Chronisch rezidivierende Kopfschmerzen - Neurologische Kasuistik

 
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Chronisch rezidivierende Kopfschmerzen - Neurologische Kasuistik
Fortbildung

                                                     Neurologische Kasuistik

                                                     Chronisch rezidivierende
                                                     Kopfschmerzen

Testen Sie Ihr Wissen!                               Anamnese                                      Medikamentenkonsum wird verneint.
                                                     Ein 70-jähriger verheirateter, berenteter     Auch fremdanamnestisch ergeben sich
In dieser Rubrik stellen wir Ihnen abwechselnd
einen bemerkenswerten Fall aus dem psychiat-
                                                     Angestellter leidet seit über 15 Jahren an    keine Anhaltspunkte für einen erhöhten
rischen oder dem neurologischen Fachgebiet vor.
                                                     rezidivierenden Kopfschmerzen. Diese          Konsum von Analgetika oder Triptanen.
Hätten Sie die gleiche Diagnose gestellt, dieselbe   nahmen in den letzten Wochen, nach ei-             Ein Schädel-Hirn-Trauma wird
Therapie angesetzt und einen ähnlichen Verlauf       ner Schulteroperation und einer lang-         ebenso wie eine ZNS-Infektion verneint.
erwartet? Oder hätten Sie ganz anders entschie-      wierigen zahnärztlichen Behandlung mit        Familienanamnese: Es besteht keine Be-
den? Mithilfe der Fragen und Antworten am Ende       Zahnextraktion bei anhaltenden Lokal-         lastung für eine Migräne.
jeder Kasuistik vertiefen Sie Ihr Wissen.            schmerzen, deutlich an Frequenz und           Gefäßrisikofaktoren: Arterielle Hyperto-
                                                     Intensität zu. Seit Ende 2010 seien nun       nie und Hyperlipoproteinämie.
Die Kasuistiken der letzten Ausgaben                 täglich Kopfschmerzen vorhanden                    Als Dauermedikation wird die Ein-
(N = neurologisch, P = psychiatrisch):               (Abbildung 1). Dominierend seien hier         nahme von ASS® 100 mg, Simvastatin
                                                     starke Kopfschmerzen (6–7/10 auf einer        20 mg, CoAprovel® (Irbesartan 300 mg
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                                                     Analogskala von 1–10). Diese seien von        und Hydrochlorothiazid 12,5 mg) und
P: Kein Tic, sondern eine dissoziative
                                                     dumpf-drückender Qualität, fast immer         Tebonin® 2 x 100 mg angegeben.
Bewegungsstörung
                                                     holocephal vorhanden und nur gelegent-
NT 10/2011                                           lich mit Übelkeit und Erbrechen verbun-       Neurologischer Befund
N: Schluckstörung – Wenn die Wirbelsäule             den. Ein- bis zweimal pro Monat träten        Die neurologische Untersuchung zeigt
zum Hindernis wird                                   frontal beidseits bentont massive Kopf-       einen unauffälligen Befund. Die Arteria
                                                     schmerzen auf, die von stechendem Cha-        temporalis ist unauffällig und beidseits
NT 11/2011                                           rakter sind und von einer Photo- und          nicht druckdolent tastbar. Bei der psy-
P: Aphasie als Leitsymptom frontotemporaler          Phonophobie begleitet werden. Zusätz-         chiatrischen Untersuchung dominiert
Lobärdegeneration                                    liche neurologische Symptome werden           eine leichte generalisierte Angststörung
                                                     nicht beschrieben. Nur an wenigen Ta-         mit gelegentlichen Panikattacken. Es fin-
NT 12/2011
                                                     gen seien die Kopfschmerzen von leich-        den sich aktuell keine Anhaltspunkte für
N: Hohes Alter – kognitive Störungen –
                                                     ter Intensität, sodass sie nicht als be-      eine depressive Episode oder eine kogni-
M. Alzheimer: ein zunehmender Reflex?
                                                     lastend empfunden würden. Zeitweise           tive Störung.
NT 1/2012                                            erwache er bereits mit starken Kopf-
P: Krampfanfälle bei Benzodiazepinentzug             schmerzen, die sich über den Tag nicht        Internistisch-tomografischer Befund
                                                     mehr besserten, gelegentlich wechsle die      In einer Duplex-Sonografie der Halsar-
NT 2/2012                                            Schmerzintensität im Verlauf des Tages        terien finden sich einzelne nicht steno-
N: Chronisch rezidivierende Kopfschmerzen            doch spürbar.                                 sierende Plaques im Bereich des Bulbus
                                                          Seit einigen Jahren besteht ein beid-    der Arteria carotis communis beiderseits
                                                     seitiges Ohrgeräusch, das in Ruhephasen       (rechts größer als links) mit leichter
Das Online-Archiv finden Sie auf den                 als sehr störend empfunden wird. Ein          Intimaverdickung. Die Kernspintomo-
Homepages der Berufsverbände unter                   begleitender Schwindel oder eine Hör-         grafie des Schädels zeigt mehrere kleine
www.bvdn.de                                          minderung werden verneint.                    signalreiche Marklagerläsionen periven-
www.neuroscout.de                                         Zusätzlich besteht seit Jahren eine      trikulär beidseits in den T2- und FLAIR-
www.bv-psychiater.de                                 Angststörung mit Panikattacken und re-        Sequenzen. Ein raumfordernder Prozess,
                                                     zidivierenden depressiven Episoden. Zur       eine kortikale Ischämie oder eine Gefäß-
                                                     Besserung der Kopfschmerzen nimmt der         mißbildung können ausgeschlossen wer-
                                                     Patient nur Novaminsulfon oder gelegent-      den. Die arterielle MR-Angiografie zeigt
                                                     lich Acetylsaliylsäure ein. Ein chronischer   eine Hypoplasie der A. vertebralis links

