JAHRES-RÜCKBLICK 2017 - misericordia BARMHERZIGE BRÜDER Bayerische Ordensprovinz - Barmherzige Brüder
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2 INHALT BAYERISCHE ORDENSPROVINZ Die Brüder der Bayerischen Ordensprovinz 4 Priesterweihe und Primiz Pater Thomas Väth 10 „Eustachius Kugler finde ich gut...“ 15 „Johannes von Gott finde ich gut...“ 15 150. Geburtstag Frater Eustachius Kugler 16 Ausstellung Neuburg: Herzog Wolfgang Wilhelm 18 80. Geburtstag Frater Meinrad Ebner 19 75. Geburtstag Pater Johannes von Avila Neuner 19 Patrona Bavariae 20 Klosternacht in Algasing 21 Der Orden und die Münchner Straßenambulanz 22 Pater oder Frater? 24 Vorbereitungen für das Provinzkapitel 25 Pater Leodegars Abschied von Regensburg 26 BESINNUNGSTAGE / STUDIENTAGE / EXERZITIEN Bildungsarbeit 27 Regelvater Augustinus 28 Landwirtschaft 30 Heilige Schrift 32 Exerzitien: „Schau in dein Herz ...“ 34 Innehalten 36 BARMHERZIGE BRÜDER WELTWEIT Ausbildertreffen in Wien 37 Novizenwerkwoche in Algasing 38 Scholastikerwerkwoche in Fatima 40 Interessentenwoche in Graz 41 Brüdertreffen in Kostenz 42 Missionswoche für Ecuador 44 Feierliche Profess Frater Lukáš Ryneš, Tschechien 46 Goldene Profess Frater Savio, Indien 47 Ordensstatistik 47 NACHRUFE Zum Titelbild: Frater Silvester Ganghofer 48 Mit einem Lächeln im Gesicht ver- lassen die frisch geweihten Priester Frater Timotheus Rohrmoser 49 am 1. Juli den Freisinger Dom, un- Ehrenmitglied Dr. Johannes Bienert 50 ter ihnen der Barmherzige Bruder Ehrenmitglied Dr. Albin Hechenrieder 50 Thomas Väth (rechts). Mehr zur Priesterweihe und Primiz von IMPRESSUM 51 Pater Thomas lesen Sie ab Seite 10.
3 EDITORIAL LIEBE LESERINNEN UND LESER, W enn Sie moser sowie von den Ehrenmitgliedern Johannes d iesen Bienert und Albin Hechenrieder. Wir sind dank- Jahres- bar, dass sie unter uns gelebt haben und sicher, r ü c k- dass der Herr sie mit den Worten empfangen blick der Barm- hat: „Komm, nimm teil am Freudenfest deines herzigen Brüder Herrn“ (Mt 25,21). in Bayern durch- blättern, so wer- Im Februar 2018 wird in Kostenz das Provinz- den Sie feststel- kapitel der Bayerischen Ordensprovinz gefeiert. len: Es gibt viele In der Rückschau auf die vergangenen vier Jahre Gründe dankbar gilt unser „Vergelt’s Gott“ unseren mehr als 9000 zu sein für das, Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die sich mit was unsere Or- uns für Patientinnen und Patienten, Bewohnerin- densgemeinschaft im vergangenen Jahr erfahren nen und Bewohner, Gäste und Betreute einset- durfte. Auch wenn es in Bayern nur noch zwei zen. Letztlich dürfen wir alles in Gottes Hand Konvente mit mehr als drei Brüdern gibt, nämlich legen und mit dem seligen Eustachius Kugler München und Regensburg mit jeweils sechs, so sagen: „Dank dir ewig, mein Gott, für den schö- sind wir doch froh und dankbar über die Vielfalt nen Beruf.“ der Berufungen der insgesamt 25 Brüder. Zu un- serer Provinz gehört auch ein Novize im Inter- Wenn es uns gelingt, diese Haltung zu verinnerli- provinziellen Noviziat in Graz-Eggenberg, Hoff- chen, muss uns auch um die Zukunft der Bayeri- nung macht zudem die gut besuchte Woche für schen Ordensprovinz nicht bange sein. Natürlich Ordensinteressenten dort im August. müssen wir uns anstrengen, um die besten Ideen und Konzepte für unsere Krankenhäuser, die Be- Eine große Freude war es, als am 1. Juli mit Pa- hinderten-, Alten- und Jugendhilfe zu entwickeln ter Thomas Väth ein Barmherziger Bruder zum und zu verwirklichen. Aber wir dürfen dabei auf Priester geweiht wurde, der nun als Seelsorger die spirituelle Verankerung im christlichen Glau- kranken Menschen beisteht und mit uns die Eu- ben und in unserer Ordenstradition vertrauen. charistie feiert. Dankbarkeit verbindet uns mit den Mitbrüdern, die auf eine runde Zahl von In diesem Sinne wünsche ich Ihnen, auch im Na- Lebensjahren zurückblicken können und die ei- men meiner Mitbrüder, ein frohes und friedliches nen Großteil davon in den Dienst der Hospitali- Weihnachtsfest und ein gesegnetes Jahr 2018! tät gestellt haben. Gestärkt in unserem Tun und Auftrag wurden wir Brüder durch eine Reihe von Ihr Besinnungs- und Studientagen und nicht zuletzt durch die Exerzitien. Verabschieden mussten wir uns 2017 von Frater Frater Benedikt Hau Silvester Ganghofer und Frater Timotheus Rohr- Provinzial
4 BAYERISCHE ORDENSPROVINZ DIE BARMHERZIGEN BRÜDER DER BAYERISCHEN ORDENSPROVINZ Der Münchner Konvent: (von links) Provinzial Frater Benedikt Hau, Prior Frater Emerich Steigerwald, Frater Karl Wiench, Frater Magnus Mor- hardt, Frater Christoph Meißner und Pater Johannes von Avila Neuner „Namen sind Nachrichten“, heißt es, MÜNCHEN und das gilt natürlich auch für Or- GEBURTSJAHR 1942 densleute. Deshalb stellen wir in die- sem Jahresrückblick einmal die Kon- JAHR DES ORDENSEINTRITTS 1961 vente der Bayerischen Ordensprovinz ERLERNTE BERUFE Kaufmann, Kranken- mit aktuellen Gruppenbildern vor. pfleger, Priester Aber natürlich wollen viele noch WICHTIGSTE TÄTIGKEITEN / FUNKTIONEN IM ORDEN ein bisschen mehr über die einzel- IN DER VERGANGENHEIT Krankenhausseel- nen Brüder wissen als den Namen. sorger, Prior, Novizenmeister Deshalb haben wir sie gebeten, ei- AUFGABE HEUTE Krankenhausseelsorger nen kleinen Fragebogen auszufüllen; zwei Drittel der Brüder der bayeri- HOBBYS Sticken schen Provinz haben ihn ausgefüllt. Pfannkuchen (pur) PATER JOHANNES LIEBLINGSSPEISE LIEBLINGSLIED „Erdverbunden – himmels- VON AVILA NEUNER nah“ (Eustachius-Kugler-Singspiel)
5 BAYERISCHE ORDENSPROVINZ GEBURTSJAHR 1959 JAHR DES ORDENSEINTRITTS 1977 ERLERNTE BERUFE Koch, Krankenpfleger WICHTIGSTE TÄTIGKEITEN / FUNKTIONEN IM ORDEN IN DER VERGANGENHEIT Stationsleitung im Krankenhaus, Leitung Pflegestation in Behinderteneinrichtung, Prior, Provinz- ökonom, Provinzdefinitor, Provinzvikar AUFGABE HEUTE Provinzial HOBBYS Zur Zeit eingeschränkt! FRATER BENEDIKT HAU LIEBLINGSSPEISE Außer Marzipan „Alles“ LIEBLINGSLIED GL 502 FRATER KARL WIENCH GEBURTSJAHR 1948 JAHR DES ORDENSEINTRITTS 1965 GEBURTSJAHR 1973 ERLERNTE BERUFE Krankenpfleger JAHR DES ORDENSEINTRITTS 1996 WICHTIGSTE TÄTIGKEITEN / FUNKTIONEN IM ORDEN ERLERNTE BERUFE Kfz-Mechaniker, Kran- IN DER VERGANGENHEIT Prior, Magister der kenpfleger Postulanten und Scholastiker WICHTIGSTE TÄTIGKEITEN / FUNKTIONEN IM ORDEN IN DER VERGANGENHEIT Arbeit im Pallia- AUFGABE HEUTE Hilfe auf der Station, Konvent tivbereich, Arbeit mit der Münchner Straßenambulanz, Postulantenmagis- HOBBYSGitarre spielen, Singen, Sport ter (schwimmen) AUFGABE HEUTE Krankenpflege auf der LIEBLINGSSPEISESchäufele, Karpfen, Palliativstation italienisches Essen HOBBYS Basteln, Schrauben, italienisch Schlager, Volkslieder, LIEBLINGSLIED Kaffee kochen, Radfahren Kirchenlieder, „Segne du, Maria“ LIEBLINGSSPEISE So fast alles, von bayerisch FRATER CHRISTOPH MEISSNER bis exotisch,Tomatensuppe LIEBLINGSLIED Elvis, Dire Straits, STS ? FRAGEBOGEN GEBURTSJAHR 1978 JAHR DES ORDENSEINTRITTS 2005 GEBURTSJAHR ERLERNTE BERUFE Diplom-Theologe, Ge- sundheits- und Krankenpfleger JAHR DES ORDENSEINTRITTS WICHTIGSTE TÄTIGKEITEN / FUNKTIONEN IM ORDEN ERLERNTE BERUFE IN DER VERGANGENHEIT Gesundheits- und Krankenpflege, Mitarbeit in Kranken- WICHTIGSTE TÄTIGKEITEN / hausseelsorge FUNKTIONEN IM ORDEN IN DER AUFGABE HEUTE Provinzsekretär, Archivar, VERGANGENHEIT Mitarbeit in Öffentlichkeitsarbeit AUFGABE HEUTE HOBBYS Radfahren, Lesen, Fotografie- HOBBYS ren, Eishockey LIEBLINGSSPEISE LIEBLINGSSPEISE Kässpatzen mit Obst- LIEBLINGSLIED FRATER MAGNUS MORHARDT salat LIEBLINGSLIED „Find the river“ (R.E.M.)
