Clubhauszeitung - Clubhaus pro people
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Clubhauszeitung Ausgabe 1/2020 Zeitung der Tageszentren Clubhaus, pro sport und Kunst und Kultur Bild: Helga S. Lebensfreude entdecken Als der Faschingskrapfen auf Reisen ging ....................................................... 12 „ShyPlus“ - für die, die mehr als nur schüchtern sind .................................... 14 Otto im Interview ........................................................................................... 26
Wer wir sind 2 Wer wir sind Kunst und Kultur, pro sport und das Clubhaus pro people sind Standorte von pro mente OÖ, die seit ungefähr zwei Jahrzehnten auf unterschiedlichste Weise Angebote für Menschen mit psychosozialen Hintergründen machen. Seit Sommer 2015 sind die drei Standorte unter dem Namen „Freizeit und Kommunikation Zentralraum Linz“ unter einer gemeinsamen Leitung zusammengefasst. Es gibt ein gemeinsames Programm der Aktivitäten, das unter folgender Internetadresse abrufbar ist: www.freizeitundkommunikation.at Diese Zeitung wird im Rahmen des arbeitsorientierten Tages im Clubhaus pro people erstellt und wird gedruckt von: FA Verbund Linz Stadt Kontrast – Büroservice Südtirolerstraße 31, 4020 Linz Impressum Clubhaus pro people; pro mente OÖ., Scharitzerstrasse 6-8, 4020 Linz Tel.: 0732 / 66 82 20 Fax.: 0732 / 66 82 20-6 clubhaus.propeople@promenteooe.at www.clubhaus-propeople.at ZVR-Zahl: 811735276 Für den Inhalt verantwortlich: Naima Hattmannsdorfer Auflage: 400 Stück Liebe LeserInnen, unsere Zeitung kommt 3 bis 4 Mal im Jahr heraus. Wir freuen uns über Rückmeldungen, was Ihnen gefällt oder was wir ändern können. Über Ihre Unterstützung in Form einer kleinen Spende freuen wir uns auch sehr! Spendenkonto: Allg. Sparkasse OÖ, IBAN: AT642032000000205741 BIC: ASPKAT2LXXX Wer die Zeitung nicht mehr erhalten möchte, wird ersucht, das bekannt zu geben. Danke!
3 Wer wir sind Clubhaus„pro people“ Das Clubhaus „pro people“ in Linz bietet Menschen mit psychosozialen Problemen die Möglichkeit, durch die Mitbeteiligung am Clubhaus ihre Fähigkeiten und Talente einzubringen, unterschiedliche Aufgaben zu erledigen und sinnstiftende Beziehungen zu erfahren. Vom Kochen des Mittagessens bis hin zum Veröffentlichen eines Magazins reichen die vielfältigen Aufgaben, bei denen Beteiligung möglich ist. Das Clubhaus „pro people“ unterstützt Menschen mit psychischen Problemen, die ihre psychosoziale Gesundheit verbessern, mit Menschen in Kontakt kommen und sich beteiligen möchten. Öffnungszeiten Clubhaus: Montag - Donnerstag: 8.00 - 15.00 Freitag: 8.00 - 14.00 Sonn- und Feiertage: Öffnungszeiten bitte dem Monatsprogramm entnehmen pro sport, Clubhaus „pro people“ Scharitzerstraße 6-8, 4020 Linz pro sport 0732 / 668 220 www.prosport-linz.at, Pro Sport hilft Menschen, ihre psychische und körperliche Gesundheit zu www.clubhaus-propeople.at verbessern. Wandern, Gymnastik, Schwimmen, sowie Fußball, clubhaus.propeople@promenteooe.at Tischtennis, Kegeln u. a. Gemeinsam aktiv die Freizeit gestalten. Freude an Bewegung in kleinen oder größeren Gruppen. Begleitet werden die Angebote von psychosozialem Fachpersonal. Bürozeiten pro sport: Mo - Do: 8.00 - 15.00 Fr: 8.00 - 14.00 Weitere Veranstaltungen außerhalb der Bürozeiten sind dem Monatsprogramm zu entnehmen. Kunst und Kultur Kunst und Kultur „KuK“ Kunst und Kultur bietet Unterstützung und Hilfe für die Gestaltung des Lonstorferplatz 1, 4020 Linz Alltags für Menschen in schwierigen Lebenssituationen oder in Zeiten 0664 / 84 94 0 47 von Krisen und Erkrankungen. Das Angebot umfasst die Kreativbereiche: www.kuk-linz.at Malen, Keramik, Schauspiel, Tanz, Literatur, Video und Fotografie. Kuk-linz@servus.at Öffnungszeiten KuK: Atelier: Montag - Freitag 10.00 - 16.00 KuK Führungen: Dienstag 13.00 - 14.00 Längere Öffnungszeiten bei weiteren Angeboten sind dem Monatsprogramm zu entnehmen.
Allgemeines 4 Vorwort Hallo liebe LeserInnen, Claudia P. hat Paulas Angebot für uns besucht und „Lebensfreude entdecken“ ist diesmal unser einen Bericht darüber geschrieben, mit dem unsere Schwerpunktthema. Lebensfreude entdecken kann Zeitung diesmal beginnt. Von Claudia kommen auch man auf verschiedene Art: jetzt im Winter beim Ski- noch zwei weitere Beiträge, ein Bericht über die Inter- fahren oder Eislaufen, oder mit pro sport beim Fuß- netseite „ShyPlus“ und eine Buchvorstellung: „Das Ca- ballspielen oder Kegeln, demnächst auch ganz be- fé am Rande der Welt“. stimmt wieder in der Natur, wenn der Frühling Viktoria A. hat für uns die Ausstellung über die kommt. Meister von Montmartre in der Landesgalerie besucht, Lebensfreude entdeckt man am besten zusammen in der Lithografien und Plakatkunst aus dem 19. Jahr- mit anderen Menschen. Das hat sich auch Paula ge- hundert zu sehen sind. dacht und bietet uns jetzt schon seit fast einem Jahr Am 6. Februar fand die Wahl der Interessensvertre- eine Stunde in der Woche die Gelegenheit, gemeinsam terInnen statt. Unsere neue Interessensvertreterin mit anderen Menschen entlang ihrer Impulse auf eine Paula stellt sich vor und beschreibt, wie sie ihre Rolle Entdeckungsreise zu gehen, die meistens unsere Sinne gerne ausfüllen möchte. miteinschließt und uns die Gelegenheit gibt, Lebens- Überschattet wurde der Tag der Wahl von der freude in und um uns zu entdecken. Nachricht, dass Helmut B. überraschend von uns ge- gangen ist. Wir verlieren mit ihm einen stets offenen, liebenswürdi- gen Freund und Kollegen. Eine ganz andere Art von Abschied kommt demnächst im KuK auf uns zu: Otto, Mitbegründer von Kunst und Kultur, geht Ende März in Pensi- on. Ich habe ihn zum Interview ge- beten und einiges über ihn selbst, aber auch über die Anfänge des KuK und dessen Entwicklung erfahren. Gegen Ende der Ausgabe kann man mit vielen Fotos ein bisschen in den Liederabend von Rotrauds Singgrup- pe eintauchen. Die akustische Seite der hinreißenden und berührenden Gesangseinlagen muss hier auf dem Papier leider der Phantasie überlas- sen bleiben. Allerdings gibt es eine DVD des Abends, die man im KuK erwerben kann. Die Bilder zu dieser Ausgabe stam- men aus der Galerie im Stiegenhaus des KuK am Lonstorferplatz. Viel Freude beim Lesen! Bild: Juan F. Für das Redaktionsteam Herfried
