Brechen sie zum Verzehr nur ein kleines Stück ab. Man sollte diese Warnun- gen ernst nehmen. Man nimmt von dieser Schokolade garantiert nicht zu. Sie enthält nur mehr einen minimalen Anteil an Kohle- hydraten. Um so eine Tafel auf einen Sitz zu verdrücken muss man wohl länger trainieren. Es reicht das von Lindt empfohlene kleine Stückerl. Die 90% schmecken mir schon, für 99% übe ich noch. Laut den Quellen am Internet enthalten 100 Gramm Schokolade 88 mg Koffein. Es wird nicht erwähnt, ob es sich um 70% oder 99%igen handelt. Hochprozentiger Schokolade spielt damit in der Koffein- Premium-League. Meine Versuche analog zur Dattelpaste Kaffee und Schokolade zu kombinieren sind bisher gescheitert. Die geschmolzene Kochschokolade wird nicht mehr fest. Es gibt die Marke „Scho- Ka-Kola“ die beides enthält. Scho-Ka-Kola enthält jedoch nur Schokolade mit einem Kakao Anteil von 58%. Das Problem ist lösbar, ich weiß nur nicht wie.
"sous-hommes d'une abjecte lâcheté aux trognes d'ivrognes" (Brigitte Bardot über die Jäger). Je ne parle pas Francais Chief, was sagst zum Ausspruch der Brigitte über die Jäger. Seniora, je ne parle pas Francais. Chief, diesen Trick hast schon bei der Korsika Durchquerung pro- biert. Ich nix sprechen Französisch. Seniora, man kommt irgendwo durch, die alten Leute sitzen vor den Häusern oder wie beim Asterix unter der Ortslinde. Man grüßt freundlich, sie grüßen freundlich zurück und fragen „Allemagne“ man sagt „Autriche“ und schon ist es mit dem Monsieur Waldeim los gegangen. Ja, Chief, du wolltest dich mit je ne parle par deppert stellen und so tun, als wüsstest du nicht, um was es geht. Seniora, nachdem du meinen Französisch Wortschatz mit „Je suis Autrichien, mais pas vote Monsieur Waldheim“ verdoppelt hast, hat es wunderbar funktioniert. Ja, Chief, du warst auch geschickt. Sie haben dir alles mögliche erzählt, du hast an passender Stelle „oui“ oder „exactement“ eingeworfen und es ist schon weiter gegangen. Ja, Seniora, es war ja auch die Wahrheit. Chief, es war nur die halbe Wahrheit. Du hast auch nicht gegen Waldheim gestimmt. Seniora, wir haben damals in Holland gelebt. Es war mir egal, wer die Welser Landwirtschaftsmesse eröffnet und den Oberschulrat Titel verleiht. Ja, ja Chief, ich kann mich an diesen Ausspruch erinnern. Es war dir dann doch nicht egal. Wir sind dauernd auf den Meneer Waldheim angesprochen worden. Ja, Seniora, das ist manchmal schon lästig geworden. Es war teilweise ziemlich bizarr. Wir fahren zu Weihnachten nach Hause. Der Nachbar frägt mich, ob das nicht gefährlich ist. Ich denk mir „Hm, was meint er“ und sage weil mir sonst nix einfällt „Laut Wetterbericht gibt es auf der Autobahn keinen Schnee“. Er schaut mich verdutzt an und fühlt sich etwas verarscht. Ja, Chief, er hat geglaubt, du stellst dich beim Meneer Waldheim deppert. Seniora, ich habe das überhaupt nicht mit dem Waldheim in Verbindung gebracht. Nach ein bisserl hin- und her habe ich heraus gefunden, um was es geht. Er sieht wieder die Nazis durch die Straßen ziehen und nachdem ich ihm erzählt habe, dass ich ihn nicht gewählt habe, dachte er: Hoffentlich kommt er nicht ins KZ. Chief, du konntest ihn nicht überzeugen, dass es ziemlich übertrieben ist. Seniora, das war eine mission impossible. Als wir zurück sind ist mir die Nachbarin um den Hals gefallen und hat mich abgebusselt. Sie hatte sol- che Angst, dass uns was passiert. Chief, ich versteh das schon. Sie haben noch die Besatzung erlebt. Die Medien haben auf dem Klavier des holländischen Geschichtstraumas sehr geschickt gespielt. Seniora, ich seh den Meneer Waldheim aber auch positiv. Durch den Waldheim habe ich mit Jan Louwman Freundschaft geschlossen. Chief, ich kenn die Geschichte. Du fährst nach Maastricht auf dein