6 BAYERISCHE ORDENSPROVINZ Der Regensburger Konvent: (von links) Pater Thomas Väth, Prior Frater Seraphim Schorer, Frater Erhard Hillebrand, Frater Markus Krippner, Frater Robert Wimmer und Frater Alfons Höring REGENSBURG FRATER SERAPHIM SCHORER FRATER ROBERT WIMMER GEBURTSJAHR 1978 GEBURTSJAHR 1948 2002 JAHR DES ORDENSEINTRITTS FRATER MARKUS KRIPPNER 1971 JAHR DES ORDENSEINTRITTS ERLERNTE BERUFE Steinmetz und Stein- GEBURTSJAHR 1984 ERLERNTE BERUFE Schriftsetzer – Buch- bildhauer, Masseur und med. Bade- JAHR DES ORDENSEINTRITTS 2011 drucker, Krankenpfleger - Heilerzie- meister, Physiotherapeut hung ERLERNTE BERUFE Koch WICHTIGSTE TÄTIGKEITEN / FUNKTIONEN IM ORDEN WICHTIGSTE TÄTIGKEITEN / FUNKTIONEN IM ORDEN WICHTIGSTE TÄTIGKEITEN / FUNKTIONEN IM ORDEN IN DER VERGANGENHEIT Physiotherapie, Be- IN DER VERGANGENHEIT 50 Jahre Kranken- IN DER VERGANGENHEIT Novize, Scholastiker gleitung der Scholastiker (junge Brüder pfleger nach dem Noviziat), Prior, Definitor AUFGABE HEUTE Studium der Theologie HOBBYS Täglich Akkordeon spielen als AUFGABE HEUTE Begleiter der Scholasti- HOBBYS Lesen, IT Oberkrainer-Fan ker, Definitor, Prior LIEBLINGSSPEISE Käsespätzle LIEBLINGSSPEISE Pizza HOBBYS Fahrrad fahren, Wandern LIEBLINGSLIED „Young and beautiful“ (Lana LIEBLINGSLIED „Tief drin im Böhmerwald“ LIEBLINGSSPEISE Gegrilltes im Brüdergarten Del Rey)
7 BAYERISCHE ORDENSPROVINZ GEBURTSJAHR 1943 JAHR DES ORDENSEINTRITTS1960 ERLERNTE BERUFE Krankenpfleger WICHTIGSTE TÄTIGKEITEN / FUNKTIONEN IM ORDEN IN DER VERGANGENHEIT Krankenpfleger, OP- Leitung und Anästhesist in Indien, No- vizenmeister in Indien und Deutsch- land, Provinzdelegat in Indien AUFGABE HEUTE Soweit möglich Dienste für die Kommunität, zeitweise Unter- richt für die Novizen, Übersetzungsar- beiten für den Seligsprechungsprozess von Frater Fortunatus Thanhäuser FRATER ALFONS HÖRING LIEBLINGSSPEISE „Handkäs mit Musik“ NEUBURG FRATER PAULUS HAUG GEBURTSJAHR 1940 JAHR DES ORDENSEINTRITTS1963 ERLERNTE BERUFE Industriekaufmann, Krankenpfleger WICHTIGSTE TÄTIGKEITEN / FUNKTIONEN IM ORDEN IN DER VERGANGENHEIT Krankenpfleger, Heimleiter im Altenheim Der Neuburger Konvent: (von links) Frater Adelmar Schmid, Prior Frater Donatus Wie- AUFGABE HEUTE Beschäftigung im Konvent denmann und Frater Paulus Haug HOBBYS Lesen und Kreuzworträtsel lösen
8 PATER LEODEGAR KLINGER GEBURTSJAHR 1931 JAHR DES ORDENSEINTRITTS 1953 ERLERNTE BERUFE Drogist, Theologe/Priester WICHTIGSTE TÄTIGKEITEN/FUNKTIONEN IM ORDEN IN DER VERGANGENHEIT Seelsorge im Kran- kenhaus HOBBYS Wanderungen LIEBLINGSLIED „Großer Gott, wir loben dich“ FRATER EDUARD BAUER GEBURTSJAHR 1953 1971 JAHR DES ORDENSEINTRITTS ERLERNTE BERUFE Schriftsetzer, Heilerzie- hungspfleger, Heilpädagoge, Arbeits- erzieher WICHTIGSTE TÄTIGKEITEN/FUNKTIONEN IM ORDEN IN DER VERGANGENHEIT Prior, Definitor AUFGABE HEUTE Prior, Geschäftsführer der Träger GmbH, Leiter Fortbildungsreferat HOBBYS Sammlungen LIEBLINGSSPEISE Hausgemachte Schupf- KOSTENZ nudeln Der Kostenzer Konvent: (von links) Prior Frater Eduard Bauer, Pater Leodegar LIEBLINGSLIED „Es war ein Schütz in sei- Klinger und Frater Andreas Hellermann nen besten Jahren“ ( Jennerwein-Lied)
9 BAYERISCHE ORDENSPROVINZ ROM GRAZ FRATER RUDOLF KNOPP FRATER RICHARD BINDER FRATER SEBASTIAN FRITSCH GEBURTSJAHR 1958 GEBURTSJAHR 1954 GEBURTSJAHR 1987 1979 JAHR DES ORDENSEINTRITTS 1976 JAHR DES ORDENSEINTRITTS JAHR DES ORDENSEINTRITTS 2015 ERLERNTE BERUFE Betriebsmittelmechani- ERLERNTE BERUFE Bankkaufmann, Kran- ERLERNTE BERUFE Heilerziehungspfleger ker, Heilerziehungspfleger kenpfleger WICHTIGSTE TÄTIGKEITEN/FUNKTIONEN IM ORDEN WICHTIGSTE TÄTIGKEITEN/FUNKTIONEN IM ORDEN WICHTIGSTE TÄTIGKEITEN/FUNKTIONEN IM ORDEN IN DER VERGANGENHEIT Verschiedene Prak- IN DER VERGANGENHEIT Provinzial, Verant- IN DER VERGANGENHEIT Pflegedienstleiter, tika als Postulant wortlicher für Fortbildung und Öf- Prior und Gesamtleiter, Provinzrat AUFGABE HEUTE Novize fentlichkeitsarbeit, Prior AUFGABE HEUTE Novizenmeister im Inter- HOBBYS Fahrrad fahren, Singen, Schwim- AUFGABE HEUTE Generalrat, Generalöko- provinziellen Noviziat in Graz men nom, Vorsitzender der Europakom- HOBBYS Garteln LIEBLINGSSPEISE Klöße mit Sauerbraten mission des Ordens (Koordination LIEBLINGSSPEISE Fränkische Schmankerln LIEBLINGSLIED Religiöse/geistliche Lie- der 11 europäischen Provinzen und des Büros des Ordens bei der EU in LIEBLINGSLIED „Ave Maria“ von Franz der, Klassik, Volkslieder Brüssel) Schubert, Nabucco/Gefangenenchor von Giuseppe Verdi HOBBYS Beschäftigung mit dem Thema religiöses Brauchtum im Allgemeinen und Weihnachts- und Jahreskrippen im Speziellen, Floristik, Malerei: mo- derne und klassische Moderne, Oper ALGASING LIEBLINGSSPEISE Zu viel, kann mich da nicht auf eine festlegen. Als Franke ist die Beilage „Klöß“ aber wichtig. GEBURTSJAHR 1937 LIEBLINGSLIED Wenn es um Kirchenlieder JAHR DES ORDENSEINTRITTS1958 geht, dann die fränkischen: „Das neue Morgenrot erglüht“ und „Auf Christen ERLERNTE BERUFE Krankenpfleger singt festliche Lieder“. Wenn es um WICHTIGSTE TÄTIGKEITEN/FUNKTIONEN IM ORDEN Klassik geht, dann der Schlusschor aus IN DER VERGANGENHEIT Pflegedienstleiter, Beethovens 9., „Ode an die Freude“ Sakristan AUFGABE HEUTE Sakristan, Hilfsdienste HOBBYS Radfahren, Wandern LIEBLINGSSPEISE Reisauflauf mit Kompott LIEBLINGSLIED „Alle Tage sing und sage FRATER MEINRAD EBNER Lob der Himmelskönigin“
10 Die gerade geweihten Priester stehen mit Kardinal Reinhard Marx am Altar des Freisinger Doms, unter ihnen Pater Thomas Väth (3. von rechts). Weitere Impressionen von der Priesterweihe und der anschließenden Zusammenkunft in Algasing auf Seite 13
11 BAYERISCHE ORDENSPROVINZ EIN NEUER PRIESTER FÜR DEN ORDEN Pater Thomas Väth ist jetzt als Seelsorger im Krankenhaus St. Barbara Schwandorf tätig G roße Freude bei den Barm- es weniger ich bin, der heilt, sondern herzigen Brüdern in Bayern dass ich vielmehr den Menschen hel- – nach 28 Jahren wieder eine fe, dass sie sich von Gott in ihrer See- Priesterweihe: Frater Thomas le heilen lassen“. Deswegen lautet sein Väth (39) ist am 1. Juli von Kardinal Primizspruch aus Psalm 147 auch: Primizgebet Reinhard Marx im Dom zu Freising „Tröstend heilt ER die gebrochenen zum Priester geweiht worden. Der in Herzens sind und verbindet ihre tiefen von Pater Thomas Marktheidenfeld geborene und auf Wunden.