5 Allgemeines Inhaltsverzeichnis Schwerpunktthema Lebensfreude entdecken ....................................................................... 6 Vom Winterspeck zur Frühlingsrolle ..................................................... 8 Toulouse Lautrec und die Meister von Montmartre ........................... 10 Die Geschichte des Faschings .............................................................. 12 Als der Faschingskrapfen auf Reisen ging ............................................ 12 Clubhaus intern ShyPlus - für die, die mehr als nur schüchtern sind ............................. 14 Mit dem Clubhausmodell zurück ins Leben ......................................... 16 Das Café am Rande der Welt ............................................................... 18 Philosophischer Abend ........................................................................ 19 klein.fein.kubinesk ............................................................................... 20 Paula, unsere neue Interessensvertreterin ......................................... 21 Im Spital ............................................................................................... 22 Das blaue Wunder ............................................................................... 23 Nein ist mein zweiter Vorname ........................................................... 24 Jakobsweg 18. Etappe.......................................................................... 25 Otto im Interview ................................................................................. 26 Meine Recoverygeschichte .................................................................. 29 Meditation ........................................................................................... 34 Abschied von Helmut ........................................................................... 36 Versprochen ......................................................................................... 36 pro sport Fußball bei pro sport ............................................................................ 37 Kegelturnier ......................................................................................... 37 Kunst und Kultur Zeitfenster............................................................................................ 38 Die Gedanken sind frei - Liederabend mit Rotraud ............................. 40 Schmunzelecke Witze .................................................................................................... 42 Cartoons von Edi .................................................................................. 42 Sinnmöglich - Gedichte von Hans Dieter Aigner .................................. 43
Schwerpunktthema 6 Lebensfreude entdecken Anfang März 2019 entstand bei Paula die Idee, ein sichtbar. Mit Farben, bunten Zeichnungen und sprach- Gruppenangebot zu starten, welches sich der Entde- lichen Mitteln stechen die Entwürfe sofort anspre- ckung oder auch Wiederentdeckung der Lebensfreude chend hervor, wobei ein Bild des „Kleinen Ich-bin-Ichs“ widmet. Sie entwickelte ein Konzept, mit dem sie in die wunderschönen Werke abrundet. einer wohlwollenden, entspannten Atmosphäre auf- Das Angebot "Lebensfreude entdecken mit Paula" zeigen möchte, dass der Weg hin zu einer Perspektive findet in einem kleineren, ansprechend geschmückten von Lebensfreude für Raum statt. Es ist der jeden möglich ist. Raum schräg gegenüber Ein liebevoller Ort der Cafeteria, der auch der Geborgenheit so- "kleiner Bewegungs- wie gegenseitiger raum" genannt wird. Wertschätzung stellt Der Blick fällt sofort auf den Nährboden dar, die Mitte, die durch ein auf dem Lebensfreude lilafarbenes Tuch, eine erwachsen und aufblü- lila-orangene Kerze, hen darf. Dies bedeutet gesammelte Steine und jedoch nicht, bei den mitgebrachte Blumen Treffen ein künstliches oder Zweige gestaltet „happy-feeling“ zu er- ist. Das alles hilft dabei, zwingen, eine Maske zum eigenen Zentrum aufzusetzen oder nega- zu finden. Nachdem tive Gefühle zu unter- jeder einen Platz einge- drücken. Belastende nommen hat, werden Gedanken dürfen bei meist Kärtchen mit dem Bedarf genauso Raum eigenen, oder sozusa- einnehmen. Es geht gen als Geschenk, mit vielmehr darum, eine dem Namen von einem Balance negativer und anderen Teilnehmer positiver Aspekte der kreativ gestaltet, am Welt aufzuzeigen. Boden aufgelegt oder Wichtig ist bei die- auf ein Plakat geklebt. sem geblockten Ange- Eine kurze Befindlich- Fotos: Paula bot auch, dass keinerlei keitsrunde dient zur Druck oder Perfektionsanspruch aufkommen soll, son- Begrüßung und gibt jedem die Gelegenheit, seine ak- dern es stellt eine gemeinsame Suche und Reise zur tuelle Stimmung mitzuteilen. Danach dient eine Kör- eigenen Lebendigkeit und Lebensfreude dar. perwahrnehmungsübung dazu, zur Gänze in der ge- Die ersten beiden Frühlingsblöcke mit je fünf bis genwärtigen Situation anzukommen. Paulas angeneh- sechs Terminen starteten noch im März 2019, wobei me Stimme lenkt die Aufmerksamkeit bei dieser die Zahl der TeilnehmerInnen variierte, aber maximal Übung zuerst auf die Füße, dabei geht es darum den aus acht Clubhaus-Mitgliedern bestand. Paula verfügt Kontakt zum Boden zu spüren und einfach wahrzuneh- bereits über viel Erfahrung in der Begleitung und Ar- men. Davon ausgehend setzt sie die Reise durch den beit mit Gruppen und so fand ihr Angebot regen An- Körper fort, bis der Kopf erreicht ist, die Teilnehmer klang. Die besondere Sorgfalt, mit der sie ihr Angebot langsam wieder die Augen öffnen und bei Bedarf ein vorbereitet, wird schon bei der liebevollen Gestaltung kurzes Feedback geben. der künstlerischen Poster, Aushänge und Einladungen Nach diesem fixen Element folgt ein variierender
7 Schwerpunktthema Teil mit Impulsen und inhaltlichen Themen (z.B. Dank- Einen besonderen Stellenwert haben für Paula die barkeit, Jahreszeiten), die von Paula vorbereitet wur- mitgebrachten Pflanzen sowie die ganzheitliche Erfas- den. Mit Hilfe von ansprechenden Ausgangsmateria- sung dieser mit allen Sinnen. Sie gibt dabei gerne auf lien werden verschiedene Schwerpunkte behandelt Anfrage etwas von ihrem Wissen Preis, das sie sich und dienen als Anlass, persönliche Erfahrungen einzu- durch ihre Zeit auf der Universität für Bodenkultur so- bringen. wie durch die derzeit laufende Ausbildung zur Wild- Der Austausch über auftauchende Assoziationen, kräuterpädagogin angeeignet hat. die Beschreibung von Fotos oder die Mitteilung, wa- Bei der Auseinandersetzung und detaillierten Be- rum gerade eine spezielle Abbildung gewählt wurde trachtung der Pflanzen spielt nicht nur das Sehen eine und Erinnerungen weckt, ermöglicht jedem, der möch- Rolle. Die TeilnehmerInnen werden dazu angeregt, te, zu Wort zu kommen. Postkarten oder Poster kön- auch auf andere Sinnesreize zu achten, die Pflanzen zu nen als Puzzle verwendet und gemeinsam gelöst wer- berühren, daran zu riechen, eventuell entstehende den oder die Entstehung von Zweiergruppen unter- Geräusche wahrzunehmen, über den Geschmack der stützen. Ähnlich wie Bilder können auch Kärtchen mit Früchte zu sprechen oder diese sogar mit geschlosse- ermutigenden Satzteilen, Sprüchen oder Zeilen eines nen Augen zu tasten oder zu schmecken und dann zu Gedichts zum Austausch anregen. erraten. Ein lebhafter Austausch über die vielfältigen Bunte Farbstifte sorgen für einen besonderen opti- Eindrücke und Empfindungen kann entstehen, inspi- schen Zauber und geben dem einzelnen Raum für Kre- riert durch die Schönheit und Entfaltungskraft der Na- ativität. Durch das Einschwingen auf Farben entsteht tur. emotionale Resonanz, die mit den anderen geteilt Ein wichtiger Grundgedanke von Paulas Angebot ist werden kann. die Achtsamkeit und Wertschätzung nicht nur der Na- Mehr von Martina Trimpin gibt es unter: www.glueckseelichkeiten.de
