"Plastic is fantastic!" Seite 6 - Das Magazin der InfraWerkeMünsingen - Infrawerke Münsingen

Die Seite wird erstellt Josefine Göbel
 
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Das Magazin der
InfraWerkeMünsingen

                                           No 2/2021

                        «Plastic is fantastic!»                   Seite 6

         Das Salz der Berge Seite 10 Tokio plant nachhaltige Olympische Spiele Seite 12
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Spotlights

                                 Liebe Leserin, lieber Leser                         Photovoltaikanlage für Biral
                                 Anfang 2021 durfte ich die Geschäftsleitung         Die Pumpenherstellerin Biral AG betreibt an der Süd­
                                                                                     strasse 12 in Münsingen eine industrielle Produktion. Die
                                 der InfraWerkeMünsingen übernehmen.
                                                                                     Firma beabsichtigt, auf ihrem Dach eine grosse Photovol­
                                 Deshalb möchte ich mich Ihnen vorstellen. Ich       taikanlage zu installieren. Realisiert wird die Anlage durch
                                 bin 53 Jahre alt und lebe mit meiner Frau und       die InfraWerkeMünsingen, und zwar in Form eines Energie-
                                 zwei Söhnen in Burgdorf. Meine berufliche           Contractings. Dies bedeutet, dass sich die InfraWerke­
                                                                                     Münsingen um alle technischen und finanziellen Belange
                                 Laufbahn startete ich mit einer Lehre als Elek­
                                                                                     der Solarstromanlage kümmern. Diese reichen von der
                                 tromonteur. Danach folgte das Studium zum           Konzeption über die ­Planung, die Finanzierung, die Reali­
                                 Elektroingenieur. Anschliessend arbeitete ich       sierung und den Betrieb bis zur Instandhaltung während
                                 im Anlagenbau für einen finnischen Papierkon­       der gesamten Anlagenlebensdauer. Der Solarstrom wird
                                                                                     zu einem im Voraus definierten Preis geliefert. Für Biral
                                 zern. 2003 wechselte ich zur BKW, wo ich in
                                                                                     ist die Kalku­lation dadurch sehr einfach, und sie muss sich
                                 verschiedenen Leitungsfunktionen und Projek­        um nichts Weiteres kümmern. Die Photovoltaikanlage
                                 ten tätig war. Hier konnte ich wertvolle Erfah­     wird eine Fläche von rund 3600 Quadrat­metern auf­weisen.
                                 rungen in Energie- und Betriebswirtschaft           Die Spitzenleistung beträgt 717 Kilo­watt, der erwartete
                                                                                     jährliche Stromertrag rund 800 000 Kilowattstunden.
                                 ­sowie in der Unternehmensführung sammeln.
                                                                                     Baustart ist voraussichtlich im Spätsommer 2021, die Inbe­
                                                                                     triebsetzung gegen Ende 2021.
                                 Bei den InfraWerkenMünsingen habe ich kom­
                                 petente Mit­ar­beitende angetroffen, die stolz
                                 darauf sind, ihre Kunden zuverlässig mit Was­
                                 ser, Strom und Wärme zu v­ ersorgen. Damit leis­          NOTSTROM FÜR MOBILFUNK
                                 ten sie einen wichtigen Beitrag für die Lebens­
                                 qualität in der Region. Ich freue mich sehr, Teil      Die Mobilfunknetze sind zentral für die Versorgung mit
                                                                                      Telekommunikations-Dienstleistungen. Dies gilt schon zu
                                 der InfraWerkeMünsingen zu sein!
                                                                                        normalen Zeiten, speziell aber in Krisen, insbesondere
                                                                                      bei einem länger dauernden ­Stromausfall. Der Bundesrat
                                 «Vielfältig und nachhaltig» – so lautet der            hat deshalb im ­Dezember 2020 entschieden, innerhalb
                                 Leitgedanke der Gemeinde Münsingen. Auch            von etwa fünf Jahren eine landesweite stromausfallsichere
                                                                                         Mobilfunkversorgung für Notrufdienste aufzubauen.
                                 wir von den InfraWerkenMünsingen wollen
                                                                                      Später sollen auch über die Notrufdienste ­hinausgehende
                                 diesem Motto nachleben – zum Wohl des Un­              mobile Sprach- und Datendienste ­gegen Stromausfall
                                 ternehmens und unserer Umwelt.                                           gesichert werden.

                                 Ich wünsche Ihnen eine spannende Lektüre mit
                                 dem neuen «Energieforum»!
                                                                                     Praxistest für Wärmepumpen
                                                         Urs Wälchli,                Das Vorurteil hält sich hartnäckig: Luft/Wasser-Wärmepumpen,
                                                         Geschäftsführer             welche die benötigte Wärme der Aussenluft entziehen, wür-
                                                         InfraWerkeMünsingen         den an kalten Winter­tagen nur mit einem Elektroheizstab funk­
Fotos: Alamy / zVg Urs Wälchli

                                                                                     tionieren. Ein mehrjähriger Praxistest der Fachhoch­schule
                                                                                     Ostschweiz an zwölf Luft/Wasser-Wärmepumpen widerlegt
                                                         InfraWerkeMünsingen         nun dieses Vorurteil: Selbst in der Kälte­welle im Februar 2018
                                                         Aeschistrasse 25            war kein elektrisches Zu­heizen nötig. Die Wärmeabgabe ans
                                                         3110 Münsingen              Heizsystem war immer noch mindestens doppelt so hoch wie
                                                         Telefon 031 724 52 50
                                                         info@inframuensingen.ch     die Strom­aufnahme. Für häufige tiefe Aussen­tem­pe­ra­­turen
                                                         inframuensingen.ch          und schlecht gedämmte Häuser empfiehlt sich, statt einer
Titelbild: Plainpicture

                                                                                     Luft/Wasser- eine Sole/Wasser-Wärmepumpe einzusetzen,
                                                                                     welche die benötigte Wärme dem Erdreich entzieht. Dieses ist
                                                                                     im Winter deutlich wärmer als die Aussenluft, womit auch
                                                                                     der Wirkungsgrad der Wärmepumpe viel höher ist.