“ den Namen Martin getaufte Unter- franke studierte zunächst Religionspä- 2009 legte Frater Thomas Väth die dagogik und kirchliche Bildungsarbeit Einfache, 2014 die Feierliche Profess Ich lobe Dich an der Katholischen Universität Eich- ab. In diesen Jahren bildete er sich am Mein Herr und mein Gott stätt, dann Theologie an der Universi- Lehrstuhl für Moraltheologie der Uni- Du bist Liebe tät Würzburg. Viele Jahre engagierte er versität Regensburg mit dem Schwer- Lass mich in Deiner Liebe bleiben sich in der Jugendarbeit. punkt „Ethik der Hospitalität im Krankenhaus“ weiter. Neben Aufgaben Wandle mich zu Deiner Liebe Als er 2007 in den Orden der Barm- in der Berufungspastoral, der Fort- und Du bist Leben herzigen Brüder eintrat, war er „froh, Weiterbildung und im Bereich Ethik Lass mich in und mit Dir leben den Kranken und anderen Hilfsbe- ist er als Lehrer an der ordenseigenen Du heilst tröstend dürftigen dienstbar zu sein, und zwar Fachschule für Heilerziehungspflege mit meinem ganzen Leben“, ob nun in in Tegernheim tätig. In den vergange- Die gebrochenen Herzen der Pflege oder in der Seelsorge. Beim nen zwei Jahren absolvierte Frater Tho- Und verbindest ihre tiefen Wunden Einsatz auf der Kinderintensivstation mas den Pastoralkurs in der Münchner Bringe heilenden Trost durch mich der Regensburger Klinik St. Hedwig Pfarrei Christkönig. Tröste heilend durch mich des Ordens empfand Frater Thomas es als „wunderbares Geschenk“, in der Pater Thomas gehört nun dem Re- Dankbar Dir Pflege der Frühgeborenen mithelfen gensburger Konvent der Barmherzi- Meine Liebe zu können und gleichzeitig die Eltern gen Brüder an und arbeitet im Kran- Amen seelsorglich zu begleiten. Als Priester kenhaus St. Barbara Schwandorf in der werde er sich in seiner Sorge „immer Seelsorge mit. mehr auf das Heilen der Seele spezia- lisieren“. Wobei er erkannt habe, „dass Johann Singhartinger
12 BAYERISCHE ORDENSPROVINZ DIE FESSELN DER ANGST LÖSEN Bei der Priesterweihe am 1. Juli in Freising beschwört Kardinal Marx die befreiende Kraft des Glaubens D ie beiden Türme des Freisinger Mari- nacheinander schweigend die Hände auf, alle endoms grüßen die Besucher schon von anwesenden Priester tun es ihm gleich, danach weitem an diesem sommerlichen, aber spricht der Bischof das Weihegebet. Beim An- nicht heißen Samstagmorgen. Von al- legen der priesterlichen Gewänder wird Pater len Seiten strömen die Menschen bereits kurz Thomas unterstützt von Pater Leodegar Klin- nach acht Uhr auf den Domberg: Priesterwei- ger, dem dienstältesten Priester der Bayerischen he. Beim Einzug bietet sich ein buntes, festli- Ordensprovinz. Die Salbung der Hände der ches Bild. Kardinal Reinhard Marx und die Neupriester mit Chrisamöl bringt die enge Ver- Konzelebranten in Rot, das Domkapitel in Vi- bundenheit mit Christus („der Gesalbte“) zum olett, Ministranten, Dutzende von Priestern und Ausdruck. auch Barmherzige Brüder in Chorröcken ziehen in das überfüllte Gotteshaus. Und natürlich die Nach der Priesterweihe begibt sich die Fest- sieben Priesteramtskandidaten, unter ihnen der gemeinde für das Mittagsmahl zu den Barm- Barmherzige Bruder Thomas Väth. herzigen Brüdern Algasing. Provinzial Fra- ter Benedikt Hau überbringt die Glück- und Familienangehörige und Freunde von Frater Segenswünsche der ganzen Bayerischen Or- Thomas sowie Mitbrüder, Mitarbeiterinnen und densprovinz und dankt Pater Thomas für seine Mitarbeiter des Ordens haben schon im Dom Bereitschaft, in den priesterlichen Dienst zu tre- Platz genommen. Kardinal Marx legt in sei- ten. Pater Thomas drückt in einer kurzen An- ner Predigt den Neupriestern nahe, sich an den sprache Dank an seine Oberen für ihr Vertrauen Aposteln Petrus und Paulus zu orientieren. In aus und seine Freude darüber, dass viele Pasto- einer multikulturellen Gesellschaft hätten sie zu ral- und Ethikräte aus den Einrichtungen an der Christus gefunden und dies als „Erfahrung der Feier teilnehmen. Bei der Vesper weiht er sein Befreiung“ erlebt. So wie die beiden Apostel die Primiz-Messgewand sowie Kelch und Hostien- „Fesseln der Angst“ gelöst hätten, mögen auch schale und spendet jedem einzeln den Primizse- die jungen Priester „die Fesseln der Selbstver- gen durch Auflegen der Hände. krümmung“ lösen und „heilen, aufrichten, Wun- den verbinden“. Außerdem erläutert Pater Thomas bei der Vesper sein Primizgebet (siehe Seite 11), dessen Kern- Kurz danach liegen die Kandidaten während der botschaft lautet: „Gott ist Liebe“. Und diese Lie- Allerheiligenlitanei zum Zeichen ihrer Ganz- be heilt und tröstet. hingabe an Christus ausgestreckt auf dem Bo- den. Anschließend legt Kardinal Marx ihnen Johann Singhartinger
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Pater Thomas beim Primizgottesdienst in der Regensburger Krankenhauskirche St. Pius „HEIMSPIEL“ IN REGENSBURG Primiz von Pater Thomas Väth in der Krankenhauskirche St. Pius am 2. Juli D er Regensburger Prior Frater keine „Heilige Pforte“ habe, doch dann bert Schlögel, Pater Leodegar Klinger, Seraphim Schorer konnte am kam die gute Nachricht, so Reischl, Pfarrer Bernhard Hofer und Pfarrer Sonntagmorgen so viele Mit- dass man für zwei Jahre einen Barm- Martin Särve, ehemaliger Priesterseel- feiernde zur Primiz von Pater herzigen Bruder erhalte, „quasi eine le- sorger, die Münchner, Pfarrer Augusti- Thomas begrüßen, dass er die Empore bendige Pforte, und diese bleibt immer nus Bauer, Diakon Alexander Reischl in der Krankenhauskirche St. Pius gut geöffnet“. Und der Diakon schilder- (beide Christkönig) und Don Cristó- gelaunt wie ein Stadionsprecher als Sitz- te eine „Leichtigkeit, Unbeschwertheit bal Navarro Fuentes aus Spanien. möglichkeit anpries. Und für Pater Tho- und einen Pragmatismus“, die der jun- Nach dem Primizsegen für die ganze mas war es ein „Heimspiel“, hier band ge Theologe in die Pfarrei einbrachte, Gemeinde kamen wie nach jedem tol- er sich im Jahr 2014 in seiner Feierli- der ihm einmal in der weißen Sommer- len Heimspiel die Fans am Ende auf chen Profess für immer an den Orden kutte und Sandalen wie ein Engel an- ihre Kosten: Lang war die Schlange der Barmherzigen Brüder – und bevor mutete oder „mal mit einem Windrad der Gläubigen anschließend beim Pri- er eine regelrechte Tour durch die Ein- wie ein bunter Vogel“ und der durch mizsegen, den Pater Thomas einzeln richtungen absolvierte, feierte er hier die Ideenreichtum und engagierte Predig- spendete. erste heilige Messe, die Ordensprimiz, ten die Menschen berührte. „Wir sind im Kreise seiner Mitbrüder, zahlreicher dankbar für die Buntheit, die Du ein- Dann ging es in die Verlängerung: Pri- Verwandter und Mitarbeiter. Aus Rom gebracht hast und einbringst“, sagte or Frater Seraphim Schorer lud die und München waren eigens die beiden Diakon Reischl. ganze Festgemeinde zum Mittagessen „Cheftrainer“, Generalrat Frater Rudolf in den Speisesaal des Krankenhauses. Knopp und Provinzial Frater Benedikt PATER THOMAS SPENDETE Auch hier gab es in der Fankurve zahl- Hau, angereist. DEN PRIMZSEGEN reiche Gratulanten und Geschenke für den Neupriester, denn zuletzt konn- Diakon Alexander Reischl von der Auch die weitere „Spieleraufstellung“ te man vor 28 Jahren „den Pokal nach Münchner Pfarrei Christkönig, wo Pa- war ein offenes Geheimnis: Erstmals Hause holen“. Der in München tätige ter Thomas seinen zweijährigen Pasto- die „Kapitänsbinde“ trug dann Haupt- Pater Johannes von Avila Neuner war ralkurs absolvierte, glänzte in einer sehr zelebrant Pater Thomas Väth, als er mit am 24. Juni 1989 als letzter bayerischer persönlichen Predigt als „Außen-Ver- den Gläubigen die Eucharistie feierte. Barmherziger Bruder zum Priester ge- teidiger“: So habe man in Christkönig Die Konzelebranten waren alle aus der weiht worden. erst die schlechte Nachricht erhalten, Profi-Liga und erfahrene Teamplay- dass man im Jahr der Barmherzigkeit er: Die Regensburger, Pater Dr. Her- Kirsten Oberhoff