                                                                                                                      NeuroTransmitter  2 · 2012
Chronisch rezidivierende Kopfschmerzen - Neurologische Kasuistik
Neurologische Kasuistik          Fortbildung

sowie eine Hypoplasie der proximalen
A. cerebri posterior beiderseits bei nor-
maler Weite der distalen Abschnitte. Die
Nasennebenhöhlen waren bis auf eine
tapetenartige Schleimhautschwellung
normal belüftet.
     Ein Schlaf-Apnoe-Screening ergibt
keinen Anhalt für eine nächtliche Hypo-
xie oder behandlungsbedürftige Apnoe-
phasen.

Diagnose
— Chronischer täglicher Kopfschmerz
— Idiopathischer Tinnitus beidseits
— Angststörung mit Panikattacken
— Rezidivierende depressive Störung
— Multiple Marklagerläsionen
— Gefäßrisikofaktoren:
                      arterielle
  Hypertonie, Hyperlipoproteinämie            Abbildung 1: Kopfschmerzkalender 2010/2011. Eigenprotokoll der Schmerzintensität
                                              (leichte Kopfschmerzen = 1–2/10, KS = 3– 4/10, starke Kopfschmerzen = 5– 6/10, starke
Epikrise                                      Kopfschmerzen = 7– 8/10, extreme Kopfschmerzen = 9 –10/10).
Mit dem Patienten wurde in einem lan-
gen Aufklärungsgespräch die Problema-
tik eines chronischen Kopfschmerzsyn-
droms ausführlich besprochen und eine
verhaltenstherapeutische Behandlung bei
der Kombination mit einer Angststörung
eingeleitet. Da die Kopfschmerzsympto-
matik sich durch die lokalen Schmerzen
nach Schulter- und Kieferoperation deut-
lich verschlechterte und zu schmerzbe-
dingten Schlafstörungen führte, wurde
eine Kopfschmerzprophylaxe mit Amitri-
ptylin begonnen, die jedoch wegen
starker Nebenwirkungen wieder abge-
setzt werden musste. Therapieversuche
mit Escitalopram und Citalopram in de-
ren Verlauf zunehmend Panikattacken
auftraten, wurden ebenfalls nicht tole-
riert. Es erfolgte dann eine Behandlung
mit Topiramat (Aufdosierung bis 100
mg/d) unter gleichzeitiger antidepres-
siver Behandlung mit Venlafaxin. Hier-        Abbildung 2: Kopfschmerzkalender Mitte 2011 unter Topiramat
unter besserte sich die Kopfschmerzin-
tensität deutlich (Abbildung 2). Migräne-
attacken traten nicht mehr auf und die
leichten weiterhin täglich vorhandenen      hin Panikattacken auftraten, erfolgte          Es traten auch wieder typische Migräne-
Kopfschmerzen beeinträchtigten die All-     eine Umstellung auf Pregabalin (langsam        attacken auf.
tagsaktivitäten nicht mehr. Bei zuneh-      aufdosierend bis auf 175 mg/d) unter re-            Nachdem verschiedene Pharmako-
menden Konzentrationsstörungen, de-         duzierter Dosis von Venlafaxin (75             therapien entweder keinen Effekt hatten
pressiver Verstimmung und innerer Un-       mg/d). Diese Medikation wurde erneut           oder bei positivem Effekt auf den chro-
ruhe wurde die Topiramatdosis jedoch        nicht vertragen und aufgrund eines zu-         nischen Kopfschmerz wegen Nebenwir-
zuerst reduziert und bei fortbestehenden    nehmenden Benommenheitsgefühls                 kungen immer wieder abgesetzt werden
Nebenwirkungen wieder ausgeschlichen.       („sei nie mehr richtig bei sich“) wieder       mussten, erfolgte zuletzt eine Botulinum-
Einen Therapieversuch mit Valproinsäu-      ausgeschlichen. Die Kopfschmerzintensi-        toxin-Injektionsbehandlung der perikra-
re lehnte der Patient bei bekannten, er-    tät und -frequenz nahm in den Folgewo-         nialen Muskulatur. Innerhalb der ersten
höhten Leberwerten ab. Da auch weiter-      chen wieder deutlich zu (Abbildung 3).         zwei Wochen kam es zu einer deutlichen