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Nachfrage nach Pellets wächst
Wer klimafreundlich mit Holz heizen will, aber dennoch eine
automatische Heizung benötigt, wählt eine Pelletsheizung.
Pellets sind kleine, aus Holzresten gepresste Stäbchen. Da es
sich – im Gegensatz zu Stückholz – um ein Schüttgut handelt,
sind Pellets für mechanische Förder­anlagen ge­eig­net, was einen
automatischen Betrieb ermög­licht. Zwischen 1995 und 2019 ist
die Anzahl Pellets­heizungen in der Schweiz von 0 auf rund
30 000 gestiegen. Seit 2016 nimmt die Anzahl Anlagen verstärkt
zu, d. h., es werden jedes Jahr mehr Pellets­heizungen verkauft.
2020 waren es 1186 Anlagen. Holzschnitzelfeuerungen setzen
ebenfalls auf Holz als Brennstoff. Auch sie lassen sich auto­ma­
tisch betreiben, sie sind aber nur für höhere Leistungen ge­eignet,
z. B. für Überbauungen oder als Quartierheizungen.

                             Datenquelle: Verband Holzfeuerungen Schweiz

                              Pro Jahr verkaufte Pelletsheizungen                 5 bis 50 kW     über 50 kW
                             1400
                             1200
                             1000
                              800
                              600
                              400
                              200
                                 0
                                      2014        2015       2016          2017    2018    2019    2020

                                                                                                               3
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Spotlights

Schnellladestationen                                       Teurer CO2-Ausstoss
an Autobahnen                                              Für den Ausstoss des Treibhausgases CO2 gibt es in der Europäi-
                                                           schen Union ein Emissionshandelssystem. Seit Anfang 2020 ist
                                                           es mit dem Emissions­handels­system der Schweiz verknüpft.
                                                           Dem System angeschlossen sind in Europa rund 11 000 energie­
                                                           in­ten­sive Unternehmen, davon etwa 50 aus der Schweiz. Dazu
                                                           zählen beispielsweise Zement- und Stahlwerke, aber auch Kraft-
                                                           werke, welche fossile Energien wie Kohle oder Gas verbrennen.
                                                           Jedem dieser Unternehmen steht eine begrenzte Zahl an Emis-
                                                           sionsrechten (Zertifikaten) gratis zur Verfügung. Zudem wird
                                                           ein Teil der Emissionsrechte versteigert. Benötigt ein Unterneh-
                                                           men mehr Zertifikate, weil es mehr CO2 ausstösst, muss es wel-
                                                           che dazukaufen. Indem die Be­hör­den die Anzahl Zertifikate
                                                           Jahr für Jahr senken, werden diese knapp, und ihr Preis erhöht
                                                           sich. Seit etwa 2018 ist der Preis für 1 Tonne CO2 von etwa 6 auf
                                                           über 40 Euro gestiegen. Damit entsteht ein Druck auf die Unter-
                                                           nehmen, ihren Treibhaus­gasausstoss zu vermindern. Dabei
Fastned ist ein niederländisches Unternehmen, das          werden die Emissionen dort reduziert, wo die Kosten tief liegen.
in mehreren europäischen Ländern ein Netzwerk              So lassen sich Klimaschutzziele kostengünstig erreichen.
öffentlich zugänglicher Schnellladestationen für
Elektrofahrzeuge aufbaut und betreibt. 2019 hat es
eine Ausschreibung des Bundesamts für Strassen
für 20 Schnellladestationen auf Rastplätzen der
Schweizer National­strassen gewonnen. Im Dezem-
ber 2020 wurde die erste Lade­station in Suhr AG er-                     «Der Inhalt ist
öffnet. Eine weitere steht mittlerweile in Lenzburg.
Auch das Tessin und die Romandie werden welche                         viel relevanter als
erhalten. Die Ladeleistung beträgt bis zu 300 Kilo-
watt. Theoretisch könnten damit innert 15 Minuten                      die Verpackung.»
bis zu 300 Kilometer Reichweite «getankt» werden
– sofern das Elektroauto so hohe Ladeleistungen
überhaupt zulässt. Fastned liefert nur erneuerbaren                 Der Ökobilanzexperte Roland Hischier
Strom aus Wind und Sonne. Dazu tragen auch ein                   von der Empa über die Umweltauswirkungen
klein wenig die Photovoltaikmodule auf dem Dach                           von Plastikverpackungen
der Tankstelle bei.

Mit Alledin zu effizienten                                 Die Frage
LED-Leuchten                                               Was ist ein Saisonspeicher?
Der Vormarsch von Leuchtdioden (LEDs) bei der
künstlichen Beleuchtung geht weiter. Sie verbrau-          Einen Stromspeicher, der sommerliche Stromüberschüsse für
chen viel weniger Strom als Glüh- oder Halogen­            den Winter speichern kann, nennt man Saisonspeicher. In der
lampen und erzeugen je nach Anwendung warmes               Schweiz erfüllen vor allem die Speicherseen diese Funktion:
Wohnlicht oder kühles Arbeitslicht. Doch beim              Im Herbst sind sie voll, im Frühling leer. Das Speichervermögen
Ersatz der weit verbreiteten Halogen-Stehleuchten          aller Schweizer Stauseen beträgt knapp 9 Mrd. Kilowattstun-
(Deckenstrahler) geht es nicht recht vorwärts.             den. Zum Vergleich: Der schweizerische Endverbrauch lag 2019
Diese benötigen häufig 300 bis 500 Watt Leistung           bei 57 Mrd. Kilowattstunden, davon 55 Prozent (32 Mrd. kWh)
und sind damit wahre Stromfresser. Unter alledin.ch        im Winter. Die Kernkraftwerke – die ja nach und nach abge-
gibt es jetzt die Möglichkeit, für eine neue, effiziente   schaltet werden sollen – erzeugten im Winter 13 Mrd. Kilowatt-
LED-Stehleuchte bis zu 40 Prozent des Kaufpreises          stunden, also viel mehr, als in den Stauseen gespeichert war.
vergütet zu bekommen, sofern die Leuchte mindes-
tens 125 Franken kostet. Die Aktion des Bundesamts         Wollen Sie auch etwas wissen zu einem Energiethema?
für Energie läuft bis Ende 2021.                           Senden Sie Ihre Frage an: redaktion@strom-online.ch