15 BAYERISCHE ORDENSPROVINZ EUSTACHIUS KUGLER FINDE ICH GUT ... ... weil er trotz der großen Verantwortung und dem hohen Amt, das er als Provinzial inne- hatte, immer ein bescheidener, liebevoller und freundlicher Mensch geblieben ist. Ich den- ke, jede und jeder konnte zu ihm kommen, um ihn um Rat zu bitten oder um ein aufbauendes Gespräch zu führen. Seine Beziehung zu Gott und den Menschen war gelungen. Und das ist heute noch erlebbar in seinen Überlieferungen und in unserem Regensburger Krankenhaus, in dem Mitarbeiter, Ehrenamtliche und wir Brü- der arbeiten. „Das Gebet ist das Atemholen der Seele“, hat uns der Selige gelehrt. JOHANNES Frater Seraphim Schorer Prior der Barmherzigen Brüder in Regensburg VON GOTT FINDE ICH GUT ... ... weil unser Ordensstifter das Gegenteil eines unnahbaren Heiligen ist: er kannte seine Mit- menschen und das Leben auf der Straße. Jo- hannes von Gott ging auf die Armen, Kranken und Ausgestoßenen zu. Und er war ein Pionier der modernen Krankenpflege – führte in sei- nem Hospital Standards ein, die bis heute gel- ten. Seinem Leitspruch „Das Herz befehle“ folgen noch über 500 Jahre später wir Barm- herzige Brüder und Tausende von Mitarbeitern in unseren Einrichtungen weltweit. Frater Benedikt Hau Provinzial der Barmherzigen Brüder in Bayern
16 BAYERISCHE ORDENSPROVINZ Frater Eustachius Kug- ler (rechts) in den 1930er Jahren mit dem damali- gen Generalprior Pater Narzissus Durchschein GOTTES- FÜRCHTIG, SOZIAL UND TATKRÄFTIG 150. Geburtstag des seligen Eustachius Kugler am 15. Januar 2017 D as Wort ‚Danke‘ schreibt sich fünf und sieben solcher Bitten oder EINSATZ FÜR KRANKE UND SCHWACHE so leicht. Doch Du, lieber Dankesschreiben finden sich dann Eustachius weißt sicher, was darin. Sie werden beim Gottesdienst Dabei hat Frater Eustachius Kugler ich sagen will - In Liebe Er- am Samstagmorgen um sieben Uhr um sich selbst nie großes Aufheben ge- hard.“ Einmal in der Woche leerte auf den Altar gelegt und ins Gebet macht. Der einstige Provinzial der Bay- Pater Leodegar Klinger die Box mit eingeschlossen. Auch jene, in dem erischen Ordensprovinz der Barmher- den Gebetsanliegen an den seligen eine Frau dem Ordensmann dankt für zigen Brüder war ein frommer Mann, Eustachius Kugler (1867-1946) in der seine Hilfe in schwieriger Zeit und der alles mit seinem Herrgott ausmach- Kapelle des Krankenhauses Barmher- dass ihr Mann wieder gesund gewor- te. Ansonsten galt sein Einsatz den zige Brüder Regensburg. Zwischen den ist. Menschen. Vor allem auf die Schwa-
17 BAYERISCHE ORDENSPROVINZ plizierten Bruch am rechten Fuß zu. Die Gesellenprüfung legte er noch ab, in seinen Beruf konnte er nicht mehr zurückkehren. Sein Schwager, ein Schmied, ließ ihn im Familienbetrieb in Reichenbach mit- arbeiten. Als die Barmherzigen Brüder 1891 das frühere Benediktinerkloster im Ort erwarben, um eine „Pflegeanstalt“ für geistig behinderte Menschen einzu- richten, half Kugler bei den Bauarbeiten. Dabei fing er an, sich für den Orden zu interessieren. Kurz vor seinem 26. Geburtstag trat er ein und erhielt den Namen „Eustachius“. „DAS HABE ICH MIT DEM HERRGOTT ABGEMACHT“ Frater Eustachius wirkte in mehreren Einrichtungen, bis er 1925 Leiter der Bayerischen Ordensprovinz wurde. Zu seinen größten Leistungen zählt der Krankenhausbau in Regensburg mit 450 Betten. Auf das Risiko der Finan- zierung von 8,3 Millionen Reichsmark angesprochen, antwortete er: „Das habe ich mit meinem Herrgott schon abgemacht. Da fehlt nichts.“ Dass die Klinik im Zweiten Welt- krieg während der 20 Luftangriffe auf die in der Nähe liegende Messer- schmitt-Jagdfliegerfabrik verschont blieb, führen viele Bürger auf Frater Eustachius zurück. Der kniete näch- Der Selige in einem Gemälde von Josef Kneuttinger im Regensburger Konvent telang in der Kapelle vor dem Taber- nakel. Als seine Mitbrüder einmal am Fenster standen, um den vorbeifah- chen und Kranken schaute er, genau steht heute ein kunstvoll gefertigter renden Adolf Hitler zu sehen, deutete dafür schätzen ihn die Leute bis heute. Gold-Messing-Schrein mit seinen Re- ihr Provinzial auf die Kapelle mit den So wurde aus ihm 2009 ein Seliger. Als liquien. Worten: „Hier ist euer Führer.“ Die Wunder erkannte der Vatikan damals an, Nazis setzen Kugler zu. Stundenlange dass ein junger Schlosser einen schwe- SCHLOSSERLEHRE IN MÜNCHEN Verhöre musste er über sich ergehen ren Autounfall 2001 unbeschadet über- lassen, Brüder wurden zum Kriegs- stand. Die Verehrung hatte aber schon Kugler kam am 15. Januar 1867 in dienst eingezogen und Einrichtungen viel früher begonnen. Neuhaus bei Nittenau zur Welt. Sein geschlossen. Geburtshaus steht noch. Eine große Mit der Erlaubnis des Ortsbischofs Zukunft war dem sechsten Kind des Auf sich schaute Kugler zuletzt. Das durften die Barmherzigen Brüder in Dorfschmieds und Kleinbauern Mi- kann man an seinen durchgelatschten den 1950er Jahren den Leichnam vom chael und dessen Frau Anna nicht in schwarzen Schuhen erkennen. Sie, ein Ordensfriedhof in die Kirche des von die Wiege gelegt. Mit 14 Jahren verlor alter Habit und ein einfacher Rosen- Kugler erbauten Regensburger Kran- Joseph seinen Vater. Um für die Fami- kranz gehören zu den wenigen Dingen, kenhauses umbetten. Wegen des An- lie Geld zu verdienen, absolvierte er in die nach seinem Tod am 10. Juni 1946 drangs wurde später ein Anbau ge- München eine Schlosserlehre. Kurz vor erhalten geblieben sind. schaffen, um das Grab auch von der dem Abschluss stürzte der Lehrling Straße zugänglich zu machen. Dort vom Gerüst und zog sich einen kom- Barbara Just