Schwerpunktthema 8 tur, sondern auch sich selbst beziehungsweise den Mitmenschen gegenüber. Materialen mit hohem Auf- forderungscharakter, die unsere basalen Sinne anspre- chen, führen uns von einem immerwährenden Gedan- kenkarussell wieder zurück ins Hier und Jetzt. Dasselbe gilt für einfache Körperübungen ("Lebensfreude über den Körper einladen"). Diese können sich als hilfreich erweisen, um für den Moment belastende Sorgen und Ängste in den Hintergrund zu stellen und sich ganz der Gegenwart zu widmen. Beendet wird jedes Treffen durch eine Abschluss- runde. Hier können die TeilnehmerInnen berichten, wie es ihnen in der Stunde ergangen ist und entspre- chende Abschlussworte finden, die der momentanen Stimmungslage entsprechen. Claudia P. Vom Winterspeck zur Frühlingsrolle ? Wie waren deine Weihnachten? Viel Essen und Al- kriege, mich nicht sportlich bewegen kann und durch kohol? So ein festlich gedeckter Weihnachtstisch kann das Übergewicht meinen Körper kaputt mache? auch die „Starken“ ganz schön an ihre Grenzen brin- Ich spreche jetzt über 10 kg Übergewicht, aber ich gen. Die vielen Weihnachtsfeiern und die unzähligen kenne auch andere „schwere Zeiten“. Vor ein paar Jah- Weihnachtsmärkte tragen auch dazu bei, dass ich um ren habe ich 80 kg auf die Waage gebracht. Medika- die Weihnachtszeit viel mehr „Ungesundes“ esse, als mente für die Psyche, die Appetit anregen, das viele mir lieb ist und gut tut. Frust-Essen, keine Perspektive im Leben, eine kata- Solange Winter ist, kann ich mich noch hinter dem strophale Lebenslage haben dazu beigetragen. Wintermantel gut verstecken. Was mache ich aber im An dieser Stelle hätte ich aufgeben können, mich Frühling und Sommer? Da sind die Winterjacken schon gehen lassen, nach dem Motto: „es ist mir Sch... egal“. längst weg und ich habe ein Problem: ich habe nichts Ich hätte mich in meiner Frustration und „schau mich zum Anziehen. In meinem Schrank sind eine Menge an an, wie arm ich bin“, so richtig baden können. Ich habe Klamotten, wunderschönen Kleider und ich passe nicht gesehen, wie ich immer dicker und dicker werde, aus hinein. Frust darüber habe ich noch mehr gegessen und wur- Panik macht sich breit. Ich weiß eh, dass ich Über- de noch dicker. Wirklich ein Teufelskreis. gewicht habe. Bei mir macht das derzeit 10 kg Über- An Ausreden hat es mir nie gemangelt, da war ich schuss aus. Manche werden jetzt vielleicht denken: immer sehr kreativ. Ich habe in dieser Zeit immer ver- „na wenn das nur 10 kg sind... Ich habe 20, 30, 40 kg mieden, mich als ganze Person im Spiegel zu sehen. und kann damit auch gut leben....“. Irgendwann konnte ich nicht mehr und ich habe ge- Also ich kann nur aus meiner eigenen Erfahrung wusst, ich muss abnehmen, sonst gehe ich kaputt, und sprechen: Übergewicht macht mich nicht glücklich, ich will das wirklich durchziehen, egal wie schwer das eher frustriert. Ich glaube nicht an das Märchen von wird, mit allen Konsequenzen. den „glücklichen Dicken“. Wie kann ich glücklich und Der erste Schritt, den ich gemacht habe, war der zufrieden sein, wenn mir alles weh tut, ich keine Luft schwerste für mich. Ich habe mich nackt ausgezo-
9 Schwerpunktthema gen und lange vor dem Spiegel meinen Körper in- und den habe ich dann oft mitgenommen. Wir wa- tensiv betrachtet. Ich habe geweint und habe mein ren beide glücklich und der Hund hat sein Gewicht Spiegelbild gefragt: Wer bist du? Ich musste mir mit der Zeit selbst halbiert. schmerzhaft und ehrlich eingestehen: „Das war Der fünfte Schritt war am schwersten: die Geduld mein Werk, ich habe diesen Körper selbst er- mit mir selbst, meinem Körper und dem Abneh- schaffen“. Es war hart, aber verdammt ehrlich. men. Natürlich wäre mir am liebsten gewesen, Der zweite Schritt, den ich gemacht habe, war sehr wenn ich über Nacht abgenommen hätte. Das ist zeitintensiv. Ich habe mir sehr viel Wissen über aber leider nur ein Wunschdenken gewesen. So Lebensmittel beigebracht, was sie können und wie lange, wie ich mir die Kilos angefüttert habe, so sie zubereitet gehören. Wichtig ist dabei auch, die langsam ist das Abnehmen gegangen. Ich habe mir schlechten Essgewohnheiten zu durchbrechen und von Anfang an ein realistisches und gesundes Ziel ich gebe zu, das war nicht einfach, aber machbar. gesetzt: 500 Gramm bis 1 Kilogramm wöchentlich. Ich habe weniger Lebensmittel eingekauft, dafür Aber meistens war es ein bisschen mehr. Das habe aber bewusster und alles frisch. An dieser Stelle ich gut halten können, da ich das Abnehmen ernst habe ich mir sogar ärztlichen Rat geholt, da ich von genommen habe. Crash-Diäten, Light-Produkten, oder einseitiger Der Leidensdruck übergewichtig zu sein war für Ernährung nichts halte. Ich brauchte eine langfris- mich schon so unerträglich gewesen, dass ich nicht tige Lösung, nicht schnell schnell. mehr so weiter machen wollte. Manchmal hat die Der dritte Schritt hat mein Gehirn sehr gefördert. Waage längere Zeit die gleiche Zahl gezeigt, das war Ich habe angefangen, ein „Abnehm-Tagebuch“ zu für mich aber ein Hinweis, dass mein Körper sich auf schreiben. Ab dem ersten Tag! Da ich nur drei Mal das neue Gewicht einstellen muss. Und dann wurden am Tag gegessen habe, ist es sehr übersichtlich die Zahlen immer niedriger und niedriger, ich wurde geworden. Ich habe jedes Lebensmittel abgewo- immer schlanker und schlanker. Ich habe in sechs Mo- gen und die Portionen penibel aufgeschrieben. Ich naten rund 30 kg abgenommen und darauf war ich habe gewusst, wenn ich unter den Kalorien bleibe, echt megastolz. Von Kleidergröße 44 auf 34 !!! die ich am Tag brauche, dann hat sich schon viel Ich war super schlank und habe mich komplett neu getan. Ich war damals zuhause, weiblich, da habe eingekleidet. Ich habe auch bemerkt, dass es einfacher ich zirka 1500 Kalorien ausgerechnet, die ich pro ist Kleidung zu kaufen als sonst, ich hatte auch mehr Tag gebraucht hätte. Ich habe es tatsächlich ge- Auswahl. Egal, was ich angezogen habe, es hat alles schafft, dass ich trotz einer abwechslungsreichen, toll ausgeschaut. Damit sind aber andere Probleme