NeuroTransmitter  2 · 2012                                                                                                            51
Chronisch rezidivierende Kopfschmerzen - Neurologische Kasuistik
Fortbildung          Neurologische Kasuistik

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                                                                                                  ohne jegliche Nebenwirkungen. Nach den
                                                                                                  erstmals wieder kopfschmerzfreien Tagen
                                                                                                  seit langer Zeit verschlechterte sich die
                                                                                                  Symptomatik jedoch erneut im Rahmen
                                                                                                  eines stärkeren grippalen Infektes mit
                                                                                                  Husten und Rhinitis. Die Angststörung
                                                                                                  ist aktuell stabil.

                                                                                                  LITERATUR
                                                                                                  www.springermedizin.de/neurotransmitter

                                                                                                  Dr. med. Peter Franz
                                                                                                  Neurologische Gemeinschaftspraxis
                                                                                                  Tagesklinik München Nord
Abbildung 3: Kopfschmerzkalender Ende 2011
                                                                                                  E-Mail: pkfranz@aol.com

                                                                                                                                         Fragen

 1. Welche der Aussagen über einen chronisch       c   Zu den behandelbaren Risikofaktoren       d    Eine Störung der zentralen Schmerz-
 täglichen Kopfschmerz ist richtig?                    zählen arterielle Hypertonie, Schnar-           inhibition trägt zur Chronifizierung
  a   Ein sekundärer Kopfschmerz sollte               chen, Rauchen und erhöhter Koffein-             bei chronischen Kopfschmerzen bei.
      immer kernspintomografisch ausge-                konsum.                                    e    Ein hoher Angstindex im Kindesalter
      schlossen werden.                            d    ei einem Medikamenten-indu-
                                                       B                                               und eine erhöhte Stressreaktivität er-
 b    Häufigste Ursache eines sekundären              ziertem Kopfschmerz ist das Rezidiv-            höhen das Risiko für einer Migräne im
      chronischen täglichen Kopfschmerzes              risiko in den ersten sechs Monaten              Erwachsenenalter.
      ist ein medikamenten-induzierter                 am geringsten.
      Kopfschmerz.                                 e   Über die Hälfte aller Patienten mit
  c   Häufigste Ursache eines primären                chronischer Migräne oder Span-
      chronischen Kopfschmerzes ist eine               nungskopfschmerzen behält den              4. Welche der Substanzen wirkt nicht bei
      Migräne oder ein Spannungskopf-                  dominierenden Kopfschmerz auch             chronischer Migräne und Spannugskopf-
      schmerz.                                         im Langzeitverlauf.                        schmerzen?

 d                                                                                                a    Topiramat
       ie Prävalenz einer chronischen
      D
      Migräne zeigt deutliche regionale                                                           b    Botulinumtoxin
      Unterschiede und liegt zwischen
                                                  3. Welche der Aussagen zur Chronifizierung      c    Amitriptylin
      0,2–5,1%.
                                                  von Kopfschmerzen ist falsch?                   d
 e    Alle Antworten sind richtig.                                                                    Valproat
                                                   a    eim Übergang vom episodischen
                                                       B                                          e    Keine wirkt bei beiden Kopfschmerz-
                                                       zum chronischen Spannungskopf-
                                                                                                       arten.
                                                       schmerz treten periphere Schmerz-
                                                       mechanismen zunehmend in den
 2. Welche der Angaben über den Verlauf                Hintergrund.
 chronischer täglicher Kopfschmerzen ist
                                                   b   Im NMR konnte beim chronischen
 falsch?
                                                       Spannungskopfschmerz eine Verrin-
  a   Häufig finden sich Phasen der Remis-            gerung der grauen Substanz in zen-
      sion mit anschließenden Rezidiven.               tralen Schmerzzentren gezeigt wer-
 b    Als Risikofaktoren gelten: eingreifen-          den.
      de Lebensveränderungen, schlechter           c   Eine zentrale Sensitivierung spielt nur
      sozialer Status, zusätzliche chronische          bei der Migräne, nicht jedoch beim
      Schmerzzustände.                                 Spannungskopf eine wichtige Rolle.