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– 47%
                                                       Solarpreis für historisches
                                                       Gebäude in Graubünden
                                                       Der Umbau eines 350 Jahre alten Engadiner Bauernhauses
                                                       in Latsch bei Bergün hat den europäischen Solarpreis 2020
                                                       im Bereich Solararchitektur gewonnen. Photovol­taik,
Am meisten Strom importiert                            ­Sonnenkollektoren und eine Wärmepumpe mit fünf Erd­
                                                        sonden versorgen das Haus mit erneuerbarer Energie aus
die Schweiz aus Deutschland.                            Sonne und Erdwärme. Dem Büro Felix Partner Architektur
Doch der gesamte Nettostrom­                            und Design aus Zürich ist es gelungen, aus der seit sechzig
                                                        Jahren leerstehenden und teilweise zerfallenen Liegen­
export aus Deutschland – also                           schaft innert dreier Jahre ein Gebäude mit zeit­ge­mässem

nicht nur in die Schweiz – ist                         Wohnkomfort zu machen. Dank der konsequenten Nut-­
                                                       zung von Sonne und Erdwärme konnte partiell auf eine
2020 um 47 Prozent gesunken.                           Dämmung verzichtet werden. So war es möglich, historisch
                                                       wertvolle Elemente, wie etwa die Fassade oder Verkleidun­
Dies widerspiegelt den allmäh­                         g­en aus Holz im Innern, zu erhalten. In die Dachflächen in­
lichen Ausstieg Deutschlands                           tegriert sind 20 Quadratmeter Kollektoren sowie 130 Quad­
                                                       ratmeter Photovoltaikpanels. Die auf dem Dach erzeugte
aus der Kohle- und Atomstrom­                          Strommenge deckt übers Jahr hinweg den gesamten Bedarf
                                                       der Bewohner und der Wärme­­pumpe. Mit den Kollektoren
produktion. Ob das Land in                             wiederum kann Warmwasser erzeugt und zusätzlich im
Zukunft noch Strom exportie­ren                        Sommer über die S ­ onden Wärme ins Erdreich zurückgeführt
                                                       und dort für den ­Winter gespeichert werden.
kann, ist fraglich. Dies ist umso
be­un­ru­hig­ender, als die Schweiz
seit rund zwanzig Jahren im
Winter mehr Strom importieren
muss, als sie expor­tieren kann.
Durch den auch in der Schweiz
                                                        Vor
                                                        Umbau

geplanten Ausstieg aus der                              Nach
                                                        Umbau

Kern­ener­gie wird sich diese
Winterlücke noch verschärfen.
Datenquelle: Bundesnetzagentur (Deutschland)
                                                                                                                      Fotos: zVg Fastned / zVg Thomas Aus der Au / zVg Felix Partner Architektur AG

   MEHR WASSERSTOFF IM GASNETZ

Im Schweizer Gasnetz ist der Anteil an Wasserstoff
 (H2) auf 2 Prozent beschränkt. Die schweizerische
 Gasindustrie möchte diesen Anteil – im Einklang
  mit der internationalen Entwicklung – erhöhen.
Dies ist wichtig, um in Zukunft klimafreundlich her-
  gestellten Wasserstoff ins Gasnetz einspeisen zu
 können. Bei der klimafreundlichen H2-Gewinnung
nutzt man Strom, der zu einem Zeitpunkt anfällt, wo
  man ihn nicht benötigt. Via Elektrolyse lässt sich
aus diesem Überschussstrom Wasserstoff erzeugen.
 Neuere Studien zeigen, dass ein höherer H2-Anteil
   im Gasnetz technisch problemlos möglich ist.

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"Plastic is fantastic!" Seite 6 - Das Magazin der InfraWerkeMünsingen - Infrawerke Münsingen
Mehr dazu auf strom-online.ch
                          − Moskitonetze mit dem gewissen Etwas
                          − Alle tragen «Plastik-Kleider»
                          − Araldit, der revolutionäre Kunststoff
                            aus Basel
Fotos: plainpicture

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"Plastic is fantastic!" Seite 6 - Das Magazin der InfraWerkeMünsingen - Infrawerke Münsingen
Kunststoffe sind unverzichtbar. Sie machen Lebensmittel haltbar,
Flugzeuge leichter und unsere Kleider warm und widerstandsfähig.
Und ohne Kunststoffe ist die Energiewende unmöglich. Was muss
sich ändern, damit Plastik ökologischer wird?

«Plastic is
fantastic!»
  Text: Andreas Schwander

                            «Wood is good, but Plastic is fantastic» ist   Als Rettungsboot für die Ölindustrie
                            ein geflügeltes Wort in der Kunststoffin-      taugt Plastik allerdings nur, wenn es
                            dustrie. Tatsächlich haben Kunststoffe im      ökologischer wird. Die Verpackungs­
                            Lauf der letzten hundert Jahre natürliche      industrie setzt weltweit mit Plastikver-
                            Produkte weitgehend substituiert, seien        packungen pro Jahr rund 375 Milliarden
                            es Holzprodukte, Baumwolle oder Wolle,         Dollar um. Allein der Wert des Abfalls
                            in vielen Bereichen aber auch Metalle. In      wird auf jährlich 80 bis 120 Milliarden
                            der Textilindustrie liessen sich die heuti-    Dollar geschätzt. Der grösste Teil da-
                            gen Mengen ohne Kunstfasern schon lan-         von landet noch immer in Deponien. In
                            ge nicht mehr herstellen – oder nur noch       der Schweiz liefern Kunststoffe wenigs-
                            mit noch grösseren Umweltschäden.              tens in den Kehrichtverwertungsanlagen
                                                                           will­
                                                                               kommenen Brennstoff, zumal der
                            Von der Kohle zum Öl                           Kehricht aufgrund der immer weiterge-
                            Kunststoffe hingen immer eng mit den           henden Mülltrennung immer schlechter
                            jeweils führenden Energieträgern zusam-        brennt. Vor allem bei den PET-Flaschen
                            men. So wurde der weltweit erste Kunst-        ist die Recyclingquote sehr gut. Sie be-
                            stoff – Bakelit –, der bis vor etwa vierzig    trägt gegen 90 Prozent. PET ist die Er-
                            Jahren noch allgegenwärtig war, aus            folgsgeschichte eines Kunststoffs, der
                            Braunkohle- und Holzkohleteer erzeugt.         gezielt für rezyklierbare Lebensmittel-
                            Die heutigen Kunststoffe sind dagegen          verpackungen entwickelt wurde.
                            praktisch ausschliesslich Produkte der
                            Petrochemie. Lange galten Kunststoffe als      Bei Verpackungen
                            uninteressantes Anhängsel, und Ölkon-          liegt der Teufel im Detail
                            zerne wie Texaco stiessen ihre petroche-       Im Detailhandel sind Plastikverpackun-
                            mischen Divisionen ab. Doch nun versu-         gen allgegenwärtig. Allerdings entfallen
                            chen die Ölkonzerne, das wegbrechende          bei Fleisch oder Käse nur etwa fünf Pro-
                            Energiegeschäft mit der Petrochemie zu         zent der CO2-Emissionen auf die Verpa-
                            kompensieren. ExxonMobil, der konser-          ckung. Den Rest verursacht das Produkt
                            vativste unter den grossen Öl-Multis, der      selbst. Zudem betont die Kunststoff­
                            noch am längsten an der fossilen Energie       industrie, dass diese Verpackungen die
                            festhalten will, hat massiv in die Petro­      Menge an Food-Waste massiv reduzie-
                            chemie investiert. Deren Anteil am Ge-         ren. Ein kompletter Verzicht auf Kunst-
                            winn beträgt mittlerweile je nach Ölpreis      stoffverpackungen würde deshalb die
                            zwischen 15 und 25 Prozent, mehr als dop-      Emissionen in der Lebensmittelbranche
                            pelt so viel wie noch vor zehn Jahren.         erhöhen, weil der CO2-Fussabdruck der