erstes Computerschach Turnier und spielst gleich gegen den Favoriten Gideon. Jan hat den biblischen Helden bedient und begrüßt dich mit „Dag, Meneer Waldheim“. Ja, Seniora. Wenn einem jemand ziemlich direkt als Nazi bezeichnet kann man die beleidigte Leber- wurst spielen, oder man kann Kontra geben. Ich habe mich für das Kontra entschieden. Es wundert mich, dass er überhaupt für Maastricht ein Visum bekommen hat. Ha, ha, der Meneer Waldheim, Maastricht ist doch Holland. Nur Waldheim Ostenrijker brauchen für Maastricht ein Visum. Ja, Chief, manchmal zahlt es sich doch aus, wenn man sich mit Geschichte beschäftigt. Du hast ge- wusst, dass die katholischen Maastrichter die calvinistischen Holländer nicht besonders mögen. Ja, Seniora. Wie er gesagt hat „Maastricht ist doch Holland“ hatte ich die Traube lokaler Zuschauer die sich inzwischen um uns gebildet hat, auf meiner Seite. Sie fanden die Idee ein Visum für Leute einzu- führen, die behaupten „Maastricht ist Holland“, ziemlich gut. Es stand 1:1. Um weitere Kalamitäten zu vermeiden schlug Jan vor „Wir sind doch zum Schachspielen hier“. Chief, an die Waldheim Geschichte kann ich mich erinnern. Wie ist die Partie ausgegangen. Seniora, Gideon war damals für Nimzo eine Nummer zu groß. Chief, wie hat Jan reagiert. Seniora, er hat gemeint „für einen Waldheim Ostenrijker spielt mein Programm eigentlich gar nicht so schlecht“. Das war aber schon ein augenzwinkerndes Kompliment. Ja, Chief, ihr seid dicke Freunde geworden. Ja, Seniora, wie dann später seine Frau gestorben ist, bin ich zum Begräbnis hin gefahren. Wir sind in sein Haus. Nach dem obligaten Kaffee hat er die Verwandtschaft ziemlich barsch hinaus geworfen. Ich habe gefragt, ob ich auch gehen soll. Nein, bitte bleib. Aber die nerven mich mit ihrem Geschwätz und warten eh nur drauf, dass ich auch unter die Erde komme und sie was erben. Chief, ich war trotzdem froh, wie Waldheim kein Thema mehr war. Ja, Seniora, die Medien haben eine zeit lang eine Agenda, die nutzt sich ab und es wird die nächste Sau durchs Dorf getrieben. Beim Waldheim ist es uns nur so aufgefallen, weil es uns direkt betroffen hat. Im nächsten Jahr in den Pyrenäen war Waldheim kein Thema mehr. Ja, Chief, da war ich richtig stolz auf dich. Hmm, Seniora, das hast du mir 30 Jahre verschwiegen. Chief, vergiss es, ist es mir nur so heraus gerutscht. Seniora, aus dieser hohlen Gasse kannst du mir nicht mehr entkommen. Na gut, Chief. Kannst du dich noch an den kleinen Ort erinnern. Es hat uns ein geregnet. Wir sind in die kleine Gastwirtschaft geflüchtet. Seniora, Gastwirtschaft ist eine Übertreibung. Es stand ein großer Holztisch dort, man konnte sich im angrenzenden Geschäft was kaufen, sich an den Tisch setzen und das Gekaufte konsumieren. Ja, genau Chief, das mein ich. Hmm, Seniora, warum warst du ausgerechnet dort Stolz auf mich. Chief, kannst du dich nicht mehr erinnern. Es haben am Tisch zwei Schach gespielt. Na ja, Seniora, sie haben Schachfiguren hin und her bewegt. Schach spielen würde ich das nicht nen- nen. Es war furchtbar anzusehen. Ja, ja Chief, und wie der, der immer verloren hat, den nächsten Patzer gemacht hat, ist es dir zu bunt geworden. Du hast die Figur genommen und sie mit den Wort „da kehrt si hi“ aufs Brett geknallt. Ja, Seniora. Nachdem er eh schon 5 Partien in Serie verloren hat, sah er seine Chance gekommen aus dem ungeliebten Spiel auszusteigen. Bitte sehr, wennst so gescheit bist, dann spiel doch du. Chief, du behauptest immer, du kannst kein Französisch. Er hat genau das gesagt.