18 ERST EVANGELISCH, DANN KATHOLISCH Eine Ausstellung in Neuburg an der Donau beschäftigte sich auch mit Herzog Wolfgang Wilhelm, der vor fast 400 Jahren die Barmherzigen Brüder nach Bayern holte D er Vater, Philipp Ludwig, war St. Wolfgang, die Wiege des Ordens Nicht zuletzt an der Figur Wolfgang überzeugter Lutheraner. Sein in Bayern. Der Spitalsgründung vor- Wilhelms wird deutlich, dass es beim Sohn Wolfgang Wilhelm ausgegangen war eine Anfrage des be- Wechsel der Konfession nicht nur um aber trat zum Katholizismus rühmten Chirurgen und Barmherzigen den wahren Glauben, sondern auch um über und heiratete Magdalena, die Bruders Gabriel Graf von Ferrara von Politik und Machtansprüche ging. Der Schwester von Kurfürst Maximilian I. Wien aus. Wolfgang Wilhelm ließ sich Pfalzgraf verfolgte das Ziel, Ansprü- von Bayern. Als der Vater von dem nicht lumpen: Er stiftete den Brüdern che im sogenannten Jülich-Klevischen Glaubensübertritt erfuhr, wollte er sei- ein komplett eingerichtetes Hospital, Erbfolgestreit durchzusetzen. Das ge- nen Ältesten wohl enterben, aber ehe 2000 Gulden jährliche Dotation und lang ihm teilweise auch und er wurde es dazu kam, ereilte ihn der Tod. Wir 300 Klafter Brennholz. noch 1614 als Herzog von Jülich-Berg schreiben das Jahr 1614, und so wurde eingesetzt, zu dem auch Düsseldorf ge- Wolfgang Wilhelm (1578 – 1653) der LEIHGABE DES ORDENS hörte. In der Gruft der von ihm erbau- neue Herzog von Pfalz-Neuburg. Rund ten St. Andreas-Kirche in Düsseldorf 70 Jahre zuvor, 1542, war der erste Reformation und Gegenreformation wurde Wolfgang Wilhelm 1653 auch Herrscher des Fürstentums, Otthein- machte eine Ausstellung in Neuburg bestattet, sein Herz ruht in der Neu- rich, vom katholischen Glauben zum unter dem Titel „FürstenMacht & burger Hofkirche. Protestantismus übergetreten. wahrer Glaube“ zum Thema, die vom 15. Juli bis 5. November im Schloss Am 18. Oktober machten sich einige Pfalzgraf Wolfgang Wilhelm förderte Neuburg, im Fürstengang und in der Barmherzige Brüder auf den Weg nach die Rekatholisierung des Herzogtums Hofkirche zu sehen war. Gezeigt wur- Neuburg und ließen sich von Dr. Rosa Neuburg. Er führte den gregoriani- de unter anderem ein Porträtgemäl- Micus durch die Ausstellung führen. schen Kalender ein, holte die Jesuiten de Herzog Wolfgang Wilhelms von nach Neuburg – und stiftete 1622 für Pfalz-Neuburg aus dem Besitz der Johann Singhartinger die Barmherzigen Brüder das Hospital Barmherzigen Brüder. Dr. Rosa Micus führte am 18. Oktober durch die Neuburger Ausstellung.
19 GEBURTSTAGE 75. Geburtstag von Pater Johannes von Avila Neuner D u bist genau richtig alt“, sagte der Regens im Studienseminar in Lantershofen zu Frater Jo- hannes. Als die Ordensleitung Frater Johan- nes 1984 bat, Priester zu werden, war er immer- hin schon 42 Jahre alt. Das Seminar liegt im Rheinland in den Weinbergen und passend dazu trug Pater Johan- 80. Geburtstag nes an seinem 75. Geburtstag beim Dankgottesdienst am 29. Mai mit der Haus- und Dienstgemeinschaft des Münch- von Frater Meinrad Ebner ner Krankenhauses ein Messkleid, das Weintrauben zeigte. Der Weinberg des Herrn wurde „mein Leben, mein Dienst“, sagte der Geistliche in seiner Predigt. Das „Vergelt’s Gott“ an I m Kreis vieler Gratulanten und bei guter Gesundheit die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erwiderten diese beim hat der Algasinger Ordensbruder Frater Meinrad Eb- anschließenden Stehempfang mit einem launigen Gedicht ner am 11. Januar seinen 80. Geburtstag gefeiert. Neben und kleinen Gaben aus allen Abteilungen und Stationen. dem Provinzial der Barmherzigen Brüder, Frater Bene- dikt Hau, bedankte sich auch Bürgermeister Heinz Grund- Pater Johannes von Avila Neuner wurde am 29. Mai 1942 in ner (Dorfen) sehr herzlich beim Jubilar für seinen jahrzehn- Mittenwald geboren. Nach einer Lehre als Einzelhandels- telangen Dienst am Nächsten. „Menschen wie Sie sind eine kaufmann arbeitete er in München als Finanzbuchhalter und Bereicherung für die Gesellschaft“, sagte er. lernte so die Barmherzigen Brüder kennen. Im August 1961 trat er in den Orden ein, legte 1963 die Einfache und 1968 Frater Meinrad, mit bürgerlichem Namen Martin Ebner, die Feierliche Profess ab. Nach der Ausbildung zum Kran- lernte die Barmherzigen Brüder 1957 als 20-Jähriger kennen. kenpfleger war er sowohl in der Behindertenhilfe als auch in 1959 legte er die Einfache Profess ab. Seither hat er in vielen Krankenhäusern tätig. Unter anderem war er am Aufbau der Häusern des Ordens in Bayern als Kranken- und Heilerzie- Werkstätten für behinderte Menschen und der Fachschule für hungspfleger gearbeitet, sowohl in den Krankenhäusern als Heilerziehungspflege in Reichenbach beteiligt, von 1974 bis auch in der Behindertenhilfe. In der Algasinger Behinderten- 1977 war er Prior des Krankenhauses St. Wolfgang in Neu- einrichtung war er am längsten tätig, von 1968 bis 1988. 2014 burg an der Donau. Nach der Priesterweihe 1989 wirkte er kehrte er dorthin zurück. Er versieht immer noch zuverlässig zunächst als Seelsorger und Novizenmeister in Algasing, dann den Mesnerdienst in der Klosterkirche, genießt aber ansons- als Seelsorger im Regensburger Krankenhaus, ab 2001 in Mün- ten die Ruhe und die Zeit fürs Gebet, wie er sagt. chen, wo er zehn Jahre lang auch das Priorenamt bekleidete. Susanne Eder Johann Singhartinger
20 BAYERISCHE ORDENSPROVINZ PATRONA BAVARIAE VEREINT OBERBAYERN UND FRANKEN Sternwallfahrt zur Münchner Mariensäule zum 100. Geburtstag des Festes B ei angenehmen Temperaturen hatten Die Mariensäule ließ Kurfürst Maximilian l. sich am 13. Mai rund 7000 Menschen 1637/38 auf dem Münchner Schrannenplatz auf den Weg zum Münchner Marien- (seit 1854: Marienplatz) errichten, in Dankbar- platz gemacht anlässlich des 100-jähri- keit für die Bewahrung der beiden Hauptstäd- gen Jubiläums des Festes Patrona Bavariae. Unter te München und Landshut vor der Plünderung ihnen war auch eine Wallfahrergruppe der Barm- durch die Schweden. Er proklamierte Maria in herzigen Brüder Algasing. Groß waren Überra- spezieller Weise als Patronin Bayerns. Die Ma- schung und Freude, als Provinzial Frater Benedikt riensäule wurde symbolischer Mittelpunkt des Hau mit einer Gruppe aus seiner Heimatdiözese Landes, von dem aus die Entfernung der Orte Würzburg auf die Algasinger traf. Und so schloss gemessen wurde. sich die oberbayerische Gruppe den unterfrän- kischen Gläubigen an. Ohne Regen und immer Das Fest „Patrona Bavariae“ wurde erstmals am wieder mit einer angenehmen frischen Brise fei- 14. Mai 1916 in München begangen, 1917 in al- erten die Wallfahrer mit Kardinal Reinhard Marx len bayerischen Diözesen. 1970 verlegte die Frei- die heilige Messe. Gegen Ende des schönen und singer Bischofskonferenz den Festtermin auf den würdevollen Gottesdienstes führte der Weg der 1. Mai. Bischöfe zur Mariensäule zum feierlichen Ab- schluss. Silvia Schroll / Johann Singhartinger Die Münchner Mariensäule (links vor einem Turm des Liebfrauendoms) war Ziel der Wallfahrt, an der auch Provinzial Frater Benedikt Hau und eine Delegation aus Algasing teilnahmen.