                                                                                                                 7
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verdorbenen Lebensmittel viel höher         ins Meer gespült werden – zusammen          In der Kunststoffindustrie ist man sich
wäre als jener der Plastikverpackungen.     mit allem anderen Plastikmüll sind es       bewusst, dass es Unsinn ist, jährlich Roh-
Doch Kunststoffe schützen nicht nur die     8 Millionen Tonnen jährlich. Mit verletz-   stoffe mit Milliardenwert wegzuwerfen.
Lebensmittel im Laden. Auch bei Lage-       ten Tieren und verschmutzten Strän-         Ziel ist es deshalb, bei den Einwegpro-
rung, Transport und Produktion spielen      den erscheint die Situation im Mittel-      dukten effizientere Recyclingmethoden
sie eine entscheidende Rolle, selbst wenn   meer und an den Atlantikküsten schon        zu entwickeln. So hat der Branchenriese
die Produkte am Schluss unverpackt          schlimm, doch in anderen Weltgegenden       BASF ein Projekt namens ChemCycling
verkauft werden. Das spricht allerdings     ist sie noch viel schlechter. 90 Prozent    lanciert, bei dem die langen Molekülket-
nicht gegen Offenverkauf und Unver-         des Plastikmülls in den Meeren stammt       ten von Kunststoffen mithilfe der Pyro-
packt-Läden. Wer bewusst Lebensmittel       aus zehn grossen Strömen in Südostasi-      lyse aufgebrochen werden. So entstehen
unverpackt einkauft, wird auch besser       en, zumal die Hälfte der Weltbevölke-       daraus wieder die ursprünglichen flüs-
drauf achten, dass sie nicht verderben.     rung in Indien, China und den Ländern       sigen Rohmaterialien, welche die Kunst-
Doch bei jenen Menschen, deren Kühl-        Südostasiens lebt.                          stoffhersteller bei BASF für ihre Produk-
schrank einem experimentellen Bioreak-
tor ähnelt, verhindern Kunststoffe eine
noch grössere Verschwendung.

Ein ökologisches und ein
finanzielles Problem
Kunststoffe werden dann zum massiven
ökologischen Problem, wenn sie den ge-
ordneten Kreislauf von Produktion und
Recycling verlassen oder wenn gar kein
solcher existiert. Die spanische Provinz
Almeria gilt als der Gemüsegarten Euro-
pas. Hier wachsen ganzjährig Hundert-
tausende Tonnen Gemüse in sogenann-
ten Folientunnels, langen Treibhäusern
aus Plastikfolien. Diese Folien versprö-
den mit der Zeit und landen oft in wilden
Deponien unter freiem Himmel, wo sie
langsam zerbröseln und als Mikroplastik

                                                                          Mehr Recycling würde
                                                                          Kunststoffe öko­logischer
                                                                          machen.