gesunden Ernährung um die 1100 Kalorien täglich gekommen: die Fülle an männlichen Bewunderern und konsumiert habe. Da habe ich schon jeden Tag viel die Stutenbissigkeit und der Neid von anderen Frauen. Kalorien gespart und ich war trotzdem satt. Am Ich wurde plötzlich „zur Gefahr“ für manche Bezie- Anfang war es nicht so leicht, aber mit der Zeit hung und Ehe, ich wurde nicht mehr eingeladen und wird das Verlangen nach Essen immer weniger. eher gemieden. Jawohl, mit dem Neid von anderen Der vierte Schritt hat mir alles abverlangt. Bewe- musste ich auch fertig werden, aber das gehört zum gung an der frischen Luft. Ich persönlich bin kein Erfolg dazu. Anhänger von Fitnessstudios, da es mir zu schade Ich bin auch sehr lange sehr schlank gewesen. Aber ist um mein Geld. Obwohl ich in der Stadt wohne, mit der Zeit habe ich nicht mehr so aufgepasst und habe ich genug Natur um mich, sie zu nützen. Ich habe ich mich wieder gehen lassen. Das habe ich jetzt bin auch kein großer Freund von Jogging, ich gehe davon: 10 kg Übergewicht. Klingt für manche jetzt lieber viel, schnell und sehr lang. Berg rauf und nicht so tragisch, aber für mich persönlich ist das eine runter, durch Wald und Wiese, Donau entlang, Katastrophe. Ich habe jetzt was Wichtiges vor: ich stundenlange Spaziergänge an der frischen Luft. möchte wieder abnehmen. Von 63 auf 53 kg, mit mei- Das bringt den Körper in Schwung, die Kalorien ner Methode wird das bis Frühjahr klappen. Ich bin purzeln nur so dahin und die Muskeln werden auf- gespannt, ob mir dieses Meisterstück, das ich vor Jah- gebaut. Ich hatte die Möglichkeit, mir von einer ren geschafft habe, wieder gelingt. Jetzt bin ich natür- Freundin den Hund jederzeit ausborgen zu können lich auch ein bisschen älter und der Körper hat sich
Schwerpunktthema 10 geändert. Ich bin aber der Meinung, dass es nie zu und nehme ab, oder ich höre zum Jammern auf und spät ist, gesund zu leben und beweglich zu bleiben. lebe damit in Frieden. Also meine Lieben, das was ich hier geschrieben Es sollte jedem von uns klar sein, dass jede Ent- habe, ist kein Patentrezept, um eine Modellfigur zu scheidung Konsequenzen hat, auch wenn man nicht bekommen. Jeder von uns ist anders gebaut, von der entscheidet, hat man schon entschieden. Schlank sein Statur und den Knochen und manchmal ist das unrea- oder Übergewicht sagt nichts über einen Menschen listisch, so viel abnehmen zu wollen und zu können. aus, wer und was er ist. Wir alle, egal mit welcher Fi- Deshalb sollte man das vielleicht zuerst mit einem Diä- gur, landen früher oder später in irgendwelchen dum- tologen oder einer Diätologin ausführlich besprechen men Schubladen. So gesehen, egal was du machst, und sich beraten lassen, was möglich und realistisch oder tust, du kannst es niemandem Recht machen. ist. Jeder von uns hat ein persönliches Wohlfühlge- Also sei immer am besten du selbst, so wie du bist wicht, egal, was die Statistiken sagen. Bei meiner Grö- und triff deine eigenen Entscheidungen! Übrigens: Ich ße von 158 cm sollten es 58 Kilo sein. Mir persönlich halte gerade meine Körperwaage in der Hand: die ist das zu viel, da mein Wohlfühlgewicht bei 53 kg Batterie ist leer. Eine verdammt gute Ausrede, nicht liegt. Ich denke mir, jeder von uns sollte das selber wahr ??? entscheiden, wie er das haben will und braucht. Und es gibt nur eines: entweder höre ich zum Jammern auf Monika T. Toulouse-Lautrec und die Meister von Montmartre Ausstellungsbesuch in der Landesgalerie Linz Es ist ein trüber kalter Tag. Hochnebel bedeckt die Stadt. Meine Freundin P. und ich sind bei der Landes- galerie in der Museumsstraße verabredet. Es ist 15 Uhr und zwei Gruppen von Damen warten auf ihre Führungen. Stimmengewirr im Foyer. Das Museum selbst ist ein beeindruckendes Gebäu- de. Es wurde von Mitte der 1880er Jahre bis 1895 nach Plänen des deutschen Architekten Bruno Schmitz im Stil des Historismus erbaut. P. und ich beschließen stillschweigend, weder bei einer Führung teilzunehmen, noch den Audio-Guide in Anspruch zu nehmen. Wir gehen die zwei Stockwerke zu Fuß hinauf, die Treppe ist breit und die steinernen Stufen sind niedrig angelegt. Dort erwartet uns die Ausstellung über drei der hohen Räume mit Stuckde- cken hinweg. Die Beleuchtung ist düster, wohl um die vielen Ori- ginale nicht unnötig einem grellen Licht auszusetzen. Wir frischen unsere Französischkenntnisse bei den beschrifteten Plakat-Bildern auf. Neben dem gesam- ten Werk von Henri Toulose-Lautrec mit seinem schon fast karikaturistisch anmutenden Stil sind auch noch andere Künstler vertreten.
11 Schwerpunktthema Meiner Meinung nach sind hier besonders der fran- zösisch-schweizerische Künstler Eugène Grasset, sowie Théophile-Alexandre Steinlen und Alphonse Mucha her- vorzuheben. Letzterer leitete maßgeblich den Jugendstil in Frankreich ein. Die Motive sind meistens Frauenfiguren mit oder ohne ornamentalen Verzierungen. Die Werke sind in Themengebiete aufgeteilt, z. B. Varieté, Theater oder Zeitschriften, usw. Die Ende des 19. Jahrhunderts entstandene Plakat- kunst wurde durch die Erfindung des Lithografie-Drucks ermöglicht. Dabei wird das Werk des Künstlers von ei- nem Lithografen seitenverkehrt und manuell auf einen Lithografiestein übertragen, mit dem dann die Plakate gedruckt werden. Es müssen zum Teil zwei Meter lange und mindestens ein Meter breite Steine dafür verwen- det worden sein, so überlebensgroß waren manche Pla- kate. Die neue Kunstform begeisterte das Bürgertum. Ei- nerseits wurden dadurch Veranstaltungen, Zeitschriften und Romane, aber auch Werbungen z. B. für Kakao dar- gestellt. Andererseits entwickelte sich ein Kreis von Fans, deren Begeisterung als Affichomanie bezeichnet wurde und die vor allem Motive vor der Beschriftung (avant la lettre) sammelten. Die Atmosphäre in der Ausstellung war sehr dicht, unzählige Objekte waren zu sehen. Vielleicht auf Grund des trüben Lichts und der klassizistischen Bauart in den Räumen, umfing uns eine eigenartige Stimmung. Wahr- scheinlich auch, weil wir zu Zeugen eines vor ungefähr 130 Jahren stattgefundenen künstlerischen Prozesses wurden, dem Beginn der Printmedien und der Plakat- werbung. Aber auch die Lebensweise damals, dargestellt durch viele Postkartenmotive, und die teilweise große Armut des Künstlerkreises von Montmartre sind bewegend. Vielleicht, haben wir damals auch schon einmal ge- lebt – und waren vielleicht Tänzerinnen, die auf den Pla- katen dargestellt wurden. Oder aber ein verarmter Künstler, oder vielleicht gar Toulouse-Lautrec himself. Dessen Schicksal ja auch nicht gerade das einfachste war. Wer mehr erfahren möchte, kann das auf Wikipedia unter dem Stichwort „Henri de Toulouse-Lautrec“ oder „Plakat“ tun. Viktoria A.