21 Pfarrer Schießler (rechts) begeisterte Zuhörerinnen und Zuhörer; rote Herzen (Mitte) dienten als Spendenboxen für das Missionsprojekt des Ordens; in der Klosterkirche (links) versammelten sich die Teilnehmer zum nächtlichen Gotteslob. „DIE SACHE JESU BRAUCHT BEGEISTERTE“ Klosternacht in Algasing mit Pfarrer Rainer Maria Schießler E s war eine ganz besondere Klos- Kindheitserinnerungen im Bayerischen mel, Herrgott, Sakrament. Auftreten ternacht, die die Barmherzigen Wald bis hin zum Evangelium, wo das statt austreten“ vorlas. Brüder Algasing sich und an- Gleichnis vom Sämann einst den Onkel deren am 15. Juli zum Jubiläum ob der Verschwendung heftig erzürn- Wer sich zuvor mit kostenlosem schenkten: Rund 500 Menschen hat- te und doch so viel bereithalte. Ebenso Flammkuchen gestärkt hatte, bekam ten sich aufgemacht, um einen Got- sollen sich die Gläubigen aufmachen auch viel geistliche Nahrung gebo- tesdienst unter freiem Himmel mit „um ein guter Humus für Gottes Wort ten: Zeitgleich hatte in der schön ge- dem aus dem Fernsehen bekannten zu werden“, damit die Saat Jesu, seine schmückten Klosterkirche eine me- Pfarrer Rainer Maria Schießler zu fei- Liebe, in uns keime. Passend auch: „Die ditative Stunde der Stille mit der ern, den Prior Frater Bernhard Binder Sache Jesu braucht Begeisterte“, eines Aussetzung des Allerheiligsten statt- eingeladen hatte. Am Altar zu Füßen der vielen schönen Lieder, mit denen gefunden. Wunderbar mit Gitarre der Mariensäule leuchteten rote Her- die Musiker der Buchbacher Jugend- und Geige musikalisch untermalt vom zen, die von den Betreuten der För- gruppe JUMIK unter der Leitung von Kreis „Jugend 2000“ um Rudi Koller. derstätte gestaltet worden waren und Josef Marsmann den frischen „Feldgot- sich in Spendenboxen für das Missi- tesdienst“ begleiteten. Die Barmherzigen Brüder luden dann onsprojekt des Ordens verwandelten. noch zur Komplet, wo der Hausgeistli- „Mit meinem Gott überspringe ich Die im Münchner Dialekt gehaltene che Pater Augustine Annikkattu Seite Mauern“ – unter diesem Motto der Predigt kam so gut an, dass der „dia- an Seite mit den Barmherzigen Brü- Klosternacht wurden die Spenden für lektale Menschenfischer“, wie Pfarrer dern Meinrad Ebner, Algasing, und ein Obdachlosenzentrum in Ecuador Schießler einmal genannt wurde, noch Magnus Morhardt, München, zusam- gesammelt. über eine Stunde lang im großen Fest- men mit der Gemeinde das nächtliche saal über seine Arbeit in der Münchner Gotteslob anstimmte. Pfarrer Schießler, Träger der „Bairischen Pfarrei St. Maximilian sprach und auch Sprachwurzel“, schlug den Bogen von eine Passage aus seinem Buch „Him- Kirsten Oberhoff
22 BAYERISCHE ORDENSPROVINZ DIE MENSCHEN BEI IHREM NAMEN NENNEN Frater Karl Wiench über seinen Einsatz bei der Münchner Straßenambulanz Das Team der Straßenambulanz 2017 mit (von links) Dr. Thomas Beutner, Dr. Angelika Eisenried, Frater Karl Wiench, Birgit Kiask, Richard Haschke, Bernd Gollwitzer, Ulf Friesl und Provinzial Frater Benedikt Hau D ie Münchner Straßenambulanz hannes von Gott, des Ordensgründers Die Straßenambulanz tut dies mit den ist seit 20 Jahren jede Woche der Barmherzigen Brüder. Aus diesem Mitteln, die uns gegenwärtig zur Ver- zwei bis drei Abende unter- Anlass suchten die Brüder 1995 nach fügung stehen: einem Krankenwagen, wegs, um ein niederschwelliges einem „Geschenk“, einem Zeichen in Ärzten und Krankenpflegern, aktueller medizinisches Angebot an den Mann unserer Zeit, das dem Gründer gefal- Medizin und viel Engagement. oder die Frau auf der Straße zu bringen. len würde. Er selbst hatte die Kranken und Hilfsbedürftigen von der Straße Als ich Ende 1996 in den Orden der Ins Rollen kam das Projekt der aufgesammelt und sie auf seine Schul- Barmherzigen Brüder eintrat, war das Münchner Straßenambulanz bei der tern geladen, um sie in seine Herberge, Projekt gerade in der Konkretisie- Feier des 500. Geburtstags von Jo- später in sein Krankenhaus zu bringen. rung und viele Fragen waren zu klären.