Seniora, ich hätte es in jeder Sprache der Welt verstanden. Chief, du hast den fünffachen Gewinner gleich vom Brett geputzt. Seniora, ich bin kein Großmeister, aber ich kann zumindest Schach spielen. Das genügt gegen Jeman- den, der nur Figuren hin- und her schiebt. Ja, Chief. Nach der dritte Niederlage fand der fünffache Sieger das Spiel auch nicht mehr so lustig, aber er kennt jemanden, der spielt gut Schach. Es hat sich im Dorf herumgesprochen das der Schachgott Sta- tion gemacht hat und es wollten alle einmal gegen dich spielen. Ja, Seniora. Sie habens dann mit Eindrangeln probiert. Sante auf den Champion. Der Wein war wirklich gut. Chief, man hat dir schon angemerkt, dass du einen Stich be- kommst, aber beim Spielen hast noch immer locker gewonnen. Seniora, solange man die Figuren nicht doppelt sieht, ist ein bisserl Alk kein Problem. Chief, muss man beim Schach nicht nachdenken. Nein, Seniora, wer denkt hat schon verloren. Es ist Mustererken- nung. In dieser Stellung gehört der Springer dahin, da kann man doch mit der Dame hinein hacken. Noch dazu, wenn der Gegner eh keine Ahnung hat und einen Fehler mit einem noch größeren beantwortet. Nur wenn man die Figuren nicht mehr richtig sieht, wirds Essig. Chief, hast du nicht einmal gegen diesen Tschechen gespielt. Seniora, dieser Tscheche ist der Großmeister Vlastimil Hort. Es war eine Simultanpartie mit 40 Gegnern. Chief, wie spielt man gegen 40 Gegner. Seniora, man geht im Kreis bis keiner mehr übrig ist. Chief, hättest du das in den Pyrenäen auch gekonnt. Nein, Seniora, der Raum war nicht groß genug. Außerdem haben mir von der langen Etappe am Vortag noch die Füße weh getan. Ja, Chief, ich war auch froh, dass es geregnet hat und wir mit gutem Gewissen herumlungern konnten. Seniora, es ehrt mich zwar, dass du einst auf mich Stolz gewesen bist, aber es war keine intellektuelle Meisterleistung. Der Vlastimil macht es auch nicht aus sportlichen Ehrgeiz. Chief, auf welches Frankreich Erlebnis bist du dann stolz. Seniora, sagt dir das Stichwort St. Malo was. Chief, ich hätte dir dieses Hölzerl nicht werfen sollen. Ja, ja Seniora. Wir gehen ins Käsegeschäft, Madame packt, zuwas hat man sie Studieren lassen, ihr bestes Französisch aus und auf einmal redet die Verkäuferin mit ihr Englisch. Danach bedient sie den Monsieur, frägt ihn dies und das, ob sie beim Käse ein bisserl mehr oder weniger abschneiden soll und erzählt ihm auch sonst einiges. Er sagt artig oui und exactement und es funktioniert wie am Schnür- chen. Chief, ich habe nur den Namen einer Käsesorte nicht gewusst. Ich weiß, du badest noch heute in die- sem Triumph. Darf ich dich aber trotzdem erinnern, dass meine ursprüngliche Frage war „Was hältst du vom Ausspruch der Brigitte“.