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Chronisch rezidivierende Kopfschmerzen - Neurologische Kasuistik
Neurologische Kasuistik          Fortbildung

                                                                                                                               Lösungen
  1e, 2d, 3c, 4b

 Ein chronischer Kopfschmerz, der über          schmerz (meist 1 Attacke/Tag mit einer         mittelhoch und für einfache nicht steroi-
 Jahre mit wechselnder Frequenz und In-         durchschnittlichen Dauer von 60 Minu-          dale Analgetika (NSAID) gering [Smith
 tensität teilweise mit wechselnder Vertei-     ten) oder die paroxysmale Hemikranie           2004]. Bereits bei einer Einnahme von
 lung und Qualität auftritt, ist in der neu-    (mittlere Attackenfrequenz 11/Tag, Atta-       zwei bis drei NSAID pro Woche sollte
 rologischen Praxis ein sehr häufiges und       ckendauer 15 Minuten) lassen sich auf-         jedoch bei einem chronischen Kopf-
 bekanntes Problem. Etwa 4 % der Erwach-        grund der Schmerzdauer und Frequenz            schmerz die Möglichkeit eines MIK
 senen leiden weltweit jedoch an täg-           anamnestisch meist leicht abgrenzen.           berücksichtig werden.
 lichen chronischen Kopfschmerzen: Spa-         Nur wenn der Kopfschmerz ohne frühere
 nien 4,7 %, USA 4,1 %, Taiwan 3,9 % [Castil-   Kopfschmerzanamnese innerhalb von              Zu Frage 2:
 lo 1999, Scher 1998, Wang 2000]. Wäh-          drei Tagen auftritt und eine symptoma-         Antwort d ist richtig. Patienten mit CTK
 rend eine Übersicht verschiedener epide-       tische Ursache einschließlich eines medi-      können im Langzeitverlauf häufig zwi-
 miologischer Untersuchungen in Europa          kamenteninduzierten Kopfschmerzes              schen Phasen mit täglichem Kopf-
 ebenfalls eine jährliche Prävalenz von         ausgeschlossen wurde, kann er als neu-         schmerzen und attackenförmigen pri-
 annähernd 4 % ergab, zeigen sich jedoch        aufgetretener täglicher Kopfschmerz dia-       mären Kopfschmerzen hin- und herwech-
 deutliche Unterschiede in der Prävalenz        gnostiziert werden (http://ihsclassifica-      seln. Dabei kommt es bei Migränepati-
 in einzelnen europäischen Studien [Sto-        tion.org/de/02_klassifikation/02_              enten häufig zu einer Abnahme der Kopf-
 ver 2006]. So fand sich in einer Populati-     teil1/04.08.00_other.html).                    schmerzintensität, die meist einem Span-
 onsstudie in Norwegen nur eine Präva-          Die Prävalenz der chronischen Migräne,         nungskopfschmerz entsprechend bilateral
 lenz chronischer Kopfschmerzen von             definiert nach den Kriterien von Silber-       als dumpf-drückend angegeben werden.
 1,5 % [Hagen 2000].                            stein und Lipton oder den überarbeiteten       Vegetative Begleitsymptome kommen
 Der Bedeutung chronischer täglicher            internationalen Kopfschmerzkriterien,          seltener vor. In der von Lipton veröffent-
 Kopfschmerzen für die Lebensqualität           beträgt zwischen 0,2 und 5,1 % wobei           lichten Spectrum-Studie zeigten dabei
 und als Ursache einer Behinderung und          nach Schätzungen der Schwerpunkt zwi-          Patienten, die an einem Spannungstyp-
 Leistungseinschränkung im Beruf und            schen 1,4 –2,2% liegt [Silberstein 1996,       Kopfschmerz und Migräne litten, auch
 bei den Alltagsaktivitäten wird auch in        Zeeberg 2009]. Für Deutschland fand            einen guten Effekt unter Sumatriptan,
 der Einschätzung der Weltgesundheitsor-        Straube in einer kürzlich veröffentlichten     wenn die Migräneattacken vorher ange-
 ganisation (WHO) Rechnung getragen,            Studie an 7.417 Migränepatienten in drei       sprochen hatten [Lipton 2000]. Patienten