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tion einkaufen. Chemisches Recycling          Isola­
                                                   tionsmaterial massiv vergrössern.      Jahrhunderten: in einem Farbbad, das
eignet sich vor allem für stark gemischte     Zudem sind fehlerhafte Elektroinstalla­     Millionen Liter verschmutztes Wasser
und verschmutzte Kunststoffabfälle, die       tionen und Isolationsdefekte weltweit die   zur Folge hat. Weil diese Art des Färbens
bisher in Deponien und Verbrennungs-          häufigste Brandursache. Gute Isolations­    relativ ungenau ist, landet aufgrund von
anlagen landeten.                             materialien sind das einzige Gegenmittel.   Fehlfärbungen rund ein Fünftel aller pro-
                                                                                          duzierten Textilien ungetragen im Müll.
Die lange Lebensdauer                         Der Kleiderschrank                          Doch die chemische Industrie hat auf An-
besser nutzen                                 als Ökomonster                              regung der Automobilindustrie schon vor
Selbst nach zwanzig Jahren sind viele         Auch die Textilindustrie braucht giganti-   Jahren eine Technologie namens Spin-
Kunststoffe noch wie neu. 2020 haben          sche Mengen Kunstfasern. Während der        Dye entwickelt, mit der Kunststofffasern
Bilder die Runde gemacht, wie ausge-          Verbrauch an Baumwolle stagniert, hat       gleich während des Spinnprozesses ein-
diente Windturbinenblätter zersägt und        sich jener von Kunstfasern in den letz-     gefärbt werden. Damit sehen Stoffsitze
auf Deponien vergraben wurden. Das            ten zwanzig Jahren vervierfacht. Fleece-    im Auto farblich auch nach jahrelangem
dürfte nicht passieren, denn solche Tur-      jacken und kuschelige Decken bestehen       Gebrauch noch aus wie neu. Das System
binen altern kaum und werden oft nur          oft zu 100 Prozent aus Polyester. Für die   benötigt kein Wasser und führt zu per-
demontiert, weil nach zwanzig Jahren          Herstellung eines Kilogramms Baum-          fekter Färbung.
die Subventionen ausgelaufen sind. Bei        wolle werden etwa zehn Tonnen Was-          Doch SpinDye findet nur sehr langsam
den Turbinenblättern handelt es sich um       ser benötigt – jeder Kleiderschrank         den Weg vom Auto in die Mode. Die Klei-
sogenannte faserverstärkte Kunststoffe,       enthält also mehrere Schwimmbäder           derketten müssen dafür die Farben für
die neben dem Kunststoffharz noch eine        «Geisterwasser». Dagegen ist der Was-       die Kleider bestimmen, noch bevor das
Armierung aus Glas- oder Kohlefasern          serverbrauch bei Kunststoffen minimal.      Garn für die Gewebe hergestellt wird,
enthalten. «Karbon» ist deshalb immer         Allerdings hat die Erfindung der «Fast      was vielen zu mühsam und zu wenig
auch Kunststoff, denn Karbonfasern            Fashion» in der Textilindustrie dazu ge-    flexibel ist. Doch es gibt einige löbliche
allein sind nur ein schwarzes Gewebe.         führt, dass alle ökologischen Gewinne       Ausnahmen. Fjällräven und Decathlon
Weit häufiger als Kohlefasern – und auch      durch bessere Kunststofftechnologien        setzen das System für ihre gesamte Pro-
viel billiger und weniger energieintensiv     von der schieren Masse aufgefressen         duktion ein. Der französische Sportdis-
– sind Glasfasern, aber auch Basalt- und      wurden. Die Abfallberge wachsen in den      counter Decathlon beweist damit, dass
in jüngerer Zeit natürliche Stoffe wie Si-    Himmel. Altkleider werden oft gar nicht     Ökologie nicht zwingend höhere Preise
sal- oder Hanffasern. Viele Naturfasern       mehr gesammelt, weil die Qualität so        verlangt, sondern nur eine bessere Pla-
erreichen etwa die gleiche Festigkeit wie     schlecht geworden ist.                      nung. Aber auch H&M hat eine Kollek­
Glasfasern, sind aber viel leichter zu ent-   Dabei hätte moderne Kunststofftechno-       tion lanciert, bei der das Ausgangsmate-
sorgen, vor allem wenn das Harz ein mo-       logie gerade bei Kleidern viel zu bieten.   rial aus rezyklierten Altkleidern besteht
derner, ungiftiger Kunststoff ist.            So wird der grösste Teil der Stoffe aus     und das Garn noch vor dem Weben des
In einer V ­ erbundwerkstoffkonstruktion      Kunstfasern und Mischgewebe noch im-        Stoffs mit der SpinDye-Technologie ge-
machen die Fasern etwa zwei Drittel           mer gefärbt wie natürliche Fasern seit      färbt wird.
und das Harz, das später zum Kunststoff
aushärtet, etwa ein Drittel des Gewichts
aus. An einer Boeing 787 oder einem Air-
bus A350 mit sehr vielen solchen Compo-
site-Teilen befinden sich etwa zwanzig
Tonnen Kunstharz. Autos werden dank
Kunststoffteilen leichter. Zudem verhin-
dern sie als weiche, verformbare Teile bei
Unfällen Verletzungen von Fussgängern                     Gut zu wissen   !
und Radfahrern.
Auch die Erzeugung erneuerbarer Ener-                     Intelligente Kunststoffe gegen Malaria
gie funktioniert nicht ohne Kunststoffe.
In Blatt einer Windturbine beispielswei-                  Moderne Kunststofftechnologien ermöglichen ungeahnte Anwendungs-
se werden zwei bis drei Tonnen Kunst-                     gebiete. So werden seit Jahren Moskitonetze hergestellt, deren Kunst-
harz vergossen. Solarpanels bestehen                      stoff statt Farbe winzige Mengen Insektizid enthält – viel weniger, als
bis auf die hauchdünnen Siliziumschei-                    wenn die Netze nachträglich damit imprägniert würden. Das Gift bleibt
ben zum grössten Teil aus Kunststoff.                     im Material gebunden und hält Malariamücken trotzdem in Schach. So
Und wer Elektrifizierung sagt, meint                      sind dank moderner Kunststoffe smarte Textilien möglich, welche Medi-
immer auch Isolation, denn Strom ist                      kamente über lange Zeit in sehr kleinen Dosen gezielt an die Haut abge-
ohne Isolationsmaterialien undenkbar.                     ben. Und es ist noch viel mehr möglich mit Kunststoffen, wenn wir nicht
Die dezentralisierte Stromerzeugung                       wie bisher so vieles damit falsch machen.
wird den Bedarf an Kabeln und damit an

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Das Salzbergwerk von Bex erzählt die
                                                Geschichte eines unserer wichtigsten
                                                Lebensmittel. Mit dem Grubenbähnchen
                                                geht es tief in den Berg. Drinnen gibts
                                                alte und neue Technik, aber auch ein
                                                modernes Tagungszentrum.

                                                                                                              Mehr dazu auf:
                                                                                                              strom-online.ch

                                                                                 Das jahrhundertealte Bergwerk lädt zu salzigen Abenteuern.