Schwerpunktthema 12 Geschichte des Faschings Fasching oder Fastnacht ist die Zeit Das Bürgertum feierte nach wie vor vom Dreikönigstag bis zum Aschermitt- närrische Maskenbälle. Der Karneval (in woch (Beginn der Fastenzeit bis Ostern). preußischer Hand) wurde 1823 mit der Im Barock und Rokoko wurden vor Gründung eines "Festordnenden Comi- allem auf Schlössern und an den Fürsten- tes" belebt und organisiert. Es gab satiri- höfen Karnevalsfeste gefeiert, deren sche Kritik an der fremden Obrigkeit. Masken sich stark an der italienischen Vor allem in Österreich, der Schweiz, Commedia dell’arte anlehnten. Bayern und Baden-Württemberg setzten Vorbild waren italienische Masken. sich ältere Formen durch. Besonders in Um zirka 1800 feierten zuerst Hand- Baden-Württemberg wird heute zwischen werkszünfte den Karneval, später über- Karneval und schwäbisch alemannischer nahm das Bürgertum die Veranstaltun- Fastnacht unterschieden. Es setzte sich gen. Beim Einmarsch napoleonischer im Jahre 1900 auch hier der Karneval Truppen wurden 1795 die Feiern verbo- durch. Nach dem 1. Weltkrieg wurde eine ten. Später jedoch, um 1804, wurde dies Rückkehr zu alten Formen gefordert. wieder erlaubt. Der Karneval wurde je- Es kam 1924 zur Gründung der Verei- doch als rüpelhaft angesehen. nigung schwäbisch allemannischer Nar- Es tauchte ein Ausruf "Kölle Alaaf" als renzünfte. Bis heute ist der Karneval Sinn- Toastruf für den König Friedrich Wilhelm bild katholischer Mentalität. Es bestehen IV von Preußen auf. Der König erinnerte aber in der Schweiz weiter traditionelle sich beim Besuch 1848 beim Weiterbau Fastnachtsfeiern. des Kölner Doms an diesen Ausruf und rief ihn selbst aus. recherchiert: Wolfgang CP Als der Faschingskrapfen auf Reisen ging Bis tief in die Nacht hatte Bäcker Mei- „Während der Teig geht, könnte ich er Fasching gefeiert. Nun war er müde. In eine Weile dösen“, murmelte er, doch da der Backstube aber wartete die Arbeit fiel ihm der Faschingskrapfenauftrag ein. auf ihn. Gähnend rührte er also wie jeden Acht Körbe Krapfen sollte er für den Fa- Morgen früh um drei Uhr Teig an für Bro- schingsumzug backen. Seufzend schütte- te und Brötchen. te Bäcker Meier die Backzutaten in seine
13 Schwerpunktthema größte Teigschüssel und gab, weil er so „Wie ist es schön, ein Riesenkrapfen müde war, versehentlich die doppelte zu sein“, rief er und machte voller Über- Menge Hefe in den Teig. Er knetete ihn mut einen Schlenker. tüchtig und deckte ihn mit einem Tuch Plumps! fiel er über die Böschung und zu, damit der Teig gut „gehen“ konnte. landete nach einer Schussfahrt über eine „Geh schnell!“, brummte er. steile Wiese am Rande eines Wäldchens. „Schneller als sonst. Ich bin müde.“ Ein guter Platz zum Ausruhen, dachte Schneller?, dachte der Teig. Nichts er. Es gefiel ihm hier, und auch die Vögel, leichter als das. die zögerlich angeflogen kamen, mochte Und während Bäcker Meier die er leiden. Er wehrte sich auch nicht, als es Fritteuse anheizte, wuchs der Teig immer einige Vögel wagten, ihn sanft anzuknab- mehr an. Fast schon doppelt so hoch wie bern. die Schüssel war er geworden, und konn- „Wie schön, dass du gekommen bist“, te es kaum erwarten, zu vielen kleinen sagten sie. „Der Winter ist so lang, und Faschingskrapfen geformt zu werden. wir sind hungrig.“ Doch Pustekuchen! Bäcker Meier saß an Da freute sich der Krapfen. Außerdem der Fritteuse und schnarchte laut vor sich kitzelte es so schön, wenn die kleinen hin. Der Teig aber ging und ging. Längst Vogelschnäbel an ihm pickten. So lag er lief ein Teil davon über die Schüssel und den ganzen Tag auf der Wiese, und viele kroch auf die Fritteuse zu. Und weil Bä- Vögel aßen sich an ihm satt. In der Nacht cker Meier immer noch schlief, ließ sich aber spürte der Krapfen verwundert, wie der Teig einfach als dicker Klumpen in die sein Körper wieder heil wurde. Auch die Fritteuse fallen, wo er sich hin und her- Vögel staunten, als sie ihn am nächsten drehte. Prall, rund und goldbraun sprang Tag besuchten. Dick und prall lag der er schließlich aus der Fritteuse und rollte Krapfen wieder vor ihnen und bot viel durch die Backstube hinaus auf den Hof. Nahrung für ihre hungrigen Mägen. So Im Hof lag eine dünne Schneeschicht, blieb es auch. Am Tage aßen sich die Tie- und nach wenigen Metern sah der Krap- re satt, in der Nacht wurde der Krapfen fen aus, als sei er mit Puderzucker ver- wieder dick und prall. ziert. Das gefiel dem Krapfen. Mit einem Noch lange nach Fasching lag er auf Hüpfer sprang er auf die Straße und rollte der Wiese und hatte viel Spaß mit den an einigen Faschingsnarren vorbei weiter Vögeln. Erst als der Frühling Einzug hielt, und immer weiter. verschwand er über Nacht. Und das war „Ein Faschingskrapfen“, rief ein Clown. gut so, denn die Vögel waren nun damit „Fein. Ich bin hungrig.“ Weil er aber zu beschäftigt, Nester zu bauen und Liebes- heftig gefeiert hatte, schaffte er es nicht, lieder zu singen. den Krapfen einzufangen. © Elke Bräunling „Mich isst keiner auf!“, lachte der www.elkeskindergeschichten.de Krapfen und rollte schnell aus dem Dorf. Nutzungsgenehmigung durch Stephen Janetzko Immer weiter ging die Reise. Der Krapfen www.kinderliederhits.de war glücklich. Ausgesucht: Wolfgang CP
Clubhaus Intern 14 ShyPlus - Für die, die mehr als nur schüchtern sind Nachdem mich die Themen Schüchternheit und war ausschlaggebend für die konkrete Umsetzung der Ängste im Umgang mit anderen Menschen schon lan- Internetplattform? Was bzw. wer hat Richard dabei ge begleiten, habe ich nach einer Ergänzung und zu- unterstützt? sätzlichen Übungsmöglichkeiten in Bezug auf zwi- Nachdem Richard als Computerexperte ausrei- schenmenschliche Kommunikation gesucht. Bei mei- chend Erfahrung in diesem Bereich aufweist, war es ner Internetrecherche zum Thema habe ich ein sehr naheliegend, diese Möglichkeit zu nutzen, um einen ansprechendes Internetportal kennen und schätzen Raum zu schaffen für Menschen mit ähnlichen Proble- gelernt. men. Gemeinsam mit einer befreundeten Administra- Die Seite heißt „ShyPlus“ und wurde von Richard torin, Ulli Drabek, werden Überlegungen geteilt und Myers eingerichtet. Ich habe ihn zu einem Interview besprochen. Ulli leistet Unterstützung bei der Konzep- getroffen und möchte im folgenden berichten, was ich tion, Übersetzung, Administration und sie ist federfüh- dabei von ihm erfahren habe. rend bei der Öffentlichkeitsarbeit. So erhält Richard Mit ein paar persönlichen Daten und biografischen auch immer unterstützendes Feedback durch eine Ko- Angaben möchte ich Richard Myers erst einmal ein administratorin. bisschen vorstellen und bekannt machen. Der ur- Die Website ist im August 2017 aus einem persönli- sprünglich aus Großbritannien stammende Wiener chen Bedürfnis heraus entstanden, eine Plattform zu war jahrelang als IT-Manager tätig, reiste um die Welt, finden, auf der Menschen mit ähnlichen Problemlagen leitete Teams und nahm an unzähligen Besprechungen (Soziale Phobie, Panikattacken, Hochsensibilität 'HSP' teil. Nach eigener Aussage „war es eine Leidenschaft usw.) in einer angenehmen geschlossenen Umgebung und es war die Hölle“. Teilweise war „Home office“ kommunizieren können. Der Service ist kostenlos, für möglich. die Registrierung muss nur eine E-Mailadresse angege- Die enorme Arbeitsbelastung, Stress, die vielen ben bzw. ein Benutzername festgelegt (und ein Pass- Dienstreisen und Geschäftstreffen führten schließlich wort gefunden werden), unter dem man dann Beiträ- zu einem Burnout sowie einer Angststörung. ge erstellen kann. Wichtig ist ein freundlicher, respekt- voller und sensibler Umgang miteinander, so dass eine Ich habe ihn gefragt, wann zum ersten Mal die In- vertrauensvolle Atmosphäre gegeben ist. tention und die Idee auftauchte, aktiv an die Öffent- lichkeit zu gehen? Wodurch kam die Inspiration, was Unter dem Motto "Lass uns einander helfen, lernen ShyPlus ist eine neu gegründete Social- Media Online-Plattform für den Austausch von Menschen, die unter Ängsten, Sozialp- hobie, Hochsensibilität oder Depression leiden. Neben der Selbsthilfe, die in Diskus- sionen in einzelnen Gruppen stattfindet, gibt es auch eine Datenbank von hilfrei- chen Adressen, die von den Mitgliedern selbst gefüllt werden soll. Es besteht auch die Möglichkeit, Treffen zu organisieren. ShyPlus ist also mehr als nur ein Forum für Selbsthilfe und Austausch, es ist eine um- fangreiche Social-Media-Plattform mit viel- fältigen Möglichkeiten zu Vernetzung und Informationsaustausch.