 die eine Behinderung durch eine chro-          Regionen Deutschlands jedoch nur eine          mit reinen Spannungskopfschmerzen
 nische Migräne den Belastungen und             sehr niedrige Rate von 1,41 %. Die durch-      ohne Migräneattacken sprachen hinge-
 Einschränkungen einer Demenz, einer            schnittliche Kopfschmerzfrequenz lag bei       gen nicht auf das Triptan an.
 Tetraplegie oder Psychose gleichstellt         19 Kopfschmerztagen/Monat. Nach Aus-           Eine Langzeitverlaufsbefragung bei 591
 [Harwood 2004].                                schluss der Patienten mit medikamenten         Kopfschmerzpatienten aus Zürich, die in-
                                                induziertem Kopfschmerz konnten in der         nerhalb von 30 Jahren siebenmal befragt
 Zu Frage 1:                                    Altersgruppe von 35 bis 75 Jahren letzt-       wurden, ergab, dass 69 % der Migräne-
 Antwort e ist richtig. Ein chronischer, täg-   lich nur bei 0,09 % die Diagnose einer „rei-   und nur 58 % Spannungskopfschmerz-
 licher Kopfschmerz (CTK) wird diagnosti-       nen“ chronischen Migräne gestellt wer-         Patienten über den gesamten Zeitraum
 ziert, wenn über mindestens drei Monate        den [Straube 2010].                            an dem gleichbleibenden dominierenden
 an mindestens 15 Tagen im Monat Kopf-          Die Prävalenz eines MIK liegt in der Allge-    primären Kopfschmerztyp litten [Mari-
 schmerzen bestehen. Die Diagnose ist           meinbevölkerung bei etwa 1,5 % [Diener         kangas 2011].
 rein deskriptiv und erfordert den Aus-         2004]. Dabei fand sich in einer Metaana-       Der Verlauf chronischer Kopfschmerzen
 schluss einer ganzen Reihe sekundärer          lyse von 29 Studien mit zusammen 2.612         wurde in einer großen Populationsstudie
 Kopfschmerzursachen. Eine kernspinto-          Patienten bei 65 % eine Migräne, bei 27 %      mit 55.255 Teilnehmern untersucht. 2.599
 mografische Untersuchung ist dabei zum         ein Spannungskopfschmerz und bei den           davon litten an mehr als 180 Tagen an
 Ausschluss einer zerebralen Gefäßerkran-       restlichen 8 % eine gemischter Typ oder        Kopfschmerzen (CTK) und nur 2.033 hat-
 kung, eines raumfordernden Prozesses,          ein anderer primärer Kopfschmerz als           ten an zwei bis 104 Tagen Kopfschmerzen
 entzündlicher Erkrankungen oder einer          Ursache [Kavuk 2004]. Dabei ist das Risiko     [Scher 2003]. Nach einem Jahr konnte aus
 Liquordruckstörungen der häufig noch           für Frauen dreieinhalb Mal höher als für       der ersten Gruppe (> 180 Tage/Kopf-
 eingesetzten Computertomografie über-          Männer. Das Risiko einen MIK zu entwi-         schmerzen) noch 1.134 befragt werden.
 legen [Halker 2011]. Immer sollte auch an      ckeln ist für die eingenommen Medika-          Hiervon hatten 44 % weiterhin an über
 einen medikamenteninduzierten Dauer-           mente unterschiedlich hoch. So ist das Ri-     180 Tagen Kopfschmerzen, bei 43 % kam
 kopfschmerz (MIK) gedacht werden. Häu-         siko für opioidhaltige Präparate, barbitu-     es zu einer leichten Abnahme der Kopf-
 figste Ursache ist jedoch eine primär epi-     rathaltige Kombinationspräparate (Butal-       schmerzfrequenz (105 bis 179 Kopf-
 sodische Migräne (72 %) oder ein Span-         bital) und Acetalysalicylsäure-/Acetami-       schmerztage/Jahr) und bei 13 % zu einer
 nungskopfschmerz (20 %). Andere primä-         nophen-/Koffeinhaltige Kombinations-           deutlichen Abnahme auf weniger als 104
 re Kopfschmerzen wie der Clusterkopf-          präparate sehr hoch, für Triptane              Kopfschmerztage/Jahr. Aus der Gruppe