                                                          Das Waadtländer
Fotos: zVg Saline de Bex, Sedrick Nemeth

                                                          Salz aus dem Berg
                                           10
Salz ist Leben, denn Salz braucht der         tige Wasser fliesst langsam darüber und       wäre eine frühe Form von bedingungs-
Mensch für die Knochen und um Lebens-         verdunstet teilweise an den Ästen. Wind       losem Grundeinkommen gewesen. Doch
mittel zu konservieren. Salz bedeutete        und Sonne übernehmen die Funktion             aufgeben gilt nicht. Eine private Organisa-
deshalb Geld – und Macht. Die Römer           des Brennholzes. Nach mehreren Durch­         tion übernahm die Minen und leitete Was-
bezahlten ihre Legionäre in Salz, und das     gängen durch ein Gradierwerk ergab sich       ser von oben in die Stollen, um es mit Salz
Wort «Salär» oder Französisch «Salaire»       eine relativ hoch konzentrierte, Sole ge-     angereichert unten wieder abzuleiten. Die
stammt direkt vom Salz.                       nannte Salzlösung.                            Bergleute füllten den imaginären Zylinder
Die Türen schliessen sich, man sitzt im en-                                                 selber mit Wasser.
gen Bähnchen, und es rumpelt und holpert      Legende vom «Cylindre»                        Gleichzeitig etablierten sich Bex und La-
in den Berg hinein. Das Salzbergwerk von      Doch da gab es noch immer ein grosses         vey als Badekurorte. Mit der sich entwi-
Bex ist Jahrhunderte alt – und doch kein      ungelöstes Problem: Das Wasser war            ckelnden chemischen Industrie auf der
Museum. Immer wieder mal steht da eine        nicht nur zu wenig salzhaltig, es gab         Walliser Seite des Tals hatte man zudem
moderne Maschine. Und es kommt auch           auch zu wenig salzhaltiges Wasser. Nach       plötzlich einen Grossabnehmer vor der
noch immer Salz aus dem Berg. Bisher          damaliger Vorstellung existierte im In-       Tür. Die Fabriken waren ursprünglich
wurde das meiste als Streusalz gebraucht      nern des Berges ein grosser «Cylindre»,       eine Gründung der Basler Ciba. Heute
für die Waadtländer Strassen. Doch nun        ein Behälter mit Salzwasser. Wenn er          sind sie der grösste Produktionsstandort
setzt die alte Waadtländer Saline, die seit   nur tief genug unten angebohrt wurde,         der chemischen Industrie in der Schweiz.
2014 zur Schweizer Salinen AG mit Sitz in     würden gigantische Mengen an Salzwas-         Sie brauchten zeitweise so viel Salz, dass
Pratteln gehört, vermehrt auf Tourismus       ser einfach so ausfliessen. Das führte zu     eine Sole-Pipeline quer durchs Tal nach
und auch auf höherpreisige Produkte.          jahrzehntelanger Graberei mit Hunder-         Monthey gebaut wurde. Nach jahrhunder-
                                              ten von Menschen, die aber kein Gramm         telanger Rivalität begannen die Waadtlän-
Hohe Transportkosten                          Salz fanden und schon gar nicht den           der mit Schweizerhalle zusammenzuar-
Auf dem Territorium der Schweiz waren         mystischen Zylinder. Gleichzeitig wurde       beiten. An beiden Standorten wird heute
bis Ende des 17. Jahrhunderts kaum Salz-      Wasser, das aus den Stollen floss, mal sal-   durch ein doppelwandiges Bohrgestänge
vorkommen bekannt. Die Ostschweizer           ziger, mal weniger salzig und hielt die Le-   Wasser ins salzhaltige Gestein gedrückt,
Kantone bezogen das weisse Gold aus           gende vom grossen Salzwasserzylinder          das zwischen den Wänden des inneren
Bayern und Sachsen, der Norden aus dem        am Leben. Schliesslich realisierten die       und des äusseren Rohrs als angereicherte
Elsass. Bern und Fribourg liessen es in       Mineure, dass es wohl keinen Zylinder         Sole wieder hinauffliesst. So sind heute in
mühsamen Karawanen vom Mittelmeer             gab, sondern dass das Salz im Gestein         den Stollen von Bex gerade noch sieben
in der Region von Aigues-Mortes her-          eingeschlossen war. Deshalb begannen          Mineure nötig, um jährlich rund 10 000
transportieren. Das dauerte acht Wochen,      sie, salzhaltiges Gestein in grossen Ka-      Tonnen Salz zu fördern.
die Transportkosten und die über fünfzig      vernen anzuhäufen, das Salzwasser in
Wegezollstationen verteuerten das Salz        den Kavernen zu behalten und das Salz         Abenteuer unter der Erde
um das 16-Fache. Die Kantone suchten          so aus dem Gestein zu lösen. Auch das         Geblieben sind das Labyrinth im Innern
deshalb verzweifelt Salz in der Nähe.         führte wieder dazu, dass im Schnitt 120       des Bergs von rund 50 Kilometer Länge,
Dass es bei Bex im Waadtland an der           Männer täglich in der Mine arbeiteten         die riesigen Hallen, Werkzeuge aus vier
Grenze zum Unterwallis Salz gab, wuss-        und Tausende von Tonnen Steinen durch         Jahrhunderten Minenarbeit, mit denen
ten die Menschen in der Region schon          die engen Tunnels bewegten.                   Kinder erfahren können, wie anstrengend
lange. Angeblich hatte ein Ziegenhirt be-                                                   die Arbeit unter Tag war und wie viele
obachtet, wie seine Geissen immer am          Bedingungsloser Lohn                          Tausend von Hand ausgehöhlte und zu
gleichen Ort tranken. Aber mit dem Salz       Doch dann begannen Geologen ab 1821           Röhren zusammengesteckte Lärchen-
ist es wie mit dem Gold. Sein Schein trügt    in der Nordwestschweiz nach Salz zu su-       stämme es in den Stollen brauchte. Mit ih-
und führt ins Verderben. Zwar wurden          chen und fanden es bei Schweizerhalle         nen wurde das Salzwasser aus dem Berg
immer wieder Konzessionen vergeben,           schliesslich auch – für die Waadtländer       hinausgeleitet. Weil das Werk eben auch
doch wirklich etwas verdient hat lange        eine Katastrophe. Denn das Basler Salz        Fabrik und nicht nur Museum ist, gibt es
niemand. Der Salzgehalt des Quellwas-         war viel einfacher und billiger abzubauen     auch Produkte unter der Marke «Sel des
sers war niedrig, und die alten Verfahren     als jenes in Bex, und die Eisenbahn machte    Alpes». Der grösste Teil der Minen ist nicht
benötigten sehr viel Brennholz, um Was-       die Transportkosten praktisch irrelevant.     zugänglich. Doch die Stollen sind nutzbar,
ser in grossen, offenen Pfannen zu ver-       Die Salzgewinnung am Rhein war so pro-        wenn jemand eine Idee hat. Die Minen sel-
dampfen, bis nur noch Salz übrig blieb.       fitabel, dass der Kanton Baselland erst in    ber organisieren hin und wieder Exkur-
Die Bergwälder wären innert kürzester         den 1920er-Jahren – als letzter Schweizer     sionen in die ansonsten unzugänglichen
Zeit wegrasiert gewesen, wären die da-        Kanton – die Einkommenssteuer einführ-        Teile der Anlagen. Eine Brauerei lagert
maligen Ingenieure nicht auf eine andere      te. Die Waadtländer Regierung dagegen         Bier in einigen der Kavernen, und ein paar
Idee gekommen: auf das Gradierwerk. Es        rechnete aus, dass sie den Bergleuten bis     Winzer sind auf die Idee gekommen, dass
besteht aus Bündeln von Schwarzdorn-          an ihr Lebensende den halben Lohn zah-        ihr Wein in den konstant 18 Grad warmen
Ästen, die in einem riesigen, überdachten     len könne, das Salz aus Basel importieren     Höhlen schneller und besser reift als in
Gestell aufgehängt werden. Das salzhal-       und noch immer Geld sparen würde. Das         ihren Weinkellern.      Text: Andreas Schwander

                                                                                                                                        11
Infografik

                                               Die Organisatoren der auf 2021 verschobenen Olympischen Sommerspiele in Tokio (bei Redaktionsschluss
                                               geplant für 23. Juli bis 8. August) haben sich der Nachhaltigkeit verschrieben. Was heisst das konkret?