15 Clubhaus Intern Benachrichtigungen über Kommentare auf der Pinnwand Persönliche Nachrichten schreiben Allgemeine Diskussion zu den Themen Hilfeseiten: Es gibt eine Vielfalt an hilfreichen Ad- ressen von Ärzten, Therapeuten, sozialen Einrich- tungen und deren Angebote, andere informative Hilfeseiten. Adressbuch: Eine Liste wichtiger Telefonnummern, Adressen und Internetadressen Kalender: Bekanntgabe von Veranstaltungen, Orga- nisation von Treffen Eigenes Bilderalbum bzw. Bilder der Community Richard Myers und Ulli Drabek mit dem ShyPlus-Folder Eigenes Profil, in dem selbst bestimmt werden und uns gegenseitig unterstützen - Es ist dein Raum, kann, welche Daten bekannt gegeben werden und genieße es" bittet Richard alle Besucher der Seite um bei dessen Erstellung sehr auf die Wahrung der Pri- Feedback, denn mit den Ideen jedes Einzelnen kann vatsphäre geachtet wird. die Plattform wachsen und sich weiter entwickeln. Beiträge können geliked und ergänzt werden Es wird deutlich, dass diese Initiative von den Bei- Schließlich habe ich Richard noch gefragt, welche trägen und dem Engagement seiner User lebt, alle Ein- Vorstellungen er für die Zukunft von ShyPlus hat und träge werden in Form einer Datenbank gespeichert. So ob es noch andere Ideen und Projekte gibt, die er viel- kann enormes Erfahrungswissen gesammelt, abgeru- leicht noch verwirklichen möchte? fen und genutzt werden. Er bezeichnet ShyPlus als „sein Baby“, durch die Folgende Funktionen können genützt werden: intensive Beschäftigung mit dem Aufbau und der Ge- Gruppen zu bestimmten Themen: Alle Mitglieder staltung dieser Plattform ist die emotionale Bindung (wichtige Informationen für alle Mitglieder), Kern- an sein Werk natürlich groß. Dennoch betont er, dass gruppen wie Angst, Depression, Sozialphobie und die weitere Entwicklung und Entfaltung der Plattform extreme Emotionen. Weitere Gruppen wie Kaffee- wesentlich vom Engagement und den Beiträgen der pause, English Conversation, die freie Natur, Kino User abhängt. und Literatur. Die Basis ist geschaffen und begleitend wird die Übersicht aller Themen und Posts: Beispielsweise Seite selbstverständlich immer adaptiert, jedoch gibt es eine „Wunschliste der Website“, wo Verbes- braucht es auch die Interaktion von Betroffenen, de- serungsvorschläge und Anregungen eingebracht ren Angehörigen oder Experten. Jede und jeder Inte- werden können. Aktuelle Themen werden über- ressierte ist daher herzlich eingeladen, auf der Home- sichtlich aufgelistet. Die Themen sind je nach Grup- page vorbeizuschauen und mit uns in Kontakt zu tre- pe vielfältig, beispielsweise können Schlagworte ten. wie „Sozialphobie im Beruf“, Medikationserfahrun- Ich freue mich auf unser Frühlingstreffen am 5. gen, Einsamkeit, Links zu Videos, Buchvorstellun- März sowie auf weitere Treffen! Die Termine dafür gen, Lieder, eine Freuecke oder andere Inputs einen werden rechtzeitig auf der Plattform bekannt gegeben. spannenden Austausch in Gang setzen. Zusätzlich steht eine Angehörige eines Betroffenen Claudia P. mit Sozialphobie für Fragen zur Verfügung und be- schreibt die „andere Seite“, also ihre Erfahrungen und ihre Wahrnehmung als Gegenüber ohne Sozial- www.shyplus.at phobie.
Clubhaus Intern 16 Mit dem Clubhausmodell zurück ins Leben Beim „Aufräumen“ meines Computers bin ich hat mich damals gebeten, zu erzählen, welche Rol- auf einen Text von mir gestoßen, der mich beim le das Clubhaus in meinem Leben spielt. Viel Zeit ist Lesen wieder sehr berührt hat. Und aufs Neue wur- seither vergangen. Es gibt mehrere Gründe, warum de mir klar, welch große Rolle das Clubhaus in Be- ich nicht mehr im Clubhaus bin (es würde zu weit zug auf meine persönliche Recoverygeschichte ge- führen, das hier zu erzählen). Aber der Kontakt ist spielt hat. Geschrieben habe ich den Text anlässlich nie abgebrochen. Das ist schön und dafür bin ich eines Fachtages der Clubhäuser von Österreich und sehr dankbar. Ich weiß, dass die Türen des Club- Deutschland am 25. April 2015 in Garmisch. Naima hauses immer offen sein werden für mich. Ich (Sabine) bin seit November 2011 im Clubhaus Zeitung fasziniert und das war und ist dann auch der pro people in Linz. Ich habe meinen Platz in der Büro- Bereich, in den ich mich sehr hineingehängt habe. gruppe und speziell bei der Zeitung gefunden. Ich fing an, nicht mehr nur nach hinten zu schauen, Als ich vom Clubhaus erfuhr, war ich nicht ganz so sondern den Blick nach vorne zu wenden. Auf das, was begeistert und es wehrte sich vieles in mir. Aber dann ich trotz meiner Krankheit habe. Ich habe Fähigkeiten, habe ich es angenommen und habe mir das Clubhaus die von anderen herausgekitzelt wurden. Ich bekam angeschaut. Zweifel – Fragen – Durcheinander im positives Feedback für meine Arbeit. Selbstständiges Kopf. Aber ich wollte nicht davonlaufen, sondern mir Arbeiten wurde von Tag zu Tag einfacher. Das Club- das alles anschauen. haus wurde mir immer vertrauter. Ich musste nicht Die Zeit von 2011 bis 2015 war sehr spannend. Et- mehr fünf Leute nach einem Ordner fragen, sondern was mühsam war der Einstieg – alles fremd, alles neu. wusste im Laufe der Zeit, wo was zu finden ist. Doch ich hatte ein ganz liebes Mitglied, das mich einar- Aber nun einen Blick hinaus aus dem Clubhaus: beitete. Und sehr schnell konnte ich selbstständig ar- Die Gesellschaft, die auf psychisch Kranke nicht beiten. sonderlich erfreulich reagiert, machte mich stark. In Mein Leben hat sich insofern verändert, dass ich mir wuchs der Wille, etwas dagegen zu tun. Die Gesell- plötzlich wieder eine Tagesstruktur hatte, ein Ziel in schaft aufzuwecken, zu sensibilisieren! Ich habe wäh- der Früh. Und ich vergammelte nicht im Bett. Ich lern- rend meiner Krankenhauszeit zwei Bücher geschrieben te immer mehr Mitglieder kennen, wir lachten zusam- („Von der Mimose zum Dickhäuter“ und „Ja, ich bin men, redeten auch mal über ernste Themen oder sa- ein Bordi“). Und erst durch das Clubhaus, wo ich mein ßen gemeinsam zusammen und tranken Kaffee. Selbstbewusstsein wieder entdeckte, begann ich Le- Die Arbeit – die Verschiedenheit, das Abwechs- sungen zu halten. Nicht, um meine Bücher zu verkau- lungsreiche – weckte großes Interesse bei mir und ich fen. Nein, ich wollte wachrütteln. Und wenn bei einer wollte so viel als möglich lernen und ausprobieren. Lesung, auch nur eine einzige Person berührt oder an- Und ich merkte, dass ich Dinge gerne mache, die ich gesprochen wurde, dann hatten meine Bücher einen mir vorher absolut nicht hätte vorstellen können. Sinn. Büroarbeit zum Beispiel – ist immer ein Horror für Mittlerweile habe ich schon einige Lesungen gehal- mich gewesen. Dabei wollten meine Eltern immer, ten und es macht mir von mal zu mal mehr Spaß. Und dass ich ins Büro gehe nach der Matura. Aber ich woll- es freut mich, wenn ich eingeladen werde, wenn sich te das nie!!! Aber so ändern sich manche Dinge im Le- Diskussionen ergeben, wenn ich Fragen beantworten ben. kann oder auch Einzelnen weiterhelfen kann. Ich durfte erfahren, dass ich NICHT krank und unfä- Aber für all das brauchte ich die Zeit im Clubhaus! hig bin – ich erlebte, dass ich fähig war zu arbeiten, Was mir früher oft passierte und was mir immer etwas zu lernen und zu leisten. Und ich hatte immer sehr weh tat – ich ging unter. In der Schule, in der Ge- mehr Freude daran. Schnell hat mich die Arbeit an der sellschaft.