NeuroTransmitter  2 · 2012                                                                                                                 53
Fortbildung          Neurologische Kasuistik

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 Fortsetzung

 der Kopfschmerzpatienten mit anfangs           nachgewiesenen Risikofaktoren arterielle      Übergang einer episodischen in eine chro-
 niedriger Frequenz entwickelten 3 % im         Hypertonie, Übergewicht, nächtliches          nische Migräne ist die Entwicklung einer
 Verlauf des Jahres einen chronischen           Schnarchen und Schlaf-Apnoe-Syndrom,          kortikalen Übererregbarkeit. Mittels trans-
 Kopfschmerz (> 180 Tage/Jahr). In dieser       Rauchen, hoher Koffeinkonsum und ein          kranieller Magnetstimulation konnte eine
 Untersuchung erwiesen sich ein erhöhter        Analgetika- oder Triptankonsum thera-         Übererregbarkeit okzipitaler Kortexge-
 Bildungsstand und eine nicht kaukasi-          peutisch beeinflussen [Übersicht Garza        biete nachgewiesen werden [Übersicht
 sche Abstammung als positive Prädik-           2010].                                        Aurora 2011]. Wahrscheinlich führt die er-
 toren einer Remission des CTK.                 Der Verlauf eines MIK wurde in einer spa-     höhte kortikale Erregbarkeit auch zu einer
 In einer kleinen Langzeitbeobachtung           nischen Population untersucht. Unter          Einschränkung in der Verarbeitung sensib-
 von 26 Patienten aus Taiwan litten 27 %        4.855 Kopfschmerzpatienten konnten            ler Reize. Bildgebungsverfahren lassen hier
 auch nach 13 Jahren unverändert an             mittels eines Fragebogens 72 mit einem        Unterschiede beim Übergang einer episo-
 einem chronisch täglichen Kopfschmerz.         MIK ermittelt werden. Die Kontrolle nach      dischen zu einer chronischen Migräne
 Gleich häufig handelte es sich dabei um        einem Jahr zeigte, dass 64 % nicht mehr       erkennen [Ferrari 2007].
 eine chronische Migräne (3 Patienten)          als MIK diagnostizierbar waren, bei über      Gleichartige Mechanismen, die durch kon-
 und einen Spannungskopfschmerz (3 Pa-          einem Drittel (36 %) persistierte die Sym-    tinuierliche Schmerzreize aus peripheren
 tienten). Bei einem Patienten wurde ein        ptomatik jedoch. Unter den nach vier          myofaszialen Strukturen zu einer zentralen
 chronischer Medikamenten-induzierter           Jahren noch teilnehmenden 68 Patienten        Sensitivierung und damit zu einer Chroni-
 Kopfschmerz diagnostiziert [Fuh 2008].         nahm der Prozentsatz typischer MIK-Sym-       fizierung des Kopfschmerzes führen, wur-
 Die gleiche Arbeitsgruppe fand auch bei        ptomatik sogar wieder auf 44 % zu [Fon-       den auch für den chronischen Spannungs-
 Jugendlichen (12 bis 14 Jahre) in einer        tanilas 2010]. In einer Verlaufsuntersu-      kopfschmerz nachgewiesen [Bezov 2011].
 Verlaufsuntersuchung über acht Jahre bei       chung bei 96 Patienten aus Deutschland        Darüber hinaus konnte auch gezeigt wer-
 65 % der CTK-Patienten eine Abnahme            zeigte sich, dass die Rückfallrate in den     den, dass chronische Spannungskopf-
 der Kopfschmerzfrequenz [Wang 2009].           ersten sechs Monaten mit 31 % am höchs-       schmerzen mit einer verminderten Inhibi-
 Zum Langzeitverlauf bei Migräne wurde          ten war, nach einem Jahr nur noch leicht      tion zentraler Schmerzwahrnehmung
 in Amerika 2005 eine Zufallsbefragung          auf 41 % und nach vier Jahren auf 45 %        assoziiert sind [Pielsticker 2005]. Unter-
 von 24.000 Menschen durchgeführt. Von          anstieg [Katsarava 2005].                     stützt wird diese Annahme auch durch die