23 BAYERISCHE ORDENSPROVINZ Welches Fahrzeug ist geeignet? Wel- der barmherzig an ihm gehandelt hat. Tag, in der Woche oder seit sehr lan- che Ausstattung ist sinnvoll? Wo soll Da sagte Jesus zu ihm: Dann geh und ger Zeit, dass sie respektvoll mit Na- die Ambulanz hinfahren? Wie erfah- handle genauso!“ (Lk 10,37) men angesprochen werden. Auch da- ren die Wohnungslosen davon? Mir durch bekommt die Behandlung eine lag die Vorstellung, da mitzumachen, JEDER IST EINZIGARTIG persönliche Note, eine Hilfe, die anders sehr fern und es beschäftigte mich lan- wirkt als die Medizin, eine Tiefe, die ge, warum ich nicht mitmachen woll- Es ist die Begegnung auf Augenhöhe, einen Hinweis gibt auf das Mehr, das te. Zwei Jahre später, ich war zu einem der Anblick, wie ich dem jetzt gerade jeden Menschen ausmacht. Praktikum wieder in München, bekam Nächsten gegenübertrete. Ich schaue ich die Einladung, mit der Straßenam- den Menschen an, sehe seine Not und Schenkend und selbst noch mehr be- bulanz mitzufahren. Da brachen zuerst sein Anliegen. Aber da ist noch mehr: schenkt gehe ich jetzt seit nunmehr 14 alle Bedenken und Vorurteile, die ich Jeder ist einzigartig, jeder hat seine ei- Jahren jede Woche in diesen Dienst hatte, über mich herein und dann, wäh- gene Geschichte, etwas das ihn aus- am Nächsten. Kürzlich kam während rend der Fahrt und den konkreten Be- macht und nur ihn ausmacht. Und unserer Behandlungstour eine Frau zu gegnungen, in sich zusammen. dahinter ist der, der ihm Leben gibt, uns, der wir vor fast zehn Jahren gehol- der ihm zusagt: Du bist mein geliebtes fen haben und die inzwischen in ge- Seit diesem Erlebnis, das mich kom- Kind, ich habe deinen Namen in meine ordneten Verhältnissen lebt. Sie brach- plett umgedreht hat, schlägt mein Herz Hand geschrieben. – Sehen kann ich te uns aus Dankbarkeit eine Decke als anders. Im Erkennen, dass die Men- nur den Menschen, tun nur das, was Gabe für jemanden, der sie brauchen schen auf der Straße in ihrer Notlage mir gegeben ist, aber grenzenlos schen- kann. Das war so ein Moment, in dem nichts Anderes sind oder fühlen als ken kann ich ihm den Blick und das mir ganz klar wurde: Jetzt bin ich ihr ich selbst, hat sich mir ein Wort Jesu Ansehen: Du bist wertvoll! Nächster geworden. Mit dieser Freu- ganz neu erschlossen Am Beispiel des de geht unser Geschenk an den heili- barmherzigen Samariters fragt Jesus Es ist neben vielen anderen Dingen bei gen Johannes von Gott ins dritte Jahr- am Ende: „Was meinst du: Wer … hat uns die Regel, dass wir die Menschen, zehnt. sich als der Nächste dessen erwiesen, die zu uns kommen, mit ihrem Namen der von den Räubern überfallen wurde? ansprechen. Das ist für die meisten Frater Karl Wiench, Der Gesetzeslehrer antwortete: Der, unserer Patienten das einzige Mal am Krankenpfleger SONDERAUSGABE MISERICORDIA Zum 20-jährigen Jubiläum haben die Barmherzigen Brüder eine 20-seitige Sonderausgabe der Ordenszeit- schrift herausgegeben, in der die Arbeit der Münchner Straßeanambulanz vorgestellt wird und die Helferinnen und Helfer von ihren Erfahrungen berichten. Provin- zial Frater Benedikt Hau betont in seinem Editorial, die Mitarbeit bei der rollenden Arztpraxis liege „in be- sonderer Weise auf der Linie unseres Ordensgründers Johannes von Gott“. Und Münchens 3. Bürgermeis- terin Christine Strobl bekennt sich zum Engagement der Stadt für die Gesundheit obdachloser Menschen. Bei einer Jubiläumsfeier am 27. September würdigte der Katholische Männerfürsorgeverein nicht nur zwei Jahrzehnte Straßenambulanz, sondern auch das 30-jäh- rige Bestehen der Arztpraxis für Wohnungslose sowie 65 Jahre Städtisches Unterkunftsheim an der Pilgers- heimer Straße. Sie möchten mehr zu diesem Thema wissen? Dann fordern Sie kostenlos ein Heft an unter Telefon 089/1793-109 oder per Mail: redakteur@barmherzige.de
24 BAYERISCHE ORDENSPROVINZ PATER ODER FRATER? Wie Barmherzige Brüder angesprochen werden D ie Unsicherheit ist auch bei Mitarbeite- Ist die Anrede „Pater Prior“ eine Ehre für Sie? rinnen und Mitarbeitern der Barmherzi- gen Brüder verbreitet: Wie spricht man Frater Seraphim: Ich stehe dem „Pater“ eigent- die Brüder eigentlich korrekt an? Pater, lich etwas distanziert gegenüber. Jesus sagt: Ihr Frater, Bruder? sollt niemanden Vater nennen - außer den Va- ter im Himmel und den eigenen Vater. Ich lasse Eigentlich ist es ganz einfach: „Pater“ (latei- mich sehr gerne als „Frater Seraphim“ anspre- nisch: Vater) bezieht sich erst einmal auf Ordens- chen, weil ich jedem ein Bruder sein möchte, und mitglieder, die Priester sind. In väterlicher Sorge auch, weil ich den Namen Seraphim schön finde. sollen sie ihre Aufgabe an der Gemeinschaft und den Gläubigen ausüben, wie zum Beispiel Pater Aber ein Prior hat eine herausgehobene Stel- Leodegar Klinger oder Pater Johannes von Avila lung. Empfinden Sie da „väterliche Sorge“? Neuner. Ja, das ist schon auch eine väterliche Rolle, die Es werden aber auch der Provinzial und die Verantwortung für die Brüder, für die Mitarbei- Prioren häufig mit „Pater“ angesprochen, auch ter und auch für die Patienten. Da gibt es einen wenn sie keine Priester sind – so wird Frater Be- Unterschied zwischen dem Brüderlichen und nedikt Hau zum „Pater Provinzial“ oder Frater dem Väterlichen: Es geht um den gesunden Blick Seraphim Schorer zum „Pater Prior“. Das ist ein auf das Ganze. Zeichen der Achtung vor der Verantwortung, die der Betreffende für die Provinz oder für den Ist diese Verantwortung für andere mehr Freu- Konvent hat. Umgekehrt sollen auch sie in vä- de oder mehr Last? terlicher Sorge für die Mitbrüder sowie für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, Betreuten Mehr Freude. Weil man andere Menschen und Patienten da sein. „wachsen lassen“ kann, sie darin unterstützen darf, zu dem zu werden, was sie werden wollen „Frater“ (lateinisch: Bruder) ist die Anrede für und was Gott mit ihnen vorhat. den Barmherzigen Bruder, der nicht Priester und nicht mit einer speziellen Leitungsaufgabe be- Bedauern Sie es manchmal, selbst keine Kin- traut ist. Der heilige Johannes von Gott bezeich- der zu haben? nete sich selbst als „Bruder aller“. So gesehen ist die Anrede „Frater“ bei einem Barmherzigen Nur in ganz wenigen Momenten, in denen ich Bruder immer richtig. daran zweifle, wie ich meine Berufung lebe. So wie es solche Zweifel halt in anderen Beziehun- Und wie sieht ein junger Bruder die Anrede „Pa- gen auch gibt. Aber meistens gehe ich in meiner ter Prior“ und sich selbst in der Rolle des Obe- Rolle auf und dann fehlt mir nichts. ren? Wir fragten den Regensburger Prior Frater Seraphim Schorer (39): Johann Singhartinger
25 BAYERISCHE ORDENSPROVINZ DIE ZUKUNFT DER HOSPITALITÄT Die Vorbereitungen für das Provinzkapitel 2018 haben begonnen E s ist nicht mehr lange hin: Das Situation der einzelnen Einrichtun- 51. Provinzkapitel der Baye- gen mit der „Zukunft der Hospitalität rischen Ordensprovinz findet in der Bayerischen Ordensprovinz un- vom 12. bis 16. Februar 2018 in ter dem Aspekt der Regionalisierung Kostenz statt. Mit Schreiben vom 10. und Urbanisierung“. Damit werden Mai 2017 hat es Generalprior Pater die Inhalte der jährlich stattfindenden Jesús Etayo angekündigt. Das Leitthe- Fortbildung für Direktoriumsmitglie- ma lautet: „Die Zukunft der Hospita- der vertieft. Beim Vorkapitel werden lität in der Provinz“. auch die Aktionsvorgaben des letzten Provinzkapitels und die Ergebnisse der Auf Beschluss des Provinzdefinitori- Provinzversammlung vom 29. Februar ums, also des Provinzials mit seinen bis 1. März 2016 überprüft und eva- vier Räten, geht dem Kapitel vom 7. luiert. bis 9. Dezember 2017 ein sogenann- tes Vorkapitel voraus. Zur Vorberei- Während sich das Vorkapitel vor allem tung der beiden Kapitel wurde von der mit dem zu Ende gehenden Quadri- Ordensleitung eine Arbeitsgruppe be- ennium (Zeitraum von vier Jahren) be- rufen, die Ende September erstmals schäftigt, ist es Aufgabe des Provinz- tagte. Der Gruppe gehören Provinzi- kapitels, Aufgaben und Ziele für das al Frater Benedikt Hau, Frater Eduard Quadriennium 2018 bis 2022 zu erar- Bauer, Pater Thomas Väth, Frater Sera- beiten und festzulegen. Dazu wird die phim Schorer und die Geschäftsführer Vorbereitungskommission in weiteren Hans Emmert und Christian Kuhl an. Sitzungen ein Programm erstellen. Ihre Aufgabe besteht darin, die Inhalte und organisatorischen Planungen der Den geistlichen Höhepunkt des Pro- beiden Kapitel inklusive der Erstellung vinzkapitels stellt die Wahl des Provin- der detaillierten Tagesordnung vorzu- zials und der Provinzräte dar. nehmen. Frater Eduard Bauer Zum Provinzkapitel werden die beiden Generalräte Frater Rudolf Knopp als Vorsitzender und Pater Benigno Ra- mos erwartet. Die Moderation des Vor- kapitels und des Kapitels obliegt dem Würzburger Domvikar Paul Weisman- tel. Wie bereits bei den vorhergehen- den Provinzkapiteln werden zeitweise leitende Mitarbeiterinnen und Mitar- beiter eingeladen. Die Teilnehmer befassen sich beim Vorkapitel neben dem Blick auf die Impressionen vom Provinzkapitel 2014
26 BAYERISCHE ORDENSPROVINZ PFIAT DI, PATER LEODEGAR! Der beliebte Seelsorger wechselte von Regensburg nach Kostenz M it 86 Jahren ist Pater Leo- degar Klinger in den „Ru- hestand“ gegangen. In den letzten zehn Jahren war er als Seelsorger eine feste Instanz im Kran- kenhaus Barmherzige Brüder Regens- burg und in der Klinik St. Hedwig. Im September zog er nun nach Kostenz. Bei einem gemeinsamen Gottesdienst mit anschließender Feier im Mitar- beiterspeisesaal verabschiedete sich die Regensburger Dienstgemeinschaft dankbar von ihm. „Pater Leodegar hat die Liebe Got- tes gelebt, sie sichtbar und fühlbar ge- macht“, so brachte Pfarrer Dr. Chris- toph Seidl das Wesen Pater Leodegars auf den Punkt. Immer ein offenes Ohr, ein freundliches Wort, mit seiner an- genehm ruhigen Art immer präsent und doch zurückhaltend. Sein Theol- giestudium an der Päpstlichen Univer- sität Gregoriana in Rom nennt Pater Leodegar „die wichtigste Zeit in mei- nem Leben“. Nach der Priesterweihe in München 1965 folgten Einsätze in Neuburg, Algasing und München. Nach Regensburg kam Pater Leode- gar zum ersten Mal 1984. So war es ein Heimspiel, als er 2007 zurückkehrte. Künftig wird Pater Leodegar in Kos- tenz Urlauber und Fortbildungsteil- nehmer, die Kinder des Kinderheims und die Mitarbeiter seelsorglich be- gleiten. Sein Nachfolger in Regensburg ist Pater Robin Vincent; der 38-jähri- ge Johannesmissionar kommt mit sei- ner offenen, freundlichen Art gut bei Patienten und Mitarbeitern an. Pater Leodegar Klinger mit seinem Nachfolger Pater Robin Vincent (oben links) und mit Mitar- Bianca Dotzer beiterinnen und Mitarbeitern, die ihn in Regensburg verabschiedeten.