                                              Nachhaltige Spiele
                                                    Text: Alexander Jacobi

                                               Fünf Nachhaltigkeitsthemen:                    Menschenrechte                                Ressourcen-
                                                                                                                                            bewirtschaftung
                                               Klimawandel                                    Einbezug der Bevölkerung                      Kein oder weniger Abfall

                                               Ressourcenbewirtschaftung                      Natur und Biodiversität                       Holz für das olympische Dorf: Das
                                                                                                                                            Gebäude auf dem Hauptplatz des
                                                                                                                                            olympischen Dorfs besteht aus Holz,
                                                                                                                                            das aus 63 Gemeinden Japans
                                                                                                                                            stammt. Nach den Spielen wird das
                                                                                                                                            Holz in den Gemeinden wieder­
                                                                                                                                            verwendet, z. B. für Sitzbänke oder
                                                                                                                                            öffentliche Bauten.

                                               Klimawandel
                                               In Richtung null CO2-Emissionen
                                               60 Prozent bestehende Arenen:
                                               Die Wiederverwendung bestehender
                                               Stadien ist nachhaltiger als der Bau
                                               neuer. Von den 43 Sportstätten wur­
                                               den deshalb nur 18 neu errichtet. Die
                                               übrigen 25 bestanden bereits zuvor.

                                                                                                                              40%
                                         60%                                                                                  Neubauten
                                         bestehende
                                         Stadien

                                                                                                                                                             Nachhaltiger Einkauf:
                                                                                                                                                             Für die Beschaffung
                                                                                                                                                             von Gütern und Dienst­
                                                                                                                                                             leistungen gelten
                                                                                                                                                             ­Regeln und Prinzipien,
                                                                                                                                                              welche die Nachhaltig­
                                                                                                                                                              keit gewährleisten
                                                                                                                                                              (Sustainable Sourcing
                                                                                                                                                              Code).

                                                                                                                                                        Fackel aus Aluminium:
                                                                                                                                                        Die olympische Fackel
                                                                                                                                                        besteht aus Aluminium,
                                               Öko-Fahrzeuge: Für
                                                                                                                                                        das zuvor für Not­
                                               den Transport werden
                                                                                                                                                        unterkünfte nach dem
                                               schadstoffarme Fahr­
                                                                                       Erneuerbare Energien:      Energieeffizienz sollen               grossen Seebeben vor
                                               zeuge eingesetzt, z. B.
                                                                                       Der Strom für die Olym­    die Spiele möglichst                  der japanischen Ost­
                                               Brennstoffzellenautos
                                                                                       pischen Spiele stammt      CO2-neutral werden. Wo                küste im Jahr 2011
                                               und Elektrobusse.
                                                                                       komplett aus erneuer­      dies nicht ­direkt mög­               verwendet worden war.
                                                                                       baren Quellen. Durch       lich ist, wird der CO2-
Illustration: Infel AG, Murielle Drack

                                                                                       weitere erneuerbare        Aus­stoss indirekt über
                                                                                       Energien – z. B. Sonnen­   den Kauf von Emissions­
                                                                                       wärme – sowie durch        rechten kompensiert.

                                               12
Sind nachhaltige Spiele überhaupt möglich?
                                                                                  Trotz aller Bemühungen der Organisatoren um Nachhaltigkeit ist es ausser­
                                                                                  ordentlich anspruchsvoll, Grossereignisse nachhaltig durchzu­führen. Dies zeigt
                                                                                  eine Studie von Martin Müller, Professor am Institut für Geografie und Nach­
                                                                                  haltigkeit an der Universität Lausanne, der die Olympischen Spiele seit 1992
                                                                                  punkto Nachhaltigkeit untersucht hat.

                                                                                Menschenrechte
                                                                                Chancengleichheit und                        Im Einklang mit UNO-
                                                                                Nichtdiskriminierung                         Prinzipien: Die Organi­
                                                                                                                             satoren haben sich
                                                                                Behindertengerechter                         ­verpflichtet, die «Leit­
                                                                                Zugang: Richtlinien sorgen                    prinzipien der Vereinten
                                                                                dafür, dass Menschen mit                      Nationen für Wirtschaft
                                                                                Behinderungen die Sport­                      und Menschenrechte»
                                                                                stätten trotzdem besuchen                     einzuhalten.
                                                                                können.

                                               Mehrweg- statt Ein-
                                               weggüter: Durch Miet-
                                               oder Rückkaufvereinba­
                                               rungen werden Güter
                                               bevorzugt, die sich wie­
                                               derverwenden lassen.

                                                              1                                                                 Einbezug der Bevölkerung
                                                      2               3
                                                                                                                               Spiele für alle
                                                                                                                               Medaillen aus rezykliertem Elektronik-
                                                   Siegerpodeste aus                                                           schrott: Menschen aus ganz Japan haben
                                                   ­Recyclingplastik: Die                                                      während rund zweier Jahre ungefähr
                                                    Siegerehrungen finden                                                      80 000 Tonnen Elektronikschrott – da­
                                                    auf Podesten statt, die                                                    runter 6 Mio. Mobiltelefone – gesammelt.
                                                    aus rezyklierten Kunst­                                                    Aus den daraus zurückgewonnenen
                                                    stoffabfällen hergestellt                                                  ­Metallen wurden die rund 5000 olympi­
                                                    wurden. Nach den Spie­                                                      schen Medaillen hergestellt.
                                                    len werden die Podeste
                                                    wiederverwertet zur
                                                    Herstellung von Kunst­
                                                    stoffverpackungen.
                     Nichts wegwerfen:
                     Die verwendeten Güter
                     werden zu 99 Prozent
                     wiederverwendet oder
                     rezykliert. Dabei wird
                     auch die Lebensmittel­
                     verschwendung (Food
                     Waste) verringert.
                                                                                                                                            Nachhaltigkeit beim
                                                                                                                                            Trinkwasser: Die Ver­
                                                                                                                                            wendung von Regenwas­
                                                                                                                                            ser und aufbereite­tem
                                                                                Natur und Biodiversität                                     Abwasser schont die
                                                                                                                                            Trinkwasserressourcen.
                                                                                Natur in der Stadt
                                   Betten aus Karton: Die benötigten            Einheimisches Grün: Zur Begrünung
                                   26 000 Betten sind aus wieder-               der Sportstätten werden einheimi­
                                   verwertbarem Karton hergestellt. Sie         sche Bäume und Pflanzen verwendet.
Asurīto (japanisch für Athleten)   sind stabil genug für eine 200 Kilo­
                                   gramm schwere Person – ein Gewicht,
                                   das selbst der kräftigste Schwerathlet
                                   nicht erreicht.