 diesen konnte bei der Erstbefragung            Während weltweit aufgrund von epide-          Ergebnisse einer kleinen Anwendungs-
 18.514, nach einem Jahr 14.063 und nach        miologischen populationsgestützten Stu-       studie bei chronischem Spannungskopf-
 zwei Jahren 14.069 Fragebögen ausge-           dien die Prävalenz eines MIK mit 2–5% er-     schmerz. Durch eine niederfrequente Elek-
 wertet werden. Von den 383 Teilnehmern         mittelt wurde, erstaunt der bei Analyse der   trostimulation, die im Tierversuch zu einer
 bei denen 2005 eine chronische Migräne         Daten der Deutschen Migräne und Kopf-         langanhaltenden Schmerzhemmung
 diagnostiziert werden konnte, litten nach      schmerzgesellschaft von 7.417 Patienten       führt, konnte hierbei bei 20 Patienten mit
 einem Jahr noch 53 % und nach zwei Jah-        aus drei Regionen in Deutschland mit          einem chronischen Spannungskopf-
 ren weiterhin 34 % an einer chronischen        0,1% erhobene sehr niedrige Wert eines        schmerz eine anhaltende Schmerzredukti-
 Migräne. Nur 26 % litten an weniger als        MIK [Straube 2010]. Dabei lag der Prozent-    on erreicht werden [Lindelof 2010].
 zehn Tagen pro Monat an Kopfschmer-            satz der Patienten, die an chronischer Mi-    Kernspintomografisch zeigte sich bei 20
 zen. Als ungünstig für eine Besserung          gräne (>15 Kopfschmerztage/Monat) lit-        Patienten mit chronischem Spannungs-
 zeigte sich in dieser Studie das Auftreten     ten und einen erhöhten Analgetikakon-         kopfschmerz, nicht jedoch bei einer glei-
 einer Allodynie und eine über 25 Tagen/        sum betrieben mit 50% im Rahmen der in        chen Anzahl mit medikamentinduziertem
 Monate liegende Ausgangsfrequenz der           verschiedenen Serien nachgewiesenen           Kopfschmerz, eine signifikante Abnahme
 Kopfschmerzen [Manack 2011].                   Rate von 40–80% [Rapoport 1988, Diener        der grauen Substanz in den für die zentra-
 Als Risikofaktoren für einen täglichen         2004].                                        le Schmerzverarbeitung zuständigen Re-
 chronischen Kopfschmerz konnte in den                                                        gionen [Schmidt-Wilcke 2005]. Eine kürz-
 letzten Jahren eine ganze Reihe von Fak-       Zu Frage 3:                                   lich veröffentlichte NMR-Untersuchung
 toren herausgearbeitet werden [Scher           Antwort c ist richtig. Die exakten patho-     vom 295 Migränepatienten zeigte demge-
 2003]. So fanden sich eingreifende             physiologischen Abläufe, die zu chroni-       genüber eine signifikant erhöhte Zahl von
 Lebensänderungen (Umzug, Trennung,             schen Kopfschmerzen führen sind noch          Marklagerläsionen, subklinischen Infark-
 etc.) als Auslöser eines CTK [Scher 2008].     unbekannt. Klinische Studien bestätigen       ten im Posterior-Versorgungsgebiet und
 Ein weibliches Geschlecht, niedriger sozi-     jedoch eine Entwicklung aus einer epi-        einen erhöhte Eisengehalt im Putamen,
 aler Lebensstandard, niedriges Bildungs-       sodischen Migräne in einen Spannungs-         Globus pallidum und Nucleus ruber. Eine
 niveau, single-status, ein früheres Schä-      kopfschmerz und weiter in einen täglichen     erhöhte Attackenfrequenz, eine beglei-
 del-/Nackentrauma oder ein bestehendes         Kopfschmerz. Ebenso finden sich auch          tende Aura und eine längerer Krankheits-
 zusätzliches Schmerzsyndrom zählen da-         Remissionen und eine wiederholte Trans-       dauer waren dabei mit vermehrten
 bei zu den nicht änderbaren Risikofak-         formation eines primären Kopfschmerzes        Marklagerläsionen auch im Hirnstamm
 toren. Hingegen lassen sich die ebenfalls      in einen anderen. Entscheidend für den        verbunden [Kruit 2010].