27 BESINNUNGSTAGE / STUDIENTAGE / EXERZITIEN BILDUNGSARBEIT IM KRANKENHAUSVERBUND Studientag der Barmherzigen Brüder in Straubing G astgeber eines Studientages Diesen beiden Zielen fügte sie ein drittes rungskräfte haben den für alle verbindli- der Barmherzigen Brüder in hinzu, welches vor allem die ökonomi- chen Basis-Workshop durchlaufen. Vie- Bayern war am 5. November sche und strategische Rolle der Bildungs- le haben im Anschluss die Möglichkeit 2016 das Klinikum St. Elisa- arbeit beleuchtet. Die Bildungsarbeit genutzt, sich auch in vertiefenden The- beth in Straubing. Thema war die „Bil- des Krankenhausverbunds verfolgt im- men wie die erfolgreiche Vorbereitung dungsarbeit im Krankenhausverbund“, mer auch das Ziel, erstens die Attrak- und Führung von Mitarbeiterjahresge- zu dem Kristin Keitlinghaus, Bereichs- tivität der Organisation für die Mitar- sprächen oder der Umgang mit Kon- leiterin für Strategische Personalent- beitenden zu steigern und diese an uns flikt- und Krisensituationen fortzubil- wicklung und Bildung, als Vortragen- zu binden oder sie für uns zu gewinnen, den. Die Rückmeldungen von Seiten de eingeladen wurde. zweitens den Krankenhausverbund und der Teilnehmer sind positiv. Der Erfolg seine Arbeitsplätze zu sichern, indem der Führungskräfteentwicklung hängt Der erste Impulsvortrag befasste sich das Wissen und die Kompetenzen jedoch entscheidend von der Entwick- sich mit den Bildungszielen des Or- kontinuierlich und ausgerichtet an ak- lungs- und Umsetzungsbereitschaft des dens, die unter anderem in der Or- tuellen und künftigen Erfordernissen Einzelnen im Führungsalltag ab. densbroschüre „Bildungsarbeit bei weiter entwickeln können und drittens Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern damit unsere Position im Krankenhaus- Am Ende eines fruchtbaren Austau- – Anleitung zur Vermittlung der Or- markt zu stärken und auszubauen. Mit sches zu den Bildungsangeboten und densphilosophie und der Ordenswer- diesem Ziel ergänzte sie zur Perspektive -plänen des Krankenhausverbundes un- te“, Rom 2012, ausgeführt werden. des Einzelnen und der des Ordens eine terstrich Pater Provinzial Frater Bene- Kristin Keitlinghaus gab zahlreiche Organisationsperspektive. dikt Hau nochmals die Bedeutung der Beispiele dafür, wie die bestehenden Bildungsarbeit und bot weitere Unter- Ziele, nämlich die persönliche Entfal- WORKSHOPS FÜR FÜHRUNGSKRÄFTE stützung von Seiten des Ordens an. tung des Einzelnen und die harmoni- sche Weiterentwicklung des Ordens In einem zweiten Impulsvortrag stellte Kristin Keitlinghaus, Bereichsleiterin für zu fördern, im Rahmen der Bildungs- Kristin Keitlinghaus die seit 2014 be- Strategische Personalentwicklung und arbeit des Krankenhausverbundes re- gonnene Führungskräfteentwicklung Bildung im Krankenhausverbund der alisiert werden. vor. Etwa zwei Drittel der rund 600 Füh- Barmherzigen Brüder
28 BESINNUNGSTAGE / STUDIENTAGE / EXERZITIEN PLATZ SCHAFFEN! Besinnungstag der Barmherzigen Brüder zum Regelvater Augustinus W er kennt tinisch die Brüder. das nicht: Verschmitzt fügte Es sam- er hinzu, dass das melt sich Wollen entschei- viel an und man merkt, dend sei. Nur wenn eigentlich müsste man wir wollen, können wir mal wieder Platz schaf- ein Ort für den Herrn fen. Sich von Altlasten sein und Gott kann uns befreien, damit das wirklich nur dann in Besitz nehmen. Wichtige Raum bekommt. Das Besondere bei Gott sei, dass bei ihm das In-Besitz-Neh- Prämonstratenser-Abt Hermann-Jo- men anders sei als bei uns Men- sef Kugler aus Windberg betonte beim schen. Normalerweise hat der Besitzer Einkehrtag der Barmherzigen Brüder einen Vorteil an seinem Besitz. Bei Gott am 4. März in Kostenz, dass ein sol- ist es anders: Da hat der In-Besitz-Ge- cher Tag das Ziel habe, Platz zu schaffen Gottes im Leben konkret Platz zu ge- nommene den Vorteil, dass Gott bei und für Gott. Dies wusste auch schon der ben. Auch den Augustinischen Drei- mit ihm ist. heilige Augustinus, nach dessen Regel schritt zum Bibellesen empfahl der Abt: sowohl die Barmherzigen Brüder als 1. Bitten/Beten 2. Lesen und Wieder- Abgerundet wurde der Einkehrtag auch die Prämonstratenser leben. Der holen 3. Abklopfen. Mit dem Abklop- durch stille, meditative Spaziergänge im Augustinus-Kenner Kugler ließ den Re- fen sei die Frage verbunden: Was hat warmen Sonnenschein, eine persönliche gelvater durch Zitate häufig selbst zu der gelesene Bibeltext mit mir und mei- Bibelbetrachtung, ein gutes Mittages- Wort kommen und gab den Brüdern nem Leben zu tun? Ähnlich dem An- sen, die gemeinsame Feier der heiligen gute Impulse, wie es gelingen kann, dem die-Brust-Klopfen beim Gottesdienst Messe und zum Abschluss eine gesun- wirklich Wichtigen im Leben Platz ein- (Schuldbekenntnis, Agnus Dei), bei gene Vesper. zuräumen. dem sich jeder Christ selbst anschaue und in Beziehung zum Geschehen im Dieser Einkehrtag schaffte, ganz im Weil Augustinus biblisch dachte und Gottesdienst stelle. Sinne von Augustinus, Platz für das schrieb, ist die Regel eine Auslegung wirklich Wichtige. und Konkretisierung der Heiligen „Wollt ihr ein Ort für den Herrn sein?“, Schrift und helfe somit, dem Wort fragte Abt Hermann-Josef ganz augus- Pater Thomas Väth
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