17 Clubhaus Intern Aber das Clubhaus ist ein Ort, wo es um jeden Ein- nend. Nichts könnte funktionieren, wenn wir alle zelnen geht. gleich wären! Jeder Einzelne wird so gebraucht, wie er DU bist wichtig! ist! Das Clubhaus ist ein Versuchsfeld – ein sicherer Rahmen. Schön, dass DU da bist! Ich schaue mir die Gesellschaft nun mit ganz ande- Danke für DEINE Mithilfe! ren Augen an und bin mutiger geworden, mich dort zu DU bist für uns wichtig! bewegen. Und ich hoffe, dass das immer mehr und WIR denken an DICH! mehr wird. Wir sind ein Team, wir helfen zusammen. Zusam- Aber das Schöne ist, wenn ich ein Tief habe, wenn men sind wir stark und machen wir uns stark. Ich defi- ich Probleme habe, dann ist das Clubhaus für mich da. niere mich nicht mehr über meine Krankheit – ICH BIN Ich bin dem Clubhaus – sowohl den Mitgliedern als DIE SABINE! Und das ist mir ganz wichtig geworden. auch den Mitarbeitern – sehr dankbar für jeden Tag, Als Mensch und nicht als Krankheit gesehen zu wer- den ich dort sein darf. Wo ich über mich lernen darf. den. Wo ich wahrgenommen werde. Wo ich nicht alleine Ich darf lernen, mit den Verschiedenheiten der bin. Und ich denke, dass ich da nicht nur für mich spre- Menschen umzugehen und das spiegelt ja auch die che, sondern für viele von uns. Gesellschaft wieder. Menschen sind so unterschiedlich und es ist nicht leicht, mit jedem umgehen zu können, Sabine Stift aber diese Verschiedenheit ist doch unheimlich span- Bild: “Die Band“, Lilit A.
Clubhaus Intern 18 Das Café am Rande der Welt Im Leben ankommen Ich möchte euch gerne ein Buch vorstellen, das mich sehr berührt hat. Es heißt: „Das Café am Rande der Welt“ und ist von John Strelecky. Ein kleines Café im Nirgendwo rettet den gestressten Werbemanager John, der völlig orientierungslos versucht, seinem Alltag zu entfliehen. Schon beim Anblick der Speisekarte wird er mit essentiellen Fragen nach dem Sinn des Lebens konfrontiert und während seiner Zeit im Café füh- ren Gespräche und Begegnungen mit den Cafébesitzern Mike, Casey und Anne zu einer Auseinandersetzung mit drei Fragen: Warum bist du hier? Hast du Angst vor dem Tod? Führst du ein erfülltes Leben? Die Erfahrungen im Café stellen einen Wendepunkt in Johns Leben dar, sie ändern seine Einstellungen zum Leben, zu seinen Beziehungen und zu sich selbst. Für mich persönlich ist es ein sehr lebendig geschriebenes, berühren- des Buch, das genau die Fragen thematisiert, die mich schon so lange be- schäftigen und mich wahrscheinlich mein Leben lang begleiten werden. Nicht umsonst ist es ein weltweit bekannter Bestseller und wurde in mehr als 40 Sprachen übersetzt. Gerade über Begegnungen, Lebensgeschichten und mit Hilfe von sprachlichen Bildern erweitert sich meiner Erfahrung nach der eigene Horizont enorm, und dieses Buch ist ein weiteres Puzzleteil, das helfen kann, ein Bild des Lebens zu erkennen. Zum Autor John Strelecky: Er lebt in Orlando, Florida und war 20 Jahre lang in der Wirtschaft tä- tig. Dann begab er sich mit seiner Frau auf Weltreise, begegnete vielen Kulturen und wurde dazu inspiriert, seine Bücher zu schreiben. Darüber hinaus hat sich der Autor zum Ziel gesetzt, Menschen auf der Suche nach ihren Herzenswünschen, ihren selbst definierten "Big Five for Life" und ihrem „Purpose for Existence“ (Zweck der Existenz) zu begleiten. Mehr Infos zu seinen Veranstaltungen, Workshops und Seminaren gibt es auf der Homepage des Autors: Buchautor John Strelecky www.johnstrelecky.de Ein interessantes Interview mit dem Autor findet man unter dem Stichwort John Strelecky auf: https://www.sinndeslebens24.de Mehr zu den Big Five for Life und Seminaren dazu: https://jsandfriends.com/ Claudia P.
19 Clubhaus Intern Philosophischer Abend „Kommt Zeit, kommt Rad“, das war vermutlich das Mittwoch, 4. März 2020 Motto der findigen Menschen in der Steinzeit. Verantwortung „Kommt Zeit, kommt Rat“, dieses Motto stand ein Das Leben stellt die Fragen, wie antworten wir? bisschen über dem Philosophischen Abend im KuK, der Achtung!!! Donnerstag, 23. April 2020 dort diesmal durch eine kurzfristige Terminänderung Alles hat seine Zeit an einem Donnerstag auf dem Programm stand. Zeit und Qualität Von der Pharmaindustrie bis hin zum Einfluss digi- Mittwoch, 20. Mai 2020 taler Medien wurden verschiedene Bereiche bespro- Bremst euch ein chen. Wie immer fundiert, interessant und - wie ich Die Entdeckung der Langsamkeit meine - äußerst informativ. Mittwoch, 17. Juni 2020 Nach diesem tollen Vorgeschmack freue ich mich Alles wirkliche Leben ist Begegnung jedenfalls schon jetzt auf die nächsten Gespräche. Von der Liebe zum analogen Leben Roland Steidl und Naima Hattmannsdorfer freuen Die nächsten Philosophischen Abende finden an sich auf dein Kommen ins KuK, am jeweiligen Tag von den folgenden Terminen statt: 19.00 bis 20.30 Uhr. Christian S. Bild: „Sternenwasser“, Dorith N.