Seniora, ich habe nur gelesen, dass sie der franz. Oberjägermeister wegen Ehrenbeleidigung verklagt hat und sie ihm 5000 Euro zahlen muss. Es ist nicht dabei gestanden, was sie gesagt hat. Es wird keine besondere Nettigkeit gewesen sein. Chiiieef, du spielst schon wieder den Ahnungslosen. Diesmal kommst du bei mir aber nicht durch. Wie bist du zum Originalzitat gekommen. Seniora, das war nicht ich, das war der Goldreport Herausgeber. Der hat so seine Kontakte. Chief, darf ich dich in deiner Eigenschaft als Herausgeber fragen, wer die Quelle war. Seniora, hast du schon einmal was vom Redaktionsgeheimnis gehört. Chief, so leicht lasse ich mich nicht abwimmeln. Soll ich es übersetzen. Na gut Seniora, damit ich meine Ruhe habe. Chief, es heißt „Es sind Untermenschen und erbärmliche Feiglinge mit einer versoffenen Visage“. Na ja, Seniora. Versoffen hat zumindest bei den älteren Jägern eine gewisse empirische Basis. Da gibts schon so die Einstellung, wer nicht mit säuft ist kein richtiger Jagdkamerad und wenn einer im Suff nicht mehr gut gehen konnte, hat man ihm zum Auto geholfen, damit er heimfahren kann. Aber ich glaube, die meisten jüngeren Jäger finden das nicht mehr so gut. Chief, das mit dem besoffen Autofahren hat sich durch die Planquadrate allgemein reduziert. Ich kann mich noch gut erinnern, wie sie den Jägermeister den Schein gezupft haben und er auf seine Frau als Chauffeur angewiesen war. Da ist er schon sehr armselig im Hilux am Beifahrersitz gesessen. Ich hatte den Eindruck, selbst sein Jagdhund hat die Ohren länger als sonst hängen lassen. Seniora, da klingt direkt Mitleid mit dem Jägermeister mit. Ja, Chief, er ist sonst gar nicht so zwida. Ich finde die Brigitte übertreibt. Seniora, ich kenn mich bei den französischen Jägern nicht aus. Aber ich habe den Eindruck, dass sie ein bisserl out of time ist und der Typus von Jäger den sie im Visier hat doch eher im Aussterben be- griffen ist. Aber gut, in ihrem Alter darf man schon etwas out of time sein. Man muss ihr aber lassen: Sie schaut nicht chirurgisch verunstaltet aus. Chief, so diplomatisch kenn ich dich gar nicht. Seniora, bist jetzt auch Stolz auf mich. Chief, es hat mich immer gestört wenn du mit Feuer und Schwert durch die Gegend gezogen bist. Aber ein diplomatischer Chief ist auch irgendwie verdächtig. Seniora, und der Verdacht wäre. Chief, du willst es dir in deiner Funktion als Herausgeber weder mit der Afrikakorrespondentin noch mit dem Redakteur für Essen&Trinken verscherzen. Die Korrespondentin ist ein Brigitte Fan, der Re- dakteur macht die Jagdprüfung. Seniora, darauf bin ich Stolz. Im Report darf jeder schreiben was er will. Nein, Chief, das darf er nicht. Es gibt im Goldreport zwar kein N- aber ein L- und ein T-Wort. Na gut, Seniora. Ich werde der Korrespondentin schreiben, dass sie das L- und T-Wort wieder verwen- den darf. Der Redakteur nimmt sie eh von sich aus nicht in den Mund. Chief, ich habe dir Vorschläge gemacht und du hast sie angenommen. Damit sind wir beide geehrt. Ja Seniora, denn wahre Liebe ist wenn sie ihn mit Lobe überhäuft. Ja Chief, wahre Liebe ist, wenn sie die Grabinschrift von Brecht variiert und er sich in seiner naiven Ahnungslosigkeit gelobt fühlt. Verwendete Links: Nachruf auf Jan Louwman
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