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Neurologische Kasuistik          Fortbildung

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  Fortsetzung

 Als Trigger für einen Spannungskopf-           41 Patienten, die an einem chronischen         nischen Migräne vor. Auch hier konnte
 schmerz werden wie bei der Migräne             Spannungskopfschmerz litten, in einer          unter Pregabalin eine deutliche Redukti-
 Stress und emotionale Konflikte angege-        Dosierung von 2 x 500 mg/d zur einer           on der Kopfschmerzfrequenz und -stärke
 ben [Chen 2009]. In einer großen Popu-         signifikanten Reduktion der Kopf-              erreicht werden. Allerdings zeigten Pati-
 lationsstudie bei der Kinder (geboren:         schmerzfrequenz ohne Einfluss auf die          enten mit wirklich täglichen Kopf-
 1.4.1972 bis 31.3.1973 in Dunedin Neusee-      Schmerzintensität [Yurekli 2008]. In einer     schmerzen keine Besserung [Calandre
 land, Einwohnerzahl ca. 120.000) im            Subgruppenaanalyse einer prospektiven,         2010]. Offene Studien für Memantine und
 Alter von 3, 5, 7, 9, 11, 13, 15, 18, 21, 26   doppelblinden, placebokontrollierten           Levetiracetam bei chronischer Migräne
 und zuletzt 32 Jahren untersucht wurden,       randomisierten Studie konnte bei Pati-         wiesen jeweils eine positiven Therapie-
 konnte bei 96,2% (!) die Kopfschmerz-          enten mit chronischer Migräne ein signifi-     effekt auf [Übersicht Garza 2010]. Hier
 daten bis zum 26. Lebensjahr erfasst wer-      kanter Effekt von Valproinsäure gezeigt        müssen jedoch größere doppelblinde
 den. Die Analyse dieser, über einen sehr       werden [Bigal 2009]. Für Topiramat konn-       placebokontrollierte Studien die Effekte
 langen Beobachtungszeitraum erhobenen          te in zwei großen randomisierten, place-       erst bestätigen. Eine jüngst veröffentlich-
 Kopfschmerzen ergab, dass unter Berück-        bokontrollierten Doppelblindstudien mit        te doppelblinde, randomisierte, placebo-
 sichtigung von Geschlecht und kindlicher/      Parallelgruppen ein Therapieeffekt bei         kontrollierte Studie mit Levetiracetam
 elterlicher Kopfschmerzanamnese das Risi-      chronischer Migräne nachgewiesen wer-          (3 g/d) fand nur einen nicht signifikanten
 ko im Alter von 26 Jahren an einer Migräne     den [Silberstein 2007, Diener 2007]. Inte-     Trend zu einer Zunahme kopfschmerz-
 zu leiden signifikant erhöht war, wenn die-    ressant ist hierbei, dass dieser Effekt auch   freier Tage (entsprechend einem zusätz-
 se im Kindesalter einen erhöhten Angst-        beim Bestehen eines medikamentenin-            lichen kopfschmerzfreien Tag pro Monat)
 index hatten, im Alter von 18 Jahren an ei-    duzierten Kopfschmerzes auftrat. In einer      bei teilweise beeinträchtigenden Neben-
 ner Angststörung litten oder eine erhöhte      offenen Studie konnte bei 46 Patienten         wirkungen [Beran 2011].
 Stressreaktivitätspersönlichkeit zeigten       mit chronischem Spannungskopfschmerz           Obgleich eine große doppelblinde, ran-
 [Übersicht bei Cahill 2005]. Für das Risiko    durch die Gabe von Topiramat (25 –100          domisierte, placebokontrollierte Studie
 eines Spannungskopfschmerzes lies sich         mg/d) bei 73 % eine über 50 %ige Abnah-        bei episodischer Migräne keine Überle-
 dieser Zusammenhang nicht nachweisen.          me der Kopfschmerzfrequenz erzielt wer-        genheit einer Therapie mit Botulinum-
 In einer Übersicht von neun Populations-       den [Lampl 2006].                              toxin gegenüber dem Placeboarm zeigte,
 studien fand sich eine deutliche Komorbi-      Amitritylin hat in einer Reihe von Studien     wurden inzwischen zwei, allerdings of-
 dität bei Migräne für eine ganze Reihe von     einen positiven Effekt auf einen chroni-       fene, doppelblinde, placebokontrollierte
 psychiatrischen Erkrankungen. Am deut-         schen Spannungskopfschmerz zeigen              Studien (PREMPT1+2) bei chronischer
 lichsten war der Zusammenhang bei De-          können [Jensen 2000). Zur Therapie der         Migräne durchgeführt. Zusammen wur-
 pression und Angsterkrankung, hierbei          chronischen Migräne liegen allerdings          den 1.384 Patienten doppelblind, place-
 besonders mit Panikstörung und Phobien         bisher keine guten Studien vor. In einer       bokontrolliert in Parallelgruppen 24 Wo-
 [Radat 2004]. Auch beim chronischen            kleinen prospektiven Studie, bei der dop-      chen behandelt, bevor sich eine 32-wö-
 Spannungskopfschmerz findet sich eine          pelblind Amitritylin versus Amitritylin        chige offene Therapiephase anschloss.
 im Verlauf oft bestimmende psychiatrische      plus Fluoxetin getestet wurde, ergab sich      Therapeutisch wurden bei allen Patienten
 Komorbidität mit Depressionen (51%) und        kein Effekt für die Kombination, in beiden     155 Einheiten an 31 Stellen der Kopf-,
 Panikstörung (22%) [Juang 2000].               Gruppen kam es jedoch zu einer deut-           Hals- und Nackenmuskulatur (M. frontalis,
                                                lichen Besserung der Kopfschmerzsym-           M. corrugator supercilii, M. procerus,
 Zu Frage 4:                                    ptomatik. Eine fehlende Placebogruppe          M. temporalis, M. occipitalis, M. trapezius)
 Antwort b ist richtig. Aufgrund des chro-      und der Einfluss eines medikamenten-           nach einem festen Lokalisations- und
 nischen Verlaufs der Erkrankung mit Re-        induzierten Kopfschmerzes bei der nur          Dosisschema injiziert. Abhängig von der
 missionen und Rezidiven ist das erste Ziel     kleinen Patientenzahl (39) beschränken         Schmerzverteilung und Intensität konn-
 therapeutischer Maßnahmen eine Reduk-          die Aussage dieser Studie jedoch erheb-        ten zusätzlich bis zu 40 Einheiten verab-
 tion der Kopfschmerztage und der               lich [Krymchantowski 2002].                    reicht werden [Aurora 2010, Diener 2010].
 Schmerzintensität, nicht jedoch eine           Zur Behandlung mit Pregabalin liegt bis-       Nur in PREEMPT 2 konnte dabei eine
 Kopfschmerzfreiheit. Begleitend sind           her nur eine offene Studie zur Behand-         signifikante Abnahme der Kopfschmerz-
 daher auch immer nicht medikamentöse           lung eines medikamenteninduzierten             tage im Vergleich zu Placebo nachgewie-
 und psychotherapeutische Verfahren zu          chronischen täglichen Kopfschmerzes            sen werden [Dodick 2010]. Für einen the-
 ergänzen [Halker 2011]. Für eine Vielzahl      vor. Hier wurde die Wirksamkeit von 150        rapeutischen Effekt bei Spannungskopf-
 von Substanzen liegen zwischenzeitlich         mg Pregabalin im Vergleich zu 100 mg           schmerzen fand sich kein Effekt [Schulte-
 auch gute Studien zur Beurteilung der          Topiramat untersucht. Beide Substanzen         Mattler 2006]. In einer Vergleichsstudie
 Wirksamkeit vor.                               führten zu einer gleichartigen Besserung       zur Behandlung einer chronischen Migrä-
 Valproinsäure führte in einer kleinen          der Kopfschmerzsymptomatik [Rizzato            ne war der Einsatz von Botulinumtoxin A
 prospektiven, randomisierten, doppel-          2011]. Eine weitere offene Studie für          dem prophylaktischen Effekt von Topira-
 blinden placebokontrollierten Studie mit       Pregabalin liegt zur Therapie der chro-        mat gleichwertig [Cady 2011].

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