Clubhaus Intern 20 klein.fein.kubinesk Ausstellung von Hans Dieter Aigner im Clubhaus Beginnen möchte ich meine Geschichte mit einem scheint. In diesem Fall gilt manchmal: Ein Bild sagt Zitat von Paul Klee: mehr als tausend Worte. Denn schon Ludwig Wittgen- „Kunst gibt nicht das Sichtbare wieder, sondern stein befürchtete: sie macht sichtbar“. „Das Ende meiner Worte ist womöglich auch das Ich will mich hier und heute ganz bewusst mit einer Ende meiner Welt“. Frage beschäftigen, die meiner Meinung nach das eine Um dies nicht erleben zu müssen, suchen kreative oder andere Mal nicht befriedigend beantwortet wird. Menschen immer wieder instinktiv nach neuen We- Spätestens dann nämlich, wenn eine künstlerische gen. Wenn das Schreiben beispielsweise nicht mehr Ausdrucksform den ihr zugedachten Weg zu verlassen ausreicht, machen sie aus ihren Worten Musik. Und wenn dies wiederum an seine Grenzen gestoßen ist, gibt es im- mer noch die Möglichkeit, zu zeichnen oder zu malen. Womit wir endgültig bei Hans Dieter Aigner angekommen wä- ren. Ich behaupte hiermit, er ist einer dieser ewig sich Wandeln- den. Seine Welt kennt sie nicht, diese pseudosicheren aber einen- genden Begrenzungen. Neugier- de, Ahnungen, Ängste usw. - sei- ne Triebfedern können mannig- fach sein. Ebenso wie die sicht- und hörbaren Ergebnisse dieses Suchens. Im Zuge der Ausstellung „klein.fein.kubinesk“ lässt Aigner mehr oder weniger tief blicken. Kleinformatige Papierarbeiten, allesamt laut dem Künstler in den 1980er Jahren entstanden, zeigen viele Facetten aus dem damaligen Leben des Menschen Dieter Aig- ner. Wer diese faszinierende Reise mitmachen will, kann das bis zum 31. März des Jahres noch in der Bild: Hans Dieter Aigner pro mente OÖ Galerie im Club- haus im dritten Stock der Linzer Scharitzerstraße 6-8 tun. Die ausgestellten Arbeiten sind dort selbstverständlich auch käuflich zu erwerben. Christian S.
21 Clubhaus Intern Paula, unsere neue Interessensvertreterin Am 6. 2. 2020 wurde ich, Paula Hazod, zur neuen tausch zwischen Clubhausmitgliedern, MitarbeiterIn- Interessensvertreterin für das Clubhaus pro people nen, PraktikantInnen, Zivildienern und Peermitarbeite- gewählt. rInnen. Es ist nicht wichtig, wer welche Rolle hat. Wir Der bisherige Interessensvertreter, Wolfgang Pan- sind einfach hier und tun uns gegenseitig gut. zer, erhielt die zweitmeisten Stimmen und ist künftig Ich gestalte mir jede Woche neu meinen ganz indi- Stellvertreter. Wolfgang verfügt über sehr große Er- viduellen Mix aus einfach-da-sein-Zeit und der Teilnah- fahrung, so bin ich froh, me an bestimmten Ange- dass ich bei ihm "in die boten. Schule gehen" darf. Mein Fazit: ein bisschen Ich bin sehr gerne und Struktur ist gut - zu viel häufig im Clubhaus. Nach Struktur ist einengend. einer sehr schweren Le- Gerade deshalb ist das benskrise und einem Kran- Clubhaus für mich ideal. kenhausaufenthalt im Meine derzeitigen High- Frühling 2018 lernte ich im lights sind die Fotogruppe Sommer 2018 das Club- mit Otto (der leider bald in haus kennen. Am Anfang Pension geht), „Kommu- nutzte ich vor allem die nikation leicht gemacht“ Angebote von pro sport, mit Lilo und mein eigenes wie Tischtennis oder Yoga. Angebot "Lebensfreude Langsam lernte ich auch entdecken mit Paula". das Clubhaus besser ken- Die Rolle der Interessens- nen. Im Herbst 2018 wur- vertreterin möchte ich de ich offiziell Clubhaus- gerne mit Leben und Le- mitglied. bendigkeit erfüllen und So baute ich mir, Schritt mit Sorgfalt und Feinfüh- für Schritt, ein richtiges ligkeit ausführen. Ich spre- Netz auf in Linz, das mich che einige Fremdsprachen, seither trägt und unter- doch bei dieser Aufgabe stützt. Zu diesem Netz ge- wird mir am meisten die hört für mich auch Kunst Sprache des Herzens hel- und Kultur am Lonstorfer- fen. So wird es mir, glaube platz und zeitgleich zum Clubhaus entdeckte ich auch ich, gut gelingen eine Übermittlerin zu sein für eure das Bagua in der Kreuzstraße in Urfahr, das prakti- Anliegen, eine Botin sozusagen. scherweise nur wenige Gehminuten von meiner Woh- Wer ein Anliegen hat oder auch einfach nur so mit nung entfernt ist. mir reden möchte, kann mich sehr gerne im Clubhaus So habe ich mittlerweile an mehreren Standorten ansprechen. Auf der Pinnwand beim Empfang wird für mich richtige Inseln gefunden: Inseln der Gebor- auch meine Telefonnummer aushängen, so könnt ihr genheit, Inseln der Wertschätzung und Inseln wo ich mich auch telefonisch erreichen. meine Fähigkeiten entdecken kann. Ich freue mich auf die neuen Aufgaben und auf ei- Meine Hauptinsel ist das Clubhaus pro people in ne gute Zusammenarbeit mit Wolfgang und mit den der Scharitzerstraße 6-8. anderen Interessensvertretern von pro sport und von Das Clubhausmodell ist einzigartig von der Grund- Kunst und Kultur. ausrichtung her. Hier gibt es eine echte Gleichwertig- Paula H. keit von allen Beteiligten und einen lebendigen Aus-
Clubhaus Intern 22 Im Spital Mein Bericht handelt von Ärzten und Ärztinnen hat mich ins AKH gebracht. Im AKH habe ich noch ein- und Medikamenten, die von den Ärzten unterschied- mal fünf Kilo abgenommen. Insgesamt zehn Kilo- lich verschrieben werden. gramm. Als ich im Spital war, gab mir meine Ärztin neue Seit dieser Zeit bin ich schon für acht Wochen Tabletten. Die von meinem früheren Arzt hab ich weg- stabil. gegeben. Am zweiten Tag hab ich sofort Antrieb ver- Gaby R. spürt. Am dritten Tag habe ich Lust auf das Malen be- kommen, und am vier- ten Tag bekam ich Lust, mit den Men- schen zu reden. Und die jungen Frauen im Spital sag- ten gar: „Du willst mit uns nichts reden.“ Ich sagte: “Warum kommt ihr auf diese Idee?“ Sie sagten: “Wir haben nur so gemeint.“ Die Männer hatten keine so absurden Ideen. Ich fühlte mich mit jedem Tag besser und besser. Ich wünsche je- dem, der einmal ins Spital muss, dass er diese Station wählt. Ich war zwei Wochen im Spital. Auch das Pflegepersonal und die Menschen in den Sta- tionen waren zueinan- der sehr nett und freundlich. Es gibt auch einen männlichen Arzt na- mens Dr. Bart. Ich habe fünf Kilo- gramm abgenommen. Bild: Katharina E. Einige Tage später bin ich auf einer Rolltrep- pe zwei Stufen runter- gefallen. Die Rettung wurde gerufen und
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