                                                                                                                                                                    13
J e tz t re g i s t ri e re n & l o s l e g e n !

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Preisrätsel

Mitmachen und gewinnen!
                               techni-         österr.                     PC-        Hohlmass                       Bez. der
     even-                                                                                                           englischen                   Sühne-
     tuell                     scher           Fernseh-                    Programm Staat im
                               Richtungs-      anstalt                     zur Daten- Vorderen                       Königin                      mass-
     (Abk.)                                                                                                                                       nahme
                               ermittler       (Abk.)                      eingabe     Orient                        Staatsvolk
 Schweizer                                                                Comicfigur
 Gewerk-                                                                  von C. M.
 schaft                                                                   Schulz
 (Abk.)                                                                 4 («Peanuts»)                            2                                            Zwei Möglichkeiten, wie Sie
                                                                                                                                                              mitmachen können:
                                                                                                                                                              1. Geben Sie das Lösungs-
                                       11                                                                                                                         wort online ein:
     Keim-                                                                   zu Gott
     freiheit                                                                Sprechender                                                                          energie-preisraetsel.ch
                                                                             Teil d. Baum-                                                                    2. Senden Sie uns eine
     Aufzug                                                                  stamms                                                          7
                                              Blas-
                                                                                                                                                                  Postkarte mit der Lösung an
 Luftkurort     mobiles
                TV- oder                      instrument                                                                                                          Infel AG, «energie»-Preisrät-
 im Kanton      Radio-
 Bern                                          Ölsamen-                                                                                                           sel, Postfach, 8099 Zürich.
                studio                         pflanze                                                                       10
                                                                                                          grosser                    physikal.
                                                                                                          Held von                   Einheit                  Teilnahmeschluss:
                                                                                                          Troja                      der Kraft                15. Juli 2021
                                                                                       5
                                                                Stadt an
                                                                der Loire                                                                                     Das Lösungswort des letzten
                                                              Fluss in den                                                                                    Preis­rätsels lautete:
                                                              Thunersee                                                                                       «PASSIVHAUS»
Zufluss des                     Fahrzeug-                                                                                                        germa-
Tibers                          schaden                                                                                  Laub-                   nisches      Wir gratulieren:
                               Astrologe v.                                                                              baum                    Götter-      1. Preis Doris Dünki aus Winterthur
 jüd. Fest                     Wallenstein                                                            3                                          geschlecht   ­gewinnt ein Wochenende für zwei
                                                                                             Fluss                                                             Personen im Grandhotel Giessbach
                                                                                             durch                                                             in ­Brienz und zwei BLS-Tageskarten
                                                                                             Sankt                                                             Thuner- und Brienzersee.
                                                                                             Petersburg                                      1                 2. Preis Hans Sauser aus Solothurn ge- ­
                                               US-Schau-                                                                                                       winnt eine Leserreise für zwei Personen.
                                               spielerin
                                              Kantons-
                           9                  schule (Abk.)                                                                      8
 Alter                                                                                        Heil- und
 (französ.)                                                                                   Zier-
 Grosskind                                                                                    pflanze
                                         6
     Stadt                                                    erster
     in                                                       Gehilfe
     Serbien                                                  auf der Alp                                                                                              Ihr Feedback
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 1              2              3              4               5              6               7            8          9               10          11           Schreiben Sie uns Ihre Meinung:
                                                                                                                                                              Infel AG, Redaktion «energieforum»,
                                                                                                                                                              Postfach 1618, 8021 Zürich
                                                                                                                                                              redaktion@strom-online.ch

                                                                                                                                                              Impressum
                                                                                                                                                                                                          Fotos: zVg Association Touristique Porte des Alpes / zVg Brauerei Feldschlösschen

                                                                                                                                                              Erscheint dreimal pro Jahr |
                                                                                                                                                              Heft 2, 18. Juni 2021 |
                                                                                                                                                              ISSN-1421-6698 |
                                                                                                                                                              Verlag, Konzept und Redaktion: Infel AG;
                                                                                                                                                              Redaktion: Andreas Schwander,
                                                                                                                                                              Alexander Jacobi |
                                                                                                                                                              Projektleitung: Andrea Deschermeier |
                                                                                                                                                              Layout: Flurina Frei, Sandra Buholzer |
                                                                                                                                                              Druckpartner: Brosig GmbH |
          1. Preis: Salz und Heilwasser in den                                               2. Preis: Feldschlösschen und ein
          Waadtländer Alpen                                                                  riesiger Holzdom für das Salz
                                                                                                                                                                      Mehr Beiträge
DIE BÄDER VON LAVEY UND DIE MINEN                                                            LESERREISE FÜR ZWEI PERSONEN                                             finden Sie online.
Tief im Berg über dem Waadtländer Dorf Bex wird                                              Die Gegend um Rheinfelden und das Fricktal sind
                                                                                                                                                              Beiträge aus vergangenen Ausgaben,
seit Jahrhunderten Salz gewonnen, und seit dem                                               immer eine Entdeckungsreise wert. Gewinnen
                                                                                                                                                              Infografiken und die Anmeldung
19. Jahrhundert wird das Heilwasser aus dem Berg                                             Sie eine Leserreise mit Eurobus in die Brauerei
                                                                                                                                                              zum Newsletter finden Sie unter
in den Bädern von Lavey genutzt. Gewinnen Sie                                                Feldschlösschen und zu den Salinen Riburg, wo
                                                                                                                                                              strom-online.ch
ein Wochenende im Thermalbad Les Bains de Lavey                                              der grösste Teil des in der Schweiz verbrauchten
und eine Exkursion in die Salzminen von Bex.                                                 Salzes herkommt.
salz.ch, bains-lavey.ch                                                                      eurobus.ch

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